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der artikulator Das Magazin für Berlin-Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Westsachsen 06-2016 Innungsfusion Stärkung der Selbstverwaltung ? Integration von Flüchtlingen

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der artikulatorDas Magazin für Berlin-Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Westsachsen

06-2016

Innungsfusion

Stärkung der Selbstverwaltung ?

Integration von Flüchtlingen

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der artikulator 06/2016

Inhalt / Editorial

der artikulator - Magazin der Zahntechniker-Innungen Berlin-Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Westsachsen

Herausgeber: Zahntechniker-Innungen Berlin-Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, WestsachsenRedaktion Berlin: Obentrautstr. 16/18, 10963 Berlin, Email: [email protected] - 030/393 50 36Redaktion Hamburg: Bei Schuldts Stift 3, 20355 Hamburg, Email: [email protected] - 040/35 53 43-0Redaktion Magdeburg: Zum Handelshof 9 39108 Magdeburg [email protected] - 0391/73 46 45 5V.i.S.d.P.: RAin Judith Behra, Geschäftsführerin der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg

Layout: Michael Paul, Herstellung und Vertrieb: Das Team der Geschäftsstelle der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg. Bildnachweise: Titel: Fotolia.com; Seiten 3 - 14: Fotolia.com; Seite 15: HWK Berlin; Seite 16: Tobias Lacher; Seite 18: Michael Paul; Seite 18: BTZ Berlin; Seite 19: ZIHSH; Seite 20-21: Verschiedene Fotografen; Seite 21: BZÄK; Seite 20: Sabine Meyer-Marc;

IMPRESSUM

Inhalt Auf ein Wort...Versuch’s mal mit Gelassenheit…

Das alte Jahr neigt sich dem Ende, das neue steht kurz vor der Tür - Zeit, sich zu besinnen. Nicht selten nehmen wir uns große Dinge für das kommende Jahr vor. Der 1. Januar als Tag der Verän-derung: Alles wird anders, die Disziplin ist größer denn je, sämtli-che Vorhaben werden gelingen. Das wird bestimmt ein großartiges und glückliches Jahr! Doch gerade die riesigen Erwartungen an das neue Jahr und an uns selbst führen oft zu den größten Ent-täuschungen, weil die Vorsätze doch nicht so umgesetzt werden können, wie man es sich erhofft hat. Vielleicht ist die Zeit gekom-men, dass wir uns darauf besinnen, was wirklich wichtig ist: Liebe, Gesundheit und innere Ruhe. Buddha sagte einst:

„Wenn wir das Wunder einer einzigen Blume klar sehen könnten, wür-de sich unser ganzes Leben ändern.“

Und genau da liegt die Quintessenz der Zufriedenheit und des Glück-lichseins. Wenn wir uns im stressigen Alltag auf das Wunder des Le-bens selbst besinnen und uns an kleinen Dingen erfreuen können, aus ihnen Kraft schöpfen und sie wertschätzen, wird jeder Tag ein bisschen heller. Inneren Frieden zu erlangen, ist auf Dauer ein nach-haltigerer Garant für ein glückliches Leben, als utopische Vorsätze, die ein konkretes Start - aber auch Verfallsdatum haben.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen Liebe, Glück, Zufriedenheit und Frieden - auch weit über das Jahr 2017 hinaus!

Nathalie OttigerZahntechniker-InnungBerlin-Brandenburg

Impressum / Auf ein Wort... 2

Berufspolitik

Innungsfusion, die Lösung? 3

Gesundheitspolitik

Selbstverwaltungsstärkungsgesetz 6

Betriebsführung

Archivierungspflicht von KMR-Stoffen 7

Recht

Lohn trotz Beschäftigungsverbot 9

Stellenzuwachs bei Datenschutz- beauftragten 9

Mundgesundheit verbessert sich 9

Sozialversicherung 2017 10

GKV - Zusatzbeitrag 2017 10

Lexikon Arbeitsrecht 11

Raucherpause nicht unfallversichert 11

Gesundheitskarte kann mannicht verweigern 11

Vertrag widerrufen. Geht das? 12

Fort- und Ausbildung

Ausbildungswege in Europa: Frankreich 13

10. Hamburger Zahntechnikertag 14

Willkommenslotsen der HWK Berlin 15

Azubi-Kongress 2016 16

"BEB-Zahntechnik®“ 17

Regionales

Meisterfeier 2016 in Berlin 18

Preisträgerin aus Berlin 18

Innungsversammlungen 19

25jährige Betriebsjubiläen 20

Abschied langjährigerInnungsmitglieder 21

Dr. Peter Engel (BZÄK) gewählt 21

Salih hat Glück beim Neustart 22

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Berufspolitik

Fortsetzung Seite 4

Die Zahntechniker-Innungen Ber-lin-Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Westsachsen haben sich für eine Fusion zu einer gemeinsa-men Innung entschieden, ebenso tragen sich Hamburg/Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vor-pommern mit diesem Gedanken. Was bewegt die Innungen dazu und ist eine Fusion die Lösung al-ler Probleme?

Um die Antwort auf diese Frage vor-weg zu nehmen: Das ganz sicher nicht! Das Zahntechniker-Handwerk ist in einer Umbruchphase, die na-türlich auch die Innungen erfasst. Eine einfache Lösung im Sinne von „wir machen einfach dies und das, dann ist alles wieder so wie vor 10 Jahren“ gibt es weder für die ge-werblichen Labore noch für die In-nungen.

Seit Jahren wird das Geschäft der Herstellung zahntechnischer Arbei-ten in einem gewerblichen Labor im-mer härter: Der materialtechnische und der technologische Fortschritt erfordern ständige Investitionen, das Gewerbe ist höchst personalintensiv und all den damit verbundenen Kos-ten stehen keine ausreichenden Ein-nahmen gegenüber. Dafür aber mehr als ausreichend Konkurrenz aus Bil-liglohnländern und Praxislaboren.

In der Folge haben gewerbliche La-bore, die vor 10-15 Jahren noch 20 und mehr Angestellte hatten, heu-te vielleicht noch 6 und die Zahl der in der Handwerksrolle eingetragene zahntechnischen Labore geht seit einigen Jahren zurück.

In der Folge sind in den letzten 20 Jahren auch die der Innung für den Haushalt zur Verfügung stehenden Mittel in Berlin-Brandenburg um fast 1/3 gesunken.

Genauso wie die Herstellung von Zahnersatz ein personalintensiver Beruf ist, ist auch eine vernünftige Arbeit in den Innungen nur mit einer

ausreichenden Zahl an tatkräftigen Mitarbeitern möglich.

Aber was genau tun die Innungen ei-gentlich?

Kernaufgabe der Innung ist die För-derung der gewerblichen Interessen ihrer Mitglieder. Dazu gehört z.B.

Die Führung der Kassenverhand-lung für die Höchstpreise für die zahntechnischen Leistungen bei den Regelversorgungen nach § 56 Abs. 2 Satz 2 SGB V einschließlich der Durchführung etwaiger Schied-samtsverfahren

die Verteidigung des Berufsbildes in Abgrenzung zum Zahnheilkunde-gesetz

die Verfolgung unzulässiger For-men von Praxislaboren

die Abstimmung mit den je-weiligen Landes-KZVen über die Berechtigung zur Abrechnung bestimmter Vergütungspositionen des BEL einschließlich der Klärung von der KZV zurückgewiesener Ein-zelabrechnungen

die Verfolgung unzulässiger Marktbeeinflussungen durch ge-setzliche Krankenkassen (z.B. unzu-lässige Anreize für die Versorgung in ausländischen „Zahnkliniken“) durch Anstrengung entsprechender auf-sichtsrechtlicher Verfahren und ggf. Klagen

die Verfolgung unzulässiger Marktbeeinflussungen durch private Krankenversicherungen durch wett-bewerbsrechtliche, gerichtliche und außergerichtliche Verfahren

Zur Förderung der gewerblichen In-teressen gehört weiter das gesamte Feld der politischen Interessenver-tretung, insbesondere

die Zusammenarbeit mit den üb-rigen Gesundheitshandwerken

die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen im Rahmen der von der Politik stark favorisierten und immer mehr geförderten Verträge gem. § 127 Abs. 2 SGB V

die Repräsentation des Hand-werkes bei entsprechenden Veran-staltungen (z.B. parlamentarischen Abenden)

die Aufrechterhaltung eines Ge-sprächsfadens mit Politik, Verbän-den und sonstigen Organisationen

das Verfassen von Stellungnah-men zu Gesetzesvorhaben, Abgabe von Presseerklärungen u. ä.

Nach der Handwerksordnung ist Kernaufgabe der Innungen weiter die Pflege von Gemeingeist und Be-

rufsehre. Diese etwas überkommen klingende Formulierung hat in jünge-rer Zeit eine besondere Ausprägung darin gefunden, dass die Ausdrucks-formen der Identifikation mit dem Beruf und den Berufskollegen sich von traditionellem „Vereinsleben“ zu-nehmend in öffentliche Räume und social-media-Kanäle verlagert. Zur Pflege des Berufsansehens und da-mit zur Berufsehre gehört weiter-hin eine vor allem mediale Werbung

Innungsfusion, die Lösung für alle Herausforderungen der Zukunft?

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der artikulator 06/2016

Berufspolitik

für das Handwerk und eine entspre-chende Marketingunterstützung der Betriebe. Folgende Tätigkeitsfelder werden in diesem Zusammenhang von der Innungsgeschäftsstelle aus-gefüllt:

Förderung der Bekanntheit des Handwerkes durch regelmäßige Veröffentlichungen z.B. in Tageszei-tungen, Patientenzeitschriften, u. ä. (redaktionelle Beiträge)

Veröffentlichungen in der denta-len Fachpresse, um die Wahrneh-mung als kompetenter, unersetzli-cher Partner bei der Zahnersatzver-sorgung sicherzustellen

Teilnahme an Gesundheits-messen und AZUBI-Messen

Ständige, zielgerich-tete Nutzung der social-media-Kanäle zur För-derung der Handwerksin-teressen

Erstellen und Betreiben einer Plattform, auf der sich die Innungs-mitglieder professionell als Anbieter am Markt präsentieren können

Unterstützung bei der werblichen Darstellung der Betriebe (z.B. durch kostenlosen Bilderpool für Mitglieder

zur Verwendung auf Website oder Flyer, Erstellung von Werbematerial)

Herstellung von Informationsfly-ern über die Herstellung von Zahn-ersatz sowie über das Berufsbild, Werbevideos für das Berufsbild

Zur Pflege der Berufsgemeinschaft gehört schließlich die allgemeine Betreuung und Unterstützung der In-nungsmitglieder bei berufsbezoge-nen Fragestellungen, insbesondere

Fördermittelberatung

Bereitstellen von Rahmenver-trägen, besonders für gewerkspezi-fische Dienstleistungen (z.B. Son-derabfallentsorgung, Arbeitsschutz, uvm.)

Berufsbezogene Beratung, z.B. zu Abrechnungsfragen, zu Ausbil-dungsfragen

Organisation von Schulungen und Fortbildungen

Hilfe bei der Betriebsorganisation (elektrische Anlagenprüfung, Erst-helferschulung, u.v.m.)

Organisation von Innungsver-sammlungen und Stammtischen

Erstellen regelmäßiger Mit-gliederrundschreiben mit wich-

tigen Informationen und all-gemeinen Nachrichten aus

der Mitgliedergemein-schaft

Zu den Kernaufgaben der Innung gehört weiter die För-

derung des handwerklichen Kön-nens durch Einrichtung oder Un-terstützung von Fachschulen oder die Veranstaltung von Lehrgängen. Hierbei ist die berufsspezifische Kenntnisvermittlung, insbesonde-re über branchenspezifische Anfor-derungen und Erfordernisse zur Er-füllung dieser gerade in einem Ge-sundheitshandwerk eine besonders

wichtige Aufgabe. Dies betrifft z.B. den Bereich des Arbeitsschutzes,

der EU-Datenschutzgrundver-ordnung (EU-DSGV) und des Daten-schutzgesetzes,

des Medizinproduktegesetzes sowie der Richtlinie 93/42/EWG,

des Heilmittelwerbegesetzes,

des Zahnheilkundegesetzes,

der Festzuschuss-Richtlinien,

der Zahnersatz-Richtlinien,

der Beschlüsse des Gemeinsa-men Bundesausschusses,

der Europäischen Normen des NADENT (DIN-Normenausschuss Dental),

und jüngst z.B. des Antikorrupti-onsgesetzes.

Schließlich ist eine zentrale Aufga-be der Innung die Betreuung der Be-rufsausbildung. Hier fallen eine Viel-zahl von Tätigkeiten an, z.B.

1. Berufsausbildung allgemein

Kontakte zu Berufsschulen (BS), Teilnahme an Ausbilder-Sprechta-gen und öffentlichen Informations-veranstaltungen der BS

Information und Rechtsberatung von betrieblichen Ausbildern und Lehrlingen bzw. deren gesetzl. Ver-tretern

Organisation der Arbeit des Lehr-lingsstreitigkeiten-Ausschusses

Organisation und Beteiligung an Ausbildungs-Informationsveranstal-tungen für Schüler und Eltern

Führung der Lehrlingsrolle

Innungsfusion, die Lösung für alle Herausforderungen der Zukunft?

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der artikulator 06/2016

Berufspolitik

Erstellung von Info-Flyern zum Berufsbild (Nachwuchswerbung)

Teilnahme an Schulungen / Ver-anstaltungen des Berufsverbandes

Fördermittelrecherche

Umsetzung neuer Ausbildungs-ordnungen

Betreuung, Organisation, Mitarbeit in fachbezogenen Arbeitsgruppen zur Entwicklung des Berufsbildes

2. Überbetriebliche Lehrunter-weisungen ( ÜLU-Lehrgänge )

Anträge an Vollversammlung der Handwerkskammer zum Be-schluss der Durchführung der Lehrgänge

Absprachen mit den Ausbildern an den durchführenden Bildungs-zentren der HK

Hospitationen

3. Gesellen- und Zwischenprü-fungen

Anwerbung der Mitglieder der Prüfungsausschüsse und Organisa-tion der Wahl der Arbeitgeber-Ver-treter durch die Mitgliederversamm-lung der Innung

Organisation der Wahl der Ge-sellenbeisitzer durch den Gesellen-ausschuss, Organisation der Be-rufung der Berufsschullehrer in die Prüfungsausschüsse

Koordinierung des Einsatzes der Ausschussmitglieder (Einladungen, Kontrolle und Abwicklung der Ab-rechnungen)

Organisation von rechtlichen und fachlichen Schulungen der Aus-schussmitglieder

Organisation und Leitung der Planungssitzungen der Prüfungs-ausschüsse

Erarbeitung des Prüfungsablauf-planes und Abstimmung mit den

Ausschussmitgliedern, den Berufs-schulen (Ort der Kenntnisprüfun-gen) und den Bildungszentren der HWK (Ort der praktischen Prüfun-gen)

Organisation der Aufsichtsfüh-rung bei den theoretischen und praktischen Prüfungen; teilweise Übernahme der Aufsichtsführung durch hauptamtlich Beschäftigte der Innung

Koordinierung der Erarbeitung sowie Druck und Fertigstellung der Theoriearbeiten (Kenntnisprüfun-gen)

Erstellen der Einladungen zu den Prüfungen und Versand

Bearbeitung der Prüfungsan-meldungen; Erstellen der Teilneh-merlisten

Erstellen und Versand der Rechnungen über Prüfungsge-bühren; Kontrolle der Zahlungen und Mahnwesen

Organisation der Räumlich-keiten für die Kenntnisprüfungen über Schulverwaltungsamt bzw. Berufsschulen

Erstellen der Bewertungs- und Auswertungsprotokolle für die Prüfungskommissionen

Auswertung der Prüfungser-gebnisse und Erstellen der Zeug-nisse und Gesellenbriefe

Organisation und Leitung der Freisprechungsfeier

Organisation der Durchführung von Wiederholungsprüfungen

Erstellen der Prüfungsstatistiken für die Handwerkskammern

All diese zugegebenermaßen recht abstrakt dargestellten Tätigkeiten erfordern engagierte Mitarbeiter in den Geschäftsstellen der Zahntech-niker-Innungen, die sich um eine bestmögliche Erledigung kümmern. Um dies für die nächste Zukunft si-

cher zu stellen, haben sich die Vor-stände der Innungen entschlossen, den Mitgliederversammlungen Fusi-onen vorzuschlagen, um die Arbeits-kraft und die Kompetenzen der Mit-arbeiter der Geschäftsstellen jeweils allen Innungsmitgliedern in den fu-sionierten Regionen zur Verfügung zu stellen. Eine Aufrechterhaltung und möglichst auch Ausweitung des Dienstleistungsangebots und eine Steigerung in der Kraft und der Laut-stärke, mit der sich die Innungen mit ihren Anliegen bemerkbar ma-chen können, ist das vorrangige Ziel. Kurz- und mittelfristig werden auch Kosteneinsparungen im Ehrenamt und Hauptamt zum Tragen kommen und zu einer Entlastung des Haus-halts führen.

Sowohl die Vorstände als auch die Geschäftsstellen wissen sehr wohl, dass das Fusionieren allein nicht ge-nug ist, aber mit einem wieder ver-größerten Mitgliederkreis wächst auch das Potential für Impulse, Ide-en und Projekte mit engagierten Mit-gliedern.

Für Anregungen und Bemerkun-gen sowohl zu den Fusionsplänen als auch der Innungsarbeit im All-gemeinen stehen die Geschäftsfüh-rer in Ihren Innungsgeschäftsstellen mit einem jederzeit offenen Ohr gern zur Verfügung.

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Gesundheitspolitik

Die Selbstverwaltung gehört zu den tragenden Prinzipien der gesetzli-chen Kranken- und Pflegeversiche-rung. Für sie charakteristisch ist die eigenverantwortliche Gestaltung durch die Beteiligten im Gesund-heitswesen. Dazu gehören insbe-sondere die Körperschaften und Ver-bände von Krankenkassen und Leis-tungserbringern. Die dezentralisier-te Umsetzung gesetzlicher Aufga-ben durch die Selbstverwaltung trägt maßgeblich dazu bei, dass sachge-rechte und alltagsnahe Lösungen bei der Gestaltung der gesundheitlichen Versorgung gefunden werden. Man kann zu Recht sagen, dass Selbst-verwaltung als gelebte Demokratie verstanden werden kann.

Grundsätzlich ist zwischen sozialer und gemeinsamer Selbstverwaltung zu unterscheiden. Soziale Selbst-verwaltung umfasst die institutionel-le Mitbestimmung der Arbeitneh-mer und Arbeitgeber in den Ver-waltungsräten der Krankenkassen und ihren Verbänden. So engagie-ren sich z. B. seit vielen Jahren Ver-treter der Zahntechniker als Arbeit-geber im Verwaltungsrat der Tech-niker Krankenkasse und tragen mit dazu bei, dass für eine bedarfsge-rechte Versorgung Beitragsmittel wirtschaftlich und effizient einge-setzt werden.

Die gemeinsame Selbstverwaltung umschreibt hingegen das Zusam-menwirken von Krankenkassen und Leistungserbringern zur Konkretisie-rung von gesetzlich vorgegebenen Aufgaben. Dabei wirken die Kran-kenkassen und die Leistungserbrin-ger im Gesundheitswesen in unter-schiedlichen Konstellationen und mit verschiedenen Aufgabenstellungen bei der Gestaltung der gesundheitli-chen Versorgung zusammen.

Mit dem Gesundheitsstrukturge-setz (GSG) von 1992 wurde letzt-malig eine weitreichende Organisa-tionsreform der sozialen Selbstver-waltung vorgenommen. Im Rahmen

des GSG wurden bei den Orts-, Be-triebs-, den Innungskrankenkassen und den Ersatzkassen ein ehrenamt-licher Verwaltungsrat und ein haupt-amtlicher Vorstand gebildet. Ab 2013 ging es dann mit den Kompetenzen der Selbstverwaltung wieder berg-ab. Mit dem dritten Gesetz zur Än-derung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften wurde u. a. die Regelung eingeführt, dass der Ab-schluss, die Verlängerung oder die Änderung eines Vorstandsdienstver-trages der vorherigen Zustimmung der Aufsichtsbehörde bedarf. In der Konsequenz darf also die Selbstver-

waltung nicht mehr autonom über den Abschluss von Dienstverträ-gen mit Mitgliedern des Vorstandes entscheiden. Auf der einen Seite ist der Verwaltungsrat für die Einstel-lung und Entlassung des Vorstandes der Krankenkassen verantwortlich, wenn es aber um die Ausgestaltung der Dienstverträge der Vorstands-mitglieder geht, mischt seit 2013 die Aufsicht kräftig mit. Nur am Rande sei erwähnt, dass mit dem GSG 2013 auch eine Vorlagepflicht gegenüber der Aufsichtsbehörde für Mietverträ-ge bei einer Mietfläche von mehr als 7.500 m² und einer Mietdauer von mehr als 10 Jahren eingeführt wur-de, die ebenfalls als ein nicht sach-gerechter Eingriff in die Selbstver-waltung zu werten ist.

Waren diese Einschränkungen der Rechte der Mitglieder der Selbstver-waltung schon schlimm genug, so setzt der vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgelegte Referentenentwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Handlungsfähigkeit und Aufsicht über die Selbstverwal-tung der Spitzenorganisationen in der GKV (GKV-Selbstverwaltungs-stärkungsgesetz – GKV-SVSG) dem Ganzen die Krone auf.

So ist u. a. geplant, eine bereits durch die Aufsicht genehmigte Sat-zung jederzeit durch die Aufsicht wieder korrigieren zu können. Mit einer solchen Regelung würde un-mittelbar in die Satzungshoheit der Verwaltungsräte der Krankenkassen eingegriffen. Da Klagen gegen eine nachträgliche aufsichtsrechtliche Satzungsänderung keine aufschie-bende Wirkung haben, droht eine nicht akzeptable Hängepartie für die Mitglieder der Selbstverwaltung der Spitzenorganisationen, da eine Ge-richtsentscheidung sich über Jahre hinziehen kann.

Einen ebenfalls gravierenden Ein-griff in die Selbstverwaltungsrechte stellt die vorgesehene Bestellung ei-nes „Entsandten für besondere An-gelegenheiten“ (Staatskommissar) dar. Hierfür müssen nach dem Wort-laut des Gesetzes nicht einmal spe-zifische Gründe vorliegen. Künftig könnte ein „Staatskommissar“ jeder-zeit eingesetzt werden, ohne dass ein besonderer Anlass hierfür be-steht.

Die Krankenkassenverbände, die Verbände der Arbeitgeber und die Gewerkschaften haben mit Recht gegenüber der Politik die geplanten gravierenden Eingriffe in die Rechte der Selbstverwaltung abgelehnt. Es scheint, dass dies Wirkung gezeigt hat und es zu Änderungen kommen wird.

Wir werden Sie über die weitere Ent-wicklung auf dem Laufenden halten.

Aus der Gesetzesküche - Selbstverwaltungsstärkungsgesetz:Von der Stärkung der Selbstverwaltung kann keine Rede sein

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der artikulator 06/2016

Betriebsführung

Vereinzelt war in letzter Zeit zu le-sen, dass es beim Umgang mit KMR-Gefahrstoffen die Verpflich-tung gibt, ein Expositionsverzeich-nis für seine Beschäftigten zu füh-ren und dieses noch 40 Jahre nach Beschäftigungsende vorzuhalten. Die Abkürzung KMR steht für: kan-zerogen, mutagen, reproduktionsto-xisch (krebserzeugend, erbgutver-ändernd, fortpflanzungsgefährdend).

Dieser Beitrag soll Ihnen einen ersten Überblick darüber geben, unter wel-chen Umständen die Erstellung eines solchen Verzeichnisses vom Gesetz-geber vorgeschrieben ist und wann davon abgesehen werden kann. KMR-Gefahrstoffe (auch bekannt als CMR-Stoffe) sind Stoffe, die als krebserzeu-gend, erbgutverän-dernd oder frucht-barkeits- bzw. fort-pflanzungsgefähr-dend eingestuft sind. Je nach Grad der Gefährdung sind sie in die Gefahren-kategorien 1A, 1B und 2 eingeteilt.

Treffen Sie als Ar-beitgeber die rich-tigen Vorkehrun-gen – sorgen Sie also für ausreichende technische, organisatorische als auch personel-le Schutzmaßnahmen -, dann kann auch der Umgang mit KMR-Stoffen sicher beherrscht werden. Oder an-ders ausgedrückt: Dann können Sie höchstwahrscheinlich auf die Erstel-lung eines Expositionsverzeichnis-ses verzichten.

Wie ermittele ich, ob ich KMR-Stoffe einsetze?

Um die KMR-Eigenschaft eines ver-wendeten Produkts in Erfahrung zu bringen, hilft zuallererst ein Blick in das Sicherheitsdatenblatt. Hier sind die Hersteller in den Abschnitten 2,

3 und 11 dazu verpflichtet, über die KMR-Eigenschaft zu informieren. In der Regel sind KMR-Gefahrstoffe mit sog. H-Sätzen gekennzeichnet (siehe Tabelle). Auch das Gefahr-stoffverzeichnis – insofern aktuell – kann eine geeignete Informations-quelle bieten (siehe Kasten).

Im Dentallabor sind derart eingestuf-te Inhaltsstoffe z.B. in Goldbädern, in Lichthärtepasten oder auch bei der Bearbeitung von NEM-Legierun-gen (Cobalt) zu finden. Ebenfalls ist es möglich, dass Gefahrstoffe nicht an sich, sondern erst durch die Tä-tigkeiten oder Verfahren eine KMR-

Eigenschaft entwickeln. Bspw. gel-ten Tätigkeiten wie das Einbetten, Ausbetten oder auch das Strahlen, bei denen Beschäftigte Stäuben in Form von Quarz und Cristobalit aus-gesetzt sind, als krebserzeugend.

Welche Schutzmaßnahmen muss ich treffen?

Um den Umgang mit KMR-Stoffen sicher zu beherrschen, sieht der Ge-setzgeber über die Beachtung all-gemeiner Schutzmaßnahmen (wie z.B. die Kennzeichnung der Gebin-de oder die Einhaltung angemesse-ner Hygiene etc.) hinaus zusätzliche Schutzmaßnahmen vor:

Die Prüfung und Dokumenta-tion einer Substitution durch ein weniger gefährdendes Produkt.

Ist eine Substitution nicht mög-lich oder technisch nicht umsetz-bar, so ist die Gefährdung auf ein Mindestmaß zu reduzieren (Mini-mierungsgebot).

Dies muss vorrangig durch technische Maßnahmen erreicht werden, bspw. durch die Verwen-dung eines geschlossenen Sys-tems oder einer Arbeitsplatzab-saugung. Überdies sollten orga-nisatorische (Anzahl exponierter

Mitarbeiter so gering wie möglich) als auch persönliche Schutzmaß-nahmen (bspw. bei Expositions-spitzen Atemschutz) die techni-schen Maßnahmen ergänzen.

Die Bestimmung der Exposi-tion der Beschäftigten durch Ar-beitsplatzmessungen oder durch andere geeignete Ermittlungsme-thoden.

Die Gefahrstoffe sind geschlos-sen zu lagern und ausschließlich fachkundige oder besonders un-terwiesene Personen dürfen die Tätigkeiten ausführen.

40 Jahre lange Archivierungspflicht beim Umgang mit KMR-Stoffen?

Fortsetzung Seite 8

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der artikulator 06/2016

Betriebsführung

Beschäftigungsbeschränkun-gen für werdende oder stillende Mütter wie auch für Jugendliche sind zu beachten. In dem Sicher-heitsdatenblatt wird ausdrücklich auf etwaige Beschäftigungsbe-schränkungen hingewiesen.

Eine arbeitsmedizinische Vor-sorge wird den betroffenen Be-schäftigten angeboten.

Insbesondere bei Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten sind alle technischen und organisatori-schen Schutzmaßnahmen auszu-schöpfen.

Die beim Umgang mit KMR-Stoffen abgesaugte Luft darf nicht in den Arbeitsbereich zurückge-führt werden, es sei denn, dass die Luft unter Anwendung von be-hördlich oder von den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung (z. B. BG ETEM) anerkannten Verfahren oder Geräten ausrei-chend von solchen Stoffen gerei-nigt ist. Die Luft muss dann so ge-führt oder gereinigt werden, dass KMR-Stoffe nicht in die Atemluft anderer Beschäftigter gelangen.

Halten Sie diese Maßnahmen ein und dokumentieren Sie die Einhal-

tung der Schutzmaßnahmen ent-sprechend dem Stand der Technik, dann sind Sie von

Gesetzes wegen zu keinen

weiteren Maßnahmen veranlasst, da davon ausgegangen werden kann, dass Sie die Grenzwerte einhalten.

Wann muss ich ein Expositi-onsverzeichnis führen?

Insofern jedoch nicht nachgewie-sen werden kann, dass 1.) die Grenzwerte eingehalten werden, 2.) dem Arbeitgeber Hinweise auf eine Gefährdung vorliegen, die im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge festgestellt wurden, 3.) keine ausreichenden Informatio-nen über die Höhe einer mögli-chen Exposition vorliegen oder 4.) Tätigkeiten mit hautresorptiven krebserzeugenden oder erbgutver-ändernden Gefahrstoffen ausge-übt werden und eine Gefährdung durch Hautkontakt besteht, muss davon ausgegangen werden, dass eine Gefährdung der Beschäftigten durch Tätigkeiten mit KMR-Gefahr-stoffen vorliegt.

In diesem Fall müssen Sie als Ar-beitsgeber

1) ein personenbezogenes Expo-sitionsverzeichnis führen und 40 Jahre nach Beschäftigungsen-de vorhalten, um mögliche späte-re Erkrankungen nachvollziehbar zu machen sowie entsprechende Entschädigungsansprüche zu ge-währleisten,

2) eine arbeitsmedizinische Pflicht-vorsorge sowie eine nachgehende Vorsorge veranlassen und

...Archivierungspflicht beim Umgang mit KMR-Stoffen? - Fortsetzung

3) Gefahrenbereiche abgrenzen, in denen Beschäftigte diesen Gefahr-stoffen ausgesetzt sind oder aus-gesetzt sein können, und Warn- und Sicherheitszeichen anbringen, einschließlich der Verbotszeichen „Zutritt für Unbefugte verboten“ und „Rauchen verboten“.

Geringerer Aufwand durch die Zentrale Expositionsdatenbank (ZED)

Um den Aufwand der Dokumentati-onsverpflichtung für Unternehmen zu reduzieren und eine sichere Ar-chivierung zu gewährleisten, bietet die DGUV in Zusammenarbeit mit der BG ETEM kostenlos die Mög-lichkeit, das Expositionsverzeichnis an die ZED zu übermitteln und die Aushändigungs- und Archivierungs-pflicht zu übertragen (mit Einwilli-gung der betroffenen Beschäftigten). Weitere Informationen hierzu finden Sie unter https://zed.dguv.de. Fest-zuhalten bleibt, dass die Archivie-rungspflicht von 40 Jahren nicht alle Dentallabore betrifft. Werden bei be-stimmungsgemäßen Gebrauch die Schutzmaßnahmen entsprechend dem Stand der Technik eingehalten und dokumentiert, so dass ein aus-reichender Schutz der Beschäftig-ten gewährleistet ist, dann wird ein Expositionsverzeichnis vom Gesetz-geber nicht zwingend vorgeschrie-ben. Einen ausführlicheren Beitrag zu dieser Thematik finden Sie in den News IV/2016 der Dr. Hölz Sicher-heitstechnik GmbH.

07./08.01.2017 Die richtigen Kniffe im Büromanagement kennen Berlin11.01.2017 Rechtsstellung des Zahntechnikers im Verhältnis zum Zahnarzt & Patienten Berlin18.01.2017 BEB Zahntechnik® Teil 1: Arbeits-und Verfahrensanweisungen Berlin25.01.2017 Seminar „Gütesiegel / QS-Dental“, Trihotel Rostock22.02.2017 Seminar „Die Kalkulation, Maschinenkosten, CADCAM“, Trihotel Rostock28.02.2017 Gesellenfreisprechungsfeier Berlin Berlin22.03.2017 Seminar „BUSSARD Dental“ – Praktische Tipps und Kniffe, Trihotel Rostock

+++ Termine +++ Termine +++

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der artikulator 06/2016

Recht

Lohnzahlung trotz Nichtantreten des Arbeitsplatzes aus gesund-heitlichem Beschäftigungsverbot

Einen besonderen Fall hatte kürz-lich das Landesarbeitsgericht Ber-lin-Brandenburg zu ent-scheiden, dem folgender Sachverhalt zugrunde lag: Eine Arbeitnehmerin hatte im November 2015 ein Ar-beitsverhältnis mit ihrem Arbeitgeber, beginnend ab 1. Januar 2016 vereinbart. Noch im Dezember 2015, also vor Beginn des Ar-beitsverhältnisses, wurde der Arbeitnehmerin auf-grund einer Risikoschwan-gerschaft ein ärztliches Beschäftigungsverbot er-teilt. Unter Berufung auf § 11 Mutterschutzgesetz (MuSchG) forderte die Arbeitnehmerin vom Ar-beitgeber den Lohn, den sie bei Ar-

beitsaufnahme ab Januar 2016 er-halten hätte. Der Arbeitgeber lehn-te die Lohnzahlung ab und begrün-dete dies damit, dass zu keiner Zeit eine tatsächliche Arbeitsleistung der Arbeitnehmerin erfolgt sei. Das

Landesarbeitsgericht entschied den Rechtsstreit für die Arbeitnehmerin. Nach Ansicht des Gerichts setzt der

Lohn trotz Beschäftigungsverbot vor dem ersten Arbeitstag?Anspruch auf Arbeitsentgelt bei Be-schäftigungsverboten keine vorhe-rige Arbeitsleistung voraus. Ent-scheidend sei allein das Bestehen eines Arbeitsverhältnisses. Dies sei mit dem Vertragsabschluss ab

01.01.2016 entstanden. Auch konnte das Gericht keine unverhältnismäßige Belastung des Arbeitge-bers sehen, da dieser die zu zahlenden Beträge auf-grund des Umlageverfah-rens in voller Höhe von der Krankenkasse erstattet be-komme.

Gegen das Urteil des Lan-desarbeitsgerichts Ber-lin-Brandenburg, Akten-zeichen 9 Sa 917/16 vom 30.09.2016 wurde die Revi-

sion zum Bundesarbeitsgericht zu-gelassen. Das Urteil ist also noch nicht rechtskräftig.

Die aktuelle Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) im Auf-trag der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztli-chen Bundesvereinigung hat ergeben, dass der Paradigmen-wechsel „vorsorgen statt versorgen“ Erfolg hat. So sind heute 81 % der Zwölfjährigen frei von Karies. Dieser Wert hat sich von 1997 – 2014 verdoppelt. Auch bei den 35 – 44jährigen ging im genannten Zeitraum die Anzahl der Zähne mit Karies um 30 % zurück. Die Zahl der schweren Parodontalerkrankungen halbier-te sich bei jüngeren Erwachsenen. Und bei den jüngeren Senio-ren im Alter von 65 bis 74 Jahren ist derzeit nur noch jeder achte zahnlos. 1997 war es noch jeder vierte.

Mundgesundheit verbessert sich

Deutlicher Stellenzuwachs bei der BundesdatenschutzbeauftragtenDie Bundesdatenschutzbeauftrag-te Andrea Voßhoff erhält im nächs-ten Jahr 49 neue Personalstellen, so viel wie noch nie. Den entspre-chenden Haushaltseinzelplan hat der Bundestag im November verab-schiedet.Der jetzt vorgenommene Stellenauf-bau ist in der Geschichte des deut-schen Datenschutzes einmalig. In-nerhalb von nur drei Jahren wird sich

die Zahl der Mitarbeiter bei der Bun-desdatenschutzbeauftragten And-rea Voßhoff von 85 im Jahr 2014 auf 160 im Jahr 2017 fast verdoppeln. Im kommenden Jahr sollen 29 der Planstellen eingerichtet werden, 20 weitere Stellen sind bis zum 1. De-zember 2017 gesperrt und dürfen erst dann besetzt werden. Damit will man trotz Bundestagswahl rechtzei-tig Personal zur Umsetzung der Eu-

ropäischen Datenschutzgrundver-ordnung bereitstellen können.

Der Stellenaufbau ist bei allen Auf-sichtsbehörden ein Thema, doch die Haushaltsberatungen sind in den Ländern noch nicht überall abge-schlossen. Einige Aufsichtsbehörden gehen für 2017 leer aus, nur wenige erhalten eine handvoll Stellen mehr. (mho) Auszug aus: www.heise.de

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der artikulator 06/2016

Recht

Rechengrößen in der Sozialversicherung 2017Im Jahre 2016 haben sich die Gehälter wei-ter positiv entwickelt. Im Westen belief sich der An-stieg im Durchschnitt auf rund 2,5 %, im Osten auf rund 3,9 %. Deshalb werden auch die Beitrags-bemessungsgrenzen in der Renten-versicherung, der Arbeitslosenversi-cherung sowie der Krankenversiche-rung angehoben.

a) Versicherungspflichtgrenze oder auch Jahresarbeitsentgeltgrenze

Die Versicherungspflichtgrenze oder auch Jahresarbeitsentgeltgrenze be-zeichnet die Höhe des Einkommens eines Arbeitnehmers bis zu der er in einer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert sein muss. Verdient der Arbeitnehmer mehr als diesen Grenzwert, kann er freiwillig in der

gesetzlichen Krankenversiche-rung bleiben, sich aber auch privat versichern. Die Versi-

cherungspflichtgrenze war 2016 auf ein jährliches Einkommen von 56.250 €

festgelegt. 2017 beträgt sie 57.600 € im Jahr oder 4.800 € im Mo-nat.

b) Beitragsbemessungsgrenze

Die Beitragsbemessungsgrenze legt die Höhe des Einkommens fest, bis zu dem die in Prozent berechneten Beiträge in der Sozialversicherung ansteigen. Liegt das Einkommen über der Beitragsbemessungsgren-ze, steigt der Beitrag nicht mehr wei-ter. Die Beitragsbemessungsgrenze ist für die Zweige der Sozialversiche-rung unterschiedlich hoch. So wird sie für die Kranken- und Pflegeversi-

cherung 2017 auf 4.350 € im Monat bzw. 52.200 € im Jahr ansteigen. Die Beitragsbemessungsgrenze für die Renten- und Arbeitslosenversiche-rung wird 2017 in den alten Bundes-ländern auf 6.530 € im Monat bzw. 76.200 € im Jahr steigen. In den neu-en Bundesländern sind es 5.700 € im Monat bzw. 68.400 € im Jahr.

2016 betrug die Beitragsbemes-sungsgrenze für die Kranken- und Pflegeversicherung noch 4.237,50 € im Monat, für die Renten- und Ar-beitslosenversicherung im Westen 6.200 € im Monat, im Osten 5.400 €.

Betroffen sind von diesen Steigerun-gen vor allem Arbeitnehmer mit ho-hem Einkommen. Ebenso wird der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung weiter erschwert.

Am 13. Oktober 2016 kam der beim Bonner Bundesversicherungsamt angesiedelte „Schätzerkreis“ für die gesetzliche Krankenversiche-rung zusammen und errechne-te für das Jahr 2017 einen durch-schnittlichen Zusatzbeitrag von 1,1 %. Entgegen den Prognosen, die von einer Steigerung des Zu-satzbeitrages für das Jahr 2017 um mindestens 0,2 % - 0,3 % ausgegangen waren, bleibt der durchschnittliche Zusatzbeitrag auch im nächsten Jahr unverän-dert. Das Bundesministerium für Gesundheit, zusammen mit dem Bundesministerium der Finanzen, schloss sich inzwischen dem Vo-tum des Schätzerkreises an und veröffentlichte diesen Wert gemäß § 242a SGB V im Bundesanzeiger.

Dass im Wahljahr 2017 steigende Zusatzbeiträge vielen Politikern ein Dorn im Auge sind, dürfte kein Ge-heimnis sein. Nicht umsonst erhal-ten die gesetzlichen Krankenkassen

für das Jahr 2017 eine zusätzliche Finanzspritze in Höhe von 1,5 Milli-arden Euro aus den Reserven des Gesundheitsfonds.

Der durchschnittliche Zusatzbeitrag ist, anders als die Bezeichnung ver-muten lässt, nicht der Durchschnitt aller Zusatzbeiträge aller gesetzli-chen Krankenkassen. Er ist vielmehr ein amtlicher Wert, mit dem zum ei-nen der Finanzbedarf der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung über den allgemeinen Beitragssatz

von 14,6 % hinaus gekennzeichnet wird. Zum anderen werden für eine bestimmte Gruppe von Versicher-ten aber tatsächlich Zusatzbeiträge

nach diesem amtlichen Wert erho-ben. Dass sind diejenigen, bei de-nen die Zusatzbeiträge nicht von den Versicherten selbst, sondern von Dritten getragen werden, z. B. Teilnehmer am Bundesfreiwilligen-dienst oder Bezieher von Arbeitslo-sengeld II. Für die meisten Mitglie-der der gesetzlichen Krankenkas-sen sind die kassenindividuellen Zusatzbeiträge ihrer Krankenkasse maßgeblich, bei der sie versichert sind. Diese werden regelmäßig im November oder Dezember von den

Selbstverwaltungsorganen der der-zeit noch 117 gesetzlichen Kranken-kassen festgelegt und können über oder unter dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag liegen. Dabei ist na-türlich jede Kasse bemüht, die Höhe des durchschnittlichen Zusatzbeitra-ges nicht zu überschreiten, sondern eher darunter zu liegen.

Durchschnittlicher Zusatzbeitrag der Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen 2017 bei unverändert 1,1 %

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der artikulator 06/2016

Recht

Lexikon ArbeitsrechtKrank im Urlaub

Krank im Urlaub, wer wünscht sich das schon! Trotzdem enden vie-le Urlaubsreisen mit einer Erkran-kung. Wie in einem solchen Fall die Mitteilungspflichten des Arbeitneh-mers gegenüber dem Arbeitgeber aussehen und welche Besonder-heiten bei einem Urlaub im Ausland gelten, soll hier erläutert werden.

Die Mitteilungspflichten des er-krankten Arbeitnehmers regelt § 5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes (EntgeltFG), der auch gilt, wenn die Arbeitsunfähigkeit während des Ur-laubs eintritt. Danach hat der Ar-beitnehmer dem Arbeitgeber die Ar-beitsunfähigkeit und deren voraus-sichtliche Dauer unverzüglich mit-zuteilen. Unverzüglich meint, ohne schuldhaftes Zögern, weshalb der Arbeitgeber unmittelbar nach Be-ginn der Erkrankung telefonisch, per Fax oder per E-Mail informiert

werden muss. Dauert die Arbeits-unfähigkeit länger als drei Arbeitsta-ge, muss der Arbeitnehmer spätes-tens am darauffolgenden Arbeitstag dem Arbeitgeber eine ärztliche Be-scheinigung über das Bestehen der Arbeitsunfähigkeit sowie deren vor-aussichtlicher Dauer vorlegen. Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Vor-lage der Bescheinigung auch schon früher zu verlangen. Weitergehende Mitteilungspflichten gelten für den Fall des Auslandsaufenthalts. § 5 Abs. 2 EntgeltFG bestimmt, dass der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber in diesem Fall auch seine Adres-se am Urlaubsort mitteilen muss. Das soll dem Arbeitgeber die Mög-lichkeit geben, die Arbeitsunfähig-keit überprüfen zu lassen. Die Mit-teilung aus dem Ausland hat in der schnellstmöglichen Art der Über-mittlung zu erfolgen. Nach Satz 3 der genannten Vorschrift hat jedoch

die durch die Mitteilung dem Arbeit-nehmer entstehenden Kosten der Arbeitgeber zu tragen! Darüber hi-naus hat der Arbeitnehmer, wenn er Mitglied einer gesetzlichen Kranken-kasse ist, bei einem Auslandsauf-enthalt dieser die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer mitzuteilen. Kehrt der Arbeitnehmer dann nach Deutschland zurück, ist er schließlich verpflichtet, dem Ar-beitgeber und seiner Krankenkas-se die Rückkehr in sein Heimatland mitzuteilen (§ 5 Abs. 2, Satz 7 Ent-geltFG). Wichtig ist noch, dass sich der Urlaub nicht automatisch um die Tage der Erkrankung verlängert. Die durch ärztliches Attest nach-gewiesenen Krankheitstage, die gemäß § 9 Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) nicht auf den Urlaub ange-rechnet werden dürfen, können nur über einen neuen Urlaubsantrag des Arbeitnehmers genutzt werden.

Legen Mitarbeiter eine Raucherpau-se ein und verletzen sich auf dem Weg dorthin, sind sie nicht unfallver-sichert, so eine Entscheidung des Sozialgerichts Karlsruhe (Az.: S 4 U 1189/15). Etwas anderes gilt, wenn sich Beschäftigte während der Ar-beitszeit auf dem Weg zur Toilette

verletzen. In diesem Fall besteht der Unfallschutz. In dem verhandelten Fall wollte eine Mitarbeiterin eine Viertelstunde vor ihrer üblichen Pause eine Zigarette rauchen gehen. Dabei wurde sie in einer Montagehalle von einem Ga-belstapler angefahren und schwer

Ungeachtet des Rechts auf infor-mationelle Selbstbestimmung dür-fen Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung die Digitali-sierung der Krankenversorgungen nicht verhindern und haben keinen Anspruch auf Befreiung von der elektronischen Gesundheitskarte. Die Speicherung der gesetzlichen Gesundheitsdaten muss allerdings gesetzlich klar geregelt sein. Ver-einbarungen zwischen den beteilig-

ten Behörden reichten hierfür nicht aus. Dies hat das Landessozialge-richt Baden-Württemberg entschie-den (Aktenzeichen L 11 Kr 2510/15).

Im vorliegenden Fall hatte ein IT-Ingenieur eine grundsätzliche Klä-rung verlangt, ob der Anspruch von Leistungen der gesetzlichen Kran-kenversicherung eine elektroni-sche Gesundheitskarte erfordere. Das Sozialgericht hatte dies bejaht

und die Klage abgewiesen. Das Landessozialgericht Baden-Würt-temberg wies die Berufung gegen die Entscheidung zurück. Die ge-setzlichen Vorschriften zur Einfüh-rung der elektronischen Gesund-heitskarte seien verfassungsge-mäß. Durch Regelungen zum Da-tenschutz und gegen Missbrauch von Daten sei sichergestellt, dass es keinen „gläsernen Patienten“ geben könne.

am Fuß verletzt. Die Unfallversi-cherung verweigerte den Versiche-rungsschutz.

Das Gericht gab der Unfallversiche-rung recht, für den Weg in die Rau-cherpause besteht daher kein Un-fallversicherungsschutz.

Die elektronische Gesundheitskarte kann man nicht verweigern

Auf dem Weg zur Raucherpause nicht unfallversichert

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der artikulator 06/2016

Recht

Kennen Sie das? Ein netter Vertre-ter kommt vorbei und macht Ihnen ein Zeitschriften-Abo oder einen neuen Handy-Vertrag schmack-haft. Das Angebot klingt interes-sant und Sie unterschreiben. Kaum ist der Vertreter aus der Tür, mer-ken Sie, dass Sie überrumpelt wur-den. Hätten Sie in Ruhe nachge-dacht, hätten Sie vermutlich nicht unterschrieben. Was nun? Kom-men Sie aus der Verpflichtung wie-der heraus?

Die weit verbreitete Meinung, dass man den Vertragsschluss widerru-fen könne, trifft leider nicht immer zu. Ob Ihnen ein solches Wider-rufsrecht zusteht, hängt davon ab, ob Sie als Privatperson oder für Ih-ren Betrieb gehandelt haben. Wenn Sie für Ihre Mitarbeiter oder Kun-den eine Fachzeitschrift bestellen oder einen Telefonvertrag für das Büro abschließen, handeln Sie ein-deutig für Ihren Betrieb. Wenn Sie Zuhause Geschenke für Freunde oder Ihre Kinder bestellen, handeln Sie eindeutig als Privatperson. Wie aber wäre beispielsweise der Fall einzustufen, wenn Sie im Betrieb Geschirr oder Lam-pen für den Privatge-brauch bestellen und diese an den Betrieb liefern lassen? Die andere Seite kann in diesem Fall nicht wis-sen, ob Sie die Ge-genstände beruflich oder privat bestellen. Der BGH hat für sol-che Fälle folgende Grundsätze aufge-stellt:

Das rechtsgeschäftliche Han-deln einer natürlichen Person ist grundsätzlich als Verbraucher-handeln anzusehen.

Nur wenn Umstände vorlie-gen, nach denen das Handeln einer natürlichen Person aus der Sicht des anderen Teils ein-

deutig und zweifelsfrei einer ge-werblichen oder selbständigen, beruflichen Tätigkeit zuzurech-nen ist, liegt kein Verbraucher-handeln vor.

Verbleibende Zweifel, welcher Sphäre das konkrete Handeln zuzuordnen ist, sind zugunsten der Verbrauchereigenschaft zu entscheiden.

Die Darlegungs- und Beweis-last dafür, dass nach dem von ihm objektiv verfolgten Zweck ein dem privaten Rechtskreis zuzuordnendes Rechtsgeschäft vorliegt, trägt der/die Verbrau-cher/in.

Im obigen Fall liegt nach diesen Grundsätzen also trotz betriebli-cher Lieferadresse ein Privatge-schäft und damit Verbraucherhan-deln vor.

Kann ich als Privatperson alle Verträge widerrufen?

Nein. Dies ist nur bei bestimmten Ver-

tragsarten mög-lich. Diese sind ausdrücklich im Bürgerlichen Ge-setzbuch gere-gelt. Widerrufs-rechte gibt es insbesondere bei außerhalb von Geschäftsräumen

geschlossenen Verträgen, bei Fernabsatzver-

trägen, bei Ra-tenlieferungsverträ-

gen sowie Darlehensverträgen. Fernabsatzverträge sind Verträge, bei denen für die Vertragsverhand-lungen und den Vertragsschluss ausschließlich Fernkommunikati-onsmittel verwendet werden, ins-besondere Briefe, Kataloge, Te-lefonanrufe, Faxe, E-Mails oder SMS. Ratenlieferungsverträge sind beispielsweise Verträge über

ein Zeitschriftenabonnement. Ach-tung: Das Gesetz regelt auch Aus-nahmen. Ein Widerruf ist beispiels-weise nicht möglich bei Verträgen über verderbliche Lebensmittel, Maßanfertigungen oder bestimm-te Kosmetik- und Hygieneprodukte.

Der Widerruf ist innerhalb von 14 Tagen möglich. Die rechtzeitige Absendung des Widerrufs genügt für die Einhaltung der Frist. Eine Begründung ist nicht erforderlich, aus dem Wortlaut der Erklärung muss sich aber eindeutig erkennen lassen, dass eine Rückabwicklung des Vertrages gewollt ist. Die blo-ße Rücksendung bestellter Ware reicht hierfür nicht aus, es ist eine ausdrückliche Erklärung erforder-lich. Stellen Sie sicher, dass Sie die rechtzeitige Absendung des Widerrufs im Streitfalle beweisen können. Sofern Sie über Ihr Wi-derrufsrecht nicht oder nicht kor-rekt informiert wurden, kann Ihnen auch nach Ablauf von 14 Tagen noch ein Widerrufsrecht zustehen.

Was mache ich, wenn ich den Vertrag für den Betrieb abge-schlossen habe?

In diesem Fall sind Ihre Hand-lungsmöglichkeiten eingeschränkt. Ein Widerrufsrecht steht Ihnen nicht zu. In Einzelfällen kann eine Anfechtung in Betracht kommen. Wenn Sie sich zum Beispiel über wesentliche Eigenschaften des Vertragsgegenstands geirrt ha-ben oder versehentlich eine Er-klärung abgegeben haben, die Sie gar nicht abgeben wollten, lohnt es sich, über eine Anfechtung nach-zudenken. Dies gilt auch für Fälle, in denen Sie von der anderen Sei-te getäuscht oder bedroht wurden. Nicht zuletzt können Sie natürlich auf dem Verhandlungswege versu-chen, eine einvernehmliche Aufhe-bung des Vertrages zu erwirken. Sprechen Sie gerne die Rechtsbe-rater Ihrer Innung an, wenn Sie in einer solchen Situation Unterstüt-zung benötigen.

Wann kann ein Vertrag widerrufen werden?

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der artikulator 06/2016

Ausbildung

Fortsetzung Seite 14

Frankreich und seine Zahntech-niker-Ausbildung

Westlich von Deutschland liegt Frankreich – ein Land, das uns von leckerem Käse, krossen Baguettes, Liebe unterm Eiffelturm und hüge-ligen Weinterrassen träumen lässt. Wer Zahntechniker in Frankreich ist, der hat das (kulinarische) Paradies direkt vor der Nase. Aber wie wird man in Frankreich eigentlich Zahn-techniker?

Das Bildungssystem in Frankreich unterscheidet sich in seinem Aufbau in einigen Punkten vom deutschen. Im Alter von zwei bis sechs Jahren besuchen Kinder in der Regel die Vorschule, die „école maternelle“, dann geht es in die Grundschule, die école élémentaire, die man mit der 5. Klasse abschließt. Im Alter von 10-11 Jahren wechseln die Schüler dann auf das „collège“, wo sie weite-re vier Schuljahre absolvieren. Nach Erlangen des „diplôme nationale du Brevet“, der mittleren Reife, ste-hen mehrere Wege offen. Wer be-reits hier weiß, dass er Zahntechni-ker werden möchte, hat nun mehrere Möglichkeiten: Entweder besucht er ein berufliches Gymnasium, um die fachgebundene Hochschulreife, das „baccalauréat professionnel“, zu er-halten. Hier gibt es die Möglichkeit, direkt das „BacPro (kurz für bacca-lauréat professionnel) prothèse den-taire“, also ein berufsorientiertes Ab-itur mit dem Schwerpunkt Zahntech-nik, zu erwerben. Dieser Weg dau-ert drei Jahre; insgesamt 22 Wo-chen davon verbringt der Schüler in einem betrieblichen Praktikum. Zwei Mal pro Woche findet der gymnasia-le Unterricht statt. Dieser Abschluss berechtigt den ausgebildeten Tech-niker dazu, unter Aufsicht eines Vorgesetzten bestimmte Arten von Zahnersatz zu entwerfen, herzu-stellen oder zu reparieren. Ebenso ist es ihm möglich, die Verwaltung des Bestands, der Finanzen und der Personalabteilung zu übernehmen.

Die (fachgebundene) Hochschulrei-fe gibt dem Schüler die Möglichkeit, anschließend eine Fachhochschule oder Universität zu besuchen, aber auch, dass „Brevet de technicien supérieur“, das höhere Techniker-diplom, zu erwerben. Dieses dau-ert weitere zwei Jahre, in denen der Auszubildende sein bisher erlangtes Wissen im Bereich der Zahntech-nik vertieft und anschließend in der Lage ist, die Aufgaben eines Den-tallaborleiters zu übernehmen. Zwei Tage pro Woche findet Unterricht statt, die restliche Zeit im Betrieb.

Eine andere Möglichkeit für einen Schüler mit dem Wunsch, Zahntech-niker zu werden, ist es, nach der 9. Klasse das „Certificat d’aptitude pro-fessionnelle“, kurz CAP, zu erwer-ben. Dies ist ein berufsbilden-der Abschluss, der in über 200 verschiedenen Fachrichtungen erwor-ben werden kann – eben-so in der Zahntechnik. Der Weg zu diesem Abschluss führt entweder über zwei Jahre Vollzeit am Lycée professionel, dem beruf-lichen Gymnasium, oder über eine zweijährige Lehre im dualen Sys-tem mit dem Besuch einer Berufs-schule, dem Centre de Formation d’Apprentis. Hat man das CAP im Bereich Zahntechnik erreicht, so kann man die Ausbildung fortset-zen und den zweijährigen techni-schen Abschluss für Zahntechniker, den „Brevet Technique des Métiers de Prothésiste dentaire“, erlangen. In diesen zwei Jahren hat der Aus-zubildende eine Woche Berufsschu-le im Monat und arbeitet die restliche Zeit im Betrieb. Ihm wird hier prak-tisches und technisches Know-how gelehrt, ebenso Arbeitsorganisation, Verwaltung von Fabrikationskosten und auch die Leitung eines Dental-labors gelehrt.

Der Weg in die Selbstständigkeit führt in Frankreich nicht zwingend über eine bestandene Gesellenprü-

fung – es reicht aus, drei Jahre im zahntechnischen Handwerk berufs-tätig gewesen zu sein. Viel einfacher als in Deutschland, wo der Meis-tertitel oder eine Ausnahmebewilli-gung hierzu erforderlich ist. Ob die-ser Umstand der Qualität des fran-zösischen Zahnersatzes zuträglich ist, mag für den einen oder anderen fragwürdig sein.

Wie in Deutschland gibt es in Frank-reich die Handwerkskammer, die „chambre des métiers“. Jede größe-re Stadt bzw. jede Region hat eine eigene Zweigstelle. Auch in Frank-reich übernimmt die Handwerks-

kammer die Interessenvertretung des Handwerks und bietet ihren Mitgliedern Beratung und Hilfe in Rechts-, Betriebs- und Ausbildungs-fragen, in der Unternehmensgrün-dung und vieles mehr.

Innungen für Zahntechniker gibt es auch in Frankreich, jedoch nicht so flächendeckend wie hierzulande. Zu ihren Dienstleistungsangebo-ten zählen unter anderem die Hilfe in Umweltschutzfragen und Abfal-lentsorgung, Rechtsberatung, Inte-ressenvertretung, Vergünstigungen

Ausbildungswege in Europa:Wie man außerhalb Deutschlands zum Zahntechniker wird

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der artikulator 06/2016

Ausbildung

bei diversen Angeboten, und Hilfe bei der Regelung außergerichtlicher Streitangelegenheiten.

Auf nationaler Ebene steht in Frank-reich die UNPPD – die „Union Na-tionale Patronale des Prothésistes Dentaires“. Sie vertritt die Zahn-techniker in den Tarifverhandlungen und steht repräsentativ und stellver-tretend für alle zahntechnischen Ar-beiterverbände der regionalen Ebe-ne. Die UNPPD will die Zahntechni-ker unterstützen, ihren Beruf im In-teresse des Patienten ausüben zu können. So bietet sie Hilfe beim Ein-halten der europäischen Reglemen-tierungen an, ebenso wie Ausbildungskurse, Ve r s i c he r ung , Zer t i f iz ierung von Unterneh-men und die soziale und rechtliche Un-t e r s t ü t z u n g des Betriebs-leiters. Außer-dem steht die UNPPD bei der Klärung von Streit-sachen zu Verfügung und will für eine gute Beziehung zwischen Zahntechniker und Kieferchirurg sorgen. In Frank-reich ist es üblich, dass der Kie-

ferchirurg die Anweisung zu zahn-technischen Arbeiten gibt, weniger der Zahnarzt. Die Debatte um das Arbeiten am Patienten ist auch in unserem Nachbarland brandaktu-ell – etliche Verbände fordern, dass die Monopolstellung des Kieferchi-rurgen ein Ende hat und der Zahn-techniker Anpassungsarbeiten di-rekt am Patienten vornehmen darf. Ebenso wünschen sich die Verbän-de, dass der Patient selbst das La-bor aussuchen kann, welches ihm seine zukünftige Prothese, Krone, etc. herstellt. Die Problematik rund um die fehlenden Rechte des Zahn-technikers existiert also nicht nur in

Deutschland; auch die französischen

Z a h n t e c h n i -ker wünschen

sich mehr Freiheit, um den Wün-schen und

B e dü r f n i s -sen des Pati-enten optimal n ac h g e h e n

zu können.

We i te r b i l dun g s -möglichkeiten, etwa ein an-

schließendes Studium oder den Meistertitel, gibt es in Frankreich nicht.

Zusammenfassend kann man fest-stellen, dass das französische Bil-dungssystem viele verschiedene Wege und Grade der Zahntechni-ker-Ausbildung bietet, die sich deut-lich von der deutschen Art und Wei-se unterscheiden. Jedoch zeichnet sich auch in Frankreich ab, dass Gefallen am dualen System gefun-den wird. Bereits auf dem berufli-chen Gymnasium sind 22 Wochen Berufspraktikum Pflicht und auch über die anderen Wege kommt man am Wechsel von Berufsschule und betrieblicher Arbeit nicht vorbei. Es ist nun Aufgabe des Staates, weiter-hin in eine qualitative Bildung zu in-vestieren und die duale Ausbildung zu fördern.

Hinsichtlich der Ausübung des Be-rufs gibt es in beiden Ländern kei-ne gravierenden Unterschiede. Die Weiterbildungsoptionen in Deutsch-land, Österreich und der Schweiz sind im Vergleich um einiges viel-fältiger und könnten für Frankreich als Inspiration dienen, seinen Zahn-technikern noch mehr Kompeten-zen und Wissen zu vermitteln. Die wohl prägnanteste Gemeinsamkeit Frankreichs und Deutschlands ist die strikte Trennung der Befugnisse hinsichtlich der Arbeit direkt am Pa-tienten, gerade im Vergleich zu Ös-terreich und der Schweiz.

10. Hamburger ZahntechnikertagAm Samstag, den 21. Januar 2017 jährt sich zum zehnten Mal der Hamburger Zahntechnikertag.

Auch im 10. Jahr konnten wir wieder absolute Kenner ihres Faches als Referentengewinnen! Wir möchten Sie ganz herzlich zur Teilnahme einladen.

In dem schönen Ambiente des Empire Riverside Hotels mit Blick auf den HamburgerHafen werden Sie und Ihre Mitarbeiter auch wieder genügend Zeit haben, sich in kollegialer Atmosphäre während der Kaffeepause und des Mittagessens auszutauschen.

Seien Sie dabei!

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der artikulator 06/2016

Ausbildung

Deutschlandweit gibt es ca. 150 Will-kommenslotsen, deren Arbeit bis Ende 2018 vom Ministerium für Wirt-schaft und Energie gefördert wird. Die Willkommenslotsen unterstützen kleine und mittlere Betriebe und för-dern die Integration von Flüchtlingen in den Berufsalltag. Irena Büttner und Annelise Rothwell sind als Willkom-menslotseninnen in der Handwerks-kammer Berlin tätig und informieren uns über ihre Arbeit:

Welche Geflüchtetenvermitteln Sie?In erster Linie Menschen mit siche-rer Bleibeperspektive wie z.B. aus Irak, Iran, Syrien, Eritrea und Soma-lia. Aber auch Menschen aus Afgha-nistan, Mali, Kongo und dem Tschad.

Wie kommen die Interessiertenzu Ihnen?Zum einen kontaktieren uns Arbeit-geber, die bereits mit Geflüchteten in Form eines Praktikums zusammen-arbeiten und Beratung zu gesetzli-chen Vorgaben und Unterstützungs-möglichkeiten für die Durchführung einer Ausbildung benötigen.

Viele, vor allem junge Männer, lernen wir auf Jobmessen, Infoveranstaltun-gen, bei Vorträgen in Willkommens-klassen und durch die Vermittlung von Netzwerkpartnern und ehren-amtlichen Betreuern kennen.

Wie gehen Sie konkret mit den Bewerbern vor?Nun, zunächst schauen wir auf die bereits vorhandenen Papiere. In wel-chem Aufenthaltsstatus befindet sich der Mensch, der vor mir sitzt. Trotz unterschiedlicher Ausgangssituati-on ist eine Vermittlung Ausbildung in wirklich vielen Fällen möglich. Aber nicht nur die Beschäftigungserlaub-nis spielt eine Rolle, sondern auch ganz maßgeblich die Sprachfähig-keit. Mit einem erworbenen A2 Le-vel kommen die Menschen im All-tag schon einigermaßen klar, für eine Berufsausbildung und die Beschäfti-gung im Betrieb ist aber mindestens das B1 Level Bedingung. Die weite-

re Förderung zum B2 Level ist von enormem Vorteil und empfehlen wir jedem! Freie Schulungsplätze stehen zurzeit leider nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung.

Wie müssen sich die Betriebe nun den Einstellungsprozess vorstellen?Das seit August 2016 bestätigte Inte-grationsgesetz erlaubt die sogenann-te 3+2 Regelung. Im Klartext 3 Jahre Berufsausbildung (oder 3,5 Jahre) + 2 Jahre Arbeitserlaubnis im Betrieb oder in einer anderen vergleichbaren Beschäftigung. Somit ist dem Betrieb dieser Auszubildende über viele Jahre rechtlich gesichert und innerhalb die-ser Zeit eine Integration möglich, die wiederum den Willen und die Möglich-keit zur Verlängerung des Verbleibens bei uns im Land begünstigt.

Sind die Türen für eine Beschäftigung zum Praktikum, zur Einstiegsqualifi-zierung oder auch für einen Ausbil-dungsplatz erst geöffnet, gelten die gleichen Versicherungsbedingungen wie bei deutschen Bewerbern. Um die Sprachbarrieren zu überwinden, bedarf es intensiver Förderung und hoher Eigeninitiative des Geflüchte-ten. Oft springt hier die Belegschaft ein und kann sich quasi spielerisch mit einbringen. Im Laboralltag bie-ten sich täglich Situationen, um mal schnell zur Hilfe zu kommen. Dieser regelmäßige Kontakt im Laboralltag erweist sich häufig als „Win-win Si-tuation“. Der Berufseinsteiger pro-fitiert von der Integration im Betrieb und erlangt mehr Wohlbefinden und Selbstbewusstsein. Zugleich steigt der Teamgeist unter den Kollegen und die Freude an der gemeinsam

empfundenen und gelebten Willkom-menskultur.

Wo erhalte ich Hilfe, wenn wäh-rend der Beschäftigung Proble-me auftauchen?Da haben wir noch das Projekt „AR-RIVED“. Die Kollegen betreuen die Arbeitgeber und ihre Auszubildenden während der Ausbildungszeit und vermitteln bei Bedarf Mentoren, die sich sehr individuell kümmern. Zu-dem bieten verschiedene Bildungs-träger ausbildungsbegleitende Hil-fen an, die zusätzlich zum regulären Unterricht der Berufsschule angebo-ten werden können. Es gibt beispiels-weise Nachhilfe in den naturwissen-schaftlichen Fächern wie Mathe und Physik oder zusätzlichen Sprachun-terricht.

Was raten Sie den interessierten Arbeitgebern?Wenn Sie als Unternehmer hinter der Idee stehen, einen geflüchteten Men-schen in Ihren Betrieb zu holen, dann ergibt sich der Rest, abgesehen von der ein oder anderen bürokratischen Herausforderung meistens wie von selbst! Rufen Sie uns gerne an! Wir kommen und helfen Ihnen unkompli-ziert und kostenfrei. Sie werden se-hen, dass bei erfolgreichem „Mat-ching“, sich Erfolg und Zufriedenheit auf beiden Seiten schnell einstellen kann. In der Regel werden Sie einen dankbaren, Sie als Arbeitgeber wert-schätzenden jungen Kollegen/in ken-nenlernen, der sich bereitwillig und motiviert seinen Herausforderungen stellt. Wie wir wissen, war es für un-sere neuen Mitmenschen ein großer Kraftakt, um nach Deutschland zu gelangen. Hier angekommen, wollen sie sich integrieren und ihre Zukunft gestalten. Zum Glück ist das hierzu-lande auch möglich.

Ansprechpartner in Berlin: Frau Irena Büttner, Handwerkskammer Berlin Tel. 030 25903-394, [email protected] undFrau Annelise Rothwell, Handwerks-kammer Berlin Tel. 030 25903-396, [email protected]

Willkommenslotsen der Handwerkskammer Berlin

Irena Büttner und Annelise Rothwell, Willkommenslotsinnen der Handwerks-kammer Berlin

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der artikulator 06/2016

Ausbildung

Dieses Jahr haben sich 32 Schü-lerinnen und Schüler des OSZ Körperpflege aus allen Lehrjah-ren mit ihren beiden Fachlehre-rinnen Martina Kautz und Frie-derike Eberhard auf den langen Weg nach Frankfurt am Main zu der Veranstaltung der Fachgesellschaft für digitale Zahntech-nik begeben. Wir hof-fen, dass wir auch zu-künftig alle zwei Jah-re diesen einzigarti-gen zahntechnischen Kongress mit einem gesponserten Bus be-suchen können. Im fol-genden Beitrag berich-tet eine Schülerin von ihren Erfahrungen:

„Ausgebucht“ – dies waren die ers-ten Worte auf der riesigen Leinwand im CineStar Metropolis in Frankfurt am Main - für mich der erste Moment absoluter Begeisterung.

Ich durfte dieses Jahr zum ersten Mal beim Azubi-Kongress mit da-bei sein und war sofort fasziniert davon, wie viele andere Azubis ge-nauso viel Freude und Interesse an diesem wundervollen Beruf zeigen wie ich. Über 600 junge Menschen mit einem Strahlen im Gesicht wa-ren trotz langer Fahrtwege aus ganz Deutschland und der Schweiz über die Nacht angereist, um hier Tipps und Tricks von deutschlandweit be-kannten Zahntechnik-Persönlichkeiten zu sammeln und neue Ein-drücke zu gewinnen, die für uns Azubis im Labor nicht alltäglich sind.

Referenten wie ZTM Jürg Stuck, ZT Ralf Su-ckert, ZTM Jan Langner, Prof. Dr. Daniel Edelhoff und ZTM Jochen Peters vermittelten Techniken in Bezug auf Patientenum-gang und Teamkommu-nikation, demonstrier-

ten Auswirkungen auf die Ausspra-che durch fehlerhaften Zahnersatz und eine Live-Aufwachspräsentation durfte natürlich auch nicht fehlen.

Zum Nachdenken brachte uns Jürg Stuck mit einer Vorführung der Aus-

wirkung von Frontzahn-gestaltung auf die Phonetik. Er legte dazu Freiwilligen aus dem Publikum Wachs auf die Zähne und veränderte damit die Zahnform und Sprach-bildung. Ralf Suckert brach-te uns nah, dass La-borarbeit ohne Patien-tenkontakt heute nicht mehr zeitgemäß ist.

Der Umgang mit Patienten sollte souverän, aufgeschlossen und kom-petent erfolgen. Hierbei zählt vor al-lem der erste Eindruck sowie die At-mosphäre im Labor und ein hygieni-sches Auftreten auf Praxisniveau. Jan Langner legte Wert darauf, uns zu vermitteln, dass es in der Zahn-technik nicht um symmetrische Per-fektion, sondern vielmehr um ein harmonisches Zusammenspiel von Gesichtszügen und Zahnersatz geht. Prof. Dr. Edelhoff stellte anatomisch wichtige Bezüge und Zusammen-hänge anhand von internationalen Studien vor. Er zeigte auf, dass man bezüglich der Materialwahl beson-ders bei Knirscherpatienten auch

vollkeramische Versorgungen an-streben kann. Dies war bis zu die-sem Zeitpunkt sehr gewagt, da man davon ausging, dass durch Abrasi-on und die daraus folgende Bisssen-kung das Kiefergelenk noch mehr belastet würde.

Jochen Peters tauchte mit uns in die Welt der Modellation ein. Zum Ver-ständnis der Okklusion spielt der Okklusale Kompass eine überge-ordnete Rolle. Er zeigte uns, wie viel leichter das Aufwachsen sein kann, wenn man Form und Funktion ver-standen hat.

Dies ermöglichte uns einen Blick über den Tellerrand hinaus und zeig-te uns zukünftige Möglichkeiten und Fortbildungsbereiche auf.

Zwischen den unterschiedlichen Vorträgen gab es noch genug Zeit, um neue Bekanntschaften zu ma-chen und sich auszutauschen, aber auch an Gewinnspielen teilzuneh-men und sich an den vielen unter-schiedlichen Infoständen Broschü-ren und neue Produktsysteme anzu-schauen.

Insgesamt wurden meine Erwartun-gen übertroffen und meine Neugier gesteigert.

Tolle Leute, super Beruf, spitzen Kongress! – nächstes Jahr wieder!Autorin: Konstanze Pieter,2. Lehrjahr, OSZ Körperpflege Berlin

Azubi-Kongress 4: Ich war dabei!

V.l.n.r: Konstanze Pieter, ZTM Jochen Peters, ZT Ralf Suckert, Kristina Domann, ZTM Jürg Stuck

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der artikulator 06/2016

Fortbildung

"BEB-Zahntechnik®“ Ein einfacher Tastendruck und Sie können viel Zeit und Geld sparen.

Die BEB-Zahntechnik® wird überwiegend irrtümlich als Preisliste gehandelt - das kann sie zwar durchaus sein, aber sie ist viel mehr. Als Steuerungsinstrument Ihres Betriebes dient sie unter anderem zur Erstel-lung von Arbeits- und Verfahrensanweisungen für Ihr Qualitätssicherungssys-tem (z.B. QS-Dental), zur Auslastungsplanung, als Grundlage für einen Leis-tungslohn, zur betriebsinternen Kostenkalkulation und vielem mehr.

Erfahren Sie mehr in unseren exklusiven BEB-Zahntechnik® Seminaren.Unser an der Entwicklung der BEB Zahntechnik® beteiligter Referent Herr ZTM Rainer Struck erläutert Ihnen im ersten Teil die Struktur der BEB-Zahntechnik® und deren Anwendung sowohl für die Erstellung von Arbeits- und Verfahrens-anweisungen, als auch für die Bildung von Abrechnungspositionen. Im zweiten Teil wird die Kalkulation betriebsspezifischer Kostenstunden erarbeitet.

Um die höchste Effizienz für die Teilnehmer erzielen zu können, wäre die Nutzung des eignen Notebooks mit der aufgespielten BEB-Zahntechnik® Software von Nutzen. So könnten Sie z.B. die Kostenstundensätze und Muster-rechnungen im Seminar unter Anleitung erarbeiten und somit einen deutlichen Mehrwert für Ihren Betrieb mitneh-men. Erleichtert wird die Arbeit zusätzlich, wenn auch das Handbuch vorliegt.

Teil 1: "BEB-Zahntechnik®“ Arbeits-und Verfahrensanweisungen

Termine: Teil 1: Mittwoch, 18. Januar 2017, 15:00-18:00 Uhr Teil 1: Freitag, 03. Februar 2017, 15:00-18:00 Uhr Teil 1: Montag, 13. Februar 2017, 15:00-18:00 UhrPreis: 159,- € zzgl. MwSt./ Innungsmitglied: 119,- € zzgl. MwSt.Ort: DLG / Geschäftsstelle der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg, Obentrautstr. 16-18, 10963 Berlin (Eingang über Ruhlsdorfer Str. 8-10)Referent: ZTM Rainer Struck

Bitte melden Sie sich mit beiliegendem Antwortfax an oder auch gern per E-Mail an [email protected]

Teil 2: "BEB-Zahntechnik®“ Kalkulation betriebsspezifischer Kostenstunden

Termin: Freitag, 10. März 2017, 10:00-17:00 UhrPreis: 279,- € zzgl. MwSt./ Innungsmitglied: 199,- € zzgl. MwSt.Ort: DLG / Geschäftsstelle der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg, Obentrautstr. 16-18, 10963 Berlin (Eingang über Ruhlsdorfer Str. 8-10)Referent: ZTM Rainer Struck

Die erforderliche Software und das Handbuch erhalten Sie über unsere Innungs-Geschäftsstelle, Ansprechpart-nerin Frau Ulrike Materne, [email protected] oder telefonisch unter 030 396 50 36. Innungsbetrieben sind Son-derpreise vorbehalten.

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der artikulator 06/2016

[BERLIN] - Am 13.11. fand im Maritim Hotel die Meisterfeier der Berliner Wirtschaft 2016 statt, wo mehr als 650 Meis-ter der Handwerks- sowie Industrie- & Handelskammer anlässlich ihrer bestandenen Meisterprüfung geehrt wurden.Simone Gretzmacher, Landeslehrlingswart der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg sowie Burkhard Buder, Leiter der Zahntechniker-Meisterschule überbrachten den jungen Kollegen gemeinsam Glückwünsche und Urkun-den. Trotz finanzieller und mentaler Belastung ist die Nachfrage nach der Meisterqualifikation nahezu ungebrochen – ein Beweis, dass Handwerk nach wie vor Goldenen Boden hat. Herzlichen Glückwunsch an alle frisch gebackenen Meister und viel Erfolg bei allen künftigen beruflichen Vorhaben!

Meisterfeier 2016 in Berlin

[BERLIN] - Gleich zwei Preise sind in diesem Jahr nach Berlin gegan-gen:

So konnte die Absolventin der Zahntechniker-Meisterschule Ber-lin-Brandenburg, Sandra Hahn (sie-he Bild), den renommierten Klaus-Kanter-Preis für die beste Meister-prüfungsarbeit in Empfang nehmen. (Den 2. und 3. Platz belegten ZTM Eugen Ens, Meisterschule Freiburg, sowie ZTM Sebastian Zwerenz, Meisterschule München.)

Frau Hahn, die schon seit der Kind-heit Interesse an handwerklichen Arbeiten zeigte und pünktlich zur politischen Wende ihre Ausbildung zur Zahntechnikerin begann, über-zeugte aber nicht nur mit ihren im Rahmen der Meisterprüfung 2015 angefertigten Arbeiten, sondern konnte daneben auch noch den

Preisträgerin kommt aus BerlinPEERS-Preis für die beste implan-tologische Meisterarbeit für sich in Anspruch nehmen. In ihrem Erfolg drücken sich auch ihre Neugierde sowie Freude am Zusammenwirken medizinischen und handwerklichen Könnens aus; die Chance, Patien-ten mit ihrem fachlichen Engage-ment helfen zu können, treibt sie bis heute an.

Die Preisträgerin, die im Innungs-betrieb Steffen Geithe Zahntech-nik in Berlin beschäftigt ist, möch-te heute und künftig auf Augenhö-he mit Zahnarzt und Patient zusam-menzuarbeiten und gemeinsam an einem optimalen Behandlungser-gebnis feilen.

Verliehen wurde der Preis zum ers-ten Mal im Rahmen der 20. Herbst-fortbildung der Berliner Meister-schule am 17. September, wo

neben der Preisverleihung namhaf-te Referenten Fachvorträge vor den mehr als 200 inte- r e s s i e r t e n Teilnehmern hielten.

Regionales

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der artikulator 06/2016

[ROSTOCK] - Aus der Generalver-sammlung der Genossenschaft QUA-LITÄTSVERBUND NORDDEUT-SCHE ZAHNTECHNIK kommend, lei-tete der Vorstand eine gut besuchte und in freundschaftlich konstruktiver Atmosphäre ablaufende Innungsver-sammlung. Wie immer schafften es Obermeister Schäfer und sein Stell-vertreter Retzlaff die Versammlung auch bei den trockensten Themen po-sitiv mitzunehmen. Sei es beim Be-richt des Obermeisters, der zwar er-nüchternde Zahlen zum Organisati-onsgrad der gewerblichen Labore im VDZI offenbarte, die schwierigen Ver-gütungsverhandlungen in Mecklen-burg-Vorpommern beschrieb oder er-

Innungsversammlung der ZTI Mecklenburg-Vorpommernläuterte, wie schwer es selbst im di-rekten Kontakt zur Kanzlerin bei einer Wahlkampfveranstaltung ist, Gehör für die Sorgen des Zahntechniker-handwerks, insbesondere in den neu-en Bundesländern zu finden. Oder sei es beim Bericht über den Stand des nicht einfach zu bewerkstelligen Fu-sionsverfahrens der Zahntechniker-Innung Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem nordwestlichen Nachbarn, der Zahntechniker-Innung Hamburg und Schleswig-Holstein. Immer wie-der mischte sich die gewisse Prise Humor, ist er manchmal auch einen Hauch sarkastisch, in die Berichte, so dass sich auch die Teilnehmer ani-miert fühlen, in die Diskussion einzu-

steigen. Mit einem interessanten Vor-trag von Zahntechnikermeister und Unternehmensberater Claus Möll wie sich die Zahntechnik vom Hand-werk zur digitalen Dienstleistung ent-wickelt, endete die Innungsversamm-lung nach einer regen Diskussion über die Zukunft der Zahntechnik. Noch lange nach der Innungsver-sammlung wurden kollegiale Gesprä-che in den Abend hinein geführt. Un-ternehmensberater Möll wird ein Se-minar zum Themenbereich „Kalkulati-on, Maschinenkosten und CAD/CAM“ am 22. Februar im Trihotel in Rostock durchführen und sicherlich den ein oder anderen aus dieser Versamm-lung dort begrüßen dürfen.

[NEUMÜNSTER] - In offener Runde verlief diese Innungsversammlung, in der neben einigen Abrechnungstipps zum Mitschreiben durch den stellver-tretenden Obermeister Rolf Schulz im Wesentlichen über die berufspoliti-sche Zukunft der Zahntechnik vor dem Hintergrund der strukturellen Verände-rungen diskutiert wurde. Obermeis-ter Breitenbach informierte über die Debatte im VDZI um eine Reform der Ausbildung in der Zahntechnik, die sich unter anderem um die Frage dreht, ob auch das Zahntechnikerhandwerk die sog. „gestreckte Gesellenprüfung“ in die Ausbildungsordnung mit aufneh-men sollte. Damit würde sicherlich die Zwischenprüfung aufgewertet, weil sie in die Endnote der Gesellenprüfung einginge. Darüber hinaus wurden die Mitglieder zu den Entwicklungen seit Inkrafttreten des Antikorruptionsgeset-

Innungsversammlung der ZTI Hamburg und Schleswig-Holsteinzes informiert. Es zeige sich, dass in vielen Fällen der Geldfluss zwischen Praxis und Labor schneller und rei-bungsloser laufe. Inwieweit das neue Gesetz auch in anderen Bereichen der Branche Spuren hinterlassen wird, sei sicherlich mit Spannung zu verfolgen. Insbesondere die Juristen der Ge-schäftsstelle werden die Entwicklung im Auge behalten und stehen den Mit-gliedern jederzeit für eine Beratung zur Verfügung.Geschäftsführer Helmers informier-te darüber hinaus über den Stand des Fusionsverfahrens mit der Zahntechni-ker-Innung Mecklenburg-Vorpommern und die bereits mit den Krankenkas-sen geführten Verhandlungen über die zahntechnischen Vergütungen für das Jahr 2017. Leider habe man noch kein „grünes Licht“ für eine Fusion durch das zuständige Wirtschaftsministeri-

um in Mecklenburg-Vorpommern er-halten, strebe aber nach wie vor an, die Innungen im Jahr 2017 zu fusionie-ren. Die Verhandlungen für die Bun-desländer Hamburg und Schleswig-Holstein mit den Krankenkassen sei-en weitestgehend abgeschlossen – es fehle aber noch die Zustimmung der jeweiligen Gremien in den Kranken-kassen.Bei einem Imbiss im Anschluss der Versammlung wurde die Diskussi-on über ein Handwerk im Umbruch in zahlreichen kollegialen Gesprächen weitergeführt. Immer wieder wurde dabei betont, dass das Zahntechniker-handwerk nur dann in der Lage ist, in Politik und Gesellschaft Gehör zu fin-den, wenn es gemeinsam und orga-nisiert auftritt. Sicherlich ein Appell an alle Betriebe, die (noch) nicht einer In-nung angehören.

Regionales

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der artikulator 06/2016

Regionales

[CHEMNITZ] - Über 20 Labore waren es in 2016, die vor 25 Jah-ren, also kurz nach der Wieder-vereinigung, den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und sich bis heute am Markt be-

25jährige Betriebsjubiläenhauptet haben. Bereits auf der In-nungsversammlung am 20. Mai 2016 konnten die Labore (Grün-dung 1. Halbjahr 1991) anlässlich dieses Jubiläums geehrt werden.

Alle weiteren Kollegen, die sich im 2. Halbjahr 1991 mit einem gewerb-lichen zahntechnischen Labor in Westsachsen niedergelassen ha-ben, erhielten ihre Urkunden kürz-lich aus den Händen von Obermeis-ter Lutz Bigl bzw. des stellvertreten-den Obermeister Ludwig Seyfarth:

•Kleinhenz-Dental, Bad Elster•Gründler Dental, Neukirchen•Dental-Labor Englert & Winter

GmbH, Clausnitz•Löffler + Zibulski Dental-Technik

GmbH, Thalheim•Dental Labor Frost GmbH & Co.

KG, Annaberg•Albrecht Haas Zahntechniker-

meister, Schneeberg•Dental-Labor Gunter Penzel, Erlbach•Dental Labor Herzog + Gentzsch

GmbH, Freiberg

Auch das Chemnitzer Dentallabor Dotzauer Dental feierte in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. 1949 in Ansbach von Emil Dot-zauer gegründet, wurde es 1975 in dritter Generation von dem Zahntechnikermeister Gernot Dotzauer übernommen. Dotzauer Dental in Chemnitz setzt mit seinem Labor weiterhin auf moderne Fertigungstechno-logien sowie eine intensive Aus- und Weiterbildung für Auszubil-dende und Zahntechniker. Die Unternehmensvision „technolo-gisch vorn.“ dient hier als Leitbild,

um den Zahnärzten auch in Zukunft handwerklich und technologisch hochwertige zahntechnische Arbei-ten zu garantieren. Anlässlich des Firmenjubiläums fand ein Sommer-

fest für alle Mitarbeiter und deren Familien statt. Wir gratulieren allen Betrieben sehr herzlich zum Jubi-läum und wünschen auch weiter-hin guten Erfolg!

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der artikulator 06/2016

Regionales

[HAMBURG] - Wir verabschieden unsere langjährigen Innungsmit-glieder Rainer Spaude und Jürgen Davids, die ihr Labor, die Rainer Spaude + Jürgen Davids GmbH verkauft haben.

Rainer Spaude bestand 1983 sei-ne Meisterprüfung, Jürgen Davids legte die Meisterprüfung 1984 ab. Die beiden Zahntechnikermeister waren seit langem Freunde und Arbeitskollegen und hatten schon früh den Plan, gemeinsam die Selbstständigkeit zu wagen. Am 1.11.1983 gründeten sie die Rainer Spaude + Jürgen Davids GbR, welche später in eine GmbH umgewandelt wurde. Von Beginn an war das Unter-nehmen überzeug-tes Mitglied unserer Innung. Die Ehefrau-en Anja Spaude und Petra Davids führten über die ganze Zeit zusammen harmonisch und erfolg-reich das Büro. Die ersten Mona-te waren steinig, die Bank mach-te harte Auflagen. Über die Jah-

re wurde das Labor groß und er-folgreich, zum 10-jährigen Jubilä-um bestand es aus zirka 20 Leu-ten. Vom ersten Tag an stellte sich das Unternehmen seiner Verant-wortung im Bereich der Ausbildung und brachte bis 2010 jedes Jahr mindestens einen Lehrling durch die Gesellenprüfung. Das Fazit der 33 erfolgreichen Jahre Selbststän-digkeit ist positiv. Beide Paare hal-ten es auch rückblickend für die richtige Entscheidung, sich selbst-ständig gemacht zu haben.

Bereits zum 31.12.2015 erfolgte die Übergabe an den Nachfolger, Zahn-technikermeister Darius Skalski. Dieser führt das Labor unter dem

Abschied von Rainer Spaude und Jürgen DavidsNamen Spaude und Davids Dental-labor GmbH fort. Der Innung bleibt das Labor mit dem neuen Inhaber erhalten. Als treue Mitglieder konn-ten Herr Spaude und Herr Davids auch ihren Nachfolger davon über-zeugen, sich für die Gemeinschaft der Innungslabore einzusetzen. Im Jahr 2016 haben sowohl Herr und Frau Spaude als auch Herr und Frau Davids den Nachfolger noch im Labor und im Büro unterstützt. Nun endet diese Übergangspha-se und ein neuer Abschnitt beginnt.

Herr Davids wird den wohlverdienten Ruhe-stand genießen. Herr Spaude wird künftig den Vertrieb der Merz Dental GmbH unter-stützen. Als Mitglied des Gesellenprüfungs-ausschusses bleibt uns Herr Spaude glückli-cherweise noch eine Weile erhalten.

Wir wünschen Anja Spaude, Rainer Spau-

de, Petra Davids und Jürgen Da-vids alles Gute für die Zukunft und bedanken uns bei Ihnen für die langjährige Unterstützung.

Am 18. November 2016 wählte die Bundes-versammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) Dr. Peter Engel erneut zum Präsi-denten der Bundeszahnärztekammer. Ei-gentlich verbietet die Satzung der BZÄK eine dritte Amtszeit, es sei denn, der Kandi-dat kann eine Zwei-Drittel-Mehrheit der De-legiertenstimmen auf sich vereinigen. Dr. En-gel gelang dies bereits im ersten Wahlgang, in dem er 115 der 151 abgegebenen Stim-men auf sich vereinigen konnte. Auch die beiden Vizepräsidenten, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich sowie Prof. Dr. Christoph Benz, wurden wiedergewählt. Prof. Dr. Oesterreich ist seit 1990 zugleich Präsident der Zahnärz-tekammer Mecklenburg-Vorpommern.

Dr. Peter Engel erneut zum Präsidentender Bundeszahnärztekammer gewählt

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der artikulator 06/2016

Regionales

Vor mir sitzt ein etwas schüchtern wirkender junger Mann mit offe-nem Gesicht und freundlichem Lächeln. Er entschuldigt sich ein-gangs für sein Deutsch und für seine Schüchternheit. Auf meine Fragen kann er ganz gut antwor-ten, manches muss ich wiederho-len oder anders formulieren, aber im Großen und Ganzen ist eine Verständigung erstaunlicherwei-se ziemlich problemlos. Frau Thie blickt stolz auf die erfolgreiche Eingliederung ihres bereits zwei-ten syrischen „Sprösslings“.

„der artikulator“: Wie kamen die Praktikanten auf Sie zu, Frau Thie?

Dörte Thie: Eine Betreuerin der Ge-flüchteten kam direkt auf unser La-bor zu. Salih ist bereits unser zwei-ter Praktikant aus Syrien. Über 3 Monate hat Salih bereits bei uns ein Praktikum absolviert. Ich erzähle Ih-nen kurz etwas über ihn persönlich. Salih ist 21 Jahre alt, ist seit einem Jahr in Deutschland. Er ist mit einem seiner Brüder, insgesamt hat er 12 Geschwister, nach Deutschland ge-flohen. Sein Bruder wohnt jetzt in Stuttgart. Salih hatte in Syrien be-reits jahrelang in einer Zahnarztpra-xis gejobbt, als Aushilfe für zahlrei-che Tätigkeiten. Durch diese Arbeit dort hatte er einen Bezug zur Zahn-

technik und damit eine Idee für seine Zukunft.

„der artikulator“: Salih, wie geht es Dir hier in Deutschland? Wo kommst Du her?

Salih: Gut! Ich komme aus Al-Ba-kuram, das liegt sehr weit vom Meer entfernt im Osten Syriens.

„der artikulator“: Wie kommt es, dass Du Dich für Zahntechnik be-geisterst?

Salih: Zahntechnik ist mein Hobby. In Syrien habe ich bei einem Zahnarzt gearbeitet und auch im Dentallabor einige Wochen mitgeholfen. In Sy-rien ist die Zahntechnik wie hier gut ausgebildet. Ich weiß auch nicht, mir gefällt diese Arbeit einfach sehr sehr gut. Jetzt arbeite ich weiter an mei-ner Sprachfähigkeit. Ich habe schon das Level B1, jetzt besuche ich den B2 Kurs, 6 Std. täglich. Ich komme früh ins Labor für 3,5 Stunden und muss dann mittags nach Berlin zum Sprachkurs.

Dörte Thie Salih macht jetzt bei uns zur Überbrückung dieser Zeit eine Einstiegsqualifizierung und kann dann mit Erreichen des Sprachlevels B2 bei uns seine Ausbildung begin-nen. Wir freuen uns schon auf ihn!

Es ist eine Freude, die Begeisterung bei Salih zu spüren. Auch meine Mit-arbeiter geben sich große Mühe, ihn zu unterstützen. So hat sich Salih ein Notizheft angelegt und lernt auch bei uns mit den Kollegen immer wie-der mal zwischendurch deutsch und wissenswertes. Auch sein Handy als mobiles Nachschlagewerk ist für ihn Gold wert!

Salih: In Syrien habe ich auch etwas Englisch und Französisch gelernt. Zum Glück konnte ich bereits auch die lateinischen Schriftzeichen. Im Syrischen verwenden wir nur einen Artikel, hier gibt es drei. Jetzt im Level B2 geht es intensiv um Grammatik.

Ich bin sehr froh, hier sein zu dür-fen. Ich wohne jetzt schon mit ei-nem anderen Syrer hier in Blanken-felde in einer eigenen Wohnung und bin sehr froh, dass ich eine Aufgabe habe. Sowohl die Arbeit als auch die Sprachschule. Am Wochenende ist mir manchmal langweilig. Ich habe keine deutschen Freunde, aber ich gehe manchmal Fußball spielen in Dahlewitz. Es wäre noch besser für mich, wenn ich mehr Deutsch spre-chen könnte. Ich habe ein Fahrrad und eine BVG Karte.

„der artikulator“: Wie geht es bei Dir weiter?

Salih hat Glück beim Neustart – wir berichten aus Blankenfelde!

Frau Thie mit ihrem Schützling Salih; kleine Karte links: Al-Bakuram, im Osten von Syrien an der Grenze zum Irak. Salih schreibt für uns in arabischer Schrift: „Zahntechnik - Ich mag den Beruf sehr!“

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der artikulator 06/2016

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Salih: Ich möchte unbedingt hier eine Ausbildung machen. Mein jetzi-ger Wunsch ist, später in Syrien beim Wiederaufbau zu helfen. Manche meiner Landsleute wollen auch gerne für immer hier zu bleiben.

„der artikulator“: Hast Du Kontakt nach Syrien?

Salih: Nur manchmal. Telefonieren kann man nicht. Es geht nur über das Internet und das funktioniert oft nicht. Jetzt liegt meine letzte Verbindung nach Syrien schon mehrere Wochen zurück. Meine Eltern sind mit mei-nen anderen 11 Geschwistern noch in Syrien. Dort lebten 200.000 Men-schen, jetzt sind es noch ca. 50.000. Seit dem Krieg werden dort junge er-wachsene Männer direkt von der Ar-mee abgeholt und zum Kriegsdienst verschleppt und verpflichtet.

„der artikulator“: Wie sind die be-hördlichen Hürden für Sie als Un-ternehmerin Frau Thie, einen syri-schen Praktikanten aufzunehmen?

Dörte Thie Es geht eigentlich. Si-cher, am Anfang bedeutet es etwas Schreibarbeit, aber die zuständigen Behörden und Institutionen sind sehr kooperativ und da Salih bereits Blei-berecht hat, gibt es kaum Probleme. Für die Eingangsqualifizierung erhält Salih einen Lohn von 360,-. Sogar das bekomme ich erstattet. Beginnt er die Ausbildung, erhält er das nor-male Lehrlingsentgelt. Entgegen allen Erwartungen sind die administrativen Hürden wirklich überschaubar und leicht zu nehmen.

Ich muss sagen, die Begeisterung und die Motivation, die ich bei den jungen Männern sehe, freut mich wirklich sehr und es gibt mir ein gutes Gefühl, Menschen, die wirklich wol-len, bei Ihrem Weg hilfreich zu unter-stützen. Ich kann es jedem nur emp-fehlen sich zu engagieren. Erstens brauchen wir Fachkräfte und zwei-tens begegnet einem viel Dankbar-keit bei den jungen Menschen, die neu sind in unserem Land.

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der artikulator 06/2016

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