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It’s D - Time Vergessen Sie, was Sie je über Digitalisierung gehört haben. Wir sagen, was sie wirklich mit Ihnen anstellt. Und welche Chancen sie bietet. ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 31 Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 1 . 2015 Peter Glaser Die nächste Atomkraft Aladin El-Mafaalani Salafi-Punk David Bosshart Die Zukunft des Wohlstands

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It’sD-TimeVergessen Sie, was Sie je über Digitalisierung gehört haben. Wir sagen, was sie wirklich mit Ihnen anstellt. Und welche Chancen sie bietet.

ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 31

Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 1 . 2015

Peter GlaserDie nächste Atomkraft

Aladin El-MafaalaniSalafi-Punk

David BosshartDie Zukunft des Wohlstands

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Thema: It’s D-Time

AuToren

SummArIeS ThemA

SummArIeS IDeen, WorkShop

ZuSATZImpulS

GDI-STuDIen

GDI-konferenZen

GDI GoTTlIeb DuTTWeIler InSTITuTe

GDI-AGenDA 2015

ImpreSSum

4

64

114

115

116

117

118

120

120

> Digitalisierung

Peter Glaser

10 DIe DIGITAle ATomkrAfT

Ein Blick aus der Frühphase der digitalen Revolution auf

deren weiteren Verlauf in diesem Jahrhundert.

> Gesellschaft

Gespräch mit Christoph Kucklick

18 leben mIT AlGorIThmen

Intelligente Maschinen und undurchsichtige Algorithmen

als Herausforderer (und Verwandler) der Gesellschaft.

> Kommunikation

Doc Searls . David Weinberger

22 neW ClueS

Ein neues Manifest, sechzehn Jahre nach «Cluetrain» –

eine Liebeserklärung und eine Kampfansage zugleich.

> Kapitalismus

Detlef Gürtler

30 breAkInG The bAD

Gestern verdarb Geld den Charakter. Morgen verdient

nur Charakter Geld. Eine Kritik des Uber-Kapitalismus.

> Die grosse Grafik

34 uberISIerunG

Das Uber-Prinzip lässt sich auf (fast) jede Branche über-

tragen. Und genau das passiert derzeit in hohem Tempo.

> Innovation

Anja Dilk . Heike Littger

36 SofTWAre eATS The bAuInDuSTrIe

Die Baubranche ist die so ziemlich analogste Branche

überhaupt. Wie auch sie digitalisiert werden wird.

> Bildung

Daniela Tenger

44 lernen 2025

Neue Wege und Angebote der Wissensvermittlung stülpen

das Bildungssystem um.

> Foto-Essay

Van Vincent

50 re-formATIon

Wie im Digitalen auch das zusammengefügt werden kann,

was nicht zusammengewachsen ist.

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Ideen Workshop

> Entrepreneurship

Günter Faltin

68 AnSTänDIGe ÖkonomIe

Nie war es so einfach, ein Unternehmen zu starten – und

nie so lohnend, sich dabei schlicht anständig zu verhalten.

> Technikphilosophie

Wolfgang Neuhaus

74 Denken Auf Der GroSSen SkAlA

Was Mark Zuckerberg von Stanislaw Lems jetzt ins Eng-

lische übersetzter «Summa technologiae» lernen kann.

> Demokratie

Gespräch mit Sony Kapoor

80 CroWD-polITIk

Macht Schwarmtechnologie die Politik demokratischer?

Oder nur populistischer?

> Zwischenruf

Aladin El-Mafaalani

86 SAlAfI-punk

Das Provokationspotenzial des Salafismus ist mit dem

der Punk-Szene der 1970er vergleichbar.

> Behinderungen

Mirjam Hauser . Daniela Tenger

94 AlleS InkluSIv

Wie technologische und gesellschaftliche Trends den All-

tag für Menschen mit Behinderung verändern.

> Trends

David Bosshart . Mathias Binswanger . Norbert Bolz

100 DIe ZukunfT DeS WohlSTAnDS

Technologische, ökonomische und philosophische Ein-

blicke in Leben, Wirtschaft und Gesellschaft von morgen.

> Marketing

Ali Mahlodji

106 DIGITAl menTorInG

Sieben einfache Fragen zur Orientierung für Beruf, Be-

rufung und Branding.

> Ranking

Detlef Gürtler

108 DIe ThouGhT-leADer-meDIen

Wo am meisten über die Global-Thought-Leader geschrie-

ben und diskutiert wird.

> Empfehlungen

112 DAS relevAnTe neue

Von und über Dark Horse, Christian Ankowitsch, Gunter

Dueck, Positivity-Bias und das Bewusstsein der Maschinen.

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behinderungen . Alles inklusiv . Mirjam Hauser, Daniela Tenger

+++++++++++++++++++++++++++++++++++ MIRJAM HAUSER, DANIELA TENGER ++++++ +++++++++++ +++++++++++++++++++++ GDI­STUDIE +++++++++++ LEBEN MIT BEHINDERUNG ++++++++++++++++++++++++++++++

alles inklusiv

+++++++++++++++++++++++++++++++++++ MIRJAM HAUSER, DANIELA TENGER ++++++ +++++++++++ +++++++++++++++++++++ GDI­STUDIE +++++++++++ LEBEN MIT BEHINDERUNG ++++++++++++++++++++++++++++++

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GDI Impuls . Nummer 1 . 2015

+++++++++++++++++++++++++++++++++++ MIRJAM HAUSER, DANIELA TENGER ++++++ +++++++++++ +++++++++++++++++++++ GDI­STUDIE +++++++++++ LEBEN MIT BEHINDERUNG ++++++++++++++++++++++++++++++

Wie technologische und gesellschaftliche

trends den alltag für menschen mit behinde­

rung verändern, untersuchte das gdi gottlieb

duttweiler institute in einer Studie im auftrag

der Stiftung cerebral.

Ein Blick aus der Vogelperspektive auf

die Situation von Menschen mit Behin­

derung in unserer Gesellschaft zeigt

durchaus positive Entwicklungen bis

heute und zudem vielversprechende

Aussichten für die nächsten Jahre: Be­

hindertsein wird normaler. Auf der po­

litischen Ebene wurde mit dem Be­

hindertengleichstellungsgesetz und der

Uno­Behindertenrechtskonvention ein

Paradigmenwechsel eingeläutet – weg

von der Fürsorge hin zur Erkenntnis,

dass behinderte Menschen selbstbewuss­

te Träger von individuell einklagbaren

Rechten sind.

Auch in der Gesellschaft zeigt dies

Wirkung: Es gilt inzwischen als unbe­

strittene Grundhaltung, dass Menschen

mit Behinderung die gleichen Rechte

und Teilnahmechancen haben; die Ziel­

setzung einer «inklusiven Gesellschaft»

ist allgemein akzeptiert. Gleichzeitig ist

es dank dem Megatrend der Individua­

lisierung normaler geworden, «anders»

zu sein.

Neue Technologien und medizini­

sche Fortschritte versprechen ebenfalls

Erfreuliches. Fortschritte in der Dia­

gnostik und immer ausgefeiltere tech­

nische Hilfsmittel gleichen Defi zite aus

und unterstützen die Inklusion von

Menschen mit Behinderung. Der Weg

hin zu einer künftigen Gesellschaft, in

der die Vielfalt ganz alltäglich gelebt

wird, scheint geebnet.

Doch die Welt bleibt nicht stehen:

Gesellschaftliche, politische, technologi­

sche und wirtschaftliche Entwicklungen

bringen neue Herausforderungen für

Menschen mit Behinderung mit sich,

die der eingeleiteten Inklusion Steine in

den Weg legen.

PolaRiSieRung im aRbeitSmaRkt Am

stärksten manifestieren sich diese neuen

Herausforderungen auf dem Arbeits­

markt: Enorme Fortschritte in der Infor­

mations­ und Kommunikationstechno­

logie, steigender Wettbewerbsdruck und

Globalisierung führen zu einem hohen

Leistungsdruck bei gleichzeitiger Flexi­

bilisierung von Arbeit und Freizeit. An

die Stelle der klassischen, räumlich und

zeitlich abgegrenzten Regel­Erwerbsbio­

grafi e tritt eine Vielzahl von Teilzeit­ und

Auszeit­Modellen, die jeweils versuchen,

die Erwerbsarbeit mit den Erfordernis­

sen des Lebens in Einklang zu bringen.

Von einer solchen «Projektisierung»

der Arbeit profi tieren insbesondere geis­

tig fl exible Menschen mit grosser Eigen­

motivation und Leistungsbereitschaft,

denn sie können sich ihre Arbeitgeber

von Projekt zu Projekt neu aussuchen

und ihre individuellen Konditionen

(Lohn, Kinderbetreuungsunterstützung

etc.) verhandeln. Wenn immer mehr in

aRbeitSmaRkt WiRd SolidaRiScHeR –

und HÄRteR

Heute

moRgen

Anteil der Bevölkerung %

Einkommens­verteilung %

1. Quartil(unterstes Ein­

kommensviertel)

2. Quartil 3. Quartil 4. Quartil(oberstes Ein­

kommensviertel)

mittelstand

«geschützte Welt»entschleunigt

feste Strukturenfamilienorientiert

lokal

«elite»Hochleistungsgesellschaft

globalisierttechnologisiert

agilÜbeRmoRgen

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Behinderungen . Alles inklusiv . Mirjam Hauser, Daniela Tenger

Projekten, auf bestimmte Zeit und nicht

in festen Strukturen gearbeitet wird,

dann werden jeweils die besten Leute

nach den Kriterien des jeweiligen Pro­

jekts herangezogen. Im Umkehrschluss

bedeutet dies, dass langsamere oder leis­

tungsschwächere Menschen es schwerer

haben werden, sich auf einem solchen

Arbeitsmarkt zu behaupten.

Unternehmen werden ganz unterschied­

lich auf das höhere Tempo, Flexibilisie­

rung und Automatisierung reagieren. Im

Topsegment wird sich eine Höchstleis­

tungsgesellschaft durchsetzen: hochagi­

le, durchtechnisierte, global agierende

und schnell wachsende Unternehmen

werden die flinksten Talente anziehen

und alles daransetzen, diese auch halten

zu können. Vorreiter sind heute Unter­

nehmen wie Google oder Novartis – sie

machen den mittelständischen Unter­

nehmen die Talente streitig und setzen

die KMU so unter Druck.

Auf der anderen Seite wird es nach

wie vor familiengeführte oder genossen­

schaftlich organisierte KMU geben, die

ganz bewusst auf Langsamkeit und lo­

kale Wertschöpfung setzen. In einer sol­

chen Beschäftigungswelt gibt es auch

Platz für kognitiv weniger bewegliche

Menschen, die feste Strukturen bevorzu­

gen. Die Folgen dieser Entwicklungen für

Menschen mit Behinderung hängen von

den individuellen Möglichkeiten und Fä­

higkeiten ab. Sicher ist: Das Mithalten in

der Elite gelingt nur noch wenigen, der

Arbeitsmarkt wird härter. Gleichzeitig

entstehen neue Beschäftigungsmöglich­

keiten im geschützten Rahmen.

SelbStbeStimmte Pflege Auf dem Ar­

beitsmarkt erhöhen Automatisierung,

Digitalisierung und flexiblere Lebens­

stile also generell die Inklusionshürden.

Gleichzeitig eröffnen diese Trends aber

auch neue Chancen im Wohn­ und Pfle­

gebereich.

Das wachsende Bedürfnis nach einer

selbstbestimmteren Gestaltung des All­

tags verändert auch die Bedürfnisse in

Bezug auf Pflege und Wohnen und för­

dert die Entwicklung von vielfältigen

neuen Zwischenstufen zwischen Heim

und Daheim. Neue Wohnmodelle wie

Mehrgenerationenhäuser, gemeinschaft­

liche Wohnungen oder betreute WGs er­

möglichen partielle Unterstützung für all

jene, die keine vollumfängliche Betreu­

ung benötigen. Diese flexibleren Wohn­

formen erfordern Pflegeleistungen je

nach Bedarf – und zwar möglichst be­

quem, schnell und einfach.

Um diesen neuen Pflegebedürfnissen

zu begegnen, wird die Entwicklung von

Pflege­ und Rehabilitationstechnologien

stark vorangetrieben. Schon heute über­

nimmt die Robotik in der Rehabilitations­

therapie eine Assistenzfunktion und un­

terstützt beim selbstständigen (Wieder­)

Erlernen beeinträchtigter Funktionen.

Am Körper getragene Exoskelette unter­

stützen beispielsweise die Bein­, Arm­

oder Rückenmuskulatur und helfen so

gelähmten Personen beim Gehen. In

der Pflege geniessen momentan Thera­

pieroboter grosse Aufmerksamkeit: Be­

rühmt geworden ist die japanische Robbe

Paro, die mit Patienten kommuniziert

und die Interaktion zwischen Heimbe­

wohnern anregt.

intelligente medikamente Vielverspre­

chend sind auch intelligente Systeme, die

Menschen mit Behinderung im Alltag

mehr Selbstbestimmtheit ermöglichen.

Das Internet eröffnet beispielsweise mo­

bilitätsbeeinträchtigten Personen völlig

neue Möglichkeiten zur Teilnahme an der

Gesellschaft. Dienstleistungen wie Siri er­

leichtern Telefonanrufe oder das Tippen

von Textnachrichten. Smarte Technolo­

gien und die Vernetzung aller Geräte (In­

ternet der Dinge) sorgen für mehr Selbst­

in einer beschäftigungswelt, die auf lokale Wertschöpfung setzt, gibt es Raum für kognitiv weniger bewegliche menschen.

mobilitäts beeinträchtigten Personen eröffnet das internet völlig neue möglichkeiten zur teilnahme an der gesellschaft.

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GDI Impuls . Nummer 1 . 2015

bestimmung und mehr Sicherheit: In­

telligente Medikamentenschachteln wis­

sen, ob die Medizin rechtzeitig einge­

nommen wurde, smarte Armbänder

überwachen permanent den Gesund­

heitszustand und melden Abweichun­

gen den Angehörigen.

Und getüftelt wird nicht nur an der

Vernetzung von Gegenständen und Ge­

räten, sondern von ganzen Häusern.

Am iHome­Lab der Hochschule Luzern

wurde beispielsweise der virtuelle Butler

«James» entwickelt: Er öffnet Türen,

kocht Kaffee und weiss immer genau,

was im Haus vor sich geht. Die Techno­

logie ist so weit entwickelt, dass hierfür

nicht mehr hochkomplexe Systeme zu

bedienen sind; die Unterstützung erfolgt

unaufdringlich, im Haus ist kaum etwas

davon sichtbar. Bis diese Technologien

massentauglich sind und auf breiter

Ebene individualisierte Wohn­ und Pfl e­

geformen ermöglichen, dauert es aber

noch seine Zeit.

baRRieRen VeRScHWinden Zur Zielset­

zung der inklusiven Gesellschaft gehört

auch die Freiheit, im öffentlichen Raum

autonom unterwegs zu sein – und die­

sem Ziel sind wir vergleichsweise nahe.

Ob im öffentlichen Verkehr, auf Anla­

gen oder in Gebäuden: Die unmittel­

bare Umwelt ist vermehrt für alle offen

und zugänglich, Barrieren verschwin­

den. Seit der gesetzlichen Verankerung

der Gleichstellung von Menschen mit

und ohne Behinderung wird die Bar­

rierefreiheit bei Neuanschaffungen und

Neubauten berücksichtigt. Hiervon pro­

fi tieren nicht nur Menschen mit Behin­

derung, sondern auch Familien mit

Kinderwagen und ältere, weniger mobi­

le Menschen. Die Umsetzung erfordert

allerdings Geduld: Der Realisierung von

Verkehrsmitteln, öffentlichen Bauten

und Wohngebäuden geht eine jahrelan­

ge Planungsphase voraus. Danach blei­

ben sie viele Jahrzehnte im Gebrauch.

Wohnbauten beispielsweise werden im

Schnitt etwa alle dreissig Jahre renoviert

und aktuellen Bedürfnissen angepasst.

Die Trägheit, mit der Infrastrukturen

ersetzt werden, wird deshalb 2035 noch

zu partiellen Lücken im barrierefreien

öffentlichen Raum führen.

angePaSSte VeRkeHRSSYSteme Auch

hier versprechen aber technologische

Entwicklungen schnellere Besserung. In

Zukunft wird alles, was Reisende tun, in

Daten erfasst sein – jede Bewegung, jede

Interaktion. Diese Daten werden genutzt,

um das Reisen einfacher, intuitiver und

vorhersehbarer zu gestalten. Dank der

fortschreitenden Vernetzung und Ver­

einigung von virtueller und realer Welt

werden unsere Bewegungsmuster nicht

nur in Echtzeit abgelesen, sondern in Zu­

kunft auch antizipiert werden können.

Auf Basis der personen­ und ortsspezi­

fi schen Daten kann das Mobilitätsver­

halten individualisiert werden: Das Ver­

kehrssystem passt sich dann fl exibel an

die jeweiligen Bedürfnisse seiner Nutzer

an (und nicht umgekehrt, wie das heute

noch der Fall ist).

Analoges gilt für die öffentlichen

Räume: Das Smartphone informiert den

Rollstuhlfahrer, die Mutter mit Kinder­

wagen oder die Seniorin mit dem Geh­

stock, wie und wo sie am besten Zugang

zum Gebäude haben. So ermöglichen der

technologische Fortschritt und die (wenn

Anteil der Bevölkerung %

Index Teilhabe am öffentlichenLeben

1eingeschränkt

2 3 4voll und ganz

WenigeR baRRieRe, meHR fReiHeit

Dank fortschreitenden technologischen und

medizinischen Entwicklungen wird mehr Teil­

habe am öffentlichen Leben ermöglicht.

Heute moRgen

Technologische & medizinische Ent-

wicklungen, Barriere-freiheit, Hilfsmittel

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behinderungen . Alles inklusiv . Mirjam Hauser, Daniela Tenger

auch langsame) barrierefreie Erneuerung

des öffentlichen Raums eine vermehrte

Teilhabe am öffentlichen Leben.

leiStungSdRuck alS StolPeRStein Die

erhöhte Teilhabe am öffentlichen Le­

ben, die Tendenz hin zu einer flexible­

ren und selbstbestimmteren Gestaltung

von Wohn­ und Pflegemodellen und

das deutliche Bekenntnis von Politik

und Gesellschaft für die Inklusion von

Menschen mit Behinderung bestätigen,

dass wir auf gutem Weg sind, uns dem

Ziel der inklusiven Gesellschaft anzu­

nähern. Trotzdem, gerade am Beispiel

des Arbeitsmarkts zeigt sich: Der er­

höhte Leistungsdruck sowie die höhe­

ren Anforderungen an die Flexibilität

der Beschäftigten sind neue Stolperstei­

ne auf dem Weg zu einer inklusiven

Gesellschaft. Nach wie vor bestehen

Hemmschwellen im Umgang mit Be­

hinderten; für viele ist der Kontakt mit

Betroffenen alles andere als «normal».

Und: Mit den zunehmenden Mög­

lichkeiten der Gestaltung des Alltags

wächst der Anspruch auf ein perfektes

Leben. Wenn dank der ständigen neuen

Entwicklungen in den Bereichen Tech­

nologie, Medizin, Rehabilitation und

pränataler Diagnostik Schwächen und

Beeinträchtigungen erkannt, behandelt

und kompensiert werden können, scheint

die Menschheit allmächtig zu werden.

Oder kritischer gesagt: Die Kehrseite der

Multioptionsgesellschaft zeigt sich im

zunehmenden Machbarkeitswahn und

Status­Stress.

Diese neuen Herausforderungen zei­

gen die Dringlichkeit für eine breit ange­

legte Debatte der Vielfalt auf, denn diese

legt den Grundstein für das gemeinsame

Verständnis und fördert Solidarität. Die­

se Sensibilisierung muss über alle Berei­

che wie Schule, Ausbildung, Arbeit, Woh­

nen und Freizeit hinweg stattfinden.

inteRne inteReSSenkonflikte Und die

Sensibilisierung muss über alle Grenzen

stattfinden, denn leider gibt es auch

zwi schen geistig oder körperlich Be­

hinderten, ja sogar zwischen Hör­ und

Sehbehinderten Interessenkonflikte und

Kon kurrenzsituationen. Das Recht auf

Vielfalt und Andersartigkeit beginnt im

Kleinen; wichtig ist die gemeinsame

Erkenntnis, dass jeder auf seine Art ir­

gendwie anders ist und dass es für alle

einen Platz gibt. Um diesen Bewusst­

seinswandel konkret erlebbar zu ma­

chen, bedarf es nebst einer öffentlichen

Diskussion auch eine im Alltag wirklich

sicht­ und erlebbare Diversität – und

das beginnt in der Kinderkrippe!

Gegenseitiges Verständnis entsteht über

den Austausch und Kontakt im Alltag

und speziell hierfür geschaffenen Set­

tings. Die Öffentlichkeit muss immer

wieder mit der Vielfalt der Gesellschaft

konfrontiert werden. Nur wenn man die

Geschichten hinter der gesellschaftli­

chen Diversität versteht, kann Empathie

entstehen und «Nichtperfektion» akzep­

tiert werden. <

mit den verbesserten möglich keiten der alltagsgestaltung wächst der anspruch auf ein perfektes leben.

lektüre zum thema «Menschen mit Behinderung in der Welt 2035 – Wie tech­nologische und gesellschaft­liche Trends den Alltag verändern» . GDI­Studie im Auftrag der Stiftung Cerebral . Deutsch oder Französisch . www.gdi.ch/behinderung2035

Wie technologische und gesellscha� liche Trends den Alltag verändern

Von Mirjam Hauser, Daniela Tenger

MENSCHEN MIT BEHINDERUNG IN DER WELT 2035

die kehrseite der multioptionsgesell­schaft zeigt sich im zunehmenden machbarkeitswahn und Status­Stress.

«Wird jemand, der durch Sharing Geld spart, dann umso befreiter an anderer Stelle zuschlagen?»Detlef Gürtler im GDI Impuls 3.14

GDI Impuls – stellt die richtigen FragenTrends einordnen, Zusammenhänge erkennen, Strategien entwickeln.

GDI Impuls – die Pfl ichtlektüre für Vordenker und Entscheider.

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GDI IMPULSwww.gdi-impuls.ch . facebook.com /GDI.Impuls

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AUTORENLISTE (AUSZUG)Kofi Annan: Die afrikanische Herausforderung . Norbert Bolz: Religion ist der Antitrend zu allen Trends – Und deshalb Trend . Dieter Brandes: Die Kunst des Weglassens . Thomas Davenport und Jeanne Harris: Das Handbuch der Prognose­Techniken . Dagmar Deckstein: Klasse­Bewusstsein für Manager . Daniel Goleman: Emotionales Management . Tim Renner: «Warum Bauen Autobauer keine Fahr räder?» . Phil Rosen zweig: «Manager lassen sich über das Geheimnis des Erfolgs systematisch täuschen» . Douglas Rushkoff: «Der in­teraktive Raum ist heute ebenso verschmutzt wie die Shop­ping­Mall» . Edgar Schein: Vier Gesichter der Führung . Burkhard Spinnen: Kapitalismus, Sozialismus, Fraternismus . Peter Wippermann: Sozialer Reichtum . Klaus Woltron: Wie man Engelskreise konstruiert . Muhammad Yunus: Soziales Business

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