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Matrikelnummer: 292847
Benjamin Niehüser-Wiegelmann [email protected]
10 Fragen der Makroökonomie
LV-Nr.: 200302.06 Makroökonomie I - Konjunktur und Beschäftigung
Prüfer: Dr. Voegele Abgabetermin: Berlin der 31.01.2011
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Inhaltsverzeichnis Seite 1. Der neoklassische Arbeitsmarkt: Darstellung und Beurteilung. 2. Was sind die Unterschiede von Ersparnis und Investitionen bei der
Neoklassik und Keynes? 3. Die Funktionen des Geldes bei der Neoklassik und Keynes. 4. Welche Rolle hat der Zins bei der Neoklassik und bei Keynes? 5. Wie erklärt Keynes die Konjunktur? 6. Geld- und Finanzpolitik (Multiplikator) bei Keynes in der Krise. 7. Die Phillips-Kurve und ihre wirtschaftspolitische Bedeutung 8. Problem des Wachstumseffektes der Investitionen bei Keynes. 9. Was ist der „Kasinokapitalismus“ bei Keynes? 10. Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit: Wodurch unterscheiden sie
sich?
Quellenverzeichnis
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1. Der neoklassische Arbeitsmarkt: Darstellung und Beurteilung
Die Neoklassik betrachtet den Arbeitsmarkt in der Abhängigkeit von Angebot und
Nachfrage. Dabei wird die Nachfrage durch den Lohn1 für den Produktionsfaktor Arbeit
und die dadurch zu erwirtschaftenden Erlöse beurteilt. Hierbei kommt das
wirtschaftliche Prinzip zum tragen. Die Kosten der Beschäftigung von Arbeitnehmer2
muss geringer sein als der dadurch erbrachte Erlös. So ist schlussfolgernd, unter sonst
gleichen Bedingungen, bei einer mehr Beschäftigung davon auszugehen, dass der Erlös
bei dem gleichen Output (Produktion) sinkt. Also müssen die entstehenden Kosten der
weiteren Arbeitskräfte sich mindestens selbst decken oder der Lohn sinken, damit es zu
einer erhöhten Nachfrage kommt.
Die kumulierte Nachfrage der Arbeitsstunden der einzelnen Unternehmen ergibt die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Arbeitskräften, welche ebenfalls entgegen-‐
gesetzt zur Lohnhöhe reagiert.
Aus Sicht des Arbeitsnehmers kommt es unter Betrachtung der Nutzenmaximierung
zum Abwägen des Verhältnisses zwischen Freizeit und Arbeit. Der Arbeitsnehmer hat
die Wahl im 24-‐Stunden-‐Tag die Freizeit gegen bezahlte Arbeit auszutauschen und sich
durch den verdienten Lohn Güter leisten zu können.
So wird unterstellt, dass bei einem steigenden Lohn die Wertigkeit für Freizeit sinkt und
das Angebot an Arbeitsstunden steigt. Das kumulierte Gesamtangebot an
Arbeitsangebot steigt bei steigendem Lohnsatz.
Nach dem Modell der Neoklassik gibt es keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit, da Angebot
und Nachfrage sich über den Preis regelt und zur Vollbeschäftigung führt. Wobei die
Betrachtung des Gewinns, des Geldes, der Investition, des Kapitalmarktes, der
Arbeitsproduktivität und der Rentabilität außer Acht gelassen wird. 3
Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage, dabei agiert der Marktpreis als zentraler
Steuerungsmechanismus, es herrscht eine Marktordnung von Privateigentum, 1 Entspricht hier dem Reallohn, der Lohn der tatsächlichen Kaufkraft entspricht, dass heißt der Gütermenge, die bei gegebenen Lebenshaltungskosten mit dem Nominallohn tatsächlich eingekauft werden kann. 2 Als Arbeitnehmer sind nicht selbstständiger Erwerbstätiger, also Arbeiter oder Angestellter 3 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, 2007, S. 43 ff.
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Vertragsfreiheit und freien Marktzugang und eine Marktstruktur von vollkommener
Konkurrenz, vollständiger Information und unterstellt dem Arbeitsmarkt homogene
Güter/Arbeit, Mobilität und flexible Löhne.
Eine natürliche Arbeitslosenquote könnte man in Deutschland mit 8% beziffern, wenn
man das arithmetische Mittel der Jahre 1996-‐2006 bildet. Bevor wir auf die Entstehung
der Differenz zum vollkommenen Markt begründen, muss die Entstehung der
statistischen Arbeitslosenzahlen hinterfragt werden. In diesen Zahlen werden
sogenannte „Arbeitssuchende“ erfasst, wobei von einer verdeckten Arbeitslosigkeit
gesprochen wird, in Form von Personen, die nicht erfasst werden, wie z.B. Kurzarbeit,
subventionierte Beschäftigung z.B. Arbeitsbeschaffungsmassnahmen wie die „1-‐Euro-‐
Jobber“, Personen im frühzeitigem Ruhestand oder Teilnehmer in der Beruflichen
Fortbildung oder Trainingsmaßnahmen und auch kranke Arbeitslose. Hinzu kommen
Personen, die sich nicht arbeitssuchend melden, wie Freiberufler – welche keine
Ansprüche auf Leistung haben bzw. kein abhängige Beschäftigung suchen.4 So geht man
z.B. im Dezember 2010 von einer tatsächlichen Arbeitslosigkeit von 4.137.617 statt
offiziell 3.015.715 aus.5
Dem entgegengesetzt erfasst die Statistik Arbeitssuchende, Personen die zur Zeit oder
generell nicht arbeiten wollen oder aus sozialer Kompetenz nicht können.
Die Dauer der Arbeitslosigkeit spielt eine erhebliche Rolle bei dieser Betrachtung, sind
die Arbeitslosen nur temporär gelistet im Rahmen einer Überbrückung im natürlichen
Suchprozess oder kann man von Langzeitarbeitslosensprechen, wie bei Personen, die
Qualifikation und Flexibilität nicht mitbringen.6
Im Ökologischen Sinne wollen wir bei unfreiwilliger Arbeitslosigkeit von Menschen
sprechen, die zum herrschenden Entlohnungsniveau arbeiten möchten jedoch nicht
angestellt werden.
Aber woher stammt die Arbeitslosigkeit?
- Sucharbeitslosigkeit ist ein natürlicher Prozess der dynamischen Marktwirtschaft.
Der Arbeitssuchende, der nach einer geeigneten qualifizierten Arbeit recherchiert
4 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 684 5 http://die-linke.de/politik/themen/tatsaechliche_arbeitslosigkeit/ , 16.01.2011 11:00 Uhr 6 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 686
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und dem damit verbundenen organisatorischen Umfang, der für den Arbeitnehmer
und dessen Familie verbunden ist, z.B. ein erforderlicher Umzug, aber auch bei
strukturellen Wandel der Arbeitsgeber, z.B. durch Nachfrageverschiebung
unterschiedlicher Unternehmen, regionale Veränderungen.7
Was die Sucharbeitslosigkeit individuell beeinflussen kann, sind die
Rahmenbedingung Arbeitslosenversicherung ALG1, welche eine Gewisse
Existenzsicherheit in der Überbrückungsphase geben soll. Diese Maßnahme sichert
den Arbeitssuchenden eine Zahlung von 60% -‐67%, des erhaltenen Einkommen der
zu vorigen Beschäftigung, über einen Zeitraum von 6-‐18 Monaten zu.8 Man könnte
den Suchenden individuell unterstellen, aufgrund des leistungsunabhängigen
Anreizes die Suche zu verzögern, erstmal „Urlaub auf Kosten des Staates“ zu machen
oder dies für eine Fortbildungspause zu nutzen. Dies gilt auch z.B. für ungelernte
Arbeitnehmer, wenn ein Bezug aus einem Angestelltenverhältnis nicht Anreiz genug
ist statt der Alternative des Bezuges von ALG2 und „Freizeit“.
- Provozieren unfreiwilliger Arbeitslosigkeit, entsteht durch einen externen Einfluss
auf den Arbeitsmarkt, wobei durch die Fixierung des Lohnes ein Ungleichgewicht
von Angebot und Nachfrage entsteht. Hierbei wird, aus unten aufgeführten Gründen,
ein Lohnsatz über dem Gleichgewicht festgelegt, welches ein größeres
Arbeitskräfteangebot als Nachfrage zur Folge hat. Es entsteht also Arbeitslosigkeit,
weil die Arbeitnehmer auf eine freie Stelle warten müssen.
Eine Fixierung, durch einen gesetzlichen allgemeinen vorgeschriebenen
Mindestlohn gibt es in Deutschland nicht, obwohl er verstärkt von den
Gewerkschaften in Höhe von 8,50 € gefordert wird. 9
In Deutschland ist die Tarifautonomie gesetzlicher Bestandteil, es gibt nur Regelung
eines Mindestschutzes im Sinne von sittenwidrigen Löhnen, als solche gelten
Vergütungen unterhalb eines Drittel des üblichen gezahlten Tariflohns der Branche
und Wirtschaftsregion. Aber durch die fei verhandelten Tarifverträge der
Gewerkschaften können branchenspezifische Mindestlöhne bestimmt werden,
7 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 689 8 http://www.sozialhilfe24.de/arbeitslosengeld-alg-i-1/dauer.html 13.01.2011 13:00 9 http://www.mindestlohn.de/argument/hintergrund/mindestloehne-in-deutschland/ 13.01.2011 13:00
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welche durch eine Allgemeinverbindlicherklärung als allgemeinverbindlich erklärt
werden können. So sind die Vereinbarungen ggf. Branchen und Regional auf nicht
gebunden Unternehmen durchgreifend.10
Hinzukommt noch, die strategische Vorgehensweise der ungebundenen
Arbeitgeber, die externen Tarifverträge zu übernehmen, um den Arbeitnehmern den
Anreiz der Mitgliedschaft der Gewerkschaften zunehmen.
Mindestlöhne sind nicht generell Initiator der höheren Arbeitslosigkeit, aber spielen
für eine große Gruppe der Arbeitslosen, der gering qualifizierten wie Ungelehrten
und Berufsanfänger, eine relevante Rolle. Denen wird der (Wieder)einstieg ins
Berufsleben erschwert, da Qualifizierte bei dem Überangebot bevorzugt werden.
Die Gewerkschaften vertreten 24,3% der Arbeitnehmer. Kollektiv treten sie als eine
Art Kartell zu Lohnverhandlungen auf dem Markt auf und nicht mehr der einzelne
Arbeitnehmer mit individueller Qualifikation und Gehaltsvorstellung. Was als
kritisch zu betrachten ist. Wenn dies auf dem „freien“ Markt Unternehmen
praktizieren und ihre Preise für gewisse Güter absprechen, gibt es üblicherweise
eine Rechtsverletzung des Wettbewerbsrechts und die damit Verbunde
ökonomische Verzerrung des Gleichgewichtspreises.
Andererseits könnte man unter gewissen Umständen den Gewerkschaften ihre
(soziale) Arbeit anrechen, zum Beispiel in Regionen oder spezialisierten Branchen,
in denen eine Monopolstellung des Arbeitgebers vorliegt und die Arbeitnehmer das
Nachsehen hätten. Aber da könnte man in dem Neoklassischen Modell nicht von
lokal flexiblen und vollständigen konkurrierenden Arbeitern ausgehen. 11
Lohnzahlungen über dem Gleichgewichtslohn sind in der Praxis üblich, da die
Arbeitsleistung nicht Homogen betrachtet wird. So erhofft der Arbeitgeber bei dem
Überangebot an Arbeitskräften die Qualifiziertesten zu beschäftigen, zu
effizienterem Arbeiten ermutigen, die Fluktuation unter anderem zur Konkurrenz
zu vermeiden und die Krankentage zu unterbinden. Die Effizienzlöhne werden zur
Motivation und Loyalität eingesetzt. 12
10 http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn#Deutschland 16.01.11 13:00 11 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 694 12 Mankiw/Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, 2008 S. 694
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Wie hier im neoklassischen Modell dargestellt wurde, unterliegt der Markt mit dem
Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, wobei aber in der Praxis die vielen externen
Einflüsse nicht einfach auszublenden gelingt.
Und die in der Praxis subjektiv betrachtet werden müssen: Die Homogenen
Arbeitskräfte sind nicht gegeben, wenn man sich als extrem die Bonuszahlung mancher
Topmanager anschaut, die ins Verhältnislose steigen. Oder in Erfahrungsberichten von
topp qualifizierten Arbeitssuchenden mit Immigrationshintergrund, welche im
Bewerbungsprozess benachteiligt werden. Dies zeigt ein nicht vollständig
konkurrierendes Arbeitsangebot auf. Auch flexible Löhne, welche nahezu Null sinken
können, sind in unserem System der sozialen Marktwirtschaft unvorstellbar. 100%
Mobilität ist subjektiv auch schwer zu erfüllen, wenn der Lohn z.B. den Umzug mit der
Familie in eine andere Stadt nicht Rechnung trägt oder bei einem Globalen
Arbeitsmarkt, der über Kontinente hinweg agiert. Kann man einer deutschen Näherin
zumuten der Arbeit nach Asien nachzureisen? Abgesehen von den erforderten neuen
sprachlichen und kulturellen Qualifikationen und Gesetzgebungen. Dies ist sehr schwer,
wenn spezielle Branchen auf nationaler Ebene überwiegend verschwinden. Dazu
kommen, dass die Global-‐Player der Unternehmerwelt, die in verschieden Regionen
unterschiedliche Rahmenbedingung vorfinden und unter Aspekten der Shareholder
Value flexibel ihre Standorte der Produktion wechseln. Es handelt sich um ein sehr
komplexes System, welches die Forderung nach höherem Lohn mit der resultierenden
erhöhten Binnennachfrage und dadurch erhöhten Arbeitsnachfrage durchaus
gerechtfertigt werden kann. Hinzu kommen die vielseitigen Eingriffe des Staates in das
eigentliche Neoklassische Modell, von Arbeitslosengeld, Subventionen für benachteiligte
Branchen (Bergbau) bis zur Kurzarbeitregelung.
Bei staatlichen Sozialleistungen pro Kopf von 12.500€ Jährlich 13 und dem gigantischen
bürokratischen Aufwand, kann man das vermehrte Aufkommen nach umfangreichen
Reformen verstehen. Wie die des Unternehmer Götz Werner, der auf der gedanklichen
Basis des Ökonomie-‐Nobelpreisträger Milton Friedman, ein Mindesteinkommen von
800-‐1500€ Monatlich verlangt. Dies soll für jeden Bürger, egal, ob alt oder jung,
beschäftigt oder arbeitslos, gesund oder krank monatlich zustehen. Im Gegenzug
werden die öffentlichen Transfer-‐ und Steuersysteme radikal zurückgefahren und die
13 http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen 16.01.2011 15:00
8
Konsumsteuer erhöht. Dies soll das Einkommen von der Arbeit abkoppeln. „Künftig
werde das Einkommen gezahlt werden, damit Menschen überhaupt an der Gesellschaft
teilhaben können -‐ auch an der Arbeit“.
Ohne dieses Modell, grundlegend zu diskutieren, gäbe der Ansatz aber eine Basis für
einen frei funktionierenden Arbeitsmarkt auf dem Angebot und Nachfrage frei
aufeinandertreffen würden. Und der Arbeitnehmer hätte die Wahl zwischen den
Opportunitätskosten seines 24-‐Studen-‐Tages mit Freizeit oder der erbrachten
Arbeitsleistung für gewünschten Mehr-‐Konsum abzuwägen. 14
Aktuell zeigt sicht die konjunkturelle Erwartung rosig, immer weniger Arbeitlose, als ob
die Krise nie dagewesen wäre. Es wird auf allen Kanälen ein Fachkräftemangel
prognostiziert, doch weist dies immer deutlicher auf ein weiteres Problem hin. Die neue
„Klassengesellschaft, gespalten in die Minderheiten der hoch qualifizierten, hoch
begehrten und hoch bezahlten Symbolanalytiker, die mit ihrem ständigen erneuerten
Fachwissen den ökonomischen Prozess im Zeitalter weltweiter Kommunikation am
Laufen halten. Und immer größer wird die Zahl von mehr oder minder Ausgegrenzten,
die sich mit minder bezahlten, subalternen und unsicheren Jobs durchschlagen müssen“.
Dies sprach der US-‐amerikanische Soziologe, Ökonom Jeremy Rifkin in seinem 1995
erschienenen Werk „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ bereits aus. Er sagt uns (zu
dem Zeitpunkt) eine stark wachsende Arbeitslosigkeit mit einer entgegenstehenden
immer kleiner und reicher werdenden Oberschicht voraus und eine damit dramatische
Veränderung der Gesellschaft. 15
Diese Veränderung begründet sich aus dem technischen Fortschritt und den
Produktivitätssteigerungen, welche nicht wie ursprünglich in der neoklassischen
Ökonomie Saysches Theorem begründet ist, von günstigeren Waren zu größerer
Kaufkraft und damit verbunden zu mehr Arbeitsplätzen führen sollte. Das Neoklassische
Modell unterstellt, dass das Problem der Arbeitslosigkeit sich trotz technischer
bedingter Entlassungen letztlich selbst lösen wird. Steigende Arbeitslosenzahlen
14http://www.faz.net/s/Rub2309A3DB4F3C4474B93AA8610A24AE0A/Doc~E89174CB7E5B64A5DA606CD61235B9103~ATpl~Ecommon~Scontent.html und http://www.faz.net/s/Rub0B44038177824280BB9F799BC91030B0/Doc~E508A466D05324C1081CC0E7B0D8885E2~ATpl~Ecommon~Scontent.html 16.01.2011 15:00 15 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 226
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würden zu niedrigen Löhnen führen, und dies wiederum würde die Unternehmen
veranlassen, mehr einzustellen, anstatt ihr Geld in neue Anlagen zu investieren.16
Dieses ist allerdings anzuzweifeln, wobei Rifkin auf Karl Marxs These Bezug nimmt,
Unternehmen seien immer bestrebt „die Lohnkosten zu senken und die
Produktionsmittel soweit als möglich in ihre Verfügungsgewalt zu bekommen. Sie
ersetzen daher, wo immer möglich, Menschen durch Maschinen und profitierten so nicht
nur von der steigenden Produktivität und den sinkenden Kosten, sondern auch noch von
der Entstehung einer Reservearmee von Arbeitslosen, deren Arbeitskräfte in anderen
Wirtschaftszweigen ausgebeutet werden könne.“ Dramatisch zugespitzt sieht Marx, die
wachsende Automatisierung als Auslöser der kompletten Rationalisierung der Arbeit.
Dies hätte in dem fortlaufenden Prozess kurzfristig ein Überangebot an Arbeitskräften
und damit fallende Löhne zur Folge, was wiederum mittelfristig zum Rückgang der
Kaufkraft (Konsum, Nachfrage) zur Folge hätte. Langfristig betrachtet unterstellt diese
Theorie, die Unternehmer schufen ihr eigenes Grab. 17
Dieser These entgegen steht die Annahme, dass der Wohlstand einer Bevölkerung auf
technischem Fortschritt beruht und damit die Freisetzung von Arbeitskräften nur
temporär erfolgt. 18
Wie ich Ihnen hier dargestellt habe, ist das Modell des neoklassischen Arbeitsmarktes
sehr komplex und kann in der Praxis viele Einflussfaktoren nicht ausschließen, sei es der
Kapitalmarkt, der Konflikt technischer Fortschritt und Mensch und soziale Grundsteine,
die wir in unserer Gesellschaft nicht missen möchten. Bei den verschiedenen
Kritikpunkten, finde ich das Grundeinkommen einen bedenkenswerten Ansatz um die
Grundannahme des Modells zu unterlegen, das freie Tauschverhältnis Freizeit gegen
bezahlte Arbeit. Es wäre auf jeden Fall interessante die Produktivität unter den
Bedingungen zu beobachten. Persönlich denke ich, dass der technische Fortschritt den
Menschen nicht verdrängen wird, aber auf jeden Fall die Ausbildung eine immer
wichtigere Rolle spielt. Daher bin ich persönlich von meiner Investition in Bildung
bestätigt und hoffe natürlich auf einen guten Lohn, durch die erhöhte Nachfrage nach
Fachkräften. 16 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 27 beruft sich auf Jones 1990:23 International Labor Review März/April 1984: 131 17 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 27 ff. beruft sich auf Marx 1867, Erstes Band des Kapital 18 Rifkin, J. „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ 5. Auflage 1999, S. 29 beruft sich auf Clark 1907:251
10
2. Was sind die Unterschiede von Ersparnis und Investitionen bei der
Neoklassik und Keynes?
In der Neoklassik wird die gesamtwirtschaftliche Ersparnis lediglich als aufgeschobener
Konsum bewertet. Diese Ersparnis resultiert aus folgendem Modell, dabei ist zu betrachten,
dass das Geld als ein Gut, z.B. wie Weizen, betrachtet wird.
Das Einkommen (E), welches aus der geleisteten Arbeit (A) resultiert, wird in den Konsum
(C) umgesetzt, welcher für die Nachfrage (N) beim Produzenten sorgt. Die entstandene
Nachfrage nach Ressourcen erzeugt die Investition (I), die der Unternehmer leistet, welcher
natürlich durch Gewinnerwartungen motiviert ist.
Gesetzt des Falles, dass die Ersparnis nicht sofort in den Konsum mündet, geht man in der
Neoklassik von einer Ersparnis (S) aus, die lediglich als aufgeschobener Konsum bewertet
wird.
In diesem Modell unterstellt man, es gäbe kein Ungleichgewicht der Marktwirtschaft. Jedes
erstellte Produkt ruft im gleichen Augenblick eine Nachfrage für ein weiteres Produkt auf.
Dies resultiert aus dem Umstand, dass ein Produzent eines Produktes, dieses schnellstmöglich
verkaufen will, damit er dessen Werteverfall nicht tragen muss. Das wendet die Neoklassik
auch auf das verdiente Geld an, damit dieser Wert nicht auch bei ihm festliegt.
Dies kommt auch mit dem Saysche Gesetz zum Ausdruck. Jedes Angebot schafft sich seine
Nachfrage selbst, d.h. die Erstellung von Gütern der Produktion schafft das Volkseinkommen
(Y) durch Lohn und Zins, welches wiederum die Nachfrage steigert. Kleine Differenzen auf
speziellen Märkten werden durch technische Wandel und wechselnde Präferenzen (Mode)
begründet, welche aber durch den funktionierenden Preismechanismus sich austendieren.
Weiter gedacht, fallende Preise bewirken sinkende Investitionen des speziellen Marktes, da
geringere Gewinnerwartungen vorliegen.
Y/A
E - C - N
S aufgeschobener Konsum I
11
Gesamtwirtschaftlich betrachtet ergibt es einen geschlossenen Kreislauf, in dem der Erlös der
Unternehmen in einer Wirtschaft dem der Kosten einer Produktion gleichen, da die Ersparnis
nur temporär aufgeschobener Konsum und Nachfrage ist.
Daraus ergeben sich gleiche Werte für das Einkommen, die Nachfrage und der Produktion.
Die in der Neoklassik regulierten Ausgleiche von Ersparnis und Investition werden im
Kapitalmarkt kanalisiert. Am Kapitalmarkt trifft Angebot der Kreditoren und Nachfrage der
Debitoren aufeinander, welche zum Gleichgewichtspreis des Zinses führt. Der Zins ist der
Preis für das temporäre zur Verfügung stellen von Geld und den aktuellen Verzicht auf
Konsum. Also fördere die gesamtwirtschaftliche Ersparnis die Unternehmen bei Ihren
Investitionen, da diese hierfür benötigten Summen am Kapitalmarkt aufnehmen könnten. Hier
wird ein Marktgleichgewicht unterstellt die Summe der Ersparnis gleiche der Summer der
Investition. 19
Die Neoklassik suggeriert, dass das gesamtwirtschaftliche Modell sich verhalten würde wie
bei Investitionen der privaten Haushalte. Es muss erst auf eine größere Investition gespart
werden oder auf den Finanzmarkt zugegriffen werden und damit auf Ersparnisse der
Gesamtwirtschaft. Dies täuscht aber und kann auf Unternehmen anscheinend nicht angewandt
werden. Dies wird durch Zahlen der Deutschen Bundesbank20 belegt und als Beispiel im Jahre
2006 sehr deutlich. Hierbei betrug die Innenfinanzierung von Unternehmen 151,2 Milliarden
Euro, diese resultieren aus einbehaltenen Gewinnen, Abschreibungen und Zurückführen von
Rückstellungen. Dem entgegen, stehen die Sachvermögensbildenden Maßnahmen, von
insgesamt 107,4 Milliarden Euro, also Bruttoinvestitionen. Dies zeigt auf, dass für die
Investitionen kein Fremdkapital aufgenommen werden müsste und damit die
gesamtwirtschaftliche Ersparnis anscheinend nicht ihrem Zweck zugeteilt wird. Hierbei
zeigen sich die Schwächen des Neoklassischen Modells auf, was wohl aus der falschen
Einschätzung des Finanzmarktes resultiert.21
19 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, 2007, S. 63 ff. 20 Monatsbericht Januar 2010, Deutsche Bundesbank S.26 21 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, 2007, S. 65 ff.
12
Keynes stimmt der Neoklassik bei, den gesamtwirtschaftlichen Wert der Produktion gleich
dem Volkseinkommen zu setzen. Dabei unterteilt er in gesamtwirtschaftlichen Konsum und
gesamtwirtschaftliche Ersparnis. Die Ersparnis beurteilt Keynes allerdings als Auslöser des
wirtschaftlichen Ungleichgewichtes, da diese als gesamtwirtschaftlicher Nachfrageausfall
auftritt, mit der Folge, dass das Angebot größer als die Nachfrage ist und nicht alle Produkte
abgesetzt werden können.
Keynes sieht die Ersparnis nicht wie die Neoklassik als aufgeschobenen Konsum und die
damit zeitlich zurückgesetzte Investition an, sondern bewertet die Anlage von Geld als
separate Finanzinvestition. Der erhaltene Zins (i) für das zur Verfügung stellen von Geld, wie
z.B. für Aktien, Anleihen, Beteiligungen, Rentenpapiere, steht dabei der klassischen
Anlageninvestition (r - GRK Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals) in direkter Konkurrenz.
Keynes sieht nicht eine direkte Kausalität zwischen Finanzinvestition und Realinvestition. Es
sei für eine Realinvestition keine Finanzinvestition auf dem Kapitalmarkt zuvor nötig und
dass das Geld, welches an dem Kapitalmarkt angelegt wird, nicht zu Realinvestitionen
verhelfe und nur der Spekulation diene.
So sagt Keynes: „Es ist ferner wahr, dass die Bewilligung eines Bankkredites drei Tendenzen
auslösen wird: 1. eine Zunahme der Produktion, 2. eine Werterhöhung des Grenzprodukts, in
Lohneinheiten gemessen, (die bei abnehmendem Ertrag notwendigerweise eine Zunahme der
Produktion begleiten muß) und 3. eine Erhöhung der Lohneinheit in Geld gemessen (da diese
ein häufige Begleiterscheinung besserer Beschäftigung ist), und diese Tendenzen können die
Verteilung des Realeinkommen zwischen verschiedenen Gruppen beeinflussen.“ Er
beschreibt weiter, dass die Produktionserhöhung durch etwas anderes als die Bankkredite
ausgelöst werden muss. Somit das oben beschriebene Modell der Neoklassik, welches besagt,
dass Ersparnis zu Investition führe, einem Irrtum unterlaufen sein muss. Er folgt fort: „Es ist
richtig, dass ein Einzelner durch Sparen sein eigenes Vermögen vermehrt. Die Folgerung,
dass er dadurch auch das Gesamtvermögen vermehrt, übersieht aber auch die Möglichkeit,
dass der Ersparnisakt eines Einzelnen auf die Ersparnisse und folglich auf das Vermögen
eines Anderen zurückwirken kann.“ 22
Es zeigt sich, dass der Konkurrenz von Real- und Finanzinvestition eine ausschlaggebende
Bedeutung zukommt. Diese entsteht durch den jeweiligen Zins der Anlage von Geld der
unterschiedlichen Investitionsarten. Dieser sollte in beiden Fällen positiv sein, also der Ertrag
22 Keynes John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 2002 S.71
13
größer der Aufwand. Gegeben des Falls, der Zins i der sich auf dem Finanzmarkt ergibt, ist
höher als der des Zinses der Realinvestition r, wird unterstellt die Finanzinvestition
vorzuziehen. Dadurch unterstellt Keynes, auf dem Kapitalmarkt treffen Angebot & Nachfrage
von Geld aufeinander und nicht wie in der Neoklassik behauptet Angebot und Nachfrage der
Kredite. Steigt also der Zinssatz i an, so erfordert der die Realinvestition ebenfalls eine
proportionalen anstieg des Zinssatzes r, damit die damit verbunden Arbeitsplätze und damit
verbundener Lohn, Konsum, Nachfrage und weitere Investitionen nicht Gefahr kommen. Es
herrscht ein Ungleichgewicht.
14
3. Die Funktionen des Geldes bei der Neoklassik und Keynes.
Geld im (Neo-‐)klassischen Modell wird als Warengeld bezeichnet und ist
gleichbedeutend mit anderen Gütern wie Gold oder Silber. Geld ist neutral, nur ein
Schleier. Die Theorie unterstellt zwei Funktionen:
1. Zahlungsmittel, da Geld ein weitverbreitetes und anerkanntes Tauschmittel ist.
2. Recheneinheit, es hilft einen ökonomischen Wert, für jeglicher Art von Gütern
festzulegen.
Geld wird als reines Transaktionsmittel brachte, also nicht als Vermögensobjekt. Es ist
zur Sicherstellung des störungsfreien Marktablaufes und die Aggregation
unterschiedlicher Größen. Die neoklassische Neutralität des Geldes unterstellt, man
könnte den Geldsektor der Wirtschaft bei der Analyse der Realen Größen außer acht
lassen, da wegen der Quantitätsgleichung Geldangebotsänderungen kein Einfluss auf die
Reale Sphäre nehme. Geld spielt keine aktive Rolle in der langfristigen realen Wirtschaft,
es dient lediglich als Schmiermittel der Marktwirtschaft mit der verbunden
Erleichterung als Zahlungsmittel und Recheneinheit.
Ld = k * P * Y
Die Geldnachfrage zum Transaktionszweck (Ld) hängt direkt von der durchschnittlichen
Dauer zwischen Einnahme und Ausgabe einer der Geldeinheit (k
Kassenhaltungskoeffizient), dem Preisniveau (P) und dem Realwert der produzierten
Gütern (Y: Realeinkommen) ab. 23
Durch die Aufteilung in den monetären und den realen Sektors, welche sich nicht
beeinflussen, wobei das Geld nicht wie andere Güter produziert werden kann sondern
durch externe Faktoren wie die Menge des Goldes oder Politik der Zentralbank
bestimmt wird. Die Neoklassik geht davon aus, dass es auf die Menge des Geldes nicht
ankäme, was die reale Größe betrifft. Eine Erhöhung der Geldmenge bewirke nur eine
proportionale Erhöhung der Preise, ohne weiter Volkswirtschaftlichen Auswirkungen.
Hier setzt die Quantitätstheorie an, welche versucht den kausalen Zusammenhang 23 Unterricht
15
zwischen Geldmenge und Preisniveau zu erklären.
Die Quantitätstheorie basiert ursprünglich auf der Verkehrsgleichung von Irving
Fischer. Diese drückt eine Abhängigkeit des Preisniveaus und der Geldmenge aus. “Der
Wert der umlaufenden Güter entspricht dem Wert des umlaufenden Geldes” (Irving
Fisher, 1911) 24
M * v = P * NIPr
Auf der rechten Seite steht das volkswirtschaftlich reale Nettoinlandsprodukt, welches
aus dem preisniveaubereinigten Nettoinlandsprodukt (NIPr) multipliziert mit dem
Preisindex (P Preisniveau) ergibt. Auf der linken Seite der Gleichung steht die nominale
Geldmenge (M) der Periode vervielfacht mit der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (v).
Die Gleichung zeigt eine Kausalität bei steigender Geldmenge auf der linken Seite, einen
Anstieg auf der rechten Seite von Preisniveau oder Nettoinlandsprodukt.
In der Quantitätstheorie geht es darum, wie viel liquide Mittel (Sichtdepositen bei
Banken oder Banknoten plus aller Bankanlagen mit einer Fristigkeit von bis zu einem
Jahr) vorhanden sind.
Es besteht ein Unterschied zwischen der nominalen Geldmenge M und der realen
Geldmenge M/P, die die reale Kaufkraft der nominalen Geldmenge ausdrückt. Steigt bei
unveränderter Geldmenge das Preisniveau, so sinkt die Reale Geldmenge.
Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gibt an, wie oft das Geldstück in einer Periode
den Besitzer wechselt. Verdoppelt sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (c.p.),
dann genügt die Hälfte der Geldmenge. Die Neoklassik geht von einer Exogenität der
Geldmenge aus, d.h. die Geldmenge kann nach belieben festgelegt werden. Des weitern
unterstellt sie, dass Ursache einer Inflation alleinig die Erhöhung der Geldmenge ist, die
bei unverändertem Produktionsvolumen zur Erhöhung des Preisniveaus führt. 25
Die Cambridge Gleichung stellt eine Analytische anspruchsvollere Darstellung der
Quantitätstheorie dar, sie erlaubt es zwischen einer Geldnachfrage (MN) und einem
Geldangebot (MA) zu unterscheiden.
24 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre 3. Auflage 2003, S. 268, in Bezug auf Fischer I., Die Kraft des Geldes 1911 25 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre 3. Auflage 2003, S. 269
16
MA = MN
Bei der Cambridge Version wird die Gleichung wie folgt modifiziert. Vom Ausland
abgesehen wird die Nettoinlandsproduktion (NIP) mit dem Volkseinkommen (Y) ersetzt
und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes durch den Kassenhaltungskoeffizienten (k)
ersetzt, der sich aus dem Kehrwert der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (v) ergibt.
M = k * P * Y k=1/v
Die Quantitätstheorie drückt den neoklassischen Standpunkt aus, dass die Geldmenge
für die Ökonomie exogen gegeben ist und durch die Politik des Staates nicht verändert
werden kann. Eine beliebige Menge an Geld ist als gegeben zu betrachten. Bei einer
Schwankung der Nachfrage nach Geld, wird dies durch ökonomische Aktivitäten, wie
dem Preisniveau, geregelt. Dies ergibt das Gleichgewicht auf dem Geldmarkt von
Angebot und Nachfrage.
Funktion des Geldes bei Keynes.
Keynes sieht das Geld mit den zwei Funktionen Zahlungsmittel und Recheneinheit
unzureichend dargestellt und erweitert es um eine dritte Funktion, des
Wertaufbewahrungsmittels. Erhaltenes Geld kann temporär gehortet werden und in
einem späteren Zeitpunkt wieder getauscht werden. 26
Die Funktionen des Geldes als
Wertstandard für Zahlungsmittel bei Wertaufbewahrungsmittel
für
• Kreditverträge
• Waren
• Vermögensrechnung
(in Bilanzen etc.)
• Kreditverträgen
• Kaufverträgen
• Verpflichtungen
• (Steuern etc.)
• Vorsichtszweck
• Hortungszweck
• Spekulationszweck
• Transaktionszweck Grafik aus Heine 27
26 Vgl. Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage 2003 S39 ff. 27 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage 2003, S.341
17
Bei der Wertaufbewahrung von Geld, sieht Keynes zum einen die Überbrückung bis zum
nächsten Zahlungseingang -‐ Transaktionsfunktion an. Als Beispiel ein Arbeiter der sein
Monatslohn in Tagesrationen unterteilt. Zum anderen dient die Wertaufbewahrung auch
zu Spekulationszwecken, zum Beispiel wenn voraussichtlich die Preise für gewisse
Güter in der Zukunft fallen sollten, so entziehen die Haushalte dem Markt Nachfrage auf
unbestimmte Zeit in dem sie ihre Spekulationskassen anfüllen. Das Geld hat dadurch
Auswirkung auf gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Zinslose Geldhaltung kann unter
Erwartung von zukünftiger Ertrags-‐ und Preisentwicklung der ertragsbringenden
Anleihe vorzuziehen sein. Dies bezeichnet man auch als Liquiditätsprämie. Wenn eine
individuelle Zinsgrenze unterboten ist, und der erwartete Zins einer Investition höher
als der individuellen Zinsgrenze ist, so fällt die Entscheidung zu Gunsten der Investition
des Vermögensaktiva wie zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Grund und Boden.
So ist nach Keynes ein Mangel in der Quantitätstheorie in der unvollständigen Analyse
der Geldnachfrage geschuldet. Geld muss die Wertaufbewahrungsfunktion unterstellt
werden, welche die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage auch in Abhängigkeit vom
Zinssatz zu bewertet. Weiter bemängelt er, dass die Umlaufgeschwindigkeit nicht als
fixiert angenommen werden kann. 28
Die Geldnachfrage hängt vom Volkseinkommen und vom Zinssatz ab. Hier setzt die
Neoquantitästheorie von Milton Friedmann an, auf die wir hier aber nicht weiter
eingehen wollen. Lieber betrachten wir in der folgenden Aufgabe den Zins, den Keynes
eine Große Bedeutung zuspricht.
28 Hardes, Schmitz, Uhly, Grundzüger der Volkswirtschaft, 2002, S. 430
18
4. Welche Rolle hat der Zins bei der Neoklassik und bei Keynes?
Als Schleier ohne Einfluss auf die Realwirtschaft betrachtet die Neoklassik das Geld,
somit bewertet sie den Zins „nur“ als Belohnung für Konsumverzicht = Sparen.
Keynes sieht in der Bedeutung des Geldes eine Auswirkung auf die Investitionen. Wobei
der Zins durch die Geldnachfrage und Angebot bestimmt wird. Somit spricht Keynes
dem Zins eine Schanierfunktion zwischen der Finanz-‐ und der Realwirtschaft zu. Der
Geldpolitik wird durch Zinsveränderung eine Manipulationsmöglichkeit auf den
Investitionen und somit Gesamtnachfrage, Produktion und Beschäftigung beigestanden.
Eine expansive Geldpolitik (M↑) bei konstanter Liquiditätsneigung (Geldnachfrage)
führt zu einer Zinssenkung (i↓) und dadurch zu einer Anregung der Investition (I↑).
Der Zinssatz ist das Maß der Bereitschaft Liquidität aufzugeben und die Belohnung für
das Nicht-‐Horten. Wogegen die Neoklassik unterstellt, dass das Horten von Geld
ökologisch keinen Sinn macht und man die verzinste Anlage immer vorziehen wird.
Keynes sieht in der Liquiditätspräferenz zwei Gründe, mehr Sicherheit als die
Wertpapiere und die spekulative Chance zu einem späteren Zeitpunkt günstigere
Anlagemöglichkeiten zu nutzen. Die Liquiditätspräferenz sinkt bei steigendem Zins. Bei
einem aktuellen niedrigen Zins wird Liquidität in der Spekulationskasse bevorzugt, um
später zu einem höheren Zins anzulegen.
In der Klassik ist der Zinssatz i eine abhängige Variable von den Spar-‐ und
Investitionsentscheidungen. Für Keynes ist die Investition nicht Bestimmungsgröße von
i, sondern abhängig vom Zins. i ist eine unabhängige Variable die bei gegebener
Liquiditätsneigung von der Geldpolitik bestimmt wird. Der Zins i kann aber durch
Schwankung der Liquiditätspräferenz variieren, da bei einer fixen gesamten Geldmenge
die Geldmenge einzelner nicht erhöht werden kann, ohne dass jemand anderes
Liquidität abbaut. Keynes sieht in Zinstheorie das Bindeglied zwischen privater
Investitionsneigung und staatlicher Geldpolitik. Eine schwache Investitionsneigung
kann durch einen niedrigen Zins angeregt werden und umgekehrt.
Er sieht einen „hydraulischen Schematismus“ M↑ -‐ i↓ -‐ I↑ -‐ Y↑ -‐ A↑.29
29 Willke G. John Maynaerd Keynes, 2002, S.87 ff.
19
5. Wie erklärt Keynes die Konjunktur ?
Konjunktur ist die wirtschaftliche Lage einer Volkswirtschaft mit Höhen -‐ der
Boomphasen, dem Abschwung -‐ der Depression/ Rezession in Krisenzeiten und der
darauf folgenden Aufschwungphase -‐ der Expansion zum nächsten Boom. Es sind
zyklische Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität, welche durch Nachfrage
und Produktionsschwankungen und damit Veränderungen des Auslastungsgrades der
Produktionskapazitäten entstehen.
Nach der Ansicht von Keynes Veröffentlichung -‐ Allgemeine Theorie der Beschäftigung,
des Zinses und des Geldes -‐ resultiert der Konjunkturzyklus aus einer
Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals. Bei den Auf-‐ und Abwärtsbewegungen erkennt er
einen Grad von Regelmäßigkeiten in der Zeitfolge und Dauer. Des Weiteren beobachtete
er, dass beim Wechsel in der Boomphase in die Rezession ein plötzlicher und heftiger
Wendepunkt auftritt, als vergleichsweise beim Wechsel der Rezession in die
Aufschwungphase.
Die heftige Rektion der Phase des späten Aufschwunges in die Krise, erklärt er sich wie
folgt: Als Vorannahme, dass „die Grenzleistungsfähigkeit des Kapital nicht nur von dem
bestehenden Überschuss oder Knappheit von Kapitalgütern und den laufenden
Produktionskosten von Kapitalgütern sondern auch von den laufenden Erwartungen
über den zukünftigen Ertrag von Kapitalgütern abhängt.“ Ist die Erwartung in die
Zukunft bei Investitionen, eine primärer Entscheidungsträger. Die Erwartung unterliegt
heftigen Schwankungen, da diese nur auf eine geistige Vorwegnahme zukünftiger
Ereignisse beruhen und diese durch gewisse Trends beeinflusst werden. Hinzukommt
noch verstärkend die erhöhten Zinserwartungen bei risikoreicheren Investitionen und
die erhöhte Nachfrage nach Geld in Krisenzeiten.
Keynes behauptet aber, dass „die Erklärung der Krise nicht primär eine Erhöhung des
Zinssatzes, sondern ein plötzlicher Zusammenbruch der Grenzleistungsfähigkeit des
Kapitals ist.“ Die plötzliche und heftige Reaktion die am Anfang der Rezession, ist auch
auf die Struktur des Investmentmarktes zurückzuführen, die von Käufern dominiert
werden, die nicht wissen, was sie kaufen und nur Spekulationszwecken dienen. Dabei
wird mehr den Stimmungstrends des Marktes betrachtet, als der optimistischen
20
Schätzung der zukünftigen Erträge von Kapitalgütern. Die Ungewissheit und
pessimistische Einschätzung der Grenzleistungsfähigkeit bekräftigt die
Liquiditätspräferenz, folglich erhöht sich der Zinssatz.
Keynes schlussfolgert, der Zusammenbruch der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals
kann so stark sein, dass eine Senkung des Zinssatzes wirkungslos ist. Es muss
stattdessen das Vertrauen der Investoren wieder hergestellt werden.
Keynes beobachte die Zeit als wichtigen Faktor der Konjunktur, wie auch für einen
Vertrauensgewinn ein gewisser Zeitraum benötigt wird. Er beobachtet bei der Rezession
einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren, die er auch durch die Lebensdauer der
Vermögenswerte und der Lagerhaltungskosten überschüssiger Vorräte begründet.
Durch Abnutzung, Verfall und Veraltung entstehen nach der Zeit zunehmend Ausfälle.
Die dadurch verbundene Knappheit erhöht die Grenzwertfunktion des Kapitals für
Neuinvestitionen. Die Phase kann durch Faktoren, wie abnehmender Bevölkerung
beeinflusst oder verlängert werden, aber es ist ein Zusammenhang zwischen der
Lebensdauer der dauerhaften Vermögensbestände und zur normalen Wachstumsrate in
einer gegeben Epoche zu sehen.
In der Rezessionsphase ist durch die fallende Nachfrage von einer Anhäufung unfertiger
Erzeugnisse und Vorräten auszugehen. Durch die Anfallenden Lagerhaltungskosten sind
die Produzenten angehalten die Ware günstiger zu verkaufen, mindest um den Betrag
der anfallenden Lagerkosten oder Liquidität zu gewährleisten. Dies wirkt sich
kurzfristig negativ auf die Beschäftigung in der Produktion aus. Aber ist die Phase
erstmal überstanden, wirkt es wie ein „Befreiungsschlag“ durch die plötzliche hohe
Nachfrage die Lager wieder zufüllen.
In der ersten Abwärtsphase werden die Investition bevorzugt von denen Betriebsmittel
in die Vorräte wechseln, um einer Desinvestition der Betriebsmittel auszuweichen. In
der zweiten Phase werden auch die Vorräte einer Desinvestition durch beschriebene
Zeitfaktoren und der sinkenden Nachfrage unterliegen. Dies bildet aber eine günstige
Basis in der Aufschwungphase. Niedrige Marktpreise und lehre Lager, welche die
Produktion und Nachfrage nach Arbeit sofort ankurbeln.
In Börsenmärkten sieht Keynes starken Einfluss auf die Konsumnachfrage, gerade in
den USA zu seiner Zeit. Durch die sinkende Grenzleistung des Kapital und damit
verbundene starken Abnahme der Marktwerte der Börsenpapiere. Wertpapiere in einer
21
Volkswirtschaft können einen größeren Einfluss als das Einkommen haben, in
Krisenzeiten noch verstärkter, wenn die Investition mit geborgtem Geld vollzogen
wurde. Ein offensichtliches Problem zeigt sich auf, dass der Konsum und die damit
verbundenen Investitionen gerade in den benötigten Phasen ausbleiben. Und die
Struktur durch einen Abschwung noch verstärkt unterstützt.
Keynes fordert schlussfolgernd, “...dass die Aufgabe, den laufenden Umfang der
Investition zu regeln, nicht ohne Gefahr in private Hände gelassen werden kann.“
Wie gerade beschrieben, könnte man schlussfolgern, dass die Depression durch eine
Überinvestition am Ende einer Boomphase verschuldet ist. In dem Hype wird die
gewünschte Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals zu hoch eingeschätzt und durch zu
geringe Erträge enttäuscht. Dies ist verschuldet durch ein Überangebot. Keynes
widerspricht dem Ansatz, dass man durch einen hohen Zins die Investitionen in die
Produktion kanalisieren kann, und damit die Spitze des Booms zurückhält.
Da in der Phase, wenn die enttäuschte Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, durch die zu
hohen Erwartungen, unter dem des Zinses liegen kann. Er befürwortet auch in der
Boomphase einen niedrigen Zinssatz, um diese zu verlängern. Keynes bezweifelt, dass es
mit Ausnahme nach einem Krieg, ein so starker Boom entstehen könne, der zur
Vollbeschäftigung führen würde.
Keynes geht im Kapitel 22 der Veröffentlichungen Allgemeine Theorie der
Beschäftigung, des Zinses und des Geldes auf weitere Denkschulen zum Thema der
Konjunktur ein, denen er zumeist keine große Bedeutung zuspricht. Was er aber sieht,
ist die Notwendigkeit der Förderung der Investition und zugleich eine Förderung des
Verbrauches auf ein höheres Niveau. Er sieht bei dem Ansatz die einzelnen Arbeitszeiten
zu verkürzen und damit mehr Personen in Beschäftigung zu bringen als unlösbar. Da die
Arbeiter ein vermehrtes Einkommen einer vermehrten Freizeit bevorzugt würde. Und
ein aufgelegter Zwang nicht zu befürworten wäre.
Die These den Konjunkturzyklus anhand der landwirtschaftlichen Erträge zu begründen,
sieht er in einem globalagierenden Markt als falschen Ansatz. 30
30 Vgl. Keynes, John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 2006, S. 265 ff.
22
6. Geld- und Finanzpolitik (Multiplikator) bei Keynes in der Krise
Nach Keynes hat der Staat in Krisenzeiten einzugreifen, mit dem Ziel der Verringerung
des Konjunkturzyklus, in Zeiten der Rezession soll die Produktionslücke zur optimalen
Gerade der Vollbeschäftigung angeglichen werden. Dies geschieht durch eine
nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, die sich in zwei Maßnahmen der Geld-‐ und der
Fiskalpolitik unterteilen.
Die Geldpolitik verfolgt das Ziel, die Geldmenge zu verändern und damit auf den
Zinssatz zu wirken und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzuregen. Durch die
Senkung des Zinses werden die Kreditaufnahme attraktiver und die Investitionen
steigen. Dies hat weiterführende Folgen, dass die Nachfrage nach Gütern und
Dienstleistungen steigen, was wiederum die Produktion steigert und Arbeitkräfte mehr
gefragt sind.
Bei der Fiskalpolitik, werden die Steuersätze gesenkt und die Regierungsausgaben
erhöht, dies führt zu einer steigenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, welches
wiederum zur erhöhten Produktion und sinkenden Arbeitslosigkeit führt.
Bei Steuersenkung nimmt der Staat indirekt Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage, durch das Mehr nach Steuerabzug soll zu erhöhten Konsum animiert werden.
Wobei es aber in der Entscheidung von Unternehmen und Haushalt bleibt, es
umzusetzten. Wenn die Regierung die Staatsausgaben erhöht, dann beeinflusst sie damit
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage direkt. Die Regierungsausgaben regen einen
Multiplikatoreffekt an. Jeder von Staatsseite ausgegebene Euro erhöht die Nachfrage um
ein vielfaches dieses Euros. 31
Den Staatsausgabenmultiplikator dargestellt anhand eines Beispiel von Mankiw:
Der Staat bestellt bei MAN Lastkraftwagen im Wert von € 20 Mrd. Dieser Auftrag hat
eine direkte Wirkung von mehr Beschäftigung, höhere Löhne und einen angestiegenen
Gewinn bei MAN. Durch die erhöhte Beschäftigung und erzielten Gewinne der
Unternehmenseigner steigen die Konsumausgaben. Die Nachfrage bei den
Zulieferbetrieben steigt ebenfalls an. Auch in der 2. Stufe bei den Produzenten der 31 http://www.bwl.uni-kiel.de/Ordnung/downloads/evwl_WS0506/Einf-Kp34_4_auf_1.pdf 20.01.11
23
Konsumausgaben und der Zulieferbetriebe hat die erhöhte Nachfrage, erhöhte
Beschäftigung und Gewinne zur Folge, die wiederum als Konsumnachfrage auftreten. So
ist davon auszugehen, dass die extra Staatsausgabe über mehre Stufen hinweg ihre
Wirkung zeigt. Auch zu Investitionen regen die Staatsausgaben rückwirkend an.
Zur Berechnung des Multiplikators ist die marginale Konsumquote (c) von
ausschlaggebender Bedeutung, diese misst den Anteil einer Einkommenserhöhung, den
ein Haushalt für Konsumausgaben verwendet und nicht spart. Durch den zusätzlichen
Auftrag verdienen die Unternehmenseigener und Arbeiter von MAN € 20 Mrd. Ist nun
die marginale Konsumquote ¾, so besagt sie, dass € 15 Mrd. in Konsumausgaben auf
dem Markt wirken. Der Wert der marginalen Konsumquote wird jetzt für jede Stufe
analysiert, als nächstes bei den Empfänger der erhöhten Nachfrage der
Konsumausgaben der MAN-‐Mitarbeiter. Der gekoppelte Effekt kann wie folgt dargestellt
werden.
Veränderung der Staatsausgaben = € 20 Mrd.
Erste Konsumänderung = c mal € 20 Mrd.
Zweite Konsumänderung = c2 mal € 20 Mrd.
Dritte Konsumausgabe = c3 mal € 20 Mrd.
... ... ...
Gesamtänderung der Nachfrage = (1 +c +c2 +c3 +...) mal € 20 Mrd.
Der (gesamte) Multiplikator lässt sich 1+ c1+ c2 + c3 +... oder auch 1/(1-‐c) darstellen.
Ist der c beispielsweise ¾ dann ergibt sich eine Multiplikator von 4, so würde die € 20
Mrd. einen Anstieg der Nachfrage von € 80 Mrd. nach sich ziehen. Ist c nur ½, ergibt sich
eine Multiplikator von 2, also ein Nachfrageanstieg von € 40 Mrd..
Dies zeigt die ausschlaggebende Bedeutung der marginalen Konsumquote, je höher
diese ist desto größer ist die Wirkung eines erhöhten Einkommens auf die
Konsumausgaben, und desto höher ist der Multiplikator. 32
32 Mankiw N. Gregory /Taylor Mark P., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage 2008, S. 874
24
7. Die Phillips-Kurve und ihre wirtschaftspolitische Bedeutung
Die Phillipskurve entstand durch die Untersuchung des Zusammenhangs von der
Arbeitslosenquote und der Veränderungsrate der Geldlöhne, die sein Namengeber
Arthur W. Phillips in den Jahren 1889 bis 1957 in Großbritannien feststellte. Dabei ist zu
beachten, dass es sich nicht um den empirischen Zusammenhang handelt und nicht um
ein Makroökomisches Modell. Die meisten Keynesianer sind aber von ihrer Existenz in
den sechziger und siebziger Jahren ausgegangen.33
Die Kurve belegt den nicht überraschenden Marktmechanismus, dass bei
konjunkturellen Aufschwung mit Folgen der fallenden Arbeitslosenquote (ALq↓) die
Geldlöhne/Nominallohn (W↑) steigen. Und umgekehrt, bei steigenden
Arbeitslosenzahlen (ALq↑) die Löhne (W↓) weniger steigen oder gar entgegengesetzt
zu fallen, → aus Folge des Machtverlust der Arbeitnehmer.
Anders ausgedrückt, die Nominallöhne (c.p.) steigen umso stärker, je geringer die
Unterbeschäftigung ist. Aus der Kurve war abzulesen, dass sich ein stabiler Nominallohn
bei einer Arbeitslosenrate von 6% einstellte.
Die Phillips-‐Kurve wurde von Paul Samuelson und Robert Solow aus neoklassischer
Sicht (kurz nach seiner Veröffentlichung) modifiziert, in dem man die Arbeitslöhne (W)
mit dem Preisniveau (P) ersetzte. → dadurch wird die Beziehung von Arbeitslosenquote
und Inflationsrate abgebildet. So ging man von folgender Wechselwirkung aus, (ALq↑)
→ (P↓) bei geringer Arbeitslosenquote ist Inflationsrate hoch bzw. umgekehrt (ALq↓)
→ (P↑).
Durch die neue Perspektive der Kausalität zwischen Geldpolitik und der
Arbeitslosenquote gewann die Phillips-‐Kurve plötzlich an wirtschaftlicher Bedeutung.
Man ging davon aus, dass man auf der Kurve mit Wirtschaftlichen Maßnahmen beliebig
hin und her gehen kann. Theoretisch ist es möglich von einer Arbeitslosenquote ALq2 zu
einem niedrigen Punkt ALq1 zu gehen, wenn die Inflationsrate P1 auf die höhere Rate
P2 steigt. Aus diesem Ansatz bevorzugte man in den siebziger Jahren „Lieber fünf
Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“, welches der sozialdemokratischen
33 Flederer B./Homburg S., Makroökonomik und neue Makroökonomik, 2005, S.243 ff.
25
Altbundeskanzler Helmut Schmidt propagierte. Oder die Alternative die Inflationsrate
zu senken und dafür mehr Arbeitslose in Kauf zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt ging man
davon aus, dass die Phillipskurve ein stabiles Modell wäre.34
In den siebziger Jahren, kam ein empirisches Faktum auf, es gäbe keinen langfristigen
Zusammenhang zwischen Inflation und Unterbeschäftigung. Es wurde eine Stagflation
nachgewiesen, es herrschte hohe Arbeitslosigkeit und hohe Inflation. Dies könnte nur
durch die Verschiebung der Phillips-‐Kurve erklärt werden, was sie als ökonomisches
Instrument unbrauchbar machte.
Milton Friedman und Edmund S. Phelps argumentierten, dass die negative Phillips-‐
Kurve eine Art „Geldillusion“ der Arbeitnehmer wäre. Und es keine langfristige Wahl
zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gäbe. Sie unterstellten die langfristigen Kurve sei
senkrecht. Geldillusion entsteht dadurch, dass die Arbeitnehmer ihr Lohnforderungen
und Arbeitsangebot nach dem Nominallohn richten. Wenn nun der Nominallohn
unverändert bleibt und die Arbeitsnachfrage steigt, bleibt das Angebot an Arbeit gleich,
da die Arbeiter keine extra Anreize verspürten. Steigert hingegen die Regierung durch
die Geldmenge das Preisniveau, steigen auch die Nominallöhne und damit der Anreiz zu
arbeiten. Es ist aber davon auszugehen, dass die Arbeitnehmer auf Dauer dies
wahrnehmen und eine Erhöhung der Löhne verlangen werden, um die gestiegenen
Preise zu kompensieren.
Schlussfolgernd ist die Phillipskurve nur ein kurzfristiges Instrument und hat keine
langfristige Sicht. Es wäre zwar möglich den kurzfristigen Effekt mehrfach zeitlich
hintereinander durchzuführen, dabei stiege die Beschäftigung nur temporär -‐ doch
würde dies zu einer sättig, steigenden Inflation führen.35
34 Heine M./Hansjörg, Volkswirtschaftslehre 3. Auflage 2003, S. 286 ff. 35 Flederer B./Homburg S., Makroökonomik und neue Makroökonomik, 2005, S.243 ff.
26
8. Problem des Wachstumseffektes der Investitionen bei Keynes
Der Wachstumseffekt durch zusätzliche staatliche Investitionen wird anhand folgender
Punkten kretisiert:
1. Durch Ex-‐post Betrachtung der aktuellen Geschehnisse der Gesamtwirtschaft leiden
die staatlichen Reaktionen an einer natürlichen Diagnose-‐, Entscheidungs-‐ und
Wirkungsverzögerung. Es wird dem Trend nur hinterhergelaufen.
2. Die mangelhafte fiskalische Disziplin der Politik im Aufschwung in Boomzeiten, bei
der die Staatsausgaben auf Höchstniveau sind, sollten die Staatsausgaben so gering wie
nötig gehalten werden. Das ist schwer vermittelbar gegenüber der Ansicht „Wir haben
es doch“.
3. Das Modell geht von einem Konjunkturzyklus um einen
Vollbeschäftigungswachstumstrend aus, dies ist seit den 70er Jahren nicht mehr erreicht
worden.
Zum aktuellen Konjunkturpaket der BRD titelte die Wirtschaftswoche vom 10.01.2011.
„Erschaffen, um die Wirtschaftskrise zu mildern, geendet als staatlicher Konsumwahn
mitten im Aufschwung: Das größte Konjunkturpaket aller Zeiten erweist sich am Ende
seiner Laufbahn als wirtschaftlicher Reinfall.
Anfang 2009 unter dem Schockzustand der heftigen Rezession, resultiert aus der
Weltwirtschaftskrisen, beschloss die Bundesregierung eine Konjunkturpaket von 20
Milliarden € aufzulegen, dies betrug 1,7% des BIP des Jahres. Das Programm war nach
dem „Notfallplan“ von Keynes erstellt worden. Zu dem damaligen Zeitpunkt erwartete
man die langwierigste Rezession der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Bis Ende 2010
sollte über das tiefste konjunkturelle Tal abgeschlossen, durchschritten sein und die
Maßnahmen beendet.
Allen düsteren Prognosen zum trotz kamen Mitte 2009 erste Anzeichen der Erholung
auf und „2010 ist nicht als schlimmste Krisenjahr, sondern als das Jahr mit der stärksten
wirtschaftlichen Dynamik seit mehr als zwei Jahrzehnten geendet.“
Der Staat ist immer noch im Krisenmodus, obwohl alle Zeichen auf Boom stehen. Wie
unflexibel das Konjunkturpaket ist, zeigt dass die Verteilung der 20 Milliarden sich auch
noch 2011 erstrecken wird. So wurde im eigentlichen Krisenjahr 2009 gerade mal 25 %
27
-‐ 4,5 Mrd. investiert, im Jahr 2010 € 9,5 Mrd. und nach terminierten Ende des
Programm 2011 erst das letzte Drittel der Maßnahme von € 6 Mrd.
So könnte man die Ausgaben des aktuellen Jahres und zumindest ab der Hälfte des
letzten Jahres in ihrer Höhe hinterfragen, da sie in eine Aufschwungphase prozyklisch
verbraten werden.36
Zur Zeit der Entscheidung und Verkündung des Maßnahmepaketes spielte natürlich der
symbolische und physiologische Aspekt eine große Rolle. Die Maßnahmen sind
bestimmt auch nicht einfach zu stoppen, sollten aber doch im Einzelnen überdacht
werden. Aufgrund der staatlichen extra Investitionen sind Multiplikatoren ausgelöst
worden, die aber noch konkret festgestellt werden müssen. Was jetzt schon belegt ist,
dass die Preise im öffentlichen Bau um 30 % des Vorjahres angestiegen sind.
Ob nur der Export, ohne das Konjunkturpaket genügend Kraft gehabt hätte, uns aus der
Depression zu heben, bezweifele ich. Aber das Maß und die Unflexibilität der Ausgaben
sollte man noch mal auswerten.
36 Wirtschaftwoche, 1/2 , 10.01.11, S. 22 ff.
28
9. Was ist der „Kasinokapitalismus“ bei Keynes?
Keynes betitelt mit dem Begriff des Kasinokapitalismus die Finanzmärkte, in denen
überwiegend dem spekulativen Zwecke investiert wird. Die Finanzmärkte haben sich
der Realwirtschaft entkoppelt, bei denen in langfristige Ertragsaussichten investiert
wird.
Bei den Finanzmärkten hingegen spielen langfristige Überlegungen keine Rolle, es wird
sich an dem Anlegerverhalten andere Marktteilnehmer orientiert und die damit
verbundenen Kursschwankungen. Es wird dem Verhalten der anderen Marktteilnehmer
mehr Gewichtung zugesprochen, als der eigenen optimistischen Bewertung einer
Investition. Dies mag daran liegen, dass im Finanzmarkt investiert wird, ohne zu wissen,
was man kauft. Die Reaktionen des Marktes werden versucht, durch
Informationsvorsprüngen und Analysen, vorherzusehen und mit zeitlichem Vorsprung
zu reagieren.
Die Anlegeentscheidungen werden nach reinen Gewinnstrategien getroffen, die man
durchaus eines Glücksspieles im Kasino gleichsetzen könnte. Die eigentliche Aufgabe des
Finanzmarktes, die Realwirtschaft bei den Investitionen zu unterstützen, wird nur noch
eingeschränkt erbracht. Die Finanzmärkte neigen durch das Herdenverhalten ihre
Marktteilnehmer zu Extremen, ob Unternehmen überbewertet werden oder auch
hektischen Abverkauf in aufkommenden Krisenzeiten. 37
Keynes beschreibt die Situation im Zusammenhang einer Rezession des
Konjunkturzyklus so: „Es liegt in der Natur organisierter Investmentmärkte, die unter
dem Einfluß von Käufern stehen, die großenteils nicht wissen, was sie kaufen und von
Spekulanten, denen mehr darauf ankommt, den nächsten Wandel der Marktstimmung
vorauszusehen, als eine wohlerwogene Schätzung des zukünftigen Ertrages von
Kapitalgütern zu machen, dass, wenn Enttäuschung einen überoptimistischen und
überkauften Markt befällt, sie ihn mit plötzlicher und sogar verheerender Kraft treffen
muß.“ Dabei unterstellt Keynes noch ergänzend, dass private Finanzinvestoren selten
unmittelbar für neue Investitionen verantwortlich sind. Und die verantwortlichen
37 http://de.wikipedia.org/wiki/Kasino-Kapitalismus#cite_note-19 26.01.2011 10:00
29
Unternehmer, obwohl sie es besser wissen müssten, den Anschauungen des Marktes aus
finanziellen Vorteilhaftigkeit folgen. 38
Das an der Börse Kasinokapitalismus herrscht, der der Realinvestition entfremdet ist, ist
nach meiner Beurteilung durch die technischen Entwicklungen des Aktienhandels
weiter fortgeschritten. Es wird über computergestützten Handelssystemen auf dem
Finanzmarkt agiert, welche die Kauf-‐ und Verkaufsentscheidung an den Beteiligungen
treffen. Dabei werden von bestbezahlten Mathematikern Algorithmen programmiert, die
unter Betrachtung von verschiedenen Faktoren, wie das elektronische Monitoring von
Nachrichtenmeldungen bis hin zu den minimalen Kursabweichungen, innerhalb von
Mikrosekunden reagieren. Dadurch lässt sich sogar von winzigen
Marktungleichgewichten profitieren. Da ist jeglicher Investitionsgeist aus dem
„Bauchgefühl“ abhanden gekommen.
Absurd ist Tatsche, dass es bei dem so genannten High Frequency Trading theoretisch
„nur“ um den richtig programmierten Algorithmus und als zweitwichtigsten Faktor die
Zeit geht. Eine Transaktion eines direkt in der Frankfurter Börse stationierten Rechners
hat mit gerade mal 600 Mikrosekunden Übertragungsrate einen klaren Vorteil
gegenüber einer Order aus London, die eine kleine Börsenewigkeit von 7.000 Sekunden
braucht. Bereits jetzt werden fast 50% an der Deutschen Börse und sogar 73% an der
Amerikanischen Börse durch automatisierte Hochgeschwindigkeitshändler getätigt.39
Welche irrationalen Reaktionen der elektronische Handel auslösen kann, zeigte der
Flash-‐Crash im vergangenen Mai 2010, der den Dow-‐Jones-‐Index in wenigen Minuten
um rund 1000 Punkte fallen lies. Auch wenn dies nicht Auslöser gewesen sein sollte, so
haben die Algorithmen die Reaktion heftig verstärkt und gezeigt, dass auf das rasante
Geschehen nicht eingegriffen werden konnte. 40
Über eine Regulierung der Kapitalmärkte möchte ich mir noch kein Urteil bilden, da ich
mir die Materie noch nicht komplett erschließen konnte. Die Forderung, die ich aus der
Presse entnommen habe, den Handel mit Steuer zu belegen, ist zu kurz gedacht.
Natürlich sinkt der Profit bei geringeren Kursschwankungen, aber durch Beachtung der
extra Aufwendungen in den Algorithmen spielt dies wohl keine Rolle. Es gibt natürlich
38 Keynes John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 2006, S. 267 39 http://www.wiwo.de/finanzen/boerse-im-bann-der-maschinen-441621/ 22.09.2010 40 http://www.wiwo.de/finanzen/stress-durch-rasende-haendler-439405/ 25.08.2010
30
noch viele andere Bergriffe, die aktuell durch die Presse geistern, wie Lehrverkäufe oder
Wetten auf Kursverluste – diese verdeutlichen verstärkt den abgekoppelten
Finanzmarkt, den Kasinokapitalismus.
31
10. Unterscheiden Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit ?
Freiwillige Arbeitslose sind die, die nicht zum Reallohnsatz arbeiten wollen und
offensichtlich den Nutzen der Freizeit höher einschätzen, als die Menge der
Konsumgüter, die sie sich durch Arbeit leisten könnten.
Der Reallohnsatz kommt auf dem Arbeitsmarkt durch Angebot und Nachfrage zustande.
Er findet sich bei einem flexiblen Preis -‐ dem Lohn ein. In dem Modell der Neoklassik
geht man davon aus, dass flexible Reallöhne zur Vollbeschäftigung führen. Wenn es jetzt
auf dem Arbeitsmarkt, z.B. durch Gewerkschaften, ein fixer Mindestlohn festgelegt wird,
entstehen unfreiwillige Arbeitslose. Dies erklärt sich durch den Lohnsatz, der über dem
Reallohnsatz liegt und dadurch weniger Arbeitskräfte nachgefragt werden. Die Leute
wollen arbeiten, aber die Nachfrage ist zu klein. 41
Im Punkt 1 bin ich bereits auf das Thema Unterbeschäftigung ausführlicher
eingegangen.
41 Vgl. Heine M. / Herr H., Volkswirtschaftslehre 2003, S. 135
32
Quellenverzeichnis
Literatur: Flederer B./Homburg S., Makroökonomik und neue Makroökonomik, Springer, Berlin, 9. Auflage S.243 ff. (da ich mit Kopien gearbeitet, habe kann die Auflage eventuell Abweichen) Hardes, Schmitz, Uhly, Grundzüger der Volkswirtschaft, Oldenbourg Wissenschaftsverlag München, 8. Auflage, 2002 Heine M. / Herr H., Volkswirtschaftslehre Oldenbourg Wissenschaftsverlag München, 3. Auflage, 2003 Keynes, John M., Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Dunker & Humbolt Verlag Berlin, 10. Auflage, 2006 Mankiw N. Gregory /Taylor Mark P., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, 4. Auflage, 2008 Rifkin J., „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ Fischer Taschenbuch Verlag, 5. Auflage, 1999 Voegele, Alexander B., Das Elend der Ökonomie, Rotpunktverlag Zürich, 2007 Willke G., John Maynard Keynes, Campus Verlag Frankfurt a.M., 2002 Zeitschrift: Wirtschaftwoche, 1/2, 10.01.11 Unterrichtsmaterialien: Monatsbericht Januar 2010, Deutsche Bundesbank S.26 Internet: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)http://www.mindestlohn.de/argument/hintergrund/mindestloehne-in-deutschland/ 13.01.2011 13:00 Frankfurter Allgemeine Zeitung http://www.faz.net/s/Rub2309A3DB4F3C4474B93AA8610A24AE0A/Doc~E89174CB7E5B64A5DA606CD61235B9103~ATpl~Ecommon~Scontent.html 16.01.2011 14:00 http://www.faz.net/s/Rub0B44038177824280BB9F799BC91030B0/Doc~E508A466D05324C1081CC0E7B0D8885E2~ATpl~Ecommon~Scontent.html 16.01.2011 15:00 Die Linke: http://die-linke.de/politik/themen/tatsaechliche_arbeitslosigkeit/ , 16.01.2011 11:00
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