150 psychologische aha-experimente (2011) 303

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 299 6 Motivation, Emotion und Persönlichke it In einer Studie (Deci, 1972) erhielten die Teilnehmer jedes Mal einen Dollar, wenn es ihnen gelang, in der vorgegebenen Zeit eine vom Ver- suchsleiter gestellte Denksportaufgabe zu lösen. Eine andere Gruppe erhielt kein Geld. Nach dem Ende des angeblichen Experiments bot man den Probanden an, weitere Aufgaben ohne Zeitbeschränkung zu lösen. Dann maß man die Zeit, die sie dafür opferten, und stellte fest, dass diejenigen, die bezahlt worden waren, halb so viel für die neue Serie aufwendeten wie die anderen. Geld zu erhalten, hatte die intrinsische Motivation dieser Teilnehmer vermindert. Die Schwächung der intrinsischen Motivation tritt ein, weil die Person den Anstoß zu ihrer Handlung nicht sich selbst, sondern der Belohnung zuschreibt. Sie handelt daher weniger selbstbe- stimmt, und infolgedessen lässt das Interesse an der Aktivität nach. Die Person fühlt sich als Gefangene ihres Verhaltens und arbeitet weniger lange oder sorgfältig, als wenn sie diese Arbeit aus reinem Vergnügen täte. Noch mehr Faktoren können die intrinsische Motivation schwächen, etwa eine Beurteilungssituation oder engmaschige Kontrolle (Deci & Ryan, 1985). Aus diesem Grund ist es besser, Kindern ein gewisses Maß an Kontrolle zu lassen, ihnen etwa zu erlauben, selbst über ihre außerschulischen Aktivitäten zu ent- scheiden. Dagegen stärken bestimmte Formen von eher „sozialen“ Belohnungen die intrinsische Motivation: Wenn Sie die Arbeit einer Person anerkennen (jedoch ohne sie zu stark zu kontrollie- ren), hat dies zur Folge, dass sich ihr Gefühl von Kompetenz verbessert. Dadurch wiederum verstärkt sich die intrinsische Motivation (Vallerand & Reid, 1988). Fazit Nehmen Sie die verschiedenen oben zitierten Arbeiten keinesfalls zum Anlass, denjenigen, die die Arbeit machen, den Lohn vorzu-

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150 Psychologische Aha-Experimente (2011) 303

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  • 2996 Motivation, Emotion und Persnlichkeit

    In einer Studie (Deci, 1972) erhielten die Teilnehmer jedes Mal einen Dollar, wenn es ihnen gelang, in der vorgegebenen Zeit eine vom Ver-suchsleiter gestellte Denksportaufgabe zu lsen. Eine andere Gruppe erhielt kein Geld. Nach dem Ende des angeblichen Experiments bot man den Probanden an, weitere Aufgaben ohne Zeitbeschrnkung zu lsen.

    Dann ma man die Zeit, die sie dafr opferten, und stellte fest, dass diejenigen, die bezahlt worden waren, halb so viel fr die neue Serie aufwendeten wie die anderen. Geld zu erhalten, hatte die intrinsische Motivation dieser Teilnehmer vermindert.

    Die Schwchung der intrinsischen Motivation tritt ein, weil die Person den Ansto zu ihrer Handlung nicht sich selbst, sondern der Belohnung zuschreibt. Sie handelt daher weniger selbstbe-stimmt, und infolgedessen lsst das Interesse an der Aktivitt nach. Die Person fhlt sich als Gefangene ihres Verhaltens und arbeitet weniger lange oder sorgfltig, als wenn sie diese Arbeit aus reinem Vergngen tte.

    Noch mehr Faktoren knnen die intrinsische Motivation schwchen, etwa eine Beurteilungssituation oder engmaschige Kontrolle (Deci & Ryan, 1985). Aus diesem Grund ist es besser, Kindern ein gewisses Ma an Kontrolle zu lassen, ihnen etwa zu erlauben, selbst ber ihre auerschulischen Aktivitten zu ent-scheiden.

    Dagegen strken bestimmte Formen von eher sozialen Belohnungen die intrinsische Motivation: Wenn Sie die Arbeit einer Person anerkennen (jedoch ohne sie zu stark zu kontrollie-ren), hat dies zur Folge, dass sich ihr Gefhl von Kompetenz verbessert. Dadurch wiederum verstrkt sich die intrinsische Motivation (Vallerand & Reid, 1988).

    Fazit

    Nehmen Sie die verschiedenen oben zitierten Arbeiten keinesfalls zum Anlass, denjenigen, die die Arbeit machen, den Lohn vorzu-