1.einfuehrungdefinition

Einfhrungsbung in diermisch-mediterrane Archologie

Felix F. Schfer 1. Sitzung - WS 2008/09 - 22. Oktober 2008

Definition der rmischen Kunst

Zeit (Rmische Geschichte)

Raum (Rmische Provinzen)

1. Sitzung


Ablauf & Praktisches / Einleitung / Zeit (Rm. Geschichte) / Raum (Rm. Provinzen)

Literaturhinweise

Allgemeine Literatur

B. Andreae, Rmische Kunst (1973 & 1999)

R. Bianchi Bandinelli, Rom Das Zentrum der Macht (1970)

O. J. Brendel, Was ist rmische Kunst ? (1990)

EAA Suppl. V (1997) 1 ff. s. v. Romana, Arte (P. Zanker)

T. Fischer (Hrsg.), Die rmischen Provinzen, Eine Einfhrung in ihrer Archologie (2001).

T. Hlscher, Klassische Archologie - Grundwissen (2002)

H. von Hesberg in: F. Graf (Hrsg.), Einleitung in die lateinische Philologie (1997) 601 ff.

Th. Kraus, Das rmische Weltreich, Propylen Kunstgeschichte 2 (1967)

J. Martin (Hrsg.), Das alte Rom. Geschichte und Kultur des Imperium Romanum (1994)

P. Zanker, Die rmische Kunst (2007).

Spezifische Literatur

T. Bechert, Die Provinzen des Rmischen Reiches. Einfhrung und berblick (1999)

T. Hlscher, Rmische Bildersprache als semantisches System, Abh. Heidelberg (1984)

P. Gros, LArchitecture romaine I (1996), II (2001)

P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder (1987)

D. E. E. Kleiner, Roman Sculpture (1992)

R. Ling, Roman Painting (1992)

K. M. D. Dunbabin, Mosaics of the Greek and Roman World (1999)

P. Zanker - B. Ch. Ewald, Mit Mythen leben. Die Bilderwelt rmischer Sarkophage (2004)

H. von Hesberg, Rmische Baukunst (2005)


Grundfragen:

Was ist gemeint, wenn von rmischer Kunst gesprochen wird ?!

- Die Kunst der Stadt Rom ?

- Die Kunst der rmischen Kaiserzeit ?

- Die Kunstwerke, die von Rmern geschaffen wurden ?

- Die Kunst, die eine bestimmte, spezifisch rmische Stilrichtung bzw. Kunstform, besitzt ?


Definition rmisch-mediterrane Archologie - Das rmische Problem


Das rmische Problem ist dreiteilig (Brendel, Kunst):

1. Terminologisches Problem

2. sthetischer Wert der Kunst

3. Schwierigkeiten der Bestimmung einer stilistischen/historischen Entwicklung

Zu 1: Was ist rmisch-mediterrane Archologie? Was ist rmische Archologie?

rmische Archologie streng genommen nur Archologie der Stadt Rom

rmisch-mediterrane Archologie als Archologie des gesamte Imperium Romanum (maximale Ausdehnung unter Kaiser Trajan), grer als ganz Europa

> geographisches Kriterium

Archologie vom Anfang der Stadt Rom bis zum Ende des rmischen Reiches, insgesamt ca. 1500 Jahre

Anfangszeitpunkt: frheste Reste auf Gebiet der Stadt Rom aus 10. Jh. v. Chr.

Endzeitpunkt: Ende des rmischen Reiches 391 n. Chr. (Christlicher Glaube setzt sich als Staatsreligion durch; Verbot der heidnischen Gtter und Schlieung der Tempel) oder 476 n. Chr. (Ende des westrmischen Reiches, Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustulus)

> chronologisches Kriterium

Antwort: rmische Archologie nur knstlicher Begriff fr eine Kunst, die zufllig in einem bestimmten geographischen und/oder chronologischen Kontext entstanden ist.




Reine Kombination aus Zeit und Raum aber unbefriedigend: sind einfache Pfahlbauten auf dem Gebiet des spteren Roms wirklich rmisch?

Alternative Frage: Besitzt die rmische Kunst einen immanenten Kontext (wie in der griechischen Kunst) mit eigenem Stil, Inhalt, Ausdrucksmittel und Funktion? Sind die in der spten Republik und frhen Kaiserzeit von Griechenland nach Italien gebrachten griechischen Kunstwerke nun pltzlich rmisch? Sind die in Italien kopierten griechischen Statuen rmisch?

Beispiel: Erechtheion-Koren/Karyatiden - ursprnglich (in Athen) gehrten sie zu einem Heiligtum und waren tragende Elemente, unter Augustus (in Rom) als Ornament mit anderen Motiven in Staatsanlage kombiniert, unter Trajan (in Tivoli) als Dekoration eines Wasserbeckens in einer kaiserlichen Villa verwendet

> Freier Umgang mit griechischen und etruskischen Vorbilden, Anpassung an eigene Bedrfnisse!



Athen, Akropolis, Erechtheion Rom, Augustus-Forum, Obergeschoss der Portiken Tivoli, Villa Hadriana


Zu 2: Worin liegt sthetischer Wert, die spezifische Eigenart, die eigene Leistung der rmischen Kunst?

Da rmische Kunst von griechischer und etruskischer abhngig ist, hat die Forschung versucht, ihre Besonderheiten herauszustellen.

Antike Tradition - Dionysios von Halikarnassos (2. H. 1. Jh. v. Chr.): Meiner Meinung nach sind die Aqudukte, gepflasterten Straen und Kloaken die drei glanzvollsten Leistungen der Rmer, in denen die Gre ihrer Herrschaft sich widerspiegelt

Teil der archologischen Forscher sieht gerade in der profanen Zweckarchitektur eine spezifische Leistung der Rmer



Segovia, Aqudukt (unter trajan 98 n. Chr. restauriert) Rom, Diokletiansthermen (Inbegriff der Thermen, 3. Jh. n. Chr.)


Ferner wird auch das veristische republikanische und das idealsierte Portrait der Kaiserzeit, die fr Statuen, Bsten, Grabmler oder Sarkophagen verwendet wurden, als genuin rmisch angesehen



Sog. Brutus (um 300 v. Chr., Rom, Konservatorenpalast) Augustus mit Corona Civica (Rom, Kapitolinische Museen)


Als typisch rmische Erfindung knnen auch die historischen Staatsreliefs und Reliefs mit kontinuierlichen Erzhlungen bezeichnet werden



Rom, Trajanssule (Anfang 2. Jh. n. Chr,) Rom, Konstantinsbogen mit hadrianischen Tondi und konstantischem Relief


ltere Wurzeln werden bei der rmischen Malerei und Mosaikkunst aufgegriffen, aber zu eigenstndiger Blte weiterentwickelt



Pompeji, Casa dei Vettii, Ixion-Zimmer (70-79 n. Chr.) Piazza Armerina, Villa, Mosaiken (4. Jh. n. Chr.)


> Es gibt spezifische, rm. Leistungen im Bereich der Kunst und Architektur, die sich in einzelnen Gattungen abzeichnen und ltere Vorlagen (Motive, Techniken, Materialien) zu eigenstndiger Blte bringen

Zu 3: Schwierigkeiten der Bestimmung einer stilistischen Entwicklung

Ein Problem der Forschungsgeschiche, das durch Johann Joachim Winckelmann, den Begrnder der Kunstgeschichte und der Klassischen Archologie, aufgeworfen wird

In seinem Buch Geschichte der Kunst des Altertums (1764) verwendet er den Denkansatz des Wachstums und des Verfalls von Kulturen; konkret erkennt er 4 Stilstufen in der griechischen Kunst (2 aufsteigende, 2 absteigende Epochen)



Portrait von J. J. WInckelmann

Gesamte rmische (und hellenistische) Kunst gehrt fr ihn dem Stadium des Verfalls an; auerdem leugnet er einen besonderen rmischen Stil und nennt ihn den Stil der Nachahmer und die Abnahme und den Fall der Kunst

Neuer Denkansatz durch die Kunsthistoriker Alois Riegel und Franz Wickhoff (Ende 19. Jh.), die die rmische Kunst von der frhmittelalterlichen ausgehend - nicht von der griechischen! - betrachten

Riegel sieht in rmischen Kunst nicht nur Niedergang, sondern auch eine aufsteigende Entwicklungslinie: weg von dem Plastischen, Haptischen der griechischen Kunst zu dem Transzendenten, Aufgelsten der Sptantike

Wickhoff erkannte erstmals, dass die kontinuierliche Erzhlung (= dieselbe Person in verschiedenen Szenen) eine Neuerung der rmischen Kunst ist

Unterschied zwischen beiden: nach Riegel kein Unterschied zwischen griech. und rm. Kunst, nach Wickhoff stellte rm. Kunst eigenes nationales Phnomen dar

> ab jetzt verndert sich das Problem von einem sthetischen zu einem Terminologischen


Weitere forschungsgeschichtliche Thesen zur rmischen Kunst:

Guido Kaschnitz von Weinberg u.a.:

dualistische Theorie, nach der die rmische Kunst aus einem dualen System von Gegenstzen besteht: etruskisch vs. hellenistisch, griechisch vs. rmisch, klassisch vs. antiklassisch

in Gegenstzen kommen zwei kontrr zueinander stehende psychologische Dispositionen gegenber der knstlerischen Gestaltung, die bereits in italischer Kunst existierten, zum Ausdruck

Gerhard Rodenwaldt:

Theorie, die von zwei gleichzeitigen, parallelen Strmungen in der rmischen Kunst ausgeht: volkstmliche und groe Kunst Roms, kein Qualittsunterschied, groe Kunst war im wesentlichen klassisch, volkstmliche nicht-klassisch.

Otto Brendel:

Die rmische Kunst ist in erster Linie als Schpfung eines in Rom angesiedelten, knstlerischen Zentrums (wie zuvor Athen, Alexandria oder Pergamon) zu verstehen

Paul Zanker & Tonio Hlscher:

Rmisch Kunst ist ein komplexes semantisches System, das vor allem zur Vermittlung von Botschaften (Propaganda) in bestimmten Aufstellungskontexten fr spezifische Betrachter genutzt wird

Bildwerke sind daher in erster Linie als Zeugnisse politischer Absichten und gesellschaftlicher Verhltnisse zu verstehen; sie sind Ausdruck von historischen, sozialen und kulturellen Phnomenen und Ideen

ein Monument ist also nicht so sehr ein Werk eines Knstlers und des Auftraggebers, sondern ist Teil einer medialen Sprache mit einer kommunikativen Botschaft

> Die rmische Kunst hat die Auswahl ihrer Vorbilder nicht primr am Stil oder Geschmack, sondern an den Inhalten und den Themen orientiert




Rom und Italien

1000 - 900 v. Chr.: erste Siedlungsttigkeit in Latium

900 - 620: Eisenzeit (Latial II - IV)

Ende 7. Jh.: Grndung der Stadt Rom

ca. 620 - 509: Zeit der etruskischen Knige

616 - 578: Tarquinius Priscus

578 - 536: Servius Tullius

535 - 509: L. Tarquinius Superbus

um 470: Ende des etruskischen Stadtknigstum

um 450: Kodifizierung des Rechts (Zwlftafelgesetz)

387: Einnahme Roms durch die Kelten

340 - 338: Latinerkrieg und Inkorporierung der latinischen Stdte in das rmische Brgergebiet

326 - 304 / 298 - 290: Samnitenkriege

280 - 272: Krieg mit Pyrrhos von Epirus, Samniten und Lukanern; Unterwerfung

Rom und die Mittelmeerwelt

264 - 241: Erster Punischer Krieg

241 / 237: Beginn der rmischen Herrschaft auf Sizilien, Sardinien und Korsika

229: Erster Illyrischer Krieg

225 - 222: Keltenkrieg

219: Zweiter Illyrischer Krieg

218 - 201: Zweiter Punischer Krieg; Beginn der rmischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel


Das rmische Reich 218 vor Christi, beim Ausbruch des zweiten punischen Krieges.


200 - 197: Krieg mit Philipp V. von Makedonien

191 - 188: Krieg mit Antiochos dem Groen

171 - 168: Krieg mit Perseus von Makedonien; Ende der makedonischen Monarchie

149 - 146: Dritter Punischer Krieg

146: Zerstrung Karthagos und Korinths; Einrichtung der Provinz Africa

133 - 123: Errichtung der Provinze Asia

112 - 105: Jugurthinischer Krieg in Nordafrika

102 / 101: Vernichtung der Kimbern und Teutonen

87 - 83 / 74 - 64: Kriege mit Mithridates von Pontus

63: Neuordnung des Ostens durch Pompeius

Die Krise der Republik

133 / 123 / 122: Reformversuch des Ti. und G. Gracchus

100: Gescheiterte Wiederaufnahme der gracchischen Politik

91: Reformversuch des Livius Drusus

91 - 89: Bundesgenossenkrieg

83 - 80: Brgerkrieg und Neuordnung des Staates durch Sulla

60: 1. Triumvirat zwischen Caesar, Pompeius und Crassus

58 - 50: Eroberung Galliens durch Caesar

49 - 45: Brgerkrieg zwischen Pompeianern und Caesar

46 - 44: Caesars "Alleinherrschaft"

43 / 42: 2. Triumvirat und Niederlager der Republikaner

31 / 30: Sieg Octavians ber Marc Anton und Annexion der ptolemischen gypten


Das rmische Reich 100 vor Christ, nach dem Ende der punischen Kriege.

Das rmische Reich 44 vor Christi, nach dem Tode Caesars.


Die Kaiserzeit

27 - 23: Begrndung des Prinzipats durch Augustus

15 - 12: Unterwerfung des Alpenraums

12 v. - 9 n. Chr.: Unterwerfung der Balkanhalbinsel und Feldzge in Germanien

14 - 68: Julisch-Claudische Dynastie mit den Kaisern

14 - 37: Tiberius

37 - 41: Caligula

41 - 54: Claudius

54 - 68: Nero

30 - 60: Enstehung des Christentums

43 - 84: Unterwerfung Britanniens

66 - 70: 1. Jdischer Aufstand und Zerstrung Jerusalems

68 / 69: Brgerkrieg; Vierkaiserjahr

69 - 96: Flavische Dynastie mit den Kaisern

69 - 79: Vespasian

79 - 81: Titus

81 - 96: Domitian


Das rmische Reich 14 nach Christi, nach dem Tode Augustus.

Das rmische Reich 54 nach Christi, nach dem Tod von Claudius.


96 - 180: Adoptivkaiser mit den Kaisern

96 - 98: Nerva

98 - 117: Trajan

117 - 138: Hadrian

138 - 161: Antoninus Pius

161 - 180: Mark Aurel / 161 - 169: Lucius Verus

106 - 116: Errichtung der Provinzen Arabia, Dacia, Armenia, Mesopotamia und Assyria

132 - 135: 2. Jdischer (Bar Kochba-)Aufstand

180 - 193: Commodus

193 / 194: Brgerkrieg; Fnfkaiserjahr

193 - 235: Severische Dynastie mit den Kaisern

193 - 211: Septimius Severus

211 - 217: Caracalla

217 - 218: Macrinus

218 - 222: Elagabal

222 - 235: Severus Alexander

212: Verleihung des rmischen Brgerrechts an alle Reichsbewohner durch Kaiser Caracalla

224: Begrndung des Neupersischen Reiches

235 - 284: Zeitalter der Soldatenkaiser

249 / 250 / 258 - 260: Christenverfolgungen

260: Gefangennahme des Kaisers Valerian durch Schapur I. von Persien

258 / 260 - 273: Sonderreiche in Gallien und im Orient (Palmyra)


Das rmische Reich 117 nach Christi, bei seiner grten Ausdehnung.

Das rmische Reich 211 nach Christi, nach dem Tod von Severus.


Die Sptantike

284 - 305: Kaiser Diokletian und die Tetrarchie

303 - 311: Christenverfolgungen im Osten

306 - 337: Kaiser Konstantin der Groe

313: Beginn der Begnstigung des Christentums

325: Erstes Reichskonzil in Nica

337 - 363: Konstantinische Dynastie

361 - 363: Kaiser Julian; Erneurung der heidnischen Staatsreligion

364 - 476: Doppelkaisertum und Reichsteilung

364 - 392: Valentinianische Dynastie

376 / 378: Beginn der Vlkerwanderung

379 - 450 / 455: Theodosianische Dynastie

406 / 408: Germanische Invasion Galliens und Rumung Britanniens

410: Einnahme Roms durch die Westgoten

418: Bildung des Westgotenreiches in Gallien

429 / 439: Bildung des Vandalenreiches in Nordafrika

476: Absetzung des letzten westrmischen Kaisers


Das rmische Reich 305 nach Christi, nach der Abdankung Diocletian.

Das rmische Reich 476 nach Christi, beim Zusammenbruch des rmischen Reiches, vor allem aber des westrmischen Reiches.



242 v. Chr.: Sizilien

227 v. Chr.: Sardinien mit Korsika

197 v. Chr.: Hispania citerior und ulterior

148 v. Chr.: Makedonien

146 v. Chr.: Africa

129 v. Chr. : Asia

121 v. Chr.: Gallia Narbonensis

102 v. Chr.: Kilikien

81 v. Chr.: Gallia Cisalpina

74 v. Chr.: Kyrene

64 v. Chr.: Kreta

63 v. Chr.: Pontos, Syrien

58 v. Chr.: Cyprus

46 v. Chr.: Africa Nova

30 v. Chr.: gypten

25 v. Chr.: Galatien

16 v. Chr.: Aquitania, Lugdunensis, Belgica

15 v. Chr.: Noricum, Raetia



9/10 n. Chr.: Pannonien

17 n. Chr.. Kappadokien

42 n. Chr.: Mauretanien

43 n. Chr.: Britannien

46 n. Chr.: Thrakien

72 n. Chr.: Iudaia

86 n. Chr.: Moesia superior und inferior

90 n. Chr.: Germania superior und inferior

106 n. Chr.: Arabien

107 n. Chr.: Dakien

114 n. Chr.: Armenien

115 n. Chr.: Mesopotamien, Assyrien

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