2005-01-13-zeit-feilschen-in-der-medina

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E E \.1 I ö gehört zu den anmutigsten Facetten von Marrakesch rn einer der Straßen, die zum ;roßen Platz ftihren, gegen- iber dem Kino Mabruk, weigt eine fut Ladenpassage .b. Drinnen befinden sich ein }ll Center und ern Internet- ife, d*s +'on +,e-m viellegh+ 5-jährigen Mädchen betreut rird. I-)ie rvacklisen C.omourer- sert von der EU oder von Aga Khan und gesalbt mit dem Unesco-Ehrentitel eines \Teltkulturerbes. Das Facelifting soll zum einen, so der'Wille der Politi- ker, den Einheimischen helfen, ihre orientalische Identität zu finden, was immer das auch sein mag. Denn die UN-Development-Reporß wollen er- mi*el t haben " das s 60-Prozentdsr Q rr-eatal-e n ar.r- liebsten abhauen würden - in den'W'esten, dorthin, rvo Menschen wohnen- die oerade den Orient als Marrakeschs Medina auf 150. Mittlerweile sind die Filetstücke, ein Kernbestand von etwa 1000 höher- wertigen Häusern, fest in ausländischer Hand. Ein guter Teil wird als kleine luxuriöse hötels de charme oder rnaisons d'h6tes von Verwaltern betreut und vermietet. Die Käufer sind Franzosen, Belgier, Schweizrr, Italiener, Spanier, Amerikanet Briten und Deutsche. Der fi'anzösische Moilep6ilösoph Bernard- Henri I-errv- der italienische Prinz- Rrr,sooli- der emeri-

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Page 1: 2005-01-13-zeit-feilschen-in-der-medina

E

E

\.1

gehört zu den anmutigsten Facetten von Marrakesch

rn einer der Straßen, die zum

;roßen Platz ftihren, gegen-iber dem Kino Mabruk,weigt eine fut Ladenpassage.b. Drinnen befinden sich ein}ll Center und ern Internet-ife, d*s +'on +,e-m viellegh+5-jährigen Mädchen betreut

rird. I-)ie rvacklisen C.omourer-

sert von der EU oder von Aga Khan und gesalbt mitdem Unesco-Ehrentitel eines \Teltkulturerbes. DasFacelifting soll zum einen, so der'Wille der Politi-ker, den Einheimischen helfen, ihre orientalischeIdentität zu finden, was immer das auch sein mag.Denn die UN-Development-Reporß wollen er-mi*el t haben

" das s 60-Prozentdsr Q rr-eatal-e n ar.r-

liebsten abhauen würden - in den'W'esten, dorthin,rvo Menschen wohnen- die oerade den Orient als

Marrakeschs Medina auf 150. Mittlerweile sind dieFiletstücke, ein Kernbestand von etwa 1000 höher-wertigen Häusern, fest in ausländischer Hand.

Ein guter Teil wird als kleine luxuriöse hötels de

charme oder rnaisons d'h6tes von Verwaltern betreutund vermietet. Die Käufer sind Franzosen, Belgier,Schweizrr, Italiener, Spanier, Amerikanet Briten undDeutsche. Der fi'anzösische Moilep6ilösoph Bernard-Henri I-errv- der italienische Prinz- Rrr,sooli- der emeri-

Page 2: 2005-01-13-zeit-feilschen-in-der-medina

Feilschen

Der Charme von Marrakesch weckt westliche Begierden.Unrenovierte Hofhäuser werden in der marokkanischen Stadt für

eine Million Euro verkauft vor HAns-voLKi,rAR Frr{DErsEN

t !it-il §f'jr:r-i". r

r : Ab FranHurt am Main mit Lufthansan ac h Ma rra kesch, a ktuel ler Ta rif a b 5 1 5 E u ro. Mitlberia via Madrid 410 Euro

Hotel Riyad El Cadi,87, Derb Mou-lay Abdelkader, Marrakech-Medina, Tel. 00212-44/ 37 86 5 5, wvrrwriyadelcad i.com. Ei nzelzim-mer 110 Euro, Suite 264Euro

Zur (,at4orb der historilg[en, zu stilvollen Ho-ters üi.ig:'5a-:e' Siifa:-;e: ge}5a :';cL iasRiyad Medea. Die Suite (ab 140 Euro mit Früh-stück) und die drei Doppelzimmer (ab 100 Euro)

sind mit eigens für das Haus entworfenen Art-d6co-Möbel n a usgestattet, Pool i m I n nenhof. 18,

Derb Sidi Ahmed Soussi, Marrakech-Medina, Tel.

0212-44/ 37 68 80, www.marrakech-info.com

Zentrale Reservierung der Riyads: Location demaisons traditionelles dans la medina de Marra-kech, www. ma rra kech-medi na.com

Marrakesch wird meist imRa hmen von Marokko-Studienreisen a ngeboten,zu m Beispiel von Marco Polo:,,Lebend iger Orientam Rande Europas" -9-Tage ab 1099 Euro. Bibli-

sche Reisen: ,Oasen, Kasbahs, Königsstädte" - 10

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Walter M. Weiss (Hrsg.): "Orient er-lesen: Marrakesch"; Wieser Verlag, Klagenfurt2003;270 S.,12,95 Euro

Anton Escher/Sandra Petermann: »Fremde imParadies - Ausländer in der Medina von Marra-kesch"; Ergon Verlag, Würzburg(erscheint 2005)

Staatliches Marokkanisches Frem-

denverkehrsamt, Graf-Adolf-Straße 59, 40210Düsseldorf, Tel.021.L/37 05 51, www.tourismusinmarokko.de

on einer der Suzßen, die zumgroßen Platz ftihren, gegen-über dem Kino lt{abru}*zrcigt cinc Art ladenpes-veeab. Drinnen befinden sich einCall-Center und e:n Inrcir.:-

ta-sraruren erinnem an.'on Skoöur befallene t <is-se. In der Lurr i.ie5 der Geruch von Scharvarma. .-:nd

die erhisren Kö1per der Jugendlichen ueiben au,:him '§Tinter

die Temperaturen in dem engen fu::rnschnell nach oben. Oft siuen zwei oder dreiJugen&liche vor einem Bildschirm und sucheil nach Kor>takten mit Frauen aus Europa. Selten sclauen Frern-de herein. Denn am Eingang der ladenpassage sitzauf einem Stuhl ein Hzindler. Er verkauft Hand-tücher und Push-ups, trdgt den Bart eines Frömm-lers und hat defliegendeAugen. Sein Blickwirkt un-nahbar und geringschäzig, sodass die Touristen ei-nen Bogen um ihn machen oder nur freitags kom-men, wenn er als einer der wenigen in der Straße sei-nefubeit unterbricht, um in die MosClee zu gehen.

Der banige Mann vermittelt den Eindruck, alstreibe ihn ein finsteres Geft.ihl um und als mi.isse eretwas schüuenvor den Fremden, die über seine Stadtherfallen wie die Heuschrecken. Sdt MarrakeschLieblingssujet von Airline-Gazenen, cofee-ubhbooks :und Schöner-wohnen-Postillea ist, kommendie Touristen scharenweise auf der fuche nach dcorientalischenTiadition oder dem, rryrs ihnen als 'ol-che auf Hochglanzpapier verkauft xird. §Telche dcrzahllosen Facetten von Marrakesch rs die anmudgrte? Das erdige Rot der Stadtmauern, das satte Gnrlder Palmenhaine, das in der Snne gleßen&'Schaeemassiv des Hohen Adas? Oder die mittelal-terliche Alatadt, die Medina, mit iirn Pal?isten und ]

orientalischen Hofhäusern? Die lr{dina ist der Gipfel der Begierde, und das finstere Gftihl krinnte dle '

Angst vor ihrem Auwerkauf an dieFremden sein.

Zrm Schneiden dick hängr inJer Altstadt derD*:-.; ,;; C:!:-::i:-l:::: ::J G$chtem über derJemaa-el-Fna, dem großen .Pla

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Der schnelle und dumpfe Rhnüus der Tromrt9'-r:x*:i:'l:t',1TTö-teuiaenjelTT"*1genbeschwörer und dem Surreuder Ga.kü.helGeneratoren Marke Yamaha oderHonda. Il{i r Gcr- .

ten voller Magie und Geschmeidikeit ziehen -r.rb iten, §Tunderheiler, Boxer und Gcchichtenerz.i-l-rlcr ;

das wie elektrisien verharrende publikum in diclr-ten Hexenringeo um sich zusamlen. Dabei kamo_fen dic .{ni*eo mit Rütrlern, kesslufth:immemunJ R;dlader-n um die Aufmerlnmkeit der Men_schen. ,iJlein iie Zirdbeamten &r Brigade Touris_rique, der Touriste npolizei, vemheniich auf dieKun_st, u.nauffdllig allgegenwärcg zu sein.

,In der Medina haüen die jahrhunderte denAtem angehaften«, formulliereo die Hochslanz_schreiber Und damit das so blebt u"d M*r"io.hnoch -hön:r .vird, geht auf dcrJemaa_el_Fna rirI\lonaren eine Verbundsteinlarine nieder, ftigeaPtlastere.r die Be ronquader zu asmutigen ori.nüLschen Mustern zLsarnmen. M:rrakeslch gehön arden Vorreitern einer Enrwickl*& i" d.äia-J;,.u beftirchten ist, dass

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das jemenidsche Sanaa heraugepuzt werden ryicGoslar oder Rothenburg.b E-it;b.; _;;;

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roßen Platz führen, gegen-.ber dem Kino Mabruk,weigt eine Art Ladenpassage

b. Drirtnen befinden sich einlal!'Center und ein Internet-#; das-rea+lntsr viellekh-5-jährigen Mädchen betreut

vird. Die wackligen Computer-n von Skorbut befallene Gebis-er Geruch von Schawarma, undder Jugendlichen treiben auch

)eraturen in dem engen Raum)ft sitzen arei oder dreiJugend-hchirm und suchen nach Kon-rs Europa. Selten schauen Frem-Eingang der Ladenpassage sitztn Händler. Er verkauft Hand-,s, trägt den Ban eines Frömm-ndeAugen. Sein Blickwirkt un-:hlt:ig, sodass die Touristen ei-machen oder nur freitags kom-er derwenigen in der Suaße sei-

rt, um in die Moschee zu gehen.m vermittelt den Eindruck als

res Gefuhl um und als müsse eren Fremden, die über seine Stadt{euschrecken. Seit Marrakesch

Airline-Gazetten, cofee-able-wohnen-Postillen ist, kommen:nweise aufder Suche;rach dertion oder dem, was ihnen als sol-

rapier verkauft wird.'§?'elche deron Marrakesch ist die anmutigs-ler Stadtmauern, das satte Gründas in der Sonne gleißende

-Iohen Adas? Oder die mittelal-: Medina, mit ifuen Palästen undräusern? Die Medina ist der Gip-.d das finstere Gftihl könnte dierwerkauf an dieFremden sein.

dick kingt in der Altstadt deränem und Gekochtem über dergroßen,Platzder Gehenktenn.

lumpfe Rhythmus der Tiomm-nit denThötentönen der Schlan-d dem Surren der Garküchen-eYamaha oder Honda. Mit Ges-

rd Geschmeidigkeit ziehen futis-Boxer und Geschichtenerzählerverharrende Publikum in dich-m sich zusammen. Dabei kämp-rit Rüttlern, Presslufthämmernr die Aufmerlaamkeit der Men-jvilbeamten der Brigade Touris-:npolizei, verstehen sich auf dieallgegenwärtig zu sein.

a haben die Jahrhunderte den,, formulieren die Hochglanz-nit das so bleibt und Marrakesch[, geht auf der Jemaa-el-Fna seitrbundsteinlawine nieder, ftigennquader zu anmutigen orientali-sarnmen. Murakesch gehört zuer Entwicklung, in deren Verlauflass auch Städte wie Aleppo undianaa herausgepuzt werden wie:nburg ob der Täuber - gesPon-

scrtvoll(Icr-c(J o(.lervoll.flgal\Ileillull(.lgEsilIULIIIIL rvrarriutcsLr§ lvrsurlld dur r/v. rvrrLlrLr,,!u!dem Unesco-Ehrentitel eines'W'eltkulturerbes. Das Filetstücke, ein Kernbestand von enva 1000 htiher-Facelifting soll zum einen, so der \Ville der Politi- wertigen Häusern, fest in ausländischer Hand.ker, den Einheimischen helfen, ihre orientalische Ein guter Teil wird als kleine ltxuriöse hbtels de

Identität zu finden, was immer das auch sein mag. chartne oder maisorc d'hötes von Verwaltern betreutDenn die UN-Development-Reporm wollen er- und vermietet. Die Käufer sind Franzosen, Belgier,

_mirteh trabcn. dass-(r0-?rorScldglQrient4len ar---S-ctttizrrJtaliener, Spanier. Amerikaner, Briten undIiebsten abhauen würden - in den'§ü'esten, dorthin, Deutsche. Der franzBsistheliö&pEilösoph Bernaid-wo Menschen wohnen, die gerade den Orient als Henri Levy, der italienische Prinz Ruspoli, der ameri-ihre aveite Heimat entdecken. Zum anderen will kanische Einrichter und Designer Bill \Willis, der inder Geist des Betonsteins Investoren aus dem Aus- Marrakesch die Häuser und Gärten von Yves Saintland und Touristen den '§7'eg bereiten, damit sie Laurent, Paul Getty und den Rothschilds entworfenGeld ins Land bringen. hat, oder W'alter Gunz, der ehemalige Eigentümer der

Schon immer lebte die Stadt vom Geschä'ft und Mediamärkte, gehören zu den bekannteren Eigen-Austausch mit den Fremden. Drüben im Dunkel heimbesitzern. OderauchdervoreinemJahrverstor-der Sula endeten die Handelszüge, mit denen die bene ehemalige deutsche Botschafter Herwig Bartels.Berber Gold und Sklaven ats dem transsaharischenAfrika herbeischaften. §?'estlich des Platzes, in denPaläsrcn der Kasbah, residierten dieAlmohaden, de-ren Herrschaft den Maghreb mit al-Andalus auf derIberischen Halbinsel vereinigte. Das'W'ahrzeichender Stadt, die Kutubija-Moschee mit ihrem leucht-turmartigen Erscheinungsbild, ist eine Frucht ibe-ro-islamischer Baukunst. Sie wurde zu j ener Trit er-schaffen, als Marrakesch zur wichtigsten Vermitde-rin zwischen antiker und muslimischer Philosophieund dem abendländischen Denken heranwuchs.Ibn Ruschd (lateinisch Averroes) und der erwas dl-tere Ibn Tufail lebten vor 800 Jahren hier. IhreSprach- und Geisteskultur bildete die Grundlage ftirScholastik, abendländische Logik, Lessing und dieAufklärung.

Doch von Austausch redet heute kaum mehr je-mand, wenn es um den Orient und seine kulturel-len Zentren geht. Stattdessen kursiert das bittere'§7'ort vom Ausverkauf ,Auf den Altstädten ist un-heimlich Druck draufu, sagt die Stuttgarter Städte-planerinAnnette Gangler. Von Marokko bis Usbe-kistan verfolgt sie seit Jahren die Enmicklung inden Medinas. Orientalische Altstädte wirken aufden ersten Blick oft unattraktiv. Nach außen hinentbieten sie die kalte Schulter. Öffendiches undPrivates trennt ein garstiger Graben. Niemandrveiß, was sich hinter den Myriaden von Mauern,Türen irridToren verbilgt, ob ein winziges, dunklesund heruntergekommenes Hofhaus mit einem ka-minartigen Lichthof oder ein Palast, dessen säulen-umstandener Patio daran erinnert, dass die orien-talische'§?'elt Gärten inszenierte als Spiegelbilderdes Kosmos und des Paradieses. Die )C(L-Versiondes Altstadthauses, Riad genannt, kann 1000 odermehr Quadratmeter messen. So viel Großzügigkeitund Schönheit weckt die Begierde, sich im orien-talischen Paradies einzukaufen und sein eigenerPascha zu sein.

Bereits unter dem alten König Hassan ll. hatMarokko ein, an den Maßstäben der arabischen'W'elt

gemessen, ungewöhnlich freizügiges Boden-recht eingeftihrt. Man braucht nur einen Makler,der aufArabisch simsarherßt, und Simsalabim, ste-hen einem dieTüren offen, vorausgesetzt natürlich,man kann sich so etwas auch leisten. UnrenovierteRiads ordentlicher Größe werden heute bereits zuPreisen von einer Million Euro über den Makler-tisch gereicht. Ein einfaches Hofhaus freilich gibtes schon ab 50 000 Euro. In den letzten Jahren istdie Nachfrage ftirmlich explodiert. 1999 noch be-lief sich dieZahl ausländischer Hauseigentümer in

Fortsetzung auf Seite 64

Seinen Riad El Cadi, einen stattlichen Komplex vonmehreren miteinander verbundenen Altstadthäusern,ftihren nun die Töchter von Berlin aus weiter. Aberwie kommt man zum El Cadi? Als Elias Canetti in denftinfziger Jahren Marrakesch besuchte, entwickelte ereinen wahren Sport, das Geheimnis der Altstadt undihrer Häuser zu lüfien. Seine sephardischen und otto-manischen §V'urzeln halfen ihm zu einigen Anerken-nungserfolgen. Normalsterbliche tun sich schwerer.Orientalische Städte sind Labyrinthe, ein Netz von

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