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ISSN 1864-1725 1/2008 Biblio Theke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit Mitten im Leben Medienangebote für Ältere Was zuerst? Film oder Buch Literaturverfilmungen Sinus-Lebenswelten Der etwas andere Blickwinkel Zum Taufen nimmt man Wasser ohne Seife Literatur-Praxis

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11/2008

ISSN 1864-1725 1/2008

BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Mitten im LebenMedienangebote für Ältere

Was zuerst? Film oder BuchLiteraturverfilmungen

Sinus-LebensweltenDer etwas andere Blickwinkel

Zum Taufen nimmt man Wasser ohne SeifeLiteratur-Praxis

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1/20082 31/2008 Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Inhalt 1/2008

nach der letztjährigen Frankfurter Buchmesse habe ich in vielen Zei-tungen und Zeitschriften gelesen, das Thema „Religion“ habe wieder Konjunktur. Und schon rührten sich auch Verantwortliche unserer Kirche, die dem Phänomen auf den Grund gehen und sicher sein wollten. Bei manchen Gesprächen habe ich den Nachrichten über ei-nen Trend widersprochen.Sicher habe ich auch in Talkshows manchen Gläubigen als Vertreter der Kirche gesehen. Aber war es ein Interesse am Glauben, dass die Ein-ladenden diese Namen auf die Gä-steliste diktierten oder war es wohl-verstandene Neugierde an einer eventuell Einschaltquoten verspre-chende Position? Und sind Glau-bende mit ihren Fragen und Hoff-nungen als Gesprächspartner ge-fragt? Letzteres scheint mir leider kaum der Fall zu sein, obwohl gera-de ein nachdenkliches Abwägen und Berichten sicher weiter führt als plakatives Darstellen. Aber da-für eignen sich Talkshows weniger und deswegen bin ich auch nicht traurig, dass diese Positionen kaum zu Wort und ins Bild kommen. Unbestreitbar ist auf dem Buch-markt, dass sich einige Verlage stär-ker dem Themenfeld Religion und Lebenshilfe zuwenden. Herder hat sein Profil geschärft und auch die Verlagsgruppe Random House mit den Verlagen Kösel, Gütersloher und Gerth Medien fallen mir be-sonders positiv mit einer ernsthaft, profilierten Ausrichtung seit eini-gen Jahren auf. Seit der Jahrtau-sendwende, dem Anschlag auf das World Trade Center in New York

haben diese Aktivitäten im Sach-buchbereich zugenommen. In der erzählenden Literatur war das Thema nie weg. Zumindest scheint mir dies so zu sein. In Ju-gendbüchern und Romanen finde ich immer wieder unverhohlene Hinweise auf biblische Erzähl-bilder, Hoffnungen, Sehnsüchte, die ich ohne Umdeutung auch christlich verstehe. Sicher ist dies bei jedem Leser anders. Aber für mich ist diese Beobachtung, besser Erfahrung am eigenen Leibe immer wieder atemberaubend. Auf wel-chen Fragen und Überlegungen Autoren kommen! Karl Ove Knaus-gard fragt in „Alles hat seine Zeit“ nach dem Wesen der Engel und entspinnt auf über 100 Seite Ideen, wie es zu dem in der Bibel berichte-ten Brudermord zwischen Kain und Abel gekommen sein könnte. Ganze 16 Verse nur benötigt unse-re Bibel für diesen Konflikt. Beim Lesen des Romans ist mir nicht nur diese Bruderbeziehung ganz neu deutlich geworden. Und noch nie machte ich mir zuvor Gedanken darüber, wie eigentlich Noah mit seiner Familie allein in die Arche gekommen war. Auch diesem The-ma geht Knausgard nach und hilft mir, meine allzu selbstverständ-lichen Annahmen in meiner religi-ösen Bildung anzufragen und wei-terzukommen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Karl O. KnausgardAlles hat seine Zeit Luchterhand LiteraturverlagMünchen 2007, 21,95 ebvMedienNr. 274 589

Demografischer Wandel als Chance in

der Büchereiarbeit Cornelia Klöter

Medienauswahl „mittendrin“ – Angebote für die

ältere Generation Gabriele Fischer

Literaturverfilmungen – Was zuerst Film oder Buch? Karl Allgaier

Das besondere Buch: Der Junge im gestreiften Pyjama Horst Patenge

Literatursendungen für Nachteulen Beate Mainka

Sinus Lebenswelten in der Büchereiarbeit Rolf Pitsch

KÖBs finde ich … Gabriele Beger

Familienrituale – Von der Idee zum Buch Marita Raude-Gockel

Autorentournee „Erlesene Momente“ Trier Dorothee Steuer

Haben Sie das alles selbst erlebt? Rainer Moritz

Preisträger Ausstellungswettbewerb

Praxisberichte

- Kostenlose Schultüten für ABC Schützen KÖB St. Gertrud, Leimersheim

- Märchenhafte Lesenacht KÖB St. Johann Baptiste, Beverungen

- Bücherei-Check nach Punkten KÖB St. Michael, Lörzweiler

Religiöse Bücher der Monate November bis Januar

Literatur-Praxis: Zum Taufen nimmt man

Wasser ohne Seife Lotte Husung

Internet-Tipp/Impressum/Ansprechpartner im bv.

Adressen der diözesanen Büchereifachstellen

Gästebuch

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1/20084 51/2008 Mitten im Leben

Mittendrin statt außen vorBibliotheksarbeit in einer älter werdenden Gesellschaft

von Cornelia Klöter M.A.

„Weniger – bunter – älter“1: diese drei Begriffe nennt der Journalist und Kommunalpolitiker Winfried Kösters als Charakteristika des demografischen Wandels. Dieses Schlagwort ist derzeit in aller Munde und auch Bücherei-arbeit muss auf gesellschaftliche Veränderungen reagie-ren. Daher lohnt es sich, einmal genauer in den Blick zu nehmen, was demografischer Wandel für die Büchereiar-beit bedeuten kann.

Zahlen und Fakten

Deutschland wird bunter: die Zahl der Zuwanderer und Menschen mit Migrationshintergrund ist jetzt schon groß und wächst beständig weiter – durch Zu-wanderung und eine Geburtenrate, die bei nicht-deut-schen Frauen höher ist als bei deutschen.Die Deutschen werden weniger: die Geburtenrate sinkt seit der Mitte der 1960er Jahre stetig, eine deutsche Frau bekommt derzeit statistisch gesehen 1,332 Kinder . Ausgehend von dieser aktuellen Geburtenrate ist das Sinken der Bevölkerungszahl nicht mehr aufzuhalten. Die Deutschen werden älter: verbesserte Lebensbedin-

gungen haben die Lebenserwartung der Deutschen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch bei etwa 40 Jahren lag, um Jahrzehnte steigen lassen. So wird ein 2007 geborener Junge im Durchschnitt 76,6 Jahre alt, ein im gleichen Jahr geborenes Mädchen sogar 82,1 Jahre3. Die genannten Zahlen und Fakten zeigen deutlich, wie sehr sich Deutschland und damit auch jeder Bücherei-standort in den nächsten Jahrzehnten noch verändern wird. Zukünftig wird es insgesamt weniger Kinder und Jugendliche geben, innerhalb dieser Gruppe wird der Anteil von Kindern mit Migrations- oder Zuwande-rungshintergrund ansteigen. Ebenso wird die Zahl äl-terer, alter und hoch betagter Menschen weiter wach-sen, während die Gesamtbevölkerungszahl sinkt.

Demografischer Wandel als Chance

Diese auf uns zukommenden Veränderungen mögen durchaus eine bedrohliche Seite haben, das schöne an ihnen ist aber, dass statistische Berechnungsverfahren es ermöglichen, Auswirkungen des demografischen Wandels weit im Voraus zu berechnen – und zwar nicht nur für Gesamtdeutschland, sondern für einzel-

ne Bundesländer, Landkreise und Städte. Diese Bere-chenbarkeit bietet die Möglichkeit einer gezielten Re-aktion auf anstehende Veränderungen. Bevor eine Bücherei darüber nachdenkt, ihre Arbeit auf andere Zielgruppen zu konzentrieren und Schwer-punkte zu verlagern, muss die demografische Situation vor Ort genau betrachtet werden. Eine Möglichkeit hierzu bietet die Internetside www.wegweiserdemo-graphie.de, die unter anderem Daten zur Altersstruk-

1Winfried Kösters: Weniger, bunter, älter. Wie der demographische Wan-del Deutschland verändert – den Weg zur Multiminoritätengesellschaft aktiv gestalten, München: Olzog 2006, bvMedienNr.: 555082.2Quelle: Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (www.bmfsfj.de)3Quelle: Statistisches Bundesamt (www.destatis.de)4Vgl. Schlauß, Birgit: Eine alte Zielgruppe - neu entdeckt! Bibliotheksange-bote für junge Alte und Senioren (2007).

Wichtig ist grundsätzlich, trotz einer Konzentration auf diese Zielgruppe die übrigen Facetten des demo-graphischen Wandels nicht aus dem Blick zu verlieren oder bisherige Benutzergruppen zu sehr zu vernachläs-sigen. Auch bei einem „Angebot 55+“ muss weiterhin für die möglicherweise geringere Zahl von Kindern und Jugendlichen ein qualitativ hochwertiges Ange-bot bereitgehalten werden und auch fremdsprachige Literatur könnte zu einem wichtigen Bestandssegment werden.Und: so selbstverständlich es ist, für Kinder in unter-schiedlichen Altersgruppen unterschiedliche Ange-bote zu machen, so häufig wird die Gruppe „55+“ über einen Kamm geschoren. Dabei besteht sie aus vier Al-tersgruppen, die vollständig unterschiedliche Bedürf-nisse haben. Unterteilungen innerhalb der Gruppe können einerseits nach dem Lebensalter, andererseits nach dem Konsum- und Freizeitverhalten vorgenom-men werden. Im Bereich der Altersgruppen unterschei-det man zwischen „reifen Erwachsenen“ (50+), Seni-oren (65+), Hochbetagten (80+) und Langlebigen (100+). Nach marktstrategischen Gesichtspunkten werden andere Aspekte in den Blick genommen4, bei-spielsweise die finanzielle Situation, Mobilität, Häufig-keit und Intensität sozialer Kontakte. Wenn sich eine Bücherei darüber klar geworden ist, welche Zielgruppe sie stärker ansprechen möchte, fin-det sie einige Hinweise zu den Themen Bestand, Auf-stellung und Veranstaltungsarbeit im nachfolgenden Artikel von Gabriele Fischer. Verschiedene Kollegen aus Fachstellen und Sachausschüssen der Fachkonfe-renz arbeiten an dem Thema. Sie werden noch in die-sem Jahr Materialien dazu veröffentlichen. &

tur und Bevölkerungsentwicklung alle Kommunen ab 5.000 Einwohner bereithält. Am Beispiel von Bonn wird deutlich, wie wichtig es ist, nicht die Daten eines gesamten Bundeslandes, sondern die der Kommune in den Blick zu nehmen: In Bonn wird der Anteil der über 80-jährigen bis 2020 um 30,7% ansteigen und der der bis 5-jährigen um 3% sinken. Im gesamten Bundes-land Nordrhein-Westfalen dagegen sinkt der Anteil der bis 5-jährigen um 13,3%, während der der über 80-jährigen um 81,1% ansteigt. Eine Reaktion der Büche-reien in Bonn auf Zahlen des Landes wäre wenig sach-dienlich.Da der Anteil der Bevölkerungsgruppe „55+“ bundes-weit in den nächsten Jahren stark ansteigen wird, rea-gieren Borromäusverein und Fachstellen zunächst mit Angeboten für diese Zielgruppe. Auch für viele Büche-reien kann das eine naheliegende Zielsetzung sein.

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von Gabriele Fischer

Wer stärkeres Augenmerk seiner Büchereiarbeit auf Seni-oren richten möchte, sollte sich vorab darüber klar werden, welche Gruppe er genau ansprechen möchte. Die folgenden Überlegungen konzentrieren sich auf 60- bis 70-Jährige, die am Ende ihres Berufslebens stehen oder bereits in Rente sind. Diese Menschen sind ein ideales Büchereiklientel, weil sie viel Zeit haben und häufig sehr interessiert daran sind, sie sinnvoll zu nutzen. Um Ihnen dieses zu erleichtern und reizvoller zu gestalten, sollten von der Bücherei einige Re-geln berücksichtigt werden, mit deren Hilfe sich die Akzep-tanz der KÖB bei älteren Menschen steigern lässt.

Dem demografischen Wandel begegnen

Büchereiangebote für die ältere Generation

Wird für diese Nutzergruppe ein eigener Bereich in der Bücherei eingerichtet, so sollte dessen Benennung sorgfältig bedacht werden. Begriffe, die bereits auf ein hohes Lebensalter hinweisen, werden von der Ziel-gruppe erfahrungsgemäß schlecht angenommen, da sich niemand über sein Alter definiert bzw. darauf re-duziert wissen möchte. Hier sollte eine möglichst neu-trale Bezeichnung gefunden werden.

Beim Bestandsaufbau sollte Wert auf handliche, nicht zu schwere Bücher mit einem leicht lesbaren Schrift-bild gelegt werden. Mit der Frage, was eine leicht zu lesende Schrift ausmacht, hat sich der bv. bereits im

letzten Jahr befasst (lesen Sie hierzu auch den in köb 4/2006 erschienenen Artikel "Ein Standart in großer Schrift" S. 24). Um Ihnen bei der Titelauswahl Hilfe-stellungen zu geben, erscheint auf unsere Homepage www.borro.de zweimal jährlich eine Literaturliste mit aktuellen Büchern in großer Schrift. Gemäß unserem Großdruckstandard beinhalten diese Listen neben den in eingeführten Großdruckreihen erschienenen Ti-teln auch solche, die uns wegen ihres großen, leicht zu lesenden Schriftbildes aufgefallenen sind.Ein ideales Medium für Senioren gilt es erst noch zu entdecken: Hörbücher. Sie gelten immer noch als Sa-che von Kindern und Jugendlichen oder von Sehbe-hinderten und / oder Leseunwilligen. Um die Scheu vor Neuem abzubauen, bedarf es der aktiven Bera-tungs- und Vermittlungsarbeit für dieses Medium. Grundvoraussetzung sind geeignete Titel im Angebot. Auch hierzu finden Sie eine aktuelle Medienliste im Internet, sie nennt sich „Mittendrin – Hörbücher“ und umfasst Titel für die ältere Generation.

Präsentation vor Ort

Grundlegende Voraussetzung der Büchereiarbeit für Senioren ist eine seniorenfreundliche Einrichtung. Wenn es räumlich möglich ist, sollte immer auch an Rollstuhlfahrer und sonstige Gehbehinderte gedacht werden. Neben einem barrierefreien Zugang bedeutet das, überall einen großzügigen Regalabstand zu er-möglichen. Stolperfallen in Form von schlecht be-leuchteten Stufen, hoch stehenden Teppichkanten oder Ähnlichem müssen vermieden werden. Bei der Möblierung sollte weiterhin auf Sitzmöbel geachtet werden, die nicht zu weich und nicht zu niedrig und möglichst mit Armlehnen ausgestattet sind, um den Senioren das Aufstehen zu erleichtern.Die Toleranz für Lärm und Störgeräusche nimmt mit zunehmendem Alter und nachlassendem Hörvermö-gen bei den meisten Menschen ab. Daher sollte sich der Bereich, in dem die Medien für diese Zielgruppe angeordnet sind, möglichst weit von sämtlichen Lärm-quellen entfernt befinden.

Nach Möglichkeit sollten keine Medien auf dem ober-sten und untersten Regalboden platziert werden. Even-tuell bietet sich hier jedoch eine Frontalpräsentation einiger weniger Titel an.

Sowohl Leitsystem und Regalbeschriftung wie auch sämtliche Aushänge sollten in Bezug auf Farben, Schriftart sowie –größe und Kontrast auf Sehschwache ausgerichtet sein. Durch eine altersbedingte Eintrü-bung der Linse können die Farben grün, blau und vio-lett nur noch schlecht voneinander unterschieden werden. Generell sollte für großen farbigen Kontrast gesorgt werden (z. B. schwarz auf weiß oder dunkel-blau auf gelb).Auch eine Kooperation mit einem ortsansässigen Op-tiker ist eine Möglichkeit, die Bücherei für Ältere at-traktiver zu machen. Beim Optiker aufgestellte Bü-cherkisten sind eine ideale Form der Werbung für die Bücherei, und gesponserte Lesebrillen können den Be-nutzern für die Dauer ihres Aufenthaltes in der Büche-rei zur Verfügung gestellt werden. Alternativ bieten sich Lesestäbe an.

Veranstaltungsideen

Auch durch Veranstaltungen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, können Büchereien zu einem attrak-tiven Treffpunkt für Senioren werden. Viele Veranstal-tungen lassen sich ohne großen Aufwand vorbereiten.

• Ein beliebtes Beispiel ist der Spieletreff. Es empfiehlt sich der Einstieg mit weitgehend vertrauten, kurzen Spielen, um Scheu und eventuell vorhandene Ängst-lichkeit Neuem und Unbekanntem gegenüber zu ver-meiden. Für spätere Runden gibt es auf dem Markt speziell für Senioren entwickelte Spiele. Eine Liste über den Borromäusverein lieferbarer Titel finden Sie auf unserer Homepage.

Dipl. Bibl. Gabriele Fischer arbeitet im Lektorat des Borromäusverein e.V. Bonn

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1/20088 91/2008 Erinnerung an …

• Eine weitere Möglichkeit der Veranstaltungsarbeit stellen Themenabende dar, bei denen etwa zu Themen wie „Ernährung“, „Reisen“, „Gesundheit“ oder auch „Wohnen und Leben im Alter“ ein oder mehrere Refe-renten bzw. Fachleute und Ansprechpartner eingela-den werden. Von Vorträgen über Diskussionsrunden bis hin zu Workshops sind hier keine Grenzen ge-setzt.

• Viele Senioren möchten sich nach der Pensionierung ehrenamtlich engagieren und lassen sich für die Arbeit als Vorlesepate bzw. -patin für Kinder gewinnen. Ein Arrangement, von dem beide Seiten profitieren.

• Gleiches gilt für Erzählcafés, bei denen ältere Men-schen Kindern zu einem bestimmten Thema aus ihren Erinnerungen erzählen, um so der jungen Generation einen Einblick in die Lebensverhältnisse und -umstän-de „damals“ zu gewähren. Dieses kann jedoch auch in

beide Richtungen laufen, so dass im Idealfall alle Sei-ten zu mehr Verständnis und einem Abbau von Vorur-teilen gelangen.

• Bei dem Projekt „Leser empfehlen Lesern“ stellt je-mand ein Buch näher vor. Dieses kann entweder im Rahmen einer Veranstaltung oder aber auch in Form regelmäßig erscheinender Artikel beispielsweise im Pfarrbrief realisiert werden. Bei Literaturgesprächskrei-sen lesen alle Teilnehmer ein bestimmtes Buch, über das dann während der Treffen gesprochen und disku-tiert wird.

• Eine weitere Möglichkeit besteht darin, bereits in der Gemeinde bestehende Seniorengruppen anzusprechen und beispielsweise zu einer speziell abgestimmten Bü-chereiführung einzuladen. Vielleicht lässt sich dabei der ein oder andere bisher Büchereiferne als Benutzer gewinnen.

Veranstaltungen für Senioren sollten stets vormittags oder am frühen Nachmittag stattfinden, eventuell im Anschluss an Gottesdienste, Seniorentreffen oder Ähn-lichem.

Warum nicht auch einmal diese Zielgruppe mit einer Themenausstellung ansprechen? Die möglichen The-men sind so unterschiedlich wie die Adressaten selbst und reichen von „Wohnen im Alter“ über „Gedächtnis-training“ und „Ernährung“ bis zu „Digitalfotografie“.

Natürlich können die erwähnten Beispiele nur Anre-gungen für Ihre Arbeit vor Ort sein. Vielleicht können sie Ihnen eine Hilfe dabei sein, dem demografischen Wandel zu begegnen. &

Prälat Johannes Hüttenbügel ✝

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Klara Schaffner ✝In aller Stille ist am 5.12.2006 Frau Klara Schaffner in einem Pflegeheim in Freiburg verstorben. Geboren am 27.1.1912 war sie zunächst Seelsorgehelferin und Bü-chereileiterin in der Pfarrei Herz Jesu in Freiburg und wur-de am 1. März 1939 als Diözesanbibliothekarin ange-stellt. In dieser Funktion hat sie sehr eng mit dem Diöze-sanpräses Prälat Herrmann bis zu dessen Weggang nach Bonn im Jahr 1961 als er Direktor des Borromäusvereins wurde. Bis zum 31.12.1975 hat sie das Büchereiwesen im Erzbistum in rastlosem Einsatz nachhaltig aufgebaut und geprägt. Für ihre Verdienste erhielt sie von Papst Paul VI. zum 25jährigen Dienstjubiläum 1964 das päpst-liche Ehrenkreuz „Pro ecclesia et Pontifice“. Ihren ver-dienten „Unruhe“-stand verbrachte sie zunächst in ihrer kleinen Wohnung in Freiburg, immer offen und frohge-launt für alle Besucher und Besucherinnen, die ihren Rat

Frau Schaffner bei einer Büchereitagung ,11./12. April 1964

suchten. Mit ihrer zupackenden, freundlich aber be-stimmten Art und tiefer Glaubensüberzeugung hat sie mehrere Generationen von Büchereiteams nachhaltig geprägt. Am ersten Jahrestag ihres Todes wollen wir in tiefer Dankbarkeit an Sie denken und ihr nochmals Vergelt’s Gott sagen.

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Prälat Johannes Hüttenbügel wurde am 23. April 1912 als einziger Sohn der Familie ne-ben fünf Schwestern in Düs-seldorf-Himmelgeist gebo-ren. Nach seiner Gymnasial-zeit absolvierte er ein Theolo-giestudium an der Gregoria-na in Rom und wurde dort am 31. Oktober 1937 zum Priester geweiht. Der erste Einsatzort Hüttenbügels im

Erzbistum Köln war die Kaplansstelle in der Düsseldorfer Pfarrei St. Bonifatius von 1948-1952. Ein Jahr später wurde er zum Domvikar in Köln – dieses Amt hatte er bis 1969 inne – und zugleich zum Assistenten von Prälat Dr. Lieser ernannt, der neben anderen Aufgaben auch für die Fachstelle für Büchereien zuständig war. Ab 1956 wurde Hüttenbügel die Leitung der Büchereifachstelle

übertragen. Noch in den fünfziger Jahren gründete er die Zeitschrift „Unsere Sammlung“. Über 25 Jahre war er deren Redakteur; in dieser Zeit machte er sie zu einem im gesamten Arbeitsgebiet des Borromäus-vereins verbreiteten Informations- und Kommunikati-onsorgan.

Ab 1969 war Hüttenbügel auch Ökumene-Referent im Erzbistum Köln und Leiter der Ökumenischen Bis-tumskommission. Von diesem Amt wurde er erst 1990 entpflichtet. Am 31. Oktober 1983 – seinem 46. Wei-hetag – trat er als Leiter der Fachstelle für Büchereien in den Ruhestand, deren Geistlicher Beirat er jedoch weiterhin blieb. Seit 1995 lebte er im Seniorenhaus St. Maria in der Kölner Innenstadt. Dort konnte er kürz-lich noch den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe fei-ern. Kardinal Meisner ließ es sich nicht nehmen, dem Jubilar persönlich zu gratulieren. Zwölf Tage später starb er im 96. Lebensjahr.

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Die Fortsetzung der Literatur mit anderen Mitteln Literaturverfilmungen

von Karl Al lgaier

Was passiert, wenn ein Stoff aus dem Medium Literatur, besser wohl: ein literarisches Werk oder gar Kunstwerk, je-denfalls geschriebene Sprache und meist Papier, hinüber-wechselt in das Medium Film, optisch wird, akustisch, auf Zelluloid (oder DVD)?

Ähnliche Fragen des Medienwechsels entstehen auf dem Weg vom Papier zur Bühne, beim Hörbuch, bei der Vertonung, beim Vergleich eines Gemäldes mit ei-ner Fotografie und schon dann, wenn ich das, was mich bewegt und was ich erlebt habe, versuche, in Ihre Köpfe und Herzen zu transportieren, in Sie hi-

neinzusprechen. Schon jetzt aber sollten wir damit rechnen, dass nach der Transformation einer Informa-tion (im weitesten Sinne) von einem Medium in ein anderes ein Ergebnis geschaffen wird (ich sage bewusst nicht Produkt), das eine eigene Welt mit eigenen Ge-setzen darstellt und nicht nur von der Ausgangsinfor-mation her beurteilt werden kann.

Zwei Medienformen sind entweder zwei nahezu gleichwertige Möglichkeiten, dasselbe auszudrücken, z.B. Fax und E-Mail, oder – ganz entgegengesetzt – zwei Welten, die kaum etwas miteinander gemeinsam ha-ben, z.B. ein Liebesbrief, den ich schreibe, und eine Oper, die ich auf der Basis der gleichen Gefühle kom-

poniere. In welcher Beziehung stehen Film und Buch zueinander? Sehr viele Filme erweisen bei näherer Un-tersuchung, dass sie auf einem Buch basieren, von dem wir bis dahin nie gehört haben und das womöglich ohne den Film, sofern der Erfolg hat, längst vergessen wäre. Manchmal kommt es dann nachträglich zu ei-nigem Ruhm oder interessiert wenigstens ein paar Kenner. Aber wussten Sie, dass Hitchcocks ‚Psycho‘ auf einem Buch von Robert Bloch, Buñuels ‚Belle de jour‘ auf einem Roman von Joseph Kessel oder Fritz Langs ‚Metropolis‘ auf dem gleichnamigen Werk von Thea von Harbou beruht (was heißt schon: beruht?). Nicht auszuschließen, dass hier auch literarische Entde-ckungen zu machen wären. Reden wird man hier wohl immer nur vom Film.Ein interessanter Fall sind die James-Bond-Filme. Ih-nen liegen eine Reihe qualitätsvoller Agentenromane von Ian Fleming zu Grunde. Allerdings starb Fleming irgendwann und neue Bond-Filme mussten her. Einer (Der Hauch des Todes, 1987, Regie: John Glen) verar-beitet in seiner ersten Episode noch eine hervorra-gende Story (The living daylights) aber mittlerweile sind längst neue professionelle Autoren, die weitere Bond-Romane schreiben, an der Arbeit, wie John Gard-ner oder Robert Markham. Hier diktiert also der Film, dass er Romanfutter braucht.

Was zuerst? Film oder Buch

Anders ist es bei einem weiteren wichtigen Segment des Markts: den Bestsellerverfilmungen. Der ‚neue Grisham‘ oder der ‚neue Clancy‘, schon vor dem Schreiben ein sicherer Buch-Erfolg, wird todsicher auch eine Verfilmung nach sich ziehen – und auch die wird voraussichtlich ein Kassenschlager. Was tut man? Liest man das Buch oder geht man ins Kino (bzw. kauft bald darauf das Video)? Hier hat der allgemeine Medi-enmarkt sich anscheinend feste Paarungen geschaffen. Manchmal funktioniert es etwa so: Den Roman ‚Das Schweigen der Lämmer‘ (Thomas Harris) kannten viel-leicht nicht gar so viele Leute. Die Verfilmung (1990; Regie Jonathan Demme; mit Jodie Foster und Anthony Hopkins) wurde ein berühmter Schocker. Den näch-sten Roman (‚Hannibal‘. Hamburg: Hoffmann & Cam-pe 1999) erwartete das Publikum ungeduldig. Die Ver-filmung ließ dann nicht lange auf sich warten. (2001; Regie: Ridley Scott).

Berühmte Filme, die in die Jahre gekommen sind, erle-ben eines Tages ein sog. Remake, das ist dann meist in Farbe und vor allem technisch (vermeintlich) besser. Zu denken ist an ‚Der Glöckner von Notre Dame‘, ‚Meuterei auf der Bounty‘, ‚Psycho‘, ‚Der Schakal‘. Hier ist es im Grunde eher der Film nach dem Film als eine Neuverfilmung des gleichen Buchs. Vor dem neuen ‚Psycho‘-Film, der Hitchcocks Werk penibel nachahmt, gab es freilich schon Fortsetzungen ‚Psycho 2‘ etc., die mit dem Roman von Bloch nichts zu tun hatten.

Kann ein Film das Buch ersetzen?

Ein Film kann – im Gegensatz zur Adaption eines Dra-mas – einen Roman wohl niemals ganz umsetzen. Ein solcher Transfer des vollständigen Textes ist nur beim Hörbuch möglich. Für Thomas Manns ‚Joseph und sei-ne Brüder‘ (gelesen von Gert Westphal) sind das 25 Kassetten oder 30 CDs, d. h. 27 Abende oder 34 Stun-den. Die einfachste Form der Verfilmung setzt die im Roman erzählte Handlung in gefilmte Aktion um, meist allerdings auch diese gestrafft, gerafft, gekürzt, vereinfacht. Festzustellen ist für diese Fälle, welche Veränderungen die Romanhandlung dabei erfährt.Nun mögen viele Romane nahezu ausschließlich aus Handlung bestehen und ein paar äußere Bedingungen beschreiben („Die Sonne schien.“ etc.). Das kann der Film leicht ausführen und sichtbar machen. Aber was macht er mit einem Satz wie: „Und so vergingen 10 Jahre“? Es geht nicht einmal nur um Fälle wie diesen, denn dann genügt ein eingeblendeter Satz: „10 Jahre später ...“.

Die vollständige Fassung dieses Beitrags, die auch we-sentliche Ausführungen zu Literaturverfilmungen von Dramen enthält steht online unter www.borro.de /Publikationen/Aufsätze und Dokumentationen.

Dr. Karl Allgaier, Direktor der Kath. Akademie des Bistums Aachen leitete viele Jahre die Aachener Fachstelle.

Literaturverfi lmungen

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Rückblenden in vergangene Zeitstufen, auch ohne er-läuternden Zusatz, kennt der Film ebenfalls seit lan-gem (der Begriff ist ja schon ein filmischer). Die ganze Problematik ist in der Roman-Analyse mit dem Be-griffspaar ‚Erzählzeit und Erzählte Zeit‘ beschrieben. So kann der Film noch weit deutlicher Zeiten übersprin-gen, Vorgänge überschnell ablaufen lassen (auch rück-wärts) oder aber einen Vorgang (wie bei der Fußball-Übertragung) mehrfach, aus verschiedenen Perspekti-ven und sogar in Zeitlupe ‚beleuchten‘.Schon durch diese ‚Eigenmächtigkeit‘ wird der Film, d.h. der Regisseur, selbst zu einem Erzähler der Dinge, der je nach Film stärker oder schwächer spürbar wird. Vor einem Mord in Hitchcocks ‚Frenzy‘ (1971) – übri-gens kaum als Literaturverfilmung zu bezeichnen – dem wir dann doch schaudernd beiwohnen werden, führt uns die Kamera zunächst von der Wohnungstür durchs Treppenhaus hinunter wieder ins Freie. Wohl-gemerkt: uns, denn wir sehen niemanden gehen. Hel-fen kann der Zuschauer dem unglücklichen Opfer eben nicht mehr. Hier redet (stumm) der Regisseur, der auch sonst unsere Aufmerksamkeit lenkt.

Kamera und Schnitt

Die Reduktion auf die Handlung zeigt also agierende Menschen, auch einmal stumm, doch meist redend,

im Dialog und dann in aller Regel im Wechsel immer den gerade sprechenden Akteur. Hier bietet es sich an, laufend Schnitte zu machen. Viel seltener sind lange Einstellungen ohne Schnittpunkt. Wer nicht einfach viele Filme gesehen hat, sondern auch über das Medi-um und sein besonderes ‚Machen‘ reflektiert, der wird sich nicht nur fragen: Was sehe ich?, sondern auch: Was macht die Kamera eigentlich, was bewirken die Schnitte? In Kamera und Schnitt äußert sich – über Drehbuch und Szenen-Arrangement hinaus – der Re-gisseur. Sollte man nicht einmal mit den Augen der Regisseurin Filme wie ‚Lola rennt‘ oder ‚Die fabelhafte Welt der Amélie‘ anschauen? (Auch dies übrigens Filme ohne eigentliche literarische Vorlage).

Der Roman wird vom Film gleichsam dramatisiert, be-steht aber in Wirklichkeit meist nicht nur aus Aktion, erst recht, wenn wir der literarischen Entwicklung fol-gen, die dieser Gattung immer mehr Möglichkeiten abgerungen hat, geradezu enzyklopädische Möglich-keiten, die ganze Welt, ‚alles‘ wiederzugeben.

Es gibt ja nicht nur Handeln und Sprechen, es gibt auch Denken. Und wie stellt man ein Nicht-Handeln im Bild dar, ein Unterlassen? Auf der Bühne ist der Mo-nolog nicht von der Rampe herunter echte Kontakt-aufnahme mit dem Publikum (erst im Epischen Thea-

ter). Er ist Selbstgespräch und die übliche Form, inne-res Denken außen vernehmlich zu machen. Der Film kann hier einen Schritt weiter gehen, den Menschen mit geschlossenem Mund zeigen und der Szene einen gesprochenen Text unterlegen. Dann haben wir den inneren Monolog wieder.

Der Film kann aber auch, sichtbar oder nicht, einen expliziten Erzähler einführen, der berichtet, erläutert oder kommentiert. (In ‚Little Big Man‘ ist es übrigens sogar ein Ich-Erzähler.) Das ist im Drama selten, ge-schah aber schon durch den Chor in der Antiken Tra-gödie. Rainer Werner Fassbinder betont in seinem Film ‚Fontane Effi Briest‘ (1974) diese ur-literarische Funkti-on stark, wenn er z.B. den Erzähler reden lässt, wäh-rend wir eine Handlung sprechender Menschen sehen, ohne diese zu hören. Er schaltet häufig geschriebene Zwischentexte ein (schon der überlange Untertitel ist ein solcher) und zeigt gern Standbilder, baut also in den Film filmfremde bzw. eher in den Zeiten des Stummfilms notwendig gewesene Elemente ein.Von der Möglichkeit, durch die Wahl von Perspektive, Einstellung, Schärfe, Filter etc. besondere Ausdruckswei-sen zu schaffen, unausgesprochen, aber wirksam, war schon die Rede. Besonders hinzuweisen ist auf die Tätig-keit der Kamera, einzelne Gegenstände hervorzuheben, ohne dass das im Film gesprochene Wort dies tut.

Eine kleine Auswahl von Literaturverfilmungen, die im ersten Quartal 2008 in die Kinos kommen. Das Datum bezieht sich dabei jeweils auf den of-fiziellen Kinostart.

Kleiner Dodo: 03. Januar

Drachenläufer: 17. Januar

P.S. Ich liebe Dich: 17. Januar

Die rote Zora: 24. Januar

The Jane Austen Club: 07.Februar

Die Liebe in den Zeiten der Cholera: 21. Februar

Urmel 2: 06.März

Die Geheimnisse der Spiderwicks: 13.März

Ureigene Sprache des Films

Wieder einmal wird unsere Aufmerksamkeit gelenkt, werden Dinge angedeutet, die im Verlauf noch wichtig werden können oder einen besonderen Aufschluss ge-ben können. Das ist die ureigene Sprache des Films. Wir haben vielleicht Effi schaukeln sehen. Nun sehen wir die verlassene Schaukel noch ein wenig ausschwingen.

Literaturverfi lmungen Literaturverfi lmungen

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‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ oder Thomas Manns ‚Zauberberg‘ – mehrere Filme haben Möglich-keiten gesucht, Wesentliches daraus in Bild und Ton darzustellen. Dass der Film dazu eigene Wege be-schreiten muss, Extrakte herstellen muss, weiter aus-einander liegende Motive nicht selten zusammen-zieht (z. B. Volker Schlöndorff in ‚Eine Liebe von Swann‘, 1983), den Roman gleichsam verdichtet, kün-det von zwei Seiten einer Medaille: von unvermeid-licher Abweichung oder auch Einbuße und zugleich von souveräner Eigenständigkeit.Rainer Werner Fassbinder hat dann umgekehrt die Fülle von Alfred Döblins ‚Berlin Alexanderplatz‘ in die Monumentalität einer dreizehnteiligen Fernsehfas-sung (930 Minuten; 1980) gebracht; Eric Rohmer setzt Kleists Novelle ‚Die Marquise von O...‘ in eine wortge-treue, ungekürzte Inszenierung um (1975).Die vermeintlich anspruchslosen Genres von Kriminal- oder Agentenroman, von Schauerliteratur oder Science Fiction erweisen in Wahrheit ihre ganz besondere Affini-tät zum filmischen Medium – auch sie sind Kunst und bedeuten eine Herausforderung an die andere Kunst.Hier kann der Film alle Register seiner besonderen Aus-drucksmöglichkeiten ziehen, Steigerung, Rasanz, Licht und Dunkel, und etwas so schwer Fassbares wie Atmo-sphäre schaffen. Es sind hier einige der berühmtesten und großartigsten Werke der Filmliteratur (was für ein Begriff!) entstanden, die manchmal auch bedeutende literarische Vorlagen beinahe vergessen machen (oder aber dann gerade auch auf diese begierig). Genauso kann eine schwache Regie hier versagen. Besonders hingewiesen sei auf einige meisterhafte Beispiele des

‚film noir‘, Verfilmungen der sogenannten ‚hard-boiled school‘ (Hammett, Chandler u. a.), auf Agen-tenfilme nach John Le Carré und Len Deighton und auf die großen Schauerstoffe um Frankenstein (nach Mary Shelley) und Dracula (nach Bram Stoker). Der Science Fiction-Film würde leicht eine mehrwöchige Veranstaltung rechtfertigen. Stanley Kubricks ‚2001 – Odyssee im Weltraum‘ nach Arthur C. Clarke (1965 – 1968) ist der Klassiker schlechthin geworden.

Audiovisueller Eindruck vertieft durch Lektüre

Betrachten wir nun im Rückblick den Film als Inter-preten der Literaturvorlage, dann steht diese seine Leistung im Vordergrund: das Abweichen oder Fol-gen, das Kürzen und Längen, das Entstellen, Verzeich-nen oder positiv: die Text-Treue. Ganz entgegenge-setzt ist die Auffassung absoluter Eigenständigkeit des Films, was bei unbekannten Textvorlagen leicht fällt, aber dem Regisseur bzw. Drehbuchverfasser auch ge-genüber Shakespeare & Co. eine hohe Souveränität zuspricht: wenn Welles von Shakespeare abweicht, dann ist das seine Sache, sein Recht. Der Film erhält dann mit einer gewissen Folgerichtigkeit leicht auch den Vorrang vor der Dichtung, weil, wie schon einmal bemerkt wurde, nicht selten zuerst (oder für immer allein) der Film (und nicht das literarische Werk) dem Betrachter bekannt wird.

Wir sollten hier zu einer mittleren Position kommen können. Dem Shakespeare-Leser und der Goethe-Le-serin entgeht etwas, wenn sie niemals eine bedeu-tende Verfilmung des ihnen am Herzen liegenden Werkes kennen lernen. Der Freund Polanskis, die Freundin Greenaways oder des so erfolgreichen Ken-neth Branagh werden vom Film wahrhaftig schon nah an den Text herangeführt. Gut gesehen und ge-hört, liest es sich leichter. Der starke audiovisuelle Eindruck aus zwei Stunden Kino lässt sich durch die anschließende Lektüre entscheidend vertiefen. Viel-leicht ist ein Film oft auch ohne Kenntnis der litera-rischen Vorlage gar nicht ganz zu verstehen. Dies sei gesagt in voller Würdigung der vielen Differenzen: zwischen den Medien generell, zwischen den beson-deren Inszenierungen und zwischen Inszenierung und Text.

Filme – Leseförderung für alle

Eine gegenseitige Beförderung und Befruchtung der verschiedenen Medien entspricht nicht nur dem In-formations-Aufnahmeverhalten des modernen Men-schen, sie hält die Kunst lebendig, auch noch in Streit und Kritik. Und es ist kein übertriebener Anspruch für eine Bücherei, auch nicht für eine kleinere KÖB, so-fern sie neben Büchern auch Videos oder gar DVDs anbietet, wenn sie außer den erfolgreichen Filmen den Literaturverfilmungen besondere Aufmerksam-keit widmet. Sie sollte freilich den Ehrgeiz haben, zu jedem Film, dessen Vorlage einen guten Namen hat, das Buch bereit zu halten. Das will natürlich attraktiv präsentiert sein, aber es könnte Leseförderung im be-sten Sinne werden, bei Jugendlichen vor allem, doch brauchen wir auch eine Leseförderung der Erwachse-nen! Und wenn sich der eingefleischte Leser dem ver-meintlich vergröbernden Medium öffnet, sich viel-leicht auch einmal provozieren lässt, so wird er seine Lektüre bereichert finden. Ich bin nicht bange: nach einer großartigen Verfilmung wird die Rückkehr zur bescheidenen Buchform keine Enttäuschung sein. &

Der Film sagt uns in diesem Moment, in diesem ‚Au-gen-Blick‘: Schaukel bedeutet mehr als nur Schaukel.Die Fähigkeit des Films ist groß, Symbole zu schaffen oder zu betonen. Das mag im zu Grunde liegenden Roman bereits angelegt oder sogar wortreich beschrie-ben sein – der Film kann ‚ohne Worte‘ hier auch eige-ne Wege gehen, durch Bilder kommentieren. Jede Be-trachtung eines Films wird seine Motivarbeit würdi-gen müssen. Warum zeigt Fassbinder uns so viele Menschen im Spiegel?Am Beispiel des Symbols können wir die Kernfrage noch einmal herausstellen: der Film kann mit der filmischen Betonung eines Details, d.h. in der Regel durch Nahauf-nahme – denn ein unbetontes Detail als Stück eines Ge-samt-Bildes bedeutet das Risiko, in diesem flüchtigen Medium übersehen zu werden – der Romanvorlage fol-gen: was dort mit Worten hervorgehoben wird, viel-leicht sogar wortreich, wird nun filmisch ‚unterstri-chen‘. Der Film kann Motive hervorheben, die im Text nur schwach angelegt sind, also wie ein Pianist bisher unbemerkte Nebenstimmen herausarbeiten. Der Film kann Motive, die wir im Text für wesentlich hielten, vernachlässigen oder fortlassen. Und er kann Motive, die der Text gar nicht kennt, neu hinzufügen. Für all dies ließen sich Beispiele finden.

Ausblick auf die Filmbeispiele

Auch eine Reihe der ganz großen Romane, von denen man gern behauptet hätte, sie seien unverfilmbar, ha-ben die Regisseure als Herausforderung gereizt.Seien es nun James Joyce‘ ‚Ulysses‘, Marcel Prousts

Kurt HeldDie Rote Zora und ihre BandeSonderausgabe, Hardcover Verlag Sauerländer2007, 10,00 ebvMedienNr.: 278224

Gabriel García MárquezLiebe in den Zeiten der CholeraSonderausgabe, Hardcover Verlag Kiepenheuer & Witsch2006, 15,00 e

bvMedienNr.: 267167

Khaled HosseiniDrachenläufer Roman, Taschenbuch BVT Berliner Taschenbuch Verlag2006, 10,50 e

bvMedienNr.: 226206

Literarische Sommerwoche Herzliche Einladung zur Literarischen Sommerwo-che vom 20. bis 24. August 2008 an den Bodensee. Genießen Sie fünf Tage nur für Literatur, das Ge-spräch mit anderen Literaturbegeisterten und die Kultur am Bodensee. Das Programm der Sommer-woche steht online unter www.borro.de/Bildung/proliko oder per E-Mail: [email protected]

Tagung der Bibliotheken in KrankenhäusernDie Fortbildung findet zum Thema „Rezeptfrei und ohne Nebenwirkungen. Medienvermittlung am Kran-kenbett“ am 6. Juni 2008 im Borromäushaus in Bonn statt. Aus Versehen wurde im Information & Service-heft 4/2007 ein falscher Termin angekündigt. Infor-mationen erhalten Sie unter [email protected] und im Information & Serviceheft 1/2008.

Literaturverfi lmungen

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1/200816 171/2008

Der Junge im gestreiften Pyjama

bvMedienNr. 274730

Dipl.-Theol. Horst Patenge,Ordinariatsrat und Leiter der Fachstelle Mainz

16 1/2008Das besondere Buch

von Horst Patenge

Für die Generation meiner Kinder ist der Nationalsozialismus in Wahrneh-mung zu einem geschichtlichen Er-eignis geworden, das ähnlich nah oder fern scheint wie die Napoleo-nischen Kriege oder die Völkerwan-derung. Auch in der Jugendliteratur ist die zunehmende Distanz zu den Jahren 1933-1945 zu beobachten. Gab es bisher vor allem biografisch geprägte Erzählungen, in der Zeit-zeugen von der Vergangenheit be-richteten. so finden sich seit einigen Jahren Bücher, die sich mit dem im-mer noch spürbaren Echo von nie aufgearbeiteter Schuld auch in der dritten und vierten Generation be-schäftigen (z.B.: Jan de Leeuw, Das Schweigen der Eulen).

Eine dritte Gruppe von Büchern löst sich ganz von den geschichtlichen Ereignissen und greift auf, was der Nationalsozialismus über die dunk-len Seiten des Menschseins offenbart hat. Auch „Harry Potter“ kann man hier einordnen, denn Rowling schreibt von der Verführbarkeit des Menschen und seiner Bereitschaft um der Macht Willen zu töten, z. B. „Im Schatten der Wächter“.Auch „Der Junge mit dem gestreiften Pyjama“ lässt sich in die dritte Grup-pe einordnen. Es ist ein realistischer Roman. trotzdem lässt John Boyne die historischen Verankerungen sei-ner Geschichte so sehr in den Hinter-grund treten, dass die Erzählung zeit-los wirkt. Sie könnte überall und zu jeder Zeit spielen.

Bruno, ein neunjähriger Junge muss eines Tages ziemlich überstürzt mit Vater, Mutter und Schwester aus Ber-lin wegziehen. Das neue Haus ist weit weg von Berlin und steht einsam in einer trostlosen Landschaft. Ein klei-ner Garten ist dabei, in der Ferne ein Wald, aber ganze fünfzehn Meter vom Haus entfernt beginnt ein lan-ger Stacheldrahtzaun, hinter dem Bruno viele Menschen sieht. Alle tra-gen gestreifte Anzüge, die wie Pyja-mas aussehen. Bruno ist traurig, weil er auf seiner Seite des Zauns keinen Freund zum Spielen hat. Er will das Rätsel dieses Zaun lösen und ver-sucht ihn zu umrunden. Da trifft er auf einen Jungen auf der anderen Seite des Zauns, sie freunden sich an, und entdecken, dass sie beide am selben Tage geboren sind. Sie könnten Zwillinge sein, wenn der fremde Junge nicht so entsetzlich dünn wäre. Schließlich verabreden sie sich einen zweiten gestreiften An-zug zu besorgen, damit Bruno uner-kannt unter dem Zaun ins Lager krie-chen kann.

Der Autor hält konsequent die naive Sicht eines neunjährigen Jungen durch, der mitten im Terror lebt und ihn nicht wahrnimmt. Nur an weni-gen Stellen blitzt der historische Be-zug auf, nur einmal wird der Name „Adolf Hitler“ genannt. Den Ortsna-men „Auschwitz“ versteht Bruno als „Aus-Wisch“ und den Judenstern be-trachtet er als Ehrenzeichen. Der ge-schichtskundige Erwachsene wird die Anspielungen verstehen. Wer die we-nigen historischen Verankerungen da-

gegen überliest, und das mag gerade bei jungen Menschen der Fall sein, für den könnte der Roman in einem an-deren Land, zu einer anderen Zeit, ja sogar in der Zukunft spielen. Dieser stilistische Kunstgriff ist mei-sterhaft. Die menschlichen Abgrün-de der NS-Zeit werden aus ihren hi-storischen Verankerungen gelöst. Was hier geschildert ist, so ist die Botschaft des Buches, geschieht überall und zu allen Zeiten. „Der Jun-ge mit dem gestreiften Pyjama“ macht sensibel dafür, wo auch hier und heute einzelnen Menschen oder ganzen Volksgruppen das Lebens-recht abgesprochen wird.

„Das sind keine Menschen“ sagt Bru-nos Vater einmal über die Gestalten in ihren gestreiften Anzügen. Wie an-ders hört sich an, was man im Psalm 8 lesen kann: (PS 8,6) „Du hast (den Menschen) nur wenig geringer ge-macht als Gott, hast ihn mit Herrlich-keit und Ehre gekrönt.“

Kurz & bündig

Medien-empfehlungen für Grund-schülerLeseförderung ist seit einiger Zeit wieder stärker ins öffentliche Be-wusst sein gerückt. Gerade in der Grundschule, wenn die Kinder le-sen lernen, ist es wichtig, sie an das Medium Buch heranzuführen und ihnen die “Abenteuer im Kopf” schmackhaft zu machen.

Auf unserer Medienliste finden Sie rund 120 Titel. www.borro.de/Me-dienempfehlungen/Literaturlisten.

Mein Borro Immer mehr Büchereien nutzen unsere Online-Angebote. Um die-sem Trend gerecht zu werden, hat der bv. einen neuen Kundenlogin-Bereich eingerichtet. Seit dem 12. Dezember 2007 steht auf der Start-seite des bv. oben rechts: „Bestellen in Mein Borro – Kundenlogin“. „Mein Borro“ soll vor allem die Bü-chereibestellungen noch komfor-tabler machen. Der Kunde kann seine Adressdaten abspeichern, nach Bedarf aktualisieren oder auch verschiedene Warenkörbe über einen beliebig langen Zeit-raum anlegen. Darüber hinaus können Büchereien die auftragsbe-zogenen Bekartungsdaten herun-terladen. Weitere Funktionen sind in Vorbereitung.

Ansprechpartner im bv.: Carmen Planas, Telefon 0228-7258-152, E-Mail: [email protected]

Neu: Religiöses Kinderbuch Das Interesse der Medien an reli-giösen Themen und Fragestel-lungen spielt gerade für Kinder und Jugendliche und in der Kin-dererziehung eine besondere Rol-le. Deshalb stellt der Borromäus-verein ab Dezember 2007 monat-lich ein ausgewähltes Kinderbuch vor, dass die christliche Dimensi-on des Lebens in besonderer Wei-se erschließt. Das Buch soll Kin-dern und den an ihrer Erziehung Beteiligten helfen, Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu finden.

Für den Monat Januar 2008 wur-de das Buch " Wo Jesus lebte – Eine Entdeckungsreise für Kinder im Heiligen Land" von Gerhard Dane und Erich Läufer (Verlag Don Bosco, München 2007, 14,90€, bvMedienNr.: 554204) ausgewählt.

Die Buchbesprechung steht on-line unter http://www.borro.de/enid/religioeseskinderbuch.

Kinderbuch-Ausstellung später! Die diesjährige Kinderbuch-Ausstellung wird nicht wie an-gekündigt im Februar 2008 ausgeliefert, sondern erst Ende März/Anfang April. Nach den bisherigen Einsendungen der Verlage konnte keine unseren Ansprüchen entsprechende Vo-rauswahl für eine profilierte Ausstellung getroffen werden. Viele Kinderbuchverlage haben den frühen Ostertermin nicht bei der Planung berücksichtigt.

Bei Fragen wenden Sie sich bit-te an unsere Kundenberatung: [email protected].

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Literaturtipps für Nachteulen Über den Umgang des Mediums Fernsehen mit dem Medium Buch

von Beate Mainka

Lesen und fernsehen sind normalerweise zwei Tätigkeiten, die einander ausschließen und doch gibt es sie noch, oft gut versteckt zu nachtschlafender Zeit und nur mit einer detaillierten Programmzeitschrift zu entdecken: Literatur-sendungen im Fernsehen.

Vorbei die Zeiten, in denen sich das literarische Quar-tett noch das beflissene Bildungsbürgertum vor dem Fernseher versammelte, um dem unvergleichlich un-terhaltsamen Marcel Reich-Ranicki und seinen nicht minder qualifizierten Komparsen vergnügt bei ihren geistreichen Disputen zu lauschen. Doch auch heutzu-tage gibt es Programmplätze, die das Opfer des Schlafes lohnen, um an gut aufbereitete Informationen über aus der Flut der Neuerscheinungen herausragende Bü-cher zu gelangen.

lesen!

Mit diesem schlichten Titel überschrieb 2003 die un-verwüstliche Elke Heidenreich ihre Literatursendung im ZDF, die das literarische Quartett ablöste. Sechs mal im Jahr geht sie auf Sendung mit ihrer One-woman-show aus der Kölner Kinderoper, inzwischen teilt sie sich den Sendeplatz mit der Kultursendung Aspekte am Freitagabend nach dem heute-journal. Ihr Konzept ist so einfach wie der Titel, fleißig wühlt sie sich durch den Wust von Neuerscheinungen, um ihrem Publikum

mit wohlgesetzten Worten die ca. sechs Titel schmack-haft zu machen, die vor ihren Augen seit der letzten Sendung Gnade gefunden haben. Zudem lädt sie sich einen illustren Gast ein, zuletzt etwa Dieter Hilde-brandt oder Andre Heller, die ihr Lieblingsbuch prä-sentieren dürfen. Diese Idee hat ihren besonderen Reiz, weil so auch ältere Titel, teils gar Klassiker, dem Zuschauer schmackhaft gemacht werden. lesen! ist das Flaggschiff der Literatursendungen mit der größ-ten Breitenwirkung, zumal die Buchhändler bereits vor der Sendung auf die besprochenen Titel hingewie-sen werden und so manches Buch den Weg in die Bestsellerlisten geschafft hat.

Druckfrisch!

Das Büchermagazin der ARD geht acht Mal im Jahr am Sonntag zu später Stunde über den Äther. Doch der Verzicht auf die wohlverdienten Ruhestunden vor Mitternacht lohnt, Dank des frischen und ungewöhn-lichen Konzeptes. In einer halben Stunde zeigt Mode-rator Denis Scheck (Jahrgang 1964), seines Zeichens preisgekrönter Literaturkritiker und u.a. Jurymitglied bei der Vergabe des Ingeborg-Bachmann-Preises, dass er keine Angst vor großen Namen und keinerlei Re-spekt vor schlechten Büchern hat. Er geht heraus aus dem Studio, seine besondere Qualifikation offenbart sich im Interview mit Autoren jeglicher Couleur, seien es hochkarätige Literaturschaffende oder geniale Sach-buchautoren. Vor oftmals außergewöhnlicher Kulisse,

gerne im Freien, schafft er es in recht knappen Inter-views, mittels kluger und geschickter Fragetaktik, we-sentliche Aussagen aus seinen Interviewpartnern he-rauszukitzeln. Die Palette der vorgestellten Bücher ist breit und zeigt die immense Leseerfahrung und das Qualitätsbewusstsein ihres Moderators, ohne abgeho-ben zu wirken. Ein Tipp für alle, die montags früh raus müssen: man kann bei genauerem Durchforsten der Programmzeitschriften immer mal wieder auf 3sat oder den digitalen ARD-Infokanälen auf eine Wieder-holung zu einer humaneren Sendezeit stoßen.

Literatur im Dritten Programm

In den Dritten Programmen, von denen sich erfreuli-cherweise einige ein Büchermagazin leisten, sei hier auf einige bemerkenswerte hingewiesen. Eines der bekanntesten ist die Sendung des SWR, Lite-ratur im Foyer, die monatlich freitags gegen Mitter-nacht ausgestrahlt wird. Das Konzept ist einfach, die Moderatoren Martin Lüdtke und Thea Dorn laden sich Autoren aktueller Neuerscheinungen ein und bringen

sie dank geschickter Interviewtechnik dazu, viel über sich und ihre Bücher zu berichten. In einer eigenen Sachbuchecke referiert Silvia Augstein, Tochter des Spiegelherausgebers, etwas hektisch, aber interessant über herausragende Neuerscheinungen.Der Bayerische Rundfunk geht gar wöchentlich am Sonn-tagvormittag mit Lesezeichen auf Sendung, um in kurzen Filmbeiträgen und Interviews auf interessante neue Lite-ratur jeglicher Couleur aufmerksam zu machen.Der NDR versteckt sein Bücherjournal sechs Mal jähr-lich gut auf dem arbeitnehmerfeindlichen Sendeplatz am Montagabend gegen 23.30h, obwohl Paul Kersten eine für literarisch Interessierte sehenswerte Sendung präsentiert. Sogar die stets gut gelaunte Susanne Fröh-lich wagt sich an eine Büchersendung, in der sie, na-türlich am späten Sonntagabend gegen 23.00, unter dem Titel fröhlich lesen einmal monatlich zu einem bestimmten Thema zwei durchaus hochkarätige Auto-ren mit den passenden Neuerscheinungen einlädt und durch eine geschickte Fragetechnik verblüfft.Wer übrigens ein wenig über den rein deutschen Teller-rand hinausschauen möchte, der sei auf den Litera-

Literatur im TV

Lesen! – Literatur im ZDF mit Elke Heidenreich.

Druckfrisch! – Das Büchermagazin im Ersten.

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Etabliert mit Postmateriellen Büchereiarbeit aus dem Blickwinkel der Sinus-Milieus

von Rolf Pitsch

Im Frühjahr erbaten die Fachstellen von den Büchereilei-tern die Privatadressen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter. Die nach den Regeln des Datenschutzes behandel-ten persönlichen Adressdaten wurde verwendet, um die Mitarbeiter in der katholischen Büchereiarbeit oder ihr Wohnumfeld nach ihrer Milieuverortung untersuchen zu können. Die Ergebnisse liegen für 14 Mitgliedsdiözesen des Borromäusvereins vor. Es ist im katholischen Bereich die erste Untersuchung der Milieuverortung ehrenamt-licher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wenn man im Büchereidienst herumfragt, kommen viele Menschen aus ganz verschiedenen Lebenssitua-tionen: Wir stammen aus einem Dorf, einer Klein-stadt oder einem Stadtviertel, aus einer großen Fami-lien mit einer stark konfessionell geprägten Tradition oder können auf keine klassische Familienbiografie und kein Heranwachsen im Milieu einer Pfarrgemein-de oder in katholischen Verbänden zurückschauen. Unsere Aus- und Weiterbildung hat verschiedene Sta-tionen, Einbrüche und Karrierestufen durchlaufen.

Unsere eigene Familie mit kleinen und größeren Kin-dern kommt mit mehr oder weniger viel Geld aus. Unsere Geschmäcker bei Kunst und Musik, Alltagsge-genständen (Nierentische oder Billy-Regale) und Ur-laubsorten liegen mehr oder weniger weit beieinan-der. In jedem Büchereiteam fließt durch die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter und ihre unterschiedlichen Prägungen etwas in die Büchereiarbeit ein: Die Ge-staltung des Büchereiraumes hat etwas mit dem Ge-schmack und den künstlerischen Fähigkeiten der Mitarbeiter zu tun. Die Medienauswahl oder die Co-ver-Gestaltung und alle Themen kommen nicht ohne entsprechende Vorlieben der Auswählenden aus; schließlich empfehlen sich die Titel leicht, die Büche-reileute selbst auch gut finden. Veranstaltungs- und Öffentlichkeitsarbeit hängen wesentlich vom Be-kanntenkreis ab: Wen kann ich für welche Aktivitäten ansprechen und begeistern?

Lebenswelten der Zielgruppen

Wenn wir also mehr über die unterschiedlichen Le-benswelten der Büchereimitarbeiter wüssten, dann

turclub des Schweizer Fernsehens hingewiesen, der neun Mal jährlich auf 3sat zu der unglaublich frühen Sendezeit am Sonntag um ca. 10.00h läuft und von der jungen Literaturkritikerin Iris Radisch kompetent und interessant moderiert wird. Tipps für Sachbuchleser

Für die Sachbuchleser gibt es zwei spezielle Sendungen, die auch für Büchereimitarbeiter vor allem mit größe-ren Beständen von Interesse sind. In 3sat bietet der Fo-cus-Herausgeber Helmut Markwort unter dem Titel Bookmark jeden Monat am Sonntag zur besten Sende-zeit um 18.00h einen Überblick über die interes-santesten Neuerscheinungen auf dem Sachbuchsektor, wobei die Themenauswahl breit gestreut ist und von anspruchsvoll bis populärwissenschaftlich reicht. Etwas spezieller geht es bei den Moderatoren Carl-Ludwig Pa-eschke und Walter Janson zu, denn bei ihnen stehen die politischen Sachbuchneuerscheinungen und deren Autoren als Interviewpartner im Vordergrund. Auf Pho-enix ist ihre Sendung Schrifttypen sechs Mal im Jahr am späteren Samstagabend zu sehen.

Und die Kinder- und Jugendliteratur?

Tja, da sieht es düster aus. Gerade mal der KiKa leistet sich eine Büchersendung ausschließlich für den Le-senachwuchs, die ist allerdings pfiffig gemacht. Am in-zwischen – Sie haben es sicher längst bemerkt – klas-sischen Sonntagabend gibt Moderator Marc Langen-beck in Quergelesen unter einem thematischen Ober-begriff Lesetipps für Kinder und Jugendliche, und das gerade mal 20 Minuten lang von 20.00 – 20.20h. Da gucken die meisten Kinder sowieso lieber Spongebob.

Fazit

Ein Hoch auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das dem Medium Buch immer noch einen Platz einräumt, der das Einschalten lohnt. Bei den Privatsendern gibt es nicht eine einzige Sendung zum Thema. Dennoch, wer sich informieren möchte, was läuft, braucht schon eine übersichtliche und ausführliche Programmzeit-schrift, besonders deshalb, weil viele der recht späten Sendungen auf den digitalen Kanälen von ARD und ZDF wiederholt werden. Außerdem sei an dieser Stelle noch auf die klassischen Kultursendungen aspekte (ZDF), Titel, Thesen, Temperamente (ARD) und Me-tropolis (arte) hingewiesen, die immer wieder auf be-merkenswerte Neuerscheinungen des unübersicht-lichen Buchmarktes hinweisen und denen die Autorin schon einige bereichernde Lesestunden verdankt. &

Beate Mainka, Dipl.-Bibl., Wadersloh-Liesborn, freiberufliche Rezensentin und ehrenamtliche Leiterin der örtlichen KÖB

Literatur im TV

Quergelesen – Lesetipps für Kinder und Jugendliche.Bookmark – Das Sachbuchmagazin mit Helmut Markwort.

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1/200822 231/2008Sinus-Mil ieus

könnten Fachstellen und Borromäusverein ihre Ange-bote doch besser auf die Ehrenamtlichen ausrichten: Mit dieser Annahme brachte die Fachkonferenz des Borromäusvereins Ende 2006 eine eigene Sinus-Mili-eu-Untersuchung auf den Weg. Eine Untersuchung nach Sinus-Milieus ist einer von mehreren Forschungs-ansätzen, wie man über seine Zielgruppe Genaueres erfahren kann. Seit über 25 Jahre untersucht das Hei-delberger Unternehmen Sinus Sociovision – vor allem für die werbetreibende Wirtschaft – die Bevölkerung nach ihren Merkmalen. Entsprechend den unter-schiedlichen Ausprägungen (Herkunft, Bildung, Ein-kommen, Gewohnheiten, Geschmäcker, gesellschafts-politische Orientierung) formulieren die Wissenschaft-

Um nur ein Schlaglicht auf die verschiedenen Milieus zu werfen, sind nachfolgend Hinweise zur Selbstwahr-nehmung der einzelnen Milieus zusammengefasst.

• Etablierte sehen sich als ökonomische, politische und kulturelle Elite, die mit fachlicher und sozialer Kompetenz, Weitblick und Entschlossenheit Verant-wortung übernimmt. Im Idealbild wird die Kirche ge-sehen als Bewahrerin der Hochkultur und als professi-onelles Unternehmen.• Postmaterielle halten sich für die intellektuelle, kulturelle und ökologische Avantgarde. Sie sehen sich als kritische Begleiter des soziokulturellen Wandels. Im Idealbild wird die Kirche gesehen als Kirche auf dem Weg, weltanschaulich, strukturell und stilistisch offen.• Moderne Performer erachten sich als – im Vergleich zu den Etablierten – die neue ökonomische, technolo-gische und kulturelle Elite. Im Idealbild wird die Kir-che gesehen als virtuelle Basisstation.• Konservative sehen sich mit ihrem hohen Verant-wortungsbewusstsein als Zentrum der Gesellschaft. Sie urteilen und orientieren sich an den eigenen mo-ralischen und sozialen Standards. Im Idealbild wird die Kirche gesehen als Fundament für Moral, Kultur und Werte.• Traditionsverwurzelte sind der „anständige Kerl“ bzw. „die rechtschaffene Frau“. Als „kleiner Mann“ ist man stolz auf das, was man für sich und seine Familie erreicht hat: materiellen Wohlstand und soziale Aner-kennung. Im Idealbild wird die Kirche als Volkskirche gesehen.• DDR-Nostalgiker (durchaus auch im Westen Deutschlands lebend) sehen sich als Opfer, als „Men-schen zweiter Klasse“. Ihr Selbstbewusstsein wird auch bestimmt durch das Festhalten an der Utopie von Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Im Ideal-bild wir die Kirche gesehen als Asyl-Kirche der Wende-jahre (1989/1990).• Menschen im Milieu der Bürgerlichen Mitte hal-ten sich für moderne, aufgeschlossene und respek-tierte Bürger in der Mitte der Gesellschaft. Im Ideal-bild wird die Kirche gesehen als Kirche der famili-ären Nahwelt.

ler des Instituts einzelne Milieus, zu denen sie Men-schen zählen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln. Unterschiedliche Lebensstile können, müssen aber nicht in vergleichbaren sozialen Milieus auftauchen. Auch die Werte, die einzelnen Menschen wichtig sind, sind für Menschen in be-stimmten Milieus verbindend. Für die Büchereiarbeit wurden diese Überlegungen interessant durch eine Untersuchung der katholischen Kirche „Religiöse und kirchliche Orientierungen in den Sinus-Milieus 2005“ (siehe auch www.mdg-online.de in der Rubrik Milieu-studie). Diese Erhebung zeigt, dass Katholiken – ge-messen an der Gesamtbevölkerung – in den traditio-nellen Milieus stärker vertreten sind (Siehe Grafik).

• Konsum-Materialisten betonen selbstbewusst ihre eigenen Tugenden, z.B. praktische Veranlagung, ein-fach und direkt, nicht gekünstelt, Tabulosigkeit. Im Idealbild wird die Kirche gesehen als sozial-caritativer Rettungsanker.• Experimentalisten erachten sich als die kreative, kulturelle Avantgarde der Gesellschaft. Im Idealbild wird die Kirche gesehen als Zugang zu exotischer Grenz- und Sinnerfahrungen.• Hedonisten deuten die eigene Distanz zu sozialen Regeln als Coolness, Echtheit und persönliche Unab-hängigkeit. Nach außen oft in der Rolle des ‚under-dog’, hat man sich innerlich seine Unabhängigkeit bewahrt und lässt sich nicht unterkriegen. Im Ideal-bild wird die Kirche gesehen als Hilfe für existentielle Lösungen und Neuorientierungen.

In der Zusammenfassung der Auswertungen für die Büchereimitarbeiter zeigen sich, im Vergleich mit den Durchschnittswerten für Deutschland, folgende Wer-te (in Prozent):

Sinus-Mil ieus

Die Prozentzahlen geben den Anteil der Katholiken im jeweiligen Millieu an.

Milieu Bevölkerung 2005

PrognoseBevölkerung2010

Bücherei-mitarbeiter2007

bv.-End-kunden 2007

Etablierte

Postmaterielle

Moderne Performer

Konservative

Traditionsverwutzelte

DDR-Nostalgische

Bürgerliche Mitte

Konsum-Materialisten

Hedonisten

Experimentalisten

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Quelle: Sinus-Milieu Auswertung der MDG Medien Dienstleistungs GmbH für den bv., 2007

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1/200824 251/2008

Um sich den Vergleich zwischen der Milieuauswertung für die deutsche Bevölkerung und die Mitarbeiter in der katholischen Büchereiarbeit zu verdeutlichen ist ein Schaubild hilfreich (siehe Grafik unten). Die Bal-ken nach rechts verdeutlichen, in welchen Milieus die Büchereimitarbeiter stärker als der Durchschnitt und in den Balken nach links zeigen, in welchen Milieus Büchereimitarbeiter unterdurchschnittlich stark ver-treten sind. Wenn man den Aussagen der Fachleute traut, dass die Milieus am rechten Rand der Grafik 1 auf Zukunft hin gesehen für die Gestaltung unserer Gesellschaft wichtiger werden, kann man klar erken-nen, dass die Büchereiarbeit auf diesen Aspekt hin

„schlecht aufgestellt“ ist. Wenn man die starke Ver-wurzelung der Büchereimitarbeiter in den traditio-nellen und mittleren Milieus betrachtet, kann man zu dem Ergebnis kommen, dass wir für eine an christ-lichen Werten orientierte Arbeit genau richtig stehen. Überrascht hat die große Zahl der „Etablierten“ in der Büchereiarbeit, aber hier zeigt sich ein altes Phänomen nochmals deutlich: Das ehrenamtliche Engagement muss man sich auch leisten können. Und in einer weiblich dominierten Büchereiarbeit muss es dann nicht wundern, dass sich nichterwerbstätige Frauen aus „etablierten Haushalten“ überproportional in der Auswertung bemerkbar machen.

Bleiben zwei Fragen offen: Wie kommt man über-haupt zu solchen Auswertungen? Und was machen wir jetzt damit?

Wir alle hinterlassen durch die Angabe von Adressen in Geschäften, durch die zahlreichen Karten (Pay-Back) von Unternehmen, Krankenkassen, Vereinen und durch Antworten bei Umfragen zahlreiche elek-tronische Spuren. In dem Moment, wo unsere Antwor-ten und Verhaltensmuster – durch unsere Erlaubnis – auch mit unserer Privatadresse verknüpft werden kön-nen, haben darauf spezialisierte Institute ihr Datenma-terial für weiterführende Auswertungen. Diese unter-liegen gewissen Datenschutzrichtlinien, die auch bei einer Analyse nach den Sinus-Milieus beachtet wer-den. Deswegen wird eine Adressanalyse auf jeweils fünf Haushalte bezogen: Es wird also keine Aussage über eine einzelne Person eines Haushalts getroffen, sondern fünf Haushalte mit denen darin wohnenden Personen zu einer Einheit zusammengefasst und aus-gewertet. Alle Auswertungen geben also immer nur ei-nen Trend an. Davon unabhängig ist noch einmal die Frage, ob man solchen Untersuchungen überhaupt trauen kann oder soll. Und ob nicht der normale Men-schenverstand der bessere Auswerter ist? Die Fach-konferenz will die positiven Akzente solcher Studien nutzen und hat sich darauf verständigt, diese Auswer-tung als Instrument dafür zu betrachten, die eigene Ar-beit zu ergänzen und zu reflektieren.In den einzelnen Diözesen wird mit den Daten sehr unterschiedlich umgegangen. Einige Diözesen nutzen Sinus-Ergebnisse insgesamt für Konzeptionsentwick-lungen, andere lehnen diesen Blick auf die Wirklich-keit eher grundsätzlich ab. Einige Fachstellen haben bzw. werden zu Veranstaltungen einladen, um Interes-sierten weitere Informationen zu geben und nach We-gen zu suchen, wie für ein Büchereiteam oder für alle Büchereiteams in einem Dekanat oder für die Ange-bote der Fachstelle die Ergebnisse fruchtbar gemacht werden können. Möglich wäre die Frage, ob auch für die Kunden der Büchereien eine eigene Milieu-Veror-tung durchgeführt wird soll. So könnte man sehen, welche Milieus von den Angeboten einer Bücherei er-

reicht werden. Mit Blick auf das Profil katholischer Büchereiarbeit ist immer auch die Frage zu stellen, ob eine öffentliche Bücherei alle Milieus erreichen kann und muss. Und wenn am Ende der Profilschär-fung eine Priorität für die Ausrichtung der KÖB steht, hilft die Milieubetrachtung sicher bei der Umsetzung bezüglich der Medienauswahl, Gestaltung der Bü-cherei, Suche nach neuen Mitarbeitern etc.Für die Mitarbeiter des Borromäusverein war es sehr interessant zu sehen, dass die Personen, die als Endkunden meist aus dem Buchspiegel Medien be-stellen, in hohem Maße eine den Büchereimitarbei-tern vergleichbare Milieuverortung aufweisen. In einem Workshop für die bv.-Mitarbeiter wurden die Publikationen des Hauses angesehen und mit Fach-leuten unter optischen und inhaltlichen Aspekten den Milieus zugewiesen. Was die BiblioTheke be-trifft, sind wir froh, dass die magazinartige Gestal-tung und Aufbereitung der Inhalte wesentlich stär-ker die Milieus trifft, in denen die meisten Bücherei-mitarbeiter „zuhause“ sind, als dies bei dem alten Layout der Zeitschrift „köb“ der Fall war. Klar wurde auch, dass der bv. kein Angebot für Konsum-Materi-alisten und Hedonisten hat bzw. dass manche Veran-staltungsformen und ihre Bewerbung nicht mit den Lebenswelten der Ehrenamtlichen zusammenpas-sen. Für die Zukunft werden in unserer Aufgabenstel-lung solche Erkenntnisse überprüft und in einigen Bereichen mittelfristig einfließen. &

Weitergehende Informationen zu den verschiedenen Milieus bieten die Informationen im Internet unter http://www.sinus-sociovision.de/.

1626.06.2007 Borromäusverein

Borromäusverein: Profil - Büchereimitarbeiter

1754

1133

498

754

1731

237

1885

830

325

137

20 40 60 80 100 120 140 160 180

Gesamt

Etablierte

Postmaterielle

Moderne Performer

Konservative

Traditionsverwurzelte

DDR-Nostalgische

Bürgerliche Mitte

Konsum-Materialisten

Hedonisten

Experimentalisten

Index

Sinus-Mil ieus Sinus-Mil ieus

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1/200826 271/2008

Köbs finde ich …

„(K)ÖBs finde ich“ wichtig, weil Bi-bliotheken ein Lebenselexier sind. Wo, in welcher Institution sonst findet man einen derart vielfältigen Zugang zu Wissen, Kunst, Unter-haltung, Kommunikation und In-formation? Nur in einer Bibliothek.

So wundert es niemanden, dass Länder mit einem sehr gut ausge-bauten und mit verbindlichen Grundlagen ausgestatten Biblio-thekswesen bei PISA weit aus besser abschneiden, als Deutschland. Der Zugang zu Wissen hat heute ele-mentare Bedeutung. Die Informati-onsgesellschaft fordert lebenslanges Lernen von jedermann und Biblio-theken sind ein Ort, der dies ermög-licht, ohne das die finanzielle Situati-on des Nutzers entscheidend ist. Wir brauchen deshalb eine Garantie für die Existenz von Bibliotheken. Der Deutsche Bibliotheksverband setzt sich für ein Bibliotheksgesetz ein. Dieses soll die Existenz von Biblio-theken zur Pflichtaufgabe der Kom-munen und Länder erklären, Biblio-theken als Einrichtungen der Bil-dung definieren und auf eine abge-stimmte Arbeitsteilung zwischen den Bibliotheken Einfluss nehmen. Dieses Vorhaben gestaltet sich in unserem föderalen Staatssystem schwierig, denn die Gesetzgebungs-kompetenz für kulturelle Angele-genheiten liegt gemäß unserem Grundgesetz bei den Ländern. So kann es ein bundesweit einheitliches

Prof. Dr. Gabriele Beger, geb.1952 in Berlin, Studium zum Dipl. Biblio-thekar, Hochschulstudium der Rechtswissenschaft, Promotion an der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität, seit Dez.2005 Direktorin der Staats- und Universi-tätsbibliothek Hamburg

Bibliotheksgesetz nur geben, wenn sich alle Länder auf eine Fassung einigen und diese in ih-ren Bundesländern verabschie-den. Eine derartige Verständigung könnte über die Ständige Konfe-renz der Kultusminister (KMK) herbeigeführt werden. Da ein Bi-bliotheksgesetz aber auch finanzi-elle Auswirkungen hat, weil sich die Länder darin zur verbindlichen Finanzierung von Bibliotheken äußern müssen, wird die Initiative des DBV je nach finanzieller Lage des Bundeslandes sehr unter-schiedlich bewertet. Dies ist nicht gerade eine günstige Ausgangs-position für ein einheitliches Bibli-otheksgesetz. Dabei ist jede Bibli-othek gefragt, also auch (K) ÖBs.

Positionspapier Bibliotheks-gesetze des Borromäusverein e.V. – Verabschiedet in der Mitgliederversammlung vom 13. September 2007. Online unter www.borro.de, Publikationen/Aufsätze und Dokumentationen.

30 Jahre Vorlesepaten Mainz

Gemischtes

Ehrenamtliches EngagementÖffentliche Bibliotheken gesetzlich absichern

v.l.n.r: Oberbürgermeister Jens Beutel, Vorleserin des Jahres Claudia Presser, Stadionsprecher Mainz 05 Klaus Hafner, Kardinal Karl Lehmann, Moderator David Kadel, Geschäftsführer Stiftung Lesen Heinrich Kreibich, Ordinariatsrat Horst Patenge, Büchereiarbeit Mainz, Rolf Pitsch, Direktor des Borromäusvereins.

„Wer mit Begeisterung für Kinder und Bücher regelmäßig in Kinder-gärten oder Schulen vorliest, der übt ein Ehrenamt aus, das in beson-derer Weise Kindern Zukunftschan-cen vermittelt. Denn Vorlesen ist für die emotionale und geistige Ent-wicklung von Kindern fundamental wichtig“. Mit diesen Worten wür-digte Kardinal Lehmann, der Vorsit-zende der Deutschen Bischofskon-ferenz und Bischof von Mainz, am

21. November das Engagement der ehrenamtlichen „Vorlesepaten“. Anlass war die von der Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit des Bistums Mainz und der Stiftung Le-sen initiierte Jubiläumsfeier: „30 Jahre Vorlesepaten in Rheinland-Pfalz“ im Mainzer Schloss. Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wis-senschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, betonte: „Das Engagement der Vorlesepaten

besitzt einen außerordentlich groß-en Stellenwert für eine zeitgemäße Leseförderungs-Infrastruktur - und ich freue mich sehr, dass unser Bun-desland hier eine Vorreiterstellung besitzt.“ Jens Beutel, Oberbürger-meister der Stadt Mainz, erklärte: „Das Vorlese-Netzwerk ist ein be-deutsamer Teil unserer Stadtkultur und bindet auf sehr erfolgreiche Weise alle einschlägigen Bildungs-institutionen ein.“

"Bibliotheken sind ganz besondere Orte", sagte Bundes-präsident Horst Köhler bei der Wiedereröffnung der Wei-marer Anna-Amalia-Bibliothek. In seiner Festrede wies er auf das besondere ehrenamtliche Engagement vor allem

von Frauen im Netzwerk der Katholischen öffentlichen Büchereien hin. Der vollständige Redetext steht online unter http://www.bundespraesident.de/-,2.64142 8/Festrede-von-Bundespraesident.htm.

Köbs f inde ich …

Der Deutscher Kulturrat hat gefordert, Aufgaben und Fi-nanzierung der öffentlichen Bibliotheken in Bibliotheks-gesetzen zu regeln. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Es fehlt den Bibli-otheken an gesellschaftlicher Wertschätzung und an An-erkennung ihrer Leistungen für Bildung und Kultur. Dabei sind die Öffentlichen Bibliotheken die Orte des Lesens,

der Lesekultur und der immer wichtiger werdenden Lese- und Sprachförderung. Es ist daher richtig und wichtig, dass sich die Bibliotheken am Tag der Biblio-theken öffentlich präsentieren und ihre Leistung heraus-stellen." Und nicht nur an diesem…

Weitere Informationen online unter www.kulturrat.de.

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Seitentitel: FamilienritualeNebenartikel, Cover bv. 275720Thema Familie und Rituale bitte gestalten

Von der Idee zum Ritualebuch Was hat das große Buch der Rituale in der KÖB verloren?

Famil ienrituale

von Marita Raude-Gockel

Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Kollege Manfred Loskyll mich in einem Arbeitskreis der Diözese Speyer im Jahr 2000 fragte, ob ich nicht Zeit und Lust hätte ein Heft zu schreiben zum Thema „Rituale“ für Familien mit Kindern im Erstkommunionalter. Diese Veröffentlichung sollte als Werkblatt der Katholischen Landvolkbewegung Deutschlands erscheinen. Diese gibt pastorale Arbeitshilfen, insbesondere für Menschen im ländlichen Raum zu verschiedensten The-men wie Kirchenjahr, Lebenswenden, Spiritualität, Gemeinde und Glauben in der Familie, heraus. Ich habe mich über die Anfrage gefreut, denn für mich war das Thema Rituale mit Kindern von Anfang an wichtig. Weil unser fünfter Sohn Jonatan gerade erst zur Erstkommunion gegangen war, hatte ich als Mutter und Gruppenleiterin in der Kommunionvor-bereitung frische Erfahrung mit dem Thema. So sagte ich meinem Kollegen gern zu und schrieb meinen ersten Entwurf.

Dabei kamen mir ganz viele Erfah-rungen und Ideen in den Sinn: Schließlich hatten wir in unserer Kommuniongruppe ganz regelmä-ßig ein Lichtritual mit der selbst-verzierten Jesuskerze gestaltet, das wir auch an den Sonntagen im Gottesdienst der Gemeinde „ma-chen durften“. Die Kommunion-kinder hatten über das Kirchenjahr an all den Jahreskreisfesten und in den geprägten Zeiten wie Advent und Weihnachten, Fastenzeit und

Ostern mitgewirkt, Palmstecken gebastelt, die Prozession mitge-macht, ein Krippenspiel für die Kinderkrippenfeier an Heiligabend vorbereitet und gespielt. Diese gan-ze Fülle an Erfahrungen und Ritu-alen konnte ich in das Werkblatt einfließen lassen, das sich vor-nehmlich an Eltern richtet und sie in der Zeit der Kommunionvorbe-reitung und danach in der Beglei-tung ihrer Kinder unterstützt, mit Vorschlägen für verschiedene Ritu-

Bei der Arbeit an den Werkblättern lernte ich die Werkblattredakteurin Claudia Pfrang kennen, die die Werkblattkonferenz in Würzburg - aus Vertretern der Kath. Landvolk-bewegung der verschiedenen Bi-stümer Deutschlands - leitet und die Werkblätter redigiert.Wir haben im Laufe der Zeit viele positive Rückmeldungen von Ge-meinden, Eltern, Erzieherinnen, Familiengruppen, pastoralen Mit-arbeitern und Pfarrern zu der Ritu-ale-Werkblattreihe bekommen. Sie ist eine „erfolgreiche Reihe“ gewor-den und irgendwann kam uns in der Konferenz die Idee, die Reihe zu einem Buch zu machen. Meine Kollegin Claudia Pfrang und ich bekamen von verschiedenen Verla-gen eine positive Rückmeldung auf die Werkblattreihe bzw. unsere Bu-chidee. Erst schrieben wir ein Pro-bekapitel, dann schließlich ein Ma-nuskript.

Familie und Rituale

Wenn ich das Buch heute vor mir sehe, so ist mir völlig klar, dass es ein Familienbuch werden sollte und nichts anderes, weil die Fami-lie der erste Ort ist, an dem Kinder Rituale erleben können: Die Rituale entwickeln sich von der Geburt des Kindes an als Wechselspiel zwi-schen Eltern und Kind. Wenn das Kind von der Mutter gestillt, von Vater und Mutter liebevoll umsorgt, gewickelt und getragen wird, so er-lebt das Kind durch diese immer wiederkehrenden Rituale Zuverläs-sigkeit, Sicherheit und Geborgen-heit. Das Kind spürt: Ich kann mich auf euch verlassen, ihr seid für mich da. Auf dieser Grundlage entwickelt das Kind Urvertrauen, das eine we-

sentliche Voraussetzung für das Vertrauen auf Gott ist. Die Familie ist der erste Ort, an dem Kinder Glauben erleben und erfahren kön-nen. Dabei sind Rituale eine Hilfe den Glauben spürbar, greifbar und begreifbar zu machen.

Viele Rituale aus der Werkblattreihe und aus dem großen Buch der Ritu-ale sind natürlich auch für die El-tern-Kind-Gruppe, den Kindergot-tesdienst, den Religionsunterricht oder den Kinderhort geeignet.

Am 19. August 2005 haben Clau-dia Pfrang und ich im Gespräch mit dem Verlagsleiter und der Lek-torin des Kösel Verlages gemerkt, dass sich unsere Vorstellungen vom Buch genau entsprechen und wunderbar ergänzen: Ja, es ist ein Familienbuch. Wir haben einen Zeitplan vereinbart: Unser Buch soll im Herbst 2007 erscheinen.

Von da lief alles wie am Schnür-chen. Wir haben das Manuskript überarbeitet und das Einführungs-kapitel „Familien brauchen Ritua-le“ neu geschrieben. Im April 2006 haben wir unser Manuskript beim Verlag eingereicht und bekamen gleich sehr positive Rückmel-dungen. Dann folgte die engagier-te und intensive Arbeit der Lekto-rin, die gut mit den Ecken und Kanten unseres Manuskriptes um-zugehen wusste: Sie hat uns bei der ökumenischen Ausrichtung des Buches und bei der Auswahl von spielerischen Elementen sehr un-terstützt. Im Jahr 2007 waren zu Beginn die Titelsuche dran und dann die Wort-für-Wort-Überarbei-tung der Korrekturfahnen durch uns Autorinnen. Mit dem Titelvor-schlag des Verlages „Das große Buch der Rituale“ – Den Tag gestal-ten. Das Jahr erleben. Feste feiern.“ sind wir sehr glücklich, weil wir ja ein peppiges Buch mit einem an-sprechenden Titel wollten.

Das tollste Geschenk machte der Verlag uns Autorinnen mit der Zu-sage der Illustratorin Gabriele Ha-fermaas. Sie war mir ja aus der KöB als Illustratorin von Kinderbüchern vertraut. Gabriele Hafermaas hat für uns die Rituale mit ihren bezau-bernden Bildern so wunderbar und liebevoll „eingefangen“.

Marita Raude-Gockel ist 47 Jahre alt, Religionspädagogin, verhei-ratet, Mutter von sechs Kindern und in der Büchereiarbeit in der Diözese Speyer tätig.

ale in der Familie, wobei die mei-sten zu Hause ohne viel Aufwand „machbar“ sind, manche wie z.B. die Fronleichnamsprozession sind natürlich in der Kirchengemeinde beheimatet. Am Schluss ist eine fünfteilige Werkblattreihe „Mit Kindern glau-ben: Begleiten-Helfen-Stärken“ he-rausgekommen, die zwischen 2001 und 2003 bei der Bundesstelle der Kath. Landvolkbewegung in Rhön-dorf erschienen ist: bvMedien-Nr. 275720

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„Erlesene Momente“

wirklich keines der Kinder und so versteht es Ibou dann auch ganz schnell, sie mit seinen Geschichten und Märchen in seinen Bann zu ziehen. Von den Tieren die dort leben, erzählt er und von den über 20 verschie-denen Sprachen, die man im Senegal spricht und schon wird gemeinsam bis 10 gezählt – auf „afrikanisch“ ver-steht sich. „Wisst ihr denn auch, warum man öfter auf seine Frau hören sollte?“ fragt er mit verschmitzt leb-hafter Mimik in die Runde und ist schon mitten drin in der Geschichte vom „sprechenden Kürbis“, einem Mär-chen, das mit einer spannenden Handlung auch ganz

von Dorothee Steuer

Einen runden Geburtstag feierte im letzten Jahr die seit 1997 von der Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit im Bistum Trier bistumsweit organisierte Lesetournee, in der sich jedes Jahr die Katholischen öffentlichen Büchereien und die Familienbildungsstätten gemeinsam präsentieren.

Über 60 Augenpaare schauen gespannt, wenn Ibou, ein deutschsprachiger Märchenerzähler aus dem Sene-gal, mit nur wenigen Strichen die Umrisse Afrikas auf die Leinwand zaubert und den Kindern der 2. Grund-schulklasse aus Trier St. Agritius, anschaulich erklärt, wo er denn eigentlich herkommt. „Das Land sieht aus wie ein Löwenkopf“ erläutert er und ist ganz schnell im Gespräch mit den Kindern, die auch ihrerseits leb-haft zu erzählen beginnen, was sie selbst schon über Afrika wissen oder sogar schon dort erlebt haben. Aber was denn eigentlich der „Rosa-See“ ist, das weiß nun

10 Jahre Lesetournee im Bistum Trier

Zu dem Buch ist zusätzlich die CD „Durch den Tag und durch das Jahr“ (bvMedienNr.: 275721) von Kathi Stimmer-Salzeder erschie-nen, die zu den Ritualen durch den Tag, durch das Jahr und zu den Festen stimmungsvolle schöne Lieder komponiert hat, die alle mit Noten und Text im Buch zu finden sind.

Einladung und Ermutigung

Das Buch ist eine Einladung und Ermutigung für Familien, ihr Le-ben und ihren Glauben zu feiern: Zwei Jahre nach unserer Vereinba-rung mit dem Kösel Verlag wurde unser Buch gedruckt.Nach dem Einführungskapitel „Fa-milien brauchen Rituale“ werden im Kapitel „Durch den Tag und die Woche“ Rituale für den Tagesbe-ginn, für Tagesübergänge, Streit und Versöhnung, Rituale des Aus-klangs und für das Wochenende vorgestellt. Im Kapitel „Advent und Weihnach-ten“ werden neben Adventskranzri-tual und anderen Bräuchen auch Menschen vorgestellt, die uns auf dem Weg zur Krippe begegnen: ein Barbararitual findet sich dort wie auch ein Brief des Nikolaus und ein Vorschlag für eine Nikolausfeier. Außerdem wird ein Adventsweg vom ersten Advent bis Heiligabend gestaltet. Das Kapitel enthält Anre-gungen für eine Krippenfeier zu Hause und das Nachspielen der Weihnachtsgeschichte, Ge-schichten und Familienrituale und wird durch Rituale zum Tag der un-schuldigen Kinder, dem Fest der Hl. Familie, zum Jahreswechsel, Dreikönigsfest und Mariä Licht-mess abgerundet.

Das Kapitel Osterzeit umfasst Fa-schingsrituale und Rituale zu Aschermittwoch und zur Fasten-zeit, die Fastensonntage als Weg-weiser und die Rituale für die Feier der Karwoche und des Osterfestes. Besonders vorgestellt wird ein Os-tergarten, der Familien in der Fa-stenzeit bis Ostern begleiteten möchte. Die Zeit im Jahreskreis im nächsten Kapitel umfasst Rituale zum Mari-enmonat Mai, zu Sommerzeit-Feri-enzeit bis hin zum Herbst mit Ern-tedank, Reformationsfest und Al-lerheiligen, Sankt Martin, Hl. Elisa-beth und Christkönig. Das Buch wird abgerundet mit dem Kapitel Lebensübergänge und Le-bensfeste, das Rituale zu einmaligen und wiederkehrenden Lebensfesten vorschlägt, z.B. Rituale für den er-sten Kindergarten- und Schultag und zu den Sakramenten. Dieses

Kapitel enthält auch Rituale für au-ßergewöhnliche Lebenssituationen wie Kranksein, Abschied, Tod und Trauer sowie kleine Trostrituale. Gleichzeitig hat das Buch einen Anhang, in dem man alle Rituale, Geschichten, Gedichte, Lieder, Ba-stelideen und Rezepte mit Seiten-angabe findet. Eine große Hilfe beim Nachschlagen und Finden ist ein rotes Lesebändchen.Eine Bekannte aus Ostdeutschland sagte mir, sie kenne sich so wenig mit den Festen und den katho-lischen Feiertagen aus und eine Mutter erzählte mir in der Bücherei beim Ausleihen, sie wollte aus dem Buch erst einmal die Bedeutung verschiedener Feste und Rituale er-fahren. Auch dazu ist das Buch da. Das Buch möchte die Familie, den Leser wie ein roter Faden durch das Jahr, an Lebensübergängen und Festen begleiten. &

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Von Anfang bis Ende

Nicht zuletzt auch durch eine finanzielle Unterstüt-zung wollten wir es auf diese Weise vor allem unseren zumeist ehrenamtlich geleiteten Büchereien ermögli-chen, zu einem verhältnismäßig kostengünstigen Preis, bekannte Autoren auch einmal in die kleinsten Orte einladen zu können. Eine gut geplante Organisa-tion sollte dabei die ehrenamtlichen Veranstalter vor Ort entlasten. Denn die Auswahl und die Buchung der Autoren sowie die ganze Tourplanung und Organisati-on bis hin zu professionell gestalteten Plakaten und Handzetteln, liegt in den Händen der Fachstelle. Etwa ein Jahr vor dem eigentlichen Start der Lesereise be-ginnen die Vorbereitungen und erste Absprachen. Die Autoren oder Künstler stehen dabei eher schon länger fest, denn die Wunschliste, wer denn bei der Autoren-tournee mitmachen soll, wächst von Jahr zu Jahr.

Dass wir dabei auch immer mehr den Schwerpunkt auf regionale Autoren oder Künstler gelegt haben, ergab sich fast von selbst. Das gute Renommee unserer Tour-nee sprach sich langsam herum, Autoren wurden auf das Logo unserer Lesereise aufmerksam oder Veranstal-ter meldeten uns gute Erfahrungen mit Künstlern aus

nebenbei vom Respekt gegenüber der Natur und dem schonenden Umgang mit ihr zu erzählen weiß. Ganz leise, aber unglaublich ausdrucksstark begleitet er sich dabei auf einem zugegebenermaßen etwas seltsam an-mutenden Musikinstrument, einem Holzstück, be-spannt mit einigen Fahrradspeichen und lässt dabei zarte Töne in den nun vollends still gewordenen Raum erklingen.

Die afrikanische Kultur Kindern wie auch Erwachsenen näher zu bringen und erlebbar zu machen, ist eines sei-ner wichtigsten Anliegen, wenn Ibou auf Lesereise geht und dass ihm das im Handumdrehen gelingt, beweisen einmal mehr die zahlreich in die Luft gestreckten Arme der kaum noch zu bändigenden Kinder, die ihn bei rhythmischen Trommelschlägen mit den Hüften krei-send, tanzend umringen – und nach kurzweiligen 90 Minuten – natürlich mit einem afrikanischen Lied auf den Lippen – für heute verabschieden.

Geschichten ausdenken

Ähnlich ergeht es Peter Tiefenbrunner, einem Autor aus der Nähe von Saarbrücken, der mit Ibou gemein-sam im Jubiläumsjahr unterwegs war. Er schreibt Bü-cher, Hörspiele, Lieder und Theaterstücke und ist auch über das Theaterspielen für Kinder zum Schreiben von Kinderbüchern gekommen. Auf die Frage eines der Kinder was er denn lieber sei: Schauspieler oder Schrift-steller, muss auch Peter Tiefenbrunner einen Moment

lang nachdenken, um dann doch zuzugeben: „Am meisten Spaß macht es wohl doch, sich Geschichten auszudenken.“ Mit ein paar witzigen Wort- und Laut-spielereien und einigen Rätselaufgaben gleich zu An-fang, versteht auch er es in nur wenigen Minuten, aus einem Wortbeet, Satzbeet, Buchstabenbeet? – nein, einem „Alphabeet“! denn auch ganz schnell die Stim-mung zu heben. Als er beim Vorlesen seines Kinderkri-mis: „Der Fluch des Skarabäus“ dann die Kinder der 3. Grundschulklasse in Konz bei Trier auch noch einlädt, mit ihm gemeinsam Detektiv zu spielen, gibt es kein Halten mehr. Unablässig und unermüdlich recken sich etliche Finger in die Höhe, die Fantasie der Kinder kennt nun keine Grenzen mehr, wenn es darum geht, Lösungsansätze vorzuschlagen, wie denn die Ge-schichte nun eigentlich weitergehen könnte und seien sie auch noch so abenteuerlich.

Spaß an Sprache zu vermitteln, Kindern wie Erwachse-nen das Zuhören wieder erfahrbar zu machen und über das Erzählen oder Vorlesen von spannenden Ge-schichten neugierig zu werden auf das eigene Lese-Er-leben, sind sicherlich einige ganz wesentliche Grund-gedanken, die uns bei den Überlegungen zu einer bist-umseigenen Lesetournee vor über 10 Jahren leiteten. Dass Büchereien hier kompetente Partner für Kinder-gärten und Schulen gleichermaßen sind, sollte dann auch mit einer entsprechenden Auswahl an nam-haften Autoren, Liedermachern, Theatergruppen oder Märchenerzählern unterstrichen werden. So konnten wir über die vergangenen 10 Jahre Autoren wie Mir-jam Pressler, Jürgen Banscherus, Elisabeth Zöller, Ste-fan Gemmel, Joachim Günther oder Ingrid Uebe ver-pflichten. Aber auch Liedermacher wie Klaus W. Hoff-mann oder Klaus Neuhaus, Theatergruppen wie die „Theaterkiste“ oder Manfred Küsters Figurentheater und natürlich nicht zu vergessen Märchenerzähler wie Selim Alafenisch oder Brigitta Schieder waren in den vergangenen Jahren aktiv auf Tournee durch das Bis-tum Trier.

der Region, die wir dann unsererseits einluden. So war es denn nicht verwunderlich, dass auch die Katho-lische Erwachsenenbildung und die Familienbildungs-stätten im Bistum Trier nach nur wenigen Jahren auf unsere Veranstaltungen aufmerksam wurden und sich entschlossen, mitzumachen.

Seitdem war es möglich, in einem festgelegten Zeit-raum von jeweils einer Woche gleich zwei Autoren auf Lesereise zu schicken.Mit entsprechend ausgestatteten Pressemappen für die Veranstalter und ihre örtliche Werbung, kann es dann 4 Wochen vor Beginn losgehen. Auch unsere Bistums-wochenzeitung „Paulinus“ ist natürlich mit im Boot, denn sie begleitet und präsentiert unsere Autorentour-nee mit entsprechender Berichterstattung.

Und noch einen guten Nebeneffekt konnten wir durch die Autorentournee erreichen. Die Kooperation vor Ort mit Kindergärten und Schulen wurde dadurch sehr viel intensiver und kaum ist die Tournee vorbei, wird schon nach dem nächstjährigen Termin gefragt.Inzwischen läuft die Autorentournee fast wie von selbst und die Zahl der teilnehmenden Büchereien wächst ebenfalls von Jahr zu Jahr. &

Lesetournee

Dipl. Bibl. Dorothee Steuer leitet den Strategiebe-reich 3: Kommunikation und Medien, Arbeitsbe-reich Medienkompetenz – Büchereiarbeit.

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Glosse

In Hanns-Josef Ortheils neuem Ro-man „Das Verlangen nach Liebe“ verfolgen wir ein Paar, die Kunsthi-storikerin Judith und den Pianisten Johannes, das sich nach achtzehn Jahren Trennung in Zürich wieder-trifft und sich zu einem neuen Lie-besanlauf aufmacht. Als Johannes dabei über sich selbst und seine Auftritte nachzusinnen beginnt, kommen ihm Vergleiche, die den musikalischen Rahmen sprengen: „Ein Leben lang taten mir deshalb all die Dichter und Schriftsteller leid, die nach ihren Lesungen vom Publikum gestellt oder befragt wur-den. Solche Auftritte entbehrten jedweder Eleganz und führten letzt-lich immer wieder dazu, alle Lei-denschaft und alles Leuchten wie-der zurück, in die Normalität des Alltags, zu überführen.“

Ja, hat der Mann nicht Recht? Wer kennt sie nicht, die unheilvollen Momente nach einer herrlichen

Lesung, sagen wir, mit A. L. Kenne-dy, William Trevor, Wilhelm Gena-zino oder Annette Pehnt, wenn sich der Veranstalter mit aufmun-terndem Blick dem Publikum zu-wendet und diesem, noch aufmun-ternder, die einmalige Möglichkeit verheißt, sich zu Wort zu melden und dem ermatteten Autor alle die zwingenden Fragen aufzudrängen, die der Moderator zu stellen ver-gaß? Ja, wir wissen um diese Mo-mente, um diese Stecknadelstille, um diese gedehnten Sekunden ... bis endlich ein Wagemutiger den Finger hebt, den Bann bricht und uns, wie es bei Ortheil heißt, mit der „Normalität des Alltags“ kon-frontiert.

Gewiss, manchmal sind in diesen Augenblicken erfreulich fachkun-dige Rückmeldungen zu verneh-men, hören wir interessiert zu, wie die Erzählperspektiven des Romans hinterfragt oder die Bezüge zu

Joyce, Proust und Nabokov auf die Schnelle abgeklopft werden. Schwieriger schon wird es, wenn die Fragenden Gefallen an ihrem Auftritt finden und sich in einem Co-Referat ergehen, dass ihre eige-ne Belesenheit unter Beweis stellt und partout nicht in irgendeine Frage münden will. Und ganz ängstlich verengt sich der Blick des Veranstalters, wenn die Fragen al-ler Fragen kommen, wenn endlich Klartext geredet und die Grenze des Fiktionalen überwunden wer-den soll. Man mag darüber klagen,

Haben Sie das alles selbst erlebt?Rituale. Was passiert, wenn eine Lesung zu Ende ist

Dr. Rainer Moritz, 1958 in Heilbronn geboren, leitet das Literaturhaus Hamburg, schreibt Bücher (zuletzt: „Die Überlebensbibliothek", Piper Verlag, 2006) und ist Literaturkritiker für verschiedene überregionale Blätter. Dieser Text erschien bereits im Börsenblatt 34/07.

wie man will, aber recht besehen ist es fast immer der autobiogra-fische Gehalt eines Werkes, der die von literaturwissenschaftlichen Theorien unbelasteten Leserinnen und Leser magisch anzieht. Und wer wollte es ihnen verdenken, kurz nach einer Lesung, bei der von am Bügelbrett gemeuchelten Ehefrauen, gemeinen Überfällen auf Jürgen Flieges Produktionsfir-ma oder wilden Sexszenen in einer Buchhandlung auf der Schwä-bischen Alb die Rede war? „Haben Sie das alles selbst erlebt?“ – wer

sich als Autor derart ungeheuer-liche Dinge ausdenkt, darf sich nicht wundern, wenn ihm diese Frage, der Höhepunkt einer Le-sung, gestellt wird und der retten-de Rotwein in weite Ferne rückt. Strategien des Reagierens gibt es viele. Ich rate Schriftstellern ein trockenes „Ja, selbstverständlich“ zu erwidern, was ihren Glamour-faktor schlagartig erhöht und sol-chen Veranstaltungen, mit Hanns-Josef Ortheil zu sprechen, „alle Leidenschaft und alles Leuchten“ zurückgibt. &

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PraxisberichteDas Interessanteste in vielen Zeitschriften steckt meist eher in den alltäglichen, lebens- und berufspraktischen Beiträgen als in den bedeutsamen Grundsatz-artikeln. So ist es wohl auch in dieser Zeitschrift BiblioTheke. Leider mangelt es der Redaktion immer wieder an interessanten oder nachahmenswerten Berichten. Schreiben Sie uns: [email protected]

Unter dem Motto „Lesespaß aus der Bücherei“ beteiligt sich die Kath. Öf-fentl. Bücherei (KÖB) der Pfarrei St. Gertrud in Leimersheim an der lan-desweiten Aktion „Schultüte“. Dabei erhält jedes Kind zur Ein-schulung eine eigene kleine Schultüte vom ehrenamtlichen Team der KÖB. Neben Gummibär-chen befindet sich in der Schultüte auch ein Gutschein für einen ko-stenlosen Leseausweis zur Nutzung der Bücherei. Die Möglichkeit zur Nutzung einer Bücherei gehöre wie die Schultüte zur „Grundausstat-tung“ eines ABC-Schützen, so die Büchereileiterin Silke Weber. Für die Aktion wurde eigens ein „Bü-cherei-Sams“ von dem bekannten Kinderbuchautor und –illustrator Paul Maar gezeichnet. An die Eltern der angehenden Erst-klässler wird eine Broschüre mit Tipps für einen guten Schulstart verteilt. Ein ebenfalls beigelegtes Schreiben wirbt für das Lesen und die Büchereinutzung. Leseerzie-hung will mehr vermitteln, als nur das Erkennen von Buchstaben und Wörtern. So erläutert Büchereimit-arbeiterin Sabine Dörrler: „Viel-

KÖB Leimersheim schenkt ABC-Schützen eine kleine „Schultüte“

mehr geht es uns darum, dass Kin-der den Umgang mit Büchern von Anfang an als etwas Wertvolles er-leben – und dass sie dabei erfahren, wie spannend, lustig und unterhal-tend das Lesen sein kann.“ Die KÖB St. Gertrud in Leimersheim will mit ihrem Buch- und Medien-angebot alle Kinder auf dem Weg des Leselernens begleiten. Mit der Aktion „Schultüte“ werden Erstklässler als (neue) Nutzerinnen und Nutzer der Einrichtung direkt angesprochen. Die Initiative wird vom Land Rheinland-Pfalz im Rah-men des Landesinitiative „Leselust in Rheinland-Pfalz“ gefördert und von den Büchereistellen des Landes koordiniert. Weitere Informati-onen gibt es im Internet unter www.leselust-rlp.den. Während der Bücherei-Öffnungs-zeiten ist jederzeit eine gebühren-freie Anmeldung für alle Interes-sierten möglich. So stehen derzeit in Leimersheim insgesamt über 3.600 aktuelle Titel (Bücher, Spiele, MCs, CDs, Videos, DVDs, CD-ROMs und Zeitschriften) zur eben-falls kostenlosen Ausleihe zur Ver-fügung. &

Kontakt, Text und Bild:KÖB St. Gertrud, Pfarrgasse 1, 76774 Leimersheim, E-Mail: [email protected]

Borro sagt „Danke!“. Der Einfallsreichtum der Büche-reien hat uns zu 252 Einsendungen verholfen und der bv. hatte die Qual der Wahl aus dieser tollen Bilderflut die Prämierten auszuwählen. Die Auswahl haben ger-ne zwei Kolleginnen übernommen die selber Büche-reimitarbeiterinnen sind und auch Erfahrung mit Aus-stellungdeko haben. Ein Zitat aus einer der Beschrei-bungen will der bv. Ihnen nicht vorenthalten: "Leider ist es mir nicht möglich Ihnen den weihnachtlichen Duft und die leise stimmungsvolle Musik mitzusen-den. Ich denke, dass breitgefächerte Angebot von Ih-nen aber ebenso unsere mit Freude und Liebe gestal-teten Verkaufsraum haben zu dem tollen Verkaufser-gebnis beigetragen." Duft und Musik können wir uns gut vorstellen und an seinem Angebot hält der Borro fest. Das wichtigste aber ist und bleibt der Einsatz der Büchereimitarbeiter/innen mit Freude und Liebe.

Ausstellungswettbewerb

Unser herzlicher Glückwunsch geht an:

Platz 1: Einkaufsgutschein im Wert von 200,- eKöB St. Peter und Paul; Garrel; Bistum Münster.

Platz 2: Einkaufsgutschein im Wert von 100,- eKöB St. Peter und Paul; Troisdorf; Bistum Köln.

Platz 3: Einkaufsgutschein im Wert von 100,- eKöB „Bücherkiste“; Heinsberg; Bistum Paderborn.

Platz 4: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB St. Anna; Sankt Augustin; Bistum Köln.

Platz 5: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB St. Josef; Stadtkyll; Bistum Trier.

Platz 6: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB Zum Heilig Kreuz; Düsseldorf; Bistum Köln.

Platz 7: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB Heilig Kreuz; Gerlachsheim; Bistum Freiburg.

Platz 8: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB St. Laurentius; Haselühne-Lehrte; Bistum Osnabrück.

Platz 9: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB St. Martinus; Linnich; Bistum Aachen.

Platz 10: Einkaufsgutschein im Wert von 50,- eKöB St. Michael; Steffeln; Bistum Trier.

Platz 1: KöB St. Peter und Paul, Garrel.

Platz 2: KöB St. Peter und Paul, Troisdorf.

Platz 3: KöB „Bücherkiste“, Heinsberg.

DEKO DEKO DEKO DEKO DEKO DEKO DEKO

Wettbewerb

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1/200838 391/2008 PraxisberichtePraxisberichte

Nun wollten auch wir es endlich wagen, das erste Mal eine Lesenacht in unserer KÖB zu veranstalten. Denn der örtliche Kinderschutz-bund war an uns herangetreten mit der Bitte, eine Aktion im Rah-

erzählt, um das ihr drohende Schicksal hinauszuzögern, planten wir, den Kindern an verschiedenen Stationen unserer nächtlichen Wanderung aus den Märchen aus 1001 Nacht vorzulesen. Denn et-was unheimlich sollte es schon zu-gehen, und dazu können auch ori-entalische Märchen in ihrer ge-heimnisvollen Fremdheit und Bru-talität beitragen. Bis die Dunkelheit jedoch einbrach, sollte uns Micha-el Endes Buch vom „Traumfresser-chen“ beschäftigen und das Basteln von bunten Traumfängern, die über die Schlafstätten gehängt ein Garant für gute Träume werden sollten. Zurück im Reich der Bü-cher - nach dem literarischen Spa-ziergang quer durch das schlafende Beverungen - sollte ein kleiner Mit-ternachtssnack, bestehend aus klei-nen Dinkelbrötchen und Käsespie-ßen, stärken für die noch bevorste-henden Schmökerstunden mit Bü-chern, die sich die Nachteulen zu-vor aus dem vorhandenen Bestand

der KÖB oder aus dem zusammen-gestellten Sortiment an Gruselbü-chern ausgesucht hatten. Das an-schließende Bettfeinmachen sollte mit dem Vorlesen einer den Märch-enzyklus abschließenden Ge-schichte bei Kerzenschein belohnt werden, wonach es den Kindern selbst überlassen werden sollte, wann sie „ihre“ Lesenacht beim Ta-schenlampenschein beendeten. Für eventuelle Fälle von Einschlaf-schwierigkeiten - trotz der geba-stelten Traumfänger - wollten wir uns mit Briefen wappnen. Diese sollten das den Kindern schon ver-traute Gedicht des „Traumfresser-chens“ von Michael Endes enthal-ten und im Bedarfsfall von schlech-ten Träumern von einem verein-barten Platz geholt werden.

Nachlese

Allen Beteiligten, auch uns Betreue-rinnen (!), hat die Premiere der Le-senacht in der Beverunger KÖB viel

Märchenhafte Lesenacht mit literarischer Nachtwanderung

men des Kinderferienpassangebots während der Sommerferien anzu-bieten. Nachdem schnell ein Ter-min ( die Nacht von einem Don-nerstag auf einen Freitag ) gefun-den war, galt es noch die weiteren

Rahmenbedingungen abzustecken. Es sollten beim ersten Mal maxi-mal 12 Teilnehmer/innen im Alter zwischen 7 – 10 Jahren werden, die mit zwei Betreuerinnen zusammen in der oberen Etage unsere KÖB gut unterzubringen sind. Als Beginn unserer Aktion setzten wir 19.00 Uhr fest, so dass die Kinder noch zu Hause Abendbrot essen konn-ten. Die Lesenacht sollte enden am nächsten Morgen um 9.00 Uhr nach einem gemeinsamen Früh-stück im benachbarten Pfarrheim.Als nächstes stellte sich die Frage nach dem Programm. Um uns das Leben nicht unnötig schwer zu machen, kamen wir schnell davon ab, eine vielfach übliche gruselige Nacht mit Monstern, Spinnweben etc. vorzubereiten. Aber auf eine klassische Nachtwanderung mit Fackeln wollten wir auch nicht ver-zichten. Wie die Scheherazade ih-rem frisch angetrauten Gemahl und König Märchen um Märchen

Spaß bereitet, und es wird bestimmt nicht die letzte sein. Obwohl wir im Vorfeld versucht haben, an möglichst alle Unwegbarkeiten zu denken, kommt es doch manch-mal anders als frau denkt. Denn der Umgang mit Fackeln – v.a. bei widrigen Wetterverhältnissen – sollte doch vielleicht vorher ge-probt werden. Gerade das vor-schriftsmäßige Löschen dieser ( ohne Feuerlöscher oder Wasser ) bedarf einiger schweißtreibender Mühe. Des weiteren wird bestimmt auf der Einladung zur nächsten Le-senacht ausdrücklich vermerkt wer-den, dass nur batteriebetriebene Ta-schenlampen zum nächtlichen Le-severgnügen zugelassen sind. Das ständige Rattern der mechanisch aufladbaren Exemplare kann schon ziemlich nerven, zumal die eif-rigsten Nachteulen erst weit nach Mitternacht ihren Lesehunger ge-stillt hatten.Was die Kosten für eine solche Ak-tion angeht, haben wir schon bei der Planung darauf geachtet, diese relativ gering zu halten. So konn-ten wir mit dem von jedem Kind zu leistenden Beitrag von 2 Euro (gemäß dem Motto: „Was nichts kostet, ist nichts!“) fast unsere ge-samten Ausgaben decken. &

Kontakt, Text und Bilder: Beate Menge, KÖB St. Johannes Baptist, 37688 Beverungen, E-Mail: [email protected]

Michael Ende, Annegert FuchshuberDas Traumfresserchen Hardcover, Thienemann-Verlag 197830 S. m. zahlr. bunten Bildern26 cm, Preis: 11,90 ebvMedienNr. 030825

Page 21: 2008-01_BiblioTheke

1/200840 411/2008PraxisberichtePraxisberichte

Kontakt und Bilder: Annegret Brauer, KÖB St. Micha-el, Rheinstr. 4, 55296 Lörzweiler,Text: Stefanie Jung

Fundgrube für Lesehunger der Kleinen „Bücherei-Check“ mit der KÖB St. Michael

Im Keller des Gemeindehauses in Lörzweiler befindet sich die katho-lische öffentliche Bücherei der Gemein-de St. Michael in Lörzweiler. In freund-lichem Gelb gestrichen, dominieren in dem im Jahr 2004 renovierten Raum auf den ersten Blick die Bilderbücher. Stühlchen für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter stehen rundherum und laden die jüngsten Bibliotheksbe-sucher zum Schmökern ein.

In den direkt anschließenden Rega-len, befindet sich eine gute Aus-wahl altersgerechter Kinder- und Jugendliteratur. Besonders ins Auge fällt dabei die gut sortierte und ak-tuelle Sachbuchsparte für Kinder und Jugendliche, die zum Zeit-punkt des Tests tatsächlich stark nachgefragt ist. Als Kooperations-partner für Schule und Kindergar-ten bietet die Bücherei auch Raum für vielfältige Projekte und Aktivi-täten zum Thema Lesen. So ist mo-natlich die ortsansässige Grund-schule in der Bücherei zu Gast, alle

drei Wochen wird sie vom Kinder-garten besucht. Aus dem ehrenamt-lich wirkenden Büchereiteam besu-chen die Vorleserinnen Anette Heckmann und Petra Hohl regel-mäßig den Kindergarten. "Die Kinder- und Jugendbücher sind derart stark nachgefragt, dass wir diesen Bereich weiter ausbauen möchten", resümiert die Leiterin der Bibliothek, Annegret Brauer. Nicht nur ein Zuschuss des Landes für Neuanschaffungen aus dem Jahr 2006 garantiert die auffallend hohe Aktualität im Kinder- und Ju-gendsektor, aber auch im Bereich der Erwachsenenliteratur. "Wir ha-ben für Neuanschaffungen ein Bud-get zur Verfügung, das aus Zuschüs-sen des Bistums, der Verbandsge-meinde und der Gemeinde be-steht", erklärt die 48-Jährige. Um der stetigen Nachfrage nach aktu-eller Literatur gewappnet zu sein, bringen auch über das Jahr verteilte Aktionen Geld in die Kasse: "Wir er-wirtschaften Geld durch die Ab-

wicklung der Schulbuchbestel-lungen bzw. das Einbinden der Bü-cher; alte, ausrangierte Bücher ver-kaufen wir gegen Spende, wir orga-nisieren einmal im Jahr einen Bü-cherflohmarkt und verkaufen Kaf-fee und Kuchen bei der Weih-nachtsausstellung", zählt Annegret Brauer auf. Sie ist stolz darauf, dass "die wichtigsten, sehr gefragten Sa-chen, eigentlich immer da sind".Die Bücher sind wie die Spiele übri-gens gleichermaßen gepflegt: Jutta Bisch ist an diesem Montag für die Reinigung der Buchrücken mit einem feuchten Tuch und die Kon-trolle der Spiele zuständig. Ein Sofa in der Mitte des Raums lädt ein zum Schmökern und Klö-nen, denn auch dafür ist die Büche-rei in Lörzweiler beliebt: "Wir sind ganz sicher auch eine Begegnungs-stätte, und das ist schön so", streicht Annegret Brauer auch den sozialen Aspekt der Bücherei hervor. "Ei-gentlich fehlt uns nur noch die Kaf-feemaschine", lacht sie. &

Der Bücherei-Check

Angebot (4 Punkte): Kinder und Jugendliche finden al-tersgerechte Bilder- und Sachbü-cher für Schule und Freizeit, für Er-wachsene sind Klassiker, Krimis so-wie Neuerscheinungen auf Lager, außerdem stehen Ratgeber und Zeitschriften zur Auswahl, Gesell-schaftsspiele für jede Altersgruppe sind vorhanden.

Ausstattung (3 Punkte): Ein Sofa sowie einige Stühlchen für Kleinkinder laden zum Schmökern ein, Farb- und Lichtkonzept ver-mitteln Wohlfühl-Ambiente.

Service (5 Punkte): Auf Nachfrage gibt es Lese-Tipps,

Leserwünsche werden bei Neubestel-lungen berücksichtigt. Themenbezo-gene kleine Ausstellungen finden statt. Bevor es zurück ins Regal geht, werden alle Bücher gereinigt und Spiele kontrolliert.

Aktionen (5 Punkte): Bücherflohmarkt zum Weinfest am 1. Wochenende im Juli, Abwicklung von Schulbuchbestellungen und Einbin-den zum Schuljahresbeginn. Vorlese-stunden im Kindergarten, in der Bü-cherei sowie bei der Weihnachts-buchausstellung im November mit Bücherflohmarkt, Lesepartnerschaft mit Grundschule und Kindergarten, Bibliotheksführerschein für vierte Klassen.

Neue Medien (1 Punkt): Ein Internetplatz ist nicht vorhan-den, CD-ROMs im Angebot fehlen, auf der Homepage der VG Boden-heim stimmt die Adresse, der Name der Leiterin wie die Telefon-Num-mer sind nicht korrekt, Öffnungs-zeiten fehlen, auf der Homepage der Ortsgemeinde Lörzweiler ist die Bücherei nicht angegeben.

Test-Ergebnis insgesamt

Bewertung: fünf Punkte (herausragend); vier Punkte (sehr gut); drei Punkte (gut); zwei Punkte (mittelmäßig); ein Punkt (unbefriedigend).

Praxisberichte

Bibliotheken gelten als wichtige Orte der Leseförderung. Wie die Büchereien rund um Mainz ausge-stattet sind und was die Mitarbeiter der Kommunen und Kirchenge-meinden unternehmen, um zum Lesen zu animieren, untersucht die Allgemeine Zeitung (AZ) in der Se-rie "Bücherei-Check". Stefanie Jung erhielt im Rahmen der Dietrich-Op-penberg-Medienpreisverleihung für diese Berichtserie einen Sonder-preis. Der Sonderpreis ist mit 1.000 Euro dotiert und honoriert laut Jury ein journalistisches Engagement, das „weit über die kommunale Ebe-ne hinaus von außerordentlich po-sitiver Bedeutung ist.“Stefanie Jung

Zitat aus der Dankesrede von Stefanie Jung„ …Dem Leser also Lust zu machen, auf den Besuch „seiner“ öffentlichen Bücherei – oder vielleicht auch der im Nachbarort – ihm eine Vergleichs-möglichkeit über Angebot, Ausstat-tung und Service – kurz: Orientierung – zu bieten, war für mich ein journali-stischer Auftrag und wichtiges Ziel der in der Allgemeine Zeitung erschie-nenen Serie „Bücherei-Check“…“

Sonderpreis für Stefanie Jung

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Page 22: 2008-01_BiblioTheke

1/200842 431/2008Das rel igiöse Buch

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der

Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund,

München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung,

die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den

wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

November 2007

1/200842 Das rel igiöse Buch 1/2008 43

Januar 2008

Dezember 2007

In einem höchst originellen Streifzug durch die verschiedenen Etappen der abendländischen Geistes- und Kultur-geschichte von der Antike bis zur Mo-derne stellt Manfred Lütz zunächst „alle gängigen Einwände gegen die Existenz Gottes“ dar. Dabei unter-

Manfred Lütz: Gott. Eine kleine Geschichte des Größten. München: Pattloch Verlag 2007.297 Seiten; 19,95 €bvMedienNr.: 556080

Albert Biesinger/Ulrike Mayer-Klaus: Was feiern wir an Weihnachten? Freiburg: Herder Verlag 200795 Seiten; 9,90 €bvMedienNr.: 275072

scheidet er zwischen einem unreflek-tierten praktischen und einem theo-retisch begründeten Atheismus und differenziert letzteren nach verschie-denen Ausprägungen (u.a. Materia-lismus, Determinismus, Darwinismus, psychologische Projektionstheorien), um dann zu fragen, ob diese jewei-ligen Atheismusformen überhaupt das christliche Gottesbild treffen. Den einzigen wirklich konsequenten Athe-ismus sieht Lütz schließlich in der ab-soluten Trostlosigkeit und radikalen Aufgabe sämtlicher Werte bei Fried-rich Nietzsche.

In einem zweiten Teil führt der Autor dann im Gegenzug alle vernünftigen Argumente für Gott an (vom beein-druckenden kindlichen Urvertrauen bis hin zu den berühmten ‚Gottesbe-weisen’ der christlichen Philosophie) – um am Ende freilich trotz aller Ver-nunftgründe für die Entscheidung des Glaubens festzuhalten, dass der christliche Gott letztlich gerade nicht als der Gott der Philosophen, son-dern nur als Person und insofern als „bleibendes Geheimnis“ (Karl Rah-ner) erfahrbar ist.

Das Buch bietet Erklärungen und Ge-staltungstipps zur Advents- und Weihnachtszeit und zu ausgewählten Festen (Barbara, Nikolaus, Heiliga-bend, Silvester und Dreikönig). Dabei haben die Autoren immer im Blick, was diese Feste und Zeiten heute be-deuten („Das hat mit uns zu tun“)

und was Kinder davon verstehen kön-nen. Die Texte sind so angelegt, dass sie auch von religiös nicht mehr tritt-festen Menschen verstanden werden können. Sie antworten auf so grund-sätzliche Fragen wie: Warum hat der Adventskranz vier Kerzen? Was hat der Nikolaus mit dem Weihnachts-mann zu tun? Warum ist Jesus in ei-ner Krippe geboren worden – und nicht in einem Palast? Auf den ersten Blick banale Fragen. Doch greifen die Autoren damit die Erkenntnis auf, dass das Wissen um die Bedeutung der Zeiten und Feste geschwunden ist – auch unter aktiven Christen.Weil Rituale und Symbole mehr Ein-druck machen als Texte, legen die Autoren außerdem großen Wert auf Gestaltungsvorschläge.

Das Buch trägt der Einsicht Rech-nung, dass religiöse Erziehung nur dann gelingen kann, wenn Kinder re-ligiöse Erfahrungen machen können und nicht nur theoretisch im Religi-onsunterricht oder in der Katechese davon hören. Diese Erfahrungen müssen zuallererst die Familien er-möglichen. Das verlangt Engage-ment von den Eltern, die sich dazu auch mit dem eigenen Glauben aus-einandersetzen müssen. Dass sich dieses Engagement für Eltern und Kinder gleichermaßen lohnt, zeigt sich spätestens dann, wenn man die Gestaltungsvorschläge aus diesem Buch ausprobiert.

Gianfranco Ravasi: Über die Liebe. München: Verlag Neue Stadt. 124 S.; 14,90 €bvMedienNr.: 278682

Der bekannte Mailänder Bibelwissen-schaftler Gianfranco Ravasi, seit eini-gen Monaten Präsident des Päpst-lichen Rates für die Kultur, hat im Jahr 2004 ein kleines Büchlein über die Liebe verfasst. Da dieses Buch wie eine einfache Hinführung zu der aus-gefeilten Theologie der 2006 erschie-nenen ersten Enzyklika „Deus caritas est“ von Papst Benedikt XVI. wirkt, hat der Verlag Neue Stadt Ravasis Buch jetzt auch auf Deutsch heraus-gebracht.

Der Autor setzt darin bei den drei Ar-ten an, wie Gott sich als Liebe offen-bart: in der Schöpfung, in der Verzei-hung, schließlich in der Erlösung durch Jesus Christus. Danach werden die Bilder erläutert, welche die Bibel immer wieder für die göttlichen Liebe verwendet: Gott als Bräutigam, als Vater und Mutter, als Freund, aber auch als ein „eifersüchtiger“ Gott.

Auch auf die Liebe zwischen Mann und Frau als Abbild der göttlichen Liebe wird verwiesen, und ein Exkurs greift die Problematik auf, wie die Lie-be Gottes angesichts des Leids über-haupt möglich sein kann. Nach die-sem Blick auf die Liebe Gottes wen-det sich Ravasi der Liebe des Men-schen zu und untersucht einige As-pekte, die für den Menschen wesens-notwendig zur Liebe gehören, wobei davon auszugehen ist, dass in der Lie-be des Menschen letztlich die Liebe Gottes widerscheint. So gehören zur Liebe im biblischen Verständnis nicht nur Eros und Freundschaft, sondern auch Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Solidarität, nicht zuletzt aber auch Furcht – nicht im Sinne von Angst, aber im Sinne einer Ehrfurcht, die auch um die Verletzlichkeit der Liebe weiß. Im dritten Kapitel wird schließlich gezeigt, wie nach dem bi-blischen Verständnis die Liebe des Menschen zu Gott untrennbar ver-knüpft ist mit der Liebe zum Näch-sten, so dass Jesus in seiner Abschieds-rede schließlich genau dies als SEIN Gebot bezeichnet: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“ (Joh 15,12).

Page 23: 2008-01_BiblioTheke

1/200844 451/2008Literatur-Praxis

Zum Taufennimmt man Wasser ohne Seife

Literatur-Praxis

Ursel Schefflerl und Jutta Timm:Zum Taufen nimmt man Wasser ohne SeifeGabriel Verlag 2005,32 Seiten; 12,90 €bvMedienNr.: 226244

von Lotte Husung

„Zum Taufen nimmt man Wasser ohne Seife“ ist eine hei-tere, einfühlsam erzählte Geschichte um eine Familie mit vier Kindern, in deren Mittelpunkt das Tauffest des jüngsten Sprösslings Sophie steht. Das fröhlich illustrierte Bilderbuch eignet sich sehr gut, um Kindern im Kindergarten- und Vor-schulalter zu erklären, weshalb Kinder überhaupt getauft werden und welche Aufgaben die Taufpaten lebenslang für ihre Schützlinge übernehmen. Außerdem stecken in der Ge-schichte Anregungen für die Kinder, darüber zu sprechen, wie sie selbst mit ihren Geschwistern auskommen.

Der kleine Florian ist sehr froh, dass seine Mama noch ein Baby bekommen hat. Endlich ist er nicht mehr das Nest-häkchen der Familie! Auf die feierliche Taufzeremonie folgt ein fröhliches Familienfest „Taufe ist schön!“, seufzt Florian zufrieden, als der Besuch wieder abgereist ist.

Sprachliche und bildliche Gestaltung

Obwohl die Texte relativ lang sind – eine gute halbe bis ganze Seite pro Bild – sind sie bereits für Kinder ab 4 Jahren gut verständlich. Dies liegt an der häufig ge-brauchten wörtlichen Rede und damit alltäglichen ge-sprochenen Sprache. Die Familienmitglieder reden hier sehr viel miteinander und auch die Sachinformationen zum Thema Taufe werden als Dialog vermittelt.Jutta Timm hat die Geschichte in sehr einladende, bunte Bilder in frischen Farben umgesetzt. Alle darge-stellten Personen zeigen freundlich lächelnde Ge-sichter und sind einander zugewandt. Auf jedem Bild, mit Ausnahme der Gesprächsszene zwischen Florian und seinem Patenonkel, sind mehrere Kinder abgebil-det. Vorgestellt wird eine sympathische heile Großfa-milie in ihrem vertrauten häuslichen Umfeld, im Gar-ten und in der Kirche. Die Erwachsenen werden liebe-

voll und beschützend gezeigt, oft hat einer von ihnen den Arm um die Schulter eines Kindes gelegt. Das gan-ze Buch vermittelt schon beim ersten Durchblättern den Eindruck von Behütetsein und Geborgenheit.

Tipps zum Betrachten und Lesen des Buches mit Kindern

Schaffen Sie eine angenehme Leseatmosphäre. Setzen Sie sich mit den Kindern im Kreis oder Halbkreis oder nehmen sie auf einem bequemen Vorlesesofa Platz. Alle Kinder sollten gut in das Buch sehen können oder Gelegenheit haben, die Bilder beim Herumzeigen in Ruhe zu erfassen. Gehen Sie zunächst von den Bildern aus und geben Sie den Kindern Zeit, eigene Eindrücke zu gewinnen und spontane Vermutungen zu äußern. Durch zielgerichtete Fragen und Hinweise zu Bildern und Text können Sie die Auseinandersetzung der Kin-der mit dem Buch unterstützen. Ich möchte Ihnen hierzu einige Vorschläge zu jeder Doppelseite machen. Lesen Sie den Text erst vor, wenn die Bilder ausrei-chend betrachtet und besprochen sind. Die Dialoge begünstigen dabei ein lebendiges Vorlesen.

CoverWie ist das Baby gekleidet? Wisst ihr, wann man Babys so festlich anzieht? Im BadezimmerZum Bild: Glaubt ihr, der Junge genießt es, von den beiden Mädchen abgebraust zu werden? Warum nicht? Zum Text: Habt ihr selbst ältere oder jüngere Geschwi-ster? Wie ist das bei euch zuhause mit dem Besserwis-sen und Bestimmen?Kaffeetrinken im WohnzimmerZum Bild: Wer ist hier zu sehen? Was machen die Leute auf dem Bild? Was fällt euch an der Frau im roten Pulli auf? Zum Text: Wer in der Familie wünscht sich, dass das

Baby ein Mädchen wird, wer hätte lieber einen Jungen?Opa mit KindernZum Bild: Warum ist der Opa wohl gekommen? Wa-rum glaubst du, freut sich Florian? Weshalb macht Oli-via ein langes Gesicht?In Florians ZimmerZum Bild: Wer ist hier zum ersten Mal zu sehen? Wer wird sich ein Zimmer teilen? Zum Text: Woran merkt man, dass Florian seine kleine Schwester lieb hat? Ist Florian ein guter großer Bruder?In der Küche, Eltern mit Kindern am TischZum Bild: Worüber könnten Florian, seine Schwestern und die Eltern sprechen? Zum Text: Habt ihr selbst eine Patentante oder einen Patenonkel, die euch schö-ne Sachen schenken?Kinder alleine am KüchentischZum Bild: Was tut Anne hier? Zum Text: Was soll ein Pate noch für sein Patenkind tun, außer ihm Ge-schenke mitzubringen? Stimmt das, was Anne und Olivia ihrem Bruder über die Taufe erzählen? Sind die beiden Mädchen hier nett zu Florian? Weshalb tut Flo-rian die kleine Sophie Leid?Familie im Flur mit GästenZum Bild: Warum kommen hier so viele Gäste mit Ge-schenken? Zum Text: Wer wird Sophies Taufpatin? Warum sollten kleine Kinder, wie Florian, noch keine Taufpaten werden?Florian und Onkel Jakob im GartenZum Bild: Warum sieht Florian so besorgt aus? Was könnten Florian und sein Patenonkel hier besprechen? Zum Text: Wie ist das nun mit dem Wasser bei der Taufe? Warum hat Florian bei seiner eigenen Taufe geweint?In der Kirche, Familie auf KirchenbänkenZum Bild: Wo ist die Familie hier? Bei wem sitzt Flori-an? Wer hält Sophie im Arm? Zum Text: Habt ihr ver-standen, was Onkel Jakob Florian erklärt hat? Worum bitten die Eltern Gott bei der Taufe? Was sollen die El-tern und Paten für das Kind tun? Wie ist das bei euch und euren Paten? Seht ihr sie öfter? Unternehmt ihr manchmal etwas Schönes mit euren Taufpaten?TaufzeremonieZum Bild: Wer tauft das Baby? Wer hält Sophie dabei auf dem Arm? Woher nimmt der Pfarrer das Wasser bei der Taufe? Wo in der Kirche werden die Kinder getauft? Warum hält Florian eine Kerze in der Hand? Zum Text: Was tut der Pfarrer, wenn er ein Kind tauft? Weint So-phie bei ihrer Taufe? Wer trägt die Taufkerze für sie

nach Hause? Wart ihr selbst schon einmal Gast bei ei-ner Taufe? Was möchtet ihr darüber erzählen?Familienfoto im GastgartenZum Bild: Wer kommt alles auf das Foto? Wer fotogra-fiert? Habt ihr schon Fotos von eurer eigenen Taufe gesehen? Zum Text: Was macht die Familie, nachdem das Baby in der Kirche getauft wurde?In Florians Zimmer, Mutter und KinderZum Bild: Wer ist hier zu sehen? Was meinst du, könnte Florian mit seiner Mama besprechen? Zum Text: Wie hat Florian die Tauffeier gefallen? Glaubst du, dass er sich gut mit seiner kleinen Schwester ver-stehen wird, wenn sie älter wird?Malen und Gestalten zum BilderbuchEine schöne Abrundung und Vertiefung des Anschau-ens und Vorlesens des Bilderbuches stellt die kreative Beschäftigung mit dem Thema dar. Die Kinder werden sicher Freude daran haben, die zum Buch erstellten Malvorlagen bunt zu gestalten, teilen sie aber auch weiße Blätter für die Kinder aus, die lieber frei ein Bild zeichnen möchten. Darüber hinaus könnten Sie mit den Kindern noch-mals überlegen, welche guten Wünsche Sophie und anderen Täuflingen bei ihrer Taufe mit auf den Weg gegeben werden: Gottes Schutz und die Fürsorge der Eltern und Taufpaten an erster Stelle. Bestimmt fallen den Kindern aber auch noch andere Lebenswünsche ein, die ein Kind begleiten sollten: Gesundheit, zuver-lässige Freunde, ein schöner Kindergarten, nette Erzie-herinnen und Erzieher, eine Schule, in der das Lernen Freude macht und vieles mehr. Schreiben Sie die Ideen der Kinder auf gesonderte Karten. Zusammen mit den bunten Kinderbildern aufgehängt, ergeben sie sicher ein ansprechendes „Taufplakat“, das alle noch länger an das Buch über Sophies Taufe erinnern wird.

Dr. Lotte Husung, Literaturwissenschaftlerin und Rezensentin des Borromäusvereins, stellt Bücher in Kindergärten und Schulen vor.

Eine Ausmalvorlage zu diesem Buch steht im Internet unter www.kinderliebenbilderbuecher.de

Page 24: 2008-01_BiblioTheke

1/200846 471/2008

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Herausgeber: Borromäusverein e.V. Bonn

Verlag: Borromäusverein,

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ISSN 1864-1725; 22. Jahrgang 2008

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Redaktion: Rolf Pitsch (verantwortl.),

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Namentlich gekennzeichnete Artikel

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Impressum BiblioTheke – Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Der Internet-Tipp

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Aachen

Fachstelle für Büchereiarbeit im

Katechetischen Institut

Eupener Str. 132, 52066 Aachen

Tel. 0241-60004, -20, -21, -24 , -25

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www.fachstelle-aachen.de

Berlin

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Erzbistum Berlin

Niederwallstr. 8–9, 10117 Berlin

Tel. 030-32684540

Fax 030-326847540

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www.erzbistumberlin.de

Essen

Fachstelle für kirchliche Büchereien

und Medien im Bistum Essen

Am Porscheplatz 1, 45127 Essen

Tel. 0201-2204-274

Fax 0201-2202-969

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www.bistum-essen.de

Freiburg

Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg,

Re ferat Kirchliches Büchereiwesen

Lands knechtstraße 4, 79102 Freiburg

Tel. 0761-70862-19, -20, -29, -30, -52

Fax 0761-70862-62

[email protected]

www.erzbistum-freiburg.de

Fulda

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Fulda

Paulustor 4, 36037 Fulda

Tel. 0661-87-564

Fax 06 61-87-569

[email protected]

www.bistum-fulda.de

Hildesheim

Fachstelle für kirchliche

Büchereiarbeit im Bistum Hildesheim

Domhof 24, 31134 Hildesheim

Tel. 05121-307-880, -883

Fax 05121-307-881

buechereiarbeit@bis tum-hildesheim.de

www.bistum-hildesheim.de

Köln

Erzbistum Köln/Referat Katholische

öffentliche Büche reien

Kardinal-Frings-Straße 1–3, 50668 Köln

Tel. 0221-1642-3630

Fax 0221-1642-3909

buechereifachstelle@erzbistum -koeln.de

www.erzbistum-koeln.de

Limburg

Fachstelle für Büchereiarbeit

im Bistum Limburg

Rossmarkt 21, 65549 Limburg

Tel. 06431-295-452, -453, -454

Fax 06431-295-589

[email protected]

www.bistumlimburg.de

Mainz

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Mainz

Grebenstraße 24–26, 55116 Mainz

Tel. 06131-253-292

Fax 061 31-253-408

[email protected]

www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit

Münster

Bischöfliches Generalvikariat,

Hauptabteilung Seelsorge, Referat Büchereien

Rosenstr. 16, 48143 Münster

Tel. 0251-495-6062

Fax 0251-495-6081

[email protected]

www.bistummuenster.de

Diözesane Büchereifachstel len

Osnabrück

Referat für das Katholische

Öffentliche Büchereiwesen im

Emsland – FST Diözese Osnabrück

Domhof 12, 49716 Meppen

Tel. 05931-13410

Fax 05931-912146

[email protected] oder

[email protected]

Paderborn

Medienzentrum für das

Erzbistum Pader born

Am Stadelhof 10,33098 Paderborn

Tel. 05251-125-1916, -1917

Fax 05251-125-1929

[email protected]

www.erzbistum-paderborn.de

Rottenburg-Stuttgart

Fachbereich kirchliche Büchereiarbeit

Diözese Rottenburg-Stuttgart

Jahnstr. 32, 70597 Stuttgart

Tel. 0711-9791-2719

Fax 0711-9791-2744

[email protected]

www.drs.de

Speyer

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Bistum Speyer

Petschengasse 14, 67346 Speyer

Tel. 06232-26543

Fax 06232-77357

[email protected]

www.bistum-speyer.de

Trier

Bischöfliches Generalvikariat, Strategiebereich 3:

Kommunikation und Medien, Arbeitsbereich

Medienkompetenz/Büchereiarbeit

Hinter dem Dom 6, 54290 Trier

Tel. 0651-7105-259

Fax 0651-7105-520

[email protected]

www.bistum-trier.de

Den Charakter des offiziellen Internetportals der Katholischen Kirche in Deutschland beschreibt ein alter Buchtitel sehr treffend „So bunt ist unser Glaube“. Die Seite www.katholisch.de bietet vie-len Interessenten die wichtigsten Informationen: Über "Katholische Kirche" kommt der Benutzer leicht zu den Diözesen und zu allen relevanten

kirchlichen Organisationen und Einrichtungen. Die Rubrik „Aktu-elles+Themen“ berichtet täglich aktuell von Geschehen an den zahl-reichen kirchlichen Orten, von den katholischen Positionen zu Themen und Entwicklungen in der Gesellschaft. Unter "Kultur+Medien, Medien, Buch +Literatur" ist auch der Borromäusverein mit seinen Medientipps aktuell vertreten.Einen besonderen Service bieten die Infoboxen rechts neben einem Arti-kel. Sie liefern viele weiterführende Links und Tipps zum jeweiligen The-ma. Besonders hilfreich ist auch die rechte Navigationsleiste, die mit klei-nen Bildern auf aktuelle Aktionen und zum Thema passend wichtigen Akteuren führt. Unter "Unser Glaube" lädt das Kalenderblatt ein, die Bi-beltexte und die Heiligen des Tages näher kennenzulernen. Hinter "Kin-derseiten" verbirgt sich z. B. „Laura+Lukas“ die Seite lädt Kinder und Erzie-hende zum unterhaltsamen Stöben in elementaren Grundlagen des kirch-lichen Jahresverlaufes ein. Ein sehr empfehlenswertes Portal, das auf in-ternetfähigen Bibliotheks-PCs gut als Startseite angeboten werden kann.

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Gästebuch

Rundlauf

Worte sind wild, frei, unverantwortlich und nicht zu lehren. Natürlich kann man sie einfangen, einsortieren und sie in alphabetischer Reihenfolge in Wörterbücher stecken. Aber dort leben sie nicht.

Virginia Woolf (1882–1941), englische Erzählerin und Essayistin