2012-06_event_rea_garvey

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SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. 15 14 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE event. I blue balls I Nicht nur musikalisch haben die süddeutsche Band Reamonn und Irlands U2 viel gemeinsam. Auch in Sachen Soziales steht Reamonn-Sänger Rea Garvey seinem Vorbild Bono um nichts nach. Report aus dem Urwald von Equador. Rea Garvey, Sänger der Band Reamonn, macht auf solo: Im Regenwald kämpft er gegen Umweltverschmutzung, und am Blue Balls Festival stellt er die Lieder seiner Solo-CD «Can‘t Stand The Silence» vor. Blue Balls 20.–28. Juli KKL und weitere Stages, Luzern Reamonn-Sänger auf Solo-Pfaden – auch im Urwald Rea Garvey kämpft für klares Wasser Er sieht aus wie ein Ritter aus düsteren Zeiten, der mit mutigem Stolz für die Gerechtigkeit kämpft. Rea Garvey, der Sänger der Band Reamonn. Wahlberliner mit irischen Wurzeln. Und zurzeit auf einsamen Wegen. Nicht nur musikalisch: Vor kurzem hat er sein Solo-De- büt «Can’t Stand The Silence» vorgelegt, das er am Blue Balls Festival in Luzern live vorstel- len wird. Auch im wirklichen Leben wirft sich Garvey quasi als Einzelkämpfer für eine bes- sere Welt in die Schlacht gegen Öl-Multis und Gross-Industrie. Gerade kämpft er sich durch den Dschungel von Equador, wo er mit der Hilfsorganisation «Saving An Angel», die vor fast 10 Jahren von ihm und seinen Bandkum- pels, der süddeutschen Chartshooter-Gruppe Reamonn gegründet wurde, ein ehrgeiziges und aufwändiges Projekt realisiert. Es geht zwar nicht darum, die ganze Welt zu retten, aber dennoch einen wichtigen Lebensraum für Menschen, die im dichten Dschungel von Equador leben. Jahrtausendelang war dies ein unberührtes tropisches Natur-Paradies, bis Ende der 1960er Jahre die Bagger und Bohrmaschinen aufkreuzten und weite Teile des Dschungels besetzten. Der Grund: Im Un- tergrund des Urwaldes fand man reiche Erdöl-Vorkommen, die ohne Rücksicht auf die dort heimische Urbevölkerung abge- schöpft werden. Die Auswirkungen der Erd- ölförderung sind für Mensch und Umwelt gleichermassen verheerend. Schon bei den ersten seismischen Untersuchungen und Pro- bebohrungen werden Waldflächen abgeholzt für Hubschrauberlandeplätze und Bohrtürme. Aus den Bohrlöchern treten neben dem be- gehrten Rohöl weitere Substanzen aus, die Schwermetalle, giftige Chemikalien und an- dere toxische Stoffe enthalten. Diese werden in Auffangbecken gelagert, teilweise ver- brannt oder ungeklärt in die Flüsse geleitet. Das «Clear Water Project» will helfen Es war an einer Veranstaltung des «Cinema for Peace», wo der engagierte Umweltaktivist Mitchell Anderson vom Elend im Urwald von Equador erzählte und eine bewegende Rede hielt. Im Publikum Rea Garvey und seine Frau. «Wir haben uns an diesem Abend lange mit Mitch unterhalten und beschlossen, selbst nach Ecuador zu reisen, um uns vor Ort ein Bild der Lage zu machen» sagt Garvey. «Wir waren so schockiert, dass wir spontan be- schlossen, zu helfen und mit Mitch das Clear Water Project ins Leben riefen.» Worum geht es? Rea Garvey erklärt: «Der erste Schritt besteht darin, 2000 Mitgliedern einheimischer Stämme Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen. wegen der Ölboh- rungen leiden die Einheimischen unter einem Phänomen, das man als 360-Grad-Ver- schmutzung bezeichnen kann: Die Luft, die sie atmen, ist ebenso vergiftet, wie das Was- ser, das sie trinken oder die Erde, in der sie ihr Getreide anbauen. Von Generation zu Gene- ration leiden immer mehr Menschen unter den Folgen, schon deshalb, weil die Eltern die Gifte, die sich in ihrem Körper angesammelt haben, bei der Geburt an ihre Kinder weiter- geben. Mit dem Clear Water Project wollen wir auf diese Probleme aufmerksam machen und schnell und effizent helfen.» Gesagt, getan. So einfach das klingt, so kom- pliziert und umständlich die Umsetzung in die Realität. Der Dschungel ist ein unwegsames Gelände, und die Verwüstung und die Ver- schmutzung sind gross. Hilfe kann nur in klei- nen Schritten umgesetzt werden – und im respektvollen Umgang und unter Einbezug der einheimischen Bevölkerung. Garvey: «Bei unserer ersten Reise lernte ich Donald Moncayo kennen. Donald verlor seine Mutter durch Krebs, und er, wie auch seine Frau und seine Tochter leiden unter Atempro- blemen. Er weiss, dass auch sie früher oder später Opfer der Kontamination werden.» «Clear Water», also sauberes Wasser, ist das wichtigste Gut, das die Menschen im Urwald von Equador als Dringendstes benötigen. Darum sollen von Dorf zu Dorf Vorrichtungen gebaut werden, die die Menschen mit sau- Rea Garvey dreht einen Dokumentarfilm. Rea hört Geschichten der Dorfbewohner. Ein Indio führt die Gruppe in den Urwald. Besuch im Dorf von Donald Moncayo.

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Besuch im Dorf von Donald Moncayo. Ein Indio führt die Gruppe in den Urwald. I blue balls I Rea hört Geschichten der Dorfbewohner. Rea Garvey dreht einen Dokumentarfilm. Reamonn-Sänger auf Solo-Pfaden – auch im Urwald dere toxische Stoffe enthalten. Diese werden in Auffangbecken gelagert, teilweise ver- brannt oder ungeklärt in die Flüsse geleitet. Schweizer illuStrierte event.

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Page 1: 2012-06_event_rea_garvey

Schweizer illuStrierte event. 15 14 Schweizer illuStrierte event.

I blue balls I

Nicht nur musikalisch haben die süddeutsche Band Reamonn und Irlands U2 viel gemeinsam. Auch in Sachen Soziales steht Reamonn-Sänger Rea Garvey seinem Vorbild Bono um nichts nach. Report aus dem Urwald von Equador.

Rea Garvey, Sänger der Band Reamonn, macht auf solo: Im Regenwald kämpft er gegen Umweltverschmutzung, und am Blue Balls Festival stellt er die Lieder seiner Solo-CD «Can‘t Stand The Silence» vor.

Blue Balls

20.–28. Juli

KKL und weitere

Stages, Luzern

Reamonn-Sänger auf Solo-Pfaden – auch im Urwald

Rea Garvey kämpft

für klares Wasser

Er sieht aus wie ein Ritter aus düsteren Zeiten, der mit mutigem Stolz für die Gerechtigkeit kämpft. Rea Garvey, der Sänger der Band Reamonn. Wahlberliner mit irischen Wurzeln. Und zurzeit auf einsamen Wegen. Nicht nur musikalisch: Vor kurzem hat er sein Solo-De-büt «Can’t Stand The Silence» vorgelegt, das er am Blue Balls Festival in Luzern live vorstel-len wird. Auch im wirklichen Leben wirft sich Garvey quasi als Einzelkämpfer für eine bes-sere Welt in die Schlacht gegen Öl-Multis und Gross-Industrie. Gerade kämpft er sich durch den Dschungel von Equador, wo er mit der Hilfsorganisation «Saving An Angel», die vor fast 10 Jahren von ihm und seinen Bandkum-pels, der süddeutschen Chartshooter-Gruppe Reamonn gegründet wurde, ein ehrgeiziges und aufwändiges Projekt realisiert. Es geht zwar nicht darum, die ganze Welt zu retten,

aber dennoch einen wichtigen Lebensraum für Menschen, die im dichten Dschungel von Equador leben. Jahrtausendelang war dies ein unberührtes tropisches Natur-Paradies, bis Ende der 1960er Jahre die Bagger und Bohrmaschinen aufkreuzten und weite Teile des Dschungels besetzten. Der Grund: Im Un-tergrund des Urwaldes fand man reiche Erdöl-Vorkommen, die ohne Rücksicht auf die dort heimische Urbevölkerung abge-schöpft werden. Die Auswirkungen der Erd-ölförderung sind für Mensch und Umwelt gleichermassen verheerend. Schon bei den ersten seismischen Untersuchungen und Pro-bebohrungen werden Waldflächen abgeholzt für Hubschrauberlandeplätze und Bohrtürme. Aus den Bohrlöchern treten neben dem be-gehrten Rohöl weitere Substanzen aus, die Schwermetalle, giftige Chemikalien und an-

dere toxische Stoffe enthalten. Diese werden in Auffangbecken gelagert, teilweise ver-brannt oder ungeklärt in die Flüsse geleitet.

Das «Clear Water Project» will helfenEs war an einer Veranstaltung des «Cinema for Peace», wo der engagierte Umweltaktivist Mitchell Anderson vom Elend im Urwald von Equador erzählte und eine bewegende Rede hielt. Im Publikum Rea Garvey und seine Frau. «Wir haben uns an diesem Abend lange mit Mitch unterhalten und beschlossen, selbst nach Ecuador zu reisen, um uns vor Ort ein Bild der Lage zu machen» sagt Garvey. «Wir waren so schockiert, dass wir spontan be-schlossen, zu helfen und mit Mitch das Clear Water Project ins Leben riefen.»Worum geht es? Rea Garvey erklärt: «Der erste Schritt besteht darin, 2000 Mitgliederneinheimischer Stämme Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen. wegen der Ölboh-rungen leiden die Einheimischen unter einem Phänomen, das man als 360-Grad-Ver-schmutzung bezeichnen kann: Die Luft, die sie atmen, ist ebenso vergiftet, wie das Was-ser, das sie trinken oder die Erde, in der sie ihr Getreide anbauen. Von Generation zu Gene-ration leiden immer mehr Menschen unter den Folgen, schon deshalb, weil die Eltern die Gifte, die sich in ihrem Körper angesammelt haben, bei der Geburt an ihre Kinder weiter-geben. Mit dem Clear Water Project wollen wir auf diese Probleme aufmerksam machen und schnell und effizent helfen.»Gesagt, getan. So einfach das klingt, so kom-pliziert und umständlich die Umsetzung in die Realität. Der Dschungel ist ein unwegsames Gelände, und die Verwüstung und die Ver-schmutzung sind gross. Hilfe kann nur in klei-nen Schritten umgesetzt werden – und im respektvollen Umgang und unter Einbezug der einheimischen Bevölkerung. Garvey: «Bei unserer ersten Reise lernte ich Donald Moncayo kennen. Donald verlor seine Mutter durch Krebs, und er, wie auch seine Frau und seine Tochter leiden unter Atempro-blemen. Er weiss, dass auch sie früher oder später Opfer der Kontamination werden.»«Clear Water», also sauberes Wasser, ist das wichtigste Gut, das die Menschen im Urwald von Equador als Dringendstes benötigen. Darum sollen von Dorf zu Dorf Vorrichtungen gebaut werden, die die Menschen mit sau-

Rea Garvey dreht einen Dokumentarfilm.

Rea hört Geschichten der Dorfbewohner.

Ein Indio führt die Gruppe in den Urwald.

Besuch im Dorf von Donald Moncayo.