2015.03.05 blogs als wissensorte der forschung

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Blogs als Wissensorte der Forschung Konstanzer Wissenschaftsforum Die Zukunft der Wissensspeicher. Forschen, Sammeln und Vermitteln im 21. Jahrhundert, 5.-6. März 2015 Dr. Mareike König Deutsches Historisches Institut Paris 05.03.2015

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Blogs als Wissensorte der ForschungKonstanzer Wissenschaftsforum

Die Zukunft der Wissensspeicher. Forschen, Sammeln und Vermitteln im 21. Jahrhundert,

5.-6. März 2015

Dr. Mareike König Deutsches Historisches Institut Paris 05.03.2015

Wissenschaftsblogs als Blackbox des Labors• Blogs sind Werkzeuge der (Selbst)Publikation, der

Kommunikation und der Vernetzung• Sie dienen dem Informations-, Identitäts- und

Beziehungsmanagement*• Blogs sind interaktiv und erlauben einen

schnellen, direkten und unvermittelten fachlichen Austausch über Kommentare und Verlinkungen

• Sichtbarkeit und Verbreitung über akademische Öffentlichkeit hinaus

*Vgl. Jan Schmidt, Social Software: Onlinegestütztes Informations-, Identitäts- und Beziehungsmanagement, in: Neue Soziale Bewegungen 2/2006, 37-46.

Vielfalt der Blogosphäre

de.hypotheses.org

Global Perspectives on Digital History

Planet History

L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung

Vielfalt der Blogtypen

• Themenübergreifende Wissenschaftsblogs• Themenzentrierte Forschungsblogs, z.B.

Dissertationsblogs• Blogs von Forschergruppen/zu Forschungsprojekten

http://catholiccultures.hypotheses.org/ und http://grandeguerre.hypotheses.org/.

Vielfalt der Blogtypen• Thematische Gemeinschaftsblogs• Blogs zu Methoden und Quellen (z.B. Tagebücher des WW1)• Blogs von Instituten und wissenschaftlichen Einrichtungen• Seminar- und Tagungsblogs• Publikationsbegleitende Blogs

Vielfalt der Blogtypen• Blogs für Lehre und Didaktik• Ausgrabungsblogs• Fotoblogs• Blogs zu einer wissenschaftlichen Debatte• etc.

Vielfalt der Gründe, zu bloggen

• Austausch über das eigene Thema• Ein Thema besetzen, sich vernetzen• Schreiben üben, sich kreativ ausdrücken• Gedanken klären und im Schreiben ordnen• Forschungsprozess dokumentieren (Blog als virtueller

Zettelkasten)• Didaktische Zwecke, Forschungswerkzeuge• … Siehe dazu auch die kürzlich abgeschlossene

Blogparade #wbhyp, http://redaktionsblog.hypotheses.org/2693

Vielfalt als Stärke

• Basar (Blog) versus Kathedrale (Zeitschrift), nach Eric Steven Raymond

• Vielfalt als Stärke: Spiegelt Unterschiedlichkeit der wissenschaftlichen Schreibpraktiken

• Spiegelt vielfältige Formen an Informationen, die im Forschungsprozess entstehen

• Macht Subjektivität der Wissenschaft transparent• Zeigt offene, vernetzte und vielfältig interessierte Wissenschaft

und erweitert damit Vorstellung des Berufsstands in der Öffentlichkeit

• Direkte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit

Vermischung von Genres• Blogs als Möglichkeitsräume, können von allen

Publikationsformen etwas sein, müssen aber nicht• Blogs publizieren Rezensionen und Forschungsbeiträge, siehe

z.B. Slider von de.hypotheses oder Rubrik Opuscula im Blog „Mittelalter“, Rubrik „Forschung bei „Archivalia“, Blog „Netz und Werk“ etc.

• Blogs bekommen wie andere fortlfd. Publikationen ISSN • Public History Weekly: Blogjournal• Mailinglisten publizieren in Blogs

Blog als multimediales schriftliches Gespräch

• Blogs berichten aus der laufenden Forschung, zeigen Forschung im Entstehen: direkt, schnell, kommentierbar

• Machen Gedankenstränge, Unfertiges, Fragmente sichtbar• Arbeitsroutine, Lektüre, Erkenntnisse, Hypothesen, Zweifel• Ähneln einem Gespräch: „permanentes Seminar“, das

Diskussionsprozesse transparent macht• Blogs zeigen Subjektivität von Wissenschaft und des

wissenschaftlichen Tuns• „Ich“ schreiben, Schreibstil im Blog zumeist interessanter,

essayistisch, geistreiche Tollerei, Schreiben ohne Belege• Smileys und Strikes erlaubt ohne geht es gar nicht

Multimediale Vielfalt• Hyperlinks („wichtige Währung“)• Abbildungen, Fotos in beliebiger Zahl• Aufblätterbare PDF• Animierte Visualisierungen• Podcasts, z.B. „Stimmen der Kulturwissenschaften“ oder

L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung

Strip Science

http://stripscience.cafe-sciences.org/

Wissenschaftsblogs als „bewohnte“ Räume

Espaces réflexifs: Ein Blog als Villa, deren Schlüssel (Passwort) monatlich weitergegeben wird

Aktuelles Thema:Les silences du dire-vrai

http://reflexivites.hypotheses.org/

Das Medium ist die Botschaft…

• Wissenschaftsblogs geben Auskunft darüber, welches Verständnis von Wissenschaft die Bloggenden haben: offen, im Dialog, mit Raum für verschiedene Praktiken und der akzeptierten Möglichkeit, sich zu irren.

• Völlige Offenheit im Blog ist ein Phantasma: Geisteswissenschaftliche Blogs, die Rohdaten bereitstellen, sind eine Ausnahme, Bsp. „Le Parlement de Paris“, http://parlementdeparis.hypotheses.org/

• Bloggende wenden sich parallel an ein Fachpublikum und an die interessierte Öffentlichkeit.

http://quadrivium.hypotheses.org/category/imago-mundi Kategorie Imago munid: Beiträge „für interessierte Laien verständlich und unterhaltsam“ aufbereitet.

… die Inhalte sind die Botschaft

• Prägen Blogs wissenschaftliche Diskurse? Ja!– Z.B. Blogbeiträge im Slider von de.hypotheses– Metadiskurse über das Bloggen/Soziale Medien– Beispiel Zeitschrift „Science“: kritische Blogberichte zu

einem Artikel erzwingen Kommentar– Beispiel Dokumentation von Klaus Graf eines

bedeutenden Handschriftenfunds im Frühneuzeitblog– Beteiligung an aktuellen Debatten, z.B. mehrfach im

Blog Mittelalter

Qualitätssicherung? wenn ja – wie?

• Klaus Graf: Qualität wird überschätzt*• Publish first, filter later: digitale Filtermethoden, klassische

Quellenkritik• Kuratierdienste werden zunehmend wichtig in der

Informationsflut• Bsp.: Startseite und Slider von de.hypotheses• Techniken zur kritischen Bewertung von Informationen im

Internet vermitteln• Soziale Medien als Qualitätsfilter• Open Peer Review: offene Kommentare

* in: Digitale Geschichtswissenschaft, 30.9.2014, http://digigw.hypotheses.org/1063.

Absatzweise kommentieren u nd antworten auf Kommentare im Open Peer Review-Buch „historyblogosphere, hg. v. Peter Haber und Eva Pfanzelter, Oldenbourg Verlag 2013, http://historyblogosphere.oldenbourg-verlag.de/open-peer-review/m-koenig/#comment-529

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Dr. Mareike KönigDeutsches Historisches Institut ParisGastprofessorin Digital Humanities, Universität Wien (SoSe 2015)[email protected]: @mareike2405Slideshare: mareike2405

Deutsches Historisches Institut Paris