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Page 1: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

Ausgang von Descartes‘ Interaktionismus: Große Zahl von Einwänden gegen die Wechselwir-kung von Leib und Seele.

3. 3. Philosophie des GeistesPhilosophie des Geistes3.13.1 Die IdentitDie Identitäätstheorietstheorie

Breit geteilte Annahme, dass Breit geteilte Annahme, dass ggäänznz--lichlich disparate Objekte nicht in disparate Objekte nicht in kaukau--salersaler VerknVerknüüpfung stehen kpfung stehen köönnen. nnen.

Grundlage: Gleichheitsdoktrin der Grundlage: Gleichheitsdoktrin der KausalitKausalitäät: zwischen Ursache und t: zwischen Ursache und Wirkung muss Gleichheit der Natur Wirkung muss Gleichheit der Natur bestehen (bestehen (causa causa aequataequat effectumeffectum).).

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Allerdings gilt nach Hume die Gleich- oder Verschie-denartigkeit von Ursache und Wirkung für das Beste-hen von Verursachung als irrelevant.

Psychophysischer Parallelismus

Parallelismus als Alternative zum Interaktionismus: Gleichlauf zwischen dem Mentalen und dem Körper-lichen.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716): „Monaden“: Nicht-materielle Aktivitäts-zentren ohne Ausdehnung.

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Monaden sind „einfache Substanzen“ ohne Teile, zwischen denen keinerlei Wechselwirkung besteht: „Die Monaden haben keine Fenster“ (1714, §7).=> Alle Veränderungen der Monaden gehen auf ein inneres Prinzip zurück.

Jede Monade folgt einem von Anfang an vorgegebenen Ablaufschema: „programmgesteuerte Gebilde“.

Erklärung der psychophysischen Entsprechungen durch Rückführung auf eine gemeinsame Ursache: Gottes Koordination der Kausalgesetze der körperlichen Welt und der Finalgesetze der Monaden.

=> Anschein einer Wechselwirkung durch „prästabi-lierte Harmonie“.

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Doppelte Aktivität Gottes als Gesetzgeber der Natur und als Programmierer der Monaden: => Einklang beider unabhängigen Ereignisverket-tungen.

Leibniz‘ Uhrenmeta-pher: Erklärung des Gleichlaufs zweier Uh-ren durch ihren perfek-ten Bau. Sie gehen ihrer ganzen Anlage nach gleich.

=> Leibniz’ Theorie im Selbstverständnis.

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Materialismus

Gleichheitsdoktrin der Kausalität und psychophysische Wechselwirkung verträglich, wenn Psychisches und Physisches von gleicher Natur sind.=> Materialismus: Geist als besondere Organisations-form der Materie.

Thomas Hobbes (1588-1679): (1) Sinnesempfindungen sind die Wirkung äußerer Körper auf die Sinnesorgane.

=> Der psychophysische Zusam-menhang beruht auf direkter Kausa-lität.

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(2) Jede physikalische Wechselwirkung beruht auf der Gestalt und Bewegung von Teilchen.

Wegen Gleichheitsdoktrin der Kausalität: Bewegung kann nichts als Bewegung verursachen; jede Wirkung von Bewegung muss selbst Bewegung sein.

Alle mentalen Phänomene müssen Bewegungen und daher von materieller Natur sein

Die Identitätstheorie

Identitätstheorie: Mentale Prozesse sind identisch mit Gehirnprozessen. Zwar besitzen psychologische und physiologische Beg-riffe verschiedene Bedeutung, aber ihr Gegenstandsbe-zug kann gleichwohl übereinstimmen.

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Zwei Versionen der Identitätstheorie:

Typenidentität: Bezugsgleichheit psychologischer und neurophysiologischer Allgemeinbegriffe.Tokenidentität: Bezugsgleichheit besonderer psycholo-gischer und neurophysiologischer Begriffe. Typenidentität: Übereinstimmung psychologischer und neurophysiologischer Ereignistypen. Tokenidentität: Übereinstimmung der betreffenden Einzelereignisse.

Ursprüngliche Variante: Typenidentitität: U.T. Place, „Is Consciousness a Brain Process?” (1956)Herbert Feigl, „The Mental and the Physical“ (1958)

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Was psychologisch einheitlich ist, ist auch physiologisch von gleicher Art.

Die Klasse der neurophysiologischen Gegenstücke eines psychologischen Zustands ist anhand eines einheitlichen neurophysiologischen Kriteriums zu ermitteln und von andersartigen Zuständen abzugrenzen.

Typenidentität: Eins-Eins-Beziehung zwischen psycho-logischen und neurophysiologischen Allgemeinbegriffen oder Zustandstypen.Herbert Feigl

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Tokenidentität: Die physiologischen Gegenstücke eines psychologisch einheitlichen Zustands sind von Person zu Person ver-schieden und können sich mit Zeit ändern.

Verschiedenheit der Diskussionskontexte:

Typenidentität: Ziel ist die Verteidigung der begrifflichen Kohärenz der psychophysischen Identität. Tokenidentität: Zur Debatte steht nicht mehr Möglich-keit der psychophysischen Identität, sondern die Einzel-heiten ihrer Beschaffenheit.

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Psychophysische IdentitPsychophysische Identitäät: Bezugsgleichheit t: Bezugsgleichheit bedeubedeu--tungsverschiedenertungsverschiedener BegriffeBegriffe

Behauptung der Gleichheit des Gegenstandsbezugs bei Behauptung der Gleichheit des Gegenstandsbezugs bei Verschiedenheit von Bedeutung und relevanten Verschiedenheit von Bedeutung und relevanten Eigenschaften.Eigenschaften.

Vorbilder: „Wiederkäuer“ – „Paar-zeher“„Lebewesen mit Herz“ –Lebewesen mit Niere

Bedeutungen psychologi-

scher und physiologischer Begriffe verschieden, aber Gegenstandsbezug gleich.

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=> Psychophysische Identitätsbehauptungen sind synthetisch und nicht analytisch.

Körper-Geist-Identität als empirische These: Identifikation der psychophysischen Gegenstandsbezüge durch Erfahrung. Körper-Geist-Identität als Konsequenz der Neurophysio-logie der Zukunft.

Drei Typen von Gründen als Stützen für die Körper-Geist-Identität: (1) Antizipation psychophysischer Reduzierbarkeit, (2) Beobachtung psychophysischer Korrelationen, (3) Prinzip der kausalen Abgeschlossenheit der

physischen Welt.

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(1) Antizipation psychophysischer Reduzierbarkeit

Vorbild: synthetische Identitäten in den Naturwissen-schaften: Temperatur eines Gases und mittlere kinetische Energie der Moleküle.Grundlage: „Reduktion“: Rückführbarkeit von Verall-gemeinerungen über Temperaturen auf Prinzipien der Bewegung von Molekülen.

Erwartung der Reduk-tion der Psychologie auf die Neurophysio-logie.

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(2) Beobachtung psychophysischer Korrelationen

Direkte Beobachtung, keine Reduktionsthese. (a) Empirischen Aufweis enger Korrelationen zwischen dem Auftreten psychologischer und physiologischer Zustände.

(b) Übergang von der Paralle-lität zur Identität durch begrifflicher Sparsamkeit.

Kernspintomografie (NMR, MRI), Positronen-Emissions-Tomografie (PET): Verteilung der Stoffwechselaktivität im Gehirn.

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Die Beobachtung einer engen Korrelation oder strengen Parallelität zwischen introspektiv wahrgenommenenZuständen und angezeigten neurophysiologischenZuständen stützte die psychophysische Identität.

Übergang von der Parallelität zur Identität durch das Prinzip der begrifflichen Sparsamkeit: „Ockhams Rasier-messer“: Entia non sunt multiplicanda sine necessitate.

Behauptung der Typenidentitä: Empirischer Befund der Parallelität im Licht von Ockhams Prinzip als eine von einer Reduktion unabhängige Bestätigung der psycho-physischen Identität.

Jedoch: Der Übergang von der Parallelität zur Identität verlangt die Anwendung methodologischer Prinzipien.

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(3) Die kausale Abgeschlossenheit der physischen Welt

Grundsatz der kausalen Abgeschlossenheit der physi-schen Welt: Physische Wirkungen haben allein physi-sche Ursachen, und physische Ursachen bringen allein physische Wirkungen hervor.

Physikalismus: Alles Geschehen besteht allein aus physikalischen Größen und Prozessen.

Beckermann (1999, 116): „Der Bereich des Physi-

schen ist kausal geschlossen. D.h., jedes physische Phä-nomen hat, wenn überhaupt, eine physische Ursache“.

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Mentale Ereignisse haben physische Ursachen, nämlich Wahrnehmungen, und physische Wirkungen, nämlich Handlungen. => Mentale Ereignisse müssen physische Ereignisse sein.

Neues Rätsel mentaler Verursachung: Fehlen psycho-physischer Wechselwirkungsgesetze.

=> PsychophysischeVerursachung operiert mit isolierten Postulaten und unerklärten Parallelen („brute parallels“).

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Identitätstheorie: Keine aussagekräftigen psychophysi-schen Wechselwirkungsgesetze angebbar, da solche Gesetze gar nicht existieren.

Die psychophysische Identität, nicht der Einfluss psy-chophysischer Mechanismen, verknüpft mentale und physiologische Eigenschaften miteinander.

=> Auflösung des neuen Rät-sels mentaler Verursachung.

Kein Aufwerfen weiterer Rät-sel: Nur Identifikationen, aber nicht Identitäten sind erklä-rungsbedürftig.

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3.2 Der Funktionalismus

Funktionalismus: philosophisches Programm hinter der Kognitionswissenschaft, Spielart der Token-Identität.

Mentale Zustände und Gehirnprozesse sind ihrer begrifflichen Beschaffenheit nach verschieden:

Mentale Zustände sind abstrakter Natur und können in unterschiedlichen informationsverarbeitenden Systemen (Menschen, Tieren, Computern, Außerirdischen) in unterschiedlicher Weise realisiert sein.

Charakterisierung mentaler Zustände durch ihre Wech-selbeziehungen: kausale Rolle, Wechselwirkungsprofil.

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Bestimmung eines mentalen Zustands durch die Ge-samtheit seiner Verknüpfungen mit anderen sensori-schen, mentalen und behavioralen Zuständen.

Bezug auf Wechselwirkungsprofil: Funktion.Beispiele: Mausefalle, Ventilheber.

Mausefallen: mechanisch

und elektrisch

Ventilheber

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Angabe einer Aufgabe oder Leistung ohne Spezifizie-rung eines Mechanismus.=> Psychologische Begriffe als Untergruppe funktiona-ler Begriffe.

Funktionalität in diesem Sinne enthält keinen Bezug auf einen Normalitätsstandard.

Typischerweise multiple Realisierbarkeit funktionaler Zustände.

Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis von physikalischen und funktionalen Beschreibungen einer Maschine.

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=> Der Geist hat nichts mit Stoff zu tun, sondern mit Organisation. Mentale Ereignisse entstehen aus Verknüpfungsprofilen von Zuständen, die auf mehrfache Weise realisierbar sind und auf deren Realisierung es folglich nicht ankommt.

Die Symbolverarbeitungstheorie oder Computertheorie des Geistes

Kennzeichen kognitiver Aktivitäten: Verarbeitung von Information.

Beschreibung der Verarbeitungsprozesse durch Algorithmen: generelle Rechenverfahren, die nach schematischen Regeln ablaufen.

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Orientierung an der Turing-Maschine oder am Von-Neumann-Computer: abstrakte Operationsschemata.

Steuerung durch Algorithmen, formal beschriebene Prozess-schritte, die eine funktionale Beschreibung darstellen: sie verknüpfen unterschiedliche Zustände eines Systems auf eine regelgeleitete Weise, die nicht auf konkrete RealisierungenBezug nimmt.

Gehirn und Computer realisieren auf physikalisch unter-schiedliche Weise die gleichen abstrakt beschriebenen Prozesse der Informationsverarbeitung.

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Algorithmen erlauben eine realisierungsübergreifende Charakterisierung mentaler Prozesse.

=> Möglichkeit der Klärung ihrer Merkmale durch das Studium der Funktionsweise von Computern.

Motto: Der Verstand verhält sich zum Gehirn wie die Software zur Hardware.

=> Signifikante Einsichten in das menschliche Denken lassen sich durch Untersu-chung der Software gewin-nen.

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Zwei Prinzipien der Kognitionswissenschaft– Symbolverarbeitungshypothese (mental

computation),– Repräsentationshypothese (mental representation)

Symbolverarbeitungshypothese: Denken als Durch-laufen formaler Algorithmen.

„Formal“ = „syntaktisch“: Gegensatz zu „inhaltlich“, „be-deutungstragend“, „seman-tisch“.Bei syntaktischen Zuständen ist allein Gleich- oder Verschieden-heit von Zeichen relevant.

Page 25: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

Charakterisierung formaler Symbole unabhängig davon, für was sie stehen.Repräsentationshypothese:– inhaltliche Interpretation mentaler Zustände, – (eingeschränkte) Erfassbarkeit dieses Gehalts

durch formale Algorithmen.

Beispiel: Erhaltung der Wahrheit von Aussagen durch die Regeln der Aussagenlogik.Modus ponens: (p →→→→ q) ∧∧∧∧ p => q.

Die Anwendung syntaktischer Regeln erlaubt die Bildung von wahren Aussagen aus wahren Aussagen.

Angebbarkeit von Algorithmen, die inhaltliche oder se-mantische Beziehungen zwischen Interpretationen der formalen Symbole respektieren.

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Solche Algorithmen können zur Darstellung von Sach-verhalten herangezogen werden.

Vorstellungsinhalte zentral für Denken und Handeln. => Verhalten wird angemessen durch Zustände bestimmter Gehalte erklärt: Überzeugungen und Motive.

Wirkung von Vorstellungsinhalten auf die Welt? Wie gelingt es einem syntaktischen System, semantisch gedeutete Resultate zu erbringen?

Programmregeln ermöglichen ein formales Mimikry: Das Programm arbeitet so, als ob die Symbole Bedeu-tung hätten und als ob die Regeln Zugang zu dieser Bedeutung fänden.

Page 27: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

Grundlage: Formalitätsbedingung: Die Sym-bole und ihre Verarbeitungs-regeln sind von solcher Gestalt, dass sich alle relevanten inhalt-lichen Unterschiede in syntak-tischen Unterschieden zwischen den zugeordneten Symbolfolgen widerspiegeln.

Voraussetzung: Allen inhaltlich relevanten Unterschieden müssen formale Unterschiede entsprechen

Page 28: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

Übertragung dieses Mo-dells auf die menschli-che Kognition: Erklärung menschlicher Intelligenz: Vorstel-lungsinhalte werden im Gehirn syntaktisch co-diert und nach formalen Regeln verarbeitet.

Für die Symbolverarbeitungstheorie ist künstliche Intelligenz buchstäblich künstliche Intelligenz.

John von Neumann

Das Gehirn als Von-Neumann-Maschine: (1) Existenz explizit im Gehirn codierter Regeln. (2) Existenz interner, syntaktischer Repräsentationen

Page 29: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

Ad (1): Wirksamkeit von Regeln: Denken und sprachliches Verhalten sind regelgeleitet.

Ad (2): Wirksamkeit syntaktischer Repräsentationen: Mentale Repräsentationen als beste verfügbare Erklä-rung menschlichen Verhaltens.

Annahme der syntaktischen Umsetzung erlaubt die Angabe von Mechanismen für den Umgang mit sol-chen Repräsentationen.

Zwei wesentliche Erklärungsleistungen der Symbolver-arbeitungstheorie:(1) Erklärung der Natur der Intelligenz: Rückführung intelligenter Operationen auf nicht-intelligente Grund-operationen.

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(2) Erklärung der anscheinenden Wirksamkeit mentaler Gehalte: Mentale Zustände sind inhaltlich interpretiert; aber kognitive Operationen greifen allein an deren formalen Eigenschaften an.

Formale Struktur und inhaltliche Interpretation

Unterbestimmtheit des Gehalts einer Repräsentation durch ihre formalen Eigenschaften.

Implikationsbeziehungen zwischen syntaktischen, in-haltlich nicht interpretierten Zuständen Si:

→→→→ S2 →→→→S1 S5

→→→→ S3 →→→→ S4 →→→→

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=> Verträglichkeit gegebener formaler Beziehungen zwischen syntaktischen Größen mit unterschiedlichen inhaltlichen Deutungen dieser Größen und Beziehun-gen.

Multiple Interpre-tierbarkeit: eine formale Struktur zeichnet nicht eine einzige Deu-tung aus.Die syntaktischen Beziehungen fixieren nicht die Semantik.

M.C. Escher, Unbelievable Wallpaper

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John Searle (1980): Argument des chinesischen Zimmers“ (Chinese-Room Argument)Man kann mit Symbolen ganz unabhängig von ihrer Bedeutung hantieren. Formale Operationen erzeugen kein Verständnis, sondern ermöglichen bestenfalls die Simulation von Verständnis.

Searle im Chinesischen Zimmer

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Frage der Erzeu-gung von Verstehen durch Steigerung der Komplexität: Übergang zur „chi-nesischen Turn-halle“.

Searle: Zwischen Syntax und Semantik besteht eine ka-tegoriale Differenz, und jene vermag diese niemals zu erzeugen.Eher: Der Graben zwischen Syntax und Semantik er-wächst aus der multiplen Interpretierbarkeit formaler Strukturen.

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Keine formale Fixierbarkeit von Bedeutungen.

=> Bei syntaktischen Maschinen wird die inhaltliche Interpretation von außen zugeschrieben.

=> Die Symbolverarbeitungstheorie versagt auch als Theorie der menschlichen Intelligenz.

Beim Menschen entsteht sie hinge-gen als Folge inter-ner Prozesse.

Page 35: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

Der Konnektionismus

KonnektionismusKonnektionismus: Das Gehirn funktioniert nicht wie : Das Gehirn funktioniert nicht wie ein ein VonVon--NeumannNeumann--ComputerComputer, sondern wie ein , sondern wie ein „„neuroneuro--nalesnales NetzNetz““..

Die Die InformationsInformations--verarbeitungverarbeitung

(1) l(1) lääuft nicht uft nicht seriell ab, sondern seriell ab, sondern „„massiv parallelmassiv parallel"("(ohne seriell ohne seriell opeope--rierenderierende KompoKompo--nentennenten))

Page 36: 3. Philosophie des Geistes 3.1 Die Identitätstheorie · Funktionalismus: Parallelisierung des Verhältnisses von physiologischen und psychologischen Zuständen mit dem Verhältnis

(2) Sie erfolgt nicht zentralisiert, sondern (2) Sie erfolgt nicht zentralisiert, sondern verteiltverteilt ((distribdistrib--uteduted processingprocessing) (durch Zusammenwirken separat ) (durch Zusammenwirken separat opeope--rierenderrierender Komponenten) Komponenten) (3) Sie ergibt sich (3) Sie ergibt sich nichtnicht aus explizit im System codierten aus explizit im System codierten RegelnRegeln (also ohne ausdr(also ohne ausdrüücklich notiertes cklich notiertes ProgrammProgramm).).

=>=> Anderes VerstAnderes Verstäändnis menschlicher Kognition. ndnis menschlicher Kognition.