30 kapitel voller daten, fakten und geschichten was jeder ......was jeder wissen muss 100 000...
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s
100 000 spannende Tatsachen zur Allgemeinbildung
30 Kapitel voller Daten, Fakten und Geschichten
Einprägsame Erklärungen, übersichtliche Listen und Tabellen
Infokästen erhellen Hintergründe und verraten aufschlussreiche Details
Schneller Zugriff dank ausführlichem Register
Komprimiertes Wissen für Beruf und Alltag, Schule und Einstellungstests, Small Talk und Quiz
Was jeder wissen muss
Was jeder wissen muss100 000 Tatsachen zur Allgemeinbildung
ISBN 978-3-411-71114-719,95 € (D) • 20,60 € (A)
www.duden.de
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Duden Was jeder wissen muss
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100 000 Tatsachen zur Allgemeinbildung
Was jeder wissen muss
Duden
DudenverlagMannheim · Zürich
4., vollständig überarbeitete undaktualisierte Auflage
S.001-007 Titelei:S. 009-016 Zeit_3 17.12.2010 14:39 Uhr Seite 3
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.
©Duden 2011 Bibliographisches Institut GmbHDudenstr. 6, 68167 Mannheim
Printed in Germany
ISBN 978-3-411-71114-7
Redaktionelle Leitung Heike Pfersdorff M. A.Redaktion Dr. Jürgen HessDie Autoren der 1. Auflage Christa Becker, Bernd Eusemann, Karl-Friedrich Geißler, Dr. Jürgen Hess, Hellmut Siebeck, Christine Schlitt, Ralf Wiegand
Herstellung Judith Diemer
Gestaltungskonzept Anette Vogt, Hung Cao (red.sign, Stuttgart)Umschlaggestaltung Uwe Müller, HamburgUmschlagmotive Fotolia/Thierry Planche: Buddhastatuen, Fotolia/starjumper: Tiger,Fotolia/Sebastian Kaulitzki: Körperinnendarstellung, Fotolia/Dan Marsh: Erde, Foto-lia/Tanja Bagusat: Landkarte, Fotolia/Lavaflow Media: Recyclingzeichen, Fotolia/YuryShirokov: Narzisse, istockphoto/Andrey Prokhorov: Leiterplatte, istockphoto/defun:Salamander; picture alliance/akg-images, Frankfurt am Main: Beethoven; picture alliance/akg-images, Frankfurt am Main: van Gogh; picture alliance/akg-images,Frankfurt am Main: GoetheSatz Bibliographisches Institut GmbH, MannheimDruck und Bindung Firmengruppe APPL, Senefelderstraße 3—11, 86650 Wemding
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Was jeder wissen muss
Das Schulwissen wandelt sich von Generation zu Generation, die Freizeit-
interessen, Hobbys und Vorlieben ändern sich. Entsprechend hat sich das Ver-
ständnis von Allgemeinbildung verändert: Die Basis ist breiter geworden,
neben klassische Bildungsthemen sind Themen des Medienzeitalters getreten.
Die 100 000 Tatsachen zur Allgemeinbildung, die in den 30 Kapiteln dieses
Buches versammelt sind, spiegeln die gesamte Themenbreite. Kurzweilig und
spannend für jede und jeden werden Daten und Fakten präsentiert, die wis-
senswert, lehrreich, auch erstaunlich und verblüffend und immer interessant
sind. Optisch hervorgehobene Infokästen erhellen Hintergründe, stellen Men-
schen und Ereignisse in ein neues Licht, geben amüsante und kuriose Details
preis. Grafiken, Illustrationen, Tabellen und Listen vertiefen die Information,
gliedern, bieten Übersichten. Die benutzerfreundliche Gliederung in Themen
sowie das ausführliche Register führen den Interessierten schnell zum Ziel.
Mannheim 2011 Redaktion und Verlag
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Inhalt
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ZEITDer Rhythmus des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
ARCHÄOLOGIEWissen über längst vergangene Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
GESCHICHTEGeschehen in Zeit und Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
ERDE Der blaue Planet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
REISEN UND VERKEHRFernweh und Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
STAATEN DER ERDE ...... in Fakten und Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
MENSCH ...... und Menschliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
PFLANZENWELTZwischen Blumenbeet und Urwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
TIERWELTVon besten Freunden und bedrohten Arten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
UMWELTZwischen Hightech und Verzicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
WETTER UND KLIMAAlle reden darüber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
FORSCHUNG, WISSENSCHAFT UND TECHNIKEine Zeitreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
WELT DER ZAHLENVom Fingerzählen zum Chipkalkül . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
WELTALL, WELTRAUM, RAUMFAHRTDer Weg zu den Sternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
POLITISCHES SYSTEMAm Beispiel Deutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
WIRTSCHAFTDie Versorgung mit Gütern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
INTERNATIONALE ORGANISATIONENDie Vertretung gemeinsamer Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
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Inhalt
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RELIGIONEN UND GÖTTERGottesfurcht und Mythos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
PHILOSOPHIEDie Liebe zur Weisheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
SPRACHE UND LITERATURAusdruck des Denkens, Fühlens und Wollens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
KUNST UND KÜNSTLERVon der Vision zur Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317
MUSIK UND INTERPRETENVon der Inspiration zum Klang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
FILM UND FERNSEHENVom Nickelodeon zum Pantoffelkino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
SPORTVon Olympia bis Radsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373
WELLNESS UND GESUNDHEITGesund sein, gesund bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401
ESSEN UND TRINKEN ...... hält Leib und Seele zusammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
WERBUNGNichts ist unmöglich ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433
LIFESTYLEDie teuren Dinge des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445
KRIMINELLESSchrecken in der Realität, Vergnügen in der Fiktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451
GESPENSTER & CO.Von Weißen Frauen, Vampiren und Bigfoots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469
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ZEIT
Zeit wird als unumkehrbare Abfolge von
Geschehnissen erfahren. Sie ist unter be-
stimmten Gesichtspunkten und Zwecksetzun-
gen Ordnungsschema, bezeichnet aber auch
die Dauer von Veränderungen und Ereignissen
in Natur und Geschichte. Überlegungen zur
Natur der Zeit stellten bereits die griechischen
Philosophen Parmenides von Elea und Heraklit
im 6./5. Jahrhundert v. Chr. an. Und schon im
3. Jahr-tausend v. Chr. haben die Menschen
durch die Beobachtung von Himmelskörpern
die Zeit eingeteilt.
Rhythmus des Lebens
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Zeit
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Zeitspannen
Zeiteinheit Zeitspanne ZahlenwertSekunde
(Einheitszeichen: s) 86 400ster Teil eines mittleren Sonnen-tages (ursprüngliche Definition). Das9 192 631 770-Fache der Periodendauer derdem Übergang zwischen den beidenHyperfeinstrukturniveaus des Grund-zustands von Cäsium-133-Atomenentsprechenden Strahlung (Atomsekunde)
Minute
(Einheitenzeichen: min) das 60-Fache der Sekunde 1 min = 60 s
Stunde
(Einheitenzeichen: h) das 60-Fache der Minute 1 h = 3600 s
Tag
(Einheitenzeichen: d) das 24-Fache der Stunde 1 d = 86 400 s
siderischer Tag Zeit zwischen zwei Höchstständen eines 24 h 0 min 0 s
(Sterntag) Fixsterns Sternzeit = 23 h 56 min 3,4 smittlere Zeit
Sonnentag (wahrer) Zeit zwischen zwei Höchstständen zwischen 23 h 59 min 39 sder wirklichen Sonne und 24 h 0 min 30 s
mittlere Zeit
Sonnentag (mittlerer) Zeit zwischen zwei Meridiandurchgängen 24 h 0 min 0 sder gedachten mittleren Sonne, die mit mittlere Zeit =gleichbleibender Geschwindigkeit im 24 h 3 min 56,6 sÄquator umläuft Sternzeit
Monat (Mondumlauf)
synodischer Monat Zeit von Neumond zu Neumond 29 d 12 h 44 min 2,9 s
siderischer Monat Zeit zwischen zwei gleichen Stellungen 27 d 7 h 43 min 11,5 sdes Mondes zu demselben Fixstern
tropischer Monat Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden 27 d 7 h 43 min 4,7 sDurchgängen des Mondes durch denFrühlingspunkt
Sonnenmonat 1/12 des mittleren tropischen Jahres 30 d 10 h 29 min 3,9 s
Jahr
(Einheitenzeichen: a)
tropisches Jahr Erdumlauf von Frühlingspunkt zu 365 d 5 h 48 min 46,98 s(Sonnenjahr) Frühlingspunkt
siderisches Jahr Erdumlauf von einer bestimmten Stellung 365 d 6 h 9 min 9,54 sder Sonne zum Fixsternhimmel bis zurgleichen Stellung
anomalistisches Jahr Erdumlauf vom sonnennächsten Punkt der 365 d 6 h 13 min 53,01 sErdbahn bis zum gleichen Punkt
Jahreszeit
Frühling etwa 21. März bis etwa 20. Juni 92 d 19 h
Sommer etwa 21. Juni bis etwa 22. September 93 d 15 h
Herbst etwa 23. September bis etwa 20. Dezember 89 d 20 h
Winter etwa 21. Dezember bis etwa 20. März 89 d 0 h
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Zeit
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Die Messung der Zeit
Mit der Erfindung des Kalenders gaben die Men-schen bereits vor 5000 Jahren dem Lauf der Zeitund damit ihrem Leben eine erste Ordnung. Eineweitere Einteilung der Zeit wurde durch die Erfin-dung von Wasser- und Sonnenuhren etwa im 2.Jahrtausend v. Chr. möglich. Ein neues Zeitgefühlentstand, als im 13. Jahrhundert in Europa großemechanische Uhren begannen, die Tag- undNachtstunden in einem fort durchzuzählen. Im 16.Jahrhundert wurde die Zeitmessung durch die Ta-schenuhr personalisiert; seither ist die zeitlicheOrientierung des Menschen für seinen eigenen Ta-gesablauf stets verfügbar.
Der 24-Stunden-Tag wird immer länger
Durch die Anziehung von Mond und Sonne entste-hen die Gezeiten unserer Weltmeere. DasZusammenspiel zwischen Gravitations- und Zen-trifugalkräften lässt gleichsam einen Wasserbergim bekannten Rhythmus von Ebbe und Flut umden Erdball laufen, unter dem sich die Erde drehtwie unter den Backen einer Bremse. Die dabei auf-tretende Gezeitenreibung – seit der Eiszeit infolgedes Abschmelzens der Polkappen durch eine Mas-senverlagerung hin zum Äquator verstärkt – be-wirkt eine Abnahme der Erdrotation. Dadurchwerden die Tage immer länger und der Abstandzwischen Erde und Mond vergrößert sich: In 100Jahren nimmt die Tageslänge um etwa 0,0016 Se-kunden zu. In der gleichen Zeit entfernen sich Er-de und Mond um knapp vier Meter voneinander.
Die genaueste Uhr der Welt
steht in der Physikalisch-Technischen Bundesan-stalt in Braunschweig. Sie basiert auf der Schwin-gung von Cäsiumatomen und weicht in einer Mil-lion Jahren nur um eine Sekunde ab. Die Verwen-dung einer solchen Uhr ist nur sinnvoll beiSatellitennavigationsystemen und in der physika-lischen Grundlagenforschung. Eine neue, verbes-serte Uhr ist schon in Planung: Das Max-Planck-Institut für Quantenoptik will eine Atomuhr aufder Basis des Indiumatoms bauen. Die hätte dann
eine Ganggenauigkeit von einer Sekunde in einerMilliarde Jahren.
Kalender
Die Wahl des Datums für den Jahresbeginn ist völ-lig willkürlich. Es gibt keinen besonderen Punktauf der Erdumlaufbahn, durch den festgelegt wer-den kann, wann ein Jahr beginnt und wann es en-det. Die Druiden im vorchristlichen Gallien setz-ten Neujahr in der sechsten Nacht nach der Win-tersonnenwende an. Lange begann in Europa dasJahr am 1. März, bis Karl der Große in seinem Reichden Jahresbeginn auf Weihnachten legte. Unterden Kapetingern fiel Neujahr mit Ostern zusam-men, doch da Ostern ein bewegliches Fest ist, führ-te dies zu allerlei organisatorischen Komplikatio-nen. Das Jahr 1347 etwa begann am 1. April und en-dete am 20. April des darauffolgenden Jahres, waralso viel zu lang. Im 16. Jahrhundert wurde weitge-hend der 1. Januar als Jahresbeginn üblich, inDeutschland genau im Jahre 1500. In England wur-de der 25. März als Jahresbeginn bis einschließlich1751 beibehalten. In Russland begann das Jahr biszu Peter dem Großen am 1. September, später (bis1918) dann am 12. bzw. 13. Januar.
Längste und kürzeste Zeiten
Alter des Weltalls(nach dem Urknall) etwa 18 Milliarden Jahre
Alter der Erde seit dem Beginndes Erkaltens (nach radioaktivenMessungen) rund 4,6 Milliarden Jahre
Dauer des Karbonzeitalters 60 Mio. Jahre
Alter der Verwitterungskrusteauf Feuersteinen 100 000–200 000 Jahre
Halbwertszeit von Radium 1622 Jahre
Halbwertszeit von Polonium 103 Tage
Aufnahme eines Filmbildes(bei 1000 Bildern in 1 Minute) 0,06 s
Dauer eines Blitzes rund 1/10 000 s
Dauer eines Punktimpulsesin Fernsehröhren 1/4 000 000 s
kürzeste Zeitdehneraufnahmen(Streakkamera) 1/100 000 000 000 s
Kurzzeitaufnahme(einmodiger Laser) 1/1 000 000 000 000 s
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Kalender
Urheber Geltungsdauer Grundlagen der SchaltverfahrenKalenderberechnungl)
Babylonier ab 6. Jahrtausend v. Chr. gebundenes Mondjahr, bei Abweichung vom354 Tage zu 12 Monaten, Sonnenstand willkürlichabwechselnd 29 und 30 Tage ein 3. Monat eingeschaltet
Ägypter ab 4. Jahrtausend v. Chr. reines Sonnenjahr zu keine Schaltung. Der Jahres-65 Tagen (12 Monate zu anfang durchläuft in 146130 Tagen; 5 Zusatztage) ägypt. Jahren das ganze Jahr
ab 238 v. Chr. reines Sonnenjahr alle 4 Jahre ein 366.zu 365 1⁄4 Tagen Zusatztag
Griechen etwa 7. Jh. v. Chr. gebundenes Mondjahr, sog. Oktaëteris: Zyklus5 Jahre zu 12 und 3 Jahre von 2922 Tagen, 8 Son-zu 13 Monaten mit abwech- nenjahre = 99 Mond-selnd 30 und 29 Tagen monate
Römer ab 6. Jh. v. Chr. gebundenes Mondjahr zu unregelmäßige, willkürliche10, später 12 Monaten von Hinzunahme von Monaten29 und 31 Tagen zu 22 und 23 Tagen,
ab 46 v. Chr. reines Sonnenjahr zu jedes 4. Jahr ein Schalttagbis 1582: julia- 365 1⁄4 Tagen, 12 Monate zunischer Kalender 30 oder 31 Tagen, Februar 28
Muslime ab dem 7. Jh. n. Chr., offizielle reines Mondjahr, 12 Monate 30-jähriger Zyklus, in den(allgemein) Jahreszählung ab Hedschra abwechselnd zu 29 und 30 11-mal je ein Tag einge-
(622 n. Chr.) Tagen schaltet wird
Juden bis etwa 200 n. Chr. gebundenes Mondjahr nach Bedarf Einschalteneines Monats
seit dem 4. Jh. n. Chr. desgleichen komplizierter Schalt-zyklus von 19 Jahren
Inder Zeit der Veden (um sog. Rundjahr von 360 Tagen, gelegentlich Schaltmonate1250–400 v. Chr.) Monate zu 30 Tagen400 v. Chr. bis 200 n. Chr. Rundjahr zu 366 Tagen gelegentlich Schaltmonate
komplizierte Schaltregelnetwa ab 4. Jh. gebundenes Mondjahr: 60-
Jahr-Folge (5 Jupiterumläufe)
Chinesen 3. Jahrtausend v. Chr. Rundjahr zu 360 Tagen Schaltung unbekanntetwa 2000 v. Chr. Rundjahr zu 366 Tagen Schaltung unbekannt3. Jh. v. Chr. gebundenes Mondjahr von je 19 Jahren 12 Gemein-
jahre zu 12 und 7 Schaltjahrezu 13 synodischen Monaten
Neuzeit gregorianischer Kalender: seit reines Sonnenjahr zu jedes 4. Jahr zu 366 Tagen15. 10. 1582 in katholischen 365 1/4 Tagen mit Ausnahme der durchLändern, im protestantischen 400 nicht teilbaren Jahr-Deutschland seit 1. 3. 1700, hunderte. Dadurch Jahres-in England 1752, Schweden länge 365,2425 Tage, also1753, Japan 1873, Bulgarien um 26 Sekunden zu langund Türkei 1916, Rumänien gegen die tatsächliche1919, Griechenland 1923, jetzige JahreslängeRussland 1918, China 1949
1) reines Mondjahr = ohne Berücksichtigung des Sonnenlaufs, reines Sonnenjahr = ohne Berücksichtigung des Mondlaufs,gebundenes Mondjahr = Mondmonate mit Berücksichtigung des Sonnenstandes und der Jahreszeiten (Schaltzeiten)
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Ewiger Kalender
Die Benutzung des ewigen Kalenderswird am besten durch Beispiele erläu-tert. Will man etwa wissen, was für einTag der 24. 5. 1543 gemäß dem vor derEinführung des gregorianischen Ka-lenders am 15. 10. 1582 gültigen julia-nischen Kalender war, geht man fol-gendermaßen vor:
1. Man sucht in Tabelle I den 24., gehtin dieser Zeile nach rechts zu den Mo-naten und markiert die Zahl, wo dieseZeile die zum Mai gehörende Spalteschneidet. Es ist die Zahl 2.2. In der Tabelle »Jahre im Jahrhun-dert« (unten) sucht man die Zeile mitden beiden letzten Ziffern der Jahreszahl, in die-sem Fall die 43. An der Stelle, wo diese Zeile dieSpalte der Tabelle II mit den Jahrhundertzahlen(hier die 15 in der oberen Tabelle für den juliani-schen Kalender) schneidet, steht die Zahl 3.3. Die Summe der beiden gefundenen Zahlen2 + 3 = 5 steht in Tabelle I in der Zeile des gesuchtenWochentags: Der 24. Mai 1582 war ein Donnerstag.Für den 1. 4. 1815 des gregorianischen Kalenderserhält man aus Tabelle I die 5, aus Tabelle II die 2;macht zusammen 7, und das entspricht einemSamstag.Bei Schaltjahren1), die fetter gedruckt sind, istfür den Januar nicht die erste, sondern die zweite,und für den Februar die vierte Spalte zu benutzen;
für den 3. Februar 1908 findet man so5 + 6 = 11: Mittwoch. (1) Schaltjahre sind jene, de-ren Jahreszahl ohne Rest durch 4 teilbar ist, es seidenn, es ist eine Jahrhundertzahl [1700, 1800 ...],wobei Jahrhundertzahlen, die durch 400 teilbarsind [1600, 2000 ...], als Ausnahme von der Ausnah-me Schaltjahre sind.)
Warum fallen Ostern und Pfingsteneigentlich jedes Jahr auf ein anderes
Datum?
Auch wenn unser heutiger Kalender auf einem rei-nen Sonnenjahr beruht, richtet sich der Os-
2001 15. April 3. Juni
2002 31. März 19. Mai
2003 20. April 8. Juni
2004 11. April 30. Mai
2005 27. März 15. Mai
2006 16. April 4. Juni
2007 8. April 27. Mai
2008 23. März 11. Mai
2009 12. April 31. Mai
2010 4. April 23. Mai
2011 24. April 12. Juni
2012 8. April 27. Mai
2013 31. März 19. Mai
2014 20. April 8. Juni
2015 5. April 24. Mai
2016 27. März 15. Mai
2017 16. April 4. Juni
2018 1. April 20. Mai
2019 21. April 9. Juni
2020 12. April 31. Mai
2021 4. April 23. Mai
2022 17. April 5. Juni
2023 9. April 28. Mai
2024 31. März 19. Mai
2025 20. April 8. Juni
2026 5. April 24. Mai
2027 28. März 16. Mai
2028 16. April 4. Juni
2029 1. April 20. Mai
2030 21. April 9. Juni
2031 13. April 1. Juni
2032 28. März 16. Mai
2033 17. April 5. Juni
Datum der Oster- und Pfingstsonntage in den Jahren 2001 bis 2033
Ewiger Kalender (nach Theodor Wagner)
Tabelle ITage
Monate(Januar und Februar fürSchaltjahre fett gedruckt)
Tabelle IIJahrhunderte
Januar,Oktober
Januar,April,Juli
Februar,März,N
ov.
Februar,Aug
ust
Mai
Juni
Sep
tember,D
ez.
julianisch 0
71421
18
1522
29
1623
3101724
4111825
5121926
6132027
SonntagMontagDienstagMittwochDonnerstagFreitagSonnabend
1234567
89
1011121314
15161718192021
22232425262728
293031
6712345
5671234
2345671
1234567
7123456
3456712
4567123
gregoria
nisch
17212529
————
18222630
————
1519232731
1620242832
—————
Jahre im Jahrhundert
0123—45
67—89
1011
—12131415—
16
171819—
202122
23—
24252627—
28293031—
3233
3435—
36373839
—40414243—
44
454647—
484950
51—
52535455—
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—68697071—
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8889
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—96979899
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tertermin nach dem Mondkalender. Die frühenChristen feierten Ostern zeitgleich mit dem jü-dischen Passahfest, also zum ersten Frühlings-mond. Um sich vom jüdischen Fest abzugrenzen,beschloss das Konzil von Nicaea (325), Ostern aufden Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmondzu legen. Und Pfingsten ist immer sieben Wochennach Ostern. Seinen Ursprung aus jüdischen undheidnischen Festen kann Ostern auch sprachlichnicht leugnen. So deutet das italienische Wortfür Ostern »pasqua« auf das jüdische Fest hin, und»Ostern« selbst stammt vom Namen des heidni-schen Festes für die Frühlingsgöttin Eostrae ab.
Das Osterfest wird am Sonntag nach dem ers-ten Frühlingsvollmond gefeiert. Demnach kann esfrühestens auf den 22. März und spätestens aufden 25. April fallen. Pfingsten ist der Schlusstagder 50-tägigen Osterzeit.
Hundstage
Die altägyptische Hochkultur verdankt ihre Exis-tenz dem Nil. Seinen Überschwemmungen ist diegroße Fruchtbarkeit der Flusslandschaft zuzu-schreiben. Weil die Landwirtschaft davon abhing,galt diesem Naturereignis große Aufmerksamkeit.So bemerkten die Ägypter schon früh, dass dasWasser alle Jahre etwa zur gleichen Zeit zu steigenbegann und mit diesem Anstieg immer auch einheller Stern am Morgenhimmel auftauchte, kurz vor Sonnenaufgang. Diesen Stern nannten die
Ägypter »sopt«, was »Hund« bedeutet, und seinErscheinen markierte in ihrem Kalender den Be-ginn des neuen Jahres.Bei den Griechen hieß dieser Stern dann »sothis«.Dem Sternbild aber, in dem er so hell erstrahlt,gaben sie den Namen »Großer Hund«, denngewohnt, ihre Mythologie auf den Sternenhim-mel zu projizieren, sahen sie darin den Jagdbe-gleiter des Orion. Die Römer nannten den Sternspäter »canicula«, also »Kleiner Hund«, und heu-te heißt er schließlich Sirius. In neuerer Zeitbegann man jene Tage als Hundstage zu bezeich-nen, an denen dieser Stern in der Morgendämme-rung erscheint. Weil die entsprechende Periodeim Juli bei uns häufig mit einer Hitzewelle einher-geht, kam es schließlich zu dem Bedeutungswan-del, der sich im heutigen Sprachgebrauch festge-setzt hat.
Dauer der Jahreszeiten
Nordhalb- Zeit Südhalb-kugel kugelFrühling 20./21. März – Herbst
21./22. Juni
Sommer 21./22. Juni – Winter22./23. September
Herbst 22./23. September – Frühling21./22. Dezember
Winter 21./22. Dezember – Sommer20./21. März
Warum haben Juli und Augustjeweils 31 Tage?
Bis 8 v. Chr. hieß der Monat August »Sextilis«,weil es der sechste Monat des alten römischenKalenders war, der am 1. März begann. Dannwurde er zu Ehren von Kaiser Augustus (*63v. Chr., †14 n. Chr.) umbenannt. Der konnte esaber nicht verwinden, dass »sein« Monat einenTag kürzer war als der Vormonat Juli, der nachJulius Caesar (*100, †44 v. Chr.) benannt ist.Um zu zeigen, dass er mindestens auf einerStufe mit Caesar stand, strich er dem Februar,dem letzten Monat des römischen Jahres, einenTag und machte »seinen« August ebenfalls 31Tage lang.
Tierkreiszeichen
Grad Zeichen*) Symbole Monatsabschnitt
Frühlingszeichen0–30
30–6060–90
Widder (Aries)Stier (Taurus)Zwillinge (Gemini)
fgi
cde
21. März bis 20. April21. April bis 21. Mai22. Mai bis 21. Juni
Sommerzeichen90–120
120–150150–180
Krebs (Cancer)Löwe (Leo)Jungfrau (Virgo)
lmo
fgh
22. Juni bis 22. Juli23. Juli bis 23. Aug.24. Aug. bis 23. Sept.
Herbstzeichen180–210210–240240–270
Waage (Libra)Skorpion (Scorpius)Schütze (Sagittarius)
rsv
ijk
24. Sept. bis 23. Okt.24. Okt. bis 22. Nov.23. Nov. bis 21. Dez.
Winterzeichen270–300300–330330–360
Steinbock (Capricornus)Wassermann (Aquarius)Fische (Pisces)
xqd
lab
22. Dez. bis 20. Jan.21. Jan. bis 19. Febr.20. Febr. bis 20. März
*) deutsche und lateinische Namen
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Weltzeituhr
Die wahre Zeit (Ortszeit) unterscheidet sich vonLängengrad zu Längengrad um 4 Minuten. Fast al-le Länder haben eine gesetzliche Zeit eingeführt,die sich der Tageshelligkeit für ihr Gebiet gut an-passt. Eine ganze Reihe von Ländern hat währenddes Sommerhalbjahres Sommerzeit (S), einige imWinterhalbjahr Winterzeit, den Stundenzahlender Tabelle auf der nächsten Seite ist dann 1 Stun-de zuzuzählen bzw. abzuziehen.
Monatsnamen
lateinisch altdeutscher französischer jüdisch2) arabisch2)
Name Revolutionskalender ( ) = Zählweise(1792 bis 1805)1) des Festjahres
Januar Hartung (Schneemond) 5. Pluviôse (Regenmonat) 5. (11.) Schebat Muharrem
Februar Hornung 6. Ventôse (Windmonat) 6. (12.) Adar Veadar (Adar SafarScheni bei Schaltungen3))
März Lenzing (Lenzmond) 7. Germinal (Keimmonat) 7. (1.) Nisan Rebi I
April Ostermond 8. Floréal (Blütenmonat) 8. (2.) Ijar Rebi II
Mai Maien (Wonnemond) 9. Prairial (Wiesenmonat) 9. (3.) Sivan Dschumada I
Juni Brachet (Brachmond) 10. Messidor (Erntemonat) 10. (4.) Tammuz Dschumada II
Juli Heuert (Heumond) 11. Thermidor (Hitzemonat) 11. (5.) Ab Redscheb
August Ernting (Erntemond) 12. Fructidor (Fruchtmonat) 12. (6.) Elul Schaban
September Scheiding (Herbstmond) 1. Vendémiaire (Weinlesemonat) 1. (7.) Tischri Ramadan
Oktober Gilbhard (Weinmond) 2. Brumaire (Nebelmonat) 2. (8.) Marcheschwan Schawwal(Cherchwan)
November Nebelung (Windmond) 3. Frimaire (Frostmonat) 3. (9.) Kislev Dhul-kade
Dezember Julmond (Christmond) 4. Nivôse (Schneemonat) 4. (10.) Tebet Dhul-hiddsche
1) Beginn des Jahres am 22. September2) Der jüdische und arabische Kalender sind an das Mondjahr gebunden, sie entsprechen daher nicht den bei uns festgelegten Zeitabschnitten.3) im 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr des Zyklus von 19 Jahren
Sonnenauf-und Sonnenuntergang1)
Monat Sonnenaufgang Sonnen-untergang
Januar 8.35–8.11 16.36–17.21
Februar 8.10–7.20 17.23–18.11
März 7.18–6.12 18.12–19.02
April2) 6.09–5.08 19.04–19.51
Mai2) 5.07–4.24 19.53–20.35
Juni2) 4.23–4.21 20.36–20.50
Juli2) 4.21–4.55 20.50–20.20
August2) 4.56–5.43 20.19–19.21
September2) 5.44–6.29 19.18–18.14
Oktober2) 6.31–7.21 18.11–17.09
November 7.23–8.11 17.08–16.30
Dezember 8.12–8.35 16.30–16.35
1) (zu Anfang und Ende des Monats, MEZ) für Orte auf 7° ö. L.und 51° n. B., etwa Köln. Für Orte westlich (bzw. östlich) des7°-Meridians geht die Sonne um 4 Minuten je 1° später (bzw.früher) auf.
2) Monate mit Sommerzeit; zum Sonnenaufgang und -unter-gang muss jeweils eine Stunde dazugezählt werden
AnkaraKairo
MoskauBagdad
Baku
KaratschiUralsk
BombayKalkutta-30 Min Bangkok
Shanghai Tokio
Sidney
Salomon-inseln
Neu-seeland
Samoa
FairbanksHonolulu
Dawson
SanFranzisco
Santa Fe
Chicago
New York
CaracasSantiagode Chile
Rio deJaneiro
Kapwerd.Inseln
Azoren
DakarMadeira
ParisBerlinRom
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20
21
2223 24 1
2
3
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Wenn es 12h mitteleuropäischer Zeit ist, ist es in folgenden Ländern Bezeichnung0h Aleuten, Samoainseln, Tonga -
lh Hawaii -
2h Alaska, Kanada (Yukon Territory) Yukon Standard Time
3h Kanada westlich 120° w. L., Mexiko (Bundesstaat Baja California), USA (pazifische Küste) Pacific Standard Time
4h Kanada 105°–120° w. L., Mexiko (Nord), westliche Zentralstaaten der USA Mountain Standard Time
5h Costa Rica, Guatemala, Honduras, Kanada 90°–105° w. L., Mexiko (Ost), Nicaragua, Central Standard TimeEl Salvador, Zentralstaaten der USA
6h Bahamas (S), Brasilien (West), Dominikanische Republik (West), Ecuador, Haiti, Eastern Standard TimeJamaika (S), Kanada bis 90° w. L., Kolumbien, Kuba (S), Panama, Peru,USA (atlantische Küste einschließlich Florida)
7h Bolivien, Brasilien (Mitte), Chile (S), Grönland (Westküste) (S), Paraguay (S), Atlantic Standard TimePuerto Rico, Venezuela (Atlantikzeit)
8h Argentinien, Brasilien (Ost), Grönland (Mitte) (S), Surinam, Uruguay ostbrasilianische Zeit
9h Azoren (S), Kap Verde Südatlantikzeit
10h Guinea-Bissau, Grönland (Ostküste) (S), Kanarische Inseln, Madeira -
11h Ghana, Großbritannien (S), Irland (S), Island, Marokko, Portugal (S), Greenwich Mean TimeSenegal, Sierra Leon (westeuropäische Zeit)
12h Algerien (S), Angola, Belgien (S), Benin, Deutschland (S), Dänemark (S), Frankreich (S), mitteleuropäische ZeitItalien (S), Jugoslawien (S), Kongo, Kroatien (S), Litauen (S), Luxemburg (S), Namibia (S), (MEZ)Niederlande (S), Nigeria, Norwegen (S), Österreich (S), Polen (S), Schweden (S), Schweiz (S),Slowakische Republik (S), Spanien (S), Tschechische Republik (S), Tunesien (S), Ungarn (S)
13h Ägypten (S), Bulgarien (S), Estland (S), Finnland (S), Griechenland (S), Israel (S), osteurop. ZeitJordanien (S), Kongo, Lettland (S), Libanon (S), Libyen (S), Moçambique, Rumänien (S),Sambia, Saudi-Arabien, Simbabwe, Republik Südafrika, Sudan, Syrien (S), Türkei (S),Ukraine (S), Weißrussland (S), Zypern (S)
14h Armenien (S), Äthiopien, Georgien (S), Irak (S), Jemen, Kenia, Kuwait, Madagaskar, Moskauer ZeitRussland bis 40° ö. L. (S), Saudi-Arabien, Somalia, Tansania, Uganda
14h30m Iran -
15h Aserbaidschan (S), Kasachstan, Oman, Russland 40°–52°30' ö. L., -Seychellen, Turkmenistan
15h30m Afghanistan -
16h Kirgisien, Malediven, Pakistan, Russland 52°30'–67°30' ö. L., Tadschikistan, Usbekistan -
16h30m Indien, Sri Lanka indische Zeit
16h45m Nepal -
17h Bangladesh, Russland 67°30'–82°30' ö. L. -
17h30m Birma, Nordost-Indien -
18h Indonesien (Sumatra, Java, Bali), Kambodscha, Laos, Thailand, -Russland 82°30'–97°30' ö. L., Vietnam
19h China, Indonesien (Borneo, Celebes, Molukken, Kleine Sundainseln außer Bali, Timor), chinesische ZeitMalaysia, Mongolei, Philippinen, Russland 97°30'–112°30' ö. L., Taiwan, Westaustralien
20h Indonesien (Neuguinea), Japan, Korea, Russland 112°30'–127°30' ö. L. japanische Zeit
20h30m Australien (Südaustralien, Nordterritorium) südaustralische Zeit
21h Australien (Ost), Papua-Neuguinea, Russland 127°30'–142°30' ö. L. ostaustralische Zeit
22h Kurilen, Neue Hebriden, Salomoninseln, Russland 142°30'–157°30' ö. L. einschl. Sachalin Südseezeit
23h Fidschi, Neuseeland, Russland östlich 157°30' mit Kamtschatka Neuseeland-Zeit
w.L. = westliche, ö.L. = östliche Länge
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ARCHÄOLOGIE
Die Archäologie (griechisch »die Kunde,
die Wissenschaft vom Alten«) wurde
in China bereits in der Songzeit (900–1279)
betrieben, in Europa gilt nach Anfängen
zur Zeit des Humanismus und der Renaissance
Johann Joachim Winckelmann (*1717, †1768)
als der Begründer der klassischen Archäolo-
gie, die die griechisch-römische Antike
untersucht. Die französischen Wissenschaft-
ler, die Napoleons Ägyptenfeldzug (1798)
begleiteten, leiteten die systematische Erfor-
schung der altägyptischen Hochkultur ein, die
noch heute das größte Betätigungsfeld der
Archäologen ist. Mit der Entdeckung der
versunkenen Hochkulturen in Mesopotamien,
Indien, Mittel- und Südamerika erweiterte sich
der Horizont; mittlerweile gibt es ebenso
viele Bereiche der Archäologie, wie es Kultur-
bereiche gibt.
Wissen über längstvergangene Zeiten
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Archäologie
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Aufgabe der Archäologie
Die Aufgabe der Archäologie ist es, durch Auffin-den, Sicherung und Auswertung von Denkmälern,Bodenfunden und Schriftquellen das Bild einergeografisch und zeitlich begrenzten Kultur nach-zuzeichnen. So weit möglich durchdringen sichdabei theoretische und praktische Forschung, beider in zunehmendem Maß auch moderne Techno-logien wie beispielsweise die Computeranimationoder die Infrarotfotografie eingesetzt werden. DieZusammenarbeit mit Anthropologie, Paläobota-nik, Geologie, Physik und Chemie gewinnt dabeiimmer mehr an Bedeutung.
12 archäologische Disziplinenund Arbeitsmethoden
Die klassische Archäologie als älteste archäolo-gische Disziplin befasst sich mit Kultur und Ge-schichte der Griechen und Römer in antiker Zeit.Der Nahe Osten als Ursprungsgebiet zahlreicherkultureller Entwicklungen ist das Forschungsge-biet der vorderasiatischen Archäologie.Der Erforschung des alten Ägypten widmet sichdie eigenständige Disziplin der Ägyptologie.Die bergmännische Gewinnung von Rohstoffenwie Salz, Erzen, Schmuck- und Gebrauchssteinenwird von der Montanarchäologie untersucht.Die Unterwasserarchäologie untersucht undbirgt versunkene Funde, beispielsweise Schiffs-
wracks, Siedlungen, Städte und Hafenanlagen.Die Stadtarchäologie untersucht (vorwiegend inMitteleuropa) Entwicklung und Aufbau mittelal-terlicher Städte.Die Industriearchäologie widmet sich der Erfor-schung und Dokumentation der Produktion unddes Transports von Gütern im Industriezeitalter.Mittels geophysikalischer Prospektionsmetho-den (magnetischen, gravimetrischen oder elektri-schen Messungen) lassen sich unterirdische Struk-turen ohne aufwendige Ausgrabungen erfassen.Mithilfe von Luftbildern kann die Luftbildarchäo-logie beispielsweise aus Unterschieden im Be-wuchs oder thermischen Kontrasten Reste vonBauwerken, Gräben, Straßen usw. prospektieren.Computeranwendungen in der Archäologie er-möglichen dreidimensionale Kartierungen und 3-D-Rekonstruktionen archäologischer Befunde.Die experimentelle Archäologie versucht zurÜberprüfung von Theorien, alte Bau- und Ferti-gungstechniken oder Transportverfahren nachzu-vollziehen.Die Archäometrie wendet naturwissenschaftliche(physikalisch-chemische) Methoden zur Material-analyse und Datierung archäologischer Objektean.
Moorleichen
Am 8. 5. 1950 wird der Leichnam eines Mannes ausdem Moor in Tollund (Dänemark) geborgen; durch
Archäometrie I: Naturwissenschaftliche Materialanalysen der Archäologie
Methode Untersuchung Anwendung aufRöntgenfluoreszenzanalyse (RFA) der Zusammensetzung Gesteine, Steinwerkzeuge, Keramik,und Neutronenaktivierungsanalyse anorganischer Materialien Gläser, Schlacken, Metalllegierungen(NAA, Gammaspektroskopie)
optische Mikroskopie von Aufbau und Zusammen- Gesteine, Steinwerkzeuge, Keramik,(Auflicht und Durchlicht) setzung anorganischer Metalllegierungen
Materialiender Oberflächenbeschaffenheit Gesteine, Steinwerkzeuge, Keramikanorganischer Materialiender Struktur und Oberflächen- Nahrungsmittel und Kleidung,beschaffenheit von Pflanzen, Werkzeuge, FossilfundeTextilien, Holz, Knochen, Zähnen
Elektronenmikroskopie der Struktur und Oberflächen- Nahrungsmittel und Kleidung,beschaffenheit von Pflanzen, Werkzeuge, FossilfundeTextilien, Holz, Knochen, Zähnen
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Luftabschluss und chemische Einflüsse ist er mu-mienähnlich konserviert und in ausgezeichnetemErhaltungszustand. Der Tote liegt auf der rechtenSeite und ist, bis auf eine Lederkappe auf dem Kopfund einen Ledergürtel, nackt. Um den Hals liegtein abgeschnittener Strick mit Schlinge, an demder Mann wohl erhängt worden war, bevor er imMoor versenkt wurde. Das Kinn des Mannes istglatt rasiert, seine Fingernägel sind geschnitten.Der Mageninhalt lässt als letzte Mahlzeit ein Ge-richt aus Getreide und zahlreichen Unkrautsamenerkennen. Zunächst ermittelt die Polizei, doch dieweitere Untersuchung ergibt: Sein Tod muss in derZeit etwa um Christi Geburt erfolgt sein.Bisher wurden über 1350 Moorleichen aus vor- undfrühgeschichtlicher Zeit entdeckt, sie stammenüberwiegend aus Norddeutschland, Jütland undSkandinavien. Sie geben wertvolle Aufschlüsseüber Kleidung, Ernährung und Gesundheitszu-stand der damaligen Bevölkerung sowie über dieUrsachen und Motive der Versenkung im Moor.
Knochenwerkzeuge
Etwa 17 000 v. Chr. erfand der Mensch die Nadelmit Öhr und etwas später, um 13 000 v. Chr., dieHarpune – beides gefertigt aus Tierknochen. Dawar er mit diesem Werkstoff allerdings schon bes-tens vertraut, denn bereits vor 1,9 Millionen Jahrenverwendeten ihn seine Vorfahren in Olduvai undim Tal des Omo (Ostafrika).Eine regelrechte Knochenindustrie bildete sich imJungpaläolithikum aus, die ganz modern auf eineStandardisierung der Formen setzte. Damit einherging auch eine räumliche Differenzierung der Ar-beitsbereiche, wie die Ausgrabungen eines Lager-platzes in Mezine (Ukraine) zeigen, der vor etwa20 000 Jahren bewohnt war. Die Bodenfläche die-ses Lagers weist klar unterschiedene Bezirke fürdas Zerlegen der Jagdbeute, die Bearbeitung derFeuersteine und auch der Knochen auf. Mit Boh-rer und Stichel durchlöcherten die frühen Men-schen Häute, um sie mit Lederriemen zu Klei-dungsstücken zu fügen. Dabei wurden auchdurchbohrte Knochenplättchen zur Zierde einge-arbeitet, wie der älteste Fund dieser Art zeigt, eine25 000 Jahre alte Hose aus einem Grab im russi-schen Songir.
20 Schlüsseldatender Archäologie
1748 Erste systematische Grabungen in Pompeji(Italien)
1799 Fund des Steins von Rosette (Ägypten)1822 Jean-François Champollion entziffert die
Hieroglyphen.1837 Henry Rawlinson gelingt die Entzifferung
der Keilschrift.1845 Austen H. Layard gräbt in Nimrud (Irak) die
assyrische Stadt Kalach aus.1851 Austen H. Layard legt den Palast des Sanhe-
rib in Ninive (Irak) frei.1851 Auguste Mariette legt das Serapeum in Sak-
kara (Ägypten) frei.1871 Heinrich Schliemann findet Homers Troja
(Türkei).1876 Heinrich Schliemann entdeckt die Königs-
gräber von Mykene (Griechenland).1879 Don Marcelino de Sautuola entdeckt die
prähistorischen Felsmalereien von Altami-ra (Spanien).
1883 Gaston Maspero beginnt mit der Freile-gung des Tempels von Luxor (Ägypten).
1899 Beginn einer systematischen Grabungs-kampagne in Babylon (Irak) unter Leitungvon Robert Koldewey
1900 Arthur J. Evans beginnt mit den Ausgrabun-gen und der teilweisen Rekonstruktion desPalastes von Knossos auf Kreta (Griechen-land).
Versunkene Stadt Herakleion gefunden
Im Juni 2000 entdeckte der französische Unter-wasserarchäologe Franck Goddio durch den Ein-satz modernster Vermessungstechnologie 6 kmvor der ägyptischen Mittelmeerküste bei Abukirdie gut erhaltenen Ruinen der versunkenen StadtHerakleion. Zu den Funden gehören bis zu 7 mhohe Statuen von Pharaonen, Sarkophage undSchreine. Herakleion war bis zur Gründung Alex-andrias 331 v. Chr. die wichtigste HafenstadtÄgyptens.
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Archäologie
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1911 Hiram Bingham entdeckt die Inka-FestungMachu Picchu (Peru).
1922 Howard Carter öffnet das fast unversehrteGrab Tutanchamuns (Ägypten).
1927 Leonard Wooley findet die Königsgräbervon Ur (Irak).
1940 Kinder entdecken paläolithische Felsbilderin der Höhle von Lascaux (Frankreich).
1958 James Mellaart beginnt mit der Ausgrabungder frühneolithischen Großsiedlung ÇatalHüyük (Türkei).
1975 Bei Ausgrabungen in der Provinz Shaanxistoßen Archäologen auf die Terrakottaar-mee des ersten chinesischen Kaisers QinShi Huangdi, die mehr als 7000 Tonsoldatenumfasst.
1998 Französische Unterwasserarchäologen ent-decken bei der Ausgrabung des antiken Ha-fens von Alexandria (Ägyten) den Palastvon Kleopatra.
Gräber
Für die archäologische Forschung sind Gräber vonbesonderer Bedeutung. Einerseits zählen Grabmo-numente zu den bedeutendsten kultischen Bau-denkmälern; zwei der sieben Weltwunder – die Py-
ramiden von Giseh und das Mausoleum in Halikar-nassos – sind Grabstätten. Andererseits stammenviele der berühmtesten archäologischen Fundstü-cke aus Gräbern. Funde von Grabbeigaben stellenoftmals die wichtigste, manchmal die einzige Quel-le zur Erforschung von Religion und Gesellschafts-struktur in Vor- und Frühgeschichte dar. Der Typusder Gräber ist zum Teil namengebend für frühge-schichtliche Kulturen (z. B. Hügelgräberkultur, Ur-nenfeldkultur). Auch für die Kulturgeschichte derNeuzeit geben Gräber wichtige Aufschlüsse.Brandgrab: vorgeschichtliches Grab zur Beiset-zung verbrannter Überreste von Toten in Urnen. Beider Brandgrube wurde der Leichenbrand mit Beiga-ben in eine ausgehobene Vertiefung geschüttet.Dolmen: aus 4–6 senkrecht aufgestellten Trag-und 1–2 Decksteinen erbaute vorgeschichtlicheGrabkammer, oft unter einem Rund- oder Langhü-gel; v. a. in Westeuropa und Nordeuropa verbreite-ter Grabtyp der Megalithkulturen.Felsengräber: natürliche oder künstlich ausge-hauene Felshöhlen, die als Begräbnisstätte dientenund wie andere Grabformen als Wohnung der To-ten verstanden wurden. Bekannt sind u. a. dieägyptischen Felsengräber im Tal der Könige, diephönikischen Felsengräber von Byblos und die Fel-sengräber der Nabatäer in Petra. Aus Altamerika
Vorgeschichtliche Zeiträume Mitteleuropas
Haupt- Unterstufen Klima Zeit wichtige Erscheinungenperioden (v. Chr.)
Steinzeit Altsteinzeit Günzeiszeit 1 Mio. Auftreten des Frühmenschen (Homo erectus);(Paläolithikum) Gebrauch von Geröllgeräten, Nutzung des Feuers
Mindeleiszeit 600 000 Auftreten des Heidelbergmenschen;Entwicklung des Faustkeils
300 000 Auftreten des AltmenschenRißeiszeit 200 000 (Neandertaler, Steinheimmensch)
60 000 vielfältige SteingeräteWürmeiszeit 40 000 Auftreten des Jetzt-Menschen (Homo sapiens
sapiens); höher entwickelte JägerkulturenMittelsteinzeit 8000 nacheiszeitliche Klimaveränderung(Mesolithikum)Jungsteinzeit 5000 Sesshaftwerdung des Menschen; Ackerbau und(Neolithikum) Viehzucht; Errichtung von Großsteinbauten
(Megalithkulturen)
Bronzezeit Frühe Bronzezeit 1800 Aufkommen streng gegliederter Gemeinwesen mithohem Spezialisierungsgrad
Mittlere Bronzezeit 1500 Totenbestattung v. a. in HügelgräbernJüngere Bronzezeit 1200 Totenbestattung v. a. in Urnen (Urnenfelderkulturen)
Eisenzeit Hallstattzeit 700 Beginn der Eisengewinnung und -verarbeitung
La-Tène-Zeit 500 Entstehung erster stadtartiger Siedlungenin Mitteleuropa, v. a. im keltischen Kulturbereich
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Archäologie
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Archäometrie II:Naturwissenschaftliche Datierungsmethoden in der Archäologie
Methode Grundlagen Datierungsobjekte Anwendung aufKalium-Argon- radioaktiver Zerfall Basalt, vulkanische Objekte in VerbindungMethode von 40K in 40Ar Aschen und Gläser mit vulkanischen
Ereignissen
Uran-Thorium- Störungen des Gleichgewichts Kalksedimente, Objekte in VerbindungUngleichgewichts- innerhalb der radioaktiven Vulkanite, Torf mit sedimentären odermethoden Zerfallsreihen von U und Th vulkanischen Ereignissen
Knochen, Zähne, FossilfundeMolluskenschalen
Schlacken, Bleilegierungen metallurgische Artefakte
Radiokarbon- Zerfall von radioaktivem 14C Holz und Holzkohle, Samen- alle organischen Artefakte,methode in organischen Kohlenstoff- körner, Pollen und Sporen, Fossilfunde, Heiz- und(14C-Methode) verbindungen Knochen und Horn, Papier, Brennmaterial, Nahrungs-
Textilien, Mörtel, mittel, Keramik- undKalkablagerungen Verhüttungsartefakte,
Felsmalereien, Steingeräte
Spaltspuren- Störungen in Kristallgittern Basalt, vulkanische Gläser Objekte in Verbindung mitmethode durch Spaltung von 238U vulkanischen Ereignissen
Steinwerkzeuge, Schlacken, Glas-, Keramik- und Ver-künstliche Gläser hüttungsartefakte, durch
Feuer erhitzte Steine undSteinwerkzeuge
Thermolumines- zeitlicher Aufbau von Vulkanite, Löss, Sedimente Objekte in Verbindung mitzenzmethode (TL) Strahlungsdefekten in vulkanischen oder
Kristallgittern sedimentären Ereignissen
Schlacken, Steinwerk- Keramik- und Verhüttungs-zeuge, gebrannter Ton artefakte, durch Feuer
erhitzte Steine und Stein-werkzeuge
Elektronenspin- zeitlicher Aufbau von Knochen, Zähne, Fossilfunde, Tropfsteine,resonanz-Methode Strahlungsdefekten in Molluskenschalen Steinwerkzeuge(ESR) Kristallgittern Kalksinter, Feuerstein
Archäo- und Paläo- Umkehr des Erdmagnetfeldes Vulkan- und Sediment- Objekte in Verbindung mitmagnetismus gesteine, Löss vulkanischen oder
sedimentären Ereignissen
gebrannte Erden oder Tone Öfen, Ziegel, Keramik
Dendrochronologie jahreszeitliche Variation der Holz fossile Baumstämme,Wachstumsringe von Bäumen Bauholz, Holzartefakte
Warvenchronologie jahreszeitliche Variation glaziale Sedimente Objekte in Verbindung mitder Ablagerungsbedingungen sedimentären Ereignissenbei Sedimenten
Sauerstoffisotopie klimabedingte Variation der Fossilien, Sedimente Fossilfunde, Objekte18O/16O-Verhältnisse in Verbindung mit
sedimentären Ereignissen
Pollenanalyse klima- und vegetations- Sedimente, Torf Objekte in Verbindung mitbedingte Variation in der sedimentären EreignissenPollenpopulation
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sind v. a. die monumentalen Felsengräber von Tier-radentro berühmt.Fürstengräber (Adelsgräber, Königsgräber): vor-und frühgeschichtliche Gräber, die sich durch ihreLage, ihren Aufbau (oft besonders hohe Hügel,mächtige Grabkammern, sorgfältige Einbauten)und ungewöhnlichen Beigabenreichtum deutlichvon den übrigen Bestattungen gleicher Kulturzu-gehörigkeit abheben und dadurch die besondershohe soziale Stellung des Verstorbenen zum Aus-druck bringen (z. B. in Mykene).Hügelgräber (Tumuli, Cairn): meist kreisrunde vor-und frühgeschichtliche Gräber mit einer Aufschüt-tung von Erde oder Steinen, in Mitteleuropa verbreitetvon der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit, in Nordeuro-pa bis in die Wikingerzeit. Die Hügelgräber enthaltenje nach Zeit, Kultur und sozialer Stellung des Bestat-teten oft kunstvolle Einbauten und Sargformen.Katakombe: unterirdische Begräbnisanlage derersten Christen im Mittelmeerraum. In ausge-dehnten, sich labyrinthisch verzweigenden, oftmehrgeschossigen Gängen wurden die Verstorbe-nen in Grabnischen beigesetzt.Kenotaph: Leer- oder Scheingrab; zum Gedächt-nis an einen Toten, der nicht oder nur an andererStelle begraben werden konnte.Krypta: unterirdischer Grabraum in den früh-christlichen Katakomben.
Kurgan: Hügelgrab der Kupferzeit in Osteuropaund Westasien, besonders das der Skythen. Kurga-ne bestehen aus einer in die Erde eingelassenenGrabkammer aus Holz oder Stein, über der ein Erd-hügel aufgeschüttet wurde.Mastaba: frei stehender, flacher ägyptischer Grab-bau seit der 1. Dynastie, mit rechteckigem Grund-riss und schräg anstehenden Seiten; in der Früh-zeit aus Ziegeln, später aus Steinquadern.Megalithgräber (Großsteingräber, Hünengräber):aus großen Steinblöcken errichtete, ursprünglichmit einem Erdhügel überdeckte vorgeschichtlicheGrabbauten. Hauptformen sind der Dolmen unddas Ganggrab, die in den Boden eingetiefte Galériecouverte (»Galeriegrab«; langer, abgedeckter, stei-nerner Gang) und das mit dieser nahe verwandteSteinkistengrab. Auch die westeuropäischen Kup-pelgräber sind Megalithgräber.Nekropole: eine große Begräbnisanlage der Anti-ke, die wie eine Stadt angeordnet war (Grabhäuser,Straßen, Gänge); auch übertragen auf vor- undfrühgeschichtliche Gräberfelder.Pyramiden: monumentale Grabanlagen deraltägyptischen Könige mit quadratischer Grund-fläche und dreieckigen, spitz zulaufenden Seiten.Schachtgrab: Grabstätte mit einem senkrechtenGrubenschacht für den Sarg und einer Zugangsram-pe; verbreitet in China bis zum 1. Jahrhundert v. Chr.Schiffsgrab: im vor- und frühgeschichtlichenNordeuropa die Beisetzung von Toten in häufigDie Nekropole von Baharija
Es begann wie so oft in der Geschichte der Ar-chäologie: Irgendjemand – in diesem Fall derEsel eines Tempelwächters - bricht in den Bodenein und es werden erstaunliche Dinge entdeckt.So geschah es 1996 in der Oase Baharija in derägyptischen Wüste. Der Esel hatte den Weg zuden unterirdischen Gewölben einer riesigen Ne-kropole gewiesen, in der von 330 v. Chr. bis ins4. Jh. n. Chr. nach Schätzungen bis zu 10 000 To-te beerdigt worden waren. 1998 wurde eine ersteGroßgrabung unternommen, die kostbarenSchmuck, Münzen, tönerne Sarkophage, Mumienund Goldmasken zum Vorschein brachten. Eszeigte sich, dass kein Grabräuber jemals die To-tenstadt betreten hatte. Seit November 1999 isteine Reihe von Prunkgräbern und Ruinen der Öf-fentlichkeit zugänglich gemacht.
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Schnitt durch die Cheopspyramide bei Giseh;1 Eingang an der Nordseite, 2 älteste, unvollendeteGrabkammer, 3 kleine Grabkammer mit unvollen-deten Luftschächten, 4 »Große Galerie« mit 8,50 mhohem Kragsteingewölbe, 5 ursprünglich für dieGrabkammer angelegter Luftschacht, 6 spätererLuftschacht der 5,80 m hohen Grabkammer,7 Sarkophag und vier Entlastungsräume
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prunkvoll ausgestatteten Segelbooten (Bootgrä-ber) bzw. seit der jüngeren Bronzezeit bis zur Wi-kingerzeit in Südskandinavien schiffsförmigeSteinsetzungen um normale Gräber herum.Steinkistengräber: im nördlichen Asien verbrei-tete unterirdische Megalithgräber mit seitlicherSteinauskleidung und Steinplattendecke.Tholosgräber (Kuppelgräber): Grabstätten mit ei-ner bienenkorbartig ausgestalteten Kuppel, z. B. inMykene und im minoischen Kreta.Wagengrab: Bestattungsform v. a. der Bronze-und Eisenzeit in Mittel- und Westeuropa, bei derdem Toten neben reichen Beigaben auch ein Wa-gen mit ins Grab gegeben wurde.
Goldfund von Eberswalde
Der Goldfund von Eberswalde gehört zu den größ-ten und bedeutendsten Entdeckungen der Bronze-zeit in Mitteleuropa. Bei Ausschachtungsarbeitenzu einem Wohnhaus stießen Arbeiter am 16. 5. 1913in 1 m Tiefe auf ein bauchiges Tongefäß, das achtgoldene Schalen enthielt, in denen sich wiederum
73 weitere Goldgegenstände fanden: Hals- undArmringe, Barren und Drähte. Vermutlich handeltes sich bei dem 2,5 kg schweren, aus dem 10./9. Jahr-hundert v. Chr. stammenden Hortfund um das De-pot eines Händlers. Der nach seiner Bergung imBerliner Museum für Vor- und Frühgeschichte ein-gelagerte Fund verschwand zusammen mit dem»Schatz des Priamos« während der Kriegswirren1945 und galt seitdem als verschollen. Erst vor Kur-zem wurde bekannt, dass er sich im MoskauerPuschkin-Museum befindet; man bemüht sich seit-dem um die Rückführung nach Deutschland.
Berühmte archäologischeFund- und Ausgrabungsstätten
von A bis Z
(Auswahl; die von der UNESCO als Weltkulturerbeausgewiesenen Stätten sind fett hervorgehoben)
A: Abu Simbel (Ägypten), Ägina (Griechenland),Agrigent (Italien: Griechen, Phöniker), Amar-na (Ägypten), Anyang (China), Assur (Irak),
17 berühmte archäologische Fundstücke
Jahr Name Entstehung Fundort/Finder1506 Laokoon-Gruppe 1. Jh. n. Chr Rom
1799 Stein von Rosette 2. Jh. v. Chr. Rosette (Ägypten)
1820 Venus von Milo um 130/120 v. Chr. Melos (Griechenland)(Aphrodite von Melos)
1850 Ehepaarsarkophag von Caere um 530 v. Chr. Cerveteri (nordwestlich von Rom)/M. Campana
1873 Schatz des Priamos 2300 v. Chr. Hissarlik (Türkei)/H. Schliemann
1876 Maske des Agamemnon um 1500 v. Chr. Mykene (Griechenland)/H. Schliemann
1878 Pergamonaltar um 160 v. Chr. Bergama (Türkei)/C. Humann
1902 Codex Hammurapi 18. Jh. v. Chr. Susa (Iran)
1902 Sonnenwagen von Trundholm 14. Jh. v. Chr. Trundholm (Seeland, Dänemark)
1908 Venus von Willendorf 30 000–20 000 v. Chr. Willendorf in der Wachau (Österreich)
1912 Büste der Nofretete 14. Jh. v. Chr. Tell el-Amarna (Ägypten)/L. Borchardt
1916 Apollo von Veji Ende 6. Jh. v. Chr. Veji (nördlich von Rom)
1922 Goldmaske des Tutanchamun um 1340 v. Chr. Tal der Könige (bei Luxor, Ägypten)/H. Carter
1968 Jade-Prinz Liu Sheng 2. Jh. v. Chr. Mancheng (Provinz Hebei, China)
1972 Krieger von Riace um 460 v. Chr. Riace (Kalabrien, Italien)
1999 Himmelsscheibe von Nebra um 1600 v. Chr. Nebra (Sachsen-Anhalt)
2008 Venus vom Hohle Fels um 33 000 v. Chr. Schwäbische Alb (Baden-Württemberg)
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Alaça Hüyük (Türkei: Hethiter), Altamira (Spa-nien: Altsteinzeit), Arles (Frankreich: Römer)
B: Babylon (Irak: Babylonier, Perser), Baalbek(Libanon: Griechen, Römer), Byblos (Libanon:Phöniker), Bogazkale (Türkei: Hethiter), Bo-nampak (Mexiko: Maya)
C: Çatal Hüyük (Türkei: Jungsteinzeit), Cerveteri(Italien: Etrusker), Chan Chan (Peru: präko-lumbisch), Chichén Itzá (Mexiko: Maya, Tolte-ken), Choiro Khoitia (Zypern: Jungsteinzeit),Copán (Honduras: Maya), Cuzco (Peru: Inka),Cumae (Italien: Griechen, Römer)
D: Dahschur (Ägypten), Dambulla (Sri Lanka),Delos (Griechenland), Delphi (Griechenland),Dendera (Ägypten)
E: El Tajin (Mexiko: Totonaken, Maya), Eleusis(Griechenland), Ephesos (Türkei: Griechen), Epi-dauros (Griechenland), Eridu (Irak: Babylonier)
F: Federsee (Deutschland: Jungsteinzeit, Bronze-zeit)
G: Giseh (Ägypten)H: Hadrianswall (Großbritannien: Römer), Hali-
karnossos (Türkei: Griechen), Hallstatt (Ös-terreich: Eisenzeit), Harappa (Pakistan: Inder),Hatra (Irak: Parther), Herculaneum (Italien:Römer), Heuneburg (Deutschland: Kelten),Hochdorf (Deutschland: Eisenzeit)
I: Idfu (Ägypten), Izmir (Türkei: Griechen),J: Jericho (Israel: Jungsteinzeit, Juden), Jerusa-
lem (Israel)K: Kalach (Irak: Assyrer), Karatepe (Türkei: He-
thiter), Karkemisch (Türkei: Hethiter), Kartha-go (Tunesien: Phöniker), Kerkuane (Tunesien:Phöniker), Knossos (Griechenland), Korinth(Griechenland), Kyrene (Libyen: Griechen, Rö-mer)
L: Lagasch (Irak: Sumerer), Lascaux (Frankreich:Altsteinzeit), Lintong (China)
M: Machu Picchu (Peru), Malta ( Jungsteinzeit),Masada (Israel), Memphis (Ägypten), Milet(Türkei: Griechen), Mohenjo Daro (Pakistan:Inder), Mykene (Griechenland)
N: Nazca (Peru: präkolumbisch), Nîmes (Frank-reich), Ninive (Irak: Assyrer)
O: Olympia (Griechenland), Orange (Frankreich:Römer), Ostia (Italien: Römer)
P: Paestum (Italien: Griechen, Römer), Palen-que (Mexiko: Maya), Pergamon (Türkei: Grie-chen), Persepolis (Iran: Perser), Petra ( Jorda-nien: Nabatäer), Phaistos (Griechenland), Phi-lae (Ägypten), Pompeji (Italien: Römer), Pula(Kroatien: Römer)
Q: Quiriguá (Guatemala: Maya), Qumran(Israel)
R: Rhodos (Griechenland), Rom (Italien:Römer)
S: Saalburg (Deutschland: Römer, Germanen),Sabratha (Libyen: Phöniker), Sakkara (Ägyp-ten), Samos (Griechenland), Samothrake(Griechenland), Selinunt (Italien: Griechen),Sidon (Libanon: Phöniker), Simbabwe (Sim-babwe), Stonehenge (Großbritannien: Jung-steinzeit), Susa (Iran: Elamiter, Sumerer), Syra-kus (Italien: Griechen)
T: Tarquinia (Italien: Etrusker), Teotihuacan(Mexiko: präkolumbisch), Theben (Ägypten),Thera (Griechenland), Tikal (Guatemala:
Stonehenge
Um 2500 v.Chr. wurde der Bau der Anlage mit ei-nem kreisförmigen Graben von etwa 115m Durch-messer begonnen. In der zweiten Phase (2000v.Chr.) errichtete man einen Doppelkreis aus 80je etwa 2 Tonnen schweren Steinen. Diese Steinewurden auf Flößen aus dem etwa 200km entfern-ten Wales herangeschafft. Die dritte Phase (etwa1700–1300 v.Chr.) war die schwierigste: 30 Sand-steinblöcke, im Mittel 25 Tonnen schwer, wurdenin einem weiten Kreis aufgestellt und mit steiner-nen Querbalken versehen. In der Mitte wurdendrei noch größere Steinpaare mit quer darauf lie-genden Decksteinen aufgerichtet. Das Zentrumder Anlage bildete ein Altarstein. Die riesigen Stei-ne des innersten Ringes wurden wahrscheinlich30km weit über Eichenstämme transportiert – da-bei mussten wohl 1000 Arbeiter helfen, die hiel-ten, schoben, den Weg ebneten und die schwerenRundhölzer von hinten nach vorne schafften. DieSteingiganten richtete man am Ziel auf, indemman am Fuß eine Grube aushob, die Steine überGestelle mit Hebeln und Seilen hochzog und in dieGrube gleiten ließ, sodass sie stehen blieben – eingewaltiger Kraftakt. Soviel man heute auch überdie Errichtung weiß, die genaue kultische Bedeu-tung der Anlage liegt noch immer im Dunkeln.
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Maya); Tiryns (Griechenland), Trier (Deutsch-land: Römer), Troja (Türkei: Griechen), Tyros(Libanon: Phöniker)
U: Ur (Irak: Babylonier), Uruk (Irak: Sumerer)V: Veji (Italien: Etrusker)W: Willendorf (Österreich: Jungsteinzeit)X: Xanten (Deutschland: Römer), Xanthos (Tür-
kei: Lyker, Griechen), Xi'an (China), Xochimil-ko (Mexiko: Azteken)
Y: Yaxchilan (Mexiko: Maya)Z: Zincirli (Türkei: Hethiter)
In der Geschichte der Archäologie spielten bis zum20. Jahrhundert passionierte Außenseiter einewichtige Rolle. So ist es nicht verwunderlich, dasseinige bedeutende Entdeckungen von einemAbenteurer, einem Diplomaten oder einem Kauf-mann gemacht wurden.
10 bedeutende Ausgräber undihre Entdeckungen
Giovanni Battista Belzoni, italienischer Abenteu-rer und Ausgräber (*1778, †1823)Ägypten: Grab Sethos' I. im Tal der Könige, Ein-gang der Chefren-Pyramide in GisehLudwig Borchardt, deutscher Archäologe (*1855,†1925)Irak: Assur, BabylonÄgypten: Büste der Nofretete in Tell al-AmarnaPaul Émile Botta, französischer Arzt und Diplo-mat (*1802, †1870)Irak: NiniveJohann Ludwig Burckhardt, Schweizer Orient-und Afrikaforscher (*1784, †1817)Jordanien: die nabatäische Hauptstadt PetraÄgypten: die Tempel von Abu SimbelHoward Carter, britischer Archäologe (*1873,†1939)Ägypten: Grab des TutanchamunSir Arthur John Evans, britischer Archäologe(1851, †1941)Griechenland: Palast des Minos in KnossosCarl Humann, deutscher Ingenieur und Ausgräber(*1839, †1896)Türkei: PergamonaltarRobert Koldewey, deutscher Archäologe (*1855,†1925)
Irak: die Städte Babylon und AssurAuguste Mariette, französischer Ägyptologe(*1821, †1881)Ägypten: Sphinxallee und Serapeion in SakkaraHeinrich Schliemann, deutscher Kaufmann(*1822, †1890)Türkei: TrojaGriechenland: Mykene, Tiryns
Venusstatuetten
Als die Ausgrabungen prähistorischer Siedlungs-plätze immer mehr Frauenstatuetten aus Ton,Kalkstein und Elfenbein ans Tageslicht brachten,standen die Archäologen vor einem Rätsel, denndiese »Venusstatuetten« aus der Altsteinzeit hat-ten alle die Überbetonung von Gesäß und Brüstengemeinsam. Manche Forscher sahen eine Parallelezur Fettsteißigkeit der Khoisanfrauen im südli-chen Afrika und vermuteten verwandtschaftlicheBeziehungen der europäischen altsteinzeitlichenMenschen mit den Negroiden. Diese Frauenstatu-etten sind aber wohl nicht als naturgetreue Abbil-dungen unserer Vorfahren zu begreifen; eher wer-den sie kultischen Zwecken gedient haben. Gera-de die deutlich betonten weiblichen Formen sindHinweis auf einen von Frankreich bis Sibirien rei-chenden Fruchtbarkeitskult. Die »Venus von Wil-lendorf« ist das bekannteste Beispiel der Venus-statuetten aus der jüngeren Altsteinzeit. Sie ent-stand zwischen 30 000 und 20 000 v. Chr undbefindet sich heute im Wiener NaturhistorischenMuseum.
Die sieben Weltwunder
Die Liste von sieben antiken Bau- und Kunstwer-ken, die durch ihre Größe und Pracht he-rausragten und von denen heute nur noch die Py-ramiden von Giseh erhalten sind, wurde wohl im3. Jahrhundert v. Chr. erstmals zusammengestellt:die Pyramiden von Giseh, die hängenden Gärtender Semiramis in Babylon, der Tempel der Arte-mis in Ephesos, das Kultbild des olympischenZeus von Phidias, das Mausoleum in Halikarnas-sos, der Koloss von Rhodos und der Leuchtturmauf der Insel Pharos.
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15 bedeutende Funde undEntdeckungen
Achet-Aton (Amarna)Nachdem ägyptische Grabräuber 1886 im Ruinen-feld Tell el-Amarna Hunderte babylonische Keil-schrifttexte – die an die Pharaonen Amenophis III.und Echnaton gesandten »Amarnabriefe« – ent-deckt und in Umlauf gebracht haben, beginnt derbritische Archäologe Flinders Petrie 1892 mit ers-ten wissenschaftlichen Untersuchungen des Ge-biets. Von dem, was elf Jahre lang Achet-Aton, dieStadt des Ketzerkönigs Echnaton (1364–1347 v.Chr.), gewesen war, ist nur wenig geblieben; erhal-ten sind vor allem Gräber mit herrlichen Wandma-lereien. Den eindrucksvollsten Fund macht zwei-fellos der deutsche Archäologe Ludwig Borchardt,der 1912 die Kalksteinbüste der Nofretete findet.
Çatal Hüyük50 km südlich von Konya im Inneren Anatoliensentdeckt der britische Archäologe James Mellaart1958 in der Nähe der Straßengabelung Çatal Hüy-ük einen gewaltigen Ruinenhügel. Erste Grabun-gen fördern luftgetrocknete Ziegel, Keramikscher-ben, Geräte und Waffen aus Obsidian zutage; sieweisen auf eine frühneolithische Großsiedlunghin, die wohl zwischen 6500 v. Chr. und 5600 v. Chr.bewohnt war. Der Name der hoch entwickeltenStadt ist unbekannt, über ihre etwa 10 000 Einwoh-ner aber wissen wir, dass sie Ackerbauern, Vieh-züchter, Handwerker und Kaufleute waren, ihreToten ehrenvoll bestatteten und sie mit Grabbei-gaben für das Jenseits versorgten.
Caere (Cerveteri)Am Rand des Ortes Cerveteri 40 km nordwestlichvon Rom entdecken der Priester Regolini und derGeneral Galassi im Jahr 1836 ein um 675 v. Chr. an-gelegtes Etruskergrab mit reichem Goldschmuck.1850 findet der Marquis Campana auf dem nahegelegenen Monte Abetone in einer Grabkammerden heute weltbekannten Sarkophag aus der Zeitum 530 v. Chr., der ein Ehepaar auf dem Totenbettdarstellt. 1911 beginnt dann auf dem Plateau Ban-ditaccia die systematische Freilegung einer riesi-gen Nekropole, die zu der wohl bedeutendstenEtruskerstadt Caere (gegründet im 8. Jahrhundertv. Chr.) gehört. Die Totenstadt verfügt über Stra-ßen, Plätze und Gräberviertel; 200 000 Gräber wer-den hier vermutet.
HochdorfEine Hausfrau aus Hochdorf an der Enz macht sichschon lange Gedanken über einen unscheinbaren,mit Steinen durchsetzten Hügel in einem Maisfeld.Diese Gedanken teilt sie 1978 Archäologen desLandesdenkmalamts Baden-Württemberg mit, diediesem Hinweis nachgehen – sie legen in der Folgedas vollständig erhaltene Grab eines keltischenFürsten aus der Zeit um 500 v. Chr. frei. Das goldge-schmückte, mit kariertem Tuch und goldenenSchnabelschuhen bekleidete Skelett des Fürstenruhte auf einer bronzenen Bettstatt, deren Beineacht weibliche Figuren auf drehbaren Rädern bil-deten. Neben ihm lag das Herrschaftssymbol, einEisendolch mit goldplattiertem Griff und goldenerScheide. Ein vierrädriger, mit Eisenblech überzoge-ner Wagen, ein Bronzekessel und eine Schale ausElektron vervollständigen die Ausrüstung fürs Jen-seits.
Hatussa (Bogazkale)Seit 3000 Jahren ist das indogermanische Hethiter-reich vergessen, nachdem es um 1200 v. Chr. in ei-ner Völkerwanderungskatastrophe untergegan-gen war, als der französische Reisende und Archäo-loge Charles Texier 1834 auf der Suche nach derantiken Stadt Tavium nahe des kleinasiatischenDorfes Bogazkale auf Ruinen einer riesigen, von ei-ner Mauer umgebenen Stadtanlage stößt. Wenigspäter entdeckt er nahebei das Felsheiligtum, dasheute Yaz ´y ll´y kaya heißt. Die gefundenen Mo-numente und Inschriften erweisen sich als histo-
Pharos
Der Leuchtturm auf der Insel Pharos bei derägyptischen Hafenstadt Alexandria wurde 299–277 v. Chr. von dem griechischen ArchitektenSostratos von Knidos als achteckiges, 136 m ho-hes Bauwerk errichtet. Das Leuchtfeuer warüber 55 km weit zu sehen. 1995 konnte der fran-zösische Archäologe Jean-Yves Empereur ausdem Hafenbecken Alexandrias Blöcke des 1303und 1326 bei Erdbeben zerstörten Leuchtturmsbergen.
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risch nicht zuordenbar. Erst 1880 kommt der briti-sche Archäologe Archibald Henry Sayce zu demSchluss, dass es sich bei dem Volk um die in der Bi-bel erwähnten Hethiter handeln muss, und es dau-ert noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bisdie Stadt als Hattusa, Hauptstadt des Hethiter-reichs, identifiziert wird.
KaratepeDem Hinweis eines türkischen Lehrers folgendentdeckt der deutsche Archäologe Helmuth Bos-sert 1946 auf dem Hügel von Karatepe in der Süd-türkei einige hethitische Orthostaten. Die ein Jahrspäter beginnenden Ausgrabungen legen die Rui-nen einer späthethitischen Stadtanlage mit Mauerund Palast aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. frei, in de-nen Bossert eine Bilingue, eine gleichlautende In-schrift in phönikischer und hethitischer Sprache,findet. Sie liefert den Schlüssel zur Entzifferungder hethitischen Hieroglyphen. Die Stadt mit Na-men Azitawaddija, eine Gründung des spät-hethitischen Königs Azitawadda, war wohl um 680v. Chr. von den Assyrern zerstört worden.
KnossosBereits Heinrich Schliemann vermutet, dass dersagenhafte Palast des Königs Minos bei Iraklionliegen müsse; 1878 kann der kretische KaufmannMinos Kalokairinos die Lage des alten Knossos be-stimmen. 1899/1900 beginnt der britische Archäo-loge Arthur J. Evans mit Ausgrabungen und wird sozum Entdecker der minoischen Kultur Kretas. DiePalastanlage, dem Mythos zufolge von Daidalos imAuftrag König Minos’ für den Menschen fressen-den Minotauros gebaut, entstand im 17./16. Jahr-hundert v. Chr. und wurde im 14. Jahrhundertv. Chr. durch eine Katastrophe unbekannter Artzerstört. Das Labyrinth des Minotaurus ist Schau-platz der Sage von Theseus und Ariadne.
MykeneAuch hier ist es Schliemann: 1876 entdeckt er, denAngaben des griechischen Schriftstellers Pausani-as folgend, in Mykene innerhalb des Burgwalls fünfGräber mit Skeletten, die übersät sind mit Goldund Juwelen und von Schliemann als Agamemnonund seine Gefährten angesehen werden. Die Fundezeigen bis dahin unbekannte künstlerische For-men: Die mykenische Kultur ist entdeckt.
Nimrud (Kalach)Folgt Schliemann bei der Entdeckung Trojas Homer,so lässt sich Austen Henry Layard von der Bibel lei-ten, die im 1. Buch Mose von Nimrud, dem gewalti-gen Jäger, erzählt. Am Ruinenhügel Nimrud bei Mo-sul (heute Irak) beginnt er 1845 zu graben und stößtfast sofort auf die mit Basreliefs verzierte Wandver-kleidung eines Palastgemachs. Nach und nach tre-ten die Mauern Kalachs zutage, der Hauptstadt As-syriens im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Layard glaubtzuerst, Ninive gefunden zu haben, doch klärt sichder Irrtum nach der Entzifferung der babylonischenKeilschrift durch Henry Rawlinson 1857 auf.
NiniveNinive, Hauptstadt des Assyrerreichs von 704 biszu ihrer Zerstörung durch Babylonier und Meder612 v. Chr., wird 1842 von dem französischen Arztund Diplomaten Paul Émile Botta aufgrund vonHinweisen eines alten Arabers in der Nähe vonMosul (heute Irak) entdeckt. Erste Ausgrabungenbringen Bilder, Reliefs, geflügelte Tier-Mensch-We-sen ans Tageslicht, wie man sie bis dahin nie gese-hen hatte. In der Folge findet man die Ruinen dervon einer doppelten Zinnenmauer geschütztenStadt, Königspaläste Sanheribs und Assurbanipalsmit herrlichen Wandreliefs, Torplastiken sowie ei-ne rund 5000 Keilschrifttafeln umfassende Biblio-thek. Die freigelegten Siedlungsschichten datierenbis ins 5. Jahrtausend v. Chr.
PetraDie 106 n. Chr. von den Römern eroberte Haupt-stadt des Nabatäerreichs im südlichen Jordanienist im Altertum ein wichtiger Knotenpunkt im Ka-rawanenverkehr der Seidenstraße, bis diese im 3.Jahrhundert nach Palmyra verlagert wird. Sie ver-fällt nach der Eroberung durch Beduinen 629/632und gerät in Vergessenheit, bis sie der SchweizerForschungsreisende Johann Ludwig Burckhardt1812 wiederentdeckt. Seit 1929 finden Grabungenstatt. Zeugen nabatäischer Kunst sind vor allemdie in die Felswände hineingehauenen über 600Grabanlagen des 1. und 2. Jahrhunderts mit ihrengemeißelten Fassaden.
Pompeji und HerculaneumAm Morgen des 24. 8. 79 vernichtet ein Ausbruchdes Vesuvs die blühenden Städte Pompeji und Her-
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culaneum. 1594 werden erste Spuren Pompejiswiedergefunden, ab 1738 wird die Stadt unsyste-matisch, seit 1860 systematisch ausgegraben. Ge-funden hat man u. a. Tempel, Amtsgebäude,Markthallen und Privathäuser sowie wunderschö-ne Mosaiken, Wandgemälde und Wandinschrif-ten, die Auskunft über Begebenheiten des tägli-chen Lebens geben. Herculaneum, unter einer biszu 20 m dicken Lavaschicht verborgen, wird1709/1738 wiederentdeckt. Die Grabungen, dieu. a. ein Theater, eine Bibliothek mit Papyrusrollensowie viele vorzüglich erhaltenen Häuser mit In-neneinrichtung erbrachten, dauern bis heute an.
Terrakottaarmee von LintongIm März 1974 stoßen Bauern östlich der Stadt Lin-tong in der Provinz Shaanxi beim Brunnenaus-schachten auf die monumentale Grabanlage desvon 221 bis 206 v. Chr. regierenden ersten Kaisersvon China, Qin Shi Huangdi. Bei den folgendenAusgrabungen finden Archäologen u. a. eine ausmehr als 7000 lebensgroßen und individuell gestal-teten Tonsoldaten bestehende Armee – Schutz fürden Herrscher, der vom Verlangen nach Unsterb-lichkeit besessen war.
TrojaDie älteste europäische Dichtung überhaupt, die»Ilias« des Homer, schildert eine Episode aus demzehnten Jahr des Trojanischen Kriegs. 1870–1873unternimmt es der deutsche Kaufmann HeinrichSchliemann, die historische Realität der StadtTroja nachzuweisen, und erfüllt sich damit einenKindheitstraum. Der von der Fachwelt oft ange-feindete Autodidakt identifiziert den Hügel vonHissarlik in Kleinasien als Stätte des antiken Tro-
ja und entdeckt bei seinen Ausgrabungen die Res-te von neun übereinanderliegenden Städten, de-ren zweite er (wohl fälschlich) für das Troja Ho-mers hält; überdies findet er den »Schatz des Pria-mos«.Nach der Wiederaufnahme der Ausgrabungen inden 1980er-Jahren stoßen Tübinger Archäologen1992 auf eine ausgedehnte Unterstadt unterhalbder Akropolis Trojas. 2009 wird in unmittelbarerNähe zu dem Graben, der die Unterstadt als Vertei-digungsanlage umschlossen hatte, ein Doppelgrabaus der Spätbronzezeit (1650–1200 v. Chr.) ent-deckt sowie eine Toranlage als Übergang über denVerteidigungsgraben freigelegt.
Troja: Rekonstruktion des Grundrisses von Troja II, VI und IX;Troja II: 1 Großes Megaron mit Vorhalle (2), 3 Hoftor, 4 Südwesttor mit Rampe,5 Südtor, 6 Südosttor; Troja VI: 7 Westtor (nachträglich geschlossen), 8 Haus derSäulen, 9 Südtor, 10 Osttor, 11 Nordostbastion mit Zisterne; Troja IX: 12 Tempelder Athena Ilias, 13 Heiligtum, 14 Odeion, 15 Buleuterion
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Rekonstruktion des Grundrisses von Troja
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