32 kultur in der regionsÜdkurier nr. 123 | … · dramaturgen an einem konzept. 2014 ist bregenz...

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Es war ein Überraschungscoup. Über die bevorstehende Präsentation des neuen Intendanten wurden nicht ein- mal die Freunde der Bregenzer Fest- spiele, die am Vorabend der Pressekon- ferenz ihre Generalversammlung ab- hielten, informiert. Roland Geyer, seit 2006 Intendant am Theater an der Wien, sei sein Wunschkandidat für die Nachfolge von David Pountney gewe- sen, sagte Festspielpräsident Günter Rhomberg bei der Vorstellung des neu- en Intendanten zufrieden lächelnd. Ro- land Geyer wechselt 2016 von Wien an den Bodensee, die künstlerische Lei- tung der Bregenzer Festspiele über- nimmt er schon 2015. David Pountney geht nach Wales. Geyer habe das Theater an der Wien innerhalb weniger Jahre zu einem füh- renden Opernhaus gemacht, von ihm könne man sich eine Weiterentwick- lung der Bregenzer Festspiele erwarten sowie wirtschaftlichen Erfolg, so Gün- ter Rhomberg. Mit Geyer habe er schon vor der Bestellung von David Pountney verhandelt, damals sei aber noch nichts aus den Gesprächen geworden. Die Neubestellung der Festspielintendanz wurde notwendig, da David Pountneys Vertrag ausläuft. Eine Wiederbestellung des Briten, der seit 2004 die Bregenzer Festspiele leitet, war aus rechtlichen Gründen nicht möglich, das öster- reichische Stellenbesetzungsgesetz schreibt eine Neuausschreibung vor. Pountney bewarb sich Ende 2010 neu. Seine Bewerbung wurde von Rhomberg über die Medien als „unerwünscht“ zu- rückgewiesen. Nach einem Sturm der Entrüstung einigte man sich in Bregenz auf einen Kompromiss, Pountney sollte bis 2015 bleiben. Alles schien wieder im Lot – bis Pountney bekanntgab, 2013 an die Nationaloper in Cardiff zu gehen. Eine neue Ausschreibung war nötig. „14 oder 15“ Kandidaten habe man ange- hört, berichtete Rhomberg, „darunter auch einige internationale Opernregis- seure“. Einen außer Haus tätigen Regis- seur wollte man aber nicht wieder. Rhomberg: „Wir brauchen eine starke Geschäftsführungspartnerschaft, wir brauchen vier Augen und vier Hände.“ Ein Seitenhieb gegen Pountney, den Rhomberg gerne öfter in Bregenz gese- hen hätte. Geyer wird nach Bregenz übersiedeln, „für zehn Jahre oder für immer“. Schon ab 2012 berät er auf Werkver- tragsbasis, 2015 übernimmt er dann die künstlerische Leitung, am 1. Januar 2016 beginnt seine Tätigkeit als künstle- rischer Geschäftsführer. Seinen Vertrag am Theater an der Wien, der bis Som- mer 2016 läuft, werde er einhalten, ver- sicherte Geyer. Die Doppelbelastung nehme er gerne in Kauf. Er schlafe nur sechs Stunden, da blieben 18 Stunden für Kunst und Kultur, darunter einige für Bregenz, rechnete der gelernte Ma- thematiker vor. Ziele für die Bregenzer Festspiele wollte Geyer noch keine nennen. Was ihm aber auffalle, sei die starke Präsenz der Seeoper: „Man nimmt das Auge wahr, aber nicht das ganze Gesicht.“ Sei- ne Idee: „Seeoper, Hausoper und was sonst noch kommt, ob Konzerte oder Schauspiel, sollen zu einem Ganzen werden.“ Er arbeite bereits mit einem Dramaturgen an einem Konzept. 2014 ist Bregenz ohne Intendanten, da sich David Pountney 2013 nach Cardiff ver- abschiedet und 2014 nur noch als Regis- seur von „Showboat“, dem Spiel auf dem See 2013 und 2014, in Bregenz sein wird. Eine Überbrückungslösung werde man, so Rhomberg, Ende dieser Saison bekanntgeben. Dann dürfte auch die Ablöse des Festspielpräsidenten, der aus Altersgründen aus dem Stiftungsrat scheiden muss, anstehen. Davon will Rhomberg aber noch nichts hören. Der Thronfolger steht fest David Pountney (links) verlässt die Bregenzer Festspiele 2013. Sein Nachfolger wird der Kulturmanager Roland Geyer. BILD: BREGENZER FESTSPIELE Der Wiener Kulturmanager Roland Geyer übernimmt die Leitung der Bregenzer Festspiele. David Pountney geht nach Wales VON JUTTA BERGER ................................................ zwischen Kunstlehrer in Ettenheim – entstehen vor allem Landschaften. Ein unverfängliches Thema, das zu keinem Konflikt mit den Nationalsozialisten führt. 1942 wird Otto Adam zum Kriegs- dienst eingezogen. Er wird in Frank- reich stationiert. Von Krieg und Leid ist in den Zeichnungen, die in seiner Mili- tärzeit entstehen, nichts zu sehen. Die NS-Herrschaft hat Adams künstleri- sche Entwicklung ausgebremst. Nach Kriegsende zeigt sich Adam experimen- tierfreudig wie nie. Intensiv setzt er sich mit der Kunst der Klassischen Moderne auseinander. Paul Cézanne, Henri Ma- tisse und Max Beckmann beeinflussen ihn nachhaltig. Paul Klee wird später ei- ne Rolle spielen. Die harten, kantigen Formen und kräftigen Konturen, mit denen Adam den Bahnhofsplatz in Zürich malt – das Bild ist im vierten Ausstellungsraum zu sehen –, verweisen deutlich auf Beck- 1950 malt Otto Adam einmal mehr seine Tochter Susanne. Das Portrait – es ist ei- nes der wenigen Bilder, die der Künstler datiert hat – entsteht in einer Zeit des Umbruchs. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei und Otto Adam wagt einen künstlerischen und beruflichen Neu- anfang. Seit zwei Jahren ist er als Zei- chenlehrer am Heinrich Suso-Gymna- sium in Konstanz tätig. Adam malt mehr denn je. Er hat viel nachzuholen. Erst etwas zögernd, dann zunehmend selbstbewusst beginnt er, sich von sei- nem bisherigen, noch sehr traditionel- lem Stil zu lösen. Otto Adam entdeckt die Farbe als Gestaltungselement. Schwarze Konturen kommen ins Spiel. In diesem Jahr wäre der 1973 verstor- bene Künstler 110 Jahre alt geworden. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz nutzt die Gelegenheit, sein Werk erstmals in einer umfassenden Gesamtschau zu präsentieren. Otto Adam gehört neben Hans Breinlinger, Sepp Biehler und Hans Sauerbruch zu den Malern, die die Konstanzer Kunst- szene nachhaltig geprägt haben. Land- schaften und Stillleben dominieren sein Werk. In der Ausstellung – rund 70 Werke aus allen Schaffensphasen wer- den gezeigt – kommt diese Dominanz nicht so deutlich zum Tragen. Die Bilder sind chronologisch gehängt. Der Groß- teil der ausgestellten Arbeiten stammt aus Privatbesitz und war bisher kaum bekannt. Und so wird der Gang durch die Ausstellung zu einer Entdeckungs- reise durch das Werk eines Künstlers, den viele Konstanzer noch als Lehrer in guter Erinnerung haben, über dessen Leben und künstlerischen Werdegang aber kaum etwas gewusst wurde. Dass sich das geändert hat, ist Amelie-Claire von Platen zu verdanken. Die Kunsthis- torikerin hat über Otto Adam promo- viert und in immenser Fleißarbeit ein Werkverzeichnis erstellt, das weit über 1100 Arbeiten Adams erfasst. Adam, 1901 in Konstanz geboren, lässt schon als Schüler künstlerisches Talent erkennen. Im ersten Ausstel- lungssaal finden sich einige Land- schaftsbilder aus diesen frühen Jahren. Von 1921 bis 1926 studiert er an der Kunstakademie Karlsruhe. Das Ölge- mälde eines kleinen Jungen im Matro- senanzug stammt aus dieser Zeit. Ein Bild, das deutlich Adams Begeisterung für den Impressionismus erkennen lässt. In den 1930er Jahren – Adam ist in- mann. Die Farbe beginnt sich zuneh- mend von ihrer abbildenden Funktion zu lösen. Diese Entwicklung deutet sich bereits in dem 1950 entstandenen Bild seiner Tochter Susanne an, in dem die Veränderung in Adams Stil mit am au- genfälligsten ist. Die Komposition be- sticht mit einer klaren Linienführung und deutet dennoch bestimmte Partien wie etwa Susannes Hand nur skizzen- haft an. Im Hintergrund des Halbfigu- renportraits ist ein Spiegel (vielleicht handelt es sich auch um ein ovales Fenster) zu erkennen, in dem ein Blu- mentopf zu sehen ist. Dieses Motiv des Bildes im Bild wird uns noch mehrfach begegnen. Zum Beispiel bei den beiden Fenstern in einem der zahlreichen Bil- der, die Adam bei seinen Urlauben in Südfrankreich malte. Der Künstler lieb- te Frankreich und das Licht des Südens. Das Bild zeigt sein Atelier in Saint Ra- phaël, ist aber in erster Linie eine Hom- mage an Matisse. Die Farbwahl, die flä- chige Gestaltung und die ornamentalen Elemente erinnern an den französi- schen Maler. Im Herbst 1959 erleidet Adam einen Schlaganfall. Sein linker Arm ist ge- lähmt. Er wird frühpensioniert. Von nun an kann er sich ausschließlich der Malerei widmen. Die Bilder, die in den letzten Lebensjahren des Künstlers ent- stehen, zeichnen sich durch ein souve- ränes Spiel mit Farben und Formen aus. Adam betont die Materialität der Farbe und trägt sie manchmal dick mit dem Spachtel auf. Die Formen werden im- mer weiter vereinfacht, nähern sich der Abstraktion. Besonders gut ist das bei einem späten Stillleben zu sehen. Die Obstschale, die neben einem stark stili- sierten schwarzen Krug steht, wird zu einem gebogenen roten Strich verkürzt. Direkt daneben hängen zwei weitere Stillleben Adams, die die Entwicklung des Künstlers noch einmal abschlies- send vor Augen führen. Bis zuletzt hält Adam am Gegenständlichen fest. Doch dass sein Weg ihn, hätte er noch länger gelebt, zur reinen Abstraktion geführt hätte, darf als sicher angenommen wer- den. See & Süden. Der Maler Otto Adam 1901-1973. Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz. Bis 28. August, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr. Eintritt (regulär): 3 Euro Form und Farbe Große Otto Adam Retrospek- tive in der Städtischen Wes- senberg-Galerie Konstanz VON FLORIAN WEILAND ................................................ Das Bild zeigt Otto Adams 1950 entstandenes Portrait seiner Tochter Susanne. BILD: MUSEUM So richtig klar geworden ist nie, was ge- nau Festspielpräsident Günter Rhom- berg an Intendant David Pountney nicht mochte. Fest steht nur, dass er sich mit Macht gegen eine Neuberufung Pount- neys stemmte. Dabei litten die Bregen- zer Festspiele unter Pountneys Leitung nicht gerade unter Renommeeverlust. Was also ein Kulturmanager – ein sol- cher ist Roland Geyer – überhaupt noch viel besser machen kann als der Künstler Pountney, ist die Frage. Geyer über- nimmt jedenfalls ein bestens aufgestell- tes Haus. Rhomberg knüpfte an seine Berufung offenbar die Bedingung, dass er eine stärkere Präsenz in Bregenz zeigt. Pountney war ihm zu häufig als Regis- seur an anderen Häusern tätig. Doch warum ihn das störte, leuchtet nicht ein. Wenn Pountney in Zürich inszeniert, trägt er indirekt auch den Namen der Bregenzer Festspiele dorthin. Davon ha- ben diese gewiss auch profitiert. Seezeichen Manager statt Künstler Roland Geyer übernimmt ein bestens aufgestelltes Festival. Was den Festspielpräsidenten an Pountney störte, leuchtet daher nicht ein. VON ELISABETH SCHWIND ................................................ [email protected] SINGEN Jazz mit Pascal Niggenkemper Der Bassist Pascal Niggenkem- per, der seit einigen Jahren in New York lebt, wurde 1979 in Singen geboren und wuchs in Worblingen auf. Seit langem träumte er davon, ein En- semble aus deutschen und französischen Musikern (sein Vater stammt aus Deutschland, seine Mutter aus Frankreich) ins Leben zu rufen und für diese Formation Musik zu schreiben. Mit Vision 7 ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Das 7-köpfige En- semble gastiert am Mittwoch, 1. Juni, 20.30 Uhr, in der Singe- ner Gems. Die Musik bewegt sich im Spannungsfeld zwi- schen Jazz, Folklore, Klassik und Rock. Kartenresevierung: Tel. 07731/67578. (sk) KONSTANZ High Noon dieses Mal am Abend In der Konzertreihe „High Noon Musik 2000+“ werden am kommenden Samstag, 5. Juni, 19 Uhr, die Schlaginstru- mente ganz in den Vorder- grund gestellt. Das Schlagzeug- ensemble der Musikhoch- schule Trossingen ist zu Gast in der Spiegelhalle und spielt Werke von Steve Reich, Mauri- cio Kagel, Ralf Kleinehanding und anderen. Als Special Guest ist die Blockflötistin Kristina Schoch (Preisträgerin des Förderpreises für junge Künst- ler der Stadt Konstanz) mit von der Partie. Kartenreservierung wird empfohlen. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, Theaterkasse Tel. 07531/ 900150. (sk) RAVENSBURG Klavierrecital mit Alexander Schimpf Alexander Schimpf, Gewinner des Beethovenwettbewerb Wien 2009 (1. Preis), setzt den Klavierzyklus innerhalb des Bodenseefestivals am Montag, 30 Mai, 20 Uhr, in Ravensburg (Schwörsaal) fort. Schimpf wurde 1981 in Göttingen ge- boren. Auf dem Programm stehen Werke von Liszt (Unga- rische Rhapsodie Nr. 12), Beet- hoven, Mozart und Brahms. Tickets zwischen 7,50 und 18 Euro: Tel.: 0751/82800 . (sk) Galerie Mit ihrem Buch schließt Amelie-Claire von Platen eine Forschungslücke. Auf 560 Seiten zeichnet die Autorin Otto Adams Leben und seine künstlerische Entwicklung nach. Herzstück des Buches ist ein umfassendes Werk- verzeichnis, das über 1100 Bilder Adams mit farbigen Abbildungen er- fasst. Von Platen analysiert Adams Werk und beurteilt es im Kontext des Zeitgeschehens. Sie charakterisiert ihn als Künstler der „verschollenen Genera- tion“, der erst nach Ende des Welt- kriegs den Anschluss an die Moderne fand, stellt seine Bedeutung für die Kunstszene des Bodenseeraumes heraus und sieht seinen Werdegang als beispielhaft für einen Künstler, der im regionalen Umfeld Erfolge feierte, dem aber der große Durchbruch versagt blieb. (wei) Amelie-Claire von Platen: „Der Maler Otto Adam. Leben und Werk“, CVP Edition, 560 Seiten, 38 Euro. Erhältlich im Buchhandel und in der Wessen- berg-Galerie. Das Buch zum Thema 32 Kultur in der Region SÜDKURIER NR. 123 | K SAMSTAG, 28. MAI 2011 32 Kultur in der Region SÜDKURIER NR. 123 | K SAMSTAG, 28. MAI 2011

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Es war ein Überraschungscoup. Überdie bevorstehende Präsentation desneuen Intendanten wurden nicht ein-mal die Freunde der Bregenzer Fest-spiele, die am Vorabend der Pressekon-ferenz ihre Generalversammlung ab-hielten, informiert. Roland Geyer, seit2006 Intendant am Theater an derWien, sei sein Wunschkandidat für dieNachfolge von David Pountney gewe-sen, sagte Festspielpräsident GünterRhomberg bei der Vorstellung des neu-en Intendanten zufrieden lächelnd. Ro-land Geyer wechselt 2016 von Wien anden Bodensee, die künstlerische Lei-tung der Bregenzer Festspiele über-nimmt er schon 2015. David Pountneygeht nach Wales.

Geyer habe das Theater an der Wieninnerhalb weniger Jahre zu einem füh-renden Opernhaus gemacht, von ihmkönne man sich eine Weiterentwick-lung der Bregenzer Festspiele erwartensowie wirtschaftlichen Erfolg, so Gün-ter Rhomberg. Mit Geyer habe er schonvor der Bestellung von David Pountneyverhandelt, damals sei aber noch nichtsaus den Gesprächen geworden. DieNeubestellung der Festspielintendanzwurde notwendig, da David Pountneys

Vertrag ausläuft. Eine Wiederbestellungdes Briten, der seit 2004 die BregenzerFestspiele leitet, war aus rechtlichenGründen nicht möglich, das öster-reichische Stellenbesetzungsgesetzschreibt eine Neuausschreibung vor.

Pountney bewarb sich Ende 2010 neu.Seine Bewerbung wurde von Rhombergüber die Medien als „unerwünscht“ zu-rückgewiesen. Nach einem Sturm derEntrüstung einigte man sich in Bregenzauf einen Kompromiss, Pountney solltebis 2015 bleiben. Alles schien wieder im

Lot – bis Pountney bekanntgab, 2013 andie Nationaloper in Cardiff zu gehen.Eine neue Ausschreibung war nötig. „14oder 15“ Kandidaten habe man ange-hört, berichtete Rhomberg, „darunterauch einige internationale Opernregis-seure“. Einen außer Haus tätigen Regis-seur wollte man aber nicht wieder.Rhomberg: „Wir brauchen eine starkeGeschäftsführungspartnerschaft, wirbrauchen vier Augen und vier Hände.“Ein Seitenhieb gegen Pountney, denRhomberg gerne öfter in Bregenz gese-

hen hätte. Geyer wird nach Bregenzübersiedeln, „für zehn Jahre oder fürimmer“.

Schon ab 2012 berät er auf Werkver-tragsbasis, 2015 übernimmt er dann diekünstlerische Leitung, am 1. Januar2016 beginnt seine Tätigkeit als künstle-rischer Geschäftsführer. Seinen Vertragam Theater an der Wien, der bis Som-mer 2016 läuft, werde er einhalten, ver-sicherte Geyer. Die Doppelbelastungnehme er gerne in Kauf. Er schlafe nursechs Stunden, da blieben 18 Stundenfür Kunst und Kultur, darunter einigefür Bregenz, rechnete der gelernte Ma-thematiker vor.

Ziele für die Bregenzer Festspielewollte Geyer noch keine nennen. Wasihm aber auffalle, sei die starke Präsenzder Seeoper: „Man nimmt das Augewahr, aber nicht das ganze Gesicht.“ Sei-ne Idee: „Seeoper, Hausoper und wassonst noch kommt, ob Konzerte oderSchauspiel, sollen zu einem Ganzenwerden.“ Er arbeite bereits mit einemDramaturgen an einem Konzept. 2014ist Bregenz ohne Intendanten, da sichDavid Pountney 2013 nach Cardiff ver-abschiedet und 2014 nur noch als Regis-seur von „Showboat“, dem Spiel aufdem See 2013 und 2014, in Bregenz seinwird. Eine Überbrückungslösung werdeman, so Rhomberg, Ende dieser Saisonbekanntgeben. Dann dürfte auch dieAblöse des Festspielpräsidenten, deraus Altersgründen aus dem Stiftungsratscheiden muss, anstehen. Davon willRhomberg aber noch nichts hören.

Der Thronfolger steht fest

David Pountney (links) verlässt die Bregenzer Festspiele 2013. Sein Nachfolger wird derKulturmanager Roland Geyer. B I L D : B REGE N Z E R F E STS P I E L E

Der Wiener Kulturmanager RolandGeyer übernimmt die Leitung derBregenzer Festspiele. DavidPountney geht nach WalesV O N J U T T A B E R G E R................................................

zwischen Kunstlehrer in Ettenheim –entstehen vor allem Landschaften. Einunverfängliches Thema, das zu keinemKonflikt mit den Nationalsozialistenführt. 1942 wird Otto Adam zum Kriegs-dienst eingezogen. Er wird in Frank-reich stationiert. Von Krieg und Leid istin den Zeichnungen, die in seiner Mili-tärzeit entstehen, nichts zu sehen. DieNS-Herrschaft hat Adams künstleri-sche Entwicklung ausgebremst. NachKriegsende zeigt sich Adam experimen-tierfreudig wie nie. Intensiv setzt er sichmit der Kunst der Klassischen Moderneauseinander. Paul Cézanne, Henri Ma-tisse und Max Beckmann beeinflussenihn nachhaltig. Paul Klee wird später ei-ne Rolle spielen.

Die harten, kantigen Formen undkräftigen Konturen, mit denen Adamden Bahnhofsplatz in Zürich malt – dasBild ist im vierten Ausstellungsraum zusehen –, verweisen deutlich auf Beck-

1950 malt Otto Adam einmal mehr seineTochter Susanne. Das Portrait – es ist ei-nes der wenigen Bilder, die der Künstlerdatiert hat – entsteht in einer Zeit desUmbruchs. Der Zweite Weltkrieg istvorbei und Otto Adam wagt einenkünstlerischen und beruflichen Neu-anfang. Seit zwei Jahren ist er als Zei-chenlehrer am Heinrich Suso-Gymna-sium in Konstanz tätig. Adam maltmehr denn je. Er hat viel nachzuholen.Erst etwas zögernd, dann zunehmendselbstbewusst beginnt er, sich von sei-nem bisherigen, noch sehr traditionel-lem Stil zu lösen. Otto Adam entdecktdie Farbe als Gestaltungselement.Schwarze Konturen kommen ins Spiel.

In diesem Jahr wäre der 1973 verstor-bene Künstler 110 Jahre alt geworden.Die Städtische Wessenberg-GalerieKonstanz nutzt die Gelegenheit, seinWerk erstmals in einer umfassendenGesamtschau zu präsentieren. OttoAdam gehört neben Hans Breinlinger,Sepp Biehler und Hans Sauerbruch zuden Malern, die die Konstanzer Kunst-szene nachhaltig geprägt haben. Land-schaften und Stillleben dominierensein Werk. In der Ausstellung – rund 70Werke aus allen Schaffensphasen wer-den gezeigt – kommt diese Dominanznicht so deutlich zum Tragen. Die Bildersind chronologisch gehängt. Der Groß-teil der ausgestellten Arbeiten stammtaus Privatbesitz und war bisher kaumbekannt. Und so wird der Gang durchdie Ausstellung zu einer Entdeckungs-reise durch das Werk eines Künstlers,den viele Konstanzer noch als Lehrer inguter Erinnerung haben, über dessenLeben und künstlerischen Werdegangaber kaum etwas gewusst wurde. Dasssich das geändert hat, ist Amelie-Clairevon Platen zu verdanken. Die Kunsthis-torikerin hat über Otto Adam promo-viert und in immenser Fleißarbeit einWerkverzeichnis erstellt, das weit über1100 Arbeiten Adams erfasst.

Adam, 1901 in Konstanz geboren,lässt schon als Schüler künstlerischesTalent erkennen. Im ersten Ausstel-lungssaal finden sich einige Land-schaftsbilder aus diesen frühen Jahren.Von 1921 bis 1926 studiert er an derKunstakademie Karlsruhe. Das Ölge-mälde eines kleinen Jungen im Matro-senanzug stammt aus dieser Zeit. EinBild, das deutlich Adams Begeisterungfür den Impressionismus erkennenlässt. In den 1930er Jahren – Adam ist in-

mann. Die Farbe beginnt sich zuneh-mend von ihrer abbildenden Funktionzu lösen. Diese Entwicklung deutet sichbereits in dem 1950 entstandenen Bildseiner Tochter Susanne an, in dem dieVeränderung in Adams Stil mit am au-genfälligsten ist. Die Komposition be-sticht mit einer klaren Linienführungund deutet dennoch bestimmte Partienwie etwa Susannes Hand nur skizzen-haft an. Im Hintergrund des Halbfigu-renportraits ist ein Spiegel (vielleichthandelt es sich auch um ein ovalesFenster) zu erkennen, in dem ein Blu-mentopf zu sehen ist. Dieses Motiv desBildes im Bild wird uns noch mehrfachbegegnen. Zum Beispiel bei den beidenFenstern in einem der zahlreichen Bil-der, die Adam bei seinen Urlauben inSüdfrankreich malte. Der Künstler lieb-te Frankreich und das Licht des Südens.Das Bild zeigt sein Atelier in Saint Ra-phaël, ist aber in erster Linie eine Hom-

mage an Matisse. Die Farbwahl, die flä-chige Gestaltung und die ornamentalenElemente erinnern an den französi-schen Maler.

Im Herbst 1959 erleidet Adam einenSchlaganfall. Sein linker Arm ist ge-lähmt. Er wird frühpensioniert. Vonnun an kann er sich ausschließlich derMalerei widmen. Die Bilder, die in denletzten Lebensjahren des Künstlers ent-stehen, zeichnen sich durch ein souve-ränes Spiel mit Farben und Formen aus.Adam betont die Materialität der Farbeund trägt sie manchmal dick mit demSpachtel auf. Die Formen werden im-mer weiter vereinfacht, nähern sich derAbstraktion. Besonders gut ist das beieinem späten Stillleben zu sehen. DieObstschale, die neben einem stark stili-sierten schwarzen Krug steht, wird zueinem gebogenen roten Strich verkürzt.Direkt daneben hängen zwei weitereStillleben Adams, die die Entwicklungdes Künstlers noch einmal abschlies-send vor Augen führen. Bis zuletzt hältAdam am Gegenständlichen fest. Dochdass sein Weg ihn, hätte er noch längergelebt, zur reinen Abstraktion geführthätte, darf als sicher angenommen wer-den.

See & Süden. Der Maler Otto Adam 1901-1973.Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz. Bis28. August, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr.Eintritt (regulär): 3 Euro

Form und FarbeGroße Otto Adam Retrospek-tive in der Städtischen Wes-senberg-Galerie Konstanz

V O N F L O R I A N W E I L A N D................................................

Das Bild zeigt Otto Adams 1950 entstandenes Portrait seiner Tochter Susanne. B I L D : M US E U M

So richtig klar geworden ist nie, was ge-nau Festspielpräsident Günter Rhom-berg an Intendant David Pountney nichtmochte. Fest steht nur, dass er sich mitMacht gegen eine Neuberufung Pount-neys stemmte. Dabei litten die Bregen-zer Festspiele unter Pountneys Leitungnicht gerade unter Renommeeverlust.Was also ein Kulturmanager – ein sol-cher ist Roland Geyer – überhaupt nochviel besser machen kann als der KünstlerPountney, ist die Frage. Geyer über-nimmt jedenfalls ein bestens aufgestell-tes Haus. Rhomberg knüpfte an seineBerufung offenbar die Bedingung, dasser eine stärkere Präsenz in Bregenz zeigt.Pountney war ihm zu häufig als Regis-seur an anderen Häusern tätig. Dochwarum ihn das störte, leuchtet nicht ein.Wenn Pountney in Zürich inszeniert,trägt er indirekt auch den Namen derBregenzer Festspiele dorthin. Davon ha-ben diese gewiss auch profitiert.

Seezeichen

Manager stattKünstler

Roland Geyer übernimmt einbestens aufgestelltes Festival.Was den Festspielpräsidenten anPountney störte, leuchtet dahernicht ein.

V O N E L I S A B E T H S C H W I N D................................................

[email protected]

SINGEN

Jazz mit PascalNiggenkemperDer Bassist Pascal Niggenkem-per, der seit einigen Jahren inNew York lebt, wurde 1979 inSingen geboren und wuchs inWorblingen auf. Seit langemträumte er davon, ein En-semble aus deutschen undfranzösischen Musikern (seinVater stammt aus Deutschland,seine Mutter aus Frankreich)ins Leben zu rufen und fürdiese Formation Musik zuschreiben. Mit Vision 7 istdieser Traum in Erfüllunggegangen. Das 7-köpfige En-semble gastiert am Mittwoch,1. Juni, 20.30 Uhr, in der Singe-ner Gems. Die Musik bewegtsich im Spannungsfeld zwi-schen Jazz, Folklore, Klassikund Rock. Kartenresevierung:Tel. 07731/67578. (sk)

KONSTANZ

High Noon dieses Malam AbendIn der Konzertreihe „HighNoon Musik 2000+“ werdenam kommenden Samstag, 5.Juni, 19 Uhr, die Schlaginstru-mente ganz in den Vorder-grund gestellt. Das Schlagzeug-ensemble der Musikhoch-schule Trossingen ist zu Gast inder Spiegelhalle und spieltWerke von Steve Reich, Mauri-cio Kagel, Ralf Kleinehandingund anderen. Als Special Guestist die Blockflötistin KristinaSchoch (Preisträgerin desFörderpreises für junge Künst-ler der Stadt Konstanz) mit vonder Partie. Kartenreservierungwird empfohlen. Eintritt: 6Euro, ermäßigt 4,50 Euro,Theaterkasse Tel. 07531/900150. (sk)

RAVENSBURG

Klavierrecital mitAlexander SchimpfAlexander Schimpf, Gewinnerdes BeethovenwettbewerbWien 2009 (1. Preis), setzt denKlavierzyklus innerhalb desBodenseefestivals am Montag,30 Mai, 20 Uhr, in Ravensburg(Schwörsaal) fort. Schimpfwurde 1981 in Göttingen ge-boren. Auf dem Programmstehen Werke von Liszt (Unga-rische Rhapsodie Nr. 12), Beet-hoven, Mozart und Brahms.Tickets zwischen 7,50 und 18Euro: Tel.: 0751/82800 . (sk)

Galerie

Mit ihrem Buch schließt Amelie-Clairevon Platen eine Forschungslücke. Auf560 Seiten zeichnet die Autorin OttoAdams Leben und seine künstlerischeEntwicklung nach. Herzstück desBuches ist ein umfassendes Werk-verzeichnis, das über 1100 BilderAdams mit farbigen Abbildungen er-fasst. Von Platen analysiert AdamsWerk und beurteilt es im Kontext desZeitgeschehens. Sie charakterisiert ihnals Künstler der „verschollenen Genera-tion“, der erst nach Ende des Welt-kriegs den Anschluss an die Modernefand, stellt seine Bedeutung für dieKunstszene des Bodenseeraumesheraus und sieht seinen Werdegang alsbeispielhaft für einen Künstler, der imregionalen Umfeld Erfolge feierte, demaber der große Durchbruch versagtblieb. (wei)

Amelie-Claire von Platen: „Der MalerOtto Adam. Leben und Werk“, CVPEdition, 560 Seiten, 38 Euro. Erhältlichim Buchhandel und in der Wessen-berg-Galerie.

Das Buch zum Thema

32 Kultur in der RegionS Ü D K U R I E R N R . 1 2 3 | KS A M S T A G , 2 8 . M A I 2 0 1 132 Kultur in der RegionS Ü D K U R I E R N R . 1 2 3 | KS A M S T A G , 2 8 . M A I 2 0 1 1