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7 *Uzpzwe#--y.yC*3 2019/Nr.1 CLASS :aktuell Association of Classical Independents in Germany 10 Jahre Aris Quartett Eine Gemeinschaft mit internationaler Ausstrahlung Egmont – in Bestform Dirk Kaftan / BOB Matthias Brandt – Olga Bezsmertna Clara Schumanns sämtliche Lieder Miriam Alexandra, Peter Gijsbertsen und Jozef De Beenhouwer Quirlige Vielfalt des Altsaxophons Oskar Laznik und Tadej Horvat Norddeutsche Avantgarde C.P.E. Bach präsentiert vom Ensemble Klangschmelze

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CLASS: aktuellA s s o c i a t i o n o f C l a s s i c a l I n d e p e n d e n t s i n G e r m a n y

10 Jahre Aris QuartettEine Gemeinschaft mit internationaler Ausstrahlung

Egmont – in Bestform Dirk Kaftan / BOB Matthias Brandt – Olga Bezsmertna

Clara Schumanns sämtliche LiederMiriam Alexandra, Peter Gijsbertsenund Jozef De Beenhouwer

Quirlige Vielfalt des AltsaxophonsOskar Laznik und Tadej Horvat

Norddeutsche AvantgardeC.P.E. Bach präsentiert vom Ensemble Klangschmelze

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Kaum ein Drama Goethes lebt so von den inneren

Spannungen und Konflikten seiner Protagonisten wie

„Egmont“. Um diese existenziellen Seelenzustände

überzeugend auf die Bühne zu bringen, verlangte

der Dichterfürst schon für die Uraufführung in den

Schlüsselszenen Musik. Unter seinem neuen

Chefdirigenten Dirk Kaftan hat sich das Beethoven

Orchester Bonn jetzt Ludwig van Beethovens

Schauspielmusik vorgenommen – mit einem großartigen

Matthias Brandt, der die gemeinsam mit Dramaturg

Tilman Böttcher erstellte Fassung des Dramenstoffs

mit erschütternder Intensität zu verkörpern versteht.

Denn weder Musik noch Drama sind ohne einander

denkbar. Das zeigen schon die vier Zwischenaktmusiken,

die eine echte Scharnierfunktion zwischen den Aufzügen

ausfüllen. Und die Siegessinfonie am Ende weist auf die

endgültige Befreiung der Niederlande von spanischer

Herrschaft hin, die – in ferner Zukunft liegend – im Stück

gar nicht behandelt wird. Das ganze Werk erhält dadurch

einen geradezu revolutionären Duktus – sicher ganz im

Sinne des Weimarer Meisters.

Auch die Rolle Klärchens, der Geliebten Egmonts,

erfährt durch ihre beiden Lieder eine Tiefe, die weit über

das auf dem Sprechtheater Mögliche hinausweist.

Fabelhaft: Olga Beszmertna, gefeierte Solistin der

Wiener Staatsoper, bringt Klärchens Schwärmen,

ihre Energie und ihre Hingabe zu Egmont grandios auf

die Bühne. Ihr „Pfeifchen“ aus dem ersten Lied kommt in

der Siegessinfonie am Schluss zum Einsatz – wem da

nicht der Schauer über den Rücken läuft…

Die intimste Verbindung gehen Text und Musik wohl

im Melodram ein: Zutiefst berührend, wie Matthias

Brandt als Egmont erst den Schlaf herbeisehnt und dann

im Traum Klärchens Erscheinung gewahr wird!

Für das livehaftige Theatererlebnis ist auch diese

packende Bonner Produktion im dreidimensionalen

2+2+2-Klang aufgenommen und in feinster Super Audio

CD-Technik gefertigt – im wahrsten Sinne audiophil!

Mitreißend. Erschütternd. Zukunftsweisend.Klangstarker Bonner Egmont mit Matthias Brandt

Ludwig van Beethoven (1770 -1827) | Egmont Schauspielmusik op. 84 | MDG 937 2111-6 (Hybrid SACD)

Matthias Brandt, Sprecher | Olga Bezsmertna, Sopran | Beethoven Orchester Bonn, Dirk Kaftan Fo

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AUSGABE 2019/1 3

Class: aktuell 1/ 2019 Inhalt

2 Egmont – in Bestform Dirk Kaftan dirigiert das Beethoven Orchester Bonn an seiner Seite Matthias Brandt und Olga Bezsmertna

4 Das Aris Quartett Seit zehn Jahren eine starke Gemeinschaft mit internationaler Ausstrahlung

6 Clara Schumann Sämtliche Lieder ersteingespielt von Miriam Alexandra, Peter Gijsbertsen und Jozef De Beenhouwer

7 Norddeutsche Avantgarde: C.P.E. Bach präsentiert vom Ensemble Klangschmelze

8 Légende Die quirlige Vielfalt des Altsaxophons vom Impressionismus bis in die Gegenwart eingespielt von Oskar Laznik und Tadej Horvat

9 Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviersonaten Vol. 1 von Jean Muller in audiophiler Qualität

10 Dramatik und traumhafte Schönheit in Wolfgang Amadeus Mozarts Kammermusik vom Trio Roseau

11 Widmung nennen Maria Sournatcheva und Aleksandr Shaikin ihre Einspielung mit Werken von Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms

12 Matthias Weckmanns Klangsprache an der restaurierten Arp-Schnitger-Orgel in Neuenfelde, gespielt von Hilger Kespohl

13 Im Blickpunkt Neuheiten vorgestellt von CLASS

ImpressumHerausgeber/Verlag:CLASS e.V.Association of Classical Independents in GermanyBachstraße 35, 32756 DetmoldTel. [email protected]

Redakteur (v.i.S.d.P): Dr. Rainer KahleyssAnzeigen: Gabriele NiederreiterGrafische Gestaltung: Ottilie Gaigl Druck: Westermann Druck, Braunschweig

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Druckauflage: 144.200 Exemplare 4. Quartal 2018ISSN: 2195-0172

Titel-Foto: Simona Bednarek

Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de

geprüfte Auflage

CLASS : aktuell

Vier Viertel, drei Viertel, sechs Viertel, drei Halbe, drei Achtel, neun Achtel, zwölf Achtel, zwölf Sechzehntel und 24 Sechzehntel. Das sind nicht meine üblichen Rotwein-Rationen, sondern die Taktbezeichnungen im ersten Teil von J.S. Bachs Wohltemperiertem Klavier. Taktangaben bei Bach, Beethoven, Mozart, Schubert usw. haben im Nenner stets entweder die Zwei (den Marschtritt) bzw. ein Vielfaches der Zwei – oder aber die Drei (den Drehschritt) bzw. ein Vielfaches der Drei. Es scheint, als hätten diese Komponisten in Taktfragen nur bis drei zählen können. Schon ein schlichter Fünfvierteltakt ist nach europäischer Auffassung ein „zusammen-gesetztes Metrum“. Man muss den Fünfvierteltakt in der klassischen Musik vor dem 20. Jahrhundert quasi mit dem Hörrohr suchen. Einmal bei Reicha, einmal bei Chopin, einmal bei Tschaikowsky – das war’s schon fast.

Sonne, Mond und Rhythmus Der Musikkritiker Hans H. Stuckenschmidt sprach einmal von unserer „rhythmischen Verkümmerung“. Der Musikethnologe Erich von Hornbostel schrieb: „In vieler Hinsicht zeigt sich die Rhythmik der Exoten unserer modern-europäischen weit überlegen [...] Fünfteilige, siebenteilige und noch kompliziertere Taktarten gehören außerhalb Europas zu den Alltäglichkeiten.“ In Südindien zum Beispiel gibt es Rhythmuszyklen von bis zu 22, 23 oder 29 Schlägen Länge – da darf man dann wirklich von „zusammengesetzt“ sprechen. In der afrikanischen Trommelmusik wiederum finden sich so komplizierte polyrhythmische Überlagerungen, dass sich gar kein Taktanfang mehr festmachen lässt.

Bei uns hingegen wurden Rhythmusinstrumente – Trommeln, Becken, Schellen – lange Zeit nur zum Krachmachen verwendet. Wenn die Musik laut und auftrumpfend sein sollte, kamen die Pauker und Perkussionisten hinzu. Claude Debussy begeisterte sich da lieber für die Gamelan-Musiker aus Indonesien: „Wenn man ohne euro-päischen Dünkel dem Reiz ihres Schlagwerks lauscht, kommt man nicht um die Feststellung herum, dass das unsrige nur ein barbarischer Jahrmarktslärm ist.“

Im Grunde ist Polymetrik eine ganz natürliche menschliche Erfahrung. Nehmen wir nur den Gang der Gestirne! Die Erddrehung, die Sonnenumrundung der Erde, die Erdumrundung des Mondes, der Lauf der Planeten und der Gang der Sonne durch die Sternbilder – alle diese nicht synchronisierten und widersprüchlichen Rhythmen haben seit Urzeiten die menschliche Wahrnehmung geprägt. In vielen Kulturen stritten Mond- und Sonnenkalender polytempisch miteinander, auch Sirius- und Orionkalender trommelten ihren eigenen Takt dazu, die Geschichte kennt zahllose Kalendersysteme und Kalenderreformen.

Und wie sieht unser Kalender heute aus? Das Jahr beginnt stets mitten in der Nacht. Dabei entspricht die Dauer einer Sonnenumrundung bekanntlich 365 Tagen und rund sechs Stunden – der Jahresbeginn dürfte von mir aus gerne mal tagsüber sein. Auch unser Kalendermonat dauert stets eine ganzzahlige Menge von Tagen, meistens 30 oder 31 – dabei schafft der Mond die Erdumkreisung in deutlich kürzerer Zeit. Er bringt es im Jahr nicht auf zwölf, sondern locker auf 13 Umrundungen. Das verrät noch unsere Sieben-Tage-Woche, die ursprünglich die Zeit von Mondphase zu Mondphase markierte. Doch der Monat wurde dem Jahr angepasst, das Jahr dem Tag, der Kalender dem Gleichschritt. Unsere Agenda verträgt keine Polytempik.

Die Musik allerdings schon. Bitte noch mal fünf Viertel, Frau Wirtin!

Auf Ihr Wohl, IhrHans-Jürgen Schaal

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4 AusgAbe 2019/1

CLASS : aktuell

Ein kalter Sonntagmorgen im Februar. Gerade ist in der Philharmonie Essen das achte Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch zu Ende gegangen, mit

fahlen, entrückten, beinahe weltabgewandten Klängen. Gut eine Stunde später wird die Matinee mit dem Finale aus Antonín Dvoráks „Amerikanischem“ Quartett als Zugabe schlie-ßen – ausgelassene Spielfreude, überbordend und beinahe ungehemmt.

Es ist ein Einspringer-Konzert. Auf eine krank-heitsbedingte Absage von Kollegen war eine Kurzfrist-Zusage durch das Aris Quartett erfolgt – und bei den Matinee-Besuchern herrscht am Ende pure Begeisterung. Vier Musiker, eine Einheit! Und zwar eine Einheit, die nicht am Bühnenrand aufhört. „Wir sind sehr früh sehr eng

zusammengewachsen, vielleicht weil wir uns gar nicht gesucht haben“ erklärt Bratscher Caspar Vinzens. Die Wurzeln zu dieser gewachsenen Viereinigkeit reichen zurück ins Jahr 2009, als die Jungstudenten der Frankfurter Musikhochschule „wie eine Casting-Band“ zusammengeführt wur-den, eigentlich nur für ein bestimmtes Projekt. Bei der ersten Probe kannte niemand den an-deren, doch alle vier wagten den „Sprung ins kalte Wasser“, wie sich Geigerin Anna Katharina Wildermuth erinnert. „Dann haben wir schnell den Spaß erkannt, den das Quartettspiel bieten kann, zumal es eben auch menschlich einfach gut harmoniert – bis heute.“

Diese Homogenität merkt man dem Ensem-ble jederzeit an, ob es nun auf der Bühne steht, um Musik zu machen, oder anschließend in

Verschworene Einheit Das Aris Quartett feiert sein 10jähriges Bestehen

Streichquartette von Schostakowitsch und Schubert Dmitri Schostakowitsch Streichquartett Nr. 8 in c/Moll Franz Schubert Streichquartett Nr. 14 in d/Moll

Aris Quartett Kooperation mit Deutschlandfunk

GENUIN classics GEN18617

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AusgAbe 2019/1 5

CLASS : aktuell

einer Gesprächsrunde vor Publikum. Das Aris Quartett präsentiert sich mit staunenswerter Abstimmung, alles noch so akribisch Geprobte erscheint spontan, frisch und aus dem Moment heraus – gemeinsam – geboren. Die erforderli-chen Grundlagen dafür hat sich das Quartett unter anderem bei Koryphäen wie Günter Pichler und Hubert Buchberger erarbeitet, auch das Artemis Quartett und Eberhard Feltz haben för-dernd den künstlerischen Weg begleitet. Es fol-gten Erfolge bei Wettbewerben, fast wie Perlen an einer Schnur und in dieser Dichte wahrlich ungewöhnlich – gekrönt im Jahr 2016, als das Aris Quartett zunächst den Kammermusikpreis der Jürgen Ponto-Stiftung zugesprochen bekam

und Wirklichkeit liegen beim Aris Quartett er-staunlich nah beieinander, wie auch das inter-nationale Presse-Echo bestätigt. Vokabeln wie „mitreißende Interpretation“, „Weltklasse“ und „atemberaubendes Erlebnis“ findet man regel-mäßig, bis hin, summa summarum, zum Prädi-kat „eines der spektakulärsten Ensembles der Kammermusikszene.“ Keine Frage, aus der Fül-le an vielen, sehr guten und topausgebildeten Streichquartetten ragt das junge Aris Quartett bereits jetzt deutlich heraus. Philipp Zimmermann

Streichquartette von Haydn, Reger und Hindemith telos music TLS 214

Streichquartette von Zemlinsky und Barók telos music TLS 224

Streichquartette von Ludwig van Beethoven Aris Quartett GENUIN classics GEN17478

und dann mit gleich fünf Preisen vom Inter-natio nalen ARD-Musikwettbewerb aus München heimkehrte. Die Türen zu einer Weltkarriere standen plötzlich offen. Und die vier Musiker, die sich nach den Endbuchstaben ihrer Vornamen zum „Aris“ Quartett vereinigt haben, sind mit wohltuender Natürlichkeit und Unaufgeregtheit durch diese Türen gegangen: Salzburg, Wien, Madrid, London…

Natürlich gab es vor rund fünf Jahren einen Schlüsselmoment, eine Scharnierstelle, als sich die Frage stellte: Bleiben wir zusammen und wa-gen den Schritt in die gemeinsame Selbständig-keit, oder möchte vielleicht doch jemand eine Laufbahn als Orchestermusiker vorziehen? Die Entscheidung fiel einstimmig: Wir bleiben zusam-men! „Wir haben relativ flott beschlossen, dass wir diesen Weg mit hundert Prozent unserer Energie gehen möchten“, so Geigerin Noémi Zipperling, und Cellist Lukas Sieber ergänzt: „Wir haben uns intern immer einzelne Deadlines gesetzt, um zu sehen, wie weit wir kommen; denn unser Ziel ist, Musik auf höchstem Niveau zu machen.“

Klingt einfach. Aber wie erreicht man es, ein Publikum wirklich zu fesseln? „Man strebt nach einem Ziel, das es für Musiker eigentlich nie gibt: Perfektion.“ Anspruch und Umsetzung, Wunsch

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Noémi Zipperling, Anna Katharina Wildermuth, Lukas Sieber, Caspar Vinzens – Aris Quartett

Aktuelle Konzertermine (Auswahl)

13. 03. 2019 Trier

15. 03. 2019 Ryedale Festival (uK)

19. 03. 2019 brüssel (be)

23. 03. 2019 Weinheim

24. 03. 2019 Frankfurt

10. 04. 2019 Wien

30. 04. 2019 München

03. 05. 2019 einbeck

10. 05. 2019 Madrid (esP)

14. 05. 2019 southampton (uK)

17. 05. 2019 Freiburg

18. 05. 2019 stuttgart

25. 05. 2019 bayreuth

02. 06. 2019 Zweibrücken

05. -12. 06. 2019 bordeaux (FRA)

23. -24. 07. 2019 Cordes sur Ciel (FRA)

14. 06. 2019 Madrid (esP)

06. 08. 2019 Oberstdorf

12. 08. 2019 London (uK), bbC Proms

20. 09. 2019 stratford (uK)

05. 10. 2019 bamberg

www.arisquartett.de

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57) Geliebte Frau…

Sämtliche Lieder Clara Schumanns in audiophiler Ersteinspielung

Zum ersten Mal sind auf dieser tau­frischen Super Audio CD sämtliche Lieder aus der Feder Clara Schumanns versammelt – ein wirklich überfälliges

Geschenk zum 200. Geburtstag! Und weil zudem alle Lieder in der Originaltonart erklingen und jeweils passend mit Frauen­ oder Männerstimme besetzt sind, wirkt die Zusammenstellung so munter und überzeugend. Daran haben natürlich

Clara Schumann (1819 -1896)Sämtliche LiederMiriam Alexandra, SopranPeter Gijsbertsen, TenorJozef De Beenhouwer, KlavierMDG 903 2114-6 (Hybrid-sACD)

auch Miriam Alexandra und Peter Gijsbertsen ihren Anteil, die zudem von Jozef De Beenhouwers erfahrener und souveräner Klavierbegleitung aufs Vortrefflichste profitieren.

Als Pianistin war Clara Schumann weltbe­rühmt, und auch als sie bereits vielfache Mutter, Hausfrau und Assistentin ihres Mannes Robert war, konzertierte sie immer wieder mit großem Erfolg in ganz Europa. Ihr kompositorisches

Talent trat bereits im Kindesalter zutage; „Der Wanderer“ und „Der Wanderer in der Sägemühle“ der 12jährigen zeugen davon. Später animierte Robert Schumann seine Frau immer wieder zu neuen Werken und veröffentlichte sogar gemein­same Liedsammlungen – durchaus ungewöhnlich in einer Zeit, die Kompositionen von Frauen bestenfalls mit Naserümpfen quittierte.

Mit den „Jucunde“­Liedern erreichte Clara einen Höhepunkt ihres Liedschaffens. Der an­spruchsvolle Klavierpart verrät die versierte Pia­nistin – nicht ohne den Sängern genug Raum für die duftige Gestaltung dieser Anmut, Heiter­keit und Lebensfreude verströmenden Musik zu geben. Ihr letztes Lied auf Goethes „Veilchen“ gefiel Robert besonders, obwohl – oder weil? – es Mozarts großem Vorbild standzuhalten hatte.

Nach Robert Schumanns Tod in der Nerven­heilanstalt Endenich hat Clara das Kompo­nieren gänzlich eingestellt. Wie schade, mag man angesichts dieser wundervollen Stücke denken. Umso sorgfältiger wurde das Bestehen­de produziert, in hervorragender Akustik und in hochauflösendem Super Audio CD Klang, der in der dreidimensionalen Wiedergabe auch allerhöchste musikalische Ansprüche erfüllt.

Klaus Friedrich

Miriam Alexandra, Peter Gijsbertsen und Jozef De Beenhouwer

Aktuelle Konzerte:

05. 05. 2019 schumannhaus Zwickau

12. 05. 2019 Robert-schumann-Haus Leipzig

18. 05. 2019 Nicolaihaus unna

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Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788)„für mich“ Quartette für Clavier, Flöte und

Bratsche Wq. 93 - 95;

Duett für Flöte und Violine Wq. 140

Clavierfantasie fis-Moll Wq. 67

„C.P.E. Bachs Empfindungen”

Swantje Hoffmann, Viola & ViolineLeonard Schelb, Traversflöte Ricardo Magnus, FortepianoAmbitus amb 96 957

KlangschmelzeFlötensonaten der Berliner SchuleJ. J. Quantz: Sonate c-Moll

J. P. Kirnberger: Sonate G-Dur

J. C. F. Bach: Sonate für das Clavier

mit Begleitung einer Flöte;

F. Benda: Sonate e-Moll

J. G. Graun: Triosonate F-Dur

Leonard Schelb, Traversflöte Ricardo Magnus, Fortepiano Ambitus amb 96 953

CLASS : aktuell

Bach für sich Avantgarde ein Leben lang

Sprechen wir heutzutage von und über Carl Philipp Emanuel Bach, so stellen wir oft die starken Gesten, harmonische Raf­finesse und seine Lust an Extremen in

den Vordergrund. Das alles ist sicher richtig, suggeriert jedoch eine Neigung dieses großen Komponisten Musik in ihre Einzelteile zerlegen zu wollen.

Sicher, er hat viel experimentiert – vor allem mit der „Freien Fantasie“. Seine Experimente blieben aber niemals Selbstzweck, sondern dienten ihm die Musik mit Neugier von immer neuen Seiten zu verstehen.

Johann Friedrich Reichardt, Schreiben über die berlinische Musik, Hamburg 1775:

„...wer kam Bach wohl je an Originalität, an Reichthum der Neuheit im Gesange und in der Harmonie gleich? Seine Seele ist ein unerschöpfliches Meer von Gedanken; und so wie das große Weltmeer den ganzen Erdball umfasset, und tausend Ströme ihn durchdrin-gen, so umfaßt und durchströmt Bach den ganzen Umfang und das Innerste der Kunst“.

So kultivierte Bach in all seinen Werken unbeirrt und vollends überzeugt seine eigene Musiksprache. Die Norddeutsche Avantgarde sah in ihm sein Vorbild, einen Innovator von Format und den wichtigsten Vertreter der „ber­linischen Musik“.

Wie modern Bach sein Leben lang kompo­nierte, offenbart sich vor allem in den Werken die er „für sich“ oder seinen Gebrauch kom­ponierte: Im Zentrum dieser CD stehen daher seine drei letzten Werke – die Quartette für Flöte, Viola und Fortepiano –, die etwa zur selben Zeit wie Mozarts „Don Giovanni“ entstanden, aber eine völlig andere musikalische Richtung ein­schlagen und schon ganz deutlich den Weg zur Romantik weisen.

Leonard Schelb und Ricardo Magnus setzen mit dieser CD, nun mit Swantje Hoffmann in Triobesetzung, fort, was Sie mit Ihrer viel ge­lobten Duo­CD „Klangschmelze“ gemeinsam begonnen hatten und verpflichten sich abermals einer Musik für Musiker – und enthusiastische Kammermusikfreunde. J. Friedrich Lutz

Swantje Hoffmann, Leonard Schelb und vorne Ricardo Magnus

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Légende Originalwerke für Altsaxophon und Klavier von Fernande Decruck (1896 -1954) Paul Hindemith (1895 -1962) Wijnand van Klaveren (*1975) Lojze Lebic (*1934) Yvan Markovitch (1929 -2017) Georges Sporck (1870 -1943) Oskar Laznik, AltsaxophonTadej Horvat, PianoMDG 903 2097-6 (Hybrid-sACD)

Quirlige Vielfalt des AltsaxophonsSpannende Begegnungen von Impressionismus bis in die Gegenwart

100 Jahre Musik für Saxophon und Klavier stellen Oskar Laznik und Tadej Horvat ih­rem Publikum vor. „Légende“ aus der Feder des Franzosen Georges Sporck leiht dem

klangstarken Debütalbum den Titel – und wenn die Stücke nicht schon legendär sind, so werden sie es spätestens mit dieser CD werden…

Denn was Laznik und Horvat zu bieten ha­ben, das lässt aufhorchen: Von folkloristisch bis Avantgarde, von Impressionismus bis Neobarock spannt sich ein ungemein farbenfrohes Pano­rama, das nicht nur den Musikern hörbar Spaß macht. Das schwingt weit aus bei Hindemiths Sonate (eigentlich für Althorn geschrieben), perlt quirlig in Wijnand van Klaverens liebevoller Poulenc­Hommage, klagt elegisch in Yvan Mar­kovitchs „Complaint“ – selten kann man das Saxophon so vielfältig erleben.

Die meisten Werke sind echte Entdeckun­gen. Und wenn Fernande Decrucks Sonate in bemerkenswertem Cis­Dur bei überzeugten Sa xo­phon enthu sias ten durchaus inzwischen ihren eigenen Stellenwert hat, so ist diese Aufnahme geeignet, den Kreis der Decruck­Liebhaber gewaltig zu erweitern. Das avantgardistischste

Stück liefert der inzwischen 84jährige Lojze Lebic – Invocation verlangt ungewöhnliche Spielweisen ebenso wie die Bewältigung ver­trackter Rhythmen und extremer Dynamik.

Die stellt sich in der dreidimensionalen Wiedergabe der fein abgestimmten Super Audio

www.oskarlaznik.net

CD ganz besonders gut dar. Wie die beiden jungen Künstler, beide inzwischen Professoren in ihrer Heimatstadt Ljubljana, den Hörraum mit unerhörten Klängen füllen, macht Lust auf mehr – Chapeau! Klaus Friedrich

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CLASS : aktuell

Nach der aufsehenerregenden Einspie-lung von Bachs Goldberg-Variationen (Hänssler Classic) kehrt Jean Muller nun zur monographischen Bearbeitung

eines Komponisten und mit einem engagierten Projekt zurück: den Klaviersonaten von Wolf-gang Amadeus Mozart. Die fünf Alben umfas-sende Veröffentlichung sämtlicher 18 Sonaten bei hänssler Classic wird von einer dreiteiligen Dokumentationsreihe komplementiert. Diese versteht sich als ein modernes Booklet, in dem Jean Muller an Originalschauplätzen die Hinter-gründe und die Gestalt der Mozartschen Werke ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam nach-vollziehbar macht. Obwohl Mozarts Klavierso-naten fest im Repertoire verankert sind, fristen sie in ihrer Bedeutung nach wie vor ein Dasein im Halbschatten. Zwar mag jener berühmte Satz, dass sie ›für Kinder zu leicht und für Erwachsene zu schwer‹ seien, in manch spieltechnischer Hin-sicht zutreffend sein. Jedoch stellt gerade der kristallklare Klaviersatz in seinen schier unzäh-ligen Abstufungen den Interpreten vor große Herausforderungen. Andererseits verbirgt sich hinter den Sonaten eine ungeheure stilistische Vielfalt und Wandelbarkeit. Sie offenbaren den Kosmopoliten Mozart, der mit der Musik seiner Zeit bestens vertraut war, sich ihrer bemächtigte und aus diesen Eindrücken zu eigenen, unver-kennbaren Lösungen fand.

Den Ansprüchen des Werkkanons begegnet Jean Muller ein weiteres Mal mit gewohnter (aber keinesfalls selbstverständlicher) Konsequenz.

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Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)Klaviersonaten Vol. 1

Jean Muller, Klavier hänssler CLASSIC HC18068

Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) Goldberg Variations BWV 988 Jean Muller, Klavier hänssler CLASSIC HC17059

Wie schon bei der Bach-Einspielung, die im Ruf steht, einer der lebendigsten, schillerndsten Einspielungen zu sein, handelt es sich nun bei Mozart um einen sehr persönlichen Zugang, sowohl hinsichtlich der Interpretation als auch der Aufnahme. Besonders letzterer hat sich der audiophile Pianist mit größter Sorgfalt gewidmet. In kreativer Intimität, nur mit dem Tonmeister und dem Klavierstimmer an seiner Seite, begab er sich auf die Suche, um für Mozarts differenzier-ten und transparenten Klaviersatz den optimalen Klang zu finden. Krystian Nowakowski

In kreativer Intimität auf der Suche nach

dem optimalen Klang Jean Muller hat sich vom einstigen Geheimtipp längst als ein

pianistisches Aushängeschild seiner Heimat Luxemburg

mit internationaler Ausstrahlung profiliert. Neben einem

enormen Repertoire beeindrucken insbesondere Mullers

Vielseitigkeit als „poet, colourist, architect and virtuoso“,

die ungeheure Musikalität wie auch die bedachte

Herangehensweise an seine Interpretationen.

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10 AusgAbe 2019/1

CLASS : aktuell

W. A. Mozart (1756 -1791)Divertimenti KV 439b Nr. 1, 2, 5La clemenza di Tito KV 621 (Harmoniemusik – Ersteinspielung)

Trio RoseauMDG 903 2095-6 (Hybrid-sACD)

Schade, dass es das nicht schon früher gab! So dachte sich das Trio Roseau, dessen Besetzung als „Trio d´anches“ aus Oboe, Klarinette und Fagott sich

erst in den 1920er Jahren etablierte. Aber wozu hat man mit Ulf-Guido Schäfer einen ausge wie-senen Spitzen-Arrangeur in den eigenen Reihen? Der vielseitige Klarinettist begab sich beim un-sterblichen Mozart auf die Suche. Was er dort fand und für sein Trio einrichtete, ist auf einer klangstarken Super Audio CD festgehalten – und eine klangliche und musikalische Offenbarung.

„Titus“, Mozarts letzte Oper, erwies sich als besonders lohnende Fundgrube. Kein Wunder, hat Mozart in seinen späten Werken doch den Bläsern mehr und mehr wichtige Partien ins Blatt geschrieben. Und die Kombination aus Oboe, Klarinette und Fagott kommt auch in den Origi-nalpartituren immer wieder vor. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Schäfers Bearbeitungen so authentisch wirken? Zwei Duette und zwei Arien, eingerahmt von der Ouvertüre und dem berühmten Rondo „Non più di fiori“ ergeben eine Harmoniemusik voll opernhafter Dramatik und traumhafter Schönheit.

Mozarts Vorliebe für die Klarinette ist legen-där. Und auch das Bassetthorn, sozusagen die große Schwester mit tiefer Stimme, schätzte er so sehr, dass er gut zwei Dutzend Triosätze für drei Bassetthörner komponierte. Schäfer stellt daraus drei zauberhafte Divertimenti zusammen,

Dramatik und traumhafte Schönheit Mozarts Divertimenti und Titus für Trio d’anches

Aktuelle Konzerte:

14. 04. 2019 Hannover

NDR (uraufführung „Three Winds“

von ulf-guido schäfer)

www.trioroseau.de

die mit der Besetzung des Trio d´anches für eine heitere Serenadenstimmung sorgen.

Bereits für sein Ma´alot Quintett hat Ulf-Guido Schäfer zahlreiche Werke bearbeitet und bei MDG eingespielt, darunter Mendelssohns „Sommernachtstraum“ und die „Slawischen

Tänze“ von Dvorák. Mit Oboistin Rachel Frost und Fagottist Malte Refardt erkundet er als Trio Roseau in der Abgeschiedenheit der Abtei Marienmünster die Klangwelt des Trio d´anches auf ganz unerwartete Weise – entdecken Sie mit!

Lisa Eranos

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AusgAbe 2019/1 11

CLASS : aktuellCLASS : aktuell

Viel ist geschrieben worden über die fa-cettenreiche Beziehung zwischen Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms. Ein ganz neues klingendes Ka-

pitel schlägt Maria Sournatcheva auf: Gemein-sam mit Pianist Aleksandr Shaikin spürt die Solooboistin aus Winterthur den musikalischen Querverbindungen nach, die sich in der Kam-mermusik der drei, ganz besonders aber in etlichen Liedern entdecken lassen, und fördert so manche veritable Überraschung zu Tage.

Betörende SymbioseMusikalische Dokumentation einer Freundschaft

Widmung Werke von Robert & Clara Schumann (1810 -1856 | 1819 -1896)Johannes Brahms (1833 -1897) Maria Sournatcheva, OboeAleksandr Shaikin, PianoMDG 903 2073-6

(Hybrid-sACD)

Weitere einspielung: Russische Oboenkonzerte Valery Kikta (*1941), Andrey Rubtsov (*1982)Andrey Eshpai (1925-2015)Maria SournatchevaGöttinger Symphonie OrchesterChristoph-Mathias MuellerMDG 901 1947-6 (Hybrid-sACD)

Robert Schumanns berühmte Romanzen dürfen da natürlich nicht fehlen. Dass aber auch von Clara drei Romanzen überliefert sind, ist weitgehend unbekannt. Ursprünglich für die Violine gedacht und Joseph Joachim gewidmet, erweisen sich diese Charakterstücke als über-aus fortschrittliche Kompositionen, die in der Darbietung mit Oboe und Klavier ganz beson-ders zu überzeugen wissen. Das gilt auch für Roberts „Adagio und Allegro“: So „rasch und feurig“, wie von Schumann vorgeschrieben: Da mag mancher Hornist vor Neid erblassen!

Vielleicht ist es die klangliche Verwandtschaft

zur menschlichen Stimme, die die Interpretation der Lieder mit der Oboe so anrührend macht. „Stille Tränen“, „Von ewiger Liebe“, „Verzagen“ – schon die Titel lassen eine emotionale Tour de Force erwarten. „Widmung“ ist namengebend und Abschluss zugleich – wie passend für Roberts Hochzeitsgeschenk an die geliebte Clara!

Die Kritik überschlug sich geradezu mit Su-perlativen bei der Rezension ihrer Debüt-SACD mit Oboenkonzerten russischer Komponisten; sogar mit einem „ECHO Klassik“ wurde Maria Sournatcheva ausgezeichnet. Neben stupender Virtuosität ist es vor allem der betörende Klang,

Aktuelle Konzerte:

02. 06. 2019 brahms-Festival Winterthur

25. 07. 2019 Festival Momentum stolberg

26. 07. 2019 Weilburg, Weilburger schlosskonzerte

www.sournatcheva.com

der begeistert – eine Qualität, die die junge ARD-Preisträgerin auf dieser Super Audio CD auch im Duo mit dem ebenfalls vielfach preis-gekrönten Aleksandr Shaikin auf’s Beste ein-zusetzen versteht. Klaus Friedrich

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12 AusgAbe 2019/1

CLASS : aktuell

I n der Kirche zu Hamburg-Neuenfelde liegt Arp Schnitger begraben, und in diesem einmalig erhaltenen hochbarocken Sakral-bau findet sich auch die größte, mit Rück-

positiv ausgestattete zweimanualige Orgel aus seiner Werkstatt. Hilger Kespohl präsentiert das kostbare Instrument erstmals nach der denkmal-gerechten Restaurierung mit der Musik eines weiteren berühmten barocken Hamburgers: Matthias Weckmann verstand es wie kein zwei-

Original Schnitger, Authentischer WeckmannErste Klangdokumentation nach der Restaurierung

Aktuelle Konzerte:

07. 04. 2019 Neuenfelde (eröffnung des schnitger-Jahres)

11. 05. 2019 Dedesdorf (schnitger-Orgel )

26. 05. 2019 Cuijk (Niederlande)

19. 06. 2019 Deyelsdorf (schnitger / Mehmel-Orgel )

28. 07. 2019 Neuenfelde (zum 300. Todestag Arp schnitgers)

02. 08. 2019 Tübingen (stiftskirche)

www.schnitgerorgel.de

Matthias Weckmann (ca. 1616 -1674) OrgelwerkeHilger KespohlArp Schnitger Orgel St. Pankratius NeuenfeldeMDG 906 2109-6 (Hybrid-sACD)

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ter, in der Zeit zwischen Schütz und Bach aus der immensen Vielfalt europäischer Musikstile eine ganz eigene Klangsprache zu entwickeln.

Schon Weckmanns Lehrer Heinrich Schütz und Johann Jacob Froberger hatten aus Italien die Canzone mitgebracht. Girolamo Frescobaldi war der unumstrittene Meister auf diesem Ge-biet, und was Weckmann in dieser Tradition neu zu entwickeln vermochte, begeisterte den sächsischen Kurfürsten genauso wie Froberger,

so dass Johann Mattheson noch hun-dert Jahre später von dem fulminan-ten Auftritt in Dresden berichtet.

Mehrmals wechselte Weckmann von Hamburg nach Dresden und zu-rück, nicht ohne ein Zwischenspiel im dänischen Nykøbing einzulegen. In Hamburg begegnete er Heinrich Scheidemann, wohl die bedeutends-te Persönlichkeit des hanseatischen

Musiklebens, und auch dessen an Sweelinck geschulte Kompositionsweise fand Eingang in Weckmanns Personalstil – „mit Ernsthaftigkeit und Lieblichkeit“, wie Mattheson anerkennend schreibt.

Dafür ist die Neuenfelder Orgel natürlich besonders gut geeignet. Schnitger hat – ganz gegen seine sonstige Gewohnheit – keinerlei Pfeifenmaterial aus vorhandenen Vorgänger-instrumenten verwendet und konnte somit seine Ideen wirklich kompromisslos umsetzen. Der dadurch sehr authentische hochbarocke Orgelklang ist weitgehend erhalten – ein Glücks-fall für Weckmanns Musik und alle Liebhaber der norddeutschen Orgelkunst! Lisa Eranos

Hilger Kespohl

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AusgAbe 2019/1 13

CLASS : aktuell Im blickpunkt

Kammermusik

Élisabeth Jacquet de La Guerre (1665-1729)Violin Sonatas & Trio SonatasThe Bach PlayersCoviello ClassiCs COV 91815

Sie wurde 1665 in eine Familie von Instrumentenbauern und Musi-kern hin eingeboren und verbrach-te fast ihr ganzes Leben in Paris. Schon als Fünfjährige erregte sie Aufsehen als cembalospielendes und singendes Wunderkind; der Sonnen-könig Louis XIV. persönlich ermu-tigte sie, ihr „wunderbares Talent“ weiter zu entwickeln. Élisabeth Jacquet de la Guerre war eine Aus-nahmeerscheinung im barocken Musikleben, sie blieb ihr Leben lang als Interpretin, Lehrerin und Komponistin hoch geschätzt – für Frauen damals fast ein Ding der Unmöglichkeit. Der zu ihrer Zeit bekannte französische Musikschrift-steller Titon du Tillet stellte fest, dass „keine andere Frau jemals größeres Talent zum Komponieren von Musik gehabt als sie“.

Bezauberndes vom wunderbaren

TalentBeschäftigt man sich näher

mit ihrem Werk, kann man dieser Begeisterung nur zustimmen: Ihre Violin- und Triosonaten überraschen immer wieder mit melodischem und harmonischem Reichtum, der berühmte Zeitgenosse Sébastien de Brossard nannte sie schlicht „bezaubernd“. Die Londoner Bach Players, seit vielen Jahren ausge-wiesene Experten für diese Epoche, legen hier eine ebenso feinsinnige wie lebendige Interpretation die-ser Musik vor.

Dreamer Werke für Violine und Klavier von Reger und SchubertAnna Sophie Dauenhauer, ViolineLukas Maria Kuen, KlavierCoviello ClassiCs COV 91907

„Nach meinem Dafürhalten aber beginnt die Kunst des Vortrags erst damit, dass man zwischen den Zei-len zu lesen versteht, dass man das Unausgesprochene ans Licht zieht.“

Zwischen den Zeilen gelesen

Das Zitat von Max Reger, eines ihrer favorisierten Komponisten, steht nicht nur kennzeichnend für den Interpre tationsansatz von Anna Sophie Dauenhauer und Lukas Maria Kuen; im Fall dieser Neuein-spielung kann man es fast wörtlich nehmen: Das Duo spielt Lieder von Reger in eigenen Arrangements für Violine und Klavier und spürt dabei mit stupender Sensibilität feinsten emotionalen Facetten nach. Er-gänzt werden die Lieder durch die späte Original-Sonate op. 109, von der ein zeitgenössischer Kritiker schrieb: „So überzeugend und mit so viel Kraft, so überragend kün dete sich Regers Genie schon lange nicht mehr“. Rund hundert Jahre früher schrieb Franz Schubert drei vom Verleger zum Zweck besserer Verkaufs chancen auf dem Markt für Amateurmusiker verharmlosend „Sonatinen“ genannte Werke, die in Wahrheit höchst anspruchsvolle Preziosen sind und den traumhaf-ten Reigen abrunden.

Bernhard Molique (1802-1869) Kammermusik Vol. 1Klaviertrios op. 27 & 54Trio ParnassusMDG 303 2116-2

Hans von Bülow stellte sie über die Werke Schuberts und Schu-manns, und auch die Kritik in Eng-land war sich einig: Die Musik von Bernhard Molique muss viel öfter gehört werden! Das Trio Parnassus macht damit jetzt einen Anfang und präsentiert mit den beiden Klavier-trios einen Komponisten, dessen vollständige Vergessenheit ange-sichts solcher Kompositionskunst sprachlos macht.

TrouvaillenDas erste Klaviertrio atmet denn

auch romantischen Geist im besten Sinne: Von sehr eigener Form – die beiden klassischen Mittelsätze, Scherzo und Adagio, sind auf bis dahin unerhörte Weise miteinan-der verwoben – groß in der Anlage und mit zuweilen schroffem Aus-druck. Das zweite gibt sich dem-gegenüber sehr viel verbindlicher; eingängige Melodien und der vir-tuose Klavierpart stehen Mendels-sohns Meisterwerken in nichts nach. Das Andante des zweiten Satzes rührt mit Pizzicato-Begleitung und Schubert-Anklängen in volkslied-hafter Schlichtheit – das ist große Kunst, die das Trio Parnassus wie-der einmal ganz fabelhaft zu prä-sentieren weiß. Dazu eine klang-sinnige Aufnahme, die unmittelbar zum Ent decken einlädt – und zum Genießen!

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14 AusgAbe 2019/1

CLASS : aktuell Im Blickpunkt

Kammermusik

Georges Onslow (1784-1853)Streichquintett op. 33 & op. 74Klavierquintett op. 79bisKlaviersextett op. 30Gianluca Luisi, KlavierEnsemble Concertant FrankfurtMDG 603 2117-2

Mit seiner ungewöhnlichen Beset-zung feiert das Ensemble Concertant immer wieder große Erfolge. Und weil das Streichquartett plus Kontrabass al-lein von George Onslow mit Dutzenden Werken bedacht wurde, hat sich das Ensemble diesem französisch-engli-schen Komponisten ganz besonders verschrieben. In einer attraktiven Son-deredition legt MDG jetzt zwei lange vergriffenen CDs neu auf, darunter auch das Klaviersextett, das als Konzert en miniature in den Pariser Salons zum absoluten Renner avancierte.

Das Klavierquintett op. 79bis ent-stand Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner Popularität in der berühmten und ebenso seltenen Forellenquintett-Besetzung mit Kontra-bass. Onslow geht allerdings einen ganz anderen Weg als Schubert, in dem die Virtuosität des Klaviers mit Sprün-gen, Arpeggien, Tonleitern, Oktaven und anderen technischen Kühnheiten die an-deren Instrumente beinahe überstrahlt.

Die Quintette für Streichquartett und Kontrabass, Onslows Spezialität sozusagen, zeigen einen Meister zwi-schen Klassik und Romantik: Wunder-voll schwelgerische Melodien in klassi-scher Form atmen den romantischen Geist, der auf vordergründige Virtuosi-tät verzichtet. Dafür rühren die Stücke ans Herz, das nach dem sonoren Klang durch das profunde Kontrabass-Funda-ment geradezu süchtig werden kann.

Orchester

Anton Bruckner (1824-1896)Sinfonie Nr. 3 d-Moll (Fassung 1877)Musikkollegium WinterthurThomas Zehetmair, Ltg.MDG 901 2090-6 (Hybrid-sACD)

Anton Bruckners 3. Sinfonie ist Zehetmairs diskografischer Erstling als Chefdirigent des Musikkollegium Winterthur. Das traditionsreiche, viel-fach ausgezeichnete Schweizer Orches-ter überzeugt einmal mehr mit kam-mermusikalischer Beweglichkeit. Für den grandiosen Bruckner-Klang sorgt nicht zuletzt die überwältigende Akus-tik der Stadtkirche zu Winterthur – perfekt eingefangen in dreidimensio-naler Aufnahmetechnik des 2+2+2 Recording und veröffentlicht auf hoch-auflösender Super Audio CD.

Bruckners Unsicherheit seinen ei-genen Werken gegenüber ist legendär. Immer wieder überarbeitete er seine Sinfonien tiefgreifend – oftmals auf-grund nur einzelner kritischer Äuße-rungen. Die „Dritte“ war allerdings bei der Uraufführung ein echtes Desaster, sogar Orchestermusiker sollen wäh-rend der Darbietung das Podium ver-lassen haben. Folgerichtig eliminierte Bruckner noch im Jahre der Urauffüh-rung sämtlichen unterwürfigen „Tris-tan“- und „Ring“-Ballast – und schuf damit ein Werk von überzeugender Stringenz.

Was manchem Riesenorchester schwerfällt, schaffen die Winterthurer mühelos: Bruckners originale Tempo-relationen zu realisieren ist eine echte Herausforderung. Die synkopierten Unisono-Nachschläge im Finale errei-chen durch das geforderte Allegro eine brachiale Gewalt, die man der schlan-ken Orchesterbesetzung kaum zuge-traut hätte. So frisch hat man seinen Bruckner lange nicht erlebt!

Tan Dun (*1957) Fire Ritual – ViolinkonzerteViolinkonzert „Rhapsody and Fantasia“:I. Rock the Violin in RhapsodyII. A Dream Out of Peking OperaViolinkonzert „Fire Ritual“Eldbjørg Hemsing, ViolineOslo Philharmonic Orchestra, Tan DunBis-saCD-2406

2010 lernten sich der chinesische, in New York lebende Komponist Tan Dun und die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing während der Shanghai World Expo kennen, wo Hemsing Tans „Love Concerto“ uraufführte.

Starke WurzelnBeide haben starke Wurzeln in der

reichen musikalischen Tradition ihrer Herkunftsländer, und aus diesem Zusam-mentreffen entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit. Hemsing hat seither schon einige Werke des Komponisten international uraufgeführt. „Fire Ritual“, das Konzert, das dieser SACD seinen Namen gab, schrieb Dun mit Hemsing als Interpretin im Blick. Es ist ein Me-morial für die Opfer von Kriegen in vier Sätzen, im September 2018 uraufgeführt. Auch das eröffnende Konzert „Rhapsody and Fantasia“ ist für Hemsing geschrie-ben; es basiert auf früheren Werken. In beiden Konzerten bringt Dun die scha-manistische und spirituelle Welt seiner Kindheit mit der Disziplin und Philoso-phie der Pekingoper zusammen. „Eine Reflektion meiner frühen Kindheits-erinnerungen, gesehen durch die Linse meiner gegenwärtigen musikalischen Klangwelt.“

Konzert

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)Klavierkonzerte:Rondo brillant Es-dur, op. 29Klavierkonzert Nr. 1 g-moll, op. 25Capriccio brillant h-moll, op. 22Klavierkonzert Nr. 2 d-moll, op. 40Serenade und Allegro giojoso, op. 43Ronald Brautigam, KlavierDie Kölner Akademie Michael Alexander WillensBis-saCD-2264

Über 60 Aufnahmen hat Ronald Brautigam für BIS bereits gemacht, da-runter das gesamte Solo-Klavierwerk von Haydn, Mozart und Beethoven. Seine erste Aufnahme allerdings war Mitte der 1990er Jahre Mendelssohns konzertante Klavierwerke, gespielt auf einem mo-dernen Flügel. Nun kehrt er zu diesen Partituren zurück, setzt sich aber an die Kopie eines Pleyel-Flügels aus dem Jahr 1830, dem Jahr, bevor Mendelssohn sein erstes Klavierkonzert schrieb. Und be-gleitet wird er von der Kölner Akademie auf historischen Instrumenten.

Große FrischeBeides gibt den Interpretationen

eine große Durchsichtigkeit und Frische und wirft ein neues Licht auf diese schon zu Lebzeiten Mendelssohns sehr be-kannten und beliebten Werke – er hat-te sie alle zunächst zum Eigengebrauch auf seinen Tourneen als Konzertpianist geschrieben.

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Oper

Giuseppe Verdi (1813-1901)I Lombardi – Oper in vier AktenJeruc, Kudinov, Talaba, De la Guardia, Werle, Dropulja, Wittmann, Nolen, AllenCappella Aquileia Czech Philharmonic Choir BrnoMarcus BoschCoviello ClassiCs COV 91901 (2 sACDs)

I Lombardi gehört heute – ob-wohl in der Premierensaison durch-aus erfolgreich – eher nicht zu den ganz großen Publikumslieblingen unter den Verdi-Opern. 1843, ein Jahr nach dem Sensationserfolg und Dauer-Welthit Nabucco in Mailand entstanden, ist die Dramaturgie der Handlung hier vielleicht weniger einprägsam und schlüssig.

Meisterschaft der Charakter-

zeichnungDie musikalische Qualität jeden-

falls ist sicher nicht der Grund für den immer noch eher geringen Bekanntheitsgrad der Oper: Verdis Meisterschaft in der musikalischen Charakterzeichnung gewinnt weiter an Perfektion; in vielen glänzenden Ensemble-Nummern gelingt es ihm zudem, den Markenkern seiner Opern deutlich herauszustellen: die unterschiedlichen Emotionen der Fi guren zu einer dramatischen Ein-heit zu verschmelzen. Marcus Bosch hat sich mit der gewohnt präzise agierenden Cappella Aquileia zum Ziel gesetzt, die weniger bekannten Werke Verdis wieder auf die Bühne und die SACD zu bringen – in diesem Fall ein absolut lohnenswertes Pro-jekt, vom glänzend aufgelegten En-semble und dem Philharmonischen Chor Brno zu einem stimmigen Gesamtbild vollendet.

AusgAbe 2019/1 15

Enjott Schneider

MetamorphosenWER 51102 (CD)

China Meets EuropeWER 51112 (CD)

ErdgebundenWER 51122 (CD)

SeelengemäldeWER 51132 (CD)

Bach, Dracula, Vivaldi & Co.WER 51142 (CD)

Shadows in the Dark WER 51152 (CD)

Mystic LandscapesWER 51172 (CD)

Magic of IrrealityWER 51182 (CD)

Clair-obscur – Colorsof SaxophonesWER 51192 (CD)

Fatal Harmonies WER 51162 (CD)

www.wergo.deIm Vertrieb von Naxos Deutschlandwww.naxos.de

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CLASS : aktuell Im blickpunkt

geistliche Musik

Giuseppe Peranda (1625-1675)Sacred Music from DresdenAbendmusik Basel Jörg-Andreas BötticherCoviello ClassiCs COV 91904 (sACD)

„Jetzt herrschet in der Kirche gar eine span-neue sing-art, aber aus-schweiffig, gebrochen, täntzerlich, und gar im wenig sten andächtig; mehr reimet sie sich zum theatro und tantzplatz, als zur Kirche.”

Neue Sing-ArtNicht alle waren begeistert vom

frischen Wind, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der kurfürstlich sächsischen Residenz-stadt Dresden aufkam – dieser Kom-mentar des berühmten Heinrich Schütz, der sich von den jüngeren Kollegen verdrängt fühlte, zeigt das deutlich. 1656 ordnete der neue Kurfürst Johann Georg II. das Mu-sik leben neu, und er legte großen Wert darauf, dass an den entschei-denden Positionen nun Italiener tätig waren.

Wohl der wichtigste von ihnen war Giuseppe Peranda, den der Kur-fürst zum Kapellmeister ernannte. Gemeinsam mit seinem Kollegen Vincenzo Albrici etablierte er auch in der Sakralmusik den neuen Ton, geprägt von einer stärkeren Gewichtung des Melodischen und vor allem von einer bis dahin in der geistlichen Musik unbekann-ten rhythmischen Lebendigkeit.

Die Basler Abendmusiken ma-chen in dieser reich besetzten und aufwändig produzierten Einspielung auf meisterhafte Weise hörbar, was damals in Dresden für so viel Auf-sehen sorgte.

Konzert

Ferruccio Busoni (1866-1924) Klavierkonzert op. 39Kirill GersteinBoston Symphony OrchestraTanglewood Festival Chorus Sakari Oramomyrios classics MYR024

Einst eine herausragende Größe des Berliner Musiklebens, später wichtiger Wegweiser für solch un-terschiedliche Komponisten wie Sibelius, Schönberg und Kurt Weill – Ferruccio Busoni erlebt derzeit die Wiederentdeckung durch eine neue Generation an Künstlern und Musikliebhabern. Sein Klavierkon-zert, ein opulentes Gebilde mit fünf Sätzen, braucht in Ausmaß und mu-sikalischer Dichte den Vergleich zu Liszts Faust-Symphonie oder Mahlers Achter nicht zu scheuen. 1904 ent-standen, zeigt Busoni mit diesem Werk einen alternativen, wenngleich nicht weniger genialen Weg zur Musik des beginnenden 20. Jahr-hunderts auf als etwa Strawinsky und Schönberg.

Kirill Gerstein und dem Boston Symphony Orchestra unter Sakari Oramo gelingen mit dieser Live-aufnahme nichts weniger als eine neue Referenz unter den seltenen Einspielungen von Busonis Magnum Opus. Die limitierte Edition des CD-Albums umfasst ein 88 Seiten starkes Booklet mit seltenen Foto-grafien, Skizzen und Dokumenten aus dem Busoni-Nachlass der Staatsbibliothek Berlin sowie die Essays der Musikwissenschaftler Albrecht Riethmüller und Larry Sitsky, die das Schaffen des Kom-ponisten und die faszinierende Entstehungsgeschichte seines Kla-vierkonzertes beleuchten.

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16 AusgAbe 2019/1

CLASS : aktuell Im Blickpunkt

Klavier

Italienische Futuristen Werke von Francesco Balilla Pratella Gian Francesco Malipiero Alberto SavinioAlfredo CasellaSilvio Mix F. T. MarinettiSteffen Schleiermacher, KlavierMDG 613 2112-2

Lautstark traten die Futuristen in Italien am Vorabend des Ersten Weltkriegs auf. Manifest über Manifest erschien, alle Gewalt, ja sogar der Krieg wurde verherr-licht, Anarchismus, Frauenverachtung und die Zerstörung alles Hergebrach-ten gepredigt. Mit dabei auch einige Komponisten, deren Werke zuweilen in erstaunlichem Kontrast zu den Pamphle-ten stehen, wie Steffen Schleiermachers jüngste Entdeckung unter Beweis stellt. Große Musik entstand dennoch – oder gerade deswegen?

Den Auftakt liefert Francesco Balilla Pratella, erklärter Favorit des „Ober-futuristen“ Marinetti. Schon die „Preludi autunnali“ von Gian Francesco Malipiero enthalten mit herbstlicher Melancholie mehr Anklänge an Debussy und Ravel denn an Krieg und Zerstörung.

KnisterndUmfangreichstes Werk auf der CD

ist Alfredo Casellas „A notte alta“. Und tatsächlich weckt das Stück allerhand Assoziationen an eine schwülheiße Mit-telmeernacht – inklusive eines erotischen Abenteuers, das Casella komponiert zu haben behauptet … Alberto Savinio, heute allenfalls als Dichter oder Maler bekannt, liefert mit „Les Chants de la Mi-Mort“ eine anspielungsreiche, über-aus unterhaltsame Collage. Drei kurze, karikaturhaft pompöse Stücke von Silvio Mix beschließen Steffen Schleiermachers Streifzug durch die musikalische italieni-sche Avantgarde und zeigen sein untrüg-liches Gespür für die feinen Nuancen – entdecken sie mit!

Johann Sebastian Bach (1685-1750)Das wohltemperierte Klavier Buch 1 und 2, BWV 846-893Heidrun Holtmann, KlavierMusicaphon M56922

Heidrun Holtmann, in Münster ge-boren, begann im Alter von vier Jahren Klavierunterricht zu nehmen. Als Neun-jährige wurde sie in die Klasse von Prof. Renate Kretschmar-Fischer an der Musikhochschule Detmold aufgenom-men, wo sie zehn Jahre später ihre Künstlerische Reifeprüfung mit dem Zusatz „summa cum laude“ und danach ihr Konzertexamen „mit Auszeichnung“ bestand. Weitere Anregungen erhielt sie von Nikita Magaloff, Alfred Brendel, Vladimir Ashkenazy, Krystian Zimerman und György Kurtág. Sie war Stipendia-tin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Heidrun Holtmann war mehr-fach Preisträgerin nationaler und inter-na tionaler Wettbewerbe. 1982 gewann sie als bis heute Jüngste den 1. Preis beim „Concours Géza Anda“ in Zürich und konnte binnen weniger Jahre Pub-likum und Kritiker überzeugen.

Ausgezeichnete Preisträgerin

Engagements mit Dirigenten wie Antal Doráti, Iván Fischer und David Zinman folgten, und sie musizierte mit dem Royal Philharmonic Orchestra London, dem Detroit Symphony Orchestra und dem Tonhalle-Orchester Zürich ebenso wie mit zahlreichen anderen Sinfonie- und Kammerorchestern in der Bundesrepublik Deutschland und im Aus-land. Heidrun Holtmann war u. a. Gast-professorin an der Universität der Künste Berlin und gab Meisterkurse und Work-shops an verschiedenen Universitäten und Musikhochschulen wie z.B. in Dortmund, Nürnberg, Detmold und Jerusalem sowie bei internationalen Festivals wie dem Kuhmo Chamber Music Festival und dem Art Link Festival Belgrad.

Alte Musik

Johan Helmich Roman (1694-1758)GolovinmusikenHöör Barock, Dan LaurinBis-saCD-2355

1728 wurde der spätere königlich-schwedische Kapellmeister Roman vom russischen Botschafter in Stockholm, Graf Golovin, kontaktiert. Der organi-sierte eine Feier anlässlich der gerade erst stattgefundenen Inthronisation von Zar Peter II und wollte natürlich das Fest mit Musik schmücken. Roman, der sechs Jahre in London verbracht und dort Händel kennengelernt hatte und über Erfahrungen als zweiter höfischer Kapellmeister verfügte, war dabei für Golovin erste Wahl. Das Resultat war die „Golovinmusiken“, eine Partitur mit 45 Sätzen unterschiedlicher Länge. Das sind die bekannten Fakten, alles Wei-tere ist Rekonstruktion.

Historisch getreu rekonstruiert

Denn Romans Partitur fehlen jeg-liche Angaben zur Instrumentierung, Dynamik oder Tempi. Als 1980 eine praktische Ausgabe vorbereitet wurde, kamen die Herausgeber zu dem Schluss, dass das Material unvollständig sei, und ergänzten eine zweite Violinstimme. 290 Jahre nach Graf Golovins Fest haben Dan Laurin und Höör Barock nun erst-mals das gesamte Werk gespielt und aufgenommen, mit 18 verschiedenen Instrumentalstimmen von der Sopranino-Blockflöte bis zur Barockgitarre, beglei-tet von höchst fantasievollem Continuo durch Anna Paradiso, und ohne hinzu-gefügte Stimmen. Laurin folgt der von Roman vorgegebenen Reihenfolge der Sätze und kreiert daraus eine Folge kleinerer Suiten.

Orgel

Arp Schnitger (1648-1719) und die Hamburger OrgeltraditionJacob und Hieronymus Praetorius Joachim Decker, Matthias WeckmannHeinrich Scheidemann, Dieterich BuxtehudeHarald VogelArp Schnitger Orgel, St. Jacobi HamburgMDG 914 2125-6 (Hybrid-sACD)

Die große Arp-Schnitger-Orgel der Hamburger St. Jacobi-Kirche ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Das viermanualige Instrument enthält den größten noch erhaltenen Bestand an originalen Pfeifen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, und die 16´-Trompete im Hauptwerk ist die älteste ihrer Art überhaupt.

Hieronymus und Jacob Praetorius, Joachim Decker, Matthias Weckmann, Heinrich Scheidemann, Dietrich Buxte-hude – sie alle stehen in enger Bezie-hung zu St. Jacobi und seiner Orgel und repräsentieren die überragende Be-deutung des Hamburger Musiklebens über mehrere Generationen hinweg. Großer Glücksfall: Arp Schnitger, der wohl bedeutendste Orgelbauer Nord-deutscher Schule, ließ etliche qualitativ überaus hochwertige Register seiner Vorgänger Scherer und Fritzsche unan-getastet. So lässt sich die Entwicklung des Norddeutschen Stils auch klanglich besonders authentisch nachvollziehen.

Von einzelnen Flöten bis zu Schnitgers berühmtem zungenbasierten Plenum, vom 2´-Cornet bis zur 32´´-Posaune präsentiert Harald Vogel als Bonus mit zahlreichen Beispielen den besonderen Klangfarbenreichtum dieses außerge-wöhnlichen Instruments. Kundige Er-läuterungen führen in die faszinierende Welt des Orgelklangs ein, der sich, un-ter Bewahrung wertvoller Tradition, über Jahrhunderte entwickelt hat. Ein Orgelportrait mit Genussfaktor!