50 jahre stadthalle offenbach - zeitung · rory gallagher 19.03. neil young 29.05. sg dietzenbach...

22
50 Jahre

Upload: dinhthu

Post on 04-Jun-2018

239 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

50 Jahre

Page 2: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 2

21.5.1966 Einweihung der Stadthalle Offenbach

+++ 1961 Beatles erste Single „Love Me Do“ +++ 1961 Markteinführung der Antibabypille +++ 1962 ZDF geht erstmals auf Sendung +++ 1964 Der Minirock wird erfunden +++

Die Stadthalle Offenbach in den 60er Jahren

Einiges politisches Tauziehen gab es im Vorfeld der Planung um die Stadthalle Of-fenbach, doch nachdem am 17.4.1964 der Grundstein gelegt wurde, herrschte zur offiziellen Einweihungsfeier allgemeine Harmonie.

Der Oberbürgermeister Georg Dietrich begrüßte am Dag-Hammarskjöld-Platz den Innenminister Heinrich Schneider, der die Festrede hielt und besonders auf die zukünftige Bedeutung der Halle im sportlichen und kulturellen Bereich aufmerksam machte: „Diese Sporthalle dient weithin dem Sport in Schule und Vereinen. Sie dient aber auch in starkem Maße der Pflege des Gemeinschaftsle-bens der Stadt durch gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen.”

Anschließend übergab der Architekt Eberhard Rieck dem Magistrat als Haus-herrn den Schlüssel. Den offiziellen Rah-men rundeten der Gauspielmannszug des Turngaues Offenbach unter Valentin Klas-

Von Festreden, sportlichen Darbietungen, Beatmusik und Skatturnieren Als die Stadthalle am 21.5.1966 das Licht der Welt erblickte, befand sich die Ge-sellschaft im Umbruch. Die Jugend pro-testierte gegen das Establishment und den Krieg in Vietnam, sie stellte die ge-sellschaftlichen Verhältnisse insgesamt in Frage und träumte von einer Verände-

rung, nicht zuletzt durch die revolutio-näre Kraft von Musik. In dem Veranstal-tungsprogramm der Stadthalle aus dieser Zeit, angesiedelt zwischen Jimi Hendrix und traditioneller Volksmusik, spiegelt sich dieser Konflikt wider.

Skat mit kulinarischem GewinnDas 2. Skatturnier um den Silberpokal der Offenbach-Post fand am 8. Dezem-ber 1967 in der Stadthalle statt. Die Teil-nehmerzahl war auf 700 limitiert, dafür lockten allerdings lukrative Preise. Die Henninger Brauerei stiftete einen halb-en Hektoliter Bier, es wurden 100 Gänse verspielt, der Sieger des Turniers erhielt ein Schwein, auf Wunsch geschlachtet und geviertelt.

Volkschor Offenbach zur Einweihungsfeier.

ser und der Kinderchor des Volkschores Offenbach unter Leitung von Werner Blum mit dem Lied „Tritt ein zu dieser Schwelle“ musikalisch ab.

Die zahlreichen Besucher kamen dieser Aufforderung gern entgegen und be-staunten die sportlichen Vorführungen, die auf dem Programm der Einweihungs-feier standen. Geboten wurden Vorfüh-rungen mit dem Rhönrad, Basketball und Fechten, Tischtennis und Kunstradfahren, Hallenhandball und Tanzen, Tennis und Hallenhockey, Gymnastik, Hallenfußball

und Turnen. Die Tanzpaare der Offenba-cher Tanzclubs „Maingold-Casino“ und „Silvester“ zogen dann ihre Runden über das Parkett.

Einen Höhepunkt der Einweihungsfeier markierte schließlich ein Wettkampf der besonderen Art. Dabei standen sich der hessische Meister „ASV Siegfried“ und eine Mannschaft des Städtischen Tief-bauamtes in der Disziplin des Tauziehens gegenüber, wobei das Kräftemessen hier eher sportlicher denn politischer Natur war.

Musik, Entertainment

Comedy, Karneval,

Kulturveranstaltungen

Sport, Tanz

Tagung, Messe, Ausstellung

Berichte, Anekdoten

Rubriken:

Page 3: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 3

In den 60er Jahren war die Fernsehwelt scheinbar noch in Ordnung. Die Pro-grammvielfalt war überschaubar, das Fernsehgerät hatte seinen festen Platz im Wohnzimmer der Familie und die sta-tistische Anzahl der Apparate konnte an einem Finger abgezählt werden. So-mit herrschte Frieden in der Umwelt der schwarz-weißen Bilder. Von Medienü-berflutung und Musikkanälen war man weit entfernt. Doch dann kam der Hauch einer telegenen Revolution, der den Bil-dungsauftrag des Fernsehens erschüttern sollte.

Stein des Anstoßes war die Sendung „Beat, Beat, Beat“, die jugendgefähr-dende Beatmusik direkt in die heimischen Wohnzimmer übertrug. Der Hessische Rundfunk zeichnete die Veranstaltungen oft in der Stadthalle Offenbach auf. Die Gästeliste der Serie, die von 1966 - 1969 aufgezeichnet wurde, war beeindruckend. Legendär der Auftritt der Kinks in der Stadthalle, ausgestrahlt im Januar 1966, der die Band in Deutschland populär machte und die auch in den 70er Jahren in der Offenbacher Halle spielte.

Die Fernsehwelt war also nur scheinbar in Ordnung, der Interessenkonflikt zwischen den Generationen in den Wohnzimmern vorhersehbar: „Blauer Bock“ oder „Beat, Beat, Beat“ .

Beat, Beat, Beat –Die Flimmerkiste zu Besuch

Volksfeststimmung wie auf dem Münchener Oktoberfest herrschte im November 1967 in der Stadthalle als Ernst Mosch und seine Egerländer Musikanten und das Original Oberkrainer Quintett Avsenik zum Konzert baten.

Die Mischung zwischen Walzer, Märschen und Volksmusik kam bei den Besuchern der völlig überfüllten Halle nicht nur gut an, das Gebäude bebte. Als Titel aus dem Repertoire von Avsenik intoniert

Kaum war die Stadthalle eröffnet, lockte sie die Stars aus Rock & Pop an. Jimi Hendrix, der gerade begann, mit Songs wie „Hey Joe“ und als Enfant terri-ble an der Gitarre für Aufsehen zu sorgen, gastierte am 18. Mai 1967 in Offenbach – und machte seinem Ruf alle Ehre.

Wild aussehend und „irgendwie wegge-treten“ betrat der US-Musiker die Büh-ne, berichtete ein Augenzeuge. Seine

…eher bodenständig

…eher wild

wurden, etwa der „Bergsteigerwalzer“ oder „Stelldichein in Oberkrain“, waren die Zuhörer begeistert.

Nicht nur die Beatmusik erregte die Gemüter, sondern auch die bodenstän-dige Musik füllte die Stadthalle in dieser Zeit. Ernst Mosch und seine Begleitung begeisterten die Liebhaber von Volks-musik und ließen sie die Sorgen um ihre zumeist rebellische Jugend für einige Stunden vergessen.

artistisch-musikalischen Darbietungen hatte so noch niemand gesehen: Hendrix spielte Gitarre in Perfektion, spontan und mühelos, auch auf dem Rücken und am Ende sogar mit der Zunge. Er hielt dabei stets den Takt und wirkte trotz der an-spruchsvollen Riffs fast gelangweilt. Das Publikum spürte, dass es Teil von etwas Neuem, Besonderen war. Das wilde 1968 hatte vorab schon einmal am Main vor-beigeschaut…

Genau einem Monat nach seinem Kon-zert in Offenbach, am 18. Juni 1967, trat Jimi Hendrix übrigens mit seiner Band auf dem Monterey Pop Festival auf, was seine Popularität enorm steigerte – unter anderem dadurch, dass er am Ende seine geliebte Gitarre anzündete.

Der Tanzclub „Maingold-Casino“ aus Offenbach veranstaltete in der Stadt-halle seit den 60er Jahren immer wieder Amateurtanzsportveranstaltungen im Rahmen von festlichen Bällen und legte so den Grundstein für viele Tanzsportver-anstaltungen in dieser Halle. Besonders die neuartige Mischung aus Standard-tänzen und lateinamerikanischen For-mationen zeichnete die Turniere aus, so den traditionellen Deutschlandpokal, bei dem die Sieger als Prämie keinen Pokal,

Turniertanz nicht nur im Dreivierteltakt

sondern einen Koffer aus der Lederstadt Offenbach gewinnen konnten.

1966 Sigi Held weiht die ZDF Torwand ein +++ 1967 Start Farbfernsehen +++ 1968 Erste Herztransplantation in Kapstadt +++ 1969 Neil Armstrong erster Mensch auf dem Mond

Auszug aus unserer Gästeliste:

1966 21.05. Einweihung der Stadthalle Offenbach

1967 18.05. Jimi Hendrix 24.05. „Beat für Bolivien“ 27.05. Liederkranz 1862 Amstetten 16.11. The Kinks 18.11. Ernst Mosch & seine Egerländer Musikanten 08.12. 2. Skatturnier der Offenbach Post

Jimi Hendrix

Page 4: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 4

1970 05.02. Canned Heat 09.09. France Gall 13.09. The Who 23.09. The Taste 27.11. Deep Purple

1971 02.02. Johnny Winter 26.02. Pink Floyd

1972 Jackson Five 19.07. Paul McCartney & Wings

1973 15.01. Genesis mit Peter Gabriel, Phil Collins... 16.01. Genesis mit Peter Gabriel, Phil Collins... 05.09. Frank Zappa

1974 31.01. Genesis

1975 10.01. 12. Hallenfußball- und Handball Turnier 05.04. Jack Bruce Band

1976 09.03. Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt

Die Stadthalle Offenbach in den 70er Jahren

Galt in der politischen Debatte der vermeintlich erwachsen gewordenen Bundesrepublik das Motto „keine Experimente”, so kann bei den Veranstaltungen der inzwischen ins Jugendalter gekommenen Stadthalle nur bedingt davon die Rede sein. Sie präsentiert sich mit musikalischen Darbietungen, die mehr als experimen-tierfreudig sind. Den Gästen werden zwar auch Treffen der sportlichen und traditionellen Art präsentiert, die Stadthalle entwickelt sich aber in dieser Zeit zu einem Mekka der Rock- und Popmusik.

Die Jugendbewegung in Aufbruchsstimmung. Von Klangexperimenten, Krawall und kurzsichtigen Künstlern

Die Bilanz der Stadthalle ein Jahrzehnt nach ihrer Einweihung war durchweg positiv.

So fanden im Jahr 1976 nach einer Sta-tistik 122 Veranstaltungen statt, die von 155.197 Gästen besucht wurden, was einen Besucherrekord darstellte. Am be-

1000 Jahre Offenbach und 10 Jahre Stadthalle

liebtesten waren Rock- und Popkonzerte. Aber auch Sport- und sonstige Veranstal-tungen, wie Tagungen und Ausstellun-gen, waren sehr gut besucht.

Die Stadt Offenbach bedankte sich zu ih-rer 1000-Jahrfeier und lud am 14.10.1977 zur „Großen Sport- und Musikschau“ in

+++ 1970 der erste Tatort wird ausgestrahlt +++ 1971 Trennung der Beatles +++ 1972 Watergate Affaire +++ 1972 Fußball Europameister Deutschland +++ 1973 Geldautomat wird patentiert

die Stadthalle ein. Oberbürgermeister Walter Buckpesch begrüßte die Bürger zu einem bunten Sportprogramm, das am späteren Abend durch ein Musik-programm mit Bata Illic und seinem En-semble den musikalischen Höhepunkt erlebte.

Die Stadthalle in den 70ern.

Page 5: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 5

Dort lernte das Rockbusiness laufen

Redaktion: Herr Lieberberg, am 7. Sep-tember 1970 haben Sie in der Münster-landhalle in Münster ihr erstes Konzert mit der Band The Who veranstaltet. Sie sind anschließend im VW-Käfer, die Band im Gefolge, in Richtung Offenbach ge-fahren. War es schwierig, in der Stadt und Umgebung ein Hotelzimmer zu finden?

Marek Lieberberg: Es war schwieriger in Münster ein Hotelzimmer zu finden, nachdem wir dort als Folge einer Kande-labereinlage von Keith Moon, der sich an den Deckenleuchter geschwungen hatte, aus dem Schlosshotel Wilkinghege raus-geflogen sind. Der Auszug verlief nicht ganz unglimpflich. Als wir versuchten, in der Umgebung ein anderes Hotel zu fin-den, war das unmöglich. Wir waren ge-zwungen, noch in der Nacht weiter nach Frankfurt zu fahren. Das Schlosshotel Wilkinghege konnte zum Glück nicht die ganze Welt über diesen Vorfall, der die Welt verändert hat, unterrichten. Inso-fern haben wir mit der Band problemlos in Frankfurt ein Hotel gefunden.

Entscheidender war eigentlich, dass ich in einem VW-Käfer vor dem Truck mitge-fahren bin, um sicherzustellen, dass die Gruppe den Weg nach Offenbach auch findet, wo das nächste Konzert statt-fand.

Redaktion: Das Konzert fand dann am 13. September 1970 statt. Welche Erin-nerungen haben Sie an dieses Ereignis?

Marek Lieberberg: Ich erinnere mich sehr deutlich an eine unglaubliche Band, eine Kultband, die wie keine zweite Auftritts-arten verändert hat. Provokante Kleidung, Zertrümmerung von Gitarren, gleichzeitig großartige Songs, ein beispielloser Gitar-rist, ein Vokalist, der zum Prototyp für Leadsänger wurde, ein begnadeter, wil-der Schlagzeuger, der die ganze Proble-matik des Musikerlebens in sich vereint hat. Schließlich ein vehementer Auftritt, der die Halle zum Bersten brachte.

Offenbach war so eine Halle, wo man ge-sagt hat, wenn es vorne voll wird, dann muss man hinten die Türen aufmachen. Es war ja nicht irgendein Ort, sondern die Stadthalle war die einzige Halle weit und breit, die für Musik dieser Art zur Verfügung stand. Ich habe die wunder-vollsten Erinnerungen an eine Vielzahl von Auftritten. Pink Floyd hat dort mit Orchester gespielt. Oder wenn ich an Johnny Winter denke, der seine erste Deutschlandtournee in Offenbach eröff-net hat. Er war schwer kurzsichtig, und

als er – vom Scheinwerferlicht geblen-det – die Fans begrüßte, fiel er von der Bühne. Er musste eine dreiviertel Stunde behandelt werden, bevor er mit dem Set beginnen konnte.

Redaktion: Roger Daltrey von The Who sagte kürzlich, dass die Zeit damals sehr explosiv war. Konzerte waren noch ein Ereignis, das die Menschen bewegte. Können Sie hier Veränderungen beo-bachten, hat Musik heute noch diese gesellschaftsverändernde Kraft?

Marek Lieberberg: Ich würde nicht sagen, dass sich die Welt so grundlegend verän-dert hat. Es ist klar, es war eine andere Zeit mit einem anderen Zeitgefühl.

Wir dürfen nicht vergessen, diese Musik war Teil einer Jugendbewegung, die da-mals geboren wurde. Insofern herrschte eine ganz andere Spannung drin. Es war eine Musik, die politisch beeinflusst war, es gab eine sehr starke Aufbruchsstim-mung. Die Rockmusik war ja auch die erste Musik, die sich junge Leute selbst geschaffen hatten. Es war nicht mehr die Musik der Eltern, es war nicht die Musik der Väter, es war eine eigenständige Mu-sik. Die Jugend wollte Schluss machen mit der permanenten Bevormundung.

Der lange Weg durch die Institutionen, den beispielsweise die Grünen gegan-gen sind, nahm damals in den 68er und frühen 70er Jahren seinen Anfang. Man glaubte an die Möglichkeit, die Gesellschaft verändern, verbessern zu können. Die Musikkultur war Teil der An-tikriegsbewegung, eine selbstbewusste Jugendbewegung.

Aber es gab auch eine Verklärung mit Ex-zessen. Die allzu euphorisch propagier-te Bewusstseinserweiterung entpuppte

sich als schwerwiegender Fehler. Die gesamte Drogenszene fand darin ihren Ursprung, der zu vielen tragischen Ereig-nissen führte.

Es gibt auch heute wieder Gruppen, die unser Bewusstsein beeinflussen. Ich würde nicht sagen, dass das unbedingt Robbie Williams ist. Aber Künstler wie Jack Johnson und James Blunt, eine Norah Jones oder Katie Melua führen die Menschen musikalisch und emotional auf den Kern der Dinge zurück.

Redaktion: Herr Lieberberg, Sie haben inzwischen unzählige Hallen und Spiel- flächen als Veranstalter mit ihren Künstlern bespielt, was zeichnet die Stadthalle in Offenbach aus?

Marek Lieberberg: Die Stadthalle selbst ist deshalb tief in unserer Erinnerung ver-ankert, weil sie einer der ersten Schau-plätze für Massenevents war. Bis zu 5000 Leute haben dort Deep Purple erlebt, die Jackson Five sind aufgetreten.

Die Stadthalle war fast ein Mekka der Rock- und Pop- musik. Dort lernte das Rockbusiness laufen.

Wir wussten doch nicht, wie Anlagen auf-gebaut werden, welche Stromanschlüsse erforderlich sind, wir haben das alles dort gelernt. Die Halle war sozusagen ein le-bendes Tour-Experiment. Wir sind mit ihr gewachsen und erwachsen geworden.

Der Ort war auch deshalb so spannend, weil durch die Einbettung der Bühne in die Tribünen eine enorme Nähe des Pu-blikums gegeben war. Es war von der Stimmung her elektrisierend dort aufzu-treten und zu spielen, technisch schwie-rig, aber künstlerisch sehr reizvoll. Man kann es mit der Atmosphäre auf dem Bie-berer Berg vergleichen, nämlich hautnah dran und deshalb auch so explosiv und spannend. Das ist ja genau das, was die Rockmusik ausmacht, nämlich eine di-rekte Wirkung Künstler/Publikum, und die war in der Stadthalle einzigartig.

Redaktion: Was wünschen Sie der Stadt-halle zum 40. Geburtstag?

Marek Lieberberg: Ich wünsche der Stadthalle, dass sie in den Kreis der Hal-len zurückfindet, die heute mit Erfolg bespielt werden können. Das kann sie jedoch nur, wenn sie dazu technisch in die Lage versetzt wird. Eine Vorausset-zung ist eine moderne Bühne mit ent-sprechenden Hängevorrichtungen für Ton und Licht. Wenn dies gelingt, kann die Stadthalle zurückkehren in den Kreis der ersten Locations. Die Möglichkeiten sind vorhanden. Wir sehen positive Be-mühungen und würden uns freuen, wenn die Stadthalle den Sprung in die nächsten 40 Jahre schafft.

Marek Lieberberg, Konzertveranstalter, leitet die Marek Lieberberg Konzert- agentur, die führende Agentur in Europa.

+++ 1974 Deutschland wird Fußballweltmeister im eigenen Land +++ Muhammed Ali wird Boxweltmeister +++ 1977 D. Thurau trägt 14 Tage das „gelbe Trikot“ bei der Tour de France

Marek Lieberberg Foto: Ernst Stratmann

Interview mit Marek Lieberberg von 2006 anlässlich des 40. Jubiläums

Page 6: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 6

Die Offenbacher Stadtmeisterschaften der Fußball- und Handballamateure fan-den vom 10. – 12.1. 1975 in der Stadthalle statt und sorgten beim Publikum gleich für Begeisterung. Das erstmalig in der Halle von der SG Rosenhöhe veranstal-tete Turnier war an Endspieldramatik im Bereich der Kicker kaum zu überbieten.

Das Rennen machte vor ausverkaufter Kulisse schließlich nach Verlängerung und Siebenmeterschießen die SV Gemaa Tempelsee gegen die SKG Rumpenheim. Den dritten Platz teilten sich nach einem kuriosen Siebenmeterschießen der VfB Offenbach und die SG Rosenhöhe, da auch nach 17 geschossenen Siebenmetern kein Sieger feststand. Bei den Handballern siegte der OFC Kickers im Endspiel gegen die TSG Bürgel, beim Spiel um den dritten Platz gewann die SG Rosenhöhe gegen den TV Bieber. Die Stadtmeisterschaften waren immer fester Bestandteil und ein Höhepunkt der sportlichen Saison in der Stadthalle.

Allerdings bewährte sich die Halle über diese Veranstaltung hinaus auch als Arena für Profihallenhandball. Besonders die Bundesligaspiele der SG Dietzenbach sorgten für Spannung und Handball der Extraklasse in der zumeist ausverkauften Stadthalle, die sich dann in einen Hexen-kessel verwandelte.

The Who und das Who is Who der Rock- und Popmusik in Offenbach

Dramatik im Siebenmeterraum

Die Stadtmeisterschaften:

In den 70er-Jahren entwickelte sich die Stadthalle in Offenbach zu einem Zentrum der Rock- und Popmusik im Rhein-Main Gebiet, wenn nicht der Bundesrepublik Deutschland überhaupt. Zwar wurde der Charakter einer Mehrzweckhalle beibe-halten, es fanden auch Sport-, Karnevals-veranstaltungen und natürlich Bälle statt, doch gerade in diesen Jahren strahlten hier viele neue Kometen am Himmel der jungen Beatgeneration auf und begeis-terten die jungen Menschen. Zahlreiche Bands und Künstler sollten nicht am Him-mel verglühen, sondern entwickelten sich in den folgenden Jahren zu Stars, die Mu-sikgeschichte schrieben.

Legendär war das Konzert von The Who am 13.9.1970, das von Marek Lieberberg veranstaltet wurde und mehr als 4000 Gäste in die Halle lockte. Die als ex-zentrisch geltende Band, die auch gele-gentlich ihre Instrumente auf der Bühne zerstörte, spielte auch Stücke aus ihrer Beat-Oper „Tommy“. Insgesamt war der Auftritt von Pete Townshend, Roger Dalt-rey, John Entwistle und Keith Moon sehr konzentriert, im Vortrag mitreißend und hatte, wie ein Kritiker der Frankfurter All-gemeinen Zeitung feststellte, durchaus Stil. Das Publikum und der Veranstalter dankten es der Band schon während des Konzerts lautstark.

Weitere junge Wilde nahmen die Einla-dung nach Offenbach an. Schon kurze Zeit später, am 26.2.1971, gastierte Pink Floyd in der Stadthalle, eine Band die durch ihren eigenwilligen Sound Musik-geschichte erschaffen sollte und mit die-sem Konzert einen kurzen Abschnitt ihrer bewegten Geschichte in die Starchronolo-gie der Stadthalle eingeschrieben hat.

Um nur einen kurzen Ausschnitt aus der Konzertgala dieser Zeit zu skizzieren, seien einige Namen erwähnt. So betraten beispielsweise Peter Gabriel, Phil Collins und Genesis 1973 und 1974 die Rampe, dann kehrte Woodstock in neuen Tönen mit Neil Young 1976 auf die Bühne zurück und schließlich musizierte ein leicht un-tersetzter junger Mann namens Meat Loaf in der Halle.

Ein wunderbares Jahrzehnt der Rock- und Popgeschichte in Offenbach. Kurz er-wähnt soll allerdings noch eine Veranstal-tung am 2.2.1970 sein. Da präsentierte ein Reiseveranstalter in der Stadthalle sein Angebot mit einem jungen und noch unbekannten Moderator und einer groß-artigen Diva der Branche als Gaststar. So trafen sich Rudi Carrell und Zarah Lean-der in Offenbach auf der Bühne.

Pop at its best!

+++ ABBA gewinnt mit „Waterloo“ den Grand Prix +++ Der erste VW Golf geht vom Band +++ Die Verkehrssünderkartei in Flensburg wird eingeführt +++ 1975 „Der weiße Hai“ wird

1977 14.01. Manfred Mann‘s Earth Band 20.03. Europameisterschaft der Tanzgarden „Die Waze“ 29.04. Black Sabbath 14.10. Sport- u. Musikschau „1000 Jahre Offenbach“

1978 18.05. Blue Öyster Cult 11.06. Meat Loaf / Rockpalast 29.09. Weather Report 03.10. Rory Gallagher 05.10. James Last 09.10. Steve Hackett 11.10. Black Sabbath 16.10. Chuck Berry Show 19.10. AC/DC 23.10. The Kinks 01.11. Barclay James Harvest 16.11. Smokie 18.11. Tanzturnier Deutschlandpokal Lateinamerikanische Tänze

1979 21.01. Uriah Heep 24.01. Blood, Sweat & Tears 07.02. Billy Joel 06.04. Lou Reed 07.05. Mothers Finest 23.05. Dire Straits 28.05. Rush 20.11. AC/DC

www.genesismuseum.com

Page 7: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 7

Die Übermutter experimenteller Musik

Lou Reed, Randale und der Albtraum eines jeden HallenmeistersZu keinem Dialog kam es am 6.4.1979 in der Stadthalle zwischen Lou Reed, seinem Publikum, den Ordnungshütern der Halle, sowie der örtlichen Polizei.

Anfänglich verlief das Konzert wie geplant, allerdings beschimpfte Reed die amerikanischen Zuhörer zunehmend und wollte sie der Halle verwiesen wissen. Während der Zugabe kam es zum Showdown, als es zu einem Handgemenge zwischen dem Künstler und einem Gast kam und sich diese Auseinandersetzung in den Zuschauerraum übertrug.

Zu einem besonderen Klangerlebnis hat die Stadthalle am 5.9.1973 eingeladen, als Frank Vincent Zappa und seine Band, die Mothers of Invention, zu Gast waren. Die Erwartungshaltung der Fangemein-de in der Halle war ge-spannt, gerade weil sie bei dem exzentrischen Musiker nie genau wußte, was zu erwarten war und eben darin die Spannung lag. Nach einer längeren, verletzungsbedingten Pause präsentierte er neue Kompositionen aus seinem Soundlabor, die verordnete Ruhe in seiner Werkstatt wirkte bei dem Auftritt allerdings alles andere als ruhig, sondern sehr experi-mentierfreudig.

Die Mothers of Invention haben ihre Zu-sammensetzung in den Jahren zuvor im-mer wieder variiert, die Erfindungsgabe der Mütter und ihre überraschenden mu-sikalischen Mixturen an diesem Abend in Offenbach waren aber unverändert, wie die des musikalischen Alchemisten Zap-pa auch. Die Rezeptur seiner schrägen Kompositionen, musikalisch angesiedelt zwischen klassischer Avantgarde, Free

Jazz und elektronisch hergestellten Klän-gen aus der Alltagswelt, in Verbindung mit politischen Textcollagen, hat weiten Spielraum für freie Improvisationen ge-lassen. Die Musiker der Gruppe nahmen

das Angebot dankend an und knüpften ihre Instru-mente zu einem Klangtep-pich mit unterschiedlichen Variationen zusammen. Die Musiker der Mütter setzten sich zusammen aus Jean-Luc Ponty an der Geige, dem Pianisten George Duke am Synthesizer, an der Klarinet-te und am Saxophon gebar Ian Underwood schräge Töne, für die Percussion in Form von Marimbaphon und

Vibraphon war Ruth Underwood zustän-dig, an der Posaune staunte man über Bruce Fowler, Thomas W. Foyler spielte mit dem Bass und die Drums bediente Ralph Humphrey.

Der Dirigent und Tüftler des Geklöppels zeigte sich in Höchstform und impro-visierte zwischen Gitarre, Gesang und körperlichen Einlagen. Damit bestätigte Frank Zappa seinen Ruf als Übermutter experimenteller Musik eindrucksvoll.

Die anschließende Saalschlacht forder-te ihren Tribut. Der Künstler wurde in Polizeigewahrsam genommen und nach Hinterlegung einer Kaution freigelassen. Der Schaden an der Halleneinrichtung samt Technik und Bestuhlung betrug 30.000 DM, und die Nerven des Konzert-veranstalters und aller Beteiligten lagen blank, besonders die des Hallenmeisters am nächsten Morgen.

Vor einer kleinen Gemeinde treuer Fans trat am 10.10.1978 Klaus Schulze in der Stadthalle auf. Der Musiker wirkte auf der Bühne so unscheinbar wie sein Name, da sein Equipment ihn fast verschluckte. Die multimediale Bühnenperformance bestand aus Leinwänden, die artifizielle Filme zeigten, und riesigen Synthezi-sern, die das Buntoptische klangfarbig untermalten. Klaus Schulze ist nur we-nigen bekannt, das ist auch weiterhin so

Der Übervater elektronischer Musik

geblieben. Trotzdem bewies die Stadt-halle hier einen Riecher für zukünftige Trends, er war der erste, der vollständig elektronische Musik einspielte und gilt somit als Übervater von Trance und Tech-no. Leider gilt der Prophet manchmal im eigenen Land nichts, in Japan ist Klaus Schulze allerdings bekannt geworden, so steht er im „Tokyo Wax Museum“ als Wachsfigur.

ausgestrahlt +++ 1976 Björn Borg gewinnt Wimbledon +++ Beginn der PC Revolution mit der Gründung von Apple Computer +++ 1978 Karol Wojtyla wird Papst Johannes Paul II. +++

Lou Reed Foto: Ralf Zeigermann, www.zeigermann.com

Künstlergarderobe in den 70ern

Page 8: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 8

1980 17.04. Scorpions 02.06. Black Sabbath 24.06. Roxy Music 15.09. Peter Gabriel, Support: Simple Minds

1981 09.03. Mike Oldfield 10.03. Mike Oldfield 11.09. Randy Rhoads 09.11. Ozzy Osbourne 19.11. Marius Müller-Westernhagen 02.12. Ideal

1982 06.05. Scorpions 11.05. Rory Gallagher 01.11. Helen Schneider 03.11. Motörhead 07.11. SG Dietzenbach – TSV Nettelstedt (Handball)

1983 20.01. Whitesnake 21.03. Nena 22.05. Marius Müller-Westernhagen 26.05. Wolfgang Ambros 18.09. Black Sabbath 05.10. Stray Cats 01.11. KISS 30.11. Dio 14.12. Ozzy Osbourne

1984 13.02. Judas Priest 02.04. Nena 12.04. Nena 07.05. Marillion 11.06. Bob Dylan 05.07. Marillion 17.10. KISS, Support: Bon Jovi 24.10. Queensrÿche 12.12. Depeche Mode 21.12. BAP 22.12. BAP

1985 29.01. U2 11.03. Accept 18.06. BAP 01.10. Rodgau Monotones 18.11. Gary Moore 29.11. 50 Jahre OKV 04.12. The Cure

Die Stadthalle Offenbach in den 80er Jahren

Die Stadthalle bestätigte in den 80er Jahren ihren herausragenden Ruf als ein Zentrum der Rock- und Popmusik im Rhein-Main Gebiet. Durch Umbaumaß-nahmen konnte die Halle in der obersten

Von sehr lauter Musik, maskierten Schockrockern, dem OKV und neuer deutschsprachiger Vielfalt

Liga mitspielen und den inzwischen breit gefächerten Musikstilen beste Bedin-gungen bieten. Es kamen nicht nur inter-nationale Stars, auch die neue deutsche Popmusik feierte hier gern, und nicht

+++ 1980 Attentat auf John Lennon +++ 1980 Die „Neue Deutsche Welle“ erreicht ihren Höhepunkt +++ 1982 Nicole gewinnt den Grand Prix

zuletzt die regional ansässigen Vereine empfingen gerade in der närrischen Zeit ihre Gäste nach wie vor in der Halle. Trotz unterschiedlicher Geschmäcker waren der Kulturvielfalt die Tore geöffnet.

Die BierleitungIm Zuge der Renovierungsarbeiten an der Stadthalle wurde ein sagenumwobenes Relikt entfernt, das beim Kunden und Wirt am Tresen der Stadthallengastro-nomie über Jahrzehnte für Ärger gesorgt hatte. Bei dem Einbau der Küche in der Halle hatte der zuständige Innenarchitekt eine Zapfanlage geplant, was bei dem er-warteten Andrang von durstigen Gästen durchaus sinnvoll erscheint.

Allerdings belastete er den zuständigen Wirt mit einem Fluch, indem er die Leitung der Anlage direkt neben den Heizungs-rohren installierte. So wurde am Tresen das Bier vom Gastronom zwar immer höflich serviert, war aber zwangsläufig untemperiert und vom Endverbraucher folglich nicht honoriert.

Beide verfluchten schließlich den Verur-sacher gemeinsam, die Leitung wurde folgerichtig später entfernt, der Gersten-saft fortan himmlisch kühl serviert und besagter Innenarchitekt schmort über seinen Plänen an einem anderen Ort.

Gut koordiniertEine Performance der besonderen Art boten Mike Oldfield und seine Musiker am 9. und 10.3.1981 in der Stadthalle. Hoch konzentriert veranstalteten sie eine symphonische Darstellung mit ihren Mu-sikinstrumenten und Stimmen. Die Musi-ker bewegten sich dabei auf der Bühne wie Sprinter auf einer Leichtathletikstre-cke und wechselten zwischen Gitarre,

Mandoline, Keyboards, Drums und Ge-sang. Das Publikum stand in den Rängen begeistert auf den Stühlen, während sich die Akteure davon unbeeindruckt und ohne den Anschein von Anstrengung zu vermitteln, weiter konzentriert zwischen den Instrumenten bewegten und die von ihnen geplante Symphonie koordiniert ins Ziel brachten.

Offenbach ist nicht Köln, der Main auch nicht der Rhein, trotzdem ist die Stadt eine kleine Hochburg des Karnevals, wie die vielen Vereine in der Stadt zur när-rischen Zeit immer wieder eindrucksvoll zeigen. Für Manfred Roth, bis 2014 erster Vorsitzender des Offenbacher Karneval-verein, der Dachorganisation der Offen-

Die Stadthalle in der fünften Jahreszeitbacher Karnevalsvereine, ist das ganze Jahr Saison und die Stadthalle ist in diese Planungen immer einbezogen.

So veranstaltet der OKV traditionell seine Sitzung „Feuerwerk der guten Laune“ und den Seniorenvormittag in der Waldstraße. Zur karnevalistischen Tradition der Stadt-halle gehören auch die TGO Elfer von 1896

In seiner Heimatstadt Köln wird der Musi-ker Wolfgang Niedecken liebevoll als der „Bob Dylan der Südstadt“ bezeichnet, wenn er mit Gitarre und Mundharmonika auftritt. Am 21. und 22.12.1984 gastierte er mit seiner Band BAP im Rahmen ihrer „zwesche Salzjebäck un Bier“ Tour in der Stadthalle und brachte den Offenbachern den Kölschen Dialekt näher. Wie man der Set-Liste entnehmen kann, tauchte auch ihr Hit „Verdamp lang her“ auf, der Po-tential zum Mitsingen hat, bei Liedern wie „Wenn et Bedde sich lohne däät“

Zwesche Salzjebäck un Bierund „Jraaduss“ kamen die Offenbacher Fans zwischen Brezel und Äppler in einige Schwierigkeiten.

und die Elferabteilung der Gemaa Tem-pelsee, die ihre große Sitzung als einen jährlichen Höhepunkt des Vereinslebens in der Halle feiern. Jenseits von Stadt, Land, Fluss ist dadurch der Pegel des Frohsinns in der Stadthalle während der fünften Jahreszeit bei allen Beteiligten garantiert überdurchschnittlich hoch.

Page 9: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 9

Redaktion: Der Offenbacher Karneval-verein hat einmal kurz vor Weihnachten Karneval gefeiert, das war am 29.11.1985 zum 50-jährigen Bestehen in der Stadt-halle. Herr Roth, erinnern Sie sich an die Veranstaltung?

Manfred Roth: Ja, das war die Auftakt-veranstaltung zur Jubiläumsfeier 50 Jahre OKV, der Dachorganisation des Offenba-cher Karnevals. Zu diesem Anlass wurde

im November, in Anlehnung an den 11.11., in der Stadthalle eine große Sitzung ver-anstaltet, in der nicht nur der Elferrat der Dachorganisation, sondern der aller angeschlossenen Vereine auf der Bühne saß. Damit waren etwa 15 Räte auf dem gesamten Bühnenraum verteilt. Es war vom Aufwand her eine der größten Ver-anstaltungen, weil auch die seitlichen Ränge mit als Bühne genutzt wurden. Im Zuschauerraum waren noch die langen Sitzreihen, die alle besetzt waren, die Stadthalle war ausverkauft, es war eine Großveranstaltung.

Redaktion: Der OKV und die Stadthalle waren immer verbunden, inzwischen richten Sie mehrere Veranstaltungen in der närrischen Zeit aus, also auch Kinder- und Seniorenkarneval.

Von Prinzen und dem Popocatepetl

Manfred Roth: Der OKV macht als Kar-nevalsverein und Dachverband auch Sit-zungen, ähnlich wie etwa der große Rat in Frankfurt. Kurz nach der Eröffnung der Stadthalle war es Alfred Seeger, damals Chef des Karnevals, Ehrenbürger, inzwi-schen leider verstorben, der die Veran-staltungen von Theatern und ähnlichen Räumlichkeiten in die Stadthalle gebracht hat. Dadurch begann eine bis heute dau-

mit „Ein bißchen Frieden“ +++ „Thriller“ von Michael Jackson erscheint +++ ABBA trennen sich +++ 1985 Boris Becker gewinnt Wimbledon +++

ernde Verbindung und Freundschaft mit der Stadthalle.

Der gemeinsame Kinderkarneval war am Fastnachtssonntag, ist aber inzwischen in Veranstaltungen verschiedener Ver-eine aufgegangen. Zu der jährlich statt-findenden Sitzung kam dann der Prinzen-treff dazu, ein Anlass, bei dem sich alle vorherigen Prinzenpaare treffen. Dieses Treffen wurde zu einer Seniorenveranstal-tung umgebaut, die traditionell immer am Rosenmontagmorgen in der Stadthalle stattfindet. Die Teilnehmer reisen dazu häufig von weit her an, weil es sie in alle Regionen Deutschlands verschlagen hat. Diese Veranstaltung fand, wie auch die traditionelle Sitzung, die große Schau des OKV, durchgehend in der Stadthalle statt, bis auf das Jahr des Irak-Krieges,

Foto: OKV

wo alles abgesagt wurde. Dieses Jahr mussten wir wegen der Flughafenerör-terung ins Capitol umziehen.

In den letzten Jahren haben wir teilweise die Krönung und die große Schau verbun-den, weil sich zwei Großveranstaltungen in so kurzem Zeitraum nicht gerechnet haben.

Redaktion: Was war Ihr schönstes Erleb-nis in der Stadthalle?

Manfred Roth: Ich war immer dem Kar-neval verbunden, ganz egal, wo ich in Deutschland gelebt habe. Als ich dann mehr im Rhein-Main Gebiet war, wurde ich 1980 Karnevalsprinz. Die Veranstal-tung in Offenbach und in der Stadthalle dann als Prinz mitzuerleben, war natür-lich das Schönste.

Erinnern möchte ich auch noch an den sogenannten Popocatepetl in den 70er-Jahren und 80er-Jahren, eine pompöse Veranstaltung, ein Faschingsball, bei dem alle Räume der Stadthalle genutzt wurden und den bis zu 3500 Gäste besuchten. Im Hauptraum spielten Max Greger und Hugo Strasser, es war ein Wiener-Café

eingerichtet, im Untergeschoss war eine Geisterbar. In den oberen Räumen gab es für die jüngeren Leute eine Disco, sowie eine Hafenkneipe und sogar eine Oben-ohne-Bar.

Redaktion: Was wünschen Sie der Stadt-halle persönlich zum 40. Geburtstag?

Manfred Roth: Ich wünsche der Stadt Offenbach, dass die Stadthalle erhalten

bleibt, und ich wünsche mir für den 40. Geburtstag, dass sie sich weiterentwi-ckelt, dass man überlegt, wie man die Stadthalle auch für kleinere Veranstal-tungen nutzen kann, etwa indem man Be-reiche der Halle räumlich abtrennt. Dann würden auch kleinere Mitgliedsvereine von uns die Möglichkeit sehen, dort ihre Veranstaltungen zu machen.

Manfred Roth, 1. Vorsitzender des Offen-bacher Karnevalverein e.V.

Interview mit Manfred Roth von 2006 anlässlich des 40. Jubiläums

Page 10: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 10

1986 21.01. Jack Bruce Band

20.03. Accept 24.03. Dio 18.06. BAP 30.09. Judas Priest 16.10. Stevie Ray Vaughan – Jimmie Vaughan 20.11. Iron Maiden, Support: W.A.S.P. 11.12. Motörhead, Support: Savataget

1987 29.01. Metallica

09.02. Europe 08.04. Gary Moore 04.05 Slayer 23.11. Black Sabbath 24.11. The Housemartins 25.11. Dio 03.12. Rory Gallagher 09.12. Black Sabbath

1988 22.02. The Hooters

08.03. Rodgau Monotones – 10 Jahre 13.04. Frank Zappa 18.04. EAV – Erste Allgemeine Verunsicherung 25.10. Run DMC 22.11. Bruce Hornsby & The Range

1989 19.01. Slayer 14.02. Europe 18.04. Die Toten Hosen 06.05. Böhse Onkelz 28.11. Bonfire 20.11. AC/DC

Wer hat Angst vor Depeche Mode?

Gut laut

Nachdem es auf der Tournee von Depeche Mode in Stuttgart bei einigen Fans zu kleinen Ausschreitungen ge-kommen war, bekam es Frankfurt mit der Angst zu tun. Furchtlos zeigte sich Offenbach und beherbergte die Band in ihrer Stadt. So hieß es am 12.12. 1984 Depeche Mode in der Stadthalle statt der Alten Oper. Das im Vorfeld herauf-beschworene Chaos von gewaltbereiten Fans inklusive Giftgasanschlägen blieb aus, in der ausverkauften Halle feierten 3000 Fans in gepflegter Garderobe harmonisch zu den Synthesizerklängen ihrer Band, von Ausschreitungen und Zwischenfällen war nichts zu sehen.

In den 80er Jahren wurde eine Musik-richtung populär, die alle bisherigen Dezibelgrenzen überstieg, und bei der zumeist schwarz gekleidete

und langhaa-rige Männer auf der Bühne sämtliche Verstärker über den Anschlag drehten. Dazu schüttelten die Fans im Publikum

Im Namen der Liebe: U2Die Liebe zwischen der Band U2 und den Zuschauern am 29.1.1985 war schnell entbrannt. Die irischen Musiker gastier-ten bei ihrer „Unforgettable Fire Tour“ in der ausverkauften Stadthalle und be-geisterten die Fans. Zwar traf die Grup-pe verspätet ein, nicht eben die besten Voraussetzungen für ein Rendezvous, doch an diesem Abend entwickelte sich zwischen der Bühne und den Rängen eine intensive Liebesbeziehung.

Das lag nicht zuletzt darin begründet, dass Bono, der charismatische Sänger von U2, die Bühne erweiterte und das Pu-blikum in die Show einbezog. So suchte er den direkten Kontakt zu seinen Fans, und begrüßte sie in den vorderen Reihen indem er ihre Hände drückte, und emp-fing schließlich noch einen Gast auf der Rampe. Dazu boten der Gitarrist „The Edge“ und Schlagzeuger Larry Mullen jr. mit Bono eine musikalisch hochkarätige

+++ 1985 Start der TV-Serie Lindenstraße +++ 1986 Reaktorkatastrophe in Tschernobyl +++ TV Serien Alf, Dallas und Denver Clan +++ Hip Hop wird

ihre ebenso langen Haare. Hippies waren out, Heavy Metal war angesagt. Kritiker bezeichneten diese Musik als sinnlosen Krach, die Liebhaber sahen in der Rich-tung eine Wiedergeburt des Rock’n’Roll und füllten die Hallen.

In der Offenbacher Stadthalle waren in dieser Zeit viele Heroen des Heavy Metal und Hard-Rock zu Gast, die auch heute noch einem breiteren Publikum nicht nur aus dieser Szene bekannt sind. Unter den harten Jungs waren Lemmy Kilmister mit seiner Band Motörhead, Ozzy Osbourne gab sich die Ehre, Black Sabbath und die Scorpions waren in der Halle, richtig laut wurde es auch bei Judas Priest, Metallica und Iron Maiden. Für Begeisterung sorgte schließlich, um nur eine Auswahl der beteiligten Metaller genannt zu haben,

Performance. Die Superstars sind auf dem Boden geblieben, von Berührungs-ängsten keine Spur, und als die Musiker ihren Song „Pride (In The Name Of Love)“ gaben, sangen alle in der Halle mit.

Für alle Beteiligten war spätestens hier klar, dass es sich bei dieser Begegnung um keinen One-Night-Stand handeln wür-de, sondern um eine dauerhafte Bezie-hung, in der sich die Partner nachhaltig berühren und respektieren.

die Band Europe, die auch mit dem Song „Final Countdown“ die Fans für sich gewann.

Die Veranstaltun-gen liefen nicht immer reibungslos ab, denn es kam gelegentlich zu Lärmbeschwerden von Anwohnern. Aber auch dieses Problem bekam man in der Stadthalle in den Griff. So wurden die Schallschutzmaßnahmen der Halle verbessert, damit die Headban-ger in Ruhe, oder besser bei jeder Laut-stärke, ihre Köpfe schütteln können.

Page 11: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 11

Eine andere Karnevals- veranstaltung: KISS in der Stadthalle

Ohne Fragezeichen: Party mit Nena

Die amerikanischen Schockrocker der Band KISS gastierten am 1.11.1983 in der Stadthalle Offenbach und boten eine sehr laute und aufwendige Bühnenshow. Bei Kritikern ist die Gruppe wegen gewalt-verherrlichender und sexistischer Texte umstritten, die zumeist jugendlichen Fans waren hingegen in der ausverkauf-ten Halle begeistert.

Das Bühnenbild war einem Panzer nach-empfunden, auf dem das Quartett ihre Show lautstark zelebrierte. In gewohnt extravaganter Kleidung boten die Mu-siker um den Bassisten Gene Simmons ihre Mischung aus Heavy-Metal und

Glam-Rock. Das besondere Markenzei-chen dieser Band ist allerdings neben der aufwendigen Kostümierung, dass die Musiker immer mit geschminkten Gesichtern auftreten.

Somit wurde an diesem Abend ein mu-sikalischer Maskenball der besonderen Art gegeben. Das junge Publikum war be-geistert und empfand die Veranstaltung als eine Bereicherung zu den gewohnten Kar-nevalssitzungen in Offenbach.

Auf ihrer „Fragezeichentour“ machte Nena mit ihrer Band am 2.4.1984 in der Offenbacher Stadthalle Station und be-geisterte generationsübergreifend ihre Fans. Die Zuhörer waren überwiegend sehr jung, und wur-den teilweise von ihren Eltern beglei-tet, die zunächst die leicht hysterische Euphorie ihrer Zög-linge kritisch zur Kenntnis nahmen, sich aber schnell von der Stimmung in der Halle anste-cken ließen. Das Konzert war aus-verkauft und ent-wickelte sich zu ei-ner Veranstaltung, in der kaum Fragen offen blieben. Vielmehr erstrahlte nach der Bühnenshow eindrucksvoll ein Aus-rufezeichen in dem von Fans entfachten Lichtermeer.

Gleich zu Beginn verkündete Nena ihre Parole des Abends. „Ich will kein Konzert, ich will eine Party“ sprach sie ihr Mot-to aus und es geschah. Alle Beteiligten folgten dieser Aufforderung und die aus Hagen stammende Gabriele Susanne Ker-ner gab Gas und verbreitete Spaß. Nena und ihre Musiker waren später die erfolg-reichste Band aus dem Umfeld der Neuen

Deutschen Welle und neuer deutschspra-chiger Musik. Die Erfolge ihrer Musik von den USA bis Japan konnten die Fans in Offenbach an diesem Abend vorab erle-ben. Das lag nicht so sehr daran, dass

hier ein Fräulein-wunder mit Star-allüren auftrat, sondern eine Sympathieträge-rin mit Wiederer-kennungswert auf der Bühne stand. Genau das kam auch in Offenbach an, besonders als Nena ihren Song „99 Luftballons“ steigen ließ. Alle in der Halle wuss-ten sofort, dass hier keine Luftbla-

se steigt, sondern eine Party mit ihrem Idol. Die Fans bedankten sich durch laut-starkes Mitsingen der Lieder und entzün-deten Wunderkerzen und Feuerzeuge.

Somit blieben nach eineinhalb Stunden Nena an diesem Abend in der Stadthal-le eigentlich kaum Fragen offen, bis auf eine, die auch generationsübergreifend diskutiert wurde: nämlich die, wie man noch an Karten für das Zusatzkonzert am 12.4.1984 kommen konnte, zur nächsten Party in Offenbach mit Nena!?

in den USA populär +++ Der Walk m an wird auf den Markt gebracht +++ 1989 Fall der Berliner Mauer +++ 1989 Erste „Love Parade“ in Berlin +++

Abschlussball mit EtiketteFrüher waren Tanzschulen fester Bestand-teil des gesellschaftlichen Lebens, und jeder junge Mensch durchlief diese teil-weise harte Schule, um schließlich beim Abschlussball in adretter Kleidung in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Die Insti-tute waren in anti-autoritären Zeiten als konservatives „Kniggegehabe“ verpönt, erfahren aber gerade in den letzten Jahren re-gen Zuspruch, was nicht zuletzt in der veränderten, pro-grammatischen Ausrichtung begründet sein dürfte. Höhepunkt der Kurse ist nach wie vor der Abschlussball. Für den Rahmen zu dieser traditionellen Veran-staltung sorgt auch die Stadthalle in Offenbach, die den Tanzschulen Weiss aus Offenbach, Berné aus Hanau und Wernecke aus Frankfurt das geeignete Parkett zur Verfügung stellt.

Besonders die Tanzschule Weiss verbin-det mit Offenbach und der Stadthalle eine lange Tradition. Das Institut wurde von Wilhelm und Jutta Weiss gegründet, die ab 1952 zunächst in der Luisenstraße,

später in der Kaiserstraße in Offenbach, Tanzkurse anboten. Im Jahr 1988 über-nahm die Turniertänzerin und ausgebil-dete Tanzsporttrainerin Annette Löw die Tanzschule. Beide Generationen pflegen innigen Kontakt, geht es ihnen doch nicht

zuletzt darum, bei jungen und junggebliebenen Menschen die Be-geisterung für den Tanzsport zu we-cken. Insgesamt hat sich das Ange-bot erweitert: ne-ben klassischen Tänzen stehen

lateinamerikanische Tänze wie Salsa und Tango, aber auch HipHop und Free-style, im Programm. Bei dieser Vielfalt ist allerdings nach wie vor ein Programm-punkt unumstritten: beim Abschlussball ist festliche Garderobe vorgeschrieben. Dieses Gesetz befolgten die zahlreichen Schüler und Gäste nicht zuletzt beim Jubi-läumsball zum 50-jährigen Bestehen der Tanzschule Weiss in der Stadthalle am 29.11.2002, zu dem Annette Löw geladen hatte. Es war eine rauschende Ballnacht, an der auch Wilhelm und Jutta Weiss ihre Freude hatten.

Fotos: Tanzschule Weiss

Page 12: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 12

1990 14.01. 1. Antikmarkt 19.01. Spandau Ballet 14.03 Fish 25.03. Moskauer Ballettensemble 27.03. Rocky Horror Show 02.04. The Mission 09.04. Public Enemy 18.04. Midnight Oil 20.04. Nino d´Angelo 30.04. Jeff Beck 14.09. Annihilator 01.10. The Jeff Healey Band 17.10. Black Sabbath

1991 08.02. Judas Priest 19.06. Bob Dylan 14.10. Tin Machine mit David Bowie 15.10. Marillion 16.10. Moody Blues 26.11. Fish 21.12. Doro

1992 06.05. Böhse Onkelz 07.01. Deutsche Tanzsportmeisterschaft 30.09 Danzig 14.10. Melissa Etheridge 21.10. Manowar 02.11. Sonic Youth 24.11. California Dream Men 25.11. Magnum 30.11. Extreme 02.12. The Ramones 10.12. Motörhead

1993 20.02. OKV – Faschingsball „Mexikanische Nächte am Popokatepetl 01.03. Fish 03.03. Die Prinzen 08.03. Nena 23.03. Die Fantastischen Vier 05.04 Lynyrd Skynyrd 06.04. Ice Cube 08.05. Egerländer Maitanz 10.05. Runrig 12.05. Fury in the Slaughterhouse 14.05. Jürgen von der Lippe 15.05. Des Kaisers neue Kleider 17.05. New Model Army 26.05. Savatage 22.06. The Kinks 06.09. Rage Against The Machine 10.09. CD Präsentation Motörhead 22.09. The Pogues 29.09. Nick Cave 05.10. Runrig 14.10. Front 242 30.10. Deutsche Tanzsportmeisterschaft 03.11. Kastelruther Spatzen 06.11. Bodybuilding Meisterschaften 08.11. Sepultura 14.11. The Levellers 15.11. Ice -T. & Body Count 23.11. Ronnie James Dio 24.11. Iggy Pop 26.11 Cheb Khaled 28.11. Der Teufel mit den drei goldenen Haaren 30.11. Heroes del Silencio 12.03. Galakonzert „Gianni Morandi“ 08.12. Uriah Heep & Nazareth 16.12. Hair

1994 20.01. Amtseinführung OB Grandke 25.02. Manowar 27.02. Nino d´Angelo 25.05. Melissa Etheridge 26.05. David Lee Roth 02.06. East 17 11.09. May fair Lady 29.09. Pantera 06.10. Body Count

Die Stadthalle Offenbach in den 90er Jahren

Gerhard Grandke

Eine neue Ära in Offenbach, von Britpop, deutschem Sprechgesang und einer eisernen FaustIn den 90er Jahren begann für die Stadt die Ära Gerhard Grandke, und für die Stadthalle die einer GmbH unter Feder-führung der Gemeinnützigen Bauge-sellschaft Offenbach (GBO). In dieser Zeit folgten weitere Sanierungs- und Umbaumaßnahmen. Die Halle blieb aber

ihrem Credo treu und bot neben vielen Legenden der Popmusik, von Brit-pop über Robbie Williams und den Fantastischen Vier, viele kulturelle und sportliche Höhepunkte, etwa den Kampf des noch relativ unbekannten Boxers Wladimir Klitschko.

Infernalisch ging es am 12.10.1997 in der Stadthalle zu, als die Band Rammstein zu Gast war. Die aus Berlin stammende Gruppe entzündete auf der Bühne im wahrsten Sinne des Wortes ein optisches und akustisches Feuerwerk der Super-lative.

Die Band ist wegen nationalistischer und gewaltverherrlichender Texte umstritten, was den amerikanischen Regisseur Da-vid Lynch nicht weiter störte, denn er buchte Rammstein für den Soundtrack zu seinem Streifen „Lost Highway“, der die Abgründe der menschlichen Seele in düsteren Farben inszeniert. In der völlig ausverkauften Stadthalle bot die Band mit ihren martialischen Texten und pyro-technischen Effekten ein ähnliches Bild. Sänger Till Lindemann schoss sogar einen leuchtenden Pfeil mit feuersprühendem Bogen über das Publikum. Die Gäste waren begeistert. Für den Brandschutz-beauftragten der Halle dürfte der Abend eher ein Horrorfilm gewesen sein.

Rammstein

Bei einer Sondersitzung der Stadtverord-netenversammlung am 20.1.1994 in der Offenbacher Stadthalle wurde der neue Oberbürgermeister Offenbachs, Gerhard Grandke, in sein Amt eingeführt. Im Ok-tober des Vorjahres hatte sich der sozi-aldemokratische Politiker bei der ersten Direktwahl gegen Stefan Grüttner von der CDU durchgesetzt und wird nicht nur die nächsten sechs Jahre die Geschicke der Stadt Offenbach führen, sondern auch nach seiner Wiederwahl im Jahre 1999 in seiner Position bestätigt werden.

In der Stadthalle waren bei der Amts-übergabe 700 Gäste geladen, darunter der hessische Innenminister Herbert Günther, die Oberbürgermeister von

Frankfurt und Mainz, Andreas von Schoeler und Hermann Hartmut Weyel, sowie der Darmstädter Regie-rungspräsident Horst Daum. Der Vorgän-ger Wolfgang Reuter, der 34 Jahre in der Kommunalpolitik tätig war, gratulierte dem neuen Oberbürgermeister herzlich. Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing legte dem Würdenträger feier-lich die Amtskette um, und der direkte politische Kontrahent Stefan Grüttner überreichte anschließend die Ernen-nungsurkunde.

Grandkes politischer Kurs ist mit Ein-sparungen in der Finanzpolitik bei städ-tischen Vorhaben, Effizienzsteigerung und Verschlankung der städtischen

+++ 1990 Deutschland wird Fußball Weltmeister +++ Rockkonzert von Pink Floyd zur Öffnung der Berliner Mauer +++ 1991 Ötzi wird gefunden +++ 1994 Erster Formel 1 Titel

Der KreativmarktFest etabliert hat sich im Veranstaltungs-kalender der Stadthalle der Kreativmarkt, bei dem hochwertiges Kunsthandwerk aus der Region, aber auch aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland, präsentiert wird.

Die Veranstalter Ursula und Klaus Merbach besuchen nationale und inter-nationale Messen, um die Künstler nach Offenbach einzuladen. So kommen jedes Jahr um die 5000 Besucher in die Stadt-halle, um die ungewöhnlichen und origi-nellen Arbeiten zu bewundern. Gezeigt wird keine Fabrikware, die Veranstaltung

ist kein Schnäppchenmarkt. Qualität hat ihren Preis, aber gerade deswegen fin-det hier so manches ausgefallene Stück seinen Käufer.

Betriebe und Behörden, sowie zur Stär-kung der regionalen Wirtschaft mit dem Bündnis zur „Wirtschaftsförderung Re-gion Frankfurt Rhein-Main“ verbunden. In seiner Amtszeit setzte der nicht nur in Offenbach beliebte Politiker viele seiner Vorhaben um, an diesem Tag begann mit der Amtseinführung in der Stadthalle die Ära Grandke, die möglicherweise auf Lan-desebene eine Fortsetzung finden wird.

Foto: Kreativmarkt

Gerhard Grandke

Foto: Bernd Georg

Page 13: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 13

Im Jahr 1991 beglückten innerhalb eines kurzen Zeitraums gleich zwei Legenden der Musikgeschichte die Gäste der Offen-bacher Stadthalle. Am 19.6.1991 gastierte Bob Dylan in Offenbach, am 14.10.1991 war David Bowie in Begleitung der Band Tin Machine in der Stadthalle. Zwei eigen-willige Charakterköpfe, die auf den ersten Blick, zumindest was Inhalt und Form ih-rer Bühnenauftritte betrifft, unterschied-licher nicht sein könnten. Beiden gemein ist, dass sie die Erwartungshaltung des Publikums immer wieder unterlaufen und für Überraschungen sorgen.

Bob Dylan gilt einerseits als die Vorbild-figur für so unterschiedliche Musiker wie John Lennon oder Mick Jagger, an-dererseits als der Songwriter der Pro-testbewegung aus der Woodstock-Ge-neration, also als einer, der geradeaus klare Botschaften vermittelt und gegen soziale Ungerechtigkeit singt. Nicht nur bei seinem Auftritt am Bieberer Berg in Offenbach 1984 zusammen mit Joan Baez wurde allerdings deutlich, dass seine zu-rückhaltenden Bühnenperformances und die Texte der Songs so eindeutig eben nicht sind, und einen weiten Spielraum für Interpretationen zulassen. Auch an dem Abend in der Stadthalle predigte Bob Dylan seine Songs und hinterließ ein deu-tungsschwangeres Publikum.

Auch David Bowie wird gerne in verschie-dene Schubladen gesteckt: mal als an-drogynes Mischwesen von einem ande-

Sport und Kultur passen hier zusammenRedaktion: Herr Knecht, 40 Jahre Stadt-halle Offenbach bedeutet eine unüber-schaubare Anzahl an kulturellen und sportlichen Veranstaltungen. Das Sport- und Badeamt war für einen relativ kurzen Zeitraum für die Halle verantwortlich, welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Reinhard Knecht: Das Sportamt und ich waren immer mit den Verantwortlichen der Halle dabei. Wir haben das Sport-festival und die Sportlerehrungen der Stadt Offenbach mit der Sportstiftung gemacht, die jetzt seit einigen Jahren im Capitol stattfindet. Am Anfang des Jahres machen wir traditionell die Fußballstadt-meisterschaft der Offenbacher Amateur-vereine in Zusammenarbeit mit dem Ver-anstaltungsteam der Stadthalle.

Redaktion: Gibt es einen privaten Rück-blick?

Reinhard Knecht: Immer wieder Kon-zerte, Jimi Hendrix und Rockbeat-Ver-

anstaltungen. Das war immer eine tolle Geschichte, weil die Stadthalle eine sehr gute Atmosphäre und Akustik bietet, bis hin zu Volksmusikveranstaltungen oder Hallenhandball und sportlichen Veran-staltungen. Sport und Kultur passen hier zusammen.

Redaktion: Was wünschen Sie der Stadt-halle zum Geburtstag?

Reinhard Knecht: Der Stadthalle wün-sche ich, dass sie auch in den nächsten Jahren einen Standort in unserer Kultur-landschaft hat. Mein Wunsch ist, dass die Stadthalle erhalten bleibt, und dass weiterhin kulturelle, musikalische und sportliche Veranstaltungen stattfinden können. Das ist für eine Stadt wie Of-fenbach wichtig. Wenn es die Halle nicht mehr gäbe, wäre es ein Verlust.

Reinhard Knecht, Amtsleiter, Sport- und Badeamt Offenbach

Legenden zu Besuch: Bob Dylan und David Bowie

ren Stern, mal als eindeutig männlich zu klassifizierende Figur der Glamourwelt, die synthetische Popmusik in Clubs prä-sentiert, welche man nicht unbedingt für ein vertrauliches Gespräch unter Freun-den am Abend aussucht. In der Stadthalle zeigte sich David Bowie von einer ande-ren Seite. Seine Kleidung war schlicht und zurückhaltend, die musikalische Darbie-tung mit der Band Tin Machine eher leise wie in einer Jazzbar mit Live-Begleitung, ohne dabei schwunglos zu wirken. Der Meister selbst setzte seine Stimme da-

bei gewohnt souverän ein, spielte dann aber zur Überraschung der Gäste ein Saxophonsolo ein und überraschte somit die Zuhörer vollkommen.

Die Stadthalle hat einige Stars der Mu-sikbranche empfangen dürfen, diese beiden Musiker aber zeichneten sich im Rückblick durch ungläubiges Kopfschüt-teln aus, wie es sich für Legenden eben gehört.

für Michael Schumacher +++ 1996 Klon–Schaf Dolly wird geboren +++ Deutschland wird Fußball Europameister +++ Die Spice Girls erobern den Musikmarkt +++

Britpop in OffenbachWenn es eine Auszeichnung bei den ver-schiedenen Awards in der Kategorie Brit-pop geben würde, hätten sich in den 90er Jahren sicher die beiden Bands Oasis und Blur regelmäßig um die vorderen Plätze gestritten. Überhaupt gab es bei den Fans immer wieder heftige Auseinanderset-zungen darüber, welche der beiden Grup-pen das Label Britpop besser vertrete. In Offenbach konnte man beide Gruppen einem genauen Test unterziehen.

Oasis gastierte am 26.3.1996 in der Stadthalle. Die Kultband um die Brüder Liam und Noel Gallagher, dem Gitarristen Paul Arthurs, Bassist Paul McGuigan und Schlagzeuger Alan White überzeugte zu-mindest was den Hysteriefaktor betrifft. Die Anhänger sangen die Songs laut mit, und einige ohnmächtige Fans wurden von Sanitätern versorgt. Oasis spielte etwas lustlos und gelangweilt sämtliche Hits runter. Alles erinnerte ein wenig an einen Auftritt der Beatles, nicht zuletzt musika-lisch, als die Fans mit einem Beatles-Song aus der Halle verabschiedet wurden. Ins-gesamt erreichte diese Band an diesem Abend mit relativ wenig Einsatz einen Sieg nach Punkten, wie man es sonst nur von Spitzenteams aus dem Fußball kennt. Die Jungs wissen eben um ihre Klasse.

Weniger selbstbewusst schien die Band Blur im Vorfeld des Konzertes am 14.4.1997 in der Offenbacher Stadthalle. Der Protagonist der Band Damon Albarn verkündete gar den zwischenzeitlichen Tod von Britpop. Der Auftritt selbst lief mit Songs aus dem bekannten Repertoire etwas schleppend an, beim Hysteriefak-tor hatte Oasis deutlich die Nase vorn. Allerdings spielten Blur dann die neuen Songs ihres aktuellen Albums, und die sorgten bei den Zuhörern für Begeiste-rung, denn sie wirkten frisch und expe-rimentell. Die Gruppe bewies Mut zum Risiko und punktete schließlich aus der Tiefe des Raums.

Im Testergebnis präsentierten sich die Protagonisten des Britpop mit zwei un-terschiedlichen Spielsystemen, sorgten aber beide für Begeisterung. Wer nun die Awards gewinnt, bleibt unklar, aber wie beim Fußball scheint zumindest den Anhängern klar, Fan beider Bands gleich-zeitig kann man nicht sein.

Wladimir KlitschkoIn der Stadthalle hatte der Boxsport lange eine gutbesuchte Tradition, war aber in den vergangenen Jahren etwas eingeschlafen. Eine Renaissance ver-suchten die Veranstalter des Boxstalls Universum Hamburg zusammen mit dem Boxteam Hessen und mussten dabei gleich ei-nen Tiefschlag einstecken. Der im Schwergewicht an-gekündigte Lokalmatador und WBC-Ranglisten-Ers-te Willi „de Ox“ Fischer musste verletzungsbe-dingt absagen, somit wa-ren nur 1400 Gäste in der Halle. Aber die angeschla-genen Beteiligten auf

Veranstalterebene erholten sich schnell und landeten einen Volltreffer, denn sie nominierten als Ersatz den aus dem Hamburger Boxstall stammenden Ukra-

iner Wladimir Klitschko, der seinen Gegner Jerry Wimpy Halstead schon in der zweiten Runde aus dem Ring fegte. Bei die-sem Kampf schlief keiner der Boxsportfreunde ein, sondern den Anwesen-den wurde schlagartig bewusst, einen Athleten mit dem Potential einer Traumkarriere in der Stadthalle zu beobach-ten.

Bob Dylan

Page 14: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 14

14.10. Hubert von Goisern 26.10. Zillertaler Schürzenjäger 29.10. Deutsche Tanzsportmeisterschaft 01.11. Jule Neigel 07.12. Leningrad Cowboys 08.12. Slayer

1995 17.01. The Black Crows 06.02. Gerd Dudenhöffer 15.03 Marky Mark 01.04. SPD Parteitag 08.04. Jubiläumsveranstaltung SG Rosenhöhe 24.04. Motörhead 12.05. Erste Allgemeine Verunsicherung 23.05. Fury in the Slaughterhouse 14.06. Fleetwood Mac 28.06. The Offspring 05.07. East 17 12.07. The Cranberries 04.09. Soundgarden 10.09. Green Day 20.10. Tarkan 23.10. Paradise Lost 24.10. Rainbow 25.10. Jethro Tull 29.10 The Pogues 31.10. Doro 10.11. Die Ärzte 12.11. Int. Offene EM Leicht-Contact-Karate 15.11. Alan Parson 19.11. Harald Schmidt 20.11. Roger Daltrey 13.12 Guildo Horn

1996 24.01. The Ramones 27.01 Jubiläumsfeier Elfer v. 1896 e.V. 30.01. Stars der Volksmusik 26.03. Oasis 06.04. Peter Maffay 11.04. Lou Reed 18.04. The Smashing Pumpkins 26.04 . Sportfestival 96 mit Tanzorch. Hugo Strasser 18.05. Status Quo 29.05 Creedance Clearwater Revival 20.09. The Fugees 22.11. The Progidy

1997 18.02. ZZ Top 10.03. No Doubt 14.04. Blur 22.04. Boyzone 13.06. Saga 14.07. Earth, Wind & Fire 12.10. Rammstein 20.10. Whitesnake 25.11. Faith No More

1998 25.07. Earth, Wind & Fire 01.10. Iron Maiden 14.10 Die Ärzte 30.10. Lighthouse Family 20.11. Slayer 04.12. Cypress Hill 19.12. Guildo Horn & die orthopädischen Strümpfe

1999 09.09. Robbie Williams 27.09. Flatsch 29.09. Helge Schneider & The Firefuckers 10.10. Die Fantastischen Vier 16.10. Willy DeVille 26.10. Blondie 29.10. Ingo Appelt 05.11. IG Metall – Jubiläums Veranstaltung 08.11. Gary Moore 11.-12.11. Kreativmarkt 16.11. Skunk Anansie 17.12. BAP

Von Neopunk und Protest: Green DayWie sehr die Musikbranche einer Achter-bahnfahrt gleichen kann, sieht man am Beispiel der amerikanischen Band Green Day, die im Abstand von knapp zehn Jah-ren in der Stadthalle zu sehen war. Zwi-schenzeitlich wollte die Gruppe sich auf-lösen, startete zur Freude der Fans aber ein fulminantes Comeback.

In Offenbach waren sie jeweils auf dem Höhepunkt ihrer Bandgeschichte zu seh-en. Der begann, als die Kalifornier 1994 das Album „Dookie“ herausbrachten, und damit nicht nur der lange totgesag-ten Punkmusik neues Leben einhauchten, sondern einen der meistverkauften Tonträger des Jahres produzierten. In Deutschland spielten sie 1995 nur vier Konzerte, das letzte davon am 10.9.1995 in der Stadthalle. Vor begeisterten 3500 Punk-Fans ging es dabei laut und schnell zu, inklusive wildem Pogotanz und blu-tigen Nasen, wie es sich eben für diese

Musikrichtung samt Lebensgefühl ge-hört.

Dann wurde es leise um die Band, bis sich die Punkrocker dann 2004 mit ihrem Al-bum „American Idiot“ eindrucksvoll zurückmeldeten und am 14.1.2005 im Rahmen ihrer Tournee auch in die Stadt-halle zurückkehrten. Bei diesem Auftritt zeigten sich Gitarrist und Sänger Billie Joe Armstrong, Bassist Mike Dirnt und Schlagzeuger Tré Cool wie in alten Tagen des Neopunk, aber auch politischer, in-dem sie in ihren Songs die amerikanische Politik kritisierten. Die ausverkaufte Hal-le pogte und tobte wie einst, die Band war wieder auf dem Höhepunkt und gewann diverse internationale Auszeichnungen. Die Fans indes hoffen, dass Green Day nicht erst wieder zehn Jahre verstreichen läßt, um nach Offenbach zurückzukeh-ren.

+++ 1999 Start von „Wer wird Millionär“ +++ 50 jähriges Jubiläum der Gründung der Bundesrepublik Deutschland +++ Personal Computer werden Alltag und erobern

Haus- mitteilungDie Stadt Offenbach und die Gemeinnüt-zige Baugesellschaft Offenbach (GBO) haben sich dahingehend geeinigt, dass die Stadthalle ab 1997 in eine GmbH umgewandelt wird. Damit ist die Toch-tergesellschaft der GBO zukünftig für die Geschicke der Halle verantwortlich, der Veranstaltungsort an der Waldstraße wird auf den Namen „Stadthalle Offen-bach Veranstaltungs GmbH“ getauft.

Vorgesehen sind weitere Umbau- und Re-novierungsmaßnahmen. Schwerpunkt in der Programmgestaltung der Halle sollen auch weiterhin neben sportlichen Veran-staltungen die Rock- und Popkonzerte sein, geplant ist aber auch eine vermehr-te Öffnung zum Segment der Märkte und Messen.

Fantastisch, die VierAm Anfang ihrer Laufbahn wurden Die Fantastischen Vier etwas müde belä-chelt, deutschsprachiger Sprechgesang, das kann nicht funktionieren, so die Mei-nung vieler Kritiker. Doch diese mussten sie immer mehr revidieren. Seit zehn Jahren reimten sich die „Fanta 4“ durch und in die Herzen der stetig wachsenden Fangemeinde, als sie am 10.10.1999 auch die Stadthalle in Offenbach zum Toben brachten.

In der ausverkauften Halle gaben die schwäbischen Jungs alles, und die Fans dankten es ihnen, indem sie die durch-

dachten Reime mitsangen und tanzten. Die Gruppe um Michael „Deejot Hausmar-ke“ Beck, Andreas „And.Ypsilon“ Rieke, Thomas „Hausmeister Thomas D“ Dürr und Michael B. „Smudo“ Schmidt bewies

Let Me Entertain YouEs war wie in den Zeiten der erfolgreichs-ten Boygroup der 90er Jahre Take That, und doch irgendwie anders, als Robbie Williams am 9.9.1999 in der Stadthalle sein Konzert im Rahmen der „One More For The Rogue Tour“ gab.

Schon Stunden vor dem Spektakel ver-sammelten sich Unmengen zumeist weiblicher Fans vor der Halle, sie hatten Liebeserklärungen auf Spruchbändern dabei, und einige fielen beim Anblick des Angebeteten sofort in Ohnmacht. Soweit alles wie erwartet. Der Superstar gab sich gelassen, er ist ein solches Szenario

schließlich gewöhnt. Auf der Bühne bot er eine sehr konzentrierte Show und zeigte seine Qualität als Entertainer. Er variierte im Tempo, spielte mit dem Publikum und überzeugte musikalisch.

Genau hier zeigt sich, dass Robbie Williams die Emanzipation von der Boy-group nicht nur gelungen ist, sondern dass er sich als Solokünstler zu einer ge-reiften Musikerpersönlichkeit entwickelt hat, die später eine der erfolgreichsten Karrieren in der Popgeschichte machen sollte. Dieser Weg war sicherlich nicht einfach, und von gelegentlichen Dro-

genexzessen überschattet. In der Stadt-halle war davon nichts zu ahnen, Robbie Williams überzeugte die Besucher mit seiner Performance und kam nicht nur mit seinem Song und Credo des Abends „Let Me Entertain You“ diesem Auftrag beeindruckend nach.

Foto: Bernd Georg

auch an diesem Abend, dass deutschspra-chiger Sprechgesang nicht nur möglich ist, sondern bei allen Beteiligten einen großen Spaßfaktor nach sich zieht.

Für Smudo war es ein ganz besonderer Abend in der Stadthalle, ist er doch in Offenbach am Main geboren.

Foto: Sebastian Knebel

Foto: © Smudo

Page 15: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 15

2000 28.01. Bush 29.01. Queensrÿche 05.02. Herzblatt Party 09.02. OFC – Jahreshauptversammlung 11.03 Yes 17.03. Gary Moore 21.05. 1. Weltmeisterschaft Kontakt Karate 31.05. Tagung Stadtverordnetenvorsteher Hessen 27.06. Alice Cooper 22.08. Cypress Hill 29.09. Sasha 27.10. Styx & Kansas 28.10. Jubiläum TSG Bieber – 100 Jahre 03.11. IG Metall – Jubiläums Veranstaltung 08.11. NEK, Suport: Orange Blue 11.11. Buddy Caine – 40. Bühnenjubiläum 15.12. Ingo Appelt

2001 25.01. The Offspring 16.02. Papa Roach 17.03. Placebo 27.05. Nick Cave 22.09. HIM, Support: The Mission 24.10. Bodo Bach 30.11. BAP 01.12. Michael Mittermeier 13.12. UB 40

2002 26.01. Gemaa – Elfersitzung (75. Jubiläum) 18.02. Staind 03.03. Nickelback 10.03. Die Schöne & das Biest 20.03. Zucchero 28.03. Chinesischer Nationalzirkus 30.04. Dieter Nuhr 13.06. Sarah Connor 25.06. Quatsch Comedy Club 21.10. Motörhead, Support: Anthrax 11.11. Rosenstolz 16.11. Steps – 20 Jahre 25.11. Robert Plant 29. - 30.11. TS Weiss – 50. Jubiläumsball 14.12. Badessalz

2003 08. - 09.03. Rodgau Monotones – Silberhochzeit 21.05. Placebo 06.07. Yu-Gi-Oh Meisterschaft 2003 12.09. Matchbox 20, Support: Maroon 5 17. - 18.10. Jürgen von der Lippe 22.10. Muse 24.11. Simple Minds 30.11. Daniel Küblböck 02.12. Michaela Schaffrath

Schulen und Privathaushalte +++ Steffi Graf begeistert mit ihrem Tennis Millionen Menschen in Deutschland +++ 1999 Totale Sonnenfinsternis in Zentraleuropa +++

Nach der Jahrtausendwende kamen mit der Jubiläumsfeier des OFC und den Rodgau Monotones zwei Legenden der Region zu Besuch. Die Stadthalle zeigte in den letzten Jahren ihre Qualitäten als Mehrzweckhalle. Es wurden verstärkt Messen und Tagungen veranstaltet, und auch die Flughafenerörterung stellte eine besondere Herausforderung dar. Im Kon-zertbereich wurde ein qualitativ hochwer-tiges Programm angeboten. Auch 50 Jahre nach ihrer Eröffnung bietet die Stadthalle somit vielfältige Veranstaltungen aus al-len kulturellen Bereichen, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Die Stadthalle Offenbach im neuen JahrtausendDer OFC feiert Geburtstag, eine hessische Kultband Silberhochzeit, und bei der Flughafenerörterung stapeln sich Aktenmassen

Die Stadthalle als Messe- und AusstellungshalleDie Stadt Offenbach ist traditionell ein Messestandort und auch die Stadthalle bietet sich als Schauplatz von Tagungen, Messen und Weiterbildungsseminaren an.

So finden in der Halle nicht nur Konzerte statt, sondern auch Schulungen, wie etwa die Kontaktbörse im EDV-Training am 27.5.2000. Die Zielgruppe der Ver-anstaltung waren kleine und mittelstän-dische Unternehmen, die informiert wur-den, wie man seine Computerkenntnisse erweitern kann. Den neugierigen Besu-chern standen verschiedene Bildungs-träger aus Offenbach, wie zum Beispiel das Arbeitsamt, die Industrie- und Han-

delskammer und die Weiterbildungsbera-tung der Stadt Offenbach in Kooperation mit der Qualifizierungsberatung Region Offenbach, die das Projekt organisierten, beratend zur Seite. So konnten sich die Gäste an Informationsständen und bei Fachvorträgen austauschen.

Eine andere Veranstaltung ist die „Mes-se für Gesundheit und Wohlbefinden“, die „Futaris“, die am 21. und 22.5.2005 und vom 6. bis 7.5.2006 in der Stadthalle stattfand, und bei der sich Interessierte fortan jährlich über alternative und fern-östliche Medizin informieren können. Zu diesem Konzept einer ganzheitlichen Medizin strömten viele Besucher zu den über 70 Ausstellern in die Halle.

Die Beispiele zeigen, dass die Stadthalle gerade im Bereich der Messen und Tagungen innovativ und neugierig ist, wie es sich für einen traditionellen Standort gehört.

Bush_Poster#7 02.10.2001 16:50 Uhr Seite 1

Page 16: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 16

+++ 2000 Handys erreichen die Massen +++ Casting Welle durch „Popstars“ und „Deutschland sucht den Superstar“ +++ Harry Potter erscheint und löst eine wahre Hysterie aus +++

2004 09.01. Hallenfußballturnier – 30 Jahre 20.02. Rock’n’Roll Fasching 03.03. The Offspring 13.03. Matthias Reim 07.04. BAP 11.04. Laith Al-Deen 29.04. Ensemble Six – Comedian Harmonists 15.05. Musikschule Offenbach – 50. Jubiläumskonzert 25.09. Whitesnake 06.11. 15 Jahre Buddy Caine Band, mit Drafi Deutscher 27.11. Glenn Miller Orchestra 03.12. Faithless 16.12. Chris Norman

2005 14.01. Green Day 11.03. Judas Priest 19.03. John Fogerty 28.04. Wir sind Helden 24.05. Farin Urlaub 25.05. Moby 12.09. Beginn Erörterungstermin

2006 27.03. Ende Erörterungstermin 04.05. Atze Schröder 11.05. Schiller 13.05 US 5 21.05 Ralf Schmitz

Comedy in der StadthalleMit Deutschland wird ein Nationalgetränk und eine Haltung den Dingen gegenüber assoziiert, die auf den paradoxen Nenner „bierernst“ gebracht werden kann. Dabei ist dieses Land mit seinen Bewohnern latent komisch, weil unterschiedlichste regionale und internationale Prototypen, Mentalitäten und Persönlichkeiten hier beheimatet sind und ihre Spleens ausleben können. Komik bedeutet dabei Kollision ohne Gewaltanspruch und will von Komikern dargestellt werden, die diese irreale Realität auf ihre Weise manifest zeigen und Konflikte zuspitzen.

Zunächst wurde dieses Phänomen in deutsche Fernsehstuben mit dem For-mat des legendären Quatsch Comedy Club übertragen, um dann den Sieges-zug durch die Hallen in Deutschland mit den Protagonisten live anzutreten. Die Stadthalle als Forum des methodischen Wahnsinns ist seit den Zeiten von Badesalz bekannt dafür, in Offenbach hochklassige Comedystars der Region einzuladen und mit ihnen und den Zu-schauern besagte Szenarios auszuleben. Sie erweiterte aber ihr Programm durch nationale und internationale Stars der Szene frühzeitig, somit waren von dem legendären Quatsch Comedy Club schon fast alle da, und der Nachwuchs und die Altstars fühlen sich hier wohl.

Legendär waren die Auftritte von Michael Mittermeier 2001 und Dieter Nuhr 2002. Kaya Yanar, bekannt durch seine Fernsehsendung „Was guckst du?“ war zu Besuch in der Waldstraße und begeisterte das Publikum mit seinem interkulturellen Rollenspiel. Komik aus dem Ruhrgebiet präsentierte Atze Schröder im Mai 2006 mit seinem Programm „Atze im Wunderland“ in der Halle. Der mit dem „Deutschen Comedy Preis 2003“ ausgezeichnete Stand Up Comedian Ralf Schmitz begrüßte die Fans am 21.5.2006 in der Stadthalle. Das Multitalent gastierte an einem denkwürdigen Tag, wurde die Halle doch 40 Jahre zuvor eingeweiht. Nach dem heiteren Jubiläum setzte sich der Comedy Boom fort: Mit Otto, Jürgen von der Lippe und Horst Lichter ging der methodische Wahnsinn nahtlos weiter.

Gratulation: Die Musikschule Offenbach

100 Jahre OFCWenn eine Legende ihr 100-jähriges Be-stehen feiert, so wird der Geburtstag nicht an einem Tag gefeiert, sondern auf einen längeren Zeitraum ausgedehnt. Die Offenbacher Kickers feierten im Jahr 2001 zwischen dem 26. Mai und dem 2. Sep-tember unter dem Motto „100 Tage für 100 Jahre Kickers“ ihr Jubiläum. Den Auf-takt zu den zahlreichen Veranstaltungen machte am 26. Mai die Akademische Feier in der Stadthalle.

Schon zu diesem Anlass gab es mehr als genug Gesprächsstoff aus der bewegten Vereinsvita des Clubs vom Bieberer Berg. Wer erinnert sich nicht an die teilweise turbulenten Jahreshauptversammlungen in der Stadthalle, etwa 1971 im Jahr des Bundesligaskandals, als der Verein zwangsabsteigen musste und die Gäste der Versammlung, statt der Diskussion

Zu ihrem 50jährigen Bestehen veranstaltete die Musikschule Offenbach am 15.5.2004 ein großes Jubiläumskonzert in der Stadt-halle. Unter dem Motto „Eine Stadt macht Schule“ musizierten auf zwei Bühnen rund 450 Mitglieder der Schule und boten eine bunte Mischung von Klassik bis Pop. Gefei-ert wurde die Ernennung Offenbachs zur Großstadt vor 50 Jahren, das Jubiläum der Musikschule und der 50. Geburtstag des Oberbürgermeisters Gerhard Grandke, dem

Die Erörterung zum Flughafen-ausbau in der StadthalleDie Erörterung im Planfeststellungsver-fahren zum geplanten Ausbau des Frank-furter Flughafens wurde am 12.9.2005 in der Stadthalle eröffnet.

An dem planungsrechtlich vorgeschrie-benen Verfahren konnte nur teilnehmen, wer fristgerecht seine Einwendung gegen den Ausbau erhoben hatte, somit wurde die Halle in dieser Zeit von Sicherheits-personal abgeschottet. Die Erörterung wurde von der Fraport AG beantragt. Vorausgegangen war die Auslegung der Planunterlagen in umliegenden Städten und Gemeinden. Die Bürger konnten da-raufhin ihre Einwendungen einreichen, was sie auch massiv taten. Es sammelten sich 127.000 Beschwerden und 212 Stel-

lungnahmen von Behörden und Verbän-den, die in 1300 Aktenordnern gesammelt wurden.

Kritisiert wird von den Ausbaugegnern u.a. die zusätzliche Lärmbelastung für die Bewohner im Einzugsbereich des Flughafens. Der Flughafenbetreiber Fra-port plant eine neue Landebahn, sowie ein drittes Terminal, um die Kapazität zu erhöhen. Diskutiert wurde an vier Tagen unter der Woche, so dass die Stadthalle ganz im Zeichen der Erörterung stand. Am 27.3.2006 wurde die Verhandlung nach 101 Tagen abgeschlossen und die Stellungnahmen sind an das Wirtschafts-ministerium in Wiesbaden weitergeleitet worden.

die Musizierenden ein Ständchen brachten. Die Musikschule zählt mit 60 Lehrkräften zu den größten in Hessen, am Unterricht teilnehmen kann jeder, von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter, unabhängig von so-zialem Status oder Nationalität. Damit leis-tet das Institut neben der musikalischen Förderung einen großen Anteil an einem harmonischen Miteinander und gelungener Integration aller Bürger von Offenbach.

zu folgen, lieber alte Fußballieder an-stimmten. Natürlich gab es auch trotz aller wirtschaftlichen Krisen die schönen Momente, so auch der DFB-Pokalsieg 1970. Beachtlich auch, wer in der Vereins-geschichte im Trikot des OFC auflief. So begannen Erwin Kostedde, Dieter Müller, Jimmy Hartwig, Uwe Bein, Ralf Weber, Oliver Reck und Rudi Völler, um nur eini-ge aufzuzählen, hier ihre Karriere.

Bei der Feier in der Stadthalle wollten die Verantwortlichen aber auch in die Zukunft blicken und auf lange Sicht die Mannschaft im bezahlten Fußball etab-lieren, sowie die Mitgliederanzahl weiter steigern. Die Parole dazu lautete „ein Ver-ein zum (er)Leben“. Alle Beteiligten wuss-ten, der OFC ist besonders ein Verein, mit dem man manches durchlebt, langweilig wird es bei diesem Club nie.

Wsnake_Poster#02 27.05.2004 12:18 Uhr Seite 1

JPriest_Poster05#02 08.12.2004 15:40 Uhr Seite 1

Foto: Bernd Georg

OFC Mannschaft in den 50ern Foto: Sport- und Badeamt Offenbach

JF_Poster#01 08.12.2004 12:00 Uhr Seite 1

Page 17: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 17

Der Oldieclub und der etwas andere Karneval

Redaktion: Herr Doll, am 15.11.2003 wurde in der Stadthalle das 10. Jubilä-um des Oldieclub gefeiert, für Sie sicher eine ganz besondere Veranstaltung, da Sie mit der Halle und dem Verein einiges verbindet. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Veranstaltung?

Günter Doll: Wir hatten bei den Oldiever-anstaltungen, die wir in der Stadthalle gemacht haben, ein relativ großes Poten-tial an Besuchern, zum Teil natürlich auch Stammbesucher, und da haben wir ge-sagt, eigentlich wäre es eine interessante Geschichte, einen Verein zu gründen, der die Musik dieser Jahre hochhält und pflegt. Der Oldieclub wurde in einer klei-nen Kneipe in Bürgel im Jahr 1993 mit 40 Mitgliedern gegründet und feierte 2003 in der Stadthalle sein 10-jähriges Beste-hen. Wir hatten ein relativ großes Pro-gramm, als Stargäste waren Die Rattles aus Hamburg dabei und es war eine tolle Veranstaltung. Die Bands kamen gut an, es waren etwa 1600 Besucher in der Hal-le, die für eine Riesenstimmung sorgten. Es hat unglaublich Spaß gemacht, gerade wenn man sieht, wie lebendig die Szene noch ist.

Redaktion: Ein weiterer Höhepunkt in der Stadthalle ist der jährlich stattfindende Oldie-Fasching. Betrachten Sie diese Veranstaltung als Ergänzung zum tradi-tionellen Karneval?

Günter Doll: Der Rock’n’Roll-Fasching ist vor etwa 13 Jahren entstanden und fing mit 800 Besuchern im Büsingpalais relativ klein an. Inzwischen sind wir in der Stadthalle gelandet und haben in der Regel zwischen 1500 und 2000 Be-sucher. Wir haben meist eine Band aus England oder einen Stargast, es treten Lokalformationen auf, und damit der Kar-neval nicht zu kurz kommt, gibt es in den Pausen Karnevalsvorführungen und kar-nevalistische Einlagen. Ich würde das als den etwas anderen Karneval bezeichnen, wobei in den letzten Jahren die Anzahl der Kostümierten erheblich gestiegen ist. Man nimmt den Karneval so an, wie er ist, möchte aber keine Büttenreden und nicht unbedingt Karnevalsmusik hören, son-dern einfach ausgelassen Karneval fei-ern mit anderer Musik. Das funktioniert gut, dieses Jahr hatten wir das Capitol als Ausweichquartier wegen der Flughafen-erörterung ausverkauft. Allerdings ist die Stadthalle die Heimstadt des Rock’n’Roll-Fasching und wird es auch nächstes Jahr wieder sein.

Redaktion: Das Kulturamt und die Stadt-halle waren eine Zeit lang sehr eng ver-bunden. Wann war das, und wie sehen Sie diesen Zeitraum rückblickend, inklu-sive besonderer Veranstaltungen und ku-rioser Erinnerungen?

Günter Doll: Es war eine sehr schöne Zeit. Damals war ich beim Kulturamt tätig und für die Halle verantwortlich, habe also in der Stadthalle mein Quartier bezogen. Wir haben die Halle vom Sportamt über-nommen und in den Jahren von 1994–1996 verwaltet, bevor sie dann in eine GmbH umgewandelt wurde. In dieser Zeit hatten wir viele Konzerte mit bis zu 3000 Besu-chern, die Zusammenarbeit vor allem mit den Konzertagenturen ist gut gelaufen und wir konnten die Einnahmen kräftig erhöhen. Allerdings war die Halle renovie-rungsbedürftig und die Stadt hatte wenig Geld. Auch uns fehlten damals die Mittel. Jetzt ist die Stadthalle glücklicherweise saniert.

Es gab negative und positive Erlebnisse. Wir hatten eine Veranstaltung mit den Zillertaler-Schürzenjägern, bei der vom Veranstalter zu viele Karten verkauft wur-den. Die Feuerwehr lässt nur zwei Per-sonen pro Quadratmeter zu, an diesem Abend standen auf dieser Fläche aber acht gestandene Liebhaber der Volks-musik. Die Halle war nicht voll, sie war bis unter das Dach zu, und wir hatten mit den Sicherheitsbehörden erhebliche Probleme, die Veranstaltung durchzufüh-ren. Es gab aber kein Zurück und alles ging gut. Nur mit dem Veranstalter, der die Auflagen missachtete, gab es einigen Klärungsbedarf.

Nie werde ich den Auftritt von ZZ-Top ver-gessen. Es war ein tolles Konzert mit den beiden Rauschbärten plus Schlagzeuger, aber das beste war, die kamen mit drei Bussen an. Der Veranstalter sagte, die hätten Krach, daher drei Busse für drei Mann. Auf der Bühne herrschte dann aber trauteste Eintracht.

Redaktion: Was wünschen Sie der Stadt-halle zum 40. Geburtstag?

Günter Doll: Die Stadthalle hat eine lan-ge Tradition. Ich bereite gerade mit dem Hessischen Rundfunk eine Veranstaltung zu 40 Jahre „Beat, Beat, Beat“ vor, die Sendung wurde in der Stadthalle aufge-zeichnet. Jetzt habe ich vier Bands ge-bucht, Die Rattles werden kommen und Uschi Nerke wird moderieren.

Der Stadthalle wünsche ich in der Zukunft, dass sie ihren traditionellen Stellenwert als Veranstaltungs- und Mehrzweckhalle im Rhein-Main Gebiet behält und sich in dem Konzertmarkt der größeren Hallen behauptet, damit viele Konzertagenturen und andere Veranstalter den Weg zu ihr finden.

Günter Doll, Leiter der Zentralen Kulturverwaltung

2001 Der Euro wird eingeführt +++ 2005 Angela Merkel wird die erste deutsche Kanzlerin +++ Live 8 Konzert – weltweit +++ 2005 Kardinal Ratzinger wird Papst +++

Erbarme, die Rodgau Monotones schlagen zurückDie Tickets waren so schnell ausverkauft, als wäre es um Karten eines Endspiels zwischen dem OFC und der Eintracht aus Frankfurt im Pokalfinale gegangen. Kenner behaupten sogar, es stand noch weit mehr auf dem Spiel, als die Rodgau Monotones mit Freunden am Wochen-ende des 8. und 9.3.2003 in die Stadthalle Offenbach zur Silberhochzeit einluden, schließlich verbin-den sich besinnungsloser Kult, nahezu religiöse Verehrung und unglaublicher Spaß mit der hessischen Kultband.

An diesen drei Standpunkten der Fangemeinde gegenüber ihrer Band war an diesen beiden Abenden vor 8000 Begeisterten nicht zu rütteln. Es wurde mit den befreundeten Bands Hob Goblin, Crackers und Flatsch! gefeiert, dass die Halle bebte.

Zunächst betraten die Crackers den Ring, die 12 Jahre nicht mehr zusammen gespielt hatten, an diesem Abend aber an alte Hessen-Punkparty-Zeiten mehr als anknüpfen konnten. Nach der regulären Spielzeit dann die Verlängerung mit Flatsch!, die in der Stadthalle 1989 ihr legendäres Abschiedskonzert gaben.

Zeitzeuge Thilo erinnert sich, dass damals die Abschiedsvorstellung mit Bedauern hingenommen werden musste, umso größer die Freudentränen, als Gerd Knebel, Olaf Mill und Seppl Niemayer nach 14 Jahren in der Stammformation in der Stadthalle auftraten. Fast aufgelöst waren die Fans, als schließlich die Rodgau

Monotones gegen Mitternacht die Bühne betraten, um mit der Gemeinde das 25-jährige Bühnenjubiläum zu zelebrieren. Wie beim Elfmeterschießen wurde es ein grandioses Finale, bei dem die Band um Peter „Osti“ Osterwold, Kerstin Pfau, Ali Neander, Raimund Salg, Joky Becker, Matthias Dörsam und Mob Böttcher

kein Erbarmen kannte. Als Verlierer ging nach diesem Spitzentreffen hessischer Hochkultur an diesem Wochenende keiner aus der Halle.

Rodgau Monotones

Foto: Ray Finkenberger-Levin

Interview mit Günter Doll von 2006 anlässlich des 40. Jubiläums

Page 18: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 18

Wie multifunktional die Stadthalle Offen-bach tatsächlich ist, hat sie im vergange-nen Jahrzehnt bewiesen. Ein Blick auf die Veranstaltungsliste zeigt: Innerhalb nur eines Monats gaben sich hier beispiels-weise Helene Fischer und Slipknot, Fettes Brot und die Neue Philharmonie

Die Konzertszene in der Stadthalle ist ru-higer geworden, doch treten hier immer wieder Top-Acts auf wie Ellie Goulding und Emeli Sandé, Limp Bizkit oder Jason Derulo, Zaz und The Boss Hoss. Gerade die vermeintlich wilden Kerle sind oft handzahmer, als man denkt – auch bei Motörhead dauerte allenfalls die After Show etwas länger. Grundsätzlich gilt: Große Namen haben weniger Allüren als Newcomer, die eher mal die Boden-haftung verlieren.

Auch bei den Fans gibt es Unterschiede. Besonders rabiat zeigten sich 2011 die Anhänger von Hansi Hinterseer: Nach dessen Auftritt gingen einige Fans des Schlagerstars, meist ältere Damen, mit Krücken und Schirmen aufeinander los, um schnellstmöglich ein Autogramm zu ergattern. Um den Tumult in den Griff zu kriegen, mussten die Sicherheitsleute den Stand absperren und eine Schnei-se zu Hinterseers Platz bilden. Das gab es bei den Punkrockern so noch nie…Manchmal besorgen sich auch Musiker ein besonderes Andenken: Als die Kaiser Chiefs („Ruby“) keine Lust hatten, aus den weißen Tassen in der Stadthalle zu trinken, schickten sie ihren Runner los.

Frankfurt, Eltern der Anna-Schmidt- Schule, die Reptilienbörse und Mitarbei-ter eines börsendotierten Unternehmens die Klinke in die Hand. Das Programm wird internationaler, womit die Stadt immer mehr Menschen im multikultu-rellen Offenbach erreicht.

Kaiser Chiefs

Helene Fischer

Die Stadthalle Offenbach von 2006 bis 2016Internationaler Treffpunkt für Fans, Firmen und Fechter: Ein Kontrast-Programm prägt das Jahrzehnt

Handzahme Heavy-Metaller und hysterische Hinterseer-Fans

Das „Mädchen für alles“ wurde am Biebe-rer Berg fündig, und seitdem besitzen alle Bandmitglieder knallbunte OFC-Tassen aus dem Stadion-Fanshop.

Auf Extrawünsche ist das Team der Stadt-halle stets gefasst: So bestand Schock-Rocker Marilyn Manson darauf, dass die VIP-Garderobe mit schwarzem Stoff abgehängt wurde, und Gossip-Sängerin Beth Dito wollte unbedingt mit einem Kabel-Mikrofon durch ihre Fans spazie-ren, was den Techniker zeitweise ins Schwitzen brachte. Dieter Thomas Kuhn wiederum stieg seinen Fans aufs Dach: Er legte auf ihre Köpfe ein Gummiboot, stieg hinein und ließ sich singend über die Reihen hinweg tragen.

Weniger witzig waren die Vorstellungen von Wu-Tang Clan: Die Hip-Hopper aus

New York, allesamt afro-afrikanischer Abstammung, weigerten sich, einen „weißen“ Tontechniker auf die Bühne zu lassen. Nach einem Umbau kam der Mischer am Monitor neben der Bühne un-ter. Apropos Umbau: Nach der Vorband musste ein dunkelhäutiger Helfer die gan-ze Arbeit auf der Bühne alleine erledigen, denn auch hier galt die plumpe Parole: „No white man on stage!“

+++ 2006 Fussball WM in Deutschland +++ 2007 Das iPhone wird vorgestellt +++ 2008 Rauchverbot in deutschen Kneipen +++ 2009 Sprintrekord Usain Bolt +++

2006 10.11. Mando Diao 16.11. Keane 08.12. Rüdiger Hoffmann

2007 19.01. Bonnie Tyler 04.02. Snow Patrol 08.02. Söhne Mannheims 02.03. Urban Priol 17.06. Heaven & Hell 02.11. Kaiser Chiefs 08.11. Heißmann & Rassau 03.12. Marilyn Manson 17.12. Foreigner

2008 30.03. Mark Medlock 09.04. Scooter 29.10. 3 Doors Down 17.11. Helene Fischer 21.11. Fettes Brot 12.12. Kid Rock 14.12. In Extremo 20.12. Chinesischer Nationalcircus

2009 30.01. MIA. 13.03. Max Raabe & Palastorchester 04.04. Andy Borg 04.04. Hansi Hinterseer 18.04. Die Amigos 16.06. Social Distortion 08.11. Rise Against 19.11. Gossip 06.12. Ian Anderson 17.12. Mathias Richling

2010 30.01. Dropkick Murphys 09.02. Arctic Monkeys 27.02. Horst Lichter 27.11. Buddy Caine 29.11. Bullet For My Valentine

2011 24.01. Jan Delay 27.01. Martin Rütter 22.02. Dr. Eckart von Hirschhausen 11.03. Semino Rossi 21.05. Zaz 28.05. Peter Kraus 29.05. Hansi Hinterseer 21.09. Otto 23.10. Kaya Yanar 28.10. Horst Lichter 30.10. The Kooks 05.11. Beatsteaks 08.11. Erasure 15.11. Marillion & Saga 17.11. Evanescence 22.11. In Flames 15.12. Sascha Grammel

2012 06.02. Dream Theater 27.02. 3 Doors Down 14.03. James Morrison 16.03. Korn 31.03. The BossHoss 10.05. LMFAO 13.11. Amy Macdonald 26.11. Motörhead 03.12. Stone Sour 09.12. Ehrlich Brothers 13.12. MIA.

2013 19.03. Emeli Sandé 22.03. Dieter Nuhr 21.04. Hansi Hinterseer 27.10. Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten 13.11. Nick Cave and the Bad Seeds 17.11. Biffy Clyro

Page 19: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 19

Sascha Grammel Otto

Otto finden alle gut

Bei ihrer Errichtung bis Mai 1966 war die Stadthalle vor allem als Sporthalle konzipiert, und diese Tradition setzt sich auch im 21. Jahrhundert fort: Mit Hilfe von Toren, Matten oder Netzen erhält der mul-tifunktionale Bau ein völlig anderes Ambi-ente. 2011 traf sich hier die nationale Elite der Florett-Fechter, um ihre deutschen Meister „auszufechten“. Das letzte Hal-lenfußballturnier fand 2007 statt.

Für Messen und Ausstellungen bieten die 1.150 Quadratmeter Fläche in der Stadt-halle viel Raum und Möglichkeiten. Der beliebte Kreativmarkt, das „Offenbacher Sammelsurium“, findet im Jubiläumsjahr nun schon zum 30. Mal statt, und zwar am 12./13. November 2016. In den ver-gangenen Jahren haben sich zudem die Edelsteintage und die Ausbildungsmesse gOFfit etabliert.

Neu hinzu kam im Frühjahr 2016 die Schuhbörse Fashion Flash: Die zweitä-gige Veranstaltung war richtig gut be-sucht, das Angebot sprach sich in der ganzen Region herum, und nicht wenige

und manch einer feierte hier sein Debut. So musste der damalige Newcomer Paul Panzer 2008 noch wegen mangelnder Nachfrage von der Stadthalle ins kleine-re Capitol umziehen. Heutzutage füllt er lässig zweimal hintereinander die Jahr-hunderthalle in Frankfurt.

Auch die Karnevalstradition in der Stadt-halle setzte sich seit 2005, mit dem „OKV-Feuerwerk der guten Laune“ und diversen Sitzungen, fort. Eine der belieb-testen Events in Offenbach überhaupt, der Rock’n’Roll-Fasching, lockte jedes Jahr über Tausend Besucher an. Nun wird nach einem neuen Konzept für die Ver-anstaltung gesucht, die dann hoffentlich wieder in der Waldstraße stattfindet.

Fechten mit dem Florett - und Tanzen nur mit Krawatte

Vom kreativen Sammelsurium bis hin zum Schuhparadies

Auch zum Tanzen eignet sich das Parkett in der Stadthalle hervorragend: Die Deut-schen Meisterschaften im Garde- und Showtanz belebten ebenso den Großen Saal wie die eleganten Abschlussbäl-le von Tanzschulen. Wer hier ohne die vorgeschriebene festliche Kleidung er-scheint, muss sich beim Einlass eine Kra-watte ausleihen – und das Sakko darf al-lenfalls beim Disco-Fox abgelegt werden.

Foto: Bernd Georg

Echte Stammgäste unter den Comedians begrüßte die Stadthalle in den vergange-nen zehn Jahren. Erklärter Liebling des Teams ist Sascha Grammel mit seinen Puppen, die er als „Familienmitglieder“ bezeichnet. Nach jedem Auftritt gibt der Bauchredner unermüdlich Autogramme, grinst bereitwillig für jedes Selfie in die Smartphones. Auch Otto finden alle gut: Der Blödel-Ostfriese kam erstmals in den 1980er-Jahren in die Stadthalle, vorerst das letzte Mal trat er 2011 hier auf. Da-mals wie heute fanden sich drei Genera-tionen von Fans im Publikum ein.

Dr. Eckart von Hirschhausen, Dieter Nuhr und Martin Rütter traten ebenfalls schon mehrfach in der Multifunktionshalle auf –

Frauen nahmen gleich fünf Paar neue Schuhe mit nach Hause - kein Wunder, dass der nächste Termin schnell festge-legt wurde (07.& 08.10.2016).

Für Firmenveranstaltungen im kleinen und im großen Stil buchten Unternehmen wie Post, TÜV oder Telekom die Räum-lichkeiten der Stadthalle. Auch Abibälle fanden in jüngster Vergangenheit immer öfter statt. Hier feiern die Absolventen aus dem Kreis Offenbach und aus Frankfurt.

2010 Vulkanausbruch Eyjafjallajökull legt Flugverkehr lahm +++ 2010 Lena Meyer-Landrut gewinnt ESC +++ 2011 Reaktorkatastrophe in Fukushima +++

Foto: Bernd Georg

Page 20: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 20

Konzerte, Komisches und Köstliches aus aller Welt

An unsere Nachbarn:

Sozialarbeiter und Psychologen

Ob Konzerte oder Comedy, Tanz oder Theater: Das Programm der Stadthalle im multikulturellen Offenbach wird Jahr für Jahr internationaler. Fast die Hälfte der Veranstaltungen findet mittlerweile auf Russisch, Türkisch, Persisch oder in einer anderen Muttersprache statt. Damit spie-gelt das Angebot die Bevölkerungsstruk-tur in Offenbach wider und gewinnt ein ganz neues Publikum, das teilweise weite Anreisen auf sich nimmt. Regelmäßige Comedy-Shows wie Güldür Güldür – eine Art RTL-SamstagNacht-Show auf türkisch - oder das Konzert der 17-köpfigen For-mation Leningrad – bekannt aus Wladi-mir Kaminers „Russendisko“ - sind rasch ausverkauft, obwohl in der Stadt kaum Werbung dafür gemacht wird.

Auch das Feier-Spektrum in der Stadt-halle wird bunter. Zum „Frühlingsfesti-

Sehr geehrte Nachbarn der Stadthalle,

es tut uns leid, dass wir Ihnen bisweilen Unannehmlichkeiten bereiten und es bei uns an manchen Konzertabenden etwas geräuschvoller zugeht. Fakt ist aber: Ohne diese Konzerte ließe sich die Stadthalle in Offenbach nicht betreiben. Deren Anzahl ist schon weniger geworden und liegt derzeit bei etwa 10 - 15 unbe-

Sie sind Berater und Organisatoren, Tech-niker und Planer - und manchmal über-nimmt das Team der Stadthalle auch die Funktion von Sozialarbeitern oder Psy-chologen. Dramatisch war der Suizid-versuch auf einer Toilette während eines Abiballs: Das Mädchen hatte ihren Freund mit einer anderen erwischt. Schnell galt

Güldür Güldür

stuhlten Veranstaltungen pro Jahr. Um die Belastung für Sie möglichst gering zu hal-ten, hat die GBO als Hausherrin die Halle schallisoliert, und für den hinteren Be-reich gilt ab 22 Uhr ein Ladeverbot. Damit unsere Besucher möglichst nicht mit dem Auto kommen und Verkehrslärm produ-zieren, bieten wir mit den Eintrittskarten ein kostenfreies RMV-Kombiticket an. Wir

es, die Jugendliche zu betreuen, den Arzt zu alarmieren und kompetente Gäste als Hilfe herbeizuholen.

Auch beim Karneval geht es keineswegs immer lustig zu: Bei einer Sitzung lieferte sich ein Paar einen handfesten Ehekrach. Als der Ehemann zuschlug, entschied

das Team, einzuschreiten. Die Security musste den Herrn buchstäblich aus dem Saal schleifen, während sich andere Mit-arbeiter um seine Ehefrau kümmerten. Reizvoller sind da Aufgaben wie Babys zu hüten oder Schleppen zu tragen…

sind uns bewusst, dass unser Programm nicht jeden Geschmack treffen kann – aber gerade diese Bandbreite zeichnet das kulturelle Angebot in Offenbach aus.

Danke für Ihr Verständnis,

Ihr Stadthallen-Team

val zum Jahr der Ziege“ organisierten die Vietnamesen ihr eigenes Catering, mit Reisbällchen, gedämpften Teigtaschen und exotischen Trockenfrüchten. Zum persischen Neujahrsfest gab es ebenfalls Köstlichkeiten aus dieser Region. Auch hier wird das Stadthallenteam immer fle-

xibler, passt sich bei Bedarf den neuen Zielgruppen an. Und dass bei türkischen Veranstaltungen mobile Dönerstände vor der Stadthalle quasi aus dem Bo-den wachsen können, versteht sich von selbst.

+++ 2013 Papst Benedikt tritt ab +++ 2013 Nelson Mandela ist gestorben +++ 2014 Deutschland wird Fußball Weltmeister +++

2014 29.01. Ellie Goulding 01.02. Dream Theater 02.02. U- Bahn- Kontrollöre 04.02. A Day To Remember 01.03. Broilers 05.03. Tom Odell 07.03. Jason Derulo 13.03. Sascha Grammel 15.03. Bodo Wartke 18.03. Casper 23.10. Dr. Eckart von Hirschhausen 14.11. Paolo Nutini 14.12. Boyz II Men

2015 26.01. Die Antwoord 02.02. The Kooks 07.02. Alt-J 21.03. Johannes Oerding 22.04. Pentatonix 24.04. Blind Guardian 27.04. Social Distortion 02.05. Güldür Güldür 27.05. Def Leppard 16.06. Toto 17.06. Wu Tang Clan 18.08. Limp Bizkit 01.10. Ehrlich Brothers 24.10. Kid Ink 08.11. Martin Rütter 10.11. Editors 11.11. Chippendales 20.11. Years & Years

2016 02.04. Kygo 09.04. Fire of Anatolia 12.04. Showballett TODES 21.04. Kollegah P R E S E N T E D B Y L I V E N A T I O N· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·WWW.KYGOMUSIC.COM TICKETMASTER: 01806 - 999 00 00 * · www.ticketmaster.deEVENTIM Tickethotline: 01806 - 57 00 00 * · www.eventim.de

sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen. * 0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60 EUR/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz.

S A M S TA G 2 . 4 . 2 0 1 6 2 0 0 0 U H R O F F E N B A C H - S TA D T H A L L E

E I N E V E R A N S T A L T U N G D E R

© Di

eses

Plaka

t steh

t im Ei

gentu

m de

r Mare

k Lieb

erberg

Konze

rtage

ntur G

mbH &

Co.KG

und d

arf oh

ne de

ren Ei

nwilli

gung

nich

t an D

ritte

verka

uft we

rden ·

Gesta

ltung

: pos

ter@i

mage

grafik

.de · D

ruck:

info@

druck

erei-w

einrei

ch.de

MAREK LIEBERBERG PRESENTS

ELLIEGOULDING.COM

EVENTIM Tickethotline: 01806 - 57 00 00* www.eventim.de

sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen.

*0,20 EUR/Anruf inkl. MwSt., Mobilfunkpreise max. 0,60 EUR/Anruf inkl. MwSt.

28.1. KÖLN LIVE MUSIC HALL

29.1. OFFENBACH CAPITOL

4.2. HAMBURG GROSSE FREIHEIT 36

8.2. MÜNCHEN KESSELHAUS

TOTOOFFICIAL.COM

WIZARD PROMOTIONS IN ASSOCIATION WITH WME PRESENTS

AN EVENING WITH

16.6.15 OFFENBACH - STADTHALLEBEGINN: 20:00 UHR

Infos unter www.wizpro.com · Karten unter , ticketmaster.de und tourneen.com sowie telefonisch unter 01806 - 999 000 555*, 01806 - 57 00 35*

und bei den bekannten Vorverkaufsstellen. *20 Ct./Verbindung – Mobilfunkpreise max. 60 Ct./Verbindung · Örtl. Veranstalter: Manfred Hertlein Veranstaltungs GmbH

DEFLEPPARD.COM

DI. 27.5. OFFENBACH - STADTHALLE

PR ESENTED BY WIZ AR D PROMOTIONS

TOUR 2015TOUR 2015

Infos unter www.wizpro.com · Karten unter und ticketmaster.de sowie telefonisch unter 01806 - 999 000 555* und bei den bekannten Vorverkaufsstellen. *20 Ct./Verbindung – Mobilfunkpreise max. 60 Ct./Verbindung · Eine Veranstaltung der Wizard Promotions Konzertagentur GmbH

Impressum:

Text: Peter Kropp, Nicole Unruh M.A.

Redaktionelle Mitarbeit: Kati Stiebing, Sabrina Krause

Grafik: Image Grafikatelier, 65510 Idstein

Hausanschrift: Waldstraße 226, 63071 Offenbach

Herausgeber: Stadthalle Offenbach Veranstaltungs GmbH, Geschäftsführerin: Birgit von Hellborn

Bildnachweis: Archiv Offenbach Post Stadtarchiv der Stadt Offenbach

Ein besonderer Dank gilt allen Personen und Unternehmen, welche uns bei der Recherche mit Geschichten, Erfahrungen und Material unterstützt haben.

Stadthalle Offenbach

Veranstaltungs GmbH Waldstraße 312 63071 Offenbach Telefon: 069 - 85 70 60 - 0 Fax: 069 - 85 70 60 -260

E-Mail: [email protected] Web: www.stadthalle-offenbach.de

Page 21: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 21

Ein Stehaufmännchen namens Ozzy

Gratis zu Pink FloydMit 15 bei Uriah Heep

Abrocken bis Mitternacht

2015 Flüchtlingsströme in Europa +++ 2016 Trauriger Abschied von Lemmy Kilmister (Motörhead), David Bowie und Roger Cicero +++

Als langjähriger Hausmeister der Stadt-halle Offenbach hatte Horst Alt stets einen guten Blick auf die Bühne und hinter die Kulissen. Manche Geschehnisse blieben ihm besonders im Gedächtnis:

„Es gibt einige Anekdoten. Zum Beispiel Ozzy Osbourne damals, der kam fast querschnittsgelähmt hier an, konnte sich kaum bewegen. Dann kam ein Arzt, der ihn fitgespritzt hat, und er hat vor den Garderoben Bewegungsübungen ge-macht. Auf der Bühne ist er rumgesprun-gen wie ein Stehaufmännchen. Als sein Programm fertig war, ist er zusammen-geklappt wie ein Taschenmesser und man

Dieter Höhn aus Mühlheim, Ex-Spor-tredakteur bei der OP, war früher quasi Stammgast in der Stadthalle und erinnert sich:

„Bei der Premiere von „Beat Beat Beat“ am 8.12.1966, bei der die Troggs, German Bonds, Casey Jones and the Governors sowie die Shamrocks aufgetreten sind, bin ich Casey Jones bis in die Umkleide hinter der Bühne nachgerannt, um ein Autogramm zu bekommen. Hat geklappt, wäre heute aber wohl undenkbar…

Mein Klassenkamerad auf dem Leib-niz-Gymnasium war Alexander Rauschen-bach, der Sohn des HR-Sportreporters. Er brachte immer Freikarten für „Beat Beat Beat“ in der Stadthalle mit und verkaufte sie für 50 Pfennige an uns… So sah ich Jimi Hendrix, The Kinks, The Hollies und etliche andere Größen.

Auch Ulrike Langweiler gehörte zu den Stadthallen-Besuchern der ersten Stunden. Sie erlebte hier im Februar 1973 ein Konzert von Uriah Heep:

„Das war mein allererster Konzertbesuch (ich war fast 16), und ich war total aufge-regt. Meine Eltern ließen mich nur wider-willig ziehen. Aber na ja, „die Stadthalle ist ja gleich um die Ecke“. Ich kam dort an - und war erstmal geschockt. Wir haben keinen Platz gefunden. Im Innenraum - keine Chance. Schließlich kletterten wir durch die oberen Ränge und setzten uns einfach auf ein Podest, direkt neben einem Scheinwerfer und seinem Bediener - dem war das egal… Wir konnten ganz gut alles überblicken - trotz Zigaretten- und anderem Qualm. Es war einfach gemüt-lich. Die Band Uriah Heep ließ auf sich warten. Ich glaube, die haben erst gegen

Heidi Zück aus Offenbach berichtet von einem Deep-Purple-Auftritt:

„Ich erinnere mich sehr gerne an mein erstes Konzert in der Stadthalle Offen-bach am 27.11.1970 mit Deep Purple. Ich kam so spät nach Hause, dass ich meiner Mutter, die am 28. November Geburtstag hatte, schon gegen 00:00 Uhr zu ihrem 51. Geburtstag gratulieren konnte…“

Die schönsten Anekdoten aus 50 Jahren Stadthalle Offenbach

hat ihn so genommen, zum Auto geführt, eingepackt und weg war er.

Oder Bob Dylan, der hat gerade zum Schluss noch gemerkt, wo die Bühne zu Ende war - ich denke, da haben die Pro-mille eine Rolle gespielt.

Beim Auftritt von Lou Reed war ich an dem Vortag als Monteur in der Halle. Am nächsten Tag lag ein Riesenberg von Stühlen mitten in der Halle und es hieß, er hätte die Leute provoziert. Es gingen et-liche hundert Stühle kaputt. Seitdem ist kein Rockkonzert mehr bestuhlt worden.“

Da ich als Student ab 1970 in einer WG neben der Stadthalle gewohnt habe, war es möglich, a) dass die Ordner dich in der (Halbzeit-)Pause reingelassen haben

b) dass wir als „Kenner der Szene“ den Nebeneingang, der eigentlich zum da-maligen Sportamt führte, nutzten, um uns gratis in die Halle zu schleichen. Oft hatten wir Glück, und die Tür war offen: So sah ich Pink Floyd, Eric Burdon & War, die Jackson Five, Ginger Bakers Airforce und viele mehr.“

22 Uhr angefangen. Dementsprechend spät kam ich heim. Meine Mutter hing am Fenster und wartete auf mich. Konzertbe-suche hatten sich für mich erstmal erle-digt. Meine Mutter glaubt mir heute noch nicht, dass ich NUR auf dem Konzert war…Einige Zeit später war ich noch bei Black Sabbath (als es unter der Bühne brannte) und bei Slade - da herrschte dann schon Rauchverbot ;-).“

Lou Reed

Page 22: 50 Jahre Stadthalle Offenbach - Zeitung · Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach – VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt Die Stadthalle Offenbach in

Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubiläumszeitung – 50 Jahre

Seite 22

Frau von Hellborn, Sie sind seit 2005 Geschäftsführerin der Stadthalle Offen-bach. Was war damals Ihre erste „Amts-handlung“?

Der Umbau des Backstage-Bereichs, denn der war in einem schlimmen Zustand. Die Stadthalle wurde ja als Sporthalle kon-zipiert, und die Crews haben damals in den 40 Jahre alten Mannschaftsduschen gekocht, gegessen und sich umgezogen. Da ich in den 1990er-Jahren selbst auf Tour war, wusste ich, was es heißt, aus

dem Koffer zu leben – und dann in solch einen Raum zu kommen. Die Bands stei-gen oft im Hotel ab, aber ihre Entourage muss auch anständig untergebracht wer-den, zumal sie oft entscheidet, wo eine Gruppe beim nächsten Mal auftritt. Also haben wir mit der GBO als Hauseigentü-merin die Sanierung der Duschen voran-getrieben und in einem alten Lager einen schönen Cateringraum sowie Garderoben und Produktionsbüros eingerichtet.

Was hat sich seitdem noch verändert?

Ganz wichtig war für uns die Verstärkung der Dachlast im Jahr 2011 von fünf auf 13 Tonnen - nur damit konnten wir unseren

50 Jahre Stadthalle OffenbachInterview mit Birgit von HellbornEine Halle für alle

Status Quo bei den Buchungen halten und auch größere Produktionen ermög-lichen. Früher standen die Musiker mit einer Gitarre auf der Bühne und wurden dabei angeleuchtet. Heutzutage reisen viele Bands mit vier Trailern voller Technik mit Licht und Ton, die dann entsprechend über der Bühne aufgehängt werden müs-sen.

Außerdem haben wir die Rangbestuhlung erneuert und die 45 Jahre alten Plastik-stühle durch gepolsterte Sitze ersetzt. Und wir haben uns bemüht, etwas At-mosphäre in die Multifunktionshalle zu bringen. Dafür haben wir den Ein-gangsbereich aufgehübscht, die Wände streichen und von der Agentur artmos4 gestalten lassen. Eine Zeitschiene im Backstage-Bereich zeigt den Künstlern seitdem, wer vor ihnen schon alles bei uns war.

Im Capitol Theater Offenbach amtieren Sie bereits seit 1998 als Geschäftsfüh-rerin. Welche Vorteile bringt diese Ver-bindung mit sich?

Zunächst mal sind das zwei völlig ver-schiedene Häuser, die sich kaum verglei-chen lassen. Konzerte, die sich im Capitol sehr gut verkaufen, können aber in die Stadthalle umziehen, wie es etwa bei Emeli Sandé und Ellie Goulding der Fall war. Weitere Synergien ergeben sich beim Personal: Wir haben nur ein Technik- und ein kaufmännisches Team, die jeweils beide Häuser betreuen. Das geht bis hoch zur Geschäftsführung... So besteht unser Team für Stadthalle und Capitol nur aus neun Festangestellten und zwei Azubis.

Welche Konzerte oder Ereignisse aus den vergangenen zehn Jahren blieben Ihnen besonders in Erinnerung?

Unvergesslich war das Konzert der Me-tal-Band Manowar im Januar 2010: Da-mals gab es eine Bombendrohung, was ich auch in der Alten Oper schon erlebt hatte, aber diesmal entschied die Polizei, den Saal zu räumen. Tausende von Fans mussten gut eine Stunde lang bei minus acht Grad in der Kälte stehen – und die Mädels hatten oft nur Trägerhemdchen an, da sie ja vorher nicht mehr zur Gar-derobe konnten. Aber es hat alles super funktioniert, auch das Zusammenspiel von Rockern und Fans, Polizei und Feu-erwehr, was mich als Geschäftsführerin sehr beruhigt hat. Und die Drohung er-wies sich zum Glück als Fehlalarm.

Auch an mein allererstes Konzert in der Stadthalle, das Konzert von Green Day Anfang 2005, erinnere ich mich noch sehr gut. Damals erzählte mir Dirk Eiser-mann, der für die Konzertagentur Shooter vor Ort arbeitete, dass er Räume für ein Orchester suchte. Auf der Bühne tobte der Punkrock, wir beide sprachen über Klassik. Ich teilte ihm mit, dass im Capitol Büroräume zur Verfügung stünden. Aus dem Gespräch entwickelte sich bald da-

rauf der Einzug der Neuen Philharmonie Frankfurt – und damit der Classic Lounge - ins Capitol.

Wagen Sie eine Prognose, was die Stadt-halle in den kommenden zehn Jahren er-wartet?

Unsere baulichen Möglichkeiten sind an-gesichts des städtischen Haushaltes sehr begrenzt – also machen wir das Beste aus den vorhandenen Gegebenheiten. Wir möchten die Stadthalle weiter zu einem Ort für alle Einwohner Offenbachs entwi-ckeln, ob mit oder ohne Migrationshin-tergrund. Hier haben wir die Vielfalt der Angebote in den letzten Jahren stark er-weitert, sei es mit Kulturveranstaltungen aus aller Welt oder der Schuhbörse im März 2016, die extrem gut angenommen wurde. Diese enorme Bandbreite an Ver-anstaltungen möchten wir bewahren und weiter ausbauen.

Und welchen Star würden Sie sich zum Jubiläum nach Offenbach wünschen?

Adele oder Barbra Streisand.

Birgit von HellbornDie Frau hinter Capitol und Stadthalle blickt auf Jahrzehnte lange Erfahrungen im Veranstaltungs-Business zurück. Nach einer Banklehre begann Birgit von Hellborn 1989 während ihres BWL-Studi-ums, für die Alter Oper tätig zu werden – zunächst als Hostess, doch der Weg führte schnell nach oben. Bis Mitte der 1990er-Jahre fungierte von Hellborn als stellvertretende Leiterin der Unterhal-tungsabteilung der Alten Oper, orga-nisierte Auftritte von Liza Minelli und José Carreras. Danach war sie für eine Frankfurter Konzertagentur tätig und tourte von 1996 bis 1998 unter anderem

mit Earth, Wind & Fire und Peter Ustinov. Im Sommer 1998 kam sie erstmals nach Offenbach, um den Umbau des Capitols mit zu organisieren. Seit 2001 ist sie dort Geschäftsführerin und seit 2005 auch in dieser Position verantwortlich für die Stadthalle.

+++ Festival „Rock am Ring“ wird wegen schwerer Unwetter erstmals in der Geschichte abgebrochen +++ Hillary Clinton und Donald Trump kandidieren für US-Präsidentschaft +++