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Einstieg
© JOACHIM HERZ STIFTUNG
INTERNATIONALE ARBEITSTEILUNG – EIN IPHONE GEHT UM DIE WELT
Bevor wir das neueste Smartphone am Ladentisch kaufen können, hat es bereits eine lange Reise
hinter sich. Fast alle Produkte werden heute in mehreren Ländern der Welt arbeitsteilig herge-
stellt, eine Entwicklungen, die nicht nur ökologische Auswirkungen hat, sondern auch ganz
konkret die Arbeitswelt verändert.
Doch wie genau sehen solche globalen Produktionsprozesse aus und warum lassen Unterneh-
men ihre Produkte zunehmend weltweit herstellen? Welche Auswirkungen hat diese Produkti-
onsweise auf den Welthandel, die Arbeitswelt und die Umwelt?
Die Schülerinnen und Schüler erkennen am Beispiel des iPhones und seiner Produktion die
internationale Arbeits teilung als ein Phänomen der Globalisierung. Sie erklären die Zergliederung
der Produktionsprozesse mithilfe ökonomischer Theorien internationalen Handels und bewerten
kritisch die Auswirkungen der globalen Produktion.
ÜBERBLICK ÜBER DIE UNTERRICHTSEINHEIT
THEMENBEREICH Wirtschaftliche Globalisierung
VORWISSEN Dimensionen der Globalisierung, Faktoren und Indikatoren der Globalisierung
ZEITBEDARF ca. 2 Unterrichtsstunden
METHODEN Statistikanalyse, Gruppenpuzzle
KOMPETENZEN Die Schülerinnen und Schüler …
• erschließen und abstrahieren anhand eines konkreten Beispiels das Phänomen der internatio-
nalen Arbeitsteilung und wenden ökonomische Theorien als Erklärungsansätze für globale
Produktionsprozesse an
• visualisieren Informationen und wenden mathematische Modelle auf wirtschaftliche Zu-
sammenhänge an
• beurteilen und diskutieren die (problematischen) Folgen/Auswirkungen der internationalen
Arbeitsteilung und entwickeln Lösungsansätze
SCHLAGWORTE Globalisierung, Arbeitsteilung, komparative Kostenvorteile, Welthandel
AUTORIN Inka Hemmerich
PRODUKTION C.C. Buchner Verlag
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
© JOACHIM HERZ STIFTUNG
DIE AUSWIRKUNGEN DER INTERNATIONALEN ARBEITSTEILUNG AUF DEN WELTHANDEL
Internationale Arbeitsteilung ist ein volkswirtschaftlicher Begriff zur Beschreibung der
grenzüberschreitenden Aufteilung von produzierenden Tätigkeiten und Arbeitsprozessen auf
bestimmte Länder und Ländergruppen. Dies ist eine Folge der Ausweitung des Welthandels seit
dem 19. Jahrhundert, v. a. aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den zunehmen-
den Wirtschafsliberalismus (z. B. im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen GATT 1948), was
zum Ausbau des internationalen Freihandels (Adam Smith, David Ricardo) und dem Abbau von
Handelshemmnissen führte. David Ricardo entwickelte die Theorie der „komparativen Kosten“,
wonach internationale Arbeitsteilung und Handel selbst für diejenigen Länder vorteilhaft sind,
die alle Güter zu geringeren Kosten erzeugen können als das Ausland, da sie sich so auf die Güter
spezialisieren können, die sie relativ gesehen am günstigsten produzieren. Weitere Ursachen der
internationalen Arbeitsteilung sind die Entwicklung der Kommunikations- und Informations-
technologie wie auch des Transportwesens sowie die Fragmentierung der Produktionsprozesse in
Folge von Massenproduktion, die zu „outsourcing“ (Auslagerung von Produktionsstätten) und
„global sourcing“ (weltweite Beschaffung) führen. Ziele der internationalen Arbeitsteilung sind
Leistungssteigerungen durch Spezialisierung sowie vor allem Ertragssteigerungen durch Kosten-
unterschiede, v. a. Lohnunterschiede zwischen Hoch- und Billiglohnländern. Weitere Folgen sind
zudem eine stärkere Spezialisierung sowie eine Verkoppelung der Staaten in der Weltwirtschaft.
Das „Gegenstück“ zur internationalem Arbeitsteilung ist der Protektionismus. Protektionistische
Maßnahmen umfassen dabei tarifäre (v. a. Zölle) und nichttarifäre Handelshemmnissen z. B.
technische Vorschriften und Standards, Marktbeschränkungen, mengenmäßige Beschränkungen
wie Quoten oder Subventionierung der heimischen Wirtschaft.
Im Gegensatz zur klassischen internationalen Arbeitsteilung mit einer Aufteilung der Welt
nach Entwicklungsländern als Rohstofflieferanten auf der einen und den Konsumgüterproduzen-
ten in Form der Industrieländern auf der anderen Seite, zeichnet sich die neue internationale
Arbeitsteilung (Volker Fröbel, Jürgen Heinrichs, Otto Kreye) des 20. Jahrhunderts durch eine
Verlagerung arbeitsintensiver Produktionen in Niedriglohnländer aus, beispielsweise in der
Automobilindustrie. Daher spricht die Modernisierungstheorie hier von positiven Impulsen für
die Entwicklungsländer durch das Auslösen von Produktions- und Investitionsanreizen (so
genannte Linkage-Effekte), wie sie sich in asiatischen und lateinamerikanischen Schwellen ländern
zeigen. In anderen Ländern jedoch werden die Produktionsstätten nicht in den Binnenmarkt
integriert, sodass sich keine ausreichenden Anreize zur Armutsminderung ergeben. Aufgrund des
Drucks auf die Löhne in den westlichen Entwicklungsländern führt die internationale Arbeits-
teilung auf der anderen Seite dort zur Forderung nach protektionistischen Maßnahmen. Vorteile
entstehen für die Bevölkerung auf der anderen Seite durch niedrigere Preise und ein größeres
Produktangebot, so dass Chancen und Risiken differenziert gesehen werden müssen. Gewinner
und Verlierer gibt es sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industrieländern.
Nach einigen Jahrzehnten der Globalisierungseuphorie lässt sich daher in den letzten Jahren
jedoch zunehmend ein neuer Trend zu einer Gegenbewegung mit einer Abschottung der
Märkte erkennen, wie beispielsweise Katja Scherer am 13. Juni 2013 in DIE ZEIT mit „Raus mit
den Rivalen“ untersucht oder wie es sich auch in der Argumentation der Brexit-Bewegung in
Großbritannien zeigt.
Sachanalyse
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
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Zeit Phase Inhalte Materialien Tipps/Hinweise
1. Unterrichtsstunde
10‘ Einstieg Wie prägt die Globali-sierung unseren Alltag? Markieren der Her-kunftsorte verschiede-ner Produkte (z.B. Kleidung, elektronische Geräte, Nahrungsmittel u. Ä.)
Weltkarte als Kopier-vorlage
Entweder als vorbereitende Hausaufgabe oder Durchfüh-rung direkt in der Stunde (vgl. alternative Arbeitsaufträge).Mit Pins (idealerweise ver-schiedenfarbig) die entspre-chenden Länder in der Karte markieren.
Alternativ: Weltkarte auf Overheadfolie und Kennzeich-nung der Länder
20‘ Erarbeitung Nachvollziehen des Produktionsprozesses am Beispiel des iPhones.Wo wird was produziert und wo liegen die Chancen und Gefahren bei globalen Produkti-onsprozessen?
Interaktive Karte: IPhone - Wo wird was produziert?
Sicherung mithilfe des Arbeitsblattes in Partnerarbeit: Informati-onsentnahme aus der Grafik und Visualisie-rung des Produktions-prozesses.
Einzel- oder Partnerarbeit, je nachdem wie viele internetfä-higen Computer zur Verfügung stehen.
Differenzierungsmöglichkeit: SuS erarbeiten in Gruppen jeweils einen Standort und präsentieren diesen anschlie-ßend
15‘ Vertiefung Analyse problematischer Folgen dieser globalen Produktionsprozesseam Beispiel der iPhone-Produktion
M1 Arbeitsbedingungen in China – Apples Reaktionen
Aufgabe 5 kann als handlungs-orientierte Alternative zu Aufgabe 4 bearbeitet oder als Hausaufgabe aufgegeben werden.
2. Unterrichtsstunde
10‘ Einstieg Die Grafik zeigt die Intensivierung des Welthandels.
M2 Grafik zur Entwick-lung des Welthandels
Methode: Statistikanalyse
25‘ Erarbeitung und Sicherung
Theoretische Grundla-gen der internationalen Arbeitsteilung
Film: Interviewclips zu den Theorien der internationalen Arbeitsteilung
Alternativ: M3 Wie erklären ökonomische Theorien internationale Arbeits-teilung?
Computerraum
Methode: Gruppenpuzzle
Je nach Klassengröße 3er/4er Gruppen bilden; Themen mehrfach vergeben (Experten- und Kontrollgruppen); Präsen-tation der Gruppenergebnisse
10‘ Vertiefung Diskussion über die verschiedenen Theorien und deren Eignung für die Erklärung der internationalen Arbeits-teilung.
Unterrichtsgespräch
Unterrichtsverlauf
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Materialien
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
Weltkarte
AUFGABEN
1. Schauen Sie nach, wo Ihr Lieblings-T-Shirt (oder alternativ andere Produkte Ihrer Wahl) produziert
wurden. Markieren Sie anschließend die Herkunftsorte auf der Weltkarte mithilfe der Pins. Bei
verschiedenen Produkten können diese entweder mit verschiedenfarbigen Pins markiert oder die Pins
beschriftet werden.
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weltkarte.gif?uselang=de
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Materialien
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
IPhone – Wo wird was produziert?
AUFGABEN
2. Informieren Sie sich anhand der interaktiven Karte über den Produktionsprozess des iPhones.
Tragen Sie Ihre Ergebnisse stichpunktartig auf dem Arbeitsblatt ein.
3. Erläutern Sie, warum ein iPhone bis zu seinem Eintreff en beim Käufer eine so lange Reise machen muss.
Klicken Sie sich durch die Weltkarte und erfahren Sie mehr über die verschiedenen Produktionsstandorte des
iPhones. Wo wird das Design entwickelt und welchen Weg durchläuft dieses Produkt von der ersten Idee bis zu
seiner Fertigung? Texte, Grafiken und Filmausschnitte informieren Sie über diese und weitere Fragen rund um die
globale iPhone-Produktion.
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Materialien
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
Arbeitsblatt: Produktionsprozess der iPhone-Herstellung
Cupertino bei San Francisco (USA)
Demokratische Republik Kongo
Singapur und Südkorea (Asien)
China
Gründe für die globalen Produktionsstandorte und den arbeitsteiligen Produktionsprozess:
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Materialien
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
M1 Arbeitsbedingungen in China – Apples Reaktionen
IT-Gigant Apple eilt von Rekord zu Rekord. Doch für
Beobachter gehen die fabelhaften Gewinne auf Kosten
der Arbeiter bei den Zulieferern. Diese würden bis aufs
Letzte ausgepresst.
Amerikaner stünden deshalb in der Pflicht, bei den
Zulieferern für faire Bedingungen zu sorgen. Für Tim
Cook und die Apple-Führung ist aber klar, dass der
Konzern schon heute sehr viel macht für die Arbeiter
in der Produktionskette.
[…] Apple gilt nicht umsonst als König der Mega-Mar-
gen. Nach Berechnungen von Analysten der Bera-
tungsfirma IHS liegen die gesamten Herstellungskos-
ten für die Apple Watch bei gut 80 Dollar. Dies bei
einem Verkaufspreis von 349 Dollar in den USA und
sogar 399 Euro in Deutschland. Bei der goldenen Edel-
ausgabe soll die Gewinnspanne laut Analysten gar 800
Prozent betragen.
Weniger schön ist die Situation jedoch für die Arbeiter
in den Zuliefererbetrieben. «Immer wenn Apple ein
neues Produkt auf den Markt werfen will, ist es für die
Arbeiter am schlimmsten», sagt Li Qiang von der
Nicht-Regierungsorganisation (NGO) China Labor
Watch. Auch vor dem Verkaufsstart der Apple Watch
seien die Arbeiter bei den Zulieferern wieder unter ex-
tremen Druck gesetzt worden.
Nach Informationen von China Labor Watch wurden
für die Produktionsstätte des Zulieferers Quanta in
Changshu in kürzester Zeit 30.000 Arbeiter angewor-
ben. Weil die Firma dort zuvor nur einige tausend Ar-
beiter beschäftigt hatte, fehlte es zu Produktionsbe-
ginn an Unterkünften und sanitären Anlagen für die
neuen Angestellten.
[…] Im Winter seien viele an Masern und anderen In-
fektionen erkrankt. «Einige befinden sich noch heute
im Spital.» Und zu den schlechten Rahmenbedingun-
gen komme der Stress. Wenn es viel Arbeit gebe, sei es
quasi unmöglich, einen freien Tag zu bekommen.
Die Vorwürfe von China Labor Watch stützen sich auf
Informationen von Arbeitern vor Ort und einge-
schleuste Informanten beim Apple-Zulieferer Pegat-
ron in Shanghai, wo das iPhone 6 zusammengebaut
wird. China Labor Watch hatte bei dieser Fabrik zudem
Ende vergangenes Jahr 96 Lohnausweise von Ange-
stellten gesammelt und ins Netz gestellt.
Die publizierten Lohnausweise zeigen von September
bis November 2014 durchschnittliche wöchentliche
Arbeitszeiten von über 60 Stunden, mit einer Spitze
von 63,7 Stunden im September. […]
Ein eingeschleuster Reporter musste Ende letzten Jah-
res laut BBC-Angaben 18 Tage am Stück arbeiten. Freie
Tage wurden auch auf Anfrage nicht gewährt. Die
längsten Arbeitstage dauerten bis zu 16 Stunden. Re-
gelmässig seien Mitarbeiter während ihren 12-Stun-
den-Schichten vor Erschöpfung am Arbeitsplatz ein-
geschlafen, so die Reporter der Sendung «Panorama».
Apples eigene Arbeitsstandards würden fortlaufend
gebrochen, lautete das Fazit.
Apple selbst wies die Ergebnisse der Recherche zu-
rück. Er und Geschäftsleiter Tim Cook seien «zutiefst
gekränkt» über die Vorwürfe der BBC, schrieb Apple-
Manager Jeff Williams in einem offenen Brief an die
britischen Angestellten der Firma. Kein anderes Unter-
nehmen tue mehr für die Gewährleistung fairer Ar-
beitsbedingungen als Apple.
Noch vor einigen Jahren seien Arbeitszeiten von mehr
als 70 Stunden in der Woche normal gewesen, so Wil-
liams. Inzwischen habe Apple dank strenger Kontrol-
len erreicht, dass das Limit von 60 Stunden zu 93 Pro-
zent eingehalten werde. 2014 wurden nach Aussage
von Apple 633 Kontrollen bei Firmen der Zulieferkette
gemacht. Entdeckte Verstösse gegen den eigenen Code
of Conduct werden laut Apple konsequent geahndet
und korrigiert.
Bekämpft wird von Apple zudem die Praxis der Gebüh-
ren, die Arbeiter in China oftmals an dubiose Rekrutie-
rungsfirmen bezahlen müssen. Durch das System
sind sie zu Beginn ihrer Anstellung bereits so ver-
schuldet, dass sie in eine Art Schuldknechtschaft gera-
ten, aus der ein Entkommen sehr schwierig wird. Seit
Anfang 2015 könne kein Arbeiter in Apples Produkti-
onskette mehr mit Rekrutierungsgebühren belegt
werden, heisst es in einem Bericht des Techriesen.[…]
2010 hatten sich bei Foxconn 14 Arbeiter das Leben ge-
nommen, wobei offenbar die schlechten Arbeitsbe-
dingungen der Auslöser waren. Apple hatte daraufhin
ein Programm ins Leben gerufen, welches die Bedin-
gungen bei den Zulieferern verbessern sollte.
Im neuen «Supplier Responsibility Progress R eport»
vom Februar schreibt Apple von zahlreichen Fort-
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Internationale Arbeitsteilung – ein iPhone geht um die Welt
schritten in verschiedenen Bereichen. Auch Li Qiang
sagt, dass sich seit den Vorfällen bei Foxconn einiges
getan habe. So seien die Unterkünfte und Löhne zu-
nächst etwas besser geworden und die Arbeitszeiten
zurückgegangen.
Eine problematische Entwicklung ist laut Li aber die
Diversifikation der Zulieferer seit 2012. So habe Apple
die Arbeit zwischen mehreren konkurrierenden Fir-
men aufgeteilt, die sich mit billigeren Angeboten zu
übertreffen versuchten. So bezahle beispielsweise
Pegatron 20 Prozent tiefere Basislöhne als Foxconn.
[....] «Wir kümmern uns um jeden Arbeiter in unserer
Lieferkette», schreibt Williams. 2014 habe Apple in
diesem Bereich enorme Fortschritte gemacht. Dass bei
vielen Zulieferern noch Raum für Verbesserungen da
ist, weiss aber auch der Apple-Manager. «Wir wissen,
dass es da draussen viele Probleme gibt und dass unse-
re Arbeit noch lange nicht getan ist.»
Gabriel Knupfer, Apple-Produkte: Arbeiter bluten für Herstellung, Handelszeitung, 15.5.2015
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AUFGABEN
4. Analysieren Sie am Beispiel der iPhone-Produktion problematische Folgen dieser globalen Produktions-
prozesse (M1, interaktive Karte).
5. a) Sie haben als Mitarbeiter des Apple-Konzerns den Auftrag bekommen, eine Zuliefererfi rma zu besu-
chen, um sich über die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die Arbeitsbedingungen und das Funktionieren
des Produktionsablaufes zu informieren. Nun schreiben Sie den Bericht an Ihren Chef.
b) Stellen Sie dar, wie Sie als Chef nun auf diesen Bericht reagieren würden und vergleichen Sie Ihre
Reaktion und die vorgeschlagenen Maßnahmen mit denen des Apple-Konzerns.
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AUFGABE
6. Beschreiben, interpretieren und bewerten Sie diese Grafi k.
M2 Grafi k zur Entwicklung des Welthandels
Interview mit Dr. Jakob Schwab zu den theoretischen Grundlagen des internationalen Handels
In vier Kurzclips erklärt Dr. Jakob Schwab die zentralen Theorien des internationalen Handels.
1. Theorie der absoluten und komparativen Kostenvorteile
2. Faktorproportionentheorie
3. Produktlebenszyklus-Theorie
4. Theorie der economies of scale
AUFGABE
7. a) Erschließen Sie sich die Theorien des internationalen Handels mithilfe eines Gruppenpuzzles. Dabei
können Sie entweder die Filmclips oder die Textquellen M 3 als Informationsgrundlage nutzen.
b) Gestalten Sie in Ihren Expertengruppen ein Plakat, auf dem Sie anschaulich und verständlich die Ihnen
zugeteilte Theorie visualisieren.
8. Erläutern Sie mithilfe einer der Theorien, unter welchen Bedingungen sich die Verlagerung von (einzelnen)
Produktionsschritten ins Ausland lohnt.
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Afrika97
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Globale Handelsströme
© Globus 10302
intraregionaler Handel (innerhalb der jeweiligen Region)
interregionaleHandelsströme (ab 50 Mrd. Dollar)
Veränderung der Exporte 2013 gegenüber 2012 in ProzentVeränderung der Exporte 2013 gegenüber 2012 in Prozent
Warenhandel 2013 in Milliarden Dollar
Quelle: World Trade OrganizationStand 2015
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M3 Wie erklären ökonomische Theorien internationale Arbeitsteilung?
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Auch wenn zwei Länder die gleichen Güter pro-
duzieren können, beispielsweise Kohle und
Weizen, liegen oft erhebliche absolute Kostenun-
terschiede bei der Herstellung vor (bedingt zum
Beispiel durch unterschiedliche Abbautiefen oder
Klimazonen). Dann ist es für jedes der Länder von
Vorteil, sich auf das Gut zu spezialisieren, bei dem
es absolute Kosten vorteile aufweist, und einen Teil
seiner Produktion zu exportieren sowie das im In-
land nur sehr viel teurer herstellbare andere Gut zu
importieren. Beide Staaten transferieren dadurch
Produktionsfaktoren aus den jeweiligen kosten-
mäßig unterlegenen Bereichen in diejenigen, in
denen sie Kostenvorteile haben. Auf diese Weise
kann die Gesamtproduktion beider Länder ge-
steigert werden, was einen Wohlfahrtsgewinn dar-
stellt. […] Wie aber, wenn in einer Ausgangssituation
ohne Handel zwischen zwei Ländern A und B das
Land B alle Güter kostengünstiger herstellen kann
als A? Dann gibt es doch – jedenfalls für B – keinen
Anreiz, mit A zu handeln? Dennoch beobachten
wir, dass Staaten wie Deutschland und Polen inten-
siven Handel betreiben, obwohl die meisten Güter
in Polen billiger hergestellt werden könnten. Eine
Antwort auf diese Frage fand der englische
National ökonom David Ricardo (1772-1823) mit
dem Theorem der komparativen Kostenvorteile.
Angenommen, Polen kann sowohl Stahl als auch
Kraftfahrzeuge günstiger herstellen als Deutsch-
land. Polens Kostenvorteil bei der Stahlproduktion
ist allerdings deutlich größer als im Falle von Autos.
Dann lohnt es sich für beide Länder, wenn sich
Polen auf Stahl und Deutschland auf Autos speziali-
siert und beide Staaten das jeweils andere Gut im
Nachbarland einkaufen. Die Vorteilhaftigkeit der
internationalen Arbeitsteilung beruht in diesem
Fall auf komparativen Kostenunterschieden auf-
grund von unterschiedlichen Produktivitätsrelatio-
nen zwischen den beiden Ländern bei der Herstel-
lung der beiden Produkte.
Die klassischen Modelle von Smith und Ricardo
sind sehr vereinfacht. Erweiterungen der Grund-
modelle berücksichtigen mehr als zwei Länder,
mehr als zwei Güter, neben Arbeit auch die Produk-
tionsfaktoren Boden, Kapital und Know-how, sie
beachten Transportkosten und Wechselkurse.
Guppe 1: Klassische Außenhandelstheorien – David Ricardo
Eine Erweiterung des Ricardo-Modells bildet die
Faktorproportionentheorie der beiden Schweden Eli
Heckscher (1879-1952) und Bertil Ohlin (1899-1979).
Diese erklärt internationalen Handel nicht durch
Produktivitätsunterschiede, sondern durch unter-
schiedliche Faktorpreisrelationen. Die Produktions-
kosten eines Landes werden bestimmt durch die
Preise der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und
Kapital. Die Preisrelationen zwischen Arbeit, Boden
und Kapital unterscheiden sich in verschiedenen
Ländern. Ob der Preis für Arbeit im Verhältnis zu
den Kapitalkosten teuer ist oder nicht, hängt ab von
den Faktorproportionen, das heißt davon, ob ein
Produktionsfaktor verglichen mit den anderen in
einem Land reichlich zur Verfügung steht oder
knapp ist. Ist beispielsweise in einem Land E Arbeit
im Verhältnis zum Kapital reichlich vorhanden,
werden die Kapitalkosten (Zinsen) vergleichsweise
zu den Löhnen hoch sein. Ist dagegen in einem Land
I Arbeit im Verhältnis zum Kapitalbestand relativ
knapp, werden die Löhne in Relation zu den Zinsen
beträchtlich sein. Land E kann deshalb arbeits-
intensive Produkte wie zum Beispiel Teppiche
günstiger herstellen als I und hat bei solchen Gütern
einen komparativen Kostenvorteil. In I werden die
Arbeits plätze eine relativ hohe Ausstattung mit
Sachkapital aufweisen, und das Land hat
kompa rative Kostenvorteile bei kapitalintensiven
Gütern wie Maschinen. Allerdings wird in der Reali-
tät eine vollständige Spezialisierung auf arbeitsin-
tensive Güter von arbeitsreichen Ländern, zu denen
oft Entwicklungs länder (E) gehören, kaum an-
gestrebt. Die Differenz im Know-how zu den kapital-
reichen Ländern (Industrieländer I) würde sich ver-
größern, weil die kapitalintensiven Güter ein
höheres Wachstums potenzial besitzen.
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Gruppe 2: Neuere Außenhandelstheorien – Faktorproportionentheorie
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Gruppe 3: Neuere Außenhandelstheorien – Produktlebenszyklus-Theorie
Eine Zeitraum bezogene Betrachtung (dynamisches
Modell) entwickelte der Amerikaner Raymond Vernon
(1913-1999) mit der Produktlebenszyklus-Theorie der
internationalen Arbeitsteilung. Ausgangspunkt des
Modells ist die Betrachtung des Lebenszyklus eines
neuen Produktes. Typischerweise durchläuft ein Pro-
dukt mehrere Phasen, in denen sich seine Produktions-
funktion, der Produktionsstandort und der Absatz-
markt in bestimmter Weise verändern. Die Theorie
geht davon aus, dass verschiedene Länder je nach ihrer
Faktorausstattung komparative Vorteile in verschie-
denen Phasen des Zyklus aufweisen. Unterschieden
werden dabei die Innovationsphase, die Ausreifungs-
phase und die Sättigungsphase eines Produkts. Die
Argumentation lautet vereinfacht wie folgt: Da Inno-
vationen kapital- und know-how-intensiv sind, er-
folgen sie hauptsächlich in den hoch entwickelten
Industrieländern. In der Innovationsphase ist das
technologisch anspruchsvolle neue Produkt zunächst
nur auf dem Inlandsmarkt präsent, es wird technisch
entwickelt und neue Anwendungen werden erschlos-
sen. In der Ausreifungsphase steigen die Produktions-
und Absatzzahlen.
Mit zunehmender Standardisierung der Produktion
wird es möglich, die Herstellungskosten durch
Massen produktionsvorteile zu senken.
Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit an dem Pro-
dukt verliert an Bedeutung. Durch günstige Preise
können neue Käuferschichten erschlossen werden,
und die inzwischen entstandenen Kapazitäten stehen
für Exporte ins Ausland zur Verfügung. Oft ist es
bereits in dieser Phase lohnend, auch Teile der Pro-
duktion ins Ausland zu verlagern. Dies geschieht
durch Errichtung von eigenen Unternehmen oder die
Beteiligung an ausländischen Firmen (Direkt-
investitionen). Auf diese Weise oder durch Lizenzver-
gabe g elangt die Technologie ins Ausland. Auch begin-
nen Firmen in Importländern, die Technologien zu
kopieren und nicht selten illegal Imitate zu erstellen.
In der letzten Phase des Lebenszyklus sind die Märkte
im Wesentlichen gesättigt, die Technologie ist
standardisiert und stellt geringe Anforderungen an die
Qualifikation von Arbeitskräften. Entwicklungsländer
besitzen in dieser Phase komparative Kostenvorteile.
Sie produzieren über den eigenen Markt hinaus und
beginnen ihrerseits zu exportieren, darunter auch in
das ursprüngliche Innovationsland. Von den ver-
bliebenen Produzenten im Innovationsland, die der
Konkurrenz aus den Niedriglohnländern nicht
gewachsen sind, wird der Ruf nach Protektion laut.
Häufig werden sie von den ausländischen Anbietern
vom Markt verdrängt.
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Der Produktlebenszyklus erklärt, dass hoch ent-
wickelte Industrieländer sich mit ihren Exporten
auf innovative Produkte spezialisieren, die – ver-
glichen mit späteren Phasen – qualifikationsinten-
siv erstellt werden. Unter den Importen dieser
Staaten finden sich „ältere“ Produkte, die sie einst
selbst hergestellt haben, bei denen standardisierter
Kapitaleinsatz gegenüber der Qualifikationsintensi-
tät zugenommen hat. Ein Beispiel ist die Werft-
industrie: Während Frachtschiffe und Tanker aus
Korea und China importiert werden, haben sich die
deutschen Werften vom Standardschiffbau völlig
verabschiedet und sich auf Kreuzfahrtschiffe und
Luxusyachten sowie hoch komplexe U-Boote und
Korvetten konzentriert. Dementsprechend sank
auch in der Werftindustrie die Beschäftigtenzahl
von 72.000 im Jahr 1975 auf 15.000 im Jahr 2007.
Selbst wenn anfänglich keine Kostenunterschiede
zwischen zwei Staaten bestehen, kann die Speziali-
sierung durch Außenhandel für beide vorteilhaft
sein. Angenommen, die Niederlande und Belgien
stellen beide Stahl und Autos her. In einer Situation
ohne Außenhandel produzieren die Fabriken in
beiden Ländern mit sehr hohen Stückkosten, weil
die nationalen Märkte zu klein sind für die Aus-
nutzung von Massenproduktionsvorteilen. Stahl-
und Autofabriken weisen hohe Fixkosten auf, das
bedeutet, dass die Kosten pro Stück bei zunehmen-
der Herstellungs menge abnehmen (economies of
scale). Öffnen die beiden Länder ihre Grenzen und
spezialisieren sich auf eines der beiden Güter,
können sie beide Produkte zu günstigeren Preisen
herstellen und durch ihren Austausch unter-
einander ihre Wohlstandssituation verbessern.
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Klaus-Peter Kruber, Anna Lena Mees, Christian Meyer, Theoretische Grundlagen des internationalen Handels, Bundeszentrale für politische Bildung, 27.8.2008
Gruppe 4: Neuere Außenhandelstheorien – Economies of scale