abb kundenmagazin about 02-15
DESCRIPTION
Das Kundenmagazin von ABB Deutschland und ABB SchweizTRANSCRIPT
aboutaboutDas Kundenmagazin
von ABB Deutschland
2 |15
Risiken einschätzen und beherrschen | 06
Wirksame Gefahrenabwehr für Mensch und Maschine
Produkte und Innovationen | 42
Neuheiten aus dem Angebot von ABB
Impulse | 48
Partnerschaft auf Augenhöhe
MIT INTER-
AKTIVEN
INHALTEN
Sicherheit auf ganzer Linie
Neu: O
nlin
e-The
men
alert
2 ABB about 2 |15
Inhalt
würden Sie freiwillig auf einer Slack-
line eine Schlucht überqueren? Oder wäre
das mit Ihrem Sicherheitsbedürfnis unver-
einbar? Welche Sicherheitsausstattung
würden Sie wählen, um den Balanceakt
vielleicht doch zu wagen? Unabhängig
vom Ausgang dieses Gedankenexperi-
ments gilt: Auch bei größtmöglicher Vor-
sicht bleibt Sicherheit ein Zustand rela-
tiver Gefahrenfreiheit, der nur für einen
begrenzten Zeitraum, eine definierte
Umgebung und bestimmte Bedingungen
erreichbar ist. Ziel aller Sicherheitsanstren-
gungen ist es, eine Situation zu schaffen,
die frei von unvertretbaren Risiken und
Gefahren ist.
In dieser Ausgabe der about beschrei-
ben wir ab Seite 6, wie sich der Profi-
Alpinist Stephan Siegrist an der Dufour-
spitze sichert, vor allem aber, wie ABB
„Sicherheit auf ganzer Linie“ definiert. Ein
spektakuläres Beispiel ist der kollaborative
Roboter YuMi, der Hand in Hand mit Men-
schen an den gleichen Aufgaben arbeiten
kann – und den Sie am ABB-Stand auf
der Hannover Messe 2015 erstmals live
erleben können. Zudem lesen Sie, welche
Lösungen in Rekordzeit vor Störlichtbögen
schützen, was das sicherste Stecksystem
der Welt leistet und wie das Management
der funktionalen Sicherheit in der Prozes-
sindustrie über den ganzen Lebenszyklus
einer Anlage hinweg wirkt.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit
der Lektüre der about.
Ihr
Frank MühlonGeschäftsführer
ABB Stotz-Kontakt
about 2 |15
06Sicherheit auf ganzer Linie
Arbeitssicherheit, bestimmungsgemäßer
Einsatz von Maschinen, sichere Prozesse
und die inhärenten Sicherheitsfunktionen von
YuMi – die Risikoabwehr hat viele Aspekte.
Unser Titelbild
Auf einer Slackline hoch über dem
Thunersee balanciert Stephan Siegrist
sicher über dem Abgrund. Der Profi-
Alpinist meint, was er mache, wirke oft
viel wilder, als es von innen gesehen sei.
Sorgfältige Risikoabschätzung sei Teil
seines Berufs.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Augmented Reality Unser Digital-Magazin
Erleben Sie die multimediale Welt der „about“: Immer wenn im Magazin dieses Symbol auftaucht,
können Sie in die „Augmented Reality“, die erweiterte Realität, eintauchen – entdecken Sie informative
Videos, interaktive Bildergalerien und spannende Infografi ken. Scannen Sie einfach die Seite mit Ihrem
Smartphone oder Tablet. Dazu benötigen Sie die App „Layar“, die Sie kostenlos im Google Play Store
für Ihr Android-Gerät und im Apple App Store für Ihr iPhone oder iPad herunterladen können.
fi nden Sie unter new.abb.com/de/kundenmagazin
Fo
to S
eite 2
lin
ks u
nd
Titel: v
isu
alim
pact.
ch
| T
ho
mas U
lric
h
3ABB about 2 |15
Inhalt
Fokus06 Sicherheit auf ganzer Linie
Frei von unvertretbaren Risiken und Gefahren
12 „Fehlerfrei ans Ziel“Stefan Bollmeyer im Interview über sichere
Kommunikation in der Prozessautomation
Energietechnik13 525 kV unterirdisch transportiert
XLPE-Kabel für die Energiewende
14 Netz mit doppeltem BodenIT-Sicherheitsgesetz verpflichtet Energieversorger
16 Ein System für alle FälleSymphony Plus von ABB ist flexibel und skalierbar
18 Amorphe Trafnsformatoren senken LeerlaufverlusteSÜC Coburg setzt auf effiziente Spannungswandler
20 Energieallianz über die NordseeNordLink ermöglicht Austausch von überschüssigem
Strom aus erneuerbaren Quellen
Fertigungsautomation22 Hochschule studiert ihren Energieverbrauch
SRH ordnet die Verbräuche den Verursachern zu
24 Stromgarantie im DatenzentrumCMS überwacht zwei redundante Linien
26 Auf höchster WarteAnspruchsvolle Sicherheits- und Steuerungstechnik in
Turmdrehkranen
28 Zugkräftiger KabelschutzWellrohre von PMA schützen Strom-
und Datenkabel im ICE
32
40
Präzise wie ein Zahnarzt
Die Positionswiederholgenauigkeit des
IRB 120 macht ihn zum zentralen Element bei
der Montage von Turbinenbohrmaschinen.
Tankwagen mit Idealgewicht
Unabhängig von Druck oder Temperatur
bestimmt der CoriolisMaster FCB350 Masse
und Dichte der Ladung.
30 Auf Tastendruck zu höherer ProduktivitätRobotWare Machine Tending ändert Parameter einer
Gießzelle im laufenden Automatikbetrieb
32 Präzise wie ein ZahnarztIRB 120 montiert bei KaVo Dental filigrane Elemente für
Turbinenbohrmaschinen
Prozessautomation34 Rotieren in Bestform
Ganzheitlicher Service für bessere Effizienz aller
drehenden Komponenten einer Anlage
36 Eine Frage der EinstellungRegelkreis-Performance-Analyse optimiert Qualität,
Durchsatz und Kosten bei Wacker Chemie
38 Weltweit einzigartig Erstes Prüf- und Kalibrierlabor für Gasanalysegeräte
40 Tankwagen mit IdealgewichtCoriolisMaster misst Naphthalin
Produkte42 Neuheiten aus dem Angebot von ABB
Impulse48 Partnerschaft auf Augenhöhe
Seit 15 Jahren unterstützt ABB die Special Olympics
Deutschland
04 Nachrichten 50 Blickpunkt51 Leserservice, Impressum
Fo
tos S
eite 3
: L
uca S
ierm
an
n,
Silv
ia K
rög
er-
Ste
inb
ach
4 ABB about 2 |15
Nachrichten
Abu Dhabi. Allein mit Sonnenenergie fliegt
die „Solar Impulse 2“ derzeit rund um den
Globus. Nach über zehn Jahren Vorberei-
tungszeit starteten die beiden Schweizer
Bertrand Piccard und André Borschberg
am 7. März in Abu Dhabi. Insgesamt fünf
Monate soll die Erdumrundung dauern –
über China, New York und den Atlantik
an den Ausgangspunkt zurück. Ende Juli
soll die „Solar Impulse 2“ wieder am Persi-
schen Golf ankommen. Mit an Bord: Tech-
nik von ABB, die als Technologiepartner
das Projekt unterstützt. „ABB und Solar
Impulse setzen sich leidenschaftlich dafür
ein, die Grenzen des technisch Machba-
ren zu verschieben“, sagt ABB-Konzern-
chef Ulrich Spiesshofer. Der Solarflieger ist
2.300 kg leicht und weist mit 72 m eine
größere Flügelspannweite als ein Jumbojet
auf. Der Strom aus über 17.000 Solarzel-
len und die Speicherleistung seiner Batte-
rien sorgen dafür, dass er fünf Tage und
Nächte am Stück in der Luft bleiben kann.
Die größten Herausforderungen auf der
40.000 km langen Reise sind die Ozean-
überquerungen und die Wetterbedingun-
gen. Ob – 40 °C auf 8500 m über dem
Meer oder + 50 °C am Wüstenboden – die
Solarzellen müssen effizient Strom gene-
rieren. Mit der ersten solaren Weltumrun-
dung eines Flugzeugs wird für den Einsatz
umweltschonender Energien geworben.
Weitere Infos: new.abb.com/betterworld
Brilon. Die Lieferung von insgesamt 90
Resibloc-Transformatoren für das Yamal-
LNG-Projekt in Russland ist der bislang
größte Auftrag für die ABB AG in Brilon.
Yamal LNG ist ein langfristiges Projekt
zur Erschließung natürlicher Gasreser-
ven auf der Yamal-Halbinsel in Russland.
Von 2018 an sollen dort jährlich bis zu
16,5 Mio. t flüssiges Erdgas für den Trans-
port nach Asien und Europa gefördert wer-
den. ABB liefert Resibloc-Transformato-
ren und Turbolader sowie Generatoren,
Schaltschränke und Antriebssysteme im
Gesamtwert von 16,8 Mio. US Dollar an
bis zu 16 Tanker der russischen Eisklas-
se Arc 7. Da die Schiffe bei Temperaturen
von – 50 °C durch ganzjährig geschlosse-
ne Eisschichten navigieren, müssen die
In 25 Tagen um die Welt
Fit für das ewige EisGeräte von ABB höchste Sicherheits- und
Energieeffizienzstandards erfüllen. Neun
Resibloc-Transformatoren haben bereits
im Oktober 2014 das Werk in Brilon ver-
lassen, um im ersten Schiff verbaut zu
werden. Zwischen 2016 und 2018 wird
ABB Geräte für neun weitere Schiffe nach
Sibirien liefern.
Ohne einen Tropfen Benzin: Die Erdumrundung der „Solar Impulse 2“ soll beweisen, dass es möglich ist, nur mit Sonnenenergie zu fliegen.
Fo
to S
eite 5
un
ten
: ©
iSto
ck.c
om
/Stu
dio
Th
reeD
ots
Best-of-Video vom Start der Solar Impulse 2 in Abu Dhabi
5ABB about 2 |15
Nachrichten
Mannheim. In der Digitalausgabe des
Kundenmagazins „about“ erscheinen jede
Woche neue Beiträge – von spannenden
Anwenderberichten aus Energietechnik,
Fertigungs- und Prozessautomation über
Artikel zu impulsgebenden Querschnitt-
projekten bis hin zu Neuigkeiten aus der
ABB-Produktwelt. Jetzt gibt es einen neu-
en Service für Leser des Onlinemagazins:
den Themenalert. Nutzer können Themen-
bereiche, die sie besonders interessieren,
gezielt auswählen. Erscheinen neue Arti-
kel zu diesem Thema, erfolgt automa-
tisch eine Benachrichtigung per E-Mail.
Zur Auswahl geht es direkt von der Start-
Bester Arbeitgeber
Themenalert: digital à la carte
Neuer Service für Online-Leser: Der Themenalert informiert sie stets aktuell über neue Artikel.
kurz notiert
Mehr Aufträge im
Heimmarkt
Trotz des schwierigen Marktumfelds
hat sich die deutsche ABB 2014 mit
2,4 % mehr Aufträgen im Heimmarkt
gegenüber dem Vorjahr gut behaup-
tet. Insgesamt kamen 53 % der
Aufträge aus Deutschland. Gesam-
ter Auftragseingang, Umsatz und
operatives EBITDA waren hingegen
rückläufig. „Für die Zukunft sehen wir
uns gut gerüstet“, sagt Hans-Georg
Krabbe, Vorstandsvorsitzender der
ABB AG. „Industrie 4.0, intelligente
Gebäude oder die Energiewende
sind die Themen der deutschen
Industrie, aber auch die von ABB“.
Übernahme stärkt
Messtechnik
Die Übernahme des niederländischen
Unternehmens Spirit IT ergänzt
das ABB-Portfolio an Messtechnik-
Produkten. Spirit IT entwickelt und
vertreibt Lösungen für die Durch-
flussmessung und -überwachung, die
in der Öl- und Gasbranche eingesetzt
werden, sowie SCADA-Systeme
und Anwendungen für die eichfähige
Übertragung.
ABB erhält Dry-
Pack-Zertifikat
Als erstes produzierendes Unter-
nehmen in Deutschland erhielt ABB
Stotz-Kontakt am Standort Horn-
berg das Dry-Pack-Zertifikat der
VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut
GmbH. Es bescheinigt, dass die Pro-
duktions- und Verpackungsprozesse
von elektronischen Komponenten
den Dry-Pack-Vorgaben gemäß
JEDEC, dem US-Branchenstandard
für die Behandlung feuchteempfind-
licher Bauteile in der Elektroindustrie,
entsprechen.
Mannheim. Anfang des Jahres wurden
die beliebtesten Unternehmen mit dem
Preis „Top Nationaler Arbeitgeber 2015“
ausgezeichnet. Zum zweiten Mal in Folge
sicherte sich ABB Deutschland den ers-
ten Platz in der Kategorie „Elektronik &
Elektrotechnik – Großunternehmen“. Die
Platzierung ist das Ergebnis einer Studie,
die das Nachrichtenmagazin Focus ein-
mal im Jahr in Kooperation mit dem Karri-
ere-Netzwerk XING und dem Arbeitgeber-
bewertungsportal Kununu veröffentlicht.
Neben dem ersten Platz in der Kategorie
„Elektronik & Elektrotechnik – Großunter-
nehmen“ belegte ABB Deutschland in der
Kategorie „Maschinen- und Anlagenbau
– Großunternehmen“ Rang zwei und ver-
besserte sich damit um drei Positionen.
Befragt wurden insgesamt über 70.000
Angestellte und Arbeiter aus allen Hierar-
chie- und Altersstufen. Bewertet wurde
unter anderem Arbeitszeit, Arbeitsplatz,
Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkei-
ten sowie Führungsstil und Betriebsklima.
Weitere Infos: www.focus-entscheider.de/event/beste-arbeitgeber
Hans-Georg Krabbe, Vorstandsvorsitzender ABB Deutschland (r.), und Bernhard Antmann, Leiter ABB Training Center in Berlin, nahmen Ende Januar den Preis entgegen.
seite der about und von jedem Artikel aus.
Die Zusammensetzung der Themengebie-
te kann der Nutzer jederzeit verändern.
6 ABB about 2 |15
Fokus
Sicherheit auf ganzer Linie
7ABB about 2 |15
Fokus
Frei von unvertretbaren
Risiken und Gefahren –
das bedeutet Sicherheit.
Nicht mehr, aber auch nicht
weniger. In der Praxis um-
fasst der Begriff viele
Aspekte. Sie reichen von
Arbeitssicherheit über den
bestimmungsgemäßen
Betrieb von Maschinen bis
hin zu sicheren Prozessen
in der Automation. Jüngstes
Beispiel für die Expertise
von ABB auf diesem Feld
ist YuMi. Der Zweiarm-
Roboter arbeitet Hand in
Hand mit Menschen an den
gleichen Aufgaben.
Das Bild lässt schaudern: In 4620
Metern Höhe balanciert Ste-
phan Siegrist auf einer drei Zen-
timeter breiten Slackline direkt
unter dem Gipfel der Dufourspitze. Gefähr-
lich? „Was ich mache, wirkt oft viel wilder
und wahnsinniger, als es von innen gese-
hen ist“, sagt der Schweizer Profi-Alpinist
in einem Interview mit der Berner Zeitung.
Sicherheit scheint subjektiv und eine Fra-
ge des Blickwinkels zu sein. Gleichzeitig
sagt Stephan Siegrist aber auch: „Sorg-
fältige Risikoabschätzung ist Teil meines
Berufs.“ An der Dufourspitze sichern ein
Klettergurt samt Schlinge und Karabiner
zusammen mit einem unter dem Balan-
cierband verlegten Kletterseil den Sportler.
In Unternehmen und Betrieben geht
es weniger um die Frage des individu-
ellen Sicherheitsbedürfnisses. Sondern
es geht darum, jenes Maß von Sicher-
heit zu erreichen, das notwendig ist, um
die Situation frei von unvertretbaren Risi-
ken zu halten. Dabei bleibt Sicherheit ein
Zustand relativer Gefahrenfreiheit, der
stets nur für einen bestimmten Zeitraum, Fo
to S
eite 6
un
d 7
: vis
ualim
pact.
ch
| T
ho
mas S
en
f
8 ABB about 2 |15
Fokus
eine bestimmte Umgebung oder unter
bestimmten Bedingungen gegeben ist.
Im Extremfall können sämtliche Vorkeh-
rungen durch einen Meteoriteneinschlag
zu Fall gebracht werden. Sicherheitsmaß-
nahmen können Beeinträchtigungen nicht
vollständig ausschließen, sondern sie nur
bestmöglich abwehren oder hinreichend
unwahrscheinlich machen.
Maschinenrichtlinie als BasisAuf der Basis dieser Definition von
Sicherheit werden Regelungen für die
Praxis entwickelt. Für Maschinen in der
Produktion ist beispielsweise seit Ende
2009 die europäische Maschinenrichtlinie
in der Fassung 2006/42/EG verbindlich.
Sie enthält grundlegende Sicherheits- und
Gesundheitsschutzanforderungen für das
Inverkehrbringen von Maschinen. Um juris-
tisch wirksam zu sein, muss die Maschi-
nenrichtlinie in nationales Recht umgesetzt
werden. In Deutschland ist dies durch das
Produktsicherheitsgesetz und die auf es
gestützte Maschinenverordnung erfolgt.
„Als Service für unsere Mitglieder sind
alle technischen Regularien zur Maschi-
nenrichtlinie in einer neuen VDMA-Daten-
bank abrufbar und erläutert“, sagt Birgit
Sellmaier vom Fachverband Elektrische
Automation des VDMA (Verband deut-
scher Maschinen- und Anlagenbau). Wel-
che Amtssprache gilt im Land? In welcher
Sprache muss die Betriebsanleitung ver-
fasst werden? Muss ich chinesische Prüfer
in meine Produktion lassen? – Auch solche
Fragen beantwortet die VDMA-Datenbank
unter www.vdma.org/dater.
Universelle Datenbasis im VDMAAufgrund der Maschinenrichtlinie ist
der Maschinenhersteller per Norm gefor-
dert, die Ausfallwahrscheinlichkeit der
Sicherheitsfunktionen einer Maschine
zu bewerten und zu berechnen. Die not-
wendigen Kennwerte der sicherheits-
„Mit YuMi stehen wir
am Beginn einer neuen
Phase der industriellen
Automation.“
bezogenen Komponenten werden von
den Komponentenherstellern zur Ver-
fügung gestellt. Auf der Grundlage die-
ser Kennwerte kann der Anwender den
Performance Level (PL) oder den Safety
Integrity Level (SIL) seiner sicherheitstech-
nischen Schaltung ermitteln – entweder
manuell oder mithilfe eines Berechnungs-
tools. „Schwierigkeiten bereiteten dabei
bislang verschiedene Austauschformate
und die Intransparenz bei den erforderli-
chen Parametern“, sagt Birgit Sellmaier.
„Im VDMA haben die Hersteller von Auto-
matisierungskomponenten, Werkzeugma-
schinen und Berechnungstools jetzt mit
dem Einheitsblatt VDMA 66413 ein stan-
dardisiertes Datenformat für die sicher-
heitsrelevanten Kennwerte definiert. Mit
der universellen Datenbasis wird erstmals
eine einheitliche, neutrale Schnittstelle für
den Austausch der Kennwerte von sicher-
heitsbezogenen Komponenten möglich.“
Kultur und FührungsaufgabeSo wichtig wie die Sicherheitsfunktio-
nen einer Maschine sind die Sicherheit und
das Verhalten derer, die sie bedienen. „Wir
sind uns im Klaren darüber, dass Arbeits-
sicherheit ein Reifeprozess ist, der gelebt
werden muss“, sagt Thomas Scholl, Lei-
ter des Referats Arbeitsschutz von ABB
Deutschland. „Gerade weil immer ein
Restrisiko bleibt und es keine absolute
Sicherheit gibt, ist es wichtig, möglichst
präventiv vorzugehen.“ Als Konsequenz
hat ABB Arbeitssicherheit zur Führungs-
aufgabe erklärt – jede Führungskraft, vom
Vorstandsmitglied bis zum Meister, nimmt
an einem eintägigen Seminar zur Arbeits-
sicherheit teil und trägt so zur Kultur der
Sicherheit bei. Dabei betrachtet ABB das
eigene Betriebsgelände und die Arbeits-
plätze in Bezug auf Ergonomie, Licht oder
Verletzungsgefahren, genauso aber auch
den Einsatz von ABB-Mitarbeitern bei
Kunden. „Zur Vorbereitung von größeren
1:139
Chance auf sechs Richtige mit
Zusatzzahl bei einer Lottoziehung
Risiko eines tödlichen Autounfalls*
* innerhalb eines Jahres
in Deutschland
Gefahr eines tödlichen Stromunfalls*
Wahrscheinlichkeit von Vierlingen
bei einer Schwangerschaft
Möglichkeit
eines tödlichen
Blitzschlags*
Mio.
Mio.
Mio.
1:1
1:20
Wahrscheinlichkeiten Echte Risiken und seltene Chancen
1:20.000
1:600.000
9ABB about 2 |15
Fokus
externen Einsätzen werden gemeinsam
eine Risikobeurteilung und ein Gesund-
heitsschutzplan erstellt“, sagt Thomas
Scholl. „Darin gehen spezifische Anfor-
derungen des Einsatzes wie Dacharbei-
ten, Absturzgefahr oder auch notwendi-
ge Stromabschaltungen ein.“
Das Team ist der StarABB hat sich einen „Code of Practice“
gegeben, dem das Unternehmen bei sei-
nen Einsätzen weltweit folgt. In weniger
entwickelten Ländern, in denen loka-
le Arbeitsschutzregeln und medizinische
Infrastruktur die Forderungen des Codes
nicht erfüllen, kann das beispielsweise
zur Folge haben, dass ABB vor Ort eine
leistungsfähige Sanitätsstation einrichtet.
„Generell haben wir festgestellt, dass es
am besten ist, die vorhandenen Risiken
aus dem Team heraus zu bewerten“, sagt
Thomas Scholl. „Es kennt die spezielle
Situation am besten – und die Akzeptanz
der selbst abgeleiteten Maßnahmen ist
hoch.“ Zur Vermeidung von schädlicher
Routine hat ABB die Checkliste „TAKE 5“
bei Arbeitsbeginn eingeführt, auf der in
fünf Minuten die sicherheitsrelevanten
Punkte der Tätigkeit geprüft werden. Die
Aktivitäten der vergangenen Jahre zeigen
Wirkung. Von 2008 bis 2013 haben sich
die Unfallzahlen bei ABB halbiert.
You and me – togetherViele Herausforderungen der Arbeits-
sicherheit erfordern eine Lösung in Form
konkreter Produkte – entweder solche, die
als Sicherheitselement für Sicherheit sor-
gen, oder solche, die durch ihre inhären-
te, also ihnen innewohnender, Sicherheit
Schäden vermeiden. Das neue, einzigar-
tige Musterbeispiel für inhärente Sicher-
heit ist der von ABB zur Hannover Messe
2015 vorgestellte kollaborative Roboter
YuMi. Der Name „YuMi“ steht für „you and
me – wir arbeiten zusammen“.
YuMi sieht durch sein präzises Visionssystem und fühlt durch seine empfindliche Sensorik. Sicherheit ist in der Funktionalität des Roboters integriert und ermöglicht eine gefahrlose Zusammenarbeit von Mensch und Roboter.
YuMi wurde entwickelt, um auf die flexi-
blen Fertigungsanforderungen in der Elek-
tronikindustrie reagieren zu können. YuMi
ist ein zweiarmiger Montageassistent mit
der Fähigkeit, über ein präzises Visions-
system zu sehen und durch empfindliche
Sensorik zu fühlen. Seine gepolsterten
Arme gewährleisten die sichere Zusam-
menarbeit zwischen Mensch und Robo-
ter – auch dank der innovativen Kraft- und
Drehmomentsensorik. Die Sicherheit ist in
der Funktionalität des Roboters integriert
und ermöglicht eine gefahrlose Zusam-
menarbeit von Mensch und Roboter – Sei-
te an Seite, ohne Schutzgitter. Der TÜV
SÜD hat bestätigt, dass YuMi die einschlä-
gigen Sicherheitsnormen und die Maschi-
nenrichtlinie erfüllt.
Neue Phase der Automation„Viele Annahmen über Fertigungsver-
fahren und Industrieprozesse wird man
dank YuMi überdenken müssen“, sagt
YuMi und seine Funktionsweise im Video.
10 ABB about 2 |15
Fokus
„Der aktive Stör-
lichtbogenschutz
detektiert den
Fehler bereits beim
Entstehen.“
tig konfektioniert und kalibriert. Deshalb
können sie von jedem Schaltanlagenbau-
er rasch und effizient installiert werden“,
sagt Hans-Dieter Meißner. Im Ereignisfall
wirkt der TVOC-2 in weniger als 1,6 ms
auf den Leistungsschalter und schaltet ihn
ab. Durch die bauartbedingte Eigenzeit
eines Niederspannungsleistungsschalters
ergibt sich eine Gesamtabschaltzeit zwi-
schen 30 und 70 ms. Damit erreicht die
Lösung einen deutlich erhöhten Bediener-
und begrenzenden Anlagenschutz.
In vier Millisekunden verlöschtEine noch wesentlich größere Schutz-
wirkung lässt sich durch eine Kombina-
tion mit dem Ultraschnellen Erdungsschal-
ter UFES realisieren. Die UFES-Elektronik
identifiziert einen Störlichtbogenfehler
optisch und durch eine Momentanstrom-
wertmessung. Sind die Kriterien für eine
Auslösung erfüllt, gibt die UFES-Elektro-
nik ein Auslösesignal an drei UFES-Pri-
märschaltelemente, die einen dreiphasi-
gen metallischen Kurzschluss einleiten.
Dadurch bricht die Störlichtbogenspan-
nung zusammen, der Bogen verlöscht. Von
der Erfassung bis zur Verlöschung benötigt
der UFES weniger als 4 ms – das ist das
heute technisch Machbare beim Schutz
von Personen, Schaltanlage und Schaltan-
Video: UFES verlöscht einen 4kA-Störlicht bogen in Millisekunden.
zu realisieren – von der kleineren Insellö-
sung bis zu kompletten Sicherheitssys-
temen als produktionsfreundliche Lösun-
gen für einzelne Maschinen oder ganze
Fertigungsstraßen.
Aktiv statt passivBeim Schutz von Personen und Anla-
gen spielt die Vermeidung von Stromun-
fällen und Schäden durch Störlichtbögen
eine wichtige Rolle. Konstruktive Systeme
können eine begrenzte passive Sicher-
heit gewährleisten, indem sie beispiels-
weise die bei einem Störlichtbogenfehler
entstehenden heißen Gase geführt aus-
leiten. „Sicherer und effizienter ist jedoch
der aktive Störlichtbogenschutz, denn er
detektiert den Fehler bereits beim Entste-
hen“, sagt Hans-Dieter Meißner, Produkt-
marketing-Manager bei ABB Stotz-Kon-
takt. „In der Niederspannung setzen wir
seit ungefähr drei Jahren auf eine Kom-
bination aus dem Lichtbogenwächter
TVOC-2 und dem UFES, der zudem auch
in der Mittelspannung eingesetzt wird, für
die er ursprünglich entwickelt wurde.“
Der Lichtbogenwächter TVOC-2 über-
wacht mit bis zu 30 optischen Sensoren
pro Gerät potenziell gefährdete Stellen
der Schaltanlage. „Die Detektoren unse-
rer Lichtbogenwächter sind werksei-
Steven Wyatt, Marketing and Sales Mana-
ger Robotics bei ABB. „YuMi bietet viel-
fältige neue Einsatzmöglichkeiten. Mit ihm
stehen wir am Beginn einer neuen Pha-
se der industriellen Automation.“ YuMi
verfügt bereits über reale Produktionser-
fahrung und wurde im Vorfeld der Markt-
einführung in unterschiedlichen Anwen-
dungsfeldern ausgiebig getestet – sowohl
in der Zusammenarbeit mit ausgewähl-
ten Blue-Chip-Unternehmen als auch im
eigenen Haus. So fertigten beispielsweise
bei der Produktion von Not-Aus-Schaltern
und Doppelsteckdosen zwei YuMi-Robo-
ter und zwei Arbeiter in echter Koopera-
tion bis zu zehn Teile in 220 Sekunden.
Die Arbeit mit dem YuMi-Roboter zeich-
net sich durch ihre Flexibilität aus, die ein
agiles Produktionsszenario schafft, das
ohne hohe Investitionskosten für zusätzli-
che Automatisierung und Sicherheitstech-
nik realisiert werden kann.
Produktionsfreundlicher SchutzEine wichtige Rolle im Sicherheits-
Portfolio von ABB spielen die Produkte
von Jokab Safety. Das 1988 in Schwe-
den gegründete Unternehmen ist seit
2010 Teil von ABB. Das Sortiment bie-
tet alle Arten von Unfallschutzgeräten, die
es leicht machen, Sicherheitsfunktionen
Hans-Dieter Meißner zeigt ein UFES-Primärschaltelement im Querschnitt: Im Ereignisfall treibt ein Mikro-Gasgenerator den beweglichen Kontakt über die Schaltstrecke in den Festkontakt.
Fo
to S
eite 1
0:
Math
ias E
rnert
11ABB about 2 |15
Fokus
lagenumfeld. Diese Leistung ist inzwischen
ein weiteres Mal formal bestätigt worden:
Die externe Prüfi nstanz VdS Schadenver-
hütung hat Effi zienz und Zuverlässigkeit
des UFES im Februar 2015 zertifi ziert.
Unter SpannungSmissline TP ist nicht weniger als das
sicherste Stecksystem der Welt. Es erlaubt
als weltweit erstes Stecksystem das last-
freie Auf- und Entstecken von Geräten
unter Spannung – ohne zusätzliche per-
sönliche Schutzausrüstung gegen elek-
trische Gefährdung. „Das eröffnet ganz
neue Perspektiven in Sachen Installa tion,
Betrieb und Flexibilität“, sagt Manfred
Sontheimer, Leiter des Produktbereichs
DIN-Rail Produkte bei ABB Schweiz. Die
Geräte für die vier Schutzfunktionen Lei-
tungsschutz, Fehlerstromschutz, Motor-
schutz und Überspannungsschutz werden
bei Smissline TP direkt auf das Stecksys-
tem gesteckt. „Nach der Markteinführung
2011 haben unsere Kunden sehr positiv
reagiert“, sagt Manfred Sontheimer. „Die
Möglichkeit, unter Spannung arbeiten zu
können, ist vor allem in Critical-Power-
Situationen wie in Rechenzentren oder
Krankenhäusern ein großer Vorteil.“
Funktionale Sicherheit in der Prozess industrie
In der Prozessindustrie ist das Manage-
ment der funktionalen Sicherheit das wirk-
samste Instrument, um das Risiko eines
Schadens zu identifizieren und es auf
ein tolerierbares Maß zu begrenzen. „Im
Rahmen des Functional Safety Manage-
ment (FSM) muss jede verfahrenstech-
nische Anlage von einem Fachgremium
einer Gefahren- und Risikoanalyse unter-
zogen werden“, sagt Andreas Faust von
der ABB Automation GmbH, der zugleich
TÜV-zertifizierter Safety-Ingenieur ist. „Am
Ende steht ein Dokument, das die SIL-
Stufen beinhaltet.“
TÜV-zertifizierte KompetenzSofern in der Prozessindustrie die
angestrebte SIL-Stufe konstruktiv nicht
zu erreichen ist, kann dies alternativ über
die Leittechnik erfolgen. Dazu wird ein
von der allgemeinen Steuerung unab-
hängiges Sicherheitssystem wie das
AC 800M HI Controller System von ABB
installiert, das im Anforderungsfall den
sicheren Zustand herstellen muss. Die-
sen legt der Betreiber zusammen mit Prü-
forganisationen wie dem TÜV in Überein-
stimmung mit den Normen IEC 61508 und
IEC 61511 fest. Die ABB Automation in
Frankfurt ist vom TÜV zertifiziert, innerhalb
der Lebenszyklusbetrachtung die Phasen
„Safety Related Systems – Realisierung“
sowie „Entwurf und Planung des Safety
Integrated System (SIS)“ über ein Func-
tional Safety Management System (FSMS)
abzuwickeln.
Nachholbedarf in Maschinenindustrie Mit dem bei der ABB Automation etab-
lierten und TÜV-zertifizierten FSMS ist ein
Bunte Sicherheitsspezialisten
Sense7Der Sicherheitsmagnetschalter verriegelt
auf ideale Weise Hänge-, Schiebe- und
abnehmbare Türen. Sense7 ist schmutz-
abweisend und wasserdicht – die richti-
ge Wahl, wenn Hygiene Priorität hat. Der
kodierte, vollelektronische und berüh-
rungslose Schalter besitzt eine lange
Lebensdauer.
SmileDer Not-Halt-Taster ist klein und leicht
zu installieren – M12-Anschluss und
Befestigungslöcher liegen mittig. Smile
gibt es für dynamische und statische
Sicherheitsschaltungen, also für den
Anschluss an ein Vital/Pluto oder an ein
Sicherheitsrelais. An der Oberseite zeigt
eine LED den aktuellen Zustand an.
SafeballDer Drucktaster ist sehr ergonomisch
und bedienerfreundlich. Der Safeball
kann für Einhand- und Zweihandsteue-
rungen genutzt werden. In jeder Kugel
sind zwei Tastelemente integriert; im
Zweihandbetrieb müssen alle vier Taster
innerhalb von 0,5 s betätigt werden, um
einen Befehl zu geben.
normativ richtiges, konformes Projektma-
nagement inklusive Dokumentation und
SIL-Nachweis für die von ABB gelieferten
Komponenten gewährleistet. „Während
das FSMS in der chemischen Prozess-
industrie bereits umgesetzt ist, nehmen
unsere Kunden in der Maschinenindustrie
diese normative Anforderung noch nicht
richtig wahr“, sagt Andreas Faust. „Wir
sind davon überzeugt, dass unser FSMS
auch im Projektverlauf in der Maschinen-
industrie eine maßgebliche Basis für einen
sicheren Anlagenbetrieb bietet.“
Unterstützung über den ganzen Lebenszyklus hinweg
„Um über den ganzen Lebenszyklus
hinweg immer eine sichere Anlage zu
gewährleisten, müssen die in der Gefah-
ren- und Risikoanalyse identifizierten
Sicherheitskreise periodisch getestet wer-
den“, sagt Andreas Faust. „ABB kann mit
zertifizierter Kompetenz, Erfahrung und
der notwendigen Testdokumentation aus
einer Hand unterstützen.“
Weitere Infos: [email protected]
12 ABB about 2 |15
Fokus
about: Wie defi nieren Sie sichere Kommu-nikation in der Prozessautomation (PA)?
Stefan Bollmeyer: Bei der sicheren
Kommunikation in der Prozessautomati-
on geht es um die hochzuverlässige Über-
tragung von Prozesssignalen, damit die-
se nicht verloren gehen, fälschlicherweise
wiederholt oder beschädigt werden – das
Ganze bei höchster Verfügbarkeit über oft
größere Entfernungen hinweg.
Welche Informationen müssen Sie sicher übermitteln?
Sobald sicherheitsrelevante Prozessda-
ten, beispielsweise für die Not-Aus-Funk-
tionen oder die Feuer- und Gasdetektion,
zwischen den Prozesseinheiten oder zwi-
schen einem E/A-Gerät und der Rechen-
einheit kommuniziert werden, kommt die
sichere Kommunikation ins Spiel. Anders
gesagt: Wenn mechanische Relais und
fest verdrahtete Schalter durch Sensoren
und intelligente Recheneinheiten ersetzt
werden, muss eine Form von sicherer
Kommunikation verwendet werden.
Im Interview erläutert Stefan Bollmeyer, Product Line Manager Fieldbus-System 800xA bei ABB Automation, wie sicherheitsgerichtete Prozessdaten übermittelt werden.
Welche Risiken müssen Sie möglichst ausschließen?
Im Prinzip muss die sichere Kommuni-
kation nur dafür sorgen, dass sicherheits-
gerichtete Meldungen ihr Ziel rechtzeitig
erreichen – und das fehlerfrei, vollstän-
dig und in der richtigen Reihenfolge. Das
hört sich einfach an, doch je nach Art
des Übertragungsmediums, des Netz-
werks und der Kommunikationsprotokol-
le steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die
Meldungen beeinflusst werden, denn die
Möglichkeiten zur Entstehung von Feh-
lern sind vielfältig. Solche Fehler müssen
dann erkannt und korrigiert werden.
Welche Rolle spielt sichere Kommunika-tion innerhalb der „Funktionalen Sicher-heit“ (FSMS)?
Sichere Kommunikation ist Teil des
Sicherheitskreises, der sicherheitsbezoge-
nen Funktion. Um den erwarteten Sicher-
heitsintegritäts-Level (SIL) der Sicher-
heitsfunktion zu erreichen, müssen die
beteiligten Komponenten zusammen mit
„Fehlerfrei ans Ziel“Sichere Kommunikation in der Prozessautomation
der Kommunikation die akzeptierte Feh-
lerwahrscheinlichkeit einhalten.
Welche Produkte und Leistungen bie-tet ABB für sichere Kommunikation in der PA an?
Das aktuelle Angebot von ABB auf
Basis des AC 800M HI Controllers bein-
haltet die sichere Kommunikation im
Ethernet-basierten Control Network. Im
nächsten Schritt wird die aus der Fabri-
kautomatisierung bekannte Technologie
PROFIsafe über PROFINET in die Prozess-
automation übertragen, die die Feldgeräte
sicher verbindet und eine weitere Vertei-
lung der Sicherheitsfunktionalität in einer
Anlage ermöglicht.
Inwiefern rechnen sich Investitionen in sichere Kommunikation in der PA wirtschaftlich?
Anwendungen, wie sie beispielsweise
die europäische Maschinenrichtlinie oder
Umweltschutzanforderungen verlangen,
können durch die sichere Kommunikati-
on erfüllt werden. Das wird immer öfter
kostengünstiger sein, als die steigende
Zahl der sicherheitsbezogenen Signale
über Kabel zu übertragen. Offene Stan-
dards wie PROFIsafe erhöhen das effi-
ziente Zusammenspiel verschiedener
sicherheitsgerichteter Geräte von unter-
schiedlichen Herstellern.
Ein Blick voraus: Welche Aspekte wer-den die sichere Kommunikation in den kommenden 10 bis 20 Jahren am stärks-ten beeinfl ussen?
So wie die sichere Kommunikation sich
über die Systemgrenzen hinaus zu Anwen-
dungen auf der Basis verschiedener Über-
tragungsmedien wie RS485 und Ether-
net entwickelt hat, erwarten wir, dass sie
auch die Welt der drahtlosen Kommuni-
kation erobern wird.
Fo
to S
eite 1
2:
Math
ias E
rnert
13ABB about 2 |15
Energietechnik
Eine wichtige Voraussetzung für
den Erfolg der Energiewende
in Deutschland sind die der-
zeit geplanten drei Korridore für
die Hochspannungs-Gleichstrom-Über-
tragung (HGÜ) von je 400 bis 800 km Län-
ge. Über sie sollen das Stromnetz verstärkt
sowie Erzeugungs- und Verbrauchs-
schwankungen erneuerbarer Energien
großräumig ausgeglichen werden.
Die grundsätzlich als Freileitungen kon-
zipierten Neubaustrecken verlaufen stel-
lenweise in der Nähe von Wohngebieten
oder durch sensible Umweltzonen. Nach
Möglichkeit planen Übertragungsnetz-
betreiber in solchen Fällen weiträumige
Alternativrouten. Ist das mit Freileitun-
gen nicht oder nur mit unverhältnismä-
ßig hohem Aufwand möglich, erlaubt der
Gesetzgeber, Teilstrecken mit Erdkabeln
zu realisieren.
ABB hat dafür das kunststoffisolierte
(XLPE-)Gleichstromkabelsystem für Span-
nungen bis 525 kV entwickelt. XPLE steht
525 kV unterirdisch transportiertXLPE-Kabel für die Energiewende
für „cross-linked polyethylene“. Gegen-
über den derzeit eingesetzten kunst-
stoffisolierten Hochspannungskabeln,
die Gleichstrom mit 320 kV übertragen,
steigert ABB die Übertragungskapazität
mit dem neuen Kabelsystem um 64 %.
„Die Leistungsdichte des XPLE-Kabels
ist so hoch, dass ein Erdkabel erstmals
nahezu die gleiche Leistung übertragen
kann wie ein Freileitungssystem“, sagt
Stefan Habild, Leiter des Geschäftsbe-
reichs Grid Systems bei ABB in Deutsch-
land „Mit 2,6 GW ist die Maximalleistung
zudem erheblich höher als die der masse-
imprägnierten (MI-)Kabel, die bislang die
einzige Alternative zur Freileitung waren.“
Beim Einsatz von MI-Kabeln benö-
tigen die Übertragungsnetzbetreiber
zwei Kabelsysteme und somit vier Ein-
leiterkabel, damit ein HGÜ-Korridor die
gewünschte Leistung von 2 GW trans-
portieren kann. Mit dem neuen XLPE-
Gleichstromkabel ist nur ein Kabelsys-
tem notwendig. Dadurch reduziert sich
die Trassenbreite um die Hälfte. Außer-
dem sinken die Kosten für Transport und
Installation: „Da die kunststoffisolierten
Kabel viel leichter sind als die MI-Kabel,
passen nun etwa 1.200 statt 500 Meter
auf eine Kabeltrommel und entsprechend
weniger Transporte sind nötig“, erläutert
Stefan Habild. Je länger die Abschnitte,
desto weniger Muffen sind außerdem not-
wendig, um die Kabel zu verbinden. Das
bedeutet einen geringeren Aufwand für die
Monteure. Hinzu kommt, dass die Muffen
für die XLPE-Kabel in der Fabrik vorge-
fertigt und vor Ort innerhalb von nur zwei
Tagen montiert werden können, während
das Verbinden der MI-Kabel jeweils eine
Woche erfordert.
ABB zählte mit dem XLPE-Gleichstrom-
kabel zu den fünf Finalisten für den Inno-
vationspreis der deutschen Wirtschaft in
der Kategorie Großunternehmen.
Weitere Infos: [email protected]
Geprüft und einsatzfähig: das XLPE-Kabelsystem von ABB.
14 ABB about 2 |15
Energietechnik
Mit dem im Dezember 2014
verabschiedeten Gesetz-
entwurf zur Erhöhung der
Sicherheit informationstech-
nischer Systeme (IT-Sicherheitsgesetz)
nimmt die Bundesregierung vor allem die
Betreiber kritischer Infrastrukturen in die
Verantwortung. So sind beispiels weise
Energieversorgungsunternehmen für die
Sicherheit ihrer Netze zuständig und müs-
sen relevante Telekommunikations- und
Datenverarbeitungssysteme so schüt-
zen, dass ein reibungsloser Netzbetrieb
gewährleistet ist. Maßgeblich hierfür ist
der IT-Sicherheitskatalog gemäß Energie-
wirtschaftsgesetz (EnWG). Damit wird die
IT-Sicherheit für die Netzbetreiber von der
Kür zur Pflicht.
Verbesserungspotenzial erfassenUm wirksame Maßnahmen zum Schutz
ihrer Netze ergreifen zu können, gilt es
für Betreiber zunächst, sich einen mög-
lichst umfassenden Überblick über deren
Zustand zu verschaffen. Hierzu bietet ABB
ein Audit an, den sogenannten Fingerprint.
In strukturierten Mitarbeiterinterviews wer-
den relevante Aspekte aus den Bereichen
der physischen, technischen und organi-
satorischen Sicherheit individuell abge-
fragt. Im Anschluss erheben die ABB-
Experten technische Daten zur kritischen
Infrastruktur und prüfen die Netzwerk-
architektur auf ihre Sicherheit. Nach der
Netz mit doppeltem Boden Beim Wandel der Versorgungsnetze zu Smart Grids ergänzen
IT-Lösungen immer häufiger konventionelle Komponenten. Da
sich die Trennung von Informationstechnologie und Leittechnik
zunehmend auflöst, erhöht sich für Energieversorger der Druck,
professionelle IT-Sicherheitslösungen und -prozesse zu imple-
mentieren – zumal sich auch der gesetzliche Rahmen ändert.
Analyse vor Ort erfolgen die Auswertung
der gesammelten Daten und ein Abgleich
mit Branchenstandards wie der DIN ISO/
IEC 27002 sowie mit Best-Practice-Bei-
spielen. Abschließend gibt ein detaillierter
Bericht konkrete Empfeh lungen, wie sich
das vorhandene Verbesserungspotenzial
umsetzen lässt.
Im Oktober 2014 gaben die Stadtwer-
ke Kaiserslautern eine solche Analyse
bei ABB in Auftrag. Der Bereich Techni-
scher Service – Netzführung, der für Netz-
leit- und Prognosesys teme zuständig ist,
bewertet dieses Assessment sehr positiv.
Denn als Ergebnis ist ein vollständiges Bild
des derzeitigen Sicherheitsniveaus des
Systems entstanden. Die Beteiligung von
Mitarbeitern aus unterschiedlichen Tätig-
keitsbereichen hat wichtige Sicherheitsas-
pekte zutage gefördert, die zuvor nicht
berücksichtigt worden waren.
Permanente UnterstützungÜber den aktuellen Zustand des Sys-
tems Bescheid zu wissen, ist der erste
Schritt, um den Betreiberpflichten gemäß
dem IT-Sicherheitskatalog nachzukom-
men – es darf aber nicht der einzige blei-
ben. Denn IT-Sicherheit ist ein permanent
fortschreitender Prozess und nicht mit
einer Momentaufnahme erledigt. Das gilt
sowohl für die Betreiber kritischer Infra-
strukturen als auch für die Anbieter von
Produkten und Services zur Verbesse-
rung der IT-Sicherheit. Bei ABB spielen
sicherheitsrelevante Aspekte von Beginn
der Entwicklung an eine wichtige Rolle.
In regelmäßigen Abständen werden Pro-
dukte mit aktualisierten Angriffsvektoren
von internen und externen Prüfern audi-
tiert. So haben Anwender die Gewissheit,
immer auf dem aktuellen Sicherheits niveau
zu sein.
Ein entscheidender Faktor für die IT-
Sicherheit in der Netzautomatisierung
ist, kritische Situationen rechtzeitig zu
erkennen und auf sie zu reagieren, bevor
sie zum Problem werden. Die Software
SDM600 von ABB überwacht auf Stati-
onsebene alle sicherheitsrelevanten Para-
meter. Mit ihr verwalten Betreiber Stör-
schriebe sowie Systemereignisse und
erteilen Zugriffsrechte einfach auf Knopf-
druck. Zudem bietet SDM600 umfassen-
de Möglichkeiten zur Visualisierung, ver-
schafft Anwendern einen Überblick über
den aktuellen Zustand der Anlagen und
unterstützt Betreiber bei der Verwaltung
ihrer Assets. In komplexeren Systemen
überwacht der Industrial Defender Auto-
mation Systems Manager, eine bewährte
Lösung für das Sicherheitsinformations-
und Ereignis-Management sowie für das
Asset- und Compliance-Management, den
gesamten Netzwerkverkehr.
Neben dem Fingerprint und den Tools
umfasst das ABB-Portfolio auch Services,
zum Beispiel ein professionelles Patch- Fo
to:
© h
xd
yl/
sh
utt
ers
tock.c
om
15ABB about 2 |15
Energietechnik
Das IT-Sicherheitsgesetz nimmt die Energieversorger in die Pflicht, ihre Telekommunikations- und Datenverarbeitungssysteme zu schützen.
Management oder regelmäßige Remote-
Systemchecks, die auch außerhalb der
Arbeitszeiten für die Betriebssicherheit der
Anlagen sorgen. Jeden Monat erstellen
ABB-Experten einen Bericht zur Kompati-
bilität zwischen den Windows-Security-
Updates und der Netzleittechnik-Software.
Dieser „Cyber Security Patch verification
process“ schließt auch Standardanwen-
dungen wie PDF-Reader oder Microsoft
Office ein.
Auf BDEW-LinieDie ABB-Produkte zur Netzautoma-
tisierung entsprechen den Empfehlun-
gen des Whitepapers „Anforderungen an
sichere Steuerungs- und Telekommunika-
tionssysteme“ des Bundesverbands der
Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
In der Fernwirktechnik-Serie RTU500
gehört hierzu unter anderem, nicht benö-
tigte Dienste im Auslieferungszustand als
Grundsicherung abzuschalten, die Rollen-
und Zugriffs berechtigungen im Rahmen
der Benutzerverwaltung zu steuern, sicher
auf Webserver zuzugreifen und sicher-
heitsrelevante Ereignisse über standardi-
sierte Protokolle wie Syslog zu dokumen-
tieren. Die inte grierte VPN-Funktionalität
ermöglicht eine sichere Kommunikati-
on für alle TCP/IP-basierten Protokolle
inklusive Verschlüsselung, Authentifizie-
rung und Autorisierung. Die Serie RTU500
lässt sich auch als zusätzliche Komponen-
te für mehr IT-Sicherheit als Gateway zwi-
schen der Schaltanlage und der Außen-
welt einsetzen.
Weitere Infos: [email protected]
„IT-Sicherheit ist ein
permanenter Prozess
und nicht mit einer
Momentaufnahme
erledigt.“
16 ABB about 2 |15
Energietechnik
Die Energiewende hat die Erzeugerlandschaft stark verändert.
Erneuerbare Quellen werden immer wichtiger, Smart Grids und
virtuelle Kraftwerke entstehen. Damit wächst auch der Bedarf
für ein fl exibles und vor allem skalierbares Leitsystem. Das neue
Symphony Plus von ABB wird diesen Marktanforderungen gerecht.
Mit dem Symphony Plus System lassen sich heterogene Erzeugungsportfolios effizient und kostengünstig automatisieren.
17ABB about 2 |15
Energietechnik
Ein System für alle Fälle
Die gesetzlichen Rahmenbedin-
gungen, die im Zuge der Ener-
giewende geschaffen wurden,
stellen hohe Anforderungen an
die Energieerzeuger. Ob aus konventionel-
len oder erneuerbaren Quellen – Energie
muss zu möglichst geringen Kosten und
unter effizienter Verwendung von Ressour-
cen, zugleich sicher, zuverlässig und mit
möglichst geringem CO2-Ausstoß erzeugt
werden. Durch die Energiewende verän-
dert sich die Struktur der Energieland-
schaft. Einerseits ist ein starker Trend zu
kleinen, räumlich verteilten Erzeugungs-
anlagen zu beobachten. Andererseits ent-
stehen dezentrale Verbundanlagen, Smart
Grids oder virtuelle Kraftwerke. Gleichzei-
tig wird von den Betreibern konventionel-
ler Kraftwerke eine viel größere Flexibilität
verlangt. Die verstärkte Einbindung von
Wind- und Wasserkraftwerken sowie Pho-
tovoltaikanlagen führt wegen der naturge-
mäß schwankenden Einspeisung aus die-
sen Quellen dazu, dass benötigte Lasten
aus den konventionellen Kraftwerken zur
Erhaltung der Netzstabilität immer kurz-
fristiger ermittelt und abgerufen werden
müssen. Hierzu ist eine deutlich flexible-
re Fahrweise der Kraftwerke notwendig.
Auch wird zukünftig in den thermischen
Kraftwerken nur ein Bruchteil der Betriebs-
stunden erreicht werden, für die sie kon-
zipiert wurden.
Investitionsschutz an erster StelleAus der neuen Lage ergeben sich ver-
änderte Anforderungen an die Leittech-
nik der Energieerzeugungsanlagen. Die
Betreiber suchen nach Möglichkeiten,
Anlagen unterschiedlicher Art und Größe
flexibel zu automatisieren und unter einer
einheitlichen Systemarchitektur zusam-
menzufassen. Dabei steht der Investitions-
schutz für vorhandene Anlagen und Sys-
teme an erster Stelle ihrer Prioritätenliste.
Verschiedene InnovationszyklenDie verfahrenstechnischen Anlagentei-
le und die Feldgeräte (Sensorik und Akto-
rik) haben eine Lebensdauer von 20 bis
30 Jahren. Die Automatisierung ist typi-
scherweise nach 15 Jahren zu moderni-
sieren oder zu ersetzen. Demgegenüber
haben Rechner und Netzwerkkomponen-
ten vergleichsweise kurze Innovations -
zyklen von etwa fünf bis sechs Jahren.
Die unterschiedlichen Lebensdauern stel-
len hohe Ansprüche an die Migrationsfä-
higkeit der Leittechnik. Um die Investiti-
onen zu schützen, müssen vorhandene
Anlagen oder Anlagenteile problemlos in
ein neues System integriert werden kön-
nen – und zwar ohne Einbußen bei der
Sicherheit, Bedienbarkeit und Effizienz.
Mit der aktuellen Weiterentwicklung
des seit Jahrzehnten bewährten Sym-
phony-Systems lassen sich heterogene
Erzeugungsportfolios effizient und kos-
tengünstig automatisieren. Die offene Sys-
temarchitektur ermöglicht eine individuell
auf die Kunden zugeschnittene Automati-
sierungslösung nach dem Baukastenprin-
zip. Das System ist abwärtskompatibel
und wird durch eine kontinuierliche Weiter-
entwicklung an die aktuellen Marktanfor-
derungen angepasst. Mit Symphony Plus
stellt ABB sicher, dass die Nutzer über
den gesamten Lebenszyklus ihrer Anlage
hinweg nur ein leistungsfähiges Leitsys-
tem einsetzen müssen. ABB verfolgt die
Strategie der „Evolution Without Obsole-
scence“. Diese bringt dem Anwender eine
über lange Zeit stabile Systemplattform
ohne Brüche in der Systemarchitektur.
Neben der durchgängigen Skalierbar-
keit bietet Symphony Plus unter anderem
eine einfache und intuitive Nutzeroberflä-
che, die dem Anlagenoperator kurze Reak-
tionszeiten ermöglicht und ihm permanent
einen umfassenden Überblick über den
Zustand der Anlage bietet. Ein integriertes
Alarmmanagement liefert jederzeit aktuel-
le Informationen zum Anlagenstatus und
zu Störereignissen.
Modularer Service nach MaßMit einem auf Stromerzeuger und Was-
serindustrie zugeschnittenen Service
sorgt ABB für die maximale Leistungs-
fähigkeit der Anlagen. Neben dem Pro-
zessleitsystem Symphony Plus bietet ABB
auch für Energietechniksysteme Lösun-
gen über deren gesamten Lebenszyk-
lus sowie vielfältige Serviceprodukte und
Life-cycle-Managementlösungen. Dies ist
geleitet von dem Ziel, die Verfügbarkeit
der Anlagen zu erhöhen und ihre Wett-
bewerbsfähigkeit zu stärken.
Die wesentl ichen Aufgaben der
Instandhaltung – die mit eigenen Mitteln
nicht immer erfüllt werden können – sind
in den Serviceverträgen als hinzuwählbare
Module enthalten. Die optimale Wartung
und Instandhaltung dient der Betriebs-
sicherheit, Verfügbarkeit sowie Werter-
haltung und verlängert die Nutzungsdau-
er der Anlagen. Hinzu kommt, dass die
schnelle Behebung von Störungen mög-
liche Ausfallzeiten reduziert.
Weitere Infos: [email protected]
18 ABB about 2 |15
Energietechnik
Amorphe Transformatorensenken Leerlaufverluste
ABB ist weltweiter Innovations- und Technologieführer bei amor-
phen Transformatoren, die bis zu 70 % geringere Leerlaufverluste
aufweisen. Die SÜC Energie und H2O GmbH (SÜC) im fränki-
schen Coburg hat für den Einsatz in ihrem Verteilnetz mit ABB
einen Rahmenvertrag über 20 dieser Trafos abgeschlossen.
Mit Transformatoren ist es ein
bisschen wie mit Kühlschrän-
ken: Es gibt billige, die viel
Energie verbrauchen. Und
es gibt energieeffiziente, für die man tie-
fer in die Tasche greifen muss. „Für mehr
Energieeffizienz bei Transformatoren fehl-
te in Deutschland lange Zeit der Anreiz“,
erklärt Danijel Ramljak, Leiter Produktver-
trieb Transformatoren bei ABB Deutsch-
land. Das wird sich mit der neuen EU-
Verordnung für Transformatoren ab dem
1. Juli 2015 ändern. Dann müssen Unter-
nehmen in höherwertige Transformatoren
mit besseren Wirkungsgraden investie-
ren. „Das Potenzial für Verbesserungen ist
groß“, sagt Heiko Köhler vom ABB Regio-
nalvertrieb Süd. „In ganz Deutschland
dürften mehr als 600.000 Verteiltransfor-
matoren im Einsatz sein.“
Amorphe Transformatoren sind beson-
ders energieeffizient und unterschreiten die
neuen Grenzwerte deutlich – und meist
auch die von 2021 an gültigen, noch schär-
feren Vorschriften. Das Herzstück amorpher
Transformatoren besteht nicht aus einem
konventionellen, kernorientierten Elek-
troblech, sondern aus einem viel dünne-
ren Blech, das auf den ersten Blick an eine
haushaltsübliche Aluminiumfolie erinnert.
Das Material wird aus der Schmelze sehr
schnell abgekühlt, wodurch eine ex trem
feine, metallurgisch amorphe Struktur ent-
steht. Die Folge: Der schnelle Frequenz-
wechsel beim Wechselstrom und damit
die Ummagnetisierung benötigt deutlich
weniger Energie, als dies mit konventionel-
len Elektroblechen der Fall ist. Somit las-
sen sich die Leerlaufverluste der amorphen
Transformatoren um bis zu 70 % senken.
Rentabilität entscheidet In der Anschaffung sind amorphe
Transformatoren teurer als konventio-
nelle; daher sind sie auf dem deutschen
Markt bisher eher ein Nischenprodukt.
„Das ist erstens eine Frage der Rentabi-
litätsrechnung und zweitens eine Frage
des gesetzlichen Anreizsystems“, erklärt
Danijel Ramljak. Das gelte vor allem für
die Betreiber von Verteilnetzen.
Für Matthias Laub, Abteilungsleiter
Planung und Netzmanagement bei der
SÜC im Bereich Elektrizität, war die Ent-
kristallin amorph
Der Grund für die hohe Effizienz von amorphen Transformatoren ist ihr Kern. Er besteht aus sehr dünnen Folien amorphen Metalls, das sich viel leichter als das kristalline Gefüge konventioneller Elekt-robleche ummagneti-sieren lässt. F
oto
Seite 1
9:
SÜ
C C
ob
urg
19ABB about 2 |15
Energietechnik
Die SÜC Coburg hat sich aus Gründen der Rentabilität und des Klimaschutzes für den Einsatz der energieeffizienten amorphen Transformatoren entschieden.
scheidung klar: „Wir sind ein innovatives
Unternehmen, das neuen Technologien
gegenüber sehr aufgeschlossen ist und in
langen Zeiträumen denkt.“ Das Unterneh-
men versorgt ungefähr 60.000 Haushal-
te und 1.000 Gewerbekunden mit Energie
und Wasser. „Klar, die amorphen Trans-
formatoren sind teurer“, sagt Laub. „Aber
sie sparen ja auch viel Energie – und das
über ihre gesamte Lebenszeit von 30 bis
40 Jahren.“
Tests seit 2013 erfolgreichIm Prüffeld habe man um 50 % geringe-
re Leerlaufverluste festgestellt. Wegen der
niedrigeren Verluste kann die SÜC zudem
größere Mengen eigenerzeugter Energie
ins Netz einspeisen, was die Amortisations-
zeit der Anlagen verkürzt. Die Wirtschaft-
lichkeitsrechnung sei aber nur das eine.
„Durch den Einsatz der amorphen Trans-
formatoren können wir die immer schär-
fer werdenden Richtlinien der EU sicher für
lange Zeit erfüllen. Gleichzeitig können wir
zeigen, dass wir der Energieeffizienz und
dem Klimaschutz verpflichtet sind.“ Bereits
2013 hatte sich die SÜC für den testwei-
sen Kauf zweier amorpher ABB-Transfor-
Transformatoren besitzen ein hohes
Potenzial für Energieeinsparungen.
In der Europäischen Union (EU) sum-
mieren sich ihre Gesamtverluste auf
schätzungsweise 100 Mrd. kWh jähr-
lich. Dies entspricht einem Ausstoß
von 40 Mio. t CO2. Die neue EU-Ver-
ordnung 548/2014 legt Mindestwerte
für den Wirkungsgrad von Transfor-
matoren fest, die im europäischen
Markt verkauft und eingesetzt wer-
den. Die in der EU sowie in Norwe-
gen, Island und Liechtenstein gesetz-
lich verpflichtenden Werte gelten für
Trockentransformatoren, für flüssig-
keitsgefüllte Verteiltransformatoren
und für Leistungstransformatoren mit
einer Mindestnennleistung von 1 kVA,
die in Stromnetzen oder industriell
eingesetzt werden. Die vom 1. Juli
2015 an gültigen Regelungen werden
am 1. Juli 2021 verschärft.
EU verordnet
Effizienz
matoren mit 400 und 630 kVA entschie-
den. „Mit diesen Geräten sind wir bisher
sehr zufrieden“, betont Matthias Laub. Die
positiven Erfahrungen mündeten vor weni-
gen Monaten in einen Rahmenvertrag: Im
laufenden Jahr wird ABB in einem ersten
Schritt 20 amorphe Transformatoren der
Leistungsklassen von 250, 400, 630 und
800 kVA an die SÜC liefern.
Die innovativen, energieeffizienten
Transformatoren ersetzen ältere Einheiten,
sind aber auch für den Einsatz in neuen
Wohn- und Gewerbegebieten vorgesehen.
„Wir haben zum ersten Mal ein Transfor-
matorenpaket ausschließlich in amor-
pher Bauweise bestellt“, sagt Laub. Was
ihn besonders überzeugt: „Kein anderes
Unternehmen hat so viel Erfahrung im Bau
von amorphen Transformatoren wie ABB.“
Weitere Infos: [email protected]
Die Trafo-Produktion im Video
20 ABB about 2 |15
Energietechnik
Energieallianz über die NordseeFür den Austausch von überschüssigem Strom aus erneuer-
baren Quellen verbindet NordLink in Zukunft Deutschland und
Norwegen. ABB plant, liefert und installiert das 525-kV-Kabel-
system in der deutschen Nordsee und an Land sowie die beiden
Konverterstationen in Tonstad und Wilster.
Tonstad
Wilster
53 kmFreileitung
362 km
623 km
Seekabel
Das Projekt NordLink ist die ers-
te Verbindung der Stromnetze
von Norwegen und Deutsch-
land. Der Interkonnektor – so
heißt die energetische Verbindung zwi-
schen zwei Ländern – ist ein Hochspan-
nungs-Gleichstrom-Übertragungs-(HGÜ-)
System, bestehend aus zwei Konverter-
stationen und einem HGÜ-Kabelsys-
tem, das 1.400 MW über die Distanz von
623 km transportiert. Das entspricht etwa
der Luftlinie zwischen Hamburg und Mün-
chen. Damit wird NordLink nach seiner
Fertigstellung im Jahr 2020 die längste
HGÜ-Verbindung in Europa sein.
Überschüssige Energie austauschen„Dieses Projekt ist ein Schlüsselprojekt
für die Energiewende, aber auch für die
Integration des Energiemarktes in Euro-
pa“, sagt Robert Itschner, Leiter der Divi-
sion Energietechnik-Systeme bei ABB
Deutschland. „NordLink ist natürlich auch
ein wichtiger Auftrag für unsere lokale Ein-
heit in Deutschland.“
Die Verbindung der norwegischen
Wasserkraft mit der deutschen Wind-
energie bietet laut Stefan Habild, Leiter
des Geschäftsbereichs Grid Systems in
Deutschland, Vorteile für beide Länder:
„Wenn beispielsweise in Deutschland ein
Überschuss an Windenergie erzeugt wird,
kann dieser über NordLink nach Norwegen
21ABB about 2 |15
Energietechnik
„Hier steht ein Zitat, das
mit 2,2 mm Abstand
neben dem Text platziert
werden kann.“
525 kVKabelsystem
1.400 MWelektrische Leistung für
3,6 Millionen
deutsche Haushalte
154 kmSeekabel
54 kmLandkabel
Unterstützt die
Klimaziele der EUbis 2050 die CO
2-Emissionen
um 80 bis 95 % zu verringern
Das NordLink-Projekt hat zum Ziel, die Energiesicherheit in
Norwegen und Deutschland zu erhöhen und erneuerbare
Energien stärker zu integrieren. Durch die Verbindung lässt
sich überschüssiger Strom aus Wind- und Sonnenenergie
von Deutschland nach Norwegen und Strom aus Wasser-
kraft in der Gegenrichtung übertragen.
übertragen werden.“ Dort wird dann Was-
ser in die Speicher gepumpt und Energie
gespeichert. Umgekehrt kann Deutsch-
land bei hohem Bedarf Energie aus norwe-
gischen Wasserkraftwerken importieren.
NordLink wird von einem Konsortium
betrieben, an dem der norwegische Über-
tragungsnetzbetreiber Statnett und die
DC Nordseekabel GmbH je 50 % halten.
Die DC Nordseekabel GmbH gehört zu
gleichen Teilen dem niederländisch-deut-
schen Übertragungsnetzbetreiber TenneT
und der Investitionsbank KfW.
208 km Kabel im deutschen Sektor„Wir sind stolz darauf, vom NordLink-
Konsortium den Auftrag zur Errichtung der
beiden Konverterstationen und des HGÜ-
Kabelsystems in Deutschland erhalten zu
haben. Dabei handelt es sich um 154 km
See- und 54 km Landkabel“, freut sich
Stefan Habild. „Unsere Grid-Systems-
Einheit in Deutschland wird in beiden
Bereichen Lieferanteile übernehmen und
beispielsweise die komplette Erdkabelver-
legung in Norddeutschland koordinieren.“
Der Vertrag enthält zudem eine Service-
vereinbarung über fünf Jahre.
ABB ist für Planung, Entwicklung, Lie-
ferung und Inbetriebnahme der beiden
525-kV- und 1400-MW-Konverterstatio-
nen zuständig, die den Wechselstrom in
Gleichstrom umwandeln und umgekehrt,
um einen verlustarmen Stromtransport zu
ermöglichen. Dies erfolgt mit HVDC Light,
der selbstgeführten HGÜ-Technologie
von ABB. Eine Station wird in Tonstad im
Süden Norwegens gebaut, die andere in
der Nähe von Wilster in Norddeutschland.
Mit der Inbetriebnahme der neuesten Aus-
baustufe des Interkonnektors Skagerrak 4
hat ABB mit der Spannungsebene 500 kV
erneut einen Weltrekord für selbstgeführ-
te HVDC-Systeme aufgestellt.
ABB wird außerdem das masseimprä-
gnierte (MI-)Kabelsystem für den deut-
schen Sektor planen, herstellen und
in stallieren. NordLink ist das erste Projekt
in Deutschland, bei dem ein traditionelles
MI-Kabelsystem auf einer Spannungsebe-
ne von 525 kV zum Einsatz kommt. ABB
ist der einzige Hersteller weltweit, der für
die Spannungsebene 525 kV sowohl MI-
als auch das kunststoffisolierte XLPE-
Kabel liefern kann.
Weitere Infos: [email protected]
22 ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Zwei Spülmaschinen in der
Mensaküche – die eine mit
Dampf, die andere elektrisch
beheizt: Welche verbraucht
weniger Energie? Diese Frage kann die
SRH Holding jetzt mithilfe von Energiezäh-
lern von ABB genau beantworten. Eben-
so kann sie deren Verbrauch mit dem der
anderen Spülmaschinen auf dem SRH
Campus vergleichen.
Zur SRH Holding, die Bildungs- und
Gesundheitseinrichtungen betreibt, gehört
mit der SRH Hochschule Heidelberg eine
der größten und ältesten privaten Hoch-
schulen in Deutschland. Auf dem weitläu-
Hochschule studiert ihren Energieverbrauch
Energie ist ein bedeutender Kostenfaktor für Unternehmen. Energiezähler der
A-Serie von ABB Stotz-Kontakt helfen der SRH Holding, ihre Verbräuche in allen
Gebäuden den jeweiligen Verursachern zuzuordnen. Die ausgelesenen Daten
nutzt SRH zur Nebenkostenabrechnung und künftig auch zur Energieoptimierung.
figen Gelände in Heidelberg sind weitere
Einrichtungen wie das SRH Kurpfalz-
krankenhaus, Wohnheime, eine berufli-
che Rehabilitationseinrichtung, Fachschu-
len und eine moderne Mensa angesiedelt.
Die Energiekosten für die Immobilien sum-
mieren sich jährlich zu einem höheren
sechsstelligen Eurobetrag. „Aufgrund der
hohen Kosten haben wir die Anforderung,
in Zukunft Energie zu sparen. Wir haben
deshalb angefangen, ein Energiemanage-
mentsystem zu installieren“, erklärt Eduard
Silberhorn, der auf dem SRH Campus die
Mess-, Steuerungs- und Regelungstech-
nik für HLK (Heizung, Lüftung, Klima)
betreut. Eine zentrale Gebäudeleittechnik
überwacht und regelt sämtliche haustech-
nischen Anlagen der ungefähr 30 Gebäu-
de auf dem Campusgelände.
Viele Möglichkeiten für Energie- und Leistungsmessung
Aktuell verwendet die SRH über 140
Energiezähler von ABB Stotz-Kontakt als
Zwischenzähler, um die Energieverbräu-
che für Heizung, Wasser und Strom aller
Gebäude getrennt zu erfassen. „In Zukunft
sollen sie zusätzlich dazu genutzt werden,
Einsparmöglichkeiten aufzudecken“, sagt
Silberhorn. Er schätzt die Zuverlässigkeit Fo
to S
eite 2
2:
SR
H H
eid
elb
erg
, F
oto
Seite 2
3:
Gerd
Wo
lf
23ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
zeitig angezeigt werden: Gesamt- und
Phasenleistung, Spannung, Strom sowie
weitere Messwerte. Die Bedienung erfolgt
über Tasten unterhalb des Displays.
Die Geräte sind mit einer integrierten
seriellen Schnittstelle für den M-Bus aus-
gestattet, der auf dem SRH Campus für
die Verbrauchsdatenerfassung und die
Übertragung der Zählerdaten verwendet
wird. Über eine Infrarotschnittstelle wer-
den die Daten mittels eines Kommunika-
tionsadapters ausgelesen und für die wei-
tere Auswertung dem Gebäudeleitsystem
zur Verfügung gestellt.
Vergleich der Verbräuche bis hin zur Produktebene
Eduard Silberhorn nutzt die Daten, um
die Energieverbräuche bis hin zur Produk-
tebene zu vergleichen – wie im Beispiel der
Industriespülmaschinen. Mit den Energie-
zählern können außerdem unter anderem
die Verbräuche einzelner Gebäudestock-
werke zur Verrechnung der Nebenkosten
ermittelt werden. Auch die Energieerträge
der beiden campuseigenen Photovoltaik-
anlagen mit 54 und 43 kWp erfassen sie.
Im Frühjahr 2014 hat die SRH damit
begonnen, ein Energiemanagementsys-
tem auf dem Campus einzuführen. Die ers-
te in das System integrierte Immobilie ist
ein Gebäudekomplex, der neben Räumen
der Hochschule zusätzlich zwei Wohnhei-
me mit Einzelzimmerappartments beher-
bergt. Zur Bewertung der Daten und zur
Ableitung der Einsparmaßnamen dient ein
Benchmark mit einem öffentlichen Gebäu-
de. Nach Abschluss dieser Phase werden
Schritt für Schritt die ABB-Zähler in das
System integriert, bis alle Gebäude auf
dem Campus eingebunden sind. Damit
verfügt die SRH dann über ein umfassen-
des System zur Erfassung, Analyse und
Optimierung des Stromverbrauchs.
Weitere Infos: [email protected]
der Geräte. „Sie funktionieren einwand-
frei. Die Zähler lassen sich außerdem gut
mit dem M-Bus des Gebäudeleitsystems
verbinden.“
Die E&G Elektrotechnik GmbH, ein
langjähriger Dienstleister von SRH, rea-
lisiert viele Elektroinstallationen auf dem
Campusgelände. E&G-Geschäftsführer
Eckhard Ernst betont: „Wir bauen nur
Energiezähler von ABB ein. Früher waren
es DELTA-Zähler, heute sind es die Gerä-
te der A-Baureihe.“
Seit 2013 werden die Energiezähler der
neuen A-Serie in den Unterverteilungen
auf dem Standort verbaut. Eingesetzt wer-
den Geräte mit direktem Anschluss und
mit Wandleranschluss. Die elektronischen
Hutschienenzähler bieten umfangreiche
Möglichkeiten für die Energie- und Leis-
tungsmessung in Gebäuden. Sie messen
Werte wie Wirk-, Schein- und Blindleis-
tung, Strom und Spannung. Die Geräte
arbeiten in einem weiten Spannungs- und
Temperaturbereich. Mit einer Leistungs-
aufnahme von weniger als 0,8 VA sind sie
zudem sehr sparsam.
Die Energiezähler der A-Serie lassen
sich einfach programmieren. Auf dem Dis-
play können bis zu vier Messwerte gleich-
Die SRH ist ein führender Anbieter
von Bildungs- und Gesundheits-
dienstleistungen. Sie betreibt
bundes weit private Hochschulen,
Bildungs zentren, Schulen und
Kranken häuser. Mit 10.000 Beschäf-
tigten betreut die SRH mehr als eine
halbe Million Bildungskunden und
Patienten im Jahr und erwirtschaftet
einen Umsatz von rund 750 Mio.
Euro. Der Unternehmensverbund
steht im Eigentum der SRH Holding,
einer gemeinnützigen Stiftung mit
Sitz in Heidelberg.
Weitere Infos: www.srh.de
SRH Bildung &
Gesundheit
Eduard Silberhorn, Eckhard Ernst und ABB-Produktmarketingmanager Dominik Zerweck (v.l.n.r.) begutachten im Technikraum der SRH die eingebauten Energiezähler.
24 ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Stromgarantie im DatenzentrumÜber zwei getrennte, durchgängig redundante Linien versorgt die Bünting
Unternehmensgruppe ihr neues Rechenzentrum mit Strom. Das Mehrkanal-
Messsystem CMS von ABB Stotz-Kontakt mit zuverlässigen und platz sparenden
Sensoren erleichtert die Überwachung. Zusätzliche Datensicherheit bringt ein
Back-up-Rechenzentrum.
Eine rund um die Uhr funktio-
nierende Datenverarbeitung ist
heute für fast alle Unternehmen
die Grundvoraussetzung, um
schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren
und interne Arbeitsabläufe effizient gestal-
ten zu können. Weil die firmen eigenen
Datenbestände einen immer höheren
Wert darstellen, können System ausfälle
und Datenverluste für kleinere und mitt-
lere Unternehmen schnell existenzbe-
drohend werden. Insbesondere um der
gewachsenen Sensibilität für Datenschutz
gerecht zu werden, sollte die Stromver-
sorgung – wie in anderen sicherheitsre-
levanten Bereichen üblich – abgesichert
werden. Dieser Philosophie folgt die Bün-
ting Unternehmensgruppe mit Sitz im ost-
friesischen Leer bei der Einrichtung ihres
neuen Rechenzentrums.
Über 200 Jahre Kompetenz im HandelDie Urzelle des Handelskonzerns mit
seinen heute über 14.000 Mitarbeitern war
ein 1806 von Johann Bünting gegründe-
ter Kolonialwarenhandel. Zur Unterneh-
mensgruppe gehören heute das Bünting
Teehandelshaus und mehrere Vertriebs-
gesellschaften mit ihren unterschiedlichen
Schwerpunkten. Außerdem vereinen sich
in der Unternehmensgruppe die Bünting
Vor über 200 Jahren als Kolonial -warenhandel gegründet, gehören zur Unternehmensgruppe Bünting heute ein Teehandelshaus und mehrere Gesellschaften mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Fo
to S
eite 2
4:
foto
lia E
sth
er
Hild
eb
ran
dt,
Fo
to S
eite 2
5:
Gerd
Wo
lf
25ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Das Mehrkanal-Messsystem CMS
zur Überwachung von AC- und DC-
Strömen besteht aus einer Control
Unit und Sensoren mit den Mess
bereichen 20 A, 40 A, 80 A und 160
A. Zur Fernabfrage der Messdaten
steht eine RS485 Modbus RTU-
Schnittstelle zur Verfügung. Die Sen-
soren der Serie CMS-100PS sind nur
18 mm breit und lassen sich auf
einer Doppelstockklemme, an DIN-
Schienen oder mit Kabelbindern
montieren. Jeder Sensor verfügt über
einen Mikroprozessor und übermittelt
die Messdaten an die Control Unit.
Messsystem CMSE-Commerce, die Bünting Systemkunden
als Partner im Großhandel und mehrere
Dienstleistungsgesellschaften.
Vielfältige Aufgaben für BITFür die IT-Infrastruktur zeichnet die
Bünting Informations Technologie (BIT)
verantwortlich, die zudem die Bünting-
Tochtergesellschaften und Geschäftspart-
ner bei allen organisatorischen und EDV-
technischen Fragestellungen unterstützt.
Im Rechenzentrum der Bünting Unter-
nehmensgruppe entwickelt die BIT – ein
Non-Profit-Bereich mit ungefähr 130 Mit-
arbeitern – maßgeschneiderte Lösungen.
Das Entwicklungsteam konzipiert und rea-
lisiert auf modernen Plattformen eigene
warenwirtschaftliche Anwendungssoft-
ware und Lösungen für die Steuerung
der Handelsprozesse. Dabei wird jede
technische Neuerung im eigenen Test-
labor vorab genau geprüft. Dazu werden
komplexe Einkaufssituationen eins zu eins
nachgestellt. „Insbesondere die Integrati-
on neuer Gesellschaften in die Unterneh-
mensgruppe bedeutet immer eine infor-
mationstechnische Herausforderung.
Denn deren Einkauf, Logistik und Handels-
prozesse müssen in das Bünting- System
überführt und eingebunden werden“, sagt
Lars Ammermann, Gruppenleiter der Sys-
tem- und Netzwerk administration. „Gene-
rell ist die Informationstechnik mittler weile
so komplex und so wichtig, dass unser
Rechenzentrum einfach nicht ausfallen
darf.“
Redundante StromversorgungAus Sicherheitsgründen hat Bünting
sein neues Rechenzentrum mit einem
durchgängig redundanten Stromversor-
gungssystem versehen. Für Linie A und
Linie B sind Klimatisierung, Server und
unterbrechungsfreie Stromversorgung
(USV) in getrennten, brandschutzmäßig
abgeschot teten Technikräumen unterge-
bracht, um auch im Brandfall einen Scha-
den möglichst lokal zu begrenzen. Die
Dopplung beginnt schon bei der Kabel-
führung: Die jeweilige Einspeisung für A
und B wird auf separaten Trassen geführt,
und zwar über je einen Transformator aus
unterschiedlichen Abschnitten des örtli-
chen Mittelspannungsnetzes.
Für den sicheren Betrieb der Server
sorgen jeweils zwei Netzteile, die über
vertikale Steckdosenleisten A und B mit
dreiphasiger Einspeisung der entspre-
chenden Versorgungsseite zugeordnet
sind. Die gleichmäßige Aufteilung bietet
die Voraussetzung dafür, dass die Last
bei Störungen wie Spannungsschwankun-
gen in einem Stromkreis von dem ande-
ren übernommen werden kann und die
Geräte somit weiter versorgt werden. Bei
einem Netzspannungsausfall springt die
USV ein und hält die Versorgung aufrecht,
bis der Diesel generator anläuft. Zusätz-
liche Datensicherheit bietet das ähnlich
ausgestattete Back-up-Rechenzentrum,
das in einem anderen Teil des Bünting-
Areals angesiedelt ist.
Entwickelt hat das Stromversorgungs-
konzept die Datec Netzwerk- und System-
technik GmbH in Varel, die als Spezia list
für die Planung von Rechenzentren zudem
die informationstechnische Infrastruktur
gestaltet und umgesetzt hat. „Bei Bünting
haben wir erlebt, dass das Bewusstsein
für eine durchgängig redundante Ausle-
gung der Stromversorgung mit aufein-
ander abgestimmten Komponenten sehr
stark ausgeprägt ist. Das ist aus unse-
rer Sicht der Wichtigkeit der Informations-
technik angemessen, die 24 Stunden pro
Tag und 365 Tage im Jahr verfügbar sein
muss“, sagt Datec-Geschäftsführer Gerd
Junker.
Wirksames FrühwarnsystemEine besondere Finesse der Stromver-
sorgung im Bünting-Rechenzentrum fin-
det sich in den Verteilerschränken. Auf
den Leitungsschutzschaltern des Systems
pro M compact sind Sensoren vom Typ
CMS-100PS – beides Komponenten von
ABB Stotz-Kontakt – aufgesteckt. Die-
se erfassen kontinuierlich den Strom der
Phasen L1, L2 und L3 und liefern sekun-
dengenau die notwendigen Informationen,
um die drei Phasen gleich mäßig auslasten
zu können. Das Mehr kanal-Messsystem
CMS fungiert damit als Frühwarnsys-
tem für etwaige Störungen und trägt ent-
scheidend dazu bei, solche zu verhindern.
Unterstützung bietet dabei die von der
Hermes Systeme GmbH in Wildeshausen
programmierte Visualisierung. Die Darstel-
lung auf der Basis der CMS-gemessenen
Stromwerte lässt sich auch für den Aus-
bau der Serverkapazität nutzen, weil leicht
geprüft werden kann, wo weiteres Poten-
zial vorhanden ist, um zusätz liche Verbrau-
cher aufzunehmen, ohne die Sicherung
zu überlasten.
Weitere Infos: [email protected]
Gerd Junker, Geschäftsführer der Datec GmbH, erklärt die Vorzüge der neuen Stromversorgung.
26 ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Auf höchster WarteTurmdrehkrane müssen ihre Lasten kontrolliert heben, unter
allen Bedingungen standsicher sein und ihre Arbeitsberei che
inmitten komplizierter Baustellen streng einhalten. All dies
gewährleistet die Steuerungs- und Sicherheitstechnik von NTK,
die direkt in der Kranführerkabine untergebracht ist.
In der Londoner City mit ihren vielen Großbaustellen sind zahlreiche von NTK ausgestattete Krane im Einsatz.
Fo
to:
NT
K In
gen
ieu
r bü
ro
27ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Wie gelangt man ohne Navi-
gationsgerät zu Baustel-
len von Bürogebäuden,
Sta dien, Kraftwerken oder
Krankenhäusern? Ganz einfach: Man
muss sich nur an den Turmdrehkranen ori-
entieren; sie weisen wie Leuchttürme den
Weg. In einer boomenden Metropole wie
London mit vielen Großbaustellen gehö-
ren sie zum gewohnten Stadtbild. Bei einer
Fahrt durch die britische Hauptstadt fallen
viele Großkrane mit einer weißen Kabine
und markanten runden oder ovalen Sei-
tenfenstern auf – Erkennungszeichen für
die Konstruktionen der NTK Ingenieur-
büro GmbH.
Der Systemintegrator entwickelt und
fertigt Steuerungen und Sicherheitssys-
teme für Turmdrehkrane, die meist zusam-
men mit der auffälligen Kranführerkabine
ausgeliefert werden. Neben Großbritan-
nien hat sich in den vergangenen Jah-
ren Russland zum Hauptmarkt für die Fir-
ma aus dem niedersächsischen Emsland
entwickelt.
Ein Turmdrehkran überragt große Teile
einer Baustelle und transportiert oft ton-
nenschwere Lasten mitunter hundert Meter
und mehr über dem Erdboden. Es muss
daher technisch sichergestellt sein, dass
sich eine Last weder unabsichtlich senkt,
noch dass der Kran durch eine zu große
Belastung seine Standsicherheit verliert.
Arithmetik begrenzt Lastmoment Bei den Steuerungslösungen von NTK
überwacht eine Safety-SPS AC500-S das
Lastmoment sowie die Arbeits- und Kol-
lisionsbereiche. Die ABB-Steuerung bie-
tet ein hohes Sicherheitsniveau bis SIL3
oder Performance Level e. Sie baut auf
erprobter Hardware auf, ist leistungsstark
und sehr anwenderfreundlich bei der Pro-
grammierung und im Betrieb.
„Wir schätzen besonders die Möglich-
keit trigonometrisch gesteuerter Sicher-
heitsanwendungen, die die Steuerung
bietet“, sagt Ralf Tensing, einer der drei
Gesellschafter von NTK. „Die Steuerung
Partnerschaft beim TestenDie NTK bezieht seit ihrer Gründung
die Standard- und Sicherheitssteuerun-
gen von ABB. Seit 2013 ist die Safety-
Steuerung AC500-S die Nummer eins in
puncto Sicherheit. Das Unternehmen hat
die Entwicklung der neuen Sicherheits-
steuerung begleitet und sie als erste in
Kranen eingesetzt. Zuvor hatte ABB die
AC500-S in einem Testkran geprüft, der
auf dem Firmengelände von NTK aufge-
stellt ist. Ihre Zulassung konnte dadurch
beschleunigt werden.
„Zwischen ABB und NTK beste-
hen enge und starke Beziehungen. Wir
haben eine gute Partnerschaft“, betont
Ralf Tensing. Die Firma bezieht nicht nur
die Steuerungen von dem Automatisie-
rungsspezialisten. Auch zahlreiche Nie-
derspannungsprodukte und die Schalt-
schränke stammen inzwischen von ABB.
Weitere Infos: [email protected]
unterstützt komplexe Safety-Arithmetik-
funktionen, wodurch sich bei Kranen unter
anderem Lastmomente statisch und dyna-
misch überwachen lassen.“ So sorgt die
Steue rung dafür, dass zulässige Lastmo-
mente nicht überschritten werden, und
verhindert, dass ein Turmdrehkran auf-
grund einer Überlast umkippt.
Die Position der Laufkatze und damit
die Ausladung des Krans werden ebenso
erfasst wie die angehängte Last und die
Windverhältnisse. Der Kranführer erhält
über ein Touchscreen-Panel alle notwendi-
gen Informationen in grafischer Form. „Der
Ist-Zustand des Krans wird auf dem Bild-
schirm in Echtzeit dargestellt. Der Kran-
führer sieht auf einen Blick, wo beispiels-
weise die Laufkatze oder das Hubwerk
aktuell steht und welche Last gehoben
wird. Gerade wenn er auf unübersicht-
lichen Baustellen oder in großen Höhen
arbeitet, ist das ein unschätzbarer Vor-
teil“, sagt Ralf Tensing.
Safety- und Standard-SPS im Einsatz„Alles, was mit dem Heben von Lasten
zu tun hat, also das Lastmoment und die
Lastausladung, wird über die Safety-SPS
überwacht“, sagt Ralf Tensing. „Darauf
können wir uns zu hundert Prozent ver-
lassen.“ Ebenso wird die Arbeitsbereichs-
und Antikollisionsüberwachung der Kra-
ne über die AC500-Sicherheitssteuerung
abgedeckt. Die nicht sicherheitsgerichte-
ten Funktionen, wie etwa die Visualisie-
rung oder die Diagnose, übernimmt dann
die AC500-Standardversion.
Das Steuerungssystem ist bei den von
NTK ausgestatteten Kranen witterungs-
geschützt in einem Schaltschrank direkt
in der klimatisierten Kranführerkabine in
luftiger Höhe untergebracht – es ist aller-
dings auch in einer Variante für extre-
me Bedingungen verfügbar. Während die
Safety-Kommunikation grundsätzlich über
PROFINET erfolgt, unterstützt die AC500
alle gängigen Feldbus-Protokolle – bei
NTK kommuniziert sie beispielsweise über
CAN-Bus.
Die NTK Ingenieurbüro GmbH mit
Sitz in Werlte (Niedersachsen) wurde
2001 gegründet. Das mittelständi-
sche Unternehmen entwickelt und
fertigt komplette Kransteuerungen
inklusive aller Sicherheits-, Überwa-
chungs- und Bedienkomponenten.
Die Steuerungen sind weltweit in
zahlreichen Topless-, Luffing- und
Topless-Luffer-Kranen eingebaut.
Kranbauer wie Jost Cranes, Crane-
Tec und BBL Baumaschinen sind
Kunden von NTK.
Weitere Infos: www.ntk-technik.de
NTK
„Alles, was mit dem Heben von Lasten
zu tun hat, wird über die Safety-SPS
überwacht. Darauf können wir uns zu
hundert Prozent verlassen.“
28 ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Sie sind unscheinbar, spielen
aber eine wichtige Rolle für die
Sicherheit an Bord des ICE:
Kunststoff-Wellrohre von PMA.
Dank ihnen können Hitze, Kälte, Nässe
oder Steine den Kabeln am Zug nichts
anhaben. Das vermeidet Störungen und
damit Ausfallzeiten sowie Kosten für die
Deutsche Bahn (DB). Ihre gewellte Wand
macht die robusten Polyamidrohre fl exibel,
was die Montage erleichtert. Strom- und
Daten leitungen können damit gebündelt
um Ecken und Kanten geführt werden. Dies
weiß die DB bereits seit zehn Jahren zu
schätzen. „Grundsätzlich ist Kabelschutz
gerade in der Bahntechnik unabdingbar.
Daher haben für die DB Weiterentwick-
lungen in diesem Bereich Priorität“, sagt
Jörg Bleher von der DB Fahrzeuginstand-
haltung/Elektrotechnische Betreuung.
Auch in Zukunft setzt der DB-Kon-
zern beim Kabelschutz auf Produkte
und Expertise von PMA. Wenn von 2017
Zugkräftiger KabelschutzWellrohre von PMA halten im ICE schädliche Witterungseinflüsse
von den Strom- und Datenkabeln fern. Die Deutsche Bahn AG
setzt bei ihren Hochgeschwindig keitszügen seit 2005 auf den Kabelschutz
der ABB-Tochter. Für die nächste Generation ICx entwickelt sie eine
besonders brandsichere Lösung.
an der ICx, die nächste Generation der
Hoch geschwindigkeitszüge, über Euro-
pas Schienennetz rauschen wird, fahren
die Wellrohre des Spezialisten mit. Dafür
entwickelte PMA mit den Partnerunter-
nehmen Schaltbau und HBM Kabeltech-
nik unter anderem den Kabelbaum für die
Signal- und Energieübertragung zwischen
den Wagen. Während PMA das Wellrohr-
Schutzsystem liefert, steuert Schaltbau
die Steckverbinder nach UIC-558-Norm
bei; HBM Kabeltechnik konfektioniert die
Komponenten.
Brandschutz hat VorrangBei der Entwicklung des Kabelschut-
zes spielen die Anforderungen der Brand-
schutznorm EN 45545 zu Rauchgasdich-
te, Selbstverlöschung und Toxizität eine
wichtige Rolle. „In der Regel beeinflussen
höhere Brandschutzeigenschaften wich-
tige mechanische Eigenschaften negativ“,
sagt Volker Mühlstein, Geschäftsführer
von PMA Deutschland. „Unsere Heraus-
forderung bestand darin, beides bestmög-
lich zu verwirklichen.“
Die Basis bildet der Wellrohr-Typ PCS,
den die DB schon seit 2005 erfolgreich
einsetzt. Damals begann die DB mit der
umfassenden Modernisierung ihrer ICE-
1-Flotte. Die Triebzüge dieser ersten
ICE-Generation, die seit Sommer 1991
unterwegs ist, hatten zu diesem Zeit-
punkt zwischen 6,5 und 7,9 Millionen km
zurückgelegt. Mit dem Redesign machte
die DB sie wieder fit für weitere zehn bis
15 Betriebsjahre. Die Neuverkabelung der
Magnetschienenbremsen gehörte dazu.
Um die Kabelbäume für die Bremssys-
teme zuverlässig zu schützen, suchte
die DB eine steinschlagsichere, absolut
wasserdichte und UV-beständige Lösung,
die gleich zeitig mit geringem Gewicht und
montagefreundlichen Anschlusssystemen
punkten sollte.
Dass das PCS-Kabelschutzsystem
von PMA den Zuschlag bekam, lag zum
einen an der Qualität der Rohre, die alle
notwendigen internationalen Zertifikate in
den höchsten Anforderungsklassen besit-
zen. Zum anderen überzeugte der Service
von PMA: die hohe Beratungskompetenz
der Ansprechpartner, die Zuverlässigkeit
und Flexibilität bei der Lieferung sowie die
internationale Verfügbarkeit der Produk-
te. „In den 59 ICE-1-Zügen wurden etwa
zwei km Wellrohre vom Typ PCST-10B
und gut acht km vom Typ PCST-12B ver-
baut“, berichtet Holger Quest, Mitarbeiter
im Außendienst von PMA Deutschland.
Hinzu kamen die notwendigen Verschrau-
bungen, Winkel und Wellrohrhalter.
Mit den Wellrohren von PMA lassen sich wichtige Kabel flexibel um Ecken und Kanten führen.
Fo
to S
eite 2
8:
PM
A D
eu
tsch
lan
d G
mb
H/H
ein
z S
eed
orf
, F
oto
Seite 2
9:
Deu
tsch
e B
ah
n A
G/U
we M
ieth
e
29ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Angesichts der guten Zusammen-
arbeit war die Expertise von PMA auch
beim Redesign der 44 ICE-2-Züge gefragt.
Dabei erneuerte die Bahn von 2010 an
unter anderem 16.900 Sitze, 22.200 m² Bodenbeläge und mehr als 1.700 Tische.
Dazu kamen 2.000 TFT-Informationsmoni-
tore und 135 km Kabel. Pro Zug verbauten
die Spezialisten 57 verschiedene Kabel,
darunter gut 1,5 km Ethernet-Kabel.
Zusammenarbeit bei ICE-3-RedesignFür deren Schutz sorgen nun gut 70 km
PCS-Wellrohr. Rohre von PMA schützen
auch die Glasfaserkabel für die optischen
Frontkupplungen, die im Außenbereich
des ICE 2 verlaufen. Die Erneuerung der
insgesamt 176 optischen Steckverbin-
dungen für die DIN-Kupplungen verant-
wortete der Spezialist Gimota, der seine
bewährten M12-Stecker und -Buchsen
an die Anforderungen in der Bahntech-
nik anpasste. Gimota und PMA wollen
auch bei der Ethernet-Verkabelung beim
ICE-3- Redesign zusammenarbeiten. Die
technische Offerte für das Projekt erstell-
te Gimota bereits. Dabei sollen die neu-
en Bildschirme in den Zügen mit Ethernet-
Datenkabeln verbunden und zum Schutz in
PMA-Wellrohre vom Typ PCST eingezogen
werden. Für hochbelastete Anwendungen
im Außenbereich konzipiert, bestehen die
Rohre aus einem speziell modifizierten,
äußerst witterungsbeständigen Polyamid-
12-Material, das auch bei tiefen Tempe-
raturen hohe Schlagzähigkeit besitzt. Die
Partner sind also bestens gerüstet für ihr
nächstes Projekt. Sobald die Bahn grünes
Licht für das Redesign ihrer ICE-3-Baurei-
he gegeben hat, können PMA und Gimo-
ta loslegen.
Weitere Infos: [email protected]
„Für die Deutsche Bahn
ist der Schutz der Kabel
unabdingbar. Weiterent-
wicklungen haben daher
Priorität.“
Sicherheit für Reisende im ICE: Der Kabelschutz der ABB-Tochter PMA ist mit an Bord.
30 ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Auf Tastendruck zu höherer ProduktivitätMit der Software RobotWare Machine Tending lassen sich
an einer Gießzelle von pressmetall Gunzenhausen die
Parameter des Handling-Roboters während des Automatik-
betriebs ändern, ohne ihn stoppen zu müssen. Dies
und weitere Features der benutzerfreundlichen Software
steigern die Produktivität der Anlage merklich. Fo
tos S
eite 3
0 u
nd
31
: G
ün
ter
Meie
r
Der ABB-Roboter hebt ein noch dampfendes Drosselgehäuse aus dem Kühlbecken.
31ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Der ABB-Industrieroboter erledigt
in der Druckgießzelle zuverläs-
sig seine Aufgabe: Er entnimmt
die Aluminiumteile, Zweifach-
oder Vierfachteile für Drosselgehäuse, aus
der Druckgießmaschine, fährt mit diesen
über eine Teilekontrolle, um sie auf Voll-
ständigkeit zu überprüfen, und taucht sie
dann ins Kühlbecken. Die nächsten beiden
Stopps sind eine Ausblasstation, bei der
das Wasser aus den Bohrungen geblasen
wird, sowie eine Abbrechvorrichtung zum
groben Entfernen der Grate. Anschließend
legt der IRB 4400 die Teile in die Stanzma-
schine, die die restlichen Grate entfernt.
Registriert der Roboter Ausschussteile,
schleust er sie aus der Zelle.
Die Roboterzelle der pressmetall GDC
Group GmbH im Werk Gunzenhausen in
Bayern produziert überwiegend Teile für
die Automobilindustrie. Auch wenn es auf
den ersten Blick nicht sichtbar ist, hat sich
an ihr im Februar 2015 Entscheidendes
geändert. Pressmetall setzt nun auf ABB
RobotWare Machine Tending, eine innova-
tive Option für die Robotersteuerung IRC5
zur Inbetriebnahme und Bedienung von
ABB-Robotern. Mit ihr kann der Anwen-
der seine spezifischen Produktionsabläufe
wie das Entladen und nachgelagerte Bear-
beiten der Gussteile leichter, schneller und
flexibler programmieren und die Maschine
deutlich einfacher bedienen.
Optimieren im Produktionsprozess„2014 wurde mir die Software bei
einem Lehrgang am ABB Training Center
in Friedberg vorgestellt. In Zusammenar-
beit mit ABB haben wir daraufhin mit einer
Testlizenz überprüft, wie sehr sie für uns
Sinn ergibt. Dabei hat sich gezeigt, dass
RobotWare Machine Tending uns viel Zeit
spart“, sagt Robert Hagel, Instandhalter
für die Robotertechnik in Gunzenhausen.
„Wir haben mit RobotWare Machine
Tending während des Automatikbetriebs
Zugriff auf diverse Programmschritte
des Roboters. Diese können wir, ohne
den Roboter anzuhalten, ändern. Stellen
wir beispielsweise fest, dass das Guss-
teil länger abkühlen muss oder ein ein-
maliges Ausblasen nicht ausreicht, kön-
nen wir Änderungen im laufenden Betrieb
einfach durchführen“, sagt Rafael Heider,
Prozesstechnologe in der Gießerei. Auch
das Nach-Teachen von Positionen der
Abbrechvorrichtung und der Stanze kön-
ne damit vermieden werden.
In die Software sind bereits wichtige
Grundfunktionen für die Produktion wie
das Starten und Stoppen, die Anforderung
für den Halt nach Zyklusende und die kol-
lisionsfreie Rückkehr in die Grundstellung
im Fehlerfall (HomePos-Running) integ-
riert. In der HomePos-Running-Funktion
sehen Hagel und Heider einen besonderen
Vorteil. Sie erlaubt auch weniger geschul-
ten Bedienern, den Roboter ohne Kollisi-
onsrisiko in eine vordefinierte Grundstel-
lung zu bewegen.
Bei einer Störung tippt der Bediener
einfach auf das Icon HomePos und der
IRB 4400 bewegt sich automatisch aus
der Zelle – kollisionsfrei und ohne, dass
er händisch mit dem Joystick herausma-
növriert werden muss. Ein schneller Wie-
deranlauf der Anlage ist die Folge.
Intuitive, konfigurierbare Benutzer-oberfläche
An der Roboterzelle stellt RobotWare
Machine Tending dem Bediener die Benut-
zeroberfläche auf dem Roboter-Handbe-
diengerät FlexPendant zur Verfügung.
Die Benutzeroberfläche zeigt mit leicht
verständlichen Symbolen die Stationen
der Zelle – Druckgießmaschine, Kühl-
becken, Abblasstation, Abbrechvorrich-
tung und Stanze –, die Roboterpositio-
nen und Zustände der Handling-Prozesse
an. Zusätzlich gibt sie frei definierbare
Informationen wie Zykluszeiten, Bauteile-
informationen oder Zykluszähler aus.
Programmmeldungen erscheinen in der
Titelzeile, auf Tastendruck auch um Detail-
informationen ergänzt.
Der Anlagenbediener erhält durch die
Software einen intuitiven Zugang zur
Bedienung des Roboters. „Eine Dreivier-
telstunde hat mir gereicht, um die Benut-
zeroberfläche zu verstehen. Sie ist sehr
gut strukturiert“, sagt Rafael Heider.
„Die für uns wichtigste Ansicht ist das
Produk tionsfenster mit dem Roboter und
den Anlagenkomponenten. Um zum Bei-
spiel die Kühlzeit im Automatikbetrieb zu
ändern, klickt man das Icon ‚Kühlbecken‘
an. Informations- und Fehlermeldungen
sind farbcodiert“, ergänzt Robert Hagel.
Rasche AmortisationABB hat im Vorfeld die Verfügbarkeit
der Anlage quantifiziert und errechnet,
dass pressmetall pro Tag durchschnittlich
eine halbe Stunde spart, wenn der Robo-
ter nicht im Automatikbetrieb angehalten
werden muss. Die Investition in Robot-
Ware Machine Tending amortisiert sich so
in ein bis zwei Monaten. Künftig soll die
Software im Werk Gunzenhausen deshalb
bei weiteren Anlagen integriert werden.
Ein Rahmenvertrag über 18 Lizenzen ist
bereits abgeschlossen.
Weitere Infos: [email protected]
Intuitive und anpassbare grafische Benutzer-oberfläche auf dem Bediengerät FlexPendant
„Mit RobotWare Machine
Tending können wir
während des laufenden
Automatikbetriebs
Programmschritte des
Roboters ändern.“
Video der Gießzelle mit dem IRB 4400 und dem Einsatz von RobotWare Machine Tending
32 ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
Wer meint, bei einem Ferrari
habe man es mit einer hoch-
tourigen Maschine zu tun,
kennt die Boliden der KaVo
Dental GmbH nicht: Die 9.000 Umdrehun-
gen eines V8-Motors muten bescheiden
an gegenüber den bis zu 400.000, auf die
es die Dentalturbinen des württembergi-
schen Herstellers für zahnmedizinische
Produkte pro Minute bringen.
Eine sehr kleine, aber zugleich wichti-
ge Komponente der Turbine ist eine Ach-
se mit einer Spannzange, die die Den-
talwerkzeuge wie Bohrer, Fräser oder
Schleifer aufnimmt. Die Montage dieses
filigranen Teils erfordert höchste Genau-
igkeit. Die Achse ist mit rund 15 Millime-
ter Länge dabei noch das größte Stück.
In sie werden die Spannzange sowie zwei
winzige Führungsbuchsen für einen per-
fekten Rundlauf des Bohrers gepresst.
„Wir bewegen uns mit unseren Produk-
ten im Bereich der Feinmechanik. Da ist
höchste Präzision gefragt“, sagt Michael
Seefelder, der bei KaVo den Betriebsmit-
telbau und die -konstruktion, den Prüfge-
rätebau sowie die Instandhaltung leitet.
Die alte Montagemaschine, eine Linear-
einheit, konnte die geforderte Qualität nur
noch schwer erbringen und hatte zudem
einen erhöhten Umrüstaufwand. Da auch
die Ersatzteilbeschaffung immer schwie-
riger wurde, entschied man sich bei KaVo
dazu, in eine neue Anlage zu investieren.
Präzise wie ein ZahnarztBei der Montage fi ligraner Komponenten für Turbinen-
bohrmaschinen setzt KaVo Dental auf die Positions-
wiederholgenauigkeit des IRB 120. Der ABB-Industrie-
roboter ist das zentrale Element einer neuen Montage-
zelle, die sich durch hohe Flexibilität sowie Effi zienz
auszeichnet und eine exzellente Produktqualität liefert.
Eine Drehtischlösung kam nicht infrage;
eine Roboterzelle schien die geeignetere
Option zu sein.
Premiere für MontageroboterErwin Mösle von der Betriebsmittelkon-
struktion war für die Planung verantwort-
lich: „Wir hatten bei KaVo zuvor noch kei-
nen Roboter in der Montage. Bei meiner
Recherche bin ich auf den IRB 120 gesto-
ßen. Er arbeitet mit einer Positionswieder-
holgenauigkeit von einem hundertstel Mil-
limeter.“ Der kleinste Industrieroboter von
ABB eignet sich aufgrund seiner Kompakt-
heit und Agilität ganz besonders für Mate-
rialhandhabungs- und Montageprozesse
auf kleinstem Raum.
Im Februar 2013 sprachen Vertreter von
ABB und KaVo zum ersten Mal miteinan-
der. Dabei wurde schnell klar, dass KaVo
Unterstützung bei der Roboter integration
benötigte. Auf Empfehlung von ABB wurde
die robomotion GmbH mit ins Boot geholt,
ein langjähriger Partner von ABB. Der Ent-
wicklungsdienstleister für Robotertechnik
und Automatisierung sollte gemeinsam mit
der Konstruktionsabteilung des Dental-
spezialisten die Montagezelle realisieren.
Vor der Auftragsvergabe wurden im
Technikum von robomotion Tests mit
einem Mietroboter und Serienwerkzeugen
gefahren. „Wir wollten uns von der Präzi-
sion des IRB 120 überzeugen – und das
ist gelungen. Der erfolgreiche Praxistest
„Die simulierten Werte
kamen der Realität sehr
nahe. RobotStudio
ermöglichte so im Voraus
eine gute Abschätzung.“
Fo
to:
Lu
ca S
ierm
an
n
33ABB about 2 |15
Fertigungsautomation
war für uns in der Montage der Einstieg in
die Robotertechnik“, sagt Seefelder.
Simulation liefert wirklichkeitsnahe Werte
Für den Aufbau der Roboterzel-
le boten wirklichkeitsnahe Simulationen
mit dem Tool RobotStudio grundlegen-
de Entscheidungshilfen. „Die simulier-
ten Werte kamen der Realität sehr nahe.
RobotStudio ermöglichte so im Voraus
eine gute Abschätzung“, sagt Andreas
Wolf, Geschäftsführer von robomotion.
Der ungefähr zwei Mal zwei Meter gro-
ße, gekapselte Maschinentisch besteht
aus dem IRB 120, vier Fördertöpfen für
die Achsen, Spannzangen und den beiden
Buchsenvarianten, einem Regalsystem mit
Behältern für die Achsen, der Presssta-
tion mit Kamerasystem und einem Förder-
band zum Ausschleusen der Fertigteile.
In der Roboterzelle werden 13 verschie-
dene Achsen in Losen von 100 oder 200
Teile montiert.
Nach Eingabe der Auftragsnummer
nimmt der Roboter einen Behälter mit den
passenden Achsen und befüllt mit ihnen
den dafür vorgesehenen Fördertopf. Dann
holt er nacheinander mit seinem Präzisi-
onsgreifer alle Teile, um sie auf die Press-
station zu geben. Entscheidend für die
Qualität ist das lagegerechte Zusam-
menfügen der Spannzange und der Ach-
se. Der IRB 120 führt deshalb die Achse
vor dem Einlegen in die Pressstation vor
eine Kamera, um die passende Orientie-
rung sicherzustellen. Nach dem Verpres-
sen legt er die montierten Achsen in einen
Behälter, der aus der Zelle ausgeschleust
wird, nachdem die vorgegebene Stück-
zahl erreicht wurde. Teile, die den Quali-
tätsvorgaben nicht entsprechen, sortiert
der IRB 120 aus. Ist der Auftrag abgear-
beitet, entleert der Roboter den Achsen-
Fördertopf, um Platz für die neue Varian-
te zu schaffen.
Seit ihrer Inbetriebnahme im Mai 2014
liefert die Montagezelle die benötigten
Stückzahlen in so hoher Qualität wie
gefordert. Michael Seefelder resümiert:
„Wir werden die Automatisierung bei KaVo
weiter vorantreiben. Roboter werden künf-
tig dort zum Einsatz kommen, wo es die
Aufgabe erfordert oder zulässt. Dabei wol-
len wir auch weiterhin auf ABB als Robo-
terlieferanten setzen.“
Weitere Infos: [email protected]
Arbeitet präzise mit einer Positionsgenauigkeit von einem hundertstel Millimeter: der IRB 120 von ABB.
34 ABB about 2 |15
Prozessautomation
Fo
to S
eite 3
5:
privat
Von der Mechanik über die Elektrik bis hin zur Automatisierung: Das Expertenteam von ABB nimmt das rotierende Equipment in Produktionsanlagen ganzheitlich unter die Lupe.
Rotieren in Bestform
35ABB about 2|15
Prozessautomation
Ob Pumpen, Verdichter, Rüh-
rer oder Ventilatoren – Pro-
duktionsanlagen bestehen
aus einer Vielzahl einzelner
Maschinen, die zusammen ein komplexes
System bilden. Damit die Produk tion rei-
bungslos funktioniert, müssen alle Aggre-
gate optimal aufeinander abgestimmt sein.
Mit der Dienstleistung „Flow Reliability –
Effizienz für Rotating Equipment, Antrieb,
Maschine, Prozess“, die speziell auf dre-
hende Komponenten wie Rührer, Pumpen
oder Lüfter und deren zugehörige Moto-
ren zugeschnitten ist, sorgt ABB für einen
effizienteren Betrieb von Produktionsan-
lagen. Das Angebot der beiden Bereiche
Prozessautomation und Discrete Automa-
tion and Motion entlastet Anlagenbetreiber
von Wartungsprozessen und ermöglicht es
ihnen, sich stärker auf ihr Kerngeschäft
zu konzentrieren. Das Besondere: Die
Experten betrachten den Produktions-
prozess ganzheitlich – von der Maschine
und Mechanik über die Elektrik bis hin zur
Automatisierung.
So auch bei Pucaro, dem Premium-
hersteller von Elektroisoliermaterialien und
technischen Laminaten in Roigheim bei
Heilbronn. Im ersten Schritt verschaffte
sich ein ABB-Expertenteam um Christian
M. Stich, Leiter des Kompetenzcenters
Chemie bei ABB, in einer Wirtschaftlich-
keitsstudie einen Überblick über den Anla-
genbestand und erfasste Leistungsdaten
sowie technische Informationen über die
Damit sich Betreiber auf ihr Kern geschäft
konzen trieren können, bietet ABB ein
ganzheitliches Serviceangebot für eine
bessere Effizienz aller rotierenden Maschi-
nen einer Anlage (Rotating Equipment).
Der Elektroisoliermaterial-Hersteller Pucaro
spart seit der Optimierung seiner Zellstoff-
Auflöseanlage bis zu 30 % Energie kosten
pro Jahr.
rotierenden Komponenten, um dann bei
einer Begutachtung vor Ort das gesamte
Optimierungspotenzial aufzudecken. Fün-
dig wurde das Team beim Antrieb eines
Pulpers, einer Art Mixer, der Zellstoff und
Wasser zur Herstellung von Isolierteilen
aus Pressspan vermischt. „Der Motor ließ
sich nicht regeln, sondern lief beständig
auf 100 %“, erklärt Stich. „Dadurch lös-
te sich der Pulp, das Zellstoff-Wasser-
Gemisch, nicht optimal auf.“ Ein erhöhter
Strombedarf und unnötig lange Chargen-
zeiten waren die Folge.
Die ABB-Experten empfahlen die
Umrüstung auf einen effizienteren IE4-
Synchronreluktanzmotor. Betrieben über
einen Frequenzumformer sorgt dieser
für einen sanften Anlauf des Motors, der
den Pulperantrieb nach einem von den
ABB-Experten neu implementierten, opti-
malen Drehzahlprofil steuert. Künstliche
Drehzahlschwankungen sorgen für eine
bessere Durchmischung des Zellstoffs.
So verkürzt sich der Auflöseprozess um
ein Viertel. Pucaro spart nach den Opti-
mierungsmaßnahmen nun bis zu 30 %
Energiekosten pro Jahr. Bereits nach
anderthalb Jahren werden sich die Inves-
titionskosten amortisiert haben.
Weitere Infos: [email protected]
Was beinhaltet das Serviceangebot „Effi zienz von Rotating Equipment“?Wir bieten Anlagenbetreuung in vier
Schritten: Nach einer kostenlosen
Bestandsaufnahme und der Identifi-
kation der kritischen Systeme analy-
sieren wir das Optimierungspotenzial
und erarbeiten konkrete Lösungen
mitsamt Wirtschaftlichkeitsberech-
nung. Der Kunde entscheidet dann,
ob wir die Maßnahmen gemeinsam
kurz- oder langfristig umsetzen.
Für welche Branchen ist der Service geeignet?Unsere Einsatzgebiete sind vorrangig
die Chemie- und die Papierindustrie
– Branchen, in denen der reibungs-
lose Ablauf kontinuierlicher Prozesse
im Vordergrund steht.
Warum ist das Serviceangebot attrak-tiv für produzierende Unternehmen?Wir unterstützen ganzheitlich von der
Studie bis zur Umsetzung. Mit die-
sem Ansatz stellen wir Maßnahmen
wie Umbauten, die Änderung der
Fahrweise, die benötigten Kompo-
nenten sowie die Einbindung ins Pro-
zessleitsystem im Detail dar.
Potenziale
identifizieren
Interview
Christian M. StichLeiter des Kompetenzcenters Chemie bei ABB
36 ABB about 2 |15
Prozessautomation
Eine Frage der Einstellung
Verbesserungspotenzial für Strukturen, Stellglieder und
Sensorik identifizieren – das war das Ziel einer umfangreichen
Regel kreis-Performance-Analyse, die ABB bei der Wacker
Chemie AG im oberbayerischen Burghausen durchgeführt
hat. Von den gewonnenen Erkenntnissen verspricht sich
das Unternehmen Optimierungen im Hinblick auf Qualität,
Durchsatz und Kosten.
Bernd Schuhmann (r.) von ABB Service Control bespricht mit Peter Blümlhuber von der Wacker Chemie AG die Leistungskennzahlen der Keten-Anlage.
Fo
to:
Wacker
Ch
em
ie A
G
37ABB about 2|15
Prozessautomation
Die Wacker Chemie AG betreibt in
Burghausen eine Keten-Spalt-
anlage, in der flüssige Essig-
säure verdampft und gasförmig
in Spaltöfen eingespeist wird. Unter Ein-
satz bestimmter Katalysatoren findet eine
Aufspaltung in Keten und Wasser statt.
Keten dient als Grundstoff für die Her-
stellung von Isopropenylacetat und Ace-
tylaceton. Obwohl die Anlage seit Jahren
problemlos arbeitet, entschloss sich die
Betriebsleitung dazu, ihre Wirtschaftlich-
keit überprüfen zu lassen. „Unser Anlie-
gen resultierte aus dem Wunsch nach
höherer Effektivität, ohne Investitionen in
neue Betriebsmittel tätigen zu müssen“,
erklärt Siegfried Pflaum, Betriebsleiter der
Keten-Anlage.
ServicePort generiert KennzahlenDer ABB-Bereich Service Control erhielt
den Auftrag, die gesamte Automatisie-
rungslösung und die Regelkreise in der
Keten-Anlage umfassend zu analysie-
ren. Im November 2013 wurde dafür ein
ServicePort-Server installiert. Diese Platt-
form stellt lokal oder remote ausgeführte
Dienstleistungen bereit und bietet Zugang
zu den aktuellsten System- und Prozess-
analysefunktionen von ABB. Der Server
überwacht die Signale kontinuierlich und
generiert wertvolle Leistungskennzahlen,
aus denen sich mögliche Störungen früh-
zeitig ableiten lassen. Die intuitive Benut-
zeroberfläche ServicePortExplorer berei-
tet die Parameter grafisch auf, sodass
der Anwender gezielt Gegenmaßnahmen
ergreifen kann.
Die Keten-Anlage basiert auf dem ABB-
Prozessleitsystem Freelance mit DigiVis
als Bedien- und Beobachtungsebene.
Die erforderlichen Automatisierungsauf-
gaben übernehmen fünf redundante Con-
troller vom Typ AC 800F beziehungswei-
se rackbasierte Prozessstationen. Der
ServicePort-Server wurde über eine
OPC-DA-Schnittstelle an das Prozessleit-
system angebunden. 109 aktive Regel-
kreise fanden in der Analyse Berücksich-
tigung, insgesamt verfügt der analysierte
Anlagenteil über 139 Regelkreise. Eine
Signalabtast rate von zwei Sekunden sorg-
te für eine ausreichende Datenbasis, um
die regelungstechnische Leistungsfähig-
keit der Anlage zu beurteilen.
Das Maximum herausholen„Es ist leicht nachvollziehbar, dass bei
einer so großen Zahl unterschiedlicher
Regelkreise eine gegenseitige Beeinflus-
sung der Regelungen nicht auszuschließen
ist“, erklärt Bernd Schuhmann vom Ver-
trieb Service Control bei ABB. Zudem kön-
nen suboptimale Reglerparameter zu Pro-
zessschwankungen führen – mit negativen
Auswirkungen auf Durchsatz und Ausbeu-
te. Eine Regelkreisoptimierung beseitigt
Schwachstellen und Engpässe, was zu
einer längeren Lebensdauer der Kompo-
nenten führt. „Durch geringere Änderun-
gen im Prozess kann der Betreiber näher
an die Spezifikationsgrenzen seiner Anlage
gehen und damit bei gleichbleibender Pro-
duktqualität einen höheren Ausstoß und
einen energieeffizienteren Betrieb errei-
chen“, sagt Bernd Schuhmann.
Auf der Basis einer ersten Performance-
Analyse haben die ABB-Experten mögli-
che Maßnahmen vorgestellt. Vor deren
Umsetzung sind Aufwand und erreich-
bares Verbesserungspotenzial gegenei-
nander abzuwägen. Zudem ist es sinn-
voll, weitere Kennzahlen der Anlage in
die Datenbank des ServicePort-Servers
aufzunehmen, um die Energieeffizienz zu
bestimmen und die Qualität zu überprüfen.
Zu den leicht umsetzbaren Maßnahmen
gehören das Befragen der Anlagenfahrer
zu den auffälligen Regelungen oder die
In spektion einzelner Stellglieder. Insbeson-
dere bei gewachsenen Anlagen wie der
von Wacker ist es wichtig, Altlasten der
Steuerung zu identifizieren und zu besei-
tigen, etwa obsolete Programmbausteine
oder nicht mehr gültige Signale, die ver-
sehentlich weiterverwendet werden. Sie
belasten nicht nur das Leitsystem unnö-
tig, sondern können auch unerwünsch-
te Effekte in der Regelung verursachen.
Darü ber hinaus zeigt ABB Wege auf, wie
sich die Automatisierung mit dem Pro-
zessleitsystem Freelance verbessern lässt
– vom Verbinden fehlender Belegungen
über die Prio risierung einzelner Verarbei-
tungsschritte (Tasking) bis hin zur Kon-
figuration diverser Regelkreisstrukturen.
Mit einem zweiten Analysebericht Ende
2014 wurde die Datenerfassung in der
Keten- Anlage zunächst abgeschlossen.
Wenn das Abschluss dokument vorliegt,
werden weitere Verbesserungsmaßnah-
men diskutiert.
Performance wie am ersten TagDas Beispiel der Wacker Chemie AG
zeigt, dass sich Effektivität und Wirtschaft-
lichkeit von älteren Prozessanlagen mit
einer systematischen Regelkreisanalyse
steigern lassen. Denn häufig erfolgt die
Einstellung der Regelkreise in der Pla-
nungs- und Engineeringphase; im laufen-
den Betrieb wird ihre Leistungsfähigkeit
nicht mehr hinterfragt. Selbst Änderungen
in der Produktion führen nicht automa-
tisch zu einer Anpassung der Regelung;
Alterungs- und Verschleißeffekte bleiben
unerkannt. Die ServicePort-Lösung weist
die Bediener gezielt auf problematische
Regelungen hin. Indem sie alle Leistungs-
parameter automatisiert und kontinu-
ierlich überwacht, hält sie die Anlagen-
performance auf hohem Niveau.
Weitere Infos: [email protected]
„Der Betreiber kann näher
an die Spezifikationsgrenzen
seiner Anlage gehen und einen
höheren Ausstoß erreichen.“
38 ABB about 2 |15
Prozessautomation
Weltweit einzigartig
Zahlreiche Industriezweige sind
auf die Zuverlässigkeit von Gas-
analysatoren angewiesen: Auto-
mobilhersteller messen auf Prüf-
ständen unter anderem die Emissionen von
Verbrennungsmotoren. Heizkesselbauer
müssen nachweisen, dass ihre Produkte
den gesetzlichen Abgasvorschriften ent-
sprechen. In Krankenhäusern überwa-
chen Gasanalysatoren die Konzentration
und Reinheit medizinischer Gase. Und in
der chemischen Industrie liefern die Geräte
wertvolle Messwerte, anhand derer die Pro-
duktion gesteuert und überwacht wird. Alle
Unternehmen aus Branchen, die der Bun-
desimmissionsschutzverordnung unter-
liegen, sind per Gesetz dazu verpfl ichtet,
kontinuierlich Abgasmessungen durchzu-
führen und den Behörden die Werte zu
übermitteln.
Lizenz zum PrüfenOb spektroskopisches, paramagne-
tisches oder wärmeleitendes Verfahren –
die Unternehmen verlassen sich beim Ein-
satz von Gasanalysatoren darauf, dass die
ausgegebenen Messwerte der tatsäch-
lichen Zusammensetzung der Prüfmedien
entsprechen. Lange Zeit gab es jedoch
weder in Deutschland noch weltweit eine
Institution, die in der Lage war, die Ein-
haltung der proklamierten Messbereiche
und -genauigkeiten zu überprüfen und die
Analysatoren entsprechend zu kalibrieren.
Doch das ist Vergangenheit: Die Deut-
sche Akkreditierungsstelle (DAkkS) hat
ABB als unabhängiges Prüf- und Kalibrier-
labor für Gasanalysegeräte anerkannt. Die
Akkreditierung berechtigt ABB, am Stand-
ort in Frankfurt-Praunheim Gasanalysato-
ren aller Hersteller nach DIN EN ISO/IEC
17025 auf die Einhaltung der angegebe-
nen Spezifikationen zu prüfen und zu kali-
brieren. Die Norm sorgt für eine interna-
tionale Standardisierung der Messwerte
und ermöglicht es erstmals, Geräte aus
dem In- und Ausland in Bezug auf ihre
Leistungsfähigkeit zu vergleichen. Für die
Hersteller öffnet sich der Zugang zu den
internationalen Märkten. Mit der Akkredi-
tierung wird das ABB-Labor auch durch
die International Laboratory Accreditation
Die Deutsche Akkreditierungsstelle hat
ABB als unabhängiges Prüf- und Kali-
brierlabor für Gasanalysegeräte anerkannt.
Somit ist ABB berechtigt, sämtliche auf
dem Markt verfügbare Gasanalysatoren
auf ihre Messgenauigkeit hin zu überprü-
fen und zu kalibrieren – als erster Dienst-
leister weltweit.
39ABB about 2|15
Prozessautomation
Im Prüf- und Kalibrierlabor testen ABB Experten, ob Gasanalysatoren
die angegebenen Spezifikationen auch tatsächlich einhalten.
Cooperation (ILAC) gelistet. Damit ist es
in der Lage, die Messgenauigkeit sämtli-
cher auf dem Markt verfügbarer Gasana-
lysatoren, die auf dem spektroskopischen,
paramagnetischen oder wärmeleitenden
Verfahren beruhen, zu prüfen.
Zertifizierte GenauigkeitEin Zertifikat bestätigt die erfolgreiche
Prüfung und Kalibrierung. Nach einer
Reparatur oder einer gewissen Betriebs-
dauer müssen Analysemodule und Gerä-
te, die bereits über eine Zertifizierung ver-
fügen, ihre Eignung erneut nachweisen.
Die Bescheinigung bestätigt die ursprüng-
lichen Spezifikationen mit den entspre-
chenden Messunsicherheiten. Durch wie-
derholte Zertifizierungen können die vom
Betreiber festgelegten Prüf- und Kalibrier-
zyklen überprüft und gegebenenfalls ange-
passt werden. Ein Nachweis des ABB-
Prüflabors hilft dabei, die Auflagen der
Bundesimmissionsschutzverordnung zu
erfüllen. Neben international tätigen Unter-
nehmen zählen auch behördliche Abnah-
mestellen und Überwachungsinstitutionen
wie TÜV oder DEKRA zu den potenziellen
Kunden des Labors.
Weitere Infos: [email protected]
Ein Nachweis des
Prüflabors hilft dabei,
die Auflagen der
Bundesimmissions-
schutzverordnung zu
erfüllen.
40 ABB about 2 |15
Prozessautomation
Der CoriolisMaster von ABB misst mit einer Genauigkeit von 0,1 % des Messwerts.
Fo
to:
Silv
ia K
rög
er-
Ste
inb
ach
Tankwagen mit Idealgewicht
41ABB about 2|15
Prozessautomation
Bei der Abfüllung seiner Erzeugnisse setzt das Chemieunternehmen
RÜTGERS Germany GmbH auf den Masse-Durchflussmesser
CoriolisMaster FCB350 von ABB. Unabhängig von äußeren Ein-
flüssen wie Druck oder Temperatur bestimmt das Gerät Masse und
Dichte des Produkts – für die präzise Befüllung von Tankwagen.
Es steckt in Lacken und Farben, in
Kunststoffen und Betonverflüssi-
gern – Naphthalin ist Rohstoff für
viele Chemie-Produkte. Gewon-
nen wird es aus Steinkohlenteer, einem
Nebenprodukt der Steinkohleverkokung.
Das Chemieunternehmen RÜTGERS Ger-
many betreibt im nordrhein-westfälischen
Castrop-Rauxel mit 54.000 t jährlich die
größte Naph thalin-Produktion weltweit.
Tankwagen und -container transportie-
ren den wertvollen Rohstoff zur Weiterver-
arbeitung in die ganze Welt. Um die Tank-
wagen so genau wie möglich zu befüllen,
setzt RÜTGERS seit Sommer 2014 auf
den Masse-Durchflussmesser Coriolis-
Master FCB350 von ABB. Im Gegensatz
zu Volumen-Durchflussmessern, die den
Stoff abhängig von seinen Eigenschaf-
ten nur in Liter abmessen, erkennt der
Coriolis Master Masse und Dichte des
durchfließenden Mediums. So kann der
Tankwagen entsprechend dem zulässi-
gen Höchstgewicht beladen werden – eine
Unter- oder Überfüllung wird ver mieden.
Dieses Verfahren ist effizienter und siche-
rer als die volumengesteuerte Beladung.
Trägheit optimal genutztDer CoriolisMaster nutzt die Coriolis-
Kraft, eine Trägheitskraft, die eine Masse
quer zu ihrer Bewegungsrichtung ablenkt.
„Eine Erregerspule versetzt die beiden
Rohrschleifen des CoriolisMaster zunächst
in Schwingung. Die Messrohre schwingen
immer in der Resonanzfrequenz, die durch
die Rohrgeometrie und das durchfließen-
de Medium bedingt ist“, erklärt Andreas
Röder, Vertriebsinge nieur für die Region
West bei ABB. „Fließt nun eine Flüssig-
keit durch die vibrierenden Rohrschleifen,
wird sie von der Coriolis-Kraft an den Rand
gedrängt. Je dichter das Medium ist, des-
to stärker versetzt es die Rohrschleifen
in Schwingung. Die Resonanzfrequenz
ändert sich und liefert damit ein direktes
Maß für die Dichte des Mediums.“
Das bei RÜTGERS produzierte Naph-
thalin hat eine Standarddichte von
1,14 g/ cm3. Die Dichte weicht von diesem
Idealwert ab, wenn zu viele Gase, Wasser
oder Schwebstoffe enthalten sind – auch
das erkennt der CoriolisMaster.
Um das zulässige Höchstgewicht der
Tankwagen möglichst genau zu erreichen,
ist die Masse der Zuladung entscheidend.
Der CoriolisMaster misst sie mithilfe zweier
Sensoren an den Rohrschleifen. Anhand
der Zeit, die die Flüssigkeit benötigt, um
die Strecke zwischen den beiden Senso-
ren zurückzulegen, bestimmt das Gerät
über die entsprechende Phasenverschie-
bung der Sensorsignale die durchgeflos-
sene Masse. „Der CoriolisMaster gibt pro
Gewichtseinheit einen Impuls an einen
Zähler weiter“, erläutert Andreas Röder.
„Ist die gewünschte Füllmenge erreicht,
stoppt die Anlage das Betanken.“
Eine Begleitheizung, die um die Leitun-
gen und den CoriolisMaster gewickelt ist,
hält das wachsartige Naphthalin konstant
bei 96 °C. „Bei tieferen Temperaturen wür-
de das Naphthalin hart werden und die
Rohrleitungen sowie das Messgerät ver-
stopfen“, erklärt Carsten Holl, Leiter der
Elektro-, Mess- und Regelwerkstatt (EMR)
bei RÜTGERS. Die Tankwagen sind in der
Regel so gut isoliert, dass das Naphthalin
bis zu zwei Tage flüssig bleibt.
Zehn Abfüllungen täglichMit einer Genauigkeit von 0,1 % des
Messwerts ist der CoriolisMaster das prä-
ziseste Gerät seiner Art. Die bei RÜTGERS
eingesetzte neue Reihe ist seit 2013
auf dem Markt. Durch das optimierte
Design der Rohrschleifen kommt es nur
zu einem geringen Druckverlust und der
CoriolisMaster FCB350 erreicht bereits
in einer DN50 beim Verladeprozess eine
Durchfluss menge von 35 bis 40 t/h. Im
Schnitt verlassen täglich zehn Tank wagen
und -container mit rund 24 t Ladungs-
kapazität den Verladehof von RÜTGERS.
„Die besondere Herausforderung des
Projekts bestand darin, Fehlmessungen,
die durch im Naphthalin enthaltene Gase
zustande kommen können, optimal zu
kompensieren“, sagt Andreas Röder von
ABB. „Gemeinsam mit den Fachleuten von
RÜTGERS haben wir eine Lösung entwi-
ckelt, die die speziellen Gegebenheiten
des Chemiewerks berücksichtigt.“
RÜTGERS ist mit der Leistung des
CoriolisMaster sehr zufrieden: „Die Zu sam-
menarbeit hat sich gelohnt – wir starteten
das Projekt mit dem Ziel, bei der Befül-
lung der Tankwagen so nah wie möglich
an das erlaubte Gewichtslimit heranzu-
kommen“, sagt EMR-Leiter Carsten Holl.
„ABB erfüllte mit dem CoriolisMaster nicht
nur unsere technischen Anforderungen,
sondern überzeugte uns durch Flexibilität,
schnelle Reaktionszeiten und klar definier-
te Ansprechpartner.“
Weitere Infos: [email protected]
Die RÜTGERS-Gruppe ist ein Che-
mieunternehmen mit acht Produk-
tionsstandorten weltweit. Mit über
800.000 t Teerverarbeitung im Jahr
ist RÜTGERS führender Hersteller
von Chemierohstoffen aus Steinkoh-
lenteer. Aus diesem Nebenprodukt
der Steinkohleverkokung entstehen
bei RÜTGERS Grundstoffe für die
Aluminium- und Stahlindustrie, Naph-
thalin sowie technische Öle und wei-
tere Basis-Chemikalien. Das 1849
gegründete Unternehmen beschäftigt
rund 1.100 Mitarbeiter.
Weitere Infos: www.ruetgers-group.com
RÜTGERS-Gruppe
42 ABB about 2 |15
Produkte
Für größere StrömeMotorschutzschalter MS165 erweitert
Einsatzbereich von 32 A auf 65 A
Niederspannung
Neuheiten ABB bietet ein breites Spektrum an innovativen Produkten.
Auf den folgenden Seiten stellen wir einige Highlights
unserer neuesten Entwicklungen vor – maßgeschneiderte
Lösungen für anspruchsvolle Aufgaben.
MS165 gibt es auch die Variante
MO165. Dieser Kurzschlussschutz-
schalter ohne thermische Auslösung,
der ebenfalls bis 65 A verfügbar ist,
kommt bei Sonderanwendungen zum
Einsatz, bei denen die thermische und
die magnetische Auslösung bewusst
voneinander getrennt sind. In sol-
chen Fällen übernimmt ein separates
Gerät, zum Beispiel das elektronische
Überlastrelais EF65 oder das universelle
Motorsteuergerät UMC100, den ther-
mischen Schutz.
Weitere Infos: [email protected]
Thermischer und magnetischer AuslöserDer neue Motorschutzschalter MS165
mit thermischem und elektromagne-
tischem Schutz gehört zur kompakten
und leistungsstarken ABB-Baureihe für
den Motorschutz bis 30 kW (400 V). Er
weist eine Modulbreite von 55 mm auf.
Das temperaturkompensierte Gerät
hat eine Drehgriffbedienung mit eindeu-
tiger Schaltstellungsanzeige I/TRIP/0.
Mithilfe eines Vorhängeschlosses kann
der Drehgriff in der Position 0 verriegelt
werden. Darüber hinaus verfügt der
MS165 über eine Kurzschlussanzeige.
Für den Anbau von Hilfs-, Signal- und
Kurzschlussmeldekontakten sowie von
Unterspannungs- und Arbeitsstrom-
auslösern ist kein Werkzeug erforderlich.
3-Phasen-Schienen für 125 A erlauben
die gemeinsame Einspeisung mehrerer
Motorschutzschalter. Weiteres Zube-
hör für den Schaltschrankeinbau und
Klemmenabdeckungen runden das
Angebot ab. Direktadapter ermöglichen
die unmittelbare Verbindung zwischen
dem MS165 und den passenden
AF-Schützen – zum schnellen und
einfachen Aufbau von kompakten
Starterkombinationen. Neben dem
Vorteile – MS165 mit gleichem Zubehör
und gleicher Funktionalität
wie MS132
– Geringe Baubreite von 55 mm
– Komfortabler Aufbau von Starter-
kombinationen mit AF-Schützen
– Ausführung MO165 für reinen
Kurzschlussschutz
43ABB about 2 |15
Produkte
Koppelrelais bereits integriertGerade bei größeren Schützen ist die
Anzugs- und Halteleistung der Spule
häufig so hoch, dass eine direkte
Ansteuerung durch eine speicherpro-
grammierbare Steuerung (SPS) nicht
mehr möglich ist. Die Lösung bietet
ein Koppelrelais zwischen SPS und
Schütz, das so zu wählen ist, dass
eingangsseitig die 24 V DC des SPS-
Ausgangs angelegt werden können
und die Spannung am Relaisausgang
der Steuerspannung des Schützes
entspricht. Bei der neuen Baureihe
AF116 bis AF370 mit SPS-Eingang ist
ein solches Koppelrelais bereits inte-
griert. Diese Schütze gibt es – wie die
gesamte AF-Familie – mit sehr breiten
Steuerspannungen von 100...250 und
250...500 V AC/DC. Um direkt von einer
SPS angesteuert werden zu können,
verfügen die Schütze über einen zusätz-
lichen 24-V-DC-Eingang.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Konventionell oder direkt aus
einer SPS ansteuerbar
– Sehr breite Steuerspannungs-
bereiche für AC/DC
– Keine zusätzlichen Löschglieder
erforderlich
– Geringer Verdrahtungsaufwand
– Geringer Aufwand für die Logistik
Direkt an-steuerbarSchütze AF116 bis AF370
jetzt mit SPS-Eingang
Niederspannung
Verschmutzung in Echtzeit ablesenDas Rußblasen dient der Reinigung von
Wärmetauschern, von Überhitzerflächen
und Wänden in einem Kraftwerks-
kessel. Dieser Prozess, bei dem Dampf
oder Luft unter Druck einströmt und
vorhandenen Schmutz entfernt, wird
häufig innerhalb eines festen Zyklus
wiederholt, ohne dass der genaue
Verschmutzungsgrad bekannt ist. Um
einen Wärmeverlust, der mit zunehmen-
der Verunreinigung einhergeht, sowie
unnötige Reinigungen zu vermeiden,
hat ABB die Software OPTIMAX
SootBlowMax entwickelt. Das
Beson dere: Sie berechnet den Ver-
schmutzungsgrad der Wärmetauscher in
Echtzeit und bereitet die Informationen
in einem Bedienbild auf. Auf einen Blick
erkennt der Anlagenfahrer, wann welche
Überhitzer gereinigt werden müssen –
für optimale Rußblaszyklen und damit
effizientere Anlagen.
Weitere Infos: [email protected]
Modulare Verdrahtung Die steckbaren Reihenklemmen der
Serie SNK kombinieren die Vorteile
der Push-in-Federzugtechnik bezie-
hungsweise des Schraubanschlusses
mit der Leistungsfähigkeit steckbarer
Verbindungen. Bei anspruchsvollen
Vibrations- und Schockprüfungen
zeigten sie höchste Vibrationsbestän-
digkeit. Aufgrund dieser Eigenschaft
eignet sich die neue Reihe ideal für die
Segmente Bahn und Marine. Einfach zu
konfektionierende Steckverbindungen
ermöglichen eine schnelle und flexible
Verdrahtung, da die Leiter in einem ein-
zelnen Kabelstrang zusammengefasst
werden und keine Punkt-zu-Punkt-
Verdrahtung mehr erforderlich ist. Das
ermöglicht effizientere Produktionsab-
läufe sowie sichere Steckverbindungen
auch in Serienfertigung. Die SNK-Serie
für Steckverbinderanschluss von ABB
ist im Bemessungsquerschnitt 2,5 bis
4 mm2 erhältlich.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Visualisierung des Verschmut-
zungsgrads der Wärmetauscher
– Reduzierung von Wärmeverlusten
durch gezieltes Rußblasen
– Höhere Effi zienz des Kraftwerks
– Geringe Amortisationszeiten
Vorteile – Ideal für Bahn- und Marine-
anwendungen dank hoher Vibra-
tionsresistenz
– Kosteneffi ziente Lösung aufgrund
einfacher Konfektionierung der
Steckverbinder
– Weltweite Zulassungen
Kessel ge-zielt reinigenOPTIMAX SootBlowMax
verbessert Rußblaszyklen
Einheitliches ZubehörSNK-Reihenklemmen für
Steckverbinder
KraftwerksoptimierungNiederspannung
Modulare Verdrahtung Di t kb R ih kl d
44 ABB about 2 |15
Produkte
Auf den Anwender zugeschnittenNeue RobotWare-Version für
die IRC5-Robotersteuerung
Robotics
Smartphones oder industrielle Displays
für die Verwaltung und Kon trolle eines
Roboters eingesetzt werden. Das Werk-
zeug Externally Guided Motion (EGM)
steuert und über wacht die Roboter-
bewegung mithilfe externer Sensoren.
Diese können absolute Positionen
ermitteln und sie der Steue rung mittei-
len. Außerdem sind sie in der Lage, die
Roboterbahn flexibel zu verändern. Ein
weiterer Vorteil der neuen RobotWare-
Version ist der Installation Manager, der
ein noch einfacheres Installieren der
Software und ihrer Optionen ermöglicht.
Weitere Infos: [email protected]
Flexible ProgrammierspracheRobotWare ist die leistungsstarke Soft-
ware für die IRC5-Robotersteuerung.
Die neue Version bietet die umfang-
reichsten Funktionen für Entwickler seit
der Einführung der IRC5-Robotersteu e-
rung im Jahr 2004. Das Herzstück von
Robot Ware ist RAPID, eine flexible Spra-
che zur Programmierung von Robotern,
deren Grundmerkmale und -funktiona-
litäten leicht anzuwenden sind. Zu den
Werkzeugen, die mit der neuen Version
zur Verfügung stehen, gehören Sensor-
und Programmierschnittstellen ebenso
wie spezielle Anwendungs pakete.
Robot Web Services ist eine Program-
mierschnittstelle auf der Basis von
HTML5, die eine von Betriebssystemen
unabhängige Kommunikation zwischen
dem Roboter und verschiedenen
Geräten ermöglicht. So können Tablets,
Vorteile – Neue Schnittstellen für noch
mehr Funktionalitäten
– Einfaches Hinzufügen von
zusätzlichen Optionen mit dem
Installation Manager
– Schnellere und einfachere
Inbetriebnahme des Roboters
– Verbessertes Ansprechverhalten
des Roboters bei manueller
Bewegung (Jogging)
Schnell und intuitiv Simplified Robot Programming (SRP) ist ein revolutionäres Programmierwerk-
zeug für roboterbasierte Lackierprozesse, das die Programmierzeiten auf wenige
Minuten verkürzt. Mit einer Software zur Bewegungserfassung scannt der
Anwender zunächst ein zu lackierendes Element; dazu fährt er in einer fließenden
Bewegung mit dem ABB SRP Teach Handle an diesem entlang. Dieser Ablauf
wird aufgezeichnet und an die Software übertragen, welche die Bewegungen
in eine Roboterbahn umrechnet. Nachdem der Anwender das so entstandene
Roboterprogramm gespeichert hat, kann er es mit ABB RobView am Computer
überprüfen und bearbeiten. Mit SRP lassen sich Programme für das Lackieren
von fest stehenden oder auf einem Förderband vorbeifahrenden Teilen erstellen.
Weitere Infos: [email protected]
Minuten statt StundenLackieren leicht gemacht mit Simplified Robot
Programming
Robotics
Vorteile – Leistungsstarke Software erfasst
menschliche Handbewegung
– Kurze Programmierzeiten
– Das SRP Teach Handle ist einer
Lackierpistole nachempfunden.
– Das erstellte Roboterprogramm
kann am Computer bearbeitet
werden.
e Displays
olle eines
Das Werk-
n (EGM)
VVorteile– Neue S
mehr Fu
– Einfach
45ABB about 2 |15
Produkte
Professionelle InstallationMit den neuen Verdrahtungskanälen
von ABB lassen sich Leitungen sicher
und bequem verlegen. Die spezielle
Fertigung des Schlitzprofils sorgt für
eine einfache Montage und einen stabi-
len Sitz des Oberteils. Ein besonderes
Stanzverfahren beseitigt dabei Grate
und scharfe Kanten, was Hautverletzun-
gen und Beschädigungen der Leitungen
verhindert. Für jede Anwendung bietet
ABB die passende Variante: Halogen-
freie Verdrahtungskanäle kommen in
sensiblen Bereichen und an Orten mit
viel Publikumsverkehr wie öffentlichen
Gebäuden, Flughäfen, Krankenhäusern
oder Bahnen zum Einsatz. Flexible Ver-
drahtungskanäle eignen sich besonders
für Anwendungen, bei denen Leitungen
verdreht oder verbogen werden. Eine
Variante mit runden Auslässen bietet
einen erhöhten Schutz gegen äußere
Einwirkungen, wie er beispielsweise in
Aufzugsschächten nötig ist.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Fix-O-Rapid-Schnellmontage-
system ohne Bohren, Nieten
oder Schrauben
– Einfaches Entfernen von Rippen
durch Sollbruchstellen
– Reduzierte Zahl von Befesti-
gungspunkten dank großer
Biege steifheit
Varianten-reichVerdrahtungskanäle
sorgen für Ordnung
Kabelmanagement
Zeitsparende PlanungOb eine Sicher heits beleuchtung eher
zentral oder dezentral aufgebaut sein
sollte, ist von der Gebäudestruktur
abhängig. Mit der Zentralbatterieanlage
viaFlex lassen sich beide Varianten
gleichermaßen realisieren. Das System
besteht aus standardisierten Kom-
ponenten mit speziellen Hard- und
Softwareelementen. So ist es mög-
lich, die Sicherheitsstromversorgung
brandabschnittsweise zu planen, zu
installieren und in Betrieb zu nehmen.
Die kompakten Leuchtenbausteine
viaFlex FLX überwachen und steuern
die Sicherheits- und Rettungszeichen-
leuchten. Über die Versorgungsleitung
melden sie der Unterstation viaFlex
US den Zustand der Leuchte und die
Spannungsversorgung. Eine separate
Datenleitung ist nicht erforderlich. Der
Betriebsstundenzähler gibt Auskunft
über die Nutzungsdauer des Leucht-
mittels und übermittelt bei Bedarf eine
präventive Ausfallwarnung.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Höchste Flexibilität beim Netz-
aufbau – zentral im Gebäude und
dezentral im Brandabschnitt
– Schnelle Installation ohne Einstel-
lungen am Leuchtenbaustein
– Intuitives Bedienkonzept für zeit-
sparende (Teil-)Inbetriebnahmen
Flexibel im AufbauLeuchtenbausteine
viaFlex FLX als Teil der
Zentralbatterieanlage
Sicherheitsbeleuchtung
High-Performance-SPS ABB bietet die speicherprogrammier-
bare Steuerung (SPS) AC500 jetzt mit
ultrahoher Leistung an. Die PM595 hat
einen Mehr-Prozessor-Kern, mit dem
anspruchsvolle Maschinensteuerungen,
Motion-Control-Automatisierungen und
Kommunikationsaufgaben realisiert
werden können. Der AC500 Machinery
Controller ist für robuste, leistungs-
starke Steuerungen optimiert und
besitzt einen 1,3-GHz-Prozessor mit
vier 32-Bit-RISC-Prozessoren sowie
einen integrierten, doppelt genauen
Gleitkommaprozessor, einen 16-MB-
Anwenderprogrammspeicher
und zahlreiche Kommunikations-
schnittstellen. Aufgrund der hohen
Verarbeitungsleistung kann er sehr
komplexe Steuerungsaufgaben ausfüh-
ren, zum Beispiel präzise, koordinierte
Bewegungen mit vielen Achsen oder
umfangreiche mathematische Operatio-
nen wie trigonometrische Berechnungen
in Echtzeit für Roboter oder komplexe
kinematische Anwendungen.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Bereit für künftige Anforderungen
in der Maschinensteuerung
– Vielseitige Konnektivität für den
Einsatz in älteren Systemen und
aktuellen Netzwerken
– Anpassungsfähige Architektur
Leistungs-starkNeuer AC500 Machinery
Controller für anspruchs-
vollen Maschinenbau
Steuerungstechnik
46 ABB about 2 |15
Produkte
Erfüllung von NAMUR-AnforderungenDie neuen Wirbel-Durchflussmesser
SwirlMaster und VortexMaster sind
jeweils in einer Standardausführung und
in einer erweiterten Version erhältlich.
Der SwirlMaster FSS430 besitzt einen
analogen Ausgang mit HART-Kommu-
nikation. Optional sind ein grafisches
Display, digitale Ausgänge und ein
integrierter Temperatursensor verfügbar.
Als erweiterte Version ist der FSS450
in der Lage, Signale von anderen
Messumformern, zum Beispiel Werte
für Dichte, Temperatur oder Druck, über
eine analoge 4...20-mA-Schnittstelle
zu verarbeiten. Den VortexMaster gibt
es als Einstiegsmodell FSV430 und
als Version FSV450 mit zusätzlichen
Features. Beide Varianten sind zudem
in abgesetzter Bauform mit einer
Kabellänge von bis zu 30 m erhältlich.
Aufgrund der verbesserten Sensor-
reaktionszeit sprechen der SwirlMaster
und der VortexMaster innerhalb von
nur ungefähr 1 s auf Veränderungen
des Durchflusses an. Zu den erwei-
terten Diagnosefunktionen gehört die
kontinuierliche Kontrolle des Durch-
fluss- und Temperatursensors sowie
des Datenspeichers und der Elektro-
nik. Wird das Gerät außerhalb seiner
Spezifikationen betrieben, registriert
die Online-Systemüberwachung den
Temperaturanstieg im Gehäuse inneren
und warnt vor Überhitzung. Die neuen
Wirbel-Durchflussmesser erfüllen
zahlreiche NAMUR-Anforderungen.
Sie eignen sich für den Einsatz in der
Chemieindustrie, in Kraftwerken sowie
in allen anderen Applikationen, bei
denen Dampfströme überwacht werden
müssen. In solchen Umgebungen spie-
len sie ihre Vorteile gegenüber anderen
Durchflussmess ern besonders aus.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Robuster Aufbau ohne beweg-
liche mechanische Teile
– Sehr hohe Messgenauigkeit
– Geringe Installationskosten
– Auch in ex-geschützter Ausfüh-
rung erhältlich
– Optional mit Edelstahlgehäuse
verfügbar
Schnelle Präzision bei Dampfströmen
Messtechnik
Wirbel-Durchflussmesser SwirlMaster und
VortexMaster mit zusätzlichen Funktionen
Universelle Ethernet-FähigkeitDie 3-Phasen-Antriebe für Asyn-
chronmotoren aus der neuen
MotiFlex-e180-Serie ermöglichen eine
enorme Systemflexibilität bei Maschi-
nenanwendungen mit hohen Leistungen
und im Dauerbetrieb sowie bei Motion-
Control-Applikationen. Sie lassen sich
auf vielfältige Weise für unterschied-
liche leittechnische Architekturen,
Rückführungssysteme und Kommunika-
tionsnetze konfigurieren. Die insgesamt
neun Antriebe bieten einen Dauerstrom
von bis zu 90 A und einen Spitzenstrom
von 120 A. Für jede der neun Leistungs-
stufen können vier verschiedene
Kombinationen aus Dauer-/Spitzenleis-
tung und Zeit ausgewählt werden. Kern
der Flexibilität von MotiFlex e180 ist die
universelle Ethernet-Kommunikations-
fähigkeit. Die Antriebe können über die
Software für Systeme auf der Basis von
EtherCAT, Modbus TCP, Ethernet/IP
oder Powerlink konfiguriert werden.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Universelle Plattform für Hoch-
leistungsanwendungen
– Großer Funktionsumfang
– In vielen verschiedenen Leitsys-
temarchitekturen einsetzbar
– Integrierte Sicherheit
Erweitertes AngebotNeue 3-Phasen-Antriebe
MotiFlex e180
Antriebstechnik
47ABB about 2 |15
Produkte
Radikale Vereinfachung Der Field Information Manager (FIM) ist das erste Werkzeug auf dem
Markt, das die Feldgeräteintegration mit nicht proprietären, gemeinsamen
FDI-Common-Host-Komponenten unterstützt. Probleme beim gemein-
samen Einsatz von Feldgeräten und von Leittechnik unterschiedlicher
Hersteller in einer Anlage gehören damit der Vergangenheit an. Zudem
verringert sich der Zeitaufwand für die Anbindung von Geräten an ent-
sprechende Managementtools deutlich: Für Installation, Anschluss und
Online-Zugriff benötigt der Anwender gerade einmal drei Minuten und etwa
15 Mausklicks. Dass FIM mit Tablet-PCs mit Windows-Betriebssystem
kompatibel ist, verschafft dem Nutzer größere Bewegungsfreiheit auf der
Anlage. Das innovative Device-Menü stellt die Verfügbarkeit aller wichtigen
Geräte informationen auf einen Blick sicher.
Weitere Infos: [email protected]
Effektiv verwaltenField Information Manager (FIM) hebt
die Field Device Integration (FDI) auf
ein neues Level
Gerätemanagement
Zwischen Mensch und MaschineVersion 6.0-2 der Bedienstationen
Panel 800 ist jetzt verfügbar
Leittechnik
Vergrößertes PortfolioPanel 800 ist eine anwenderfreund-
liche, intuitive und ergonomische
Vor-Ort- Bedienstation, die schlanke
Abmessungen mit anspruchsvollen
Funktionen verbindet. Jetzt ist ihre
Version 6.0-2 verfügbar, bei der
eine neue Produktreihe mit Tastatur-
bedienung die Serie der hochwertigen
Touch-Panels ergänzt. Nunmehr sind
das 7"-Tastatur-Panel PP874K und
das 10"-Modell PP877K erhältlich.
Neben Ethernet-basierten und seriellen
Kommunikationsmöglichkeiten sind
auch Profibus-DP-Slave-Schnittstellen
für alle Panels verfügbar. Die Konfigura-
Vorteile – Hohe Benutzerfreundlichkeit und
intuitive Bedienung
– Komplette Prozessabbilder durch
vordefi nierte Objekte im Panel
Builder
– Datenaustausch zwischen den
Controllern in Echtzeit (Gateway-
Funktionalität)
– Umfangreiche Scripting- und
Simulationsfunktionen
tionssoftware Panel Builder ermöglicht
die Einrichtung des Human Machine
Interface (HMI) auf einem PC, der
dieselbe Darstellung und Bedienung
der Prozessgrafiken erlaubt wie das
Bedienterminal. Die Version 6.0-2
der Produktserie Panel 800 erfüllt
mit umfangreichen Scripting- und
Simulationsmöglichkeiten die hohen
Anforderungen an die Kommunikation
zwischen Mensch und Maschine in
Prozessanlagen.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Kostenloser Download der Basis-
version „Device Window Edition“
ab Mai 2015
– Kontextbezogene Ansichten für
beschleunigte Parametrierung
– Schnellzugriff durch Kennzeich-
nung ausgewählter Parameter als
Favoriten
48 ABB about 2 |15
Impulse
Fo
tos:
Lu
ca S
ierm
an
n
Partnerschaft auf AugenhöheSeit 15 Jahren gilt für die Partnerschaft von ABB und Special Olympics
Deutschland: „Gemeinsam stark“. ABB unterstützt die Sportorganisation für
Menschen mit geistiger Behinderung nicht nur als einer der Premium Partner,
sondern vor allem mit dem Einsatz von Mitarbeitern als freiwilligen Helfern bei
den Sommer- und Winterspielen – etwa im bayerischen Inzell Anfang März.
ABB-Helfer Andrew Buchen unterstützt in Inzell Melanie Beyer, die im Langlauf zweimal Silber holte.
49ABB about 2 |15
Impulse
Dichtes Schneetreiben auf der
Lindlbauer Langlauf-Loipe in
Inzell – es ist der letzte Wett-
kampftag für die Athleten mit
geistiger Behinderung. Insgesamt gin-
gen 808 Teilnehmer an den Start. Eine
von ihnen: Melanie Beyer von der Stif-
tung Rehabilitationszentrum Thüringer
Wald. Ski-Langlauf ist ihre Disziplin. Die
23-Jährige aus Suhl konnte schon viele
sportliche Erfolge verbuchen, obwohl es
für Menschen mit Down-Syndrom oftmals
schwierig ist, neue Bewegungen zu erler-
nen. In Inzell konnte sich die Langläufe-
rin über zweimal Silber und einen vierten
Platz freuen. „Es war echt schön“, erzählt
die Athletin; und über die Medaillen habe
sie sich sehr gefreut. Einen kleinen Anteil
an ihrem Erfolg hatten in Inzell auch die
rund 500 ehrenamtlichen Helfer – so wie
ABB-Helfer Andrew Buchen. Der 54-Jähri-
ge nimmt Melanie Beyer nach ihrem erfolg-
reichen Silberlauf in der Staffel in Empfang
und feiert zusammen mit ihr die Medaille.
„Das Engagement der ABB-Helfer ist
ehrenamtlich“, erklärt ABB-Projektleiterin
Uta Windel aus der Unternehmenskom-
munikation. „Sie nehmen für die Zeit der
Spiele Urlaub oder reichen Zeitausgleich
ein. Das Unternehmen trägt die Reise-
und Hotelkosten.“ Bisher seien bereits
fast 3.000 Mitarbeiter aus ganz Deutsch-
land dabei gewesen.
Gemeinsam starkSeit dem 100-jährigen Firmenbeste-
hen im Jahr 2000 ist ABB Deutschland
Premium Partner von Special Olympics
Deutschland. Insgesamt hat das Unter-
nehmen Special Olympics bisher mit mehr
als drei Mio. Euro gefördert. Im Novem-
ber vergangenen Jahres hat ABB den
Sponsoringvertrag um drei weitere Jah-
re verlängert. Dabei verfolgen beide Part-
ner ein gemeinsames Ziel: die Inklusion
behinderter Menschen in der Gesellschaft
voranzutreiben.
Das Herz des ABB-Engagements bildet
das „Corporate Volunteering“ – der freiwil-
lige Einsatz der ABB-Mitarbeiter – bei den
Nationalen Spielen. Inzwischen sind sogar
ABB-Kunden mit Begeisterung als Volun-
teers im Einsatz und erleben die einmalige
Atmosphäre, die Freude der Athleten und
das Miteinander bei den Special-Olym-
pics-Wettbewerben. Der ABB-Kunden-
empfang und der gemeinsame Besuch der
Eröffnungsfeier haben sich bei Nationa-
len Spielen bestens etabliert. Nach Inzell
kamen ungefähr 80 Kundenvertreter aus
allen Geschäftsbereichen.
Auf nach Hannover!Die Special-Olympics-Fahne wurde
derweil schon an den nächsten Austra-
gungsort der Nationalen Sommerspiele
übergeben: Im Juni 2016 heißt es auch
für viele freiwillige ABB-Helfer wieder
„Gemeinsam stark“ – dann in Hannover.
Weitere Infos: www.abb.de/specialolympics
www.specialolympics.de
Eine besondere Jubiläumsaktion
star tete der Geschäftsbereich Indus-
triekomponenten bei den diesjähri-
gen Winterspielen: „Wir wollten die
Freude über unsere Partnerschaft mit
Special Olympics mit möglichst vie-
len Menschen teilen und gemeinsam
etwas Verbindendes und Haltbares
schaffen“, erklärt Vertriebsleiter Nils
Leenen. So entstand die Idee einer
Kabelbinder-Sitzbank. Das Alumi-
niumgestell montierten Auszubilden-
de des Heidelberger Training Centers
zusammen. In Inzell flochten dann
Athleten, Gäste und auch der ein
oder andere Promi bunte ABB-Kabel-
binder in das Gestell ein. So entstan-
den Sitzfläche, Lehne und Beine.
„Wir haben nicht damit gerechnet,
dass die Bank in Inzell schon fertig
wird“, freut sich Leenen. Jetzt werde
die Bank zu einer kleinen Sitzgruppe
erweitert. Gegen eine kleine Spende
sollen so bis zum Jahresende viele
fleißige Hände die Sitzgruppe bei
Messen oder Fachschauen fertigstel-
len – dann wird sie zugunsten von
Special Olympics versteigert.
Weitere Infos: www.abb.de/specialolympics/15jahre
Jubiläumsaktion: „Bunte Bank“
„Das Engagement
der ABB-Helfer ist
ehrenamtlich.“
Markus Ochsner, Arbeitsdirektor von ABB Deutschland, beteiligt sich an der Aktion.
50 ABB about 2 |15
Blickpunkt
Volle Power aus
der Schweiz
TurboladerWer hat’s erfunden? Alfred Büchi war’s
– der Schweizer Ingenieur hatte die Idee
für den Abgas-Turbolader und meldete
ihn 1905 zum Patent an. Seit Anfang der
1920er-Jahre stellt ABB den Turbo her,
ohne den kein großer Motor auskommt:
Im Schnitt verdreifacht er die Leistung,
senkt den Treibstoffverbrauch um 10 %
und reduziert die Emissionen. Heute ist
ABB Weltmarktführer bei Turboladern
für große Diesel- und Gasmotoren ab
500 kW und bis über 80 MW: Etwa
200.000 ABB-Turbolader sind weltweit
im Einsatz – zwei Drittel davon auf Schif-
fen aller Art; das restliche Drittel verteilt
sich auf stationäre Kraftwerke, aber auch
auf Dieselloks und große Baumaschinen.
Ganz wichtig bei ABB: vorbeugender
Service für maximale Betriebssicherheit.
Denn der Ausfall eines Turboladers kann
schnell immense Kosten verursachen.
Weitere Infos: [email protected]
51ABB about 2 |15
Leserservice
Impressum
about 2 | 15
Das Kundenmagazin von ABB Deutschland
HerausgeberABB AG, Klaus Treichel,
Kallstadter Straße 1, 68309 Mannheim
Redaktionsleitung Rainer Hofmann, Stierstädter Straße 5,
60488 Frankfurt am Main
RealisierungPublik. Agentur für Kommunikation GmbH,
Rheinuferstr. 9, 67061 Ludwigshafen
Gesamtauflage: 30.000
Service für Informationen, Kritik und [email protected]
Adressänderungen und [email protected]
Tel. +49 621 33839-38
Mo. – Fr. 9.30 bis 12.00 Uhr und
13.30 bis 16.00 Uhr
Telefax: +49 621 33839-33 (0,14 €/Min. aus dem
deutschen Festnetz, maximal 0,42 €/Min. aus dem
Mobilfunknetz)
Vervielfältigung und Veröffentlichung, auch in Auszügen,
nur mit Genehmigung der ABB AG.
Disclaimer: Die Informationen in dieser Publikation
enthalten lediglich allgemeine Beschreibungen bzw.
Leistungsmerkmale, die im konkreten Anwendungsfall
nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen.
Durch Weiterentwicklung der Produkte können sich
die Merkmale auch ohne weitere Ankündigung ändern.
Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie
bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden.
Inbetriebnahme der zentralen Kau-fel-Sicherheitsbeleuchtungsanlage18. Mai, 17. Juni und 13. Juli 2015,
Berlin
Intelligente Sicherheitsbeleuchtung bei aktueller Normenlage23. April 2015, Berlin; 27. April 2015,
München
Sichere Krankenhausstromversor-gung (BSV-Anlagen nach DIN VDE 0558-507)25. Juni 2015, München
Anmeldung: [email protected]
Messen &
Veranstaltungen
GIFA (Halle 16, A23 )/METEC (Halle 4, Stand A28)6. bis 20. Juni 2015, Düsseldorf
Windforce (11. WAB Offshore Con-ference)9. bis 11. Juni 2015, Bremerhaven
Intersolar10. bis 12. Juni 2015, München
BDEW Kongress23. bis 25. Juni 2015, Berlin
Contact CenterSocial-Media-Highlights
Licht wie durch ZauberhandWie KNX-Geräte von ABB in Zürichs
neustem Kinokomplex für passende
Lichtszenarien sorgen, lesen Sie auf
ABB Conversations.
Neues Isoliergas ersetzt SF6
ABB hat ein Isoliergasgemisch entwi-
ckelt, das die Emsissionen von Schalt-
anlagen um bis zu 50 % reduziert. Mehr
dazu auf ABB Conversations.
Ihr Kontakt zu ABB:
0621 381 3333Wir stehen Ihnen an Werktagen von
8:00 bis 17:00 Uhr persönlich zur
Verfügung.
ABB Termine: Eine Auswahl
Hier kommen Sie direkt zur Auswahl der Social-Media-Highlights.
Seminare & Workshops
Fachseminar Industrietechnik (NSP3)27. bis 28. April 2015, Heidelberg
DOC Akademie (EV 1)1. bis 2. Juni 2015, Heidelberg
Workshop Emax/Tmax/Tmax XT/X1 (NSP 4)23. April, 21. Mai und 25. Juni 2015,
Heidelbeg
Anmeldung: [email protected]
MaschinenBauInfo11. Juni 2015, Hotel Krummweg,
Ratingen
Anmeldung: [email protected]
DE451 – 800xA Tipps und Tricks,
11. und 12. Mai 2015, Burghausen
27. und 28 Mai 2015, Ratingen
DE430 – Microsoft Windows® für ABB IndustrialIT Prozessleitsysteme11. bis 13. Mai 2015, Ladenburg
Anmeldung: www.abb.de/abbuniversity
Man nehme die Rennfahrerin und Motorsport-Journalistin Vicki Butler-Henderson und gebe 3.500 Porzellanteile, einen sechs Tonnen schweren Elefanten und den ABB Industrial Drive dazu. Diesem absolut kompromisslosen Produktivitätstest wurde der ACS880 mit seiner funktionalen Sicherheit unterzogen. Sehen Sie es selbst unter www.abb.de/acs880-challenge
Kann der ABB Industrial Drive einen Elefanten sicher durch einen Porzellanladen manövrieren?
Sicher.
HANNOVER MESSE
13. – 17. April 2015
Halle 11, Stand A35
www.abb.de/hannover