about von abb deutschland · 2019. 12. 12. · abb about 4 |15 5 nachrichten mannheim. zum...
TRANSCRIPT
aboutaboutDas Kundenmagazin
von ABB Deutschland
4 |15
Hidden Champions | 06
Der Mittelstand ist gut für Weltklasseleistungen
Produkte und Innovationen | 30
Neuheiten aus dem Angebot von ABB
Impulse | 36
Weichenstellungen für die Energiewende
Im Verborgenen glänzen
2 ABB about 4 |15
Inhalt
Anfang September haben wir die
nächste Stufe unserer Next-Level-Stra-
tegie bekannt gegeben. Damit werden wir
für Sie die Zusammenarbeit mit ABB wei-
ter vereinfachen und verbessern.
Eine der wichtigsten Änderungen, die
wir Anfang 2016 umsetzen, ist die Neu-
organisation unserer Geschäftsfelder. Ab
1. Januar gibt es vier Divisionen: Strom-
netze, Elektrifizierungsprodukte, Prozess-
automation sowie Industrieautomation und
Antriebe. Damit reduzieren wir die Schnitt-
stellen, können unsere Angebote besser
bündeln, wir können Sie zielgerichteter
bedienen und Ihnen so zu zusätzlicher
Wertschöpfung verhelfen.
Die neue Division Stromnetze wird der
weltweit führende Anbieter bei Energie-
und Automatisierungslösungen für das
Netz sein. Unsere Aktivitäten der Mittel-
und Niederspannungsprodukte haben wir
in der zweiten neuen Division Elektrifizie-
rungsprodukte zusammengefasst. In der
Division Prozessautomation bündeln wir
unsere gesamten Leittechnik-Aktivitäten
für Industriekunden und Energieversor-
ger. Die Division Industrieautomation und
Antriebe bietet Ihnen mit Industrierobo-
tern, Motoren, Generatoren, Antrieben
und Leistungselektronik ein komplettes
Portfolio für die Fabrikautomatisierung.
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit
der Neuausrichtung noch flexibler und
schneller auf Ihre Bedürfnisse eingehen
können. Ihre Anregungen nehmen wir ger-
ne entgegen. Schreiben Sie uns.
Ich wünsche Ihnen eine anregende
Lektüre und freue mich auf die weitere
Zusammenarbeit.
Ihr
Hans-Georg KrabbeVorstandsvorsitzender
ABB Deutschland
about 4 |15
06Im Verborgenen glänzen
Die mittelständischen Weltmarkt führer sind
oft unbekannter als ihre herausragenden
Produkte. Sie heißen Hidden Champions.
Unser Titelbild
Ein eleganter Anzug, den Siegerpokal
hinter dem Rücken versteckt – dieses
Motiv symbolisiert die Spitzenklasse und
die Bescheidenheit der unbekannten
Leistungsträger.
Fo
tos S
eite 2
ob
en
un
d T
itelb
ild:
Ben
van
Skyh
aw
k;
Fo
to S
eite 3
rech
ts:
Lu
ca S
ierm
an
n
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Im Netz Per QR-Code direkt zum Digital-Magazin
Lesen Sie die about auch digital unter
new.abb.com/de/kundenmagazin
3ABB about 4 |15
Inhalt
Fokus06 Im Verborgenen glänzen
Stetige Innovationen, hoher Wettbewerbsdruck
und überragende Leistungsbereitschaft machen
Weltmarktführer
11 „Die Ambition, der Beste zu sein“Professor Hermann Simon im Interview über das
Phänomen der Hidden Champions
Energietechnik13 Schalten im luftleeren Raum
Vakuumkammern für die Mittelspannung
14 Energie aus der NordseeABB übergibt Offshore-Netzanbindung DolWin1
16 System für die ZukunftMüllverbrennungsanlage migriert auf Symphony Plus
17 Trafos für alle SpannungenRahmenvertrag mit Netze BW
Prozessautomatisierung18 Täuschend echt trainieren
Simulatoren nutzen das Original-Leitsystem
21 Rekordverdächtiger Service nach BrandEinsatz vor Ort und im Labor
22 Win-win für Umwelt und BilanzBei Gelita amortisieren sich ABB-Antriebe
nach einem Jahr
18
26
Täuschend echt trainieren
Zur Schulung von Bedienern, die komplexe
Produktionsanlagen steuern müssen, nutzen
Simulatoren das Original-Leitsystem.
Wo dosierte Kräfte sinnvoll walten
Vier IRB 6640 und ein IRB 6650S fertigen bei
Main Automation bis zu 21 Rotorvarianten in
beliebiger Reihenfolge – und das fehlerfrei.
Fertigungsautomatisierung24 Das große Los bei kleinen Losen
Eine flexible Roboterschweißzelle macht das
Laserschneiden bei Kleinserien effizient
26 Wo dosierte Kräfte sinnvoll waltenABB-Roboter reagieren automatisch auf beliebig
wechselnde Produktvarianten
28 Kompakt und leistungsstarkRota verwendet Smissline TP bei Spezialmaschinen für
die Pharmaindustrie
Produkte30 Neuheiten aus dem Angebot von ABB
Impulse36 Weichenstellungen für die Energiewende
ABB-Vorstandsmitglied Martin Schumacher im Interview
04 Nachrichten 38 Blickpunkt39 Leserservice, Impressum
4 ABB about 4 |15
Nachrichten
Zürich. Eine innovative ABB-Technologie
feierte Weltpremiere in den Schaltanlagen
des Elektrizitätswerks Zürich (ewz): Seit
August wird in dessen neuem Umspann-
werk erstmals ein neues ökoeffi zientes Gas-
gemisch als Alternative zum bisherigen Iso-
lationsmedium SF6 (Schwefelhexafl uorid)
eingesetzt. Das neue Gemisch basiert auf
Fluorketonen. Diese Verbindung hat ABB
gemeinsam mit dem Technologieunterneh-
men 3M entwickelt. Ihr Treibhauspotenzial
ist um fast 100 % geringer als das von SF6.
Sie ist dabei aber genauso leistungsfähig
und zuverlässig wie ihr Vorgänger. ABB lie-
ferte für das neue 3x50-MVA-Umspannwerk
des ewz Schaltfelder, die 170 kV und 24 kV
schalten können. Speziell dafür entwickelt,
sind sie die weltweit ersten Hoch- und Mit-
telspannungsschaltanlagen, die mit dem
neuen Gasgemisch isoliert sind. Zudem
benötigen sie in dem 15 m unter der Erde
gelegenen Umspannwerk fast 70 % weniger
Platz als die vorherige, luftisolierte Schalt-
anlage aus dem Jahr 1949.
Weitere Infos: http://bit.ly/1KOn5OO
Mannheim. Drei neue Rekorde brach der
Sonnenflieger Solar Impulse 2 auf der
schwierigsten Etappe seiner Weltumrun-
dung. Auf der Strecke von Japan nach
Hawaii, die Pilot André Borschberg Ende
Juni bewältigte, war das Solarflugzeug
insgesamt 117 Stunden und 52 Minuten
in der Luft. In dieser Zeit legte es eine Stre-
cke von 7.200 km zurück. Damit stellte
André Borschberg nicht nur neue Rekor-
de für die längste Strecke und den längs-
ten Flug mit einem Solarflugzeug auf. Er
brach zudem den Rekord des amerikani-
schen Abenteurers Steve Fossett für den
längsten Nonstop-Soloflug ohne Auftan-
ken. Die Batterien des Solarflugzeugs erlit-
ten auf dieser Etappe jedoch irreversible
Schäden durch Überhitzung, die zunächst
Ohne Treibhausgas
Sonnenflieger bricht Rekordebehoben werden müssen. Anfang April
2016 wird der Sonnenflieger seine Welt-
umrundung in Richtung USA fortsetzen,
um dann über den Atlantik nach Euro-
pa und schließlich zum Ausgangspunkt
in Abu Dhabi zurückzufliegen.
Weitere Infos: new.abb.com/de/betterworld
Die 170-kV- und 24-kV-Schaltanlagen im Umspannwerk des ewz sind die weltweit ersten, die mit dem neuen Gasgemisch von ABB isoliert sind.
5ABB about 4 |15
Nachrichten
Mannheim. Zum 15-jährigen Jubiläum der
Partnerschaft von ABB mit Special Olym-
pics Deutschland versteigert ABB Ende
des Jahres die bunte Bank aus Kabel-
bindern, die Athleten und Besucher bei
den Special Olympics Winterspielen in
Inzell im März zu bauen begonnen hat-
ten. „Die Teilnahme war so überwälti-
gend, dass die erste Sitzbank bei den
Spielen bereits fertiggestellt wurde“, freut
sich ABB-Projektleiterin Uta Windel. Die
nächste Bank machte Station auf der Han-
nover Messe. Auf dem ABB-Stand der
Fachmesse SPS im November in Nürn-
berg soll sie zu einer Sitzgruppe mit Tisch
wachsen. Die Versteigerung zugunsten
von Special Olympics Deutschland läuft
online und startet voraussichtlich Anfang
Erfolgreich installiert
Bank unterm Hammer
Zu Gast bei ABB auf der Hannover Messe: die Kabelbinderbank von Special Olympics.
kurz notiert
Auftragsplus
bei ABB
In einem weiterhin anspruchsvollen
wirtschaftlichen Umfeld setzte sich
die positive Entwicklung bei ABB
Deutschland fort. Der Auftragsein-
gang im ersten Halbjahr 2015 stieg
gegenüber dem Vorjahreszeitraum
um 25 %; die Um sätze legten um 9 %
zu. In Verbindung mit einer gestiege-
nen Profitabilität einzelner Bereiche
führte dies zu einem An stieg des
operativen Ergebnisses (EBITA).
Ausgezeichnete
about
Das ABB-Kundenmagazin about
wurde bei den diesjährigen FOX
AWARDS mit dem Corporate Media
Effizienz Award in Silber ausgezeich-
net. Der FOX AWARD SILBER ist
das Prüfsiegel für ein hervorragen-
des Kommunikationskonzept und
bestätigt der Publikation eine weit
überdurchschnittliche Wirkungskraft.
Neuer Katalog –
print und digital
Produkte für die elektrische Aus-
rüstung und Automatisierung stellt
ABB Stotz-Kontakt im neuen Kata-
log „Niederspannungsprodukte
2015 – 2017“ vor. In der zugehörigen
Preisliste lassen sich die Produkte
über Bestellnummer oder Typ
bequem finden. Zusätzliche Informa-
tionen im Web werden in Katalog und
Preisliste verlinkt. Die Verknüpfungen
zu Koordinationstabellen sowie zu
CAE-/ECAD-Daten und Kalkulations-
tools erleichtern die Entscheidung
für das richtige Produkt. Den Katalog
und die Preisliste gibt es digital oder
zur Bestellung als Printversion unter
www.abb.de/stotzkatalog. Alle Infor-
mationen und Tools sind zugänglich
unter www.abb.de/stotz-kontakt.
Zürich. 45 km vor der deutschen Küs-
te hat ABB mit DolWin beta die weltweit
leistungsstärkste Offshore-Konverterplatt-
form installiert – ein Meilenstein im Projekt
DolWin2, das ABB für den Übertragungs-
netzbetreiber TenneT realisiert. Die Platt-
form wandelt auf einer Spannungsebene
von 320 kV den auf See generierten Wech-
selstrom um, bevor er mittels Hochspan-
nungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ)
effizient zum Festland transportiert wird.
Mit einer Kapazität von 916 MW kann
DolWin2 über eine Million Haushalte mit
umweltfreundlicher Energie versorgen. Bei
ihrer Installation wurden die Stahlbeine der
Plattform zunächst mit Wasser befüllt, um
diese auf den Meeresboden abzusenken.
Für eine dauerhafte Stabilisierung wurde
das Wasser anschließend durch schwe-
reren Kies ersetzt. „Die Installation einer
derart gigantischen Plattform zählt zu den
schwierigsten Vorgängen bei der Lieferung
einer Offshore-Netzanbindung“, sagt Clau-
dio Facchin, Leiter der Division Energie-
technik-Systeme bei ABB. „Wir freuen uns
sehr, dass wir diesen wichtigen Projekt-
meilenstein reibungslos erreicht haben.“
Dezember. Detailierte Informationen zur
Versteigerung gibt es demnächst unter
www.abb.de/specialolympics/15jahre.
DolWin beta auf dem Weg zum Installations ort in der deutschen Nordsee.
6 ABB about 4 |15
Fokus
Fo
to S
eite X
Y:
Vo
rnam
e N
ach
nam
e;
Fo
to S
eite X
Y:
Vo
rnam
e N
ach
nam
eF
oto
Seite X
Y:
Vo
rnam
e N
ach
nam
e;
Fo
to S
eite X
Y:
Vo
rnam
e N
ach
nam
eF
oto
Fo
t S
eite X
e X
Y:
VY:
Vrn
ao
rna
rna
orn
arn
ao
rnaa
rm
e NN
me N
mmmmach
nach
nh
am
e;
am
e;
Fo
tF
o S
eite X
Y:
XY:
Vo
rnV
orn
Vo
rnV
orn
am
e
am
e
am
eam
Nach
Nach
Nach
Nach
Na
nam
en
am
en
am
en
am
Fo
toF
ot
Seite X
eX
Y:
VY:
Vrn
ao
rna
na
rna
rna
orn
aar
me NN
me N
mmmmch
nach
nam
e;
am
e;
Fo
to S
eite X
YX
Y:
Vo
rnrnV
orn
Vo
rnam
eam
eam
ea
Nach
Nach
Nach
Nach
Na
nam
en
am
en
am
nam
Im Verborgenen glänzen
Fo
to:
Ben
van
Skyh
aw
k
7ABB about 4 |15
Fokus
Wenig bekannte, mittel-
ständische Weltmarkt-
führer – das ist die kurze
Definition für Hidden
Champions. Die Zusam-
menarbeit mit ihnen
zeichnet sich durch hohe
Ansprüche an Produkte,
Flexibilität und Innova-
tionsgeist aus. Dabei ist
von Vorteil, dass ABB
die gleiche DNA wie sie
in sich trägt – die frühe
BBC war mit ihren Dampf-
turbinen selbst ein Hidden
Champion.
Sie heißen Herrenknecht, Des-
ma, Flexi, Schuler oder PB Swiss
Tools – schon einmal gehört?
Wahrscheinlich eher nicht. Die
Unternehmen sind Weltmarktführer und
agieren doch häufig ohne große Öffent-
lichkeit. Im Erfolgsphänomen des deutsch-
sprachigen Mittelstands stellen sie eine
besonders interessante Facette dar: die
Hidden Champions.
Sie alle zeichnet aus, dass ihre Produk-
te und Leistungen viel bekannter als sie
selbst sind. Oder wer hätte gewusst, dass
die Genannten den Weltmarkt für Tunnel-
bohrgeräte, Maschinen zur Direktansoh-
lung von Schuhen, Hunderollleinen, Pres-
sen und ergonomische Schraubendreher
anführen?
„Die Hidden Champions werden durch
drei Kriterien definiert: Sie müssen weltweit
einer der Top 3 in ihrem Markt oder Num-
mer 1 auf ihrem Kontinent sein, weniger
als fünf Milliarden Euro Umsatz machen
und im Publikum relativ unbekannt sein“,
sagt Professor Hermann Simon, Chair-
man von Simon-Kucher & Partners, der
das Phänomen Hidden Champions als
erster systematisch untersucht hat. „In
Kurzform: Hidden Champions sind wenig
bekannte, mittelständische Weltmarktfüh-
8 ABB about 4 |15
Fokus
Fo
tos:
ww
w.h
err
en
kn
ech
t.co
m,
Sch
ule
r A
G,
PB
Sw
iss T
oo
ls A
G/A
lexan
der
Mag
erl
rer.“ Weltweit gibt es knapp 3.000 sol-
cher Eliteunternehmen des Mittelstands.
Überwältigende 1.500 von ihnen sind in
Deutschland beheimatet, etwas über 100
gibt es in der Schweiz. Hermann Simon
hat ermittelt, dass Hidden Champions ein
Phänomen darstellen, das es in so großer
Breite außer in Deutschland nur noch in
der Schweiz und in Österreich gibt. In die-
sen drei Ländern existieren ungefähr 15
Hidden Champions pro eine Million Ein-
wohner; in Frankreich, den Vereinigten
Staaten und Japan liegt dieser Wert nur
zwischen eins und zwei. Für die Hidden
Champions sind laut Hermann Simon die
Ambition auf Marktführerschaft, Fokussie-
rung und Globalisierung die drei wesent-
lichen Aspekte (siehe Interview auf Sei-
te 11).
Kompetenz seit JahrhundertenFür den Erfolg der Hidden Champions
im deutschsprachigen Mitteleuropa sind
auch historische Gründe verantwortlich:
„Eine wichtige Rolle spielt, dass Deutsch-
land bis 1918 kein Nationalstaat, sondern
eine Ansammlung kleiner Länder war. Ein
Unternehmer, der wachsen wollte, muss-
te also sehr schnell internationalisieren“,
sagt Hermann Simon. Ein zweiter Grund
seien historische Kompetenzen. So gab es
im Schwarzwald seit Jahrhunderten eine
Uhrenindustrie. Anders als in der Schweiz
sei diese verschwunden, aber eine sehr
leistungsfähige Medizintechnikbranche
mit heute 450 Firmen daraus entstan-
den. Die feinmechanischen Kompeten-
zen aus der Uhrmacherei wurden in eine
neue, stark wachsende Branche einge-
bracht. Die Schweizer sind in der histo-
risch gewachsenen Uhrenindustrie bei der
Stange geblieben. „Ähnliche Beispiele gibt
es zu Dutzenden. So sind die 39 Mess-
technikfirmen in Göttingen letztlich Spin-
offs der dortigen mathematischen Fakul-
tät, die über Jahrhunderte hinweg weltweit
führend war“, sagt Hermann Simon.
Wettbewerb steckt anJenseits der historischen Gründe beruht
die Leistungsstärke der Hidden Cham-
pions auf günstigen äußeren Bedingun-
gen. Unter ihnen spielt das duale Berufs-
bildungssystem eine entscheidende Rolle.
Denn weil die Hidden Champions überwie-
gend komplexe Produkte in hoher Qua-
lität herstellen, benötigen sie bestens
qualifizierte Mitarbeiter. Hermann Simon
hat festgestellt, dass die Fluktuation bei
den Hidden Champions bei 2,7 % liegt.
Das ist etwa ein Drittel der durchschnitt-
lichen Fluktuation in Deutschland und der
Schweiz. Für das häufig regional geball-
te Auftreten der Hidden Champions sind
Ansteckungseffekte verantwortlich. Wenn
viele führende Firmen in einer Region sit-
zen, führt der enge Wettbewerb zwischen
diesen starken Konkurrenten zur Weltklas-
se – ähnlich wie im Sport.
BBC setzt auf DampfturbineDie Hidden Champions stellen an
ABB hohe Ansprüche hinsichtlich Pro-
dukten, Flexibilität und Innovationsgeist.
Das sind Leistungen, die nicht nur für den
Geschäftserfolg des heutigen Konzerns
unabdingbar sind, sondern die er auch in
seiner DNA aus Gründungszeiten in sich
trägt – die damalige BBC war selbst ein
Hidden Champion. Ausgangspunkt war im
Jahr 1900 die Gründung einer Aktienge-
sellschaft mit dem Briten Charles Parsons,
der eine neuartige, mit heißem Dampf
angetriebene, mehrstufige Überdrucktur-
bine für thermische Kraftwerke ent wickelt
Das duale Berufsbil-
dungssystem spielt eine
entscheidende Rolle für
die Leistungsstärke der
Hidden Champions.
Tunneln, pressen, schraubenHerrenknecht AGWenn es irgendwo einen Tun-
nel zu bohren gilt, kommt fast
immer das Unternehmen aus
Schwanau am Oberrhein zum
Zug, das in 35 Jahren auf unge-
fähr 5.100 Mitarbeiter gewach-
sen ist und mittlerweile 1,1 Mrd.
Euro Umsatz im Jahr macht.
Schuler AG1839 als Schlosserei gegründet
und seit 2013 Teil der Andritz-
Gruppe, hat das Unternehmen
mit Sitz in Göppingen heute
5.400 Mitarbeiter und macht mit
innovativer Umformtechnik für
die metallverarbeitende Industrie
jährlich 1,2 Mrd. Euro Umsatz.
PB Swiss Tools AGDas Familienunternehmen inves-
tiert ein Fünftel seines Umsatzes
in die Entwicklung und produ-
ziert mit 150 Mitarbeitern jähr-
lich 10 Mio. Werkzeuge sowie
medizinische Instrumente – aus-
schließlich an zwei Standorten
im Schweizer Emmental.
9ABB about 4 |15
Fokus
hatte. Zunächst in der gemeinsamen AG,
von 1912 an komplett auf eigenen Bei-
nen, baute die BBC Dampfturbinen, deren
Marktanteile rasch wuchsen. Bis 1902
fertigte die BBC bereits 17 Dampfturbi-
nen; unter ihnen war auch das Modell,
das damals mit 3 MW Leistung einen
Weltrekord aufstellte. Im Geschäftsjahr
1899/1900 erreichte die Exportquote der
knapp zehn Jahre alten BBC 75 %, was
57 % der schweizerischen Gesamtausfuhr
an elektrischen Maschinen darstellte. Und
bereits vier Jahre nach der Produktion der
ersten Dampfturbine erwirtschaftete die
BBC in diesem Segment die Hälfte des
Umsatzes – Zahlen, die einen erfolgreichen
Hidden Champion ausweisen.
Vier für den Gotthard-Basistunnel Ein Unternehmen versinnbildlicht die
Leistungsstärke und die Rolle der Hidden
Champions in besonderer Weise: Her-
renknecht – dessen riesenhafte Tunnel-
bohrgeräte naturgemäß im Verborgenen
glänzen. Die Produkte des Mittelständlers
zählen zu den imposantesten Maschinen,
die jemals konstruiert wurden. Mit ihnen
erreichte Herrenknecht in den vergange-
nen Jahren vielfach den ersten Platz in
der Rangliste deutscher Hidden Cham-
pions. Der Bau des Gotthard-Basistun-
nels, der mit zwei Röhren von 57 km der
längste Eisenbahntunnel der Welt sein
wird, ist eines der spektakulärsten Pro-
jekte, an denen Herrenknecht beteiligt ist.
Vier Maschinen mit jeweils 9,58 m Durch-
messer, 2.700 t Gewicht und 3.500 kW
Leistung haben sich dafür durch die Alpen
gebohrt. Herrenknecht und ABB verbin-
det eine langjährige Geschäftsbeziehung.
„Wir beliefern Herrenknecht vor allem mit
Leistungsschaltern vom Typ Tmax und
Tmax XT sowie mit Softstarterpaketen“,
sagt Ron Kimmig, Vertriebsmitarbeiter bei
ABB Stotz-Kontakt. „Herrenknecht hat
keine technischen Einzelvorgaben von Sei-
Hidden Champions
Mitarbeiter
Sektoren
Kennzahlen*
Innovationsleistungen*
1.500
53%der Produktinnovationen
sind Marktneuheiten*
Dienstleistung
Elektroindustrie
Maschinenbau
sonstige
Industrie
14%
50%
Umsatzwachstum pro Jahr11%
Exportquote64%
Marktanteil34%
11%
25%
250…499
500…999
<2501.000…10.0006%
12%
9%
73%
externe Forschungskooperationen60%
Marketing- und Organisationsinnovationen60%
kontinuierliche FuE75%
0% 50% 100%
0% 50% 100%
Quelle: ZEW Mannheim, 2015 *Durchschnittswerte der Hidden Champions
gibt es in Deutschland. In der Industrie und bei unter-
nehmensorientierten Dienstleistungen machen sie 0,6%
aller Unternehmen mit mehr als fünf Beschäftigten aus.
Den längsten Eisenbahn-
tunnel der Welt haben
Maschinen mit 9,58 m
Durchmesser, 2.700 t
Gewicht und 3.500 kW
Leistung gebohrt.
10 ABB about 4 |15
Fokus
Fo
to S
eite 1
0:
Desm
a;
Fo
to S
eite 1
1:
Sim
on
-Ku
ch
er/
Jö
rn W
olter
ten seiner Endkunden. Die Ingenieure kon-
struieren gemäß einer hauseigenen Stan-
dardisierung und setzen die Produkte ein,
die ihre Ansprüche am besten erfüllen.“
Ikonen aus dem EmmentalMit Schuler als weltweit größtem Pres-
senhersteller zählt ein weiterer mittelstän-
discher Technologie- und Weltmarkt-
führer zum Kundenkreis von ABB. Der
Umformspezialist bietet neben Pressen
auch Automationslösungen, Werkzeu-
ge, Prozesstechnologie sowie Service
für die metallverarbeitende Industrie und
den automobilen Leichtbau. Seit über zehn
Jahren setzt Schuler Frequenzumrichter
von ABB ein. Sie steuern den Antrieb der
größeren Pressenmodelle für die Automo-
bilindustrie, die außerhalb der normalen
Serie produziert werden.
Beim Unternehmen PB Swiss Tools
übertrifft der Bekanntheitsgrad der Pro-
dukte den des dahinter stehenden Hidden
Champions. Nachdem man zunächst
Schraubendreher mit Holzgriff fertigte, fiel
im Jahr 1953 die epochale Entscheidung
zur Anschaffung einer der damals noch
kaum eingesetzten Spritzgussmaschinen
– zum Preis eines halben Jahresumsatzes.
Das Risiko lohnte sich: Der strapazierfähi-
ge Schraubendreher mit dem ergonomi-
schen, roten Griff und zeitlich unbegrenzter
Garantie wurde rasch zum Exportschlager
und gilt als eine Ikone Schweizer Indus-
triedesigns. An den beiden Fertigungs-
standorten von PB Swiss Tools im Emmen-
tal arbeiten 18 Industrieroboter von ABB,
die insbesondere zum Entladen der Spritz-
gussmaschinen benötigt werden.
Automation als WeltneuheitBereits seit 30 Jahren arbeiten Desma
und ABB erfolgreich zusammen. Der welt-
weit führende Hersteller von Direktansoh-
lungsmaschinen für Schuhe hat während
dieser Zeit 1.200 Industrieroboter von ABB
integriert. „Auf der Schuhmesse in Pirma-
sens zeigte Desma 1985 erstmals einen
unserer Industrieroboter. Die Automation
in der Schuhproduktion war damals eine
Weltneuheit“, erläutert Marc Leidner, Lei-
ter Business Line Gießerei/Schmieden und
Kunststofftechnik bei der ABB Automation
GmbH. Bei den heutigen Maschinen rauen
die Roboter das Schuhleder auf, damit der
PU-Schaum gut haftet. Zudem bringen die
Roboter ein Trennmittel in die Gussform
ein, damit sich die vom Spritzgussaggre-
gat eingebrachte und ausgehärtete Soh-
le gut herauslösen lässt. Desma produ-
ziert in Deutschland und beliefert Kunden
weltweit, insbesondere in Asien, Südame-
rika, Russland und Europa. „Es hat sich
als Vorteil erwiesen, dass ABB so interna-
tional ist, wie es die Kunden von Desma
sind“, sagt Marc Leidner. „Zudem hat sich
im Laufe der vergangenen Jahre ein Ver-
trauensverhältnis ausgebildet, weil wir die
Anforderungen in diesem Industrie sektor
mittlerweile gut kennen.“ Bei der Entwick-
lung der Steuerung IRC5 hat sich ABB
bereits in einer frühen Phase mit Desma
abgestimmt und spezielle Marktanforde-
rungen der Schuhindustrie einfließen las-
sen. Daraus resultierte eine einfache Pro-
grammiermöglichkeit für die Interaktion
von Mensch und Maschine sowie eine
leicht verständliche Benutzeroberfläche
für eine intuitive Steuerung über den Bild-
schirm. „Generell ist die Zusammenarbeit
mit einem Hidden Champion sehr span-
nend, sowohl wegen der meist innovati-
ven Projekte als auch wegen der hohen
Schlagzahl, die so ein Unternehmen vor-
gibt“, sagt Marc Leidner. „Als größerer
Partner besteht die Herausforderung für
ABB darin, dieses Tempo bei technischen
Fragen und Entscheidungen mitzugehen,
um dem Kunden rasch optimale Lösun-
gen anbieten zu können.“
Weitere Infos: [email protected]
„Als größerer Partner
besteht die Herausforde-
rung darin, dieses Tempo
mitzugehen.“
Seit 1985 hat Desma 1.200 ABB-Industrieroboter in Schuhmaschinen zur Direktansohlung inte griert. Christian Decker (3.v.l.), Technischer Geschäftsführer von Desma, erhält den Award für 30 Jahre Zusammenarbeit von Rainer Benz, Local Business Unit Manager Robotics ABB Deutschland.
11ABB about 4 |15
Fokus
„Die Ambition, der Beste zu sein“Professor Hermann Simon hat das ökonomische Phänomen der
Hidden Champions als Erster erforscht. Im Interview erläutert er,
nach welcher Erfolgsformel die Hidden Champions ihre Spitzen-
leistungen erbringen und mit welchen Mitteln die Elite des Mittel-
standes in Deutschland und der Schweiz ihre Position auch in
Zeiten der Globalisierung bewahren wird.
about: Mit welchen Qualitäten errei-chen Hidden Champions ihre guten Ergebnisse?
Professor Hermann Simon: Es kommt
vor allem auf drei Dinge an. Erstens, die
Ambition, der Beste in seinem Markt zu
sein – und zwar weltweit. Das ist der
Anspruch auf Marktführerschaft. Zweitens
Fokussierung! Denn nur durch Fokussie-
rung wird man Weltklasse. Fokus, etwa auf
Hunderollleinen, macht aber einen Markt
klein. Wie macht man ihn groß? Und hier
kommt der dritte Faktor ins Spiel, nämlich
die Globalisierung! Global betrachtet sind
alle Märkte groß, jedenfalls relativ zu den
Möglichkeiten von Mittelständlern. Um bei
den Hunderollleinen zu bleiben. Flexi, mit
70 % globalem Marktanteil in 100 Ländern
die klare Nummer 1, sagt: „Wir machen
nur eins, aber das machen wir besser als
alle anderen.“
Welche Rolle spielen Hidden Cham-pions für die Wettbewerbsstärke der Volkswirtschaft?
Eine entscheidende! Sie tragen etwa ein
Viertel zum Export Deutschlands und der
Schweiz bei. Sie sind wesentlich innova-
tiver als Großunternehmen. Das zeigt sich
an der Zahl der Patente pro 1.000 Mitar-
beiter: Bei den Hidden Champions sind es
31, bei Großunternehmen sechs. Nimmt
man den Weltmarktanteil als schärfstes
Kriterium für die Wettbewerbsstärke, dann
fällt die Antwort ebenfalls eindeutig aus:
Viele Hidden Champions haben Weltmarkt-
anteile von 60, 70 oder 80 %.
Den Großteil ihrer Umsätze erzielen die Hidden Champions bereits heute außerhalb Europas. Für die Zukunft erwartet Professor Hermann Simon, dass das Geschäft noch internationaler wird.
12 ABB about 4 |15
Fokus
den hoch. Diese Gegebenheit wird aber
gleichzeitig zum Leistungstreiber. Mir sag-
te ein Hidden-Champion-Chef, er wolle
nur die 30 besten Unternehmen der Welt
als Kunden. Seine Begründung: „Diese
Kunden sind nie zufrieden, fordern immer
neue Verbesserungen. Das wird für uns
zum Leistungstreiber. Solange ich die-
se Top-Kunden bediene, kann mir nichts
passieren.“
Welche Mentalitätsunterschiede zwi-schen Großunternehmen und Hidden Champions sind zu berücksichtigen?
Einer der wichtigsten Unterschiede
besteht in der Art der Führung. Die Füh-
rung der Hidden Champions ist ambiva-
lent, nämlich autoritär in den Grundwer-
ten, jedoch partizipativ und flexibel in den
Details der Ausführung. Bei den Grund-
werten, den Prinzipien, den Prioritäten gibt
es keine Diskussion; sie werden von oben
„diktiert“. Hingegen hat der Mitarbeiter in
der Ausführung wesentlich mehr Freiheit
als in Großunternehmen. Es ist nicht alles
geregelt; es gibt weniger Handbücher oder
Ähnliches. Das setzt natürlich Mitarbeiter
voraus, die entsprechende Kompetenzen
besitzen und bereit sind, Verantwortung
zu übernehmen.
In welcher Weise wird sich das Geschäft der Hidden Champions in den kommen-den Jahren wandeln?
Das Geschäft der Hidden Champions
wird vor allem noch globaler und interna-
tionaler werden. Den Großteil ihrer Umsät-
ze erzielen die Hidden Champions bereits
heute außerhalb Europas. Seit etwa 2011
beschäftigen sie mehr Mitarbeiter im Aus-
land als im Heimatmarkt. In den vergange-
nen Jahren hat eine Erweiterung der F&E-
Kapazitäten in Richtung Schwellenländer
stattgefunden. Hingegen steht die Inter-
nationalisierung des Managements erst
am Anfang. Derzeit dürften erst etwa 2 %
der deutschen Hidden Champions einen
nicht deutschen CEO haben. Bei den
deutschen Großunternehmen sind es etwa
20 %. Natürlich werden einige der heu-
tigen Hidden Champions ihre marktfüh-
rende Stellung verlieren, aber die meisten
dürften an der Spitze bleiben. Ihre Kompe-
tenzen sind so spezifisch und gleichzeitig
sind die Märkte so klein, dass sie – anders
als etwa der Markt für autonom fahrende
Autos – für die Googles und Apples die-
ser Welt eher uninteressant sind.
Welche besonderen Anforderungen stellt die immer stärkere Globalisierung an die Hidden Champions in Mitteleuropa?
Die Internationalisierung des Führungs-
personals ist eine große Herausforderung
für die Hidden Champions. Oft liegt hier
und nicht im Kapital der begrenzende
Faktor einer schnelleren Globalisierung.
In dieser Hinsicht sind Großunternehmen
ohne Zweifel weiter. Sie können aus einem
großen Pool von international erfahrenen
Managern schöpfen. Die Hidden Cham-
pions müssen diese Ressource erst ent-
wickeln. Das dauert. Umgekehrt ergeben
sich daraus Chancen für ambitionierte
Nachwuchskräfte. Bei den Hidden Cham-
pions wächst man sehr schnell in die Ver-
antwortung hinein – vor allem auch im
internationalen Umfeld.
Inwiefern läuft die stärkere Globalisie-rung dem Wunsch von Hidden Cham-pions zuwider, genau das – nämlich „ver-steckt“ – zu bleiben?
Hier ist in den vergangenen Jahren eine
größere Offenheit festzustellen. Natürlich
bleiben viele Produkte der Hidden Cham-
pions dem Verbraucher verborgen, da sie
im Inneren eines Motors, eines Kraftwerks
oder eines Gebäudes verschwinden. Aber
mit der Größe nimmt die Sichtbarkeit zu.
Das gilt erst recht, wenn ein Unternehmen
an die Börse geht oder übernommen wird.
Zudem macht es der verschärfte Wett-
bewerb um Talente notwendig, verstärkt
Personalmarketing zu betreiben.
Welche Risiken beinhaltet die Fokussie-rung auf ein Spezialfeld?
Durch die Fokussierung auf einen Markt
wird ein Unternehmen natürlich von die-
sem Markt abhängig. Definiert man den
Markt vom Bedürfnis her – das meines
Erachtens einzig sinnvolle Vorgehen –,
dann verschwinden allerdings nicht so vie-
le Märkte. Und bei dem zweiten Risiko,
nämlich der Gefahr, von der Konkurrenz
verdrängt zu werden, hilft die Fokussie-
rung. Denn sie führt dazu, dass ein Unter-
nehmen seinen Markt mit aller Kraft ver-
teidigen muss.
Welche besonderen Bedürfnisse haben Hidden Champions?
Sowohl auf der Lieferanten- als auch
der Kundenseite beobachte ich sehr
langfristige Beziehungen. Die Komplexi-
tät erfordert eine dauerhafte Zusammen-
arbeit. Anbieter und Kunde müssen ihre
Geschäfte jeweils sehr gut kennen. Und
natürlich sind die Anforderungen der Kun-
„Die Komplexität erfordert
eine dauerhafte Zusam-
menarbeit. Anbieter
und Kunde müssen ihre
Geschäfte jeweils sehr gut
kennen.“
Kenner der Hidden ChampionsProfessor Hermann Simon hat vor über
25 Jahren die systematische Forschung
zu Hidden Champions begründet und
ist führend auf diesem Themengebiet.
Er lehrte an den Universitäten Mainz
und Bielefeld, war Gastprofessor am
Massachusetts Institute of Technology
(MIT), an der Harvard Business School,
der London Business School sowie am
INSEAD in Fontainebleau und ist heute
Chairman von Simon-Kucher & Partners.
Hermann Simon schreibt zudem als
regelmäßiger Kolumnist im manager
magazin. Im Jahr 2012 erschien sein
Buch „Hidden Champions – Aufbruch
nach Globalia“. Fo
to S
eite 1
2:
Sim
on
-Ku
ch
er/
Jö
rn W
olter
13ABB about 4 |15
Energietechnik
Die Stromunterbrechung im Vaku-
um ist das weltweit am häufigs-
ten eingesetzte Schaltprinzip in
der Mittelspannung. Ob Schalt-
anlagen, Leistungsschalter, Schütze, Stu-
fen transformatoren oder Freiluftschalter
auf Strommasten – Vakuumschaltkam-
mern werden in vielen verschiedenen
Geräten verwendet und bieten hohe
Zuverlässigkeit sowie größtmögliche
Sicherheit. Ihre Aufgabe besteht darin, in
Mittelspannungsanwendungen Betriebs-
ströme zu unterbrechen und Kurzschluss-
ströme abzuschalten. Dass sie über ihre
gesamte Lebensdauer – sie sind für bis zu
eine Million Schaltzyklen ausgelegt – war-
tungsfrei sind, macht ihren Betrieb beson-
ders kostengünstig.
Weltweit sind mehr als vier Millionen
Vakuumschaltkammern aus dem Hause
ABB im Einsatz. Das Portfolio umfasst
Kammern für Spannungen von 7,2 kV bis
40,5 kV und für Kurzschlussströme bis
63 kA. Sie finden nicht nur in ABB-Produk-
ten Verwendung, sondern werden auch an
Kunden vertrieben, die damit ihre eigenen
Schaltgeräte bauen. Da die Technologie
permanent weiterentwickelt wird, entste-
hen immer wieder neue Einsatzmöglich-
keiten. Im vergangenen Jahr stellte ABB
den neuen Generatorleistungsschalter
VD4G-50 vor. Damit die Vakuumschalt-
kammern in diesem Gerät eingesetzt wer-
den dürfen, müssen sie Prüfungen nach
neuesten Standards für Generatorschal-
ter bestehen und ihre Funktionsfähigkeit
auch unter härtesten Bedingungen, zum
Beispiel besonders langen Lichtbogen-
zeiten, unter Beweis stellen.
Das ehemalige Unternehmen Calor
Emag, das heute zur ABB AG gehört,
fertigte 1982 die ersten Vakuum schalt-
kammern, die als ideale Lösung für die
Mittelspannung gelten. Das Vakuum
als Schaltmedium ermöglicht die Kon-
struktion deutlich kompakterer Schalt-
Die Vormontage der Vakuumschaltkammern erfolgt unter Reinraumbedingungen.
Schalten im luftleeren RaumVakuumkammern für die Mittelspannung
einheiten im Vergleich zu den zuvor gän-
gigen Technologien. Heute finden sich
Vakuumschaltkammern in nahezu allen
Mittelspannungsanwen dungen. Dem-
entsprechend hoch sind die produzier-
ten Stückzahlen: Derzeit fertigt ABB über
400.000 Vakuumschaltkammern pro Jahr
– dank der kontinuierlichen Verbesse-
rung der Produktionstechnologien und
-prozesse.
2014 baute ABB die Fertigung am
Standort Ratingen aus und erhöhte ihre
Kapazität auf 500.000 Stück pro Jahr.
Zudem integrierte das Unternehmen kri-
tische Prozesse externer Lieferanten in die
eigene Produktion. Endmontage und Rou-
tineprüfungen wie Vakuummessung und
Hochspannungskonditionierung erfolgen
vollständig automatisiert.
Weitere Infos: [email protected]
14 ABB about 4 |15
Energietechnik
Fo
to:
AB
B/A
ibel/
Ten
neT,
Kla
us v
on
Man
dels
loh
Energie aus der Nordsee
75 km vor der deutschen Nordseeküste werden auf der Konverterplattform 800 MW Strom aus umliegenden Windparks in Gleichstrom umgewandelt.
15ABB about 4 |15
Energietechnik
ABB hat die Offshore-Netzanbindung DolWin1 Ende Juli an
den deutsch-niederländischen Übertragungsnetzbetreiber
TenneT übergeben. Das ist ein wichtiger Meilenstein, der den
Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland weiter erhöht.
Rückblick: Die Installation von
DolWin alpha war spekta-
kulär. Mithi l fe des größten
Schwimmkrans der Welt wur-
de die 9.000 t schwere Konverterplatt-
form an ihrem Standort 75 km vor der
deutschen Küste in der Nordsee posi-
tioniert. In diesem Sommer hat ABB die
800 MW starke Netzanbindung, die Off-
shore-Windparks mit Hochspannungs-
Gleichstrom-Übertragungs-(HGÜ-)Tech-
nologie an das Übertragungsnetz an Land
anschließt, an den Auftraggeber TenneT
übergeben.
Die Offshore-Konverterstation, ein rie-
siger, leuchtend gelber Stahlkoloss, ist
über Drehstrom-Seekabel mit den Wind-
parks Borkum West II und Borkum Riff-
grund I verbunden. Auf DolWin alpha wird
der Wechselstrom aus den Windparks in
Gleichstrom umgewandelt und mit einer
Spannung von +/- 320 kV über eine
165 km lange Strecke mit Gleichstrom-
See- und -Landkabelsystemen zum Netz-
anschlusspunkt, dem Umspannwerk
Dörpen-West im norddeutschen Heede,
transportiert. Dort wird er in der Konver-
terstation in Wechselstrom zurückgewan-
delt und ins Netz eingespeist.
Umweltfreundlich erzeugter StromMit dem Netzanschluss DolWin1 kön-
nen 800 MW umweltfreundlich erzeugten
Stroms übertragen werden. Das reicht
aus, um etwa eine Million Haushalte zu
versorgen. Damit unterstützt die Netz-
anbindung die Pläne für die Energiewen-
de in Deutschland, die bis 2020 einen
Ausbau der Stromerzeugung aus Off-
shore-Wind auf 6,5 GW und bis 2030
auf 15 GW vorsehen: „Wir sind stolz
darauf, ein weiteres unserer technolo-
gisch anspruchsvollen Offshore-Pro-
jekte fertiggestellt zu haben und dem
Ausbauziel der Bundesregierung wieder
einen großen Schritt näher gekommen
zu sein“, sagt Wilfried Breuer, Mitglied
der TenneT-Geschäftsführung.
ABB setzte bei diesem Projekt ihre
selbstgeführte (oder auch VSC – Voltage
Sourced Converter) HGÜ-Technolo-
gie HVDC Light ein und verantwortete
Planung, Konstruktion, Lieferung und
In stallation sowohl der Konvertersta-
tionen auf See und an Land als auch
der See- und Landkabelsysteme. „Die
Übergabe der Offshore-Netzanbindung
DolWin1 an TenneT ist ein wichtiger Mei-
lenstein. DolWin1 wird erheblich zum
Ziel Deutschlands beitragen, den Anteil
erneuerbarer Energien am Energiemix zu
steigern“, sagt Claudio Facchin, Leiter
der Division Energietechnik-Systeme von
ABB. „Wir haben die HGÜ-Technologie
in Pionierarbeit entwickelt und sind auf
diesem Gebiet weltweit führend. Unse-
re Technologie wird heute genutzt, um
Millionen von Menschen zuverlässig und
effizient mit umweltfreundlicher Energie
zu versorgen.“
Höhere VersorgungssicherheitMit der HGÜ lassen sich große Strom-
leistungen effizient, zuverlässig und ver-
lustarm über weite Entfernungen mit
Freileitungen, Erd- und Seekabeln über-
tragen. Sie ist ideal für die Integration ver-
brauchsferner erneuerbarer Energiequel-
DolWin1 wird künftig
eine Million Haushalte mit
umweltfreundlicher Ener-
gie versorgen.
len wie Offshore-Windparks, Solaranlagen
in der Wüste oder Wasserkraftwerken im
Gebirge. Auch für grenzüberschreitende
Netzverbindungen, die Interkonnektoren,
wird diese Technik zunehmend eingesetzt
– das stärkt Stromnetze und erhöht die
Versorgungssicherheit.
ABB hat die HGÜ-Technologie vor
über 60 Jahren in Pionierarbeit entwickelt
und bis heute rund 100 HGÜ-Projekte
mit einer installierten Leistung von insge-
samt über 120.000 MW realisiert – das
entspricht etwa der Hälfte der weltweit
installierten Basis. In den 1990er-Jahren
entwickelte ABB die Technologie weiter
und führte die VSC-Technologie HVDC
Light ein. Auf diesem Gebiet gilt ABB als
führender Anbieter: Mit DolWin1 hat das
Unternehmen 16 von 22 VSC-HGÜ-Pro-
jekten realisiert, die derzeit weltweit im
kommerziellen Betrieb sind.
Weitere Infos: [email protected]
16 ABB about 4 |15
Energietechnik
Fo
to S
eite 1
6:
HV
C G
rou
p;
Fo
to S
eite 1
7:
Netz
e B
W G
mb
H
System für die ZukunftMüllverbrennungsanlage migriert auf Symphony Plus
Die HVC Group wandelt Rest-
und Biomüll aus den niederlän-
dischen Provinzen Nord- und
Südholland, Flevoland sowie
Friesland in Elektrizität, Wärme und Gas
um. In Alkmaar werden pro Jahr 660.000 t
Haus- und Gewerbeabfälle angeliefert und
verbrannt. Mithilfe von zwei Dampfturbi-
nen, die jeweils über eine Leistung von
50 MW verfügen, wird aus thermischer
Energie Strom für mehr als 100.000 Men-
schen sowie Fernwärme für einen Indus-
triepark und ein Wohn gebiet in der Nähe
des Kraftwerks gewonnen.
In mehreren Schritten ersetzt ABB das
bisherige Leitsystem Contronic E der Müll-
verbrennungsanlage Alkmaar durch das
zeitgemäße Symphony Plus Melody. „Uns
verbindet eine langjährige, vertrauens-
volle Partnerschaft mit ABB“, sagt Hans
Deken, Projektleiter bei der HVC Group.
„Wir haben bereits in der Vergangenheit
mehrere Projekte gemeinsam abgewickelt,
bei denen wir erfreulicherweise jeweils nur
kurze Stillstandszeiten in Kauf nehmen
mussten.“ Drei Verbrennungs linien wur-
den bereits umgerüstet. Das Automati-
sierungsupgrade für die rest lichen elek-
trischen und thermischen Anlagen ist im
Rahmen einer Gesamtanlagen revision für
Anfang 2016 geplant. Die Leistungen von
ABB umfassen neben den Planungen für
die Automatisierungsfunktionen und der
Montage auch alle Baustellenarbeiten wie
Verkabelung, Funktionskontrolle, Inbe-
triebnahme und Optimierung.
Die besondere Herausforderung des
letzten, noch ausstehenden Migrations-
schritts liegt in der extrem kurzen Umbau-
zeit. Da hierfür ein Stillstand der gesam-
ten Müllverbrennungsanlage notwendig
ist, steht lediglich ein Zeitfenster von einer
Woche zur Verfügung. In diesem Zeitraum
müssen die Ein- und Ausgangskomponen-
ten sowie die Verarbeitungseinheiten von
über 1.400 Messungen, Kontakten und
Antrieben ausgetauscht werden. Um die
zugesicherten Termine einzuhalten, führt
ABB im eigenen Prüffeld in Minden vorab
eine umfangreiche Testreihe, den soge-
nannten Factory Acceptance Test (FAT),
mit anschließender Abnahme durch die
HVC Group durch.
Im Zuge des letzten Migrationsschritts
wird in Alkmaar erstmals auch eine der
beiden Dampfturbinen mit ABB-Leittech-
nik ausgestattet. Hier kommt der Tur-
binenregler Turbotrol 10, ebenfalls in
Melody-Ausführung, zum Einsatz, um
einen optimalen Betrieb zu gewährleis-
ten. Die Generatorspannung regelt zukünf-
tig eine Unitrol-Installation.
Mit der Migration auf Symphony Plus
Melody hat sich die HVC Group für ein
durchgängiges Leitsystem sowohl an den
Verbrennungslinien als auch an der Turbine
und an weiteren Nebenanlagen entschie-
den. Die gesamte Automatisierung wird
von einer gemeinsamen Warte mit einem
einheitlichen Bediensystem kon trolliert
und gesteuert. Mit dem Symphony Plus
Composer steht zudem ein hocheffizien-
tes Engineering-Tool für die systemweite
Konfiguration und Wartung zur Verfügung.
„Die Migration sichert den leittechnischen
Betrieb unserer Müllverbrennungsanlage
in Alkmaar für mindestens weitere zehn
bis 15 Jahre“, sagt Hans Deken. „Mit dem
neuen, übergreifenden Leitsystem profitie-
ren wir in hohem Maße von den Vorteilen
einer State-of-the-art-Automatisierung.“
Weitere Infos: [email protected]
Anfang 2016 schließt die Müllverbrennungsanlage in Alkmaar die Migration auf Symphony Plus ab.
17ABB about 4 |15
Energietechnik
Um Wohn- und Gewerbe-
gebiete zuverlässig mit elek-
tr ischer Energie zu versor-
gen, betreibt die Netze BW
GmbH, eine Tochtergesellschaft des
Energieversorgers EnBW, in ihrem über
30.000 km langen Mittelspannungsnetz
mehr als 30.000 lokale Umspannsta-
tionen. Herzstück dieser im Volksmund
„Trafohäuschen“ genannten Stationen
sind Verteiltransformatoren. Bei einer
Lebensdauer von mindestens 30 Jah-
ren muss rein statistisch betrachtet pro
Jahr eine hohe dreistell ige Zahl an Tra-
fos ausgetauscht werden. Hinzu kom-
men Anschaffungen für neu zu erschlie-
ßende Versorgungsgebiete.
Mindestens drei Jahre LaufzeitIm Sommer 2014 schloss die Netze
BW in Stuttgart mit mehreren Unter-
nehmen mittelfristige Rahmenverträge
über die Lieferung solcher Verteiltrans-
formatoren ab. Auf ABB entfällt dabei
rund die Hälfte der Bestellungen wäh-
rend der Vertragslaufzeit: jährlich unge-
fähr 300 Trafos der Leistungsklasse bis
400 kVA, etwa 500 Stück für 400 kVA
sowie circa 200 in der Leistungsklasse
von mehr als 400 kVA. Der Rahmen-
vertrag läuft über einen Zeitraum von
drei Jahren mit einer Option auf zwei
weitere Jahre. Insgesamt wird ABB
eine vierstel l ige Zahl an Vertei ltrafos
liefern. Der Auftragswert pro Jahr l iegt
im einstelligen Mill ionen bereich. Einge-
setzt werden die Trafos im gesamten
Gebiet der Netze BW zwischen Wert-
heim im Norden und Waldshut an der
Schweizer Grenze im Süden sowie bei
Beteil igungsgesellschaften der EnBW
außerhalb des Kernlands im Südwes-
ten, etwa bei den Stadtwerken Düs-
seldorf. Die Trafos wandeln den Strom
sowohl von 10 kV als auch von 20 kV
in Niederspannung für den Haus- und
Gewerbeanschluss um. Die unter-
schiedlichen Spannungen erklären sich
aus der Geschichte der EnBW: Das
Unternehmen ist erst vor 15 Jahren
durch den Zusammenschluss von vier
regional tätigen Stromversorgern im
badischen wie im württembergischen
Teil des Landes entstanden. Diese hat-
Die Netze BW baut ihre Verteilnetze kontinuierlich aus, wobei die Netzanbindung von erneuerbaren Energien eine besondere Rolle spielt.
Trafos für alle SpannungenRahmenvertrag mit Netze BW
ten bei der Energieverteilung in die Flä-
che traditio nell unterschiedliche Span-
nungsgrößen eingesetzt.
Aufwendige QualifizierungDie Verteiltrafos produziert ABB an
seinem Standort im polnischen Lodz.
Diesen hatte die Netze BW bereits
vor der Ausschreibung in einem auf-
wendigen Qual i f i z ierungsver fahren
vor Ort auditiert. Im Mittelpunkt hat-
ten das Qualitäts-, das Prozess- und
das Umweltmanagement gestanden.
Eine Probelieferung mit anschließen-
dem Probebetr ieb hatte zur techni-
schen Freigabe als zugelassener Lie-
ferant geführt. „Das war eine exzellente
Zusammenarbeit über die Landesgren-
zen hinweg – technisch wie ökono-
misch“, sagt Michael Freyler, bei ABB
Key Account Manager unter anderem
für die EnBW. Seit Abschluss des Rah-
menvertrags hat ABB bereits mehre-
re hundert Transformatoren geliefert.
Weitere Infos: [email protected]
18 ABB about 4 |15
Prozessautomatisierung
±±±±±±±±
Täuschend echt trainieren
Teil eines der größten Erdgas-projekte in Europa: die Gas-verarbeitungsanlage, die den Rohstoff des norwegischen Felds Ormen Lange aufbereitet.
19ABB about 4 |15
Prozessautomatisierung
Simulatoren werden immer beliebter: Mit-
arbeiter können damit eng an der Praxis
orientierte Erfahrungen sammeln – ohne
Risiken für den Produktionsbetrieb. Der
ABB-Simulator 800xA bewährt sich in
der Erdgasförderung ebenso wie in der
Industrie und stellt seine Vorteile auch bei
Freelance-Anwendungen unter Beweis.
Was in der Luftfahrt lange
Tradition hat – der erste
Flugsimulator wurde 1909
gebaut – hält in Industrie-
betrieben immer mehr Einzug. Strenge
Sicherheitsanforderungen und komple-
xe Prozesse sind wesentliche Gründe für
diesen Trend. ABB bietet mit dem Simu-
lator 800xA eine Lösung, die sich über
den gesamten Lebenszyklus eines Auto-
matisierungssystems hinweg bewährt. Der
Simulator lässt sich problemlos den Ver-
änderungen der Anlage anpassen.
Simulatoren sind sowohl beim Engineer-
ing, Design und Testen des Systems als
auch bei der Überprüfung und Modifika-
tion der Steuerlogik nützlich, bevor die
Anlage in Betrieb geht. Insbesondere eig-
nen sie sich für Schulungszwecke: Bedie-
ner können sich mithilfe des Simulators an
einer identischen Leitsystem-Bedienober-
fläche mit der Anlage vertraut machen.
Sie lernen etwa, das Sicherheitssystem
zu steuern oder auf Störungen zu reagie-
ren – und das in Echtzeit.
Drei Wochen früher in BetriebDadurch, dass Anlagen mit Simu-
latoren vorab erprobt werden und die
Bediener ausführl ich üben können,
lassen sich Anlagen meist früher als
geplant in Betrieb nehmen. Der Simu-
lator 800xA trug maßgeblich dazu bei,
dass die Produktion im Gasfeld Ormen
Lange, einem der größten Erdgasprojek-
te Europas, im Jahr 2007 drei Wochen
früher als geplant anlaufen konnte. Von
dem Gasfeld, das etwa 3.000 m unter
dem Meeresboden vor der norwegi-
schen Küste liegt, wird das gewonnene
Gas durch zwei Mehrphasen-Pipelines
zu einer Onshore-Verarbeitungsanlage
ans Festland transportiert. Dort wird es
getrocknet und verdichtet. Die Gasverar-
beitungsanlage, die Anlagen unter Was-
ser und der Gasfluss durch die Pipeline
werden von ABB-Prozessleit-, Sicher-
heits- und Informationsmanagement-
systemen überwacht und gesteuert. Der
Simulator 800xA sorgte für täuschend
echte Bedingungen: Er nutzte die Pro-
zessgrafiken und die Steuerlogik des
Sicherheits- und Automatisierungssys-
tems (SAS) der Anlage, um eine iden-
tische Bedienumgebung und Prozess-
steuerung bereitzustellen.
Ein weiterer Pluspunkt: Modifikationen
und Optimierungen lassen sich am Simu-
lator durchspielen, bevor an der Anlage
teuere Installationen vorgenommen wer-
den. So spielt der Simulator 800xA eine
wesentliche Rolle bei der Weiterentwick-
lung der Förderung im Feld Ormen Lan-
ge, da er das Design, das Engineering,
die Korrektur und das Testen neuer Pro-
zesse und Teilsysteme vor der Integra-
tion in das Leitsystem ermöglicht.
Individuelle Simulation mit Freelance Die Vorteile, die Betrieben durch den
Einsatz des Simulators 800xA entstehen,
stellen sich auch bei komplexen Systemen
unter Einsatz von Freelance ein, wie das
Beispiel der SKW Stickstoffwerke Pieste-
ritz GmbH zeigt. Der größte Hersteller für
Ammoniak und Harnstoff in Deutschland
mit Sitz in der Lutherstadt Wittenberg nutzt
das ABB-Leitsystem 800xA mit Freelance-
Controllern. Von Operator Training Simu-
latoren (OTS) wie dem Simulator 800xA
20 ABB about 4 |15
Prozessautomatisierung
Fo
to S
eite 2
0:
Kay H
ers
ch
elm
an
n;
Fo
to S
eite 2
1:
Pap
ierf
ab
rik P
alm
Gm
bH
ist SKW Piesteritz überzeugt: „Aufgrund
der positiven Erfahrungen mit dem OTS
in unseren Ammoniakanlagen war dessen
Einführung für die Harnstoffanlagen ein
logischer Schritt“, sagt Eberhard Hinder,
Zen tralbereichsleiter Personal wesen und
Organisation bei SKW Piesteritz.
Die Verantwortlichen schilderten ABB
auf der Hannover Messe im April 2013 ihre
Vorstellungen: Sie wünschten sich Simu-
lationen, die zwei Harnstoffanlagen sowie
deren Prozesswasseraufbereitung und die
sich anschließende Kristallisation exakt
abbilden würden. In beiden Anlagen über-
nehmen Freelance-Controller die aktive
Automatisierung. Aufgrund der Komplexi-
tät der Anlagen und der aus ihr resultieren-
den hohen Anforderungen an die Bediener
ist hier die 800xA-Benutzeroberfläche im
Einsatz. Da die Harnstoffanlagen erheb-
liche Unterschiede aufweisen, benötigte
SKW Piesteritz zwei separate Simulations-
modelle. „Eine passende Lösung hatten
wir nicht in der Schublade“, erklärt Frank
Karliczek, Key Account Manager bei ABB.
„Doch wir sind auf die Kundenwünsche
eingegangen und haben mit dem Simu-
lator 800xA und Freelance eine maßge-
schneiderte Lösung entwickelt, die alle
Anforderungen erfüllt.“ Die Messe mar-
kierte des Beginn des Projekts; insgesamt
dauerte die Umsetzung zwei Jahre.
Know-how-Verlust entgegenwirkenSKW Piesteritz will den Simulator 800xA
dazu nutzen, das Anlagenregime zu opti-
mieren, da sich damit gefahrlos Anlagen-
zustände testen lassen. Besonders wichtig
ist dem Unternehmen jedoch die Schulung
der Bediener, da in den nächsten Jahren
viele langjährige Mitarbeiter aus dem Unter-
nehmen ausscheiden werden. Mithilfe der
Simulatoren will SKW Piesteritz dem Know-
how-Verlust entgegenwirken und neue Mit-
arbeiter so schnell wie möglich einarbeiten.
„Unser Ziel ist es, sowohl die Messwarten-
fahrer auszubilden und zu trainieren als auch
die Kenntnisse von erfahrenen Mitarbeitern
zu vertiefen“, sagt Eberhard Hinder.
Die Herausforderung bestehe nicht nur
darin, Anlagen ökonomisch zu fahren, son-
dern auch darin, sie bei Störungen schnellst-
möglich wieder zum Laufen zu bringen. Das
lässt sich bei SKW Piesteritz am besten an
Simulatoren erlernen, da in der realen Anla-
ge Situationen wie An- und Abfahren oder
Emergency-Shutdowns selten vorkommen,
meist nur zu den planmäßig ein bis zwei im
Jahr stattfi ndenden Instandsetzungs- und
Modernisierungsmaßnahmen. Um die Trai-
nings zu beschleunigen, würden die Simula-
toren noch mit einer Fast-forward-Funktion
ausgestattet, erzählt Volker Albert, Business
Manager Consult IT bei ABB: „Mit ihr ist es
möglich, Prozesse bis zu fünf Mal schneller
ablaufen zu lassen als in einer realen Anla-
ge.“ Mithilfe der Simulatoren lässt sich die
Einarbeitungszeit für neue Mitarbeiter ver-
kürzen. „Das senkt letztendlich auch die
Kosten“, sagt Eberhard Hinder.
So nah an der Realität wie möglichUm optimale Trainings zu gewährleis-
ten, entschied sich SKW Piesteritz dafür,
die Simulation mit dem in der realen Anla-
ge verwendeten ABB-Leitsystem umzu-
setzen. So hat der Nutzer die Bedienober-
fläche, die ihm von der täglichen Arbeit her
vertraut ist. „Entscheidend für eine nahe-
zu perfekte Simulation des Leitsystems
und der Prozessstationen war, dass wir
eine zu fast 100 % automatische Über-
nahme der Daten aus dem Produktions-
system in das Simulationssystem erreicht
haben“, erläutert Volker Albert. So sind
zwei Simulatoren beteiligt: Die eigent-
liche Prozesssimulation der Harnstoff-
produktion, gebaut vom niederländischen
OTS-Spezialisten Protomation, mit dem
SKW Piesteritz eine gute Zusammenarbeit
pflegt, und die Automatisierung mit der
ABB-Lösung 800xA mit Freelance-Con-
trollern. „Die Abbildung der realen Anlage
ist hervorragend umgesetzt worden und
es ist ein Instrument entstanden, mit dem
wir unser Ziel, so realitätsnah wie mög-
lich ausbilden und trainieren zu können,
voll erreicht haben“, sagt Eberhard Hinder.
Weitere Infos: [email protected]
„Mit der Fast-forward-
Funktion lässt sich die
Simulation bis zu fünf Mal
schneller durchspielen.“
Der größte Hersteller von Harnstoff und Ammoniak in Deutschland: SKW Piesteritz in Wittenberg.
21ABB about 4 |15
Prozessautomatisierung
Die Papierfabrik Palm im rhein-
land-pfälzischen Wörth besitzt
eine der leistungsfähigsten
Papiermaschinen für Wellpap-
penrohpapiere weltweit. Ende August
2014 brachte ein Brand im elektrischen
Schaltraum die Produktion vollständig
zum Erliegen. Das Feuer zerstörte meh-
rere Schaltfelder einer Niederspannungs-
schaltanlage und kontaminierte alle ABB-
Frequenzumrichter, die im Schaltraum
installiert waren, mit Ruß und Rauchgasen.
Betroffen waren ungefähr 120 Umrichter-
module ACS600 sowie 200 Einzelumrich-
ter der Typen ACS600 und ACS800.
„Wir haben mit der Papierfabrik Palm
einen langfristigen Servicevertrag, der
eine 24/7-Rufbereitschaft beinhaltet“,
sagt Frank Simon, Leiter Service Drives
& Motors bei ABB. „Es stellte sich jedoch
schnell heraus, dass das Ausmaß des
Schadens weit mehr als einen gewöhn-
lichen Serviceeinsatz erforderte.“ Ange-
sichts der verheerenden Brandschä-
den veranschlagten die ABB- Experten
vier Wochen für Reinigung, Repara-
tur, Test und Wiederinbetriebnahme der
Frequenzumrichter.
Ein derart langer Produktionsausfall
hätte für die Papierfabrik Palm jedoch
erhebliche finanzielle Folgen bedeutet.
Daher setzten die ABB-Experten alles
daran, den Einsatz in Wörth so schnell
wie möglich durchzuführen. „Wir haben
uns dazu entschieden, die komplette
Field-Service-Mannschaft für Antriebe im
Südwesten für Ausbau, Reinigung und
Wiedereinbau der Umrichter vor Ort ein-
zusetzen“, sagt Johannes Püschner, Lei-
ter ABB Field Service und Koordinator des
Gesamtprojekts. „In der Servicewerkstatt
in Ladenburg haben wir ebenfalls alle Res-
sourcen für Palm aktiviert.“
Die Mitarbeiter des Field Service bauten
die Frequenzumrichter vor Ort aus und rei-
nigten sie. Anschließend wurden die Gerä-
te nach Ladenburg gebracht, um sie zu
reparieren und einem finalen Leistungs-
test zu unterziehen. Im letzten Schritt bau-
te der Field Service die Geräte im Werk
Wörth wieder ein und nahm sie in Betrieb.
Der Einsatz des Field Service um
Johannes Püschner und der Servicewerk-
statt Drives unter der Leitung von Michael
Schönberger dauerte schließlich nur zwei
Wochen. Diese deutlich kürzere Projekt-
Dank des ABB Field Service konnte die Papierfabrik Palm ihre Produktion deutlich schneller als erwartet wieder aufnehmen.
Rekordverdächtiger Service nach BrandEinsatz vor Ort und im Labor
zeit machte zum einen das große Engage-
ment der ABB-Mitarbeiter, zum anderen
die exzellente Materialverfügbarkeit der
benötigten Ersatzteile im ABB-Service-
lager in Helsinki möglich. Parallel zu den
Arbeiten an den Umrichtern bauten Exper-
ten des Service Schaltanlagen fünf neue
Duplex-Felder ein und stellten die beschä-
digte Niederspannungsschaltanlage wie-
der her.
Das schnelle Wiederanfahren der Pro-
duktion nach dem Brand bewahrte die
Papierfabrik Palm vor noch größeren wirt-
schaftlichen Schäden. „Der ausgespro-
chen hohen Flexibilität und dem beson-
deren Engagement der ABB-Mannschaft
haben wir sehr viel zu verdanken“, wür-
digte Geschäftsführer Wolfgang Palm das
erfolgreiche Projekt. „Alle Beteiligten kön-
nen sehr stolz auf diese außergewöhn liche
Leistung sein.“
Weitere Infos: [email protected]
22 ABB about 4 |15
Prozessautomatisierung
Fo
to S
eite 2
3:
Gelit
a A
G
Win-win für Umwelt und BilanzIm Werk Memmingen spart Gelita mit zwei ABB-Antriebs-
paketen rund 60 % Energie bei Gebläsemotoren ein. Die
Investition in die energiesparende Technik amortisiert sich
dadurch bereits nach einem Jahr.
Kollagene Proteine sind vielseitig
einsetzbar und daher wesent-
licher Bestandteil von Produk-
ten des täglichen Bedarfs. Oft
fast unsichtbar finden sie sich in Lebens-
mitteln wie Süßwaren oder Milchproduk-
ten, in Arzneimitteln und in medizinischen
Produkten für die Erste Hilfe. Auch in tech-
nischen Anwendungen werden sie ein-
gesetzt, zum Beispiel in fotografischen
Edeldruckverfahren.
Die Gelita AG mit Stammsitz in Eber-
bach in Baden-Württemberg ist weltweit
führend in der Entwicklung und Herstel-
lung von Gelatine und anderen hochent-
wickelten kollagenen Proteinen. Rund
2.500 Beschäftigte produzieren an mehr
als 20 Standorten kollagene Proteine. Zu
den Kunden zählen Unternehmen aus
allen Branchen, vorrangig aus der Lebens-
mittel- und Pharmaindustrie, dem Bereich
Health & Nutrition sowie der Fotobranche.
Gelita ist stets auf der Suche nach
Lösungen, um die Auswirkungen sei-
ner Geschäftsaktivitäten auf die Umwelt
zu reduzieren. So sind alle Produktions-
stätten in Deutschland nach ISO 50001
zertifiziert und mit einem energiesparen-
den Managementsystem ausgestattet.
Um zusätzliche Energieeinsparpotenziale
im Werk Memmingen nutzen zu können,
wurde ABB damit beauftragt, Energie-
audits für die Antriebe von zwei Biofiltern
durchzuführen.
In Memmingen produziert Gelita Roh-
ware für das Stammwerk in Eberbach, das
weltweit der größte Produzent von kol-
lagenen Proteinen und Blattgelatine ist.
Die Abluft, die bei dem Verarbeitungs-
prozess entsteht, wird durch die Biofilter
des Werks so effektiv gereinigt, dass es zu
keiner Geruchsbelästigung der Anwohner
kommt. Ein Unterdruckgebläse in jedem
Biofilter saugt dabei die Luft aus den Räu-
men ab und bläst sie in ein mit Holzhack-
schnitzeln gefülltes Filterbett.
Einsparpotenziale durch EnergieauditABB sollte das Energieeinsparpoten-
zial und den verminderten CO2-Ausstoß
durch den Austausch der bestehenden
pol umschaltbaren Gebläsemotoren durch
eine moderne drehzahlgeregelte IE4-
Antriebslösung bestimmen. Dazu führte
der Vertrieb Service Drives Germany ein
Energieaudit der Unterdruckgebläse der
Biofilter 1 und 3 durch.
Um Energieverbrauch und Energie-
kosten der polumschaltbaren Motoren
gegenüber drehzahlgeregelten Lüfteran-
trieben auf der Basis des ABB-Synchron-
reluktanzmotors zu vergleichen, wurde
das Softwaretool FanSave genutzt. Die
Kalkulation ergab, dass durch den Ein-
satz des ABB-Antriebspakets allein beim
Biofilter 1 ungefähr 326 MWh Strom pro
Jahr würden eingespart werden können.
Die Amortisationszeit für die Investition
liegt damit unter einem Jahr. Die Antriebs-
lösung aus Synchronreluktanzmotor und
Frequenzumrichter spart bei dem Unter-
druckgebläse Energie auf zweifache Wei-
se ein, nämlich durch Drehzahlregelung
anstelle des polumschaltbaren Motors
und durch den Einsatz des hocheffizien-
ten Synchronreluktanzmotors.
Effizient und wartungsfreundlichDie beiden IE4-Antriebspakete für die
Biofilter 1 und 3 bestehen aus einem Syn-
chronreluktanzmotor mit einer Leistung
von 110 kW (400 V) bei einer Nenndreh-
zahl von 1.500 U/min sowie einem ABB
Industrial Single Drive ACS880 mit DTC
(direkte Drehmomentregelung) und spe-
zieller Software. Mit seiner Rotortechnik
bietet der magnetlose Synchronreluk-
tanzmotor eine ähnliche Leistung wie ein
Permanentmagnetmotor, ist aber so war-
tungsfreundlich wie ein Asynchronmotor.
Der Austausch des Motors erfolgte
beim Biofilter 1 im Jahr 2013 und beim
Biofilter 3 im Folgejahr. Der Umbau dau-
23ABB about 4 |15
Prozessautomatisierung
Ein Hidden Champion: Nur wenige wissen, dass Gelita – hier das Werk in Memmingen – der weltweit führende Hersteller von Gelatine ist.
Die neue Antriebslösung
erzielt bemerkenswerte
Energieeinsparungen:
beim Biofilter 1 von
61,2 % und beim
Biofilter 3 von 58,8 %.
erte jeweils gut drei Tage. Ein ABB-Ser-
viceingenieur nahm den ersten Frequenz-
umrichter in rund 1,5 Stunden in Betrieb.
Aufgrund der Bedienerfreundlichkeit des
ACS880 führte Gelita die Inbetriebnahme
des zweiten Frequenzumrichters selbst
durch – nach Aussage des Kunden war
dies sehr einfach und unkompliziert.
60 % EnergieeinsparungMessungen des Kunden vor und nach
dem Umbau bestätigen die hohe Energie-
effizienz der neuen Antriebslösung. Dem-
nach werden bemerkenswerte Energie-
einsparungen erzielt: beim Biofilter 1 von
61,2 %, was einem Return on Invest von
0,94 Jahren entspricht, und beim Bio-
filter 3 von 58,8 % (Return on Invest:
1,19 Jahre). Der Einsatz der IE4-Antriebs-
pakete erlaubt es Gelita also nicht nur,
die Umweltperformance seines Werks in
Memmingen weiter zu verbessern, son-
dern spart dem Standort auch viel Geld.
Weitere Infos: [email protected]
Seit ihrer Einführung 2011 hat sich
die Synchronreluktanzmotor-Techno-
logie von ABB in zahlreichen dreh-
zahlgeregelten Anwendungen wie
Pumpen, Lüftern, Kompressoren
und Extrudern bewährt. Die Motoren
überzeugen durch ihre hohe Effizienz
und Zuverlässigkeit. Der neue IE4-
Synchronreluktanzmotor für direkten
Netzbetrieb weitet den Einsatz dieser
Technologie auf Anwendungen mit
fester Motordrehzahl aus.
Energieeffizient
24 ABB about 4 |15
Fertigungsautomatisierung
Fo
tos S
eite 2
4 u
nd
Seite 2
5:
Go
ran
Kru
nic
/vo
r-o
rt-f
oto
.de
In der Standard-Schweißzelle FlexArc RX1 arbeiten ein Schweißroboter IRB 2600ID und ein Positionierer IRBP R-600.
Das große Los bei kleinen LosenDie LST-Laserschneidtechnik GmbH ist auf der Suche
nach einer flexiblen Roboterschweißzelle für Kleinserien
bei ABB fündig geworden. Dank der Offline-Program-
mierung mit RobotStudio hat die Zelle einen sehr hohen
Nutzungsgrad.
25ABB about 4 |15
Fertigungsautomatisierung
Vorsprung durch Weiterentwick-
lung“ lautet der Slogan von LST
in Abwandlung einer aus der
Automobilindustrie bekannten
Zeile. Seinem Slogan folgend, hat sich das
1988 in der ostwestfälischen Gemeinde
Hövelhof gegründete Familienunterneh-
men als ein marktführender Dienstleister
in der Laserbearbeitung auf dem europä-
ischen Markt etabliert. LST produziert
heute an insgesamt vier Standorten. Über
300 Beschäftigte bearbeiten mit 40 Laser-
anlagen, zehn Abkantpressen und diversen
anderen Maschinen Aufträge von Kunden
aus den Bereichen Agrartechnik, Maschi-
nenbau, Automobilbau sowie Medizin- und
Labortechnik. Ein wichtiges Standbein des
Unternehmens ist die Herstellung von Bau-
teilen für Schienenfahrzeuge.
Ein Erfolgsfaktor von LST besteht da rin,
sich neuen Marktentwicklungen immer
frühzeitig anzupassen und kontinuierlich
in innovative Technologien zu investieren.
Für die Anschaffung einer neuen roboter-
gestützten Schweißzelle im Jahr 2014 aus-
schlaggebend war der Trend zu kleineren
Losgrößen.
Die vorhandene Roboterschweißzelle
eines Fremdherstellers konnte die Anfor-
derungen an eine hohe Flexibilität nicht
erfüllen. Dietmar Diwo, Abteilungsleiter
Baugruppenfertigung bei LST, sagt: „Als
Lohnfertiger wissen wir nie, welcher Auf-
trag morgen kommt, und müssen des-
halb sehr fl exibel sein. Bei der Suche nach
einer geeigneten Lösung sind wir auf die
Schweißzelle von ABB gestoßen. Ihr Kon-
zept entsprach genau unseren Vorgaben.
Sie war zudem schnell lieferbar und auch
das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte.“
Die Lieferung von ABB bestand aus
einer Standard-Schweißzelle FlexArc RX1,
einem Schweißroboter IRB 2600ID, einem
Positionierer IRBP R-600, einer Brenner-
servicestation TSC, einer Stromquelle von
SKS und der Offline-Programmiersoft-
ware RobotStudio. Für LST war es wich-
tig, einen speziellen Aufnahmerahmen mit
einem selbst konstruierten Vorrichtungs-
system in die Zelle integrieren zu können.
Jede Vorrichtung lässt sich nun mit nur
zwei Bolzen am Positionierer fixieren und
exakt positionieren. Daraus ergeben sich
kurze Rüstzeiten von ungefähr 15 Minuten.
Hoher Nutzungsgrad Für einen hohen Nutzungsgrad der
Anlage sorgt vor allem RobotStudio, die
Offline-Programmiersoftware von ABB.
RobotStudio basiert auf dem Virtual Con-
troller. Dabei handelt es sich um eine exak-
te Kopie der Originalsoftware, die den
Roboter in Produktionsprozessen steu-
ert. So sind realistische Simulationen am
PC möglich, denn zum Einsatz kommen
die Daten und Konfigurationen, die auch in
der realen Produktion verwendet werden.
Bei RobotStudio wird das Schweißpro-
gramm mithilfe eines virtuellen Roboters
erstellt, also eines Modells, das dieselben
räumlichen und dynamischen Eigenschaf-
ten wie ein echter Roboter besitzt und von
derselben Software gesteuert wird. Das
Softwaretool modelliert den Roboter in
einer virtuellen 3D-Umgebung, in der mög-
liche Kollisionen oder räumliche Beschrän-
kungen im Voraus erkannt werden können.
Der vollständige Schweißprozess lässt sich
damit detailgetreu simulieren; die Arbeits-
abläufe lassen sich schon im Vorfeld für
eine hohe Prozesssicherheit optimieren.
„Wir können mit RobotStudio parallel zu
einem laufenden Schweißprozess schon
den nächsten Prozess offline zu ungefähr
95 % programmieren. Der Programmierer
sieht in dem virtuellen Umfeld die Aufnah-
mevorrichtung mit dem in ihr befestigten
Bauteil und programmiert die Roboterbe-
wegungen. Die in der Simulation ermittel-
ten Parameter werden dann eins zu eins
in die Anlage übertragen. Das Programm
wird in die Schweißzelle eingespielt und
kurz feinjustiert: Dann wird der neue Auf-
trag gestartet“, erläutert Diwo. Die Offline-
Programmierung wird auf der Basis von
CAD-Daten in einem Büroraum durchge-
führt, der an die Konstruktionsabteilung
von LST angrenzt.
Runde SacheDietmar Diwo erklärt: „Es ist noch recht
ungewöhnlich, eine Roboterzelle für Klein-
serien einzusetzen. Das flexible Konzept
mit den Vorrichtungen funktioniert aber
wunderbar. Der Roboter schweißt außer-
dem schneller, als es jeder Mensch kann.
Auch in puncto Schweißqualität kann der
Roboter aufgrund seiner Positioniergenau-
igkeit überzeugen.“ LST versucht deshalb
verstärkt, auch bereits laufende Projekte
mit der flexiblen Zelle umzusetzen.
Diwo ergänzt: „Die Betreuung, Program-
mierung und Schulung durch ABB haben
uns sehr gut gefallen. Das war eine runde
Sache.“ Wenn die Auslastung stimmt, wird
voraussichtlich eine zweite FlexArc-Robo-
terzelle folgen. Sie soll dann direkt neben
die bewährte Zelle gestellt werden – der
Platz für diese Weiterentwicklung des Vor-
sprungs ist bereits vorhanden.
Weitere Infos: [email protected]
In RobotStudio von ABB lassen sich die Schweißprozesse realistisch simulieren.
26 ABB about 4 |15
Fertigungsautomatisierung
Wo dosierte Kräfte sinnvoll walten
Fo
tos S
eite 2
6 u
nd
Seite 2
7:
Lu
ca S
ierm
an
n
27ABB about 4 |15
Fertigungsautomatisierung
Rotoren für Aufzugsmotoren gibt es nicht von der Stange. Stattdessen müssen sie
in vielfältigen spezifischen Ausstattungsvarianten hergestellt werden. Gut, wenn
dann die Fertigungslinie die Varianten automatisch identifiziert und fehlerfrei bear-
beitet. In einer von der Main-Automation GmbH für die ThyssenKrupp Aufzugs-
werke GmbH gebauten Anlage erledigen vier IRB 6640 und ein IRB 6650S von
ABB diesen anspruchsvollen Job.
Moderne Aufzugsanlagen sind
mit wartungsfreien und effi-
zient arbeitenden Antrie-
ben ausgestattet. Bei der
Thyssen Krupp Aufzugswerke GmbH
(TKAW) werden, je nach Auslegung einer
Aufzugsanlage, die passenden Antriebe
oder Aufzugsmaschinen gefertigt. Zum
Großteil kommen hier sogenannte Syn-
chronmaschinen zum Einsatz, die im
Wesentlichen aus einem passiven Teil,
dem Stator, und einem aktiven Teil, einer
gelagerten Rotor-Welle-Einheit, bestehen.
Je nach Bauart und Ausführung des
Motors werden in der Montage verschie-
dene, mit Permanentmagneten bestückte
Rotoren benötigt, die sich in ihrer Baulän-
ge und ihrem Durchmesser unterscheiden
und mit unterschiedlichen Magnetschalen
bestückt werden müssen. Die sich daraus
ergebende Variantenvielfalt an zu fertigen-
den Rotoren soll auf zwei redundanten
Fertigungslinien bei TKAW möglichst effizi-
ent und kostengünstig produziert werden.
„Um dieser Anforderung zu entspre-
chen, hat unser Team für ThyssenKrupp
eine Produktionsanlage konzipiert, die auf
zwei identischen Linien bis zu 21 Varian-
ten des Rotors in beliebiger Reihenfolge
fertigt. Sogar Losgröße eins ist kein Pro-
blem“, sagt Bernhard Fries, Projektleiter
bei Main-Automation.
Anspruchsvoller KlebeprozessIn beiden Linien sind je zwei Indus-
trieroboter des Typs IRB 6640 am Werk.
Ein Roboter handhabt die zu klebenden
Rotornaben, der andere die zugehörigen
Montage hilfen, welche für den Magnet-
Fügevorgang benötigt werden. Zunächst
werden die mit Magneten bestück-
ten Montagehilfen unter einem Applika-
tor mit einer definierten Menge Klebstoff
benetzt. In einer Fügestation werden dann
die Ma gnete auf die zuvor für den Kle-
beprozess vorbereiteten Rotornaben auf-
gebracht. Die fertig aufgebauten Rotoren
Projektleiter Bernhard Fries und sein Team haben eine anspruchsvolle Aufgabe gelöst.
„Die Produktionsanlage
fertigt auf zwei identi-
schen Linien bis zu 21
Varianten des Rotors in
beliebiger Reihenfolge.
Sogar Losgröße eins ist
kein Problem.“
werden anschließend einer Reinigung und
Lackierung unterzogen.
Am Ende der Produktion wartet ein auf
einer Linearachse montierter IRB 6650S
auf die in beiden Linien gefertigten Roto-
ren und lagert diese in ein großzügig
dimensioniertes Rotorenlager ein. Über
eine kleine Ausförderstrecke können die
benötigten Rotoren für die Endmontage
des Motors angefordert und ausgelagert
werden.
Rotoren per Laser identifiziertDer IRB 6640 glänzt in der Fertigungs-
anlage nicht nur durch seine Präzision,
sondern vor allem durch seine Flexibili-
tät. Noch vor der eigentlichen Rotorenfer-
tigung vermisst der Roboter zunächst die
Rotornaben mittels eines am Handflansch
montierten Laserscanners. Anschließend
vergleicht das Programm die Messwer-
te mit den in der Bibliothek hinterlegten
Daten und identifiziert den Rotor eindeu-
tig. Die Identifikation durch den Roboter ist
sehr sicher und vermeidet Fehler. Zudem
ist die Programmierung komfortabel und
schnell. Weil in der Bibliothek die Spezifi-
kationen für den Komplettrotor hinterlegt
sind, weiß die Anlage nach der Identifika-
tion des Typs durch den Roboter genau,
welche Vorrichtungen, Stoff- oder Mate-
rialmengen und Verarbeitungszeiten zu
wählen sind.
„In diesem Projekt hat alles gepasst.
Die Technik stimmt und die Zusammen-
arbeit mit ABB war immer konstruktiv
– auch dann, wenn wir gemeinsam einmal
schwierigere Fragen zu bearbeiten hat-
ten“, sagt Bernhard Fries. „Wir haben die
Anlage gemeinsam mit ABB voll im Zeit-
plan errichtet. Im Herbst 2014 wurde sie
bei ThyssenKrupp in Betrieb genommen.“
Weitere Infos: [email protected]
28 ABB about 4 |15
Fertigungsautomatisierung
Fo
tos S
eite 2
8 u
nd
Seite 2
9:
Lu
ca S
ierm
an
n
Kompakt und leistungsstarkBis zu 24.000 Ampullen verschließen die Spezialmaschinen
der Rota Verpackungstechnik GmbH in einer Stunde. Für die
Steuerung dieser Spitzenleistung setzt Rota auf Produkte von
ABB. Zentrales Bauelement der Schaltschränke ist das Steck-
system Smissline TP, das Rota zum ersten Mal im industriellen
Maschinenbau verwendet.
In Hunderten soeben ver-schweißten Ampullen spiegelt sich die Umgebung.
29ABB about 4 |15
Fertigungsautomatisierung
Die Rota Verpackungstechnik
GmbH im südbadischen Wehr
stellt Maschinen zur Automa-
tisierung und Prozessoptimie-
rung in der Pharmaindustrie her. Das Sor-
timent umfasst Spezialmaschinen zum
Füllen von Ampullen, Flaschen und Fer-
tigspritzen aus Glas oder Kunststoff, zum
Verschließen von Gefäßen, zur visuellen
Prüfung und zum Etikettieren. Derzeit
hat das wachsende Unternehmen knapp
100 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz von
Rota beträgt ungefähr 15 Millionen Euro.
Das Unternehmen exportiert 90 % seiner
Maschinen in circa 70 Länder.
Der Maschinenbau für die Pharmabran-
che zeichnet sich durch hohe Flexibilitäts-
ansprüche aus. „In der Pharmaindustrie
kommen häufig neue Regeln, beispiels-
weise von der FDA, also der US-amerika-
nischen Food and Drug Administration“,
sagt Sebastian Gierth, einer der beiden
Leiter des Teams Elektrik bei Rota. „Für
uns bedeutet das, dass insbesondere die
Software unserer Maschinen jederzeit up
to date sein muss. Im Jahr 2013 haben
wir deshalb unsere Maschinen auf der
Software-Seite mit einer neuen Technik
versehen und in dem Zuge bei der Hard-
ware stärker als bisher auf ABB-Produk-
te gesetzt.“
Geringer Platzbedarf „Rota hat gefordert, die Komponen-
ten im Schaltschrank so platzsparend
wie möglich unterzubekommen“, sagt
Christian Weiß, Vertriebsmitarbeiter von
ABB Stotz-Kontakt. „Dafür konnten wir
eine optimale Lösung anbieten, denn vie-
le der ABB-Komponenten zeichnen sich
durch ihre kompakte Bauart aus.“ Hin-
tergrund der Forderungen: „Jeder Meter
im Sterilbereich kostet unsere Pharma-
kunden bares Geld; deshalb müssen die
Schaltschränke so klein wie möglich sein
– und da sind die kleiner bauenden ABB-
Komponenten von Vorteil“, sagt Sebas-
tian Gierth.
50 % schnellerer EinbauHinzu kommt, dass Rota mit Smissline
TP von ABB ein zeit- und platzsparen-
des Stecksystem verwendet. Es erlaubt
das lastfreie Auf- und Entstecken von
Geräten unter Spannung – ohne zusätz-
liche persönliche Schutzausrüstung. Die
Schutzgeräte werden bei Smissline TP
direkt aufgesteckt und können gemischt-
polig angebracht werden. Zudem erlaubt
Smissline TP die Nutzung nur eines Kabel-
kanals für die Einspeise- und Abgangs-
verdrahtung. „Durch den Einsatz von
Smissline sind wir bis zu 50 % schneller
als im Vergleich zur herkömmlichen Mon-
tage“, sagt Dirk Strittmatter, der andere
Leiter des Teams Elektrik bei Rota.
„Die optimale Einspeisefähigkeit des
Systems reicht bis 200 A“, sagt Christian
Weiß. „Diese Anschlussleistung ist für die
überwiegende Zahl der Anwendungen im
Maschinenbau vollkommen ausreichend.
Dagegen sind Systeme mit bis zu mehr
als 400 A oft völlig überdimensioniert und
unnötig teuer – wir sprechen manchmal
humorvoll von ‚Kupferbergwerken‘, die
ungenutzt im Schrank hängen.“
Investition rechnet sichDie schnellste Rota-Verarbeitungs linie
bewältigt bis zu 24.000 Ampullen pro Stun-
de. „Bei Wirkstoffkosten von zehn bis 80
Euro pro Ampulle würden dem Pharmaun-
ternehmen bereits bei einer halbstündigen
Störung Millionenverluste entstehen“, sagt
Dirk Strittmatter. Der Einsatz von Smissline
TP ist deshalb nicht nur wegen des tech-
nischen Vorteils, sondern auch unter Kos-
tengesichtspunkten sinnvoll. „Die höhere
Investition in Smissline rechnet sich wegen
der wesentlich schnelleren Montage, aber
auch unter dem Aspekt der schnelleren
Wiederverfügbarkeit bei Störungen“, sagt
Sebastian Gierth.
Aus einer HandAuch bei der Sicherheit vertraut Rota
mit der Prozess-Zuhaltevorrichtung Dalton
M31 auf eine Komponente von ABB. Bei
dem Verpackungsspezialisten kommen
damit ABB-Produkte und -Lösungen der
Schutz- und Steuerungstechnik, Vertei-
lung, Antriebstechnik und Sicherheitstech-
nik zum Einsatz. „Für uns ist es wichtig,
dass wir unsere Kunden aus einer Hand
bedienen“, sagt Christian Weiß. „Wenn alle
technischen und organisatorischen Fragen
gebündelt geklärt werden können, entste-
hen vielfältige Synergieeffekte.“
Weitere Infos: [email protected]
Platzsparend: Viele ABB-Komponenten zeichnen sich durch ihre kompakte Bauart aus. Gasbrenndüsen verschließen die Ampullen.
30 ABB about 4 |15
Produkte
Vorteile – Anbindung an das existierende
Infrastruktur-Management-
System über Modbus TCP
– Zeitersparnis von bis zu 45 %
gegenüber konventionellen Auf-
bauzeiten
– Verringerter Planungsaufwand
durch Stücklisten und Verdrah-
tungspläne
– Wechseln von Leitungsschutz-
schaltern im laufenden Server-
betrieb
– Keine zusätzliche Personen-
schutzausrüstung notwendig
Intelligente EnergieverteilungVorkonfigurierte Remote Power Panels für mehr Effizienz
und Flexibilität im Rechenzentrum
Niederspannung
aufwand. Eine Typenprüfung für die
gewählte Schalt gerätekombination
nach IEC 61439-2 stellt ABB kostenfrei
zur Verfügung. Die Inbetriebnahme der
speicherprogrammierbaren Steuerung
erfolgt per SD-Karte. Die benötigten Ge-
rätekonfigurationen sind per Download
erhältlich.
Weitere Infos: [email protected]
Wartung bei laufendem ServerbetriebDie vorkonfigurierten Remote Power
Panels (RPP) von ABB sind eine kom-
pakte und umfassende Lösung für die
Niederspannungsunterverteilung, die
den Anforderungen an Effizienz und
Flexibilität in Rechenzentren entspricht.
Mit ihnen lassen sich etwa 80 % aller
Anwendungsfälle in Datenzentren
abdecken, sodass der Anwender bei
Planung, Inbetriebnahme und War-
tung Zeit und Ressourcen spart. Die
RPP beinhalten vertikal eingebaute
Smissline-TP-Stecksockelleisten, die
die Aufnahme von bis zu 240 Siche-
rungsautomaten ermöglichen. Dieses
berührungssichere Stecksystem erlaubt
zudem das Wechseln von Komponenten
bei laufendem Betrieb der Server. Das
integrierte Stromkreis-Überwachungs-
system Circuit Monitoring System (CMS)
realisiert die detaillierte Stromüberwa-
chung von bis zu 240 Abgängen ohne
zusätzlichen Platzbedarf. Die Sensoren
werden direkt auf den Leitungsschutz-
schaltern angebracht und per Bus-Kabel
angeschlossen; eine sternförmige und
umständliche Verdrahtung entfällt.
Auto matisch generierte, detaillierte
Stücklisten und Verdrahtungspläne
verringern den notwendigen Planungs-
Neuheiten ABB bietet ein breites Spektrum an innovativen Produkten.
Auf den folgenden Seiten stellen wir einige Highlights
unserer neuesten Entwicklungen vor – maßgeschneiderte
Lösungen für anspruchsvolle Aufgaben.
31ABB about 4 |15
Produkte
Konstantes AuslöseverhaltenDer UMC100.3 bietet umfassenden
elektronischen Motorschutz, selbst
wenn Steuerung oder Feldbussysteme
ausfallen. Das präzise elektronische
Messsystem ermöglicht eine opti-
male Auslastung der Motoren. Das
konstante Auslöseverhalten wird
durch die hohe Langzeitstabilität der
Auslöseeigenschaften gewährleistet.
Ein umfassendes Diagnosesystem
erleichtert zudem die Fehlersuche
und -behebung. Bei einer Störung
hält der UMC das System am Laufen
und reduziert die Ausfallzeiten. Die
Motorsteuerung mit dem Controller
hängt nicht von einer bestimmten
Kommunikationsumgebung ab, da die
Kommunikation über spezielle Schnitt-
stellen erfolgt. Dies hat den Vorteil, dass
eine einzelne Version der Motorsteue-
rung für jede Art von Kommunikation
über alle relevanten Feldbussysteme
und Ethernet-Netzwerke geeignet ist.
Weitere Infos: [email protected]
Komplexität reduzieren und Zeit sparen Die Lichtvorhänge und -gitter vom
Typ Orion sind aktive optoelektro-
nische Schutzeinrichtungen (AOPD)
und sichern Arbeitsbereiche ab. Als
Nachfolger der Focus-Reihe werden der
Lichtvorhang Orion1 zur Finger- und
Handdetektion, das Lichtgitter Orion2
zur Körperdetektion mit einer Reichwei-
te von bis zu 50 m und das Lichtgitter
Orion3, das aus einer aktiven und einer
passiven Einheit besteht, ebenfalls
zur Körperdetektion eingesetzt. Alle
Modelle sind in den Versionen Base
und Extended erhältlich. Der Anschluss
erfolgt über M12-Steckverbinder an
der Unterseite des Profils. Die LEDs auf
dem Display von Sender und Empfänger
helfen dem Benutzer dabei, den AOPD-
Status zu steuern und zu prüfen. Das
Display informiert den Benutzer auch
über die eingestellten Konfigurationen.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Sicherung der Verfügbarkeit von
Anlagen
– Umfassender elektronischer
Motorschutz
– Modulares System, das indivi-
duell erweitert werden kann
Vorteile – Einfache Diagnose mit umfassen-
der Anzeige
– Anschluss der lokalen Reset-
Taste direkt an die Lichtgitter/
-vorhänge
– Kaskaden-Konfi guration für
bis zu drei Einheiten: ein Master,
zwei Slaves
Betrieb rund um die UhrHöchstleistungs steue -
rung und -schutz mit
UMC100.3
Die nächste GenerationLichtvorhänge und -gitter
vom Typ Orion wenden
Gefahr ab
Niederspannung Niederspannung
Vorteile – Bidirektionale Kommunikation
– Kompaktes Gehäuse
– Schnelle Reaktionszeit
– Schnelle Inbetriebnahme
– Gemeinsame Schnittstelle mit
Pluto
Mehr Kom-munikationGateway realisiert
Sercos III und EtherCAT
für Sicherheits-SPS Pluto
Niederspannung
Schnelle ProtokolleABB erweitert das Sortiment an Gate -
ways für den beidseitigen Informations-
fluss zwischen der Sicherheitssteuerung
Pluto und anderen Feldbussystemen:
Das GATE-EC und das GATE-S3
machen es möglich, mit den Protokollen
EtherCAT und Sercos III zu kommu-
nizieren. Beide Protokolle basieren
auf Ethernet-Technologie und gelten
als sehr schnell. Daher kommen sie
überwiegend in Motion-Applikatio nen
zum Einsatz. Das GATE-EC und das
GATE-S3 sind jeweils 22 mm breit
und können auf einer DIN-Hutschiene
montiert werden. Beide lassen sich
an beliebiger Stelle an den Pluto-Bus
anschließen und verfügen zur Konfi-
guration und Beobachtung über eine
gemeinsame Schnittstelle mit Pluto.
Bei Service- und Programmierarbeiten
kann der Anwender das gleiche Kabel
und das Software-Tool Pluto Manager
einsetzen.
Weitere Infos: [email protected]
32 ABB about 4 |15
Produkte
Function Package garantiert eine von
der Robotergeschwindigkeit unabhän-
gige, hohe Nahtqualität. Die Steuerung
passt den Materialfluss automatisch an
die Robotergeschwindigkeit an. Über
die grafische Benutzeroberfläche des
Programmierhandgeräts FlexPendant
lassen sich alle prozessrelevanten Daten
visualisieren.
Weitere Infos: [email protected]
Alles aus einer HandMit dem Integrated Dispensing Function
Package bietet ABB eine integrierte
Gesamtlösung für den robotergestützten
Materialauftrag – bestens geeignet für
Klebe- und Abdichttechnologien, die in
modernen Produktionsprozessen mit
vielen unterschiedlichen Materialien
immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Das Funktionspaket beinhaltet verschie-
dene Dosiereinheiten, Applikatoren,
Pumpen und Temperiereinheiten. Sein
Hauptvorteil besteht darin, dass sich alle
Komponenten mit der bewährten IRC5-
Robotersteuerung kontrollieren lassen.
So ist ein präziser Materialauftrag bis
96 ml/s bei einer Robotergeschwindig-
keit von bis zu 1.000 mm/s möglich.
Zudem lässt sich ein Vision-System für
die Positions- und Qualitätskontrolle
hinzufügen. Das Integrated Dispensing
Vorteile – Eine Steuerung für alle Kompo-
nenten
– Große Auswahl an Einzelkompo-
nenten wie Applikatoren oder
Dosierern
– Bis zu drei Mal höhere Prozess-
geschwindigkeit
– Visualisierung aller Prozessdaten
auf dem FlexPendant
– Auftrag von Ein- oder Zwei-
Komponenten-Kleber
Präzise und schnellIntegrated Dispensing Function Package
ermöglicht einfachen Materialauftrag
Robotics
Flexible Spulenanschlussklemmen Die AF..ZB..S-Schütze von ABB
kommen in Abteilen und Führerstän-
den von Fern- und Regionalbahnen,
U-Bahnen und Straßenbahnen zum
Einsatz, die häufig in Tunnels oder
auf Untergrundstrecken verkehren.
Mit ihnen lässt sich eine Vielzahl von
Bahnanwendungen realisieren – von der
Beleuchtung über Heizung, Bremsen,
Klimatisierung und Belüftung bis hin
zur Türsteuerung. Die Schütze erfül-
len alle relevanten Bahnnormen im
Hinblick auf Rüttel- und Stoßfestigkeit
sowie auf Brand- und Rauchverhalten.
Bereits seit 2009 verfügt ABB über die
Vorteile – Sehr breite Spannungsbereiche
– Geringer Montageaufwand
– Geringer Platzbedarf
– Sparsam im Betrieb
Sicher verdrahtetAF..ZB..S-Schütze in Federzugtechnik
sind ideal für Bahnanwendungen
Niederspannung
IRIS-Zertifizierung (International Railway
Industry Standard) des Verbandes der
europäischen Eisenbahnindustrie. Die
sehr breiten Steuerspannungsbereiche
der Schütze erfordern nur wenige un-
terschiedliche Typen und sorgen so für
Vorteile in der Logistik. Flexible Spulen-
anschlussklemmen für die Verdrahtung
von oben, von unten oder von vorne
machen die Montage komfortabel. Die
geringe Leistungsaufnahme der Spule
spart Energie; die reduzierte Baugröße
und das geringe Gewicht ermöglichen
einen kompakten Einbau. Selbst bei
höheren Umgebungstemperaturen kann
auf Abstände zwischen den Geräten
verzichtet werden. Ebenso ist bei elek-
trischer oder mechanischer Verriegelung
kein zusätzlicher Abstand zwischen den
Schützen erforderlich.
Weitere Infos: [email protected]
Fo
to S
eite 3
3 r
ech
ts:
Ole
ksiy
Mark
/sh
utt
ers
tock.c
om
33ABB about 4 |15
Produkte
Autarkes Kühlsystem Der neue PVS980 für die Außenauf-
stellung erweitert das ABB-Angebot an
Solarwechselrichtern. Mit einer hohen
Leistung von bis zu 2.000 kVA und einer
erhöhten DC-Eingangsspannung von bis
zu 1.500 VDC repräsentiert er die neue
Generation von Zentralwechselrichtern
in einem kostengünstigen Paket.
Der wartungs arme PVS980 verfügt
über ein innovatives Kühlsystem: Die
Phasenwechsel- und die Thermosiphon-
Technologie verhindern, dass Außenluft
in die kritischen Teile des Wechselrich-
ters gelangen kann. Mit Schutzart IP65
arbeitet der hocheffiziente Wechselrich-
ter bei Kälte wie bei extremer Hitze und
100 % Luftfeuchtigkeit zuverlässig. Das
Ergebnis ist ein überall einsetzbares
Gerät ohne Abstriche beim Wirkungs-
grad oder bei der Qualität.
Weitere Infos: [email protected]
Das Turbinenkonzept Der Turbotrol 10 optimiert die Tur binen-
regelung und sorgt für ein wirt schaft -
liches Anfahrverhalten sowie einen
materialschonenden Betrieb. Die einheit-
liche Hardwareplattform basiert auf dem
Leitsystem Symphony Plus Melody und
verfügt über ein system weites Bus-Netz-
werk. Dadurch sind keine verdrahteten
Schnittstellen zwischen Kessel und
Turbine notwendig. Zudem lassen sich
alle Archiv- und Management funktionen
des Hauptsystems uneingeschränkt
auch für Turbinendaten nutzen. Die
Kosten für Ersatzteile und der Aufwand
für die Ausbildung von Operator- und
Wartungspersonal verringern sich. Das
durchgängige Engineering und die
ein heitliche Bedienoberfläche für Kessel-
und Turbinenleittechnik bieten einen
schnellen, systemweiten Zugriff.
Weitere Infos: [email protected]
SchlagwettergeschütztMit Nennleistungen von 0,55 bis 710 kW
und Baugrößen von IEC 80 bis IEC 450
stehen die neuen Graugussmotoren
von ABB jetzt in schlagwettergeschütz-
ter Version zur Verfügung. Sie sind
eine Weiterentwicklung der bisherigen
explosionsgeschützten Motoren und
bieten zuverlässige Leistung in einigen
der anspruchsvollsten Anwendungen
und Betriebsumgebungen. Die Motoren
haben ein Gehäuse mit Schutzart
IP66 für maximalen Schutz vor dem
Eindringen von Wasser, Staub und
flüchtigen Stoffen sowie eine Isolation
der Klasse F; Klasse H ist optional
verfügbar. Eine spezielle Korrosions-
schutzlackierung von Rotor und Stator
verhindert das Eindringen von Feuch-
tigkeit in das Statorpaket und in die
Wicklung. Die Motoren sind zwei- bis
achtpolig lieferbar; höhere Polzahlen
oder pol umschaltbare Motoren sind auf
Anfrage erhältlich.
Weitere Infos: [email protected] – Niedrigere Gesamtanlagenkosten
– Flexible Netzunterstützungs merk-
male für weltweiten Einsatz
– Wartungsarm und leicht zu instal-
lieren
Vorteile – Ein System für Kessel und
Turbine
– Kurze Installationszeit
– Wirtschaftlichkeit durch
optimierte Regelung
– Höchste Sicherheit durch
SIL3-Zertifi zierung
Vorteile – Hochwertige Konstruktion,
Lackierungen und Dichtungen
– Für Frequenzumrichterbetrieb
ausgelegt
– Labyrinth-Wellendichtungen
– Applikationsspezifi sche Optionen
Für Multi-MW-AnlagenNeuer Hochleistungs-
wechselrichter PVS980
mit 1.500 VDC
Optimierte RegelungTurbinenleitsystem Turbo-
trol 10 mit einheitlicher
Hardwareplattform
Zuverlässig unter TageExplosionsgeschützter
Motor für anspruchsvolle
Umgebungen
Photovoltaik Strom- und WärmeerzeugungAntriebstechnik
34 ABB about 4 |15
Produkte
Kabel sicher durch Brandschutzwände führenDie Metalladapter mit intumeszierendem Material von PMA erlauben es in Verbin-
dung mit einem Kabelschutzsystem, Kabel durch Brandschutzwände zu führen
– ohne Einschränkungen bei der Sicherheit. Die Adapter sind in den Größen M16
bis M63 erhältlich, lassen sich einfach montieren sowie flexibel in verschiedenen
Einbaukonstellationen und Umgebungen anwenden. Im Brandfall schottet das
intumeszierende Material einen Bereich für mindestens 30 Minuten vom Feuer
ab – bestätigt durch Prüfung nach Norm EN 45545-3. Weitere Vorteile und Flexi-
bilität bietet der Metalladapter im Zusammenspiel mit dem Durchführungssystem
und der Kabelverschraubung der PMA-Partner Roxtec und Pflitsch: Die PMA-
Roxtec-Lösung basiert auf dem seit Jahrzehnten in der Bahnindustrie bewährten
Roxtec-Durchführungssystem sowie einem speziell entwickelten PMA-Adapter
mit intumeszierendem Material und kombiniert somit zwei Standards in der
Bahntechnik für die Sicherheit im Brandfall. Die PMA-Pflitsch-Lösung basiert auf
der bewährten Pflitsch-Kabelverschraubung zusammen mit einem PMA-Adapter
inklusive feuerfester Zugentlastung. Im Brandfall gewährleistet diese Lösung für
bis zu 15 Minuten eine sichere Abschottung gegenüber Feuer, Rauch und Gas.
Weitere Infos: [email protected]
Schnelle Evakuierung im BrandfallUm im Brandfall sicher evakuieren
zu können, muss die Stromversor gung
lebensrettender Maschinen gewähr-
leistet sein. Die rechtliche Not wen-
dig keit einer solchen Sicher heits-
stromversorgung ergibt sich aus dem
Bauordnungsrecht. Der Venter von
ABB Kaufel erfüllt alle gesetzlichen
Anforderungen und stellt die durch-
gängige Stromversorgung sicher. Er
besteht aus einer Stromrichter anlage
sowie einer Batterie als Energiespei-
cher. Der Wechselrichter ist mit einer
Überlastfähigkeit von 300 bis 400 % für
eine Zeit von fünf Sekunden ausge-
stattet. Mit seinen Merkmalen sorgt
das Stromversorgungssystem für eine
Vorteile – Zuverlässige Stromversorgung
bei Netzausfall
– Nennleistung von 5,7 bis 28 kVA
– Erfüllung der gesetzlichen Anfor-
derungen an die Sicherheits-
stromversorgung im Sinne des
Bauordnungsrechts
– Enorme Kosten- und Zeit-
ersparnis
Vorteile – Sichere Kabelführung durch
Brandschutzwände dank
intumeszierendem Material
– Höchste Brandschutzeinstufung
E30 gemäß EN 45545-3
– Flexible Anpassung an unter-
schiedlichste Einbaukonstel-
lationen und Umgebungen
– Ideales Zusammenspiel mit dem
Durchführungssystem und der
Kabelverschraubung der PMA-
Partner Roxtec und Pfl itsch
Garantierte EnergieVenter – die verlässliche Stromquelle für
Sicherheitszwecke in Extremsituationen
Rauchfrei im ZugFire Barrier Adapter von PMA verhindert
Durchbruch von Feuer
Stromversorgungssysteme
Kabelschutzsysteme
zuverlässige Energieversorgung bei le-
bensrettenden maschinellen Rauch- und
Wärmeabführungen sowie bei Rauch-
schutzdruckanlagen.
Weitere Infos: [email protected]
35ABB about 4 |15
Produkte
Verifi ziert sich selbst Der FCB400, eine Erweiterung der
Coriolis-Durchflussmessgerätefamilie,
ist etwa 50 % leichter und kleiner als
vergleichbare Geräte. Er zeichnet sich
durch niedrigen Druckverlust aus. Die
Geräte der FCB400-Serie verfügen über
eine neue Standard-Elektronikplattform,
die dem Anwender bis zu fünf Kommu-
nikationsausgänge bietet. Mithilfe der
Sensor-und Applikations-Technologie
Sensor Memory speichert der FCB400
alle Kalibrierdaten, Messstellenpara-
meter und Zählerstände. Ebenfalls neu
ist die integrierte Verifikationsfunk tion
VeriMass für die Selbstdiagnose. Ein
Erosionsmonitor diagnostiziert Verän-
derungen am Messrohr automatisch.
Der Verifikationsbericht dokumentiert
regelmäßige Prüfungen entsprechend
gültiger Normen; Wartungs- und Re-
kalibrierungszyklen können verlängert
werden.
Weitere Infos: [email protected]
Vier-Tasten-PrinzipSämtliche Messinstrumente, Stellungs-
regler, Schreiber und sonstigen Regler
sowie die analytische Messtechnik
von ABB für Druck-, Temperatur- und
Durchflussmessungen verfügen über
ein einheitliches Bedienkonzept. Alle
Eingaben erfolgen über vier Tasten, die
sich hinter einer Glasscheibe befinden
(through the glass = TTG). Anwender
müssen die Geräte für die Bedienung
nicht öffnen, sodass die volle Schutzart
erhalten bleibt. Die bewährte Klartext-
bedienung entwickelt ABB kontinuierlich
weiter: Die Easy-Setup-Funktion fragt
bei der Inbetriebnahme die notwendigen
Parameter automatisch ab. Fehlparame-
trierungen gehören der Vergangenheit
an, da die Geräte eine Parametrierung
außerhalb ihres spezifischen Mess-
bereichs erkennen und zurückweisen.
Weitere Infos: [email protected]
Höhere Verfügbarkeit und RedundanzDie neue Version des Prozessleitsystems
Freelance wartet dank der Lite-Ausfüh-
rungen der Controller-Hardware und
der Software Freelance Operations
mit einer verbesserten Skalierbarkeit
auf. Eine kleinere CPU-Variante verfügt
über drei statt vier Ethernet-Anschlüsse
für die Kommunikation über Modbus
TCP/IP und das Fernwirkprotokoll
nach IEC 60870-5-104 sowie für die
Systembus-Redundanz. Zusätzlich gibt
es erweiterte Redundanzoptionen mit
neuen Profibus-Mastermodulen. Das
CAN-Bus-Modul für den Controller
AC 900F ermöglicht den Anschluss von
Freelance Rack E/As und unterstützt
dadurch Anlagenmodernisierungen noch
besser. Der integrierte Standard-Plug-in
der S700 Profibus Remote E/A macht
die Installation besonders einfach.
Weitere Infos: [email protected]
Vorteile – Extrem klein, leicht und kompakt
– Besonders niedriger Druckverlust
– Sehr breites Einsatzspektrum
durch spezielle Applikationssoft-
warepakete
– Automatische Selbstkonfi guration
Vorteile – Gleiches Look-and-feel aller
Instrumente
– Menüführung in elf Sprachen
– Verringerter Schulungsaufwand
– Höhere Wartungseffi zienz
– Implementierung der Status-
anzeige auf den Displays gemäß
NAMUR-Empfehlungen
Vorteile – Geringer Platzbedarf und auf
jedem PC anwendbar
– Ideal geeignet für kleinere
Produktionsanlagen
– Höhere Verfügbarkeit
– Unterstützung für bis zu 20 Jahre
alte Freelance-Hardware
Messung mit KöpfchenFCB400 ist das neueste
Mitglied der Coriolis-
Familie
Immer gleich gutEinheitliche Bedienung
aller Feldinstrumente im
Bereich der Messtechnik
Kompakt und skalierbarNeue Version des Leit-
systems Freelance kommt
mit vielen Verbesserungen
Messtechnik Messtechnik Leittechnik
36 ABB about 4 |15
Impulse
Fo
to:
Math
ias E
rnert
Weichenstellungen für die Energiewende
Im Interview erläutert Martin Schumacher, im Vorstand der
deutschen ABB zuständig für die Energietechnik, welche
Chancen sich aus der im Sommer getroffenen politischen Ver-
einbarung der Berliner Koalitionsspitzen für die Energiewende
ergeben und wie ABB diesen Herausforderungen begegnet.
ABB-Vorstandsmitglied Martin Schumacher begrüßt das Eckpunktepapier der Berliner Koalitionsspitzen, weil es die richtigen Prioritäten setzt.
37ABB about 4 |15
Impulse
about: Die Energiewende hin zu Energie aus Wind, Sonne und anderen sogenann-ten Erneuerbaren ist längst kein deut-sches Phänomen mehr. Welche Bedeu-tung hat die Energiewende international und welche Herausforderungen bringt das konkret für Deutschland mit sich?
Martin Schumacher: Die Erneuer baren
sind weltweit auf dem Vormarsch und hat-
ten Ende 2014 zum Beispiel in den OECD-
Ländern bereits einen Anteil von etwa
10 % an der elektrisch erzeugten Ener-
gie, in Deutschland sogar über 27 %. Mit
der Energiewende ändern sich mittelfris-
tig die Standorte der Stromerzeugung.
In Deutschland heißt dies schon heute:
Windkraft schwerpunktmäßig im Nor-
den, Solarenergie schwerpunktmäßig im
Süden. Dabei muss mit dem konventio-
nell erzeugten Strom immer stärker auf
die volatilen Erneuerbaren reagiert wer-
den – er wird erstmals gezielt aus dem
Markt genommen oder absehbar in Reser-
ven überführt. Ohne Veränderungen in den
Stromnetzen sind diese Entwicklungen
nicht möglich.
Was bedeutet die Berliner Vereinbarung der Koalitionsspitzen vom Sommer für die Umsetzung der deutschen Energie-wende und für ABB? Wir haben das Eckpunktepapier begrüßt,
denn es setzt aus unserer Sicht die richti-
gen Prioritäten. Im zukünftigen Strommarkt
stehen Flexibilitätsoptionen auf der Erzeu-
gungs- und der Nachfrageseite im Vorder-
grund. Die zentrale Überschrift lautet hier:
Wettbewerb und Innovation einen Schub
verleihen. Darauf freuen wir uns als Tech-
nologieunternehmen, das viele Lösungen
anbietet – von Ladesystemen für Elektro-
mobilität über Leittechnikpakete für die
Erzeugung oder auch für die Bündelung
zu virtuellen Kraftwerken bis hin zu Spei-
chern. Und: Der bürgerfreundliche Netz-
ausbau und damit der Aspekt der Akzep-
tanz ist adressiert worden. Auf diese Weise
wird die große Bedeutung der Stromnetze
in Deutschland und Europa für die Energie-
wende unterstrichen.
Welche konkreten Auswirkungen haben die politischen Vereinbarungen für den Aus- und Umbau der deutschen Übertragungsnetze?
Auch die Politik hat die Netzengpäs-
se von Norden nach Süden erkannt. ABB
hat sich lange für Hochspannungs-Gleich-
strom-Übertragung (HGÜ) als effizientem
Transportmittel großer Strommengen ein-
gesetzt und sieht sich im Netzentwick-
lungsplan und nun auch im Eckpunkte-
papier bestätigt. Wir finden es richtig, dass
es jetzt in der Bundesfachplanung weite-
re Optionen für Gleichstromtransport gibt:
Konkret geht es um Erdkabel, die künftig
nicht mehr nur als Ausnahme gegenüber
Freileitungen eingesetzt werden können.
Der Technologiebeitrag von ABB hierzu
ist das weltweit einzige kunststoff isolierte
525-kV-Gleichstromkabel, das wir im ver-
gangenen Jahr vorgestellt haben.
Wie wird ABB den Herausforderungen in den nationalen und internationalen Märkten für Energietechnik begegnen?
ABB zielt in seiner globalen Next-
Level-Strategie auf deutlich stärkeren
Markt fokus und eine agilere Organisa-
tion. Eine der wichtigsten Änderungen,
die wir Anfang 2016 umsetzen werden, ist
die Schaffung der neuen Division Strom-
netze. Diese neue Division wird der welt-
weit führende Anbieter im Bereich Ener-
gie- und Automatisierungslösungen für
das Netz sein – mit einem umfassenden
Portfolio von Produkten, Systemen und
Dienstleistungen.
Welche Vorteile hat das für die Kunden? ABB wird aus der Division Stromnet-
ze auch in Zukunft Spitzentechnologien
und Lösungen liefern, um den rasanten
Entwicklungen in der Stromübertragung
und -verteilung sowie den damit verbun-
denen Herausforderungen und Chancen
optimal zu begegnen. Die Bildung dieser
neuen Division gibt uns die Möglichkeit,
unsere Kunden noch besser zu unterstüt-
zen und ihnen aus einer Hand einen noch
größeren Mehrwert zu liefern.
„Die Division Stromnetze
wird Spitzentechnologien
und Lösungen liefern,
um den rasanten Ent-
wicklungen in der
Strom übertragung und
-verteilung zu begegnen.“
38 ABB about 4 |15
Blickpunkt
Unterirdischer
Stromtransport
525-kV-VPE-Gleichstromkabel Für das Gelingen der Energiewende kann
es ein zentraler Baustein werden: das
kunststoffi solierte (VPE) Kabelsystem
für 525 kV. Bis zu 2,6 GW können damit
übertragen werden – erstmalig in etwa so
viel wie mit einem Freileitungssystem und
genug, um eine Großstadt wie München
zu versorgen. Das neue Gleichstromkabel
kann damit auch für die in Deutschland
geplanten HGÜ-Korridore von 400 bis
800 km Länge, die künftig Leistungs-
schwankungen aufgrund der variierenden
Einspeisung erneuerbarer Energien groß-
räumig ausgleichen und das Stromnetz
stärken sollen, eine Lösung sein. Das
VPE-Kabel ist deutlich leichter und die
Kabelmuffen sind vorgefertigt; daher sin-
ken im Vergleich zu den bisher auf dieser
Spannungsebene verfügbaren masse-
imprägnierten Kabeln die Transport- und
Logistikkosten.
Weitere Infos: [email protected]
39ABB about 4 |15
Leserservice
Messen &
Veranstaltungen
FMB – Zuliefermesse Maschinen-bau4. bis 6. November 2015, Bad Salz-
uflen
www.fmb-messe.de
VIK Jahrestagung9. bis 10. November 2015, Berlin
www.vik.de/jahrestagung-2015.html
ETG Congress 2015 – Die Energiewende17. bis 18. November 2015, Bonn
http://bit.ly/1VwfZl2
SPS IPC Drives24. bis 26. November 2015,
Nürnberg
www.mesago.de/sps
Seminare & Workshops
Inbetriebnahme der zentralen Kau-fel-Sicherheitsbeleuchtungsanlage18. November und 14. Dezember
2015, Berlin
Anmeldung: [email protected]
DOC Akademie (EV 1) 19. bis 20. November 2015, Heidel-
berg
Anmeldung: [email protected]
A331– AC 400 Konfigurieren und Programmieren mit S100 und S800 E/A26. bis 30. Oktober 2015, Frankfurt
N352 – AC 870P/Melody Wartung, System- und Netzwerkdiagnose9. bis 13. November 2015, Frankfurt
T308 – System 800xA Wartung und Systemdiagnose AC 800M9. bis 13. November 2015, Frankfurt
T565 – Freelance Aufbaukurs Konfi-gurieren Leitebene16. bis 18. November 2015, Laden-
burg
T315F – System 800xA Engineering Part 1 – Function Designer14. bis 18. Dezember 2015, Frankfurt
Die Seminartermine 2016 für den Be-
reich Prozessleitsysteme sind bereits
online verfügbar.
Informationen und Anmeldung: www.abb.de/abbuniversity
Social-Media-Highlights
AC versus DC – Tesla versus EdisonWelche Spannung für Strom-
netze besser geeignet ist,
diskutierte man schon im
19. Jahrhundert. Die ganze
Geschichte lesen Sie im Blog.
Energie effizient nutzenOb sparsame Elektromotoren
oder leistungsstarke Frequenz-
umrichter – mehr zu ressour-
censchonenden Tech no logien
auf ABB-Conversations.
ABB Termine: eine AuswahlImpressum
about 4 | 15
Das Kundenmagazin von ABB Deutschland
HerausgeberABB AG, Klaus Treichel,
Kallstadter Straße 1, 68309 Mannheim
Redaktionsleitung Rainer Hofmann, Stierstädter Straße 5,
60488 Frankfurt am Main
RealisierungPublik. Agentur für Kommunikation GmbH,
Rheinuferstr. 9, 67061 Ludwigshafen
Gesamtauflage: 30.000
Service für Informationen, Kritik und [email protected]
Adressänderungen und [email protected]
Tel.: +49 621 33839-38
Mo. – Fr. 9.30 bis 12.00 Uhr und
13.30 bis 16.00 Uhr
Vervielfältigung und Veröffentlichung, auch in Auszügen,
nur mit Genehmigung der ABB AG.
Disclaimer: Die Informationen in dieser Publikation
enthalten lediglich allgemeine Beschreibungen bzw.
Leistungsmerkmale, die im konkreten Anwendungsfall
nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen.
Durch Weiterentwicklung der Produkte können sich
die Merkmale auch ohne weitere Ankündigung ändern.
Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie
bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden.
Contact Center
Ihr Kontakt zu ABB:
0621 381 3333Wir stehen Ihnen an Werktagen von
8:00 bis 17:00 Uhr persönlich zur
Verfügung.
Kann der ABB Industrial Drive einen Elefanten sicher durch einen Porzellanladen manövrieren?
Sicher.
Die direkte Drehmomentregelung ist das hochentwickeltste Verfahren zur Motorregelung. Aber wie präzise und schnell ist sie wirklich? Der Industrial Drive ACS880 muss einen sechs Tonnen schweren Elefanten auffangen und hat nach dem Lösen der mechanischen Bremse nur wenige Millisekunden Reaktionszeit. Schauen Sie sich unter www.abb.de/acs880-challenge den Test an.
SPS/IPC/DRIVES Nürnberg24. – 26. November 2015Halle 4, Stand 4-420