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ACAMONTA 23 (2016) · Sonderbeilage – Friedrich Naumann: M. V. Lomonosovs Beitrag zur Herausbildung der geologischen Wissenschaften in Russland 1 ACAMONTA-Sonderbeilage Extrablatt der Zeitschrift für Freunde und Förderer der TU Bergakademie Freiberg – 23. Jahrgang 2016 Michail Vasil’evič Lomonosovs Beitrag zur Herausbildung der geologischen Wissenschaften in Russland (Влияние Михаила Васильевича Ломоносова на развитие геологических наук в России) Friedrich Naumann 1 Vorbemerkungen 1 Der Beitrag, in Kurzfassung vorgetra- gen auf dem Internationalen Symposium „Das Erbe von Michail Vasil’evič Lomo- nosov und seine Bedeutung für die mo- derne Wissenschaft“ an der Nationalen Universität für Mineralische Ressourcen „Gornyj“ (Горный) in St. Petersburg an- lässlich des 250. Todestages von M. V. Lomonosov am 15. April 2015, sollte der Frage nachgehen, inwieweit die Aus- bildung in Marburg und Freiberg dazu führte, dass Lomonosov zum Fachmann für das Montanwesen avancieren konnte und welchen Einfluss er auf die Begrün- dung der Geologischen Wissenschaften in Russland gehabt hat. Zunächst einige Anmerkungen zum Terminus Geologische Wissenschaften — auch Erdwissenschaften oder Geowis- senschaften genannt: Man versteht heu- te darunter jene naturwissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der Erforschung des Systems Erde beschäftigen. Ihr Ur- sprung liegt nicht nur in der abendlän- dischen Philosophie, sondern vor allem in den handwerklichen Kenntnissen der Erzsucher, Bergleute und Metallurgen des Altertums. Aus der Verbindung von prakti- schen Erfahrungen und gelehrtem Wissen hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine ausgereifte, eigene Wissenschaftsdisziplin entwickelt, die sich in zunehmendem Maße spezialisierte und differenzierte. Folgende Fächer lassen sich heute den Geowissen- schaften zuordnen: Mineralogie, Geolo- gie, Paläontologie, Geophysik, Petrologie, Hydrologie sowie Geodäsie, Kartografie, Geoinformatik, Geografie, Ozeanografie und Glaziologie. Derartige Lehr- und Forschungsfelder kennzeichnen auch das Profil der Natio- nalen Universität für Mineralische Res- sourcen „Gornyj“ in St. Petersburg. Die Montanwissenschaften (früher zunächst Bergbaukunde, später Bergbauwissen- 1 Univ.-Prof. em. Dr. Dr. habil. Friedrich Naumann, TU Bergakademie Freiberg schaften genannt), hingegen sind sehr viel breiter aufgestellt und schließen zu- dem Tunnel-/Stollnbau, Fels-/Gesteinsbau, Markscheidewesen, Hüttenwesen, Aufbe- reitung, Verhüttung und dgl. ein. Zur Zeit Lomonosovs war allerdings von Wissenschaft noch keine Rede. Denn nicht nur, dass moderne technische Hilfsmit- tel — Elektronenmikroskope, Röntgenge- räte, Computer — noch unbekannt waren und chemische Analyseeinrichtungen nur in bescheidenem Umfang zur Verfügung standen, Erkenntnisse zur Entstehung der Natur und zum Verhalten der Materie konnten lediglich empirisch gewonnen wer- den. Vieles blieb deshalb noch Hypothese oder Spekulation, und wissenschaftliche Begründungen lagen noch fern; es fehlte also an einem theoretischen Fundament für eine „Wissenschaft von der Erde“, ob- wohl es ausreichend Belege aus früheren Zeiten und Zuständen, von früheren Kli- maten und Meeren, Gebirgen und Wüsten, Pflanzen und Tieren gab. Allerdings befanden sich die Naturwis- senschaften bereits im Aufbruch; denn zahlreiche Gelehrte versuchten, die Ent- wicklung des Universums zu deuten oder durch wissenschaftliche Experimente zu erklären. Nicolaus (Niels) Stensen (auch Steno, 1638–1686) aus Kopenhagen entwarf das erste geologische, „historisch“ gedachte Profil und erklärte den Begriff der Sedi- mentation, Grundlage der Stratigraphie. Seine Erkenntnisse zu den Fossilien bil- deten die Basis für die Petrefaktenkunde, die heutige Paläontologie. Vergleichbares definierte auch der Eng- länder Robert Hooke (1635–1703), indem er die Fossilien als Reste ausgestorbener Mee- restiere beschrieb und darlegte, dass die inneren Kräfte der Erde, zu denen auch der Vulkanismus zu zählen ist, für die Gestalt der Erde verantwortlich sind. Zu den zahl- reichen Gelehrten, die sich an einer „kos- mogonischen Zusammenschau“ auf idea- listischer Grundlage versuchten, ist auch Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zu zählen, der als konsequente Synthese aller Erfahrungen und Gedanken bereits 1671 seine „Protogäa“ definierte. 2 Das 18. Jahr- hundert, das Jahrhundert der Aufklärung und seiner zahlreichen Repräsentanten, spielte somit bezüglich der Wissenschafts- genese eine besonders wichtige Rolle. Lomonosov auf dem Weg in die Wissenschaft Für die russische Wissenschaft war es ein glücklicher Umstand, dass der erst 25-jährige Michail Vasil’evič Lomono- sov (1711–1765) auf Geheiß der 1724 von Peter I. (Peter der Große, 1672–1725) ge- gründeten St. Petersburger Akademie der Wissenschaften 1736 nach Deutschland geschickt wurde, hier eine gründliche theoretische und praktische naturwis- senschaftliche Spezialausbildung erfah- ren und auf dieser Grundlage nach der Rückkehr in seine Heimat zur Aufhellung zahlreicher naturwissenschaftlicher Er- kenntnisse, speziell zur Begründung der geologischen Wissenschaften, beitragen konnte. Seine Kommilitonen Ulrich Rai- ser (1718–1762) und Dmitrij Ivanovič Vi- nogradov (1720–1758) machten nach ihrer Rückkehr ebenfalls Karriere — Raiser im Bergwesen, 3 Vinogradov als „Erfinder“ des russischen Porzellans nach Meißener Vor- bild. An Vinogradovs acht Jahre währen- den Versuchen, ein brauchbares Rezept für die Porzellanherstellung zu entwickeln, war offensichtlich auch Lomonosov betei- ligt; erst 1752 veröffentlichte Vinogradov eine Abhandlung über seinen Erfolg, die ersten zufriedenstellenden Proben aus Porzellan produziert zu haben, und zwar aus russischen Rohstoffen: Ton aus Gschel, vermischt mit feingemahlenem Olonezer 2 Vgl. Leibniz, G. W.: Protogaea oder Abhand- lung von der ersten Gestalt der Erde und den Spuren der Historie in den Denkmaalen der Natur : Aus seinen Papieren herausgegeben von Christian Ludwig Scheid. Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzt. Leipzig 1749. 3 Ulrich Raiser war der Sohn von Bergrat Vinzenz Raiser (um 1680 bis 1755), vormals Präsident des St. Petersburger Bergwerks- kollegiums.

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ACAMONTA 23 (2016) · Sonderbeilage – Friedrich Naumann: M. V. Lomonosovs Beitrag zur Herausbildung der geologischen Wissenschaf ten in Russland 1

ACAMONTA-SonderbeilageExtrablatt der Zeitschrift für Freunde und Förderer der TU Bergakademie Freiberg – 23. Jahrgang 2016

Michail Vasil’evič Lomonosovs Beitrag zur Herausbildung der geologischen Wissenschaften in Russland(Влияние Михаила Васильевича Ломоносова на развитие геологических наук в России)Friedrich Naumann1

Vorbemerkungen1

Der Beitrag, in Kurzfassung vorgetra-gen auf dem Internationalen Symposium „Das Erbe von Michail Vasil’evič Lomo-nosov und seine Bedeutung für die mo-derne Wissenschaft“ an der Nationalen Universität für Mineralische Ressourcen „Gornyj“ (Горный) in St. Petersburg an-lässlich des 250. Todestages von M. V. Lomonosov am 15. April 2015, sollte der Frage nachgehen, inwieweit die Aus-bildung in Marburg und Freiberg dazu führte, dass Lomonosov zum Fachmann für das Montanwesen avancieren konnte und welchen Einfluss er auf die Begrün-dung der Geologischen Wissenschaften in Russland gehabt hat.

Zunächst einige Anmerkungen zum Terminus Geologische Wissenschaften — auch Erdwissenschaften oder Geowis-senschaften genannt: Man versteht heu-te darunter jene naturwissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der Erforschung des Systems Erde beschäftigen. Ihr Ur-sprung liegt nicht nur in der abendlän-dischen Philosophie, sondern vor allem in den handwerklichen Kenntnissen der Erzsucher, Bergleute und Metallurgen des Altertums. Aus der Verbindung von prakti-schen Erfahrungen und gelehrtem Wissen hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine ausgereifte, eigene Wissenschaftsdisziplin entwickelt, die sich in zunehmendem Maße spezialisierte und differenzierte. Folgende Fächer lassen sich heute den Geowissen-schaften zuordnen: Mineralogie, Geolo-gie, Paläontologie, Geophysik, Petrologie, Hydrologie sowie Geodäsie, Kartografie, Geoinformatik, Geografie, Ozeanografie und Glaziologie.

Derartige Lehr- und Forschungsfelder kennzeichnen auch das Profil der Natio-nalen Universität für Mineralische Res-sourcen „Gornyj“ in St. Petersburg. Die Montanwissenschaften (früher zunächst Bergbaukunde, später Bergbauwissen-

1 Univ.-Prof. em. Dr. Dr. habil. Friedrich Naumann, TU Bergakademie Freiberg

schaften genannt), hingegen sind sehr viel breiter aufgestellt und schließen zu-dem Tunnel-/Stollnbau, Fels-/Gesteinsbau, Markscheidewesen, Hüttenwesen, Aufbe-reitung, Verhüttung und dgl. ein.

Zur Zeit Lomonosovs war allerdings von Wissenschaft noch keine Rede. Denn nicht nur, dass moderne technische Hilfsmit-tel — Elektronenmikroskope, Röntgenge-räte, Computer — noch unbekannt waren und chemische Analyseeinrichtungen nur in bescheidenem Umfang zur Verfügung standen, Erkenntnisse zur Entstehung der Natur und zum Verhalten der Materie konnten lediglich empirisch gewonnen wer-den. Vieles blieb deshalb noch Hypothese oder Spekulation, und wissenschaftliche Begründungen lagen noch fern; es fehlte also an einem theoretischen Fundament für eine „Wissenschaft von der Erde“, ob-wohl es ausreichend Belege aus früheren Zeiten und Zuständen, von früheren Kli-maten und Meeren, Gebirgen und Wüsten, Pflanzen und Tieren gab.

Allerdings befanden sich die Naturwis-senschaften bereits im Aufbruch; denn zahlreiche Gelehrte versuchten, die Ent-wicklung des Universums zu deuten oder durch wissenschaftliche Experimente zu erklären. Nicolaus (Niels) Stensen (auch Steno, 1638–1686) aus Kopenhagen entwarf das erste geologische, „historisch“ gedachte Profil und erklärte den Begriff der Sedi-mentation, Grundlage der Stratigraphie. Seine Erkenntnisse zu den Fossilien bil-deten die Basis für die Petrefaktenkunde, die heutige Paläontologie.

Vergleichbares definierte auch der Eng-länder Robert Hooke (1635–1703), indem er die Fossilien als Reste ausgestorbener Mee-restiere beschrieb und darlegte, dass die inneren Kräfte der Erde, zu denen auch der Vulkanismus zu zählen ist, für die Gestalt der Erde verantwortlich sind. Zu den zahl-reichen Gelehrten, die sich an einer „kos-mogonischen Zusammenschau“ auf idea-listischer Grundlage versuchten, ist auch Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zu zählen, der als konsequente Synthese aller

Erfahrungen und Gedanken bereits 1671 seine „Protogäa“ definierte.2 Das 18. Jahr-hundert, das Jahrhundert der Aufklärung und seiner zahlreichen Repräsentanten, spielte somit bezüglich der Wissenschafts-genese eine besonders wichtige Rolle.

Lomonosov auf dem Wegin die Wissenschaft

Für die russische Wissenschaft war es ein glücklicher Umstand, dass der erst 25-jährige Michail Vasil’evič Lomono-sov (1711–1765) auf Geheiß der 1724 von Peter I. (Peter der Große, 1672–1725) ge-gründeten St. Petersburger Akademie der Wissenschaften 1736 nach Deutschland geschickt wurde, hier eine gründliche theoretische und praktische naturwis-senschaftliche Spezialausbildung erfah-ren und auf dieser Grundlage nach der Rückkehr in seine Heimat zur Aufhellung zahlreicher naturwissenschaftlicher Er-kenntnisse, speziell zur Begründung der geologischen Wissenschaften, beitragen konnte. Seine Kommilitonen Ulrich Rai-ser (1718–1762) und Dmitrij Ivanovič Vi-nogradov (1720–1758) machten nach ihrer Rückkehr ebenfalls Karriere — Raiser im Bergwesen,3 Vinogradov als „Erfinder“ des russischen Porzellans nach Meißener Vor-bild. An Vinogradovs acht Jahre währen-den Versuchen, ein brauchbares Rezept für die Porzellanherstellung zu entwickeln, war offensichtlich auch Lomonosov betei-ligt; erst 1752 veröffentlichte Vinogradov eine Abhandlung über seinen Erfolg, die ersten zufriedenstellenden Proben aus Porzellan produziert zu haben, und zwar aus russischen Rohstoffen: Ton aus Gschel, vermischt mit feingemahlenem Olonezer

2 Vgl. Leibniz, G. W.: Protogaea oder Abhand-lung von der ersten Gestalt der Erde und den Spuren der Historie in den Denkmaalen der Natur : Aus seinen Papieren herausgegeben von Christian Ludwig Scheid. Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzt. Leipzig 1749.

3 Ulrich Raiser war der Sohn von Bergrat Vinzenz Raiser (um 1680 bis 1755), vormals Präsident des St. Petersburger Bergwerks-kollegiums.

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Quarz und Alabaster.4 Die Kaiserliche Por-zellanmanufaktur in St. Petersburg nennt heute als Gründungsjahr 1744, und dies nicht ohne Stolz, denn sie avancierte — ne-ben Meißen und Wien — zu einer der be-deutendsten in Europa.

Die erste Station war die Philipps-Universität Marburg. An dieser alten protestantischen Bildungsstätte lehrte seit 1723 Christian Wolff (1679–1754), der bedeutende deutsche Universalge-lehrte, der wegen einer Rede über die praktische Philosophie der Chinesen als „seelenverderbender Irrlehrer“ ob seiner „gottlosen Lehren“ nach einem Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. von der Universität Halle vertrieben worden war. Wolff war auch Jurist, Phy-siker und Mathematiker sowie einer der wichtigsten Philosophen der Aufklärung zwischen G. W. Leibniz und Immanuel Kant (1724–1804).

Bereits unter Peter I. wurde Wolff Bera-ter für die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, später auch deren Ehren-mitglied. Sein Ziel war es, diese Einrich-tung zu einer modernen, führenden eu-ropäischen Gelehrtensozietät auszubauen und sie zum Besten Russlands zu entwi-ckeln. Er empfahl deshalb zahlreiche euro-päische Gelehrte — „mit großem Eifer für das Wohl der Akademie“, wie man russischer-seits anerkannte — und vermittelte deren Übersiedlung in die noch junge Metropole, wo sie aktiv in die Umsetzung der petri-nischen Reformen, vor allem in das wis-

4 Vgl. Обстоятельное описание чистого порцелина, как оной в России при Санкт-Петербурге делается, купно в показанием всех тому принадлежащих работ. Санкт-Петербург 1752.

senschaftliche Leben einbezogen wurden.5 Die Grundlagen hierfür hatte allerdings bereits Leibniz gelegt, der anlässlich seiner ersten Begegnung dem russischen Zaren in Torgau im Oktober 1711 vorschlug, „wenig frembde, aber vortreffliche leute köndten viele Russen in kurzer Zeit soweit bringen, daß sie der frembden wenigmehr von nöthen haben würden“.6 Und in einer Denkschrift von 1716, basierend auf den Gründungsmo-dalitäten der 1700 geschaffenen Berliner Akademie der Wissenschaften, äußerte sich Leibniz auch umfassend zu seinen russischen Akademieplänen. Hier heißt es, die Verschickung von akademischem Nachwuchs ins Ausland betreffend:

„Man könnte auch tüchtige junge Leute von allerhand Nahrungen und professiones in andere Länder reisen lassen umb allda, was ihnen und Russland mangelt zu erler-nen. Und sie hernach, wenn sie das Ihrige gethan wohlhalten.“ 7

Da sich Wolff sein Leben lang gegen-über Russland verpflichtet fühlte, nahm er die drei russischen Studenten gern in seine Obhut und sorgte für deren gründli-che Ausbildung. Lomonosov genoss dabei ob seines Alters — er war bereits 25 Jahre — und seiner auffälligen Intelligenz Wolffs ganz besondere Gunst, wie in einem Brief vom 17. (6.) August 1738 an die St. Pe-tersburger Akademie zum Ausdruck kam. Hierin heißt es:

5 Vgl. Komkov, G. D., Levšin, B. V., Semenov, L. K.:Geschichte der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Hrg. v. Conrad Grau, Berlin 1981.

6 Leibniz-Nachlaß Hannover, Ms. XXXIII, Bl. 90, 91.

7 Zit. in: Richter, L.: Leibniz und sein Rußland-bild. Berlin 1946, S. 122.

„H’ Lomanosoff scheinet den aufgeweck-testen Kopff unter ihnen zu haben, und sollte er schon was rechtes lernen, wenn gehöri-ger Fleisz dazu kommet, wie er denn auch dazu grosze Lust und Begierde bezeiget.“ 8

Während des Aufenthaltes in Marburg von 1736 bis 1739 erlernte Lomonosov zunächst die deutsche, französische und lateinische Sprache, wurde aber auch in Mathematik, Mechanik, Physik, Chemie, Zeichnen, Logik und Metaphysik sowie verschiedenen technischen Disziplinen, wie Hydraulik, Architektur, Mühlenwerke und Festungsbau, unterrichtet. Allerdings standen hauptsächlich methodische, mithin weniger experimentelle Fragen im Vorder-grund; so verfügte auch der für die chemi-sche Ausbildung zuständige Justin Gerhard Duysing (1705–1761) über kein eigenes Labor. Jedoch reifte mit der Vielseitigkeit der vermittelten Fächer auch Lomonosovs umfassendes naturwissenschaftliches Ver-ständnis, wobei die Wolffschen Lehrmei-nungen der Marburger Schule einen tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterließen, er dem scholastischen Rationalismus und dessen axiomatischer „mathematischer Me-thode“ verhaftet blieb und sich damit zeit-lebens als „Wolffianer“ empfand.

Gemäß den Empfehlungen der Peters-burger Akademie sollten mit dem Mar-burger Aufenthalt die Voraussetzungen für das folgende Studium des Berg- und Hüttenwesens sowie der Chemie geschaf-fen werden. Diese Kenntnisse waren für Russland dringend erforderlich, denn noch gab es dafür in diesem riesigen Land fast

8 Brief von Wolff an Johann Albrecht von Korff v. 17. (6.) August 1738. In: Сборник материалов для истории Императорской Академии наук в XVIII веке. Том 1, S. 126.

Abb. 1: Die 1527 gegründete Philipps-Universität Marburg Abb. 2: Christian Wolff, Stich von Johann Georg Wille

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keine Spezialisten — abgesehen von zahl-reichen Sachsen, die auf Peter I. Ersuchen hin bereits angeworben werden konnten und sich auf den abenteuerlichen Weg zu den neu entdeckten Lagerstätten be-gaben. Da die Bergstadt Freiberg auch in Russland seit vielen Jahren als „Hightech-Standort“ bekannt war und Peter I. durch seinen Besuch im Jahre 1711 sich „vor Ort“, vor allem durch die Befahrung der Grube König August Erbstolln zu Niederschöna, bereits kundig gemacht hatte, kam für die erforderliche Spezialausbildung nur dieses weithin bekannte sächsische Montanzen-trum in Frage.

Gemäß einer Order der Kanzlei der Petersburger Akademie vom 5. Juni 1739 an die Studiosi, von „Marpurg nach Frey-berg in Sachsen abzureisen, sich unterwegs nirgendswo aufzuhalten, und, wann Sie in Freyberg angekommen sind, sich bey dem Hrn. Berg-Physicus Henckel daselbst anzu-geben“, trafen Lomonosov und seine Kom-militonen am 25. Juni 1739 in der Bergstadt ein. Die Order wies zudem an, „unordent-licher Lebens-Art und verschwenderischem Leben“ vorzubeugen und des Berg-Physi-kus‘ „Anordnungen, betreffend ihre Studia, Lebens-Art und Aufführung fleiszig nachzu-kommen.“ 9 Die Stadt zählte zu jener Zeit etwa 10.000 Einwohner, die zum überwie-genden Teil vom Bergbau lebten. Das Bild zeigt den Obermarkt, wo Lomonosov auch einige Zeit wohnte.

Die ersten Silberfunde gab es in Frei-berg bereits im Jahre 1168; gleichzeitig gewann man aber auch Zinn, Kupfer, Blei und verschiedene andere Elemente. Damit begann hier ein intensiver Bergbau, der zunehmend technisiert und in der frühen Neuzeit auch über das gesamte Erzgebirge ausgedehnt wurde. Man verfügte also über ausreichend praktische Erfahrungen, zu-gleich über hervorragende Spezialisten, zu denen auch Bergrat Johann Friedrich Hen-ckel (1678–1744) gehörte. Der renommierte Gelehrte, der bereits auf 20 wissenschaft-liche Werke verweisen konnte, war vor al-lem durch sein 1725 erschienenes Buch Pyritolgia Oder Kieß-Historie international bekannt geworden; Zeitgenossen sprachen von einem „Markstein in der Geschichte des naturwissenschaftlichen Unterrichts“. Mit diesem Buch positionierte er sich an vor-derster Front der deutschen Gelehrten, die seine überragenden Erkenntnisse und Leistungen mit der Ernennung zum Mit-glied der Kurfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften (1726) sowie

9 Order der Akademischen Kanzlei an die Marburger Studenten v. 5. Juni 1739.

Abb. 3: Universität Marburg – Immatrikulationsnachweis der drei russischen Studenten Raiser, Lomonosov und Vinogradov vom 17. November 1736

Abb. 4: Freiberger Obermarkt, zeitgenössische Ansicht

Abb. 5 und 6: Henckels Pyritologia oder Kieß-Historie. Rechts Henckels chemisches Labor, das später als Vorbild für Lomonosovs Labors auf der Vasil’ev-Insel gedient haben könnte. Vermutlich steht Henckel bereits im Grab und ruft aus: Et moriendo docebo – auch sterbend werde ich noch lehren!

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zum Mitglied der Kaiserlich-Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Na-turforscher (1728) zu würdigen wussten. Das Buch umfasst über 1100 Seiten und dokumentiert die wichtigsten Erkenntnis-se zur chemischen Mineralogie und zur Metallurgie.

Henckel, der zunächst eine medizi-nische Praxis in Dresden unterhalten hatte, war erstmals 1712 nach Freiberg gekommen. In seinem Gepäck hatte er so-lide Kenntnisse der Chemie und der Pro-bierkunst, erworben bei dem „berühmten Chymicus“ Georg Wolfgang Wedel (1645-1721), Professor der Medizin in Jena und Verfasser des Compendium chimiae, theo-reticae et practicae, methodo analytica pro-positae (1715), wie auch bei dem Dresdner Dr. Meuder. 1718 bewarb er sich um die „Bestallung“ für das Amt des Landphysi-kus für die Ämter Freiberg, Nossen und Frauenstein, die ihm auch gewährt wurde. 1721 erhielt er sogar das Bürgerrecht und seine Bestallung als Stadtphysikus, später zudem als Berg- und Hüttenphysikus. Im selben Jahr erwarb er drei Grundstücke im Freiberger Nicolaiviertel — heute sind dies die Grundstücke Weingasse 13, 15 und 17. Hier dürfte auch sein erstes La-boratorium gewesen sein; denn die Lite-ratur überliefert, dass er hier bereits 1725 erstmals vermochte, metallisches Zink aus Galmei (Zn[CO3]) zu gewinnen.

Das Anwesen in der Weingasse wurde 1730 verkauft, Henckel zog zurück nach Dresden. Auf seiner Agenda standen jedoch weiterhin die Untersuchung der Landesmi-neralien und die Erbauung eines Laborato-riums — Vorhaben, für deren Realisierung er Friedrich August von Sachsen (August der Starke, 1670–1733) zu vereinnahmen wusste; denn nach seiner 1732 erfolgten Ernennung zum Bergrat und damit zum Mitglied der obersten Bergbehörde wur-den ihm auch die erforderlichen Mittel bewilligt.

Für die Errichtung eines neuen Labors kam allerdings nur die Bergstadt Freiberg in Frage, er kehrte deshalb dorthin zurück. Und nach einem Ratsbeschluss vom 15. Ap-ril 1733 wurden schließlich „Herrn Bergrat Joh. Friedrich Henckeln […] auch beide Bau-stellen auf der Fischergasse Petr. fol. 48 und 52 dergestalt überlassen, daß er nach der von der Hohen Landesherrschaft erhaltenen Instruktion ein Laboratorium, darinnen er-bauen“ könne.10 Auf den noch unbebauten Grundstücken — heute sind dies die Häuser Fischerstraße 41 und 43 — begann Henckel

10 Zit. in: Herrmann, Walther: Bergrat Henckel – ein Wegbereiter der Bergakademie. Berlin 1962, S. 68.

wenig später, seine berühmte Lehr- und Forschungsstätte einzurichten.

Aber er empfing die Schüler auch in seiner großzügigen Wohnung auf dem Freiberger Obermarkt; und so war „sein Haus zugleich meist eine Herberge solcher Fremden und Reisenden und ein Gasthof vor gelehrter Bergleute“ und „eine wirkli-che Bergakademie, wo sonderlich Russen, Schweden, Norweger, Ungarn und Deutsche in Menge sowohl mündlich von ihm Unter-richt annahmen, denn auch und nicht weni-ger durch Beschauung seines so zahlreichen als wichtigen Kabinetts […] sich zu belehren und ihre Bergwerkswissenschaften sich zu bereichern“ wussten.11 In diesem Sinne reichte Henckels Briefwechsel nicht nur nach China, Schweden, Norwegen, England und in die Schweiz, sondern auch nach Sizilien, Italien, Frankreich, Holland und Spanien sowie bis in die äußersten Teile des russischen Reiches.

Christian Wolff war beizeiten auf Hen-ckel aufmerksam geworden und hatte ihn deshalb für die Chemie-Professur an der St. Petersburger Akademie der Wissen-schaften vorgeschlagen. Dieser empfahl jedoch der russischen Seite eine andere Lösung, nämlich „von dero Landes Kindern ein oder den andern auf Bergwercks Reisen zu schicken […] wo allerhöchstdieselben da-vor halten, dasz solche nebst der gewöhnli-chen Probir Kunst, Geometria subterranea,

11 Grundig, C. G.: Vollständigere Nachricht von dem Leben, Schriften und Verdiensten des sel. Herrn Bergrats D. Johann Friedrich Henckel. ADB, Bd. 11, Leipzig 1880; S. 629.

Bergbaues- und Schmelzwiszenschafften, die vollkommene Metallurgie, oder Chymiam mi-neralem practicam et rationalem aus dem Grunde erlerneten.“ 12 Dieser Standpunkt veranlasste schließlich auch die St. Peters-burger Akademie, besagte drei Kandidaten nach Deutschland zu schicken, wo sie letzt-endlich in der Bergstadt landeten.

Henckel unterrichtete vor allem in den Fächern Mineralogie und Probierkunde, also chemisch-technische Mineralogie, und wird dafür wohl auch seine diesbezügli-chen Fachbücher verwendet haben — das betrifft vor allem seine Pyritologia, deren Inhalt sich nicht nur auf die Kieß-Historie beschränkt, sondern auch „Minerale, Arten, Lagerstätten, Ursprung, unmetallische Erde, Schwefel, Arsenik, Silber, Gold, einfache Teil-chen, Vitriol und Schmelznutzung, Gruben-befahrung, Umgang und Briefwechsel mit Natur- und Bergverständigen, vornehmlich aus chymischer Untersuchung […] zum Nut-zen des Bergwerks“ 13 behandelt.

Die praxisorientierte Ausbildung war insofern wichtig, als in den aufgefun-denen und geförderten Erzen sehr ver-schiedene Elemente enthalten waren, die man bestimmen musste, bevor die Erze verhüttet werden konnten. Dazu waren umfangreiche Übungen wie auch analy-tische Arbeiten erforderlich, um das er-

12 Brief Henckels an Korff, weiland Präsident der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften v. 1.2.1736. In: Сборник материалов для исто-рии Императорской Академии наук в XVIII веке. Том 1, издаль А. Куникъ 1865, S. 91.

13 Aus dem Titelblatt der Pyritologia.

Abb. 7 und 8: Abbildungen aus Henckels Pyritologia: Links eine Darstellung des Bergbaus – Grubeneingänge, Haspelörter, Aufbereitungsanlagen, Schmelzöfen, für den Abtransport per Schiff liegen Fässer bereit; das andere Bild zeigt verschiedene Kristallformen des Pyrits (FeS2)

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forderliche Handwerkszeug zu vermit-teln. Das Henckelsche Laboratorium bot dafür die besten Voraussetzungen; denn es war Forschungseinrichtung und Unter-richtsanstalt in einem. Lomonosov lernte auch Henckels umfangreiche Mineralien-sammlung kennen, die nach dessen Tod von dem russischen Großunternehmer Akinsfij Nikitič Demidov erworben wur-de und dadurch nach Russland kam; sie befindet sich heute im Moskauer Staatli-chen Geologischen Museum „V. I. Vernad-skij“ (Государственный геологический музей им. В. И. Вернадского).

Lomonosovs Wissensdurst führte be-reits in Freiberg zum Studium der wich-tigsten Schriften über den Bergbau und das Hüttenwesen, wozu ihn wohl seine Lehrer angeregt haben dürften. In einer 1753 ab-gehaltenen Rede über atmosphärische Er-scheinungen wird beispielsweise Andre-as Möllers Theatrum Freibergense Chroni-cum, Beschreibung der alten löblichen Berg-HauptStadt Freyberg in Meissen, Freybergk 1653, zitiert. Offensichtlich hat er sich nach Rückkehr in seine Heimat die wichtigsten Bücher wieder beschafft und mit diesen seine Überlegungen und Ausarbeitungen zum Berg- und Hüttenwesen gestützt; denn von Freiberg ging er ja mit vollkommen leeren Taschen fort, verzichtete also auch auf die Mitnahme der bereits in Marburg angeschafften 60 Bücher.

Für die Bewertung der zahlreichen Er-kenntnisse, die Lomonosov auf den unter-schiedlichsten Gebieten der Wissenschaft nach Rückkehr in seine Heimat erbrachte, ist ein Blick in seine umfangreiche Biblio-thek sinnvoll, in der sich alle führenden europäischen Gelehrten wie auch diverse Periodika (beispielsweise Acta Eruditorum, Nova acta eruditorum, Connaissances des temps, Göttingische Zeitungen von gelehr-ten Sachen, Philosophical transactions) und Lexika (z. B. Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste in 64 Bänden) finden lassen.

Über deren wechselvolles Schicksal — ein Teil gelangte beispielsweise als Ge-schenk an die Universitätsbibliothek Hel-sinki — zu sprechen, ist hier nicht der Ort; gesagt sei jedoch, dass sich die sowjeti-schen Historiker um die Suche nach ver-schollenen Büchern sehr verdient gemacht haben, so dass bislang wenigstens 670 Titel aus dem Besitz Lomonosovs nachgewie-sen werden konnten. Deren sorgfältige Zusammenstellung durch den Historiker German Michajlovič Korovin (1910–1958)14

14 Коровин, Г.М.: Библиотека Ломоносова :

ermöglicht somit auch eine genaue Über-sicht über den erstaunlich umfangreichen Fundus zum Berg- und Hüttenwesen und damit zuverlässige Aussagen, inwieweit über diesen zugleich ein „literarischer Technologietransfer“ von Sachsen nach Russland erfolgt ist: Agricola, Georgius: De re metallica libri

XII (Basel 1657), Brückmann, Franz Ernst: Magnalia dei

in locis subterraneis, oder unterirdische Schatz-Cammer aller Königreiche und Länder (Braunschweig 1727–1730),

Cramer, Johann Andreas: Anfangsgründe der Probierkunst (Deutsche Übersetzung der Elementa artis docimasticae durch C. E. Gellert, Stockholm 1746),

Ercker, Lazarus: Aula Subterranea, Do-mina Dominantium, Subdita Subdito-rum. Das ist Unterirdische Hofhaltung … (Frankfurt 1684),

Gellert, Christlieb Ehregott: Anfangs-gründe zur metallurgischen Chymie, in einem theoretischen und practischen Thei-le nach einer in der Natur gegründeten Ordnung (Leipzig 1750),

Gellert, Christlieb Ehregott: Anfangs-gründe zur Probierkunst, als der zwey-te Theil der practischen metallurgischen Chimie (Leipzig 1755),

Henckel, Johann Friedrich: Flora satur-nizans (Leipzig 1722),

Dgl.: Pyritologia, Oder Kieß-Historie (Leip-zig 1725),

Dgl.: Henkelius in Mineralogia redivivus (Dresden 1747),

Leupold, Jacob: Theatrum machinarum generale [oder] Schau-Platz des Grundes mechanischer Wissenschaften (Leipzig 1724) sowie alle weiteren zwölf Bücher dieser Reihe (Leipzig 1724 bis 1739),

Löhneiß, Georg Engelhardt: Bericht vom Bergwerck (Leipzig 1690),

Matthesius, Johann: Sarepta oder Berg-postill Samt der Joachimßthalischen kurt-zen Chronicken (Nürnberg 1571),

Minerophilius Freibergensis (anon.): Neues und curieuses Bergwercks-Lexi-con (Chemnitz 1730),

Oppel, Friedrich Wilhelm: Anleitung zur Markscheidekunst (Dresden 1749),

Voigtel, Nicolaus: Geometria subterra-nea, oder Marckscheidekunst …, (Eisle-ben 1686),

Материалы для характеристики литера-туры, использованной Ломоносовым в его трудах и каталог его личной библиотеки : К 250-летию со дня рожд. М. В. Ломоносова, 1711–1961. — М. ; Л. : Изд-во АН СССР, [Ленингр. отд-ние], 1961. — 484, [4] с. — (АН СССР, Ин-т истории естествозн. и техники).

Wallerius, Johann Gottschalk: Mineralo-gie Oder Mineralreich, von ihm eingeteilt und beschrieben (Berlin 1750),

Woltersdorf, Johann Lucas: Mineral-Sys-tem worinn alle zum Mineral-Reich gehö-rigen Cörper in ordentlichem Zusammen-hange nach ihren Classen, Ordnungen, Geschlechtern und Arten vorgetragen werden (Berlin 1748).Zurück nach Freiberg: Neben Bergrat

Henckel standen aber auch weitere Spezia-listen bereit, die als Fachleute des Bergbaus und Hüttenwesens über reiche Erfahrun-gen verfügten und sich gleichermaßen li-terarisch oder in der täglichen Praxis aus-gewiesen hatten. Dazu gehören vor allem der Gegenschreiber Carl Gottlieb Flasch (1704–1754), der Schichtmeister der „Ro-ten Grube“ und Edelsteininspektor Johann Gottlieb Kern (?–1776), der Markscheider August Beyer (1677–1753), der Guardein15 Johann Andreas Klotzsch (1709–1777), der Senator am Bergschöppenstuhl Carl Gottlieb Zeisig (?–1755) sowie der Super-intendent und Mineralienspezialist Chris-toph Gottlob Grundig (1707–1780). Welche speziellen Unterweisungen die Genannten vornahmen, ist leider nicht mehr nachvoll-ziehbar, lässt sich aber aus ihrer Spezifi-kation durchaus ableiten.

Erhalten ist jedoch ein Zeugnis, das Vinogradov aus der Hand von Kern über einen Bergbau-Lehrgang erhalten hat; hier heißt es, dass er „in der praktischen Berg-baukunst und Mechanik, soweit sich diese auf den Bergbau insbesondere auf den Bau von Kunstgezeugen, Pochmühlen sowie auf das Waschen von Erzen beziehen, und au-ßerdem von Erzzerkleinerungsanlagen ge-nügend Kenntnis erworben, nicht nur theo-retisch auf dem Papier, sondern auch durch Anschauung in den Gruben selbst“.16

Für Lomonosov dürfte die praktische Bergbaukunst, mithin auch die Arbeit unter Tage, ähnlich ausgesehen haben, zumal er bis zu seiner Freiberger Zeit ja noch nie in einem Bergwerk gewesen war. Aus erhalten gebliebenen Rechnungen ist ersichtlich, dass die Himmelsfürst Fundgrube in Er-bisdorf wie auch die Neue Hoffnung Gottes Fundgrube zu Bräunsdorf — beide Gruben liegen im Freiberger Revier — befahren wurden. Der 28-Jährige hat dieser Arbeit „vor Ort“ große Bedeutung beigemessen

15 Auch Wardein genannt; im Verständnis der Zeit derjenige verpflichtete Beamte mit metal-lurgischen Kenntnissen, welcher den Gehalt der Metalle und Mineralien zu untersuchen hat. Im Münzwesen: Münzwardein, im Berg-wesen: Bergwardein (auch Erzwardein oder Erzprobierer genannt).

16 Zit. in: Herrmann, a. a. O., S. 109.

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und dabei nicht nur viele Erfahrungen von den erfahrenen Bergleuten und Steigern, sondern auch die ersten Vorstellungen und Erkenntnisse zu den Gesetzmäßigkeiten in der Erde gewonnen. In einem Brief an den aus dem Elsaß stammenden Johann Daniel Schumacher (1690–1761), zunächst Biblio-thekar im Dienste Peter I., später Leiter der Kanzlei der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, schrieb Lomonosov 1740 aus Marburg — nicht zuletzt mit kritischem Blick auf Henckel:

„ […] den Bergbau kan man beßer von ei-nem Steiger, der seine Lebetage in der Grube zugebracht, als von ihm lernen. Die Historia naturalis aber ist nicht in den H. Henckels Stube aus Fächern u. Kästgen zu erlernen, sondern man muß selbst verschiedene Berg-werke besuchen, die Situation derer Gegen-de, die Beschaffenheit der Berge und des Erd-reichs und die Relation der Mineralien, die darin liegen, gegeneinander betrachten.“ 17

So resümierte er späterhin nicht nur über eine neue Theorie der Wetterführung, die er bereits bei Agricola kennengelernt hatte, sondern auch über verschiedene Auf-fälligkeiten aus dem Arbeitsalltag:

„Wismut ist in Sachsen, unweit von Frei-berg, im Boden rein und ohne Beimengung anderer Minerale zu finden.“

„Unweit von Freiberg in der Himmelfahrt genannten Grube findet man Sinter, welcher auf der Wasseroberfläche wie Eis gefriert.“

„In Marienberg befindet sich ein halb-durchsichtiges, dem Horn von der Farbe ähnliches, silbernes Erz, das so leicht zu schmelzen ist, daß dies in einer Kerzenflam-me geschehen kann.“

„Als ich aus dem Hessenland nach Sach-sen kam, war ich gezwungen, ein zweites Mal die deutsche Sprache zu lernen.“ 18

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das bei Henckel und den Genannten sowie in praktischer Tätigkeit Erworbene eine vornehmliche Grundlage für den Er-werb chemischer, hüttentechnischer und montanistischer Erkenntnisse bildete, die später zu vielfältigen theoretischen Ein-sichten führte und sowohl die Untersu-chungen und Forschungen zur Chemie und Hüttenkunde ermöglichte als auch in seine zahlreichen montanistischen Schriften mündete. An dieser Stelle ver-dient schließlich seine Forschungsmetho-dik Erwähnung, über die er im Zusam-menhang mit theoretischen Überlegungen zum Magnetismus schreibt: „Aus den Be-

17 Zit. in: Lomonossow, M. W.: Ausgewählte Schrif-ten in zwei Bänden. Berlin 1961, Bd. 2, S. 167.

18 Vgl. Ломоносов, М. В.: Первые основания металлургии или рудных дел. Санкт-Петербург 1763.

obachtungen die Theorie aufstellen, durch die Theorie die Beobachtungen korrigieren ist die beste Methode, die Wahrheit zu ermit-teln.“ Und an anderer Stelle: „Ein einziges Experiment stelle ich höher als Tausende von Meinungen, die lediglich die Phantasie hervorgebracht hat.“ 19

Dass er letztendlich seine montanis-tische Ausbildung abrupt beendete und im Zorn zu Henckel von Freiberg weg-ging, ändert wenig an seiner Genialität, bescheinigte der Lehrer später seinem Musterschüler doch vorbehaltlos „ein gu-tes ingenium und profectus in dem studio metallico“.20

Die Leidenschaft zur MaterieNach seinem Weggang von Freiberg be-

suchte Lomonosov noch zahlreiche Berg-werke im Westen Deutschlands, speziell im Harz, in Hessen und im Siegerland, um seine Kenntnisse zu erweitern und zu ver-vollkommnen. Zu jener Zeit existierten zum Beispiel im Hessischen nicht nur ergiebi-ge Braunkohlengruben, sondern auch das Kupferbergwerk Bertsch in Bad Wildun-gen, die Kupfergrube Gustav in Meißner-Abterode, die Eisenerzgrube Christiane bei Diemelsee-Adorf, das Goldvorkommen in Eisenberg bei Korbach oder die Grube Christine in Willingen, bekannt für ihren blau-schwarzen Schiefer. Die lagerstätten-kundlichen und technischen Bedingungen dieser Vorkommen unterschieden sich zum Teil deutlich von den sächsischen, so dass er auch hier viel Neues kennengelernt ha-ben dürfte. Über seine Motive schrieb er später in der Abhandlung Über die Erd-schichten (О слоях земных) mit bemer-kenswerter poetischer Feder:

„Es ist etwas Großartiges, mit Hilfe des Verstandes in die Tiefe der Erde einzudrin-gen, dorthin, wo die Natur den Händen und dem Auge den Zutritt verwehrt, vermittels der Gedanken in der Unterwelt umherzu-wandern, mit unseren Überlegungen in enge Erdspalten einzudringen und in ewige Nacht gehüllte Dinge und Vorgänge ans Licht der Sonne zu fördern.“ 21

Erwähnt sei schließlich, dass der Auf-enthalt in Marburg auch Gelegenheit zu weiteren Studien bei Wolff und praktischen chemischen Arbeiten gab.

19 Zit. in: Lomonossow, M. W.: Ausgewählte Schriften, a. a. O., Bd. 1, S. 394 u. S. 79.

20 Vgl. Сборникь материаловь, a. a. O., S. 170.21 Ломоносов, М. В.: Полное собрание

сочинений Михайла Васильевича Ломоносова, В 5 т, Труды по металлургии и горному делу 1741-1763, Ленинград 1954, S. 530, 531.

1741 traf er endlich wieder in seiner russischen Heimat ein und wurde zunächst an den Schweizer Naturforscher Profes-sor Johann Amman (1707–1742) verwie-sen, um bei diesem Vorlesungen über die Naturgeschichte der Mineralien zu absol-vieren. Zugleich hieß man ihn, den syste-matischen Mineralien-Katalog der Kaiser-lichen Kunstkammer fertigzustellen und damit die Sammlung von Mineralien aus verschiedenen Gegenden Russlands wie auch dem Ausland (bspw. Sachsen, Böh-men, Schweden, Norwegen) neu zu ord-nen. Die Sammlung war bereits von Johann Georg Gmelin (1709–1755), Professor der Chemie und der Naturgeschichte, geord-net worden; allerdings fehlte noch immer eine genauere Systematik. In diesem Zu-sammenhang untersuchte er vor allem die Eigenschaften von Mineralien und befasste sich zugleich mit der Theorie geologischer Erscheinungen sowie praktischen Fragen des Bergbaus und der Metallurgie. 1745 erschienen die Kataloge unter dem Titel Musaei Imperialis Petropolitani Vol. I. Pars tertia qua continentur res naturales ex re-gno minerali.

In einer später (1865) von Friedemann Adolph Goebel (1826–1895) vorgenomme-nen Bewertung des Kataloges wird Lomo-nosov bescheinigt, dass er zwar „einen bedeutenden Antheil an der Ausarbeitung desselben hatte“, aber das „Original des von Lomonossow bearbeiteten Theiles ist mit einer Eile und Hast geschrieben, die das Bestreben zeigt, schnell fertig zu werden oder sich einer nicht angenehmen Arbeit schnell zu entledi-gen. Er scheint nicht den mindesten Werth auf die Angabe der Fundorte gelegt zu haben […]“.22 Trotz dieser kritischen Bewertung erhielten die Arbeiten am Katalog einen prominenten Platz im Forschungsprofil der Akademie, zumal sie für Lomonosov einen ersten direkten Zugang zur Mineralogie seiner Heimat bedeuteten.

Am 24. August 1741 legte Lomonosov der akademischen Versammlung zwei Dissertationen vor, darunter die Ausar-beitung Meditationes physico-chimicae de convenientia argenti et mercurii (Phy-sikalisch-chemische Gedanken über das Verhältnis von Silber zu Quecksilber), die nicht nur die Aufmerksamkeit der akade-mischen Community erregte, sondern — neben weiteren anerkennenswerten Leis-tungen — dazu führte, dass Lomonosov als

22 Goebel, A. v.: Ueber die von Lomonossow edir-ten Cataloge des Mineralogischen Museum‘s der Akademie und deren Inhalt. St. Petersburg. In: Mélanges physiques et chimiques tirés du bulletin de l‘académie impériale des sciences de St.-Pétersbourg. Tom VI., 1865, S. 453.

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Adjunkt in die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften aufgenommen wur-de. Adjunkten waren jene jungen Wissen-schaftler, die als Assistenten der Professo-ren selbständig arbeiteten und das Privileg hatten, an den wöchentlichen Sitzungen der Akademie teilzunehmen. Bald über-trug man Lomonosov auch die Aufgabe, öffentliche Vorlesungen abzuhalten, dar-unter über Erdkunde nach dem Lehrbuch Kurtze Einleitung zur Mathematischen und Natürlichen Geographie des Akademiemit-gliedes Georg Wolfgang Krafft23 wie auch in Chemie und zur Naturgeschichte der Minerale.

Lomonosov befasste sich in den folgen-den Jahren weniger mit liebgewordenen literarischen und historischen Arbeiten, sondern vor allem mit chemischen Ver-suchen, stand doch in der Wertung seiner Arbeitsgebiete die Chemie vor Bergbau, Physik, Poesie, Literatur und Geschichte an erster Stelle. In diesem Zusammenhang erhielt er fortwährend Aufträge, bestimmte Mineralien aus verschiedenen Teilen des Landes zu analysieren und darüber ent-sprechende Gutachten zu erstellen. Das betraf hauptsächlich die Untersuchung von Erzen, Salzen und Glimmern, aber auch von Perlmuscheln und diversen maschi-nentechnischen Einrichtungen. Allein für den Zeitraum zwischen 1745 und 1756 sind 20 entsprechende Berichte bzw. Gutachten an die akademische Kanzlei überliefert.

Verdienstvoll war auch die Überset-zung der Wolffschen Experimentalphysik, die damit zum ersten Lehrbuch der phy-sikalischen Chemie in russischer Sprache wurde.24 Sie erschien 1746 in einer gekürz-ten Ausgabe, nachdem er sie ein Jahr zuvor der Akademischen Versammlung vorgelegt hatte. Zum selben Zeitpunkt befürwortete diese auch die Berufung zum Professor und anerkannte damit seine Leistungen auf den Gebieten der Chemie, der Physik und der Mineralogie, aber auch der Geo-graphie, der Geschichte und der Sprach-wissenschaft. Bemerkenswert ist der im Vorwort der Experimentalphysik von Lomo-nosov ausgebrachte Wunsch:

„Abschließend wünsche ich aufrichtigen Herzens, daß sich, der Größe unseres Rei-

23 Krafft, Georg Wolfgang: Hrn. Georg Wolfgang Kraffts Kurtze Einleitung zur mathematischen und natürlichen Geographie, nebst dem Gebrauch der Erd-Kugeln und Land-Charten, zum Nutzen der Rußischen studirenden Jugend. St. Petersburg 1738.

24 Вольф, Христиан: Волфианская Експери-ментальная физика/С немецкаго языка на латинском сокращенная. С котораго на российский язык перевел Михайло Ломоносов. Санкт-Петербург 1746.

ches entsprechend, die hohen Wissenschaf-ten darin verbreiten und in den Söhnen Ruß-lands Lust und Liebe zu ihnen gleichermaßen wachsen mögen.“ 25 Den ersten Zugang zu dieser Thematik hatte Lomonosov bereits in Marburg erhalten. Für die Übersetzung benutzte er allerdings nicht den auch in seinem Besitz befindlichen dreibändigen Originaltext,26 sondern die 1725 von Wolffs Schüler Ludwig Philipp Thümmig (1697–1728) in Latein erstellte Fassung Institutio-nes philosophiae Wolfianae in usus academi-cos adornatae (Grundlagen der Wolffschen Philosophie, für den Gebrauch der Wissen-schaftler zusammengefasst).27

Die genannte Berufung zum Profes-sor mit Beschluss der Akademischen Ver-sammlung vom 22. Juni und durch Ukas von Kaiserin Elisabeth vom 25. Juli 1745, über die erst nach der Erarbeitung einer Dissertation zum Thema De tincturis me-tallorum (Über Metallglanz) entschieden wurde, gab ihm schließlich soziale Sicher-heit und bestätigte auch seine hervorra-genden enzyklopädischen Kenntnisse auf den unterschiedlichsten Gebieten der Wis-senschaft — was seine Sonderstellung in der russischen Wissenschaftsgeschichte nachdrücklich begründet.

25 Zit. in: M. W. Lomonossow: Ausgewählte Schriften, a. a. O., Bd. 1, S. 121.

26 Erschienen von 1721 bis 1723 in Halle im Umfang von insgesamt 1782 Seiten unter dem Titel Allerhand nützliche Versuche, dadurch zu genauer Erkänntnis der Natur und Kunst der Weg gebähnet wird.

27 Ed. Leipzig 1725/1726.

Bezeichnenderweise hat die in Freiberg genossene Ausbildung den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen, was sich zunächst in seinen chemischen Arbeiten widerspie-gelt — genannt seien hierzu die Analysen von Erzen, die Herstellung farbiger Gläser, die Herstellung von Smalten,28 die Aufklä-rung chemischer Prozesse wie auch die Hinwendung zur Mosaikkunst u. a. Zu be-wundern sind vor allem seine 4.000 exakt dokumentierten Versuche zur Herstellung von Smalten wie auch von Porzellan, die er ab 1749 in seinem Laboratorium auf der Vasil’ev-Insel vornahm, das damit zum ers-ten wissenschaftlichen Silikat-Laboratori-um Russlands avancierte. Ein zugehöriges Auditorium ermöglichte darüber hinaus, auch öffentliche Fachvorlesungen und Vor-träge abzuhalten. 1755 wurde ihm das La-bor allerdings abspenstig gemacht, jedoch baute er sich bald ein neues: ein Privatla-boratorium auf eigenem Grundstück. In diesem Zusammenhang schrieb er später: „Der wahre Chemiker muss Theoretiker und Praktiker sein […] Was er zu beweisen hat, muss er zuerst erkennen, d. h., er muss em-pirische Kenntnisse über die Veränderungen des zusammengesetzten Körpers erwerben und danach Praktiker sein […] Ferner muß er verstehen, das Erkannte zu beweisen, d. h. es erklären können, was philosophi-sche Kenntnisse voraussetzt.“ 29

28 Smalte sind farbige silikatische Verbindun-gen der Formel SiO2·K2O·CoO.

29 Vgl. Lomonosov, M. V.: Elementa chimiae mathematicae. 1741, Lehrsatz 1.

Abb. 9 und 10: Die Wolffsche „Experimentalphysik“ – das deutsche Vorbild und die russische Übersetzung

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Stellvertretend für zahlreiche künstle-rische Arbeiten sei das prächtige Mosaik-bildnis zum Gedenken an die Schlacht bei Poltawa (1709) genannt; es zeigt Peter I. inmitten des Schlachtgetümmels und ist als Krönung von Lomonosovs Arbeiten zur Mosaikkunst anzusehen. Es ziert heute das Treppenhaus im Hauptgebäude der St. Pe-tersburger Filiale der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Lomonosovs Arbeiten zum Montanwesen

Als enzyklopädisch gebildeter Natur-forscher und Denker beschritt Lomonosov auf den verschiedensten Gebieten der Wis-senschaft — der Chemie und Physik, der Astronomie und Mechanik, der Geologie, der Mineralogie und Geographie, der Astro-nomie und Mechanik, der Philosophie und Linguistik — neue Wege. Zu Recht sprach Alexandr Sergeevič Puškin von Lomono-sov als dem „größten Geist der Neuzeit, von einem Menschen, der in den Wissenschaften den größten Umschwung herbeigeführt hat, in der sie sich heute bewegen“.30 Inwieweit eine derartige Vielfalt Einschränkungen zuließ und auch Unvollendetes duldete, sei dahingestellt; auf jeden Fall lassen sich die Arbeiten zum Montanwesen bis zu seinem Lebensende verfolgen. Denn während er bei seinem Deutschlandaufenthalt noch Lernender und Suchender war, bot ihm die russische Heimat umfangreiche Möglich-keiten, das noch lückenhafte wissenschaft-liche Mosaik auf eigene Art zu formen und zu entwickeln. Er begann deshalb bereits 1742 mit vorbereitenden Arbeiten zu einer Monografie, die sich nicht nur schlechthin auf Bergbau und Hüttenwesen beschrän-ken, sondern alle damit in Zusammenhang stehenden Prozesse umfassen sollte. Die allgemeine Mineralogie sollte dabei ebenso Berücksichtigung finden wie die Probleme der Metallurgie, die Suche und Erkundung, das Markscheidewesen, das Probieren von Erzen und Metallen sowie deren Aufbe-reitung und Verhüttung, schließlich auch Abbau und Wetterführung.

Eine wesentliche Grundlage dafür bil-dete die Analyse des bergbaukundlichen Wissens seiner Zeit, wofür er die oben ge-nannten wichtigsten Fachbücher europäi-scher Gelehrter analysierte und rezipierte. Seine Arbeiten reflektieren deshalb nicht nur den Stand der geologischen, geoche-mischen und hüttentechnischen Erkennt-nisse des 18. Jahrhunderts, sondern versu-chen auch, die von ihm wahrgenommenen

30 Zit. in: Lomonossow, M. W.: Ausgewählte Schriften, a. a. O., Bd. 1, S. 2.

geologischen Phänomene an der Erdober-fläche und im Erdinneren zu deuten. So finden exogene Kräfte wie Wind, Wasser, Frost, Eis und Temperaturschwankungen im Verhältnis zu endogenen Ursachen wie Erdbeben und Vulkanausbrüchen besonde-re Beachtung und münden schließlich in theoretische Erwägungen zu geologischen Erscheinungsformen der Erde.

Dass er dabei auch ständig neue Er-kenntnisse zu gewinnen und diese ein-zuarbeiten wusste, zeigt das „Problem Quecksilber“: 1742 nahm er — wie auch viele andere — noch an, dass dieses Ele-ment mit den besonderen Eigenschaften

„auch in der schlimmsten Kälte nicht er-starren kann“. Verschiedene Experimen-te, die er 1759 gemeinsam mit dem Phy-siker und Akademiemitglied Joseph Adam Braun (1712–1768) durchgeführt hatte, er-brachten jedoch diesbezüglich ein neues Resultat, wodurch er sich veranlasst sah, seine vormalige Annahme grundsätzlich zu revidieren.31

31 Braun referierte 1760 vor der Akademie zum Thema De admirando frigore artificiali, quo mercurius est congelatus (Über bemerkens-werte Kälte, die künstlich erzeugt wurde, wobei das Quecksilber erstarrt ist).

Abb. 11: Entwurf Lomonosovs zum Chemischen Laboratorium; im fertigen Zustand umfasste dies eine Fläche von 15,21 × 11,70 m

Abb. 12: Mosaikbildnis Lomonosovs zum Gedenken an die Schlacht bei Poltawa

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In der Phase der Ausarbeitungen fasste er zudem spezifische Erkenntnisse, viel-fach mit einem Anspruch auf Originalität, zusammen, um sie der Akademie der Wis-senschaften vorzulegen. So hielt er 1757 — zunächst in russischer Sprache — eine Rede über die Entstehung der Metalle durch Erd-beben (Слово о рождении металлов от трясения земли). Veranlasst wurde diese Arbeit durch die Nachricht, dass Portugal und die Küsten Spaniens durch ein verhee-rendes Erdbeben im Jahre 1755 den Tod von 100.000 Menschen zu beklagen hatten. Auch vom Beben im Jahre 1746 in Peru — man berichtete von 451 Erdstößen und mehr als 8.000 Toten — erhielt er Kenntnis. Lomonosov stellte sich nicht die von vielen Zeitgenossen gestellte Frage, wie ein „er-zürnter Gott“ dieses Übel zulassen könne, sondern bemühte sich vielmehr um eine tiefgründige wissenschaftliche Erklärung. Er sah derartige „Ursachen von Naturge-heimnissen“ vor allem in einem „unterirdi-schen Feuer“, das überall tätig sei und an verschiedenen Stellen — unabhängig von Klima und geographischer Lage — den Weg an die Oberfläche suchte. Hilfreich dabei wäre auch der im Erdinneren vorhande-ne „Schwefelstoff“, der dem Feuer ständig neue Nahrung gäbe und dabei „die Flam-men in die Luft spie“. Er verwies dabei auf die ihm bekannten „feuerspeienden Berge“ am Polarkreis — zum Beispiel den Hekla in Island. Dabei wies er den Erdbeben auch eine gewisse Rolle bei der Bildung und Verteilung, schließlich der Paragenese der Metalle zu. Mit dem Versuch einer Klas-sifizierung der Erdbeben begründete er gleichzeitig die Idee von den „wellenförmi-gen Schwankungen der Erdoberfläche“ und befruchtete damit die geologische Diskus-sion jener Zeit; denn nach seiner Meinung befände sich die Erde in ständiger Verän-derung, in deren Resultat beispielsweise auch die Erzlagerstätten entständen, sich der Meeresboden hebe und senke, mit Mi-neralien gefüllte Spalten und Klüfte im Gestein entstünden — das „Antlitz der Erde“ sich also permanent verändere.

Die Arbeit Oratio de generatione metallo-rum a terrae motu wurde 1757 zunächst in Russisch vor der öffentlichen Festversamm-lung der Akademie vorgetragen, danach in russischer und zudem in lateinischer Spra-che veröffentlicht. Eine deutsche Fassung wurde anlässlich des 250. Geburtstages 1961 vorgelegt.32

32 Vgl.: Lomonossow, M. W.: Ausgewählte Schrif-ten, a. a. O., Bd. 1, S. 361-391.

Die „Anfangsgründe des Berg- und Hüttenwesens“ – ein Bestseller der frühen montanwissenschaftlichen Literatur

Das umfangreichste Vorhaben bilde-ten allerdings die Arbeiten zu einer Mo-nografie über das Berg- und Hüttenwe-sen, in die sämtliches Erfahrungswissen aus seinem Deutschlandaufenthalt, sei-ner Tätigkeit in den Laboren und an der Akademie sowie dem Studium relevanter Fachliteratur einfließen sollte. Er begann damit bereits 1742 und zwar unter dem Titel Первые основания горной науки (Anfangsgründe der Berg-Wissenschaft), wo-bei er in einem ersten bescheidenen An-satz die Berg-Wissenschaft als eine Wis-senschaft definierte, „die lehrt, Minerale zu erkennen, aufzufinden und in einen solchen Zustand zu bringen, dass sie der mensch-lichen Gesellschaft nützen können“.33 Die Berg-Wissenschaft sollte also einen ganzen Komplex von speziellen Wissensbereichen, die zur Mineralogie, zum Bergbau an sich und zur Metallurgie gehören, umfassen. Aus wissenschaftshistorischer Sicht kann diese Position nicht hoch genug bewertet werden, vermittelt sie doch einen Eindruck von der Reife und Gediegenheit der Vor-stellungen, die Lomonosov bezüglich der Herausbildung einer Wissenschaftsdiszi-plin bereits formulierte.

Zunächst sah er vor, das Buch in zehn Teile zu gliedern; später orientierte er sich jedoch darauf, das Material auf fünf Tei-le zu beschränken und die Konzentration auf Mineralogie, Bergbau und Metallurgie beizubehalten. Dabei war es ihm wichtig, alle Sachverhalte in einer praktikablen und verständlichen Form darzulegen, mithin

33 Труды по металлургии и горному делу 1741–1763, Ленинград 1954, S. 367.

ein Übermaß an Wissenschaftlichkeit tun-lichst zu vermeiden. Er verzichtete deshalb auch auf historische Betrachtungen. Mög-licherweise hatte er bereits die späteren Rezipienten im Blick, sollte das Werk doch seinen Weg in alle russischen Bergbauun-ternehmen finden und auf diese Weise dem Staat großen Nutzen bringen. Ein derarti-ger Standpunkt schien das Resultat einer durchaus kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Fachliteratur und deren Praxis zu sein, nebensächliche Details sehr breit zu behandeln und alle möglichen Fäl-le überaus gründlich zu diskutieren. So meinte er: „Im Deutschen Land verfaßte man diese Werke in solch einer Sprache, die von anderen Deutschen nicht verstanden werden konnte.“ 34 Und im Vorwort findet sich dazu folgende, von humanistischen Positionen getragene Rechtfertigung:

„Beinahe alle Schriftsteller, die über das Schmelzen der Erze geschrieben haben, ha-ben ihre Schriften mit so viel Überflüssigem angefüllt (Agricola), daß man denken könn-te, sie seien für die minderjährigen Kinder (Stoßjungen)35 gedacht, die in Sachsen das Erz zerkleinern und die ungeachtet der auf-geklärten Zustände der Gegenwart noch an vielen Orten Arbeiten verrichten, welche ei-gentlich von Stampfmühlen geleistet werden müßten, die man leicht einrichten könnte, um die Arbeit zu beschleunigen und die min-derjährigen Kinder zu schonen, die in ihrem zarten Alter durch eine so schwere Arbeit und den giftigen Staub ihre Gesundheit schädigen und sich für das ganze Leben zum Krüppel machen; eine Tatsache, die zeigt, wieviel eine alteingesessene Gewohnheit vermag.“ 36

Unter dem Titel Anfangsgründe des Berg- und Hüttenwesens (Первые основания металлургии или рудных дел)37 wur-de das Werk schließlich 1761 fertiggestellt und zum Druck freigegeben; jedoch dauer-te die Fertigstellung in der akademischen Druckerei erhebliche Zeit, so dass es erst 1763 erscheinen konnte.

Die fünf Hauptteile behandeln folgen-de Themen: Über Metalle und andere mit ihnen in

der Erde befindliche Mineralien

34 Vgl. Труды по минералогии, a. a. O., Приложения, S. 647 f.

35 Im russischen Original in Deutsch geschrieben.36 Zit. in: Lomonossow, M. W.: Ausgewählte

Schriften, a. a. O., Bd. 1, S. 440.37 Aus unerklärlichen Gründen wurde das Werk

in zahlreichen Schriften mit Erste Grundlagen der Metallurgie oder des Hüttenwesens über-setzt. Der Autor folgt dem zeitgenössischen Duktus und verwendet für основания das zu jener Zeit übliche deutsche Wort „Anfangs-gründe“ und für рудных дел das Wort „Bergwesen“.

Abb. 13: Titelblatt des lateinischen Originals von 1757

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Über Erzlagerstätten und Erzgänge und deren Suche

Über das Einrichten der Bergwerke Über das Probieren von Erzen und Me-

tallen Über die Gewinnung von Metallen und

Mineralien aus ErzenDas enzyklopädisch aufgebaute, zumal in Russisch abgefasste, Buch zeugt von einem außerordentlich hohen theoretischen Niveau und erreichte damit Lehrbuchcha-rakter. Da sich der noch in Entwicklung befindliche russische Bergbau bislang lediglich auf praktisch gewonnenes Er-fahrungswissen stützen konnte, erlang-te das von Lomonosov erarbeitete metho-dologische Arsenal für den Bergbau und das Hüttenwesens Russlands erhebliche Bedeutung, umfasste es doch zugleich alle für diese Zeit wichtigen Fragen der Suche und Erkundung, der Errichtung und des Ausbaus von Schächten und Stolln, der Förderung, Wasserhaltung, Wetterführung und Vermessung der Grubenfelder. Eine derartige Fülle von Fakten zu verarbeiten, setzte vor allem ein gründliches Studium relevanter Fachliteratur voraus. Aber da Lomonosov über die wichtigsten Werke verfügte, darf gefolgert werden, dass er sich im Laufe der Jahre auch intensiv damit beschäftig hat. Denn nicht zuletzt empfahl er darüber hinaus zahlreiche Neuerungen, beispielsweise die Wasserkünste auch zum Zweck der Förderung von Erzen und Ge-steinen einzusetzen. Und bezüglich der Metallurgie lässt sich einschätzen, dass er mit den Anfangsgründen zugleich den Grundstein für die moderne technische Chemie gelegt hat. So haben noch heute zahlreiche von ihm formulierte Kriterien Einzug in die Analytik gefunden, also ihre Bedeutung keineswegs verloren.

Lomonosovs Referenz an die sächsi-schen Gelehrten und ihre Werke fand auch darin Ausdruck, dass er seinem Buch acht Seiten Kupferstiche mit 43 ausgewählten Abbildungen beifügte, die er hauptsäch-lich Agricolas Hauptwerk De re metallica libri XII entnahm. Gegenüber den Origi-nalen wurden sie nur geringfügig verän-dert, ein Teil wurde jedoch ergänzt oder aktualisiert. Wie beim originalen Vorbild, versah Lomonosov die Abbildungen mit Buchstaben zur Kennzeichnung aller wich-tigen Teile und erläuterte sie im Text. Aber es wurden auch andere Vorbilder bemüht, bspw. Georg Engelhard(t) von Löhneiß (1552–1622) sowie sein ehemaliger Leh-rer August Beyer — er erwähnt diesen im § 71 der zweiten Ergänzung Über die Erd-schichten ebenso wie die Aula Subterranea des berühmten „Bergk- und Müntz-Meisters

im Königreich Böhmen“, Lazarus Ercker (um 1528–1594).38 Während zahlreiche Zeich-nungen fast original übernommen wur-den — im Falle eines Ofens neuerer Bauart zur Gusseisengewinnung auch von dem schwedischen Gelehrten Emanuel Sweden-borg (1688–1772),39 gibt es zudem mit Er-

38 Ercker, Lazarus: Aula Subterranea Domina Dominantium Subdita Subditorum. Das ist: Untererdische Hofhaltung / Ohne welche weder die Herren regieren / noch die Unterthanen gehorchen können. Frankfurt/M. 1672.

39 Swedenborg, Emanuel: Regnum subterraneum,

gänzungen oder Änderungen versehene, dem technischen Fortschritt geschuldete Umzeichnungen. Hieran ist abzulesen, dass Lomonosov durchaus auf der Höhe der Zeit stand und technische Fortschritte genau verfolgte.

Mit Rücksicht auf die spätere Rezeption des Fachbuches sollten die Zeichnungen als Hilfe und Unterstützung in der täglichen Praxis dienen, zumal nur ein geringer Teil

sive minerale de ferro. Dresden und Leipzig 1734.

Abb. 14 und 15: Первые основания металлургии или рудных дел – Titel des handschriftlichen Originals und des 1763 im Druck erschienenen Buches

Abb. 16 und 17: Die Ehrenfriedersdorfer Radpumpe mit angehängten Saugsätzen, erfunden um 1540 – links das Original, rechts die Kopie von Lomonosov

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der interessierten Berg- und Hüttenleute über die Fertigkeit des Lesens verfügte und grafische Darstellungen technischer Sachverhalte bekanntermaßen über einen sehr viel größeren Informationsgehalt als verbale Informationen verfügen. Zur Ver-deutlichung sollen einige der Abbildungen den originären Vorbildern gegenüberge-stellt werden.

Neu für jene Zeit war auch die kritische Haltung zu verschiedenen überlieferten Annahmen, zum Beispiel zur „Wünschel-rute“, zu der bereits Agricola meinte, dass sie „keinem frommen und ernsthaften Mann nützen könne und sich nur bei jenen zu be-wegen pflege, die sie mit Zauberformeln oder schlauen Kunstgriffen benutzen“.40 Ganz in diesem Sinne zeigt sich auch Lomono-sovs Haltung:

„Manche glauben, es sei die Naturkraft, über die manche Metalle verfügen, so dass sie die Rute zu sich heranziehen können. Die alltägliche Kunst des Suchens und der gesunde Verstand lehren aber, dass kein Metall solch eine Eigenschaft aufweisen kann, weil sich die genannten Ruten nicht bei jedem Menschen und nicht an jeder Stelle in Richtung der Erzgänge oder der Metalle drehen oder, einmal geneigt, nicht weiter angezogen werden.“ 41

Gleichermaßen mahnte er eine huma-nitäre Haltung gegenüber den Bergleuten an, forderte eine gerechte Bewertung ih-rer schweren Arbeit und den Fragen der Bergbausicherheit größere Bedeutung bei-zumessen.

Die St. Petersburger Akademie war von dem Werk derart überzeugt, dass sie es als Handbuch an alle Berg- und Hüttenwerke in den Ural, den Altai und alle anderen Gegenden Russlands sandte, um Gruben-besitzern und Bergleuten das spezifische Wissen zur Verfügung zu stellen. Da zu jener Zeit eine Vielzahl neuer Lagerstätten entdeckt wurde — allein im Ural errich-tete man in den Jahren 1751 bis 1763 66 neue Hüttenwerke, so dass die russische Eisenindustrie bald den ersten Platz in der Welt belegen konnte —, erwiesen sich die theoretischen Erörterungen bei der wei-teren Suche und Erkundung als äußerst hilfreich. Zu Recht betonte Lomonosov: „Die Metallurgie ist die Vorbedingung für den gesamten inneren Reichtum“. In diesem Zusammenhang mahnte er besonders die Ausbildung von entsprechenden Fachleuten an, empfahl jedoch auch, „die Jungen und Mädchen“ für die Suche nach Stein-, Sand-, Lehm- und Felsproben zu begeistern, um

40 Im Buch II des De re metallica libri XII.41 Первые основания, a. a. O., § 59.

Abb. 18 und 19: Das Kehrrad zum Wasserheben – links das Original, rechts die Kopie von Lomonosov mit den gleichen Fehlern: Die Befestigung der Welle ist unzureichend, das umlaufende Seil ist nicht wechselseitig angeord-net; es kann so also nicht funktionieren.

Abb. 20 und 21: Feldgestänge aus dem Buch von Löhneiß, unten die Kopie von Lomonosov

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auf diesem Wege — „ohne Überlastung des Volkes“ — neue Lagerstätten zu erkunden.

Dem Buch sind zwei Ergänzungen bei-gefügt. In der ersten äußert sich Lomono-sov Über die freie Luftbewegung in Berg-werken (О вольном движении воздуха). Zu dieser Thematik hatte er sich bereits 1744 vor der Akademischen Versammlung mit der Schrift De motu aeris in fodinis ob-servato geäußert, die schließlich 1750 in den periodisch erscheinenden COMMEN-TARII der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften veröffentlicht wurde.42 Lo-monosov hatte diese besondere und auf physikalischer Grundlage beruhende Luft-bewegung — den Wetterzug — bereits in sächsischen Gruben beobachtet und erst-mals wissenschaftlich zu deuten versucht.43

Er schreibt dazu:„Als ich mich in Sachsen in den Freiberger

Betrieben aufhielt, um mich mit Chemie und dem Berg- und Hüttenwesen zu beschäftigen, geschah es manchmal, daß ich beim Befah-ren der Gruben einen Wetterzug beobachtete, der sich — ohne von irgendwelchen Wetter-maschinen angetrieben zu sein — auch bei ganz windstillem Wetter derartig stark durch die Schächte, Stolln und Feldörter bewegte, daß es bisweilen die gewöhnlichen Lampen der Bergleute auslöschte. Damals war es mir nicht möglich, die Eigentümlichkeiten dieser Erscheinung genügend zu erkunden, weil ich eifrig mit anderen Dingen beschäftigt war, die sich auf die Bergbaupraxis bezo-gen und sich überall bemerkenswert zeig-ten. Aber nachdem ich, in mein Vaterland zurückgekehrt, Georgius Agricolas Bücher von Berg- und Hüttenwesen studiert hatte, fand ich dort die erwähnte Erscheinung ge-nau beschrieben.“ 44

In seinem Fachbuch findet sich deshalb auch die entsprechende Abbildung, die er wohl selbst entworfen haben dürfte, denn Agricola selbst beließ es lediglich bei einer verbalen Beschreibung. In diesem Sinne

42 Die Commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae waren das erste Periodikum der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften; sie erschienen ab 1726.

43 Lomonosov bezieht sich in seinen Bemerkun-gen auf das fünfte Buch des De re metallica libri XII, in dem Agricola schreibt: „In den Tagen des Frühlings und des Sommers nämlich fließt sie (die Luft) in den höher angesetzten Schacht ein und geht durch den Stolln oder das Feldort und fließt aus dem niedrig angesetzten wieder ab. In der Herbst- und Winterszeit da-gegen tritt die Luft in den niedriger gelegenen Stolln ein und geht aus dem höhergelegenen hinaus.“ Vgl. AGA, Bd. 8, S. 168.

44 Michaele Lomonosow: De motu aeris in fodinis observato. In: Novi commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae. T 1–20. Petropoli 1750, S. 267-283.

gab er auch Empfehlungen, Schächte, Stolln und Strecken entsprechend dieser Theo-rie aufzufahren, um somit auf Wetterma-schinen verzichten und die Betriebskosten minimieren zu können. Lomonosovs theo-retische Erklärung der physikalischen Zu-sammenhänge stand somit am Anfang der Grubenwetterlehre als Spezialdisziplin der Bergbaukunde, und es ist bemerkenswert, dass sich der Freiberger Oberberghaupt-mann Friedrich Wilhelm von Oppel (1720–1769) bei der Erarbeitung einer Schrift mit dem Titel Bericht zum Bergbau (1769) in einer Anmerkung zu § 354 (S. 156) auf die entsprechende Veröffentlichung Lomo-nosovs in den novis Commentariis Acad. Scient. imper. Petropolitanis Tomi I, p. 267 bezieht und damit sein Interesse an dessen wissenschaftlicher Begründung belegt.

Eine zweite Ergänzung widmet sich dem russischen Bergbau; sie trägt den Titel Über die Erdschichten (О слоях земных) und behandelt geologische Vorgänge sowohl an der Erdoberfläche als auch im Erdin-neren (bspw. Vulkanismus, Entstehung von Erzlagerstätten, Sedimentation, Me-tamorphose u. a.). Lomonosov betrachtet in seinen Aussagen die Natur als Ganzes, trennt also deren Erscheinungen nicht von-einander. Er verbindet die Entstehung der Minerale und Grundgesteine mit geologi-schen Prozessen und empfiehlt, bei der Erforschung und Interpretation der geo-logischen Erscheinungen mathematische, physikalische und chemische Methoden anzuwenden. Auch benutzt er diese für die Klassifizierung von Mineralien und die

Bestimmung ihrer Morphologie; erstmals vermisst er dafür auch Kristalle, bestimmt die Kantenwinkel und definiert deren Kon-stanz — 20 Jahre vor dem französischen Mineralogen Jean-Babtiste Romé de l’Isle (1736–1790) und 100 Jahre vor dem fran-zösischen Physiker und Kristallographen Auguste Bravais (1811–1863)!

Bemerkenswert ist die Vorstellung vom „Wachsen der Gänge“, begibt er sich damit doch zugleich in das Gebiet der Erzlager-stättenkunde. Die Erkenntnis, dass Erz-gänge nicht auf einmal entstanden sind, sich gegebenenfalls gegenseitig durchset-zen und nicht immer mit Erz gefüllt sein müssen, dürfte er bereits in seiner Frei-berger Zeit gewonnen haben. Im § 65 der genannten Abhandlung schreibt er:

„Die Erzschichten oder besser gesagt Gän-ge sind große Spalten im Gestein der Berge, die mit Erzen und den gemeinsam mit ihnen vorkommenden Mineralien angefüllt sind; sie wurden in den Anfangsgründen des Berg- und Hüttenwesens, §§ 21, 22, 23, 24 und 27, beschrieben. Und daher muß man, wenn es darum geht, die Gänge von den Flözen zu unterscheiden, die Neigung der Schich-ten wie auch die Materie berücksichtigen.“

In diesem Sinne werden zahlreiche Thesen auf den Prüfstand gebracht und seinen Erkenntnissen gegenübergestellt. Mit Bezug auf Abraham Gottlob Werners (1749–1817) Neue Theorie von der Entste-hung der Gänge (Freiberg 1791) darf Lomo-nosov für sich in Anspruch nehmen, eine entsprechende theoretische Erklärung sehr viel eher formuliert und veröffentlicht zu

Abb. 22: Lomonosovs Zeichnung zum Prinzip des natürlichen Wetterzuges

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haben. Der bekannte russische Montanwis-senschaftler Vladimir Ivanovič Vernadskij (1863–1945) bewertete deshalb diese Arbeit nicht nur als ein glänzendes wissenschaft-liches Ergebnis, sondern auch als eines der ersten populärwissenschaftlichen Werke der russischen Literatur und urteilt des-halb: „Der Gedanke von der ewigen und un-aufhörlichen Veränderung der Natur prägt sein ganzes Werk. Lomonosov ist zu Recht als erster überzeugter Vorbote der Grundla-gen der modernen Geologie anzusehen.“ 45

Es ist hier nicht der Platz, sämtliche Pa-ragraphen — insgesamt sind es 185 — zu kommentieren, jedoch verdient die Diskus-sion um die Herkunft des Bernsteins noch eine abschließende Beachtung. Seine Zeit-genossen — er spricht von den „angesehenen Mitgliedern der gelehrten Gesellschaft“ — wa-ren der Ansicht, dieser wäre aus Schwefel und Steinöl (Naphta) entstanden und ein „echter mineralischer Körper“, obwohl dies analytisch keinesfalls nachzuweisen war. Lomonosov jedoch widersprach und wies erstmals auf dessen organische Herkunft hin, nannte vor allem die zahlreichen „Ar-ten von kriechenden und fliegenden Insek-ten, die das Gegenteil beweisen“. Aber ne-ben seiner von naturwissenschaftlichem Sachversand getragenen Argumentation überrascht er den Leser vor allem mit ei-ner Probe seiner bemerkenswerten poeti-schen Genialität:

45 Труды по металлургии, a. a. O., Приложения.

„Wer diesen klaren Beweisen nicht glau-ben will, der möge sich anhören, was die Würmchen und anderen Insekten, die im Bernstein eingeschlossen sind, erzählen: Die Sommerwärme und den Sonnenschein genießend, ergingen wir uns auf Pflanzen, die durch ihre Feuchtigkeit üppig prangten, und suchten und fanden alles, was zu un-serer Nahrung diente; wir genossen die An-nehmlichkeit der wohltuenden Jahreszeit und krochen und flogen, angelockt von wohlrie-chenden Düften, auf Gräsern, Blättern und Bäumen umher, ohne von ihnen Unheil zu befürchten. So setzten wir uns auch auf das flüssige Harz, das aus den Bäumen quoll; es hielt uns durch seine Klebrigkeit fest, machte uns zu Gefangenen, und da es unaufhörlich weiter ausfloss, wurden wir von ihm bedeckt und ringsum eingeschlossen. Dann senkte sich unser Wald durch ein Erdbeben, und das Meer ergoss sich darüber; die Bäume stürzten um und wurden — zusammen mit dem Harz und mit uns — von Schlamm und Sand bedeckt; dort drangen im Laufe einer langen Zeit mineralische Stoffe in das Harz ein und verliehen ihm große Festigkeit, mit einem Wort: Sie verwandelten es in Bernstein, in dem wir eine herrlichere Grabkammer er-hielten, als sie die vornehmen und reichen Menschen besitzen können. In die Erzadern gelangten wir nicht anders und zu keiner anderen Zeit als das in unserer Umgebung befindliche versteinerte und verfaulte Holz.“ 46

Lomonosovs Arbeiten zum Montan-wesen waren damit noch lange nicht er-schöpft, denn auf Initiative von Kaiserin Katharina II. (die Große, 1729–1796) er-schien schließlich im Dezember 1763 eine gedruckte Benachrichtigung über die in Aus-arbeitung befindliche Mineralogie Rußlands, in der dazu aufgefordert wurde, „für das allgemeine Wissen und zur Vermehrung des Berg- und Hüttenwesens im ganzen russi-schen Reich eine Beschreibung der Erze und anderer Mineralien, welche in sämtlichen russischen Gruben gefunden werden, zu ver-fassen, um daraus ein Gesamtsystem der Mineralogie Rußlands zusammenzustellen und — vor allem durch physikalische und chemische Begründung — die Regeln und Kennzeichen für das Aufsuchen von Erzla-gern viel exakter, als sie heute bekannt sind, zu bestimmen“.47

Mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften wie auch der örtlichen Bergbaubehörden sollten auf diesem Wege Erzproben und relevante Daten aus 120 Bergbauunternehmungen erfasst und nach St. Petersburg zur Bestimmung und

46 Über die Erdschichten, § 157.47 Zit. in: Morosow, A. A.: M. W. Lomonossow

1711–1765. Berlin 1954, S. 405.

Untersuchung übersandt werden, deren Er-gebnisse gleichzeitig in ein Ökonomisches Lexikon russischer Produkte einfließen. Leider verhinderte der frühe Tod Lomono-sovs vor nunmehr 250 Jahren die endgül-tige Fertigstellung dieses Werkes, das ob seiner Neuartigkeit in Europa seinesglei-chen gesucht hätte.

Zusammenfassend und zur Bewertung der Verdienste Lomonosovs um die Begrün-dung der geologischen Wissenschaften in Russland sollen nochmals die wichtigsten Schriften genannt werden, die er in seinem kurzen Gelehrtenleben zum Gegenstand verfasst hat, dazu sind zu zählen:48

1. CATALOGUS MINERARUMa. Katalog der Gesteine und Fossilien

des Mineralogischen Kabinetts der Kunstkammer der Akademie der Wissenschaften

b. Russische Übersetzung des Mineralienkatalogs

c. Bernsteine2. 20 Berichte bzw. Gutachten zu Mine-

ralproben aus dem russischen Reich3. Rede über die Entstehung der

Metalle durch Erdbeben 4. Anfangsgründe der Berg-Wissen-

schaften5. Anfangsgründe des Berg- und

Hüttenwesens6. Über freie Luftbewegungen

in Bergwerken7. Über die Erdschichten8. Mitteilung über die Verfassung

einer russischen Mineralogie9. Programm einer allgemeinen

Mineralogie10. Künstliche Versteinerungen

Zu dieser eindrucksvollen wissenschaft-lichen Bilanz sei angemerkt, dass es sich bei allen Arbeiten um wissenschaftliche Untersuchungen von erheblicher Tiefe han-delte, die es in dieser Form in der russi-schen Wissenschaft bis dahin noch nicht gab. Auch unter den zahlreichen Mitglie-dern der Akademie fand sich zu jener Zeit noch niemand, der Vergleichbares zu leis-ten vermocht hätte. Lomonosov war somit der erste, der sich mit den Grundfragen von Mineralogie, Geologie und Hüttenwesen wissenschaftlich auseinandersetzte und die deskriptive zugunsten einer experi-mentellen Herangehensweise verließ, dazu wesentliche kognitive Beiträge erbrachte und diese der internationalen Öffentlich-keit bekannt machte.

48 Entsprechend der Gliederung in: Труды по ме-таллургии и горному делу 1741–1763, Ленин-град 1954 (Band V der gesammelten Werke).

Abb. 23: Lomonosovs Buch Über die Erdschichten, herausgegeben im Verlag Gosgeolisdat, Moskau/Leningrad 1949

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Nicht zuletzt trugen dazu auch seine Mitgliedschaft in der Königlich Schwedi-schen Akademie der Wissenschaften49 und die Ehrenmitgliedschaft in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften zu Bolog-na bei, anerkannten diese renommierten Gesellschaften damit Lomonosovs außer-gewöhnliche Beiträge zur Durchsetzung der modernen Ideen der Naturforschung und zur Entwicklung des materialistischen Denkens im Zeitalter der Aufklärung. Der Gelehrte positionierte sich damit in die Reihe jener europäischen Wissenschaft-ler, die durch ihr Wirken auch die „Ent-kirchlichung“ der Naturwissenschaften beförderten und auf diesem Wege zu de-ren Emanzipierung beitrugen. Dementspre-chend sind seine Werke auch durchweg von einer materialistischen Grundauffas-sung geprägt. Stellvertretend dafür sei ab-schließend aus seinem Beitrag Über die Erdschichten zitiert:

„Man muss zuallererst mit Nachdruck daran erinnern, dass die sichtbaren körperli-chen Dinge auf der Erde und die ganze Welt nicht seit Anbeginn der Schöpfung in dem Zustand waren, in dem wir sie heute vorfin-den, sondern dass große Veränderungen vor sich gegangen sind, was uns die Geschichte und die alte Geographie, verglichen mit der heutigen, sowie die Veränderungen der Erd-oberfläche beweisen, die sich in unserem Jahrhundert vollziehen. […] Viele nehmen irrtümlich an, dass alles, wie wir es sehen, seit Anbeginn vom Schöpfer so erschaffen wurde, sie glauben, dass nicht nur die Ber-ge, Täler und Gewässer, sondern auch die verschiedenen Arten von Mineralen gleich-zeitig mit der ganzen Welt entstanden sind, und deshalb halten sie es nicht für erforder-lich, die Ursachen zu erforschen, warum sie sich durch ihre inneren Eigenschaften und ihren Fundort unterscheiden. Solche Auffassungen schaden dem Fortschritt aller Wissenschaften erheblich und folglich auch der Naturkunde vom Erdball, besonders aber der Kunst des Hüttenwesens, obgleich es diesen Neunmalklugen dann nicht schwer-fällt, den Philosophen zu spielen, indem sie

49 In einem Brief vom 7. Mai 1760 erwähnt Petrus Vargentin, Sekretär d. Kgl. Schwe-dischen Akademie der Wissenschaften, Lomonosov lobend: „[…] er hat sich schon sehr lange mit seinen angesehenen Verdiensten um die Wissenschaften in der gelehrten Welt einen ruhmvollen Namen erworben, und jetzt erklärt und bereichert er die Wissenschaften, vor allen Dingen die physikalischen, mit solchem Eifer und solchen Erfolgen, dass die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften sich zu ihrer Ehre und ihrem Nutzen entschlossen hat, mit diesem vorzüglichen Manne in engere Gemeinschaft zu treten.“

die Worte auswendig lernen: ‚Gott hat es so erschaffen!‘ und statt aller Argumente diese zur Antwort geben.“ 50

Abschließende BemerkungenAm Ende dieser Betrachtungen stellt

sich noch die Frage, inwieweit die Scientific Community von den Leistungen Lomono-sovs — speziell zum Montanwesen — Notiz nahm, man ihm die verdiente Referenz erwies und zu deren Akzeptanz und Wür-digung bereit war. Schließlich gab es in seinem Umfeld durchaus auch zahlreiche „Gegner“ — nicht nur ob des ihm unter-stellten „konsequenten Kampfes gegen die Ausländer in der Akademie“, sondern auch seines unerbittlichen Vorgehens gegen bü-rokratische Auswüchse in der Akademie.51

Dass man ihm „schlechte Gewohnhei-ten, wie Überheblichkeit, Geiz und Trunk-sucht“ vorwarf — so sein Rivale Johann Daniel Schumacher (1690–1761) — mag ein Übriges getan haben. Gründe, an sei-ner Genialität zu zweifeln, sind dies je-doch keinesfalls, wofür insbesondere die Wertschätzung steht, die ihm zahlreiche Kollegen — voran der Mathematiker Leon-hard Euler (1707–1783), Mitglied der Aka-demie seit 1727 — allzeit entgegenbrachten. Eine Antwort darauf kann an dieser Stelle nicht gegeben werden; denn dies hieße, Berge von Literatur daraufhin zu prüfen und zu bewerten. Allerding empfiehlt es sich zumindest, die zahlreichen auslän-dischen Wissenschaftler zu befragen, die entweder an der St. Petersburger Akademie angestellt oder im Auftrag der Regierung an einer der zahlreichen Forschungsreisen durch Russland beteiligt waren. Von allen existieren ausführliche Dokumentationen, Reise- und Forschungsberichte in durchaus erheblichem Umfang, und es wäre denk-bar, hierin möglicherweise Reflexionen irgendeiner Art zu finden. Das Ergebnis der dafür vorgenommenen Recherche ist allerdings ernüchternd.

Samuel Georg Gmelin, dessen Arbei-ten zur Ordnung der Mineraliensamm-lung der Akademie von Lomonosov fort-gesetzt wurden — man kannte sich also

50 Zit. in: Lomonossow, M. W.: Ausgewählte Schriften, a. a. O., S. 486.

51 Hoffmann, Peter: Michail Vasil’evič Lomonosov (1711–1765). Ein Enzyklopädist im Zeitalter der Aufklärung. Frankfurt/M. 2011, S. 14. Peter Hoffmann (*1924) gilt als der pro-fundeste Kenner der deutsch-russischen Beziehungen, der russischen Geschichte sowie der russischen Wissenschaftsge-schichte — vorwiegend des 18. Jahrhunderts; genanntes Buch, erschienen anlässlich des 300. Geburtstages von Lomonosov, fasst seine langjährigen Forschungsarbeiten zusammen.

gut genug —, erwähnt in seiner dreibän-digen Reise durch Rußland zur Untersu-chung der drey Natur-Reiche52 Lomonosov mit keinem Wort, selbst das Register lässt den Namen vermissen. Auch Peter Simon Pallas (1741–1811), der sechs Jahre durch Russland reiste und seine Forschungser-gebnisse gleichermaßen dokumentierte und ein dreiteiliges Werk im Umfang von 1.778 Seiten hinterließ,53 nennt den Namen Lomonosov an keiner Stelle. Weitere be-deutende Namen wurden hierzu befragt: u. a. Johann Gottlieb Georgi,54 Christian Heinrich von Pander,55 Nikolaus Ryčkov,56

Ivan Lepechin; auch in deren Werken sind weder der Name Lomonosov noch irgend-eine Anmerkung zu dessen montanisti-schen Arbeiten zu finden. Selbst das von Ernst von Berg — von Berg war u. a. Hof-rath und Ritter sowie Ehrenmitglied der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek und Mitglied der Kaiserlichen Mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg — verfasste Repertorium der Literatur über die Minera-logie, Geologie, Palaeontologie, Berg- und Hüttenkunde Russlands bis um Schlusse des XVIII. Jahrhunderts,57 in dem insgesamt 314 deutsche und 61 russische Autoren und deren Schriften aufgeführt sind, sucht man vergeblich nach dem Namen Lomonosov.

Ähnlich wie von Berg machte sich auch Hartwig Ludwig Christian Bacmeister die Mühe, Verzeichnisse der in Russland er-schienenen Bücher zu erarbeiten, jedoch auch er lässt den Namen Lomonosov ver-missen. Bezeichnenderweise finden sich in seiner fünfbändigen Russischen Bibliothek58 nicht einmal Nachrichten oder Buchver-

52 Teil I: St. Petersburg/Astrachan 1770, Teil II: St. Petersburg 1771, Teil III: St. Petersburg 1774.

53 Reise durch verschiedene Provinzen des Rußi-schen Reichs. St. Peterburg 1771–1776.

54 Zur Geschichte des Russischen Bergbaues und Hüttenwesens. In: Geographisch-physikalische und naturhistorische Beschreibung d. Russ. Reiches zur Uebersicht bisheriger Kenntnisse von demselben, Teil 1 — Königsberg 1797.

55 Beiträge zur Geognosie des russischen Reiches St. Petersburg, 1830.

56 Tagebuch über seine Reise durch verschiedene Provinzen des rußischen Reichs: in den Jahren 1769, 1770, und 1771. Riga : Hartknoch, 1774; Rytschkow erwähnt allerdings im Anhang unter den bei Hartknoch in Riga verlegten Büchern auch Lomonossovs alte rußische Geschichte von dem Ursprunge der rußischen Nation bis auf Jaroslav I. oder bis aufs Jahr 1054, aus dem Rußischen. (8 gr.) — von weite-ren Büchern jedoch keine Spur.

57 Erschienen 1862 in St. Petersburg im Umfang von 74 Seiten mit ausführlichen Kommentaren zu den aufgeführten Autoren und der Werken.

58 Bacmeister, H. L. C.: Russische Bibliothek, zur Kenntniß des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Rußland. St. Petersburg, Riga und Leipzig. Leipzig 1772–1778.

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zeichnisse zum Bergbau und zum Hütten-wesen. Auch dessen später erschienener 88-seitiger Katalog von Büchern59 verzeich-net keinerlei Schriften zum Montanwesen, nicht einmal zu den Naturwissenschaften.

Der Einzige, der sich mit den von Lo-monosov vertretenen Ansichten gründ-lich auseinandersetzte, war der aus der Steiermark stammende und seit 1781 in russischen Diensten stehende Benedict Franz Johann von Hermann (1755–1815), der sich auch mit zahlreichen Schriften zu Physik, Ökonomie, Mineralogie, Che-mie, Hüttenwesen, Technologie, Statistik sowie zum russischen Bergbau verdient gemacht hat. Im Rahmen verschiedener Theorien zur Lagerstätten- und Gebirgs-entstehung — bekannt ist die von ihm auf-gestellte „Centrifugaltheorie“, die „auf das Praktische des Bergbaus einen großen Ein-fluß hat“ — setzte er sich in seiner Schrift Ueber die Entstehung der Gebuerge, und ihre gegenwaertige Beschaffenheit 60 auch mit Lomonosovs Ansichten zur Genese von Lagerstätten und von Steinen und Erden auseinander. Dazu heißt es u. a.:

„Sonderbar ist Lomonossows Meynung, welcher glaubt, die Flözschichten seien eher da gewesen, als das hohe Gebürge; er meynt nämlich, mit Moro, von Sprengseisen und andern, die Gebürge seyen durch den Aus-bruch der Vulkane entstanden, wobey die obere Erdschichten zerbrochen, und durch dieselben die Berge emporgehoben worden; wie wenig aber dieser Gedanke, wahrschein-lich sey, fällt leicht in die Augen.“ 61

Über den Wert dieser und weiterer Aus-einandersetzung soll hier nicht eingehen-der befunden werden, zumal von Hermann — durchaus anmaßend — einschätzte: „Lo-monossow war bey seinen übrigen großen Kenntnissen zu wenig Mineralog […].“62 Au-ßerdem ist zu beachten, dass beim Erschei-nen des genannten Werkes bereits gut drei Jahrzehnte vergangen waren, er sich ne-ben fünfzig deutschen, österreichischen, französischen, englischen, schwedischen, italienischen, russischen wie antiken Au-toren auch mit A. G. Werner befasste und dabei zahlreiche Theorien aus aktueller Sicht hinterfragte. Immerhin erheischten Lomonosovs Arbeiten seine Aufmerksam-keit, was angesichts der auf internationa-ler Ebene geführten wissenschaftlichen Dispute durchaus erwähnenswert ist und

59 Bacmeister, H. L. C.: Katalog von Büchern, gesam-melt von H. L. C. Bacmeister. Petersburg 1798.

60 Vgl. Hermann, B. F. J. v.: Ueber die Entstehung der Gebürge, und ihre gegenwärtige Beschaffen-heit. Leipzig 1797.

61 Ib., S. 93.62 Ib., S. 287.

auch für künftige Untersuchungen zur Ge-nese der Montanwissenschaften Beachtung finden sollte.

Dass die sorgfältige Suche nach ent-sprechenden Reflexionen doch noch be-lohnt wurde, zeigt die seit 1910 erschiene-ne Geologische Rundschau — Zeitschrift für allgemeine Geologie. Unter der Überschrift „Streiflichter“ findet sich hierin ein Titel mit der bezeichnenden Überschrift „Ein vergessener Geotektoniker“ des Geologen Serge von Bubnoff (1888–1957). Der 1911 in St. Petersburger Geborene — ab 1922 als Professor an der Universität Breslau, ab 1929 an der Universität Greifswald und ab 1950 an der Humboldt-Universität Ber-lin wirkend und wesentlich am Aufbau der geologischen Forschung in der DDR betei-ligt — zählt zu den wenigen Fachleuten, die sich seinerzeit mit dem Lomonosovschen Werk befassten. Dabei kam er bereits 1938 zu folgender Einschätzung:

„Die logische Kontinuität der Wissen-schaft ist nur ein frommer Wunsch; das Fort-schreiten der Erkenntnis ist sprunghaft und irrational. Gedanken sterben nicht, weil sie falsch sind, sondern weil sie keine Nahrung finden und werden neu geboren und entwick-lungsfähig, wenn ein Nährboden vorhanden ist. Wer kennt in Westeuropa den russischen Enzyklopädisten Michael Lomonossoff (geb. 1711), welcher 1757–1763 eine Arbeit ‚über die Schichten der Erde‘ verfaßte, die sogar in Rußland 100 Jahre unbemerkt blieb. Und doch sind hier nicht nur schon die Grundla-gen des Aktualismus (40 Jahre vor Hutton, 70 Jahre vor Lyell) enthalten, sondern auch moderne ‚tektonische‘ Gedanken, die him-melhoch über den gleichzeitigen Phantasien eines Buffon u. a. stehen.“

Bubnoff hebt besonders Lomonosovs Vermögen hervor, bereits 1757 zwischen endogener und exogener Dynamik, zwi-schen einer Hebung der Kontinente und einem Einbruch der Meeresbecken unter-schieden und dabei auch auf die mehr-fachen zyklischen Bewegungen der Erd-kruste hingewiesen, mithin Orogenese und Geomorphologie wissenschaftlich begrün-det zu haben:

„Es hat eines Jahrhunderts phantastischer Umwege bedurft, ehe diese ungehört verhal-lenden Gedanken selbstverständliches Bür-gerrecht erlangten, ehe die ihnen zugrunde liegende Voraussetzung, daß nur das Fort-schreiten von der Beobachtung zum Schluß den Ariadne-Faden im Labyrinth der Tatsa-chen liefert, anerkannt wurde. Und doch bedeutete ihre Anerkennung den Übergang vom Erd-Roman zur Erd-Wissenschaft.“ 63

63 Bubnoff, Serge von: Ein vergessener Geotekto-

Es soll zum Abschluss nicht vergessen werden, dass mit diesen vor allem Lomo-nosov geschuldeten frühen Leistungen zur Entwicklung der Montanwissenschaft in Russland zugleich ein reger wissenschaft-licher Kontakt zwischen St. Petersburg und Freiberg begann, zählte doch die 1765 ge-gründete Freiberger Bergakademie in den Folgejahren zahlreiche Russen zu ihren Gästen. Hierzu sind beispielsweise Fedor Petrovič Moiseenko, Vassilij M. Sever-gin, Alexandr F. Sevastyanov, Dmitri J. Sokolov, Vladimir I. Vernadskij und Illa-rion I. Šhafranovskij zu nennen, nicht zu vergessen auch die über 800 russischen Studenten, die im folgenden Zeitraum bis 1914 die Bergakademie absolvierten. Der Freiberger Hochschullehrer Carl Schiffner (1865–1945) schreibt hierzu mit Bezug auf „die größte Anzahl aller in Freiberg inskri-bierten Ausländer“:

„Gerade zwischen dem Kaiserlich-russi-schen Bergcorps und dem russischen Berg-wesen einerseits und der Bergakademie und ihren Dozenten andererseits aber haben von Anfang an bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinaus ganz besonders enge und freundschaftliche Beziehungen bestan-den. Das russische Bergwesen war damals militärisch organisiert. Zahlreiche, bereits im Amte befindliche, vielfach im Offiziers-rang stehende Bergbeamte haben zur Vervoll-ständigung und Vertiefung ihrer Kenntnisse noch in Freiberg studiert und es später im russischen Bergcorps teilweise bis zu den höchsten Stellen gebracht.“ 64

Gleichermaßen war die 1773 nach dem Vorbild Freibergs gegründete Berg-bau-Lehranstalt (Горное училище) beim Berg-Kollegium Russlands in St. Peters-burg Gastgeber für zahlreiche deutsche Studenten und Wissenschaftler. Für die Anfangsjahre ist besonders der Absolvent der Freiberger Bergakademie Hans Michael Renowantz (1744–1798) hervorzuheben; im Range eines „Oberhüttenverwalters“ lehrte er von 1774 bis 1798 an der Petersburger Anstalt Mineralogie, Physik, Bergbau und Markscheidekunde und entwarf den Plan eines Lehrbergwerkes auf dem Hofe der Lehranstalt. Für sein außergewöhnliches Engagement ernannte man ihn zum Rus-sisch Kayserlichen Oberbergmeister vom kolywanischen Staat, zum Inspector und Lehrer der Bergwerkswissenschaften bey der Kayserl. Bergschule zu St. Petersburg, zum Ordentlichen Mitglied der Societät

niker. In: Geologische Rundschau – Zeitschrift für allgemeine Geologie. 29(1938), S. 466, 467.

64 Schiffner, Carl: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten. Freiberg 1935-1940; hier Bd. 2 (1938), S. 159.

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der Bergkunde, ingleichen der Russisch Kayserlichen freyen oeconomischen Ge-sellschaft sowie Correspondenten der Kay-serlichen Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Eingedenk dieser hohen Ehren wurde er 1778 auf Geheiß des Kabi-netts Ihrer Kaiserlichen Majestät zur aus-führlichen Berichterstattung in den Altai entsandt, um über die dortigen Erzvorräte und über den Zustand des Smeinogorsker Erzvorkommens zu berichten. Die für den Kolyvan-Voskresensker Bergwerksdistrikt vorgenommenen Vorratsberechnungen erwiesen sich als richtungsweisend und machten ihn in der wissenschaftlichen Welt berühmt. Mit dem 1788 erschienenen Stan-dardwerk Mineralogisch-geographische und andere vermischte Nachrichten von den Al-taischen Gebürgen Russisch Kayserlichen Antheils hinterließ er außerdem ein wert-volles Dokument über die Frühzeit des al-taischen Bergbaus.

1779 schlug er vor, eine deutsche Spe-zialschule für Kinder der Bergoffiziere und Fachleute der Betriebe zu gründen — eine Chance also, die reichlich vorhan-dene deutsche Fachliteratur im Original studieren zu können. Zwei Jahre danach existierten bereits sechs Bergschulen, an denen 800 Schüler in diesem Sinne, aber auch praktisch unterrichtet werden konn-ten. Renovantz kümmerte sich zudem um die Ausbildung im Fach Mineralogie und richtete dafür ein spezielles Erzkabinett ein. Es umfasste 2.300 Mineralstufen, die aus vielen russischen Lagerstätten zusam-mengetragen und jeweils in Deutsch und Russisch beschrieben wurden. Der da-für im Laufe von acht Jahren betriebene Reise-Aufwand war offensichtlich erheb-lich: In der Vorrede zu o. g. Werk nennt er eine Strecke von insgesamt 64.000 Werst (ca. 68.000 km), die dafür zurückzulegen waren.

Zahlreiche weitere Studenten und Wis-senschaftler wurden in den zurückliegen-den 250 Jahren zwischen beiden Hochschu-len ausgetauscht und viele gemeinsame Forschungsprogramme realisiert. Diese führten so die von Lomonosov gelegten Grundlagen der geologischen Wissenschaf-ten bis in die Gegenwart fort. Das Geden-ken an diesen großen Gelehrten erfüllt uns deshalb mit besonderem Stolz.

Am Ende allen ein herzliches Glückauf und eine Empfehlung Lomonosovs, ausge-sprochen in seinem Beitrag Über die Erd-schichten — gleichermaßen als Programm für die aktuelle Arbeit:

„Durchwandern wir jetzt unser Vaterland; beginnen wir, die Lage der Orte zu betrach-ten und teilen wir sie ein in solche, die für

die Gewinnung von Erzen geeignet sind und solche, die dafür ungeeignet sind, um dann an den geeigneten Stellen jene verheißungs-vollen Merkmale zu betrachten, welche die eigentlichen erzhaltigen Orte anzeigen. Ma-chen wir uns daran, Metalle zu suchen, Gold, Silber und andere; dringen wir vor bis zu den wertvollen Steinen: dem Marmor, dem Jaspis, ja sogar bis zu den Smaragden, Rubinen, Saphiren und Diamanten. Der Weg dahin wird nicht langweilig sein; zwar werden wir dabei nicht auf Schritt und Tritt Schätzen begegnen, doch werden wir überall Minerale sehen, welche die Gesellschaft braucht und deren Ausbeute keinen geringen Gewinn ab-werfen würde.“ 65

65 Ломоносов, М. В.: Полное собрание, a. a. O.,

Bildnachweis1 Archiv Naumann; 2 https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Wolff_(Philosoph) – gemeinfrei; 3 Archiv der Universität Marburg; 4 aus: Buch Henckels; 5 aus: Buch Henckels; 6 aus: Henckelius in Mineralogia redivivus; 7 aus: Buch Henckels; 8 aus: Buch Henckels; 9 Staatliche Bibliothek Regensburg, 999/Philos. 363; 10, 11, 12, 14 Foto: Nau-mann (St.  Petersburg, April 2015); 13 aus: Lomonosov, ausgewählte Schriften, Bd. 1; 15, 17 aus: Lomonosov/Anfangsgründe (TU Bergaka-demie Freiberg, Wissenschaftlicher Altbestand); 16, 18, 20 aus: De re metallica, Archiv Naumann; 19 aus: Lomonosov: Первые основания металлургии или рудных дел (TU Bergakademie Freiberg, Wissen-schaftlicher Altbestand); 21 aus: Löhneiß, G. E.: Bericht vom Bergwerck (TU Bergakademie Freiberg, Wissenschaftlicher Altbestand); 22 aus: Lomonosov: Первые основания металлургии или рудных дел, Bildteil im Anhang (TU Bergakademie Freiberg, Wissenschaftlicher Altbe-stand); 23, 24 Archiv Naumann.

S. 620.

Abb. 24: Der aus Dresden stammende Hans Michael Renovantz verfasste dieses Buch nach seiner Forschungsreise durch den Altai; der Titel zeigt die typische Wollsackverwitterung der Granite im Kolyvan-Voskresensker Distrikt.