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Achtung, Paratuberkulose! Wie Landwirte erfolgreich vorbeugen
Unheilbar. Aber vermeidbar.
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Paratuberkulose auf einen Blick.Die Chance: Wie Sie erfolgreich vorbeugen können.
• MeldepflichtigeInfekti-
onskrankheit bei Wieder-
käuern.
• Merkmal:heftigewässrige
Durchfälle.
• WirddurchBakterien
übertragen.
• Gelangtzu95Prozent
durchZukaufinfizierter
Tiere in die Herde.
• Wirdinnerhalbder
Herdezu85Prozentdurch
Aufnahme erregerhaltiger
Muttermilchverbreitet.
InfizierteTierezeigenlangekeineAnzeichenderKrankheit.
MeiststeckensichJungtiereimerstenLebensmonatan.Die
ErkrankungbrichtjedocherstbeiüberzweijährigenTieren
aus.
Dasbedeutet:BevordieSymptomeauftreten,könnendie
Tiere unbemerkt viele weitere Herdenmitglieder anstecken.
Deshalbistessoschwierig,dieKrankheitdauerhaftzube-
kämpfen.
Kälber und Lämmer im ersten Lebensjahr sind besonders
anfällig. Wenn Sie Ihre Jungtiere konsequent vor Anste-
ckung schützen, haben Sie den ersten Schritt zum lang-
fristigen Erfolg getan.
DieParatuberkuloselässtsichdauerhaftbekämpfen,wenn
SiealseinzelnerLandwirtundmöglichstalleBetriebebun-
desweit aktiv werden mit:
• besonderenHygiene-Maßnahmen
• engmaschigerKontrolledesBestands
Wissenschaft, Landesbehörden und das Bundesministerium
fürErnährungundLandwirtschafthabenhierzuLeitlinien
entwickelt.DiewichtigstenMaßnahmenunddieeinzelnen
SchrittebiszumBetriebsstatus„unverdächtig“stellenwir
IhnenaufdenfolgendenSeitenvor.
• Unheilbar.
• Verläuftimmertödlich.
• Betrifftmindestens10bis
15ProzentderMilchvieh-
herden in Deutschland.
• VerursachtimBetrieb
erheblichefinanzielle
Verluste.
• EineBeteiligungdes
ErregersanMorbusCrohn,
einer Darmerkrankung
desMenschen,wird
diskutiert.
Das besondere Problem.
»Der Aufwand ist gering …
Vorreiter im Paratuberkulose-Management:
Christian Schröfele, 46, Landwirt aus Birkland
(Kreis Weilheim-Schongau).ChristianSchröfelezüchtetFleckviehundhältrund30Milchkühe.
Seit2007nimmteramParatuberkulose-Managementteil.MitErfolg.
InzwischenhatseinBetriebdenhöchstenStatusIV(vgl.Seite10)erreicht:
Er gilt als Paratuberkulose-unverdächtig.
Herr Schröfele, das Paratu-
berkulose-Management
bedeutet einige Umstellun-
gen für einen Betrieb.
Warum haben Sie sich dafür
entschieden?
Ichhabe2007denBetrieb
von meinen Eltern übernom-
men und bin noch im selben
JahrinsProgrammeingestie-
gen. Paratuberkulose führt
zuschwerenEinbußen.Ich
wollte einen Beitrag leisten,
aucheinVorbildsein.Wir
besprechenalleAngelegen-
heiten gemeinsam am
Familientisch.Dasswiram
Programm teilnehmen, war
für uns alle klar.
Worauf müssen Sie achten?
Das Wichtigste sind die
Hygiene und die Trennung
vonKälbernundälteren
Tieren. Nur so kann man eine
AnsteckungüberdenKot
erkrankter Tiere vermeiden.
Wirseparierennichtnurdie
Kälber,sondernhaltendie
Arbeitsabläufe getrennt –
auchpersonell.Meine
Lebensgefährtin und ich
melkendieKühe;meine
Mutterkümmertsichumdie
Kälber.BeimMelkenverwen-
den wir Einmal-Handschuhe.
Händewaschen vor und
nach jedem Stallbesuch ist
selbstverständlich.Im
Hauptberufarbeiteichbeim
Milchprüfring,ichkomme
jeden Tag viel herum und
da ist konsequente Hygiene
selbstverständlich. Auch
bevor ich in meinen eigenen
Stall gehe, wechsele ich die
Kleidung.
Wie wird der Status Ihrer
Herde geprüft?
Der Tiergesundheitsdienst
untersuchteinmalproJahr
dasBlutder30ältestenTiere.
NachrundzweiWochen
liegt das Ergebnis vor. Bei
Tieren mit fraglichem
Ergebniswirdzusätzlicheine
Kotprobeuntersucht.Istdie
Blutuntersuchung bei allen
Tierennegativ,wirdderKot
ausgewählter Tiere getestet.
Dasdauertziemlichlange.Bei
unserer ersten Untersuchung
warenzweiMilchkühe
verdächtig. Wir haben sie
vorsichtshalber sofort aus der
Herde entfernt. Seitdem sind
alle Ergebnisse negativ.
Bedeutet das Paratuberkulo-
se-Management für Sie mehr
Arbeit?
Der Aufwand ist eher
gering. Wir sind ein Hochleis-
tungsbetrieb, um die Tiere
und die Hygiene haben wir
uns schon immer intensiv
gekümmert. Auch die
Dokumentation ist kein
Problem.Ichtragenurvor
der Untersuchung den
NamenderKüheundihr
Alter in eine Liste ein.
… und er lohnt sich.«
Was wünschen Sie sich für
das Paratuberkulose-Ma-
nagement?
Zum einen, dass es für den
Landwirtbezahlbarbleibt.
WirzahlenfürunsereHerde
rund100EuroproJahr,das
istinOrdnung.Undzum
anderen, dass noch mehr
über das Thema informiert
wird.DieplanmäßigeVor-
beugungistmeineVersiche-
rung für eine gesunde und
leistungsfähige Herde.
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Sicheristsicher:MaßnahmeninderMilchkuhhaltung.
Wie können Sie der Übertragung von Paratuberkulose
vorbeugen? Hier finden Sie eine Übersicht und erste
Beispiele.IndividuelleBeratungbietetderTGDBayerne.V.
WeitereInfoquellenfindenSieaufSeite11.
Allgemein.
1. RäUMLICHE TREnnUng:
• vonJungtieren(jüngerals1Jahr)undälterenTieren;Bildungvon
GruppengleichaltrigerTiere(nachAufzuchtalter/-phase)
• vonSaugkälbernundallenanderenTieren
• vonRindernundSchafen/Ziegen
• vonFütterungsbereichenundBesuchergängen
2. FUTTERMITTEL:
• FuttervorrätevorVerschmutzungdurchHaustiere,Vögeloder
Wildschützen.
• NurSilagevomeigenenHofoderauseinemBetriebmitdemselben
Statusverfüttern(vgl.Seite10).
3. HygIEnE IM ARBEITSALLTAg:
• AmEin-undAusgangsbereichzueinzelnenGruppen
Umkleide-/Waschmöglichkeitenschaffen.
• ZwischenBetreuungundFütterungderverschiedenenTiergruppen
unbedingtStiefelundKleiderwechselnundHändewaschen.
• TierärzteundandereBetriebsfremdemüssenhofeigeneKleidungtragen.
4. BESTAnd BEoBACHTEn:
• HaltenDurchfällebeiTierenlängerals5Tagean,rufenSiedenTierarzt.
5. MASSnAHMEn doKUMEnTIEREn:
• v.a.dieGruppenzugehörigkeit
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• NachdemBeweidendurchdürfenKälber
dieWeidenichtnutzen.
• GülleoderMistausBeständenmitunbekanntemStatusdarfnichtauf
FlächenfürdieFuttergewinnungausgebrachtwerden.
• AbkalbeboxenvomübrigenBestandtrennen;möglichst
mitSichtkontaktzurHerde.NichtfürQuarantäne,
KälberoderJungviehzwischennutzen.
• Mutterkuhwaschenundingereinigte,desinfizierte
Abkalbeboxeinstellen.
• NeugeboreneKälbersofortvonderMuttertrennen
undeinzelnaufstallen.
• MöglichstauseigenerNachzucht.
• ZukaufnurausBetriebenmitbekanntemParatuberkulose-Status(vgl.Seite10).
EntscheidendistimmerderStatusderHerdeunddeszugekauftenTiers.Ermuss
gleichhochoderhöherseinalsderIhresBetriebs.
• Transport:JungtiereuntereinemJahrgetrenntinfrischgereinigtenFahrzeugen
undBoxentransportieren.KontaktmitTierenvonunbekanntemStatusvermeiden.
• AlleTiereimBestandmüssenregelmäßigklinischbeobachtetwerden.
• BeiallenDurchfällen,dielängeralsfünfTageandauern,denTierarztrufen.
VorallembeiTierenab18MonatenUntersuchungaufParatuberkulose-Erreger.
• WirdderParatuberkulose-Erregernachgewiesen,solltedasTiersofortvonderHerde
getrennt werden. Nicht tragende Tiere werden geschlachtet, tragende Tiere müssen einem
speziellenHygienemanagementbeiderKalbungunterzogenwerden.
• NachkommenpositivgetesteterTieremüssenklinischaufmerksambeobachtetwerden.
• NursaubereTränkebecken,Trögeusw.verwenden.
• GepoolteÜberschussmilchnurvonnegativgetesteten
Kühenvertränkenodermindestenspasteurisieren.
BesserMilchaustauscherverwenden.
• MutterkuhhaltunginfestenGruppen,möglichst
ohne Wechsel.
• KälbersolltenimmernurdasKolostrum(Erstmilch)der
eigenenMuttererhalten.DasKolostrummusssauberund
hygienischeinwandfreigewonnenwerden.BeiNutzung
einerKolostrumbankdarfnurgetestetesKolostrumvon
Kühenverwendetwerden,dieseitmindestenszweiJahren
überwacht wurden.
Abkalben. Remontierung(ErgänzungdesBestands).
KlinischeMaßnahmen.
WaszeigendieaktuellenTestverfahren?
Aufzucht.
Weide, Wiese und Acker.
?
nicht aussagekräftig
Das Tier muss sofort geschlachtet werden.
Der Bestand ist Paratuberkulose- unverdächtig, wenn ermindestens5Jahrelangserolo-gisch und klinisch oder bakteriologisch untersucht worden ist(undweiter untersuchtwird).
einzelnes Tier gesamter Bestand
Antikörper-
nachweis
Erreger-
nachweis
Antikörper-
nachweis
Erreger-
nachweis
Ergebnis
positiv
mussfallbezogen
beurteilt werden
Ergebnis
negativ
?
? ?
Wanderschafe
Rinder/Kühe (über18Monate)
2 Jahre
1 Jahr
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InvierStufenzumStatus„unverdächtig“.
Hier finden Sie weitereInfos.
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• Verordnung über meldepflichtige
Tierkrankheiten vom 11. Februar 2011
(BgBl. IS. 3517)
www1.bgbl.de
• Leitlinien für den Umgang mit der
Paratuberkulose in Wiederkäuer-
beständen (Paratuberkuloseleitlinien)
Bundesanzeigervom10.02.2005,
S.2165
www.tgd-bayern.de
• Ratgeber Paratuberkulose(PDF)
Checkliste Paratuberkulose(PDF)
Bundesministerium für Ernährung
und Landwirtschaft
www.bmel.de(imSuchfenster
„RatgeberParatuberkulose“eingeben)
JenachStandIhrerMaßnahmenwirdfürIhrenBetriebeinStatusdefiniert:
STATUS IBasis-Maßnahmen
STATUS IIFortgeschrittene
Überwachung
STATUS IIIBekämpfung
und Sanierung
STATUS IVParatuberkulose-
unverdächtig
• SieführendauerhaftdieempfohlenenHygiene-Maßnahmen
durch(vgl.Seite6bis9).
• DerTGDBayerne.V.überprüftIhrenBetriebregelmäßig.
• SiekaufennurTiere von Betrieben mit bekannt unverdächtigem
Herdenstatuszu.
Wie STATUS I.Zusätzlich:
• 1 x jährlich werden alle Tiere ab 2 Jahren serologisch untersucht
(alternativ:validePCR).
Wie STATUS II.Zusätzlich:
• Alleserologisch positiven Tiere, deren nachkommen und
Vorfahren werden 3 x im Abstand von 6 Monaten untersucht
(Kot:bakteriologischodervalidePCR).nachkommen unter
2 Jahrenwerdenabgesondertundab2Jahrenuntersucht.
• Allebakteriell positiven Tiere(auchdieinvaliderPCR
positivgetesteten)sindsofortzuschlachten.
• Siekaufen nur TiereausBetriebenmit(mindestens)
Status IIIzu.1
IhrBestandgiltalsunverdächtig,wenn:
• ermindestens 5 Jahre lang mit negativem Ergebnis untersucht
wurde(serologischbzw.bakteriologischsowieklinisch).
• SiedieseTests regelmäßig weiter durchführen lassen.
• Sienur Tiere aus Betrieben mit Status IVzukaufen.1
1Das betroffene Tier muss in die Untersuchungen eingeschlossen sein. DerStatusmussvoneineranerkanntenStelle(z.B.demTGDBayerne.V.)bestätigtsein.
• Paratuberkulose beim Rind – Morbus
Crohn beim Menschen: ein ursächlicher
Zusammenhang? (PDF)
BayerischesLandesamtfürGesundheit
und Lebensmittelsicherheit
www.lgl.bayern.de(imSuchfenster
„Paratuberkulose“eingeben)
• nationales Referenzlabor für
Paratuberkulose
Friedrich-Loeffler-Institut,Bundesfor-
schungsinstitut für Tiergesundheit
(InfozuForschungsberichten,
Methodenusw.)
www.fli.bund.de(imSuchfenster
„Paratuberkulose“eingeben)
EinegemeinsamePublikationvon:VerbandderBayerischenPrivatenMilch-
wirtschafte.V.,TiergesundheitsdienstBayerne.V.,MilchprüfringBayerne.V.
Herausgeber:
VerbandderBayerischenPrivatenMilchwirtschafte.V.
Kaiser-Ludwig-Platz2
80336München
Telefon:+4989530750-50
Telefax:+4989530750-55
E-Mail:[email protected]
Internet:www.vbpm.de
VertretungsberechtigteGeschäftsführerin:SusanneNüssel
Registergericht:AmtsgerichtMünchen
Registernummer:VR4256
Steuer-Nr.143/236/80559
FürdenInhaltVerantwortliche:
SusanneNüssel(Anschriftsieheoben)
Bildnachweis:
fotolia.de,shutterstock.com,MPRBayerne.V.
EinherzlichesDankeschöndenHerrenDr.ChristianBaumgartner,
MPRBayerne.V.,Prof.Dr.Dr.ErwinMärtlbauer,Ludwig-Maximilians-
UniversitätMünchen–LehrstuhlfürHygieneundTechnologiederMilch
undDr.AndreasRandt,TGDBayerne.V.,fürdiefachlicheUnterstützung.
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