agrarforschungschweiz heft 7+8, juli 2013
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AgrArforschung schweiz
J u l i – A u g u s t 2 0 1 3 | H e f t 7 – 8
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Pflanzenbau Backqualität von Roggen in der Schweiz Seite 316
Pflanzenbau Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten Seite 324
Kurzbericht Serie ProfiCrops: Der HOLL-Raps in der Schweiz Seite 344
ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW;
Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
315 Editorial
Pflanzenbau
316 Backqualität von Roggen in der Schweiz Cécile Brabant et al.
Pflanzenbau
324 Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten Daniel Suter, Hansueli Hirschi, Rainer Frick und
Philippe Aebi
Pflanzenbau
330 Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz
Alice Baux
Nutztiere
338 Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen
Ueli Wyss und Yves Arrigo
Kurzbericht – Serie ProfiCrops
344 Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion
Alice Baux, Paul Sergy und Didier Pellet
Kurzbericht
348 Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch-qualität verschiedener Masthybridlinien
Cédric Hoffmann, Anton Grub, Danielle Albiker
und Ruedi Zweifel
Kurzbericht
352 Masthybridlinien: Benutzung des Aussen-klimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder
Cédric Hoffmann, Anton Grub, Danielle Albiker
und Ruedi Zweifel
Kurzbericht
356 Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme
Antonia Maria Müller, Floris Heim und
Christian Folberth
359 Porträt
360 Aktuell
363 Veranstaltungen
InhaltJuli – August 2013 | Heft 7 – 8
Die Roggenproduktion in der Schweiz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Forschende von Agroscope untersuchen die Mahl- und Backqualität von Roggen-sorten, damit besser auf die Anforderungen der Verwen-der von Roggen eingegangen werden kann. (Foto: Carole Parodi, ACW)
Editorial
315Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 315, 2013
Agroscope-Forschungsprogramme: Lehren aus ProfiCrops
Liebe Leserin, lieber Leser
Das Abenteuer der ersten Generation von Agroscope-Forschungsprogram-
men neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit, die Hauptresultate herauszuarbei-
ten und aus dieser Erfahrung Lehren zu ziehen. Bereits jetzt können aus dem
Programm ProfiCrops einige erste Haupterkenntnisse abgeleitet werden:
•• Die Haupthypothesen von ProfiCrops sind weiterhin aktuell und relevant:
Der Pflanzenbau muss seine Effizienz weiter verbessern, innovativ und
wertvermehrend sein, das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumen-
ten in heimische Produkte stärken und Rahmenbedingungen schaffen, die
seine Konkurrenzfähigkeit stärken. Diese vier Stossrichtungen haben es
erlaubt, die Forschung unter einem neuen Blickwinkel anzugehen und die
Prüfung neuartiger Lösungsansätze zu fördern.
•• Eine unabdingbare Voraussetzung zur Entwicklung von Lösungen für die
komplexe Thematik ist ein inter- und transdisziplinärer Forschungsansatz.
Das erfordert gemeinsame Ziele und Visionen aller Beteiligten und Zeit,
etwas Geduld, Offenheit und Flexibilität sowie Ressourcen. Je mehr und je
unterschiedlichere Disziplinen beteiligt sind, desto präziser müssen die
Konzepte definiert und die Grenzen des bearbeiteten Systems festgelegt
werden. Wenn beispielsweise von Innovation die Rede ist: wer genau soll
innovativ sein? Und ist ein Produzent, der in einem Gewächshaus auf
einem Dach in der Stadt Salat anbaut, ein landwirtschaftlicher Produzent?
Für die einen ja, für andere: je nach dem oder eher nicht!
•• ProfiCrops hat durch seine interdisziplinäre Dimension zu neuen und
nützlichen Kontakten und Partnerschaften innerhalb von Agroscope
beigetragen, die im Rahmen des üblichen Arbeitsprogrammes nicht
entstanden wären.
•• Die Suche nach Lösungen ist ein starker Motivator von Forschenden. Ihr
Budget an Zeit und Kompetenzen kann aber nicht überstrapaziert werden,
vor allem wenn neue Partnerschaften und interdisziplinäre Zusammenar-
beit parallel zur Erbringung bisheriger Leistungen aufzubauen sind.
•• Für die Mehrheit der Nutzniesser von Forschungsresultaten ist es von
geringer Bedeutung, ob diese Resultate das Ergebnis eines Projektes oder
eines Forschungsprogramms sind. Die Kommunikation des erhofften
Mehrwertes von Programmen muss dieser Erkenntnis Rechnung tragen. Es
sind die Nutzniesser und Forschenden, welche den erschaffenen Mehrwert
erst mittel- bis langfristig wahrnehmen.
Die Lehren aus ProfiCrops haben auch zum Überdenken und zur Erarbeitung
der nächsten Generation von Forschungsprogrammen von Agroscope bei-
getragen. Synthesearbeiten mit Lösungsvorschlägen zur Erhaltung der Kon-
kurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus in der Schweiz sind im Gange, und einige
davon werden in einer Artikelserie in dieser Zeitschrift veröffentlicht werden.
Ein Synthesebericht, der für 2014 vorgesehen ist, wird diese Beiträge ergän-
zen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!
Anna Crole-Rees, Leiterin des Forschungsprogramms ProfiCrops
Lukas Bertschinger, Verantwortlicher des Programms ProfiCrops; Vizedirek-tor, Chef des Departements Forschung & Entwicklung, Agroscope Changins-Wädenswil ACW
316 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
E i n l e i t u n g
Der Roggen (Secale cereale L.) ist eine sehr genügsame
Getreideart, die an extreme klimatische und geogra-
phische Bedingungen angepasst ist. Roggen ist wider-
standsfähig gegen Kälte und Trockenheit und er erträgt
magere Böden (Abb. 1). Weltweit wird Roggen vorwie-
gend als Futtergetreide gebraucht. In Österreich, der
Tschechischen Republik, Deutschland, Polen, Schweden,
Russland und in der Europäischen Union wird Roggen
auch zur Brotherstellung verwendet. Roggen ist in Zen-
tralasien im Neolithikum erstmals angebaut worden
und hat sich anschliessend im Bronzezeitalter nach
Nordeuropa insbesondere nach Skandinavien und
Deutschland ausgebreitet. Mit der starken demogra-
phischen Entwicklung im Mittelalter ist diese Getreide-
kultur in Grenzgebiete vorgestossen, wie sie die Berg-
gebiete der Alpen (bis auf eine Höhe von 2000 Meter
über Meer) darstellen. In der Schweiz ist die Bedeutung
von Roggen für die Ernährung durch schriftliche
Berichte von 1209 belegt. Dieses Getreide wird zu nahr-
haftem Schwarzbrot verarbeitet, welches mehrere
Wochen haltbar ist. Mit der Entwicklung anderer
Getreidearten nach dem zweiten Weltkrieg ist Roggen-
brot jedoch zum Symbol des Arme-Leute-Brotes gewor-
den und der Konsum hat weltweit stark abgenommen.
In den letzten Jahren ist aber ein Wiedererwachen des
Interesses an lokalen und traditionellen Produkten
zu beobachten, was dem Roggen zu grösserem Anse-
hen verholfen hat. In Deutschland ist «Pumpernickel»
ein schwarzes traditionelles Vollkorn-Roggenbrot. In
Schweden ist «Knäckebröd» ein knuspriges Brot auf der
Basis von geschrotetem Roggenkorn. In der Schweiz
beläuft sich der Verzehr von Roggenbrot auf etwa
1,2 % des gesamten Brotkonsums. Im Wallis liegt dieser
Wert jedoch bei 11 % (Moulin du Rhône 2013). Im Jahr
2004 erhielt das Walliser Roggenbrot die kontrollierte
Herkunftsbezeichnung AOC (= Appellation d'Origine
Controlée), was der Roggenproduktion im Wallis neuen
Auftrieb verliehen hat. Vor der Einführung der Her-
kunftsbezeichnung AOC nahmen die Anbauflächen
innert fünf Jahren um über 60 % ab, nämlich von
321 Hektaren im Jahr 1994 auf 125 Hektaren im Jahr
2000. Hauptgründe für diese Abnahme waren ein tiefer
Preis und eine schwache Nachfrage. Nach 2004 hat sich
die Roggenproduktion im Wallis verdreifacht und 2012
wurde, gemäss der Vereinigung des Walliser Roggen-
brotes AOC (2013), 670 Tonnen geerntet (Vereinigung
des Walliser Roggenbrotes AOC, 2013).. Die Registrie-
rung des Walliser Roggens mit der Herkunftsbezeich-
Cécile Brabant1, Ruedi Schwaerzel1, Bernhard Augsburger2, Hubert, Jaquet3, Jean-Jacques Bitz4, Nelly Claeyman5
und Andreas Dossenbach6
1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, 1260 Nyon, Schweiz2Moulin du Rhône, 3904 Naters, Schweiz3Moulin de Sion SA, 1951 Sion, Schweiz4Association valaisanne des artisans boulangers-pâtissiers-confiseurs5Association du pain de seigle valaisan AOC, 1964 Conthey, Schweiz6Fachschule Richemont, 6006 Luzern, Schweiz
Auskünfte: Cécile Brabant, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 27
Backqualität von Roggen in der Schweiz
P f l a n z e n b a u
Abb. 1 | Roggen ist ein widerstandsfähiges Getreide und passt sich gut an die Höhenlage an. Er weist zudem eine gute Kälte- und Trockenheitsresistenz und Genügsamkeit in mageren Lagen auf.
Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau
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Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
Dieser Artikel setzt sich zum Ziel, eine
Möglichkeit zur klareren Charakterisierung
der Mahl- und Backqualität von Roggensor-
ten in der Schweiz aufzuzeigen, damit besser
auf die Bedürfnisse der Verwender von
Roggen eingegangen werden kann. Es wird
ein Bewertungsschema vorgeschlagen, um
die Qualität des in der Schweiz angebauten
Roggens zu bestimmen. Dieses Schema
berücksichtigt sowohl den Mehlertrag
(Schüttgewicht, Aschegehalt) als auch die
Stärkequalität (Fallzahl, Viskosität mit Hilfe
des Amylogrammes). Es können maximal 40
Punkte erzielt werden. In den Jahren 2007
und 2008 haben die Sorten VISELLO und
GISETTO die höchsten Punktzahlen erreicht,
nämlich beide 27 Punkte im 2007 und 34
Punkte im 2008. Die geringste Punktezahl hat
die Sorte CADI erzielt.
nung AOC garantiert, dass Anbau, Ernte, Lagerung und
Verarbeitung in den Mühlen zu Mehl (Mühle von Sitten
und Mühle der Rhône 2013) ebenso wie die Herstellung
des Brotes nur im Wallis stattfinden. Alle Arbeits abläufe
sind in einem detaillierten Pflichtenheft festgehalten
(Bundesamt für Landwirtschaft 2002). Das Walliser Rog-
genbrot mit der Herkunftsbezeichnung AOC besteht zu
mindestens 90 % aus vollwertigem Roggenmehl und
aus maximal 10 % Weizenmehl sowie Sauerteig oder
Hefe, Salz und Wasser. Die Mischung dieser Komponen-
ten ergibt ein rundes, vollwertiges, graubraunes Brot
mit feinen Rissen und einem typischen, leicht säuerli-
chen Aroma. Das Gewicht dieser Brote beträgt 250 g,
500 g oder 1 kg. Trotz des Pflichtenheftes unterschei-
den sich die Walliser Roggenbrote, da jeder Bäcker die
Möglichkeit hat, seinen Erfahrungsschatz einzubringen.
Die Brotherstellung findet im Wallis in etwa sechzig
Bäckereien in Handarbeit statt, wobei ein traditionelles
Rezept Anwendung findet, das eine lange Fermenta-
tion von mindestens zwölf Stunden umfasst.
Roggen weist einen hohen Nährwert und einen
beträchtlichen Mineralstoffgehalt auf, der vorwiegend
auf Mangan, Selen, Magnesium, Phosphor, Eisen und
Kupfer basiert. Er enthält auch wertvolle Vitamine der
Gruppe B, sowie Vitamin E und Folsäure. Überdies
macht ihn der hohe Fasergehalt zu einem interessanten
Lebensmittel zur Senkung des Cholesterinspiegels. und
er hilft, Verstopfung zu vermeiden, womit er auch vor-
beugend gegen Darmkrebs wirkt (Gråsten et al. 2000).
Dieser Artikel möchte die Mahl- und Backqualität
von Roggensorten eingehender darstellen, um besser
auf die Bedürfnisse der Verwender von Roggen einzu-
gehen. Ein Schema mit Qualitätskriterien wird vorge-
schlagen, um die Qualität des Roggens in der Schweiz
zu bestimmen. Dieses Schema ist teilweise analog zu
jenem für Weizen aufgebaut, welches seit zwanzig Jah-
ren im Gebrauch ist (Saurer et al. 1991).
Erwünschte Backqualität in Europa und in der Schweiz
Backqualität und Teigverformungseigenschaften
Die Kriterien für die Backqualität von Roggen sind nicht
mit jenen für Weizen vergleichbar. Der Backwert von
Roggen basiert auf der Qualität der Wasserretention
und der Gelierung der Stärke.
Die Analyse der Amylaseaktivität ist weit wichtiger
als der Eiweissgehalt, welcher für Roggenbrot ein Krite-
rium von geringer Bedeutung zu sein scheint.
In Deutschland, wo 40 – 50 % des Roggens für die Brot-
herstellung dienen, wurden die ersten Studien über Back-
qualität von Roggen durchgeführt. Ab 1973 wurden Quali-
tätskriterien aufgestellt, um die Backfähigkeit des Roggens
auf der Basis von geschroteten Körnern zu beschreiben
(Seibel und Steller 1988). Ausgehend von diesen Studien
wurden europäische Normen aufgestellt (Nouat 1984):
– Wassergehalt: max. 15,5 %
– Schüttdichte (PSch): min. 68 kg
– Gebrochene Körner (beschädigt): max. 5 %
– Verunreinigungen: max. 3 %
– Gekeimte Körner: max. 2,5 %
– Gebrühte oder erhitzte Körner: max. 0,05 %
– Amylogramm der geschroteten Körner:
•• Temperatur der Gelierung: min. 63 °C, ein nachweis-
lich wichtiger Faktor, der gut korreliert mit der
Elastizität des weichen Inneren des Brotes (Krume).
•• Max. Viskosität: min. 200 BE (Brabander Einheiten)
In Frankreich muss das Mehl für die Herstellung von Rog-
genbrot eine gute Wasserabsorption und eine gute
maschinelle Verarbeitung (wenig klebender Teig) auf-
weisen. Das Mehl darf nicht zu fettig sein, es muss also
einen geringen Gehalt beschädigter Stärke aufweisen.
Um diesen Qualitätsansprüchen zu genügen und ein
leichteres Brot zu erhalten, kann Roggen nicht allein
sondern nur in Mischung mit Weizen, der mehr Gluten
enthält, verwendet werden. In Frankreich darf Roggen-
brot gemäss Reglement nur als solches verkauft werden,
wenn es mindestens 65 % Roggen enthält (Calvel 1997).
Das Hektolitergewicht (Schüttdichte PSch) ist ein weite-
res sehr wichtiges Qualitätsmerkmal. Eine Schüttdichte
von über 72 kg/hl ist sehr gut und erlaubt eine gute
Mehlausbeute. Eine gute Roggensorte erbringt einen
Mehlanteil von mindestens 40 bis 50%.
Pflanzenbau | Backqualität von Roggen in der Schweiz
318 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
Ein ebensowichtiger Faktor ist der Gehalt an Pentosanen,
der in Frankreich immer häufiger berücksichtigt wird.
Pentosane sind Polysaccharide und Bestandteil der
pflanzlichen Zellwände. Obwohl sie nur 2 bis 3 % des
Mehlgewichts ausmachen, spielen sie eine wichtige
Rolle für die Retention des Wassers und die Viskosität
des Teiges. Für eine gute Wasserabsorption, sollte das
Verhältnis Pentosan – Stärke bei 1/16 beziehungsweise
6,6 % liegen (Uzac, persönliche Mitteilung). Im Gegen-
satz zu anderen Ländern in Europa, gibt es zurzeit in der
Schweiz keine Normen für die Backqualität von Roggen.
Nur der Roggen für die Verarbeitung zu Walliser Rog-
genbrot mit dem Label AOC muss nach der Ernte fol-
gende Qualitätskriterien erfüllen:
– Fallzahl höher als 160 s
– Eine Schüttdichte von 69 kg/hl
– Schadkörner unter 5 %
– Feuchtigkeitsgehalt unter 15%
– Mutterkornanteil unter 0,05%
– Frei von feststellbaren unerwünschten Gerüchen
Nachfolgend schlagen wir ein gesamtschweizerisches
Bewertungsschema zur Einstufung der qualitativen
Eigenheiten von Roggen vor. Für die verschiedenen
Schweizer Akteure dieser Produktionskette sind Parame-
ter wie Schüttdichte, Aschegehalt, Fallzahl und Viskosi-
tät (gemäss Amylogramm) von vorrangiger Bedeutung,
um die Backqualität einer Roggensorte zu beurteilen.
Eine hohe Schüttdichte und somit ein geringer Aschege-
halt sind erwünscht, damit man mehr Mehl und weniger
Kleieanteil erhält. Damit wird der bestmögliche Mehler-
trag erreicht. Als erstes nach der Ernte wird die Fallzahl des Voll-
kornmehls bestimmt, um Auswuchs frühzeitig zu ent-
decken. Liegt die Fallzahl unter 160 s, liegt Auswuchs
vor und das Mehl kann nicht für die Brotherstellung
verwendet werden.
Die Viskosität des Teiges, gemessen mit dem Amylo-
gramm, ist ein wichtiges Kriterium für den Roggen, da
eine gute Stärkequalität die Wasserrückhaltefähigkeit
beeinflusst um somit einen Teig zu erhalten, der wenig
klebt und von geringer Viskosität ist. Die Temperatur der
Gelierung und der Eiweissgehalt scheinen dagegen für
das Roggenbrot keine entscheidenden Parameter zu
sein. Dennoch wurden diese beiden Parameter in unse-
ren Versuchen erfasst, um ihre geringe Bedeutung zu
bestätigen.
Qualität beim Brotbacken
Roggenbrot des Walliser Typs AOC muss eine runde und
unten flache Form haben. Die Kruste sollte dunkel, rissig
und mit Mehl bestreut sein (Abb. 2). Die Farbe der Krume
ist dunkelbraun mit Graunuancen. Die Textur der Krume
kann von kompakt bis luftig variieren. Üblicherweise ist
sie aber ziemlich dicht. Im Gegensatz zu Weizen ist das
Brotvolumen kein wichtiges Kriterium, um die Back-
qualität von Roggen zu beurteilen. Etwa 5 bis 10 % der
Bäcker im Wallis stellen Brot ausschliesslich aus Roggen
her. Die Walliser Roggenbrote AOC werden regelmässig
von der interkantonalen Zertifizierungsstelle kontrol-
liert. Diese neutrale und unabhängige Organisation
kontrolliert, ob die Brote gemäss den Auflagen des Wal-
liser AOC Labels hergestellt werden. Hierzu werden in
verschiedenen Bäckereien zufällige Stichproben genom-
men. Zehn Experten treffen sich und beurteilen zehn bis
zwanzig Brote pro Tag. Sechs Kriterien werden manuell
und von Auge beurteilt: die Form des Brotes, das äussere
Aussehen (Kruste), die Farbe und Textur der Krume, der
Geschmack und der Allgemeineindruck. Jedes dieser
sechs Kriterien erhält eine Note von 1 bis 5, was eine
maximale Punktzahl von 30 ergibt. Falls ein Brot eine
Punktzahl unter 18 erhält, wird es als nicht konform mit
den Vorgaben betrachtet.
Geruchs- und Geschmacksqualität
Der Geschmack der untersuchten Roggenbrote ist von
Land zu Land sehr unterschiedlich. Der französische
Bäcker möchte ein Brot erhalten, das krautartig schmeckt,
nicht sehr säuerlich ist und damit gut zu Austern passt.
Zudem darf es auf keinen Fall weder nach Weizenmehl
noch nach ländlichem Brot schmecken. Die Müller ver-
wenden daher keine Hybridroggen, da diese zu wenig
krautig schmecken, sondern benützen weiterhin nur
Populationssorten (Uzac, persönliche Miteilung).
Im Gegensatz dazu ziehen die Konsumenten in Deutsch-
land Roggenbrote mit deutlich säuerlichem Geschmack
vor. In der Schweiz ist der Geschmack des Roggenbrots je
Abb. 2 | Durch die Verleihung der Herkunftsbezeichnung AOC für Walliser Roggenbrot im Jahre 2004 erlebt die Walliser Roggen-produktion einen deutlichen Aufschwung.
Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau
319Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
Getreide geführt. Von 19 Sorten lagen bei elf Sorten die
Fallzahlen unter 160 Sekunden (Norm des Pflichtenhef-
tes AOC Wallis) und wären demnach für die Brotherstel-
lung nicht akzeptiert worden. Trotz dieser starken Kei-
mung im Jahr 2007 waren die Resultate in Bezug auf die
Viskosität und die Temperatur der Gelierung gemäss
Amylogramm gut und lagen über den europäischen Nor-
men (>200 UB respektive > 63 °C).Die Resultate der ein-
zelnen Sorten korrelieren zwischen den beiden Ver-
suchsjahren recht gut (R2>0,7). Nur beim Eiweissgehalt
ergab die Korrelationsrechnung ein R2 von 0,45 und
beim Aschegehalt ein R2 von 0,2. Diese weniger guten
Korrelationen können dadurch erklärt werden, dass die
Sorten sehr ähnliche Eiweiss- und Aschegehalte aufwei-
sen. Lediglich die alte Sorte CADI unterscheidet sich von
den anderen Sorten mit einem wesentlich höheren
Eiweiss- (12,4%) und Aschegehalt (1,76%). Ein zu hoher
Aschegehalt ergibt einen geringen Mehlertrag, was
unerwünscht ist. Diese Sorte weist die schlechtesten
Resultate für die anderen Qualitätskriterien auf und dies
trotz eines guten Eiweissgehaltes. Dies zeigt, dass der
Eiweissgehalt die Backqualität einer Roggensorte kaum
beeinflusst. 2007 betrug die Schüttdichte von CADI 68,8
kg/hl (weniger als 69 kg/hl) und wäre somit gemäss
Pflichtenheft AOC nicht akzeptiert worden. Zudem ist
diese Sorte sehr lageranfällig (Aberkennungsnote 4,1 in
2 Jahren). Die Lageranfälligkeit lässt sich durch das Aus-
wuchsverhalten und die schlechteste Fallzahl aller
geprüften Sorten erklären. Die Hybridsorten VISELLO,
GISETTO und PALAZZO ebenso wie die herkömmlichen
Sorten DANKOWSKIE DIAMENT und CAROTRUMPF haben
für alle gemessenen Qualitätsparameter sehr gute Werte
erzielt. Die Hybridsorten VISELLO (71,6 q/ha), GISETTO
(75,2 q/ha) und PALAZZO (75,9 q/ha) erreichen bessere
Erträge als die herkömmlichen Sorten DANKOWSKIE DIA-
MENT (59,9 q/ha) und CAROTRUMPF (58,6 q/ha). Auf
nach Gegend unterschiedlich. Im Oberwallis und in der
Deutschschweiz haben die Konsumenten gerne ein eher
säuerliches Brot wie in Deutschland, während im Unter-
wallis und in der Romandie Brote mit einem neutraleren
Geschmack bevorzugt werden.
Die Bäcker müssen mit der Dauer und der Tempera-
tur der Fermentation sowie mit der Menge und dem Typ
von Vorteig experimentieren, um gemäss den Kunden-
wünschen eine Vielzahl an Geschmacksrichtungen beim
Brot zu erreichen.
Qualitätsbeurteilung verschiedener Schweizer Sorten
Resultate der Versuche von Agroscope ACW
Im Hinblick auf die Aufnahme in die Liste der empfohle-
nen Sorten wurden 2007 und 2008 an acht Orten Sorten-
versuche angelegt (Abb.3). Pro Standort und Sorte wur-
den jeweils drei Parzellen (drei Wiederholungen) zu 7 m2
gesät. Ziel dieser Versuche ist es, die agronomischen und
qualitativen Eigenschaften von 19 backfähigen Roggen-
sorten in der ganzen Schweiz zu prüfen. Es wurden sie-
ben Hybride und zwölf herkömmliche Sorten im Hinblick
auf ihre Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten
geprüft. Das Qualitätslabor von Agroscope Changins-
Wädenswil ACW hat verschiedene Qualitätsparameter
(Kleijer 2002) gemessen: den Eiweissgehalt durch Spek-
tometrie im nahen Infrarotbereich (NIRS), den Aschege-
halt durch Verglühen des Mehls bei 600 °C (Referenzme-
thode AACC no 08 – 01.01), die Fallzahl, die Viskosität
und die maximale Temperatur des Amylogramms
(Abb. 4) sowie die Schüttdichte. Die Ergebnisse dieser
Analysen sind in der Tabelle 1 zusammengestellt.
Im Mittel lagen die Werte der Qualitätsmerkmale
2007 unter jenen von 2008. Im Jahr 2007 waren die
Fallzahlen der einzelnen Roggensorten mit 105 bis
212 Sekunden sehr tief. Regenfälle zum Zeitpunkt der
Ernte haben zu viel Auswuchs auf dem stehenden
Wegenstetten AG
Zürich ZH
Delley FR
Vollèges VS
Nyon VD
Conthey VS
Goumoëns VD
Hindelbank BE
Abb. 3 | Standorte der Roggenversuche von Agroscope ACW in der Schweiz.
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
1000 UB
min
T °C 50 60 70 80 90
Abb. 4 | Amylogramm der Sorte GISETTO (in blau), von guter Visko-sität (maximale Gelatierung: 851 UB, T°C der Gelatierung 81,8°C) und der Sorte CADI (in rot), von weniger guter Viskosität (Maximale Gelatierung: 314 UB, T°C der Gelatierung: 71,8°C).
Pflanzenbau | Backqualität von Roggen in der Schweiz
320 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
Grund dieser Resultate ist die Sorte PALAZZO mit dem
besten Ertrag aus zwei Jahren und einer sehr guten Back-
qualität seit 2009 in der Liste der empfohlenen Sorten für
die Schweiz eingetragen.
Resultate der Streifenversuche der Gesellschaft für Wal-
liser Roggenbrot AOC
Diese Streifenversuche wurden in den Jahren 2005 und
2006 an zwei Standorten in Vollèges und Susten im Wallis
durchgeführt. Vier herkömmliche Sorten wurden geprüft:
Die Sorten PICASSO (Hybrid) und MATADOR (Populati-
onsorte), beide sind in der schweizerischen Liste der
empfohlenen Sorten aufgeführt.
– Die Sorte RECRUT (Populationssorte) ist im Europäi-
schen Katalog aufgeführt.
– Die Sorte CADI ist eine alte Populationssorte aus den
50er Jahren.
Das Verhalten der Sorten im Müllereibetrieb wird durch
folgende Kriterien beurteilt:
Schüttdichte, Fallzahl, Viskosität des Amylogramms,
Eiweiss- und Aschegehalt (Referenzmethode AACC no
08 – 01.01). Die Analysen wurden durch das Labor der
Gruppe Minoteries SA in Granges-Marnand durchge-
führt. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Resultate
für die Jahre 2005 und 2006. Gemittelt über zwei Jahre
haben die Sorten RECRUT, PICASSO und MATADOR bes-
sere Schüttdichten, Aschegehalte und Fallzahlen als die
Sorte CADI. PICASSO hat im Vergleich zu den andern
Sorten eine überlegene Viskosität (904 UB über zwei
Jahre). CADI weist gegenüber den andern Sorten einen
höheren Eiweiss- (14,4% im Mittel der zwei Jahre) und
Aschegehalt (2,12% im Mittel der zwei Jahre) auf. Alle
diese Resultate bestätigen jene, die in den Versuchen
von Agroscope erzielt wurden.
Die Hybridsorte PICASSO (50 q/ha) ist die produk-
tivste Sorte, gefolgt von den herkömmlichen Sorten
MATADOR (46 q/ha) und RECRUT (43 q/ha). Die alte
Sorte CADI (32 q/ha) weist einen deutlich geringeren
Ertrag auf.
Schüttdichte (kg/hl)
Fallzahl (s)Eiweissgehalt
(%)
Viskosität des Amylogramms
(UB)
Maximale Temperatur (°C)
Aschegehalt (%)
2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007
TREVISO Hybrid 73,5 71,1 313 161 9,6 9,2 536 515 75,8 72,5 1,59 1,46
PICASSO Hybrid 73,8 70,4 334 188 9,2 9,8 739 584 78,4 74,5 1,58 1,48
VISELLO Hybrid 75,8 72,6 379 212 9,3 8,9 809 611 82,1 75,8 1,54 1,57
GISETTO Hybrid 75,4 72,9 354 192 9,5 8,9 851 605 81,8 74,8 1,57 1,54
PALAZZO Hybrid 75,7 72,7 327 167 9,4 8,6 723 485 78,5 74,8 1,61 1,58
FUGATO Hybrid 74,5 70,6 310 121 9,4 9,9 437 300 75,3 69,5 1,58 1,63
AGRONOM Hybrid 75 71,4 323 130 8,9 9,8 628 384 77,3 71,5 1,63 1,68
WALET Population 75,7 73,2 282 108 9,6 10,0 350 289 75,3 69,5 1,59 1,54
MATADOR Population 75,4 72,5 268 123 9,5 9,9 447 359 73,9 70,3 1,64 1,59
CHD 17 Population 73,7 71,4 287 115 9,9 9,6 351 283 74,8 69,8 1,64 1,59
DANKOWSKIE DIAMENT
Population 75,3 72,4 341 182 10,5 10,0 553 387 83,1 72,8 1,68 1,60
CONDUCT Population 75,7 73,1 295 132 10,2 9,3 442 362 74,8 69,5 1,61 1,55
CAROTOP Population 74,9 72,5 306 185 10,1 9,5 451 415 78,3 74,3 1,60 1,53
CAROASS Population 75,7 72,4 296 158 10,0 9,1 478 383 77,4 72,0 1,51 1,60
CAROTRUMPH Population 75,5 72,6 325 180 10,1 9,4 575 415 80,0 72,8 1,47 1,57
CAPITÄN Population 74,7 72 295 123 10,0 8,7 559 368 74,1 69,0 1,58 1,67
ROTARI Population 76,5 73,5 325 158 10,2 9,6 461 423 77,3 72,3 1,58 1,58
RECRUT Population 75,1 72,1 321 108 10,5 9,7 603 342 75,8 68,8 1,58 1,50
CADI Population 70,7 68,8 231 105 12,0 12,7 314 261 71,8 68,0 1,78 1,73
min 70,7 68,8 231 105 8,9 8,6 314 261 71,8 68 1,47 1,46
max 76,5 73,5 379 212 12 12,7 851 611 83,1 75,8 1,78 1,73
Mittel 74,9 72,1 309,2 148,2 10,0 9,7 536,7 397,1 77,2 71,5 1,6 1,6
Sorten in Fettdruck: Sorten auch in Streifenversuchen
Blaue Ziffern: gutes Resultat
Rote Ziffern: schlechtes Resultat
Tab. 1 | Resultate der Qualitätsanalysen der Ernten 2007 und 2008 aus Versuchen von Agroscope
Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau
321Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
Diese Sorte weist einen süsseren und weniger säuerli-
chen Geschmack auf als die andern Sorten. Die Sorte
RECRUT wird punkto Geruch und Geschmack von der
Jury als eher minderwertig eingestuft. Dies liegt viel-
leicht an einem dominanten Kleiegeruch und einem
bittereren, fruchtig-fermentierten Geschmack, obwohl
keine signifikanten Unterschiede vorhanden sind.
Erstellen eines Bewertungsschemas
Auf Grund der zweijährigen Versuchsresultate von Agro-
scope und der Diskussionen unter den Fachleuten der Rog-
genbranche wurden vier Hauptkriterien festgelegt: die
Schüttdichte, die Fallzahl, die Viskosität des Amylogramms
und der Aschegehalt. Für jeden dieser Parameter gibt es
maximal zehn Punkte (Tab. 3). Der Eiweissgehalt wird in
diesem Schema zur Qaulitätsbeurteilung nicht berücksich-
tigt, da er von einer Sorte zur andern wenig ändert und er
nicht gut mit den andern Kriterien korreliert (R2 liegt im
Bereich von 0,23 bis 0,35 je nach Kriterium). Die Temperatur
des Amylogramms spielt eine Rolle für die Elastizität der
Krume. Im Gegensatz zu andern europäischen Ländern. ist
dieses Kriterium für das Schweizer Roggenbrot nicht aus-
Eine Jury aus sechs Experten, ernannt durch das Labor
Emosens der Gruppe Minoteries SA, hat sensorische
Beurteilungen durchgeführt, um Unterschiede des
Geschmacks und der Aromen zwischen diesen vier Sor-
ten zu ermitteln. Die Beurteilung fand in Sensorikkabi-
nen unter Weisslicht statt. Zur Beschreibung der
Roggenbrote AOC wurden die von Emosens eingeführ-
ten Bewertungskriterien verwendet. Diese Degustatio-
nen dienten der Quantifizierung der verschiedenen
Geruchs- (sechs Kriterien) und Geschmacksmerkmale
(neun Kriterien). Die Brote dieser vier Sorten wurden in
drei verschiedenen Bäckereien hergestellt und in Gran-
ges-Marnand am Folgetag verkostet. Die Geruchs- und
Geschmacksprofile (Abb. 5 und 6) stellen die Mittelwerte
der Intensitätsnoten der drei Bäckereien dar und dies
gesondert für jedes Kriterium.
In Bezug auf den Geruch sind die Profile für alle
Sorten sehr ähnlich, der Kräutergeruch dominiert.
In Bezug auf den Geschmack gibt es grössere Unter-
schiede zwischen den Sorten. Bei der Sorte MATADOR
wurden signifikante Unterschiede für die Kriterien
süss/gezuckert, Erdnuss/Nuss und Säure gefunden.
Schüttdichte (kg/hl) Fallzahl (s)Viskosität des
Amylogramms (UB)Eiweissgehalt (%) Aschegehalt (%)
2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel 2005 2006 Mittel
Recrut 76 74,8 75,4 299 269 284 524 556 540 11,9 11 11,45 1,92 1,97 1,945
Matador 76,7 74,8 75,75 260 310 285 466 846 656 11,7 9,8 10,75 1,9 1,77 1,835
Picasso 75 74,5 74,75 298 294 296 910 898 904 10,8 9,7 10,25 1,97 1,88 1,925
Cadi 71 73,1 72,05 230 267 248,5 465 766 615,5 15,7 13,7 14,7 2,36 2,12 2,24
Tab. 2 | Resultate der Qualitätsanalysen der Ernten 2005 und 2006 sowie der Streifenversuche
Erdnuss/Nuss
Kleie
Säuerlich
Krautig
Fruchtig/Fermentiert
Honig
Picasso Recrut
Matador Cadi
Abb. 5 | Geruchsensorisches Profil.
Süss/Zuckrig
Sauer
Bitterkeit
Erdnuss/Nuss
Kleie Honig
Krautig
Fruchtig/Fermentiert
Kleie geröstet
Picasso Recrut
Matador Cadi
Abb. 6 | Geschmacksensorisches Profil.
322
Pflanzenbau | Backqualität von Roggen in der Schweiz
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
schlaggebend Daher wird dieser Parameter nicht berück-
sichtigt. Tabelle 4 zeigt die Punktebewertung der Analysen-
resultate von Agroscope. Für jede einzelne Sorte beträgt
der Maximalwert 40. In den Jahren 2007 und 2008 haben
die Sorten VISELLO und GISETTO mit je 27 Punkten im Jahr
2007 und 34 Punkten im 2008 die höchsten Punktzahlen
erreicht. Die Sorte CADI erhielt die geringste Punktezahl.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Das in diesem Artikel vorgeschlagene Bewertungs-
schema bezweckt, die qualitativen Eigenschaften des
Roggens herauszuschälen und zu gewichten, damit sie
in der Entwicklung von neuen Roggensorten besser
berücksichtigt werden können.
nicht berücksichtigt
Punkte SchüttdichteFallzahl
(Sekunden)
Viskosität des Amylogrammes
UB
Aschegehaltin %
Amyolgramm(Maximale
Temperatur °C)
EiweissGehaltin %
1 <69 <120 <150 >2,70 <62 <7,00
2 69,00-69,99 120-139 150-199 2,56-2,70 62,0-63,9 7,00-7,49
3 70,00-70,99 140-159 200-249 2,41-2,55 64,0-65,9 7,50-7,99
4 71,00-71,99 160-179 250-299 2,26-2,40 66,0-67,9 8,00-8,49
5 72,00-72,99 180-219 300-399 2,11-2,25 68,0-69,9 8,50-8,99
6 73,00-73,99 220-279 400-499 1,96-2,10 70,0-71,9 9,00-9,49
7 74,00-74,99 280-339 500-599 1,81-1,95 72,0-73,9 9,50-9,99
8 75,00-75,99 340-379 600-799 1,66-1,80 74,0-75,9 10,00-10,49
9 76,00-76,99 380-420 800-999 1,50-1,66 76,0-77,9 10,50-10,99
10 >77,00 >420 >1000 <1,50 ≥78 >11,00
Maximal 40 Punkte 10 10 10 10 10 10
Tab. 3 | Für das Schema zur Einschätzung der Qualität des Roggens wurden 4 Parameter berücksichtigt. Jeder Parameter kann maximal 10 Punkte erhalten.
Schüttdichte (kg/hl)
Fallzahl (s)Viskosität des
Amylogrammes (UB)
Aschegehalt (%)
Total Punkte
2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007
TREVISO Hybrid 6 4 7 4 7 7 9 10 29 25
PICASSO Hybrid 6 2 7 5 8 7 9 10 30 24
VISELLO Hybrid 8 5 8 5 9 8 9 9 34 27
GISETTO Hybrid 8 5 8 5 9 8 9 9 34 27
PALAZZO Hybrid 8 5 7 4 8 6 9 9 32 24
FUGATO Hybrid 7 3 7 2 6 5 9 9 29 19
AGRONOM Hybrid 8 4 7 2 8 5 9 8 32 19
WALET Population 8 6 7 1 5 4 9 9 29 20
MATADOR Population 8 5 6 2 6 5 9 9 29 21
CHD 17 Population 6 4 7 1 8 4 9 9 30 18
DANKOWSKIE DIAMENT Population 8 5 8 5 7 5 8 9 31 24
CONDUCT Population 8 6 7 2 6 5 9 9 30 22
CAROTOP Population 7 5 7 5 6 6 9 9 29 25
CAROASS Population 8 5 7 3 6 5 9 9 30 22
CAROTRUMPH Population 8 5 7 5 7 6 10 9 32 25
CAPITÄN Population 7 5 7 2 7 5 9 8 30 20
ROTARI Population 9 6 7 3 6 6 9 9 31 24
RECRUT Population 8 5 7 1 8 5 9 9 32 20
CADI Population 3 1 6 1 5 4 8 8 22 14
Tab. 4 | ACW Qualitätsresultate ausgedrückt in Punkten
323
Backqualität von Roggen in der Schweiz | Pflanzenbau
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 316–323, 2013
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Baking quality of rye in Switzerland
This paper aims to better understand
the milling and baking quality of rye
varieties in Switzerland, in order to
better meet the needs of users for rye.
A quality scheme is proposed to
determine the quality of rye grown in
Switzerland. The analyzes measuring
the flour yield (PHL, ash content) and
the starch quality (falling number,
Amylogram viscosity) are included in
this scheme and a total of 40 points can
be obtained. In 2007 and 2008, the
varieties GISETTO and VISELLO got
the highest points number with each
27 points in 2007 and 34 points in 2008.
In contrast, the variety CADI got the
lowest points number.
Key words: rye, varieties, baking quality.
Qualità panificabile della segale in
Svizzera
Questo articolo ha come scopo di meglio
comprendere la qualità di macinatura e
panificabile delle varietà di segale in
Svizzera, in modo da poter meglio
rispondere alle esigenze degli utilizza-
tori della segale. Per determinare la
qualità della segale coltivata in Svizzera
è proposto uno schema di qualità.
Questo schema considera la resa in
farina (PHL, tasso di ceneri) e la qualità
di amido (tempo di caduta, viscosità
dell’amilogramma) ed è possibile
ottenere un punteggio totale di 40
punti. Nel 2007 e 2008 sono le varietà
VISELLO e GISETTO ad aver ottenuto il
numero di punti più elevato, raggiun-
gendo ognuno 27 punti nel 2007 e 34
punti nel 2008, mentre la varietà CADI
raggiunge il numero di punti più basso.
Literatur ▪ Association du pain de seigle valaisan AOC, 2013. Zugang: http://www.paindeseiglevalaisan.ch.
▪ Calvel R., 1997. Le goût du pain. Jérôme Villette (éd.), 68–69. ▪ Gråsten S. M., Juntunen K. S., Poutanen K. S., Gylling H. K., Miettinen T. A. & Mykkänen H. M., 2000. Rye bread improves bowel function and decreases the concentrations of some compounds that are putative colon cancer risk markers in middle-aged women and men. Journal Nutrition 130 (9), 2215–2221.
▪ Kleijer G., 2002. Sélection des variétés de blé pour la qualité boulangère.Revue suisse Agric. 34 (6), 253–259.
▪ Moulin de Sion, 2013. Zugang: http://www.minofarine.ch/fr/societe/ moulin-de-sion.html.
▪ Moulin du Rhône, 2013. Zugang: http://www.rhonemuehle.ch/index.php?id=94&L=1.
▪ Mun-Yong K. & Freund F., 2007. Neue Methode zur Bestimmung der Was-seraufnahme von Roggenmehlen. Leibniz Universität Hannover, Tagung für Getreidechemie,1–60.
▪ Nouat E., 1984. Les enceintes de la normalisation des céréales en France, en Europe et au niveau mondial. Guide pratique des analyses dans les industries des céréales. Lavoisier (éd.). p. 9.
▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2002. Pflichtenheft für das Walliser Rog-genbrot. Eingetragen als geschützte Ursprungsbezeichnung (GUB).
▪ Saurer W., Achermann J., Tieche J-D., Rudin P. M. & Mandli K., 1991. Das Bewertungsschema ’90 für die Qualitätsbeurteilung von Weizenzüchtun-gen. Landwirtschaft Schweiz 4 (1–2), 55–57.
▪ Seibel W. & Steller W., 1988. Bedeutung als Kulturpflanze. In: Roggen: Anbau, Verarbeitung, Markt. Behr (éd.), 17–20.
Dank
Wir bedanken uns bei unseren Kollegen Jean-François Parisod, Philippe Esselborn und Carine Oberson für die Durchführung der Qualitätsanalysen. Ebenso danken wir Mario Del Rizzo, Martin Anders und dem Team von Delley Samen und Pflan-zen (DSP) für ihre technische Unterstützung bei den Versuchen von Agroscope ACW. Im Weiteren danken wir Emosens und dem Qualitätssicherungslabor der Gruppe Minoteries SA für die Durchführung der sensorischen Analysen und der Qualitätsanalysen der Streifenversuche.
Die Faktoren, welche den Mehlertrag (Schüttzahl, Asche-
gehalt) und die Stärkequalität (Fallzahl, Viskosität des
Amylogramms) beschreiben, werden in diesem Schema
besonders stark gewichtet. Roggen ist eiweissärmer als
Weizen und seine Stärkequalität spielt eine wichtige
Rolle beim Rückhaltevermögen von Wasser. Je mehr
Wasser eine Sorte absorbiert desto weniger klebrig ist
der Teig und desto länger haltbar ist das Brot.
Es wird zudem eine neue Analysenmethode entwi-
ckelt, um das Wasseraufnahmevermögen des Mehls zu
messen. Damit wird auch die Entwicklungszeit des Teiges
und dessen Konsistenz beim Kneten bewertet. Es handelt
sich um einen für Roggen spezifischen Farinographen.
Dieses Gerät berücksichtigt die geringe Viscoelastizität
des Roggenteiges und dessen reduzierte Toleranz gegen-
über der Knetintensität. Dieser neue Farinograph ist an
eine Knetmaschine P600 gekoppelt. Diese Methode
haben K. Mun-Yong. und F. Freund F. 2007 optimiert. In
Zukunft könnte sie die bisherigen Bewertungen ergän-
zen und zu einer genaueren Beurteilung der Qualität
neuer Roggensorten führen, welche sich in den Anbau-
versuchen für die Einschreibung in die schweizerische
Liste der empfohlenen Sorten befinden. n
324 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013
E i n l e i t u n g
Wichtiges Futtergras
Dank seiner Robustheit und seinem sicheren Ertrag
gehört das Knaulgras (Dactylis glomerata L.) zu unse-
ren wichtigsten Futtergräsern (Abb. 1). Es ergänzt die
raschwachsenden und ertragreichen Raigräser im Pflan-
zenbestand und gewährleistet auch dann noch einen
hohen Ertrag, wenn der Bestandesanteil der Raigräser
wegen ihrer beschränkten Lebensdauer bereits abnimmt
oder wenn wegen trockener Witterungsbedingungen
der Ertragszuwachs bei den anderen Gräsern stark ver-
mindert ist.
Deshalb verwundert es nicht, dass das Knaulgras in
Klee-Gras-Mischungen für unsere Kunstwiesen einen
wichtigen Mischungspartner darstellt.
Es lässt sich problemlos häufig nutzen und setzt die
Nährstoffe aus Boden und Dünger gut in Ertrag um. Das
Knaulgras entwickelt sich während seiner Jugendphase
allerdings nur zögerlich und bleibt dabei deutlich hinter
den Raigräsern zurück, welche in dieser Phase den gröss-
ten Teil des Ertrages bilden. Es wird jedoch mit zuneh-
mender Nutzungsdauer immer konkurrenzstärker und
somit dominanter im Pflanzenbestand und steht damit
rechtzeitig als Ersatz für die nicht sehr ausdauernden
Raigräser bereit. Dreijährige und längerdauernde Stan-
dardmischungen (SM) sind nach diesem sogenannten
«Ablöseprinzip» aufgebaut, nach welchem ausdauernde
Arten im Laufe der Nutzungsdauer kurzlebige Arten
ablösen. So wird das Knaulgras beispielsweise in SM 330
und SM 430 als «Ablöser» eingesetzt (Suter et al. 2012b).
Ertragreich und robust
In der Ertragsleistung steht das Knaulgras anderen Hoch-
ertragsgräsern wie dem Italienischen Raigras nicht nach.
Seine Erträge sind gleichmässig über das Jahr verteilt.
Neben dem Rohrschwingel gehört das Knaulgras zu den
trockenheitstolerantesten unserer Futtergräser. Die
höchsten Erträge liefert es aber unter frischen Bedin-
gungen. Die Sortenunterschiede in der Frühreife sind
beim Knaulgras beträchtlich und betragen gut und
gerne drei Wochen zwischen den frühesten und den spä-
testen Sorten (Abb. 2). Dies ermöglicht es, durch die Sor-
tenwahl den Einsatz des Knaulgrases besser auf die
anderen Arten einer Mischung abzustimmen. Allgemein
besitzt Knaulgras als Futter eher eine mittelmässige Ver-
daulichkeit (Schubiger et al. 2001), wobei grosse Sorten-
unterschiede zu beobachten sind.
Daniel Suter1, Hansueli Hirschi1, Rainer Frick2 und Philippe Aebi2
1Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz2Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1, Schweiz
Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: [email protected], Tel. +41 44 377 72 79
Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten
P f l a n z e n b a u
Abb. 1 | Knaulgras (Dactylis glomerata). Zeichnung aus dem Hand-buch «Wiesengräser» von Walter Dietl et al., Landw. Lehrmittel-zentrale, Zollikofen, 1998. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rechte vorbehalten. Copyright: AGFF, Zürich. Mit freundlicher Genehmigung der AGFF.)
Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten | Pflanzenbau
325
Zusa
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Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013
In den Jahren 2010 bis 2012 prüften die
Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-
Tänikon ART und Agroscope Changins-
Wädenswil ACW 31 Sorten von Knaulgras im
Feld an sieben Standorten auf ihre Anbaueig-
nung. Neben den 17 Neuzüchtungen wurden
dabei die bereits empfohlenen Sorten erneut
geprüft. Erfasst wurden dazu Ertrag, Güte
des Bestandes, Jugendentwicklung, Konkur-
renzkraft, Ausdauer, Toleranz gegenüber
Wintereinflüssen, Resistenz gegen Blatt-
krankheiten sowie Gehalt an verdaulicher
organischer Substanz. Von den frühreifen
Sorten kann Berta neu empfohlen werden.
Herausragendes Merkmal ist die sehr gute
Verdaulichkeit dieser Sorte. Die bis anhin
empfohlene Sorte Loke wird aufgrund der
Ergebnisse nach fast dreissig Jahren aus der
«Liste der empfohlenen Sorten von Futter-
pflanzen» gestrichen. Beim spätreifen
Sortiment wird Barlegro neu empfohlen.
Diese Neuzüchtung war die beste aller
geprüften spätreifen Sorten und glänzte vor
allem in der Verdaulichkeit, Jugendentwick-
lung, Bestandesgüte sowie Konkurrenzkraft.
Die Ergebnisse der bisher auf der Liste
geführten Sorten Accord und Foly genügen
den Anforderungen für eine Empfehlung
nicht mehr, womit diese Sorten aus der Liste
gestrichen werden müssen.
Das Knaulgras ist mässig anfällig für Krankheiten. Neben
verschiedenen Blattfleckenkrankheiten, die vom Früh-
jahr bis im Herbst auftreten können, sind es im Sommer
gelegentlich auch Rostpilze und bakterielle Welke
(Michel et al. 2000). Seine Robustheit, insbesondere die
Winterhärte, macht das Knaulgras auch zu einem Futter-
gras höherer Lagen. Ansaatwiesen mit Knaulgras lassen
sich mit umsichtiger Nutzung und Düngung auch in Dau-
erwiesen umwandeln. Denn trotz seiner Wuchsform als
Horst ist es ziemlich ausdauernd. Es sollte jedoch beach-
tet werden, dass bei intensiver Nutzung das Knaulgras
ohne gelegentliches Abblühen und Versamen nach eini-
gen Jahren wieder aus dem Bestand verschwinden wird.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Prüfung im Feld
Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Agroscope
Changins-Wädenswil ACW legten im Jahre 2010 an ins-
gesamt sieben Standorten vergleichende Sortenversu-
che mit 31 Sorten von Knaulgras an, die während dreier
Jahre beobachtet wurden. Sämtliche 14 bereits empfoh-
lenen Sorten wurden dabei erneut geprüft. Diese Sorten
definierten zugleich den Standard, mit welchem sich die
Neuzüchtungen messen mussten.
Da in der Schweiz Klee- und Gräserarten fast aus-
nahmslos in Mischungen verwendet werden, ist es wich-
tig, die Konkurrenzkraft der geprüften Sorten zu ken-
nen. Deshalb wurden zusätzlich an drei Standorten
Versuche mit Gemengen angelegt. Dabei wuchsen die
zu prüfenden Sorten mit Weissklee (Trifolium repens)
und Rotklee (Trifolium pratense). Alle übrigen Beobach-
tungen und Messungen erfolgten an Reinbeständen.
Die Parzellengrösse betrug sowohl in den Reinsaaten als
Abb. 2 | Sortenversuch mit Knaulgras im ersten Aufwuchs. Die Unterschiede in der Frühreife führen zu deutlich verschiedenen Bestandeshöhen zwischen den einzelnen Sorten. (Foto: ART)
auch in den Gemengen 6 × 1,5 m. Zu jedem Aufwuchs
erhielten die Reinsaaten 50 Kilogramm Reinstickstoff je
Hektare in der Form von Ammonsalpeter. In den Gemen-
gen reduzierte man die Grösse der Stickstoffgaben auf
die Hälfte. Weitere Angaben über Versuchsorte, Saat
und Anzahl Ertragserhebungen können Tabelle 1 ent-
nommen werden.
Sämtliche Bewertungen erfolgten nach einer neun-
stufigen Skala, wobei 1 die beste und 9 die schlechteste
Note darstellte. Die Noten für die Jugendentwicklung,
die Güte des Bestandes (allgemeiner Eindruck, Bestan-
desdichte, Nachwuchsvermögen), Toleranz gegenüber
Wintereinflüssen, die Krankheitsresistenz sowie die Aus-
dauer (Güte am Ende des letzten Versuchsjahres) wur-
den aufgrund von Bonituren an den Reinbeständen ver-
geben.
Pflanzenbau | Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten
326 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013
Um die Ertragsleistung in die Bewertung miteinbezie-
hen zu können, wurden die bei der Ernte gemessenen
und zu Jahreswerten zusammengefassten Trockensubs-
tanzerträge mit Hilfe statistischer Methoden in Noten
umgewandelt: Zwischen dem Jahresertrag der Sorte und
dem Mittelwert des Versuches wird die Differenz gebil-
det. Überschreitet diese Differenz 1/3 der kleinsten gesi-
cherten Differenz (KGD, 5-%-Signifikanzniveau), so wird
bei Mehrertrag der Sorte eine Note 4 vergeben, bei
einem geringeren Ertrag hingegen eine Note 6. Beträgt
die Abweichung 2/3 des KGD (5 %) so resultiert eine
Note 3 beziehungsweise 7. Für eine Abweichung mit
einem ganzen KGD (5 %) folgt die Note 2 respektive 8.
Eine Note 1 oder 9 ist dann erreicht, wenn eine Differenz
von mindestens einem KGD auf dem 1-%-Niveau besteht.
Auf diese Weise wurden auch die Messwerte der Ver-
daulichen Organischen Substanz in Noten umgerechnet.
Diese Messwerte waren mit der sogenannten Nahinfra-
rot-Reflexionsspektroskopie (Norris et al. 1976) ermittelt
und mit der Pansensaftmethode nach Tilley und Terry
(1963) validiert worden. Das Pflanzenmaterial dazu
stammte aus Stichproben, die am Standort Reckenholz
im ersten, zweiten und dritten Aufwuchs des zweiten
Versuchsjahres jeweils an drei Wiederholungen gezogen
worden waren.
Zur Abschätzung der Konkurrenzkraft diente der
prozentuale Anteil von Knaulgras am Gesamtertrag des
Gemenges mit dem man die Noten mit folgender Formel
berechnete:
Konkurrenzkraft = 9 – 0,08 × Ertragsanteil %.
Zur Einteilung der verschiedenen Sorten in die zwei
Frühreifegruppen nahm man am Standort Changins im
zweiten und dritten Versuchsjahr phänologische Beob-
achtungen vor.
Gesamtbeurteilung mittels Index
Die Gesamtbeurteilung einer Sorte ermöglichte ein aus
den Noten aller Merkmale gemittelter Indexwert. Die
Güte, die Ausdauer und die Verdauliche Organische Sub-
stanz (VOS) erhielten bei der Berechnung des Indexes
doppeltes Gewicht.
Damit eine Sorte neu in die «Liste der empfohlenen
Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2012a) aufge-
nommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittel-
wert der Indices der mitgeprüften, bisher empfohlenen
Sorten (Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte
unterschreiten (geringerer Wert = besser). Hingegen ver-
liert eine bis anhin empfohlene Sorte ihre Empfehlung
und wird aus der Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert
um mehr als 0,20 Punkte über demjenigen des Standards
zu liegen kommt (höherer Wert = schlechter). Ausser-
dem kann eine Sorte nicht empfohlen werden, wenn sie
in einem wichtigen Einzelmerkmal den Standard um
1,50 Punkte oder mehr überschreitet.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Berta punktet mit hoher Verdaulichkeit
Von den mit dem frühreifen Sortiment geprüften vier
Neuzüchtungen sticht die Sorte «Berta» mit ihrem sehr
hohen VOS-Gehalt (Note 1) heraus (Tab. 2). Zwar
erreichte «Berta» lediglich 90 % des Ertrages von «Reda»,
der ertragsstärksten Sorte des frühreifen Sortimentes,
was eine Ertragsnote von nur 5,7 eintrug, wegen der im
Mittel um 3 % besseren Verdaulichkeit als Reda (Daten
nicht gezeigt) erzielt diese Sorte aber ähnlich hohe Ener-
gieerträge bei einem anzunehmenden höheren Verzehr.
Die hervorragende Verdaulichkeit führte zum zweitbes-
ten Index im frühreifen Sortiment und dazu, dass
Ort, Kanton Höhe (m ü. M.) Saatdatum Anzahl Wiederholungen Ertragserhebungen
Reinsaat1) Mischungen2) 2011 2012
Changins, VD 430 16/04/2010 3* – 5 3
Reckenholz, ZH 440 17/04/2010 4 3 5 5
Oensingen, SO 460 16/04/2010 4 – 5 5
Ellighausen, TG 520 13/04/2010 4 3 5 5
Goumoëns, VD 630 15/04/2010 3 – 5 4
La Frêtaz, VD 1200 28/04/2010 3 2 – –
Maran, GR 1850 09/06/2010 2 – – –* + 1 Wiederholung für die Frühreifeerhebung1)Reinsaaten: 200 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)2)Mischungen: 120 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)
+ 10 g/100 m2 Rotklee «Mont Calme»
+ 25 g/100 m2 Weissklee, grossblättrig «Seminole»
+ 15 g/100 m2 Weissklee, kleinblättrig «Sonja»
Tab. 1 | Knaulgras: Orte und Daten der im Jahre 2012 abgeschlossenen Sortenversuche
Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten | Pflanzenbau
327Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013
Ort, Kanton Höhe (m ü. M.) Saatdatum Anzahl Wiederholungen Ertragserhebungen
Reinsaat1) Mischungen2) 2011 2012
Changins, VD 430 16/04/2010 3* – 5 3
Reckenholz, ZH 440 17/04/2010 4 3 5 5
Oensingen, SO 460 16/04/2010 4 – 5 5
Ellighausen, TG 520 13/04/2010 4 3 5 5
Goumoëns, VD 630 15/04/2010 3 – 5 4
La Frêtaz, VD 1200 28/04/2010 3 2 – –
Maran, GR 1850 09/06/2010 2 – – –* + 1 Wiederholung für die Frühreifeerhebung1)Reinsaaten: 200 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)2)Mischungen: 120 g/100 m2 Knaulgras (Sorte «Intensiv» als Standard für die Saatmenge)
+ 10 g/100 m2 Rotklee «Mont Calme»
+ 25 g/100 m2 Weissklee, grossblättrig «Seminole»
+ 15 g/100 m2 Weissklee, kleinblättrig «Sonja»
Sortenname Ertrag1) Güte* Jugend-entwicklung
Konkurrenz-kraft
Ausdauer*Resistenzen/Toleranzen:
VOS2)* Index- wertWintereinflüsse Blattkrankheiten
Frühe Sorten
1 Oberweihst 5,0 3,4 3,9 2,8 4,1 4,9 4,1 3,3 3,86
2 Barexcel 4,6 3,5 4,2 3,1 4,2 4,8 3,2 4,0 3,94
3 Reda 4,0 3,6 6,4 2,9 4,0 5,7 2,9 5,0 4,28
4 Padania 5,3 3,6 3,1 3,4 4,3 4,6 4,1 5,7 4,33
5 Loke 5,2 3,6 4,1 3,4 4,4 4,9 3,8 6,7 4,62
Mittel (Standard) 4,8 3,5 4,3 3,1 4,2 5,0 3,6 4,9 4,20
6 Berta (BAH 180) 5,7 3,7 4,7 3,7 4,9 6,0 3,3 1,0 3,87
7 10DGL 12R 4,8 3,7 4,1 3,5 4,2 5,0 3,3 3,7 3,98
8 ZDg 080101 5,2 3,5 3,0 3,4 4,4 4,8 3,7 5,3 4,22
9 Profit 5,0 3,4 3,3 3,1 3,9 4,5 3,1 6,7 4,26
Späte Sorten
10 Intensiv 5,1 3,3 4,1 2,8 4,1 4,7 2,9 2,7 3,62
11 Brennus 5,2 3,7 3,7 3,0 3,5 4,3 2,1 4,0 3,69
12 Lazuly 4,9 3,5 3,5 3,0 3,2 4,7 2,3 5,0 3,81
13 Beluga 4,5 3,4 4,1 3,0 3,8 4,8 2,5 4,3 3,82
14 Pizza 5,9 3,7 5,0 2,9 4,5 5,2 3,3 2,0 3,88
15 Prato 5,1 3,6 4,7 3,2 3,9 4,9 3,1 3,7 3,95
16 Greenly 4,6 3,7 3,9 3,1 3,5 4,7 2,9 5,3 4,01
17 Accord 5,1 3,8 4,0 2,9 3,5 4,7 2,4 6,0 4,15
18 Foly 5,1 3,9 4,3 3,0 3,8 4,9 2,4 5,7 4,21
Mittel (Standard) 5,1 3,6 4,1 3,0 3,8 4,8 2,6 4,3 3,90
19Barlegro (6DGL 83)
5,0 3,3 3,8 2,7 4,2 4,6 2,7 2,3 3,50
20 DG 0415 4,8 3,8 4,4 3,4 4,1 5,0 2,5 3,3 3,86
21 Balzac (PX 3197) 4,6 3,3 3,3 3,3 4,0 4,9 3,1 5,0 3,97
22Revolin (ZDg 024068)
4,7 3,7 2,9 3,2 3,8 4,7 2,1 6,0 4,06
23Diceros (DG 0025)
4,8 3,7 4,5 2,9 3,9 5,0 3,1 5,0 4,14
24Dragoner (BOR KL 278/04)
4,9 4,0 4,4 3,5 4,5 4,8 2,9 4,3 4,18
25Duero (ZDg 024069)
4,9 3,8 3,6 2,9 3,6 4,9 2,4 6,7 4,27
26 SW Luxor 5,1 3,6 3,2 3,5 4,4 4,9 4,1 5,7 4,38
27 Manolo 4,6 3,7 3,6 3,0 3,8 4,5 2,4 7,7 4,39
28 Felixis 5,5 3,8 3,9 2,8 4,0 4,8 2,6 7,0 4,48
29 Galibier 5,2 3,7 3,7 2,7 3,9 4,7 2,5 7,7 4,49
30Baticho (ZDg 024063)
5,7 4,2 4,1 3,6 3,8 5,2 2,7 6,3 4,54
31 Lucullus 5,3 3,8 4,4 3,4 3,9 4,7 2,5 7,7 4,64
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten
Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1)Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit je 5 Erhebungen 2011 und 3 bis 5 Erhebungen 20122)VOS = Verdauliche organische Substanz: Mittel von 3 Terminen im Jahre 2011, Standort Reckenholz*Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung
Tab. 2 | Knaulgras: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2010 bis 2012
Pflanzenbau | Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten
328 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013
«Berta» neu in der «Liste der empfohlenen Sorten von
Futterpflanzen» geführt wird (Tab. 3).Da die bereits
empfohlene Sorte «Loke» in den wichtigen Eigenschaf-
ten Güte und Ausdauer und vor allem in der VOS teil-
weise deutlich schlechter war als der Standard, ergab
dies einen Index, der den Anforderungen für eine wei-
tere Empfehlung nicht mehr genügte. Somit wird
«Loke» nach fast dreissig Jahren aus der Liste gestrichen.
Sie kann jedoch noch bis Ende 2015 als empfohlene Sor-
ten verkauft werden.
Barlegro: Mit solider Leistung ans Ziel
Auch im spätreifen Sortiment konnte eine Neuzüchtung
mit guten VOS-Werten glänzen (Tab. 2). «Barlegro» lag
in dieser Eigenschaft mit einer Note von 2,3 knapp hinter
«Pizza» (Note 2,0) an zweiter Stelle aller geprüften spät-
reifen Sorten und übertraf den Standard um ganze zwei
Noten. Auch in den anderen Eigenschaften war «Barle-
gro» fast ausnahmslos um einen bis drei Zehntelpunkte
besser als der Standard, was «Barlegro» den besten
Index aller spätreifen Sorten bescherte, womit sie neu in
der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen»
geführt wird (Tab. 3). Hervorzuheben sind die Jugend-
entwicklung, die Güte des Bestandes und die Konkur-
renzkraft. Lediglich in der Ausdauer war «Barlegro»
nicht unter den besten Sorten.
Die bis anhin empfohlenen Sorten «Accord» und
«Foly» können künftig nicht mehr in der «Liste der emp-
fohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt werden.
Sie erreichten unter anderem wegen schwacher Noten
in der Güte und vor allem der VOS den dafür notwendi-
gen Index nicht mehr. Wie oben bereits für «Loke» ange-
geben, gilt auch für «Accord» und «Foly» eine Karenz-
frist bis Ende 2015.
S c h l u s s f o l g e r u n g
Die in der abgeschlossenen Versuchsserie festgestellten
Verbesserungen, vor allem in der VOS, deuten darauf
hin, dass beim Knaulgras weitere Züchtungsfortschritte
zu erwarten sind. Somit könnten die guten Eigenschaf-
ten dieses agronomisch wertvollen Grases künftig noch
besser ausgenutzt werden. n
Sortenname AntragstellerFrühreife-
Index1) Kategorie2)
Frühe Sorten
1 Oberweihst ZG, DE 52a 1
2 Barexcel Barenbrug, NL 52a 1
3 Reda DSP/ART, CH 52a 1
4 Padania CRA-FLC, IT 52a 1
5 Loke Svalöf-Weibull, SE 52b 2/3
6Berta (BAH 180)
52b 1
7 10DGL 12R Barenbrug, NL 52b 1*
8 ZDg 080101 Euro Grass, DE 52b 3
9 Profit Ampac Seed, US 52b 3
Späte Sorten
10 Intensiv Barenbrug, NL 53a 1
11 Brennus R2n, FR 61a 1
12 Lazuly R2n, FR 53a 1
13 Beluga DSP/ART, CH 61a 1
14 Pizza DLF-Trifolium, DK 53a 1
15 Prato DSP/ART, CH 53b 1
16 Greenly R2n, FR 53b 1
17 Accord R2n, FR 53a 2/3
18 Foly R2n, FR 53b 2/3
19Barlegro (6DGL 83)
Barenbrug, NL 61b 1
20 DG 0415 DSP/ART, CH 53b 3
21Balzac (PX 3197)
Euro Grass, DE 53a 3
22Revolin (ZDg 024068)
Euro Grass, DE 53b 3
23Diceros (DG 0025)
DSP/ART, CH 61a 3
24Dragoner (BOR KL 278/04)
SZ-Steinach, DE 53a 3
25Duero (ZDg 024069)
Euro Grass, DE 53a 3
26 SW Luxor Svalöf-Weibull, SE 53a 4
27 Manolo Jouffray-Drillaud, FR 61a 4
28 Felixis Jouffray-Drillaud, FR 61a 4
29 Galibier Jouffray-Drillaud, FR 61a 4
30Baticho (ZDg 024063)
Euro Grass, DE 53a 4
31 Lucullus Jouffray-Drillaud, FR 53b 4
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten1)Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die
Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade.
Beispiel: 61a = 01. – 05. Juni2)Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:
Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futter-
pflanzen» geführt
Kategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz ge-
setzlich festgelegten Kriterien empfohlen werden (siehe Saat- und
Pflanzgut-Verordnung des EVD, SR 916.151.1)
Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen
Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch
schlechte Eigenschaften aus
Kategorie 4: Nicht empfohlen. Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz
Tab. 3 | Knaulgras: Geprüfte Sorten, Frühreife-Index und Kategorie-einteilung
Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten | Pflanzenbau
329Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 324–329, 2013
Ria
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nto
Sum
mar
y
Cocksfoot: test results of 31 varieties
From 2010 to 2012, the Agroscope
Reckenholz-Tänikon ART and Agro-
scope Changins-Wädenswil ACW
research stations tested 31 varieties of
cocksfoot in the field at seven sites for
their suitability for cultivation. In
addition to the 17 new varieties, the
previously-recommended varieties
were re-tested. The characteristics
evaluated were yield, vigour, juvenile
development, competitive ability,
persistence, winter-hardiness, resist-
ance to leaf diseases, and digestible
organic-matter content. Of the early
varieties, «Berta» can now be recom-
mended, having distinguished itself by
its excellent digestibility. Almost thirty
years after its inclusion, «Loke» has
been deleted from the List of Recom-
mended Varieties of Forage Plants
owing to unsatisfactory results. Of the
late varieties, «Barlegro» has been
newly recommended. The best of all
late varieties tested, this new variety
shone in particular in terms of digest-
ibility, juvenile development, vigour,
and competitive ability. The results for
the formerly recommended varieties
«Accord» and «Foly» no longer satisfy
the requirements for recommendation,
for which reason they are to be
removed from the list.
Key words: Dactylis glomerata, orchard
grass, cocksfoot, variety testing, yield,
disease resistance.
Erba mazzolina: risultati delle analisi su
31 varietà
Negli anni 2010 - 2012, le stazioni di
ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon
ART e Agroscope Changins-Wädenswil
ACW hanno analizzato l'idoneità alla
coltivazione di 31 varietà di erba
mazzolina sul campo in 7 siti. Oltre a
17 novità varietali, sono state riesami-
nate varietà già raccomandate. Le
seguenti caratteristiche sono state
prese in considerazione: resa, aspetto
generale, precocità, forza di concor-
renza, persistenza, idoneità allo
svernamento, resistenza a malattie
fogliari e digeribilità della sostanza
organica. Nella gamma delle varietà
precoci, può essere raccomandata la
varietà «Berta». Essa si è distinta per
l'ottima digeribilità. Dati i risultati
insufficienti, la varietà «Loke» viene
stralciata dalla Lista delle varietà
raccomandate di piante foraggere, in
cui figurava da quasi 30 anni. Nella
gamma di varietà tardive, viene
raccomandata la varietà «Barlegro».
Questa novità varietale è risultata la
migliore di tutte quelle tardive analiz-
zate, distinguendosi in particolare per
la digeribilità, la precocità, l'aspetto
generale e la forza di concorrenza.
Considerati i risultati ottenuti, le
varietà «Accord» e «Foly» non adem-
piono più le esigenze e quindi devono
essere stralciate dalla lista.
Literatur ▪ Michel V., Schori A., Mosimann E., Lehmann J., Boller B. & Schubiger F., 2000. Krankheiten der Futtergräser und Futterleguminosen. Agrarfor-schung 7 (2), I–XII.
▪ Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science 43, 889–897.
▪ Schubiger F. X., Lehmann J., Daccord R., Arrigo Y., Jeangros B. & Scehovic J., 2001. Nährwert von Wiesenpflanzen: Verdaulichkeit. Agrarforschug 8 (9), 354–359.
▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2012a. Liste der empfohle-nen Sorten von Futterpflanzen 2013–2014. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–8.
▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012b. Standardmischun-gen für den Futterbau: Revision 2013–2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12.
▪ Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society 18, 104–111.
330 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
Schieben der Narbenfäden: zum Zeitpunkt der Silomaisernte beträgt der Kolbenanteil in der Trockensubstanz 30 bis 60 %. Dieser Anteil kann unter bestimmten Umständen den Gehalt der verdaulichen organischen Substanz beeinflussen.
E i n l e i t u n g
Dank der Züchtung von Hybriden in den 60er Jahren und
dem Verfügbarwerden frühreifer Sorten ist die Maispro-
duktion im Norden Europas möglich geworden. Sie lie-
fert ein Qualitätsfutter für das Vieh. Seit 1988 sind Mais-
sorten im nationalen Katalog der Schweiz und in der
Liste der empfohlenen Sorten von Swiss Granum mit
dem Vermerk «Silomais» eingetragen. Mit mehr als
40 000 Hektaren stellt der zur Silierung vorgesehene
Mais ungefähr zwei Drittel der Saatfläche für Mais in der
Schweiz dar. Die Maissorten werden basierend auf einem
von Agroscope koordinierten Versuchsnetz mit mehre-
ren Standorten beurteilt. Die Standorte werden so aus-
gewählt, dass unterschiedliche Boden- und Klimabedin-
gungen sowie die wichtigsten Maisanbauregionen der
Schweiz im Versuchsnetz berücksichtigt sind. Neben der
Beurteilung des genetischen Potenzials erlauben die von
diesen Standorten gesammelten Daten eine Beurteilung
der umweltbedingten Variabilität. Tatsächlich weisen
Alice Baux, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz
Auskünfte: Alice Baux, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 22
Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz
P f l a n z e n b a u
Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau
331
Zusa
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Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
Innert 20 Jahren hat der Ertrag von mittelfrühen
Silomaissorten, die in der Schweiz am häufigsten
angebauten Maissorten, im Mittel um 2 dt TS/ha/
Jahr zugenommen, wobei für die Frühreife ein
gutes Niveau beibehalten worden ist. Überdies
sind Sorten mit gewichtigen agronomischen
Defekten, wie eine zu geringe Standfestigkeit,
ausgesondert worden. Die Entwicklung des
Gehalts an verdaulicher organischer Substanz
(VOS) ist schwieriger zu bewerten, da diese
Eigenschaft stark von den Umweltbedingungen
beeinflusst wird.
Von Standort zu Standort und von Jahr zu Jahr
stellt man Unterschiede im Ertrag und in der
Qualität fest. Wird ein Trockensubstanzgehalt von
über 30 % erreicht, beeinflusst der Reifegrad bei
der Ernte den VOS-Gehalt nicht mehr. Hingegen
kann eine zu frühe Ernte die Qualität des Futters
negativ beeinflussen, da der Kornanteil dann zu
gering ist, was durch die bessere Verdaubarkeit
der grünen Pflanzenteile nicht kompensiert wird.
Es wurden Daten von verschiedenen Standorten
verglichen. Die Standorte Changins (Nyon, VD)
und Reckenholz (Zürich, ZH) weisen sehr unter-
schiedliche Eigenschaften auf: In Changins mit
heisseren und trockeneren Sommern werden für
die Ernte befriedigende Trockensubstanzgehalte
(ungefähr 33 %) zwei bis vier Wochen früher
erreicht als am Standort Reckenholz, wo auch die
Erträge im allgemeinen etwas geringer ausfallen.
Bei der Qualität des Nährwertes werden keine
derart klaren Unterschiede beobachtet. Die
verdauliche organische Substanz korreliert am
Standort Reckenholz weniger gut mit dem
Körneranteil (R2 = 0,01, ns) als am Standort
Changins (R2 = 0,21***), wo die Pflanzen kleiner
sind. In Changins scheint die Entwicklung der
Kolben die Verminderung der Verdaulichkeit der
vegetativen Pflanzenteile als Folge der höheren
Temperaturen kompensieren zu können.
Die Auswertung der Sortenversuche mit Silomais
der Jahre 1991 – 2010 zeigt, dass signifikante
züchterische Fortschritte erzielt worden sind.
Neuere Sorten, mit Fortschritten insbesondere bei
den Trockensubstanzerträgen
nicht alle Produktionsstandorte das gleiche Potenzial
auf. Meisser und Weiss (2003) haben eindrücklich gezeigt,
dass die bei Changins geernteten Pflanzen im Mittel
kleiner waren als jene, die beim Reckenholz geerntet
worden waren. Dies hat nicht nur Konsequenzen für den
Silomaisertrag, sondern kann auch den Körneranteil
beeinflussen. Mehrere Autoren (Struik et al. 1985; Meis-
ser und Wyss 1999; Kruse et al. 2007). haben gezeigt,
dass die Qualität des Silomaises durch klimatische Bedin-
gungen, insbesondere durch die Temperatur und die
Verfügbarkeit von Wasser, beeinflusst wird. Andererseits
haben Argillier et al. (1997) belegt, dass verschiedene
Sorten, welche unterschiedlichen Umweltbedingungen
ausgesetzt wurden, sich in ähnlicher Weise verhalten
haben. Sollten unsere Daten diese Hypothese bestätigen,
wäre eine Klassierung der Sorten auf der Basis von beob-
achteten Mittelwerten über mehrere Standorte gerecht-
fertigt. Das Ziel dieser Arbeit besteht einerseits darin,
den erzielten Fortschritt darzustellen, der den Produzen-
ten in Form der erarbeiteten Sortenlisten verfügbar
gemacht wird. Andererseits will diese Arbeit auch die
Einflüsse der Umwelt auf den Ertrag und die Qualität der
verschiedenen Silomaissorten beleuchten.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Sortenversuche
Um in die Liste der empfohlenen Sorte von swiss granum
aufgenommen zu werden, müssen neue Sorten in zwei-
jährigen Anbauversuchen in verschiedenen Regionen
der Schweiz Vorteile gegenüber den besten bereits im
Anbau stehenden Sorten aufweisen. Die neuen Silomais-
sorten werden auf Grund präziser Kriterien beurteilt,
welche im Anhang der Saat- und Pflanzgutverordnung
beschrieben sind. Die Hauptkriterien sind die Frühreife,
der Ertrag und die Qualität (Gehalt an verdaulicher
organischer Substanz). Berücksichtigt werden auch die
Standfestigkeit, Stängelbruch bei der Ernte und die
Empfindlichkeit gegenüber Maisbeulenbrand (Tab. 1).
Die Sorten werden in verschiedenen Reifegruppen
geprüft, nämlich «frühreif» (FAO 190 – 220), «mittel-
frühreif» (FAO 220 – 250) und «mittel-spät» (FAO
250 – 280). Sie werden mit Standardsorten in der entspre-
chenden Reifegruppe verglichen. Die Gruppe «frühreif»
(FAO 190 – 220) bezieht sich auf Sorten, die für Grenzla-
gen bezüglich Kälte und Höhenlage in Frage kommen,
oder für Spätsaaten, die ein ausreichendes Reifestadium
vor den ersten Frösten erreichen müssen. Die Sorten der
Gruppe «mittel-frühreif» sind in der Schweiz die am
meisten angebauten. Diese Sorten eignen sich für den
Anbau überall ausser in Höhenlagen. Die Gruppe «mit-
tel-spät» bezieht sich auf Sorten, die für die besten
Pflanzenbau | Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz
332 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
Lagen nördlich der Alpen, wie die Regionen rund um
den Genfersee (Bassin Lémanique und Chablais), in
Frage kommen. Die spätesten und ertragreichsten Sor-
ten (FAO 270 – 550) können im Tessin und im Haupttal
des Wallis angebaut werden, wo milde Temperaturen
und die gute Verfügbarkeit von Wasser für den Mais
günstig sind. Die Frühreife der Sorten wird geschätzt, in
dem der Trockensubstanzgehalt (TS) bei der Ernte mit
dem TS-Gehalt der Standardsorten verglichen wird. In
der vorliegenden Studie dient die Sorte Attribut, welche
in den Versuchen von 1996 bis 2007 vertreten war, als
Referenzsorte, um die Sorten innerhalb dieser zwölf
Jahre unter sich zu vergleichen.
Jedes Jahr werden die verschiedenen Sorten an sie-
ben bis neun Standorten in Parzellen von 8 bis 12 m2 mit
drei Wiederholungen gesät. Sobald ein genügender Rei-
fegrad erreicht ist, wird mit dem Maishäcksler geerntet.
Dabei soll die Mehrheit der Sorten soweit als möglich
einen Trockensubstanzgehalt von mindestens 30 % errei-
chen. Jede Sorte kann nach einem Versuchsjahr verwor-
fen werden, falls sie als ungenügend eingestuft wird. Es
kann aber auch im Hinblick auf eine mögliche spätere
Aufnahme in die Sortenliste länger geprüft werden. Hat
eine Sorte die Aufnahme erfolgreich absolviert, kann sie
als Referenzsorte dienen. Dieses Vorgehen führt dazu,
dass die Datensätze für die einzelnen Sorten unter-
schiedlich sind. Entsprechend zählen die Sorten, welche
auf breiter Basis in der Schweiz in den kommerziellen
Anbau gelangt sind als jene, die am besten beschrieben
sind. Die Sorten Attribut, Banguy und LG 22.65 sind wäh-
rend zwölf Jahren in den Versuchen vertreten gewesen.
Jedes Jahr wird eine Varianzanalyse durchgeführt, um
die Variabilität zu untersuchen, die mit dem Standort,
der Sorte sowie der Interaktion von Standort und Sorte
zu erklären ist. Die Interaktion von Standort, Jahr und
Sorte wurde nicht untersucht, da die Liste der geprüften
Sorten jedes Jahr ändert. Auf dieser Basis wurden für
jedes Anbaujahr die mittleren Quadratsummen der
Wechselwirkung von Standort und Sorte verglichen mit
den mittleren Quadratsummen des Einflusses der Sorte
auf den Ertrag, des Gehaltes an VOS und des Stärkege-
haltes (Daten für drei Jahre aufgeführt). Man geht
davon aus, dass falls dieses Verhältnis schwach ist, der
Einfluss der Wechselwirkung im Vergleich zum Einfluss
der Sorte vernachlässigbar ist.
Analyse der Qualitätsmerkmale
Der Gehalt an verdaulicher organischer Substanz (VOS)
stellt ein wichtiges Kriterium für die Milchproduktion
und die Mastleistung der Rinder dar. Er bestimmt einen
Teil des Energiewerts des Futters. Weitere Kriterien wie
Stärke-, gesamter Faser-, Eiweiss- und Zellulosegehalt
werden indirekt durch Spektrometrie im nahen Infrarot-
bereich (NIRS) ermittelt. Diese schnellen und nicht dest-
ruktiven Messungen ermöglichen es, eine grosse Zahl
von Proben zu analysieren, was im Rahmen von Sorten-
studien unerlässlich ist. Voraussetzung für diese Messun-
gen ist eine regelmässige Kalibration des Gerätes auf der
Basis chemischer Analysen. Die VOS-Gehalte werden in
Abhängigkeit der Sorte Attribut berechnet, damit der
Sorteneinfluss vom Umwelteinfluss unterschieden wer-
den kann und sich Sortenunterschiede beschreiben las-
sen.
Meteorologische Daten
Werden die Standorte der zahlreichen Jahre kombiniert,
ergibt sich eine Vielfalt an verschiedenen Umweltbedin-
gungen. Die meteorologischen Daten (Niederschläge
und mittlere Lufttemperatur 2 m über dem Boden) wer-
den nahe bei den Standorten Changins, Reckenholz und
Eglisau gemessen. Das Datum, an welchem die Seidenfä-
den (= Narbenfäden, d.h. Teile der weiblichen Blüten)
sichtbar werden, wird an den Standorten Reckenholz
und Eglisau jährlich notiert. Dieser Zeitpunkt kennzeich-
net das Ende der vegetativen und den Beginn der repro-
duktiven Phase.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Züchtungsfortschritt
In den Sortenversuchen wird eine jährliche Zunahme der
Trockensubstanzerträge von etwa 2 dt/ha verzeichnet
(Abb. 1). Dies ist ein Mittelwert berechnet aus den Daten
von mehreren Versuchsstandorten und von allen Sorten,
Silomais Gehalt an VOS ErtragFrühreife
(TS-Gehalt)Jugendent-wicklung
Standfestigkeit Vegetation
Standfestigkeit bei der Ernte
Stängel-bruch
Maisbeulen-brand
Gewichtung 0,4 0,5 1,25 0,5 0,25 0,75 0,75 0,25
Körnermais Ertrag bFrühreife
(TS-Gehalt)Jugend-
entwicklungStandfestigkeit
VegetationStandfestigkeit bei der Ernte
StängelbruchMaisbeulen-
brandStängelfäule
Gewichtung 1,0 2,5 0,5 0,25 0,75 0,75 0,25 0,25
Tab. 1 | Gewichtung der Beurteilungskriterien für Körner- und Silomaissorten
Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau
333Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
(Changins und Delley). Dagegen ist der VOS-Gehalt in
der Regel in Changins höher als im Reckenholz. Der
Ertragsunterschied ist für den Silomais ausgeprägter als
für den Körnermais, was mit den Ergebnissen von Weiss
und Meisser (2003) übereinstimmt. Gewisse Produktions-
standorte, wie zum Beispiel Changins, bringen kleinere
Pflanzen hervor und damit einen geringeren Gesamt-
pflanzenertrag. Die in Changins festgestellte bessere
Qualität der Maissilage dürfte sich mit einem höheren
Körneranteil an der gesamten Pflanze erklären lassen.
Abgesehen vom Sorteneffekt können die beobachte-
ten Ertragsunterschiede teilweise mit den an den einzel-
nen Standorten erfassten Meteodaten erklärt werden.
Mit der Temperatur, welche während der Kornbildungs-
und Kornreifephase erfasst wurde, lässt sich ein Drittel
der Variabilität des Ertrags an den Standorten Recken-
holz und Eglisau erklären. Tiefere Temperaturen wäh-
rend dieser Phase sind für den Trockensubstanzertrag
die in der Liste der empfohlenen Sorten eingetragen sind.
Das Niveau der Frühreife, welches durch den Trockensub-
stanzgehalt gemessen wird, weist zwischen den Sorten
deutliche Unterschiede auf, bleibt aber im Bereich der
Sorte Attribut (Abb. 2a). Im Verlaufe der letzten 20 Jahre
sind die Gehalte an VOS ziemlich stabil geblieben mit
einer leicht positiven aber nicht signifikanten Steigerung
von +0,3 g/kg TS/Jahr (Abb. 2b). Die Ertragssteigerung
geht also nicht mit später abreifenden Sorten oder einer
Verminderung der Qualität einher, sondern widerspie-
gelt einen echten, züchterischen Fortschritt.
Die Resultate dieser Gesamtauswertung zeigen, dass
es grosse Standort- und Jahreseffekte gibt. Abbildung 3
zeigt die Unterschiede im Ertrag, im Stärkegehalt und im
VOS-Gehalt zwischen den verschiedenen Standorten.
Die beiden Deutschschweizer Standorte (Eglisau/Hünt-
wangen und Reckenholz) weisen potenziell leicht
höhere Erträge auf als die Standorte in der Westschweiz
0
50
100
150
200
250
300
1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
TS-E
rtra
g (d
t/ha)
Jahr der Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten
Abb. 1 | Mittlerer Ertrag für die Sorten, welche in der Liste der empfohlenen Sorten (ESL) eingetragen sind, geordnet nach dem Jahr der Einschreibung (1 bis 4 Sorten je nach Jahr). Y=1,90x-3593,4, R2=0,74, p<0,0001
Abb. 2 | Relative Trockensubstanzgehalte (TS) (a) und Gehalte an verdaulicher organischer Substanz (VOS) (b) pro Sorte. Die aufgeführten Symbole entsprechen dem Jahr der Aufnahme der neuen Sorten in die ESL aus den Versuchen der Jahre 1996 bis 2007. a) y=-0,003x+5,19, R2=0,0003, p=0,95, b) y=0,30x-600,32, R2=0,08, p=0,32. Die vertikalen Fehlerbalken geben die Standardabweichung an.
-5,0
-4.0
-3,0
-2,0
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
1990 1995 2000 2005 2010
Unt
ersc
hied
im T
S-G
ehal
t
Jahr der Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten
-25,0
-20,0
-15,0
-10,0
-5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
1990 1995 2000 2005 2010
Unt
ersc
hied
im V
OS-
Geh
alt
Jahr der Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten
a b
Pflanzenbau | Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz
334 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
günstig (Abb. 4). Die während derselben Periode auf-
summierten Niederschläge haben einen geringen Ein-
fluss und sind kaum vom Temperatureinfluss zu trennen.
Man darf davon ausgehen, dass die Wasserversorgung
für die beobachteten Standorte und Jahre kein Problem
war (Reckenholz und Eglisau von 1996 bis 2009).
Die Gewichtung des züchterischen Fortschrittes im
Hinblick auf qualitative Merkmale wie Stärkegehalt und
VOS-Gehalt ist schwierig, da diese Merkmale auch von
Boden, Klima und Reifegrad bei der Ernte beeinflusst
werden.
Das Reifestadium kann für gewisse Qualitätskriterien
wie den Stärkegehalt und den Körneranteil von unter-
schiedlicher Bedeutung sein. Der Vergleich mit gleich
frühreifen Standardsorten ermöglicht eine korrektere
Bestimmung der Qualität. Gemäss unseren Untersuchun-
gen ist der VOS-Gehalt bei tiefen Trockensubstanzgehal-
ten tiefer. Er wird aber durch das Reifestadium nicht
mehr beeinflusst, wenn die Ernte bei einem TS-Gehalt
von über 30 % stattfindet (Abb. 5). Aus diesem Grund werden die Versuche geerntet, sobald die meisten Sorten
einen TS-Gehalt von 30 % überschritten haben. Die am
300
350
400
450
500
550
600
650
700
750
800
0,0
50,0
100,0
150,0
200,0
250,0
Changins Delley Eglisau Reckenholz
Körner
Silomais
Gehalt an VOS Stärke
TS-E
rtra
g (d
t/ha)
Stärke- und VOS-G
ehalte (g/kg)
/ Hüntwangen
Abb. 3 | Mittlerer Ertrag (dt/ha) im Jahre 2010 für Silomaissorten und mittelfrühe Körnermaissorten an verschiedenen Standorten. Mittlerer Stärkegehalt (g/kg TS) und mittlerer Gehalt an verdaulicher organi-scher Substanz (VOS, g/kg TS) der Silomaissorten. Die Fehlerbalken geben die Standardabweichung an.
0
50
100
150
200
250
300
350
10 12 14 16 18 20 22 24
TS-E
rtra
g (d
t/ha)
Mittlere Temperatur von der Blüte bis zur Ernte (°C)
Abb. 4 | Trockensubstanzertrag (dt/ha) in Abhängigkeit von der mittleren registrierten Temperatur von der Blüte (weibliche Organe) bis zur Ernte für die Standorte Reckenholz und Eglisau. Y=-8,65x+361, R2=0,31, p<0,0001.
Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau
335Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
die Verdaulichkeit der restlichen Pflanze. Vergleicht man
die Standorte Changins und Reckenholz stellt man fest,
dass der VOS-Gehalt am Standort Changins besser mit
dem Körneranteil korreliert als am Standort Reckenholz
(Abb. 6). Dies legt nahe, dass der Körneranteil bei der
Bestimmung der Verdaulichkeit im ersten Fall wichtiger
ist als im zweiten. Dieser Schluss deckt sich mit den Resul-
taten von Struik et al. (1985). Diese Autoren haben den
Verlauf des VOS-Gehalts während der Kornwachstum-
sphase verfolgt. Sie haben in einer ersten Phase eine
starke Abnahme des VOS-Gehalts aufgezeigt, welcher
mit hohen Temperaturen einherging; Diese Abnahme ist
spätesten abreifenden Sorten können zuweilen benach-
teiligt sein, falls ein bedeutender Unterschied in der Rei-
fezeit zum Rest der Gruppe vorhanden ist.
Der Stärkegehalt korreliert sehr gut mit dem Körner-
anteil (r=0,88***) nicht aber mit dem VOS-Gehalt, wel-
cher auch von anderen Faktoren abhängt. Wenn näm-
lich der Anteil «Körner» des Silomaises wesentlich
leichter verdaulich ist als der Rest der Pflanze, werden
grosse Unterschiede bei der Verdaulichkeit der vegetati-
ven Pflanzenteile beobachtet (Meisser und Wyss 1999).
Die Umweltbedingungen beeinflussen also den VOS-
Gehalt des Silomaises durch den Körneranteil und durch
500
550
600
650
700
750
800
850
15 20 25 30 35 40 45
Geh
alt a
n ve
rdau
liche
r org
anis
cher
Sub
stan
z (g
/kg)
Trockensubstanzgehalt bei der Ernte (%)
Trockensubstanzgehalt <30%
Trockensubstanzgehalt >30%
Abb. 5 | Variabilität der Verdaulichkeit der organischen Substanz (VOS, g/kg TS) von Silomais in Abhängigkeit vom Trockensubstanz-gehalt (%) bei der Ernte. Regressionen für Trockensubstanzgehalte i) unter 30 %: y=14,72x+304,67 (n=397, R2=0,38, p<0,0001 und ii) über 30 %: y=0,25x+730,92 (n=2602, R2=0,001, p=0,14).
600
650
700
750
800
850
15 25 35 45 55 65 75
Troc
kens
ubst
anzg
ehal
t
Kornanteil (%)
Changins Reckenholz
Abb. 6 | Gehalt an verdaulicher organischer Substanz (VOS, g/kg TS) in Abhängigkeit vom Körneranteil für die Jahre 1991 – 2010 und die Standorte Changins (n=136, y=1,66x+667,4, R2=0,36, p<0,0001) und Reckenholz (n=150, y=0,42x +720,25, R2=0,01, p=0,1992).
336
Pflanzenbau | Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
in der Folge durch ein besseres Kornwachstum kompen-
siert worden. Bis zur Endreife hat die Qualität der Pflan-
zen, die bei hohen Temperaturen wuchsen, jene der
Pflanzen, die bei tieferen Temperaturen wuchsen, einge-
holt. Wenn die Qualität der grünen Pflanzenteile weni-
ger gut ist, kann die Qualität der ganzen Pflanze dank
einem hohen Körneranteil dennoch befriedigend sein,
vorausgesetzt es wird nicht zu früh geerntet. Eine leicht
vorgezogene Ernte wird an einem vergleichsweise küh-
len Standort wie Reckenholz einen geringeren Einfluss
auf den VOS-Gehalt haben als an einem wärmeren
Standort wie Changins, wo der VOS-Gehalt stärker vom
Kornanteil abhängt.
Einfluss der Wechselwirkung von Sorte und Umwelt
Die Varianzanalyse, welche in den Jahren 2008, 2009
und 2010 beim Ertrag, beim Gehalt an VOS und beim
Stärkegehalt durchgeführt wurde, zeigt, dass der Ein-
fluss des Standorts bei weitem am wichtigsten ist (Tab. 2).
Der Einfluss der Sorte ist immer signifikant, aber deutlich
weniger wichtig. Der Einfluss der Interaktion ist noch
geringer, aber dennoch oft signifikant.
Im Gegensatz zu den Resultaten von Argillier et al.
(1997) lässt unsere Studie den Schluss nicht zu, dass im
Vergleich zum Einfluss der Sorte jener der Wechselwir-
kung zwischen Genotyp und Umwelt auf die Qualität
vernachlässigbar ist. Dieser Einfluss auf die VOS ist im
Vergleich zum Sorteneinfluss schwach, aber die Auswir-
kung auf den Stärkegehalt liegt meist in der gleichen
Grössenordnung. Der Einfluss der Wechselwirkung zwi-
schen Genotyp und Umwelt auf den Ertrag ist immer sig-
nifikant und ziemlich wichtig.
Diese Resultate bestätigen, dass es möglich wäre, die
Qualität und den Ertrag des Maises zu verbessern, in
dem für jede Region die am besten angepassten Sorten
selektioniert würden. Die gegenwärtige Sortenauswahl,
die auf nationalen Mittelwerten basiert, erlaubt es, Sor-
ten zu selektionieren, welche punkto Qualität und agro-
nomischen Leistungen die besten und stabilsten Ergeb-
nisse hervorbringen und dies unabhängig von den von
Jahr zu Jahr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen.
Eine standortangepasste Sortenempfehlung würde
somit bedingen, dass die Eigenheiten der jeweiligen Pro-
duktionsstandorte und die Variabilität der Witterungs-
bedingungen charakterisiert werden.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
In den letzten 20 Jahren haben die Erträge der Silomais-
sorten, die in der Liste der empfohlenen Sorten einge-
tragen sind, signifikant zugenommen, wobei ein gutes
Niveau der Frühreife beibehalten wurde. Auch das Qua-
litätsniveau hat tendenziell zugenommen, aber es wer-
den deutliche Unterschiede zwischen Standorten und
Jahren beobachtet.
Der Gehalt an verdaulicher organischer Substanz
(VOS) weist für die einzelnen Standorte, Jahre und
Sorten Unterschiede auf. Die Interaktion zwischen
Genotyp und Umwelt ist gering, was andeutet, dass
eine Sorte mit einem hohen VOS - Gehalt in dieser Hin-
sicht produktiv ist, unabhängig vom Produktionsstand-
ort in der Schweiz. Die Interaktion zwischen Genotyp
und Umwelt ist hingegen signifikant für den Ertrag und
die Qualitätsparameter, was andeutet, dass eine regio-
nale Sortenselektion interessant sein könnte. Ein sol-
ches Vorgehen würde eine vorangehende Charakteri-
sierung der Standorte erfordern. Um das qualitative
Potenzial einer Sorte auszuschöpfen ist es wichtig, dass
die Sorte bei einem Trockensubstanzgehalt von mindes-
tens 30% geerntet wird. Dies ist umso wichtiger je eher
das Produktionsgebiet heisse Sommer aufweist, da in
solchen Gebieten die Körner eine wichtige qualitätsbe-
stimmende Rolle spielen. n
2008 2009 2010
fgErtrag(dt/ha)
VOS(g/kg)
Stärke(g/kg)
fgErtrag(dt/ha)
VOS(g/kg)
Stärke(g/kg)
fgErtrag(dt/ha)
VOS(g/kg)
Stärke(g/kg)
Standort 7 62027*** 24906*** 107982*** 6 62164*** 70934*** 48703*** 7 73941*** 28655*** 80497***
Wiederholung 16 546ns 204ns 584ns 14 1455ns 835ns 862ns 16 756ns 608ns 1417ns
Sorte 24 1914*** 17773*** 4847*** 24 1050*** 1510** 825* 24 1069*** 2589*** 11264***
Standort x Sorte 168 328*** 666*** 1128*** 144 398*** 936* 762** 168 296*** 421ns 1338***
Fehler 384 150 354 633 336 202 715 440 384 151 351 751
fg : Freiheitsgrade
*, ** und *** : signifikante mittlere Quadratsumme bei p=0,05, 0,01 und 0,001
ns : nicht signifikante mittlere Quadratsumme
Tab. 2 | Mittlere Quadratsummen der Umwelteffekte (Standort), der Sorte und der Interaktion zwischen Umwelt und Sorte (Standort x Sor-te) für den Ertrag, den Gehalt an verdaulicher organischer Substanz (VOS) und den Stärkegehalt in den Sortenversuchen von 2008 bis 2010.
337
Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz | Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
20 years of variety testing in forage maize in
Switzerland
In the last 20 years, the yield of mid-early
forage maize increased by 2 dt dry matter/ha/
year. Varieties with major agronomical
problems such as lodging were eliminated. The
improvement of quality, and more specifically
the content of digestible organic matter
(DOM), is more difficult to evaluate, as it is
highly influenced by environmental condition.
Both yield and quality vary among locations
and years. Dry matter content at harvest only
influences the DOM up to 30 %, when seed
filling is not complete and therefore grain
content too low. This is one more reason not
to harvest variety trial too soon, so that the
late varieties can reach the minimum DM
content (30 %).
Data from several locations were compared.
For example, differences appeared between
Changins (Nyon, VD) and Reckenholz (Zurich,
ZH): in Changins, summers are warmer and
dryer. Satisfying dry matter content for
harvest was usually reached 2 to 4 weeks
earlier than in Reckenholz. Yields were lower
but with similar content of DOM. DOM was
less correlated to grain content in Reckenholz
(R2=0.01, ns) than in Changins (R2=0.21***),
where plants are smaller and ear development
seems to be able to compensate the lower
digestibility of the rest of the plant.
New varieties showed significant improvement
compared to older ones, especially for yield
and quality parameters such as DOM. Variety
trials over 20 years allowed these improve-
ment to be available for the farmers.
Key words: forage maize, variety, digestible
organic matter, genotype x environment
interaction.
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 330–337, 2013
20 anni di studio varietale del mais da silo in
Svizzera
In 20 anni la resa delle varietà di mais da silo
semi-precoci (le più coltivate in Svizzera) è
aumentata in media di 2 q SS/ha/anno, mante-
nendo un buon livello di precocità. Le varietà che
presentano i maggiori difetti agronomici come
un’eccessiva sensibilità all’allettamento, sono
state eliminate. L’evoluzione del tenore in
materia organica digeribile (MOD) è più difficile
da stimare, a causa del forte impatto delle
condizioni ambientali su questo criterio.
Osserviamo delle differenze di resa e qualità tra i
siti e gli anni. Oltre al 30 % di SS, il livello di
maturità alla raccolta non ha più nessun influsso
sul tenore MOD. Per contro, un raccolto troppo
anticipato può penalizzare la qualità del forag-
gio, a causa di una proporzione dei granelli
troppo debole, non compensata dalla migliore
digeribilità delle parti verdi.
Sono stati confrontati i dati provenienti da
diversi luoghi. I siti di Changins (Nyon, VD) e di
Reckenholz (Zurigo, ZH) presentano delle
caratteristiche molto diverse: a Changins, dove le
estati sono più calde e più secche, raggiungiamo
dei tenori in MS soddisfacenti per il raccolto (ca.
33 %) 2–4 settimane prima di Reckenholz dove le
rese sono, generalmente, inferiori. Non si
osserva una differenza altrettanto netta per la
qualità nutrizionale. La MOD è meno correlata
alla proporzione di granelli a Reckenholz
(R2=0,01, ns) rispetto a Changins (R2=0,21***) dove
le piante sono più piccole e pertanto lo sviluppo
delle pannocchie sembra essere in grado di
compensare la diminuzione della digeribilità
delle parti vegetative, legata alle temperature
più elevate.
La valorizzazione dei risultati dello studio
varietale del mais da silo sull’arco di 20 anni
mostra come siano avvenuti progressi genetici
significativi, in particolare per quanto riguarda la
resa in SS e la qualità, a beneficio dei produttori.
Literatur ▪ Argillier O., Barriere Y., Traineau R., Emile J. C. & Hébert Y., 1997. Genotype x environment interactions for digestibility traits in silage maize estimated from in vivo measurements with standard sheep. Plant Breeding 116 (5), 423–427.
▪ Kruse S., Herrmann A., Kornher A., & Taube F., 2008. Evaluation of geno-type and environmental variation in fibre content of silage maize using a model assisted approach. European Journal of Agronomy 28, 210–233.
▪ Meisser M. & Wyss U., 1999. Influence du climat sur la croissance et le dé-veloppement du maïs d’ensilage. Revue suisse d’Agriculture 31 (2), 71–76.
▪ Meisser M. & Weiss G., 2003. Valeur nutritive du maïs d’ensilage: quelle est l’importance des facteurs de variation. Revue suisse d’Agriculture 35 (1), 5–10.
▪ Struik P. C., Deinum B. & Hoefsloot J. M. P., 1985. Effects of temperature during different stages of development on growth and digestibility of fo-rage maize (Zea mays L.). Netherlands Journal of Agricultural Sciences 33, 405–420.
338 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013
Der gehäckselte Mais wurde in Behälter mit einem Fassungsvermögen von 700 Liter einsiliert.
E i n l e i t u n g
Mais ist ein hervorragendes Futter, das sich sehr gut
silieren lässt. Doch gerade die guten Silagen sind wegen
der teilweise hohen Restzucker- und Milchsäuregehal-
ten sowie tiefen Essigsäuregehalten besonders anfällig
für Nachgärungen beziehungsweise für Nacherwär-
mungen. Nach Wilkinson und Davies (2012) sind neben
dem Futter auch die Umweltbedingungen sowie das
Siliermanagement wichtige Faktoren, die die Nacher-
wärmungen vom Einsilieren bis zur Entnahme beein-
flussen. Nach Untersuchungen von Spiekers et al. (2002)
und Wyss (2002) sind verschiedene Maissorten unter-
schiedlich anfällig auf Nacherwärmungen. Doch je nach
Jahr war die Rangierung der Sorten unterschiedlich.
Zudem zeigen die Untersuchungen von Borreani und
Tabacco (2012), dass der Vorschub das Auftreten von
Nacherwärmungen massgeblich beeinflusst.
Ueli Wyss und Yves Arrigo
Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux, Schweiz
Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected], Tel +41 26 407 72 14
Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs-stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen
N u t z t i e r e
Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen | Nutztiere
339
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013
In den Jahren 2008 und 2010 wurden die
beiden Maissorten Amadeo und LG 32.52 in
den Stadien Milchreife, frühe und späte
Teigreife geerntet und in 700-Liter-Behälter
einsiliert. Nach dem Öffnen der Behälter
wurden Proben zur Ermittlung der Gärquali-
tät und der aeroben Stabilität mit Hilfe von
Temperaturmessungen genommen. Mit
zunehmendem Entwicklungsstadium nahmen
bei beiden Sorten in den Silagen die Roh-
aschegehalte und die Faserfraktionen ab und
der Stärkegehalt zu. Der Restzuckergehalt
war bei beiden Sorten und allen drei Ent-
wicklungsstadien relativ tief. Beim Mais,
geerntet in der Milchreife, fand bei beiden
Sorten eine intensivere Milchsäuregärung
statt als bei den Stadien frühe respektive
späte Teigreife. Dementsprechend konnten
hier die höchsten Trockensubstanz-Verluste
festgestellt werden. Bezüglich der aeroben
Stabilität verhielten sich beide Sorten sehr
ähnlich. Trotz gleichen Silierbedingungen
konnten hingegen grosse Unterschiede
zwischen den beiden Jahren festgestellt
werden. Die Umweltbedingungen haben
einen dementsprechend grösseren Einfluss
auf die aerobe Stabilität als die Sortenwahl.
Es stellt sich die Frage, ob das Jahr beziehungsweise die
Witterungsbedingungen mehr als die Sorte die Anfällig-
keit für die Nacherwärmungen beeinflusst. Um die Vor-
hersage des Nährwerts von Maissilagen zu verifizieren
beziehungsweise zu verbessern, wurden während zweier
Jahre die beiden Maissorten Amadeo und LG 32.52 in
den Stadien Milchreife, frühe und späte Teigreife geern-
tet und siliert (Arrigo und Stoll 2012). Bei diesem Mate-
rial ergab sich die Gelegenheit, die Silagequalität und
die aerobe Stabilität der Silagen zu untersuchen. Es
sollte überprüft werden, inwieweit die neuen Sorten
und das Entwicklungsstadium beziehungsweise das Jahr
die aerobe Stabilität der Silagen beeinflussen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
2008 und 2010 wurden in Posieux FR (640 m ü M.) die
beiden Maissorten Amadeo (Typ «Stärke») und LG 32.52
(Typ «Verdaulichkeit») angebaut. Die Pflanzen wurden
in drei verschiedenen Entwicklungsstadien geerntet und
zwar in der Milchreife mit durchschnittlich 23 ± 2,4 %
Trockensubstanz (TS), in der frühen Teigreife mit 29 ±
1,9 % TS und in der späten Teigreife mit 41 ± 0,9 % TS.
Bei der Sorte LG 32.52 konnte 2008 in der späten Teig-
reife kein Mais geerntet werden. Der Mais wurde auf
eine Länge von 5 mm gehäckselt und ohne Siliermittel-
zusatz in jeweils zwei Polyestersilos pro Variante mit
700-Liter-Fassungsvermögen einsiliert. Diese Behälter
wurden mit einer Plastikfolie abgedeckt und mit Sand
beschwert. Nach einer Lagerzeit von Ø 118 ± 30 Tagen
wurden die Behälter geöffnet und mit Hilfe eines Pro-
benbohrers Proben für die Bestimmung der Gärparame-
ter und Ermittlung der aeroben Stabilität gezogen. Die
Rohnährstoffe wurden im Material, welches während
den Verdauungsversuchen mit Schafen verfüttert wurde,
bestimmt.
Die aerobe Stabilität wurde anhand von Temperatur-
messungen ermittelt. Alle 30 Minuten wurde die Tempe-
ratur gemessen und registriert. Diese Erhebung dauerte
neun Tage. Als aerob stabil wurden die Silagen angese-
hen, solange die Temperatur in der Silage die Umge-
bungstemperatur nicht um mehr als 1 °C übertraf.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Inhaltsstoffe
Mit zunehmendem Entwicklungsstadium nahmen bei
beiden Sorten die Rohaschegehalte und die Faserfrakti-
onen (Rohfaser, ADF und NDF) ab und der Stärkegehalt
zu (Tab. 1). Dabei war der Stärkegehalt bei der Sorte
Amadeo in beiden Jahren höher als bei der Sorte
Nutztiere | Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen
340 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013
LG 32.52. Beim Rohproteingehalt gab es keinen eindeu-
tigen Trend: Oft waren die Werte innerhalb der beiden
Sorten über die drei Stadien ähnlich. Der Zucker (etha-
nollöslicher Zucker) wurde in allen Silagen durch den
Gärprozess stark abgebaut und war bei beiden Sorten
und allen drei Stadien auf einem ähnlich tiefen Niveau.
Gärparameter
Die Silagen wiesen insgesamt tiefe pH-Werte auf (Tab. 2).
Nur 2010 konnten bei beiden Sorten im Stadium späte
Teigreife mit 4,4 höhere pH-Werte festgestellt werden.
Beim Mais mit den tiefsten TS-Gehalten fand die inten-
sivste Milchsäuregärung statt. Dementsprechend waren
die Milchsäure- und auch Essigsäuregehalte in den Sila-
gen im Stadium Milchreife höher als im Stadium frühe
und vor allem späte Teigreife (Tab. 2). Propion- und But-
tersäure wurden keine beziehungsweise nur in sehr
geringen Mengen gebildet. Der Ethanolgehalt nahm,
gleich wie die Milchsäure, mit zunehmendem Entwick-
lungsstadium bei beiden Sorten und in beiden Jahren ab.
Der Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff war
bei allen Silagen mit Werten zwischen 3,6 und 7,4 %
relativ gering. Beurteilt nach dem DLG-Bewertungs-
schlüssel wiesen alle Silagen zwischen 99 und 100 Punkte
auf. Dies bedeutet eine sehr gute Silagequalität.
TS-Verluste
Die ermittelten TS-Verluste sind in der Abbildung 1 dar-
gestellt. Dabei zeigte sich, dass beim ersten Versuch die
TS-Verluste bei beiden Sorten mit steigendem Entwick-
Sorte Jahr Stadium Rohasche Rohprotein Rohfaser ADF NDF Zucker Stärke
Amadeo 2008
Milchreife 45 77 290 338 564 26 79
frühe Teigreife 39 76 233 258 446 23 279
späte Teigreife 33 76 191 223 426 30 366
LG32.52 2008Milchreife 47 83 294 337 536 23 46
frühe Teigreife 42 86 225 250 448 27 255
Amadeo 2010
Milchreife 43 80 229 250 459 31 182
frühe Teigreife 34 74 193 223 467 27 351
späte Teigreife 32 80 178 205 404 28 409
LG32.52 2010
Milchreife 44 80 256 284 494 32 166
frühe Teigreife 40 74 224 256 472 38 314
späte Teigreife 36 68 203 231 449 31 396
ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände
Tab. 1 | Inhaltsstoffe der Maissilagen der zwei Sorten und drei Entwicklungsstadien (Gehalte in g/kg TS)
Sorte Jahr Stadium TS % pHMilchsäure
g/kg TS
Essig-säure
g/kg TS
Propion-säure
g/kg TS
Butter-säure
g/kg TS
Ethanolg/kg TS
NH3-N/ N tot
%
DLGPunkte
Amadeo 2008
Milchreife 22,5 3,8 73 27 0 1 23 5,2 100
frühe Teigreife 27,4 4,0 49 22 0 0 15 4,8 99
späte Teigreife 41,2 4,0 46 12 0 0 8 4,5 100
LG32.52 2008Milchreife 22,2 3,8 83 27 0 1 24 6,0 100
frühe Teigreife 27,5 4,0 53 22 0 0 20 3,6 100
Amadeo 2010
Milchreife 24,3 3,7 86 19 0 1 20 7,4 100
frühe Teigreife 31,7 3,8 51 17 0 0 10 6,7 100
späte Teigreife 41,0 4,4 16 9 0 0 9 5,2 100
LG32.52 2010
Milchreife 23,5 3,7 95 21 0 1 18 5,3 100
frühe Teigreife 29,8 4,0 38 16 0 0 10 6,0 99
späte Teigreife 38,7 4,4 17 11 0 0 10 5,0 100
NH3-N/N tot: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff
Tab. 2 | Gärparameter der Maissilagen der zwei Sorten und drei Entwicklungsstadien
Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen | Nutztiere
341Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013
gen schneller als diejenigen von 2008. Hier zeigte sich,
dass sich Silagen mit zunehmendem Entwicklungssta-
dium etwas schneller erwärmten. Neben dem Restzu-
ckergehalt spielt nach Kung (2010) auch der Stärkege-
halt für die Nacherwärmungen eine wichtige Rolle.
Dieser war bei den Silagen, geerntet in der Teigreife,
stets höher als in der Milchreife.
Für die Versuche wurden pro Behandlung jeweils
zwei Behälter verwendet. Diese wurden teilweise nach
unterschiedlicher Lagerdauer geöffnet (Abb. 3). Dabei
zeigte sich, dass sich die Silagen in den Behältern, die im
Durchschnitt um 22 Tage später geöffnet wurden, in
fünf von sieben Fällen weniger schnell erwärmten.
lungsstadium leicht abnahmen. Beim zweiten Versuch
nahmen die Verluste vom Stadium Milchreife zur frühen
Teigreife ab. Von der frühen zur späten Teigreife nah-
men die Verluste jedoch wieder zu.
Aerobe Stabilität
Bezüglich der aeroben Stabilität verhielten sich die bei-
den Sorten Amadeo und LG 32.52 sehr ähnlich. Unter-
schiede gab es hingegen zwischen den beiden Jahren
(Abb. 2). 2008 erwärmten sich die Silagen, die in der
Milchreife geerntet wurden, viel schneller als die Silagen,
die in der frühen beziehungsweise späten Teigreife
geerntet wurden. 2010 erwärmten sich generell alle Sila-
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife
TS-V
erlu
ste,
%
2010 2008
Amadeo
LG 32.52
Abb. 1 | Trockensubstanz-Verluste der zwei Maissorten in drei Entwicklungsstadien.
0
24
48
72
96
120
144
Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife Milchreife frühe Teigreife späte Teigreife
Aero
be S
tabi
lität
, Stu
nden
2008 2010
Amadeo
LG 32.52
Abb. 2 | Aerobe Stabilität der zwei Maissorten in drei Entwicklungsstadien.
Nutztiere | Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen
342 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013
Die in diesem Versuch erzielten Ergebnisse bestätigen
die Ergebnisse von Spiekers et al. (2002) sowie Wyss
(2002), dass die Umweltbedingungen (Jahreseinfluss)
und das Erntestadium einen grösseren Einfluss auf die
aerobe Stabilität der Silagen haben als die Sortenwahl.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
•• Bei den untersuchten Maissorten Amadeo und
LG 32.52 fand mit zunehmendem Entwicklungs-
stadium eine weniger intensive Milchsäuregärung
beziehungsweise Milch- und Essigsäurebildung statt.
•• Zwischen den beiden Maissorten ergaben sich in allen
Entwicklungsstadien keine Unterschiede hinsichtlich
der aeroben Stabilität.
•• Unterschiede bei der aeroben Stabilität gab es
zwischen den drei Entwicklungsstadien; die Reihen-
folge in den beiden untersuchten Jahren war jedoch
verschieden.
•• Zwischen den zwei Erntejahren konnten trotz glei-
chen Silierbedingungen grosse Unterschiede bei der
aeroben Stabilität festgestellt werden. Das dürfte auf
unterschiedliche Umweltbedingungen zurückzufüh-
ren sein.� n
Abb. 3 | Nach einer Lagerdauer von durchschnittlich 118 Tagen wurden die Behälter geöffnet und Proben entnommen.
Einfluss der Maissorte und des Entwicklungs stadiums auf die aerobe Stabilität von Silagen | Nutztiere
343Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 338–343, 2013
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Literatur ▪ Arrigo Y. & Stoll P., 2012. Schätzung des Nährwerts von Maissilage. Agrarforschung Schweiz 3 (9), 442–449.
▪ Borreani G. & Tabacco E., 2012. Effect of silo management factors on aerobic stability and extent of spoilage in farm maize silages. Proceeding of the XVI international Silage Conference, Hämeenlinna, Finland, 71–72.Optimising the application technique for silage.
▪ Kung L., 2010. Aerobic stability of silage. Proceedings of California Alfalfa & Forage Symposium and Corn/Cereal Silage Conference.
▪ Spiekers H., Miltner R. & Mues N., 2002. Einfluss der Maissorte auf Gär-qualität, Gärverluste und aerobe Stabilität. Kongressband 2002. VD-LUFA-Schriftenreihe 58, 308–313.
▪ Wilkinson J. M. & Davies D. R., 2013. The aerobic stability of silage: key findings and recent developments. Grass and Forage Science 68 (1), 1–19.
▪ Wyss U., 2002. Einfluss verschiedener Maissorten auf aerobe Stabilität. Agrarforschung 9 (9), 380–385.
Influence of the maize variety and the
stage of development on the aerobic
stability
In the years 2008 and 2010, the two
maize varieties Amadeo and LG 32.52
were harvested in the milk ripeness, in
the early and late dough stage and
ensiled in 700 l containers. After
opening the container, samples were
taken to determine the fermentation
quality and the aerobic stability with
temperature measurements.
With increasing development stage of
the two varieties, the ash contents and
fiber fractions in the silages decreased
while the starch increased. The sugar
content was relatively low in both vari-
eties and in all three stages of develop-
ment. In the maize silage, harvested in
the milk stage, a more intensive lactic
acid fermentation took place in both
varieties than it did in the early and
late dough stage. Furthermore, this is
where the highest dry matter losses
were observed. Regarding the aerobic
stability, both varieties were very
similar. Despite the same management
conditions, big differences between
the two years could be made out. The
environmental conditions therefore
have a greater impact on the aerobic
stability than the choice of the variety.
Key words: maize silage, maize
varieties, stage of development,
aerobic stability.
Influenza della varietà di mais e dello
stadio di sviluppo sulla stabilità aerobica
di insilato
Nel 2008 e nel 2010 sono state raccolte
due varietà di mais Amadeo e LG 32.52
agli stadi di maturazione latteo, pastoso
precoce e pastoso tardivo, successiva-
mente insilate in contenitori da 700 l.
Dopo l'apertura dei contenitori sono
stati prelevati campioni per rilevare la
qualità fermentativa e la stabilità
aerobica attraverso la misurazione della
temperatura.
Con l'avanzare dello stadio di sviluppo
di entrambe le varietà, negli insilati si
osservava un calo dei tenori in ceneri
grezze e in frazioni fibrose nonché un
aumento di quello in amidi. Il tenore di
zucchero residuo era relativamente
basso in entrambe le varietà e a tutti e
tre gli stadi di maturazione.
Nel mais, raccolto allo stadio latteo, per
entrambe le varietà la fermentazione
dell'acido lattico era più intensa di
quella agli stadi pastoso precoce e
pastoso tardivo. Di conseguenza, si
potevano riscontrare le perdite di SS
maggiori.
Per quel che riguarda la stabilità
aerobica entrambe le varietà presenta-
vano comportamenti molto simili.
Nonostante le stesse condizioni d'insila-
mento, invece, si riscontravano notevoli
differenze tra i due anni. Le condizioni
meteorologiche, quindi, hanno un'inci-
denza maggiore sulla stabilità aerobica
della scelta della varietà.
Bildlegende
344 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013
Heute werden die Parzellen mit HOLL-Raps in der
Um gebung von spezialisierten Sammelstellen angelegt,
wodurch sich die Probleme mit dem Durchwuchs be-
grenzen lassen, da nach einiger Zeit die vorangehende
Rapskultur auch HOLL-Sorten waren und somit die Qua-
lität nicht mehr gefährdet wird. Die neuen Sorten
erbringen immer höhere Erträge und eine bessere Qua-
lität, womit sich diese Produktion in der Schweiz dauer-
haft etablieren dürfte.
E i n l e i t u n g
Raps ist die in der Schweiz am häufigsten angebaute
Ölkultur. Raps wird in erster Linie als Lebensmittel ver-
wendet (Abb. 1). 2003 wurde etwa die Hälfte des erzeug-
ten Öls als raffiniertes Speiseöl konsumiert. Die andere
Hälfte wurde zu Margarine und Fritieröl verarbeitet. Für
diese Verwendungszwecke muss das Rapsöl teilweise
hydriert werden, um seine technologischen Eigenschaf-
ten und seine Hitzebeständigkeit zu verbessern. Dieser
industrielle Prozess soll eingeschränkt werden, da dabei
«trans» Fettsäuren mit unerwünschten Auswirkungen
auf die Gesundheit entstehen (unter anderem eine
Zunahme des «schlechten» Cholesterins). Aus diesem
Zwischen 2003 und 2013 ist der Anbau von HOLL-Raps
in der Schweiz zur festen Grösse geworden. Von anfäng-
lich wenigen Hektaren ist er auf heute 30 Prozent der
gesamten Rapsanbaufläche gestiegen. HOLL-Raps dient
zur Herstellung von Fritieröl und muss hohe Quali-
tätsanforderungen erfüllen. Insbesondere soll der Lino-
lensäure-Gehalt (omega-3) so tief wie möglich sein.
Während der Pilotanbauphase nahmen 2006 mehrere
Produzenten an einer Umfrage teil, mit der die Zusam-
menhänge zwischen den Anbaumethoden und der
Ölqualität untersucht wurden. Die Umfrageresultate
zeigten, dass der Durchwuchs von Standardrapssorten
ein Hauptgrund für eine geringere Qualität ist. Dem-
gegenüber schien der Abstand zwischen Parzellen mit
Standard- und mit HOLL-Rapssorten keinen Einfluss auf
die Qualität zu haben. Entsprechend konnte der Sicher-
heitsabstand zwischen den Parzellen mit unterschiedli-
chen Sorten verringert werden. Es empfehlen sich dage-
gen lange Fruchtfolgen und eine Bearbeitung der
obersten Bodenschicht vor der eigentlichen Saat des
HOLL-Rapses (Falsch - Saat).
Alice Baux1, Paul Sergy2 und Didier Pellet1
1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon2fenaco, route de Siviriez 3, 1510 Moudon
Auskünfte: Alice Baux, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 47 22
Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion
Serie ProfiCrops
K u r z b e r i c h t
Der HOLL Raps wird heute in der Schweiz auf 30 % der gesamten Rapsfläche angebaut.
Abb. 1 | Das HOLL-Rapsöl ist ein Frittieröl. Dank seiner speziellen Zusammensetzung ist es hoch erhitzbar.
345Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013
Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion | Kurzbericht
Rapsanbaupraktiken zu erfassen, sondern auch die
Massnahmen zu ermitteln, welche für die Qualität ent-
scheidend sind. Das Ziel dieser Arbeit ist es die Resultate
der Umfrage bei den Produzenten zu analysieren und
zusammenzustellen. Zudem wird die Entwicklung der
HOLL-Rapsproduktion in der Schweiz bis zum heutigen
Tag vorgestellt und es werden die Strategien beschrie-
ben, welche die erfolgreiche Übernahme dieser neuen
Kultur erlaubt haben.
Der «Pilotanbau»
Zwischen 2003 und 2006 haben in der Schweiz landwirt-
schaftliche Pilotbetriebe die Produktion von HOLL-Raps
aufgenommen. Die Anbaufläche hat in diesem Zeit-
raum von 260 auf etwa 1200 Hektaren zugenommen.
Nach ersten Versuchen mit der Sorte MSPO1 wurde
2006 die Sorte Splendor gesät. Diese HOLL-Sorte wurde
von Monsanto gezüchtet und verspricht einen Alpha-
Linolensäuregehalt (ALA) von weniger als drei Prozent.
An der oben erwähnten Umfrage haben sich 97 Produ-
zenten beteiligt, wobei sie einerseits Angaben zur Par-
zelle mit dem HOLL-Raps (Boden, Grösse, Ort und Höhe
über Meer) und andererseits zum Anbauplan machten.
Auf den entsprechenden Parzellen wurden Proben von
geerntetem Raps genommen. Bei diesen Proben wurde
das Fettsäuremuster durch Gaschromatographie analy-
siert und ihr Ölgehalt durch Spektrometrie im nahen
Infrarotbereich (NIRS) bestimmt. Die Umfrageergeb-
nisse und die Analysenresultate von jeder Parzelle wur-
den mit Hilfe des Softwarepaketes Canoco (Version 4.5.
für Windows) ausgewertet. Die Umfrageresultate stel-
len einen Zusammenhang her zwischen den Merkmalen
der Parzellen und den Kennwerten der Ernte (Ertrag,
Ölgehalt, Tausendkorngewicht und dem Gehalt der drei
wichtigsten Bestandteile des Rapsöls, der Ölsäuren, Lin-
olensäure (ALA) und Linolsäure). Die Anbaumethoden
der Produzenten wurden auch mit den Ernteresultaten
(Ertrag und Qualität) verglichen.
ProfiCrops
Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www.
proficrops.ch) von Agroscope hat zum Ziel,
die Konkurrenzfähigkeit des schweizerischen
Pflanzenbaus in einem zunehmend liberalisier-
ten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll das
Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer
Produkte gestärkt werden. Die bei Projekt-
beginn gesetzten Hypothesen, sind eine effizi-
entere Produktion, eine Verbesserung der
Innovation und eine Erhöhung des Mehrwer-
tes, die Stärkung des Vertrauens der Konsu-
menten sowie die Anpassung der Rahmenbe-
dingungen. Diese Aspekte waren Gegenstand
interdisziplinärer Forschung in Form der vier
Module Effizienz, Innovation, Konsumenten
und Rahmenbedingungen sowie der integrier-
ten und assoziierten Projekte Feuerbrand, Pro-
fiVar, ProfiGemüse CH, Zusammenarbeit beim
Fruchtwechsel, ProfiViti, WIN4 und FUI.
Ab dieser Ausgabe wird in der Agrarforschung
Schweiz eine Artikelreihe zu «ProfiCrops» pub-
liziert, welche der Verbreitung ausgewählter
Resultate und Lösungsansätze zur Erhaltung
der Konkurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus in
der Schweiz dienen. Ein zusammenfassender
Bericht erscheint 2014. Der Artikel «Der HOLL-Raps in der Schweiz:
von der versuchsmässigen zur grossflächigen
Produktion» steht im Zusammenhang mit
dem integrierten Projekt ProfiVar (http://
www.agroscope.admin.ch/proficrops/05371/
index.html?lang=fr). Der Artikel beschreibt
die Entwicklung der HOLL-Rapsproduktion
und beleuchtet die Bedingungen der erfolg-
reichen Produktion, welche einen Mehrwert
schafft und eine erfolgreiche Differenzierung
ermöglicht.
Abb. 2 | Gehalt an Alpha-Linolensäure bei Ernteproben, die auf 97 Parzellen der HOLL-Rapssorte Splendor erhoben wurden; Anbau in der Schweiz, Ernte 2006.
Mittelwert = 2,7%
Geh
alt a
n Al
pha-
Lino
lens
äure
(%)
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
Grund hat man begonnen neue Sorten anzubauen, wel-
che einen geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren
aufweisen, so genannte HOLL-Sorten («high oleic low
linolenic»). Die Produktion begann auf einer begrenzten
Fläche mit genauer Beobachtung der einzelnen Parzel-
len. Mit einer Umfrage bei den beteiligten Produzenten
wurde die Qualität dieser Produktion untersucht. Diese
Umfrage erlaubte nicht nur die in der Schweiz üblichen
Kurzbericht | Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion
346 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013
Die ALA-Gehalte der Ernteproben, welche auf 97 Parzel-
len verteilt auf die ganze Schweiz genommen wurden,
variieren stark (Abb. 2). Wenngleich sich für die Mehrheit
der Parzellen eine für die gewählten Sorte zufriedenstel-
lende Qualität ergab, ist dennoch festzuhalten, dass bei
einem Fünftel der Parzellen zu hohe Gehalte (>3,5%)
erreicht wurden. Diese Parzellen könnten nur durch sys-
tematische Qualitätskontrollen der Ernte vor der Einlage-
rung in Silos ausgeschieden werden. Dies käme jedoch
einer Abweisung der Produktion und einem Verlust der
Prämie für die betroffenen Produzenten gleich. Vorder-
hand ist eine solche Kontrolle nicht vorgesehen. Es muss
hingegen das Ziel sein, diese Qualitätsunterschiede zu
verstehen und in den Griff zu bekommen.
Die Hauptkomponentanalyse (Abb. 3) verdeutlicht
die Beziehungen zwischen verschiedenen Parametern
der Ernte einerseits und den Eigenheiten der Parzellen
sowie der Anbaumethoden andererseits. Die Gehalte
an Oelsäure und ALA sind in sich stark negativ korre-
liert (entgegengesetzte Pfeile), aber sie sind schwach
mit dem Ertrag korreliert (ihr Pfeil bildet fast einen
rechten Winkel mit dem Pfeil des Ertrages).
Eine mässige Stickstoffdüngung (110 – 140 kg/ha)
und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Fungi-
zide und Insektizide) können mit hohen Erträgen in Ver-
bindung gebracht werden, aber es besteht kein Zusam-
menhang zur Zusammensetzung des Öls. Der Durchwuchs
von klassischem Raps auf Parzellen, auf welchen der
HOLL-Raps das erste Mal gesät wurde, und an den Rand-
partien erklärt dagegen die hohen Gehalte von ALA
(Linolensäure) sehr gut. Andere Faktoren, welche einen
Zusammenhang mit hohen Gehalten haben, sind eine
kurze Fruchtfolge und in geringerem Mass das Pflügen
der Parzellen. Diese beiden Faktoren können den Durch-
wuchs indirekt fördern.
Die Parzellen wurden in Abhängigkeit von der
Höhenlage gruppiert. In der Schweiz liegt die Zone des
Rapsanbaus zwischen 300 und 800 Meter über Meer. Die
Parzellen, welche auf über 500 Meter über Meer liegen,
weisen im Jahr 2006 höhere Gehalte an ALA auf. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass höher gelegene Parzellen
innerhalb derselben Region allgemein tieferen Tempera-
turen ausgesetzt sind und typischerweise eine spätere
Reife aufweisen.
Die Qualität, welche in der Schweiz im Jahr 2006
erzielt wurde, war insgesamt befriedigend. Die Resul-
tate der Analysen und der Befragungen haben deutlich
gezeigt, dass zwischen Ölsäure und ALA eine negative
Korrelation besteht. Die höchsten ALA-Gehalte entspre-
chen im Allgemeinen jenen Parzellen, in welchen Durch-
Niedriger Steingehalt
Mittlerer Steingehalt
Hoher Steingehalt
Ertrag
Ölgehalt
Eiweissgehalt
Linolensäuregehalt
Ölsäuregehalt
TKG
Mehr als 500 Meter über Meer
Geringe Höhe über Meer
Pflügen
Ohne Pflügen
Stickstoff <110
Stickstoff aufmittlerem Niveau
Toniger Boden
Sandiger Boden
Tiefgründiger Boden
Oberflächiger Boden
Mittlerer Bodent
Extenso
Ohne Extenso
Vom Extenso zurückgezogen
Durchwuchs bei den Feldrändern
Durchwuchs im Field Kein durchwuchs im Field
Kein Durchwuchs bei den Feldrändern
AusgewogeneFruchtfolge
Kurze Fruchtfolge
Lange Fruchtfolge
Stickstoff >150
Abb. 3 | Hauptkomponentanalyse der Umfrageresultate und der Rapsproduktion, welche bei 97 Schweizerproduzenten von HOLL-Raps erhoben wurde. 74,1% der Variabilität werden durch die beiden ersten Achsen erklärt. Ernte 2006, Sorte Splendor. Extenso = Prämien-system ohne Fungizid- und Insektizideinsatz. Nicht Extenso = mit Einsatz von Fungiziden und Insektiziden.
Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion | Kurzbericht
347Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 344–347, 2013
Die Qualität darf nicht vernachlässigt werden und es
wird weiter geforscht, um möglichst tiefe ALA-Gehalte
bei einem hohen Ölsäuregehalt zu erreichen. Die Sorte
spielt für die Qualität eine ausschlaggebende Rolle, die
aber verstärkt werden kann durch einige Vorsichtsmass-
nahmen bei der Produktion und der Lagerung.
«Regionalisierung» der Produktion
Mit der Gruppierung von Produzenten der klassischen
Sorten um spezialisierte Sammelstellen herum und
getrennt von den Sammelstellen für Produzenten von
HOLL-Sorten, können Verwechslungen von der Saat bis
zur Einlagerung vermieden werden. Zudem entfällt die
Frage des Durchwuchses von klassischen Sorten, wenn
sich eine ganze Anbauregion auf HOLL-Sorten speziali-
siert. Gelangt nach einem vollendeten Fruchtfolgezyklus
erneut Raps auf eine Parzelle, welche einige Jahre zuvor
HOLL-Raps produziert hat, wird die Qualität durch allfäl-
ligen Rapsdurchwuchs nicht mehr vermindert.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Dank der Produktion von HOLL-Raps in der Schweiz
konnte ein industrieller Prozess, die Hydrierung des
Rapsöles, durch einen biologischen Prozess ersetzt wer-
den, indem die neuen Sorten eine andere Zusammen-
setzung an Fettsäuren aufweisen. Heute werden etwa
30 Prozent der Rapsanbaufläche von HOLL-Sorten einge-
nommen, wobei die HOLL-Felder sehr oft um spezielle
Sammelstellen gruppiert sind, um eine Vermischung mit
Standartsorten und damit eine Qualitätsminderung so
weit wie möglich zu vermeiden.
Die Umstellung von Standard- zu HOLL-Sorten erfolgte
schrittweise bei gleichzeitiger Betreuung der Produzen-
ten. Dies erlaubte es, die wesentlichen Kriterien festzule-
gen, um Qualität und die Produktivität bei diesen neuen
Sorten zu gewährleisten und eine für die Landwirte renta-
ble Produktion zu ermöglichen.
Mit der Entwicklung der HOLL-Sorten, welche aner-
kanntermassen einen Mehrwert darstellen, konnten die
Bedürfnisse des Marktes und der Konsumenten befriedigt
werden. Zugleich tragen diese Sorten zur Konkurrenzfä-
higkeit und zum Erhalt des Ackerbaus in der Schweiz bei.
n
wuchs von klassischem Raps beobachtet worden war.
Eine kurze Fruchtfolge und eine Bodenbearbeitung,
welche Rapskörner an die Bodenoberfläche bringt, die
nach einer vorangehenden Rapskultur in den Boden ein-
gearbeitet worden waren, fördern den Durchwuchs. Die
Höhenlage der Parzelle ist ebenfalls ein wichtiger Faktor
der Variabilität: Die ALA-Gehalte nehmen mit steigender
Höhenlage zu, die kühleren Temperaturen begünstigen
höhere ALA-Gehalte. Zusätzliche Untersuchungen
haben gezeigt, dass die Temperatur während der Korn-
bildungsphase die Zusammensetzung der Fettsäuren
bestimmt. Auch in höheren Lagen kann man jedoch eine
befriedigende Qualität erhalten, da die Blütezeit und
die Kornbildungsphase etwas später sind und entspre-
chend bei ziemlich milden Temperaturen stattfinden.
Die neuen Sorten
Bei den neuen HOLL-Rapssorten gibt es weitere Fort-
schritte sowohl bei ihren agronomischen Eigenschaf-
ten als auch bei der Qualität. In Abbildung 4 sind der
stetige Ertragszuwachs und die Abnahme des ALA-
Gehaltes dargestellt. Die Einführung der ersten HOLL-
Hybriden hat diese Entwicklung noch verstärkt. Diese
Sorten haben es in den letzten Jahren erlaubt, mit den
Ertragssteigerungen bei den klassischen Sorten Schritt
zu halten. Die HOLL-Sorten sind im Allgemeinen etwas
weniger produktiv als die klassischen Sorten. Der
Anbau von HOLL-Sorten wird mit einer Prämie von
etwa zehn Franken / dt gefördert, was dem aktuellen
Ertragsunterschied gegenüber den Standardsorten
entspricht.
Dank
Diese Arbeit wurde durch die Zusammenarbeit mit Swiss Granum, Fenaco, Florin, Sabo, Monsanto und INRA möglich. Sie wurde im Rahmen eines durch CTI mitfinan-zierten Projektes durchgeführt. Die Autoren bedanken sich bei allen Beteiligten.
Geh
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)
Relativer Ertrag im Verhältnis zu den aktuellen Standardsorten (%)Visby - Adriana - Compass
Splendor
V141OL
V280OL
MSP01
60 70 80 90 1002,2
2,4
2,6
2,8
3,0
3,2
3,4
3,6
3,8
4,0
Abb. 4 | Relative Erträge und mittlere Gehalte an C18:3 (ALA, Linolensäure) der HOLL-Rapssorten, die in der Schweiz seit 2004 angebaut werden (MSP01: 2004 (n=5), Splendor: 2004-2007 (n=26), V1411OL: 2007-2011 (n=44), V280OL: seit 2012 (n=19). Die Fehler-balken geben die Standardabweichung an.
348 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013
Mit fünf ausgewählten Masthybriden – Ross 308, Ross
PM3, Cobb 500, Hubbard F15 und Cobb 99 – wurde auf
dem Betrieb des Aviforum in Zollikofen ein Mastversuch
durchgeführt. Ziel dieses Versuchs war es, den aktuellen
Stand der verschiedenen Masthybriden in Bezug auf
ihre Mastleistung, Schlacht- und Fleischqualität zu
ermitteln und miteinander zu vergleichen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Je 1120 Küken pro Masthybridlinie wurden gemischtge-
schlechtlich (as hatched) zufällig auf vier Abteile ver-
teilt eingestallt (280 Tiere pro Abteil; Abb. 1). Einge-
streut wurden 1,2 kg Strohmehlwürfel pro m2, wobei
am 35. Tag jeweils im Bereich vor den Luken des Aus-
senklimabereichs Hobelspäne nachgestreut wurden.
Für alle Verfahren wurde das gleiche Starter-, Mast-
und Endmastfutter der Firma UFA AG, Sursee einge-
setzt. Die Haltung erfolgte nach in der Schweiz praxis-
üblichen Vorgaben. Die Mastdauer betrug 37 Tage. Die
Cobb 99 Kreuzung wurde von Grelier aus Cobb Hennen
x Hubbard Hähnen gezüchtet. Alle Tiere, ausser die
Ross 308 Hybriden, stammten aus importierten Eiern
aus Frankreich. Die Ross 308 Eier kamen von Elterntie-
ren der Micarna AG aus der Schweiz. Alle Küken wur-
den von der Brüterei Wüthrich in Belp ans Aviforum
geliefert. Die Schlachtung erfolgte im Schlachthof der
Micarna AG in Courtepin. Die fünf Masthybriden wur-
den in Verfahrensgruppen (ohne Wiederholungen) im
normalen Schlacht- und Zerlegungsprozess der Micarna
Cédric Hoffmann1, Anton Grub1, Danielle Albiker2 und Ruedi Zweifel2
1Micarna SA,1784 Courtepin, Schweiz2Aviforum, 3052 Zollikofen, Schweiz
Auskünfte: Danielle Albiker, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 915 35 33
Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch-qualität verschiedener Masthybridlinien
K u r z b e r i c h t
Abb. 1 | Übersicht über die Haltung der Mastpoulets in einem Abteil. (Foto: Aviforum)
Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch qualität verschiedener Masthybridlinien | Kurzbericht
349Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013
AG bearbeitet. Die Qualität des Brustfleisches wurde
mittels Messungen des pH-Wertes (Knick Portamess
913 pH-Meter) und der Fleischfarbe (Spektrocolorime-
ter von DR Lange) bestimmt.
R e s u l t a t e
Lebendgewicht, Futterverwertung und Mortalität
Die Lebendgewichte der Hybriden lagen zwischen
2078 g und 2332 g (Tab. 1) und erreichten somit End-
gewichte in der Grössenordnung der angestrebten Soll-
werte (Ross 308, 2012; PM3, 2012; Cobb 500, 2012; Hub-
bard F15, 2011). Schon vom 1. Tag an zeigte sich beim
Lebendgewicht ein signifikanter Unterschied zwischen
den Hybriden. Die Hubbard F15 (HF15) erreichten am
Mastende ein vergleichbares Gewicht zu Ross 308 (R308)
Hybriden. Die Cobb 500 (C500) und Ross PM3 (RPM3)
Hybriden waren signifikant schwerer als die Ross 308
und Hubbard F15 Hybriden. Mit dem höchsten Gewicht
hoben sich die Cobb 99 (C99) Tiere signifikant von den
anderen ab.
Das Lebendgewicht am 30. Tag ist von Bedeutung für
den Verkauf von ganzen Poulets unter Berücksichtigung
der Vorgaben der besonders tierfreundlichen Stallhaltung.
Gemäss Ethoprogrammverordnung (EVD, 2008) muss die-
ses Alter mindestens erreicht werden, um BTS-Beiträge zu
erhalten. Ausser den Ross 308 Hybriden überschritten die
geprüften Hybriden das Zielgewicht der Micarna AG (1530
g) in diesem Versuch bereits vor dem 30. Tag.
Um den Futterverwertungsindex (FVI) der fünf Hybri-
den miteinander vergleichen zu können, wurde er linear
auf ein Zielgewicht von 2,15kg extrapoliert. Die Cobb
99 Tiere schnitten mit dem tiefsten korrigierten FVI sig-
nifikant am besten ab.
Tabelle 1 zeigt die Mortalitätsrate am Mastende. Sie
lag bei allen Hybriden über dem Durchschnitt von 2,3 %
der letztjährigen Umtriebe (Aviforum 2011). Ross Hybri-
den hatten einen leicht höheren Anteil an tot aufgefun-
denen Tieren im Stall als die anderen Hybriden. Bei den
Cobb und Hubbard F15 Hybriden wurden mehr Tiere
aktiv ausgemerzt, wobei die beiden Hauptgründe Bein-
probleme oder Unterentwicklung waren. Cobb 500 Hyb-
ride zeigten den grössten Anteil an Herzschlägen.
Schlacht- und Zerlegungsausbeute
Die Schlachtgewichte der Hybriden lagen zwischen
1444 g und 1656 g (Tab. 2). Die Hybriden der Ross 308
waren am leichtesten und diejenigen der Cobb 99 am
Hybride R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.2 N SEM3
Kriterium
Lebendgewicht 1. Tag in g 37,88a 38,93ab 38,46ab 36,03c 39,46b * 20 0,27
Lebendgewicht 37. Tag in g 2078a 2196b 2194b 2130a 2332c * 20 12,43
FVI (kg Futter/kg LG) 1,596a 1,629ab 1,655b 1,589a 1,617ab * 20 0,011
FVI berechnet bei 2150g LG 1,652a 1,595a 1,622a 1,604a 1,491b * 20 0,015
Mortalität Tag 37 in % 3,03 5,18 3,21 4,55 3,66 * 20 0,591*=p< 0.05, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede 2SEM standard error of means
Tab. 1 | Mastleistungen
Hybride R308 RPM3 C500 HF15 C99
Kriterium
Schlachtgewicht (SG) Tag 37 (g) 1444 1546 1554 1513 1656
Ausbeute ganzer Tierkörper (%) 69,5 70,4 70,8 71,0 71,0
Schenkel (% SG) 33,0 33,5 32,5 34,0 33,3
Flügel (% SG) 10,2 10,2 10,0 10,5 10,2
Brustkarkasse (% SG) 39,0 38,1 39,7 36,3 38,4
Brustfleisch (% Karkasse) 49,2 49,0 57,3 49,3 50,1
Innenfilet (% Karkasse) 10,1 9,8 8,3 12,1 10,2
Brustfleisch + Innenfilet (%SG) 23,1 22,4 26,0 22,3 23,2
Konfiskate (%) 1,11 3,38 4,34 1,40 3,98
Tab. 2 | Qualität der Schlachtkörper
Kurzbericht | Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch qualität verschiedener Masthybridlinien
350 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013
schwersten. Die Schlachtausbeute lag bei Ross 308 Hybri-
den am tiefsten. Die ebenfalls leichteren Hubbard F15
Hybriden erzielten eine um 1,5 % höhere Ausbeute als
diese.
Der Brustkarkassenanteil der Hubbard F15 Hybriden
fiel in diesem Versuch mit 25,8 % am tiefsten aus. Denz-
ler (2012) beschreibt für diese Hybriden mit 22,5 % einen
deutlich tieferen Wert, was auf genetische Einflüsse
zurückgeführt werden kann. Schenkel- und Flügelanteil
waren gegenüber den anderen Hybriden leicht erhöht.
Die Cobb 500 Hybriden zeigten im Gegensatz zum Ver-
such von Denzler (2012) den höchsten Brustanteil in der
Brustkarkasse, knapp gefolgt von den Ross 308 und
Cobb 99 Hybriden (Tab. 2).
Bei den Konfiskaten waren die Hauptgründe Unter-
hautinfektionen und Hautveränderungen. Von den
Hybriden Ross 308 und Hubbard F15 wurden am
wenigsten Tiere konfisziert. Am meisten Konfiskate
gab es bei den Cobb 500 Hybriden, dicht gefolgt von
den Cobb 99 Tieren.
Die prozentuale Verteilung der Schlachtgewichte der
Cobb 99 Tiere zeigte eine geringere Uniformität als dieje-
nige der anderen Hybriden. Die Schlachtkörpergewichte
der HF15 Hybriden waren am ausgeglichensten (Abb. 2).
Fleischqualität
Bei der Fleischqualität unterschieden sich die Hubbard
F15 und Cobb 99 Tiere signifikant von den anderen
Hybriden (Tab. 3). Denzler (2012) bestätigt einen tiefe-
ren pH-Wert und damit einhergehend höhere Tropf-
saftverluste der Hubbard F15 Hybriden. Die Cobb
500 Tiere erreichten in diesem Versuch höhere pH-
0,0%
2,0%
4,0%
6,0%
8,0%
10,0%
12,0%
14,0%
750
850
950
1050
11
50
1250
13
50
1450
15
50
1650
17
50
1850
19
50
2050
R308 RPM3 C500 HF15 C99
Abb. 2 | Prozentuale Verteilung der Schlachtgewichte in g nach Hybriden.
Hybride R308 RPM3 C500 HF15 C99
Kriterium
pH-Wert (36h p.m.) 5,86c 5,85c 5,89c 5,73a 5,78b
Helligkeit (L) 48,07a 48,69a 47,87a 50,24c 50,11b
Rote Farbintensität (a) 1,12 1,07 1,17 1,03 0,95
Gelbe Farbintensität (b) 11,23ab 11,11ab 10,93a 11,91c 11,55bc
1unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifi kante Unterschiede (p< 0.05)
Tab. 3 | Qualität des Brustfleisches1
Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleisch qualität verschiedener Masthybridlinien | Kurzbericht
351Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 348–351, 2013
Werte. Gesamthaft weichen die gemessenen Werte
nicht von den Erfahrungswerten für Pouletfleisch ab.
Auch bezüglich der Farbmessungen stimmen die Resul-
tate dieses Versuchs mit Denzler (2012) überein. Das
Fleisch der Hubbard F15 und Cobb 99 Hybriden war sig-
nifikant heller, leicht weniger rot und gelber als das der
anderen Hybriden.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Der Mastversuch zeigte signifikante Unterschiede in den
technischen Resultaten (Schlachtgewicht, FVI), der
Schlachtkörperzusammensetzung und der Fleischquali-
tät zwischen den Masthybriden:
•• Mit den Cobb 99 Tieren können gute Mastleistungen
erzielt werden, aufgrund der Erreichung des Zielge-
wichtes von 1,53 kg vor dem 30. Tag jedoch nur für
die Produktion von Poulets für die Zerlegung.
•• Cobb 500 und Ross 308 Hybriden hatten den höchsten
Brustkarkassenanteil.
•• Von den Ross 308 Hybriden wurden am wenigsten
Tiere wegen Unterhautinfektionen konfisziert.
Die Resultate dieses Versuchs weisen darauf hin, dass je
nach angestrebtem Ziel des Integrators (Schlachtgewicht,
FVI, Schlachtausbeute ganzer Tierkörper, Anteil Brust-
fleisch, Fleischfarbe) ein anderer Hybrid die beste Lösung
darstellt. n
Literatur ▪ Aviforum, 2011. Jahresbericht. Zugang: http://www.aviforum.ch/downloads/D_%20JB_Aviforum_11.pdf [8.3.13].
▪ Cobb 500 – Broiler Performance and Nutrition Supplement, 2012, Cobb Europe Ltd., Colchester, UK. Zugang : http://www.cobb-vantress.com/contactus/brochures/Cobb500_BPN_Supp_English.pdf [21.12.12]
▪ Denzler M., 2012. Vergleich verschiedener Mastpoulet-Hybridlinien bezüglich deren Mastleistung und Fleischqualität. Semesterarbeit vor-gelegt an der HAFL, Versuch durchgeführt am Aviforum, Zollikofen
▪ Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (EVD), 2008. Ethopro-grammverordnung 910.132.4, Artikel 6.5. Zugang: http://www.admin.ch/ch/d/sr/9/910.132.4.de.pdf [21.12.12].
▪ Hubbard F15 - Performance Summary, 12/2011. Hubbard S.A.S., Quintin, Frankreich. Zugang: http://www.hubbardbreeders.com/managementgui-des/index.php?id=20 [21.12.12].
▪ PM3- Broiler Performance objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/RossPM3Broiler-PerfObj2012R1.pdf [21.12.12].
▪ Ross 308 – Broiler Performance Objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/Ross308Broiler-PerfObj2012R1.pdf [21.12.12]
352 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013
Cédric Hoffmann1, Anton Grub1, Danielle Albiker2 und Ruedi Zweifel2
1Micarna SA,1784 Courtepin, Schweiz2Stiftung Aviforum, 3052 Zollikofen, Schweiz
Auskünfte: Danielle Albiker, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 910 35 33
Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklima-bereichs, Einstreuqualität und Gefieder
In der Schweiz werden fast 90 % der Mastpoulets nach
BTS-Normen (Besonders tierfreundliche Stallhaltungs-
systeme) gehalten. Somit haben sie Zugang zu einem
Aussenklimabereich (AKB). Am Aviforum wurde die
Benutzung des AKB von fünf verschiedenen Masthyb-
ridlinien miteinander verglichen, da bis jetzt noch keine
Daten dazu bekannt sind. Die Qualitäten der Einstreu,
Fussballen, Fersen und Befiederung wurden als weitere
Indikatoren für das Tierwohl beurteilt. Die Versuchsbe-
schreibung entspricht der Publikation «Mastleistung,
Schlachtkörper- und Fleischqualität verschiedener Masthy-
bridlinien».
Nutzung des AKB
Die Auswertung der AKB-Nutzung am 22., 23., 26., 30.
und 35. Tag erfolgte quantitativ anhand von Fotoauf-
nahmen. Dazu wurde je eine Kamera (MxControlCenter
V2.5.2 der MOBOTIX AG) pro zwei Abteile installiert,
welche automatisch im Stundentakt ab 0,5 h nach bis
0,5 h vor Schliessung der Auslaufklappe eine Aufnahme
machte (Abb. 1). Der AKB war für die Tiere jeden Tag
von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr zugänglich. Die Anzahl Tiere
im AKB wurde durch Zählen der Tiere auf den Fotos
ermittelt. Es wurde nicht unterschieden, welche Tiere
jeder Gruppe draussen waren, d.h. ob es sich immer um
dieselben Tiere handelte oder nicht.
Vom ersten Tag an nutzten die Hubbard F15 Hybri-
den den AKB signifikant häufiger als die vier anderen
Hybridlinien (Abb. 2 und 3). Es gab keine bevorzugten
Zeiten. Mit einem Höchstanteil von 38,6 % dieser Tiere
im AKB wurde der Platz gut ausgenutzt. Von der Cobb
500 Linie gingen mit höchstens 23,6 % am wenigsten
Tiere raus (Abb. 4 und 5). Alle Hybride nutzten den AKB
mit zunehmendem Alter immer häufiger. Die Ross 308
Hybriden überholten ab dem 30. Masttag die Cobb 99
Tiere und verzeichneten am 35. Masttag die grösste Aus-
gangs-Zunahme.
Einstreu, Wasserverbrauch, Fussballen und Fersen
Am 29. und 37. Versuchstag wurde die Einstreuqualität
aufgrund des Anteils verkrusteter Fläche an der Gesamt-
fläche und der Feuchtigkeit beurteilt. Zwischen den Hyb-
riden gab es signifikante Unterschiede (Tab. 1). Die Hub-
bard F15 hatten die beste Einstreuqualität.
Der Wasserverbrauch beeinflusst die Einstreuqualität.
Hubbard F15 Hybriden konsumierten signifikant weni-
ger Wasser als die anderen Hybriden (Tab. 2). Auch ihr
Faktor Wasser zu Futter war am tiefsten. Cobb Hybriden
tranken am meisten Wasser. Der Faktor Wasser zu Futter
K u r z b e r i c h t
Abb. 1 | Abteile des Aussenklimabereichs mit Kameras. (Foto: Aviforum)
Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder | Kurzbericht
353Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013
unterschied sich über die ganze Mast gesehen nicht
signifikant zwischen den Hybriden.
Die Fussballen- und Fersenerhebung erfolgte bei der
Schlachtung pro Hybrid. Die Ross 308 Hybriden hatten
den höchsten Anteil Tiere mit Fussballenläsionen, die
Hubbard F15 Hybriden den tiefsten. Cobb Hybriden
zeigten mehr Fersenläsionen als die anderen Hybriden
(Tab. 3).
Bei der Einstreu zeigten die Cobb 99 Tiere gegenüber
den Ross und Cobb 500 Hybriden einen leichten Vorteil,
was sich jedoch nicht positiv auf die Gesundheit der Fuss-
ballen und Fersen auswirkte. Die Hubbard F15 Hybriden
hingegen hatten die tiefste Rate an Fussballen- und Fer-
senläsionen. Die Ross 308 Hybriden wiesen die schlech-
teste Einstreu auf, was zu grossen Fussballenveränderun-
gen führte, trotz tiefstem Lebendgewicht. Die Ross PM3
Hybriden zeigten im Gegensatz zu den Ross 308 Hybri-
den bessere Werte bei den Fussballenläsionen als die
Cobb 500 Hybriden bei gleichem Lebendgewicht und
gleich schlechter Einstreu.
0%
1%
2%
3%
4%
5%
6%
7%
8%
08.30h 09.30h 10.30h 11.30h 12.30h 13.30h 14.30h 15.30h 16.30h
Proz
entu
aler
Ant
eil d
er T
iere
im A
KB
AKB Nutzung Tag 22
R308
RPM3
C500
HF15
C99
Alle
Abb. 2 | Nutzung des Aussenklimabereichs (AKB) der Hybride am Tag 22.
Abb. 3 | Nutzung des Aussenklimabereichs (AKB) der Hybride am Tag 35 inklusive Mittelwert von Tag 22 bis 35.
Abb. 4 | 38,6 % der Hubbard F15 Tiere nutzen den AKB um 09.30 Uhr am Tag 35.
Abb. 5 | 23,6 % der Cobb 500 Tiere nutzen den Aussenklima-bereich um 10.30 Uhr am Tag 35.
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
08.30h 09.30h 10.30h 11.30h 12.30h 13.30h 14.30h 15.30h 16.30h Mittelwert
Proz
entu
aler
Ant
eil d
er T
iere
im A
KB
R308
RPM3
C500
HF15
C99
Alle 0%
1%
2%
3%
4%
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6%
7%
8%
08.30h 09.30h 10.30h 11.30h 12.30h 13.30h 14.30h 15.30h 16.30h
Proz
entu
aler
Ant
eil d
er T
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im A
KB
AKB Nutzung Tag 22
R308
RPM3
C500
HF15
C99
Alle
Kurzbericht | Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder
354 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013
Beurteilung des Gefieders
Für die Beurteilung der Verschmutzung des Gefieders
wurde die Methode von Weeks et al. (1994) gemäss For-
man und Keeling (2009) adaptiert und angewendet,
aber nur auf den Bauch und den Rücken der Tiere bezo-
gen, wie es die RSPCA (2011) vorschlägt. Dabei wird der
Verschmutzungsgrad anhand einer Skala von 0 (sauber)
bis 2 (sehr dreckig mit Verkrustung) angegeben. Die
Beurteilung wurde anhand von Fotografien vom leben-
den Tier vorgenommen, welche am 22. und 36. Tag auf-
genommen worden waren. Zusätzlich wurde der Befie-
derungsgrad beurteilt. Er ist aus Tierschutzsicht relevant,
da eine gute Befiederung während des Transportes die
Tiere sowohl vor Kälte als auch vor Hitze schützt.
Das Gefieder der Hybriden war am Rücken nur leicht
verschmutzt, während am Bauch einige Tiere verkruste-
ten Schmutz aufwiesen. Cobb 500 Hybriden zeigten
schon ab dem 22. Tag die stärkste Verschmutzung,
jedoch ohne Signifikanz zu den anderen Hybriden. Das
Gefieder war bei allen Hybriden am 22. Tag in etwa
gleich weit entwickelt. Erst gegen Mastende waren die
C99 Tiere signifikant besser bedeckt als die C500 Hybri-
den (Tab. 4).
Die Verschmutzung des Gefieders der Hybriden lag
auf der Bauchseite trotz schlechter Einstreuqualität
generell im mittleren Bereich und unterschied sich zwi-
schen den Hybriden nicht signifikant. Die Möglichkeit,
einen AKB zu benutzen, kann dazu beigetragen haben,
den Verschmutzungsgrad leicht abzuschwächen (Fork-
man und Keeling, 2009). Cobb 99 und Hubbard F15
Hybriden zeigten die saubersten Gefieder, was mit ihrer
besseren Einstreuqualität zusammenhängt. Zwischen
dem Verschmutzungsgrad und dem Auftreten von Fer-
senläsionen ist entgegen der Erwartungen der OIE
(2010) kein klarer Zusammenhang ersichtlich. Die Ent-
wicklung der Befiederung hatte keinen Einfluss auf die
Leistung oder das Verhalten der Tiere. Sie unterschied
sich auch erst gegen Mastende und nur zwischen Cobb
99 Tieren, welche gut befiedert waren, und Cobb 500
Hybriden, deren Gefieder noch nicht das ganze Tier
bedeckte, signifikant. Der Befiederungsgrad scheint
hauptsächlich genetisch bedingt zu sein.
R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.1 N SEM2
Verkrustung (%)
28. Tag 58,75ab 62,5ab 63,75b 43,75c 50,00ac * 20 3,11
37. Tag 93,75a 92,50a 92,50a 66,25b 83,75ab * 20 4,39
Feuchtigkeit3
28. Tag 1a 1a 1a 0b 0,75a * 20 0,11
37. Tag 2,25 2,00 2,25 1,125 1,375 + 20 0,271*=p< 0,05, +=p<0,1, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede.2SEM: standard error of means. 3Skala: 0 nicht feucht bis 3 sehr feucht und pappig.
Tab. 1 | Beurteilung der Einstreuqualität
Wasserverbrauch (dl) R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.1 N SEM2
1. – 37. Tag 1,81ab 1,97bc 2,04bc 1,63a 2,11c * 20 0,057
Faktor Wasser zu Futter (l/kg)
1. – 37. Tag 2 2,03 2,05 1,76 2,05 n,s, 20 0,0691*=p< 0,05, +=p<0,1, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede.2SEM: standard error of means.
Tab. 2 | Wasserverbrauch in dl pro Tier und Tag und Faktor Wasser- zu Futterverbrauch in ml Wasser pro g Futter (im Durchschnitt pro Ver-fahren)
HybridTiere mit Fussballen-
läsionen in %Tiere mit Fersen-
läsionen in %
R308 74 18
RPM3 26 46
C500 53 68
HF15 10 16
C99 40 58
Tab. 3 | Beurteilung der Tiere mit Fussballen- und Fersenläsionen
Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder | Kurzbericht
355Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 352–355, 2013
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
•• Die gewählte Methode eignet sich gut zur Auswer-
tung der AKB-Nutzung von Masthybriden.
•• Der AKB wird von allen Hybriden regelmässig über
den Tag verteilt benutzt.
•• Die Hubbard F15 Hybriden zeigten am Mastende die
beste Einstreu, nutzten den AKB am häufigsten und
hatten am wenigsten Fussballen- und Fersenläsionen.
•• Mit zunehmendem Alter wird der AKB von mehr
Tieren benutzt.
•• Das Gefieder entwickelt sich genetisch bedingt leicht
unterschiedlich und bleibt ohne Einfluss auf die
Leistung oder das Verhalten während der Mast. Die
Cobb 500 Hybride zeigten in diesem Versuch die
unvollständigste Befiederung.
•• Mit den Cobb 99 Tieren können die guten Mastleis-
tungen der Cobb Hennen und die positiven Eigen-
schaften der Hubbard Hähne in Bezug auf die
Einstreuqualität und auf die Sauberkeit des Gefieders
miteinander verbunden werden.
•• Alle untersuchten Hybriden können zur Haltung nach
den BTS-Bestimmungen empfohlen werden. n
Literatur ▪ Cobb 500 – Broiler Performance and Nutrition Supplement, 2012, Cobb Europe Ltd., Colchester, UK. Zugang : http://www.cobb-vantress.com/contactus/brochures/Cobb500_BPN_Supp_English.pdf [21.12.12].
▪ Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (EVD), 2008. Ethopro-grammverordnung 910.132.4, Artikel 6.5. Zugang: http://www.admin.ch/ch/d/sr/9/910.132.4.de.pdf [21.12.12].
▪ Forkman B. und Keeling L., 2009. Assessment of Animal Welfare Measu-res for Layers and Broilers. Welfare Quality Reports No. 9, Cardiff Univer-sity, UK, ISBN 1-902647-79-3.
▪ Hubbard F15 - Performance Summary, 12/2011. Hubbard S.A.S., Quintin, Frankreich. Zugang: http://www.hubbardbreeders.com/managementgui-des/index.php?id=20 [21.12.12].
▪ OIE ad hoc Group on animal welfare and broiler chicken production sys-tems / June 2010, Zugang: http://www.oie.int/doc/ged/D9693.PDF [20.12.12].
▪ PM3- Broiler Performance objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, Zugang: http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/ RossPM3BroilerPerfObj2012R1.pdf [21.12.12].
▪ Ross 308 – Broiler Performance Objectives, 2012. Aviagen, Scotland, UK, Zugang: http://en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/ Ross308BroilerPerfObj2012R1.pdf [21.12.12].
▪ RSPCA, 2011. Welfare Standards for Chickens, Royal Society for the Pre-vention of Cruelty to Animals, UK, Zugang: http://www.rspca.org.uk/ImageLocator/LocateAsset?asset=document&assetId=1232725466971&mode=prd [20.12.12].
R308 RPM3 C500 HF15 C99 Sign.1 N p
Tag 22
Schmutziger Rücken2 0 0,083 0,167 0,083 0 n.s. 60 0,461
Schmutziger Bauch2 0,25 0,5 0,5 0,333 0,583 n.s. 60 0,474
Befiederungsstärke3 2 1,833 2 2 2 n.s. 60 0,050
Tag 36
Schmutziger Rücken2 0,545 0,333 0,600 0,417 0,583 n.s. 57 0,671
Schmutziger Bauch2 1,455 1,333 1,600 1,208 1,125 n.s. 57 0,306
Befiederungsstärke3 0,273ab 0,667ab 0,917a 0,750ab 0,200b * 57 0,4701*=p < 0,05, +=p<0,1, n.s. = nicht signifikant; unterschiedliche Buchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede.2Scoring nach RSPCA (2011) und Weeks et al. (1994): 0 sauber bis 2 sehr dreckig mit Verkrustung.3Skala: 0 starke Befiederung bis 2 schwache Befiederung.
Tab. 4 | Beurteilung der Befiederung
356 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 356–358, 2013
Höhere Erträge in pflanzlichen Anbausystemen mit limi-
tierten Ressourcen – eine Notwendigkeit, wenn man die
Prognosen für das Bevölkerungswachstum betrachtet.
Eine wichtige Rolle in der Pflanzenernährung spielen
dabei die meist unsichtbaren Mikroorganismen in den
Böden. Stickstoff fixierende Mikroorganismen erschlies-
sen für Pflanzen inerten atmosphärischen Stickstoff,
während Mykorrhizapilze den Zugang zu mehr Phos-
phat ermöglichen. Durch eine Vielzahl indirekter Effekte
können Mikroorganismen die Nährstoffversorgung und
Gesundheit der Pflanzen verbessern. Im Seminar «Aktu-
elle Aspekte von Nährstoffkreisläufen in Agrarökosyste-
men» an der ETH Zürich (10. und 11. Januar 2013) wur-
den unter der Leitung von Emmanuel Frossard und
Astrid Oberson aktuelle Forschungsprojekte rund um
das Thema «Nützliche Mikroorganismen für eine ökoef-
fiziente Pflanzenernährung» vorgestellt. Der gezielte
Einsatz von Mikroorganismen in landwirtschaftlichen
Systemen steckt zwar noch in Kinderschuhen, wird
jedoch in Zukunft an Bedeutung gewinnen, insbeson-
dere in Regionen wo Phosphor, Stickstoff sowie der
Zugang zu Pestiziden limitiert ist.
Optimale Nährstoffversorgung durch Symbiose mit My-
korrhizapilzenArbuskuläre Mykorrhizapilze (AMP) gehen mit Pflanzen-
wurzeln Symbiosen ein, durch welche die Pilze Kohlen-
stoff von der Pflanze im Austausch gegen Nährstoffe wie
Phosphat erhalten. Die Pilzhyphen bilden in den Pflan-
zenwurzelzellen sogenannte Arbuskeln, welche die Ober-
fläche für den Nährstoffaustausch vergrössern. Die mole-
kularen Komponenten der Symbiose zwischen Pflanze
und AMP wurden von Uta Paszkowski (Universität Cam-
bridge) am Beispiel von Reis näher erläutert. So konnten
Untersuchungen zeigen, dass alle Reispflanzen, die
Mykorrhiza-Symbiosen aufweisen, auch die Proteine PT11
und PT13 der Genfamilie PHOSPHATE TRANSPORTER1
(PHT1) aufweisen. Mutanten, denen PT11 und PT13 fehlt,
hatten eine signifikant geringere AMP-Kolonisierung und
kleinere Arbuskeln als die nicht mutierten Pflanzen. Aus-
serdem akkumulierten Mutanten weniger Phosphat in
Wurzel- und Sprossgewebe. Da sich AMP nicht für anae-
robe Bedingungen eignen, kommt der positive Effekt
einer AMP-Infizierung nur in aeroben Reissystemen, d.h.
für sogenannten Hochlandreis, zum Zug.
Neben dem besseren Verständnis der molekularen Kom-
ponenten hat sich auch die Taxonomie der AMP seit
2000 grundlegend verändert, da zahlreiche neue Ord-
nungen, Familien und Gattungen entdeckt wurden.
2011 wurden die AMP in die drei neuen Klassen Paraglo-
Kräuterseitling auf einem Substratblock bei der Firma Romanens Pilz GmbH. (Foto: Antonia Müller)
Antonia Maria Müller1, Floris Heim2 und Christian Folberth1
1Departement für Umweltsystemwissenschaften, ETH Zürich, 8006 Zürich, Schweiz2Institut für Geographie, Universität Zürich, 8057 Zürich, Schweiz
Auskünfte: Antonia Müller, E-Mail: [email protected], Tel. +41 52 354 91 32
Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme*
K u r z b e r i c h t
*Uebersetzung von Valentin Theubet
Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme* | Kurzbericht
357Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 356–358, 2013
meromycetes, Archaeosporomycetes und Glomeromyce-
tes eingeteilt. Unter diesem Gesichtspunkt beleuchtete
Fritz Oehl (ART Reckenholz) den Einfluss der landwirt-
schaftlichen Nutzung auf die Zusammensetzung der
AMP. Untersuchungen an verschiedenen zentraleuropäi-
schen Standorten (inkl. DOK-Feldversuch Therwil,
Schweiz) konnten aufzeigen, dass die Biodiversität der
AMP durch die Intensität der Landnutzung, das Anbau-
system (konventionell, biologisch) und die Bodenbear-
beitung (Pflug, pfluglose Bearbeitung) beeinflusst wer-
den. Eine Studie legte den Schluss nahe, dass viele
AMP-Arten bevorzugt oder sogar ausschliesslich in orga-
nisch landwirtschaftlichen Systemen vorkommen, ver-
mutlich aufgrund eines geringen Anteils an leicht ver-
fügbarem Phosphat in diesen Böden.
Matthias Rillig (Freie Universität Berlin) erläuterte
den Einfluss von AMP auf zentrale Prozesse der Boden-
aggregation. Die symbiontische Interaktion der Pilze
kann insbesondere die Zusammenstellung der Pflanzen-
gesellschaft durch eine Bevorzugung von bestimmten
Pflanzensymbionten verändern. Diese Bevorzugung
kann wiederum zu einer erhöhten Produktivität der
Pflanzengesellschaft führen. Daraus resultiert eine
erhöhte Kohlenstoff-Deposition welche das
C/N-Verhältnis des Bodens ändert. Diese Veränderungen
wirken sich sowohl auf die Bodensubstrat-Zusammen-
setzung als auch auf die Bodenaggregations-Eigenschaf-
ten aus. Ausserdem kann Kohlenstoff, der aufgrund der
Symbiose über Rhizodeposition in den Boden gelangt,
die mikrobielle Aktivität des Bodens erhöhen sowie die
Zusammensetzung der Bakteriengesellschaft verändern.
Einen Bogen zur praktischen Anwendung schlug Hannes
Gamper (ETH Zürich). Er untersucht die Gemeinschafts-
bildung von Mykorrhizapilzen nach einer experimentel-
len Vermischung mit dem Ziel, die Folgen einer Beimp-
fung mit Fremdpilzstämmen besser vorhersehen und für
die Landwirtschaft möglichst optimale AMP-Gesellschaf-
ten identifizieren zu können.
Die Erkenntnisse von Hannes Gamper sind insbeson-
dere auch für die praktische Anwendung und Herstel-
lung von AMP-Inokulaten wichtig, welche von Ewald
Sieverding (Universität Hohenheim) dargestellt wurden.
Unter einem Inokulum versteht man ein Substrat, wel-
ches eine infektiöse Einheit enthält. Diese kann das
Myzelium oder eine Gruppe von Sporen beinhalten.
Aufgrund der einfachen Kultivierung und der Eignung
für fast alle ökologischen Bedingungen, wird häufig Rhi-
zophagus irregularis verwendet. Als wichtig für die Eta-
blierung von AMP-Inokulaten in der Praxis erachtet
Ewald Sieverding die Entwicklung einer einfachen und
kostengünstigen Methode, um den Bedarf an AMP im
Feld zu bestimmen.
Neue Erkenntnisse in der biologischen Stickstoff-Fixierung
Während die Besiedelung von Leguminosen durch Rhizo-
bien beziehungsweise Stickstoff fixierende Bakterien in
ihren Grundzügen bekannt ist, steht gemäss Hans-Martin
Fischer (ETH Zürich) aktuell u.a. die Kommunikation
zwischen den beteiligten Organismen im Fokus der For-
schung. So wurde kürzlich ein Rezeptor identifiziert,
welches Lipo-Oligosaccharide der Knöllchenbakterien
erkennt und das Einrollen der Wurzelhaare sowie die
Ausbildung von Infektionskanälen induziert. Zunehmend
wird das Gen-Knockout-Verfahren genutzt, um spezifi-
sche Interaktionen zu klären. Wird beispielsweise das
Gen zur Unterdrückung der pflanzlichen Abwehrreak-
tion in Rhizobien ausgeschaltet, kommt es zur Bildung
von Nekrosen an der Pflanze und eine Besiedelung kann
nicht länger stattfinden. Die Bestimmung der beteiligten
Botenstoffe könnte es in Zukunft erlauben, die Symbiose
durch eine Applikation von Botenstoffen zu fördern.
Ein weiterer Schwerpunkt gegenwärtiger Forschung
ist die Limitierung sowie die optimale Versorgung der
Pflanzen durch andere Nährstoffe, insbesondere Phos-
phor. Jean-Jacques Drevon (INRA Montpellier) stellte
hierzu aktuelle Ergebnisse aus einem Züchtungs- und
Selektionsprogramm für eine verbesserte Effizienz der
Phosphatnutzung in der symbiotischen Stickstoff-Fixie-
rung vor. Besonderes Augenmerk wurde auf die Selek-
tion von Leguminosen unter praxisnahen Umweltbe-
dingungen gelegt. Es existieren genetische Linien,
welche sowohl unter Phosphormangel als auch unter
optimaler Phosphorversorgung eine hohe Stickstoff-
Synthese-Leistung aufweisen, wohingegen andere
Linien nur einen der beiden Gesichtspunkte erfüllen.
Da auch Rhizobien über unterschiedliche Phosphortole-
ranzen verfügen und diese somit in der Wirtspflanze
erhöhen können, ist die Selektion der optimalen Mikro-
symbionten ebenfalls von Bedeutung.
Hinsichtlich der Stickstoff-Fixierung im Grasland
stellte Andreas Lüscher (ART Reckenholz) eine Studie
zum Thema Mischverhältnisse von Klee und Gras zur
optimalen Stickstoff-Fixierung vor. Die an 31 Standor-
ten in Europa erfassten Daten zeigen, dass eine Klee-
Gras-Mischung in mehr als 98 % der Versuche einen
höheren Biomasseertrag lieferte als die jeweiligen
Monokulturen. Das Optimum der Mischverhältnissen
lag bei 40 – 60 % Kleeanteil in der Trockenmasse, da hier
das Gras dem Ökosystem Stickstoff entzieht und somit
eine verstärkte Stickstoff-Fixierung im Klee induziert
wird. Bei niedrigeren Klee-Anteilen kann der Klee den
Stickstoffbedarf des Graslandes nicht decken, bei höhe-
ren Anteilen sinkt der Stickstoffentzug durch das Gras,
wodurch die Fixierung von Stickstoff durch den Klee
weniger gefördert wird.
Kurzbericht | Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme*
358 Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 356–358, 2013
Der letzte Beitrag zum Thema Rhizobien behandelte die
Inokulation von Nicht-Leguminosen mit Pseudomonas
und AMP sowie positive Effekte der Rotation von Nicht-
Leguminosen mit Leguminosen. Paul Mäder (FiBL) stellte
Projekte aus Indien vor, die im Rahmen einer Schweiz-
Indien Zusammenarbeit auf die Erhöhung der kleinbäu-
erlichen Grundnahrungsmittelproduktion abzielen.
Dazu wurden Weizen, Reis und Urdbohne mit Pseudo-
monas und/oder AMP inokuliert, welche im Vorfeld aus
dem Wurzelraum vor Ort kultivierter Weizenpflanzen
gewonnen worden waren. Es zeigte sich, dass die Erträge
vor allem auf Feldern gesteigert werden konnten, die
unter herkömmlichen Bedingungen nur sehr niedrige
Ernten erlaubten. Bei Weizen war so eine Ertragszu-
nahme von bis zu 80 % möglich. Wurde nur mit einem
der Organismen inokuliert, so erfolgte im Schnitt eine
Ertragssteigerung von jeweils 40 %. Bei der Urdbohne,
einer Leguminose, zeigte die Inokulation keinen signifi-
kanten Effekt, da vermutlich bereits bodenbürtige Rhi-
zobien vorhanden waren. Reis wies eine geringere
Ertragszunahme als Weizen auf, durch Gründüngung
mit der Leguminose Sesbania sesban konnten die Erträge
jedoch von Reis um weitere 30 % gesteigert werden.
Mikroorganismen als biologische PestizideMikroorganismen im Boden können neben der Stick-
stoff- und Phosphaternährung auch die Pflanzenge-
sundheit und das Pflanzenwachstum durch die Sekre-
tion von antimikrobiell-wirkenden Substanzen oder
Pflanzenhormonen beeinflussen. Carolin Schwer (ETH
Zürich) inokulierte Mais mit verschiedenen Kombinatio-
nen von Rhizophagus irregularis (AMP) sowie mit zwei
Bakterienstämmen. Während die Bakterien das Wur-
zelwachstum durch die Produktion von Pflanzenhor-
monen stimulieren, Stickstoff fixieren oder Phosphat
mobilisieren ist der AMP für den Phosphortransport
verantwortlich. Die Maiswurzeln wurden mit den Mik-
roorganismen in den verschiedensten Kombinationen
inokuliert. Eine Zunahme der Trockenmasse war für die
Kombinationen von jeweils einem Bakterium mit Rhi-
zophagus zu beobachten. Wurden die Maispflanzen
mit beiden Bakterien und Rhizophagus gleichzeitig
inokuliert, konnte kein additiver Effekt nachgewiesen
werden. Ein positiver Effekt konnte ebenfalls für die
Aufnahme von Phosphor in die Maispflanzen beobach-
tet werden, wenn Rhizophagus mit einem der Bakte-
rien gleichzeitig inokuliert wurde, jedoch konnten
keine Unterschiede für Stickstoff festgestellt werden.
Es stellt sich die Frage, ob für die Versuche eine nähr-
stoffärmere Erde sinnvoller gewesen wäre, um eine
Symbiose der Pflanzen mit den stickstofffixierenden
Mikroorganismen zu fördern.
Pseudomonaden sind Bakterien, die im Boden mit Pflan-
zenwurzeln assoziiert leben und das Wachstum und die
Entwicklung von Pflanzen positiv beeinflussen. Durch
das Absondern von antimikrobiell wirkenden Stoffen,
z.B. 2,4-Diacetylphloroglucinol (DAPG), können Pseudo-
monaden wurzelbürtige Krankheiten verhindern, wie
Monika Maurhofer (ETH Zürich) zeigen konnte. Dies
wurde z.B. auf den suppressiven Böden mit Tabakanbau
in Morens, CH nachgewiesen. Obwohl der Erreger der
schwarzen Wurzelfäule im Feld in hohen Mengen nach-
gewiesen wurde, waren die Tabakwurzeln gesund. In
weiteren Versuchen konnte gezeigt werden, dass Wei-
zensorten für bestimmte Pseudomonas-Genotpyen
selektionieren, d.h. Weizenwurzeln können die Popula-
tion von nützlichen Bakterien beeinflussen. Zusätzlich
beeinflussen Wurzelexudate von Pythium-infiszierten
Weizenpflanzen die bakterielle Genexpression und
somit die Produktion von DAPG. In weiteren Versuchen
konnten Monika Maurhofer und ihr Team in Zusammen-
arbeit mit Syngenta zeigen, dass auf Pflanzenblätter
gesprühte Pseudomonas Lepidopterenlarven reduzieren.
Und das Beste daran: Die Pseudomonas wirken nicht
toxisch gegen adulte Hummeln oder Hummellarven! Ob
man die Pseudomonaden deshalb in Zukunft als Insekti-
zide verwenden könnte, wird nun weiter untersucht.
Das wohl eindrücklichste Beispiel für die Wichtigkeit
von Zink für die Pflanzengesundheit lieferte Brion Duffy
(ACW Wädenswil) bei der Fusarium-Bekämpfung mit
DAPG-produzierenden Pseudomonaden. Erstaunlicher-
weise produzierten die Pseudomonaden weniger DAPG
in der Anwesenheit von Fusarinsäure, dem Toxin des
Fusarium-Pathogens. Wurde allerdings zusätzlich Zink
hinzugegeben, wurde Fusarinsäure gebunden und die
Pseudomonaden produzierten wieder mehr des antimik-
robiell wirkenden Stoffes DAPG, so dass Fusarium-Schä-
den reduziert wurden.
Den Abschluss des Seminars bildete eine Exkursion
zur Romanens Pilz GmbH in Gossau, wo Shiitake, Kräu-
terseitling und Austernseitling in Bioqualität für den
Schweizer Markt produziert werden. Herr Romanens
und sein Team erläuterten Probleme und Erfolgsge-
schichten, welche die Biopilz-Produktion mit sich bringt.
Und wer vom Pilzproduktionsfieber angesteckt wurde,
konnte einen Block Substrat mit Inokulum mitnehmen
und überprüfen, ob man dem Shiitake wirklich durch
Schütteln einen Regen vorgaukeln kann und sie somit
zur Fruchtkörperproduktion anregt. n
359
Einladung
Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «Internati-
onal Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich,
Sie zum «1st International Symposium on Medicinal, Aro-
matic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas»
einzuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli
2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen
gerichtet, die in der Forschung, Produktion und Bildung
tätig sind.
Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen
aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung
von Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und
zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als
Aromastoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Ver-
wendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden
Wildpflanzen sind im allgemeinen reich an sekundären
Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu
Heilzwecken gesammelt. Doch der Bedarf an einigen
dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher
kann die Nachfrage nur über deren professionellen
Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher
Anbau eine nachhaltige Produktion mittels optimalen
Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit
gewünschtem phytochemischem Profil, das durch
Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit kön-
nen natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulatio-
nen geschützt werden.
Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von For-
schenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argenti-
nien in vier Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressour-
cen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und
markergestützte Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz
und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung,
Extraktion und Produktherstellung. Das Symposium wird
in Englisch gehalten, ohne Übersetzung.
Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/
mapmountain/index.html?lang=en
Aktuelles
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 359, 2013
P o r t r ä t
Cécile Brabant: die Wissenschaft vom Brot – vom Weizenfeld zum Backtrog
Wenn man sieht, wie sich Cécile Brabant in ihrer blauen
Arbeitskleidung und den Feldschuhen auf dem Gelände
von Changins munter bewegt, könnte man glauben, sie
sei auf dem Land aufgewachsen. Aber weit gefehlt: Die
junge Frau ist in Paris zur Welt gekommen, wo sie auch
ihre ganze Kindheit verbracht hat. «Im Grunde genom-
men bin ich durch und durch ein Stadtmensch!» bekennt
die junge Forscherin mit einem Lachen, das für sie so
charakteristisch ist.
Ihr tiefer Bezug zur Natur geht zurück auf jene Zeit,
als sie zwölf Jahre alt war und ihre Eltern ein Haus auf
dem Land gekauft hatten. Dort entdeckte sie auch den
Reitsport, den sie bis heute aktiv betreibt. Als es später
darum ging, einen Beruf zu wählen, fiel es ihr schwer,
sich zwischen Pflanzenbau und Tierzucht zu entscheiden.
Sie liebäugelte sogar mit der Idee, Tierärztin zu werden,
bevor sie sich dann definitiv für den Pflanzenbau ent-
schied, der ihr bessere Berufsmöglichkeiten bot.
Zunächst studierte sie Pflanzenbiologie und Popula-
tionsgenetik an der Universität Pierre et Marie Curie.
Anschliessend spezialisierte sich Cécile Brabant während
eines Jahres in Pflanzenzucht an der Nationalen Hoch-
schule für Agraringenieure (ENITA) in Clermont-Ferrand.
Danach reihte sie verschiedene Praktikumsaufenthalte
aneinander, die sich thematisch mit der Selektion und
der Pathologie befassten. Beispiele sind die Züchtung
von Industrieerdbeeren bei Pernod-Ricard, Arbeiten
über Virusinfektionen auf der Gewürzvanillein Franzö-
sisch Polynesien oder die Selektionsarbeiten bei Zwie-
beln an der INRA in Dijon.
2001 nimmt Cécile Brabant ihre Arbeit als Sommer-
weizenzüchterin bei Agroscope Changins-Wädenswil in
Changins auf und übernimmt ab 2012 auch die Verant-
wortung für das Backqualitätslabor. Mit dieser doppel-
ten beruflichen Ausrichtung erlebt die junge Forscherin
reichhaltige und spannende Tage. «Diese beiden Arbeits-
gebiete ergänzen sich, denn das vorrangige Ziel der Wei-
zenzüchtung bei Agroscope ist die hohe Backqualität.»
Die Züchtung ist eine langwierige Arbeit, welche genaue
Beobachtungen und viel Geduld erfordert. In der Tat
vergehen gut ein Dutzend Jahre von der Kreuzung bis
zur Registrierung einer neuen Sorte. Danach braucht es
nochmals drei bis vier Jahre, bis die Sorte auf dem
Markt ist. «Aber diese Anstrengungen lohnen sich»,
meint Cécile Brabant. «In den letzten zehn Jahren haben
wir viele neue Sorten geschaffen, die heute vorwiegend
in der Schweiz angebaut werden, aber auch weltweit –
insbesondere in Marokko, in der Ukraine, in Neuseeland,
in den USA und Kanada in den Anbau gelangen». Diese
Züchtungen finden in enger Zusammenarbeit mit Agro-
scope ART und Delley Samen und Pflanzen (DSP) statt.
Cécile Brabant und ihr Team bearbeiten zahlreiche
Aspekte der Backqualität und der Züchtung wie zum Bei-
spiel der Einfluss der Sorte auf den Geschmack des Bro-
tes, die Auswirkung der Stickstoffdüngung auf den
Gehalt und die Qualität von Gluten bei den Sorten, die
gemäss Bio- oder Extenso- Richtlinien angebaut werden,
die Selektion von Sorten für die Brotherstellung auf der
Basis von tiefgefrorenem Teig, die Bestimmung von Pro-
teinen mittels Elektrophorese und Chromatographie,
die Schaffung von Sorten mit hohem Gehalt an gewissen
Nährstoffen wie beispielsweise Lutein (verbreitetes
Carotinoid), oder der Einfluss des mit Fasern und Anti-
oxidantien angereicherten Weizenmehls auf die Back-
qualität.
In enger Bindung an ihr Ursprungsland wohnt Cécile
Brabant mit ihrem Ehemann und den beiden Töchtern in
der Franche-Comté auf einem Bauernhof, den sie schritt-
weise wieder herrichten. Dort tummeln sich auch meh-
rere Tiere – «nur Tiere, die genügsam sind und sich selbst
versorgen können» präzisiert die junge Frau: zwei Stu-
ten, 18 Hühner unterschiedlicher Rassen und vier Schafe,
die als «Rasenmäher» für das einen Hektar grosse
Gelände dienen.
Sibylle Willi, Agroscope Changins-Wädenswil ACW
360
A k t u e l l
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013
Aktuell
Bodenschutz in der Landwirtschaft
Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der
Landwirtschaft
Die Vollzugshilfe erläutert die gesetzlichen Grundlagen
für das Modul Bodenschutz mit den beiden Bereichen
Erosion und Bodenverdichtung. Unbestimmte Rechtsbe-
griffe werden im Hinblick auf die landwirtschaftliche
Bewirtschaftung des Bodens konkretisiert. Die Vollzugs-
hilfe richtet sich in erster Linie an die Vollzugsbehörden
der VBBo.
Anton Candinas, Bundesamt für Landwirtschaft BLW
Jean-Pierre Clément, Bundesamt für Umwelt BAFU
Die Vollzugshilfe «Bodenschutz in der Landwirtschaft» wird nur
elektronisch veröffentlicht.
Download: http://www.bafu.admin.ch/UV-1313-D
> Landwirtschaft> Umwelt-Vollzug2013
> Bodenschutz in derLandwirtschaft
Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft
Esparsette: Eine unbekannte Wunder-pflanze
Im Rahmen des EU Projektes LegumePlus (PITN-
GA-2011-289377) trafen sich über 30 Wissenschaftlerin-
nen und Wissenschaftler in Zürich, um die neuesten For-
schungsergebnisse zu diskutieren. Die Esparsette ist eine
alte, in Vergessenheit geratene Futterpflanze mit vielen
wertvollen Eigenschaften. Neben hoher Futterqualität
und guter Trockenheitstoleranz ist es vor allem der hohe
Gehalt an bioaktiven Inhaltsstoffen, insbesondere Tan-
nine, welche diese Futterleguminose so interessant
machen. Im interdisziplinären LegumePlus-Projekt unter-
suchen Chemikerinnen und Chemiker die Zusammenset-
zung der verschiedenen Tannine. Zudem erforschen
Parasitologen und Tierernährungsspezialisten deren
Wirkung auf die Tiergesundheit und die Qualität der
Nahrungsmittel. Pflanzenwissenschafter forschen nach
verbesserten Anbaumethoden und nach Möglichkeiten,
den züchterischen Fortschritt zu verbessern. Erste Resul-
tate zeigen, dass die Esparsette eine Futterleguminose
mit grossem Potential ist. Weitere Informationen auf
www.legumeplus.eu.
Roland Kölliker, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
361
A k t u e l l
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013
N e u e P u b l i k a t i o n e n
ART-Bericht 760
Steuerersparnisse werden gelegentlich als Motiv für
Maschineninvestitionen herangezogen, wenn die be-
triebswirtschaftliche Notwendigkeit der Investition nicht
offensichtlich gegeben ist. Anhand eines konkreten
Betriebsbeispiels wird die Weiternutzung eines vorhan-
denen Traktors mit einer vorgezogenen Ersatzinvesti-
tion verglichen. Im Rahmen einer Simulation über zehn
Jahre werden die Auswirkungen auf die kumulierten
Steuerausgaben und die kumulierten verfügbaren finan-
ziellen Mittel (vfM, Cashflow) des landwirtschaftlichen
Haushalts untersucht. Die vfM stellen die Differenz zwi-
schen Einnahmen und Ausgaben auf Stufe des landwirt-
schaftlichen Haushalts dar und können dementspre-
chend als Veränderung des Eigenkapitals interpretiert
werden. Um den kantonalen Einfluss bei den Steuern zu
berücksichtigen, wird die Analyse für vier Standortge-
meinden in den Kantonen Bern, Schwyz, Solothurn und
Thurgau durchgeführt. Entsprechend variieren die
kumulierten Steuereinsparungen zwischen 9600 und
23 800 Franken. Diese Einsparungen erscheinen ange-
sichts der damit einhergehenden Veränderungen bei
den verfügbaren finanziellen Mitteln (vfM) als irrele-
vant. Beim Kauf können in allen Kantonen über sechs bis
sieben Jahre keine Reserven gebildet werden und die
kumulierten vfM liegen über die zehn Jahre 75 000 bis
81 700 Franken tiefer als bei einer Weiternutzung des
alten Traktors. Für den betrachteten Betrieb stellt die
vorgezogene Ersatzinvestition auch unter Berücksicht
gung der erzielten Steuereinsparung ein finanzielles
Risiko dar. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht haben die
Steuern einen gewissen Effekt, sie rechtfertigen aber die
vorgezogene Ersatzinvestition bei Weitem nicht. Die
Investition ist unter der gegebenen Betriebssituation
finanziell nur verantwortbar, wenn sie mit ausserlan
wirtschaftlichem Nebeneinkommen mitfinanziert wer-
den kann.
Hans-Rudolf Zahnd, Agro-Treuhand Rütti AG, CH-3052 Zollikofen
Christian Gazzarin und Markus Lips, Forschungsanstalt Agroscope
Reckenholz-Tänikon ART
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
ART-Bericht 760
Maschineninvestitionen und Steuereinsparungen
Eine Cashflow-Analyse des landwirtschaftlichen Haushalts
Autoren
Hans-Rudolf Zahnd,Agro-Treuhand Rütti AG,Molkereistrasse 23,CH-3052 Zollikofen
Christian Gazzarin undMarkus Lips,Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ART,CH-8356 Ettenhausen
März 2013
Steuerersparnisse werden gelegentlich alsMotiv für Maschineninvestitionen heran-gezogen, wenn die betriebswirtschaftli-che Notwendigkeit der Investition nichtoffensichtlich gegeben ist. Anhand eineskonkreten Betriebsbeispiels wird die Wei-ternutzung eines vorhandenen Traktorsmit einer vorgezogenen Ersatzinvestitionverglichen. Im Rahmen einer Simulationüber zehn Jahre werden die Auswirkun-gen auf die kumulierten Steuerausgabenund die kumulierten verfügbaren finanzi-ellen Mittel (vfM, Cashflow) des landwirt-schaftlichen Haushalts untersucht. DievfM stellen die Differenz zwischen Ein-nahmen und Ausgaben auf Stufe des land-wirtschaftlichen Haushalts dar und kön-
nen dementsprechend als Veränderungdes Eigenkapitals interpretiert werden.Um den kantonalen Einfluss bei denSteuern zu berücksichtigen, wird die Ana-lyse für vier Standortgemeinden in denKantonen Bern, Schwyz, Solothurn undThurgau durchgeführt. Entsprechend vari-ieren die kumulierten Steuereinsparungenzwischen 9600 und 23800 Franken. DieseEinsparungen erscheinen angesichts derdamit einhergehenden Veränderungenbei den verfügbaren finanziellen Mitteln(vfM) als irrelevant. Beim Kauf können inallen Kantonen über sechs bis sieben Jahrekeine Reserven gebildet werden und diekumulierten vfM liegen über die zehnJahre 75000 bis 81700 Franken tiefer als
«Der Kauf eines neuen Traktors will gut überlegt sein. ‹Steuern sparen› darf kein Hauptmotivsein.»
Maschineninvestitionen und Steuereinsparungen
362
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013
28.06.2013 Filmpremiere: «Von Älplern für Älpler»Um eine Alp zu bewirtschaften, ist viel Know-how nötig.
Im Rahmen des Forschungsprogramms AlpFUTUR, das
von Agroscope und der Eidgenössischen Forschungsan-
stalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL koordiniert
wird, sind drei Kurzfilme zur Bewirtschaftung und Pflege
von Sömmerungsweiden entstanden. Erfahrene Älpler
aus den Kantonen Bern, Graubünden und Wallis geben
darin ihr praktisches Wissen weiter. Dabei steht die sorg-
fältige Nutzung der Alpweiden mit Kühen, Jungvieh und
Milchziegen im Vordergrund.
20.06.2013 Donnerstags im Gestüt – zwei spannende Nach-mittage bei den Hengsten Die traditionellen Donnerstage im Schweizerischen Nati-
onalgestüt SNG in Avenches finden dieses Jahr am
18. Juli und am 8. August statt. Auf dem Programm
stehen erneut originelle Vorführungen; zudem ist es
möglich, hinter die Kulissen des Gestütbetriebs und in
die Werkstätten zu blicken. Die Donnerstage im Gestüt
richten sich an die breite Öffentlichkeit.
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuelle Forschungsergebnisse
für Beratung und Praxis:
Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal
im Jahr Forschungsergebnisse über
Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,
Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und
Gesellschaft.
Agrarforschung ist auch online verfügbar
unter: www.agrarforschungschweiz.ch
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AGrArForSchUNGSchweiz
rechercheAGroNomiqUeSUiSSe
Talon einsenden an:redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt AgroscopeLiebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00e-mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch
Name/Firma
Vorname
Strasse/Nr
PLZ/Ort
Beruf
Datum
Unterschrift
Agrarforschung Schweiz/RechercheAgronomique Suisse ist die zeitschrift
der landwirtschaftlichen Forschung von
Agroscope und ihren Partnern. Partner der
zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-
schaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und
Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Bera-
tungszentralen AGriDeA, die eidgenössische
Technische hochschule eTh zürich, Departe-
ment für Umweltsystemwissenschaften und
Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der
zeitschrift ist.
Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Fran-
zösisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus
Forschung, industrie, Lehre, Beratung
und Politik, an kantonale und eidgenössische
Ämter und an weitere Fachinteressierte.
363
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Aktuell
Agrarforschung Schweiz 4 (7–8): 360–363, 2013
V e r a n s t a l t u n g e n
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
I n t e r n e t l i n k s
ecoinvent – weltweit führende Daten-bank für Ökobilanzen
www.ecoinvent.ch
Die Ökoinventar-Datenbank ecoinvent bildet die Basis
für Ökobilanzierungsprojekte, Öko-Design oder Pro-
dukt-Umweltinformationen. Die neu lancierte Version
3.0 ist ein weiterer Meilenstein in der Ökobilanzierung:
Neue und aktualisierte Daten, zum Beispiel in den Berei-
chen chemische Produktion, Lebensmittel und Gemüse
sowie Elektrizität, bieten den Nutzern von ecoinvent
mehr Anwendungsmöglichkeiten.
August 2013
17.08.2013Infotag Beeren 2013Agroscope Changins-Wädenswil ACWForschungszentrum Conthey
22.08.2013Infotag Gemüsekulturen im GewächshausAgroscope Changins-Wädenswil ACWForschungszentrum Conthey
23.08.2013InfoTag Medizinal- und AromapflanzenAgroscope Changins-Wädenswil ACWAttiswil BE
29.08.2013AGFF-StrickhoftagungAgroscope ART, AGFFStrickhof, Eschikon, 8315 Lindau
September 2013
05.09.2013Informationstagung AgrarökonomieAgroscope Reckenholz-Tänikon ARTEttenhausen
Oktober 2013
01.10.2013AlpFUTUR - wissenschaftliche SchlusstagungAlpFUTUR Verbund (Agroscope, WSL)Schüpfheim LU
02.10.20137. ÖkobilanzplattformAgroscopeAgroscope, 8046 Zürich
V o r s c h a u
September 2013 / Heft 9
Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL wurde baulich erweitert, hat eine neue Führung und mit der Berner Fachhochschule BFH eine neue Trägerschaft. (Foto: HAFL)
V o r s c h a u
•• Marktkontrollen – Qualität von Pflanzenschutz-
mitteln in der Schweiz, Bruno Patrian et al., ACW
•• Nachhaltigkeitsbewertung von Insektiziden im
Getreide- und Kartoffelanbau der Schweiz,
Patrik Mouron et al., ART und ACW
•• Einfluss von Insektiziden auf Nützlinge in Getreide-
und Kartoffelkulturen, Stève Breitenmoser und
Robert Baur, ACW
•• Screening von Leguminosen für Vegetationsdecken:
Stickstoff und Unkraut-Begleitflora, Claude-Alain
Gebhard et al., ACW, HAFL und ETH Zürich
•• Serie Proficrops: Das Vertrauen der Kunden in
Schweizer Produkte stärken: Die Rolle der Differen-
zierung, Anna Crole-Rees et al., ACW
www.alpfutur.ch
Dienstag, 1. Oktober 2013
TagungsortBerufsbildungszentrum BBZNChlosterbüel 28CH – 6170 Schüpfheim LU
Schlusstagung Forschungsprogramm AlpFUTUR
Detailprogramm und Anmeldungwww.alpfutur.ch/schlusstagungAnmeldung obligatorisch
Zukunft der Sömmerungsweiden in der Schweiz
QR-Code zum Detailprogramm
Mit Simultanübersetzung
Deutsch – Französisch
Donnerstag, 5. September 2013
36. Informationstagung AgrarökonomieAgroscope, Tänikon, Ettenhausen
Schwerpunktthemen•Agrarstrukturelle Entwicklung•Buchhaltungsergebnisse 2012
Weitere Themen•SAK-Faktoren•Qualitätsproduktion •Wirtschaftlichkeit der Pensionspferdehaltung
TagungsortAgroscope, Tänikon 1, CH−8356 Ettenhausen
Detailprogramm und Anmeldung:www.agroscope.ch >Veranstaltungen >Informationstagung Agrarökonomie
Anmeldeschluss: 28. August 2013
Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBFAgroscope
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