Ágrip - skemman.is · ljóðgreind, ásamt upprunalegu kvæðunum og þau borin saman. Í kringum...

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Ágrip

Höfuðviðfangsefni ritgerðarinnar er safn þýskra þjóðkvæða og –vísna, Des Knaben

Wunderhorn. Hér verður fjallað um tilurð þess og áhrif á þýska ljóðagerð. Tónlist hefur verið

samin af ýmsum þekktum tónskáldum við mörg kvæðanna og verða sönglög Gustavs Mahlers

sérstaklega skoðuð hér. Textar við tvö af sönglögum hans, samin við ljóð úr safninu, verða

ljóðgreind, ásamt upprunalegu kvæðunum og þau borin saman.

Í kringum 1770 átti sér stað í Evrópu aukin þjóðernisvakning, sem endurspeglaðist

m.a. í áhuga á þjóðvísum og þjóðlögum. Undir áhrifum þessarar vakningar héldu skáldin

Clemens Brentano og Achim von Arnim af stað að safna saman þýskum þjóðvísum.

Afraksturinn gáfu þeir út í þremur bindum á árunum 1805 – 1808. Ljóðasafnið inniheldur yfir

700 ljóð, en er þó ekki óumdeilt, fyrst og fremst vegna þess þeir félagar eru taldir hafa ritstýrt

ljóðunum einum of mikið. Ljóðasafnið hafði þó mikil áhrif á þýska ljóðagerð. Af ljóðum í

safninu hrifust einnig mörg tónskáld og sömdu tónlist við mörg þeirra. Þar af hafa sönglög

Gustavs Mahlers orðið hvað þekktust. Hann var mikill aðdáandi ljóðanna og samdi sönglög

við yfir 20 ljóð úr safninu ásamt því að nýta sér efnivið nokkurra sönglaga í aðra, þriðju og

fjórðu sinfóníu sína. Eins og Brentano og Arnim umgekkst Mahler ljóðin af hæfilegri

virðingu; hann setti stundum saman tvö ljóð, eða bætti við þau frá eigin brjósti til að búa til

texta við sönglög sín. Í rannsóknarspurningu er því velt upp hvort og þá hvaða munur sé á

táknmyndum upprunalegu ljóðanna og söngtextum Mahlers og hvernig og hvort sá munur

breyti merkingu ljóðanna. Í meginkafla ritgerðarinnar eru táknmyndir ljóðanna skoðaðar og

ljóðin túlkuð og borin saman. Að lokum eru helstu niðurstöður reifaðar.

4

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Ursprung und die Entwicklung der Idee der Gedichtsammlung „Des Knaben

Wunderhorn“

2.1. Clemens Brentano und Achim von Arnim

2.2. „Des Knaben Wunderhorn“ – von einer Idee zu einem Buch

2.3. Die Bedeutung und der Einfluss der Gedichtsammlung

3. Gustav Mahler, seine Musik und Verbindung zu der Gedichtsammlung „Des Knaben

Wunderhorn“

3.1. Gustav Mahler

3.2. Gustav Mahlers Musik zu „Des Knaben Wunderhorn“

4. Das Symbol – Überblick über Verwendung und Definitionen

5. Die Symbole der Gedichte

5.1. Wo die schönen Trompeten blasen

5.2. Unbeschreibliche Freude

5.3. Bildchen

5.4. Ablösung im Sommer

5.5. Ablösung

6. Analyse der Gedichte im Hinblick auf die Symbole

6.1. Wo die schönen Trompeten blasen

6.1.1. Vorwort

6.1.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

6.1.3. Fazit

6.2. Unbeschreibliche Freude

6.2.1. Vorwort

6.2.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

6.2.3. Fazit

6.3. Bildchen

6.3.1. Vorwort

6.3.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

6.3.3. Fazit

6.4. Vergleich zwischen den Gedichten in „Des Knaben Wunderhorn“ und

Mahlers Lied

6.5. Ablösung

5

6.5.1. Vorwort

6.5.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

6.5.3. Fazit

6.6. Ablösung im Sommer

6.6.1. Vorwort

6.6.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

6.6.3. Fazit und Vergleich zwischen das Gedicht in „Des Knaben Wunderhorn“

und Mahlers Lied

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis

9. Anhang

6

1.Einleitung

Die Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ wurde im Jahr 1806 zum ersten

Mal herausgegeben. Die Gedichte stammten aus verschiedenen Zeiten und Stilepochen und

von verschiedenen Orten. Sie wurden von den Schriftstellern und Freunden Clemens

Brentano und Achim von Arnim gesammelt und zusammengestellt. Zu dieser Zeit wurde eine

große Menge altes Material, sowie Lieder, Musik, Märchen und Sagen gesammelt und

herausgegeben. Die berühmteste Sammlung, die aus dieser Zeit stammt, ist eindeutig die

Märchensammlung der Brüder Grimm. „Des Knaben Wunderhorn“ ist jedoch die berühmteste

Gedichtsammlung.

Zu vielen Gedichten der Sammlung wurde Musik komponiert, die bekannteste stammt

von Gustav Mahler. Aus „Des Knaben Wunderhorn“ hat er 9 Klavierlieder, und 13 Lieder für

Orchester und Singstimme komponiert. Zu den Klavierliedern zählen u.a. Um schlimme

Kinder artig zu machen (In der Sammlung Um die Kinder still und artig zu machen benannt),

Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald (Waldvögelein) und Ablösung im Sommer

(Ablösung) und zu den Orchesterliedern zählen z.B. das berühmte Rheinlegendchen

(Rheinischer Bundesring) und Das irdische Leben (Verspätung). Außerdem beziehen sich 3

von seinen 10 Symphonien auf die Gedichte aus der Sammlung und in denen kommen auch 3

Gedichte aus der Sammlung vor: Es sungen drei Engel (Armer Kinder Bettlerlied), Urlicht

und Das himmlische Leben (Der Himmel hängt voll Geigen). Es ist klar, dass Mahler die

Sammlung sehr gut kannte und mochte; das merkt man auch an seiner Musik. Gerne hat er

mit den Gedichten gearbeitet; er hat sie umgeschrieben oder umbenannt; er hat auch

manchmal zwei Gedichte zusammengesetzt, z.B. Wer hat das Liedlein erdacht? und Wo die

schönen Trompeten blasen. Von allen Liedern, die er komponierte, waren mehr als die Hälfte

aus „Des Knaben Wunderhorn“. Die Lieder wurden von Mahler nicht als Liederzyklus

herausgegeben, trotzdem bilden sie eine Einheit, die häufig Wunderhorn – Lieder genannt

wird.

In der Arbeit werden zwei von Gustav Mahlers Liedern aus „Des Knaben

Wunderhorn“ im Hinblick auf Symbole analysiert. Die Texte zu Mahlers Liedern Wo die

schönen Trompeten blasen und Ablösung im Sommer stammen aus der Gedichtsammlung

„Des Knaben Wunderhorn“, aber kommen in Mahlers Liedern ein bisschen anders vor als in

der Gedichtsammlung. In Wo die schönen Trompeten blasen werden zwei Gedichte,

Unbeschreibliche Freude und Bildchen, zusammengesetzt und einige extra Zeilen werden

7

hinzugefügt. In Ablösung im Sommer schreibt Mahler selber einige zusätzliche Zeilen zu

einem Gedicht, das Ablösung heißt. Es geht hier nicht um eine klassische Gedichtanalyse,

sondern um eine Analyse der Symbole.

Die zentrale Frage der Arbeit lautet entsprechend: Wie unterscheiden sich die

Symbole in den ursprünglichen Wunderhorn Gedichten von den Symbolen in Mahlers

Liedern und wie ändert das die Bedeutung der Gedichte?

Zuerst wird ein kurzer Überblick über die Sammlung und die Herausgeber der

Gedichtsammlung gegeben. Danach werden Gustav Mahler und seine Musik im Hinblick auf

die Wunderhorn Lieder thematisiert. In einem dritten Kapitel werden Definitionen von

Symbolen nebeneinander gestellt, um dann die unterschiedlichen Symbole, die in den

Gedichten vorkommen analysieren und vergleichen zu können. In einer Schlussbetrachtung

werden nochmals alle Ergebnisse in Bezug gestellt und ein abschließendes Fazit gezogen.

Sekundärliteratur zu der Gedichtsammlung kann in unterschiedlichen Bereichen

gefunden werden. Die wichtigste Sekundärliteratur ist Literatur zu den Quellen der

Gedichtsammlung (hier Rieser) und zu dem Ursprung und der Entwicklung der Idee der

Gedichtsammlung (hier hauptsächlich Martini und Ebnet). Zu Gustav Mahler gibt es

Sekundärliteratur zu seinem Leben, Musik und Werken. Darunter werden hier Bruno Walter,

Henry Louis de la Grange und verschiedene Autoren auf die größte Musik Lexikon, Grove

Music Online zitiert. Bedeutende Definition des Begriffes Symbol stammt von René Wellek

und Austin Warren; hier wird Gerhard Kurz auch zitiert. Das Symbollexikon diente als die

größte Quelle für die Symbolübersetzung.

2. Der Ursprung und die Entwicklung der Idee der Gedichtsammlung „Des Knaben

Wunderhorn“

Clemens Brentano und Achim von Arnim haben Volkslieder des deutschen

Mittelalters gesammelt und überarbeitet und unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ in

drei Bänden in den Jahren 1805 bis 1808 herausgegeben.1 In den drei Bänden befinden sich

1 Vgl.: Martini, Fritz. „Die Romantiker“ in Deutsche Literaturgeschichte – von den Anfängen bis zur Gegenwart,

Stuttgart: Alfred Kröner Verlag. 1968, S: 337.

8

über 700 Volkslieder, die sie gesammelt haben.2 Aber wer waren Clemens Brentano und

Achim von Arnim?

2.1. Clemens Brentano und Achim von Arnim

Clemens Brentano war ein deutscher Schriftsteller. Er wurde 1778 geboren und ist

1842 gestorben. Er ist heute im Besonderen für „Des Knaben Wunderhorn“ bekannt.

Brentano hat unterschiedliche Fächer sowie Bergwissenschaft, Medizin und Philosophie an

verschiedenen Universitäten studiert, u.a. an den Universitäten in Bonn, Halle, Jena und

Göttingen. Er schloss aber kein Studium ab. Um Geld musste er sich nicht kümmern, weil er

seine Eltern beerbte und deshalb unabhängig war.3

In Jena traf Brentano bedeutende Leute, wie Fichte, Schelling und die Schlegel

Brüder, die ihn beeinflussten und er fing mit seinen ersten Dichtungen an.4 Dort lernte er auch

den Hauptvertreter der Weimarer Klassik, Johann Wolfgang von Goethe kennen.5 Brentano

war, laut Fritz Martini: „der genial improvisierende, vielseitigste und phantasievollste Dichter

der jüngeren Romantik“.6 Mit der Gedichtsammlung „schuf er [samt Arnim] den typischen

Volksliedton der Lyrik im 19. Jahrhundert“.7 Er ist nicht zuletzt durch seine

Gedichtsammlung bekannt und bedeutend für die Entwicklung des Volksliedes.

Achim von Arnim wurde im Jahr 1781 in eine aristokratische Familie geboren. Er

wird als „eine feste, klare Männlichkeit“8 beschrieben, der mit einem freien Sinn und Wille

eine menschliche Überlegenheit hatte.9 Er studierte Rechtswissenschaft und Mathematik an

den Universitäten in Halle und Göttingen, wo er Clemens Brentano kennenlernte. Kurz nach

der Herausgabe der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ folgte die Herausgabe der Zeitung

„Die Zeitung für Einsiedler“, die die Freunde, die damals in Heidelberg lebten, zusammen mit

Joseph Görres und Jacob Grimm, verlegten. Außerdem schrieb er Dramen, Novellen,

2 Vgl.: Ashley, Tim. The Oxford Companion to Music „Des Knaben Wunderhorn“.

(http://www.oxfordmusiconline.com/subscriber/article/opr/t114/e1896?q=des+knaben+wunderhorn&search=qui

ck&pos=1&_start=1#firsthit) zuletzt abgerufen am 3. Januar, 2014. 3 Vgl.: www.who is who.de: Clemens Brentano. (http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=419&RID=1)

zuletzt abgerufen am 29. Dezember 2013 4 Ebd. Zuletzt abgerufen am 29. Dezember 2013

5 Vgl.: Die deutsche Gedichtbibliothek. Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Gedichte: Brentano – Biografie

und Lebenslauf: (http://gedichte.xbib.de/biographie_Brentano.htm) zuletzt abgerufen am 6. Januar 2014. 6 Martini: S. 336.

7 www.who is who.de: Clemens Brentano. Zuletzt abgerufen am 29. Dezember 2013.

8 Martini: S. 337.

9 Vgl.: Martini: S. 337-338.

9

Erzählungen, Romane und Gedichte. Zusammen mit Brentano zählt er heute zu den

bedeutendsten Vertretern der deutschen Romantik. Er starb im Jahr 1831.10

2.2. „Des Knaben Wunderhorn“ – von einer Idee zu einem Buch

Die Idee, alte Volkslieder zu sammeln kam nicht nur so wie ein Blitz aus heiterem

Himmel. Andere hatten sich schon früher damit beschäftigt und ähnliche Sammlungen

herausgegeben. Den Begriff „Volkslied“ übersetzte der Schriftsteller Johann Gottfried Herder

(1744 – 1803) aus dem Englischen. Das Buch „Volkslieder“ gab er im Jahr 1778 – 79 heraus,

1807 wurde es allerdings in „Stimmen der Völker in Liedern“ umbenannt. Mit diesem Buch

legte er den Grundstein für Volksliteratur.11

In der zweiten Ausgabe 1807, kurz nach seinem

Tod, wurden die Lieder zum ersten Mal nach Ländern kategorisiert;12

was ein möglicher

Grund der Umbenennung ist.

Aber warum Volksliteratur? In den 1770er Jahren gab es eine Reaktion auf die

unpoetische, mechanisierende und erdrückende Atmosphäre der Aufklärung. Das Ergebnis

dieser Reaktion war ein Erwachen des Nationalgeistes, der sich in den Volksliedern und

volkstümlichen Erzählungen widerspiegelte. Das passierte nicht nur in Deutschland, sondern

überall in Europa. Die Ideen der Romantik setzen sich durch.13

Brentano und von Arnim

widmeten den ersten Band von „Des Knaben Wunderhorn“ einem der Hauptvertreter der

Romantik, Johann Wolfgang von Goethe.14

Die ursprüngliche Idee der beiden Schriftsteller war es, ein Buch mit dem Titel

„Liederbrüder“ herauszugeben. Es sollte „eigene lyrische Produktionen“15

beinhalten und „die

romantische Vorstellung des Volksliedes verdeutlichen“.16

Später entschieden sie sich für die

Herausgabe einer Gedichtsammlung, die „Das Mildheimische Liederbuch“ unnötig machen

würde.17

„Das Mildheimische Liederbuch“ wurde im Jahr 1799 von einem Vertreter der

Aufklärung, Rudolf Zacharias Becker, herausgegeben. Es beinhaltete 518 Volkslieder. Diese

Volkslieder sollten Landleute und Leute aus den niederen Schichten der Städte singen und

10

Vgl.: Die deutsche Gedichtbibliothek. Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Gedichte: Arnim – Biografie und

Lebenslauf: (http://gedichte.xbib.de/biographie_Arnim.htm) zuletzt abgerufen am 6. Januar 2014. 11

Vgl.: Ebnet, Karl-Heinz. „Einleitung“ in Des Knaben Wunderhorn, Kehl: SWAN Buch-Vertrieb. 1994, S. 8. 12

Vgl.: Volksmusikland. „Stimmer der Völker“.

(http://www.volksmusikland.at/index.php?article_id=29&clang=0&sammlungen=6 ) . Zuletzt abgerufen am 14.

Juli 2014. 13

Vgl.: Markovic, Katarina. Drinking from the Magich Horn of Youth: Des Knaben Wunderhorn and the

Romantic Artistic Imagination. (http://necmusic.edu/mahler/des-knaben-wunderhorn) zuletzt abgerufen am 3.

April 2014. 14

Vgl.: Martini: S. 337. 15

Ebnet: S. 7. 16

Ebd. S. 7. 17

Vgl.: Ebnet: S. 7-8.

10

dadurch zu Tugend und ein besseres Leben ermutigt zu werden. Deshalb mussten die Lieder

deutlich und fasslich sein und keine unverständlichen Anspielungen oder Begriffe

beinhalten.18

Das Buch sollte das vernünftige, gute Leben durch das Singen fördern, die Leute

gut erziehen. Diese Erziehungsvorstellungen, d.h. die Leute sollten moralistisch durch u.a.

Literatur erzogen werden, gehörten zu der Ideen der Aufklärung.19

Das Buch hatte keinen

Platz für die Phantasien oder Bedenken. Die romantischen Vorstellungen waren dagegen, dass

die Kunst die Phantasien anreichern sollte. Das Ahnen, Schauen, die Intuition und die

einfache ursprüngliche Kunst des Volkes wurden von den Romantikern verehrt. Leute sollten

nicht durch Kunst erzogen werden.20

Deswegen ging das Mildheimische Liederbuch den

romantischen Vorstellungen zuwider.21

Für diesen Zweck, um eine neue Gedichtsammlung

herauszugeben, schrieben von Arnim und Brentano viele Gedichte nach mündlicher

Überlieferung auf. Dazu kamen andere Quellen, sowie Gesangbücher, fliegende Blätter und

Gedichtsammlungen aus dem Spätmittelalter und der Barockzeit.22

2.3. Die Bedeutung und der Einfluss der Gedichtsammlung

Heute wird „Des Knaben Wunderhorn“ als ungelehrt und zweifelhaft angesehen.23

Brentano und Arnim haben mit der Sammlung angefangen, ohne zu definieren, was ein

Volkslied ist, oder was sie sammeln wollten. Deshalb erscheint die Sammlung zufällig.

Brentano machte sich genauere Vorstellungen und wollte z.B. wenigstens zwischen Nord-

und Süddeutschland unterscheiden und am liebsten nur Gedichte aus dem oberdeutschen

Sprachraum herausgeben. Arnim war dagegen. Er wollte einfach alle Gedichte aus dem

ganzen deutschen Sprachraum sammeln, nicht nach Kriterien wie Dialekt, Ort und Zeit

sortiert. Brentano wollte so wenig wie möglich in die Gedichte eingreifen, Arnim nicht.

Brentano konnte seine Ideen nicht durchsetzen und für von Arnims Redaktion wurden sie

kritisiert.24

Aber wie bereits erwähnt, wollten sie ein Liederbuch herausgeben, das den

romantischen Vorstellungen nicht zuwider ging. Zu dieser Zeit galten Volkslieder als

18

Vgl.: Michael Fischer. Volksaufklärung: Das Mildheimische Liederbuch.

(http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7149/pdf/Mildheimisches_Liederbuch.pdf) zuletzt abgerufen am

26. Mai 2014. 19

Vgl.: Aufklärung (1720 – 1785). (http://www.pohlw.de/literatur/epochen/aufklaer.htm) zuletzt abgerufen am

26. Mai 2014. 20

Vgl.: Romantik (1798 – 1835). (http://www.pohlw.de/literatur/epochen/romantik.htm) zuletzt abgerufen am

26. Mai 2014 21

Vgl.: Ebnet: S. 7-8. 22

Vgl.: Gsteiger, Manfred. „Des Knaben Wunderhorn“ in Poesie und Kritik, Bern und München: Francke

Verlag. 1967. S. 29 – 30. 23

Vgl.: Ashley: Zuletzt abgerufen am 3. Januar, 2014. 24

Vgl.: Ebnet: S. 8.

11

Pöbelliteratur.25

Möglich ist, dass die Redakteure das ändern wollten und deshalb haben sie

die Gedichte redigiert. Sie haben den romantischen Ton innerhalb der Gedichte gefunden und

hervorgehoben. Wenn das der Fall war, gilt dieses Buch nicht unbedingt als eine historische

Quelle für Volkslieder, sondern als eine Gedichtsammlung, die auf romantischen Kriterien

basiert.

Die Sammlung bewahrt „die melodischen, spontanen Sätze und Metren der alten

deutschen Gedichte“ (Übersetzung Þ.E.P.).26

In der Gedichtsammlung „ertönten die Stimmen

des Volkes aus allen Ständen und vielen Jahrhunderten mit der gleichen schlichten,

volksmäßigen und christlichen Herzlichkeit“.27

Mit der Sammlung fing eine neue Epoche

deutscher Lyrik an:

„Die Vielfalt der Strophenformen, die Freiheit in den Taktierungen, im Metrischen und

Rhythmischen, die man in den alten Liedern fand, ihr fließender Rhythmus, ihre Auflösung der

Strophengliederung zu liedhaftem Klangflusse, ihre Kunst des Refrains – dies hat sich der

romantischen und der Lyrik des 19. Jahrhunderts eingeprägt und eine neue Verskunst

eingeleitet. Daneben gesellte sich die Freude an den romantischen Formen wie dem Sonett, der

Terzine, dem Triolett, der Glosse in ihrer Kunst von Strophe, Reim Klang; aus indischer

Dichtung wurde das Ghasel abgelernt“.28

Dieser Abschnitt zeigt, inwiefern die Sammlung spätere Dichter der Romantik

beeinflusst hat. Darunter sind bedeutende Schriftsteller wie Ludwig Uhland, Eduard Mörike,

Hugo von Hofmannsthal und Heinrich Heine.29

Es wird hier deutlich, dass die Sammlung

wichtig für nachfolgende Dichter war. Gleichzeitig war sie auch für Komponisten sowie

Johannes Brahms, Hugo Wolf, Richard Strauss, Robert Schumann und Arnold Schönberg30

wichtig, die viel Musik zu den Gedichten schrieben. Unter ihnen war Gustav Mahler ohne

Zweifel der Wichtigste.

3. Gustav Mahler, seine Musik und Verbindung zu der Gedichtsammlung „Des Knaben

Wunderhorn“

3.1. Gustav Mahler

25

Ebd. S. 8. 26

Encyclopaedia Britannica. Encyclopaedia Britannica Online Academic Edition. Encyclopædia Britannica Inc.,

2014. „Des Knaben Wunderhorn“ (http://www.britannica.com/EBchecked/topic/701277/Des-Knaben-

Wunderhorn) zuletzt abgerufen am 7. Januar 2014. 27

Martini: S. 337. 28

Ebd. S. 337. 29

Vgl.: Markovic. Zuletzt abgerufen am 18. Juli 2014. 30

Ebd. Zuletzt abgerufen am 18. Juli 2014.

12

Der Komponist und Dirigent, Gustav Mahler, wurde im Jahr 1860 in Böhmen geboren

und ist 1911 in Wien gestorben. Seine Musik zählt zur spätromanitischen Epoche, die etwa

zwischen den Jahren 1860 und 1910 liegt.31

Er studierte Klavier am Wiener

Musikkonservatorium und war ein angesehener Dirigent und Komponist. Er hat in ganz

Europa gelebt und dirigiert. Am Ende seines Lebens, 1908 – 1910 arbeitete er in den USA,

dirigierte u.a. in der Metropolitan Oper in New York. Seit dem Jahr 1893, verbrachte er die

Sommer in Salzkammergut in Österreich, wo er komponierte. Zu seinen größten Werken

zählen 10 Symphonien, vier große Liederkreise und die sehr bekannten Wunderhorn – Lieder,

die er recht früh in seinem Leben komponierte.32

3.2. Gustav Mahlers Musik zu „Des Knaben Wunderhorn“

Die wichtigsten Merkmale seiner Musik sind die fantasievolle Gestaltung, die

Naturlaute33

, d.h. Laute, die an die Laute der Natur, wie beispielsweise an Vogelgesang,

erinnern34

, und manchmal ist die Musik fast grotesk. Er mochte nicht nur die feine und

stilvolle Musik, sondern auch die Musik seiner Kindheit, u.a. die Volksmusik. Aus diesem

Grund wird seine Musik häufig als grotesk klassifiziert.35

Außerdem kommen Humor und

Ironie in seinen Werken häufig vor. Das Volkslied hat ihn stark beeinflusst, deswegen haben

ihn wahrscheinlich die Wunderhorn – Gedichte interessiert. Wie die meisten bedeutenden

Künstler dieser Zeiten, kämpfte Mahler mit philosophischen Gedanken, religiösen Gefühlen

und leidenschaftlicher Menschlichkeit, was man an seiner Musik gut hören kann.36

Aus „Des Knaben Wunderhorn“ hat Mahler zuerst 9 Lieder mit Klavierbegleitung und

später 13 Lieder für Orchester und Singstimme komponiert. Außerdem kommen drei Lieder

aus der Gedichtsammlung in seinen ersten Symphonien vor. In einigen von Mahlers Liedern

können die originalen Melodien, jedoch stark abgewandelt, erkannt werden. Auf den ersten

Blick erscheinen die Wunderhorn – Lieder als einfache Volkslieder, aber eine nähere

Untersuchung zeigt die Kompositionen eines stilvollen Komponisten. Die

31

Vgl.: Zeit und Wahrheit. Spätromantik (Musik). (http://www.zeit-und-wahrheit.de/spaetromantik-musik-

1173/) zuletzt abgerufen am 1. April 2014. 32

Vgl.: Kennedy, Michael. The Oxford Companion to Music. Mahler, Gustav.

(http://www.oxfordmusiconline.com/subscriber/article/opr/t114/e4156?q=gustav+mahler&search=quick&pos=3

&_start=1#firsthit) zuletzt abgerufen am 1. April 2014. 33

Vgl.: Walter, Bruno. Gustav Mahler, Berlin und Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 1957, S. 72. 34

Vgl.: De La Grange, Henry Louis. „Music about music in Mahler: reminiscences, allusions, or quotations?“:

Mahler studies. Red. Stephen E. Hefling. Cambridge, Eng.; New York, Melbourne: Cambridge University Press,

1997. S. 128. 35

Vgl.: San Francisco Symphony. Keeping Score. Gustav Mahler: A world of experience.

(http://www.keepingscore.org/interactive/gustav-mahler) zuletzt abgerufen am 25. August 2014. 36

Vgl.: Walter: S. 72 - 76.

13

Kompositionsmethoden in den Wunderhorn – Liedern sind ebenso komplex wie seine größten

Symphonien.37

Mahler hat nicht nur Musik zu über 20 Gedichten der Sammlung komponiert,

sondern ein großer Teil seiner Musik wurde durch sie beeinflusst. In der zweiten, dritten und

vierten Symphonie benutzt er, in den instrumentalischen Sätzen, Material aus den früher

komponierten Wunderhorn – Liedern.38

Außerdem werden in diesen Symphonien drei

Gedichte aus der Sammlung gesungen. Das Scherzo in der zweiten Symphonie basiert auf

dem Lied Des Antonius von Padua Fischpredigt und der vierte Satz ist ein Orchesterlied mit

Altsolostimme, die das Gedicht Urlicht singt. Das Scherzo in der dritten Symphonie basiert

auf dem Gedicht Ablösung im Sommer.39

Im 5. Satz singen ein Knabenchor, ein Frauenchor

und eine Altsolistin das Gedicht Es sungen drei Engel welches in der Sammlung Armer

Kinder Bettlerlied heißt. Im Schlusssatz einer seiner bekanntesten Werke, die 4. Symphonie,

singt eine Sopransolistin das Gedicht Der Himmel hängt voll Geigen – das Mahler Das

himmlische Leben nannte.40

Wegen dieser engen Verbindung mit den Liedern, werden diese

Symphonien häufig die Wunderhorn – Symphonien genannt.41

Ziemlich früh in seiner Karriere komponierte Mahler die Wunderhorn – Lieder, die

ersten erschienen im Jahr 188742

und das letzte 190143

. Davor komponierte er seinen ersten

Liederkreis, „Lieder eines fahrenden Gesellen“, zu dem er selber auch die Gedichte schrieb.

Obwohl Mahler zu diesem Zeitpunkt noch kein Wunderhorn – Gedicht gesehen hatte, ähneln

seine Gedichte sehr den Wunderhorn – Gedichten.44

Es ist deshalb vielleicht kein Wunder,

dass er die Wunderhorn – Gedichte für seine nächsten Kompositionen wählte, nachdem er das

Buch in einem Bücherregal bei Karl Maria von Webers Enkel fand.45

Es überrascht auch

nicht, dass sie ihn in seinen Kompositionen so sehr beeinflusst haben. Man kann sich nur

vorstellen was Mahler fühlte, als er „Des Knaben Wunderhorn“ zum ersten Mal sah und las.

Der Komponist, Pianist und Dirigent Bruno Walter, den Mahler durch seine Arbeit mit ihm

37

Vgl.: De La Grange: S. 140 – 141. 38

Vgl.: Ashley: Zuletzt abgerufen am 8. Januar 2014. 39

Vgl.: Adorno, Theodor W. Mahler – A musical Physiognomy, Chicago und London: The University of

Chicago Press. 1992, S. 6-8. 40

Vgl.: Franklin, Peter. Grove Music Online. Mahler, Gustav.

(http://www.oxfordmusiconline.com/subscriber/article/grove/music/40696?q=mahler&search=quick&pos=1&_s

tart=1#firsthit) zuletzt abgerufen am 8. Januar 2014. 41

Vgl.: Chee, Benjamin. The Flying Inkpot. Mahler and the Symphony.

(http://inkpot.com/classical/mahlersyms.html) zuletzt abgerufen am 8. September 2014. 42

Vgl.: Markovic: Zuletzt abgerufen am 3. April 2014. 43

Vgl.: Franklin: Zuletzt abgerufen am 3. April 2014. 44

Vgl.: Walter: S. 74. 45

Vgl.: Markovic: Zuletzt abgerufen am 3. April 2014.

14

als sein Assistent persönlich kannte46

, beschrieb Mahlers erste Begegnung mit „Des Knaben

Wunderhorn“, wie folgt:

„Als er dann Des Knaben Wunderhorn kennenlernte, muß ihm gewesen sein, als

entdecke er seine Heimat. Alles fand er darin, was seine Seele bewegte, und fand es ebenso

dargestellt, wie er es fühlte: Natur, Frömmigkeit, Sehnsucht, Liebe, Abschied, Nacht, Tod,

Geisterwesen, Landsknechtsart, Jugendfrohsinn, Kinderscherz, krauser Humor – all das lebte in

ihm wie in den Dichtungen, und so strömten seine Lieder hervor“.47

Was Mahler besonders an diesen Gedichten interessierte, waren sowohl die

verschiedenen Themen der Gedichte als auch deren Charakter und Klang. Selber hat er in

einem Brief geschrieben, dass er sich mit diesen Gedichten beschäftigte, weil ihrer Klang

nicht gehoben war. Mit diesem nicht künstlerischen Ton und dem schlichten,

ungeschmückten Realismus der Texte, unterscheiden sich Mahlers Lieder von Brahms,

Mendelssohn und Schumann, die auch Lieder zu „Des Knaben Wunderhorn“ komponierten.48

Zusammen bilden Mahlers Wunderhorn – Lieder „einen erquickenden, mannigfaltigen

und charakteristisch-wesentlichen Teil seines Schaffens“.49

Die Lieder sind im

volkstümlichen Stil komponiert, der seine Wurzeln in Mahlers musikalischen

Kindheitserinnerungen hat.50

Schon als Kind neigte Mahler dazu, Musik zu benutzen, um

seine Erzählungen und Schauspiel zu verdeutlichen.51

Diese Neigungen entwickelten sich bei

ihm weiter; das Gefühl für den Text ist in seinen Kompositionen sehr gut zu sehen und sein

Umgang mit den Texten entspricht der Form und den Aussagen dieser. Die Wunderhorn –

Lieder sind nicht nur schön begleitete Melodien. In jedem Gedicht spürt man sofort dessen

Geist des Liedes. Sowohl in den Gedichten als auch in Mahlers Musik, wird uns die Welt

gezeigt, wie sie ist. Keine Verschönerungen kommen vor. Sie handeln u.a. von Tod, Gewalt,

Krieg, Liebe und die Gefahr beim Lieben. Was in den Liedern gesagt wird, bekommt man

auch in der Musik mit.52

Mahler malte sozusagen die Bilder der Gedichte mit der Musik.

Es ist klar, dass er nicht nur schöne Gedichte oder Gedichte die für seine Musik gut

geeignet waren, gewählt hat. Sie mussten von Bedeutung sein. Häufig veränderte er die Texte,

46

Vgl.: Pechefsky, Rebecca und Ryding, Erik. Grove Music Online. Walter, Bruno.

(http://www.oxfordmusiconline.com/subscriber/article/grove/music/29865?q=bruno+walter&search=quick&pos

=1&_start=1#firsthit) zuletzt abgerufen am 4. April 2014. 47

Walter: S. 74. 48

Vgl.: Markovic: Zuletzt abgerufen am 3. April 2014. 49

Walter: S. 75. 50

Vgl.: De La Grange: S. 141. 51

Vgl.: Franklin: Zuletzt abgerufen am 16. April 2014. 52

Vgl.: Markovic: Zuletzt abgerufen am 3. April 2014.

15

manchmal sehr viel,53

wie z.B. in Wo die schönen Trompeten blasen, und Wer hat dies

Liedlein erdacht wo er zwei Gedichte zusammensetzt. Häufig schreibt er auch etwas Neues

dazu. Er hatte also keine Angst, wenn es, seiner Meinung nach, eine Bedeutung hatte, in die

Texte einzugreifen, genauso wie Arnim und Brentano.

Die Gedichte, die Mahler für seine Kompositionen wählte, haben unterschiedliche

Themen und, weil Mahler ein guter und nachdenklicher Komponist war, ist die Musik auch

nicht immer gleich. Bruno Walter sagte treffend über die Musik der Lieder: „In jedem Lied

findet sich das Merkmal der Produktivität: der musikalische Einfall; keines darunter ist nur

gefühlvolle Deklamation“.54

Das ist genau, was an diesen Liedern so interessant ist, sowohl

für den Zuhörer als auch den Interpret. Es ist kein Zweifel, dass Mahlers Musik die Gedichte

bereichert und ihre unterschiedlichen Charaktere hervorgebracht hat. Seine Musik ist sehr

komplex und mittlerweile gehört sie in den Kanon der klassischen Werke. Sie bietet viele

Möglichkeiten für Interpretationen. Jeder Interpret kann diese Musik zu seiner eigenen

machen. Durch verschiedene Interpretationen lebt die Musik immer noch – und so auch die

Gedichte, die auch immer wieder neu verstanden und interpretiert werden.

4. Das Symbol – Überblick über Verwendung und Definitionen

Ein sehr wichtiges Thema der Gedichtanalyse ist das Symbol. Aber was ist ein

Symbol und warum sind sie für die Interpretation so wichtig? Der Begriff Symbol ist ein

ziemlich weiter Begriff, der verschiedene Bedeutungen trägt und dazu in unterschiedlichen

Definitionen benutzt wird. Er wird auch unterschiedlich nach verschiedenen Epochen

definiert. In dieser vorliegenden Arbeit wird der Begriff mit folgender Definition gebraucht:

Es geht in dieser Arbeit um Literaturwissenschaft und deshalb muss der Symbolbegriff

im Hinblick darauf definiert werden. Die Literaturwissenschaft gehört zu den

hermeneutischen Wissenschaften, d.h. sie geht sowohl von Traditionen als auch subjektiven

Erfahrungen aus. Die Begriffe entwickeln sich deshalb ständig und werden Revisionen

unterworfen. Deswegen ist es nicht einfach, Begriffe zu definieren und abzugrenzen. Die

Begriffe Metapher, Allegorie und Symbol stehen im Zentrum der Literaturwissenschaft und

sind eng verbunden. Deswegen sollten sie zusammen behandelt werden. Sie lassen sich am

besten durch einen Vergleich definieren.55

Es ist also nicht möglich, nur den Begriff Symbol

53

Vgl.: De La Grange: S. 140 – 141. 54

Walter: S. 75. 55

Vgl.: Kurz, Gerhard. Metapher, Allegorie, Symbol. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1988. S. 5 – 6.

16

als solches zu definieren, im Vergleich dazu müssen auch die Begriffe Metapher und

Allegorie behandelt werden. Hier liegt der Schwerpunkt der Definitionen jedoch, der Frage

der Arbeit nach, auf dem Symbol.

René Wellek und Austin Warren definieren Symbol wie folgt: „Im Sinne eines

Gegenstandes gebraucht, der sich auf einen anderen Gegenstand bezieht, der aber auch als

Gegenstand selbst, als Darstellung Aufmerksamkeit beansprucht“.56

Ihre Definition ist also

ziemlich allgemein und nicht nur mit der Literaturwissenschaft verbunden. Laut Wellek und

Warren kommt ein weiterer Aspekt die Definition betreffend hinzu, nämlich: Was ein Symbol

von anderen bildlichen Ausdrücken, sowie Metapher und Allegorie unterscheidet, ist die

Wiederholung. Wenn ein Ausdruck eines Textes oder Gedichtes ständig wiederholt wird,

handelt es sich um ein Symbol; ist möglicherweise auch ein Teil eines symbolischen

Systems.57

Dort wird ein wichtiger Punkt getroffen; ein Symbol unterscheidet sich also von

anderen bildlichen Begriffen der Literaturwissenschaft, sowie Metapher und Allegorie, durch

die Wiederholung des Symbols.

Gerhard Kurz definiert das Symbol, im literarischen Verständnis, durch Analogie:

„Etwas wird ein Symbol, weil es in Analogie zu oder als Teil von einem Ganzen aufgefaßt

wird“.58

Eine Definition der Metapher, die sogenannte Substitutionstheorie, die auf

Aristoteles zurückgeht und klassisch geworden ist, wird auch durch Analogie definiert: „das

›eigentliche‹ Wort [wird] durch ein fremdes ersetzt (substituiert)“.59

Zwischen den zwei

Wörtern gibt es dann Ähnlichkeit oder Analogie. In einer Form der Substitutionstheorie, die

Vergleichstheorie, geht es um die Partikel „wie“.60

Die Metapher in Heinrich Heines

berühmtem Lied Du bist wie eine Blume ist ein gutes Beispiel, die Blume ist also eine

Metapher für ein Mädchen. In eine andere Direktion geht die Interaktionstheorie. Es gibt

keinen richtigen Ausdruck für einen metaphorischen Ausdruck, er „ist nicht ersetzbar, außer

um den Preis eines Verlusts an Bedeutung“.61

Dazwischen „besteht semantische

Inkongruenz“62

und deshalb muss wechselseitig interpretiert werden.63

Über die drei Begriffe

sagt Kurz: „Metapher und Symbol sind Binnenelemente literarischer Texte, die Allegorie

56

Wellek, René und Warren, Austin. Theory of Literature, Harmondsworth, Middlesex: Penguin Books, 1973. S.

189. (Übersetzung von Wikipedia: (http://de.wikipedia.org/wiki/Symbol#In_der_Literatur) zuletzt abgerufen am

3. Juni 2014. 57

Vgl.: Wellek und Warren: S. 189. 58

Kurz: S. 68. 59

Ebd. S. 7. 60

Vgl.: Kurz: S. 7 – 8. 61

Kurz: S. 8. 62

Ebd. S. 8. 63

Vgl.: Kurz S. 8.

17

dagegen ist auch eine Gattungsform“.64

Das bedeutet, dass es alle möglichen allegorischen

Texte, Gedichte, Dramen und so weiter gibt. Nicht nur eine einzige Metapher oder Symbole

werden dort erkannt, sondern der ganze Text.

Das Wort Symbol stammt ursprünglich von den Griechen. Das griechische Wort

„Symbolon“ ist vom Verb „Symbalein“ abgeleitet. Es hatte viele Bedeutungen, wie: „das

zusammenbringen, zusammenwerfen, zusammenstellen, auch versammeln und

vergleichen“.65

Symbol bedeutete: „ein Erkennungszeichen in Form von zwei Hälften eines

Gegenstandes, den sich Freunde, Eheleute oder Vertragspartner im Falle einer längeren

Trennung teilten, um sich anhand der zusammenpassenden Teile später wiederzuerkennen“.66

Das Symbol war nur verständlich für diejenigen, die die Bedeutung kannten. Das Kreuz ist

z.B. nur verständlich für diejenigen, die das Christentum kennen.67

Langsam entwickelte sich

daraus die Bedeutung, die wir heute kennen: „ein rätselhaftes, ominöses Zeichen, dessen

Bedeutung erraten und erschlossen werden muß“.68

Früher waren die Begriffe, Symbol und Allegorie, nicht sehr gut abgegrenzt. Bis etwa

1800 hatten die zwei Wörter verschiedene Bedeutung. Die Allegorie gehörte zu den Tropen

und Figuren.69

Im 18. Jahrhundert hatte sie „die allgemeine Bedeutung einer bildlichen

Umschreibung des „eigentlichen“ Gedankens“.70

Sie war also ein rhetorischer Stilbegriff. Der

Begriff Symbol kam erst mit dem Schreiben des deutschen Philosophen Immanuel Kant ins

Gespräch und wurde in der Philosophie der Aufklärung als ein abstraktes Zeichen angewandt.

Er breitete sich schnell aus und zur Zeit der Romantik nahm er sich eines modischen

Charakters an.71

Laut einem der größten Vertreter der deutschen Romantik, Johann Wolfgang

von Goethe, handelte es sich um ein Symbol, wenn es das Allgemeine repräsentierte.72

Das

Antonym zu dem Allgemeinen ist das Besondere. Goethe meinte, dass das Besondere das

Allgemeine vertreten kann, wenn es „ein charakteristischer und eminenter Teil dieses

64

Kurz: S. 5. 65

Ebd. S. 69. 66

Jugendlexikon Literatur. Stichwort: „Symbol“. (http://www.litde.com/jugendlexikon-literatur/symbol.php)

zuletzt abgerufen am 30. Juni 2014. 67

Vgl.: Jugendlexikon Literatur. Stichwort: „Symbol“. Zuletzt abgerufen am 30. Juni 2014. 68

Kurz: S. 69. 69

Vgl.: Sørensen, Bengt Algot. „Symbol und Allegorie“ in Beiträge zu Symbol, Symbolbegriff und

Symbolforschung, Baden – Baden: Verlag Valentin Koerner. 1982. S. 171. 70

Sørensen: S. 171. 71

Vgl.: Sørensen: S. 171. 72

Vgl.: Jugendlexikon Literatur. Stichwort: „Symbol“. Zuletzt abgerufen am 30. Juni 2014.

18

Allgemeinen ist“.73

Dazu musste das Symbol anschaulich sein und eine repräsentative

Bedeutung haben.74

Es gibt eine Tendenz, den Begriff Symbol, weniger und weniger zu benutzen.

Stattdessen kommen die Begriffe Allegorie und Metapher häufiger vor. Mögliche Gründe

dafür sind deren „inflationäre[r][...] und ideologisch aufgeladene[r][...] Gebrauch“75

und, dass

der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch uneinheitlich verwendet wird.76

D.h. der Begriff

Symbol wird nicht nur in der Literatur benutzt, sondern auch in praktischen Lebensumständen

z.B. im Verkehr; die Ampeln sind z.B. gelb, grün und rot. Diese Farben symbolisieren wie

man sich im Verkehr verhalten soll. Jeder muss lernen, dass man bei roter Ampel halten soll,

sonst ist es gefährlich. Und bei grün kann man gehen bzw. fahren. Im Verkehr ist die

Bedeutung der Farben im Voraus festgelegt aber in sonstigen Kontexte, wie in der Literatur,

können Symbole mehr als eine Bedeutung haben. Die Symbole kommen auch in der

menschlichen Kommunikation überall vor, in Kommunikation zwischen Nationen (z.B. die

Flagge), in der Politik (z.B. rechts und links), im Glauben (z.B. das Sakrament) u.s.w.77

Diese

vielfältige Verwendung des Begriffes hat ihn also undeutlich gemacht und deshalb wird er

vermutlich in der Wissenschaft weniger benutzt.

Laut diesen Definitionen ist Symbol also ein weiterer Begriff als die Begriffe

Metapher und Allegorie, die nur in der Literaturwissenschaft verwendet werden. Was ein

Symbol in der Literaturwissenschaft von den anderen Begriffen unterscheidet, ist die

Wiederholung. Wenn ein bildlicher Ausdruck immer wieder vorkommt, handelt es sich eher

um ein Symbol als um eine Metapher oder Allegorie. Allegorie wird eher in Bezug auf

längere Texte verwendet als bei der Beschreibung von einzelnen Sinnbildern. Der

ideologische Zweck dieser drei Begriffe basiert jedoch, im Großen und Ganzen, bei allen

Begriffen auf der Idee, dass etwas durch etwas anderes ausgedrückt wird. In der Arbeit

handelt es sich um Literatur und deswegen wird alles, was etwas anderes bedeuten kann,

untersucht, sei es Symbol oder Metapher. Alle Bilder symbolischer Art werden also

untersucht. Das Symbol funktioniert hier als ein Oberbegriff.

Symbole, die nicht als Symbole verstanden und gelesen werden, sind bedeutungslos.

Das liegt in der ursprünglichen Bedeutung der Griechen und es ist auch bei Goethe klar. Ein

73

Kurz: S. 70. 74

Vgl.: Kurz: S. 70. 75

Kurz: S. 66. 76

Vgl.: Kurz: S. 66 – 67. 77

Ebd. S. 67 – 69.

19

Symbol wird erst ein Symbol, wenn der Leser es als ein Symbol liest und versteht. Vielleicht

liest der Leser eine Bedeutung aus einem Wort, das gar nicht als Symbol gedacht wurde. Und

es ist auch leicht, Symbole während des Lesens zu überlesen. Wenn ein Gedicht analysiert

wird, ist es deswegen wichtig, die Symbole lesen zu können, sie zu entdecken und ihre

Bedeutung zu kennen. Ohne die Symbole zu verstehen, werden die Gedichte nur als schöne

Wörter im musikalischen Rhythmus gelesen – aber ohne Bedeutung. Ihre Botschaft wird dem

Leser nicht klar. In den letzten zwei Kapiteln werden sowohl die Symbole der zwei Gedichte

als auch ihre Bedeutung dargestellt.

5. Die Symbole der Gedichte

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Symbolen der Gedichte. Bevor die

Gedichte analysiert werden, werden deswegen alle potenziellen Symbole jedes

Gedichtes aufgelistet. Der Zweck ist darzustellen, welche Symbole untersucht werden

und zu verdeutlichen welche von den Symbolen tatsächlich welche sind.

5.1. Wo die schönen Trompeten blasen (Mahlers Text)

Die Morgenröte

Die schneeweiße Hand

Die Nachtigall

Mein Eigen

Die grüne Erde

Die schönen Trompeten

5.2. Unbeschreibliche Freude (aus Des Knaben Wunderhorn)

Das schneeweiße Hemdlein und die schneeweißen Beinen

Mein Eigen

Die grüne Erde

Das Schreiben auf Papier

5.3. Bildchen (aus Des Knaben Wunderhorn)

Die Morgenröte

Die schneeweiße Hand

20

Das Engelein

Mein Eigen

Die schönen Trompeten

5.4. Ablösung im Sommer (Mahlers Text)

Der Kuckuck

Die Nachtigall

5.5. Ablösung (aus Des Knaben Wunderhorn)

Der Kuckuck

Die Nachtigall

6. Analyse der Gedichte im Hinblick auf die Symbole

Im zweiten Kapitel der Arbeit wurde klar, dass Gustav Mahler von den

Wunderhorn – Liedern fasziniert war. Trotzdem hat er, in manchen Fällen, den Text der

Gedichte verändert. Er hat manchmal zwei Gedichte verkürzt und zusammengesetzt

oder etwas mehr zu einem Gedicht geschrieben. Sein Lied Wer hat dies Liedlein

erdacht? ist z.B. aus zwei Gedichten zusammengesetzt. Die Grundlage ist das Gedicht

aus Des Knaben Wunderhorn Wer hat dies Liedlein erdacht? Mahler lässt die mittlere

Strophe raus und benutzt stattdessen eigener Nachdichtungen aus drei Versen des

Gedichtes Wer´s Lieben erdacht. Ähnliches hat er mit dem Lied Wo die schönen

Trompeten blasen, das hier später analysiert wird, gemacht. Warum hat er das gemacht?

Ändert sich dadurch die Bedeutung der Gedichte? Wollte er die Gedichte damit

verbessern, sie umschreiben, damit sie besser zu der Musik passten oder einfach eine

andere Geschichte erzählen? Und wenn er sie verbessern wollte, warum? Und welche

Rolle spielen die Symbole für die Bedeutung der Gedichte?

6.1. Wo die schönen Trompeten blasen

6.1.1. Vorwort

Mahlers Lied, Wo die schönen Trompeten blasen, ist aus zwei Gedichten der

Gedichtsammlung zusammengesetzt, Unbeschreibliche Freude und Bildchen. Eine

extra Zeile fügte Mahler selber ein – und darein steckt ein neues Symbol; die

21

Nachtigall. Die beiden Gedichte stammen aus dem dritten Band, erschienen also im Jahr

1808. Der Autor ist in beiden Fällen unbekannt. Mahlers Lied erschien zum ersten Mal

im Jahr 1898, es ist eines von seinen späteren Wunderhorn – Liedern. Eine konkrete

Gedichtart ist schwer zu nennen, denn der Text nicht gerade als ein Gedicht geschrieben

ist, sondern Gedichtbrüche, jedoch meist ganze Strophen, die zu der Musik passen.

Unter diese Voraussetzungen kann im Großen und Ganzen gesagt werden, dass das

Gedicht auf der Liedform beruht. Die angegebene Quelle für Unbeschreibliche Freude

ist „mündlich“ und bei Bildchen wird gar keine Quelle angegeben. Dies macht die

zeitliche Einordnung schwer. Es ist auf jeden Fall klar, dass die Gedichte spätestens aus

dem 17. Jahrhundert sind. Bekannt ist, dass Bildchen nicht aus literarischen Quellen

entnommen ist78

und das es „mit der sonstigen Überlieferung übereinstimmend“79

ist.

Unbeschreibliche Freude ist nicht nachgewiesen, außer, dass es mit der Aufzeichnung

in Arnims Nachlass übereinstimmt.80

Die Gedichtsammlung gehört zu der romantischen

Epoche; Mahlers Musik zu der spätromantischen Epoche. Deshalb kann gesagt werden,

dass Mahlers Lied spätromantisch ist, mit Wurzeln in der romantischen Epoche.

In der ersten Strophe Wo die schönen Trompeten blasen, die mit der ersten

Strophe Unbeschreibliche Freude einstimmig ist und inhaltlich mit der dritten Strophe

des Bildchen einstimmig, sprechen zwei Leute, ein Mädchen und ein Mann. Das

Mädchen schläft und wird durchs Klopfen aufgeweckt. Sie fragt wer draußen ist und auf

ihre Frage antwortet der Herzallerliebste und er will, dass sie ihn rein lässt. Die zweite

Strophe ist mit der fünften Strophe des Bildchen übereinstimmend, außer der fünften

Zeile, die Mahler ergänzte. Da spricht der Mann, er will nicht länger draußen stehen,

der Tagesanbruch nähert sich und er wäre so gerne bei seinem Schatz. Die dritte

Strophe ist mehr oder weniger mit der sechsten Strophe des Bildchen (die zweite und

die dritte Zeile) und der zweiten Strophe der Unbeschreibliche Freude (die erste und die

letzte Zeile) einstimmig. Dazu ergänzt Mahler drei Zeilen, dritte, vierte und sechste.

Das Mädchen lässt den Mann rein und reicht ihm ihre schneeweiße Hand. Dann singt

die Nachtigall und das Mädchen weint. In der vierten Strophe tröstet der Mann das

Mädchen, er spricht von ihrer Liebe und erzählt ihr, dass sie innerhalb eines Jahres sein

eigen werde. Die erste Zeile, die bei Mahler wiederholt wird, ist mit der ersten Zeile der

78

Vgl.: Rieser, Ferdinand. „Übersicht der Bearbeitung der Gedichte“ in „Des Knaben Wunderhorn“ und seine

Quellen. Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus. 1908. 79

Rieser, Ferdinand. „Übersicht der Bearbeitung der Gedichte“ in „Des Knaben Wunderhorn“ und seine

Quellen. Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus. 1908. 80

Vgl.: Rieser.

22

dritten Strophe der Unbeschreibliche Freude identisch und inhaltlich mit dem Anfang

der siebten Strophe des Bildchen. Der Rest ist fast mit der siebten Strophe des Bildchen

deckungsgleich. Die letzte Zeile stammt aber aus der dritten Strophe der

Unbeschreibliche Freude. Die letzte Strophe stammt aus Bildchen, ist fast mit der

achten Strophe stimmig. In der letzten Zeile werden bei Mahler die Wörter „mein Haus“

wiederholt und einige Veränderungen kommen in der zweiten Zeile vor, wahrscheinlich

wegen der Musik. In der letzten Strophe fährt der Mann in einen Krieg, die schönen

Trompeten haben ihn dorthin gerufen, da ist sein Haus – „von grünem Rasen“.81

6.1.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

Mahlers Text ist kein eigentliches Gedicht, sondern einfach ein Text zu einem

Lied oder einer Melodie, der auf zwei Gedichten basiert. Deswegen ist es manchmal

schwer zu analysieren. Die Anzahl der Strophen ist z.B. nicht ganz klar, denn der Text

wurde nicht als ein Gedicht geschrieben, sondern für die Noten. Wenn der Text in

Konzertprogrammen oder CD Broschüren steht, ist die Strophengliederung auf

verschiedener Weise geschrieben. Der Text, der hier benutzt wird, ist im Anhang

geschrieben. Hauptsächlich wurde auf die zwei Gedichte Bildchen und

Unbeschreibliche Freude und deren Strophen geachtet, als die Strophengliederung

gemacht wurde, weniger auf die Musik. Das Ergebnis war ein Gedicht mit fünf

Strophen, je mit verschiedener Anzahl von Zeilen.

Mahlers Lied wird mehr oder weniger im Jambus geschrieben. An einigen

Stellen kommen zwei leichte Silben statt einer vor, aber die Grundlage des Metrums ist

Jambus. Manchmal hat Mahler, entweder wegen der Musik oder der Bedeutung, Wörter

wiederholt oder reingesetzt und diese Wörter sind ein häufiger Grund dafür, dass das

Metrum manchmal etwas durcheinanderkommt.

Auf den ersten Blick handelt Mahlers Lied von der Liebe. Aber bald kriegt der

Leser das Gefühl, dass nicht alles ganz normal in dieser Liebesbeziehung ist. Am

Schluss des Liedes steht, dass der Mann in einem Haus von grünem Rasen wohnt. Was

für ein Haus kann das sein? Ist er vielleicht im Krieg gestorben und wohnt unter grünem

Rasen? Ist der Mann vielleicht ein Geist, der in seinem Leben das Mädchen geliebt hat?

81

Mahler, Gustav. Wo die schönen Trompeten blasen.

(http://javanese.imslp.info/files/imglnks/usimg/7/7f/IMSLP20461-PMLP47568-Mahler_-

_Des_Knaben_Wunderhorn_-_Wo_die_sch__nen_Trompeten_blasen.pdf) zuletzt abgerufen am 26. August

2014.

23

Und warum sagt er, dass sie aufs Jahr sein Eigen wird? Warum ist ihre Hand

schneeweiß? Um auf diese Fragen antworten zu können, muss man die Symbole finden

und übersetzen. Sechs Symbole sind im obigen Kapitel erwähnt. Zwei von sechs

werden wiederholt, „die Morgenröte“ und „mein Eigen“. In beiden Fällen scheint der

Zweck damit eine extra Betonung zu geben und die Symbole zu verstärken.

Die Morgenröte: Mit dem Morgen kommt die Morgenröte. Bevor die Sonne

aufgeht wird der Himmel rot. Der Morgen ist das Symbol „der Reinheit und der

Verheißungen“.82

Mit dem Morgen endet die Nacht und ein neuer Tag beginnt. Der

Morgen markiert auch das Ende des Todes und der Trauer.83

In römischer und

griechischer Mythologie wird die Morgenröte als Aurora bzw. Eos personifiziert. Sie ist

die Schwester von Sol bzw. Helios (die Sonne) und Luna bzw. Selene (der Mond). „Sie

begleitet den Sonnengott, öffnet ihm die goldene Pforte und streut Rosen auf den

Pfad.“84

Im Christentum steht die Morgenröte für Maria, die Mutter von Christus, und

bezeichnet „eine Hoffnung, die über die irdische Existenz hinausweist.“85

Der Mann im

Gedicht wartet draußen in der finsteren Nacht und befürchtet offensichtlich die

Morgenröte. Ihm gefällt eher die Nacht. Wenn der Morgen das Ende des Todes und der

Trauer markiert, gehört der Mann möglicherweise auch eher zu dem Tod und der

Trauer, als zu dem Tag oder dem Leben. Auf jeden Fall ist eine der symbolischen

Bedeutung der Nacht, der Tod.86

Die Farbe der Morgenröte ist rot. Rot gehört zu den Urfarben und ist als Symbol

ziemlich stark. Psychologisch ist rot mit Feuer und Blut verbunden. Mit der roten Farbe

sind auch verschiedene Eigenschaften und Ereignisse verbunden, u.a. Sinnlichkeit,

Leidenschaft, Sexualität, Krieg, Kampf, Gefahr und Lebensbedrohung.87

Alle diese

symbolischen Bedeutungen sind mit den Personen im Gedicht verbunden. Obwohl die

Wahl der Farbe nicht zufällig ist – die Morgenblaue würde z.B. nicht passen – stützen

diese symbolischen Eigenschaften die Interpretation des Liedes. Der Mann ist bei

seinem Schatz und auf dem Weg in den Krieg, in einen Kampf, wo sein Leben gedroht

82

Knoll, Dieter. Symbollexikon. Stichwort: „Morgen“. (http://www.symbolonline.de/index.php?title=Morgen).

Zuletzt abgerufen am 12. August 2014. 83

Vgl.: Knoll, Dieter. Symbollexikon. Stichwort: „Morgen“. Zuletzt abgerufen am 12. August 2014. 84

Knoll, Dieter. Symbollexikon. Stichwort: „Morgen“. Zuletzt abgerufen am 12. August 2014. 85

Ebd. Zuletzt abgerufen am 12. August 2014. 86

Vgl.: Knoll, Dieter. Symbollexikon. Stichwort: „Nacht“. (http://www.symbolonline.de/index.php?title=Nacht)

zuletzt abgerufen am 8. September 2014. 87

Vgl.: Riedel, Ingrid. Symbollexikon. Stichwort: „Rot“. (http://www.symbolonline.de/index.php?title=Rot)

zuletzt abgerufen am 12. August 2014.

24

wird. Die symbolischen Eigenschaften des Rots werden stark mit dem Mann verbunden.

„Die Morgenröte“ ist eines der zwei Symbole die wiederholt ist und wird dadurch als

Symbol verstärkt.

Die schneeweiße Hand: Kommunikation ohne Wörter passiert zum großen Teil

durch die Geste der Hand oder Hände. Mit der Berührung der Hände bildet man eine

nähere Verbindung zu anderen Menschen.88

Hier geht es um die Aktivität, dass das

Mädchen dem Mann die Hand reicht. Aus dem Zusammenhang kann gelesen werden,

dass zwischen diesen Menschen ein Vertrauen besteht. Es kann davon ausgegangen

werden, dass sie sich verstehen und mögen. Aber welche Bedeutung hat die Farbe der

Hand? Das sie schneeweiß ist? Die Farbe Weiß wird manchmal als keine Farbe oder

unbunte Farbe betrachtet, jedoch enthält sie alle anderen Farben. Deswegen bietet die

weiße Farbe viele Möglichkeiten, Offenheit und Freiheit; sie ist der „Ausdruck des

Absoluten, des Anfangs und des Endes, der Fülle und der Leere“.89

Weiß beansprucht

keine Macht und wird deshalb mit der Unschuld und Reinheit verbunden.90

In

westlichen Kulturen ist Weiß mit der Reinheit, Vollkommenheit und dem Licht

verbunden. Die größten Friedenssymbole sind weiß, die Taube und die Flagge. Weiß

spielt in den meisten Religionen eine bedeutende Rolle.91

Im Christentum trägt z.B. der

Engel der Auferstehung weiß und der auferstandene Christus trug weiß. Weiß

symbolisiert auch die Reinheit der Maria.92

In östlichen Kulturen ist weiß die Farbe der

Trauer und Todes, auch ein Symbol des Alters, des Herbstes, des Westens und der

Hinterlist.93

Die Verbindung mit dem Tod existiert auch in germanistischer Kultur. Mit

der Todesgöttin, Hel-Freya, ist weiß verbunden und Frau Berchta und Frau Holle, aus

den Brüder Grimm Märchen, trugen entweder weiß oder schwarz. Ein wichtiges

Symbol der Frau Holle ist auch der Schnee, was hier besonders interessant ist, da die

Hand schneeweiß ist. Der Schnee ist zudeckend und wird als ein Todessymbol

betrachtet. In mehreren Kulturen wird weiß mit dem Tod verbunden, sowie bei den

Ägyptern, wo weiß die Toten vor bösen Einflüssen geschützt und in Afrika, wo die

88

Vgl.: Symbollexikon. Stichwort: „Hand“. (http://www.symbolonline.de/index.php?title=Hand) zuletzt

abgerufen am 24. August 2014. 89

Riedel: Stichwort: „Weiß“. (http://www.symbolonline.de/index.php?title=Wei%C3%9F) zuletzt abgerufen am

13. August 2014. 90

Vgl.: Riedel: Stichwort: „Weiß“. Zuletzt abgerufen am 13. August 2014. 91

Vgl.: Die Symbolik der Farben. (http://www.mara-thoene.de/html/farbensymbolik.html) zuletzt abgerufen am

13. August 2014. 92

Vgl.: Riedel: Stichwort: „Weiß“. Zuletzt abgerufen am 13. August 2014. 93

Vgl.: Die Symbolik der Farben. Zuletzt abgerufen am 13. August 2014.

25

Todesgeister und Krankheitsdämonen in weiß erscheinen.94

Alles deutet darauf hin,

dass das Mädchen unschuldig, rein und vollkommen ist! Die weiße Farbe ist auch mit

dem Frieden verbunden; dadurch ist das Mädchen der Gegensatz zu dem Krieg, der

später im Gedicht thematisiert wird. Ihre Farbe, Weiß, ist die Farbe des Friedens, seine

Farbe, Rot, die Farbe des Krieges. Dass die Hand schneeweiß ist, kann auf verschiedene

Weise interpretiert werden. Es erweckt auf jeden Fall ein Gefühl von Reinheit und

Geistlichkeit. Zusammen mit dem Schnee erweckt es aber auch ein starkes Gefühl von

Tod.

Die Nachtigall: Nachdem das Mädchen dem Mann ihre schneeweiße Hand

gereicht hat, singt die Nachtigall und das Mädchen fängt zu weinen an. Mit dem Gesang

der Nachtigall hat sich die Stimmung von einem Moment auf den anderen verändert.

Was kann die Nachtigall angekündigt haben? Was so besonders an der Nachtigall ist,

ist, dass sie in der Nacht singt, nicht nur tagsüber oder in der Dämmerung, wie andere

Vögel. Im Althochdeutschen bedeutet das Wort „Galan“, das die spätere Hälfte ihres

Namens bildet, zu singen und ihr Gesang, der wunderschön klingt, heißt „das

Schlagen“.95

Mit dieser Besonderheit ist es nicht merkwürdig, dass die Nachtigall sich

zu einem Symbol entwickelte. Die gewöhnlichsten symbolischen Bedeutungen sind die

Liebe, der Tod und die Sehnsucht,96

aber auch die Schönheit, die Freiheit von den

Klagen der Welt und die Unsterblichkeit.97

Die Nachtigall hat viele Komponisten

beeinflusst, u.a. Gustav Mahler. In seiner zweiten Symphonie kommen Naturlaute, die

an eine Nachtigall erinnern, vor. Mahler selber hat die Nachtigall in dem

Zusammenhang „den Vogel des Todes“ genannt.98

Es ist hier ganz klar, dass die Nachtigall wenigstens die Liebe zwischen dem

Mann und dem Mädchen bezeichnet. Aber wenn man die zwei Symbole, die

schneeweiße Hand und die Nachtigall zusammen untersucht, deutet vieles auf den Tod

hin, wenigstens auf den Tod des Mädchens. Dem Tod folgen möglicherweise zwei

andere symbolische Bedeutungen, nämlich die Freiheit von den Klagen der Welt und

die Unsterblichkeit. Es ist klar, dass mit dem Tod die Freiheit von den Klagen der Welt

94

Vgl.: Riedel: Stichwort: „Weiß“. Zuletzt abgerufen am 13. August 2014. 95

Vgl.: Die Nachtigall – Sänger in der Nacht. (http://www.lehrerservice.at/toarchiv/ag-11-01/to-ab1b-sep11.pdf)

zuletzt abgerufen am 15. August 2014. 96

Vgl.: L.Z. Marie. Birds of a Feather: (http://lzmarieauthor.com/tag/nightingale-symbolism/) zuletzt abgerufen

am 15. August 2014. 97

Vgl.: Ode to a nightingale. Analysis: (http://www.shmoop.com/ode-nightingale/nightingale-greek-myth-

symbol.html) zuletzt abgerufen am 15. August 2014. 98

Vgl.: De La Grange: S. 128.

26

kommt, auf jeden Fall wenn man unsterblich ist, d.h. wenn man nach dem Tod in der

einen oder anderen Form immer noch lebt. Aber so viele Todessymbole erwecken auch

die Frage, ob es möglich ist, dass der Mann schon gestorben ist und zu dem Mädchen

als ein Gespenster kommt? Dass er die Morgenröte fürchtet unterstützt diese

Interpretation.

Mein Eigen: Als das Mädchen weint, tröstet der Mann ihr mit den Worten, dass

sie aufs Jahr sein Eigen werden soll. Welche Bedeutung hat das? Laut Duden bedeutet

„Eigen“, Eigentum oder Besitz und „etwas sein Eigen nennen“ bedeutet, dass man

etwas besitzt oder hat.99

Die erste Interpretation wäre dann, dass sie ein Liebespaar sind,

die sich auf dem Jahr heiraten werden. Aber kann das etwas anderes bedeuten? Wenn er

schon Tod ist, kann es dann bedeuten, dass sie aufs Jahr auch stirbt? Wird durch den

Tod sein Eigen? Mein Eigen wird zweimal wiederholt und wird dadurch als Symbol

verstärkt, es wirkt fast wie eine Drohung.

Die grüne Erde: Die Erde kann sowohl der Planet Erde bezeichnen, als auch die

Materie Erde bedeuten. Die Erde in der späteren Bedeutung ist das Grundsymbol für

Fruchtbarkeit, denn die Nahrung kommt aus der Erde. In der Schöpfungsgeschichte

wird der erste Mann, Adam, aus Erde und Wasser erschaffen und wenn wir sterben

werden wir wieder mit der Erde vereint. Die Erde gab uns unser Leben und nimmt es

auch wieder.100

In diesem Zusammenhang in Mahlers Lied ist die Erde grün. Grün ist

die Farbe der Natur, der Vegetation und als solch die Farbe der Hoffnung, des Lebens,

Wachstums und Frühling; grün ist die Farbe eines neuen Anfangs. In vielen alten

Ideologien wird grün häufig mit der spirituellen Welt verbunden. Bei den Azteken

wurde z.B. den Toten ein grüner Stein, als Zeichen der Unsterblichkeit, in den Mund

gelegt.

Die grüne Erde kommt im Satz: „O Lieb´ auf grüner Erden“101

vor. In dem

Zusammenhang bezeichnet die grüne Erde die junge und hoffnungsvolle Liebe des

Liebespaares. Dass die Erde grün ist, kann im Gegensatz zu der weiße Farbe stehen –

99

Vgl.: Duden online. Stichwort: „Eigen“. (http://www.duden.de/rechtschreibung/Eigen) zuletzt aberufen am 22.

August 2014. 100

Vgl.: Knoll, Dieter. Symbollexikon. Stichwort: „Erde“. (http://www.symbolonline.de/index.php?title=Erde)

zuletzt abgerufen am 24. August 2014. 101

Mahler, Gustav. Wo die schönen Trompeten blasen.

(http://javanese.imslp.info/files/imglnks/usimg/7/7f/IMSLP20461-PMLP47568-Mahler_-

_Des_Knaben_Wunderhorn_-_Wo_die_sch__nen_Trompeten_blasen.pdf) zuletzt abgerufen am 26. August

2014.

27

das Leben gegen den Tod. Ihre Liebe ist stark und unsterblich – obwohl sie vielleicht

beiden bald unter grünem Rasen sich ausruhen werden. Grün wird dann dreimal

wiederholt. Diese Verstärkung kann auf das letzte Mal hindeuteten – das Haus von

grünem Rasen. Was bedeutet das? Ist es ein alter isländischer Bauernhof – ein

Torfbauernhof? Wohnte er als Soldat nur auf der freien Wiese? Oder wohnte er

möglicherweise unter grünem Rasen? Dieses Gefühl taucht wieder auf: Kann es sein,

dass er schon am Anfang des Liedes Tod war?

Die schönen Trompeten: Die Trompeten werden von allen Instrumenten am

meisten mit Macht verbunden, besonders mit Krieg und Herrschaft. Es ist auch klar,

dass die Trompeten den Mann in den Krieg rufen. Aber Trompete symbolisieren seit

ihrer ersten Erscheinung auch die Verbindung zwischen unsere Welt und die spirituelle

Welt. Durch die magischen Kräfte der Trompetenklänge konnte man Gott herbeirufen,

die Waldgeister aufwecken und Dämonen austreiben.102

Immer wieder kommt ein

Symbol, das auf den Tod hindeutet. Der Mann wird nicht nur in Krieg hinzugerufen, er

wird auch in eine andere Welt gerufen.

6.1.3. Fazit

Wo die schönen Trompeten blasen handelt im Großen und Ganzen von der Liebe

und dem Tod. Das vereinende Symbol ist die Nachtigall; es steht sowohl für die Liebe

als auch den Tod. Die schneeweiße Hand des Mädchens und das Faktum, dass der

Mann, der auch schon Tod ist, sagt, dass sie sein Eigen aufs Jahr wird, deutet auf ihren

Tod hin. Das erste Symbol, die Morgenröte, erweckt in dem Leser das Gefühl, dass der

Mann entweder nicht gut ist oder, dass er zu der Nacht, dem Tod gehört. Zunächst

kommen die Symbole, die besonders auf den Tod des Mädchens hindeuten aber auch

nicht seinen Tod verneinen. Am Ende kommen seine stärksten Todessymbole, ohne

dass der Leser bzw. Zuhörer richtige Antworte auf seinen Fragen bekommt, weder im

Gedicht noch in der Musik. Hier wird behauptet, dass der Mann schon im Krieg

gestorben ist und unter grünem Rasen wohnt. Er kommt zu dem Mädchen, um ihren

Tod anzukündigen.

6.2. Unbeschreibliche Freude

102

Vgl.: Vienna symphonic library. Symbolik. (http://www.vsl.co.at/de/70/3139/3143/3144/5427.vsl) zuletzt

abgerufen am 22. August 2014.

28

6.2.1. Vorwort

Genauso wie Mahlers Text zu Wo die schönen Trompeten blasen ist das Gedicht

Unbeschreibliche Freude beim ersten Blick ein Liebesgedicht. In der ersten Strophe

fragt ein Mädchen, wer draußen sein könne und der Mann antwortet, dass es ihr

Herzallerliebster sei und bittet sie ihn reinzulassen. In der zweiten Strophe lässt sie ihn

rein und sieht dann, dass er ein schneeweißes Hemdlein trägt und hat schneeweiße

Beine. Als sie das sieht, fängt sie zu weinen an. Er antwortet ihr in der dritten Strophe;

sagt, dass sie nicht weinen soll, sie werde nämlich aufs Jahr sein eigen. In der letzten

Strophe wünscht der Mann sich, dass die Felder aus Papier wären. Da schrieben die

Studenten „die Liebe lange Nacht“103

, hoffentlich schrieben sie die Beiden „die Liebe

doch nicht ab“104

. Die letzte Strophe ist die einzige, die nichts mit Wo die schönen

Trompeten blasen zu tun hat.

6.2.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

Das Gedicht besteht aus vier Strophen. Die Gedichtform ist Lied. Wie in

Mahlers Lied wird das Gedicht im Großen und Ganzen im Jambus geschrieben. An

einigen Stellen gibt es zwei bis drei leichte Silben statt einer.

Das schneeweiße Hemdlein und die schneeweißen Beinen: Weiß und

Schneeweiß sind hier schon früher thematisiert. Sie symbolisieren u.a. den Tod,

besonders wenn Weiß zusammen mit dem Schnee steht. In der zweiten Strophe wird

gesagt, dass fast sein ganzer Körper mit Schneeweiß bedeckt ist, sowohl seine Kleidung

als auch der Körper selbst. Nachdem das Mädchen diese Verfassung erfasst hat, fängt

sie zu weinen an. Hier deutet alles auf seinem Tod hin – oder was? In der dritten

Strophe wird es klar, dass er in den Krieg fährt. In der letzten Strophe kommt die

Hoffnung, dass die Studenten ihre Liebe nicht abschrieben werden. Diese Hoffnung

mildert seine Lebensbedrohung. Dieser weiße Zustand könnte auch einfach sein immer

noch unschuldiges Leben bezeichnen. Er ist noch nicht im Krieg, hat noch nie jemand

getötet.

103

Brentano, Clemens und von Arnim, Ludwig Achim. Des Knaben Wunderhorn: Alte deutsch Lieder. Berlin:

Rütter & Loening. 1966. Band 3, S. 102. 104

Edb. Band 3, S. 102.

29

Mein eigen: Mein eigen hat hier, mehr oder weniger, die gleiche Bedeutung wie

im vorherigen Kapitel. Aber im Zusammenhang des Gedichtes, wird es nicht so stark

gelesen. Die letzte Strophe mildert die starken Symbole die hier benutzt werden.

Die grüne Erde: Die grüne Erde hat fast die gleiche Bedeutung wie früher im

Kapitel. Die junge, hoffnungsvolle und unsterbliche Liebe. Hier wird aber nicht über

das Haus von grünem Rasen gesprochen.

Das Schreiben auf Papier: Die vierte und letzte Strophe klingt ein bisschen

anders als die anderen Strophen. Es wirkt fast, als ob der Dichter nicht wirklich sagen

konnte was er sagen wollte. Das Gedicht fängt so dramatisch an und endet dann mit

einer einzigen Strophe, wo, im Großen und Ganzen, gewünscht wird, dass Krieg nicht

existiere. Anstatt Felder und Krieg gäbe es Liebe und Frieden. Ein Stück Papier ist weiß

und darauf kann alles was man sich wünscht geschrieben werden. Das weiße Papier gibt

uns unendliche Möglichkeiten. Der Mann wünscht sich, dass die Studenten dort die

Liebe schrieben, jedoch, dass sie die Beiden die Liebe nicht abschrieben. Er lebt in der

Unsicherheit, er weiß nicht, ob er den Krieg überlebt. Auf dem Papier kann auch sein

Tod geschrieben werden. Das Gedicht endet in dieser Unsicherheit.

6.2.3. Fazit

In Großen und Ganzen handelt Unbeschreibliche Freude von gleichen Themen

wie Wo die schönen Trompeten blasen. Es wird jedoch viel milder Interpretiert. Es ist

kürzer und hat weniger Symbole. Für den Tod des Mädchens gibt es keine starken

Symbole und seine Symbole werden mit der letzten Strophe sehr viel gemildert. In dem

Gedicht wird eigentlich nur die halbe Geschichte erzählt, keine richtige Antworte

werden gegeben.

6.3. Bildchen

6.3.1. Vorwort

Bildchen ist auch ein Liebesgedicht. Die ersten zwei Strophen, samt den vierten

und neunten kommen nicht in Wo die schönen Trompeten blasen vor. In der ersten

Strophe spricht ein Mann. Er ist unglücklich und wünscht, dass er bei seinem Schatz

wäre. In der zweiten Strophe wächst seine Ungeduld und er fährt zu seinem Schatz, ob

es in der Wirklichkeit passiert ist nicht klar. In der dritten Strophe steht er draußen bei

30

seinem Schatz und klopft an der Tür. In der vierten Strophe spricht das Mädchen. Sie

sagt, dass sie ihn erst reinlassen werde, wenn ihre Eltern im Bett sind. Der Mann spricht

in der fünften Strophe; fragt sich warum er länger draußen stehen muss, er merke schon

den Tagesanbruch. Und er wäre so gern bei seinem Schatz. In der sechsten Strophe

spricht ein Erzähler. Das Mädchen lässt den Mann rein und heißt ihn willkommen. Sie

reicht ihm ihre schneeweiße Hand und fängt zu weinen an. Der Mann tröstet sie in der

siebten Strophe, sagt, dass sie mit Sicherheit aufs Jahr sein eigen werde, wie es keine

andere auf der Erde sei. Er erzählt weiter in der achten Strophe. Er fährt „in Krieg auf

grüne Haid“105

, die weit weg liegt. Sein Haus, das von grünem Rasen ist, sei wo die

schönen Trompeten blasen. In der letzten Strophe sagt er, dass er sich ein Bildchen von

ihr malen lassen werde. Dieses Bildchen will er auf seinem Herzen tragen, damit er sie

niemals vergisst.

6.3.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

Das Gedicht besteht aus 9 Strophen und die Gedichtform ist Lied. Das Metrum

des Gedichtes ist, wie in den anderen Gedichten, mehr oder weniger Jambus mit einigen

extra leichten Silben dazwischen.

Die Morgenröte: Die Morgenröte hat hier die gleiche Bedeutung wie in dem

Lied Wo die schönen Trompeten blasen. Der Mann will nicht die Sonne sehen, er gehört

zu der Nacht.

Die schneeweiße Hand: Sie hat hier die gleiche Bedeutung wie bei Mahler, sie

deutet auf ihren Tod hin.

Das Engelein: Der Mann nennt das Mädchen sein Engelein, um sie zu trösten,

nachdem sie ihm ihre schneeweiße Hand reicht hat und danach geweint hat. Diese

Verkleinerungsform des Wortes Engel, dient, um die Nähe in der Beziehung zwischen

den Beiden zu zeigen. Sonst symbolisiert der Engel die Spiritualität des Menschen und

die Beziehung zu der geistigen Welt und zu Gott. Der Engel bildet eine Brücke

zwischen dem Gott und den Menschen; er dient als ein Bote des Gottes.106

Menschen,

die vor dem Tod stehen, zeugen gerne von einem „ persönlichen Todesengel, der über

105

Edb. Band 3, S. 76. 106

Vgl.: Hark, Helmut. Symbollexikon. Stichwort: „Engel“.

(http://www.symbolonline.de/index.php?title=Engel) zuletzt abgerufen am 27. August 2014.

31

die Schwelle begleitet“.107

Die Wahl des Kosenamens ist möglicherweise kein Zufall,

ob der Dichter es bewusst oder unbewusst gewählt hat. Wie bei Mahler kommen zwei

Symbole, die schneeweiße Hand und das Engelein, zusammen und der Tod wird damit

stärker symbolisiert.

Mein eigen: Mein eigen kommt im gleichen Zusammenhang wie bei Mahler vor,

der Mann tröstet das Mädchen und sagt, dass sie sein eigen werde. In diesem Gedicht ist

dieses Symbol nicht so stark wie bei Mahler, weil in diesem Gedicht nicht so stark auf

seinen Tod hingedeutet ist.

Die schönen Trompeten: Die schönen Trompeten kommen im gleichen

Zusammenhang wie bei Mahler vor und haben die gleiche Bedeutung, jedoch nicht so

stark. Die rufen den Mann in den Krieg und deuten zugleich auf seinen Tod hin.

6.3.3. Fazit

Die ersten zwei Strophen zeigen die Ungeduld des Mannes. Er ist weit weg von

seinem Schatz und wünscht sich dahin. Ob er wirklich dahin fährt, ist nicht ganz klar.

Es ist also möglich, dass er sich dieses Treffen nur einbildet. Ob er seinen Schatz in der

Wirklichkeit trifft oder nicht, wird vom Treffen in den nächsten sechs Strophen erzählt.

Wie bei Mahler fürchtet der Mann offenbar die Morgenröte, denn er gehört eher zu der

Nacht – dem Tod und Trauer – als dem Tag. Die rote Farbe kündet an, dass er in den

Krieg fährt, seine Lebensbedrohung – aber auch ihre Liebe. Die schneeweiße Hand des

Mädchens deutet auf ihren Tod hin. In der letzten Strophe, die nicht in Mahlers Lied

vorkommt, sagt der Mann, dass er ein Bild von dem Mädchen malen lassen werde, um

ihr nicht zu vergessen. Dieses mildert seine Todessymbole – die Morgenröte und die

schönen Trompeten – und stärkt dagegen ihre. Wird sie nur auf einem Bild in seinem

Leben sein? Das Paar wird auf jeden Fall durchs Krieg getrennt. Es gibt ziemlich starke

Todessymbole für sie, die auf eine Trennung durch ihren Tod hindeuten.

6.4. Vergleich zwischen den Gedichten in „Des Knaben Wunderhorn“ und

Mahlers Lied

Gustav Mahler hat zwei dramatische Gedichte, die sich teilweise überschneiden,

gewählt. Daraus hat er sich das dramatischste ausgesucht und sein Lied geschrieben. Er

wählt alle Todessymbole, die in den zwei Liedern vorkommen und verstärkt viele von

107

Hark, Helmut. Symbollexikon. Stichwort: „Engel“. Zuletzt abgerufen am 27. August 2014.

32

ihnen. Dazu wählt er selber eines der stärksten Symbole für Tod und Liebe, die

Nachtigall. In seinem Lied sterben die beiden, bzw. sind gestorben, in den Gedichten

aus der Sammlung wird nur auf den Tod einer Person hingedeutet. In dem Lied wird

eine neue Geschichte erzählt. Möglich ist, dass er das Potenzial in den zwei Gedichten

sah, dass das eine fehlte, was das andere hatte und sie deshalb gewählt und bearbeitet

hat. Das Ergebnis ist ein hochdramatisches und romantisches Lied mit Wurzeln in der

volkstümlichen Kultur.

6.5. Ablösung

6.5.1. Vorwort

Das Gedicht Ablösung stammt aus dem dritten Band der Gedichtsammlung „Des

Knaben Wunderhorn“ und erschien deswegen im Jahr 1808. Die Gedichtart ist Lied und

laut der Gedichtsammlung ist die Quelle ein Musikbuch. Dieses Musikbuch ist Johanns

Ott´s II Liederbuch: „Hundert und fünffzehn guter neuer Liedlein“, das in Nürnberg im

Jahr 1544 herausgegeben wurde.108

In dem Gedicht wird vom Tod des Kuckucks

berichtet. Wer soll den Kuckuck durch den Sommer ablösen? Das macht die Frau

Nachtigall; sie singt nämlich wenn andere Vögel schweigen.

6.5.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

Ablösung ist ein kleines Lied, nur eine Strophe von acht Zeilen, die in vier

Versen geteilt werden kann. Das Gedicht ist im Jambus geschrieben. Es fängt jedoch im

Trochäus mit dem Wort „Kuckuck“ an. In dem Gedicht spielen zwei Vögel, die die

deutsche Literatur prägen, der Kuckuck und die Nachtigall, eine große Rolle und

werden hier als Symbole untersucht.

Der Kuckuck: Auf zweierlei Weise ist der Kuckuck in der deutschen Natur

außerordentlich. Zum einen geht es um seinen Ruf, der sehr leicht zu erkennen ist; der

Vogel ruft sozusagen seinen eigen Name. Der Ruf besteht meistens aus zwei Tönen; der

spätere Ton liegt normalerweise eine kleine Terz unter dem ersten. Mit steigenden

Hormonen wird der Rhythmus des Rufes unregelmäßiger und die Anzahl der Töne

steigt.109

Der Kuckucksruf klingt vor allem im Frühjahr, denn der Kuckuck kommt

108

Vgl.: Rieser, Ferdinand. „Aufzählung der Lieder nach den Quellen“ in „Des Knaben Wunderhorn“ und seine

Quellen. Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus. 1908. 109

Vgl.: Nature-rings. Wohlklingender Faulpelz. (http://nature-rings.de/tiere/14/page1.html) zuletzt abgerufen

am 1. September 2014.

33

mitten im April zu Deutschland aus Afrika an. Der Ruf gehört dem Männchen und ist

eigentlich Balzgesang. Mit dem Ruf wirbt also das Männchen um das Weibchen.110

Zweitens baut der Kuckuck kein eigenes Nest. Das Weibchen legt ihre Eier ins Nest

anderer Vogelarten. Während der Brutzeit legt sie etwa 20 Eier in Nester verschiedener

Vogelarten. In jedes Nest legt sie ein Ei und frisst eines von denen die schon da sind,

damit der Schwindel nicht herausgefunden wird. Obwohl Größe und Farbe von den

anderen Eiern des Nestes variieren kann, lassen sich viele Vogelarten davon täuschen.

Nach 12 Tagen schlüpft das Küken. Einige Stunden später wirft er alle andere Küken

oder Eier aus dem Nest und wird da allein für 3 Wochen gefüttert, bis er selber in die

Welt fliegt. Noch 3 Wochen füttern ihn seine Stiefeltern und Ende Juli oder Anfang

August fliegt er nach Afrika.111

Vor allem ist der Kuckuck ein Symbol des Frühlings. Als Seelenvogel oder

Zukunftskünder galt er bei vielen Völkern auch. Bei der Hochzeit der Göttin Hera, saß

ein Kuckuck auf ihrem Zepter, denn Zeus hatte sich in einen Kuckuck verwandelt.112

Seit dann gilt der Kuckucksruf auch „als gutes Vorzeichen für Heiratslustige.“113

Die

Anzahl der Kuckucksrufe bezeichnete im Volksbrauchtum die Anzahl der Jahre bis zu

der Hochzeit.114

Der Kuckuck kann aber auch einen treulosen Ehemann oder einen

Ehemann einer treulosen Frau bezeichnen.115

Der Name „gouch“ oder „Gauch“, mit der

Bedeutung Narr, kommt in alten Texten oft vor.116

Das Bild, das in diesem Gedicht

gezeichnet wird, von dem Kuckuck, der durch einen Sturz aus einem hohlen Baum zu

Tode kommt, deutet auf diese Interpretation hin. Dieser Kuckuck ist einfach ein Narr.

Die Nachtigall: Die Nachtigall ist hier schon früher thematisiert worden. Sie ist

ein Symbol der Liebe, des Todes – und auch der Unsterblichkeit – und der Schönheit. In

vielen Fällen also mit der Bedeutung des Kuckucks ähnlich, außer, dass sie auch ein

110

Vgl.: Vogelkunde. Der Kuckuck Cuculus canorus. (http://www.jagd.it/voegelkunde/kuckuck/) zuletzt

abgerufen am 1. September 2014. 111

Ebd. Zuletzt abgerufen am 1. September 2014. 112

Vgl.: Symbol – Attribut – Allegorie – Emblem. Stichwort: „Kuckuck“. (http://jg.seite.net/cgi-

bin/baseportal.pl?htx=/Peter_Eckardt/Symbole&localparams=3&db=Symbole&cmd=list&range=180,30&cmd=

all&Id=376) zuletzt abgerufen am 1. September 2014. 113

eLexikon. Stichwort: „Kuckuck“. (https://peter-hug.ch/lexikon/Kuckuck) zuletzt abgerufen am 1. September

2014. 114

Vgl.: Symbol – Attribut – Allegorie – Emblem. Stichwort: „Kuckuck“. Zuletzt abgerufen am 1. September

2014. 115

Vgl.: eLexikon. Stichwort: „Kuckuck“. Zuletzt abgerufen am 1. September 2014. 116

Ebd. Zuletzt abgerufen am 1. September 2014.

34

Symbol des Todes ist. Ihre symbolische Bedeutung ist jedoch etwa stilvoller als des

Kuckucks.

6.5.3. Fazit

In dem Gedicht werden die zwei Vogelarten, ihre Eigenschaften und ihr Gesang

gegeneinander gestellt. Der ziemlich einfache und erkennbare Kucucksruf und der

Vogel, der ein Schmarotzer und – in diesem Gedicht – ein Narr und Frühlingsbote ist,

werden den Frühling nicht ankünden und den Sommer nicht prägen. Irgendein Vogel

muss ihn ablösen – wie wäre er ein ganz normaler Arbeiter, einer, der alles was der

Kuckuck kann und am liebsten etwas mehr kann. Gewählt wird die Nachtigall, die auch

als Symbol für die Liebe und die Schönheit ist. Schön singt sie, viel besser als der

Kuckuck, der nicht einmal als ein Singvogel eingeordnet ist.117

Sie ist auch geschickter

und stilvoller als der Kuckuck, jedoch ist sie bisher nicht der Frühlingsbote gewesen.

Mit dem Kuckuck fliegt alles was ungeschickt und untreu ist weg, die Liebe und die

Schönheit bleiben.

6.6. Ablösung im Sommer

6.6.1. Vorwort

Gustav Mahler hat dieses kleine Gedicht, Ablösung, in der Sammlung gefunden

und es ein bisschen weiter geschrieben. Er hat es auch umbenannt, es heißt bei ihm

Ablösung im Sommer. Sein Lied erschien im Jahr 1892. Es ist auf einer Liedform, wie

das Gedicht, worauf es basiert. Mahlers Musik zählt zu der spätromantischen Epoche.

Das Gedicht auch – mit Wurzeln im 15. Jahrhundert und einem Halt in der

romantischen Epoche.

6.6.2. Interpretation des Gedichtes im Hinblick auf die Symbole

Mahlers Gedicht wurde vor allem für die Noten geschrieben und deswegen gibt

es keine eigentliche Strophengliederung. Hier wird, was er nach dem Ende des

Gedichtes schrieb, als eine zweite Strophe angesehen, sie ist wie eine Coda nach der

eigentlichen Strophe. Er fügt einige neue Wörter und Sätze zu dem Lied hinzu. Am

Anfang sind es meist Wiederholungen oder Repetitio, wie „Weiden!“ oder

117

Vgl.: Brodowski, Gerhard. Gerhard Brodowski Fotografie. Der Kuckuck. (http://www.brodowski-

fotografie.de/beobachtungen/kuckuck.html) zuletzt abgerufen am 2. September 2014.

35

Umformulierungen, wie „Kukuk ist todt!“118

, um den Effekt und die Dramatik des

Gedichtes zu verstärken. Es ist so viel, dass es fast eine Ironie sein konnte. Außerdem

kommen in den Takten 26 und 27119

Kuckucksrufe vor, sowohl mit dem Wort als auch

in der Musik. Anstatt „an einer hohlen Weiden“120

in zweiter Zeile des ursprünglichen

Gedichtes, sagt Mahler „an einer grünen Weiden!“.121

Die hohle Weide ist sicherlich ein

Baum, der hohl von innen geworden ist. Bei Mahler ist dieses Bild etwa milder

geworden, ohne Zweifel ist sein grüner Baum lebendiger als der hohle Baum. Zwei

neue Zeilen fügt er im Gedicht ein, nach der sechsten Zeile des ursprünglichen

Gedichtes. In den gibt es eine ausführlichere Beschreibung der Nachtigall. Die Coda am

Ende, die Mahler selber geschrieben hat, ergänzt nichts Neues zu dem Gedicht. Da wird

nur gesagt, dass alle auf die Nachtigall warten. Wenn der Kuckuck tot sei, habe die

Nachtigall die Chance zu singen, ihr Gesang kann jetzt gehört werden.

Das Metrum ist mehr oder weniger im Jambus, das Wort Kuckuck ist jedoch im

Trochäus und deswegen gibt es zwischendrin Zeilen, in denen Trochäus vorkommt.

Es kommen hier keine neuen Symbole vor. Mahler arbeitet aber weiter mit den

zwei Symbolen die im Gedicht Ablösung vorkommen.

6.6.3. Fazit und Vergleich zwischen das Gedicht in „Des Knaben Wunderhorn“

und Mahlers Lied

In Mahlers Gedicht kommen keine neuen Symbole vor und die Bedeutung ist die

Gleiche wie in Ablösung. Mahler macht nur das Bild von den zwei Vögeln und den

Unterschied dazwischen etwas deutlicher. Er dramatisiert den Tod des Kuckucks fast

ironisch und zieht die stilvolle Nachtigall nach vorn. In der Musik kann diese Änderung

in der Stimmung des Sommers gut gehört werden. Der bekannte Musiktheoretiker,

Komponist und mehr, Theodor W. Adorno, meint, dass Mahler die Hoffnung mit einer

Veränderung in der Musik bezeichnet.122

Die Veränderung in der Musik, die mit der

Nachtigall kommt, deutet deswegen auf die Hoffnung hin. Die Hoffnung auf dem

Sommer und besseres Leben.

118

Mahler, Gustav. Ablösung im Sommer. (http://petrucci.mus.auth.gr/imglnks/usimg/d/d9/IMSLP20440-

PMLP47568-Mahler_-_Des_Knaben_Wunderhorn_-_Abl__sung_im_Sommer.pdf) zuletzt abgerufen am 2.

September 2014. 119

Ebd. Zuletzt abgerufen am 2. September 2014. 120

Brentano, Clemens und von Arnim, Ludwig Achim. Band 3, S. 101. 121

Mahler, Gustav. Ablösung im Sommer. Zuletzt abgerufen am 2. September 2014. 122

Vgl.: Adorno: S. 6.

36

7. Schluss

Die zentrale Frage der Arbeit lautet entsprechend: Wie unterscheiden sich die

Symbole in den ursprünglichen Wunderhorn Gedichten von den Symbolen in Mahlers

Liedern und wie ändert das die Bedeutung der Gedichte?

Es gibt unterschiedliches Fazit für die zwei Lieder die hier analysiert wurden. Gustav

Mahler hat sehr viel mit dem Gedicht Wo die schönen Trompeten blasen gearbeitet. Sein

Liedtext ist sozusagen ganz neu, er setzt zwei Gedichte zusammen, die sich schon

überschneiden und macht daraus ein neues. Einige Symbole lässt er raus und fügt ein neues

Symbol, die Nachtigall, hinzu. Er nimmt das dramatischste aus den beiden Gedichten und

verstärkt viele Symbole dramatischer Bedeutung. Das passiert zum größten Teil, weil er

einige Strophen der ursprünglichen Gedichte, die die dramatische Bedeutung mildern,

rauslässt. Es ist klar, dass dies die Bedeutung ändert. Allgemein wird stärker auf den Tod

hingedeutet und zwar auf den Tod der beiden Geliebten, nicht nur des Mannes oder des

Mädchens.

Die Bedeutung des Gedichtes Ablösung steht in Mahlers Handlung mehr oder weniger

unverändert. Er hat keine Symbole rausgelassen oder hinzugefügt. Mahler hat die Bedeutung

nur etwas besser hervorgehoben. Das Lied ist sowohl im Text als auch in der Musik voll mit

Scherz, Lebensfreude und Hoffnung auf die Zukunft.

Es ist klar, dass sowohl Brentano und Arnim als auch Mahler in den alten Gedichten

eingegriffen haben. Möglich ist, dass dieses Eingreifen hilft, den Gedichten leben zu lassen.

Ohne weitere Verarbeitung hätten sie vielleicht niemand interessiert. Sie wären staubige und

alte Gedichte. Kunst ist nicht das Sammeln und das Bewahren alten Sachen; das gehört der

Geschichte und den Museen. Kunst ist, die alten Sachen – und die alten Kunstformen – leben

zu lassen. Sowohl die Gedichtsammlung als auch Mahlers Lieder sind klassisch geworden –

und dadurch leben die alten Gedichte.

37

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43

9. Anhang

Mahlers Text:

Wo die schönen Trompeten blasen

Wer ist denn draußen und wer klopfet an,

der mich so leise, so leise wecken kann?

Das ist der Herzallerliebste dein,

steh auf und laß mich zu dir ein!

Was soll ich hier nun länger steh´n

ich seh´ die Morgenröth´ aufgeh´n,

die Morgenröth´, zwei helle Stern´.

Bei meinem Schatz da wär´ ich gern´!

Bei meinem Herzallerliebsten!

Das Mädchen stand auf und liess ihn ein,

sie heisst ihn auch willkommen sein.

Willkommen lieber Knabe mein!

So lang hast du gestanden!

Sie reicht´ ihm auch die schneeweisse Hand.

Von ferne sang die Nachtigall,

das Mädchen fing zu weinen an.

Ach weine nicht, du Liebste mein,

ach weine nicht, du Liebste mein!

Aufs Jahr sollst du mein Eigen sein.

Mein Eigen sollst du werden gewiss,

Wie´s Keine sonst auf Erden ist!

O Lieb auf grüner Erden.

44

Ich zieh´ in Krieg auf grüne Haid´;

die grüne Haide, die ist so weit!

Allwo dort die schönen Trompeten blasen,

da ist mein Haus, mein Haus von grünem Rasen!123

Aus „Des Knaben Wunderhorn“:

Unbeschreibliche Freude

Mündlich

„Wer ist denn draußen und klopfet an,

Der mich so leise wecken kann?“

„Das ist der Herzallerliebste dein,

Steh auf und laß mich zu dir ein.“

Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein

Mit seinem schneeweißen Hemdelein,

Mit seinem schneeweißen Beinen;

Das Mädchen fing an zu weinen.

„Ach weine nicht, du Liebste mein,

Aufs Jahr sollt du mein eigen sein;

Mein eigen sollt du werden,

O Liebe auf grüner Erden.

Ich wollt, daß alle Felder wären Papier

123 Mahler, Gustav. Wo die schönen Trompeten blasen.

(http://javanese.imslp.info/files/imglnks/usimg/7/7f/IMSLP20461-PMLP47568-Mahler_-

_Des_Knaben_Wunderhorn_-_Wo_die_sch__nen_Trompeten_blasen.pdf) zuletzt abgerufen am 26. August

2014.

45

Und alle Studenten schrieben hier,

Sie schrieben ja hier die liebe lange Nacht,

Sie schrieben uns beiden die Liebe doch nicht ab.“

Bildchen

Auf dieser Welt hab ich keine Freud,

Ich hab einen Schatz, und der ist weit,

Er ist so weit, er ist nicht hier,

Ach wenn ich bei mein Schätzgen wär!

Ich kann nicht sitzen und kann nicht stehn,

Ich muß zu meinem Schätzgen gehn,

Zu meinem Schatz, da muß ich gehn,

Und sollt ich vor dem Fenster stehn.

„Wer ist denn draußen, wer klopfet an,

Der mich so leis aufwecken kann?“

„Es ist der Herzallerliebste dein,

Steh auf, steh auf und laß mich rein!“

„Was soll ich hier nun länger stehn,

Ich seh die Morgenröt aufgehn,

Die Morgenröt, zwei helle Stern,

Bei meinem Schatz, da wär ich gern.“

Da stand sie auf und ließ ihn ein,

Sie heißt ihn auch willkommen sein,

Sie reicht ihm die schneeweiße Hand,

Da fängt sie auch zu weinen an.

46

„Wein nicht, wein nicht, mein Engelein!

Aufs Jahr sollst du mein eigen sein,

Mein eigen sollst du werden gewiß,

Sonst keine es auf Erden ist.

Ich zieh in Krieg auf grüne Heid,

Grüne Heid, die liegt von hier so weit,

Allwo die schönen Trompeten blasen;

Da ist mein Haus von grünem Rasen.

Ein Bildchen laß ich malen mir,

Auf meinem Herzen trag ich´s hier,

Darauf sollst du gemalet sein,

Daß ich niemal vergesse dein.“

Mahlers Text:

Ablösung im Sommer

Kukuk hat sich zu Tode gefallen, Tode gefallen

An einer grünen Weiden! Weiden! Weiden!

Kukuk ist todt! Kukuk ist todt!

Hat sich zu Tod´ gefallen!

Wer soll uns denn den Sommer lang

Die Zeit und Weil´ vertreiben?

Kukuk! Kukuk!

Wer soll uns denn den Sommer lang

Die Zeit und Weil´ vertreiben?

Ei! Das soll tun Frau Nachtigall!

Die sitzt auf grünem Zweige!

47

Die kleine, feine Nachtigall,

die liebe süsse Nachtigall!

Sie singt und springt, ist allzeit froh,

Wenn andre Vögel schweigen!

Wir warten auf Frau Nachtigall;

die wohnt im grünen Hage,

und wenn der Kukuk zu Ende ist,

dann fängt sie an zu schlagen!

Aus „Des Knaben Wunderhorn“:

Ablösung

Musikbuch

Kuckuck hat sich zu Tod gefallen

An einer hohlen Weiden,

Wer soll uns diesen Sommer lang

Die Zeit und Weil vertreiben?

Ei das soll tun Frau Nachtigall,

Die sitzt auf grünem Zweige;

Sie singt und springt, ist allzeit froh,

Wenn andre Vögel schweigen.