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Page 1: „Mitarbeiter“) die weibliche Form - IAW · (Lehder & Skiba, 2005; Pieper & Vorath, 2005) Mit der Verabschiedung des Arbeitsschutzgesetzes 1996 wurde ein traditionell ordnungsrechtlich
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Im vorliegenden Vorlesungsmaterial ist es den Dozierenden (noch) nicht gelungen,

die Geschlechtsneutralität des Textes sowie der in den Abbildungen verwendeten

Begriffe oder Erläuterungen durchgängig zu gewährleisten. In zukünftigen Revisionen

soll dieser anspruchsvollen Aufgabe besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Es muss deshalb an dieser Stelle bei dem Hinweis bleiben, dass Begriffe, die in der

rein maskulinen Form verwendet werden (z. B. „Mitarbeiter“) die weibliche Form

einschließen. Dies gilt zumindest für Passagen, die nicht auf fremde Publikationen

referenzieren.

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Ausgehend von einer ethischen Motivation wurden rechtliche Normen, an

allererster Stelle im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, eingeführt.

Kerndefinition Arbeitswissenschaft (Luczak u. Volpert 1987):

Arbeitende Menschen sollen

• Schädigungslose, ausführbare, erträgliche und beeinträchtigungsfreie

Arbeitsbedingungen vorfinden.

• Standards sozialer Angemessenheit nach Arbeitsinhalt, Arbeitsaufgabe,

Arbeitsumgebung sowie Entlohnung und Kooperation erfüllt sehen.

• Handlungsspielräume entfalten, Fähigkeiten erwerben und in Kooperation

mit anderen ihre Persönlichkeit erhalten und entwickeln können.

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Mehr als ein Drittel der Fälle von Arbeitsunfähigkeit geht auf

Kurzzeiterkrankungen mit einer Dauer von 1 bis 3 Tagen zurück.

Demgegenüber machen Langzeiterkrankungen, die mehr als 6 Wochen dauern,

nur einen kleinen Teil der Fälle (4,3 Prozent) aus. Allerdings verursachen

Langzeiterkrankungen, auch wenn sie weniger häufig auftreten, den Großteil

(38,5 Prozent) der Arbeitsunfähigkeitstage in Betrieben. Langzeiterkrankungen

spielen daher eine maßgebliche Rolle für die Fehlzeiten und damit auch für die

Kostenbelastung der Betriebe.

Die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vorgenommene

Schätzung der Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit gibt

volkswirtschaftlich gesehen ein Präventionspotential und mögliches

Nutzenpotential an. Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 12,2

Tagen je Arbeitnehmer ergeben sich im Jahr 2005 insgesamt 420,5 Millionen

Arbeitsunfähigkeitstage. Die Schätzung basiert im Jahr 2005 auf

Arbeitsunfähigkeitsdaten von rund 30 Millionen Pflichtversicherten und freiwillig

Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung. Ausgehend von diesem

Arbeitsunfähigkeitsvolumen schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und

Arbeitsmedizin die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf insgesamt 38

Mrd. Euro bzw. den Ausfall an Bruttowertschöpfung auf 66 Mrd. Euro

(Statistische Informationen der BAuA, abrufbar unter www.baua.de).

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Im Vertrag von Amsterdam zur Änderung des Vertrages über die EU (sog. EG-

Vertrag, EGV), wird in Artikel 137 (sog. EU-Sozialrichtlinien) der

Arbeitnehmerschutz als gemeinsames Ziel genannt, bei dem es darum geht,

Mindestvorschriften zur Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu

schaffen. Als eine für den Arbeitsschutz wesentliche Richtlinie folgte daraus die

Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie (89/391/EWG), die in Verbindung mit mehreren

Einzelrichtlinien zu Arbeitsstoffen, -mitteln, der Arbeitssituation und physischen

Einwirkungen mindestens im gleichen Umfang in nationales Recht umgesetzt

werden muss. Daraus folgt, dass der nationale Gesetzgeber in seinem

Hoheitsbereich auch darüber hinaus gehende Regelungen treffen kann.

Anders verhält es sich bspw. im Bereich der Produktsicherheit: Nach Art. 95

EGV gilt es, eine Harmonisierung technischer Vorschriften und Normen bzgl.

des Inverkehrbringens von technischen Arbeitsmitteln, Stoffen und

Zubereitungen herbeizuführen. Die darauf basierenden Einzelrichtlinien (z.B.

über Druckbehälter, Gefährliche Stoffe, Emissionen usw.) sind verbindlich und

1:1 in nationales Recht umzusetzen.

Für die betriebliche Praxis ist bedeutsam, dass Regelungen zur

Arbeitssicherheit häufig in Verbindung mit Regelungen zur Produktsicherheit

und Umweltsicherheit zur Anwendung kommen.

Das Arbeitsschutzrecht kann verschiedenen Rechtsbereichen zugeordnet

werden: Im privaten Arbeitsschutzrecht werden die Rechte und Pflichten des

einzelnen Beschäftigten u. des Arbeitgebers auf der Grundlage des

Arbeitsvertragsrechts (§§ 618, 619 BGB, § 62 HGB, individuelles

Arbeitsschutzrecht) bzw. der Belegschaft und des Arbeitgebers auf der

Grundlage des Mitbestimmungsrechts (BetrVG, kollektives Arbeitsschutzrecht)

definiert.

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Im öffentlichen Arbeitsschutzrecht gibt es zum einen das staatliche Arbeitsschutzrecht,

das gem. Abbildung auf dem sog. „Artikelgesetz Arbeitsschutz“ (Gesetz zur Umsetzung

der EG-Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz und weiterer Arbeitsschutz-Richtlinien) basiert,

und aus dem in der Folge verschiedene Gesetze bzw. Gesetzesänderungen samt

zahlreicher Rechtsverordnungen abgeleitet wurden. Rechtsverordnungen werden durch

Technische Regeln zur Definition von Schutzzielen konkretisiert, z.B. TRBS –

Technische Regeln für Betriebssicherheit.

Zum anderen setzt der Staat im Sozialgesetzbuch VII die Kompetenzen der Träger der

gesetzlichen Unfallversicherung, d.h. der gewerblichen und landwirtschaftlichen

Berufsgenossenschaften (BG‘n) und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen

Hand, die ein autonomes Arbeitsschutzrecht ausüben. Die BG erlässt für ihre

Mitgliedsbetriebe verbindliche Unfallverhütungsvorschriften in Form der

Berufsgenossenschaftlichen Vorschriften (BG-Vorschriften), die über die BG-Regeln, -

Informationen und -Grundsätze praxisnah in den Betrieben zur Anwendung kommen

sollen. (Die Vorschriften der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand werden als

GUV-Vorschriften bezeichnet und sind analog strukturiert, s. Folie.)

„Am 1. Januar 2011 haben sich die Vorgaben zur betriebsärztlichen und

sicherheitstechnischen Betreuung in den Betrieben geändert. Die

Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“ (DGUV

Vorschrift 2) ist bei allen Berufsgenossenschaften und bei dem überwiegenden Teil der

Unfallkassen in Kraft getreten und löst die BGV A2/GUV-V A2 und die GUV-V A 6/7 ab.

Bis Ende 2011 wird voraussichtlich bei nahezu allen Unfallkassen die Vorschrift in Kraft

treten. Damit gibt es erstmals für Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger

der öffentlichen Hand eine einheitliche und gleich lautende Vorgabe zur Konkretisierung

des Arbeitssicherheitsgesetzes (ASiG).“ (www.dguv.de; Zugriff: 07.01.2012)

Daneben ergänzen DIN-, DIN EN - Normen und Empfehlungen von Verbänden (VDI,

VDE etc.) das technische Regelwerk. Diese Regelwerke werden erst durch Verweis

innerhalb von Rechtsverordnungen, Technischen Regeln oder Unfallverhütungs-

vorschriften rechtlich bindend. (Lehder & Skiba, 2005; Pieper & Vorath, 2005)

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Mit der Verabschiedung des Arbeitsschutzgesetzes 1996 wurde ein traditionell

ordnungsrechtlich geprägtes Leitbild der Gefahrabwendung um ein

präventionsorientiertes Leitbild ergänzt. Diese Neuausrichtung zielt nicht nur auf

die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten ab, sondern bezieht

auch Belastungen und Gefährdungen bei der Arbeit mit ein, welche unterhalb

der unmittelbaren Schädigungsschwelle bleiben und erst langfristig wirken.

Zugleich wurde auch das Verständnis von Gesundheit bei der Arbeit erweitert.

Es bezieht neben der körperlichen Unversehrtheit auch gesundheitsrelevante

psychische Faktoren, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Sicherheit und

Gesundheit bei der Arbeit stehen, mit ein. In den letzen Jahren zeichnet sich der

Trend zu einer umfassenden Integration des Arbeitsschutzes in die betrieblichen

Aufbau- und Ablaufstrukturen ab.

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Es existieren verschiedene Möglichkeiten, Arbeits- und Gesundheitsschutz in

betriebliche Prozesse zu integrieren. Die spezielle Einbindung hängt von den

gegebenen Rahmenbedingungen und organisatorischen Strukturen des

jeweiligen Unternehmens ab. Im Weiteren werden die verschiedenen Wege der

Einbindung diskutiert.

Die Veränderungen im Verständnis von Arbeits- und Gesundheitsschutz und die

daraus resultierende Zuwendung zu neuen Führungs- und

Managementsystemen führen in Unternehmen zu Prozessen, die eine

Neupositionierung des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes

ermöglichen bzw. erfordern. Hierbei müssen die Akteure des betrieblichen

Arbeitsschutzes ihr Anliegen aktiv in die unternehmerischen

Umgestaltungsprozesse einbringen, so dass der Arbeitsschutz ein integraler

Bestandteil der betrieblichen Geschäftsprozesse wird. Dazu sind verschiedene

Wege der Integration in betriebliche Abläufe möglich. Zum einen kann ASGS als

spezielle Unternehmensfunktion (ASGS-Experten) verankert sein. Des Weiteren

ist es möglich, Probleme aus dem Bereich ASGS durch spezielle Programme

und Projekte zu lösen. Die in den neunziger Jahren aufgekommene Philosophie

des TQM bietet eine weitere Möglichkeit, ASGS ganzheitlich, und kontinuierlich

in ein Unternehmen zu integrieren.

Als Beispiel für ein eigenständiges Arbeitsschutzmanagementsystem kann das

Occupational Health- and Risk Managementsystem (OHRIS) der Bayerischen

Staatsregierung genannt werden. Das Managementsystem SCC (Safety

Certificate Contractors) aus der Petrochemie integriert Belange der

Arbeitssicherheit, des Gesundheits- und des Umweltschutzes.

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Diese und weitere Pflichten des Arbeitgebers ergeben sich insbesondere aus

folgenden Rechtsnormen:

• Arbeitsschutzgesetz

• Sozialgesetzbuch VII

• Berufsgenossenschaftliche Vorschriften

• Betriebsverfassungsgesetz

• Arbeitssicherheitsgesetz

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Rechte und Pflichten der Beschäftigten werden außerdem durch die Berufs-

genossenschaftliche Verordnung BGV A1 geregelt.

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Rechtliche Regelungen, die den Betriebsrat betreffen, finden sich außerdem im

Arbeitssicherheitsgesetz und im Sozialgesetzbuch VII.

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Die Berufsgenossenschaftlichen Vorschriften regeln u.a. die Einsatzzeit und

Mindest-belegschaftsgröße für die Tätigkeit der Betriebsärzte nach Branchen.

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Nach dem Arbeitssicherheitsgesetz hat der Arbeitgeber eine Fachkraft für

Arbeitssicherheit zu bestellen, soweit dies nach der Betriebsart, der Zahl der

Beschäftigten, der Zusammensetzung der Belegschaft, der

Betriebsorganisation, der Kenntnis und Schulung des Arbeitgebers oder

sonstiger verantwortlicher Personen in Fragen des Arbeitsschutzes erforderlich

ist. Weitere Regelungen finden sich in den Berufsgenossenschaftlichen

Vorschriften. Im Gegensatz zu den Sicherheits-beauftragten verfügen

Sicherheitsfachkräfte über eine spezielle Ausbildung und stehen auch bei

Arbeitsplatzbeurteilungen sowie bei komplexeren betrieblichen

Planungsprozessen, insbesondere der menschengerechten

Arbeitsplatzgestaltung, als Berater zur Verfügung.

In Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten hat der Unternehmer mindestens

einen Sicherheitsbeauftragten zu bestellen. Die Aufgaben des

Sicherheitsbeauf-tragten sind im Sozialgesetzbuch VII allgemein umrissen und

sind mit den in der Folie genannten Aufgaben der Fachkraft für Arbeitssicherheit

formal weitgehend identisch. Sicherheitsbeauftragte besitzen keine

Weisungsbefugnis und erfüllen ihre Aufgabe im Sinne einer freiwillig

übernommenen Zusatzaufgabe (allerdings während der Arbeitszeit).

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Die Gefährdungsbeurteilung muss nicht durch externe wissenschaftliche Berater

durchgeführt werden. Es sind keine Instrumentarien oder ein systematisches

Vorgehen vorgeschrieben. Die Dokumentation umfasst die

Gefährdungsbeurteilung, die festgelegten Maßnahmen sowie die Überprüfung

der Durchführung dieser Maßnahmen.

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Das Beispiel zeigt die Durchführung einer Gefährdungsanalyse in einem

Logistikunternehmen. Im ersten Schritt der Gefährdungsanalyse erfolgt die

Darstellung des Arbeitssystems, um daraus Gefährdungen abzuleiten. Im

Beispiel wird das Arbeitssystem „innerbetrieblicher Transport von Sendungen“

betrachtet.

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Im zweiten Schritt der Gefährdungsbeurteilung wird geprüft, welche

Verordnungen, Vorschriften, Regeln oder Richtlinien zum Tragen kommen. Im

vorliegenden Beispiel kann die Leitmerkmalmethode zur Beurteilung der

Gesundheitsgefährdung nach BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und

Arbeitsmedizin) angewendet werden. Die Leitmerkmalmethode dient der

Beurteilung der Arbeitsbedingungen bei der manuellen Handhabung von Lasten

anhand sog. Leitmerkmale. Werden bei der betrachteten (Teil-)Tätigkeit Lasten

gehoben, gehalten oder getragen, erfolgt die Beurteilung anhand der Merkmale

Zeitdauer/Häufigkeit, Lastgewicht, Körperhaltung und Ausführungsbedingungen.

Müssen – wie im gewählten Beispiel – Massen gezogen oder geschoben

werden, sind außerdem die Positioniergenauigkeit und die Bewegungs-

geschwindigkeit bei der Risikoabschätzung zu berücksichtigen.

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Als Hilfsmittel zur Anwendung der Leitmerkmalmethode stehen Arbeitsblätter zur

Verfügung. Diese bieten die Merkmalsausprägungen über Piktogramme,

Beschreibungen und Rangzahlen zur Auswahl an. Die einzelnen Merkmale bzw.

Merkmalsausprägungen werden mit einer Punktzahl belegt. Mit Hilfe eines

einfachen mathematischen Algorithmus wird ein (Gesamt-)Punktwert ermittelt,

der als Grundlage für die abschließende Risikoabschätzung dient.

Siehe für das zweite Anwendungsgebiet der LMM (Heben – Halten - Tragen):

http://www.baua.de/nn_5846/de/Themen-von-A-Z/Physische-

Belastung/pdf/LMM-Heben-Halten-Tragen-2.pdf

In 2007 wurde eine dritte Verfahrensvariante zur Beurteilung von Belastungen

bei manuellen Arbeitsprozessen (speziell im Hand-Arm-Schulter-Bereich durch

kleinere Aktionskräfte bei größeren Häufigkeiten bzw. längerer Dauer)

veröffentlicht. Die wissenschaftliche Evaluation ist allerdings noch nicht

abgeschlossen.

(http://www.baua.de/nn_11598/de/Publikationen/Fachbeitraege/F1994,xv=vt.pdf)

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Unterwiesen werden muss:

- Bei Einstellung von Beschäftigten (zu überprüfen sind ebenfalls betrieblich

umgesetzte Beschäftigte)

- Bei Veränderungen im Aufgabenbereich

- Bei Einführung neuer Arbeitsmittel oder neuer Technologien

Und zwar jeweils VOR Aufnahme der Tätigkeit der Beschäftigten. Dabei sollen die

Unterweisenden die Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen und

die Unterweisung an den Arbeitsplatz oder Arbeitsbereich anpassen. Zur Form der

Unterweisung gibt es keine konkreten Vorgaben.

Die Unterweisungen sollen in festgelegten Abständen, im Allgemeinen mindestens

jährlich (verpflichtend halbjährlich für Jugendliche unter 18), und vor Aufnahme

besonders gefährlicher Tätigkeiten durchgeführt werden sowie bei besonderen

Anlässen (z. B. konkretem Bedarf aufgrund des Verhaltens der Betroffenen).

Ansatz zur Vorgehensweise bei der Unterweisung:

- Hinführung zum Thema durch Zeigen, Erklären, gemeinsames Erörtern und

Klären von offenen Fragen.

- Die unterweisende Person macht die einzelnen Arbeitsschritte vor und gibt die

jeweiligen erforderlichen Arbeitsschutzhinweise.

- Der Unterwiesene macht die Arbeitsschritte nach und erklärt dabei die

Sicherheitshinweise.

- In der Folgezeit wird die Umsetzung überprüft und ggf. nachgeschult.

Quelle: Rheinischer GUVV, Erste Schritte – Handlungshilfe für einen

systematischen Arbeitsschutz im Unternehmen S. 51-52

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Arbeitsschutz wird als spezielle Funktion aufgefasst. Diese Organisationsform

ist typisch für kleine Unternehmen, die u.a. externe Dienstleister beauftragen,

um Arbeitsschutzbelangen zu genügen.

Typische Experten: Sicherheitsingenieur, Betriebsarzt, Fachkraft für Arbeits-

sicherheit,...

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Gesundheitszirkel setzen betriebliche Strukturen des Projektmanagements

voraus, bzw. erzwingen deren Aufbau. Diese können dann auch dazu genutzt

werden, andere Qualitätsdimensionen (Produktqualität, Umweltschutz) zu

verbessern (vgl. Qualitätszirkel in Schlick et al. 2010).

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Im Jahre 1991 wurde von der EFQM – European Foundation for Quality

Management in Zusammenarbeit mit der European Organisation for Quality

(EOQ) und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften der Europäische

Qualitätspreis (European Quality Award, EQA) eingeführt.

Der 2006 in EFQM Excellence Award umbenannte Preis, wird von der EFQM

jedes Jahr in den Kategorien Large Organizations & Business Units, Operational

Units, Public Sector, Small and Medium-sized Organizations verliehen.

Honoriert werden besondere Leistungen auf dem Gebiet der "Grundkonzepte

der Excellence", nämlich Ergebnisorientierung, Ausrichtung auf den Kunden,

Führung und Zielkonsequenz, Management mittels Prozessen und Fakten,

Mitarbeiterentwicklung und –beteiligung, Kontinuierliches Lernen, Innovation

und Verbesserung, Entwicklung von Partnerschaften, Soziale Verantwortung.

(http://www.deutsche-efqm.de/)

Unter Befähigern werden die Potentiale und Prozesse eines Unternehmens zur

Leistungserbringung verstanden, während unter Ergebnissen die bisher

erbrachten Leistungen zusammengefasst werden (vgl. Radtke 1997).

Gesundheitsschutz wird hier nicht explizit herausgestellt.

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Seit 2001 bildet der ILO-AMS Leitfaden den Rahmen für nationale Initiativen zur

Einführung von Arbeitsschutzmanagementsystemen. Die beiden vorrangigen

Ziele des ILO-AMS-Leitfadens bestehen in der Unterstützung einzelner

Organisationen bei der Integration von AMS-Elementen in ihre

Managementsysteme und organisationspolitische Ausrichtung. (www.ilo.int)

Seit 2002 liegt ein nationaler Leitfaden der Bundesrepublik Deutschland vor (s.

www.baua.de), der die wesentlichen Elemente des ILO-Leitfadens aufgreift. Die

Anwendung des nationalen Leitfadens ist freiwillig. Durch ihn werden

bestehende Rechtsvorschriften oder anerkannte Standards weder ersetzt noch

erläutert. Der Leitfaden sieht keine Zertifizierung Dritter vor.

Elemente eines AMS gemäß nationalem Leitfaden:

Politik: Arbeitsschutzpolitik, Arbeitsschutzziele

Organisation: Bereitstellung von Ressourcen, Zuständigkeit und

Verantwortung, Mitwirkung, Rechte und Pflichten der Beschäftigten,

Qualifikation und Schulung, Dokumentation, Kommunikation und

Zusammenarbeit

Planung und Umsetzung: Erstmalige Prüfung, Ermittlung von Pflichten,

Ermittlung von Arbeiten, Abläufen und Prozessen, Beurteilung von

Gefährdungen, Vermeidung von Gefährdungen, Änderungsmanagement

Messung u. Bewertung: Leistungsüberwachung, Untersuchungen, Interne

Audits, Bewertung durch oberste Leitung

Verbesserungsmaßnahmen: Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen,

Kontinuierliche Verbesserung

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Der Vorschlag des Bayerischen Staatsministeriums stellt eine weitere

Möglichkeit dar, explizit Arbeits- und Gesundheitsschutz im

Unternehmensmanagement zu verankern.

Mit der Einführung und systemkonformen Anwendung des OHRIS kann der

Unternehmer als Normadressat seine ordnungsrechtlichen Verpflichtungen

eigenverantwortlich im Wege der "self responsible care" freiwillig und ohne

Zwang erfüllen.

Das OHRIS-Managementsystem wird wie Managementsysteme für Qualität

oder Umweltschutz durch Systemelemente definiert. Diese Systemelemente

sind Bestimmungselemente und Handlungsvorlagen, durch die

unternehmenspolitische Vorgaben in der Qualitätssicherung, im Umweltschutz,

im Anlagenschutz, in der Arbeitssicherheit im normativen Bereich eines

Unternehmens, bei strategischen Planungen und im operativen Handeln

systematisch und im funktionalen Zusammenhang erreicht und hinsichtlich ihrer

Realisierung überprüft werden können.

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Die Einführung mehrerer Managementsysteme geht mit einer Zunahme der

Komplexität einher. Darüber hinaus werden Synergien nicht effektiv genutzt.

Häufig werden mehrere Managementsysteme parallel im Unternehmen

eingesetzt. Dies führt auf allen Ebenen sowohl zu Irritationen als auch zu

Mehraufwand.

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Bislang werden mehrere Managementsysteme vorrangig parallel betrieben.

Diese Entwicklung ist auf den zeitlichen Verzug der Einführung zurückzuführen

sowie auf die zu starke Orientierung an einer einzelnen Norm. Die Entwicklung

im Segment Qualität geht bis in die 50er Jahre zurück, die in Deutschland

etablierte DIN ISO 9000-Reihe wurde erstmals in den 1990er Jahren publiziert.

Die Segmente Umweltschutz und Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz erlangen

jedoch in der jüngsten Vergangenheit an Bedeutung. Ein Weg besteht in der

Integration von gleichartig strukturierten und auf ähnliche Ziele ausgerichteten

Managementsystemen zu einem Integrierten Managementsystem (IMS). Dieses

IMS besteht dann neben dem „Allgemeinen Managementsystem“ (z.B. normativ

oder strategisch). Der nächste Schritt – von besonderer Bedeutung für kleine

und mittelständische Unternehmen – besteht in der Zusammenführung der

beiden Systeme zu einem System. Nur so können alle Synergien optimal

genutzt werden.

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