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22.06.2020
1
KennzeichenrechtVorlesung Sommersemester 2020
Lehrveranstaltung im Schwerpunktbereichsstudium Rechtliche Grundlagen Internationaler Wirtschaftstätigkeit
Vertiefungsmodul Wettbewerbs‐und Immaterialgüterrecht
Dr. Michael Fammler, LL.M.
KennzeichenrechtVorlesung Sommersemester 2020
Dr. Michael Fammler, LL.M.
Teil 4.1Verwertung von Marken – Marken als Gegenstand des Vermögen: VertragsR
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 3
Inhaltsübersicht
Markenbewertung
Markenvertragsrecht
Kartellrechtliche Fragen des Markenrechts
Marke und Steuern
D. Verwertung von Marken – Marken als Gegenstand des Vermögens
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 4
Formen moderner Markenverwertung
Sicherungsübertragung
Verpfändung
Asset‐Backed / IP‐Backed Securitization (Verbriefung)
Markenleasing
Markennießbrauch
Markenlizenz
Markenkauf
Einstieg in das Markenvertragsrecht (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 5
Weitere Markenverträge und markenrechtliche Fragen bei der Vertragsgestaltung
Abgrenzungsvereinbarungen
Nutzungsgestattungen
Einbringung einer Marke als Sacheinlage
Marke im Unternehmenskauf
Pre‐Acquisition Review / Due Diligence
Asset Deal
Share Deal
Markenkreationsvertrag
Einstieg in das Markenvertragsrecht (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 6
Verwandte Vertragstypen
Vertriebsverträge
Merchandisingverträge
Franchiseverträge
Forschungs‐ und Entwicklungsverträge
Patent‐ und Know‐How‐Lizenzverträge
Einstieg in das Markenvertragsrecht (3)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 7
Marken sind frei übertragbar und lizenzierbar
Frühere Rechtslage (bis ErstrG 1992):
Bindung an Geschäftsbetrieb (§ 8 WZG a.F.)
Keine freie Übertragbarkeit
Lizenzerteilung nur schuldrechtliche Gestattung
Lizenzvertragsverletzung nicht unbedingt Markenrechtsverletzung
LN konnte nicht aus eigenem Recht gegen Dritte vorgehen
Grundlagen des Markenvertragsrechts (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 8
Marke als „Asset“
Deutsches Recht und Unionsmarke: Marke selbständiger Gegenstand des Vermögens – Nichtakzessorietät, vgl. Art. 17 ff UMV, §§ 27 ff. MarkenG
Freie Übertragbarkeit, § 27 MarkenG, Art. 20 UMV
Markenlizenzerteilung, § 30 MarkenG, Art. 25 UMV
Grundlagen des Markenvertragsrechts (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 9
Ausgangspunkt § 248 Abs. 2 HGB –selbst geschaffene immaterielle Vermögenswerte in der Bilanz nicht aktivierbar (nur erworbene Marken)
Markenbewertung zur Bilanzierung
Markenbewertung zur Kaufpreisfindung
Markenbewertung und Unternehmenswert
D. I. Markenbewertung (1)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 10
Klassische Markenbewertung – ertragswertorientierte Analyse: Vergleich der zukünftig erwirtschafteten Gewinne unter Einsatz der Marke mit dem Ertrag des Unternehmens, der hypothetisch ohne die Marke zu erwarten wäre
Lizenzbasierte Markenbewertung: aktueller Markenwert wird in Bezug zu künftigen Lizenzeinnahmen gesetzt. Barwert aus Multiplikation der Umsätze mit (hypothetischem) Lizenzsatz
D. I. Markenbewertung (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 11
In beiden Fällen: Abzinsung der Umsätze über die geschätzte Lebensdauer der Marke
Verhaltensorientierte Modelle: konsumentenorientierte Beurteilung
Markenbekanntheit
Markenimage
Nachfrageakzeptanz
Kombinierte ertrags‐/verhaltensorientierte Modelle (z.B. Interbrand‐Methode)
D. I. Markenbewertung (3)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 12
DIN ISO 10688 – Anforderungen an die monetäre Markenbewertung (Verfahren und Methoden)
Anerkannte Verfahren
Kapitalwertorientierte Verfahren
Marktpreisorientierte Verfahren
Kostenorientierte Verfahren
Allgemeine Anforderung: Transparenz, Validität, Reliabilität, Hinlänglichkeit, Objektivität
D. I. Markenbewertung (4)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 13
DIN ISO 10688 (Forts.)
Notwendige Bewertungsinformationen
Markt‐ und Finanzdaten
Verhaltenswissenschaftliche Aspekte
Rechtliche Aspekte
Lesehinweis: Fezer/Fischer/Menninger, Hdb. Markenpraxis, II 2 Rn. 1 ff. ‐Markenbewertung
D. I. Markenbewertung (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 14
1. Abgrenzungsvereinbarung
2. Markenkauf
3. Markenlizenz
4. Sonstige Markenverträge
5. Marke in Unternehmenstransaktionen
D. II. Markenvertragsrecht – Übersicht
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 15
Instrument zur Lösung von Markenkonflikten
Hohes Kollisionspotential durch großen Bestand an Marken (nationale Marken, Unionsmarken und IR‐Marken)
Schwierige Beurteilung der Verwechslungsgefahr
Dauer von Widerspruchsverfahren vor dem DPMA und dem EUIPO
D. II. 1. Abgrenzungsvereinbarung (1)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 16
Abgrenzungsvereinbarung – Abgrenzung der Schutzbereiche kollidierender ähnlicher Zeichen
Vorrechtsvereinbarung – Verpflichtung des Inhabers der jüngeren Marke, keine Rechte gegen die ältere Marke geltend zu machen
Kartellrechtliche Grenzen (siehe D. III.)
Entscheidungen BGH GRUR 2011, 641 – Jette Joop; BGH GRUR2016, 849 – Pelican/Pelikan
Arbeitspapier 5: Markenverträge – Abgrenzungs‐ und Vorrechtsvereinbarungvereinbarung
D. II. 1. Abgrenzungsvereinbarung (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 17
BGH GRUR 2011, 641 – Jette Joop
Kartellrechtliche Zulässigkeit einer markenrechtlichen Abgrenzungsvereinbarung
Die kartellrechtliche Zulässigkeit einer Abgrenzungsvereinbarung, die keine Wettbewerbsbeschränkung bezweckt, beurteilt sich für die Dauer ihrer Geltung allein nach der markenrechtlichen Rechtslage bei ihrem Abschluss.
Bei der Bestimmung der Grenzen markenrechtlicher Abgrenzungsvereinbarungen gilt kein Verbot geltungserhaltender Reduktion.
BGH, Urteil vom 7. 12. 2010 – KZR 71/08 (OLG Hamburg) Jette Joop
D. II. 1. Abgrenzungsvereinbarung (3)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 18
BGH GRUR 2016, 849 – Pelican/Pelikan
Wettbewerbsbeschränkende markenrechtliche Abgrenzungsvereinbarung
Dem Umstand, dass Unternehmen eine markenrechtliche Abgrenzungsvereinbarung abgeschlossen haben, kommt regelmäßig keine erhebliche Bedeutung für die Beurteilung der Frage zu, ob zwischen ihnen potenzieller Wettbewerb besteht.
Für die Frage, ob eine markenrechtliche Abgrenzungsvereinbarung den Wettbewerb beschränkt, kommt es nicht auf den Schutzbereich der Marken der Parteien, sondern darauf an, ob sie nach allgemeinen Grundsätzen aktuelle oder potenzielle Wettbewerber sind.
D. II. 1. Abgrenzungsvereinbarung (4)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 19
BGH GRUR 2016, 849 – Pelican/Pelikan
Wettbewerbsbeschränkende markenrechtliche Abgrenzungsvereinbarung
Beschränkt eine markenrechtliche Abgrenzungsvereinbarung zwischen Nichtwettbewerbern einen der Vertragspartner im Wettbewerb mit Dritten, weil er eine auf den Drittmärkten bereits benutzte Marke dort nicht weiter verwenden darf, bedarf die Feststellung der Spürbarkeit einer solchen Wettbewerbsbeschränkung sorgfältiger Prüfung.
Jedenfalls eine kartellrechtlich nicht relevante Abgrenzungsvereinbarung wird nicht ohne Weiteres schon mit der Löschung der Marke in entsprechendem Umfang unwirksam.
D. II. 1. Abgrenzungsvereinbarung (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 20
§ 27 MarkenG als unvollständige Regelung
Rechtsübergang durch Rechtsgeschäft
Rechtsübergang durch Gesetz
Markenkauf als Rechtskauf
Abstraktionsprinzip
Übertragung durch Abtretung
Umschreibung nur deklaratorisch, nicht konstitutiv
(§ 27 Abs. 3 MarkenG)
Vermutungswirkung nach § 28 Abs. 1 MarkenG
Entscheidung BGH GRUR 2018, 297 – media control
D. II. 2. Markenkauf
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 21
Einführung
Markenlizenz im System der Typenverträge
Markenlizenz und Firmenlizenz
Überschneidungen der Schutzsysteme
Deutsches und Europäisches Kartellrecht
D. II. 3. Markenlizenz
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 22
Rechtsnatur und wirtschaftliche Funktion der Lizenz
(Marken‐)Lizenzvertrag als verkehrstypischer Vertrag
„Rechtspacht“: Recht wird einem Dritten zur Nutzung überlassen
Lizenz statt Rechtskauf (ausschließliche Lizenz)
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 23
Elemente des Outsourcing und der spezialisierten Produktentwicklung und Warenverteilung
Erschließung neuer Produktmärkte
Erschließung neuer territorialer Märkte
Markenlizenz: Hebelwirkung des Goodwill, mit dem die Marke aufgeladen ist
Lizenzen als Spezialisierungsvereinbarungen
Lizenzgeber besitzt starke Marke, Lizenznehmer besitzt essentielles Produkt‐ und/oder Vertriebs‐Know‐how
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 24
Reine Markenlizenz:
Marke für weites Verzeichnis von Waren und Dienstleistungen geschützt. Lizenzerteilung für einzelne Produkte an unterschiedliche Lizenznehmer (z.B. Textilien an A, Parfüm an B, Uhren an C, Lederwaren an D)
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (3)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 25
Andere Lizenzen
Lizenzen zur Streitbeilegung
einfache Lizenz zur Weitergabe von Nutzungsrechten („Gestattung“)
Lizenzen im Rahmen der steuerrechtlichen Gestaltung und Betriebsoptimierung
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (4)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 26
Lizenzen an anderen Rechten
Gemischte Patent‐, Know‐how‐ und Markenlizenzverträge (Abgrenzung bedeutsam für Anwendung GVO Technologietransfer)
Urheberrechte, Geschmacksmuster
Lizenzierung zusammen mit Marken
evtl. abweichende kartellrechtliche Bewertung
häufig z.B. bei Merchandisinglizenzen, z.B. Marken zusammen mit Urheberrechten oder Geschmacksmustern
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 27
§ 15 PatG
§ 22 Abs. 2 GebrauchsmusterG
§ 31 GeschmacksmusterG
§ 31 UrheberG (Nutzungsrechte)
§ 22 KUG (Recht am eigenen Bild)
§ 12 BGB (Namensrecht)
§ 823 BGB (allgemeines Persönlichkeitsrecht)
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (6)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 28
Abgrenzung zu:
Vertriebsverträge und Franchiseverträge (Abgrenzung bedeutsam für Anwendung GVO Vertikale Vertriebsbindungen)
Franchiseverträge: Vertikale Kooperationen mit verschiedenen Elementen (Lizenz an Schutzrechten, meist Kennzeichenrechte, Know‐how Lizenz, Vertriebsmittlungsverhältnis)
Merchandisingverträge (typischerweise Lizenz zur Nutzung von Kennzeichenrechten außerhalb des Gleichartigkeitsbereichs, Lizenz an bekannter Marke)
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (7)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 29
Markenleasing (Form der Finanzierung/ Darlehensbesicherung durch „sale and lease back“ Struktur)
Marken als Sicherheiten
Sicherungsübertragung
Verpfändung
Asset‐backed IP
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (8)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 30
Achtung: Anwendbarkeit der §§ 305 ff. BGB:Wie alle Verträge wird auch Markenlizenzvertrag zum AGB‐Vertrag, wenn er entweder zur Verwendung für eine Vielzahl von Fällen vorformuliert oder ohne diese Intention tatsächlich so verwendet wird
D. II. 3. Markenlizenz im System der Typenverträge (9)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 31
Marken voll „fungibel“
Deutsches Recht und Unionsmarke: Marke selbständiger Gegenstand des Vermögens – Nichtakzessorietät, vgl. Art. 20 ff. UMV, §§ 27 ff. MarkenG
Freie Übertragbarkeit, § 27 MarkenG, Art. 20 UMV
Markenlizenzerteilung, § 30 MarkenG, Art. 25 UMV
D. II. 3. Rechtliche Grundlagen (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 32
Lizenz vs. Gestattung
Gestattung beschränkt
auf Nichtausübung von Verbotsrechten
kein positives Benutzungsrecht
Lizenz
Einräumung eines positiven Benutzungsrechts
„Verdinglichung“
D. II. 3. Rechtliche Grundlagen (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 33
Deutsches Recht: „Verdinglichung“
§ 30 Abs. 1, 2 MarkenG, Art. 25 MRL
Dingliche Wirkung:
Regelfall nach § 30 Abs. 2 bis 5
Wenn keineschuldrechtliche Gebrauchsüberlassung vereinbart
Verfügung des LG zugunsten des LN: beschränkte Rechtsübertragung
LN erhält „Lizenzvertragsmarkenrecht“
D. II. 3. Rechtliche Grundlagen (3)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 34
Wirkungen der Verdinglichung der Lizenz:
Sukzessionsschutz, § 30 Abs. 5
LN kann sich auf Priorität der Lizenzmarke berufen
Verletzung des Lizenzrechts durch LN ist Verletzung der Lizenzmarke selbst, § 30 Abs. 2, nicht nur Vertragsverletzung
D. II. 3. Rechtliche Grundlagen (4)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 35
Wirkungen der Verdinglichung der Lizenz:
Verletzung der Marke kann Verletzung des Lizenzrechts darstellen; prozessuale Durchsetzung: § 30 Abs. 3, 4.
Aber: § 30 Abs. 2 stellt dispositives Recht dar. Vertragsparteien können einzelne oder alle Wirkungen der Dinglichkeit inter partes ausschließen.
D. II. 3. Rechtliche Grundlagen (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 36
„Das durch die Eintragung, die Benutzung oder die notorische Bekanntheit einer Marke begründete Recht kann für alle oder für einen Teil der Waren oder Dienstleistungen, für die die Marke Schutz genießt, Gegenstand von ausschließlichen oder nicht ausschließlichen Lizenzen für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland insgesamt oder einen Teil dieses Gebiets sein.“
D. II. 3. § 30 Markengesetz (1)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 37
Alle Markenformen nach § 4 Nr. 1‐3 MarkenG sind lizenzierbar
Geschäftliche Bezeichnungen von § 30 MarkenG nicht erfasst
Geographische Herkunftsangaben kein geeigneter Lizenzgegenstand (BGH GRUR 2007, 884 – Cambridge Institut)
Sachlicher Umfang: für alle oder einen Teil der Waren
D. II. 3. § 30 Markengesetz (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 38
Persönlicher Umfang: ausschließliche Lizenz und nicht ausschließliche Lizenz (Achtung: Begriffe nicht einheitlich verwendet)
Räumlicher Umfang: Gebietslizenz
Vorschrift ist § 15 PatentG nachgebildet
D. II. 3. § 30 Markengesetz (3)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 39
Klageerhebung, § 30 Abs. 3 S. 1 MarkenG
Grundsätzlich steht Klageerhebung wegen Verletzung der Marke nur Inhaber zu
LN kann Klage nur mit Zustimmung des Inhabers erhaben
Neuregelung in § 30 Abs. 3 S. 2 MarkenG
Inhaber einer ausschließlichen Lizenz kann Verletzungsklage erheben, wenn Inhaber nach förmlicher Aufforderung nicht selbst innerhalb einer angemessen Frist Klage erhoben hat
D. II. 3. § 30 Markengesetz (4)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 40
Neu: Eintragungsmöglichkeit, § 30 Abs. 6 MarkenG
„Das Deutsche Patent‐ und Markenamt trägt auf Antrag des Inhabers der Marke oder des Lizenznehmers die Erteilung einer Lizenz in das Register ein, wenn ihm die Zustimmung des anderen Teils nachgewiesen wird. Für die Änderung einer eingetragenen Lizenz gilt Entsprechendes. Die Eintragung wird auf Antrag des Inhabers der Marke oder des Lizenznehmers gelöscht. Der Löschungsantrag des Inhabers der Marke bedarf des Nachweises der Zustimmung des bei der Eintragung benannten Lizenznehmers oder seines Rechtsnachfolgers.“
D. II. 3. § 30 Markengesetz (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 41
„Die Unionsmarke kann für alle oder einen Teil der Waren oder Dienstleistungen, für die sie eingetragen ist, und für das gesamte Gebiet oder einen Teil der Union Gegenstand von Lizenzen sein.“
D. II. 3. Art. 25 Unionsmarkenverordnung (UMV)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 42
Alle Kennzeichen kommunizieren und identifizieren
Marke: Produktidentifikation
Firma: Unternehmensidentifikation
Akzessorietät der Firma (§ 23 HGB)
Keine gesetzliche Regelung der Firmenlizenz
analoge Anwendung der §§ 27 ff. MarkenG ?
BGH GRUR 2001, 1164 – buendgens (zur Gestattung der Verwendung eines Unternehmenskennzeichens)
D. II. 3. Markenlizenz und Firmenlizenz (1)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 43
Lizenzmarken als Bestandteil der Firma ‐ Problemfälle:
Erwerb eigener Rechte des LN
Schwächung der Kennzeichnungskraft der Marke
Veräußerung des Geschäftsbetriebs des LN
Insolvenz des LN
Marke nicht gegen rein firmenmäßigen Gebrauch geschützt: § 14 Abs. 3 Nr. 5 MarkenG; Art. 9 Abs. 3 lit. d UMV;
D. II. 3. Markenlizenz und Firmenlizenz (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 44
Vertragsklausel:„Die Parteien sind sich einig, dass die Gestattung der Nutzung der Lizenzmarke als Firma oder Firmenbestandteil mit der Übertragung des Unternehmens des Lizenznehmers auf einen Dritten erlischt, ohne dass es einer Kündigung bedarf. Dritte in diesem Sinne sind natürliche oder juristische Personen, die eine Sperrminorität am Stammkapital des Lizenznehmers erwerben.
D. II. 3. Markenlizenz und Firmenlizenz (3)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 45
Der Lizenznehmer hat das Recht, die Vertragsmarke für eine Übergangsfrist von 3 (drei) Monaten weiterhin als Firma oder Firmenbestandteil zu nutzen. Während dieser Übergangsfrist muss die Firma geändert werden. Nach Ablauf der Übergangsfrist ist der Lizenznehmer dazu verpflichtet, es zu unterlassen, die Lizenzmarke als Firmenbestandteil zu führen. Bei Zuwiderhandlung gegen diese Unterlassungsverpflichtung ist eine Vertragsstrafe von EUR … fällig“.
D. II. 3. Markenlizenz und Firmenlizenz (4)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 46
Schutzsysteme
Deutschland
Unionsmarke
Internationale Registrierungen
Länderlizenzen
Regionale Lizenzen
Globale Lizenzen
D. II. 3. Markenlizenz und Internationale Sachverhalte
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 47
Rechtswahl
Gliederung
Präambel
Begriffsbestimmungen
Rechtsstand
Arbeitspapier 5:Markenlizenzvertrag
D. II. 3. Vertragsaufbau und grundsätzliche Fragen
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 48
Rechtswahl nur für operativen Teil des Vertrags bedeutsam (Lizenzgebühren, Laufzeit, Kündigung etc.)
Lizenzierte Marke unterliegt immer Recht des Schutzlandes hinsichtlich Bestand, Rechtswirkungen, Übertragbarkeit, Grenzen der Lizenzierung etc.
Achtung: Rechtswahl, Gerichtsstand und Streitschlichtungsmechanismus unterscheiden
D. II. 3. Rechtswahl
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 49
Vertragsgestaltung folgt mehr und mehr einer internationalen Vertragspraxis, d.h. auch Tatbestände und Rechtsfolgen, die sich aus dem Gesetz selbst ergeben, werden im Vertrag ausformuliert. Dies liegt insbesondere im Interesse der Vertragsanwender, die meist juristische Laien sind.
D. II. 3. Gliederung (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 50
Gegenstand und Umfang der Lizenz
Beschränkungen des LG und LN
Benutzungsfragen und Qualitätssicherung
Lizenzgebühren und Abrechnung
Verteidigung der Marke
Laufzeit und Kündigung
D. II. 3. Gliederung (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 51
In komplexen Verträgen erleichtert die Definition immer wiederkehrender Begriffe die Lesbarkeit und die Vermeidung von Widersprüchen
Sinnvoll sind Definitionen z.B. von
Marke(n) nach Registernummer oder Anmeldenummer
Vertragsprodukten, für die Lizenz erteilt ist
Vertragsgebiet
Nettoverkaufserlöse
D. II. 3. Begriffsbestimmungen
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 52
Sinnvoll ist, zu unterscheiden zwischen
unterschiedlichen Waren‐ und Dienstleistungsverzeichnissen
unterschiedlichen Prioritäten bzw. Senioritäten
unterschiedlichen Inhabern, insbesondere in Konzernen
Bedeutsam insbesondere bei komplexeren Verträgen und für Gewährleistung
D. II. 3. Rechtsstand
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 53
Gegenstand der Lizenz
Eingetragene Marken
Benutzungsmarken
Notorietätsmarken
Ausschließlichkeit
Sachlicher Umfang
Räumlicher Umfang
D. II. 3. Lizenzeinräumung
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 54
BGH GRUR 2001, 54 ‐ „Subway/Subwear“:
„Die Erteilung einer Markenlizenz ist im Falle der Eintragung einer Marke nach § 4 Nr. 1 MarkenG auf die eingetragene Marke beschränkt. Diese umfasst nicht das Recht, Lizenzen an verwechselbaren Zeichen iS von § 14 Abs. 2 Nr. 2 MarkenG zu erteilen“
OLG HH GRUR‐RR 2004, 175 – „Löwenkopf“
„Gegenstand einer … Markenlizenz kann nur das (eingetragene) Zeichen in seiner Gesamtheit sein“
D. II. 3. Lizenz an ähnlicher Marke/für ähnliche Produkte (1)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 55
OLG HH BeckRS 2005, 30355325 – „Jan Ulrich“:
„Der Gegenstand einer ... Vereinbarung über die Nutzung einer bestimmten Marke ... ist durch den eingetragenen Schutzbereich dieser Marke, insbesondere die geschützten Waren und Dienstleistungen begrenzt.“
BGH GRUR 2012, 910 – „Delcantos Hits“:
Lizenz an schutzunfähiger Marke
D. II. 3. Lizenz an ähnlicher Marke/für ähnliche Produkte (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 56
Nicht ausschließliche Lizenz: mehreren LN wird das Recht eingeräumt, eine Marke zu benutzen
Ausschließliche Lizenz:
neben LN wird keinem weiteren LN ein Recht an der Marke eingeräumt
und auch der LG behält kein Nutzungsrecht
D. II. 3. Begriff der Ausschließlichkeit (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 57
Vorschlag zur Begriffsbestimmung:
einfache Lizenz
ausschließliche Lizenz
absolute Lizenz
D. II. 3. Begriff der Ausschließlichkeit (2)
22.06.2020
20
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 58
Arten von Unterlizenzen
Unterscheidung schuldrechtliche und dingliche Lizenz auch bei Unterlizenz
Dingliche Unterlizenz: Vorteile für Unterlizenznehmer bei Verletzungsklage und durch Sukzessionsschutz
D. II. 3. Unterlizenz (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 59
Berechtigung zur Erteilung von Unterlizenzen
Frage der Vertragsauslegung
Bei ausschließlicher Lizenz: konkludentes Recht zur Erteilung von Unterlizenzen (bei Patentlizenz idR + bei Markenlizenz str.)
D. II. 3. Unterlizenz (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 60
Ausschluss des Rechts zur Unterlizenzierung
Zustimmungserfordernis
Weitergabeverpflichtung
Lizenzgebühren bei Unterlizenzierung
Achtung: Kein automatischer Anspruch des LG auf volle oder teilweise Abtretung der Unterlizenzgebühren: Vertragliche Regelung erforderlich
Unberechtigte Erteilung von Unterlizenzen
D. II. 3. Unterlizenz (3)
22.06.2020
21
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 61
Fortbestand der Unterlizenz beim Erlöschen der Hauptlizenz?
BGH GRUR 2012, 914 – Take Five
BGH GRUR 2012, 916 – M2Trade
Problemstellung vor allem bei Markenlizenz in der Insolvenz
D. II. 3. Unterlizenz (4)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 62
„Das Erlöschen der Hauptlizenz führt in der Regel auch dann nicht zum Erlöschen der Unterlizenz, wenn der HLN dem ULN ein ausschließliches oder einfaches Nutzungsrecht gegen fortlaufende Zahlung von Lizenzgebühren eingeräumt hat und die Hauptlizenz nicht wegen Nichtausübung, sondern wegen Aufhebung oder Kündigung erlischt.“
D. II. 3. Unterlizenz (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 63
Ausgangspunkt: geänderte Strategie auf Seiten des LG oder LN
Problem insbesondere Sicherung der Qualität der Produkte und des Markenimages
Lösungsmöglichkeiten (vgl. § 4 Mustervertrag):
Zustimmungsvorbehalte
Eintrittsrechte
Verhandlungsklauseln
D. II. 3. Erweiterung der Vertragsprodukte und/oder des Vertragsgebiets
22.06.2020
22
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 64
Regelung in 25 Abs. 5 UMV: Eintragung der Lizenz im Register
Nun auch in § 30 Abs. 6 MarkenG
Art. 27 Abs. 1 UMV: Gutgläubiger Erwerb von Rechten an einer Unionsmarke
Art. 57 Abs. 3 UMV: Rechte des LN bei Verzicht des LG auf Unionsmarke
D. II. 3. Lizenz an einer Unionsmarke: Besonderheiten (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 65
Art. 46 Abs. 1 lit. a UMV: Rechte des LN im Widerspruchsverfahren
Art. 57 Abs. 3 UMV: Rechte des LN im Nichtigkeitsverfahren
Art. 25 Abs. 3 S.2 UMV: Erhebung einer Verletzungsklage durch LN
nun auch in § 30 Abs. 3 S. 2 MarkenG
D. II. 3. Lizenz an einer Unionsmarke: Besonderheiten (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 66
Benutzungszwang im Markenrecht
Benutzungsform
Beschränkung der Benutzung
Verschärfung der Regelung in § 26 Abs. 3 MarkenG zur Benutzung abweichender Markenformen
Rspr.: BGH GRUR 2001, 54 ‐ SUBWAY/Subwear; BGH GRUR 2000, 1038 ‐Kornkammer; BGH GRUR 1999, 995 ‐ HONKA
D. II. 3. Benutzungsfragen (1)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 67
Lizenzvermerk
Information des Verkehrs über Lizenzbeziehung und Produktverantwortung
Vermeidung einer Schwächung der Kennzeichnungskraft
Unterscheidung zwischen � und �
Bedeutung von § 49 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG (Löschung wegen Verfall)
Genehmigung von Werbemaßnahmen
D. II. 3. Benutzungsfragen (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 68
Zur Zurechnung der Benutzung durch Lizenznehmer:
BGH GRUR 2009, 888 – Thermoroll: Verwendung von „R“ regelmäßig irreführend, wenn Verwender nicht Inhaber oder Lizenznehmer einer identischen Marke. Ausnahme: rechtserhaltende Benutzung ohne Änderung des kennzeichnenden Charakters (Thermoroll vs. Termorol)
D. II. 3. Benutzungsfragen (3)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 69
OLG Düsseldorf, BeckRS 2010, 15156 – Tikvesti: bei Lizenzvereinbarung mit Umsatzlizenz dann keine ernsthafte Benutzung durch Lizenznehmer, wenn Benutzung nur um ihrer selbst Willen, aber keine spezifischen Umsatzzahlen
D. II. 3. Benutzungsfragen (4)
22.06.2020
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 70
Qualitätssicherung und Kennzeichnungskraft
kommerzielle Beeinträchtigung der Marke (Gütevorstellungen)
Schwächung der Kennzeichnungskraft
Irreführung des Verkehrs (vgl. BGH GRUR 1965, 676 ‐ Nevada‐Skibindung)
Vorgaben und Richtlinien
Unterschiedlicher Regelungsbedarf bei reiner Markenlizenz und Franchisesituation / Know‐how Überlassung
D. II. 3. Qualitätssicherung (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 71
Kontrolle
Vorlageverpflichtungen des LN
Rügepflichten des LG
Inspektionsrecht des LG
Sanktionen bei Nichteinhaltung der Qualitätsvorschriften
Rechtsfolge des § 30 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG (bzw. Art. 25 Abs. 2 Nr. 5 UMV), in diesem Fall keine Erschöpfung
D. II. 3. Qualitätssicherung (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 72
EuGH GRUR 2009, 593 – Copad/Dior
Grundprinzipien des selektiven Vertriebs
Erschöpfung der Markenrechte schließt grundsätzlich eine Steuerung der (weiteren) Vertriebswege aus
Aber: Der Verkauf von Prestigewaren durch den Lizenznehmer an Dritte, die nicht dem selektiven Vertriebsnetz angehören, kann die Qualität der Ware selbst beeinträchtigen. Eine Vertragsklausel, die diesen Vertriebsweg untersagt, kann die Erschöpfung ausschließen. Die Verletzung einer solchen Vertragsklausel kann gleichzeitig die Markenrechte selbst verletzen.
D. II. 3. Qualitätssicherung (3)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 73
Im Ergebnis aber keine Markenverletzung (Cour de CassationPIBD 2010 Nr 914 III. 164)
Immer Vorraussetzung: Kartellrechtliche Zulässigkeit der Vereinbarung (EuGH GRUR Int. 2011, 1077 – Pierre Fabre)
Vgl. im Kontext dazu auch:
EuGH GRUR Int. 1998, 140 ‐ Dior / Evora
EuGH GRUR 2018, 211 – Coty Germany/Parfümerie Akzente
OLG Düsseldorf GRUR‐RR 2018, 335 – Japanischer Kosmetikhersteller
OLG Hamburg Beck RS 2018, 22030 – Sensai und Kanebo
D. II. 3. Qualitätssicherung (4)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 74
Gesetzliche Regelung = grds. verschuldensunabhängige Garantiehaftung nach Vorschriften über Rechtspacht, § 581 Abs. 2, § 536 a iVm § 536 Abs. 1 BGB
Vertragliche Vereinbarung einer angemessenen Risikoverteilung nach Risikosphären
Kenntnisklauseln
D. II. 3. Gewährleistungen des LG (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 75
Bei analoger Anwendung kaufrechtlicher Rechtsmängelhaftung (BGH GRUR 1991, 332 ‐ Lizenzmangel): § 437 BGB: vorrangig Nacherfüllung, danach Rücktritt, Minderung, Schadensersatz, Aufwendungsersatz
Regelung der Pflichtverletzung in §§ 280, 281 BGB
Nichterfüllungsschaden oder Aufwendungsersatz nach § 284 BGB
D. II. 3. Gewährleistungen des LG (2)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 76
Dingliche Rechte an Marken
Typenzwang der Sicherungsrechte
Vertragspfandrecht, Sicherungsübereignung, Nießbrauch
Pfändung in der Zwangsvollstreckung
Pfändung der Marke
Pfändung der Markenlizenz
D. II. 3. Verfügungen von LG und LN über die Rechte an der Marke (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 77
Sicherungsbestellung durch Verpfändung oder Sicherungsabtretung
Verpfändung wegen komplizierter Verwertung geringe Bedeutung
Gesetzlicher Sukzessionsschutz nach §§ 404 ff. BGB
Markenrechtlicher Sukzessionsschutz nach § 30 Abs. 5 MarkenG
D. II. 3. Verfügungen von LG und LN über die Rechte an der Marke (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 78
§ 30 Abs. 5 MarkenG
Unterschiede bei dinglichen und schuldrechtlichen Lizenzen
Bestimmungen zum Schuldnerschutz in §§ 404 ff. BGB
Ergänzende vertragliche Vereinbarungen sinnvoll, bspw. Vorkaufsrecht
Achtung: Change of Control Klauseln
D. II. 3. Sukzessionsschutz
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 79
Grundtypen:
Umsatz‐, Stück‐ und Pauschallizenz
Höhe von Umsatzlizenzen
Bestimmende Faktoren:
Bekanntheitsgrad der Marke
Art der Vertragsprodukte
Umfang der Lizenzeinräumung
Wettbewerbssituation auf dem betroffenen Markt
gleichzeitige Lizenzierung von Know‐how oder Rezepturen
D. II. 3. Lizenzgebühren (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 80
Grundgebühr
keine Anrechnung auf laufende Umsatzlizenz
Grundgebühr als Abschlagszahlung auf laufende Lizenzgebühren
Staffelungen
Ermäßigung der Lizenzgebühr bei Erreichung eines bestimmten Umsatzes
Mindestlizenzgebühr
D. II. 3. Lizenzgebühren (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 81
Buchführungspflicht
Einsichts‐ und Prüfungsrechte
Aufbewahrungspflichten
Rechnungslegung
Fälligkeitsregelung
D. II. 3. Abwicklung der Lizenzgebührenzahlung
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 82
Verteidigung der Lizenzmarken gegen Verletzungen durch Dritte (1)
Wechselseitige Informationspflicht
Zuordnung der Handlungskompetenz (§ 30 Abs. 3 MarkenG)
Beitritt des LN zur Verletzungsklage (§ 30 Abs. 4 MarkenG)
Schadensersatzanspruch des LN: § 30 Abs. 4 MarkenG ist keine Anspruchsgrundlage
Grundsätze der Drittschadensliquidation
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 83
Verteidigung der Lizenzmarken gegen Verletzungen durch Dritte (2)
Ausschließliche Lizenz oder Prozeßstandschaft müssen nachgewiesen werden (LG München, GRUR‐RR 2009, 238 – Y‐Symbol)
Grundsätzliche Zustimmung zur Geltendmachung (§ 30 Abs. 3 MarkenG), enthält aber in der Regel keine konkludente materiell‐rechtliche Einzugsermächtigung (BGH GRUR 2012, 630 –CONVERSE II)
Neu § 30 Abs. 3 S. 2 MarkenG: Klagemöglichkeit für ausschließlichen LN
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (2)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 84
LN steht bei ausschließlicher Lizenz aufgrund des Lizenzvertrages aus eigenem Recht ein Unterlassungsanspruch zu (OLG Hamm v. 26.5.2009, BeckRS 2009, 23473 – E2)
LN steht kein originärer Schadensersatzanspruch zu (BGH GRUR 2007, 877 – Windsor Estate; BGH GRUR 2013, 925 – VOODOO)
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (3)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 85
Verteidigung der Lizenzmarken gegen Verletzungen durch Dritte (3)
Drittschadensliquidation: Anspruch abtretbar an LN (OLG Köln, WRP 2009, 1290)
Ansprüche des Markeninhabers auf Unterlassung und Schadensersatz unabhängig vom ausschließlichen LN (BGH GRUR 2008, 896 –Tintenpatrone)
Schadenshöhe: Rückgriff bei Lizenzanalogie auf frühere Rechtseinräumungen (BGH GRUR 2009, 407 – Whistling for a train)
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (4)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 86
Verteidigung der Lizenzmarken gegen Verletzungen durch Dritte (4)
Unterlassungsansprüche aus einem Lizenzvertrag, den eine Konzerntochter geschlossen hat, stehen nur dieser, nicht der Konzernmutter zu (OLG Köln v. 20.11.2009 – Oerlikon, BeckRS 2010, 06006)
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (5)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 87
Angriffe Dritter gegen den Bestand der Lizenzmarken
Passivlegitimiert immer der LG
Zurechnung von Benutzungshandlungen des LN (§ 26 Abs. 2 MarkenG)
Angriffe Dritter gegen die Benutzung der Lizenzmarken
LG und LN potentielle Verletzer von Rechten Dritter
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (6)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 88
Widersprüche, Löschungsanträge und Löschungsklagen (1)
Unterschiede MarkenG und UMV
Widerspruchsrecht des LN (Art. 46 Abs. 1 lit. a UMV)
Gewillkürte Prozessstandschaft aber auch bei § 42 MarkenG möglich (BGH GRUR 1967, 294 ‐ Trisorbin)
Löschungsverfahren vor dem DPMA nach §§ 54 Abs. 1 S. 2, 50 Abs. 1 MarkenG (absolute Schutzhindernisse): Popularverfahren
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (7)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 89
Widersprüche, Löschungsanträge und Löschungsklagen (2)
Löschungsklage wegen Verfall (Nichtbenutzung) vor ordentlichen Gerichten nach §§ 55 Abs. 2 Nr. 1, 49 MarkenG als Popularklage
Löschungsklage wegen älterer Rechte nach §§ 55 Abs. 2 Nr. 2, 51 MarkenG:
analoge Anwendbarkeit von § 30 Abs. 3 MarkenG?
ausdrückliche Regelung in Art. 63 Abs. 1 lit. b iVm Art. 46 UMV
D. II. 3. Rechtsstreitigkeiten (8)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 90
Verletzung rein schuldrechtlicher Vertragsbestimmungen oder Verpflichtungen
Verletzung dinglicher Vertragsbestimmungen: Ansprüche nach §30 Abs. 2 MarkenG wegen Verletzung des Markenrechts selbst (dann keine Erschöpfung)
Durchsetzung gegenüber Dritten / Erschöpfung
Vorherige Abmahnung durch LG
D. II. 3. Verletzungen des Lizenzvertrages
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 91
Laufzeitregelungen
Kündigungsregelungen
Lizenzvertrag auf unbestimmte Zeit?
Fristlose Kündigung und vorherige Abmahnung
Change of Control Klauseln
D. II. 3. Vertragsbeendigung
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 92
Beendigung des Benutzungsrechts
Ansprüche des LG aus §§ 280, 281 BGB oder § 30 Abs. 2 MarkenG
Vertrieb von vorhandenem Lagerbestand
Auslaufrecht nach Treu und Glauben (§ 242 BGB)
Sinnvoll: detaillierte vertragliche Ausgestaltung
Ankaufsrechte und ‐pflichten des LG
D. II. 3. Rechte und Pflichten des LN bei Vertragsbeendigung (1)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 93
Analoge Anwendung § 89 b HGB?
in Lit. umstr. (Emde, WRP 2003, 468 ff.; Martinek/Wimmer‐Leonhardt, WRP 2006, 204)
Vertragshändler: (i) Eingliederung in Absatzorganisation und (ii) Verpflichtung zur Übermittlung von Kundendaten
Achtung: Änderungen im Handelsvertreterrecht
Markenlizenz: keine grundsätzliche Analogie, Einzelfallbeurteilung
D. II. 3. Rechte und Pflichten des LN bei Vertragsbeendigung (2)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 94
BGH GRUR 2010, 1107 – JOOP!: entsprechende Anwendung des § 89b HGB setzt die Einbindung des Lizenznehmers in die Absatzorganisation des Lizenzgebers sowie die Verpflichtung des Lizenznehmers voraus, dem Lizenzgeber seinen Kundenstamm zu übertragen
Vertragliche Regelungen über Ausgleichsanspruch
Festlegung des Bewertungsverfahrens
D. II. 3. Rechte und Pflichten des LN bei Vertragsbeendigung (3)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 95
BGH GRUR 2010, 1107 – JOOP!
Kein Handelsvertreterausgleich nach Beendigung eines Markenlizenzvertrags
Dem Lizenznehmer eines Markenlizenzvertrags kann bei Beendigung des Lizenzverhältnisses ein Ausgleichsanspruch nach den Grundsätzen der höchstrichterlichen Rechtsprechung zur entsprechenden Anwendung des § 89 HGB zustehen. Eine entsprechende Anwendung des § 89b HGB setzt demnach die Einbindung des Lizenznehmers in die Absatzorganisation des Lizenzgebers sowie die Verpflichtung des Lizenznehmers voraus, dem Lizenzgeber seinen Kundenstamm zu übertragen.
D. II. 3. Rechte und Pflichten des LN bei Vertragsbeendigung (4)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 96
BGH GRUR 2010, 1107 – JOOP!
Kein Handelsvertreterausgleich nach Beendigung eines Markenlizenzvertrags
Ist der Markeninhaber und Lizenzgeber auf dem Gebiet der vom Lizenznehmer vertriebenen Waren selbst nicht tätig, sind die Voraussetzungen einer entsprechenden Anwendung des § 89bHGB im Regelfall nicht gegeben.
D. II. 3. Rechte und Pflichten des LN bei Vertragsbeendigung (5)
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Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 97
OLG Köln v. 2.3.2007, GRUR‐RR 2007, 390 – Neuer Name –dasselbe Geschoss
Recht des LN auf Hinweis, dass Lizenzvertrag demnächst ausläuft (§ 30 MarkenG, § 5 UWG)
Ggf. besteht ein Aufbrauchsrecht des LN (umstritten; für die Patentlizenz BGH GRUR 1959, 528 – Autodachzelt)
D. II. 3. Rechte und Pflichten des LN bei Vertragsbeendigung (6)
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 98
BGH GRUR 2013, 1150 – Baumann
BGH GRUR 1963, 485 – Micky‐Maus‐Orangen
Rückübertragungspflicht aus Treu und Glauben
Ausdrückliche Übertragungspflicht im Vertrag
OLG Köln v. 20.11.2009 – Oerlikon, BeckRS 2010, 06006:
Benutzungsrechte erwirbt grundsätzlich der LN
Rückübertragungspflicht, keine Übertragung ipso iure
D. II. 3. Übertragung durch Benutzung erworbener Rechte
Kennzeichenrecht – Vorlesung Sommersemester 20 | Seite 99
Schlichtungsverfahren (Mediation)
Schiedsverfahren (Arbitration)
beschleunigtes Schiedsverfahren
kombiniertes Schlichtungs‐ und Schiedsverfahren
D. II. 3. Alternative Streitbeilegung:WIPO Mediation and Arbitration
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