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www.nsgb.de Grafschaft Hoya
Zeitschrift für Ratsmitglieder
68. Jahrgang21450 Deutsche Post AG NR. 6_2016
Themenschwerpunkt Kommunalrecht
Neue Kommunal - wahlperiode – neues Kommunal- verfassungsrecht 151
Aufgabenverteilung und Stellvertretung in Mitgliedsgemeinden einer Samtgemeinde 154
DIENIEDERSÄCHSISCHE
GEMEINDE
Schulungsangebote für Rats- mitglieder (KomFort-NSGB) 149
Internet, freies WLAN und die Störerhaftung 158
Gewässerwettbewerb „Bach im Fluss 2016“ 166
DNG 6-2016 ❘ 141
Editorial
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,in letzter Zeit trifft man auf allen Ebenen immer öfter
auf eine Gesetzgebung, die durchblicken lässt, dass
sie sich nicht recht traut, das von ihr verfolgte Ziel
auch tatsächlich umzusetzen. Ein gutes Beispiel
hierfür ist die Einführung der Wohnsitzauflage für
anerkannte Flüchtlinge. Dies hat der Bundestag
im neuen § 12a Aufenthaltsgesetz geregelt. In der
Begründung zu seiner Einführung heißt es noch recht
zuversichtlich und verbindlich, „Die Regelungen zur
Wohnsitzverpflichtung (…) sind Teil des mit diesem
Gesetzentwurf verfolgten integrationspolitischen
Gesamtansatzes und sollen die Integration dieser Per-
sonengruppe fördern und integrationshemmenden
Segregationstendenzen entgegenwirken.“ Sodann
folgt im Gesetzestext eine relativ klare Möglichkeit
der Zuweisung in die Bundesländer. Kommt der Text
dann aber zum eigentlichen Problem, nämlich der
Steuerung der Zuwanderung auf örtlicher Ebene,
dann wird es dünne. War eigentlich von allen das
Problem der Ballung von Zuwanderern in den großen
Städten oder bestimmten „communities“ gesehen
worden, und war auch von allen die Notwendigkeit
einer Steuerung gesehen worden, und stand auch
allen das nicht wünschenswerte Bild französischer
oder belgischer Vorstädte vor Augen, so ist der
Gesetzgeber doch mit der Umsetzung gescheitert.
Hinterlassen hat er im § 12a Absatz 3 Aufent-
haltsgesetz eine Regelung, die eine Wohnsitzzuwei-
sung nur dann ermöglicht, wenn dadurch erstens
„eine Versorgung mit angemessenem Wohnraum“,
zweitens ein Erwerb „hinreichender mündlicher
Deutschkenntnisse im Sinne des Niveaus A2 des
Gemein samen Europäischen Referenzrahmens für
Sprachen“ und drittens „unter Berücksichtigung der
örtlichen Lage am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit erleichtert“
werden kann. Diese drei Voraussetzungen enthal-
ten so viele unbestimmte Rechtsbegriffe und theore-
tische Anforderungen, dass niemand erklären kann,
warum ein zugewanderter Mensch in Werlte, Bocke-
nem oder Herzberg bleiben und nicht nach Hamburg
oder Göttingen gehen soll. Kein Verwaltungsrichter
in Deutschland wird nicht doch eine Möglichkeit
sehen, dass eine unter diesen Voraussetzungen
angeordnete Wohnsitzauflage eben doch nicht dem
Erwerb entsprechender Deutschkenntnisse dient.
Oder die Lage am Arbeitsmarkt anderes fordert. Oder
angemessener Wohnraum woanders eher vorhanden
ist. Unter den derzeitigen Voraussetzungen ist eine
Wohnsitzauflage in der Tat undurchsetzbar, wobei
ich nach wie vor überzeugt bin, dass die Integration
in gut funktionierenden ländlichen Räumen besser
funktionieren wird als in anonymen Großstädten.
Ein weiteres Beispiel für misslungene Rechtsetzung
findet sich im Entwurf zu § 80 des Niedersächsischen
Justizgesetzes. Hier soll das Widerspruchsverfahren
für sieben ganz spezielle Themenbereiche wieder-
eingeführt werden. Für jedes dieser sieben Gebiete,
unter anderem alle kommunalen Abgaben, werden
vier Voraussetzungen aufgestellt, die wiederum eine
Unzahl unbestimmter Rechtsbegriffe beinhalten.
Dann folgt ein weiterer Absatz, der vier Rückaus-
nahmen in den Rechtsgebieten a) bis r) (!) vorsieht.
Insgesamt steht die Durchführung des Widerspruchs-
verfahrens dann unter Berücksichtigung all dieser
Prüfpunkte im Ermessen des Sachbearbeiters, um
das Konnexitätsprinzip zu umgehen. Denn klar ist:
Wo die Städte und Gemeinden Widersprüche prüfen
sollen, die es vorher nicht gab, brauchen sie mehr
Personal und dafür Geld vom Land. Ich habe selten
so eine missratene Vorschrift gesehen wie diesen
Entwurf. Er wird nicht zu vollziehen sein, und die
Landesregierung will sich in einem neuen Fall um
Zahlungen nach dem Konnexitätsprinzip drücken.
Da kann ich nur sagen: Entweder machen wir ein
Widerspruchsverfahren und bekommen es bezahlt,
oder wir belassen es beim derzeitigen Rechtszustand,
an dem in der Praxis ohnehin niemand etwas verän-
dern will.
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DNG 6-2016 ❘ 143
Schule, Kultur und Sport
142 ❘ DNG 6-2016
Aus dem Inhalt
Editorial 141
Städte und Gemeinden stellen sich vor
Samtgemeinde Grafschaft Hoya – lebenswerte Mitte Niedersachsens 142
Zur Person
Ehrungen und Jubiläen, Wahlen und Ernennungen, Nachruf 144
Aus dem NSGB
Ergebnisse der Direktwahlen im September 2016 148
Die Schulungsangebote der Kommunalakademie des NSGB zur neuen Wahlperiode 149
Herbstsitzung des Rechts- und Verfassungsausschusses auf Langeoog 150
Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesellschaft KWL
Von der Kugelkopfschreibmaschine zur Feuerwehr Von Dr. Wulf Haack 164
Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Der Niedersächsische Gewässer- wettbewerb „Bach im Fluss 2016“ Von Dr. Nikolai Panckow 166
Wandertipp
Unterwegs auf dem E 1 in Niedersachsen 168
Bücherschau 167
Impressum 168
5 Fragen an ...
... Lutz Stratmann Umschlag
Beilagen
Diese Ausgabe enthält eine
Beilage der Firma DVGW
Sicherheitstechnischer Dienst
der Versorgungswirtschaft
GmbH, Bonn.
Wir bitten um freundliche
Beachtung.
Themenschwerpunkt: Kommunalrecht
Neue Kommunalwahlperiode – neues Kommunalverfassungsrecht Von Oliver Kamlage 151
Aufgabenverteilung und Stell- vertretung in Mitglieds gemeinden einer Samtgemeinde Von Oliver Kamlage 154
Allgemeine Verwaltung und Europa
Straßenreinigungsgebührenrecht und Gemeindeanteil Von Katrin Jänicke und Dr. Julia-Pia Schütze 157
Öffentliche Sicherheit und Verkehr
Internet, freies WLAN und die Störerhaftung Von Stefanie Brüning 158
Wirtschaft und Tourismus
Neu! 30 frauenORTE in einer Ausstellung 161
Gemeinden im Landeswettbewerb „Tourismus mit Zukunft!“ 2016 ausgezeichnet 162
Finanzen und Steuern
Zur Diskussion über die Legalisierung von Cannabisprodukten – die steuerliche Seite 163
Städte und Gemeinden stellen sich vor
Samtgemeinde Grafschaft Hoya – lebenswerte Mitte Niedersachsens
Die Samtgemeinde Grafschaft
Hoya liegt an der Mittelweser, im
Norden des Landkreises Nienburg/
Weser. In der geografischen Mitte
Niedersachsens auf einer Fläche
von 215 Quadratkilometern leben
etwa 17 000 Menschen. In den
letzten Jahrzehnten entwickelte
sich hier ein reges wirtschaftliches
und kulturelles Leben.
Geschichte
Die Geschichte der Grafschaft Hoya
beginnt um das Jahr 1200. Von Hoya und
Nienburg aus beherrschten die Grafen
weite Teile des Mittelweserraums bis
in das 16. Jahrhundert. Hoya fungierte
danach als Amtssitz und wurde später
Sitz des Landkreises Grafschaft Hoya.
1974 bildeten sich die Samtgemeinden
Hoya und Eystrup. Im Jahr 2011 schlos-
sen sie sich zusammen. Zur neuen Samt-
gemeinde Grafschaft Hoya gehören jetzt
die Mitgliedsgemeinden Flecken Bücken,
Eystrup, Gandesbergen, Hämelhausen,
Hassel (Weser), Hilgermissen, Stadt Hoya,
Hoyerhagen, Schweringen und Warpe.
Wirtschaft
Geprägt wird die Samtgemeinde durch
ihre starke Wirtschaft. Über 500 Unter-
nehmen (davon viele familiäre kleine
und mittelständische Betriebe, aber auch
Großunternehmen) sind hier entstanden
bzw. haben sich hier angesiedelt. Diese
Betriebe beschäftigen über 6000 sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigte. Der
Wirtschaftsstandort ist seit Jahren auf
Erfolgskurs. In den vergangenen zehn
Jahren stieg die Zahl der Unternehmen
um 19 Prozent, die Zahl der sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigten stieg
sogar um 31 Prozent. Prognosen und
erste Unternehmensplanungen kündi-
gen einen weiteren rasanten Zuwachs
an. Als Beispiele wären folgende Unter-
nehmen zu nennen: Hermann Hartje KG
(Fahrradherstellung), Lühmann Gruppe
(Schmierstoffe und Tankstellen), Göbber
GmbH (Fruchtaufstriche), Smurfit Kappa
(Papier und Karton).
Ein verlässlicher Partner der Betriebe
ist die kommunale Wirtschaftsförderung.
Im Rahmen des seit 1997 bestehenden
und von der Wirtschaftsförderung koordi-
nierten Unternehmerstammtischs treffen
sich bis zu 60 lokale Unternehmerinnen
und Unternehmer regelmäßig zu Unter-
nehmensbesichtigungen, Diskussions-
runden und Fachvorträgen.
Schloss Hoya
Auf den Grundmauern der alten Grafen-
burg wurde im 19. Jahrhundert ein Ver-
waltungs- und Gerichtsgebäude errich-
tet, das heute aufgrund der historischen
Lage als Schloss Hoya bezeichnet wird.
Die Stadt Hoya erwarb das am Weser-
ufer wunderschön gelegene Ensemble im
Jahr 2013 vom Land Niedersachsen. Das
inzwischen erarbeitete Nutzungskonzept
sieht eine multifunktionale Umgestaltung
für Kultur, Tourismus, Gastronomie,
Gewerbe und Wohnen vor. Mit der Umset-
zung des anspruchsvollen Konzepts wird
ein kulturelles und touristisches Kleinod
an der Mittelweser entstehen.
Tourismus
Die Samtgemeinde Grafschaft Hoya
verfügt über viele historische Sehens-
würdigkeiten und kulturelle Angebote.
Die Radtouristen des vielbefahrenen
Weserradweges legen gerne einen Halt
in der Samtgemeinde ein. Die kommu-
nale Tourist-Information hält vielfältige
Angebote für ihre Gäste bereit. Das inte-
ressante und gut beschilderte Radwege-
netz erfreut sich großer Beliebtheit. Auch
der Wohnmobil-Stellplatz mit Weser-Blick
zieht viele Gäste an. Ein besonderes
Erlebnis bietet der alljährlich im Septem-
ber stattfindende mittelalterliche Kathari-
nenmarkt in der Altstadt Hoyas.
Familien
In der Samtgemeinde Grafschaft Hoya las-
sen sich Berufstätigkeit und Familie gut
miteinander vereinbaren. In den Gemein-
den befinden sich Kindertagesstätten in
kommunaler, kirchlicher und freier Trä-
gerschaft mit bedarfsorientierten Ange-
boten. Die Grundschulen sind wohnort-
nah und bieten eine Ganztagsbetreuung.
Das Schulzentrum in Hoya hält alle
Schulformen der Sekundarstufe bereit.
Zwei Jugendzentren begleiten Kinder und
Jugendliche mit einem interessanten Frei-
zeitangebot. Im Familienzentrum erhal-
ten Eltern kompetente Beratung, Fort-
bildungsangebote und Gelegenheit zum
gegenseitigen Austausch. Die Aufnahme
von über 300 Migrantinnen und Migranten
in den vergangenen zwölf Monaten wurde
mit aktiver Unterstützung vieler ehren-
amtlicher Kräfte vorbildlich bewältigt.
Einheimische und zugewanderte Fami-
lien fühlen sich in der Samtgemeinde
spürbar wohl!
Rathaus Hoya
Vorschau
DNG 1-2017
Erscheint Anfang Februar 2017
Redaktions- und Anzeigenschluss:
22. Dezember 2016
144 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 145
Zur Person Zur Person
Ehrungen für verdiente Ratsmitglieder in der Gemeinde BeverstedtBürgermeister Ulf Voigts (parteilos) und der Ratsvorsitzende Harald Michaelis (SPD) haben Ratsmitglieder für ihre Tätigkeit geehrt. Ehrungen erhielten (von links): Gerhard Tienken (Ehrung des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, kurz NSGB), Meinhard Hühnken (NSGB, 30 Jahre Rat), Horst Roese (NSGB), Wilfried Windhorst (Ehrung NSGB und Ehrung der Gemeinde), Henriette Ahrens (NSGB), Bürgermeister Ulf Voigts, Wilfried Geils (NSGB), Manfred Tönjes (Ehrung NSGB und Ehrung der Gemeinde), Harald Michaelis, Manfred Woltmann (Ehrung der Gemeinde) und Claus Götjen (NSGB 30 Jahre Rat).
Ehrungen und Jubiläen
Die 1. Stellvertretende Bürger-meisterin Johanne Modder MdL ist im Rahmen der Sit-zung des Rates der Gemeinde Bunde für ihre 30-jährige Tätigkeit in den Gremien der ehemaligen Fleckensgemeinde und Samt gemeinde Bunde sowie der Einheitsgemeinde Bunde geehrt worden.
Johanne Modder mit Bürger meister Johann
Tempel, Vertreter des NSGB
Nachruf
Wilfried Luhnen, stellvertretender Geschäftsführer der Kommunalen Umwelt-AktioN U.A.N., verstarb im Alter von 62 Jahren. Er war seit Gründung der U.A.N. im Jahr 1985 für den kommunalen Umweltver-band tätig. Seit mehreren Jahren war er zudem Geschäftsführer der Kommunalen Wirtschafts- und
Leistungsgesellschaft (KWL) und verantwortlich für die Buchhaltung auch beim Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (NSGB). U.A.N., NSGB und KWL wer-den Wilfried Luhnen ein ehrendes Andenken bewahren.
Hans-Hermann Baas, Bürger-meister der Gemeinde Lengede, Landkreis Peine, wurde am 30. September 2016 nach 30-jäh-riger Amtszeit für seine zum Wohle der Gemeinde Lengede geleistete Arbeit mit Dank und Anerkennung in den Ruhestand verabschiedet. Seit Beginn seiner Ratstätigkeit im Jahr 1972 hatte er durch sein herausragendes Engagement auf den unterschied-lichen kommunalen Ebenen und seinen unermüdlichen Einsatz die mehr als positive Entwicklung der Gemeinde Lengede mitgestaltet. Er erhielt die Ehrenmedaille und Urkunde von Dr. Marco Trips.
In der Ratssitzung am 29. September 2016 wurde der Ratsvorsitzende Hel-mut Bron für seine 30-jäh-rige Mitgliedschaft im Rat der Gemeinde Westover-ledingen und im Ortsrat Völlen von Bürgermeister Eberhard Lüpkes ausge-zeichnet. Helmut Bron ist bereits seit dem Jahr 2001 Ratsvorsitzender. Die Ehrung durch den Nieder-sächsischen Städte- und Gemeindebund (NSGB) hat Bürgermeister Lüp-kes als Geschäftsführer des Kreisverbands Leer vorgenommen. Weiterhin wurden elf Ratsmitglieder
verabschiedet; weitere drei Mitglieder konnten nicht an der Sitzung teilnehmen. Bürgermeister Lüpkes trat nach zehnjähriger Amtszeit am 1. November 2016 seinen wohlverdienten Ruhestand an.
Ehrungen und Jubiläen
690 Jahre Ehrenamt – glücklich, gesund und stressfrei!Zur Ehrungsveranstaltung des Kreisverbands Lüchow-Dannenberg im Niedersächsischen Städte- und Gemein-debund (NSGB) kamen am 29. September 2016 alle langjährigen Ratsmitglieder und Bürgermeister des Landkreises zu einer Feierstunde im Lüchower Ratskel-ler zusammen.
Der Kreisvorsitzende Sascha Liwke hatte sich die Mühe gemacht, die Zeiten aller zu ehrenden Mandatsträgerin-nen und -träger zusammenzuaddieren und stellte fest, dass 690 Jahre Ehrenamt im Raum versammelt waren.
Er betonte in seiner humorvollen Begrüßungsrede die Bedeutung der Gemeinden als Keimzellen des Gemein-wesens und das Erwachsen der Gemeinschaft aus den Unterschieden der vielfältigen Persönlichkeiten.
Landrat Jürgen Schulz schloss sich der Darstellung an und ergänzte sie mit dem Gedanken an die unzähligen kuriosen Geschichten, die Jeder und Jede aus der langjährigen Ratstätig-keit zu erzählen habe. In aller Kürze fasste er die „Sternstunden“ der Kreispolitik der letzten fünf Jahre zusammen, sei es beim Hochwasser, beim Umgang mit der Flüchtlingswelle oder dem Kampf um den Erhalt der Selbstständigkeit des Landkreises.
Der Präsident des NSGB, Dr. Marco Trips, resümierte, ohne die Organe der örtlichen Selbstverwaltung könne es keine Selbst-bestimmung geben und im Sinne der Philosophie der Stoa sei jeder als Teil des Ganzen auch für das Ganze mitverantwortlich.
Und ganz nebenbei habe eine Studie ergeben, dass ehrenamtlich tätige Menschen glücklicher, gesünder und weniger stressanfällig wären. In diesem Sinne dankten der Präsident und der Vorstand des Kreisverbands allen Anwesenden für ihr Engagement.
Geehrt wurden:25 Jahre Bürgermeister (Ehrennadel in Gold): Klaus Böttcher (Woltersdorf), Wilhelm von Gottberg (Schnega), Heinz Schulz (Zernien), Hartmut Heitmann (Prezelle).
20 Jahre Bürgermeister (Ehrennadel in Silber): Klaus Dieter Kiekhäfer (Luckau), Wolfgang Wiegreffe (Trebel).
40 Jahre Ratsmitgliedschaft (Ehrennadel in Gold): Ulrich Flöter (Gartow), Udo Sperling (Jameln).
30 Jahre Ratsmitgliedschaft (Ehrennadel in Silber): Klaus Hofstetter (Gorleben), Herbert Krüger (Samtgemeinde -
rat Gartow), August Matthiesch (Damnatz), Annegret Sander (Neu Darchau).
20 Jahre Ratsmitgliedschaft (Ehrungsurkunde des Kreisver-bands): Torsten Breese, Eckart Krüger, Karin Martens, Jörg Sültemeyer (alle Gemeinderat Trebel), Ralf Dreblow (Rat Woltersdorf), Her-mann Grubert (Bergen), Werner Harre, Mechthild Pengel (beide Clenze), Horst Kaufmann (Lemgow), Cornelia Krause (Bergen), Peter Meyer (Lübbow), Hartmut Ringel (Gusborn), Jürgen Schönfeld (Prezelle), Herbert Hanke (Dannenberg und Samt-gemeinderat Elbtalaue), Manfred Liebhaber, Günther Nemet-schek, Martina Lammers (alle Lüchow und Samtgemeinderat Lüchow) und Jürgen Meiburg (Samtgemeinderat Lüchow).
Nicht anwesend waren folgende Mandatsträgerinnen und -träger, die in ihren jeweiligen Ratssitzungen geehrt wurden:
20 Jahre Ratsmitgliedschaft:Michael Zuther (SG Elbtalaue), Klaus Scherlies (Göhrde), Heinrich-Wilhelm Struck (Gusborn), Katja Zühlke (Hitzacker), Helmut Hinkelmann (Jameln), Horst Harms (Karwitz), Margret Deegen (Langendorf), Harald Hintzmann (Langendorf), Wilfred Freitag (Langendorf), Klaus-Peter Dehrde (Neu Darchau), Ralf Hinneberg (Neu Darchau), Dr. Hinrich Kollenrott (Luckau), Horst Gauster (Trebel), Hans-Udo Maury (Gartow), Beate Fabel (Prezelle).
40 Jahre Ratsmitgliedschaft: Christoph von dem Bussche (Hitzacker), Günter Wickord (Gorleben).
146 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 147
Wahlen und Ernennungen
Thorsten Bullerdiek, Bei-geordneter und Sprecher des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB), wurde vom Präsidium des Ver-bandes für eine weitere Amtszeit von acht Jahren wiedergewählt.
Helmut Prossner, Flecken Ottersberg, Landkreis Ver-den, wurde mit der goldenen Ehrennadel des Niedersächsi-schen Städte- und Gemeinde-bundes (NSGB) für 40 Jahre Ratszugehörigkeit ausgezeich-net. Überreicht wurde die Ehrennadel vom Kreisvorsit-zenden, Bürgermeister Horst Hofmann.Helmut Prossner (68) ist seit 1976 für die SPD im Rat des Flecken Ottersberg ununter-brochen aktiv gewesen, davon 20 Jahre als Fraktionsvor-sitzender und dann 16 Jahre als Ratsvorsitzender. In den letzten Jahren war er auch stellvertretender Bürgermeis-ter. Auf Ortsratsebene und Kreisebene wird er weiterhin als Abgeordneter tätig sein.
Ehrungen im Kreisverband Osterode am HarzIn seiner letzten Sitzung vor der Fusion mit dem Kreis-verband Göttingen ehrte der Kreisverband Osterode am Harz des Niedersächischen Städte- und Gemeinde-bundes (NSGB) zahlreiche Mitglieder für lang jährige Ratstätigkeiten.Mit der silbernen Ehrennadel wurden Heinrich Reinhardt, Hörden am Harz, Edgar Hopf-stock, Samtgemeinde Wal-kenried, Ulrich Kamphenkel und Rolf Willige, beide Wieda,
sowie für 20-jährige Tätigkeit als ehren-amtlicher Bürgermeis-ter Erich Sonnenburg, Badenhausen, beson-ders ausgezeichnet.Eine außergewöhn-liche Würdigung überreichte NSGB-Präsident Dr. Marco Trips mit der golde-nen Ehrennadel an Hannelore Gropengie-ßer für ihre 40-jährige Mitgliedschaft im Rat der Gemeinde Hattorf am Harz.
Von links: Dr. Marco Trips, Ratsfrau Hannelore Gropen-gießer und Samtgemeinde-bürgermeister Rolf Hellwig, Vorsitzender des Kreisver-bandes Osterode am Harz
Karl Gerhard Tamke, und Erich Henke, Gemeinde Hodenhagen, Samtgemeinde Ahlden, Landkreis Heidekreis, wurden für 40-jährige Mit-gliedschaft im Gemeinderat Hodenhagen vom Präsidenten des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB), Dr. Marco Trips mit der Ehren-
nadel in Gold ausgezeichnet. Tamke ist zudem seit 1996 ehrenamtlicher Bürgermeister in Hodenhagen und wirkt im Präsidium des NSGB seit 2007 mit. In seiner Laudatio würdigte Trips das besondere Engage-ment der beiden und bedankte sich für ihr umfassendes Wirken in der Gemeinde Hodenhagen.
Jens Range, Samtgemeinde-bürgermeister der Samtgemeinde Bad-deckstedt, Land-kreis Wolfenbüttel, wurde von NSGB-Präsident Dr. Marco
Trips in den Ruhestand verabschie-det. Range war unter anderem Bezirks- und Kreisgeschäftsführer und stellvertretendes Präsidiums-mitglied beim NSGB, Vizepräsident beim Kommunalen Arbeitgeberver-band Niedersachsen und Vorstands-mitglied des Niedersächsischen Studien instituts Hannover (NSI).
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Ehrungen und Jubiläen
25 Jahre Dienst
am Bürger
Helmut Völker geehrtAm 31. Oktober 2016 endete die Amtszeit des Amelinghau-sener Samtgemeindebürger-meisters Helmut Völker. Im Rahmen der konstituierenden Samtgemeinderatssitzung ehrte der Präsident des NSGB, Dr. Marco Trips Helmut Völker für seine 25-jährige Tätigkeit als Hauptverwaltungsbe-amter in der Samtgemeinde Amelinghausen. Helmut Völker war seit dem 1. März 1990 zunächst Samt-gemeindedirektor in der Samt-gemeinde Amelinghausen. Mit der Änderung der Niedersäch-sischen Gemeindeordnung, dem heutigen Kommunalver-fassungsgesetz, wurde der parteilose Völker im Jahre 2002 zum hauptamtlichen Samtgemeindebürgermeister gewählt. Im Jahre 2011 wurde er in seinem Amt bestätigt. Nun entschied er sich, das Amt in jüngere Hände zu legen. Als seine Nachfolgerin wurde die parteilose Claudia Kalisch gewählt.
Dr. Marco Trips lobte die Arbeit des scheidenden Ame-linghausener Verwaltungs-chefs: „Ein Vierteljahrhundert haben Sie die Geschicke der Samtgemeinde Amelinghau-sen gelenkt,“ führte Dr. Trips aus. Dabei habe er immer das Wohl der Einwohnerinnen und Einwohner der Samtgemeinde im Blick gehabt. Der Präsi-dent des NSGB verlieh Völker die Verbandsurkunde sowie die Goldene Ehrennadel des Städte- und Gemeindebundes. Helmut Völker freute sich über die Ehrung: „Es war ein schöner Job, den ich ausfüh-ren durfte. Man kann doch viel gestalten!“ Völker war außerdem Geschäftsführer des Kreisverbandes Lüneburg im NSGB.
25 Jahre BürgermeisterDieter Schröder wurde für sein ehrenamtliches Engage-ment geehrt. Seit 1991 führt Dieter Schröder das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeis-ters von Thomasburg, einer Mitgliedsgemeinde der Samt-gemeinde Ostheide im Land-kreis Lüneburg, aus. „Du bist damit einer der dienstältesten Bürgermeister im Landkreis,“ lobte der Vorsitzende des Kreisverbandes Lüneburg im Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund, der Ostheider Samtgemeindebürgermeister
Norbert Meyer. Der Kreisvor-sitzende des NSGB verlieh Schröder die Verbandsur-kunde sowie die Goldene Ehrennadel des Städte- und Gemeindebundes. Schröder, der in der konstituierenden Sitzung erneut einstimmig zum Gemeinde oberhaupt der 1100-Seelen-Gemeinde gewählt wurde, bedankte sich für die besondere Ehrung: „Es hat fast immer Spaß gemacht, mit Euch gemeinsam unsere Gemeinde weiterzu-entwickeln,“ freute sich der 69-jährige!
Ehrungen und Jubiläen
digitalisierung im Öffentlichen sektorflexibel und sicher Effiziente Gestaltung öffentlicher IT Digitale Sicherheit und Regelkonformität Kollaboratives und mobiles Arbeiten in Verwaltung und Wissenschaft
Zur Person
DNG 6-2016 ❘ 149148 ❘ DNG 6-2016
Aus dem NSGBAus dem NSGB
Ergebnisse der Direktwahlen im September 2016In der Samtgemeinde Ahlden wurde
Carsten Niemann (Einzelbewerber)
zum neuen Samtgemeindebürgermeister
gewählt. Er tritt die Nachfolge von Heinz-
Günter Klöpper an, der im April überra-
schend verstorben ist.
Claudia Kalisch (Einzelbewerberin)
wird neue Samtgemeindebürgermeiste-
rin in Amelinghausen. Sie folgt Helmut
Völker nach, der vorzeitig zum 31. Okto-
ber 2016 aus dem Amt ausgeschieden ist.
In der Samtgemeinde Baddeckenstedt
wurde Klaus Kubitschke (SPD) zum
neuen Samtgemeindebürgermeister
gewählt, nachdem Jens Range vorzeitig
zum 31. Oktober 2016 sein Ausscheiden
aus dem Amt erklärt hat.
Zur neuen Samtgemeindebürgermeisterin
der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle
wurde Tanya Warnecke (CDU) gewählt.
Ihr Vorgänger Joachim Lienig ist vorzei-
tig zum 31. Oktober 2016 aus dem Amt
ausgeschieden.
Heinrich Kreßmann (Einzelbewerber)
ist neuer Bürgermeister der Gemeinde
Essen (Oldb.). Sein Vorgänger Georg
Kettmann ist vorzeitig zum 31. Oktober
2016 aus dem Amt ausgeschieden.
Zum Bürgermeister der zum 1. November
2016 neu gebildeten Gemeinde Freden
(Leine) wurde Wolfgang Heimann (Ein-
zelbewerber) gewählt.
Neuer Bürgermeister der Gemeinde Har-
sum ist Marcel Litfin (Einzelbewerber).
Er folgt Gundolf Kemnah nach, der zum
31. Oktober 2016 vorzeitig aus dem Amt
ausgeschieden ist.
In der Samtgemeinde Holtriem ist
Jochen Ahrends (CDU) zum neuen
Samtgemeindebürgermeister gewählt
worden. Sein Vorgänger Gerhard Dirks
ist zum 31. Oktober 2016 vorzeitig aus dem
Amt ausgeschieden.
Neuer Bürgermeister der Gemeinde
Jemgum ist Hans-Peter Heikens (Ein-
zelbewerber). Er tritt die Nachfolge von
Johann Tempel an, der zum 31. Oktober
2016 vorzeitig aus dem Amt ausgeschie-
den ist.
Dr. Tjark Axel Goerges (WG PRO
JUIST) ist neuer Bürgermeister der Insel-
gemeinde Juist. Sein Vorgänger Dietmar
Patron ist zum 31. Oktober 2016 vorzeitig
aus dem Amt ausgeschieden.
Johann Boelsen (SPD) ist neuer Bür-
germeister der Samtgemeinde Jümme.
Amtsvorgänger Wiard Voß ist zum 31.
Oktober 2016 vorzeitig aus dem Amt
ausgeschieden.
In der neugebildeten Gemeinde Lam-
springe wurde Andreas Humbert
(CDU) zum Bürgermeister gewählt.
Harald Zahrte (Einzelbewerber) wurde
zum Samtgemeindebürgermeister der aus
den Samtgemeinden Am Dobrock und
Land Hadeln zusammengeschlossenen
neuen Samtgemeinde Land Hadeln
gewählt. Zahrte war bisher bereits Samt-
gemeindebürgermeister der Samtge-
meinde Land Hadeln.
Neuer Bürgermeister der Gemeinde
Lehre ist Andreas Busch (Einzelbe-
werber). Er tritt die Nachfolge von Klaus
Westphal an, der zum 31. Oktober 2016
vorzeitig aus dem Amt ausgeschieden ist.
Maren Wegener (SPD) wurde zur neuen
Bürgermeisterin der Gemeinde Lengede
gewählt. Ihr Vorgänger Hans-Hermann
Baas stand nicht für eine Wiederwahl zur
Verfügung.
Kristian Willem Tangermann (CDU)
ist neuer Bürgermeister der Gemeinde
Lilienthal. Amtsvorgänger Willy Hollatz
ist vorzeitig zum 31. Oktober 2016 aus dem
Amt ausgeschieden.
In der Samtgemeinde Mittelweser
wurde Jens Beckmeyer (SPD) zum
Nachfolger von Bernd Müller gewählt,
der vorzeitig zum 31. Oktober 2016 aus
dem Amt ausgeschieden ist.
Matthias Lorenz (Einzelbewerber)
wurde in der Samtgemeinde Nord-
Elm als Samtgemeindebürgermeister
wiedergewählt.
Neue Bürgermeisterin des Fleckens
Nörten-Hardenberg ist Susanne Glom-
bitza (Einzelbewerberin). Ihre Vorgän-
gerin As trid Klinkert-Kittel ist seit dem
17. März 2016 Landrätin des Landkreises
Northeim.
Ines Kielhorn (Einzelbewerberin) tritt
die Nachfolge von Helmut Holzapfel in der
Samtgemeinde Papenteich an. Holzap-
fel ist zum 31. Oktober 2016 vorzeitig aus
dem Amt ausgeschieden.
In der Samtgemeinde Selsingen wurde
Gerhard Kahrs (CDU) zum Samtgemein-
debürgermeister gewählt. Amtsvorgänger
Hans-Hinrich Pape hatte vorzeitig zum
31. Oktober 2016 sein Ausscheiden aus
dem Amt erklärt.
Zum Bürgermeister der neu gebildeten
Gemeinde Sibbesse wurde Andreas
Amft (SPD) gewählt.
Rüdiger Fricke (Einzelbewerber) wurde
zum neuen Samtgemeindebürgermeister
der Samtgemeinde Velpke gewählt. Als
Erster Samtgemeinderat hat er bereits seit
August 2014 die Samtgemeinde geleitet.
Dieter Haberlandt (Einzelbewerber)
ist zum Bürgermeister der neugebildeten
Gemeinde Walkenried gewählt worden.
Bisher war Haberlandt Samtgemeindebür-
germeister der zum 1. November 2016 auf-
gelösten gleichnamigen Samtgemeinde.
In der Gemeinde Westoverledingen
wurde Theo Douwes (EB) zum neuen
Bürgermeister gewählt. Er löst Eberhard
Lüpkes ab, der zum 31. Oktober 2016 vor-
zeitig aus dem Amt ausgeschieden ist.
Zum Samtgemeindebürgermeister der
neu gebildeten Samtgemeinde Leine-
bergland wurde Rainer Mertens (SPD)
gewählt. Mertens war bisher Hauptverwal-
tungsbeamter der Samtgemeinde Gronau.
Kommunale Fortbildung für Ratsmitglieder (KomFort-NSGB)
Die Schulungsangebote der Kommunalakademie des NSGB zur neuen WahlperiodeVon Thomas Galla
Zu Beginn der neuen Wahlperiode werden die Mandatsträger in den
grundlegenden Themen des Kommunalverfassungsrechts, der kommunalen
Finanzen und der gemeindlichen Bauleitplanung geschult. Weitere
Fortbildungsangebote befinden sich in Vorbereitung.
Mit Beginn der neuen Wahlperiode haben
viele neue Ratsmitglieder seit Anfang
November 2016 erstmals in den Sitzungen
der Gremien an den vielfältigen kommu-
nalen Themen mitgewirkt.
Die Unterstützung dieser verantwor-
tungsvollen Mandatsausübung ist das
Ziel der KomFort-Schulungsreihe, das der
Niedersächsische Städte- und Gemeinde-
bund (NSGB) im Herbst 2005 speziell
für die kommunalen Mandatsträger als
Fortbildungsangebot konzipiert hat. Im
Mittelpunkt stehen Themen, die im kom-
munalpolitischen Alltag dauernd wieder-
kehren und eine grundlegende Bedeutung
für die Mandatsausübung haben.
Das Fortbildungsprogramm ist so
aufgebaut, dass nach den Kommunal-
wahlen vor allem für die neugewählten
Ratsfrauen und Ratsherren Einführungs-
seminare angeboten werden, in denen
Grundkenntnisse auf den wichtigsten
Handlungsfeldern der Kommunalpolitik
vermittelt werden. Im Verlauf der Wahl-
periode wird die Programmplanung mit
vertiefenden und den speziellen Angebo-
ten laufend fortgeschrieben. Die Seminar-
veranstaltungen werden flächendeckend
in ganz Niedersachsen auf der Ebene der
Kreis- oder Bezirksverbände ortsnah
durchgeführt. Um auch berufstätigen
Thomas Galla organisiert die Schu-
lungsangebote der Kommunalakademie für den Niedersäch-sischen Städte- und
Gemeindebund(NSGB)
Ratsmitgliedern eine Teilnahme problem-
los zu ermöglichen, werden die Seminare
grundsätzlich sonnabends in der Zeit von
10.00 bis 16.00 Uhr veranstaltet.
Die grundlegenden Regelungen der
Kommunalverfassung bilden die Basis
für die Arbeit der Mandatsträger und sind
auch Gegenstand der ersten 35 Schulun-
gen gewesen, die von Ende Oktober bis
Anfang Dezember an vielen Standorten
in Niedersachsen durchgeführt worden
sind. In dieser Fortbildung erhalten die
Teilnehmer unter anderem einen Über-
blick über folgende Themen:
• Grundlagen der kommunalen
Selbstverwaltung
• Rechtsstellung der Ratsmitglieder
• Organe der Gemeinde – Rat, Ver-
waltungsausschuss, Bürgermeister
• Kommunale Satzungen
• Aufsicht über die Gemeinden
Bei entsprechender Nachfrage können
weitere Seminare zum Kommunalverfas-
sungsrecht, auch als Inhouse-Seminare,
durchgeführt werden.
Anfang des kommenden Jahres werden
dann die beiden anderen großen Themen
Finanzen und Bauen Gegenstand weite-
rer Fortbildungsveranstaltungen sein.
Das Seminar zum kommunalen Haus-
haltsrecht ist überschrieben mit dem
Titel: „Vom Haushaltsplan zum Jahres-
abschluss“ und beinhaltet unter anderem
folgende Schwerpunkte
• Bilanz
• Haushaltsgrundsätze
• Haushaltsplanung
• Haushaltsausgleich
• Teilhaushalte und Budgetierung
• Jahresabschluss, Prüfung und
Entlastung
• Konsolidierter Gesamtabschluss
Dieses Seminar zeigt neben der Rechts-
lage und Funktionsweise des kommuna-
len Haushaltes auch die Gestaltungs- und
Steuerungsmöglichkeiten der Mandats-
träger auf.
Weiterhin werden Seminare zur
gemeindlichen Bauleitplanung ange-
boten. Sie vermitteln den Mandatsträgern
die Möglichkeiten der Kommunen zur
Entwicklung der baulichen und sonstigen
Nutzung im Gemeindegebiet und bein-
haltet unter anderem folgende Themen:
• Flächennutzungsplan
• Bebauungsplan
• Bauleitplanverfahren
• Änderung von Bebauungsplänen
• Zulässigkeit von Vorhaben – Einver-
nehmen der Gemeinde
• Außenbereichsvorhaben
• Städtebauliche Verträge
150 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 151
Aus dem NSGB
Die Seminare „Kommunales Haushalts-
recht“ und „Gemeindliche Bauleitpla-
nung“ werden in den Monaten Januar
bis März 2017 angeboten.
Nach diesen Grundlagenseminaren
wird die Kommunalakademie Vertie-
fungen und auch spezielle aktuelle
Themenbereiche wie beispielsweise die
„Zusammenarbeit in Samtgemeinden“
anbieten.
Die Einladungen zu den KomFort-
Seminaren gehen den Mandatsträgern
im Allgemeinen über die Mitgliedsver-
waltungen des NSGB zu. Die jeweils
aktuellen Seminarangebote können auch
auf der Homepage der Kommunalakade-
Herbstsitzung des Rechts- und Verfassungsausschusses auf Langeoog
Nach der Sitzung blieb noch Zeit für einen Inselspaziergang
mie unter www.kommunalakademie.de
> „Seminare Mandatsträger“ abgerufen
werden, wo auch eine direkte Anmeldung
für die jeweiligen Seminare möglich ist.
Für KomFort-NSGB fungieren als
Ansprechpartner: Maike Meyer, Tele-
fon 0511 30285-45 sowie Thomas Galla,
Telefon 0511 30285-68.
Bei sommerlichen Wetter tagte der Rechts-
und Verfassungsausschuss im Nieder-
sächsischen Städte- und Gemeindebund
(NSGB) am 26. September 2016 auf Lan-
geoog. Nach der Begrüßung durch Bür-
germeister Uwe Garrels im Rathaus der
Inselgemeinde bildete die Novellierung
des Niedersächsischen Gleichberechti-
gungsgesetzes (NGG) einen Schwerpunkt
der letzten Sitzung des Gremiums der
abgelaufenen Kommunalwahlperiode.
Der Ausschuss sieht keine Notwendig-
keit, das NGG zu reformieren und lehnt
den Gesetzentwurf insgesamt ab. Die vor-
gesehenen Änderungen erschweren die
Personalentwicklung der Kommunen und
werden als praxisfern eingestuft. Darüber
hinaus befassten sich die Ausschussmit-
glieder mit der Zweckentfremdung von
Wohnraum. Sie regen die Schaffung einer
landesgesetzlichen Rechtsgrundlage an,
welche es den Gemeinden gestattet,
durch entsprechende Satzungsregeln die
Zweckentfremdung von Wohnraum unter
bestimmten Bedingungen zu verbieten.
Neue Kommunalwahlperiode – neues KommunalverfassungsrechtVon Oliver Kamlage
Mit Gesetz vom 26. Oktober 2016 (Nds. GVBl. S. 226) ist das Niedersäch-
sische Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) vom 17. Dezember 2010
(Nds. GVBl. S. 576) bereits zum 15. Mal seit seiner Verkündung geändert wor-
den. Der nachstehende Beitrag informiert über die wesentlichen Änderungen
in der inneren Kommunalverfassung und bei der wirtschaftlichen Betätigung
der Kommunen.1 Diese sind zum Beginn der neuen Kommunalwahlperiode am
Oliver Kamlage ist Beigeordneter des
Niedersächsischen Städte- und Gemeinde-
bundes (NSGB) 1. November 2016 in Kraft getreten.
1. Gesetzesziele
Die umfangreiche Gesetznovelle ver-
folgt ausweislich der Begründung zum
Gesetzentwurf der Landesregierung2 die
folgenden drei Ziele: Stärkung der Gleich-
stellungsbeauftragten in den Kommunen,
mehr direkte Bürgerbeteiligung sowie
Erleichterungen bei der wirtschaftlichen
Betätigung der Kommunen.
2. Stärkung der Gleichstellungs-
beauftragten in den Kommunen
Mit dem Gesetz ist die Pflicht, eine Gleich-
stellungsbeauftragte hauptberuflich, also
mit mindestens der Hälfte der regelmä-
ßigen Arbeitszeit, zu beschäftigen, auf
Gemeinden und Samtgemeinden mit
mehr als 20 000 Einwohnern3 ausgewei-
tet worden.4 Mitgliedsgemeinden von
Samtgemeinden sind weiterhin davon
ausgenommen.
Die nach § 8 Abs. 1 Satz 2 NKomVG
neu dazu verpflichteten 80 Gemeinden
1 Zahlreiche weitere Änderungen betreffen insbe-sondere den kommunalwirtschaftlichen Teil des NKomVG. Sie bleiben hier ausgeklammert.
2 Drs. 17/5423, S. 17, im Internet abrufbar unter http://www.nilas.niedersachsen.de/starweb/NILAS/start.html
3 Zur besseren Lesbarkeit wird hier und im Folgenden die männliche Form verwendet, die selbstverständ-lich die der weiblichen mit einschließt.
4 Bisher galt dies nur für die kreisfreien Städte, die Landeshauptstadt Hannover, die Stadt Göttingen, die großen selbstständigen Städte, die Landkreise und die Region Hannover.
und Samtgemeinden erhalten als Aus-
gleich einen Betrag in Höhe von jährlich
1 620 140 Euro vom Land, mithin 20 251,75
Euro pro Kommune. Daraus wird deut-
lich, dass das Land höchstens die Hälfte
der Kosten für die Beschäftigung einer
hautberuflich tätigen Gleichstellungs-
beauftragten erstattet5. Die kommuna-
len Spitzenverbände haben deshalb im
Gesetzgebungsverfahren die in § 8 Abs. 4
Satz 1 NKomVG enthaltene Ausgleichs-
regelung nicht zuletzt mit Blick auf das
in der Niedersächsischen Verfassung
verankerte Konnexitätsprinzip (Art. 57
Abs. 4 NV) kritisiert. Sie sind damit nicht
durchgedrungen, so dass jährlich rund
20 000 Euro in den kommunalen Haus-
halten fehlen, die dringend an anderer
Stelle, aktuell etwa zur Finanzierung von
Personal, das sich um die Integration der
Asylbewerber und Flüchtlinge kümmert,
fehlen. Die Vorschrift reichert also den
Katalog der Fälle, in denen das Land
den Kommunen aufgrund eines Fehlver-
ständnisses des Prinzips der kommuna-
len Selbstverwaltung Vorgaben für deren
Organisation und Aufgabenerledigung
macht, ohne diese auszufinanzieren, um
ein weiteres Beispiel an. Dass die Regie-
5 Ausweislich der Gesetzesbegründung wurde dabei eine Eingruppierung der Gleichstellungsbeauftragten in die Entgeltgruppe 10 des TVöD zugrunde gelegt, siehe Drs. 17/5423, S. 29.
rungsfraktionen überhaupt ein gesetz-
geberisches Handeln als erforderlich
angesehen haben, da eine überwiegend
ehrenamtliche Aufgabenwahrnehmung,
so wie bisher in den von der Neuregelung
betroffenen Kommunen geschehen, der
Aufgabenvielfalt der Gleichstellungsbe-
auftragten nicht gerecht werde6, mutet
mit Blick auf 653 ehrenamtlich verwaltete
Mitgliedsgemeinden von Samtgemeinden
befremdlich an.
Um es der Gleichstellungsbeauftragten
zu ermöglichen, auch unbequeme oder
unpopuläre Impulse zu geben, ist ihre
Abberufung nur noch mit der Mehrheit
der Mitglieder der Vertretung möglich
(§ 8 Abs. 1 Satz 1 NKomVG). Damit sie
sich intensiver konzeptionellen Ansätzen
mit Außenwirkung widmen kann, ist dem
Hauptausschuss die Möglichkeit einge-
räumt worden, neben einer ständigen
Stellvertreterin weitere Stellvertreterin-
nen für abgegrenzte Aufgabenbereiche
zu bestellen (§ 8 Abs. 2 Satz 3 NKomVG).
Vorgaben für die Art des Beschäftigungs-
verhältnisses der weiteren Stellvertrete-
rinnen bestehen nicht, so dass insbeson-
dere auch eine neben- oder ehrenamt-
liche Wahrnehmung dieser Tätigkeit in
Betracht kommt. Schließlich wurde in § 9
6 Siehe dazu den schriftlichen Bericht, Drs. 17/6747, S. 1.
Themenschwerpunkt
Kommunalrecht
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152 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 153
Abs. 2 Satz 3 NKomVG ein Satzteil gestri-
chen, der aus Sicht des Gesetz gebers das
Tätigkeitsfeld der kommunalen Gleich-
stellungsbeauftragten zu sehr auf die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
konzentrierte und daher als einengend
empfunden wurde.
3. Mehr direkte Bürgerbeteiligung
Die mit dem Gesetz bezweckte Förderung
des bürgerschaftlichen Engagements
auf der kommunalen Ebene durch mehr
direkte Bürgerbeteiligung ist auf mas-
sive Kritik der kommunalen Spitzenver-
bände gestoßen. Kernpunkt der Kritik
war die unangemessene Verschiebung
der Gewichte zwischen den unmittelbar-
demokratischen Elementen und der
repräsentativen Demokratie zu Lasten
der gewählten Abgeordneten in den kom-
munalen Vertretungen. Denn der Abbau
der Voraussetzungen, unter denen Bür-
gerbegehren (§ 32 NKomVG) und Bürger-
entscheid (§ 33 NKomVG) durchgeführt
werden können, führt dazu, dass die von
den kommunalen Vertretungen gefassten
Beschlüsse leichter von den Bürgern auf-
gehoben werden können. Die Sinnhaftig-
keit dieser Verschiebung ist zu hinterfra-
gen, da die gewählten Ratsmitglieder bei
ihren Beratungen und Beschlüssen auf
das öffentliche Wohl Rücksicht nehmen
müssen (§ 54 Abs. 1 Satz 1 NKomVG), die
Initiatoren eines Bürgerbegehrens hinge-
gen nicht. Letztere können deshalb selbst
pure Eigeninteressen unter erleichterten
Voraussetzungen durchsetzen.
Im Einzelnen sind zur Verwirklichung
des vorstehend genannten Gesetzesziels
folgende Rechtsänderungen vorgenom-
men worden:
a) Abschaffung des Kosten-
deckungsvorschlags beim
Bürgerbegehren
Ein Bürgerbegehren muss lediglich eine
Begründung enthalten, der bisher in
§ 32 Abs. 3 Satz 2 vorgesehene Kosten-
deckungsvorschlag entfällt.
b) Beratungspflicht des
Hauptverwaltungsbeamten
Nach § 32 Abs. 3 Satz 6 NKomVG muss
der Hauptverwaltungsbeamte die Bürger,
die ein Bürgerbegehren einreichen wol-
len, auf Verlangen in rechtlichen Fragen
des Bürgerbegehrens kostenlos beraten.
Die Vorschrift darf nicht dahingehend
missverstanden werden, dass der Bür-
germeister persönlich tätig werden muss.
Gemeint ist vielmehr das Organ „Haupt-
verwaltungsbeamter“, so dass die Bera-
tung auch durch Verwaltungsbeschäftigte
erfolgen kann7.
c) Absenkung der Quoren
Die Zahl der erforderlichen Unterstüt-
zungsunterschriften beim Bürgerbegeh-
ren wurde in Kommunen mit 100 001 bis
200 000 Einwohnern auf 7,5 Prozent, in
Kommunen mit mehr als 200 000 Einwoh-
nern auf fünf Prozent gesenkt. In Kommu-
nen mit bis zu 100 000 Einwohnern bleibt
es dabei, dass das Bürgerbegehren von
mindestens zehn Prozent der nach § 48
NKomVG in der Kommune wahlberech-
tigten Einwohnern unterzeichnet sein
muss (§ 32 Abs. 4 Satz 1 NKomVG).
Der Bürgerentscheid ist jetzt bereits
dann verbindlich, wenn die Mehrheit der
gültigen Stimmen auf Ja lautet und diese
Mehrheit mindestens 20 Prozent der nach
§ 48 NKomVG Wahlberechtigten beträgt
(§ 33 Abs. 3 Satz 3 NKomVG).
d) Unterrichtungspflicht des
Hauptverwaltungsbeamten
Der Hauptverwaltungsbeamte hat die Ver-
tretung in der nächsten Sitzung über die
Entscheidung des Hauptausschusses über
die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens zu
unterrichten (§ 32 Abs. 6 Satz 3 NKomVG).
e) Sperrwirkung des zulässigen
Bürgerbegehrens
Ein vom Hauptausschuss als zulässig
angesehenes Bürgerbegehren entfaltet
künftig eine Sperrwirkung, das heißt, es
7 Siehe Drs. 17/5423, S. 33.
darf bis zu dem Tag, an dem der Bürger-
entscheid stattfindet, eine dem Begehren
entgegenstehende Entscheidung weder
getroffen noch mit dem Vollzug einer
solchen Entscheidung begonnen werden.
Anders ist das nur, falls die Kommune
dazu gesetzlich verpflichtet ist, etwa weil
sich nach Feststellung der Zulässigkeit
die Sachlage geändert hat und die Kom-
mune gesetzlich zum Handeln verpflich-
tet ist. Die Formulierung „gesetzlich“
verdeutlicht, dass das nachträgliche Ein-
gehen einer vertraglichen Rechtspflicht
die Sperrwirkung nicht verhindern kann.
4. Wirtschaftliche Betätigung
Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Betä-
tigung der Kommunen zu erleichtern
und abzusichern, sind in § 136 NKomVG
erhebliche Änderungen vorgenommen
worden.
Hervorzuheben ist die Wiedereinfüh-
rung der sogenannten einfachen Sub-
sidiaritätsklausel in § 136 Abs. 2 Nr. 3
NKomVG, wonach der Gründung und
Übernahme eines Unternehmens durch
die Kommune nur entgegengehalten wer-
den kann, dass ein privater Dritter den
damit verfolgten öffentlichen Zweck bes-
ser oder wirtschaftlicher erfüllen kann;
ferner die Streichung des bisherigen Sat-
zes 3 der Vorschrift, so dass die frühere
Rechtslage wiederhergestellt worden
ist und die Subsidiaritätsklausel keinen
Drittschutz mehr entfaltet8.
Im Übrigen differenzieren die neuen
Sätze 3 bis 9 in § 136 Abs. 1 NKomVG
nach der konkreten Art der wirtschaft-
lichen Betätigung und stellen dafür ver-
schiedene Voraussetzungen auf. Diese
Kasuis tik lässt die Vorschrift nicht gerade
als geglückt erscheinen und erschwert
die Rechtsanwendung.
Hinzuweisen ist insbesondere auf die
neue Regelung in § 136 Abs. 1 Satz 8
NKomVG, wonach wirtschaftliche Betä-
8 So ausdrücklich der schriftliche Bericht, siehe Drs. 17/6747 S. 6.
tigungen zur Erzeugung von Strom aus
erneuerbaren Energien zu dem in § 1
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
genannten Zweck ohne weitere Vorgaben
zulässig sind, solange dies nach Art und
Umfang in einem angemessenen Verhält-
nis zur Leistungsfähigkeit der Kommune
steht. Eine überörtliche Betätigung, die
sich auf das Gebiet anderer Kommu-
nen erstreckt, ist zulässig, wenn deren
berechtigte Interessen gewahrt sind.
5. Weitere bedeutsame
Rechtsänderungen
a) Umgestaltung der Bürger-
befragung zu einer Einwohner-
befragung
Zur stärkeren Beteiligung von Jugend-
lichen an kommunalpolitischen Vorgän-
gen und zur Förderung der Integration
von Ausländern ist die bisher im Gesetz
geregelte Bürgerbefragung zu einer Ein-
wohnerbefragung umgestaltet worden
(§ 35 NKomVG). Beteiligungsberechtigt
an der Befragung, die von der Vertretung
beschlossen wird, sind Einwohner, die
mindestens 14 Jahre alt sind und seit min-
destens drei Monaten ihren Wohnsitz in
der Kommune haben. Der Erlass einer
Satzung ist für die Durchführung der
Einwohnerbefragung nicht erforderlich,
aber nach allgemeinen Grundsätzen (§ 10
NKomVG) möglich. Die Vorschrift dürfte
jetzt nur noch deklaratorische Bedeutung
haben. Weiterhin möglich sind niedrig-
schwellige Beteiligungsmöglichkeiten
wie bloße Meinungsumfragen, die auch
von der Verwaltung initiiert werden dür-
fen. Mangels der erforderlichen gesetz-
lichen Ermächtigung sind demgegenüber
Befragungen der Bürgerinnen und Bürger
im Sinne der bisherigen Vorschrift, wel-
che sich als ein Instrument der Kundgabe
des Bürgerwillens darstellen und recht-
lich die Teilnahme an der Ausübung von
Staatsgewalt bedeuten, unzulässig9.
9 So auch die Gesetzesbegründung, Drs. 17/5423, S. 36.
b) Filmaufzeichnungen und Internet-
übertragungen von Sitzungen der
Vertretung
In § 64 Abs. 2 Satz 1 NKomVG wurde klar-
gestellt, dass in öffentlichen Sitzungen
Bildaufnahmen zulässig sind, wenn sie die
Ordnung der Sitzungen nicht gefährden.
Der „Wenn“-Satz verdeutlicht, dass der
Vertretungsvorsitzende aufgrund seiner
Ordnungsgewalt (§ 63 Abs. 1 NKomVG)
Bildaufnahmen zur Aufrechterhaltung der
Ordnung der Sitzung untersagen kann.
§ 64 Abs. 2 Satz 2 NKomVG stellt klar,
dass Film- und Tonaufnahmen von den
Mitgliedern der Vertretung mit dem Ziel
der Berichterstattung in öffentlicher Sit-
zung nur zulässig sind, soweit die Haupt-
satzung dies bestimmt. Darunter fällt
auch die Berichterstattung durch neue
Medien, unter anderem die Übertragung
von Sitzungen der Vertretung im Wege
eines Livestreams10. Das Aufnahmerecht
kann – wie aus der Formulierung „soweit“
folgt – in der Hauptsatzung näher ausge-
staltet werden11. Es könnte daher diffe-
renziert geregelt werden, für welche
Zwecke und mit welcher Technik die
Aufnahmen erfolgen dürfen. Es wäre
also etwa auch zulässig, nur Tonauf-
nahmen, nicht aber Filmaufnahmen, in
öffentlichen Sitzungen zuzulassen.
Mit § 64 Abs. 2 Satz 3 NKomVG ist den
Abgeordneten der Vertretung das Recht
eingeräumt worden zu verlangen, dass
die Aufnahme ihres Redebeitrages oder
die Veröffentlichung der Aufnahme unter-
bleibt. Der Vorsitzende der Vertretung hat
dann im Rahmen seiner Ordnungsgewalt
dafür Sorge zu tragen, dass dieses Verlan-
gen beachtet wird.
c) Gemeindedirektor in Mitglieds-
gemeinden von Samtgemeinden
Beschließt der Rat einer Mitgliedsge-
meinde, dass der Bürgermeister ledig-
10 Siehe den schriftlichen Bericht, Drs. 17/6747, S. 3.11 Siehe dazu auch den Formulierungsvorschlag in § 14
der Muster-Hauptsatzung der gemeindlichen Spitzen-verbände, RD-NSGB Nr. 166/2016
lich die in § 106 Abs. 1 Satz 1 NKomVG
aufgeführten Aufgaben haben soll, so
werden die übrigen Aufgaben von dem
Samtgemeindebürgermeister wahrge-
nommen, wenn sie oder er dazu bereit
ist (§ 106 Abs. 1 Satz 2 NKomVG). Damit
ist der Gesetzgeber auf Anregung der
kommunalen Spitzenverbände zu der
bis zum 31. Oktober 2011 geltenden
Rechtslage zurückgekehrt, so dass dem
Hauptverwaltungsbeamten der Samtge-
meinde das „Zugriffsrecht“ auf das Amt
des Gemeinde direktors in den Mitglieds-
gemeinden zusteht. Die Rechte der Mit-
gliedsgemeinden werden dadurch nicht
beschnitten, da es in deren Hand liegt,
den Beschluss nach § 106 Abs. 1 Satz 1 zu
fassen und die zweigleisige Verwaltungs-
führung einzuführen.
Neu ist die Regelung in § 106 Abs. 4
Satz 2 NKomVG über die Abberufung des
Gemeindedirektors in Mitgliedsgemein-
den. Sie setzt eine Mehrheit von zwei Drit-
teln der Ratsmitglieder voraus. Soweit
das Amt vom Samtgemeindebürgermeis-
ter wahrgenommen wird, scheidet eine
Abberufung aus.
d) Mitteilung und Veröffent lichung
von Nebentätigkeiten des
Hauptverwaltungsbeamten
Nach neuem Recht ist der Hauptverwal-
tungsbeamte dazu verpflichtet, der Ver-
tretung innerhalb von drei Monaten nach
Ablauf des ersten Jahres seiner Amtszeit
in der in § 81 Abs. 5 NKomVG vorge-
schriebenen Form mitzuteilen, welche
anzeigepflichtigen Nebentätigkeiten im
öffentlichen Dienst oder diesen gleich-
gestellten Nebentätigkeiten und welche
auf Verlangen nach § 71 NBG übernom-
menen Nebentätigkeiten er ausübt. In der
Mitteilung sind anzugeben: die zeitliche
Inanspruchnahme durch und die Dauer
der Tätigkeit, die Person des Auftrag-
beziehungsweise Arbeitgebers sowie die
Höhe der daraus erlangten Entgelte oder
geldwerten Vorteile. Eine Beratung über
die Mitteilung darf nur in nichtöffent-
Themenschwerpunkt
KommunalrechtThemenschwerpunkt
Kommunalrecht
154 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 155
Themenschwerpunkt
KommunalrechtThemenschwerpunkt
Kommunalrecht
licher Sitzung erfolgen. Die Vertretung
soll mit der neuen Vorschrift in die Lage
versetzt werden, sich einen möglichst
vollständigen Überblick über die ausge-
übten Nebentätigkeiten des Hauptverwal-
tungsbeamten zu verschaffen. Darüber
hinaus soll der Vertretung die Möglich-
keit gegeben werden, die Nebentätigkeit
– soweit sie die Interessen der Kommune
berührt – durch Organisationsverfügung
dem Hauptamt zuzuordnen. Die Kom-
mune macht – jedoch ohne die in § 85
Abs. 5 Satz 2 NKomVG enthaltenen Anga-
ben – ortsüblich bekannt, welche Neben-
tätigkeiten der Hauptverwaltungsbeamte
mitgeteilt hat.
Hauptverwaltungsbeamte, die am
1. November 2016 bereits im Amt waren,
müssen die Mitteilung nach § 81 Abs. 5
Satz 1 NKomVG bis zum 31. Januar 2018
machen (§ 180 Abs. 5 NKomVG).
e) Sonstiges
In § 11 Abs. 3 Satz 6 NKomVG wurde klar-
gestellt, dass Mitgliedsgemeinden von
Samtgemeinden ihre Satzungen durch
Bereitstellung auf einer ausschließlich
in der Verantwortung der Samtgemeinde
betriebenen Internetseite verkünden kön-
nen. Die Samtgemeinde hat für die dauer-
hafte Bereitstellung im Internet und die
Sicherung in der verkündeten Fassung
zu sorgen.
Aufgrund entsprechender Bedürfnisse
aus der Praxis wurde die Bestellung eines
Stellvertreters für den Ortsvorsteher
ermöglicht.
Aufgabenverteilung und Stellvertretung in Mitgliedsgemeinden einer SamtgemeindeVon Oliver Kamlage, Beigeordneter des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB)
1. Grundlagen
Das Niedersächsische Kommunalver-
fassungsgesetz (NKomVG) enthält im
Zweiten Abschnitt des Sechsten Teils
(§§ 103 ff) besondere Vorschriften für
Mitgliedsgemeinden von Samtgemein-
den. Darin wird die innere Gemeindever-
fassung zum Teil abweichend von den für
kreisangehörige Gemeinden geltenden
Bestimmungen des NKomVG geregelt.
Ein wesentlicher Unterschied besteht
insbesondere darin, dass sich die Mit-
gliedsgemeinden für eins von zwei mög-
lichen Modellen der Verwaltungsführung
entscheiden können. Sie können es dabei
belassen, dass die Verwaltung der Mit-
gliedsgemeinde von einem ehrenamt-
lichen Bürgermeister1, der aus der Mitte
des Rates gewählt wird, geleitet wird.
Hierfür hat sich der Begriff der soge-
nannten eingleisig geführten Mitglieds-
gemeinden eingebürgert. Als zweite
Variante kann der Rat nach § 106 Abs. 1
1 Die Verwendung der weiblichen und der männlichen Form hätte die Lesbarkeit dieses Beitrages erheblich erschwert. Selbstverständlich schließt die männliche Form die der weiblichen mit ein.
Satz 1 NKomVG in der konstituierenden
Ratssitzung2 beschließen, dass der Bürger-
meister vor allem auf die repräsentative
Vertretung der Gemeinde und den Vorsitz
im Rat sowie im Verwaltungsausschuss
beschränkt ist und die übrigen Aufgaben
von einem Gemeinde direktor wahrgenom-
men werden. In dieser Situation spricht
man in Anlehnung an die bis 1996 geltende
Gemeinde verfassung von zweigleisig
geführten Mitgliedsgemeinden.
2. „Eingleisige“
Mitgliedsgemeinden
Sofern der Rat keinen Beschluss nach
§ 106 Abs. 1 Satz 1 NKomVG fasst, ergeben
sich die Aufgaben des Bürgermeisters aus
den auch im Übrigen für den Hauptverwal-
tungsbeamten geltenden Bestimmungen
des NKomVG. Dies folgt daraus, dass der
ehrenamtliche Bürgermeister einer Mit-
gliedsgemeinde ebenfalls Hauptverwal-
tungsbeamter im Sinne des § 7 Abs. 2 Nr. 1
2 Später ist das nur bei einem Wechsel im Amt des Bürgermeisters oder auf Antrag des Bürgermeisters, jeweils für die Dauer der restlichen Kommunalwahl-periode, möglich, siehe § 106 Abs. 1 Satz 1 NKomVG.
NKomVG ist3. Hierzu gehört das gesamte
Aufgabenspektrum nach den §§ 85 ff.
NKomVG. Als Ehrenbeamten obliegen ihm
namentlich die Leitung und Beaufsichti-
gung der Verwaltung (§ 85 Abs. 3 Satz 1
NKomVG), die repräsentative Vertretung
der Gemeinde (§ 86 Abs. 1 Satz 1 NKomVG)
sowie die Vertretung der Gemeinde nach
außen in allen Rechts- und Verwaltungsge-
schäften sowie in gerichtlichen Verfahren
(§ 86 Abs. 1 Satz 2 NKomVG).
Auch die Stellvertretung des Bür-
germeisters folgt den für hauptamtliche
Bürgermeister geltenden Regeln4. Den
ehrenamtlichen Stellvertretern nach § 81
Abs. 2 NKomVG weist § 105 Abs. 4 Satz 2
NKomVG im Vergleich mit den ehrenamt-
lichen Stellvertretern in Einheits- und
Samtgemeinden eine zusätzliche Aufgabe
zu. Über die in § 81 Abs. 2 Satz 2 NKomVG
genannten Fälle hinaus vertreten sie den
Bürgermeister auch beim Vorsitz im Rat.
Bei der allgemeinen Stellvertretung im
3 Häusler/Franke/Fischer, Das neue Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz, Seite 20.
4 Auf die Darstellung von Thiele, Rathaus & Recht Nr. 16/2016, kann verwiesen werden.
Sinne von § 81 Abs. 3 NKomVG besteht
die Besonderheit, dass das Vorschlags-
recht des Bürgermeisters und der Beauf-
tragungsbeschluss des Rates auf einen
bestimmten Personenkreis beschränkt
ist. Nach § 105 Abs. 5 NKomVG muss und
darf – auf Vorschlag des Bürgermeisters –
der allgemeine Verwaltungsvertreter des
Bürgermeisters lediglich aus dem folgen-
den Personenkreis stammen: Beschäf-
tigter der Gemeinde, Beschäftigter der
Samtgemeinde oder ein Ratsherr, dieser
jedoch nur, wenn er damit einverstanden
ist. Ebenso wie in Einheits- oder Samt-
gemeinden handelt es sich nicht um eine
Verhinderungs-, sondern ständige Vertre-
tung, die auf eine ständige Arbeitsteilung
zwischen Bürgermeister und allgemei-
nem Verwaltungsvertreter basiert und
daher entsprechende Abstimmungen
untereinander erforderlich macht5.
3. „Zweigleisige“
Mitgliedsgemeinden
a) Bürgermeister – Gemeinde-
beziehungsweise Stadtdirektor
Hat der Rat einen Beschluss nach § 106
Abs. 1 Satz 1 NKomVG gefasst, so hat der
ehrenamtliche Bürgermeister kraft Geset-
zes nur die folgenden Aufgaben:
1. Repräsentative Vertretung der
Gemeinde,
2. Vorsitz im Rat und im
Verwaltungsausschuss,
3. Einberufung des Rates und des Ver-
waltungsausschusses einschließlich
der Aufstellung der Tagesordnung im
Benehmen mit dem Gemeindedirektor
und
4. Verpflichtung der Ratsherren sowie
die Belehrung über ihre Pflichten.
Der in der Vorschrift genannte Aufgaben-
katalog ist zwingend und steht nicht zur
Disposition des Rates. Der Rat darf den
in § 106 Abs. 1 Satz 1 NKomVG genannten
Aufgabenkatalog des Bürgermeisters also
weder begrenzen noch erweitern.
5 Vgl. Göke, in: KVR Nds. / NGO, § 68 Rn. 29
Die verbleibenden – das Gesetz spricht
in § 106 Abs. 1 Sätze 2 und 3 NKomVG
von den „übrigen“ – Aufgaben des Bür-
germeisters werden einer anderen Person
übertragen. Ist der Samtgemeindebürger-
meister dazu bereit, so gehen sie – ohne
dass dafür ein weiterer Ratsbeschluss
erforderlich wäre – kraft Gesetzes auf den
Samtgemeindebürgermeister über. Liegt
eine Bereitschaft des Samtgemeindebür-
germeisters nicht vor, so muss der Rat
durch Beschluss die Aufgaben einer ande-
ren Person übertragen und kann dabei
(siehe § 106 Abs. 1 Satz 3 NKomVG) aus
dem folgenden Personenkreis auswählen:
1. Anderes Ratsmitglied,
2. Allgemeiner Stellvertreter des
Samtgemeindebürgermeisters,
3. Anderes Mitglied des Leitungs-
personals der Samtgemeinde.
Der allgemeine Vertreter des Samt-
gemeindebürgermeisters kann seiner
Beauftragung nicht widersprechen; die
anderen Personen (also ein Ratsmitglied
oder ein Mitglied des Leitungspersonals
der Samtgemeinde) müssen der Übertra-
gung vor dem Ratsbeschluss zustimmen
(siehe § 106 Abs. 1 Satz 4 NKomVG).
Im Falle des § 106 NKomVG werden
die Aufgaben und Kompetenzen des
Organs „Bürgermeisters“ von zwei Per-
sonen wahrgenommen: zum einen vom
Bürgermeister, der vom Rat gewählt wor-
den ist und dem die in § 106 Abs. 1 Satz 2
NKomVG genannten Aufgaben obliegen,
zum anderen vom so bezeichneten (siehe
§ 106 Abs. 1 Satz 5 NKomVG) Gemeinde-
oder Stadtdirektor, der kraft Gesetzes
beziehungsweise aufgrund eines Ratsbe-
schlusses zur Wahrnehmung der „übrigen“
Aufgaben berufen ist. Letzterer handelt in
dem ihm übertragenen Aufgabenbereich
als Organwalter des Organs „Bürgermeis-
ter“, so dass es in der Konsequenz auch
bei dieser Behördenbezeichnung bleibt6.
Dass der Gemeinde- beziehungsweise
6 Thiele, NKomVG, Erl. 1 zu § 106.
Stadtdirektor kein eigenständiges Organ
der Stadt- oder Gemeinde ist, folgt letzt-
endlich auch aus § 7 NKomVG, der diesen
nicht als Organ der Kommune aufführt.
b) Verteilung/Abgrenzung der
Aufgaben
Das NKomVG führt die „übrigen Aufga-
ben“, die vom Gemeinde- beziehungs-
weise Stadtdirektor wahrgenommen wer-
den, nicht katalogartig auf. Das ist auch
gar nicht erforderlich, weil sie sich aus
der Differenz zwischen den Aufgaben, die
dem Bürgermeister nach dem NKomVG
(ebenso wie in Einheits- und Samtgemein-
den) obliegen, und den nach § 106 Abs. 1
Satz 1 NKomVG verbleibenden Aufgaben,
ergeben7. Anders gesagt: Der Gemeinde-
oder Stadtdirektor nimmt alle Aufgaben
des Bürgermeisters wahr, mit Ausnahme
derjenigen, die dem Bürgermeister nach
§ 106 Abs. 1 Satz 1 NKomVG verbleiben.
Dem Gemeindedirektor obliegt daher
insbesondere das Führen der Geschäfte
der laufenden Verwaltung (§ 85 Abs. 1
Satz 1 Nr. 7 NKomVG), die Leitung
und Beaufsichtigung der Gemeinde-
verwaltung (§ 85 Abs. 3 NKomVG), die
Außenvertretung der Gemeinde in allen
Rechts- und Verwaltungsgeschäften
(§ 86 NKomVG) sowie die Ausübung des
Einspruchsrechts gegen rechtswidrige
Beschlüsse des Rates nach § 88 Abs. 1
Satz 2 NKomVG). In die Kompetenz des
Gemeindedirektors fällt ferner die Ver-
tretung der Gemeinde in Organen von
Unternehmen und Einrichtungen nach
§ 138 Abs. 2 Satz 1 NKomVG. Die Informa-
tion der Einwohner über wichtige Ange-
legenheiten der Gemeinde (§ 85 Abs. 5
Satz 1 NKomVG) gehört zu den übrigen
Aufgaben ebenso wie die Durchführung
von Einwohnerversammlungen für die
Gemeinde oder Teile davon (§ 85 Abs. 5
Satz 4 NKomVG). Die Information über
wichtige Planungen und Vorhaben, die
in der Einwohnerversammlung erfolgen
7 Vgl. Göke, a.a.O., § 70 Rn. 7.
156 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 157
Allgemeine Verwaltung und Europa
soll und eine umfassende Darstellung
der Grundlagen, Ziele, Zwecke und Aus-
wirkungen beinhaltet, erfordert regel-
mäßig die Sachkunde der Verwaltung
und erfolgt deshalb idealerweise durch
denjenigen, der die Verwaltungsgeschäfte
führt. Es bestehen aber keine Bedenken,
wenn der Bürgermeister zu der Einwoh-
nerversammlung einlädt.
Teilweise schreibt das Gesetz ein gemein-
sames Tätigwerden von Bürger meister und
Gemeindedirektor vor. So muss der Bür-
germeister, der die Sitzungen einberuft, bei
der Aufstellung der Tagesordnung für den
Rat und den Verwaltungsausschuss das
Benehmen mit dem Gemeindedirektor her-
stellen (§ 106 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 NKomVG).
Der Gemeindedirektor kann verlangen,
dass ein bestimmter Beratungsgegenstand
auf die Tagesordnung des Rates, eines
Fachausschusses oder des Verwaltungs-
ausschusses gesetzt wird (§ 106 Abs. 2
Satz 1 NKomVG). Verpflichtende Erklä-
rungen, also Erklärungen, durch die nicht
nur als Nebenfolge eine Verpflichtung der
Gemeinde begründet werden soll8, kann
der Gemeindedirektor nur gemeinsam mit
dem Bürgermeister abgeben (§ 106 Abs. 3
Satz 1 NKomVG). Ähnlich schreibt § 106
Abs. 3 Satz 1 NKomVG für die den Beam-
ten, also auch Ehrenbeamten, auszustel-
lenden Urkunden vor, dass diese neben
dem Gemeindedirektor auch vom Bürger-
meister zu unterzeichnen sind. Schließlich
sind Eilentscheidungen nach § 106 Abs. 3
Satz 3 NKomVG vom Gemeinde direktor im
Einvernehmen mit dem Bürgermeister zur
treffen. Es handelt sich insoweit um eine
Spezialregelung zur § 89 Satz 2 NKomVG,
so dass die Beteiligung eines ehrenamt-
lichen Stellvertreters des Bürger meisters
nicht erforderlich ist.
c) Stellvertretung
Auch in Mitgliedsgemeinden von Samtge-
meinden mit zweigleisiger Kommunalver-
8 Siehe zu weiteren Einzelheiten Thiele, a.a.O., Erl. 3 zu § 86.
fassung sind für den Fall der tatsächlichen
oder rechtlichen Verhinderung Stellver-
treter sowohl für den Bürgermeister als
auch den Gemeindedirektor zu bestellen.
Für die ehrenamtlichen Stellvertreter
des Bürgermeisters gilt das bereits unter
2. Gesagte. Diese vertreten den Bürger-
meister also insbesondere in demjenigen
Bereich, der ihm zur Aufgabenerfüllung
im Falle des Beschlusses nach § 106 Abs. 1
Satz 1 NKomVG verbleibt. Darüber hin-
aus vertreten sie den Bürgermeister im
Falle seiner Verhinderung in den bereits
genannten Fällen, in denen ein gemeinsa-
mes Zusammenwirken von Bürgermeister
und Gemeindedirektor erforderlich ist.
Der Rat muss zudem beschließen, wer
den Gemeindedirektor vertritt (§ 106
Abs. 1 Satz 8 NKomVG). Das Gesetz
trifft keine Vorgaben, welcher Personen-
kreis dafür in Betracht kommt. Er kann
eine der in § 106 Abs. 1 Satz 3 NKomVG
genannten Personen, die auch für die
Wahrnehmung des Amtes des Gemein-
dedirektors in Betracht kommen, mit der
Stellvertretung beauftragen. Möglich ist
darüber hinaus, einen Beschäftigten der
Gemeindeverwaltung oder – aufgrund der
Unterstützungspflicht der Samtgemeinde
für die Mitgliedsgemeinde (§ 98 Abs. 4
NKomVG) – einen Beschäftigten der
Samtgemeinde mit der Stellvertretung
des Gemeindedirektors zu beauftragen9.
Stets ist die Bereitschaft der entspre-
chenden Personen mit der Beauftragung
erforderlich. Entgegen einer zum Teil
von Kommunalaufsichtsbehörden ver-
tretenen Rechtsauffassung erscheint es
auch zulässig, den Bürgermeister zum
stellvertretenden Gemeindedirektor zu
bestellen. Dass – wie bereits ausgeführt
– zum Teil ein Zusammenwirken von
Gemeinde direktor und Bürgermeister
erforderlich ist, ist kein Grund dafür,
den Bürgermeister von der Wahrneh-
mung dieser Funktion auszuschließen.
9 Thiele, a.a.O. Erl. 3 zu § 106.
Ist zum Beispiel eine Verpflichtungser-
klärung zu erteilen, würde diese vom
Bürgermeister (der insoweit als stellver-
tretender Gemeindedirektor handelt) und
aufgrund rechtlicher Verhinderung des
Bürgermeisters von einem stellvertreten-
den Bürgermeister abzugeben sein. Die
Gegenauffassung findet im Gesetzeswort-
laut keine Stütze und torpediert jeden-
falls dann, wenn keine andere Person zur
Wahrnehmung der Aufgabe des stellver-
tretenden Gemeinde direktors bereit ist,
die Handlungsfähigkeit der Verwaltung.
Vom Rat ist ferner zu entscheiden und
zu beschließen, ob die Stellvertretung
des Gemeindedirektors als allgemeine
und damit ständige Vertretung oder als
Verhinderungsvertretung ausgestaltet
werden soll.
Für eine allgemeine Stellvertretung des
Bürgermeisters in dem bereits unter 2.
dargestellten Sinne ist in zweigleisigen
Mitgliedsgemeinden kein Raum. Der
Bürgermeister muss dementsprechend
keinen Vorschlag für einen allgemeinen
Verwaltungsvertreter unterbreiten.
d) Sitzungen
Nach § 106 Abs. 1 Satz 9 NKomVG gehört
der Gemeindedirektor dem Verwaltungs-
ausschuss mit beratender Stimme an. Er
ist ferner berechtigt, an den Sitzungen des
Rates und seiner Fachausschüsse teilzu-
nehmen (§ 106 Abs. 2 Satz 2 NKomVG).
Dabei kann er sich durch den stellvertre-
tenden Gemeindedirektor oder – soweit
vorhanden – einen Beschäftigten der
Gemeindeverwaltung vertreten lassen
(§ 106 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. § 87 Abs. 2
Satz 2 NKomVG). Eine Pflicht zur persön-
lichen Teilnahme besteht nur, soweit ein
Drittel der Mitglieder des Rates oder des
Fachausschusses dies verlangt. Das gilt
nach § 87 Abs. 3 NKomVG nicht für den
zum Gemeindedirektor bestellten Samt-
gemeindebürgermeister. Dieser ist nicht
verpflichtet, an Sitzungen der Fachaus-
schüsse des Rates der Mitgliedsgemeinde
teilzunehmen.
Straßenreinigungsgebührenrecht und GemeindeanteilVon Katrin Jänicke und Dr. Julia-Pia Schütze
Der Gemeindeanteil an den Kosten der Straßenreinigung darf in
Niedersachsen nicht mehr pauschal auf 25 Prozent festgesetzt, sondern
muss bezogen auf die konkreten Verhältnisse einer Stadt oder Gemeinde
ermittelt werden. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen
mit Urteil vom 16. Februar 2016 (Az.: 9 KN 288/13) entschieden und
damit seine frühere Rechtsprechung zur Zulässigkeit fester Prozentsätze
aufgegeben. In der Folge hat auch das Verwaltungsgericht Göttingen eine
Straßenreinigungsgebührensatzung für unwirksam erklärt, die ebenfalls
pauschal einen Gemeindeanteil von 25 Prozent vorsah (Urteil vom 22. März
2016, Az.: 3 A 226/15).
Katrin Jänicke (li.) und Dr. Julia-Pia Schütze sind Rechtsanwältinnen im Anwaltsbüro Gaßner, Groth,
Siederer & Coll., Berlin
Vor diesem Hintergrund sind die Städte
und Gemeinden in Niedersachsen gehal-
ten, ihre Straßenreinigungsgebührensat-
zungen zu überprüfen und gegebenenfalls
anzupassen. In unserer Beratungspraxis
haben wir festgestellt, dass die Ermitt-
lung des Gemeindeanteils angesichts des
Fehlens konkreter Vorgaben zur Katego-
risierung der Straßen, zur Bestimmung
des Allgemeininteresses und auch auf-
grund der Notwendigkeit der Ermittlung
der Reinigungsflächen weiterhin Fragen
aufwirft.
1. Anliegerinteresse und
Allgemeininteresse
Nicht nur Anlieger der gereinigten Stra-
ßen, sondern auch die Allgemeinheit
haben ein Interesse an der Straßenrei-
nigung. Daher verbietet es schon der
Gleichheitssatz des Art. 3 GG, die Kosten
der öffentlichen Einrichtung „Straßenrei-
nigung“ ausschließlich auf die Anlieger
abzuwälzen. Der auf die Allgemeinheit
entfallende Anteil ist über den sogenann-
ten Gemeindeanteil zu finanzieren.
Die Bewertung und Festlegung der
Höhe des Gemeindeanteils liegt im
Ermessen des Ortsgesetzgebers. Die
Ermessenerwägungen müssen sich kon-
kret auf die jeweilige Gemeinde bezie-
hen und sind in den dem Rat vorgelegten
Unterlagen niederzulegen.
2. Die Ermittlung des
Gemeindeanteils
Der Ortsgesetzgeber kann den Gemeinde-
anteil bezogen auf jede einzelne Straße
oder einheitlich bezogen auf die Ein-
richtung Straßenreinigung festlegen.
Entscheidet sich der Ortsgesetzgeber
für einen einheitlichen Gemeindeanteil,
so hat er zunächst Straßengruppen zu
bilden. In Anlehnung an das Straßenaus-
baubeitragsrecht ist insoweit eine Einord-
nung nach Anliegerstraßen, Fußgänger-
zone, Straßen mit starkem innerörtlichen
Verkehr und Durchgangsstraßen denk-
bar. In Anbetracht der unterschiedlichen
Einrichtungsbegriffe im Straßenausbau-
beitragsrecht (nur die einzelne Straße)
und im Straßenreinigungsgebührenrecht
(alle gereinigten Straßen) ist allerdings
auch zu erwägen, zum Beispiel nur
nach dem Maß des Allgemeininteresses
zu differenzieren. Zu unterscheiden ist
gegebenenfalls auch nach Winter- und
Sommerdienst.
Kriterien für die Festlegung des All-
gemeininteresses an der Straßenreini-
gung bezogen auf die einzelnen Stra-
ßengruppen sind insbesondere das Maß
der Nutzung der Straße durch nicht zur
Einrichtung gehörende Personen sowie
das Interesse der Gemeinde am Erschei-
nungsbild der Straßen. Für den Winter-
dienst ist außerdem die Aufrechterhal-
tung des Verkehrsflusses bedeutsam. Es
liegt im Ermessen des Ortsgesetzgebers
weitere Kriterien festzulegen.
Schließlich sind die Reinigungsflächen
zu ermitteln und den jeweiligen Straßen-
gruppen zuzuordnen. Je nach Datenlage
in den Gemeinden kann auch dies erheb-
lichen Aufwand verursachen.
Auf dieser Grundlage sind dann eine
Gewichtung vorzunehmen und der ein-
heitliche Gemeindeanteil zu berechnen.
3. Handlungsbedarf
Ergibt die Überprüfung, dass der
Gemeindeanteil nicht konkret ermittelt
wurde, so sollte die Straßenreinigungs-
gebührensatzung insgesamt neu erlas-
sen werden. Denn die aus der fehlen-
den Berechnung des Gemeindeanteils
folgende Nichtigkeit des Gebührensat-
zes soll der Rechtsprechung zufolge die
Gesamtnichtigkeit der Satzung nach sich
ziehen.
Themenschwerpunkt
Kommunalrecht
158 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 159
Öffentl iche Sicherheit und VerkehrÖffentl iche Sicherheit und Verkehr
Nach dem lange erwarteten EuGH-Urteil in der Sache McFadden ./. Sony Entertainment GmbH:
Internet, freies WLAN und die StörerhaftungVon Stefanie Brüning
Das „McFadden-Urteil“ des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom
15. September 2016 hat allgemein zu Irritationen im Zusammenhang mit
der Haftung nicht kommerzieller Anbieter von öffentlichen freien WLAN-
Zugängen geführt.
len Nutzern nur gegen Preisgabe der
Identität zur Verfügung gestellt wird. Es
könne diesen durchaus abverlangt wer-
den, ihre Identität preiszugeben und
aus der Anonymität herauszutreten.
Insoweit können dem Anbieter dann
auch die Prozesskosten und die vor-
gerichtlichen Abmahnkosten auferlegt
werden.
Der Deutsche Städte- und Gemeinde-
bund (DStGB) lehnt die im Zuge des
„McFadden-Urteils“ unter anderem von
der „Freifunk-Bewegung“ erhobene For-
derung nach zusätzlichen legislativen
Maßnahmen zur Haftungsfreistellung
ab, da diese weder berechtigt, noch rea-
listisch ist.
Die Meinungen der Fachöffentlichkeit
hierzu sind uneinheitlich.
In einem auf „heise.de“ veröffentlichten
Beitrag vertritt Ulf Buermeyer, ehema-
liger wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Bundesverfassungsgerichts und Richter
am Landgericht Berlin, die Auffassung,
der Bundesgesetzgeber sei zum Handeln
aufzufordern, weil weder der EuGH noch
das Europarecht verlangen würden, dass
das nationale Recht überhaupt gericht-
liche oder behördliche Verfügungen
gegen WLANs vorsehen muss.
Joerg Heidrich von der Zeitschrift
c’t sieht in dem EuGH-Urteil eine Ver-
schiebung der Rechtslage zugunsten der
Musik- und Filmindustrie: Die „Pflicht zu
Verschlüsselung“ erscheine den Richtern
als geeignet, ein „Gleichgewicht zwischen
den Rechten von Rechteinhabern einer-
seits und dem Recht der Anbieter von
Internetzugangsdiensten auf unterneh-
merische Freiheit und dem Recht der
Internetnutzer auf Informationsfreiheit
andererseits herzustellen“. In der jüngs-
ten Vergangenheit habe der EuGH bereits
durch die Einführung von Websperren
für Zugangs-Provider und die erhebliche
Verschärfung der Link-Haftung zugunsten
dieser Gruppe entschieden. Für die Pra-
xis bleibe jedoch weiter offen, wie diese
Personenkontrollen genau aus sehen
sollen und ob die erhobenen Daten auch
gespeichert werden sollen.
Dem wird von Thomas Stadler, Inter-
netpublizist und Fachanwalt für IT- Recht
auf seiner Homepage „internet-law.de“
entgegengehalten, Art. 8 Abs. 3 der EU-
Richtlinie vom 22. Mai 2001 „zur Harmoni-
sierung bestimmter Aspekte des Urheber-
rechts und der verwandten Schutzrechte
in der Informationsgesellschaft“ verlange
von den Mitgliedstaaten sicherzustellen,
dass die Rechtsinhaber gerichtliche
Anordnungen gegen Vermittler (von
Internetdienstleistungen) beantragen
können, deren Dienste von einem Dritten
zur Verletzung eines Urheberrechts oder
verwandter Schutzrechte genutzt wer-
den. Das Heft des Handelns läge damit
bei der EU-Kommission.
Der DStGB teilt letztere Auffassung.
Die EU-Richtlinie 2001/29 räumt dem
geistigen Eigentum einen hohen und
schutzbedürftigen Stellenwert ein und
möchte einem nationalen Gesetzgeber
keinen Spielraum im Hinblick auf die
Entscheidung über die Notwendigkeit der
Schaffung eines effektiven Rechtsschut-
zes von Rechteinhabern lassen.
Unterstützt wird dies von der Entschei-
dung des EuGH vom 27. Februar 2014
(C-314/12), in der dieser feststellt, dass
Art. 8 Abs. 3 der EU-Richtlinie 2001/29
dahingehend auszulegen ist, dass eine
(Anm.: natürlich oder juristische) Person,
die ohne Zustimmung des Rechts inhabers
Schutzgegenstände im Sinne von Art. 3
Abs. 2 dieser Richtlinie auf einer Web-
site öffentlich zugänglich macht, die
Dienste des als Vermittler im Sinne von
Art. 8 Abs. 3 der Richtlinie anzusehenden
Anbieters von Internetzugangsdiensten
der auf diese Schutzgegenstände zugrei-
fenden Personen nutzt. Dies bedeutet,
dass durch nationales Recht sicherzustel-
len ist, dass jeder Person, die im Rahmen
der Handlungskette eines Internetzugriffs
durch Dritte einen objektiv zurechenba-
ren Beitrag leistet, untersagt werden
kann, diesen Beitrag fortzuführen. Der
Anbieter eines öffentlichen freien WLAN-
Zugangs leistet unstreitig einen solchen
Beitrag im Sinne einer conditio-sine-qua-
non und ist mithin als Vermittler gemäß
Art. 8 Abs. 3 der Richtlinie anzusehen.
Da der Bundesgesetzgeber demnach
durch überlagerndes EU-Recht gebunden
ist, wäre, wollte man sich der Haltung
der „Freifunk-Bewegung“ anschließen,
die EU-Kommission aufzufordern, das
harmonisierte Urheberrecht in der Euro-
päischen Union dahingehend zu ändern,
dass den Inhabern geistigen Eigentums
Unterlassungsansprüche gegen die unbe-
fugte Nutzung ihrer Rechtsgüter entzo-
gen und diese damit gänzlich schutzlos
gestellt werden. Der DStGB erachtet die
Erfolgsaussichten eines solchen Unter-
fangens als gering und hielte es auch für
sachlich nicht zu rechtfertigen.
Vielmehr vertritt der DStGB die Auffas-
sung, dass die Ausdehnung des „Provider-
Privilegs“ auf Betreiber privater freier
öffentlicher WLAN-Zugänge, also die
Freistellung privater Betreiber von der
Störerhaftung, unter der Voraussetzung
einer generellen Identifikationspflicht der
Nutzer solcher Zugänge einerseits akzep-
tabel und andererseits mit Blick auf die
Inhaber vor allem von Urheberrechten
auch geboten ist.
Mit Blick darauf wird man auch das
bereits eingangs dargestellte in Kraft
getretene „Zweite Gesetz zur Änderung
des Telemediengesetzes“, mit dem durch
eine Ergänzung des § 8 des sogenannten
„Provider-Privilegs“ (von der Haftung
der Rechtsverstöße der Nutzer befreit
zu sein) auch auf private Anbieter aus-
gedehnt worden ist, würdigen müssen.
Hauptziele des Gesetzgebers war nach
eigenem Bekunden Rechtssicherheit
zu schaffen und die weitere Verbrei-
tung öffentlicher WLAN-Zugänge durch
Beseitigung der Haftungsrisiken für
den Anbieter zu fördern. Beides wurde,
Stefanie Brüning ist Juristin und
wissenschaft-liche Angestellte
beim Nieder-sächsischen Städte- und
Gemeindebund
Die Störerhaftung bei öffentlichen
WLAN-Netzen wurde auf Beschluss des
Bundestages beseitigt und aus § 8 Tele-
mediengesetz (TMG) gestrichen. Der
Bundestag nahm am 2. Juni dieses Jahres
den Gesetzentwurf der Bundesregierung
zur zweiten Änderung des TMG (18/6745)
in der vom Wirtschaftsausschuss geän-
derten Fassung (18/8645) an.
Damit sollte die bisherige Störerhaf-
tung der Betreiber öffentlicher Funk-
netze für den Internetzugang (WLAN)
bei Rechtsverstößen von Nutzern dieses
WLANs entfallen. Hürden wie Vorschalt-
seiten, Verschlüsselung oder die Beleh-
rung der Nutzer über Rechtsverletzungen
sollten abgeschafft werden. Dafür unter-
liegen Anbieter, die Dritten einen Inter-
netzugang über ein drahtloses lokales
Netzwerk zur Verfügung stellen, künftig
den gleichen Bedingungen, wie sie jetzt
schon Internetzugangsanbieter besitzen.
Der Bundestag verabschiedete ebenso
eine Entschließung, in der die Bundes-
regierung aufgefordert wird, auf europä-
ischer Ebene Vorschläge einzubringen,
um zügig rechtssichere Regelungen für
schnelle und effektive Verfahren zur
Rechtsdurchsetzung im Internet zu eta-
blieren. Die Rechteinhaber sollen legale,
nutzerfreundliche Angebote mit einfa-
chen, praktikablen und angemessenen
Vergütungsmodellen weiterentwickeln.
Betreiber von WLAN-Hotspots müs-
sen allerdings auch trotz der erfolgten
Verkündung des bei § 8 TMG neu ein-
gefügten Absatzes 3 (BGBl. I S. 1766,
in Kraft getreten am 27. Juli 2016) noch
damit rechnen, auf Unterlassung ver-
klagt zu werden, wobei die Rechtsunsi-
cherheit bestehen bleibt, auch nach der
EuGH- Entscheidung.
Ein Münchener Freifunkanbieter, der
sein WLAN öffentlich angeboten hatte
und dieses von einem Nutzer dazu benutzt
wurde, um ein urheberrechtlich geschütz-
tes Werk herunterzuladen, ging gegen die
dann folgende Abmahnung im Wege der
negativen Feststellungsklage vor. Das
Landgericht München I sah sich nicht im
Stande, die seit Jahren ungeklärten Rechts-
fragen im Zusammenhang mit der Störer-
haftung zu entscheiden, hat das Verfahren
ausgesetzt und dem EuGH vorgelegt.
Hierbei ging es der Kammer insbeson-
dere um die Klärung der Fragen,
• ob auch im konkreten Fall unentgelt-
lich angebotene Dienste von der EU-
E-Commerce-Richtlinie (Richtlinie
2000/31 „Dienst der Informationsgesell-
schaft“) und deren Haftungsprivilegien
umfasst seien,
• ob diese Haftungsprivilegien direkt
oder analog auch auf Unterlassungs-
ansprüche anzuwenden sind sowie
• welche Prüfungs- und Überwachungs-
pflichten den Betreiber eines offenen
WLAN-Netzes treffen.
Hierzu hat der EuGH entschieden, dass
• die Haftungsbeschränkungen der
E-Commerce-Richtlinie nicht nur für
entsprechende Dienstanbieter gelten,
deren Haupttätigkeit in der Bereitstel-
lung des Internets liegt, sondern für alle
Gewerbetreibenden, die kostenlos ein
öffentlich zugängliches WLAN-Netz
bereitstellen, um hiermit Kunden zu
werben oder an sich zu binden;
• der Zugangsvermittler nicht für über
diesen Zugang begangene rechtswid-
rige Handlungen unbekannter Dritter
auf Schadensersatz, daraus entste-
hende Abmahnkosten oder Verfahrens-
kosten haftet;
• jedoch gegen den Zugangsvermittler
eine gerichtliche strafbewehrte Anord-
nung erlassen werden kann, wonach
er Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen
hat, um weiteren Rechtsverletzungen
entgegenzuwirken. Dabei erscheint es
dem EuGH als geeignete Maßnahme,
dass der Internetzugang über ein Pass-
wort abgesichert wird, das potenziel-
160 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 161
im Lichte der Entscheidung des EuGH
betrachtet, nicht erreicht. Nach dessen
Rechtsprechung bedarf es zwar für das
Aufleben eines zwingend durch das natio-
nale Recht sicherzustellenden Abwehr-
anspruchs der Inhaber von geistigem
Eigentum „nur“ einer nachgewiesenen
Rechtsverletzung unter Nutzung eines
freien öffentlichen WLAN-Zugangs und
keiner grundsätzlichen Identifikations-
pflicht. Eine Hürde für massenhaften
Missbrauch öffentlicher freier WLAN-
Zugänge wird aber dennoch errichtet.
Mit dem nun herrschenden Rechtsstatus
ist gesichert, dass Rechteinhaber nicht
gänzlich schutzlos gegen missbräuch-
liche Nutzung ihrer Rechtsgüter sind.
Allerdings müssen einmalige Rechtsver-
letzungen hingenommen werden, bevor
ein strafbewehrter Unterlassungsan-
spruch greift. Dies lässt sich im Zusam-
menhang mit Urheberrechtsverletzungen
rechts politisch noch hinnehmen. Werden
hingegen höherwertige Rechtsgüter als
das geistige Eigentum beeinträchtigt,
erscheint der Grundsatz, dass zunächst
eine Rechtsverletzung hingenommen
werden muss bevor Abwehrrechte grei-
fen, nicht mehr überzeugend.
Jede denkbare Form internetgestütz-
ter Kriminalität wäre mangels Ent-
deckungsrisiko damit faktisch nicht mehr
verfolgbar und in der Folge auch nicht
mehr eindämmbar. Es ließe sich grund-
sätzlich zwar noch feststellen, welcher
Internetzugang für illegale Aktivitäten
genutzt wurde, die Täter jedoch blieben
unerkannt, der Dienstanbieter unbelangt.
Es würde ein gesetzesfreier Raum geschaf-
fen, in dem beispielsweise terroristisch
motivierter Informations- und Datenaus-
tausch oder das Konsumieren und die
Verbreitung von Kinderporno grafie über
das Internet nicht mehr verfolgbar wären.
Den Städten und Gemeinden ist mit
Blick auf das EuGH-Urteil zu empfeh-
len sicherzustellen, dass eine Förderung
von „Freifunk-Initiativen“ oder ähnlichen,
möglicherweise in Eigenregie betriebe-
nen, Projekten nur im Rahmen der vom
EuGH gesetzten rechtlichen Grenzen
stattfindet, also auch das Interesse von
Rechteinhabern an der Verfolgbarkeit
von Urheberrechtsverstößen Berück-
sichtigung findet. Dies lässt sich nach
den gegebenen Umständen über eine
Identifizierungspflicht im Gegenzug für
eine Passwortfreigabe erreichen. Es
sollten also derzeit nur noch solche Pro-
jekte gefördert oder verfolgt werden, die
öffentliche WLAN-Zugänge ausschließ-
lich für solche Nutzer freigeben, die sich
zuvor identifizieren.
Darüber hinaus sei noch einmal expli-
zit darauf hingewiesen, dass Städte und
Gemeinden, die einen risikofreien und
unbedenklichen sowie vor allem rechts-
sicheren Umgang mit freiem WLAN
wünschen, jederzeit auf die Dienste
eines kommerziellen Betreibers zurück-
greifen können. Alle großen Mobilfunk-
unternehmen haben derartige Lösungen
im Angebot und sicher lässt sich auch der
ein oder andere lokale Anbieter finden.
Kommerzielle Anbieter sind grundsätz-
lich und umfassend nach dem „Provider-
Prinzip“ von der Störerhaftung befreit.
Mögliche Rechts- und Tatsachenfragen
im Hinblick auf Urheberrechtsverstöße
sind zwischen Provider, Rechteinhaber
und dem jeweiligen Nutzer zu klären. Die
beauftragende Kommune bleibt rechtlich
unbeteiligt.
Hintergrund: Die
Freifunkbewegung
Freifunk ist eine non-profit Initiative, die
sich dem Aufbau und Betrieb eines freien
Funknetzes, das aus selbstverwalteten
lokalen Computernetzwerken besteht,
widmet. Im deutschen Raum hat die Frei-
funkbewegung ihren Ursprung in Berlin.
Zu den langfristigen Zielen gehören die
Förderung lokaler Kommunikation, ein
möglichst dezentraler Aufbau, Anonymi-
tät und Überwachungsfreiheit.
Freifunk baut auf dem sogenannten Pico
Peering Agreement auf, das für ein diskri-
minierungsfreies Netzwerk sorgen soll.
Neben dem Aufbau des Netzes möchten
die Freifunker auch ein Medium bieten,
um die technische Bildung zu fördern.
Die Freifunk-Gemeinschaft ist dezen-
tral organisiert. Jede Privatperson, die
einen Freifunk-Router aufstellt, darf und
soll über die technische Ausgestaltung
frei verfügen.
Geografisch nah aneinander liegende
Betreiber schließen sich oftmals zu
Benutzergruppen, lokalen Communitys,
zusammen. Dies ist der Tatsache geschul-
det, dass der Freifunk überwiegend auf
WLAN-Technik beruht und der einzelne
Router nur eine beschränkte Reichweite
hat. Die Community dient der zur Ver-
netzung notwendigen Koordination zwi-
schen den einzelnen Betreibern, zum
Beispiel die Einigung auf miteinander
kompatibler Software. Die einzelnen
Communitys bieten daher oft auch Infra-
struktur und Werkzeuge wie zum Beispiel
eine auf die Stadt oder die Gemeinde
zugeschnittene Router Firmware, Richt-
funkstrecken zur Überbrückung größe-
rer Entfernungen (über einen Fluss oder
wenig bewohnte Gebiete), gegebenenfalls
notwendige Zentralserver an, oder helfen
Interessenten bei der Einrichtung. Im Mai
2016 waren im deutschsprachigen Raum
über 300 solcher Communitys bekannt,
die teilweise als Verein organisiert sind
und damit ihren Mitgliedern eine gewisse
Rechtssicherheit bieten. Diese Vereine
verwalten Teile der Infrastruktur, die Kos-
ten und höheren Organisationsaufwand
verursachen, deren Nutzung aber auch
optional ist.
Technik
Wie in vielen anderen freien Funknet-
zen kommt auch bei Freifunk ein soge-
nanntes „Mesh“-Verfahren zum Einsatz.
In einem Mesh-Netzwerk verbinden sich
die beteiligten Router über eine speziell
abgestimmte Software miteinander. Wenn
Router ausfallen, berechnet diese Soft-
ware automatisch, über welche anderen
Router die Datenpakete das Ziel erreichen.
Im Fall von Freifunk ist dies eine Freifunk-
Firmware, die in der Regel auf freier Soft-
ware basiert. Die Auswahl der Software
wird von der lokalen Community getätigt.
Häufig werden die Datenströme zur
Vermeidung rechtlicher Schwierigkei-
Öffentl iche Sicherheit und VerkehrÖffentl iche Sicherheit und Verkehr
ten über einen VPN-Tunnel umgeleitet.
Die Umleitung erfolgt entweder über im
Ausland platzierte Server, in Ländern, in
denen es keine Gesetze analog zur Störer-
haftung in Deutschland gibt (Schweden,
Niederlande), oder über Server eines
Freifunk-Vereins in Deutschland, der
das Providerprivileg besitzt und daher
nicht im Sinne der Störerhaftung haftbar
gemacht werden kann.
Wenn direkte Funkverbindungen nicht
möglich sind, werden die Lücken oftmals
durch Verbindungen über das herkömm-
liche Internet geschlossen. Die meisten
Communitys sind zum Beispiel über das
Inter-City-VPN miteinander verknüpft,
bei dem Daten über verschlüsselte Ver-
bindungen laufen, sodass kein Dritter
außerhalb des Freifunknetzes die Inhalte
einsehen oder manipulieren kann.
Wirtschaft und Tourismus
Neu! 30 frauenORTE in einer AusstellungLandesfrauenrat Niedersachsen e.V. präsentiert aktualisierte Wanderausstellung
Von Heidi Linder
Der Landesfrauenrat Niedersachsen
e.V., der seit 2008 mit der Initiative
frauen ORTE Niedersachsen den Blick
auf historische Frauenpersönlichkeiten
lenkt, hat die Wanderausstellung „frauen-
ORTE Niedersachsen – Über 1000 Jahre
Frauen geschichte“ aktualisiert. Zu sehen
sind 30 bekannte und weniger bekannte
Niedersächsinnen, die auf sehr unter-
schiedliche Art und Weise ihren Beitrag
zur Landes geschichte geleistet haben.
Die Ausstellung bietet damit auch einen
Überblick über die Frauengeschichte und
Frauenkultur unseres Bundeslandes.
Neu hinzugekommen ist die Netzwer-
kerin der Europäischen Neuzeit Maria
Aurora von Königsmarck, die auch Spu-
ren im Schloss Agathenburg im Landkreis
Stade hinterlassen hat. Auch die Reederin
Greten Handorf aus Cuxhaven hat einen
Platz in der Ausstellung bekommen. Als
erste Reederin Cuxhavens betrieb sie
die Elbfähre nach Brunsbüttelkoog. Die
Reformpädagogin Henriette Schrader-
Breymann aus Wolfenbüttel, die Menno-
nitin und Kirchenhistorikerin Antje Brons
aus Emden sowie die Landesherrin Maria
von Jever wurden ebenfalls in die Ausstel-
lung mit aufgenommen.
Die Ausstellung „frauenORTE Nieder-
sachsen – Über 1000 Jahre Frauenge-
schichte“, die durch das Niedersäch-
sische Ministerium für Gesundheit, Sozia-
les und Gleichstellung gefördert wurde,
ist zu einem erfolgreichen Baustein in
der Öffentlichkeitsarbeit der Initiative
geworden. Seit ihrer Erstpräsentation
im Nieder sächsischen Landtag im Januar
2014 tourt sie durch Niedersachsen und
findet viel Zuspruch bei den Bürgerin-
nen und Bürgern in den Städten und
Gemeinden. Zusätzliche Anreize bieten
die im Rahmen der Initiative frauenORTE
Niedersachsen entstandenen kultur-
touristischen Aktivitäten in den jeweili-
gen Standorten. So werden im Begleit-
programm zur Ausstellung unter anderem
frauenORT-Stadtspaziergänge, -Lesungen
oder -Theateraufführungen angeboten,
die weitere Einblicke in das vielseitige
und oft noch unbekannte Wirken dieser
Frauen liefern.
Weibliche Schaffenskraft
In der Ausstellung begegnen den Besu-
cherinnen und Besuchern Frauen aus
unterschiedlichen Zeitepochen, Berufs-
und Aktionsfeldern. Zu der Kategorie
„Eroberinnen des politischen Terrains“
gehören neben der Landesherrin Maria
von Jever auch die Juristin und Frauen-
rechtlerin Anita Augspurg aus Verden und
die aus Fischerhude stammende Wider-
standskämpferin Cato Bontjes van Beek
sowie sechs weitere Frauen. Unter den
„Pionierinnen aus Bildung und Beruf“
befinden sich die erste VW-Managerin Dr.
Sibylle von Schieszl aus Wolfsburg sowie
die erste deutsche Frauen ärztin Hermine
Heusler-Edenhuizen aus Pewsum. Auch
sind sechs „Schöpferinnen von Kunst
und Kultur“ vertreten. Die bekanntesten
DNG 6-2016 ❘ 163162 ❘ DNG 6-2016
FOTO
: ERI
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Frauen dieser Gruppe sind die Dichterin
und Kanonisse Roswitha von Ganders-
heim und die Schriftstellerin Ricarda
Huch aus Braunschweig. Zu den sieben
„Akteurinnen zwischen den Konfessi-
onen“ zählen unter anderem die Men-
nonitin und Kirchenhistorikerin Antje
Brons aus Emden sowie die Regentin
und Reformatorin Herzogin Elisabeth
aus Hann. Münden. Insgesamt bietet die
Ausstellung einen Überblick über die
vielfältige weibliche Schaffenskraft in
sozialen, kulturellen, politischen sowie
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen
Handlungsfeldern.
Ausleihe
Die Wanderausstellung kann von Inter-
essierten beim Landesfrauenrat Nieder-
sachsen e.V. ausgeliehen werden. Sie
besteht aus 35 Roll-Up-Displays (Maße:
Wirtschaft und Tourismus
H 200 x B 60 cm). Die Leihgebühr für die
ersten vier Wochen beträgt 160 Euro,
jede weitere begonnene Woche 40 Euro.
Geeignete Ausstellungsorte sind neben
den kommunalen oder Landes-Einrich-
tungen (Rat- und Kreishäuser, Ministe-
rien) auch Kirchen, Bildungshäuser und
Museen sowie Kundenzentren von Wirt-
schaftsunternehmen. Ein Ausstellungs-
Leitfaden bietet Informationen zum
praktischen und thematischen Aufbau
der Ausstellung sowie zur Öffentlich-
keitsarbeit und wird auf Wunsch von der
Projektkoordinatorin der Initiative frau-
enORTE Niedersachsen, Heidi Linder,
zugesandt. Sie berät auch zu Fragen der
finanziellen Förderung sowie zum Rah-
menprogramm: linder@landesfrauenrat-
nds.de oder 0511 95483828.
Ausstellungstermine und weitere Infor-
mationen gibt es im Internet unter www.
frauenorte-niedersachsen.de
Gemeinden im Landeswettbewerb „Tourismus mit Zukunft!“ 2016 ausgezeichnetDer Campingplatz „Am Hohen Hagen“ in
Dransfeld im Landkreis Göttingen, die
Gemeinde Uelsen im Landkreis Graf-
schaft Bentheim und die Inselgemeinde/
Kurverwaltung Juist sind die Gewinner
des diesjährigen Wett bewerbs für nach-
haltigen Tourismus im Reiseland Nie-
dersachsen „Tourismus mit Zukunft!“.
Der Sonderpreis „Klimafreundlicher
Tourismus“ ging an den Erlebnis- und
Abenteuerhof Borstel bei Neustadt am
Rübenberge. Wirtschaftsminister Olaf
Lies zeichnete die vier Preisträger für
ihre Projektideen im Bereich des nach-
haltigen Tourismus mit einem Preisgeld
von insgesamt 90 000 Euro aus.
Das Thema nachhaltiger Tourismus,
sanfter Tourismus erfreut sich wachsen-
der Beliebtheit. Immer mehr Urlaube-
rinnen und Urlauber suchen ressourcen-
schonende Angebote und wollen ihren
Aufenthalt nachhaltig gestalten. Um
dies zu ermöglichen, müssen die touris-
tischen Akteure entsprechende Ange-
bote entwickeln. Genau hierauf zielt der
Wettbewerb „Tourismus mit Zukunft!“ ab:
Ausgezeichnet werden Urlaubskonzepte,
die Ökologie und Ökonomie in Einklang
bringen und soziale Aspekte des Touris-
mus berücksichtigen. Ziel ist es letztend-
lich, Niedersachsen als eine bedeutende
nachhaltige Tourismusdestination zu
positionieren und weiterzuentwickeln.
Die ausgezeichneten Projektideen sind
Beispiele dafür, wie dies gelingen kann.
Der Campingplatz „Am Hohen Hagen“
überzeugte die Jury mit seinem barriere-
freien umweltschonenden Konzept
„Urlaub trotz Handicap“. Die Gemeinde
Uelsen punktete mit dem Projekt „guq:
Geschichtspark Uelser Quellen“ und
plant einen Erlebnispfad, der historische
und ökologische Aspekte verbindet. Die
Inselgemeinde/Kulturverwaltung Juist
erhielt den Nachhaltigkeitspreis für die
Projektidee „Juist unplugged“, die eine
Fahrradtour entlang verschiedener
Erlebnisstationen zu den Themen Öko-
logie, Ökonomie und Soziales vorsieht.
Der Erlebnis- und Abenteuerhof Borstel
wurde für die Idee ausgezeichnet, beson-
dere umwelt- und klimaschonende Über-
nachtungsangebote für Urlauberinnen
und Urlauber zu schaffen. Das Preisgeld
soll zur Umsetzung der Projekte einge-
setzt werden.
Insgesamt waren 16 Ideen für nach-
haltige Tourismuskonzepte bei der Jury
eingegangen.
Der Wettbewerb ist vom Wirtschafts-
ministerium und der TourismusMarketing
Niedersachsen GmbH (TMN) entwickelt
und initiiert worden. Der Preis wurde
zum zweiten Mal vergeben. In 2017 ist
eine dritte und vorerst letzte Runde des
Wettbewerbs geplant.
Die Gewinnerprojekte im
Einzelnen:
• Campingplatz „Am Hohen Hagen“,
Dransfeld
Der Campingplatz „Am Hohen Hagen“
engagiert sich bereits stark für Barri-
erefreiheit. Das eingereichte Nachhal-
tigkeitsprojekt soll noch weitgehender
einen „Urlaub trotz Handicap“ ermög-
lichen und fügt sich sehr gut in den bis-
herigen Campingbetrieb ein: Umwelt-
schonend ausgestattete und betriebene
Mobilheime sowie ein Rundum-Service
für Menschen mit Handicap sollen das
bestehende Angebot ergänzen. Das Pro-
jekt stellt durch die Kombination von
Barrierefreiheit und Umweltschutz im
Campingbereich sowie dank einer bei-
spielhaften Vernetzung in der Region ein
Vorbild für andere Campingplätze dar.
• Gemeinde Uelsen
Mit dem Projekt „guq: Geschichtspark
Uelser Quellen“ plant die Gemeinde Uel-
sen ein neues Angebot für Besucher in
Form eines kulturhistorischen Erlebnis-
pfads. Gebäude und Orte mit historischer
Bedeutung entlang des drei Kilometer
langen Pfades sollen zu Erlebnisstationen
umgebaut werden. In das Projekt sollen
Maßnahmen zur Biotopvernetzung, zur
Inselgemeinde/Kurverwaltung Juist, von links nach rechts: Olaf Lies (Wirtschafts-minister) und Dietmar Patron (Bürger-meister und Kurdirektor)
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Erhaltung und Wiederherstellung von
naturnahen Gewässern sowie zum Gewäs-
serschutz integriert werden. Das Projekt
zeichnet sich durch die erfolgreiche Ver-
knüpfung von touristischer Produktent-
wicklung mit aktivem Naturschutz und
Umweltbildung sowie das große Netz-
werk der beteiligten Partner aus.
• Inselgemeinde/Kurverwaltung Juist
„Juist unplugged“ ist eine Fahrradtour,
die an verschiedenen Erlebnisstationen
zu den Themen Ökologie, Ökonomie
und Soziales entlangführt, und mit der
den Gästen die vielfältigen Aktivitäten
der Insel Juist im Bereich der Nachhal-
tigkeit vorgestellt werden sollen. Das
Projekt fügt sich nahtlos in die seit
Jahren betriebene Strategie „Klimain-
sel Juist“ ein. Vorbildhaft ist, dass hier
Nachhaltigkeits aktivitäten zu einem Teil
des touristischen Angebots und für Besu-
cher emotional erlebbar gemacht werden.
• Erlebnis- und Abenteuerhof Borstel
Der Sonderpreis „Klimafreundlicher
Tourismus“ ging an den Erlebnis- und
Abenteuerhof Borstel. Dieser plant insbe-
sondere die Errichtung von drei Blockhüt-
ten und zwei Tipis, deren Bau und Betrieb
sehr klimaschonend erfolgen sollen: Die
neuen Übernachtungsmöglichkeiten
sollen über Windgeneratoren und Solar-
zellen in Kombination mit einem Speicher
autark mit Strom versorgt werden. Bau-
material und Innenausstattung werden
aus Naturstoffen und wiederverwertbar
sein, Sanitäranlagen sollen über eine
Regenwasseranlage betrieben werden,
die Beheizung über Holz erfolgen. Das
Projekt stellt eine sinnvolle Erweiterung
des Angebots dar, da es neben Tages-
ausflügen auch Mehrtages-Aufenthalte
auf dem Erlebnishof ermöglichen wird.
Als Vorzeigebetrieb macht der Hof mit
den neuen Maßnahmen vor, dass Klima-
schutz und Nachhaltigkeit machbar und
lohnenswert sind.
Wirtschaft und Tourismus
Finanzen und Steuern
Zur Diskussion über die Legalisierung von Cannabisprodukten – die steuerliche SeiteVon Stefanie Brüning, Juristin und wissenschaftliche Angestellte beim Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund
Der Landtag berät aktuell über eine
Freigabe von Cannabis. Die FDP-Frak-
tion hat einen entsprechenden Antrag
gestellt. Darin fordert sie unter anderem,
den Konsum zu entkriminalisieren und
Lizenzen für spezialisierte Cannabis-
Shops zu vergeben. Die Diskussion über
diese sogenannte weiche Droge polari-
siert die Gesellschaft und letztendlich
die Politik seit Jahrzehnten. Alkohol ist
gesellschaftsfähig, das Kiffen gehört in
den Augen der Allermeisten allerhöchs-
tens zur Jugendkultur und die findet in
der Politik selten bis gar keinen Zugang.
Die liberalere Haltung sieht das etwas
gelassener und zieht auch mögliche Vor-
teile in Betracht.
Wie die Parlamente entscheiden, ist
derzeitig noch offen. Nach einer Lega-
lisierung kann der Staat den Cannabis-
Handel besteuern – analog zur Brannt-
DNG 6-2016 ❘ 165164 ❘ DNG 6-2016
Finanzen und Steuern
wein- oder Tabaksteuer. Dem Fiskus
entstünden dadurch zusätzliche Einnah-
men im zehnstelligen Bereich – Experten
rechnen mit bis zu zwei Milliarden Euro
pro Jahr. Die Besteuerung wäre mög-
lich über Art. 106 Abs. 6 Grundgesetz
als Verbrauchsteuer, deren Aufkommen
den Gemeinden oder Gemeindever-
bänden zustehen (Art. 106 Abs. 6 GG)
könnte. Dazu gehören insbesondere
die Getränkesteuer (in Niedersachsen
unzulässig nach § 3 Abs. 3 NKAG), die
Vergnügungssteuer, die Hundesteuer, die
Jagd- und Fischereisteuer oder die Zweit-
wohnungssteuer. Die größeren Erträge
liefern die Verbrauchsteuern für Tabak,
Branntwein, Kaffee und Bier. Diese flie-
ßen allerdings aktuell Bund und Ländern
zu. Sollte der politische Wille tatsächlich
in die Richtung gehen, den Cannabis-
Konsum zu legalisieren und staatlich
zu kontrollieren, so wäre es doch rat-
sam, auch hier eine Verbrauchsteuer als
örtliche Aufwandsteuer direkt bei den
Spezial shops zu erheben und den Kom-
munen zukommen zu lassen. Zu denken
wäre hier an eine Vergnügungssteuer.
Mit ihr wird die besondere Leistungs-
fähigkeit des Steuerzahlers besteuert, die
dadurch begründet wird, dass die betref-
fende Person für „Vergnügungen“ Geld
ausgibt, die nicht zwingend nötig sind für
das tägliche Leben, aber es – zumindest
subjektiv betrachtet – schöner machen.
Es empfiehlt sich ohnehin, die Vergnü-
gungssteuersatzung der Kommunen von
Zeit zu Zeit dahingehend zu überprüfen,
ob neue Trends auf die Vergnügungsmög-
lichkeiten Einfluss genommen haben und
die Steuertatbestände dementsprechend
angepasst werden müssen. Hier könnte
dann ein Passus für Cannabisprodukte
eingefügt werden. Neben den großen
Gemeindesteuern wie Gewerbesteuer
und Grundsteuer wirft die Vergnügungs-
steuer natürlich einen geringeren Ertrag
ab. Allerdings zeichnet sich jüngst eine
deutliche Tendenz zur Erhöhung der
Vergnügungssteuererträge in den Jah-
ren 2010 bis 2015 um 130 Prozent ab.
In knapp bemessenen Gemeindefinanz-
haushalten kann auf diese geringe Ein-
nahme nicht verzichtet werden. Zudem
ist die Steuererhebung gleichzeitig ein
legitimes Ordnungsinstrument, die die
Ausbreitung von unerwünschtem Kon-
sumverhalten eindämmen kann. Das gilt
natürlich auch für den Cannabis-Konsum,
falls er legalisiert würde. Die zusätzlichen
Steuer erträge könnten in Aufklärungs-
und Präventionsarbeit, Jugendprojekte
und Jugendsozialarbeit vor allem in den
Schulen investiert werden.
Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesel lschaft KWL
Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesel lschaft KWL
Von der Kugelkopfschreibmaschine zur FeuerwehrAus den frühen Anfängen der KWL
Von Dr. Wulf Haack
Die Entwicklung, die zur Grün-
dung der Kommunalen Wirt-
schafts- und Leistungsgesell-
schaft (KWL) führte, begann
mit einem Kontingent Kugel-
kopfschreibmaschinen. Die-
ser neue Schreibmaschinentyp
war in den frühen 1980er-Jahren
in den Büros ein Renner, aber
auch teuer, und so kam die
Idee auf, mittels Sammelbe-
stellung diese Maschinen auch
für kleinere Kommunen erschwinglich zu
machen. Eine Umfrage ergab ein großes
Interesse bei den Mitgliedern des Nie-
dersächsischen Städte- und
Gemeindebundes (NSGB).
Nach ein paar Telefonaten von
Wilhelm Schnier, der bürolei-
tende Referent beim NSGB,
wurde bei einem bekannten
Hersteller ein großes Kontin-
gent Maschinen bestellt. Dabei
wurde vereinbart, dass die
Schreibmaschinen direkt den
Endkunden in den niedersäch-
sischen Rathäusern (dezent-
ral) ausgeliefert werden. Und dann kam
plötzlich Thermik auf. An einem Freitag-
nachmittag, lange nach Büroschluss, rief
eine Sekretärin aus der Lieferfirma an,
und erkundigte sich, was der NSGB für
eine Firma sei, was der Vorsitzende Udo
von Soosten für einen Beruf habe... Auf
meine erstaunte Frage, warum und wozu
diese Informa tionen eingeholt werden,
war die Antwort, dass zur Sicherheit bei
Großauf trägen immer noch ein Kontroll-
anruf beim Besteller erfolge, bevor die
Sendung auf den Weg zum Kunden geht.
Oh Schreck: Alle Mitarbeiter bereits
im Wochenende! Die Unterlagen nicht
greifbar! Und die Aussicht, dass sich am
Montag ein mit Schreibmaschinen bela-
dener Güterwagen in Richtung Hannover
in Bewegung setzt! Ein sehr unruhiges
Wochenende für mich und dann folgte
am Montag sehr schnell die Klärung: Die
Vereinbarung, dass die Ware dezentral
an die einzelnen Rathäuser ausgeliefert
wird, war in der Bürokratie der Liefer-
firma steckengeblieben!
Wenige Jahre später ein zweiter Schritt
auf dem Weg zur Gründung der KWL. Prä-
sident Ludwig Siepelmeyer, ehrenamt-
licher Bürgermeister in Georgsmarien-
hütte, erzählte mir von einer Neuerung in
seinem Anwaltsbüro. Er habe jetzt eine
tolle Maschine, mit der er in Echtzeit „von
jetzt auf gleich“ jedes beliebige Schrei-
ben an seinen Kollegen in München oder
wohin auch immer senden könne. Und das
sei keine Rohrpost, betonte er auf meine
ungläubige Nachfrage. Telefax war das
Zauberwort allerneuester Technik. Und
wir begannen landesweit die Werbetrom-
mel zu rühren unter dem Motto „Telefax
in die Rathäuser“. Erst eine große Tele-
faxmesse, die wir in der Stadthalle von
Walsrode organisiert hatten, brachte den
Durchbruch. Wenige Tage später konnten
wir einen Großauftrag mit einem Super-
Sonderpreis platzieren, nach meiner Erin-
nerung statt 7000 D-Mark pro Gerät wur-
den 5000 D-Mark vereinbart. Jahre später,
bei meiner Verabschiedung, verriet mir
Präsident Heinrich Meyer, Holle, dass
hinter vorgehaltener Hand unser Motto
in „Pipifax in die Rathäuser“ verballhornt
wurde.
Die Nachrichtentechnik blieb weiter
auf der Agenda des NSGB. So warben wir
1990 für das ,,Autotelefon“. Wörtlich
in meinem Bericht zur Lage auf der Mit-
gliederversammlung in Börde Lamstedt:
„Wir wissen, dass das Autotelefon heute
noch als Statussymbol missverstanden
wird und befinden uns in vergleichbarer
Lage, als wir vor einigen Jahren unter
dem Motto ,,Telefax in die Rathäuser“
für diese neue Technik geworben haben.
Ich denke deshalb, dass wir auch beim
Thema Autotelefon in einigen Jahren
sagen können: Wie war das doch am
Anfang alles schwer, hier die erforder-
liche Überzeugungsarbeit zu leisten.“
Und 1996 war es dann soweit. Die KWL
wurde vom Niedersächsischen Städte-
und Gemeindebund gegründet. Der
Anstoß kam aus dem Feuerwehrreferat
im Innenministerium. Unsere Telefax-
aktivitäten waren auch dort aufmerk-
sam verfolgt worden. Und vor diesem
Hintergrund kam die Anregung, dass
wir nun auch auf dem Feuerwehrmarkt
aktiv werden sollten, weil die kleineren
und mittleren Gemeinden den Herstel-
lern und Lieferanten von Feuerwehr-
fahrzeugen hoffnungslos ausgeliefert
waren. Es fehlte in den Gemeinden für die
Ausschreibung dieser hochtechnischen
Fahrzeuge die Sach- und Fachkompetenz
mit der Folge, dass in der Praxis von den
fünf bundesweit tätigen Herstellern die
Standards bestimmt wurden. Aber die
Hersteller wollten nicht widerstandslos
ihre wettbewerbsfreien Pfründe aufge-
ben, bei der der Verkäufer bestimmte,
was der Kunde zu kaufen hatte. Für die
junge KWL wurde das zu einem Kampf
von „David gegen Goliath“, der von den
Herstellern mit allen denkbaren Mitteln
und durch alle Gerichtsinstanzen geführt
wurde. Nach Jahren der Auseinanderset-
zungen waren wir schließlich mit unse-
rem einfachen Denkansatz erfolgreich,
dass den Gemeinden nicht verboten
werden könne, was zum Beispiel beim
zentralen Dachdeckereinkauf bewährte
Praxis sei. Der Bundesgerichtshof (BGH)
gab als letzte Instanz der KWL Recht.
Damit war das jahrelange Wechselbad
von pro und contra in den verschiedenen
Gerichts instanzen beendet. Insbeson-
dere die finanziellen Folgen einer für die
KWL nachteiligen Entscheidung haben
mir manch schlaflose Nacht bereitet. Die
Sorge über einen Fehlschlag für die KWL
war dann allerdings deutlich weniger
belastend, als Direktor Petersen für den
Schadens ausgleich in kommunaler Soli-
darität die Deckungszusage übernahm,
sollte das Verfahren für uns negativ aus-
gehen. Wichtig war auch, dass das Präsi-
dium des NSGB und die Städte, Gemein-
den und Samtgemeinden in allen Stadien
der langjährigen gerichtlichen Ausein-
andersetzungen geschlossen hinter der
KWL standen. Von ganz entscheidender
Bedeutung war aber vor allem auch, dass
wir mit unserem Beigeordneten Carsten
Menking, einem technikbegeisterten
Autofreak, in unserer Mannschaft hatten,
ein guter Jurist, der klug und streitbereit
die Hauptlast der Auseinandersetzungen
mit den Herstellern zu tragen hatte.
Nach dem Erfolg vor dem BGH musste
die KWL die nächste Auseinandersetzung
überstehen, die ebenso hart dabei aber
auch noch „politischer“ war als der Ver-
such der Feuerwehr-Fahrzeughersteller,
die KWL im Gründungsstadium vom
Markt zu fegen. Ende der 1990er-Jahre
war der Strommarkt liberalisiert worden.
Damit wurde den Kommunen die Mono-
polstellung genommen und Strom zur frei
handelbaren Ware. Das bedeutete auch
Ausschreibung des kommunalen Eigen-
bedarfs an Strom. Das war absolutes
Neuland für die Kommunen. Der NSGB
war über seine 100-prozentige Tochter
KWL bundesweit der erste Verband, der
in einer Bündelausschreibung diese
Aufgabe übernommen hat – gegen den
massiven Widerstand der Strombranche
– aber auch der kommunalen Schwes-
terverbände. Es war stark vermintes
Neuland, das betreten wurde. Bis hin zu
der Behauptung, dass durch unsere Akti-
vitäten Arbeitsplätze gefährdet würden,
gingen die Unsinnigkeiten und Frechhei-
ten der Strombranche, um Kommunen
von der Teilnahme an der Bündelaus-
schreibung fernzuhalten oder bereits
getroffene Entscheidungen rückgängig
zu machen. Was uns in diesen turbulenten
Zeiten an Widrigkeiten und persönlichen
Anfeindungen geboten worden ist, kann
man sich kaum vorstellen. Aber dieser
Dr. Wulf Haack, Geschäfts führer
der KWL von 1996 bis 2005
166 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016 ❘ 167
Kampf wurde erfolgreich durchgestan-
den. Es war insbesondere auch der ganz
persön liche Einsatz und das Durchhalte-
vermögen des für die Ausschreibung ver-
antwortlichen Beigeordneten Carsten
Menking, dass die erste Bündelausschrei-
bung ein überwältigendes Ergebnis hatte.
Im Verhältnis zum Referenzjahr 1998 wur-
den durchschnittlich 32 Prozent günsti-
gere Preise durchgesetzt. Es konnten Ein-
sparungen von mindestens acht D-Mark
pro Einwohner und Jahr durchgesetzt
werden, mit einer Gesamtentlastung der
beteiligten Kommunen von 130 Millio-
nen D-Mark während der zweijährigen
Vertragslaufzeit. Zwischen 42 Prozent
Kommunale Wirtschafts- und Leistungsgesel lschaft KWL
bei Krankenhäusern und 22 Prozent bei
Kläranlagen lagen die Einsparungen.
Nach diesem Ergebnis waren die Wider-
stände auch in der Strombranche gebro-
chen und bundesweit haben dann auch
die anderen Kommunalverbände nach
dem niedersächsischen Muster Bündel-
ausschreibungen durchgeführt.
20 Jahre KWL sind nicht nur ein Beleg
für die ungebrochene Innovationskraft
des Niedersächsischen Städte- und
Gemeindebundes, sondern auch für des-
sen Bereitschaft, neue Wege und auch
Risiken einzugehen, wenn es den Städ-
ten, Gemeinden und Samtgemeinden
dient. Der Verband hat nie in der bloßen
Beantwortung der sich im Alltag stellen-
den Fragen seine Aufgabe gesehen; er
hat sich immer auch als Ideenschmiede
und kommunaler Motor bei der gemein-
deverträglichen Umsetzung neuer Ent-
wicklungen verstanden. Beispiele sind
unter anderem die Gründung der Bei-
hilfekasse, der U.A.N. und der KWL, die
aus der Kommunallandschaft nicht mehr
wegzudenken sind. Herzlichen Glück-
wunsch zum 20-jährigen KWL-Jubiläum
und für Arbeit der seit Jahren unter Füh-
rung des Beigeordneten Berthold Ernst
mit großem Erfolg tätigen KWL. Alles
Gute und immer das Quäntchen Glück,
das nie fehlen sollte.
Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb „Bach im Fluss 2016“Von Dr. Nikolai Panckow, Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N.
Der Niedersächsische Gewässerwett-
bewerb „Bach im Fluss“ wurde vom Nie-
dersächsischen Ministerium für Umwelt,
Energie und Klimaschutz und der Arbeits-
gemeinschaft der kommunalen Spitzen-
verbände Niedersachsens 2010 ins Leben
gerufen. Er wurde 2016, in zweijährigem
Turnus, zum vierten Mal durchgeführt,
um die Gewässerentwicklung in Nieder-
sachsen zu befördern, gelungene Projekte
der Fließgewässerentwicklung öffentlich
zu präsentieren und die Vorbildfunktion
guter Projekte zu nutzen.
Haupt- und ehrenamtliche Teilnehmer
aus Kommunen, Verbänden, Vereinen und
Gewerbe reichten in diesem Jahr insge-
samt 31 Beiträge ein. Diese wurden von
einer siebenköpfigen Expertenjury bewer-
tet, 13 Projekte zur Bereisung ausgewählt
und letztendlich sieben Projekte für die
Preisverleihung nominiert. Die Bewer-
tung der Beiträge erfolgte unter anderem
anhand der ökologischen Wirksamkeit,
der durchgeführten Öffentlichkeitsarbeit
und der Umweltbildung. Erstmalig wurde
zusätzlich ein Sonderpreis der Bingo-
Umweltstiftung für ein herausragendes
Alleinstellungsmerkmal ausgelobt.
Die Sieger
Die sieben Preisträger wurden bei der
Preisverleihung am 17. Oktober 2016
ausgezeichnet und als Hauptpreise die
Niedersächsische Bachperle in den Kate-
gorien „Hauptamt“ und „Ehrenamt“ durch
den Niedersächsischen Umweltminister
Stefan Wenzel und Uwe-Peter Lestin,
Vizepräsident des Niedersächsischen
Städte- und Gemeindebundes, überreicht.
Die Gewinner der „Bachperle“
In der Kategorie „Hauptamt“ wurde der
Unterhaltungsverband Meiße mit der
„Niedersächsischen Bachperle 2016“ für
die „Wiederherstellung der Durchgängig-
keit des Liethbaches“ ausgezeichnet. Der
Beitrag zeigt eindrucksvoll, wie durch
aufwändige Umgestaltung einer komplet-
ten Teichanlage mit Laufneugestaltung
und Wehrrückbau in einem Truppen-
übungsgelände die Durchgängigkeit eines
wichtigen Gewässers auf langer Strecke
wiederhergestellt wurde.
In der Kategorie „Ehrenamt“ ging die
Bachperle an den Angelverein Sachsen-
hagen e. V. für die „Renaturierung eines
Teilabschnittes der Sachsenhäger Aue“.
Mit geringen Mitteln wurden umfangrei-
che Maßnahmen mit Einbau von Strö-
mungslenkern und einem Fokus auf
die eigendynamische Entwicklung im
Gewässer randstreifen und Schaffung
von Retentionsraum zur Entlastung der
Unterlieger durchgeführt.
Die Auszeichnungen
Den zweiten Preis in der Kategorie
„Hauptamt“ erhielt der Unterhaltungsver-
band Ems III für die „Renaturierung der
Melstruper Beeke“ und den dritten Preis
der Unterhaltungsverband Mittlere Hase
für die „Verlegung und Laufverlängerung
des Feldmühlenbaches in Bersenbrück“.
In der Kategorie „Ehrenamt“ ging der
zweite Preis an die BUND Kreisgruppe
Nienburg für die Renaturierung „Sohl-
gleite, Strömungslenker und Kiesbett für
den Kreuzbach“ und der dritte Preis an
den Fischereiverein Wardenburg e. V. für
die „Reaktivierung der Lethe“.
Die Auszeichnung der Preisträger des 4. Niedersächsischen Gewässerwettbewerbs „Bach im Fluss 2016“ im Neuen Rathaus in Hannover durch den Niedersächsischen Um-weltminister Stefan Wenzel (vorne rechts) und Uwe-Peter Lestin, Vizepräsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeinde-bundes (3. v. vorne rechts)FO
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Der Sonderpreis der Bingo-Umweltstif-
tung wurde der Naturschutzstiftung des
Landkreises Emsland für die „Naturnahe
Umgestaltung des Fleckenbachs“ zuge-
sprochen. Das von der Jury ausgelobte
Alleinstellungsmerkmal war die intensive
Einbindung von Schülern in die konkre-
ten Umsetzungsmaßnahmen.
Alle 31 Wettbewerbsbeiträge zeigten
das kreative Potenzial und den engagier-
ten und kooperativen Einsatz der Men-
schen vor Ort für die Gewässerrenaturie-
rung in Niedersachsen. Die Vielzahl der
teilnehmenden Institutionen macht deut-
lich, wie engagiert und fachkundig die
kommunalen Umweltbehörden das euro-
päische Umweltrecht in Niedersachsen
umsetzen. Nach dem erfolgreichen Wett-
bewerb 2016 verkündete Umweltminister
Stefan Wenzel, dass der Wettbewerb auch
2018 weitergeführt werden soll.
Weitere Informationen zum Wettbe-
werb und Bilder der Preisverleihung fin-
den Sie unter www.wrrl-kommunal.de.
50 sagenhafte Naturdenkmale der Metropolregion Hamburg
Moore, Bäume, Findlinge, Wiesen, Gewässer
Annette Huber
224 Seiten, 136 Abbildungen, Flexo broschur, 14,95 Euro, ISBN 978-3-95799-030-3
Steffen Verlag GmbH, 13088 Berlin, info@steffen-verlag.de, www.steffen-verlag.de
Ob Düne, Wasserfall oder Teu-felsmoor – die Metropolregion Hamburg hat viel zu bietenJahrhunderte alte Bäume, wandernde
Findlinge oder durch Sturmfluten ent-
standene Bracks – diese geschichts-
trächtigen Naturdenkmale finden sich Tür an Tür mit der zweit-
größten Stadt Deutschlands. Annette Huber hat sich zwischen
Hafen City, Musicals und Alster auf die Suche nach den 50 schöns-
ten und interessantesten Orten der Metropolregion Hamburg
gemacht. Dabei beschränkt die Autorin sich nicht nur auf ihre
Heimatstadt, sondern bezieht mit Blick für das Besondere auch
die Naturschätze aus Hamburgs Umgebung Schleswig-Holstein
und Niedersachsen mit ein. Überall, wo man Naturdenkmäler
findet, gibt es Geschichte zu erleben und zu bestaunen. Sie erzählt
von dem wunderschönen Garten der Alma de l’Aigle, in dem
man Spazieren und die Farbenvielfalt bewundern kann, und von
Bracks in Hamburg-Wilhelmsburg und Kollmar-Bielenberg, den
Folgen schwerer Fluten. In Dodau bei Eutin hat die Autorin einen
Baum entdeckt, der es mit jeder Singlebörse aufnehmen kann:
Die Bräutigamseiche versteckt in einem Loch im Stamm viele
kleine Briefe von Menschen, die hoffen, hier endlich die Liebe
fürs Leben zu finden. Auf einem Findling bei Schwiedersdorf ist
ein geheimnisvoller hufähnlicher Abdruck zu erkennen. Hier soll
einst Kaiser Karl der Große Rast gemacht haben und bei einem
Überraschungsangriff der Sachsen mit seinem Pferd direkt über
den Stein gesprungen sein. Neben detaillierten Naturbeschrei-
bungen hat Annette Huber die reizvollsten und kuriosesten Anek-
doten und Sagen, die sich um diese einzigartigen Orte ranken,
niedergeschrieben und ein unterhaltsames und faszinierendes
Buch geschaffen.
Annette Huber lebt in Hamburg und ist gelernte Buchhänd-
lerin und Anglistin/Germanistin. Sie arbeitete unter anderem
bei edition ebersbach und im Verlag Hoffmann und Campe, bis
sie sich als Lese- und Literaturpädagogin selbstständig machte.
Bücher und Natur sind ihre zwei großen Leidenschaften, mit 50
sagenhafte Naturdenkmale der Metropolregion Hamburg wird
ihr erster Titel im Steffen Verlag veröffentlicht.
Bücherschau
168 ❘ DNG 6-2016 DNG 6-2016
Impressum
„Die Niedersächsische Gemeinde“
erscheint sechs mal jährlich. Bezugspreis
jährlich 36,- Euro, Einzelpreis 6,- Euro,
jeweils zuzüglich Porto. In sämtlichen Ver-
kaufspreisen sind sieben Prozent Mehr-
wertsteuer enthalten. Für Mitglieder des
Niedersächsischen Städte- und Gemein-
debundes ist der Bezug der Zeitschrift
im Mitgliedsbeitrag enthalten. Bestellun-
gen an den Niedersächsischen Städte-
und Gemeindebund, 30159 Hannover,
Arnswaldtstraße 28.
Herausgeber: Niedersächsischer Städte-
und Gemeinde bund.
Präsident: Dr. Marco Trips.
Chefredakteur: Thorsten Bullerdiek,
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5 Fragen an.. .
...Lutz Stratmann
Lutz Stratmann, Minister a. D., ist Geschäftsführer
der Demografieagentur für die niedersächsische
Wirtschaft GmbH
VOLKER BENKE: Skizzieren Sie
die Aufgaben und Ziele der Demo-
grafieagentur, wer sind die Träger?
LUTZ STRATMANN: Lebensar-
beitszeit und Durchschnittsalter steigen.
Es wird immer schwieriger, geeignete
Nachwuchs- oder Fachkräfte zu finden
und zu binden. Durch die Digitalisie-
rung findet eine weltweite Vernetzung
statt, wir müssen uns von vorhandenen
Strukturen und Denkmustern endgültig
verabschieden. Es ist höchste Zeit, sich
darüber Klarheit zu verschaffen, ob wir fit
für diese Veränderungen sind und wie wir
die notwendige, komplette Veränderung
der Arbeitsorganisationen und aller Denk-
und Handlungsmuster so organisieren,
dass die Voraussetzungen für mehr Kol-
laboration, kreative Verknüpfung, neue
Führungskulturen gegeben sind.
Aufgabe der Agentur, die im Wesent-
lichen durch die Sozialpartner, aber auch
andere Partner wie AOK, Handwerkskam-
mern und Bildungswerke getragen wird,
ist es, Veränderungsprozesse zu begleiten
und zu unterstützen. Für die Landesregie-
rung führen wir in diesem Zusammenhang
ein Zertifizierungsverfahren durch. Durch
die Bundesregierung, die Spitzenverbände
der Deutschen Wirtschaft und die Sozi-
alpartner sind wir beauftragt worden,
Prozesse anzustoßen und zu begleiten,
die helfen sollen, mitarbeiterorientiert,
maßgeschneidert und nachhaltig eine
zukunftsfähige Unternehmens- bezie-
hungsweise Behördenkultur zu entwi-
ckeln. Die damit verbundene Auditierung
ist die deutschlandweit einzige, die quasi
hoheitlichen Charakter besitzt.
BENKE: Deutschland wird bunter,
älter und in Teilen leerer. Wie kön-
nen die Folgen für Wirtschaft und
Kommunen vor allem in der Fläche
abgefedert oder gemildert werden?
STRATMANN: Wir benötigen neue
Unternehmenskulturen, die vor allem
durch familienfreundliche und altersge-
rechte Arbeitszeitmodelle, mehr Diversi-
tät, bessere Weiterbildungsangebote und
gesundheitsförderliche Arbeitsplätze
bestimmt werden. Zur Umsetzung not-
wendiger Verbesserungsmaßnahmen
setzt die Agentur individuelle, betriebs-
spezifische Aktivitäten in den Handlungs-
feldern Personalführung, Chancengleich-
heit & Diversity, Gesundheit sowie Wissen
& Kompetenz um.
BENKE: Ist der demografische
Wandel noch umzukehren?
STRATMANN: Nein. Der Wandel kann
aber durch die genannten Gegenmaßnah-
men abgemildert werden und Chancen
für längst überfällige Veränderungen und
Transformationsprozesse eröffnen.
BENKE: Sind Prognosen, die
erwerbsfähige Bevölkerung
schrumpfe in den nächsten 20 bis
25 Jahren um bis zu sieben Millio-
nen Personen, ein apokalyptisches
Szenario oder Panikmache?
STRATMANN: Nein, die Zahlen kön-
nen aufrütteln und einen Perspektiv-
wechsel ermöglichen. Hauptproblem
ist, erlerntes und tradiertes Verhalten
an die neuen Verhältnisse anzupassen.
Dieser Transformationsprozess fällt
älteren Gesellschaften naturgemäß
sehr viel schwerer als jüngeren mit
einem hohen Anteil sogenannter „digi-
tal natives“.
BENKE: Welche Möglichkeiten gibt
es, Unternehmen gerade außerhalb
der Ballungszentren zu helfen,
ihren Personalbedarf zu decken und
der auch bei Kommunen in der Flä-
che zu erwartenden Überalterung
des Personals entgegenzuwirken?
STRATMANN: Wichtig sind zunächst
Altersstrukturanalysen, um sagen zu kön-
nen, wie groß der altersbedingte Abgang
ist. Dieser beträgt gerade im ländlichen
Raum in den nächsten zehn Jahren 30 bis
40 Prozent. Gerade in der Fläche ist Nach-
wuchsgewinnung wichtig. Marketing nach
innen und nach außen wird noch zu wenig
beachtet oder umgesetzt. Unkonventio-
nelle Wege nutzen: Kontaktprogramme
zu Studienabbrechern aufbauen, innova-
tive, altersgerechte Marketingideen sind
gefragt. Das Installieren von Wissensma-
nagementsystemen ist von überragender
Bedeutung, um vorhandenes Wissen nicht
in den Ruhestand gehen zu lassen. Auch
das Thema Führungsstrukturen und Kom-
munikation ist wichtig. Die Frage „wie
halte ich meine älter gewordene Beleg-
schaft gesund und fit?“ erlangt enorme
Bedeutung. Schließlich kommt es darauf
an, den Breitbandausbau mit aller Kraft
voranzutreiben. Standortattraktivität
und Fachkräftegewinnung im ländlichen
Raum hängen wesentlich davon ab, dass
auch der ländliche Raum in die digitalen
Netze der Zukunft eingebunden wird.
Wandertipp
Unterwegs auf dem E 1 in NiedersachsenNiedersachsen
ist ein Wan-
derland, das
außer richtig
hoher Berge à la Alpen alles zu bieten hat:
Meer, Heide, flaches Land, Mittelgebirge
in vielfältiger Form, Flüsse, Seen, weite
Wälder und unterschiedlichste Landschaf-
ten. Allerdings hat der Wanderer oft den
Eindruck, dass die Möglichkeiten, die die
niedersächsische Landschaft bietet, nicht
wirklich in ausreichender Form genutzt
wird, obwohl nur Weniges bekömmlicher
ist für Geist und Seele als das Bewegen
und eben auch das Wandern.
Ich habe an dieser Stelle bereits etliche
Fernwanderwege vorgestellt, die vor-
nehmlich durch Niedersachsen verlau-
fen oder hier und da benachbarte Bun-
desländer streifen. Diesmal möchte ich
den Europäischen Fernwanderweg E 1
vorstellen, der rund 1900 Kilometer durch
Deutschland verläuft, dabei auch mehrere
hundert Kilometer mitten durch Nieder-
sachsen. Der E 1 beginnt am Nordkap in
Nordwegen und soll eigentlich auf Sizi-
lien enden. Er ist damit der mit Abstand
längste Europäische Fernwanderweg,
rund 7000 Kilometer sind bislang irgend-
wie kartiert, allerdings gerade in Italien
oft nur schwer zu finden. Wirklich relativ
gut ausgeschildert ist der Weg freilich nur
in Deutschland und in der Schweiz, auch
wenn hier das E 1-Zeichen, das weiße
Andreas kreuz, fehlt und durch zuver-
lässige Wanderwegkennzeichnungen
der Schweizer Wanderverbände ersetzt
wird. Auf niedersächsisches Gebiet trifft
der E 1 nach dem Verlassen Hamburgs.
Die erste Etappe führt nach Buchholz in
der Nordheide. Beim Durchqueren der
Lüneburger Heide ist der Wanderweg
dann teilweise identisch mit dem bereits
beschriebenen Heidschnuckenweg von
Hamburg bis Celle. Auch der E 1 führt
über Celle, dann am Steinhuder Meer vor-
bei und über Bad Nenndorf auf den Deis-
ter, den er auf weiten Teilen des Kamm-
weges durchquert, um beim Forsthaus
Kölnischfeld in Richtung Bad Mündern
abzubiegen. Von dort geht es über Hameln
nach Nordrhein-Westfalen zum Teutobur-
ger Wald. Der niedersächsische E 1-Teil ist
ausgezeichnet ausgeschildert, man kann
sich eigentlich nicht verlaufen. Er bietet
vielfältige Landschaften, Heide, Wasser,
Wälder, Mittelgebirge, alles also, was des
Wanderers Herz erfreut. Problematisch
ist es mit dem Wanderführer. Es gibt ihn:
Arthur Krause, Europäischer Wanderweg
E 1 – Nordsee bis Lugano. Er ist allerdings
längst vergriffen und im Buchhandel
schon lange nicht mehr zu bekommen.
Die letzte Auflage von 2007 ist antiqua-
risch für um die 30 Euro zu erstehen, die
5. Auflage von 1996 kostet antiquarisch
zwischen 60 und etwa 120 Euro. Hilfreich
sind die verschiedenen Kompass-Wander-
karten. Wer einigermaßen Karten lesen
kann, bleibt damit immer auf dem richti-
gen Pfad. Wohl an, der Weg sollte locken.
Er ist abwechslungsreich und lässt sich zu
jeder Jahreszeit erwandern.
Volker Benke
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