31.12.2013prof. dr. robert1 und globalisierung politische kultur grundkurs ii
Post on 05-Apr-2015
107 Views
Preview:
TRANSCRIPT
11.04.23 Prof. Dr. Robert 1
und Globalisierung
Politische Kultur
GRUNDKURS IIGRUNDKURS II
11.04.23 Prof. Dr. Robert 2
Worauf beruht Politik?Worauf beruht Politik?
1. Politik beruht auf sozialem Verhalten.
3. Voraussetzung ist die Wahrnehmung politischen Handelns bzw. Nicht-Handelns.
2. Politik äußert sich in Reaktionen auf getroffene bzw. unterlassene Entscheidungen.
4. Die Art und Weise der Wahrnehmung ent-scheidet über die Art und Weise der Reaktion.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 3
Filter der politischen WahrnehmungFilter der politischen Wahrnehmung
Persönlichkeitsfaktoren: Angeborene wie:
Temperament, Spontaneität, Rigidität
Anerzogene wie Werthaltungen, Überzeugungen , Verhaltensabsichten
Hintergrundvariablen: Kollektive historische
Erfahrungen Sozioökonomische
Bindungen (Schichten-, Klassenzugehörigkeit)
11.04.23 Prof. Dr. Robert 4
Politik findet nicht im luftleeren Raum Politik findet nicht im luftleeren Raum statt!statt!
Politisches System Politische Kultur Politisches System
Inp
ut
Dem
an
ds
Sup
po
rts
Geronnene Verhaltensweisen – Strukturen Kollektive historische Erfahrungen
Hintergrundvariablen
Ou
tpu
t E
ntsch
eidung
en - N
ichten
tscheid
un
gen
Ma
ßn
ahmen
- Nich
tma
ßn
ah
men
Persönlichkeitsfaktoren
Sozialisation: Meinungen, Einstellungen, Werte
Veranlagungen: Temperament, Spontaneität, Rigidität
Perzeption
11.04.23 Prof. Dr. Robert 5
Politisches System und StabilitätPolitisches System und Stabilität
Für die Dauerhaftigkeit eines politischen Systems bedarf es eines stabilen Resonanzbodens.
Es gilt der Grundsatz der Reziprozität zwischen politischer Ordnung auf der einen Seite und der Respektierung dieser Ordnung durch die Bevölkerung auf der anderen Seite.
Eine Antwort auf die Frage nach der Stabilität des politischen Systems gibt die Beschaffenheit der jeweiligen Politischen
Kultur.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 6
Die Weimarer Republik ist als eine „Demokratie Die Weimarer Republik ist als eine „Demokratie ohne Demokraten“ bezeichnet worden. Dennoch ohne Demokraten“ bezeichnet worden. Dennoch
hat sich die deutsche Politikwissenschaft erst hat sich die deutsche Politikwissenschaft erst spät mit der Frage der politischen Kultur befasst.spät mit der Frage der politischen Kultur befasst.
Grund 1: Die „Political Cul-ture“-Forschung ist – zumal in ihrer empirischen Variante – ein Import aus der angelsächsischen Welt
Grund 3: Politik und Kultur waren in Deutschland seit eh und je unterschiedlichen Sphären – Staat und Gesellschaft – zugeordnet.
Grund 2: Der Focus der Politikwissenschaft in Deutschland lag lange auf der Erforschung von Staat und Regierung.
Grund 4: Eine politische Kul-tur hat sich in Deutschland wegen der wechselvollen Geschichte nicht kontinu-ierlich herausbilden können.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 7
Was heißt politische Kultur?Was heißt politische Kultur?
In empirischer Hinsicht:
Politische Kultur ist die Gesamtheit aller Meinun-gen, Einstellungen und Werte, die in einer Gesell-schaft zu einem bestimmten Zeitpunkt gegenüber dem politischen System anzutreffen sind.
In normativer Hinsicht:Politische Kultur ist gleichbedeutend mit einem Set von Regeln und Konventionen der politischen Auseinandersetzung sowie mit dem Bekenntnis zu den Werten einer demokratischen Staats- und Lebensform.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 8
Politische Kultur und GlobalisierungPolitische Kultur und Globalisierung
Konstituierend für den Begriff der politischen Kultur ist die Möglichkeit ihrer Abgrenzung
nach außen. Der Begriff der politischen Kultur ist traditionell an Territorialität und symbolische Gemeinschaft gebunden. Von
daher stellt das Begriffspaar „politische Kultur“ und „Globalisierung“ eine
Dichotomie reinster Qualität dar (Gerlach).
11.04.23 Prof. Dr. Robert 9
Was hat sich geändert?Was hat sich geändert?
Mit fortschreitender Globalisierung haben sich unterschiedliche Rotationsmittelpunkte für Ökonomie, Politik und Kultur herausgebildet.
Leistungsnutzung und Leistungsfinanzierung fallen zusehends auseinander.
Politisches Handeln und politische Legitimation klaffen vermehrt auseinander.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 10
Fragen
Wie konkret wirkt sich Globalisierung auf die politische Kultur der Bundesrepublik Deutschland aus?
Erzeugt Globalisierung gar eine politische Kultur der Weltgesellschaft?
11.04.23 Prof. Dr. Robert 11
Zwei Dimensionen ein und derselben der Debatte
Erstens verweist die Debatte auf univer-salistisch-integrative Tendenzen mit der Folge einer Denatio-nalisierung von Wertsystemen und Verhaltensweisen.
Zweitens verweist die Debatte auf eine Renaissance des Nationalen und Regionalen. Hier wird gegen oder zumindest in Abgrenzung zur Globalisierung argumentiert.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 12
Identifikationsgemeinschaften Identifikationsgemeinschaften organisieren sich neuorganisieren sich neu
Einerseits anhand international gültiger Kategorisierungs-schemata,
Beispiele: transnationale Wissensgemeinschaf-ten, Polarisierungen in der Arbeitnehmerschaft
Andererseits anhand subnationaler Werte- oder Erfahrungsgemein-schaften
Beispiele: Entstehung unterschiedlicher politische Milieus, Sezessions- und Autonomiebestre-bungen
11.04.23 Prof. Dr. Robert 13
ZwischenbilanzZwischenbilanz
Globalisierungsprozesse setzen Dynamiken im Bereich der politischen Kultur in Gang, in deren Zusammenhang bisherige Konstrukte von politischer Kultur neu bewertet, lokal angeeignet und angepasst oder auch ausdrücklich abgelehnt werden.
In keinem Fall führt Globalisierung zu einer Homogenisierung von politischer Kultur.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 14
Eckwerte der politischen Kultur in Deutschland
Politische Kultur und GlobalisierungPolitische Kultur und
VerfassungspatriotismusPolitische Kultur und Demokratie-
zufriedenheit (Ost-West-Vergleich)Politische Kultur und Milieus
11.04.23 Prof. Dr. Robert 15
71 7160
34
77 6352
32
0
20
40
60
80
Jemals vonGlobalisierung
gehört
GrundsätzlicheZustimmung zu
"world w idemarket"
PersönlicheVorteile
überwiegen
PersönlicheNachteile
überwiegen
Deutschland EU 15
Politische Kultur und Globalisierung I:Wahrnehmung und Beurteilung von Globalisierung im
Allgemeinen – Angaben für 2003 in Prozent
Erläuterungen: Frage 1: Have you personally, ever heard of globalisation? Answers: Yes; Frage 2:Globalisation is the general opening-up of all economies, which leads to the creation of a truly world-wide market. Are you personally in favour, rather in favour, rather opposed or totally opposed to the development of globalisation? Answers: In favour; Fragen 3 und 4: In your opinion, if globalisation intensifies in the future, would you say that overall this would be more or less advantageous for you and your family?
Quelle: Europäische Kommission (Hrsg.) 2003: Flash Eurobarometer 151 b, Brüssel.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 16
DeutscheJa in %
EurropäerJa in %
Bedeutet Globalisierungeine wirtschaftlicheChance?
65 59
Führt Globalisierung zu größerer sozialer Ungleichheit? 67 62Soll die Globalisierung durch einen weltweiten Rahmen gesteuert werden? 84 73Schützt die EU ihre Bürger vor negativen Auswirkungen der Globalisierung? 48 47Hilft die EU ihren Bürgern, von den Auswirkungen der Globalisierung zu profitieren? 53 54
Politische Kultur und Globalisierung II:Herausforderungen durch die Globalisierung
Quelle: Eurobarometer 71 vom Frühjahr 2009 – Nationaler Bericht Deutschland
Politische Kultur und Globalisierung III:Politische Kultur und Globalisierung III:Do you agree or desagree that the European Union has Do you agree or desagree that the European Union has sufficient power to defend its economic interests in the sufficient power to defend its economic interests in the
global economy ?global economy ?
11.04.23 Prof. Dr. Robert 17
11.04.23 Prof. Dr. Robert 18
Politische Kultur und Globalisierung IV: Weltoffenheit der Deutschen
Jahr 2000
Wir müssen
uns in Zukunft
stärker als Angehörige der ganzen
Welt begreifen und unser
Bewusstsein als
Weltbürger weiter
entwickeln.
Wir
müssen uns in
Zukunft den
Wertvor-stellun-gen und
Maß-stäben anderer Völker stärker öffnen.
Wir
müssen in
Zukunft ein
stärke-res
europäi-sches
Bewusstsein
entwickeln.
Wir
müssen in
Zukunft stärker unser
nationa-les
Bewusstsein als
Deutsche bewah-
ren.
Stimme voll und ganz zu
50 38 50 33
Stimme eher zu
29 31 31 25
Stimme eher nicht zu
13 19 11 27
Stimme überhaupt nicht zu
04 07 04 11
Erläuterung: Alle Angaben in Prozent.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 19
Einstellungen zum Zuzug verschiedener Zuwanderungsgruppen nach Deutschland
Westdeutschland Ostdeutschland
1991 1992 1996 2000 1991 1992 1996 2000 Arbeitnehmer aus EU-Staaten Zuzug uneingeschränkt ermöglichen
34 35 33 32 13 13 11 13
Zuzug begrenzen 56 56 55 62 62 63 51 66 Zuzug völlig unterbinden 19 09 12 07 25 24 38 21 Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Staaten Zuzug uneingeschränkt ermöglichen
11 10 08 08 06 04 04 04
Zuzug begrenzen 61 62 59 72 56 59 46 57 Zuzug völlig unterbinden 28 28 33 20 39 36 49 40 Asylsuchende Zuzug uneingeschränkt ermöglichen
13 12 13 10 16 14 12 09
Zuzug begrenzen 65 65 66 74 69 67 67 71 Zuzug völlig unterbinden 22 23 22 16 15 19 21 21 Deutschstämmige Aussiedler aus Osteuropa Zuzug uneingeschränkt ermöglichen
22 19 15 14 15 16 13 11
Zuzug begrenzen 68 71 74 76 73 73 69 74 Zuzug völlig unterbinden 10 10 12 11 12 11 18 15
Erläuterung: Alle Angaben in Prozent. Quelle: Statistisches Bundesamt 2002: 561.
Politische Kultur und Globalisierung V
11.04.23 Prof. Dr. Robert 20
Politische Kultur und nationale ZugehörigkeitIn the near future do you see yourself as …
Eurobaro-meter
als Deutsche/r
als Deutsche/r und Europä-er/in
als Europä-er/in und Deutsche/r
als Eu-ropäer/in
weiß nicht
04/1992 41 43 9 3 3
12/1995 38 43 9 5 4
06/2000 45 49 8 4 3
10/2005 35 49 11 3 3
06/2010 39 47 8 4 2
Quelle. Eurobarometer surveys
Politische Kultur und Demokratiezufriedenheit I: Politische Kultur und Demokratiezufriedenheit I: Deutschland – einig VaterlaDeutschland – einig Vaterland?nd?
Quelle: harm bengen toonpool.com
11.04.23 Prof. Dr. Robert 21
11.04.23 Prof. Dr. Robert 22
Politische Kultur und Demokratiezufriedenheit II: Allgemeine Demokratiezufriedenheit in Deutschland 1973 - 2009 (sehr
zufrieden oder ziemlich zufrieden)
20
30
40
50
60
70
80
90
IX 1
973
XI 1
976
IV-V
197
7
IV 1
979
X-X
I 198
1
X 1
983
X-X
I 198
5
X-X
I 198
7
X-X
I 198
9
X-X
I 199
1
X-X
I 199
3
X-X
I 199
5
X-X
I 199
7
X-X
I 199
9
X-X
I 200
1
X-X
I 200
3
VII
200
5
III-
IV 2
006
X-X
I 200
9
Ang
aben
in P
roze
nt
Deutschland West O st
11.04.23 Prof. Dr. Robert 23
„Ich möchte nun gerne von Ihnen wissen, wie viel Vertrauen Sie in bestimmte Institutionen haben. Sagen Sie mit bitte für jede der folgenden Institutionen, ob Sie eher vertrauen oder eher nicht vertrauen.“ Institution Westdeutschland Ostdeutschland
X/XI 1997
III/IV
1999
X/XI 2001
III/IV
2003
V/VI2005
X/XI 1997
III/IV
1999
X/XI 2001
III/IV
2003
V/VI2005
„Eher vertrauen“ - Angaben in Prozent „Eher vertrauen“ - Angaben in Prozent
Parteien 13 19 17 12 19 12 13 16 9 13Regierung 29 45 49 32 28 28 35 43 28 23
Parlament 36 47 54 36 37 34 36 45 31 25
Justiz 54 54 64 63 61 37 42 50 48 47Armee 60 63 68 64 . 57 56 61 56 .Polizei 67 66 77 78 . 59 61 65 66 .
Quellen: Europäische Kommission (Hrsg.) 1997, 1999, 2001, 2002 a, 2003, 2005 a.
Politische Kultur und Demokratiezufriedenheit III: Politische Kultur und Demokratiezufriedenheit III: Vertrauen in nationale politische Institutionen 1Vertrauen in nationale politische Institutionen 1
11.04.23 Prof. Dr. Robert 24
Politische Kultur und Demokratiezufriedenheit IV: Vertrauen in nationale politische Institutionen 2
„Ich möchte nun gerne von Ihnen wissen, wie viel Vertrauen Sie in bestimmte Institutionen haben. Sagen Sie mit bitte für jede der folgenden Institutionen, ob Sie eher vertrauen oder eher nicht vertrauen.“ Institu-tionen
Deutschland gesamt Ostdeutschland Westdeutschland
EB 66 Herbst 2006
EB 72 Herbst2009
EB 66 Herbst 2006
EB 72 Herbst2009
EB 66 Herbst 2006
EB 72 Herbst2009
Eher vertrauen
Nicht Vertrauen
Eher vertrauen
Nicht Vertrauen
Eher vertrauen
Nicht Vertrauen
Eher vertrauen
Nicht Vertrauen
Eher vertrauen
Nicht Vertrauen
Eher vertrauen
Nicht Vertrauen
Parteien 15 80 20 74 10 85 17 75 16 79 21 74Regierung 27 66 40 53 19 75 36 56 29 63 41 52Parlament 31 61 45 47 23 70 39 52 33 59 47 46Justiz 55 39 58 38 41 53 43 51 58 35 62 35Armee 72 17 69 22 65 25 56 32 74 15 73 19Quellen: Eurobarometer 66 und 72
11.04.23 Prof. Dr. Robert 25
Gerechtigkeitsbewertung des „eigenen Gerechtigkeitsbewertung des „eigenen
Anteils“ am Lebensstandard in DeutschlandAnteils“ am Lebensstandard in Deutschland
„Im Vergleich dazu, wie andere hier in Deutschland leben: Glauben Sie, dass Sie Ihren gerechten Anteil erhalten, mehr als Ihren gerechten Anteil, etwas weniger oder sehr viel weniger?“
Quelle: Statistisches Bundesamt: Datenreport 2008, S. 415.
81
6468
63
35 3339
34
19
3632
37
6558 61
66
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Ost 1992 Ost 2000 Ost 2004 Ost 2006 West 1992 West 2000 West 2004 2006
An
gab
en in
Pro
zen
t
S ehr viel weniger/etwas weniger Gerechten/mehr als gerechten Anteil
11.04.23 Prof. Dr. Robert 26
ZusammenfassungZusammenfassung Globalisierung und nationale politische Kultur
sind ein Gegensatzpaar: Wo Erstere Entgrenzung von Politik und Gesellschaft bedeutet, ist für Letztere die Abgrenzung geradezu existentiell.
Die Reorganisation der politischen Kultur unter dem Vorzeichen der Globalisierung geschieht auf der weltweiten wie auf der nationalen / regionalen / lokalen Ebene.
Es spricht vieles für die These, dass politische Kultur künftig in einer Weise transformiert wird, die sie gleichzeitig global, national und lokal erscheinen läßt.
11.04.23 Prof. Dr. Robert 27
top related