about von abb deutschland · 2019-12-12 · augmented reality unser digital-magazin erleben sie die...
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aboutaboutDas Kundenmagazin
von ABB Deutschland
4 |14
Industrie 4.0 | 06
Vernetzte Lösungen sind die Zukunft
Produkte und Innovationen | 36
Neuheiten aus dem Angebot von ABB
Impulse | 44
Damit das Papier auf die Rolle kommt
Die Produktion der vierten Art
MIT INTER-
AKTIVEN
INHALTEN
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Inhalt
nicht weniger als eine neue Form der
industriellen Wertschöpfung verspricht die
Idee von Industrie 4.0. Internettechnolo-
gien sollen in Fabriken und Kraftwerken
Einzug halten, Echtzeitdaten die Produk-
tivität steigern und Kundenwünsche so
flexibel wie nie zuvor befriedigt werden.
Vieles klingt so sehr nach Zukunftsmu-
sik, dass sich manche Beobachter fra-
gen, wie Anlagenbauer und Automatisie-
rer im Spannungsfeld zwischen machbar
und sinnvoll agieren sollen. Lesen Sie im
Fokus-Beitrag „Die Produktion der vier-
ten Art“ ab Seite 6, welche neuen Mög-
lichkeiten Industrie 4.0 bietet, warum ABB
eine solide Blickweise auf die Thematik
einnimmt und wie sich das Zusammen-
spiel von Mensch und Automation wan-
deln wird.
In der Plattform Industrie 4.0, in deren
Diskussion sich ABB aktiv einbringt, ent-
Jan-Henning FabianLeiter ABB Forschungszentrum
Deutschland
about 4 |14
06Die Produktion der vierten Art
Mit Industrie 4.0 werden Flexibilität, Effizienz
und Produktivität durch neue vernetzte
Lösungen weiter wachsen.
Unser Titelbild
Vielschichtig, intensiv vernetzt und mit
einem Hauch von Science Fiction – das
ist die Idee von Industrie 4.0, wie sie der
Illustrator sieht.
Augmented Reality Unser Digital-Magazin
Erleben Sie die multimediale Welt der „about“: Immer wenn im Magazin dieses Symbol
auftaucht, können Sie in die „Augmented Reality“, die erweiterte Realität, eintauchen –
entdecken Sie informative Videos, interaktive Bildergalerien und spannende Infografi ken.
Scannen Sie einfach die Seite mit Ihrem Smartphone oder Tablet. Dazu benötigen Sie die
App „Layar“, die Sie kostenlos im Google Play Store für Ihr Android-Gerät und im Apple
App Store für Ihr iPhone oder iPad herunterladen können.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
fi nden Sie unter
new.abb.com/de/kundenmagazin
stehen Grundlagen und Festlegungen.
Zugleich wachsen allmählich – in einem
evolutionären Prozess – konkrete Anwen-
dungsfelder für Industrie 4.0. Mit der virtu-
ellen Inbetriebnahme zeigen wir ein Feld,
das sich Technologien von Industrie 4.0
zu Nutze macht, um das Engineering zu
beschleunigen. Zudem erläutern wir, war-
um in der Industrie 4.0 eine wesentliche
Chance liegt, Cyber Security auf ein neu-
es Niveau zu heben.
Noch ein Hinweis: Passend zum Schwer-
punkt „Industrie 4.0“ können Sie von die-
ser Ausgabe an „Augmented Reality“, also
virtuelle Zusatzinhalte, in unserem Maga-
zin erleben – probieren Sie es doch ein-
fach mal aus!
Ihr
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Inhalt
Fokus06 Die Produktion der vierten Art Vernetzte Lösungen sind die Zukunft
12 „Ein neuer Denkrahmen, in dem Innovationen wachsen“ Rainer Drath im Interview zu Industrie 4.0
Energietechnik14 Fit, fl exibel, wirtschaftlich
Konventionelle Kraftwerke auf dem Weg von der
Grundlastfähigkeit zur Regelbarkeit
17 Frankfurt schaltet gasisoliert Neue GIS-Anlage für Mainova
18 Kapazitäten besser nutzenFortschrittliche Lösungen beim Management
von Stromnetzen
20 Mehr Durchblick im NetzInterview mit Britta Buchholz über die Modernisierung
der elektrischen Infrastruktur
Fertigungsautomation22 Der perfekte Sandstrahler
Roboter schafft Präzisionsteile für Medizintechnik
24 „Oans, zwoa, g’schpült!“Saubere Bierkrüge auf der Wiesn
26 Sicherheit am laufenden BandBester Schwedenstahl aus Sandviken
28 Leckerer Frischkäse? Aber sicher! Hochland-Käserei schützt Mitarbeiter und Produktion
mit ABB-Technik
24
34
„Oans, zwoa, g’schpült!“
Die Spültechnik von Winterhalter sorgt auf
der Wiesn im Akkord für hygienisch reine
Maßkrüge – mit Schützen von ABB.
Es walzt und walzt und walzt ...
Das Aluminiumwerk der Novelis GmbH in
Nachterstedt hat in mehreren Schritten sein
Automatisierungssystem modernisiert.
Prozessautomation30 „Mit Modularisierung wettbewerbsfähig bleiben“
Im Interview erläutert Axel Haller kommende
Automatisierungslösungen
32 Migriert und nonstop produziert Gesamte Leittechnik einer Chemieproduktion im
laufenden Betrieb auf Freelance umgestellt
34 Es walzt und walzt und walzt ...Aluminiumwerk im Dauerbetrieb
Produkte36 Neuheiten aus dem Angebot von ABB
Impulse42 Automatisch wohlfühlen mit KNX Hotel sorgt bei Klima, Licht und Beschattung für
höchsten Komfort
44 Damit das Papier auf die Rolle kommtTechnik-Upgrades erhöhen Produktivität
04 Nachrichten 46 Blickpunkt47 Leserservice, Impressum
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Nachrichten
Haugesund/Norwegen. Als die Konver-
ter-Plattform DolWin beta Ende August
das norwegische Haugesund erreicht,
hat sie eine lange Reise hinter sich: Nach
Abschluss der Arbeiten in der Werft in
Dubai brachte das Halbtaucherschiff
„Mighty Servant 1“ die 23.000 t schwe-
re Plattform innerhalb von 58 Tagen über
den Indischen Ozean, vorbei am Kap der
Guten Hoffnung bis nach Norwegen. In
der Werft des Technologiepartners Aibel
werden nun Komponenten wie die Off-
shore-Transformatoren, die bei ABB in
Bad Honnef hergestellt wurden, einge-
baut. Die Plattform ist Teil des Netzan-
bindungsprojekts DolWin2, das von 2015
an Strom aus Offshore-Windparks in der
Nordsee ins deutsche Stromnetz einspei-
sen wird. DolWin beta wird 45 km vor der
deutschen Nordseeküste installiert und
wird über eine 135 km lange Trasse aus
320-kV-See- und Landkabeln mehr als
900 MW übertragen.
Mannheim. Eine Revolution in der Auto-
matisierungstechnik hat Geburtstag: Das
Prozessleitsystem Freelance von ABB
wird 20 Jahre alt. Als erstes PC-basiertes
Prozessleitsystem wurde Freelance 1994
unter dem Namen Digimatik auf den Markt
gebracht. Seitdem haben es ungefähr 50
Entwickler in China, in Indien und im deut-
schen Minden stetig verbessert. Die Leis-
tung der Software, die mittlerweile in der
vierten Generation erhältlich ist, hat sich
seit ihren Anfängen mehr als vervierfacht.
Heute sind weltweit über 15.000 Systeme
im Einsatz; in China ist Freelance neben
Deutschland am weitesten verbreitet.
Beispielsweise werden rund 40 Prozent
des deutschen Rohölbedarfs über Free-
lance bereitgestellt – mehr als 80 Systeme
steuern und überwachen den Öltransport
durch die 753 km lange Transalpine-Pipe-
line von Triest nach Karlsruhe. Die Idee
hinter Freelance, ein Leitsystem für klei-
ne Anlagen der Prozessindustrie zu entwi-
ckeln, das auf Indus triestandards basiert,
DolWin beta erreicht Norwegen
20 Jahre Freelancepreiswert sowie einfach zu programmie-
ren ist und sich zudem durch Robustheit
und Zuverlässigkeit auszeichnet, hat eine
Erfolgsgeschichte begründet: Egal an wel-
chem Ort in Deutschland man sich auf-
hält, im Umkreis von 42 km befindet sich
immer eine Freelance-Anlage.
Weitere Infos: www.abb.com/freelance
Die Konverter-Plattform DolWin beta ist Teil des Netzanbindungsprojekts DolWin2, das von 2015 an Strom aus Offshore-Windparks liefern wird.
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Nachrichten
Zürich. Anfang September hat ABB den
weltweit ersten echten kollaborativen
Roboter vorgestellt: YuMi, einen zweiar-
migen Roboter, der sehen sowie fühlen
kann und der für eine neue Ära der Auto-
mation entwickelt wurde. In Zukunft soll
er beispielsweise in der Kleinteilmontage
eingesetzt werden, wo Mensch und Robo-
ter Hand in Hand an den gleichen Aufga-
ben arbeiten. YuMi steht für „you and me
– wir arbeiten zusammen“. Er wurde ent-
wickelt, um in erster Linie auf die schnellen
und flexiblen Fertigungsanforderungen in
der Elektronikindustrie reagieren zu kön-
nen. Die Sicherheit ist in der Funktionali-
tät des Roboters integriert und ermöglicht
somit auch ein Arbeiten ohne Schutzgit-
ter. Die kommerzielle Markteinführung von
YuMi findet im April 2015 auf der Hanno-
ver Messe statt.
Nachhaltiger Nahverkehr
YuMi – erster humanoider
Roboter
Wurde für die gefahrlose Zusammenarbeit von Mensch und Roboter entwickelt: YuMi.
kurz notiert
Akkreditierte
Analyse
Als erste Einrichtung ihrer Art in
Deutschland wurde das ABB-Labor
in Frankfurt-Praunheim als unabhän-
giges Prüf- und Kalibrierlabor für
Gasanalyse-Geräte akkreditiert und
darf somit Gasanalysatoren, die auf
spektroskopischen, Paramagnetis-
mus- und Wärmeleitmessverfahren
beruhen, nach DIN EN ISO/IEC
17025 prüfen, kalibrieren und dafür
entsprechende Zertifikate ausstellen.
Die Norm garantiert eine internatio-
nale Standardisierung der Messwerte
und erleichtert die Vergleichbarkeit
von Geräten unterschiedlicher
Hersteller.
Rahmenvertrag
mit Shell
Als globaler Komplettanbieter hat
ABB einen Fünfjahresvertrag mit
Shell unterzeichnet. ABB liefert Nie-
derspannungsschaltanlagen,
Motorschaltschränke (Motor Control
Center) und die dazugehörigen
Dienstleistungen, sowohl in IEC- als
auch in NEMA-Regionen.
Strategie 2020ABB hat am 9. September in Lon-
don auf einem Investorentag ihre
neuen Strategie- und Finanzziele
präsentiert. Die Next-Level-Strategie
baut auf der führenden Position
von ABB in der Energie- und Auto-
mationstechnik auf. Die Zahl der
Konzernregionen wird von der-
zeit acht auf drei reduziert. Peter
Terwiesch, seit 2011 Vorstandsvorsit-
zender der deutschen ABB, wechselt
zum 1. Januar 2015 in die Konzern-
zentrale nach Zürich. Dort übernimmt
er die weltweite Verantwortung der
Division Prozessautomation.
Weitere Infos: www.abb.com/strategy
Zürich. In Kooperation mit Volvo Buses,
einem der weltweit größten Bushersteller,
entwickelt ABB Elektro- und Hybridbusse
mit standardisierten Gleichstrom-Schnell-
ladesystemen, die das zügige Aufladen
von Bussen ermöglichen. Über das auto-
matische dachmontierte Anschlusssys-
tem können die Busse direkt an Halte-
stellen ebenso wie per Kabel im Depot
aufgeladen werden. ABB und Volvo planen
zudem weitere Standards wie Kommuni-
kationsprotokolle für Infrastruktur, elektri-
sche Netze und Elektrobusse. „Mit dieser
Partnerschaft tragen wir dazu bei, nach-
haltige und kostengünstige Transportlö-
sungen zu entwickeln, die dem wachsen-
den Pendleraufkommen gerecht werden“,
sagt Pekka Tiitinen, Leiter der ABB-Divisi-
on Industrieautomation und Antriebe. Die
Umsetzung des ersten Projekts in Luxem-
burg ist für 2015 geplant.
Über ein automatisches Anschlusssystem können die E-Busse, die Volvo und ABB gemeinsam entwickeln, direkt an der Haltestelle aufgeladen werden.
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Fokus
Erleben Sie im Video eines Forschungs-demonstrators, wie ABB mithilfe von AR neue effiziente Möglichkeiten für komplexe Serviceleistungen eröffnet.
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Fokus
Die Produktion der vierten ArtEine ganz neue Form der industriellen Wertschöpfung –
das ist die Idee von Industrie 4.0. Geräte, Automatisierung,
Warenwirtschaft und Wartung werden zu cyber-physischen
Systemen verknüpft. Echtzeitdaten steigern die Produk-
tionsleistung und helfen, immer besser auf Kundenwünsche
einzugehen. Mit den neuen Lösungen kommen neue
Heraus forderungen – beispielsweise für die Menschen in der
Produktion und für die Sicherheit von wichtigen Daten.
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Fokus
Industrie 2.0
Industrie 1.0 Industrie 3.0
Wandel der Fabrik
1712 1870
Industrie 4.0 Smart Factory, Cyber-Physical
Systems und Internet der Dinge
Morgen
1969
Erste hochgelegte
Transportbänder in
Cincinnati, USA
Die erste verwendbare
Dampfmaschine wurde von
Thomas Newcomen konstruiert.
Richard Morley und Odo J. Struger
sind die Väter der speicherprogram-
mierbaren Steuerung SPS. Morley
stellte 1969 ein halbleiterbasierendes,
sequenzielles Logiksystem vor.
In Zukunft werden Internettechnologi-
en in Fabriken und Kraftwerken Ein-
zug halten – mit dem Potenzial, die
Automatisierung zu revolutionieren.
Das zugehörige Schlagwort Industrie 4.0
wurde in Deutschland auch durch das
Zukunftsprojekt der Bundesregierung
geformt. Industrie 4.0 ist zugleich ein Syn-
onym für die vierte industrielle Revolu tion.
Als Schritte eins bis drei der Entwicklung
gelten die frühe Industrialisierung mit dem
Einsatz der Dampfmaschine, die Produk-
tion mithilfe von Fließbändern ab 1870 und
die Steuerung von Anlagen und Prozessen
durch speicherprogrammierbare Steue-
rung (SPS) seit den 1960er-Jahren.
Mit Industrie 4.0 eröffnet sich eine neue
Welt von Innovationsmöglichkeiten. Die
dynamische Vernetzung von Produkten,
Geräten und Anlagen ermöglicht neue For-
men der Flexibilität. Früher wurde alles
handgefertigt, später kam die industrielle
Massenproduktion, heute können zuneh-
mend wieder individuelle Produkte gefer-
tigt werden: zum Beispiel Fahrzeuge,
deren Ausstattung exakt den Kundenwün-
schen entspricht. Diese Flexibilisierung der
Produktion wird weiter zunehmen.
Ein wichtiger technischer Aspekt von
Industrie 4.0 besteht darin, dass jedem
physischen Objekt in einer Produktionsan-
lage ein Datenmodell im Netz zugeordnet
wird. Internettechnologien vernetzen diese
Datenobjekte miteinander. Die entstehen-
den Möglichkeiten sind kaum absehbar.
Chance für EuropaObwohl Industrie 4.0 schon heute vie-
le Diskussionen und Entwicklungsprozes-
se in Industrieunternehmen bestimmt, soll
das Thema in Zukunft noch wichtiger wer-
den. Die Roland-Berger-Studie „Industrie
4.0 – The new industrial revolution – How
Europe will succeed“ kommt beispiels-
weise zu dem Schluss, dass Europa hier
an Bedeutung gewinnen kann und diese
Chance nutzen sollte. Um der Industrie 4.0
zum Durchbruch zu verhelfen, seien in den
kommenden 15 Jahren laut Roland Ber-
ger europaweit Investitionen in Höhe von
1.350 Milliarden Euro notwendig.
In diesem Zusammenhang stellen die
Marktforscher von Pierre Audoin Con-
sultants fest, dass heute bereits 15 %
der mittelständischen deutschen Ferti-
ger Techniken der Industrie 4.0 einset-
zen. Automotive-Unternehmen nehmen
eine Vorreiterrolle ein: 80 % setzen bereits
auf intelligente Produktionsanlagen, 9 %
nutzen Selbststeuerung und Vernetzung.
Cyber-physisch tankenEin wesentliches Element in Szenari-
en von Industrie 4.0 sind cyber-physische
Systeme – sie lassen sich am Beispiel von
Tankstellen anschaulich erklären: Sämtli-
che Anlagen in Deutschland senden ihre
Benzinpreise an eine zentrale Meldestelle.
Dadurch existiert jede Tankstelle zwei Mal:
als reales Objekt und als virtuelles Daten-
objekt im Netz. Die Wertschöpfung findet
darauf aufbauend statt – Apps ermitteln
die preiswerteste Tankstelle in der Umge-
bung des Interessenten. Die drei Ebenen
– physisches Objekt, Datenobjekt im Netz
und App – bilden ein cyberphysisches
System. „Neu an diesem Szenario sind
nicht die Technologien, sondern deren
Kombination auf neue Weise“, sagt Rai-
ner Drath, Program Manager und Sen ior
Principal Scientist am ABB Forschungs-
zentrum in Ladenburg (siehe Interview
auf Seite 12). „Die Tankstellenthematik
– so einfach sie klingt – ist ein Muster-
beispiel für die Idee und Denkweise hin-
ter Industrie 4.0: Es beruht darauf, dass
Tankstellenbetreiber herstellerübergrei-
fend auf neue Weise vernetzt werden –
mit standardisiertem Datenzugriff. Tank-
stellen-Apps werden bereits heute von
Millionen von Menschen genutzt. Der
Quantensprung ergibt sich aus der mas-
senhaften Teilnahme der Tankstellen, der
Verfügbarkeit von Echtzeitpreisinformati-
„Hoffentlich kommen
wir durch Industrie 4.0
zu Lösungen, bei denen
Mitarbeiter immer mehr
Entscheidungen dezen-
tral treffen.“
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Fokus
3. Ebene: Dienstesysteme
Diese sind dynamisch integriert.
Übergreifender Datenaustausch
findet statt.
2. Ebene: Datenspeicher
Daten über physische Objekte
sind in dynamischen Informati-
onsnetzwerken gespeichert.
1. Ebene: Physische Objekte
Reale Automatisierungskompo-
nenten, die intelligent im Netzwerk
kommunizieren und jederzeit
adressierbar und identifizierbar sind
Cyber-Physical System
Industrie 4.0 – Funktionsweise
Die Produktion verändert sich durch zentrale
Paradigmenwechsel – alles ist miteinander vernetzt.
onen und der Entwicklung sinnvoller Apps
von Drittherstellern.“
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirt-
schaft und Organisation IAO in Stuttgart
hat in seiner Studie „Produktionsarbeit der
Zukunft – Industrie 4.0“ die neuen Techno-
logien untersucht. „Wir wollten herausfin-
den, welche Herausforderungen sich mit
Industrie 4.0 besser lösen lassen“, sagt
Tobias Krause, Diplom-Wirtschaftsinfor-
matiker und wissenschaftlicher Mitarbei-
ter am IAO. „Zu den Herausforderungen
zählt ein sich rasch verändernder Markt,
der Produkte immer schneller und in vie-
len Varianten fordert.“ Wenn die deutsche
Industrie die technischen Möglichkeiten
nutze, könne sie mit hochkomplexen Pro-
dukten und Produktvarianten erfolgreich
sein. „Spannend im Szenario von Indus-
trie 4.0 sind Verknüpfungen“, sagt Tobias
Krause. „Zur reinen Messung einer Öltem-
peratur kommt zum Beispiel die Analyse
und Prognose, ob eine Maschine gewar-
tet werden muss, um einem Ausfall vor-
zubeugen. Wir sehen anhand realer Echt-
zeitdaten, wie die Produktion im Moment
steht, und entscheiden auf dieser Basis,
wie wir weiter produzieren.“
Schlüsselfaktor: menschliche ArbeitNeben der technischen Ausgestaltung
von Industrie 4.0 ist das künftige Zusam-
menspiel von Mensch und Automation ein
entscheidender Aspekt der IAO-Studie.
„Wir erwarten nicht, dass alles automati-
siert wird. Eine vollautonome, menschen-
leere Produktion wird es nicht geben“,
sagt Tobias Krause. „Die menschliche
Arbeit bleibt ein Schlüsselfaktor für Pro-
duktivität. Der Mensch kann intelligent
reagieren, ohne für jede einzelne Situa-
tion programmiert zu sein; er ist kreativ,
inhaltlich flexibel und stellt sich auf neue
Arbeitsabläufe ein. Wenn die Mitarbeiter
in der neuen Technik einen Mehrwert für
die eigene Arbeit sehen, wird die Akzep-
tanz einfach zu erreichen sein.“
In der Produktion der Zukunft unter-
stützen mobile Kommunikationsmittel wie
Mobiltelefone oder an der Montagestel-
le angebrachte Tabletcomputer die Mit-
arbeiter. „Das Ziel sollte sein, die Men-
schen als Entscheidungskompetenz mit
ins System einzubeziehen. Dazu müssen
sie die notwendigen Informationen pas-
send aufbereitet erhalten“, sagt Tobias
Krause. „Mit den mobilen Kommunikati-
onsmitteln ist es zusätzlich möglich, Kapa-
zitätsflexibilität zu organisieren. Wenn eine
Maschine defekt ist, können die vernetz-
ten Mit arbeiter rasch abstimmen, wer die
Reparatur beherrscht und verfügbar ist.
Diese kooperative Lösung geht schneller
und entlastet den Meister, der bisher vie-
les entscheiden und koordinieren muss.“
Anspruchsvollere AufgabenDie Forschung arbeitet daran, über
Augmented-Reality-Brillen direkte Mon-
tageanweisungen einzublenden. Dabei ist
es möglich, Lernfortschritte einzubeziehen:
Ein erfahrener Mitarbeiter, der die Monta-
ge schon mehrfach erledigt hat, bekommt
nur ausgewählte Informationen. Dagegen
wird ein neu einzulernender Mitarbeiter
alle Informationen erhalten. „Hoffentlich
kommen wir durch Industrie 4.0 zu Lösun-
gen, die dem Menschen monotone Monta-
geaufgaben immer weiter abnehmen und
bei denen Mitarbeiter immer mehr Ent-
scheidungen dezentral treffen“, sagt Tobias
Krause. „Die Beteiligung an Entscheidun-
gen trägt grundsätzlich zu erfüllterer Arbeit
und größerer Zufriedenheit bei.“
Bevor die Produktionsarbeiter in der
neu gearteten Fertigungsindustrie ans
Werk gehen können, müssen Anlagen
konstruiert und elektrifiziert, die Software
entworfen und die gemeinsame Funk tion
geprüft werden. „Wo bisher sequen ziell
zunächst Mechanik sowie Elektrik und
danach die Software zum Test an der fer-
tiggestellten Maschine bearbeitet wurden,
werden das Engineering und die Inbetrieb-
nahme parallelisiert“, sagt Nicolas Mauser,
Die Möglichkeit, per App die günstigste Tankstelle in der Umgebung zu finden, ist ein Musterbeispiel für die Idee hinter Industrie 4.0.
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10 ABB about 4 |14
Fokus
Für den bestmöglichen Schutz gegen Cyber-Attacken forscht ABB an der digitalen Forensik und am Einsatz von Verfahren zur Ähnlichkeitsanalyse.
Projektleiter in der Software-Entwicklung
für den ABB Automation Builder. Hierbei
kommen künftig Ansätze der Industrie 4.0
zum Tragen: „Für die Parallelisierung sind
standardisierte Daten und ein virtuelles
Modell notwendig, weil ein physisches
Objekt schlichtweg noch nicht existiert.“
Die am Computer konstruierten Anla-
gen können dann virtuell getestet und in
Betrieb genommen werden. Man spricht
vom Virtual Comissioning. Die Standardi-
sierung von Planungsdaten und ein hoher
Detailgrad bei virtuellen Inbetriebnahmen
reduzieren signifikant die Inbetriebnahme-
und Rüstzeiten sowie das Projektrisiko für
Anlagenplaner und -betreiber.
Modell rechnet über mehrere ZyklenDas virtuelle Modell bietet zudem Vor-
teile für reale Anlagen. Beispielsweise kön-
nen Produktionsparameter in das Modell
zurückgespielt werden, um Hinweise zu
Wartung und Anlagenoptimierung zu erhal-
ten. Veränderungen an der Anlage, etwa
bei Umrüstungen, können vorab im virtuel-
len Modell durchgeführt werden, was teu-
re Stillstands- und Rüstzeiten minimiert.
Generell rechnen sich die initialen Kosten
des virtuellen Modells durch den Vorteil,
schneller zu präziseren Kosten am Markt
zu sein. Der Nutzen verstärkt sich durch die
Verwendung über mehrere Maschinenzyk-
len hinweg. Ähnliches gilt für die Modulari-
sierung in der Prozess industrie (siehe Inter-
view mit Axel Haller auf Seite 30).
„In der Automobilindustrie sind virtu-
elle Umrüstungen bereits üblich. Für den
Maschinenbau eröffnen sich Chancen
durch Standardisierungen und Bibliothe-
ken. Wenn entsprechend definierte virtu-
elle Modelle zum Download bereitstehen,
wird die gesamte Virtualisierung effizienter
und wirtschaftlicher“, sagt Nicolas Mau-
ser. „Der ABB Automation Builder erfüllt
bereits heute die technologischen Anfor-
derungen an eine virtuelle Inbetriebnah-
me, aber die Prozesse zur Erstellung von
Simulationsmodellen müssen noch deut-
lich effizienter gestaltet werden.“
Standardisierte Daten notwendigUm eine automatisierte Integration vir-
tueller Geräte in ein gemeinsames Simu-
lationsmodell zu ermöglichen, sollten
elektrische und mechanische Daten, Steu-
erungs- sowie Simulationsdaten standar-
disiert vorliegen. Bei vielen, meist orga-
nisatorischen Hürden bietet Industrie
4.0 vielversprechende Ansätze: Geräte,
die weitere Informationen mit sich füh-
ren, ethernet-basierte Kommunikation im
gesamten Automatisierungssystem und
einfache Integration durch die Standardi-
sierung der Topologie, die ABB als Mitglied
der Plattform Indus trie 4.0 vorantreibt.
„Wir erwarten, dass Maschinenausrüs-
ter und Integratoren bei der virtuellen Inbe-
triebnahme den Vorreitern der Automo-
bilindustrie folgen werden“, sagt Nicolas
Mauser. „Diesem Schritt werden dann
auch mittelständische Komponenten-Her-
Die Fabrik von morgen
Cyber-Datenobjekte unterstützen
aktiv den Produktionsprozess,
aber auch das Engineering, den
Service und die Optimierung. Sie
sind zu jeder Zeit mit der
zentralen Infrastruktur vernetzt.
Die Infrastruktur Der Mensch kommuniziert über
Schnittstellen mit der IT und kann
beispielsweise durch Augmen-
ted-Reality-Lösungen Fehler schnell
erkennen und defekte Maschinen
ausfindig machen.
11ABB about 4 |14
Fokus
steller folgen. Durch Industrie 4.0 wird sich
der Prozess beschleunigen und die kriti-
sche Masse schneller erreicht.“ Das wür-
de bedeuten, dass Geräte und ihre Daten
in standardisierten Formaten als virtuelle
Modelle im Netz zur Verfügung stünden.
Angesichts von Industrie 4.0 sind Unter-
nehmen jedoch auch mit neuen Herausfor-
derungen in Bezug auf die Cyber Security
konfrontiert. „Die immer stärkere Vernet-
zung vergrößert die Angriffsfläche. Es wird
schwieriger, den Schutz der Netzwerk-
grenze aufrechtzuerhalten. Bedrohungs-
modelle, bei denen das eigene Netzwerk
als potenziell gefährlich angesehen wird,
gewinnen an Bedeutung“, sagt Sebas-
tian Obermeier, Senior Principal Scientist
am ABB Forschungszentrum in Baden-
Dättwil. Der Spezialist für Cyber Security
hat jedoch auch die Vorteile vor Augen:
„Industrie 4.0 als zukünftiges Szenario gibt
uns die Chance, Cyber Security als Basis-
technologie direkt in die Entwicklung ein-
fließen zu lassen. Wir können von Grund
auf ein System planen, das die identifi-
zierten Bedrohungen so weit wie möglich
abschwächt.“
Sicherheit als kontinuierlicher ProzessUm Angriffen zu begegnen, sollte ein
vielschichtiges Sicherheitskonzept eta-
bliert werden, das ständig angepasst wird.
„Sicherheit ist kein Produkt, das man ein-
mal kauft, sondern ein kontinuierlicher Pro-
zess“, sagt Sebastian Obermeier. „Die ein-
zelnen Lösungen sollten mit den in einer
Bedrohungsanalyse erkannten Gefahren
verknüpft werden. Falls Schutz – wie bei
Geheimdienstangriffen – mit vertretbaren
Mitteln nicht möglich ist, hat zumindest die
Erkennung von Angriffen Priorität.“
Auch Produktionssysteme sollten im
Kontext von Industrie 4.0 kontinuierlich
angepasst werden. Für Leitsysteme bietet
ABB das Automation Sentinel Life Cycle
Management- und Supportprogramm an.
Sicherheits-Updates von Microsoft sowie
Patches, Scan-Engines und Updates der
Virendefinitionsdateien werden dabei
zunächst in einem Referenzlabor von ABB
geprüft, bevor sie für den allgemeinen Ein-
satz freigegeben werden.
Der Cyber Security Monitoring Service
von ABB identifiziert, klassifiziert und prio-
risiert Möglichkeiten zur Verbesserung der
Sicherheit des Leitsystems. Der Nutzer
greift auf den ABB Cyber Security Moni-
toring Service über den ABB ServicePort
zu. Dabei handelt es sich um eine remo-
te-basierte Plattform zur individuellen und
sicheren Bereitstellung von Services sowie
zur Einbindung von ABB-Experten.
Härtung und Fuzzy HashingUm auch in Zukunft bestmöglichen
Schutz bereitstellen zu können, forscht
ABB an der Automatisierung von Sicher-
heitskonfigurationen, der digitalen Foren-
sik, sicheren Architekturen und der Nach-
vollziehbarkeit von Benutzerinteraktionen.
„Ein wichtiger Schritt bei der Konfigura-
tion von Industrie-4.0-Anlagen ist eine
sicherheitsrelevante Härtung, die alle Soft-
warebestandteile und Funktionen entfernt,
die zur Erfüllung der eigentlichen Aufga-
be des Systems nicht zwingend notwen-
dig sind“, sagt Sebastian Obermeier. „Zur
Erkennung von Angriffen hat sich Fuzzy
Hashing – ein Verfahren zur Ähnlichkeits-
analyse – als hilfreich herausgestellt. Mit
dieser Methode können Veränderungen
im Leitsystem anhand eines Ähnlichkeits-
wertes nachgewiesen und sehr gezielt
analysiert werden.“ Durch die vielfältige
Zusammenarbeit mit der akademischen
Forschung ist ABB auf zukünftige Anfor-
derungen vorbereitet und kann die Akti-
vitäten im Bereich Cyber Security an die
sich verändernde Landschaft anpassen
und priorisieren.
Weitere Infos:christopher.hausmanns@de.abb.com
sebastian.obermeier@ch.abb.com
„Wir erwarten, dass
Maschinenausrüster
und Integratoren bei
der virtuellen Inbetrieb-
nahme den Vorreitern
der Automobilindustrie
folgen werden.“
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Die Standorte Die WertschöpfungsketteDie Produkte
Dank der Informationstech-
nologie können mehrere
Unternehmen bzw.
Standorte zu einer Smart
Factory verschmelzen.
Nötig sind dafür nur
einheitliche Schnittstellen
und Konzepte. Das fertige Smart Product besitzt ein
digitales Gedächtnis mit Informationen über
Bauteile, Zustand usw. Auf der Basis der
hinterlegten Informationen über seine
Zusammensetzung kann es am Ende seiner
„Lebenszeit” fachgerecht entsorgt werden.
Durch die Vernetzung aller an der Wertschöpfung
beteiligten Instanzen stehen alle relevanten
Informationen in Echtzeit zur Verfügung. Dies
ermöglicht bessere Managemententscheidungen,
Synergien und Effizienz. Diese Transparenz muss
durch geeignete Sicherheits-
und Verschlüsselungs-
techniken geschützt werden.
12 ABB about 4 |14
Fokus
„Ein neuer Denk rahmen, in dem Innovationen wachsen“
Welche Ideen und Prinzipien stecken hinter Industrie 4.0 und
welche Aufgaben sind noch zu lösen? Im Interview erläu-
tert Rainer Drath, Program Manager Integrated Engineering
und Senior Principal Scientist am ABB Forschungszentrum in
Ladenburg, wie die Produktion der vierten Art in den kommen-
den Jahren Realität werden könnte.
about: Wer sind die Akteure in der Dis-kussion um Industrie 4.0 und was sind ihre Interessen?
Rainer Drath: Die Informatik treibt das
Thema. Sie ist technologisch sehr inno-
vativ, stets am Machbaren orientiert und
der industriellen Praxis in vielerlei Hinsicht
um Jahre voraus. Dagegen wünschen sich
Anlagenbauer und Automatisierer Verfüg-
barkeit, Produktivität, Zuverlässigkeit und
Investitionsschutz. Wir bewegen uns im
Spannungsfeld zwischen „machbar“ und
„sinnvoll“.
Was können die Akteure voneinander lernen?
Die Informatik kann lernen, wie wich-
tig Verfügbarkeit, Reife, Langfristigkeit,
Zuverlässigkeit und Kostenbewusstsein
in der Fertigung sind. Traditionelle Anla-
genbauer können lernen, dass die wach-
sende Komplexität ihrer Anlagen mit klas-
sischen Methoden immer schwerer und
teurer zu bewältigen sein wird. Wir brau-
chen neue Mittel und Wege – und die bie-
tet die Informatik, beispielsweise mit dem
Konzept der Objektorientierung.
Was bedeutet Objektorientierung?Für den Planer steht beim traditionel-
len, zeichnungsorientierten Planen das
grafische Diagramm im Vordergrund; der
Wert eines Plans lebt nur in der Interpreta-
tionsfähigkeit des Menschen. Die objekt-
orientierte Planung stellt ein elektronisches
Datenmodell in den Mittelpunkt: Das Dia-
gramm ist nur noch eine Sicht auf die-
se Daten. Dieses wird aus vorgefertigten,
getesteten Datenobjekten, zum Beispiel
Tanks, Pumpen oder Ventilen, aufgebaut
und ist mithilfe von Software interpretier-
bar. Das System 800xA wendete dieses
Prinzip als Vorreiter erstmals konsequent
für die Leittechnik an.
Inwiefern ist die digitale Fabrik ein Vor-läufer von Industrie 4.0?
Die digitale Fabrik hat dazu beigetra-
gen, dass Anlagenbauer, Automatisierer
und Fabrikbetreiber zu Beginn eines Pro-
jekts durch Simulation ein gemeinsames
Verständnis für eine gewünschte Anlage
entwickeln. Die einzelnen Gewerke wur-
den anschließend aber separat geplant –
und bei der Inbetriebnahme hat es dann
„Unsere Blickweise auf
Industrie 4.0: Das Mach-
bare in den Dienst des
Sinnvollen stellen sowie
die Bedenken der Anla-
genbetreiber und Automa-
tisierer berücksichtigen.“
13ABB about 4 |14
Fokus
gelegentlich gekracht. Für einen virtuel-
len Funktionstest fehlte es damals nicht
nur an Rechenpower, sondern auch an
guten 3-D-Modellen, virtuellen Steuerun-
gen sowie einfachem Zugriff auf Modelle
und Daten aller Anlagenkomponenten in
standardisierten Datenformaten. Genau
hier setzt Industrie 4.0 an.
Welche Idee steckt hinter Industrie 4.0?Industrie 4.0 ist zunächst ein neuer
Denkrahmen, in dem Innovationen wach-
sen. Viele benötigte Technologien sind seit
Jahren bekannt, aber ihre Kombination ist
neu und die Wertschöpfung daraus noch
Zukunft. Bei ABB versuchen wir, eine soli-
de Blickweise auf die Thematik einzuneh-
men. Wir haben einen praxisnahen und
belastbaren Bezug zur Realität: das Mach-
bare in den Dienst des Sinnvollen stellen
sowie die Bedenken der Anlagenbetrei-
ber und Automatisierer berücksichtigen.
Welche Rolle spielen cyber-physische Systeme?
Sie spielen eine zentrale Rolle. Auf der
Suche nach dem technologischen Kern
haben wir bei ABB ein greifbares Ver-
ständnis entwickelt, das inzwischen von
der Plattform Industrie 4.0 adoptiert wurde:
Wir betrachten ein cyber-physisches Sys-
tem als System aus drei Ebenen: erstens
die physische Ebene, also die realen Din-
ge, die uns umgeben; zweitens die Ebene
der Daten, die in Zukunft zu Datenobjekten
gebündelt werden. Ein Datenobjekt ist ein
elektronischer Stellvertreter für ein physi-
sches Objekt, gespeichert und auffi ndbar
im Netz. Die dritte Ebene bilden Dienste
und Algorithmen, zum Beispiel Apps, die
sinnvoll mit den Daten arbeiten und Wert-
schöpfung betreiben.
Welchen Nutzen hat das Konzept der cyber-physischen Systeme?
Mit diesem Konzept können wir künf-
tig Dinge tun, die wir bisher noch nicht
oder nur unwirtschaftlich tun konnten. Wir
könnten alle Anlagenteile als Datenobjekte
in der Cloud abbilden und dort verknüp-
fen. So ließe sich eine Anlage nach einem
Zwischenfall bis zu dem Moment virtuell
rekonstruieren, bevor er passiert ist, um
zu erfahren, wie er passiert ist. Virtuel-
le Abbilder der Anlage sind aber nur ein
Beispiel unter vielen; es eröffnet sich eine
neue Welt an Möglichkeiten.
Inwiefern erleichtert das die Ansprache von Kunden?
Mit einem virtuellen Abbild der realen
Anlage lassen sich Optimierungen und
Was-wäre-wenn-Szenarien durchführen.
Zudem könnte einem Kunden sehr schnell
eine visuelle Lösung gezeigt werden. Wie-
derverwendung wird erheblich erleichtert;
höhere Komplexität ließe sich zum glei-
chen Preis erreichen. Viele dieser Aufga-
ben würden sich auch heute schon lösen
lassen, aber Industrie 4.0 macht Dinge
zugänglich, die heute umständlich oder
unwirtschaftlich sind.
Wie leicht ist die notwendige Standar-disierung?
Standardisierung ist mühsam und wir
müssen schneller werden. Jedoch sind
auch viele Befürchtungen überzogen,
denn wir müssen nur einige grundlegen-
de Dinge standardisieren, beispielswei-
se, welche ID ein Gerät hat, und das ist
schaffbar. Damit das Gerät die Frage „Was
kannst du?“ beantwortet, müssen Sprach-
elemente und Softwareschnittstellen stan-
dardisiert werden.
Gerät die klassische Automatisierung angesichts der wachsenden Bedeutung von Industrie 4.0 aus dem Fokus?
Die klassische Automatisierung ist tief
in der Industrie verankert; auf ihr basieren
deren Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und
Effizienz. Die Einführung von Indus trie 4.0
erfolgt im ersten Schritt durch Einbindung
von Mehrwertdiensten durch ein äußeres
Industrie-4.0-Netz, dessen Ausfall das
innere, unabhängige Produktions netzwerk
aber nicht beeinträchtigen darf. Parallel
entwickelt sich die klassische Automa-
tisierung ebenfalls weiter; sie geht vie-
le Aufgaben, die Industrie 4.0 lösen soll,
bereits heute an, wenngleich proprietär.
Sie wird das Sinnvolle aus der Denkwelt
des Industrie-4.0-Ideenpools aufnehmen,
sich inspirieren lassen und sich evolutio-
när verbessern. Insofern bleibt die klassi-
sche Automatisierung im Fokus.
Rainer Drath sieht in den Ideen der Industrie 4.0 auch eine Inspiration für die Automatisierung.
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14 ABB about 4 |14
Energietechnik
Fit, flexibel,wirtschaftlich
Von der Grundlastfähigkeit zur Regelbarkeit – im Zuge der
Energiewende verändern sich die Anforderungen an
konventionel le Kraftwerke. Um ihnen gerecht zu werden,
bedarf es einer Steuerung, die nicht nur flexibel, sondern
auch wirtschaftlich und anlagenschonend ist. Mit der
modularen Softwarelösung OPTIMAX PowerFit von ABB
können Betreiber die notwendige Kraftwerksoptimierung
realisieren und ihre Erzeugungsanlagen fit für die
Zukunft machen.
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Für eine optimierte Fahrweise der einzelnen Blöcke setzt das Kraftwerk Jänschwalde auf OPTIMAX PowerFit von ABB.
15ABB about 4 |14
Energietechnik
Die zunehmende Einspeisung
erneuerbarer Energien in das
Stromnetz fordert konventionel-
len Kraftwerken ein hohes Maß
an Flexibilität ab. Deckten sie früher vor
allem die Grundlast, ist heute zunehmend
ihre Regelfähigkeit gefragt. Denn Windrä-
der und Photovoltaikanlagen speisen nicht
nachfrageorientiert in das Stromnetz ein;
vielmehr ist ihre Produktion abhängig von
Tageszeit und Wetter. Diese Differenz zwi-
schen dem Strombedarf der Konsumenten
und der schwankenden Einspeisung rege-
nerativ erzeugten Stroms müssen die übri-
gen Erzeugungsanlagen rund um die Uhr
und innerhalb kürzester Zeit ausgleichen.
Die Veränderung in der Stromversor-
gung macht es insbesondere für Groß-
kraftwerksbetreiber erforderlich, die Pro-
duktion der konventionellen Kraftwerke
flexibler an den Strombedarf anzupassen.
Diese Aufgabe bringt einige Herausforde-
rungen mit sich. „Für einen wirtschaftlichen
Kraftwerksbetrieb bedarf es einer opti-
mierten Kraftwerkseinsatzplanung sowie
einer flexiblen Steuerung und Regelung
der Kraftwerksblöcke“, sagt Dr. Sleman
Saliba aus der Abteilung Plant Optimiza-
tion im Geschäftsbereich Energietechnik
bei ABB. „Um die konventionellen Kraft-
werke an die veränderten Rahmenbe-
dingungen anzupassen, ist eine interne
Kraftwerksoptimierung unbedingte Vor-
aussetzung. Nur so können die Betreiber
flexibel auf den schwankenden Bedarf an
Stromeinspeisung reagieren und gleichzei-
tig eine möglichst schonende Fahrweise
der Kraftwerksblöcke erreichen.“
Mathematische OptimierungMit OPTIMAX hat ABB ein umfassen-
des, leistungsstarkes Paket von Optimie-
rungslösungen entwickelt, dessen einzel-
ne Module je nach Bedarf gewählt werden
können. Allen Lösungen liegt ein mathe-
matisches Rechenmodell zugrunde, das
sowohl zeitdiskrete Anteile wie Fahrpläne
als auch zeitkontinuierliche Anteile wie die
Dynamik von Kraftwerksblöcken berück-
sichtigt. „Eine mathematische Program-
mierung bietet zwei entscheidende Vor-
teile“, so Dr. Sleman Saliba. „Zum einen
müssen nicht alle möglichen Lösungen
explizit ausformuliert werden. Stattdessen
wird die Aufgabe mit Beschränkungen und
Zielfunktion deklarativ beschrieben. Das
Programm ermittelt die für den Einzelfall
optimale Lösung, die alle Beschränkun-
gen erfüllt und die Zielfunktion minimiert.
Zum anderen sorgt die mathematische
Programmierung für die Trennung des
deklarativen Programms von der ver-
wendeten algorithmischen Lösungssoft-
ware.“ Das bedeutet eine hohe Investiti-
onssicherheit für den Betreiber, da sich die
Abhängigkeit von speziellen Betriebssys-
tem- oder Softwareversionen reduziert. Je
nach Anwendungsfall lässt sich die Soft-
ware sowohl in die Kraftwerksleittechnik
als auch in die Netzleittechnik integrie-
ren oder sie läuft eigenständig. Die offe-
ne Systemarchitektur ermöglicht die fle-
xible Verteilung auf einem oder mehreren
Rechnern, die Einbindung von Echtzeit-
daten über OPC oder Fernwirkprotokolle
und von Planungsdaten mittels Dateitrans-
fer oder Datenbankabfragen.
Automatisch ins LeitsystemIn einem Kraftwerkspark mit mehreren
großen Blöcken und kleineren dezentra-
len Erzeugungseinheiten lassen sich dank
OPTIMAX die Arbeitspunkte in Echtzeit
optimieren. Zusätzlich können die Regel-
bänder angepasst und die Regelleistungs-
abrufe aufgeteilt werden. Diese interne
Optimierung sorgt für eine wirtschaftliche
Umverteilung der Vorgaben des Lastver-
teilers für Fahrplanwerte und die Sekun-
därregelung zwischen den Kraftwerks-
blöcken. Die Berechnung berücksichtigt
aktuelle Anlagenzustände und technische
Anlagenrestriktionen. Die Ergebnisse wer-
den vollautomatisch oder nach manueller
Freigabe in das Leitsystem übertragen.
Eine weitere Schlüsseltechnologie für
den optimalen Betrieb eines Kraftwerk-
parks ist die Abstimmung der Produk-
tion von Wärme und Strom oder von
Prozessdampf und Strom. Die der Kraft-
Wärme-Kopplung zugrunde liegende phy-
sikalische Interaktion zwischen der Wär-
me- oder Prozessdampferzeugung und
der Stromerzeugung führt zu komplexen
Beziehungen im Kraftwerksbetrieb. Basie-
rend auf einem sinnvoll eingestellten Leit-
system für jede Kraftwerkseinheit koor-
diniert die Querverbundoptimierung von
OPTIMAX die verschiedenen Aggregate.
Die Echtzeitoptimierung der Arbeitspunk-
te lässt sich auf einfache Weise in den
regulären Betrieb des Kraftwerks überneh-
Das Kraftwerk Jänschwalde nahe
der deutsch-polnischen Grenze in
Brandenburg zählt mit einer instal-
lierten Leistung von 3.000 MW zu
den größten Braunkohlekraftwerken
Deutschlands. Bestehend aus sechs
500-MW-Blöcken mit je zwei Dampf-
kesseln verfügt die von der Vattenfall
Europe Generation AG betriebene
Anlage über geeignete Vorausset-
zungen, um als flexibler Partner der
erneuer baren Energien Elektroenergie
bedarfsgerecht und versorgungs-
sicher zu liefern. Um eine optimier-
te Fahrweise der einzelnen Blöcke
sicherzustellen und die Flexibilität des
Kraftwerksparks zu steigern, setzt
Vattenfall auf OPTIMAX PowerFit
von ABB.
Kraftwerk
Jänschwalde
„Nur eine flexible Steue-
rung der Kraftwerksblöcke
stellt einen wirtschaft-
lichen Betrieb sicher.“
16 ABB about 4 |14
Energietechnik
men. Die Bedienbilder des eingesetzten
Leitsystems zeigen die vorgeschlagenen
optimierten neben den aktuellen Arbeits-
punkten an. Die Übernahme der Optimie-
rungsergebnisse in das Leitsystem erfolgt
entweder direkt oder nach Bestätigung
durch den Bediener.
Regelenergie lohnt sichDie benötigte Stromeinspeisemenge
wird alle 15 Minuten neu berechnet. Im
schlimmsten Fall bedeutet das für Kraft-
werksbetreiber, dass sie an ihren Anla-
gen im Viertelstundenrhythmus erhebliche
Veränderungen im Hinblick auf die Ein-
speisemenge vornehmen müssen. Häu-
fige Sprünge im Fahrplan bringen jedoch
eine starke Belastung der Kraftwerksblö-
cke mit sich. Die vorausschauende Ziel-
sollwertführung mit OPTIMAX betrachtet
mehrere Fahrplansprünge im Voraus und
ermittelt eine möglichst schonende Fahr-
weise zur Erfüllung des Fahrplans zu den
geforderten Zeitpunkten.
Wenn Kraftwerksbetreiber die Einsatz-
planung optimieren und die Fahrweise fle-
xibler gestalten, bedeutet das nicht nur
einen kostenoptimierten Betrieb der Anla-
gen, sondern auch handfeste wirtschaftli-
che Vorteile – in Form einer Direktvermark-
tung des Stroms am Regelenergiemarkt
sowie beim Day-Ahead- und Intra-Day-
Handel. Für Betreiber ist die Teilnahme
am Regelenergiemarkt lukrativ: Die Bereit-
schaft, im Notfall einzuspringen, wird mit
dem Leistungspreis vergütet; kommt es
tatsächlich zum Abruf von Regelenergie,
fällt ein zusätzlicher Arbeitspreis an. Die
erzielten Arbeitspreise liegen in der Regel
um ein Vielfaches über dem Preis für Nor-
malstrom an der regulären Energiebörse.
Bereit für komplexe AnforderungenFür die Regelleistungserbringung
erstellt OPTIMAX ein mathematisches
Modell, löst es mit linearer Programmie-
rung und verteilt den Leistungsabruf opti-
mal auf die technischen Einheiten. Maß-
geblich sind die Ziele, den Sollwert mit
den verfügbaren Anlagen zu erfüllen, die
technischen Einheiten innerhalb einer Pri-
oritätsgruppe möglichst fair zu behandeln
und die momentane Einspeiseleistung der
einzelnen Einheiten minimal zu verändern.
„Künftig wird die Bedeutung der Regel-
energie weiter zunehmen“, sagt Dr. Sle-
man Saliba. „Je mehr Strom aus erneu-
erbaren Energien gewonnen wird, desto
ungenauer wird die Day-Ahead-Prognose
und desto häufiger muss die Netzfrequenz
stabilisiert werden.“ Gleichzeitig wird die
Zahl der Akteure im Regelenergiemarkt
steigen. Bereits jetzt haben EEG-Anlagen
die Möglichkeit, auf die gesetzliche Ein-
speisevergütung zu verzichten und ihren
Strom direkt zu vermarkten. Mit der im
August 2014 in Kraft getretenen Reform
des EEG wird die gesetzliche Vergütung
massiv gesenkt und stufenweise eine Ver-
pflichtung zur Direktvermarktung einge-
führt. Die Konkurrenz wird also größer
werden – und mit ihr die Notwendigkeit
für die Betreiber, ihre Anlagen flexibel, wirt-
schaftlich und schonend zu betreiben.
Weitere Infos: sleman.saliba@de.abb.com
„Künftig wird die Bedeu-
tung der Regelenergie
weiter zunehmen.“
Die Direktvermarktung von Energie, zum Beispiel an Strombörsen, ermöglicht Kraftwerksbetreibern lukrative Zusatzeinnahmen.
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17ABB about 4 |14
Energietechnik
Frankfurt schaltet gasisoliertNeue GIS-Anlage für Mainova
Frankfurt am Main zählt zu den
bedeutendsten Finanzplätzen
der Welt. Ein Stocken des Finanz-
handels durch einen Stromausfall
hätte weitreichende und kostspielige Fol-
gen. Auch deshalb investiert die Maino-
va AG als örtlicher Energieversorger über
ihre Tochtergesellschaft NRM Netzdiens-
te Rhein-Main in den kommenden Jahren
mehrere Millionen Euro in die Moderni-
sierung ihrer Umspannwerke im Stadtbe-
reich. Im Juni 2014 schloss das Unterneh-
men mit ABB einen Rahmenvertrag über
die Lieferung und Montage gasisolierter
110-kV-Schaltanlagen (GIS) sowie über
Steuer- und Kontrolltechnik auf der 30-kV-
und der 110-kV-Ebene für zunächst drei
Umspannwerke; der Umbau eines vierten
ist derzeit optional. Eingesetzt werden in
allen Werken Schaltanlagen der Modell-
reihe ELK-145 DBB 2500A, die ABB nur
wenige Kilometer mainaufwärts in Hanau-
Großauheim herstellt.
Umbau bei laufendem BetriebIm Herbst 2014 beginnen die Rück-
und Umbauarbeiten im Umspannwerk
Darmstädter Landstraße im Stadtteil
Sachsenhausen. Derzeit ist hier noch eine
GIS von ABB aus den 1970er-Jahren in
Betrieb – die erste, die der Energietechnik-
spezialist an Mainova geliefert hatte. Das
Umspannwerk wird mit zehn Feldern und
einer doppelten Sammelschiene ausge-
stattet, genauso auch das am Heideplatz
im Frankfurter Ostend. Die Herausforde-
rung an beiden Standorten: Der Umbau
erfolgt bei laufendem Betrieb; die Strom-
versorgung muss also zu jedem Zeitpunkt
aufrechterhalten werden. Das Umspann-
werk Kleyerstraße in der Nähe des Haupt-
bahnhofs wird mit fünf Feldern von Mit-
tel- auf Hochspannung umgerüstet. Das
optional zu modernisierende Werk Frank-
furt-Nord ist derzeit noch mit einer luft-
isolierten Anlage ausgestattet und würde
bei einem Umbau insgesamt 17 Felder
und drei Sammelschienen erhalten. Als
Generalunternehmer für alle Umspannwer-
ke ist ABB nicht nur für die Energietechnik
einschließlich Montage, sondern auch für
Randgewerke wie die Bauleistungen ver-
antwortlich. Die gesamte Auftragsserie soll
bis spätestens 2017 abgeschlossen sein.
Stärkung der PartnerschaftZudem schloss Mainova mit ABB einen
kommerziellen Rahmenvertrag, der sowohl
das Verhandlungsprozedere als auch die
Abwicklung von Projekten vereinfachen
wird. Er gilt für alle Geschäfte in den Berei-
chen Stromübertragung und -erzeugung.
ABB konnte außerdem im Auftrag des
Erzeugungsbereiches der Mainova AG
im Heizkraftwerk Niederrad die Umstel-
lung des ABB Bedien- und Beobachtungs-
systems Operate IT auf Symphony Plus
Operations kürzlich abschließen. Weitere
Projekte im Bereich Leittechnik sind der-
zeit im Gespräch.
Weitere Infos: michael.freyler@de.abb.com
rene.kaiser@de.abb.com (GIS)
Damit der Strom fließt: Der Energieversorger Mainova investiert in die Modernisierung der Umspannwerke im Stadtgebiet von Frankfurt am Main.
In allen Umspannwerken
werden Schaltanlagen der
Modellreihe ELK-145 DBB
2500A eingesetzt, die
ABB nur wenige Kilometer
mainaufwärts in Hanau-
Großauheim herstellt.
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18 ABB about 4 |14
Energietechnik
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Erneuerbare Energien, etwa aus Windkraftanlagen, stellen Verteilnetzbetreiber vor große Herausforderungen. Sie brauchen neue Konzepte, um ihre Netze weiterhin sicher und gleichzeitig wirtschaftlich betreiben zu können.
Kapazitä ten besser nutzen
Fortschrittliche Lösungen zur System-
optimierung sind nicht nur in der
Industrie, sondern auch beim Manage-
ment von Stromnetzen gefragt. ABB
beteiligt sich an einem Pilotprojekt,
dem „E.ON Smart Grid Control Cen-
ter“ in Schweden, das entsprechende
Technologien erforscht und weiter ent-
wickelt.
Die Energiewende stellt die
Betreiber von Verteilnetzen vor
einen Paradigmenwechsel:
Konnten sie die Lastverteilung
bisher relativ konkret und langfristig vor-
hersagen, gleichen Lastflüsse im Verteil-
netz derzeit einer Art Blackbox. Insbeson-
dere durch die hohe Zahl kleiner Erzeuger
von erneuerbaren Energien, die in das Ver-
teilnetz integriert werden müssen, kommt
es zu stark schwankenden Lastflüssen.
Betreiber können viele Schritte nicht mehr
lange im Voraus planen, sondern müssen
täglich agieren.
Noch fehlt es jedoch an Praxiserfah-
rungen mit neuen Konzepten, Prozessen
und Technologien. ABB erforscht zusam-
men mit E.ON im „E.ON Smart Grid Con-
trol Center“ in Schweden neue Verfahren,
die das Einspeisemanagement optimieren,
den steigenden Energiebedarf (Demand)
berücksichtigen und die Netzbetreiber-
19ABB about 4 |14
Energietechnik
kosten senken. ABB kann hier seine
jahrzehntelange Erfahrung in der Ener-
gietechnik und bei IT-Lösungen für Ener-
gieunternehmen nutzen. „Je mehr Daten
beispielsweise über die Betriebsmittel zur
Verfügung stehen, desto exakter werden
die Prognosen – ähnlich der Mustererken-
nung bei Google“, erklärt Barbara Dörsam,
Industry Solutions Executive in der Division
Energietechnik-Systeme von Ventyx/ABB.
IT-Technologien neu integriertABB hat bereits ein Network Manager
SCADA-System (Supervisory, Control and
Data Acquisition) bei E.ON installiert. Es
dient als Grundlage dafür, verschiedene
IT-Lösungen zu testen. Die Kombination
von informationstechnischen und opera-
tiven Technologien in der E.ON-Netzleit-
warte eröffnet die Möglichkeit, verschie-
dene Maßnahmen unter den Aspekten
Wirtschaftlichkeit und Effizienz automa-
tisch zu prüfen, um Netzstabilität und Ver-
sorgung zu sichern. Aufbauend auf dem
bereits installierten SCADA-System haben
die beiden Unternehmen vier verschiede-
ne Szenarien entwickelt. Die Feldtestpha-
se mit Industriekunden von E.ON startete
im Mai 2014.
Szenario 1: Korrektive Schaltmaßnahmen
Hier geht es darum, die optimale Kon-
figuration für Umspannwerke vorherzusa-
gen. War es früher ausreichend, Transfor-
matoren von Umspannwerken zwei Mal
pro Jahr zu schalten, können heute auf-
grund der volatilen Energieeinspeisung
zigfache Schaltvorgänge im selben Zeit-
raum erforderlich sein, um zu große Span-
nungsschwankungen und Energieverlus-
te zu vermeiden. Allerdings müssen dabei
stets Kosten und Nutzen abgewogen wer-
den, da jeder Schaltvorgang den Transfor-
mator und den Leistungsschalter abnutzt.
Szenario 2: Blindleistungs- und Spannungs-optimierung
Bei Szenario 2 liegt der Blickpunkt auf
der optimalen Lastverteilung für Teilnetze.
Es wird getestet, wie sich durch genaue
Lastprognosen Blindleistung und Span-
nung im 130kV/70kV-Netz besser vertei-
len lassen, um Energieverluste zu minimie-
ren. Im „E.ON Smart Grid Control Center“
wird die Spannung kontinuierlich in Echt-
zeit gemessen, aber auch für die unmit-
telbare Zukunft berechnet. Neu ist, dass
die Spannungsschwankungen nicht nur
genau überwacht werden, sondern dass
auch aktiv in den Betrieb der Kompen-
sationseinrichtungen eingegriffen wird.
Das Netzwerk wird enger an seinem Limit
geführt, bleibt aber trotzdem sicher und
zuverlässig.
Szenario 3: Demand Response
Bei Demand Response betrachten die
Netzbetreiber gezielt Lastspitzen. Dabei
haben sie insbesondere Industriebetriebe
im Blick. Diese können durch eine kurz-
fristige Abschaltung, Drosselung oder
Aktivierung ihres Strombezugs die Ver-
teilnetze in Spitzen- oder Schwachlast-
zeiten entlasten. Den Bezug können die
Netzbetreiber etwa über die Preise steu-
ern. E.ON schließt mit seinen Industrie-
kunden jährlich Verträge, die eine Höchst-
und eine Niedrigstgrenze für die Lastflüsse
festlegen. Zudem hat E.ON mit seinem
vorgelagerten Netzbetreiber am Netz-
kopplungspunkt ein Lastlimit vereinbart.
Durch die Einbeziehung von Industriekun-
den in das Lastmanagement können Ver-
teilnetzbetreiber ihre Lastlimits absenken
und Netzkosten sparen. Ein Teil der Ein-
sparungen wird durch die Demand-Res-
ponse-Programme an Industriekunden
weitergegeben.
Szenario 4: Engpassmanagement
Ziel ist es, möglichst exakt Engpässe
bei den erneuerbaren Energien, insbeson-
dere bei Windkraftanlagen, vorherzusa-
gen. Netzengpässe führen zu Leitungs-
überlastungen, weil die Leitungen nicht
ausreichen, um den Strom abzuführen.
Falls ein solcher Grenzwert erreicht wird,
müssen die Windkraftwerke zwangswei-
se abgeschaltet werden. Das lässt sich
durch Engpassmanagement verhindern:
Um die Kapazität der Leitungen besser
zu nutzen, wird sowohl die Betriebstem-
peratur der Stromleitungen gemessen als
auch das Wetter, zum Beispiel die Tempe-
ratur sowie die Windgeschwindigkeit und
-richtung, beobachtet. Kühlen beispiels-
weise die Leitungen aufgrund der Witte-
rung ab, kann sich deren Kapazität um bis
zu 50 Prozent erhöhen.
Netzbetrieb wirtschaftlich und sicher Bei allen Maßnahmen geht es darum,
die Netze zu stabilisieren, die Energie-
verluste zu minimieren und einen teuren
Netzausbau zu vermeiden. Ebenso sollen
die IT-Technologien die Mitarbeiter in den
Leitwarten unterstützen, die immer häufi-
ger unter Zeitdruck entscheiden müssen.
Zudem lastet auf den Betreibern ein enor-
mer Kostendruck. „Netzbetreiber sollten
frühzeitig aktiv werden. Die beschriebenen
Szenarien sind einander ergänzende Maß-
nahmen, mit denen sich die Netze wirt-
schaftlich und sicher betreiben lassen“,
sagt Barbara Dörsam.
Weitere Infos: barbara.doersam@ventyx.abb.com
20 ABB about 4 |14
Energietechnik
Empfiehlt Netzbetreibern, ihre Situ-ation zuerst kritisch zu analysieren, bevor sie in konventionelle Technik
investieren: Britta Buchholz leitet bei ABB die Abteilung Power Sys-
tems Consulting in Deutschland.
Mehr Durchblick im NetzNetzbetreiber stehen derzeit vor der großen Herausforderung,
ihre elektrische Infrastruktur nachhaltig zu modernisieren und
dabei wirtschaftlich zu bleiben. about sprach mit Britta Buchholz
von ABB über die Möglichkeiten, dem Umbau der Energiesys-
teme aktiv zu begegnen.
about: ABB fokussiert sich derzeit auf Produkte und Systeme, die eine Trans-formation der Energiesysteme ermögli-chen. Welche Herausforderungen haben Energieversorger aktuell und künftig zu meistern?
Britta Buchholz: Flexibilität ist das
Stichwort schlechthin im nächsten Jahr-
zehnt, insbesondere im Hinblick auf die
erneuerbaren Energien. Die Netzbetreiber
müssen plötzlich auf sehr schwankende
Einspeisungen reagieren. Und wir brau-
chen Flexibilität, weil die Energieerzeu-
ger jetzt oft Privatleute sind – also nicht
mehr diejenigen, die auch Netze betreiben
oder die sich mit den anderen Erzeugern
abstimmen, sodass man den Zeitpunkt
der Einspeisungen nicht mehr kennt.
Welche Lösungen bietet ABB?Wir haben unser ganzes Portfolio wei-
terentwickelt. Das ist – bis auf den hybri-
den HGÜ-Leistungsschalter – keine riesi-
ge Einzelinnovation, sondern es sind viele
kleine Neuerungen. Sie sind wie Puzzle-
teile, die in ihrer Summe dazu führen, dass
wir als ABB unseren Kunden die richtigen
Produkte und Lösungen für den Umbau
der Energiesysteme anbieten können.
Sie reagieren also auf den Wandel des Marktes?
Genau. Wir sehen, dass unsere Kun-
den Schritt für Schritt eine bestehende
In frastruktur umbauen müssen. Dafür
brauchen sie ganz viele dieser Puzzle-Teil-
chen. Ein Beispiel: Für mehr Durchblick in
den Netzen haben wir die Analyse- und
Beobachtungsverfahren vereinfacht wei- Fo
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21ABB about 4 |14
Energietechnik
terentwickelt und zum Patent angemeldet,
das Smart Planning. Für viele Netzbetrei-
ber ist die Abschätzung, ob sie ein Prob-
lem in ihrer Netzqualität bekommen oder
nicht, wenn mehr erneuerbare Energien
eingespeist werden, schwierig. Sie möch-
ten aber auch nicht gleich eine aufwändige
Beratung, sondern zunächst einen ersten
Durchblick im Netz. Mit Smart Planning
lässt sich den Herausforderungen insbe-
sondere im Niederspannungsnetz schnell
und wirtschaftlich begegnen.
Wie funktioniert Smart Planning genau?Wir klassifizieren im ersten Schritt die
Netzabschnitte und erkennen dabei kriti-
sche Abschnitte. Nur von diesen erstel-
len wir einen „Fingerabdruck“. Weiterhin
installieren wir nur an der Ortsnetzsta tion
Messtechnik und können anhand der
Referenz sehen, ob beim Zubau weite-
rer dezentraler Anlagen Grenzwerte über-
schritten werden. Und nur wenn dabei kri-
tische Werte gemessen werden, ist der
nächste Schritt die Regelung – zum Bei-
spiel mit einem regelbaren Ortsnetztrans-
formator. Dieser Schlüssel hatte vorher
gefehlt. Flächendeckend mit Mess- und
Regelungstechnik „aufzurüsten“, wäre zu
teuer. Wenn man nur dort „aufrüstet“, wo
ein Problem auftritt, wird es wirtschaftlich.
Neben der Bezahlbarkeit der Energie-wende hat auch Versorgungssicher-heit einen hohen Stellenwert. Der Markt braucht Lösungen, die Energieeffi zienz und intelligente Netze miteinander ver-einbaren. Wie ist der aktuelle Stand bei den Smart Grids?
Der Fokus im Bereich Smart Grids liegt
bei uns auf der Transformation der Ener-
giesysteme. Es geht nicht nur um die Net-
ze, sondern um ganze Energiesysteme.
Neben den Netzen sind auch die Erzeuger
beteiligt – und zwar die von konventionel-
ler und erneuerbarer Energie gleicherma-
ßen. Dabei müssen sich erneuerbare Ener-
gien verstetigen und die konventionellen
Kraftwerke müssen flexibler werden. Das
betrifft sowohl die Netze als auch die gan-
ze Anlagentechnik und darüber hinaus die
kompletten Steuerungssysteme für diese
Technik. In Deutschland verfügen wir als
Hersteller über diese Technologien. Jetzt
warten wir auf einen großen Impuls aus
dem Markt – also darauf, dass die Tech-
nologien, die verfügbar sind, auch bestellt
und eingesetzt werden.
Wird vorausschauend bestellt oder müs-sen bei den Energieversorgern erst Pro-bleme auftreten, bevor sie aktiv werden?
Ein Schlüssel zu einer vorausschau-
enden Problemlösung ist, dass auch
Planungsgrundsätze weiterentwickelt
werden. Wir reden jetzt nicht mehr von
wenigen Anlagen und Projekten wie den
Offshore-Windparks, die man projekt-
bezogen individuell angehen kann, son-
dern davon, dass unsere Kunden, die
Netzbetreiber, ihre Planungsgrundsätze
überdenken sollten. Man muss sich erst
einmal über die Frage klar werden, wann
man welche intelligente Technik einsetzt.
Diese neuen Planungsprozesse müssen
in Form von Ausbildungen und Schulun-
gen im Unternehmen verankert werden.
Bieten Sie Ingenieur-Dienstleistungen und Schulungen an?
Das ist genau unsere Aufgabe als
Consultants. Wichtig ist, die Entwick-
lung der erneuerbaren Energien bereits
in einer strategischen Zielnetzplanung zu
berücksichtigen – am besten in verschie-
denen Szenarien, da man die genaue Ent-
wicklung nicht kennen kann. Wir bieten
dazu elektrische Beratung für die Asset
Manager in der Strategie- und Grundsatz-
planung an. Zudem bieten wir auch ganz
konkret Dienstleistungen in der Netzpla-
nung an, zum Beispiel für den wirtschaft-
lichen Einsatz intelligenter Betriebsmittel
oder Schutzkonzepte für die geänderten
Einspeisebedingungen. Solange es noch
keine einheitlichen neuen Planungsgrund-
sätze gibt, ist eine individuelle Planung die
einzig mögliche Lösung.
Was raten Sie Netzbetreibern?In der Netzplanung muss man die rich-
tige Reihenfolge einhalten: Erst analysie-
ren, dann investieren. Oftmals wird in den
unteren Spannungsebenen die Analyse
nicht für nötig gehalten und nach altem
Schema in konventionelle Technik inves-
tiert. Meine Botschaft lautet hier: Man
muss zunächst genauer hinsehen und
mit geeigneter Software – zum Beispiel
mit Neplan – die Netze analysieren. Das
lohnt sich für den Netzbetreiber! Denn mit
unserer Analyse wird der Ausbau erheb-
lich wirtschaftlicher. Wir bieten neben der
Ingenieur-Dienstleistung für die Planung
mit Neplan und den Schulungen auch die
passende Software an.
Sind die Trends in Europa oder sogar weltweit die gleichen wie in Deutschland? Können wir unsere Lösungen übertragen?
Als Exportnation muss es unser Inte-
r esse sein, dass die Nachbarstaaten
unsere Lösungen auch anwenden kön-
nen. Anders dürfen wir die Energiewen-
de gar nicht gestalten, sonst schießen wir
ein Eigentor. Wenn man aber ins Ausland
schaut, merkt man, dass andere vielleicht
schon Lösungen entwickelt haben, die wir
ebenso verwenden können. Aufgrund von
sowieso schwächeren Netzen oder aus
ganz anderen Gründen ist man in diesen
Ländern bereits heute mit Fragestellungen
konfrontiert, die auf uns zukünftig zukom-
men könnten.
Weitere Infos: britta.buchholz@de.abb.com
„Planungsgrundsätze
müssen überdacht und
weiterentwickelt werden.“
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22 ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
Der perfekte Sandstrahler
Weiße Kreuze auf rotem Grund: In der Lösung von Robofact wurde ein „Swiss Edition“ IRB 140 installiert.
23ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
In der Medizintechnik wird höchste und reprodu-
zierbare Qualität gefordert. Das schweizerische
Unternehmen Robofact hat dafür mit einem ABB-
Roboter eine Lösung für das Sandstrahlen von
Präzisionsteilen realisiert.
Für medizinische Implantate und
Instrumente gelten aus einsich-
tigen Gründen besondere Quali-
tätsanforderungen. Die Gesund-
heit der Patienten lässt keinen Spielraum
für Mängel. Was gefertigt wird, muss über-
prüfbar so produziert werden, dass es den
anspruchsvollen Kriterien für den Einsatz
am und im menschlichen Körper genügt.
„Uns hat eine Medizintechnikfirma
kontaktiert, die eine neue Lösung für das
Sandstrahlen einiger ihrer Produkte such-
te“, erklärt Roland Egli, Geschäftsleiter der
Robofact AG aus dem schweizerischen
Gossau. „Die Maximierung der Prozess-
sicherheit stand dabei im Vordergrund.“
Die Ausgangslage: Manche Produkte
des Endkunden werden im Fertigungspro-
zess sandgestrahlt. Die Oberfläche einiger
dieser Werkstücke ist aber so beschaffen,
dass kein Unterschied zwischen einem
behandelten und einem unbehandelten
Werkstück erkennbar ist. Es lässt sich
optisch also nicht kontrollieren, ob die
gesamte vorgesehene Oberfläche vom
Sandstrahl bestrichen wurde. Differen-
zen in der Intensität und Dauer des Strah-
lens bleiben ebenfalls unsichtbar. Bisher
wurde der Fertigungsschritt manuell von
einem Angestellten ausgeführt. Dies war
eine anspruchsvolle Aufgabe, die Konzen-
tration und eine ruhige Hand erforderte.
Hohe, reproduzierbare Qualität„Die Automatisierung dieser Arbeit wäre
noch vor einigen Jahren an der Komple-
xität der Rahmenbedingungen geschei-
tert“, so Egli. Aber mit einer übergeord-
neten Steuerung, die auch Variablen wie
die Zusammensetzung der Abrasivmittel
und den Druck des Luftstroms kontrolliert,
sei dies nun machbar geworden.
Die Lösung hat Robofact zusammen
mit der Sablux Technik AG realisiert, die
ihr Know-how im Sandstrahlen einbrach-
te. „Für die Sandstrahlzelle forderte der
Endkunde die gleichbleibend hohe, repro-
duzierbare Qualität des Prozesses – also
jedes Werkstück einer Serie über dessen
ganze vorgesehene Bearbeitungsfläche
lückenlos mit dem gleichen Druck unter
demselben Winkel zu bestrahlen.“ Ande-
re Dimensionen, die üblicherweise bei der
Automatisierung einen hohen Stellenwert
genießen – wie Verarbeitungsgeschwin-
digkeit und Autonomie des Systems – sei-
en sekundär gewesen.
Im Anforderungskatalog war der Ein-
satz eines ABB-Roboters festgeschrieben.
Der Endkunde hatte bereits drei bewähr-
te Roboter des Unternehmens in Betrieb.
„ABB-Roboter genießen einen sehr guten
Ruf, wenn es um anspruchsvolle Bear-
beitungsaufgaben wie Schleifen, Fräsen
oder eben Sandstrahlen geht“, so Egli.
Das sei für seine Firma ein Hauptgrund
gewesen, ABB-Roboter für Kundenpro-
jekte ins Angebot aufzunehmen.
IRB 140 bewegt WerkstückIn der Lösung für die Medizintechnik-
firma wird der Roboter selbst – ein IRB
140 – durch eine Gummischleuse vom
Sandstrahlbereich abgeschirmt. Er lenkt
nicht den Sandstrahl, sondern bewegt
das Werkstück, nachdem er es von der
Zuführung geholt hat. Damit kommt nur
ein Teil des Greifers, der die zu bestrahlen-
den Teile dahinter in der programmierten
Bewegung in den Sand-Luft-Strom führt,
in Kontakt mit den Abrasivmitteln.
In diesem anspruchsvollen Projekt
zeichnete Robofact für die Gesamtkon-
zeption, die Steuerung, die Greifertech-
nik, die Sensorik sowie die Zuführung der
Bauteile verantwortlich. Die automatisierte
Sandstrahlanlage wurde im Frühling 2014
installiert und funktioniert zur vollen Zufrie-
denheit des Endkunden. Die Validierung
des Prozesses mit allen Abnehmern in die-
sem sensiblen Geschäftsfeld ist auf guten
Wegen.
Weitere Infos: tobias.krieg@de.abb.com
wurde 1996 von Roland Egli gegrün-
det und zählt heute rund 30 Mitar-
beiter. Die inhabergeführte Firma mit
Sitz in Gossau (Schweiz) erarbeitet
und realisiert individuelle Automati-
sierungslösungen in der Industrie,
für die Medizintechnik sowie für die
Lebensmittelindustrie. In ihren Ver-
suchszellen entwickelt und testet
Robofact zudem Prozesse in den
gängigen Verfahren wie Wasserstrahl-
schneiden oder Sandstrahlen. Auch
mehrere spanende Bearbeitungs-
zellen stehen für Kundenversuche
bereit.
Weitere Infos: www.robofact.ch
Robofact
24 ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
„Oans, zwoa, g’schpült!“In kürzester Zeit hygienisch reine Bierkrüge – für die Spülmaschine STF Bavaria
von Winterhalter ein Kinderspiel. Daher setzen die Wirte auf dem Münchner Ok-
toberfest seit gut 20 Jahren auf die Spültechnik des schwäbischen Familienunter-
nehmens. Für den zuverlässigen Dauerbetrieb der Geräte sorgen unter anderem
die Sicherungsautomaten System pro M compact S 200 sowie B7 Kleinschütze
und AF16 Schaltschütze von ABB.
aus fast allen Produktreihen der Firmen-
gruppe arbeiten beim Münchner Oktober-
fest quasi rund um die Uhr. In großen Fest-
zelten liefern bis zu sechs Geräte sauberes
Geschirr am laufenden Band.
Kühle Gläser für erfrischendes BierMit der STF Bavaria hat das Unter-
nehmen eigens für die Anforderungen
auf dem bayerischen Volksfest eine
Bandtransportspülmaschine für Bier-
krüge entwickelt, die in kürzester Zeit
gewaltige Mengen von Gläsern bewältigt.
In einer Stunde schafft sie bis zu 2.800
Maßkrüge. Rechnerisch verlässt somit
fast jede Sekunde ein hygienisch gespül-
ter Maßkrug die Maschine.
Das Besondere dabei: Die Gläser kön-
nen kalt nachgespült und somit sofort
nach der Reinigung wieder für den Aus-
schank verwendet werden. So bleibt das
Bier kühl und der Schaum stabil – und
darauf legen die Gäste, die rund zehn
Euro pro Maß bezahlen, großen Wert.
Zuverlässigkeit ist TrumpfUm im Akkord hygienisch einwand-
freie Spülergebnisse zu liefern, müssen
die Maschinen verlässlich Höchstleistun-
gen bringen. Dafür sorgen auch Kompo-
nenten von ABB, auf die Winterhalter bei
seinen Spülsystemen seit mehr als 40 Jah-
ren setzt. Unter anderem kommen Siche-
rungsautomaten System pro M compact
S 200 sowie B7 Kleinschütze und AF16
Schaltschütze von ABB zum Einsatz.
„Die ABB-Komponenten passen her-
vorragend in das Gesamtpaket unserer
Spülsysteme. Denn wer hohe Qualität pro-
duzieren möchte, muss natürlich auch auf
Qualität zurückgreifen“, sagt Dr. Stephan
Wild, Leiter der Abteilung Entwicklung
und Konstruktion bei Winterhalter. „Das
Preis-Leistungs-Verhältnis von ABB hat
uns ebenfalls überzeugt.“
Die Sicherungsautomaten System pro
M compact S 200 von ABB schützen die
Winterhalter-Maschinen zuverlässig vor
Überlasten und Kurzschlüssen. Damit
gewährleisten sie den sicheren Dauer-
betrieb der Geräte – gerade bei Großver-
anstaltungen wie dem Oktoberfest das
A und O für die Gastronomen. Die Kom-
ponenten bewahren die Spülmaschinen
bei Funktionsstörungen einzelner Bautei-
le vor größeren Schäden. Die Produktrei-
Vertrauensvolle Partnerschaft: Winterhalter-Entwicklungsleiter Dr. Stephan Wild (r.) und Stefan Kornes vom Vertrieb der ABB.
Bratwurst, Brezn, Bier – beim
Münchner Oktoberfest spie-
len deftige Gaumenfreuden die
Hauptrolle. Gut sieben Millio-
nen Maß Bier fließen durch durstige Keh-
len, 120.000 Schweinswürstl und mehr als
eine halbe Million Hendl werden verspeist.
Für die Gastronomen in den Festzelten
bedeutet das täglich riesige Berge schmut-
ziger Bierkrüge und Teller, die es schnell
und hygienisch absolut rein zu spülen gilt.
Den Großteil dieser Aufgabe übernehmen
seit gut 20 Jahren die gewerblichen Spül-
systeme aus dem Hause Winterhalter. Die
Mehrheit der Wiesn-Wirte vertraut den Rei-
nigungstechnologien des weltweit erfolg-
reichen Familienunternehmens. Maschinen
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An
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rich
25ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
he entspricht den Bestimmungen IEC/EN
60898 und IEC/EN 60947-2.
Auch die B7 Kleinschütze von ABB
eignen sich für Anwendungen, die hohe
Anforderungen an die Funktionssicherheit
stellen. Mit der Bemessungsbetriebsleis-
tung AC-3 5,5 kW bei 400 V vereinen sie
Leistungsstärke mit kompakter Bauweise
und ermöglichen so einen platzsparenden
Einbau. Abmessungen, technische Daten
und Sortimentsvielfalt bringen Winterhal-
ter maximale Flexibilität bei der Konstruk-
tion der Spülsysteme.
80 Prozent weniger EnergieEbenfalls eine kompakte Konstruktion
gestatten die innovativen AF16 Schalt-
schütze von ABB mit einer Bemessungs-
betriebsleistung AC-3 7,5 kW bei 400 V.
Sie sichern selbst in instabilen Netzen
1,05Maßtrinkt jeder Oktoberfest-
besucher rechnerisch.
9,45
1993
EUR DM
geleertgefüllt gespült
Maß kann eine Wiesn-
Bedienung im Durch-
schnitt auf einmal tragen.
Zahlen rund um die Maß auf der Wiesn
330 min s min3
2014
10,10
31.390
92.000 Krüge könnten alle Winterhalter-Maschinen
auf der Wiesn pro Stunde spülen.
Maß werden pro Stunde getrunken.
gefüllt
1,3
2,3
kg
kg
bei Spannungsspitzen und Überspan-
nungen zuverlässig den Betrieb der
Maschinen.
Zu den Stärken der B7 Kleinschüt-
ze und der AF16 Schütze, die Winterhal-
ter zum Schalten der elektrischen Heiz-
elemente für den Trocknungsprozess
einsetzt, gehört ihre Energieeffizienz.
So verbraucht die elektronisch geregel-
te Spule der AF-Produktreihe bis zu 80
Prozent weniger Energie als herkömmli-
che Varianten. Mit diesem Merkmal pas-
sen die ABB-Komponenten perfekt in das
Energiesparkonzept von Winterhalter.
24-Stunden-Service auf der WiesnObendrein bietet Winterhalter den
Gastronomen einen erstklassigen Ser-
vice – gerade auch während des Okto-
berfests. So sind zwei Servicetechniker
des Unternehmens täglich rund um die
Uhr auf der Wiesn. Dank einer Service-
hotline für die Wirte kommen die Winter-
halter-Spezialisten in der Regel innerhalb
von zehn bis maximal 30 Minuten zum
Festzelt.
Den Service, den Winterhalter seinen
Kunden bietet, erwartet das Unterneh-
men auch von seinen Lieferanten. Und
auch hier punktet ABB, wie Dr. Stephan
Wild betont: „ABB reagiert auf alle unse-
re Anfragen schnell und kompetent.“ Und
das bildet die Basis für eine jahrzehnte-
lange, erfolgreiche Geschäftsbeziehung
zwischen Winterhalter und ABB.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
26 ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
Sicherheit am laufenden BandDie neue Sicherheits-SPS AC500-S bildet für Sandvik
Materials Technology die Plattform, um separate Sicher heits-
bereiche der Walzstraße im Kaltwalzwerk Sandviken
zu überwachen. Die Hardware- und Softwarekompatibilität
mit der Standard-SPS AC500 hat die Nachrüstung
wesentlich erleichtert.
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San
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Mate
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In Sandviken am See Storsjön liegt noch heute ein Werk von Sandvik, das hier 1862 gegründet wurde. Inzwischen gehört Sandvik zu den größten Industrieunternehmen Schwedens mit weltweit 47.000 Mitarbeitern. Bekannt ist es für seinen legendären Schwedenstahl.
27ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
Das Kaltwalzwerk von Sandvik ist
der Kern der Produktionsanla-
ge für Präzisionsbandstahl am
Standort Sandviken in Schwe-
den. Es wurde im Laufe der Zeit schon
mehrfach nachgerüstet, zuletzt mit Ser-
vomotoren, einer neuen Maschinensteue-
rung mit Standard-SPS AC500 und Touch-
screen-Bedienpanels von ABB.
Um die Sicherheit der 20 m langen
Walzstraße zu erhöhen, hat das Walzwerk
die Maschinensteuerung mit SPS-Sicher-
heitsmodulen der Serie AC500-S ergänzt.
Die vernetzte Architektur verwendet das
PROFI safe-Protokoll über PROFINET und
bietet eine unabhängige Überwachung
von sechs separaten Sicherheitsberei-
chen. Durch die zonenweise Aufteilung
können Teile der Maschine betriebsbe-
reit bleiben, während ein Bediener siche-
ren Zugang zu einer anderen Zone hat.
Für die Sicherheit sorgt die Abschaltung
der Spannung.
Etwa 50 Sicherheits-E/A-Kanäle der
SPS sind mit den Sicherheitszuhaltun-
gen der Türen, dem Lichtvorhang-Schutz
sowie mit den Not-Aus-Tastern verbun-
den. Die E/As überwachen auch Druck-
schalter, die erkennen, ob die Hydraulik
während der Wartung abgeschaltet ist,
und regeln die Spannungsversorgung der
Motorantriebe. Mittels sicherer Drehzahl-
regelung wird gewährleistet, dass die Mit-
arbeiter ihre Finger nicht zwischen Band
und Walzen einklemmen.
Sandvik hat sich für die Sicherheits-
SPS AC500-S von ABB entschieden, da
das Unternehmen bereits gute Erfah-
rungen mit der nicht sicherheitsrele-
vanten Standard-SPS AC500 bei die-
ser Walzstraße und anderen Projekten
mit Maschinensteuerungen gemacht hat.
Zusätzlich vereinfacht die Gleitkommabe-
rechnung in der AC500-S die Program-
mierung der geforderten Sicherheits-
überwachungen, zum Beispiel bei der
Drehzahlberechnung.
Problemlose NachrüstungDass bei dieser Walzstraße die AC500
bereits eingesetzt war, hat die sicher-
heitstechnische Nachrüstung deutlich
vereinfacht. Das Hardwarekonzept der
Sicherheits-SPS ist identisch mit der Stan-
dardausführung. Diese Kompatibilität zeigt
sich an gleichen Abmessungen der CPU
und der E/A-Module sowie gleichen Mon-
tage- und Verdrahtungsschemas. Damit
können die sicherheits- und nicht sicher-
heitsrelevanten Funktionen in einem Sys-
tem kombiniert werden.
Die Sicherheits-SPS AC500-S ist
die neueste Ergänzung der bekann-
ten SPS-Serie AC500. Sie besitzt
eine Zwei-Prozessor-Architektur,
die SIL3 (IEC 61508:2010 und IEC
62061) beziehungsweise PL e (ISO
13849-1) erfüllt, und ist ideal, um
komplexe Sicherheitsanwendungen
zu beherrschen. Konfiguration und
Programmierung der Sicherheits-SPS
AC500-S erfolgen mit dem PS501
Control Builder Plus, der ein fester
Bestand teil der integrierten Enginee-
ring Suite Automation Builder ist.
SPS AC500-S
Die Sicherheits-SPS AC500-S ist
Die integrierte Sicherheits-SPS läuft
selbst dann, wenn die nicht sicherheits-
relevante SPS zu Wartungszwecken
gestoppt wird. Das Personal kann sich
weiter in der Maschine bewegen.
Einfache ProgrammierungDer Automation Builder, die integrierte
Engineering Suite von ABB, vereinfacht die
Programmierung der Sicherheitslösung.
Darin enthalten sind unter anderem die
Programmierung der Sicherheits-SPS mit
CODESYS und die PLCopen-Sicherheits-
bibliothek. ABB lieferte zudem ein eige-
nes Tool zur Analyse des Sicherheits-
codes (SCA: Safe-Code-Analyser), um
die Regeln bei der Sicherheitsprogram-
mierung zu prüfen.
Das Projekt wurde bereits vor der
Markt einführung der neuen Sicherheits-
SPS durchgeführt. Bei zahlreichen Pilot-
anwendungen hat Sandvik die AC500-S
intensiven Praxistests, die ein Produktent-
wicklungsteam von ABB begleitete, unter-
zogen. Seither hat Sandvik die Sicherheits-
SPS bei drei weiteren Nachrüstprojekten
eingesetzt. „Wir waren sehr froh, in der
Sicherheits-SPS von ABB eine so einfa-
che Lösung zur Nachrüstung eines moder-
nen Schutzsystems gefunden zu haben,
das sich direkt in die vorhandene SPS
inte grieren ließ“, sagt Torbjörn Petters-
son, Entwicklungsingenieur bei Sandvik
Materials Technology.
Dass ABB das komplette Spektrum
der für dieses Projekt benötigten Maschi-
nenregelungskomponenten liefern konn-
te – von den nicht sicherheitsrelevanten
und den sicherheitsrelevanten Varian-
ten der SPS bis zu den Bedienpanels,
Motorantrieben und Schützen sowie der
sicherheitstechnischen Hardware – ver-
einfachte und beschleunigte die Nach-
rüstung. Der modulare Aufbau der neuen
Lösung bedeutet auch, dass sich künftige
Upgrades oder Modifikationen der Sicher-
heitsfunktionen einfach realisieren lassen.
Weitere Infos: motors.drives@de.abb.com
„Der modulare Aufbau der
neuen Sicherheitslösung
bedeutet auch, dass sich
künftige Upgrades einfach
realisieren lassen.“
28 ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
Leckerer Frischkäse? Aber sicher!In der Hochland-Käserei in Schongau setzt Sicherheits-
technik von ABB die Safety-Standards. Auch im jüngst
modernisierten Kühlbereich für die Frischkäse-Produktions-
linie erfüllen die Komponenten alle Anforderungen an
Anlagen verfügbarkeit, Hygiene und Arbeitsschutz.
sor wird nur bei geschlossener Tür und
einem definierten Schaltabstand der bei-
den Komponenten aktiviert. Bei Fehlern
erfolgt sofort ein Stoppsignal. Adam und
Eva halten den teils extremen Bedingun-
gen in einer Käserei problemlos stand und
sind durch ihr Design ohne schmutzanfäl-
lige Kanten und Öffnungen auch in den
Hygienezonen bei Hochland einsetzbar.
Die Lösung hat sich bei Hochland
so gut bewährt, dass das Unterneh-
men bald weitere Komponenten ergänz-
te. „ABB ist unser Standard für Sicher-
heitstechnik“, sagt Anton Eicher. Dies
gilt auch für die aktuelle Modernisierung
des Kühlbereichs für die Almette-Linie. Er
Hochland gehört mit mehr als 4.200
Mitarbeitern und einem Umsatz von
1,2 Mrd. Euro in 2013 zu den größten
privaten Käseherstellern in Europa.
Das Unternehmen mit Sitz in Hei-
menkirch im Allgäu ist national und
international in allen bedeutenden
Käsesegmenten vertreten. Käse aus
dem Hause Hochland wird in rund 30
Ländern vertrieben.
Weitere Infos: www.hochland-group.de
Hochland SE
Kompetenz für Käse. So lautet der
Slogan der Hochland Unterneh-
mensgruppe, einem der größten
privaten Käsehersteller in Euro-
pa. Zu den bekannten Marken des 1927
gegründeten Familienunternehmens gehö-
ren der Alpenfrischkäse Almette und die
mediterrane Käsespezialität Patros. Beide
Marken produziert Hochland am Standort
Schongau, einer der bedeutendsten euro-
päischen Fertigungsstätten für Frisch- und
Weichkäse.
Neben höchster Produktqualität hat für
Hochland die Sicherheit der Beschäftig-
ten Priorität. Hier vertraut Hochland seit
rund sechs Jahren auf Safety-Produkte
von ABB. Anton Eicher, Leiter Automati-
sierung & Zentrale Instandhaltung im Werk
Schongau, schätzt vor allem die Robust-
heit der ABB-Sicherheitstechnik. „Auf-
grund der Bedingungen in der Weichkäse-
rei mit heißen Dämpfen, Reinigungslauge
und Hochdruckreinigung fielen unsere frü-
heren Zungensicherheitsschalter häufig
aus. Mit dem System Eden konnten wir
das Problem beheben“, betont er.
Robuste Technik ist TrumpfDer berührungslose ABB-Sicherheits-
sensor Eden für verriegelte Türen oder
Hauben besteht aus zwei sich ergän-
zenden Teilen: Adam und Eva. Der Sen-
Hochland produziert seine Frischkäse-Marke Almette im Fertigungswerk in Schongau. Fo
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29ABB about 4 |14
Fertigungsautomation
bringt den heiß abgefüllten Frischkäse auf
Lagertemperatur.
60.000 Becher im GriffJe acht 150-g-Fässchen werden in Kar-
tontrays gesetzt und auf Tabletts platziert.
Eine von zwei Beladestationen transpor-
tiert die auf Rollen gelagerten Bleche in
den Kühlbereich und verteilt sie auf die
insgesamt 25 Etagen der Anlage. Voll
ausgelastet fasst sie über 60.000 Becher
Frischkäse.
Drei Entnahmestationen leiten die Trays
entweder zu einer Großgebinde-Packsta-
tion oder zu zwei Verdecklern, die einen
Kartondeckel auf die Trays setzen. Ein
ABB-Palettierroboter IRB 640 stapelt die
Trays mit einem Sauggreifer auf Paletten,
die über eine Förderstrecke zu einem
Folien wickler und ins Kühllager gelangen.
Hohe Verfügbarkeit garantiertSicherheitstechnik wird vor allem bei
den Zugangstüren zur Kühlspeicheran-
lage und bei Maschinenabtrennungen
benötigt – und das den neuesten Anfor-
derungen der Maschinensicherheit ent-
sprechend. Stand früher die gesamte
Anlage still, wenn ein Schalter nicht sau-
ber geschlossen war, kommt es nun auf
optimale Verfügbarkeit an. „Die Bereiche
müssen unabhängig voneinander abzu-
schalten sein, damit die Produktion in den
nicht betroffenen Segmenten weiterlaufen
kann“, betont Anton Eicher. Für ihn hat die
ABB-Lösung weitere Vorteile: „Als Verant-
wortlichem für das Ersatzteillager kommt
mir eine standardisierte Lösung für das
gesamte Werk sehr entgegen. Auch unse-
rer technischen Produktionsbetreuung hilft
es, wenn sie sich nur mit einem System
befassen muss. Die ABB-Komplettlösung
bietet beides – Zuverlässigkeit und guten
Service inklusive.“
Das Engineering der Sicherheitslösung,
deren Sicherheitsfunktionen nach EN ISO
13849-1 durchgängig den Performance
Level PL d erfüllen müssen, realisierte das
Ingenieurbüro LKE GmbH & Co. KG, ein
langjähriger Partner von ABB.
Pluto als Herzstück Das Projektteam installierte neben vier
ABB Safety Controllern vom Typ Pluto B46
zwölf ABB-Sicherheitszuhaltungen Knox
aus Edelstahl für die Zugangstüren zur
Kühlspeicheranlage sowie elektromagne-
tische Zuhaltungen Magne für die Maschi-
nenabtrennungen. Ausgestattet mit einem
kombinierten Rückstellungs- und Zuhalte-
mechanismus verhindert Knox das Betre-
ten eines Gefahrenbereichs, wobei ein
Innengriff als Fluchtentsperrung dient. Die
elektromagnetische Zuhaltung Magne wur-
de speziell für den Einsatz in Industrieum-
gebungen konzipiert, die einen Tür- oder
Klappenschluss mit einer Kraft von bis zu
1.500 N erfordern. Entlang der Anlage rea-
lisieren mehrere ABB-Bedieneinheiten des
Typs JSD-COMMAND sicherheitsgerich-
tete Bedienstellen. Mit ihnen lassen sich
unter anderem die Maschinen quittieren,
stoppen oder starten; ebenso lässt sich
eine Türöffnung anfordern.
Herzstück der Lösung sind die vier
Pluto-Sicherheitssteuerungen. Die Safe-
ty Controller koordinieren die gesam-
te Sicherheitstechnik der Anlage. Steht
eine Tür offen, sendet Pluto die Information
an die übergeordnete Steuerung, die den
entsprechenden Bereich visualisiert. Der
Operator in der Leitzentrale erkennt sofort,
welche Tür geöffnet ist. Die Kommunikati-
on der vier Safety Controller erfolgt über
einen sicheren CAN-Bus. Ein Profibus-
Gateway vernetzt das System mit der
übergeordneten Steuerung.
Alle mit dem Sicherheitsbus verbunde-
nen Pluto-Einheiten agieren als Master.
Sie können die Ein- und Ausgänge der
anderen Pluto-Geräte erkennen und die
eigene Funktion anpassen. Das ermöglicht
unabhängig von der Zahl der angeschlos-
senen Sicherheitsbauteile einen Perfor-
mance Level bis zu PL e. Anton Eicher
ist hochzufrieden: „Wir haben zuverlässi-
ge Sicherheitstechnik gesucht und ABB
gefunden.“
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
Oben: Der ABB-Sicherheitssensor Eden mit den Komponenten Adam und Eva punktet mit Zuverlässigkeit.
Rechts: Mit dem Sauggreifer stapelt der Palettier roboter die Frischkäse-Trays für den Weitertransport ins Kühllager.
30 ABB about 4 |14
Prozessautomation
Fo
to:
Math
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rnert
„Mit Modularisierung wettbewerbsfähig bleiben“
Der globale Wettbewerbsdruck in der Prozess-
industrie macht Schnelligkeit und Flexibilität zu
wichtigen Erfolgsfaktoren. Die Zeitspanne von
der Entwicklung bis zur fertigen Anlage muss
kurz sein. Daher setzt die chemische Industrie
auf die Modularisierung von Prozessanlagen.
Axel Haller vom Global Competence Center
Chemical der ABB Automation GmbH erläutert,
welche Automatisierungslösungen – auch im
Rahmen von Industrie 4.0 – möglich sind.
about: Wie ist die Marktsituation in der chemischen Prozessindustrie?
Axel Haller: Die chemische Industrie
steht in Europa stark unter Druck. Inter-
nationale Großunternehmen haben gro-
ße Produktionsanlagen in Asien oder in
den USA erstellt – solche Anlagen werden
wir in Europa nicht mehr bauen. Unsere
Chancen in Europa sind Feinchemie und
Produkte mit einem kurzen Lebenszyklus.
Entsprechend muss der Markt reagieren:
Während es früher mehrere Jahre dauer-
te, bis eine Anlage aufgebaut war, muss
es heute einfach schneller gehen. Die Idee
ist, mit Modularisierung wettbewerbsfä-
hig zu bleiben.
Was bedeutet das konkret?Um ein Produkt schnell an den Markt
zu bringen, wird statt einer großen Anla-
ge zunächst eine etwas größere Laboran-
Axel Haller erläutert, wie sich Module mit und ohne eigene Intelligenz bei
der Integration in ein übergeordnetes Leitsystem unterscheiden.
31ABB about 4 |14
Prozessautomation
lage modular errichtet. Steigt der Absatz,
können flexibel weitere modulare Anlagen
ergänzt werden. Wenn der Lebenszyklus
des Produkts endet, werden die Module
umgebaut und für ein neues Produkt ver-
wendet – das kann sogar an einem ande-
ren Ort sein, beispielsweise dort, wo die
produzierten Lacke oder Pflanzenschutz-
mittel gerade benötigt werden.
Welche Forderungen richten Sie mit Blick auf die anstehende Entwicklungsarbeit an die beteiligten Interessengruppen?
Die Anlagenbauer und -betreiber soll-
ten firmeninterne Standards reduzieren
sowie mehr globale Standards definieren
und akzeptieren. Für Modulbauer wäre es
wichtig, ihre Produkte ganzheitlich inklu-
sive Automatisierung zu betrachten und
zu entwickeln. Wir Automatisierer müs-
sen systemneutrale Standards entwickeln
und modularisierte Lösungen bereitstel-
len. Derzeit scheint keiner der Beteilig-
ten bereit zu sein, im Alleingang den ers-
ten Schritt zu tun. Umso wichtiger ist es,
hier am Ball zu bleiben und die Entwick-
lung in einer koordinierten Anstrengung
voranzutreiben.
Welche Module unterscheiden Sie bei der Integration in ein übergeordnetes Leitsystem?
Wir unterscheiden zwischen Modulen
mit eigener PLC, also mit eigener Steu-
erung und Intelligenz, und solchen ohne
Intelligenz, die nur mit I/O ausgestattet
sind. Beide Arten müssen wir in die Auto-
matisierungslösung integrieren. Die intelli-
genten Module koppeln wir zum Beispiel
über OPC UA an das übergeordnete Leit-
system an. Sie sind dann in der Lage, auf
entsprechende Befehle hin ihre Aufgabe
auszuführen. Die nicht intelligenten Modu-
le können nur physikalische Daten liefern.
Deshalb benötigt man zu ihrer Steuerung
eine systemneutrale Funktionsbeschrei-
bung, die im Leitsystem implementiert und
getestet wird. Zwar sind derzeit Modu-
le ohne Intelligenz noch gebräuchlicher,
die intelligenten Module könnten jedoch
die Zukunft sein – auch im Rahmen von
Industrie 4.0.
Welche Vorteile bieten intelligente Modu-le in der Industrie 4.0?
Grundsätzlich gibt es im Industrie-
4.0-Szenario zu jedem realen Objekt eine
virtuelle Entsprechung. Durch diese bei-
den Ebenen können wir auf einer weiteren
Ebene zusätzliche Services und Informati-
onen anbieten. Die Module mit Intelligenz
könnten als cyber-physische Systeme
zugleich virtuell im Web mit Simulationen,
mit allen ihren Eigenschaften abgebildet
sein – und sie könnten auch eine Selbst-
auskunft geben.
Was bringen solche Eigenschaften für das Engineering?
Durch solche Eigenschaften wäre das
Engineering mit intelligenten Modulen
wesentlich effizienter. Wenn das Modul
später bei einem Anlagenumbau in seiner
bisherigen Funktion nicht mehr gebraucht
wird, trägt es seine komplette Historie mit
Betriebsstunden und verarbeiteten Stof-
fen in sich. Dadurch kann es leicht wieder
gezielt eingesetzt werden.
Wie häufi g werden modulare Anlagen in Zukunft umgebaut werden?
Nach Aussagen der Industrie könnten
modulare Anlagen bis zu drei Mal pro Jahr
umgebaut werden. Das würde mit intel-
ligenten Modulen nur bedeuten, die Ver-
schaltung und die Ablaufsteuerung neu zu
erstellen, würde also einen vergleichswei-
se kleinen Aufwand erfordern. Dagegen
kann es mit dem I/O-Modul notwendig
werden, die im System integrierte Auto-
matisierungslogik neu anzulegen.
Wie werden die modularen Anlagen der Zukunft gesteuert werden?
Das künftige Bedienen und Beobach-
ten wird in Fachkreisen intensiv diskutiert.
Bisher wird die Steuerung sehr detailliert
visualisiert. Für eine modulare Anlage mit
häufigen Umbauten und großer Flexibilität
ist eine detaillierte Visualisierung weniger
geeignet. Der Blick auf das große Ganze
würde verloren gehen; wir sprechen hier
von einem Schlüssellocheffekt. Zudem
müssten die Mitarbeiter in sehr kurzer
Folge neu geschult werden. Stattdessen
könnten die Anlagen in Zukunft über Key
Performance Indicators (KPIs) gefahren
werden, die Informationen über die wich-
tigsten Prozessparameter und Anlagen-
teile liefern.
Ist die modularisierte Automatisierung für die nahe Zukunft eher Wunschmu-sik oder wird sie sich auf breiterer Front durchsetzen?
Es lässt sich noch schwer prognosti-
zieren, welchen Umfang die Modularisie-
rung in Zukunft haben wird. Aber bereits
jetzt erleben wir, wie der gestartete Pro-
zess und das Ringen um die beste Lösung
positiv wirken. Initiativen wie Industrie 4.0,
Engineering-Effizienz und die auf KPI
bezogene Anlagenfahrweise werden die
Prozessautomation in der chemischen
Industrie insgesamt voranbringen.
Weitere Infos: axel.haller@de.abb.com
„Steigt der Absatz,
können flexibel weitere
modulare Anlagen ergänzt
werden. Wenn der
Lebenszyklus des Pro-
dukts endet, werden die
Module umgebaut.“
32 ABB about 4 |14
Prozessautomation
Migriert und nonstop produziertUm auch künftig eine hohe Qualität und eine effiziente Produk-
tion gewährleisten zu können, migrierte die Martinswerk GmbH
ihre gesamte Leittechnik auf das Freelance-System von ABB. Da
der laufende Betrieb nicht beeinträchtigt werden sollte, erfolgte
die Umstellung Schritt für Schritt – mit überzeugendem Ergebnis.
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Mit neuer Leittechnik für die Zukunft gerüstet: Die Martinswerk GmbH zählt zu den weltweit bedeutendsten Anbietern von chemischen Spezialprodukten auf der Basis von Aluminiumhydroxid und Aluminiumoxid.
33ABB about 4 |14
Prozessautomation
Messwarten wurden um- beziehungswei-
se abgebaut, eine Warte wurde von Grund
auf saniert und komplett neu errichtet,
Leitsysteme wurden zusammengeführt.
Ein Leitsystem – drei VisualisierungenBei der Migration im Martinswerk kam
der Vorteil zum Tragen, dass ABB-Leit-
systeme von unterschiedlichen Oberflä-
chen aus bedient werden können. Mit
800xA, Freelance DigiVis und Panel 800
sind nun drei Prozessvisualisierungen im
Einsatz, die sich in der Anwendung bes-
tens ergänzen.
Mit der Visualisierung des Leitsys-
tems 800xA, seiner High-Performance-
HMI (Human Machine Interface), bietet
ABB den Anwendern einen konsisten-
ten Zugriff auf unternehmensweite Daten
und ermöglicht die Interaktion mit vielen
Applikationen von jedem angeschlosse-
nen Client aus. Besonders leicht zu bedie-
nen ist DigiVis, die Standardbedienober-
fläche des Prozessleitsystems Freelance:
Zum einen basiert es auf der grafischen
Benutzeroberfläche von Microsoft Win-
dows, zum anderen sorgt eine klar struk-
turierte Informationshierarchie für Über-
sichtlichkeit. Neben den neu installierten
DigiVis-Vorort-Terminals steigern auch
die ABB-Panel-800-Bedien- und Infor-
mationsstationen die Informationsquali-
tät deutlich und machen die Arbeit des
Betriebspersonals wesentlich effizienter.
Unter einer BedienoberflächeUm die Produktion aufrechterhalten zu
können, erfolgte die Umstellung schritt-
weise. Zu Beginn des Projekts musste
ein Mischbetrieb aus der alten und neu-
en Technik mit gleicher Bedienung reali-
siert werden. Das gelang mithilfe des Leit-
systems OperateIT B (OIT-B) von ABB.
„Das Projekt glich einer Herztransplanta-
tion. Aber mit unseren Leitsystemen ist es
möglich, Systeme aus den 1980er-Jahren
gemeinsam mit den modernen Freelance-
Controllern unter einer Bedienoberflä-
che zu betreiben“, erklärt Günter Sie-
mer, projektleitender Ingenieur bei der
ABB Automation GmbH. Nach dem OIT-
B-Zwischenschritt erfolgte die Online-
Umstellung der Bedienung auf das Sys-
tem 800xA mit dessen HMI.
„Durch die jederzeit zielgerichtete Pro-
jektführung des ABB-Teams konnten wir
auch die schwierigen Phasen der Zusam-
menlegung und Umbauten der Messwar-
ten zusammen mit unseren Mitarbeitern
meistern“, sagt Dr. Ingo Heim, Leiter der
Abteilung Projekte bei der Martinswerk
GmbH. „Das Projekt ist ein großer Meilen-
stein für die Martinswerk GmbH“, ergänzt
Dr. Claudius Goße. „Die neue Leittech-
nik bildet den Grundstein für eine effizi-
ente und zukunftsorientierte Produktion
und ist die Basis für künftige Produkt-
innovationen.“ Sogar in den USA hinterließ
das Projekt bleibenden Eindruck. „Unsere
Konzernleitung war überaus beeindruckt,
dass es dem Martinswerk gelungen ist,
ein Projekt einer solchen Größenordnung
termin- und budgetgerecht umzusetzen“,
berichtet Rene Heijenberg, Projektmana-
ger bei der Albemarle Corporation.
Weitere Infos: guenter.siemer@de.abb.com
Mehr als 100 chemische Spezi-
alprodukte wie Flammschutz-
mittel, Keramikzusätze oder
Füllstoffe stellt die Martins-
werk GmbH in ihrem Werk im nordrhein-
westfälischen Bergheim her. Das Unter-
nehmen mit rund 500 Mitarbeitern gehört
zur US-amerikanischen Albemarle Corpo-
ration. Die wichtigsten Kunden des Mar-
tinswerks kommen aus der Automobil-,
Kabel-, Keramik- und Farbenindustrie –
allesamt Branchen, in denen hohe Pro-
duktqualität und ständige Weiterentwick-
lung von großer Bedeutung sind.
Um Innovationen auch künftig mög-
lich zu machen, wurde die gesamte Leit-
technik im Werk Bergheim innerhalb von
nur zwei Jahren auf das Freelance-Sys-
tem von ABB migriert. 50 dezentrale Con-
tronic-P-Stationen aus den 1980er-Jah-
ren sowie alle Produktionslinien mit rund
20.000 E/As und zwei Kraftwerkkessel des
unternehmenseigenen Kohlekraftwerks
mussten in das neue System überführt
werden. „Änderungen in den Produktions-
abläufen oder Modernisierungsmaßnah-
men sind immer schwierig zu realisieren“,
sagt Martin Olschowski, Leiter der Abtei-
lung Prozessleittechnik bei der Martins-
werk GmbH. „Wir brauchten deshalb einen
Partner, der selbstständig und ohne Belas-
tung unserer Mitarbeiter eine störungs-
freie Umstellung ermöglichen konnte – und
zwar bei laufender Produktion“, ergänzt
Produktionsleiter Dr. Claudius Goße.
Die Wahl fiel auf ABB und das Free-
lance-System. Ein Kernteam von sechs
ABB-Spezialisten arbeitete größten-
teils in den werkseigenen Büros. Von
dort aus plante es den kompletten Aus-
tausch der in die Jahre gekommenen
Leitsys teme und ersetzte sie durch zwei
800xA- und vier DigiVis-Systeme sowie
AC 800F-Controller.
Ein Mammutprojekt: Von Anfang 2012
an bis Ende 2013 wurden auf dem gesam-
ten Werksgelände unter Regie von ABB in
15 verschiedenen Schalträumen 50 Con-
tronic-P-Stationen durch AC 800F-Cont-
roller mit 120 S900-Racks ersetzt. Sechs
Dank Kurzhubtastatur und Touchpad lässt sich die DigiVis-Vorort-Station leicht bedienen.
34 ABB about 4 |14
Prozessautomation
Es walzt und walzt und walzt ...Am Standort Nachterstedt produziert
die Novelis Deutschland GmbH hoch-
wertige Aluminiumbleche und -bänder
für die Automobil- und Verpackungs-
industrie. In mehreren Schritten hat
ABB das Automatisierungssystem bei
laufender Produktion modernisiert.
Zuletzt war die Antriebstechnik für die
Glüh- und Lackieranlage sowie für die
Beschichtungsanlage an der Reihe.
Stillstehende Fertigungsanlagen
bedeuten für Unternehmen Pro-
duktionsausfälle und finanzielle
Einbußen. Bei Wartungs- oder
Modernisierungsmaßnahmen ist es daher
oberstes Ziel, Anlagenstillstände gänzlich
zu vermeiden oder so kurz wie möglich
zu halten. Dieser Anspruch gilt auch bei
der Novelis Deutschland GmbH an ihrem
Standort Nachterstedt in Sachsen-Anhalt.
Mit ABB verbindet das Unternehmen eine
langjährige Partnerschaft. Seit mittlerwei-
le zwei Jahrzehnten arbeiten beide Firmen
bei der elektro- und automatisierungstech-
nischen Ausrüstung des Aluminiumwalz-
werks zusammen.
Der erste Auftrag aus dem Jahr 1994
sah vor, die komplette elektrische Aus-
rüstung für die neu errichtete Glüh- und Fo
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35ABB about 4 |14
Prozessautomation
Lackieranlage (GLA) sowie für eine Längs-
teilanlage zu installieren. Die Herausforde-
rung lag seinerzeit vor allem im Umfang
der Lieferungen, die sich von der Mittel-
spannungseinspeisung über die Installa-
tion eines Automatisierungssystems vom
Typ Advant Master mit 18 Controllern
MP200 RMC bis hin zu allen Antrieben
der Produktionsstraße erstreckten.
Modernisierung in mehreren SchrittenDie schrittweise Modernisierung des
Automatisierungssystems begann im Jahr
2000. Unter anderem wurden die Con-
troller der ersten Stunde durch solche
der Modellreihe Advant ersetzt. Control-
ler vom Typ AC450 RMC lösten die 18
alten MP200 RMC nach und nach ab.
2008 erhielt ABB den Auftrag, die Can-
End-Stock-(CES)-Anlage elektrisch aus-
zurüsten, in Betrieb zu nehmen und in die
GLA zu integrieren. Das Leitsystem 800xA
ersetzte das bisherige System Advant und
ermöglichte es, die vorhandenen Cont-
roller der GLA vom Typ MP200 RMC und
AC450 RMC ohne Änderungen zu behal-
ten sowie die CES mit acht Hochleistungs-
controllern AC800 PEC und 79 Frequenz-
umrichtern ACS800 auszurüsten.
Nahtlose Integration„Solche Umfänge bedeuten für jede Pro-
jektabteilung bei Engineering, Lieferung
und Inbetriebnahme eine enorme Heraus-
forderung“, erinnert sich Erich Eberle, Lei-
ter des Bereiches Metals bei ABB Auto-
mation. „Aufgrund der Erfahrung und der
technischen Expertise unserer Spezialisten
gelang es, das Projekt im vorgegebenen
Zeit- und Kostenrahmen und zur Zufrieden-
heit des Kunden abzuwickeln.“ Dank der
Flexibilität des Leitsystems 800xA arbeite-
ten zeitweise drei Controller-Generationen
zusammen: der MP200 RMC, der AC450
RMC und der AC800 PEC. Die Integration
verschiedener Modellreihen ist die Voraus-
setzung dafür, die Automatisierungstech-
nik über mehrere Jahre hinweg Schritt für
Schritt modernisieren zu können.
Ende 2013 modernisierte ABB die
Antriebstechnik der Beschichtungsanla-
ge. Frequenzumrichter vom Typ ACS880
ersetzten ältere Modelle, ein Controller
AC800 PEC löste fünf APC-Controller ab.
Die vorhandenen Antriebsparameter und
spezifischen Funktionen der Beschich-
tungsanlage ließen sich im Rahmen der
Softwareerstellung auf den AC800 PEC
übertragen, die Applikationssoftware
konnte direkt übernommen werden.
Zusätzlich installierte S800-I/O-Module
erfassten die Ein- und Ausgabesignale,
während die Techniker die Schnittstellen
zu den Controllern der älteren Generati-
on AC450 RMC und zu den externen Aus-
wertesystemen neu realisieren mussten.
Alle Elemente ließen sich nahtlos in das
bestehende Leitsystem 800xA integrieren.
Zu Beginn des Jahres 2014 war schließ-
lich die Modernisierung eines Teils der
Antriebstechnik für die GLA an der Rei-
he. Auch hier kamen moderne Frequenz-
umrichter der Serie ACS880 zum Einsatz.
Abermals ersetzten Controller vom Typ
AC800 PEC die alten APC-Antriebscont-
roller. Sämtliche neue Bauteile fügten sich
erneut einwandfrei und nahtlos in das vor-
handene Leitsystem 800xA ein.
Umfassender ServiceNur die regelmäßige Modernisierung
von Fertigungsanlagen hält Produktivi-
tät und Qualität dauerhaft auf höchstem
Niveau. Es gehört daher zum Selbstver-
ständnis von ABB, nicht nur leistungsfähi-
ge Automatisierungstechnik zu installieren,
sondern auch den gesamten Lebenszyk-
lus einer Produktionsanlage im Blick zu
behalten. Im vergangenen Jahr schlossen
Novelis und ABB daher einen langfristi-
gen, maßgeschneiderten Servicevertrag,
der Novelis einen Telefonsupport rund um
die Uhr garantiert und ABB einen Remote-
zugang zum System 800xA ermöglicht.
So können Servicespezialisten Störun-
gen innerhalb kürzester Zeit vom Stand-
ort Ratingen aus beheben und müssen
nicht in Nachterstedt vor Ort sein. Im Rah-
men der Lifecycle-Strategie wird Novelis
zudem immer rechtzeitig informiert, wann
welche Produkte nicht mehr hergestellt
werden und wann die Ersatzteilversorgung
endet. Mit dieser Kombination aus fachli-
chem Know-how und umfangreichem Ser-
viceangebot sichert ABB die Verfügbarkeit
der Automatisierungs- und Antriebstech-
nik bei Novelis.
Weitere Infos: dieter.scheibke@de.abb.com
Seit 20 Jahren setzt Novelis auf die Partnerschaft mit ABB. Das Leitsystem 800xA integriert Controller verschiedener Generationen.
Video zum Leitsystem 800xA.
36 ABB about 4 |14
Produkte
Der neue MaßstabInnovative Plattform für rippengekühlte
Hochspannungsmotoren
Antriebstechnik
wesentlichen internationalen Normen
werden so erfüllt. Die neuen Motoren
sind auf Wartungsfreundlichkeit und zu-
verlässige Überwachung ausgelegt. Die
Konstruktion bietet leichten Zugang zu
allen Wartungspunkten und ermöglicht
einen raschen Schmierfettwechsel.
Weitere Infos: motors.drives@de.abb.com
verbessert. Die gesamte Konstruktion
ist flexibel und bietet neue Freiheiten bei
der Installation. Sämtliche außen ange-
bauten Komponenten lassen sich in der
idealen Position anbringen. Der Haupt-
und der Hilfsklemmkasten können nach
Bedarf auf der A- oder B-Seite bezie-
hungsweise links oder rechts montiert
werden. So eignet sich der Motor für die
Installation an zahlreichen Einbauorten
und für unterschiedlichste Anwendun-
gen. Details wie breitere Füße und ein
kleineres Gehäuse ergeben eine extrem
feste, vibrationsarme Konstruktion. Alle
Hohe LeistungsdichteABB bietet eine neue Plattform für rip-
pengekühlte Hochspannungsmotoren,
die kompakte Maße, hohe Leistungs-
dichte und Wartungsfreundlichkeit
verbindet. Optimierter Materialeinsatz,
verbesserte Luftführung und eine inno-
vative Konstruktion sorgen für geringere
Betriebskosten. Die Motoren komplet-
tieren die Reihe der rippengekühlten
Hochspannungsmotoren von ABB durch
eine neue Gehäusekonstruktion und
intelligente Technik, die innen wie außen
wegweisende Merkmale aufweist. Die
Hochspannungsmotoren bieten nicht
nur eine höhere Leistung bei gleicher
Baugröße, sondern auch mehr Leistung
pro Kilogramm Maschinengewicht. Eine
gleichmäßigere Betriebstemperatur hat
längere Wartungsintervalle zur Folge.
Die innere und äußere Kühlung wurde
deutlich verbessert: Neben der Vergrö-
ßerung der Kühlfläche wurden Form,
Größe und Anordnung der Kühlrippen
optimiert. Die Betriebstemperatur im
Motorinneren ist zwischen der A- und B-
Seite ausgewogen, woraus eine längere
Lebensdauer der Lager und längere
Schmierintervalle resultieren. Auch die
Wicklung wurde im Hinblick auf eine
höhere Leistungsdichte des Motors
Neuheiten ABB bietet ein breites Spektrum an innovativen Produkten.
Auf den folgenden Seiten stellen wir einige Highlights
unserer neuesten Entwicklungen vor – maßgeschneiderte
Lösungen für anspruchsvolle Aufgaben.
Vorteile – Verbesserte innere und
äußere Kühlung
– Flexible und doch steife
Konstruktion
– Erleichterte Montage
– Einfachere Wartung und
längere Betriebsdauer
37ABB about 4 |14
Produkte
Kompakte WechselrichterstationDie neue Wechselrichterstation
PVS800-IS ist eine kompakte, robuste
Lösung mit kompletter Ausstattung
für den schnellen Anschluss von zwei
Zentralwechselrichtern an einen Mittel-
spannungstransformator. Die Station
beinhaltet zwei 875 kW- oder 1.000 kW-
Zentralwechselrichter PVS800 mit
hohem Gesamtwirkungsgrad, die Hilfs-
spannungsversorgung und das Überwa-
chungssystem. Durch die flexiblen, inte-
grierten DC- und AC-Anschlussschränke
lässt sich die Wechselrichterstation
schnell und einfach an die Solaranlage
und den Mittelspannungstransformator
anschließen. Entsprechend der Größe
des Photovoltaik-Kraftwerks können
mehrere Wechselrichterstationen kombi-
niert werden, um die notwendige Kapa-
zität zu erreichen. Das Gehäuse besteht
aus einem isolierten 20-ft-Container mit
Stahlrahmen. Die gesamte Einheit wiegt
nur 10 t und lässt sich einfach und
kostengünstig transportieren.
Weitere Infos: solar@de.abb.com
Gerät für die WandmontageDer neue PRO-33.0 bietet die höchs-
te Ausgangsleistung der gesamten
ABB-Familie an dreiphasigen String-
Wechselrichtern. Er verfügt über eine
maximale DC-Eingangsspannung von
bis zu 1.100 V. Dies erhöht die Flexibilität
des Photovoltaik-Systems und ermöglicht
eine höhere DC-Spannung bei kalten
Temperaturen. Darüber hinaus erlaubt es
den Einsatz längerer Strings und reduziert
so die Verkabelungskosten. Das Wandge-
rät im robusten IP65-Gehäuse eignet sich
für den Einsatz unter widrigen Wetterbe-
dingungen. Darüber hinaus verfügt der
Wechselrichter über einen MPP-Tracker
(Maximum Power Point) und fortschrittli-
che Netzfunktionen, die die Kompatibilität
mit Netzwerk-Codes sicherstellen. Die
kompakte Komplettlösung mit eingebau-
ten und kontrollierten Schutzfunktionen
für das PV-System reduziert die System-
kosten und gewährleistet einen schnellen
Return on Investment.
Weitere Infos: solar@de.abb.com
Vorteile – Für Solaranlagen mit mehreren
MW Leistung
– Sehr zuverlässiges, benutzer-
freundliches Paket
– Erfüllt alle einschlägigen Netz-
anschlussanforderungen
Vorteile – Für mittlere und große, dezen-
trale PV-Systeme
– Hoher Umwandlungswirkungs-
grad
– Kosteneffi zient durch optimierte
Topologie
– Intuitive Benutzerschnittstelle
Für große Solarkraft-werkePVS800-IS mit bis zu
2 MW Nennleistung
Schneller Return on InvestmentTransformatorloser String-
Wechselrichter PRO-33.0
Photovoltaik/Wechselrichter Photovoltaik/Wechselrichter
Hohe DurchsatzratenMit dem RacerPack bietet ABB ein stan-
dardisiertes System für das Handling
von Produkten in Schlauchbeutelverpa-
ckungen. Es besteht aus einem IRB 360
FlexPicker, standardisierten Greifern,
dem umgebenden Edelstahlgehäuse,
der Steuerung, die als Panel Mounted
Controller ausgeführt ist, und den Zu-
führbändern. Mit dem RacerPack lassen
sich pro Minute bis zu 450 Produkte
in Schlauchbeuteln handhaben und
beispielsweise in einen Verkaufskarton
oder einen Tray umsetzen. Die standar-
disierten Vakuumsauggreifer handhaben
nahezu alle Arten von Schlauchbeuteln
sehr schonend. Dank der einfachen
und intuitiven Bedienung lassen sich
Produktwechsel innerhalb von zehn
Minuten realisieren. Das Design des
RacerPack berücksichtigt alle hygie-
nischen Vorgaben. Es ist modular und
gut skalierbar gestaltet, sodass jeder
Anwender gemäß seinen Anforderungen
die passende Lösung wählen kann.
Weitere Infos: tobias.krieg@de.abb.com
Vorteile – Herausragende Bewegungs-
leistung und -fl exibilität
– Nutzlasten bis 300 g
– Durchsatzraten von 300 bis 450
Schlauchbeuteln pro Minute
– Modulares Design
Verpackungs-expressRacerPack ermöglicht
schnelles Handling von
Produkten in Schlauch-
beuteln
Robotics
38 ABB about 4 |14
Produkte
Vorteile – Gemäß der Produktnorm DIN EN
62423 (VDE 0664-40) geprüft
– Erkennt Fehlerströme mit Misch-
frequenzen (hochfrequente
Wechselstromanteile)
– Erkennt pulsierende Gleichfehler-
ströme mit bis zu 10 mA DC-
Anteil
– Um bis zu 10 ms kurzzeitverzö-
gert und 3 kA stoßstromfest
– Erhöht die Anlagenverfügbarkeit
Produktnorm DIN EN 62423 (VDE 0664-
40) geprüft, die die Anwendung eines
Mischfrequenzfehlerstroms abweichend
von 50 bis 60 Hz zu jeder Ebene der
Frequenzen bis 1 kHz vorsieht. Mit der
Kurzzeitverzögerung von bis zu 10 ms
und der Stoßstromfestigkeit von 3 kA
verhindert der FI-Schutzschalter bzw.
FI/LS- oder FI-Block Typ F ungewollte
Auslösungen, die beim Einschalten
von Verbrauchern unter Umständen
in Kombination mit Ableitströmen
entstehen können, und erhöht damit die
Anlagenverfügbarkeit. Anwendbar ist
der FI (RCD) Typ F bei Haushaltsgeräten
und drehzahlgeregelten Motoren mit
einphasigen Wechselrichtern.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
10 ms kurzzeitverzögert und 3 kA stoßstromfest Zuverlässiger Personenschutz bei
ständiger Anlagenverfügbarkeit: Die
FI-Schutzeinrichtungen (RCDs) Typ F
wurden speziell für Anwendungen
mit einphasigen Frequenzumrichtern
entwickelt, um Fehlerströme mit hoch-
frequenten Wechselstromanteilen wie
den Mischfrequenzen zu erkennen und
Menschen sowie Versorgungsleitungen
zuverlässig zu schützen.
Das Besondere: Typ F ist gegenüber
Typ A zusätzlich kurzzeitverzögert und
besitzt eine erhöhte Stoßstromfestigkeit
von 3 kA. Wie Typ A erkennt er sinus-
förmige Wechselfehlerströme ebenso
wie pulsierende Gleichfehlerströme.
Darüber hinaus ist Typ F nach der
Mischfrequenzströme im GriffKurzzeitverzögerung des FI Typ F verhindert
ungewollte Auslösungen
Installationstechnik
Breites Einsatzspektrum Sowohl die 3- und 4-poligen AF..ZB
Schütze als auch die 4- und 8-poligen
NF..ZB Hilfsschütze erfüllen die aktuellen
Bahnnormen und sind daher für den
Einbau in Fahrgastbereichen und Füh-
rerständen von Zügen zugelassen, die
häufig in Tunnels und auf Strecken im
Untergrund verkehren. Ihr Einsatzspek-
trum ist äußerst vielfältig und reicht von
der Beleuchtung und Heizung über die
Klimatisierung und Belüftung bis zu den
Bremsen und zur Türsteuerung. Die
AF..ZB Schütze sind meist als Block-
schütze mit drei Hauptkontakten
aufgebaut und werden hauptsächlich
zum Schalten von Drehstrommotoren
Auf der SchieneAF..ZB und NF..ZB Bahnschütze in
Schraub- und Federzugtechnik
Niederspannung
Vorteile – Entwickelt für die Anforderungen
von Schienenfahrzeugen
– Schock- und schwingungsbe-
ständig (IEC 61373, Kategorie 1,
Klasse B)
– Brand- und rauchsicher (EN
45545, DIN 5510-2)
– Geringe Leistungsaufnahme der
Spule
– Eingebauter Überspannungs-
schutz
– Geringer Einbauraumbedarf
und Leistungskreisen bis 690 V AC und
220 V DC verwendet. Die NF..ZB Hilfs-
schütze ermöglichen als Blockschütze
mit vier oder acht Kontakten das Schal-
ten von Hilfs- und Steuerstrom kreisen.
Für die frontseitige oder seitliche
Montage an den (Hilfs-)Schützen sind
zusätzliche Hilfskontaktblöcke und eine
breite Palette an weiterem Zubehör
erhältlich.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
39ABB about 4 |14
Produkte
Vorteile – Ausgang: 1 Wechsler (6 A), Stan-
dard oder mit Goldbeschichtung
– Kadmiumfreies Kontaktmaterial
– Schraub- und Federzugan-
schlüsse
– Optionales Zubehör: Kammbrü-
cke, Beschriftungsschild, Trenner
Vorteile – Schutz von Motoren in explo-
sionsgefährdeten Bereichen
– MS132: schnelle Reaktionszeit
in Millisekunden
– TF42: anbaubar an ABB
Schützreihe AF
Vorteile – Einrastende Zusatzteile für eine
Installation ohne Werkzeuge
– Flexibilität durch Elemente mit
und ohne Kabel
– Erhöhte Sicherheit für Nutzer
durch doppelte Isolierung
– Seitliche, drehbare Griffe für links-
und rechtsseitige Aufhängung
Vielfältige SchnittstelleSteckbare Interface-
Relais der CR-S Reihe
Für explosive UmgebungenATEX-Zulassung für
Motorschutzschalter
MS132 und thermisches
Überlastrelais TF42
Sicher und leistungs-fähigSACE Tmax XT zertifiziert
nach UL- und CSA-
Standards
Niederspannung NiederspannungNiederspannung
Umfangreiches LeistungsspektrumAufgrund ihrer universellen Verwend-
barkeit werden Interface-Relais in
vie len Industriebereichen und in großer
Zahl eingesetzt. Sie dienen häufig als
Schnittstelle zwischen der elektroni-
schen Steuerungsebene, beispielsweise
der SPS, dem Industrie-PC- oder
Feldbus-System und der anlagenseitigen
Sensor-/Aktorebene. Die neuen Inter-
face-Relais der CR-S Reihe über nehmen
diverse Funktionen wie das Schalten
von Gleich- oder Wechselspannungs-
lasten mit unterschiedlichen ohmschen,
induktiven und kapazitiven Anteilen,
das Schalten im Spannungsbereich von
einigen mV bis 250 V, das Schalten im
Strombereich von einigen mA bis 16 A,
das Verstärken schwacher Steuersignale
sowie die galvanische Trennung von
Steuer- und Lastseite. Die Standardbrei-
te der Relais beträgt 5 mm; die Sockel
messen 6,2 mm. Die CR-S Reihe lässt
die Kombination von neun Bemessungs-
steuerspeisespannungen zu.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
Erfüllung aller relevanten NormenSeit April 2014 verfügen der Motor-
schutzschalter MS132 und das
thermische Überlastrelais TF42 über
die ATEX-Zulassung für den Schutz von
Ex-e-Motoren in explosionsgefährdeten
Bereichen. Die ATEX-Zulassung bezieht
sich jeweils auf die Standardgeräte
und ist an einem Vermerk auf den
seitlichen Typenschildern zu erkennen.
Die Anforderungen für den Einsatz in
explosionsgefährdeten Bereichen sind in
der Normenreihe DIN EN 60079 zusam-
mengefasst. Der Motorschutzschalter
MS132 fungiert als Schutzvorrichtung
für den Hauptstromkreis und integriert
die Funktionen Schützen, Schalten
und Trennen. Der schmelzsicherungs-
lose Schutz ist nicht nur kosten- und
platzsparend, sondern sorgt mit seiner
schnellen Reaktionszeit im Kurzschluss-
fall auch für die Abschaltung des Motors
innerhalb von Millisekunden. Das ther-
mische Überlastrelais TF42 schützt den
Motor im Überlastfall oder bei einem
Phasenausfall zuverlässig.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
Zuverlässig in Niederspannungs-schaltanlagen Die neuen ABB SACE Tmax XT1 und
XT3 Niederspannungs-Kompaktleis-
tungsschalter sind jetzt nach den
neuen Standards für Produktsicherheit
UL 489 und CSA C22.2 zugelassen.
Sie entsprechen damit den stren-
gen amerikanischen Regelungen für
die Einfuhr von elektrotechnischen
Produkten. Wie ihre IEC-genormten
Vorgängertypen finden der XT1 und
der XT3 Anwendungsmöglichkeiten in
großen Niederspannungsschaltanlagen,
wie sie in Kranken- und Kaufhäusern
sowie bei Anwendungen im Dienstleis-
tungsgewerbe benötigt werden. Darüber
hinaus können die Tmax XT für den
Motorschutz, für Generatoren und als
Lasttrennschalter verwendet werden.
Lieferbar sind der Tmax XT1 und XT3
jeweils in drei- und vierpoliger Version,
in fester und steckbarer Ausführung und
mit thermomagnetischen Auslösern.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
40 ABB about 4 |14
Produkte
Schutz vor Feuchtigkeit und KorrosionMit seiner Shrink-Kon-Produktreihe
bietet ABB, Geschäftsbereich Industrie-
komponenten, Schaltanlagenbauern
eine große Auswahl an Schrumpf-
schläuchen in verschiedenen Farben,
Wandstärken und Schrumpfverhältnis-
sen. Hergestellt aus strahlenvernetztem,
modifiziertem Polyolefin, sind die
Schrumpfschläuche dafür geeignet,
Kabel zu isolieren, zu schützen, zu
bündeln und zu markieren. Außerdem
bieten sie einen gewissen Grad an
Zugentlastung. Das Spektrum der ver-
fügbaren Wandstärken reicht von dünn
über mittel bis dick. Erhältlich sind die
Schrumpfschläuche in Abrollboxen, als
Abschnitte in Beuteln oder als Rollen-
ware. Um Kabelenden zu versiegeln und
vor eindringender Feuchtigkeit oder
Verschmutzung wirksam zu schützen,
sind zusätzlich Schrumpfformteile
lieferbar.
Weitere Infos: nils.leenen@de.abb.com
Vorteile – Einfache Handhabung
– Erhältlich in den Schrumpf-
verhältnissen 2:1, 3:1 und 4:1
– Korrosions- und Nässeschutz
durch Variante mit thermo-
plastischer Klebebeschichtung
– Halogenfreie, fl ammwidrige Vari-
ante für den Einsatz in Sicher-
heitsbereichen
Kabel effektiv isolierenSchrumpfschläuche vom
Typ Shrink-Kon
Schrumpfschlauch-Systeme
Geringer EnergieverbrauchDie FCB100-Serie ist die neueste
Ergänzung der CoriolisMaster-Masse-
durchflussmesser. Anstelle konventio-
neller Kommunikationsschnittstellen
wie mA oder HART bietet sie einen
RS485-Modbus-Ausgang, über den alle
Geräteparameter abgerufen und verän-
dert werden können. Zusätzlich stehen
zwei Digitalausgänge für die Impuls-/
Frequenz- oder die Kontaktausgabe zur
Verfügung. Eine Besonderheit der neuen,
kompakten Elektronikeinheit ist der
geringe Energieverbrauch von nur 2 W.
Die sehr schnelle Messtechnik erweitert
das Leistungsspektrum um viele Anwen-
dungen – von schnellen Abfüllungen bis
hin zu anspruchsvollen Messaufgaben
mit Gas- oder Feststoff einschlüssen.
Das Aluminium- oder Edelstahlgehäu-
se der Elektronikeinheit erfüllt auch
in anspruchsvollen und aggressiven
Umgebungen die Anforderungen.
Weitere Infos: vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com
Vorteile – Großer Spannungsbereich von
11 V bis 30 V
– Schnelle Messtechnik erschließt
zusätzliche Anwendungen
– Genauigkeit, Kompaktheit und
geringer Druckverlust
– Ideal für die Integration in Sys-
teme und Komplettlösungen
Zuwachs für CoriolisNeuer FCB100-Durch-
flussmesser mit Modbus
und Impulsausgängen
Messtechnik
Umfangreiches SortimentFunktionalität und Verlässlichkeit – diese
Merkmale haben die AF-Technologie
zum Standard in der Branche gemacht.
Ergänzend zu den 3-poligen Schüt-
zen runden 4-polige AF-Schütze das
umfangreiche ABB-Sortiment in diesem
Bereich ab. Die elektronisch geregelten
Spulen bieten zahlreiche Vorteile gegen-
über herkömmlichen Alternativen und
stellen einen erheblichen Fortschritt bei
der Motorsteuerung und Leistungsschal-
tung dar. Spannungsschwankungen
und -einbrüche, wie sie bei instabilen
Netzen auftreten können, bleiben
ohne Auswirkung. Die Schützspule mit
beispielsweise 100 V bis 250 V, AC/DC,
kann in Europa, Asien oder auch in
Nordamerika betrieben werden – bei
reduzierter Verlustleistung. Dass die Zahl
der Produktvarianten um bis zu 90 %
verringert worden ist, bedeutet für den
Kunden eine einfachere Logistik und
eine Senkung der Verwaltungskosten.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
Weltweiter Einsatz4-polige AF-Schütze
Niederspannung
Vorteile – Sicheres Schalten auch bei unsi-
cherer Steuerspannung
– Nur noch 4 Schützspulen für
AC/DC-Spannungen
– Kompakte Bauform
– Reduzierter Energieverbrauch
– Optimierte Logistik
41ABB about 4 |14
Produkte
Berührungsloser SicherheitssensorPersonensicherheit hat bei automati-
sierten Anlagen oberste Priorität. Dafür
sorgt an verriegelten Türen und Hauben
der vollelektronische Sicherheitssensor
Eden Dynamic. Der berührungslose
Sensor besteht aus zwei sich ergänzen-
den Teilen: Adam und Eva. Adam wird
am unbeweglichen Teil der Öffnung,
etwa dem Türrahmen, montiert, Eva
an der Tür selbst. Der Sensor wird
nur aktiviert, wenn die Tür oder die
Haube geschlossen ist und Adam und
Eva einen bestimmten Schaltabstand
aufweisen. Zwischen den beiden
Sensorkomponenten findet eine per-
manente, dynamische Kommunikation
statt. Sobald ein Fehler auftritt, wird ein
Stoppsignal ausgelöst und die Maschine
geht in den sicheren Zustand.
Beide Teile gibt es in je zwei Varianten.
Der dynamische Sicherheitssensor
Adam ist entweder mit Informati-
onsausgang oder mit Eingang für
direkte, überwachte, lokale Rück-
stellung verfügbar. Eva gibt es in den
Versionen „General code“ mit geringer
Kodierungsstufe (1–9 verschiedene
Codes) und „Unique code“ mit hoher
Kodierungsstufe (mehr als 1.000
verschiedene Codes). Damit erfüllt Eden
Dynamic die Vorgaben der seit 1. März
2014 international geltenden Norm
EN ISO 14119.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
Vorteile – Für Sicherheitsfunktionen bis PLe
nach EN ISO 13849-1, mit bis zu
30 Sensoren an einem Auswerte-
gerät
– Kompakte Bauweise, vollelektro-
nisch, keine beweglichen Teile
– Unempfi ndlich gegenüber Staub
und Flüssigkeiten, Schutzart
IP69K
– Kodierung wahlweise mit gerin-
ger oder hoher Kodierungsstufe
– Große Toleranz gegenüber
Fehlausrichtung der trennenden
Schutzeinrichtung
Paradiesisch sicherSichere Türüberwachung mit Eden Dynamic
Maschinensicherheit
Präzise Planung und Fahrplantreue Immer mehr Strom aus erneuerbaren
Energien wird in die Versorgungs-
netze eingespeist. Die Fluktuation
regenerativer Energien ist nicht genau
vorherzusagen und erfordert somit eine
flexiblere Anpassung der Stromproduk-
tion in konventionellen Kraftwerken, um
die Verbraucher verlässlich mit Strom
versorgen zu können. Die traditionelle
Vortagesplanung verdichtet sich zu einer
permanenten Re-Optimierung während
des Tages bis in den Sekundenbereich
beim Pooling des Sekundärregel-
leistungsabrufs. Hier unterstützt die
Software OPTIMAX PowerFit von ABB.
Sie kombiniert die erzeugte elektri-
Flexiblere StromproduktionEchtzeit- und Intra-Day-Optimierung mit OPTIMAX
PowerFit
Anlagenoptimierung
Vorteile – Optimierte Aufteilung des Regel-
leistungsabrufs
– Flexibilisierung durch Pooling
– Ermöglichung präziser Angebote
im Stromhandel
– Einspeisung erneuerbarer Ener-
gien wird beherrschbar
– Einsetzbar im Leitsystemverbund
(online) und als Planungstool (off-
line)
– Automatisierte Kommunikation
zwischen Energiemanagement
und Leittechnik
sche Leistung mit der Produktion von
Fernwärme/Prozessdampf und trägt so
dazu bei, dass das Kraftwerk optimal
wirtschaftet: PowerFit ermöglicht eine
präzise Planung und Fahrplantreue in
der Stromproduktion. Eingesetzt wird
die Software von Stadtwerken, von
Industriekraftwerken und virtuellen oder
konventionellen Kraftwerksbetreibern,
aber auch von Wasserversorgern.
Weitere Infos: sleman.saliba@de.abb.com
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Impulse
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Automatisch wohlfühlen mit KNXHotels möchten ihren Gästen größt-
möglichen Komfort bieten: Moder-
ne Gebäudeautomationssysteme
nach dem KNX-Standard wie im Hotel
Neu Heidelberg sind ideal, um Klima,
Beschattung und Licht in den Zimmern
zu steuern. Zudem lassen sich die
Systeme leicht bedienen und sorgen
für einen energieeffizienten Betrieb.
Selbst bei tropischen Tempera-
turen von 35 Grad im Schatten
ist im Hotel Neu Heidelberg von
Hitze oder stickiger Luft keine
Spur: Die Gäste kommen in wohltempe-
rierte Zimmer, die vor der Sonne geschützt
sind und in denen es trotzdem nicht dun-
kel ist. Für die Wohlfühlatmosphäre sorgt
die KNX-Technologie, für die sich Hotelier
David Schwaninger im Zuge einer Erwei-
terung seines Hauses in Heidelberg ent-
schieden hat. Mit deren Hilfe lassen sich
insbesondere Beleuchtung, Beschattung
und das Raumklima entsprechend der
Zimmerbelegung und den äußeren Gege-
benheiten flexibel steuern.
Als Teil der KNX-Gebäudesystem-
technik bildet der Raum Master RM/S
2.1 von ABB STOTZ-KONTAKT die Basis
für die automatische Steuerung. Dieser
Hotelier David Schwaninger (r.) empfängt Thorsten Reibel von ABB STOTZ-KONTAKT als Test-Gast – und stellt schon mal die passende Beleuchtung ein.
43ABB about 4 |14
Impulse
erschließt insbesondere in Gebäuden mit
vielen gleichartigen Räumen, zum Beispiel
in Hotels, Krankenhäusern oder Apart-
ment-Anlagen, eine Vielzahl von Mög-
lichkeiten, die Haustechnik komfortabel
und energieeffizient zu steuern. Im Hotel
Neu Heidelberg ist das Gerät unsichtbar
im Installationsverteiler jedes Gästezim-
mers untergebracht und bildet gleichzei-
tig ein eigenständiges System, in dem
alle Stromkreise im Raum zusammenlau-
fen. Der Vorteil: Statt wie bisher mehrere
KNX-Komponenten zu installieren, reicht
nun ein einziges Gerät, das unterschied-
liche Aktor- und Sensorfunktionen vereint.
Ständige Auswertung von MessdatenDer Raum Master ist an das KNX-Bus-
system angeschlossen, das als vernetzte
Elektroinstallation alle Räume und Bereiche
des Hotels erschließt. Weitere Geräte für
Funktionen in den öffentlichen Bereichen
sind dezentral oder in der Technikzentrale
des Hotels installiert. So misst beispielswei-
se eine ABB-Wetterstation auf dem Dach
Lichteinfall und Temperatur sowie Wind
und Regen. Die Messdaten werden über
das KNX-Bussystem an die Raum Master
weitergeleitet. Entsprechend der Program-
mierung reagieren die Geräte auf Befehle:
Scheint die Sonne bei einer bestimmten
Temperatur stärker als per Grenzwert fest-
gelegt, fährt die Beschattung an der betrof-
fenen Hausseite automatisch herunter.
„Ein großer Vorteil von KNX ist die fle-
xible Nutzung, da die Funktionen nicht
an einzelne Schaltkreise gebunden sind“,
erklärt Thorsten Reibel, Marketing KNX bei
ABB STOTZ-KONTAKT.
Alle Prozesse auf einen BlickHotelier David Schwaninger kann die
automatischen Abläufe jederzeit umpro-
grammieren oder punktuell in sie eingrei-
fen. Am PC oder auf einem Tablet-Com-
puter sieht er, welche der Zimmer belegt
sind, welche Temperatur der Gast einge-
stellt hat und welche tatsächlich herrscht.
Sind die Gäste anwesend, übermittelt KNX
diese Information über die Schlüsselkarte,
die in das Lesegerät im Zimmer gesteckt
wird, um dort den Strom zu aktivieren.
Somit weiß der Hotelier, wohin er die Reini-
gungskräfte schicken kann, ohne die Gäs-
te zu stören.
Die KNX-Visualisierung an der Rezep-
tion ermöglicht es den Mitarbeitern, für
ankommende Hotelgäste die Heizung
aus dem Stand-by-Modus auf den Kom-
fort-Modus zu stellen. Betritt der Reisen-
de jedoch sein Zimmer, hat nur er selbst
die Kontrolle. „Wir möchten unsere Gäs-
te ja nicht verärgern“, sagt der Hotelier
schmunzelnd. Jeder Bewohner kann Tem-
peratur, Beschattung und Beleuchtung
nach eigenen Wünschen einstellen. Steckt
er nach seiner Rückkehr die Schlüsselkar-
te erneut ein, kehrt das System automa-
tisch aus dem Stand-by-Modus zu den
Einstellungen des Gastes zurück.
Ein System – viele MöglichkeitenKNX trägt nicht nur zu einem effizien-
ten Hotelbetrieb bei – es entlastet auch
die Mitarbeiter. Mit Zeitschaltfunktionen
und einem digitalen Kalender sind Pro-
zesse für bestimmte Wochentage oder
für längere Perioden programmierbar. Die
Zufahrt zum Parkbereich beispielsweise
öffnet und schließt zu festgelegten Zei-
ten und die beheizbare Eingangstreppe
bleibt automatisch eisfrei, wenn die Wet-
terstation Frost und Feuchtigkeit meldet.
Das Hotel Neu Heidelberg liegt nur einen
Steinwurf entfernt von ABB STOTZ-KON-
TAKT. Die räumliche Nähe war jedoch nicht
ausschlaggebend für die Entscheidung,
KNX-Geräte von ABB zu nehmen. „Wir füh-
ren seit Jahrzehnten gute Geschäftsbezie-
hungen mit ABB“, erzählt David Schwa-
ninger. „Viele ABB-Mitarbeiter sind Gäste
unseres Hotels. Von ihnen habe ich von der
KNX-Technologie erfahren. Aber letztlich
hat ABB mit dem Raum Master das beste
Angebot gemacht.“ Die Investition rechnet
sich: Das Hotel Neu Heidelberg wendet
weniger als zwei Prozent seines Nettoum-
satzes für Energiekosten auf – die Branche
benötigt im Schnitt drei bis sechs Prozent.
KNX ist die Bezeichnung für einen
internationalen offenen Standard für
die vernetzte Elektroinstallation in
Gebäuden. Im Unterschied zu her-
kömmlichen Elektroinstallationen
laufen im KNX-System Informations-
übertragung (KNX-Bus) und Ener-
gieversorgung über getrennte Lei-
tungen. Alle KNX-Geräte sind über
eine Busleitung miteinander vernetzt
und tauschen Informationen aus. Die
Funktion der einzelnen Busteilneh-
mer wird durch ihre Programmierung
bestimmt, die jederzeit verändert
werden kann. Inzwischen bieten über
300 Firmen weltweit KNX-Geräte an.
KNX
Mit der mobilen Visualisierung kann der Hotelier jederzeit die Gegebenheiten am Gebäude prüfen.
Weitere Infos: info.desto@de.abb.com
Wischen Sie sich durch die KNX-Visualisierung.
44 ABB about 4 |14
Impulse
Wahrscheinlich hat jeder schon einmal die Produkte dieses
Unternehmens in der Hand gehabt. Denn die WEPA Hygienepro-
dukte GmbH gehört europaweit zu den vier größten Anbietern
von Taschen- und Küchentüchern, Toilettenpapier, Servietten
und sonstigen Hygienepapieren. Der professionelle Service von
ABB sorgt dafür, dass die Herstellungsprozesse des Familienun-
ternehmens immer auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben.
Damit das Papier auf die Rolle kommt
An den Standorten Leuna und Marsberg-Giershagen produziert WEPA Toilettenpapier und Küchenrollen überwiegend als Private Labels.
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45ABB about 4 |14
Impulse
Seit mehr als 15 Jahren setzt die
WEPA Gruppe bereits auf Ser-
vice-Lösungen, Automatisie-
rungstechnik und Antriebssys-
teme von ABB. An den fünf deutschen
Standorten sind unter anderem Qualitäts-
leitsysteme, Mehrmotoren antriebe, Durch-
fluss- und Temperaturmesser sowie Nie-
der- und Mittelspannungsschaltanlagen
im Einsatz. Außerdem greift WEPA bei
Modernsierungen, Wartungen und Repa-
raturen auf das Know-how von ABB
zurück.
„Mit leistungsfähigen Produkten und
Services leistet ABB einen wichtigen Bei-
trag zur stetigen Qualitäts-, Effizienz- und
Produktivitätssteigerung“, sagt Frank
Folcz, Werkleiter am Standort Marsberg-
Giershagen. „Deshalb haben wir den ABB-
Service im Dezember 2013 erneut mit der
Durchführung von Optimierungs- und
Modernisierungsmaßnahmen an unseren
Standorten Marsberg-Giershagen und
Leuna beauftragt.“ Solche regelmäßigen
Technik-Upgrades tragen dazu bei, die
gute Position des Unternehmens im euro-
paweiten Wettbewerb zu festigen.
Mehr LeistungIm Werk Marsberg-Giershagen haben
die ABB-Service-Experten damit begon-
nen, die Voraussetzungen für eine höhe-
re Produktivität zu schaffen. Sobald
die Modernisierung des Antriebssys-
tems von einer der drei Papiermaschi-
nen abgeschlossen ist, werden Verfüg-
barkeit und Produk tionsgeschwindigkeit
höher sein. Im Zuge einer vollständigen
elektrischen Revision ersetzen leistungs-
fähige Mehrmotorenantriebe die bisheri-
ge Antriebstechnik.
Darüber hinaus wird auch die Nieder-
spannungsschaltanlage im Konstantteil
der Papiermaschine, der die Stoffaufbe-
reitung mit dem Stoffauflauf verbindet,
modernisiert. Unter Beibehaltung der
Typprüfung mit Bauartennachweis nach
DIN EN lösen zeitgemäße Technikkompo-
nenten die 20 Jahre alten Motorcontrol-
ler ab. Die intelligenten Einschubmodule,
die dabei zum Einsatz kommen, machen
ein zügiges System-Upgrade nach dem
Plug-&- Play-Prinzip möglich – und sichern
den störungsfreien Betrieb der Papierma-
schine für die nächsten 20 Jahre.
„Überzeugt hat uns nicht nur das Preis-
Leistungs-Verhältnis, sondern auch die
Tatsache, dass ABB in der Lage ist, die
Maßnahmen in relativ kurzer Zeit, nämlich
bis Herbst 2014, durchzuführen“, so Olaf
Steiner, Bereichsleiter Einkauf Investitions-
güter bei WEPA. „Dass wir durch die jah-
relange Zusammenarbeit mittlerweile ein
eingespieltes Team sind, das sich in jeder
Hinsicht aufeinander verlassen kann, ist
ein zusätzlicher Pluspunkt.“
Am Kunden orientiertMittlerweile werden in Deutschland
80 Prozent der Hygienepapiere im Con-
sumer-Bereich als Handelsmarken ver-
kauft. Auch die WEPA Gruppe produziert
Toilettenpapier, Küchen-, Taschen- und
Kosmetiktücher überwiegend als Private
Labels. Daneben agiert das Unternehmen
im Fachhandel als Vollsortimenter mit einer
breiten Produktpalette aus Hygienepapie-
ren und passenden Spenderlösungen.
„Wir wissen, dass die kunden- und quali-
tätsorientierte Fertigung bei WEPA höchs-
te Priorität besitzt“, sagt Manfred Kitsch-
ke, Vertriebsverantwortlicher für Papier
und Zellstoff bei ABB im Bereich Automa-
tion. „Die Erweiterung der Prozess- und
Qualitätsleittechnik am Standort Leuna,
die wir im Laufe des Jahres 2014 eben-
falls abschließen werden, trägt ihren Teil
dazu bei.“
Die Erneuerung des dort installierten
Leitsystems 800xA ist notwendig, da die
Soft- und Hardware nicht mehr dem aktu-
ellen Stand der Technik entspricht. Das
System-Upgrade stellt die Verfügbar-
keit der Prozess- und Qualitätsleittechnik
sicher und vereinfacht dank des virtuellen
Bedienkonzepts die Arbeitsabläufe. Die
zukunftsgerichtete Service-Lösung wird
dem Anspruch des Hygienepapierherstel-
lers an eine gleichbleibend hohe Qualität
seiner Produkte gerecht.
Seit mehr als sechs Jahrzehnten
produziert WEPA hochwertige Hygi-
enepapiere für den europäischen
Lebensmitteleinzelhandel und ist
einer der führenden Spezialisten
für Handelsmarken. In Deutschland
erreicht das Unternehmen einen
Marktanteil von 25 Prozent. Daneben
ist die WEPA Gruppe auch in Italien,
Frankreich, Polen, Spanien und Groß-
britannien mit Standorten vertreten.
Insgesamt 3.000 Mitarbeiter erwirt-
schaften einen Umsatz von ungefähr
einer Milliarde Euro pro Jahr.
Weitere Infos: www.wepa.de
WEPA Gruppe
Enge ZusammenarbeitDie Zusammenarbeit zwischen WEPA
und ABB geht über die gemeinsame
Abwicklung von Modernisierungsprojekten
hinaus. Um die Systemleistung zuverlässig
abzusichern, setzt die WEPA Gruppe auf
ABB-Service-Verträge. Ende 2013 wurden
die bestehenden Kontrakte für die Antrie-
be an drei deutschen Standorten sowie die
Leittechnik-Service-Vereinbarungen zwei-
er Werke verlängert und zu einem über-
greifenden Regelwerk zusammengefasst.
Bereits seit 2012 basiert die Partner-
schaft auf einem Rahmenvertrag. Dessen
Vereinbarungen machen die Zusammen-
arbeit leichter, erhöhen die Transparenz
und helfen, Prozesse zu beschleunigen.
WEPA kann Leistungen von ABB schnel-
ler abrufen, da bei neuen Projekten oder
Aufträgen eine Diskussion über kauf-
männische Bedingungen nicht erforder-
lich ist. „So können sich beide Seiten auf
das Wesentliche konzentrieren“, betont
Manfred Kitschke. „Gemeinsam definieren
wir die richtigen Maßnahmen, um WEPA
erfolgreich weiterzuentwickeln.“
Weitere Infos: hans-martin.bothmann@de.abb.com
46 ABB about 4 |14
Blickpunkt
Konzentration,
bitte.
Extended Operator WorkplaceWenn das System die rote Deckenbe-
leuchtung einschaltet, wissen alle im
Raum, dass der Bediener am Extended
Operator Workplace (EOW) sehr konzen-
triert arbeiten muss. Sie werden ihn jetzt
nicht ansprechen und andere Störungen
vermeiden. Nachdem die kritische Auf-
gabe abgeschlossen ist, wechselt die
Lichtfarbe wieder auf Grün oder Gelb.
Das Ampelprinzip bei der Deckenbeleuch-
tung ist nicht die einzige Raffinesse. Zur
Ausstattung zählen ein Richtlautsprecher,
dessen Töne nur der Bediener hört, sowie
Tisch und Bildschirme, die in Höhe und
Ausrichtung komplett verstellbar sind. Die
moderne Leitwarte – basierend auf dem
System 800xA von ABB – erreicht zudem
mit verbesserten Grafikelementen eine
höhere Anlagentransparenz. Bei höchster
Bedienfreundlichkeit lassen sich die rele-
vanten Informationen rasch erfassen.
Weitere Infos: deabb.kommunikation@de.abb.com
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Leserservice
Impressum
about 4 | 14
Das Kundenmagazin von ABB Deutschland
HerausgeberABB AG, Klaus Treichel,
Kallstadter Straße 1, 68309 Mannheim
Redaktionsleitung Rainer Hofmann, Stierstädter Straße 5,
60488 Frankfurt am Main
RealisierungPublik. Agentur für Kommunikation GmbH,
Rheinuferstr. 9, 67061 Ludwigshafen
Gesamtauflage: 30.000
Service für Informationen, Kritik und Anregungenredaktion.about@agentur-publik.de
Adressänderungen und Bestellungenservice@ssm-mannheim.de
Tel. +49 621 33839-38
Mo. – Fr. 9.30 bis 12.00 Uhr und
13.30 bis 16.00 Uhr
Telefax: +49 621 33839-33 (0,14 €/Min. aus dem
deutschen Festnetz, maximal 0,42 €/Min. aus dem
Mobilfunknetz)
Titel: ABB © ABB AG, Vervielfältigung und Veröffent-
lichung, auch in Auszügen, nur mit Genehmigung
der ABB AG. Disclaimer: Die Informationen in dieser
Publikation enthalten lediglich allgemeine Beschrei-
bungen bzw. Leistungsmerkmale, die im konkreten
Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen
Form zutreffen. Durch Weiterentwicklung der Produkte
können sich die Merkmale auch ohne weitere Ankün-
digung ändern. Leistungsmerkmale sind nur dann
verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss ausdrücklich
vereinbart werden.
Messen &
Veranstaltungen
Aluminium 20147. bis 9. Oktober 2014, Düsseldorfwww.aluminium-messe.com
eCarTec Munich, Leitmesse für Elektro- & Hybrid-Mobilität21. bis 23. Oktober 2014, Münchenwww.ecartec.de
Branchentreff Papier29./30. Oktober 2014, Ladenburgnew.abb.com/de/messen-events/
branchentreff-papier
GET Nord20. bis 22. November 2014, Hamburgwww.get-nord.de
sps ipc drives25. bis 27. November 2014, Nürnbergwww.mesago.de/de/SPS/home.htm
Kundenforum Automation & Antriebstechnik – Saarland12. November 2014, Saarbrücken http://bit.ly/1tYtM99
Seminare & Workshops
Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen für Industriemaschinen und Maschinenanlagen nach EN ISO 13849-1/-2 21. bis 30. Oktober 2014, Heidelberg21.10.: Anwendung 1 (MS A), 22.10.: Anwendung
2 (MS B), 23.10.: Bewertung m. SISTEMA (MS S),
28.10.: Grundlagen (MS C-1), 29.10.: Praxis 1
(MS C-2), 30.10.: Anwendung 3 (MS D)
DOC Akademie (EV 1)11./12. Oktober, Heidelberg
Fachseminar Industrietechnik (NSP 3)20./21. Oktober 2014, Heidelberg
Workshop Emax/Tmax/TmaxXT/X1 (NSP4)22. Oktober 2014, Heidelberg
Anmeldung: eventmanager-hd@de.abb.com
DE432 – Angewandte MSR-Technik3. bis 6. November 2014, Frankfurt/M.
T565 – Freelance Aufbaukurs Konfi-gurieren Leitebene11. bis 19. November 2014, Frankfurt/M.
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