aktuelle bilanzierungs- und prüfungs- fragen aus der facharbeit des idw abgrenzung von eigen- und...
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Aktuelle Bilanzierungs- und Prüfungs-fragen aus der Facharbeit des IDW
Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital bei
Personengesellschaften im HGB- und IFRS-Abschluss
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Überblick
Regelungen für den handelsrechtlichen Jahres- oder Konzernabschluss
Bisherige Fassung von IAS 32 und dessen Interpretation durch den HFA
ED IAS 32 IAS 32 (revised 2008) Sonstige internationale Diskussion zur künftigen
Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital Vorschlag des IDW für eine langfristige/dauerhafte
Neuregelung
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Handelsrecht (1)
Keine expliziten gesetzlichen Vorschriften zur Definition von Eigen- und Fremdkapital
IDW RS HFA 7: Zur Rechnungslegung bei Personenhandelsgesellschaften (Abschnitt 3.1.2.)
Herleitung von Eigenkapitalkriterien auf Basis der gesellschaftlichen Vorschriften, die vor allem durch den Gläubigerschutz geprägt sind werbende Gesellschaft
Verlustpuffer zur Abwehr von Unternehmenskrisen
in der Unternehmenskrise Sicherstellung von Gläubigeransprüchen
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Handelsrecht (2)
Die Zuordnung bereitgestellter Mittel zum Eigenkapital setzt voraus, dass sie als Verlustdeckungspotential zur Verfügung stehen
Kumulative Erfüllung der Kriterien Teilnahme an künftigen Verlusten bis zur vollen
Höhe, auch mit Wirkung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern
Nachrangigkeit bei Insolvenz oder Liquidation Ausweis von Fremdkapital, soweit diese
Voraussetzungen nicht erfüllt sind
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Handelsrecht (3)
Keine notwendige Voraussetzung für den Ausweis von Eigenkapital Dauerhaftigkeit der Mittelüberlassung
Ausnahme: Mittelüberlassung auf schuld-rechtlicher statt auf gesellschaftsrechtlicher Basis
– keine persönliche gesamtschuldnerische Haftung, einschließlich Nachhaftung
– reine Finanzierungsfunktion– Behandlung wie Mittelüberlassung an eine
Kapitalgesellschaft gerechtfertigt– Folge: Sämtliche Kriterien aus IDW
Stellungnahme HFA 1/1994 müssen erfüllt sein Entnahmen können jederzeit beschlossen werden
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Bisherige Fassung von IAS 32 (1)
Klassifizierung des Finanzinstruments (oder der Bestandteile) durch den Emittenten beim erstmaligen Ansatz als finanzielle Verbindlichkeit finanzieller Vermögenswert oder Eigenkapital
nach Definitionen in IAS 32.11 und wirtschaftlicher Substanz der vertraglichen Vereinbarung
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Bisherige Fassung von IAS 32 (2)
Definition finanzielle Verbindlichkeiten (IAS 32.11): vertragliche Verpflichtungen,
finanzielle Vermögenswerte abzugeben oder finanzielle Vermögenswerte/Verbindlichkeiten zu
evtl. nachteiligen Bedingungen zu tauschen Definition Eigenkapital (IAS 32.11):
Verträge, die einen Residualanspruch an den Vermögenswerten eines Unternehmens nach Abzug aller Verbindlichkeiten begründen
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Bisherige Fassung von IAS 32 (3)
Verpflichtung zur Rückzahlung von Kassa-Instrumenten finanzielle Verbindlichkeit, sofern kein un-
eingeschränktes Recht, sich bei Erfüllung der vertraglichen Verpflichtung der Abgabe von finanziellen Vermögenswerten zu entziehen
Beispiele für Rückzahlungsverpflichtungen: obligatorischer Rückkauf vereinbarte Tilgung/Laufzeit
(Schuldverschreibung etc.)
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Bisherige Fassung von IAS 32 (4)
Verpflichtung zur Rückzahlung (Fortsetzung) FK-Klassifizierung auch bei
faktischen Rückzahlungsverpflichtungen, sofern über Vertragsbedingungen begründet (nicht nur wirtschaftlich!)
Finanzinstrumenten, deren Erfüllung vom Eintritt unsicherer künftiger Ereignisse abhängt, die außerhalb der Kontrolle von Emittent und Inhaber liegen
Ausnahmen: not genuine, Liquidation
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Bisherige Fassung von IAS 32 (5)
Inhaberkündigungsrechte finanzielle Verbindlichkeit, sofern Inhaber zur
Rückgabe an Emittenten berechtigt ist und dafür finanzielle Vermögenswerte erhält
EK-Qualifikation nur bei uneingeschränktem Recht, die Rücknahme
abzulehnen, oder uneingeschränktem Verbot der Rückzahlung in
Gesetz/Satzung
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Bisherige Fassung von IAS 32 (6)
Inhaberkündigungsrechte (Fortsetzung) FK-Klassifizierung unabhängig davon, ob
Rückzahlungsbetrag feststeht oder bspw. von Indexentwicklung abhängt
Inhaber rechtlich Residualanspruch hat Länge der Kündigungsfrist ebenfalls unbeachtlich
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Bisherige Fassung von IAS 32 (7)
Inhaberkündigungsrechte (Fortsetzung) Anwendungsfälle:
Anteile an Investmentfonds Anteile an Personengesellschaften Geschäftsguthaben bei Genossenschaften Genussrechte mit Kündigungsrecht
Möglichkeit zur Verwendung beschreibender Zusätze im Abschluss, um Charakter der Finanzinstrumente deutlich zu machen (IAS 32.18(b), IAS 32.IE – Beisp. 7 und 8)
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Bisherige Fassung von IAS 32 (8)
Inhaberkündigungsrechte (Fortsetzung) FK-Klassifizierung auch bei bedingten
Kündigungsrechten, die vom Eintritt unsicherer künftiger Ereignisse abhängen, die von Vertragspartnern nicht beeinflusst werden können (Periodenergebnis, Verschuldungsgrad etc.)
Ausnahme: außerordentliche Kündigungsrechte, falls Eintritt dieser Voraussetzung sehr unwahrscheinlich (reine Schutzrechte „für den Extremfall“)
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Bisherige Fassung von IAS 32 (9)
Bewertung der Rückzahlungsverpflichtung Erstbewertung der Verpflichtung zum Rückkauf
i.H.d. Zeitwerts = Barwert des (möglichen) RückkaufsbetragsInhaberkündigungsrecht: Barwert des (möglichen) Rückkaufsbetrags nicht niedriger als max. bei Kündigung rückzahlbarer Betrag, diskontiert ab frühestem Rückzahlungstag
Folgebewertung nach IAS 39 amortized costs
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Bisherige Fassung von IAS 32 (10)
Zinsen, Dividenden, sonstige Erträge und Aufwendungen Erfassung entsprechend der bilanziellen
Klassifizierung der Finanzinstrumente auf EK-Instrumente entfallende Ausschüttungen
(z.B. Dividenden): erfolgsneutraler Abzug vom EK= Ergebnisverwendung
auf FK-Instrumente entfallende Zahlungen (z.B. Zinsen): Erfolgswirksame Behandlung
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Bisherige Fassung von IAS 32 (11)
Anwendung der Abgrenzungsregelungen auf deutsche Personenhandelsgesellschaften Gesellschafter haben nach §§ 131 f. HGB i.V.m.
§ 723 BGB ordentliches Kündigungsrecht dieses darf ausgestaltet, aber nicht
ausgeschlossen werden Gesellschafter haben Abfindungsanspruch, der
grundsätzlich zum Ausweis von Fremdkapital führt
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Bisherige Fassung von IAS 32 (12)
grundsätzliche Klassifikation als Fremdkapitalauch
bei Andienungsrecht gegenüber Mitgesellschaftern
Auseinandersetzungsanspruch gegenüber verbleibenden Gesellschaften,
sofern subsidiäre Verpflichtung der Gesellschaft nicht ausgeschlossen werden kann
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Bisherige Fassung von IAS 32 (13)
Höhe des Abfindungsanspruchs grundsätzlich Verkehrswert der Anteile abweichende Vereinbarung im
Gesellschaftsvertrag möglich, z.B. Buchwertklausel
aber: signifikante Abweichungen vom Verkehrswert werden von Rechtsprechung nicht anerkannt
Zugangsbewertung Barwert der Abfindungsverpflichtung mindestens Barwert des maximal bei Kündigung
zu zahlenden Betrags
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Bisherige Fassung von IAS 32 (14)
Folgebewertung fortgeführte Anschaffungskosten Detailregelungen liegen nicht vor Fortführung des ursprünglichen Betrags um
Gewinn- und Verlustanteile kann sachgerechtes Verfahren sein, sofern diese den Abfindungs-anspruch erhöhen bzw. vermindern
Mindestbetrag: Handelsrechtlicher Buchwert Folgebewertung ist ergebniswirksam
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Bisherige Fassung von IAS 32 (15) direkt nach den IFRS im Eigenkapital zu
erfassende Wertänderungen Beispiel: Neubewertungsbeträge,
Wertänderungen von zur Veräußerung verfügbaren Finanzinstrumenten
werden ggf. auch von der Abfindungs-verpflichtung umfasst (Ausnahme: Buchwertklausel)
bilanzielle Behandlung– ergebniswirksame Veränderung des
Fremdkapitals oder– ergebnisneutrale Umbuchung
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Bisherige Fassung von IAS 32 (16)
Anwendung der Abgrenzungsregelungen auf GmbH Regelfall: Gesellschaftsrechtliches Eigenkapital
ist auch Eigenkapital nach IAS 32 Ausnahme: Gesellschafterkündigungsrechte
sind im Gesellschaftsvertrag vereinbart
Fremdkapitalausweis Stammkapital muss erhalten bleiben
(§ 30 Abs. 1 GmbH) und ist weiterhin als Eigenkapital auszuweisen
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ED IAS 32 (1)
ED IAS 32: Instruments puttable at fair value (Stand: Juni 2006) folgende Kriterien müssen erfüllt sein, um
instruments puttable at fair value als Eigenkapital zu klassifizieren (= Ausschluss aus der Definition von Verbindlichkeiten)
Finanzinstrument wurde zum beizulegenden Zeitwert (fair value) ausgegeben
Finanzinstrument räumt Inhaber das Recht ein, vom Unternehmen den Rückkauf des Finanzinstruments zum anteiligen fair value zu verlangen
Inhaber hat Anspruch auf proportionalen Anteil des Nettovermögens im Falle der Liquidation
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ED IAS 32 (2)
Anspruch auf den proportionalen Anteil des Nettovermögens des Unternehmens ist weder vor noch während der Liquidation beschränkt oder garantiert
Nachrangigkeit des Finanzinstruments gegenüber anderen Klassen von Finanzinstrumenten, die Ansprüche auf das Vermögen des Unternehmens verkörpern
alle letztrangigen Finanzinstrumente enthalten das Recht auf Rückkauf zum beizulegenden Zeitwert
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ED IAS 32 (3) Weitere Regelungsvorschläge des Board
bei non-public entities kann eine Formel zur näherungsweisen Bestimmung des beizulegenden Zeitwerts verwendet werden
aus der Definition von Verbindlichkeiten sollen auch diejenigen Ansprüche ausgeschlossen werden, die bei Liquidation des Unternehmens dem Inhaber des Finanzinstruments einen proportionalen Anteil am Nettovermögen gewähren, auch dann, wenn
das Unternehmen nur für eine bestimmte Zeit existieren soll
der Inhaber die Liquidation herbeiführen kann
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IAS 32 (revised 2008) (1) 87 Stellungnahmen zum ED IAS 32 haben zu
IAS 32 (rev. 2008) geführt: Problem in ED IAS 32: Voraussetzung der Ausgabe
und Rücknahme des Finanzinstruments zum anteiligen fair value bei vielen Abfindungsklauseln (Buchwertklausel, Stuttgarter Verfahren) fraglich
IAS 32 (rev. 2008): „fair value-Voraussetzung“ nur noch eine Alternative und fair value nur noch Basiswert
stattdessen: erwarteter Cashflow des Finanzinstruments muss „substantially on the net profit or loss, the change in the recognised net assets or the change in the fair value of the recognised and the unrecognised net assets of the entity“ basieren
Buchwerte sollen nach IFRS ermittelt werden (IAS 32.AG14E)
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IAS 32 (revised 2008) (2) Nachrangigkeit des Finanzinstruments gegenüber
anderen Klassen von Finanzinstrumenten neuer Ansatz: abstellen auf die Zugehörigkeit zu
einer Klasse von Finanzinstrumenten, die nachrangig gegenüber allen anderen Klassen von Finanzinstrumenten ist
Problem: Können Instrumente mit Sonderrechten in eine andere Klasse ausgegliedert werden?
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IAS 32 (revised 2008) (3)
Anspruch auf anteiliges Nettovermögen ist weder beschränkt noch garantiert
neu: Ausdrückliche Klarstellung, dass hierfür keine andere Vereinbarung vorliegen darf, die durch Abschöpfung der Gewinne das Finanzinstrument „substantiell“ beschränkt
Problem: „Infizieren“ Gewinnentnahmerechte das gesamte Instrument?
neue Voraussetzung: Alle Finanzinstrumente derselben Klasse müssen „identical features“ aufweisen
erfasst sind finanzielle Ausstattungsmerkmale (grds. keine Stimmrechte)
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Sonstige internationale Diskussion
Gemeinschaftsprojekt FASB und IASB (modified joint approach) FASB Preliminary Views „Financial Instruments
with Characteristics of Equity“ (November 2007) IASB Discussion Paper „Financial Instruments
with Characteristics of Equity“ (Februar 2008) Proactive Accounting Activities in Europe (PAAinE)
PAAinE- Working Group (DRSC, EFRAG u.a.) Discussion Paper „Distinguishing between liabilities and equity“ (Januar 2008)
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FASB und IASB (1)
FASB: 3 Ansätze, basierend auf basic ownership instruments basic ownership instruments
Inhaber hat nachrangigsten Anspruch auf anteiligen Unternehmenswert bei Liquidation und
er erhält anteiligen Liquidationsüberschuss nach Befriedigung aller Gläubiger
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FASB und IASB (2) (auch) ein kündbares Instrument kann ein basic
ownership instrument sein, wenn der Abfindungsbetrag dem anteiligen
Unternehmenswert entspricht oder eine Abfindung zum Buchwert vereinbart ist und
– die Abfindungsklausel den fair value des Instruments bzw. des anteiligen Unternehmenswertes approximiert und
– ein aktiver Markt für das Instrument besteht bzw. das Instrument nur an die Gesellschaft zurückgegeben werden kann
Basic Ownership Approach EK sind nur basic ownership instruments weniger EK als nach IAS 32 (z.B. Derivate)
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FASB und IASB (3)
Ownership Settlement Approach Eigenkapitalinstrumente:
basic ownership instruments perpetual instruments, die nicht basic ownership
instruments sind indirect ownership instruments
– fair value dieses Instruments schwankt mit dem fair value eines basic ownership instruments, z.B. Kaufoption einer Stammaktie
– Erfüllung nur in basic ownership instruments (nicht in bar)
weniger Derivate EK als nach IAS 32, ansonsten ähnlich
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FASB und IASB (4) Reassessed Expected Outcomes (REO) Approach
sehr komplexer, von Investment Bankern ausgearbeiteter Ansatz
Eigenkapitalinstrumente: basic ownership instruments EK-Komponenten in anderen Instrumenten, deren
Wert mit dem Wert des basic ownership instrument korreliert (in beide Richtungen)
Trennung der „equity hybrids“ in EK- und FK-Komponenten und Bewertung aller (einschließlich EK) Komponenten an jedem Stichtag
deutlich mehr EK als nach IAS 32 FASB favorisiert basic ownership approach als den
einfachsten Abgrenzungsansatz
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PAAinE (DRSC, EFRAG u.a.) Vorschlag zur Definition von EK: Loss Absorption
Approach (LAA) „Capital is deemed risk capital and, thus, presented as
equity if it is available for loss absorption from an entity‘s perspective“ EK-Definition möglichst nur anhand eines Kriteriums
Verlustteilnahme als entscheidendes Merkmal von EK
Verlust = accounting losses (nicht economic losses) Kapital, das nicht am Verlust teilnimmt, ist FK (FK als
residuale Größe!) Klassifizierung zu Beginn und ausschließlich anhand der
terms and conditions Umklassifizierung nur bei Änderung der terms and
conditions
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Vorschlag des IDW für eine lang-fristige/dauerhafte Neuregelung (1)
EK-Funktionen in der Betriebswirtschaftslehre Haftungsfunktion
Ergebnisabhängigkeit Nachrangigkeit Residualanspruch bei Rückzahlung
Finanzierungsfunktion Rückzahlung nur bei Liquidation
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Vorschlag des IDW für eine lang-fristige/dauerhafte Neuregelung (2)
Einordnung der geltenden Regelungen HGB: Haftungsfunktion im Vordergrund IFRS: Finanzierungsfunktion im Vordergrund
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Vorschlag des IDW für eine lang-fristige/dauerhafte Neuregelung (3) Vorschlag für eine neue EK-Definition
Kombination von Haftungs- und Finanzierungsfunktion
Verlustpuffer für die Gläubiger Längerfristigkeit
ergebnisabhängige Vergütung/Verlustteilnahme Nachrangigkeit bei Liquidation oder Insolvenz längere Mindestlaufzeit bzw. Kündigungsfrist
(z.B. mind. 2 Jahre) EK-Ausweis, solange Mindestlaufzeit nicht
unterschritten bzw. Kündigung nicht ausgesprochen wurde
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