barrierefreiheit digitaler medien - inklusionskataster …...•kurze produktlebenszyklen, gerade...
Post on 15-Aug-2020
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
Zugänglichkeit digitaler
MedienMarcus Heuer
Martin F. Reichstein
22.05.2017
Veranstaltung zum Inklusionsstärkungsgesetz
Much
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
„VORGELAGERTE“ BARRIEREN
Martin F. Reichstein
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Nutzung digitaler Medien und des Internets hat in den
letzten Jahren stetig zugenommen
• 79,1 % der Deutsch sprechenden Erwachsenen ab 14 Jahren
nutzen des Internet zumindest gelegentlich (van Eimeren
und Frees, 2014)
• 58 % dieser Personen sind täglich online (ebenda)
• Bis 2018: rund 85 % der o. g. Personen „online“ (ebenda)
Zur Bedeutung digitaler Medien
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• US-amerikanische und deutsche Studien: Generell geringere
Nutzung digitaler Medien durch Menschen mit sogenannter
geistiger Behinderung (z. B. Schmitz 2002, Dobransky und
Hargittai 2006)
• Wahrscheinliche Ursache: Insgesamt schlechtere
wirtschaftliche Situation betroffener Personen
• Reproduktion sozialer Ungleichheit durch neue Formen
sozialer Ausgrenzung (Rohrmann, 2015)
Barrieren im digitalen Raum
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Mittlerweile: Vielfältige
Onlinepublikationen, z. B. in „leichter
Sprache“
• Problem: Grundsätzlicher Zugang
• In der Praxis: Vielfältige Ursachen
„Vorgelagerte“ Barrieren
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Mittlerweile: Vielfältige Onlinepublikationen, z.
B. in „Leichter Sprache“
• Problem: Grundsätzlicher Zugang
• In der Praxis: Vielfältige Ursachen
• Ergebnis: Barrierefreie Webinhalte sind das eine,
grundsätzlicher Zugang das andere Problem!
„Vorgelagerte“ Barrieren
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Diskussion in der allgemeinen Öffentlichkeit
• Datenschutzrisiken
• Cybermobbing
• Undurchsichtige Angebote und Bezahlsysteme
• Internetkriminalität (PKS 2014: 4 % aller
Straftaten mit „Tatmittel Internet“)
Grundsätzliche Risiken und Bedenken
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• In Einrichtungen: Häufig kein Zugang zu digitalen Medien im
allgemeinen sowie zum Internet im Speziellen (Düber und
Göthling, 2013)
• Aber: Stationäre Betreuung nach wie vor die Regel bei Menschen
mit sogenannter geistiger Behinderung (vgl. Dieckmann et al.,
2010)
• Mögliche Ursachen:
– Aktive Diskriminierung (vgl. Düber und Göthling, 2013)
– Unsicherheit mit Blick auf rechtliche Situation (vgl. Dorschel, 2009)
Rolle stationärer Wohnangebote
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• Bereits die Anschaffung ist häufig eine Problem
• Problem sind vor allem die Kosten für geeignete
Geräte
• Mögliche Auswege:
– Erwerb gebrauchter oder weniger leistungsfähiger Geräte
– Nutzung freier Software (z. B. Linux, LibreOffice)
• Aufgabe für Beratung in Einrichtungen und Diensten?
Fehlende Endgeräte und Software
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Technischer Fortschritt als eigene Barriere
• Kurze Produktlebenszyklen, gerade bei preisgünstigen
Geräten
• Folge: Sicherheitslücken in der Software
• Grundlegende Änderungen der Benutzeroberfläche
bei neuen Softwareversionen (z. B. bei der
Einführung von Microsoft Windows 8)
Produktlebenszyklen
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BARRIEREFREIHEIT DIGITALER
MEDIEN
Marcus Heuer
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
Immer mehr Dienstleistungen können in Teilen oder als Ganzes im Netz in Anspruch genommen werden
• Kommunen bieten immer mehr Dienstleistungen im Netz an:– Termine vereinbaren
– Steuererklärung
– Reservierung des Wunschkennzeichens
– virtuelles Fundbüro
– …
Barrierefreiheit digitaler Medien
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Leben im Netz:
– soziales Leben ( Facebook, Google+, Twitter … )
– Vermehrt Suche und Organisation von
Freizeitaktivitäten
– Bildungsangebote „E-Learning“ (Babbel)
– …
Barrierefreies Webdesign ermöglicht die Teilhabe und Partizipation im Netz.
Barrierefreiheit digitaler Medien
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• 8% der männlichen Bevölkerung leiden an einer Farbschwäche
• <0.5% der weiblichen Bevölkerung leiden an Farbschwäche
• 0.001% der Bevölkerung können sich nur an Helligkeitswerten orientieren
Zu den Farbfehlsichtigkeiten gehören:– Rotgrünblindheit
– Rotblindheit
– Blaublindheit
– Farbenblindheit
– …
Visuelle Barrieren: Farbfehlsichtigkeit
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Barrieren im Netz:
• Farbkombinationen, die wichtige Elemente nur schwer oder gar
nicht erkennen lassen. z.B. Rotgrünblindheit
• zu geringer Kontrast zwischen Elementen
Assistive Technologien:
• Farbfilter:
– Kontrast maximieren
– Farben austauschen
• Screen-Reader
Visuelle Barrieren: Farbfehlsichtigkeit
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Blindheit = Restsehfähigkeit von weniger als 2%.
Barrieren im Netz:
– profitieren nicht von schönen Effekten
– Inhalte von Bildern und Videos sind ohne sinnvolle
Alternativtexte zur Beschreibung des Gezeigten nicht
nachvollziehbar.
– Überflutung mit überflüssigen Informationen auf nicht
barrierefreien Seiten
– Maus als Eingabegerät nicht nutzbar
Visuelle Barrieren: Blindheit
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Assistive Techniken:• Screen-Reader
• Webreader, wenn Screen-Reader den Browser nicht unterstützt
• Braille-Zeile
• Tastatur, da Maus nicht genutzt werden kann
Visuelle Barrieren: Blindheit
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Menschen die Probleme mit kleinen Texten haben
• Menschen die kleine Geräte nutzen (z.B. Smartphone)
Barrieren im Netz:
• Kleine Texte können nicht gelesen werden
• Kleine Graphiken können nicht erkannt werden
Assistive Technologien:
• Bildschirmlupe
• Skalier Funktion des Browsers oder Betriebssystems
Visuelle Barrieren: Vergrößerungsbedarf
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Menschen die Hände und/oder Arme nur eingeschränkt
oder gar nicht nutzen können.
Barrieren im Netz:
• Probleme bei punktgenauer Steuerung der Maus
• mehrfacher Tastendruck oft nicht möglich
Motorische Barrieren
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
Assistive Technologien:
• Ersetzen der Maus
– Eye-Tracking-System
– IntegraMouse (Mundsteuerung)
• Spracherkennung für Befehle
• Spracheingabe für Texte
Motorische Barrieren
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gehörlose Menschen
Barrieren im Netz:
• alle Audioinhalte sind nicht nutzbar
• alle Videoinhalte sind nicht nutzbar
nötige Hilfen:
• Gebärdensprache in Videos – alternativ Untertitel
• Textabschriften von Audioinhalten
Assistive Technologie:
• Speech-to-Text-Systeme
Auditive Barrieren
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BARRIEREN IM NETZ
Praxiserfahrungen und Diskussionen
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Ist die Webseite auch nur mit Tastatur steuerbar?
• Sind alle wichtigen Elemente auch mit verschiedenen
Farbfiltern erkennbar?
• Kann der Inhalt auch dann nachvollzogen werden,
wenn:
– JavaScript deaktiviert ist?
– nur der Text angezeigt wird? (CSS-Styles deaktiviert)
• Sind sinnvolle Alternativtexte gewählt worden?
• Existieren bei Audioinhalten Textalternativen?
• Sind die URLs lesbar und verständlich?
Praxiserfahrung
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• „Web Developer“ Toolbar:http://chrispederick.com/work/web-developer/
Hier kann das Plug-In für Firefox, Chrome und Opera
heruntergeladen werden.
Mit dieser Toolbar ist es möglich:
– Bilder auszublenden -> Test der Alternativtexte
– CSS Styles zu deaktivieren -> Ist die Webseite logisch richtig aufgebaut?
– JavaScript zu deaktivieren -> Seite auch ohne nutzbar?
Tools
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Farbfilter:• Toolbar für Chrome „Colorblinding“ unter:
https://chrome.google.com/webstore/detail/colorblinding/dgbgleaofjain
knadoffbjkclicbbgaaMit dieser Toolbar ist es möglich, Farbfilter über eine Webseite zu legen.
• Toolbar für Firefox: Juicy Studio Accessibility Toolbar
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/juicy-studio-accessibility-
too/Mit dieser Toolbar ist es möglich, direkt die Kontrastverhältnisse für eine Webseite
zu berechnen und anzeigen zu lassen.
Tools
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Bitte beachten Sie:
• Fragen der Praxiserfahrung sollen für Barrieren im Internet
sensibilisieren.
• Sie sind kein vollständiger Test auf Barrierefreiheit einer Webseite.
• Weitere Informationen zur BITV finden sie unter:
http://www.bitv-lotse.de
• Um möglichst viele Barrieren zu beheben, ist die Zusammenarbeit
mit Betroffenen notwendig.
• Assistive Technologien sind in der Regel sehr komplex und deren
Bedienung muss gelernt werden.
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
MEHRWERT VON
BARRIEREFREIHEIT
Marcus Heuer
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
Barrierefreiheit ist in der „BITV 2.0“ geregelt.Gibt es noch andere Gründe um Barrierefreiheit umzusetzen?
Vorteil: nebenläufiges SEO• steht für „search engine optimization“
• SEO soll dafür sorgen, dass Webseiten besser gefunden werden.
– Höherer PageRank
• Alternativtexte und Beschreibungen sind ein Teil von SEO
• Kosten für weiteres SEO sind geringer
Mehrwert von Barrierefreiheit
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Vorteil Geräteunabhänigkeit:Bei Barrierefreiheit muss die Webseite auf jedem Browser und Gerät gleich dargestellt werden, denn Webstandards müssen eingehalten werden.
• höhere Reichweite
• Zukunftssicherheit durch Webstandards
Vorteil Optimierung:• Ladezeiten werden optimiert
• geringere Besucherfrustration bei langsameren Verbindungen
Mehrwert von Barrierefreiheit
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
Vorteil Skalierbarkeit:
• Die Webseite kann auch auf Geräten genutzt werden die:– einen kleinen Bildschirm haben (z.B. Smartphones, Tablets, …)
– weiter entfernt stehen (z.B. Fernseher)
Vorteil Trennung Inhalt-Design-Layout:
• Inhalte können einfacher und kostengünstiger gepflegt werden
• Änderungen an Layout und Design sind unabhängig voneinander
Mehrwert von Barrierefreiheit
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
Zusammenfassung:
• höhere Reichweite
• automatische Unterstützung von Smartphones und
Smart-TVs
• bessere Auffindbarkeit durch besseren PageRank
• geringere Folgekosten
• uvm.
Mehrwert von Barrierefreiheit
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Beratung und Unterstützung betroffener Personen
• Weiterentwicklung von Betriebssystemen etablierter
Hersteller (hier v. a. Google und Microsoft)
• vielversprechende Forschungsprojekte im europäischen
Kontext
Und „vorgelagerte“ Barrieren?
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste
• Entwicklung von barrierefreien Zugängen
• Nutzung von E-Mail, WhatsApp, Facebook, usw.
• Bereitstellung quelloffener Schnittstellen
– Text to Speech
– Text to Picto
– Text Simplifier
• http://able-to-include.com/demos-2/
Forschungsprojekt „Able to include“
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• DIECKMANN, Friedrich et al. (2010): Vorausscha tzung der Altersentwicklung von Erwachsenen mit geistiger Behinde- rung in Westfalen-Lippe. Munster: KatHO NRW.
• DOBRANSKY, Kerry; HARGITTAI, Eszter (2006): The Disability Divide in Internet Access and Use. In: Information, Communication & Society 9, (3), 313–334.
• DORSCHEL, Joachim (2009): IT-Sicherheit und Haftung – ein Uberblick. In: IT-Sicherheit 2009 (6), 58–59.
• DU BER, Miriam; GO THLING, Stefan (2013): Barrieren im Internet fur Menschen mit Lernschwierigkeiten. In: SIEGEN: SOZIAL 18 (1), 24–29.
• Van EIMEREN, Birgit; FREES, Beate (2014): 79 Prozent der Deutschen online – Zuwachs bei mobiler Internetnutzung und Bewegtbild. In: Media Perspektiven 2014 (7-8), 378–396.
• HELLBUSCH, Jan Eric; PROBIESCH, Kerstin (2011): Barrierefreiheit verstehen und umsetzen — Webstandards für ein zugängliches und nutzbares Internet, dpunkt-Verlag.
• MORSBACH, Jörg (o. J.): http://barrierekompass.de/ (zuletzt aufgerufen am 15.05.17)
• ROHRMANN, Albrecht (2015): Vorwort. In: Mayerle, Michael (Hg.): „Woher hat er die Idee ?“ Selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten durch Mediennutzung. Abschlussbericht der Begleitforschung im PIKSL-Labor. Siegen: universi, 7–8.
• SCHMITZ, Christian (2002): Ein Netz voller Scheren, Barrieren und Chancen: Einfach fur Alle. www.einfach-fuer-alle.de/ artikel/barrieren (abgerufen am 03.10. 2015).
Quellen
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