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Bearbeiter: Dr. Maureen Möwes
Abteilung/Referat: Abteilung Bildung, Hoheitsvollzug/Referat Pflanzengesundheit
E-Mail: maureen.moewes@smul.sachsen.de
Telefon: 035242 631-9301
Redaktionsschluss: 15.08.2016
Internet: www.smul.sachsen.de/lfulg
Phytophthora ramorum
Biologie, Schadbilder, Bekämpfung
Meldepflicht!
Meldungen über Pflanzen mit verdächtigen Symptomen in Sachsen sind zu richten an:
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft
und Geologie (LfULG)
Referat Pflanzengesundheit
Waldheimer Str. 219
01683 Nossen
Telefon: 035242 631-9301
Telefax: 035242 631-9399
E-Mail: maureen.moewes@smul.sachsen.de
Abb. 1: Rhododendron, Triebverbräunung
Abb. 3: Pieris, Blattflecken
Phytophthora ramorum an Gehölzen
Ein Triebsterben an Rhododendron mit unbekannter Ursache erregte Mitte der
neunziger Jahre in Deutschland und den Niederlanden Aufsehen. Als neuer Erre-
ger konnte der pilzähnliche Organismus Phytophthora ramorum von WERRES, DE
COOCK & MAN INT‘VELD isoliert und beschrieben werden. Auch Schneeball (Vibur-
num) und weitere Ziergehölze werden befallen. Neben dem Absterben einzelner
Triebe können auch ganze Pflanzen betroffen sein. Immer neue Krankheitsfälle
auch aus anderen europäischen Ländern werden bekannt. Eine Bekämpfung mit
Pflanzenschutzmitteln ist nicht möglich.
Etwa zur gleichen Zeit begannen in Wäldern an der kalifornischen Küste in den
USA Eichen in verheerendem Umfang abzusterben. Auch hier entdeckte man als
Ursache den Erreger Phytophthora ramorum.
Neben den Schäden an Ziersträuchern werden in Europa auch Schäden an Bu-
chen- und Eichenwäldern befürchtet. Umfangreiche Kontrollen von Pflanzen-
schutzdiensten, Grünflächenämtern und Forstbehörden an Wirtspflanzen und eine
breite Information sowohl der Fachleute als auch der Öffentlichkeit sollen dem
schnellen Erkennen von befallenen Pflanzen dienen und diese Gefahr abwenden.
Die Europäische Gemeinschaft hat im September 2002 gesetzliche Grundlagen für
Sofortmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung dieser Krankheit geschaffen.
Ein Pathogen - drei Krankheiten
Phytophthora ramorum ruft je nach Wirtspflanze sehr unterschiedliche Schadbilder
hervor. Der Ausspruch „Ein Erreger - drei Krankheiten“ (HANSEN et al. 2002) cha-
rakterisiert die verschiedenen möglichen Krankheitsverläufe.
1. Die Kambiumnekrose1 ist an einer dunklen Verfärbung der Rinde („Teerfle-
cken") zu erkennen. Wird die Rinde entfernt, zeigen sich rot- bis schwarzbrau-
ne Gewebezonen. Das nekrotische Gewebe kann durch dunkle, rötliche Linien
vom gesunden Gewebe abgegrenzt sein. Als äußeres Zeichen ist bei einigen
Pflanzenarten ein Austritt von dunkelrotem Schleim („Bluten") zu sehen. Die
Kambiumnekrose führt meistens zum Welken und schnellen Absterben der
Gehölze.
2. Das Triebsterben äußert sich durch schwarz-braun verfärbte Triebe und
Knospen.
3. Nach Blattinfektionen erscheinen dunkelbraune bis schwarze Blattflecken.
An einer Pflanze können auch verschiedene Schadbilder gleichzeitig auftreten.
Symptome wurden meist nur an den oberirdischen Pflanzenteilen beobachtet. Die
Wurzel war mit Ausnahme von Lithocarpus densifforus nicht betroffen.
1 Kambiumnekrose - teilweises oder vollständiges Absterben der dünnen Zellschicht zwischen Holz und
Rinde, die für das Dickenwachstum der Gehölze verantwortlich ist
Abb. 2: Viburnum, Welke
1
Abb. 4: Rhododendron, Blattflecken
Abb. 6: Viburnum, Kambiumnekrose
Abb. 7: Quercus kellogii, Kambiumnekrose
Schadbilder
An Rhododendron
Bei Rhododendron verfärben sich die Triebe und Knospen braun bis schwarz.
Diese Flecken breiten sich von der Spitze abwärts aus. Ebenso kommt es zu Blatt-
verfärbungen, die von den Trieben kommend zuerst die Blattbasis betreffen. Nicht
selten ziehen sie sich dann entlang der Mittelrippe. Durch die Erkrankung wird der
Rhododendron geschwächt, aber nicht immer tritt der Tod der gesamten Pflanze
ein.
Abb. 5: Rhododendron, Triebsterben
An Schneeball
Aufgrund einer an der Stammbasis auftretenden Kambiumnekrose kommt es zu
einer plötzlichen Welke der ganzen Pflanze. Schnell sterben dann Triebe und der
gesamte Strauch ab. Die sich zur Spitze ausbreitende Kambiumnekrose zeigt sich
durch dunkle, bräunliche Flecken auf und unter der Rinde.
Verwechslungsmöglichkeiten bei Rhododendron und Viburnum
Die Schadbilder sind sehr unspezifisch und können auch durch andere Schader-
reger hervorgerufen werden. Auf jeden Fall muss zur eindeutigen Identifizierung
des Erregers eine Labordiagnose durchgeführt werden.
Blattflecken können auch durch Sonnenbrand oder durch andere Pilze entstehen.
Rindennekrosen und Triebsterben werden ebenfalls durch andere Phytophthora-
Arten verursacht. Welkesymptome treten sowohl bei Trockenheit als auch bei
Staunässe und bei Schäden durch Pilze oder Käfer auf.
An amerikanischen Rot-Eichen
Bei den Rot-Eichen ist die Kambiumnekrose am deutlichsten ausgeprägt. Es
kommt zu dunklen Flecken auf der Rinde, den Teerflecken, und zu Schleimfluss.
Unter der Rinde sind im Holz oft rötliche Linien zu erkennen, die das erkrankte
Gewebe vom gesunden abgrenzen. Die Kambiumnekrose tritt oft an der Stamm-
basis auf, wurde aber auch schon an Ästen und Wurzel beobachtet.
2
Abb. 8: Kamelie, Blattverbräunung
Auftreten von Phytophthora ramorum in Europa
Der Erreger wurde in Europa hauptsächlich an Rhododendron und Viburnum in
Baumschulen und Gartencentern nachgewiesen. Aber auch Pflanzen im Öffentli-
chen Grün sind befallen. Großbritannien ist bis heute am stärksten betroffen.
Wirtspflanzen
Symptome: 1 Triebsterben
2 Blattflecken
3 Kambiumnekrose
4 Nadelbräune
Auftreten von Phytophthora ramorum in Nordamerika -
Plötzlicher Eichentod
Der Plötzliche Eichentod hat in den natürlichen Eichenwäldern an der kaliforni-
schen Küste bereits epidemischen Charakter angenommen. Die feucht-kühle Wit-
terung fördert die Vermehrung des Erregers. Weiterer Befall mit Pilzen und Käfern
kann dann innerhalb von 6 Monaten zum Absterben der Bäume führen.
Im US-Staat Oregon wird noch versucht, die Krankheit zu tilgen. In den Staaten
Washington (USA) und British Columbia (Kanada) ist Phytophthora ramorum an
Ziergehölzen in Baumschulen gefunden worden.
Wirtspflanzen
P. ramorum verursacht den Plötzlichen Eichentod an vier wichtigen Eichenarten:
Lithocarpus densiflorus, Quercus agrifolia, Q. kellogii, Q. parvula var. shrevei. Eine
besondere Rolle spielt in diesen Wäldern der Berglorbeer Umbellularia sp. als lno-
kulumreservoir, der stark anfällig ist, aber selbst nicht abstirbt.
Über 20 weitere Pflanzenarten werden in den USA befallen. Darunter sind sowohl
Laub- (u .a. Acer macrophyllus, Aesculus californica) als auch Nadelbäume (Abies
grandis; Pseudotsuga menziesii) und ebenfalls eine krautige Pflanze (Trientalis la-
tifolia).
Abb. 9: Quercus agrifolia, “Bluten"
Abb. 10: Quercus agrifolia, Kambiumnekrose
Deutscher Name Botanischer Name Bemerkung
Rhododendron
außer Azaleen (R. simsii)
Rhododendron spp.1, 2, 3 - am häufigsten
befallene Arten
Schneeball Viburnum spp. 1, 3 Kamelie Camellia japonica 2 - Auftreten bisher nur
an einzelnen Gehöl-
zen
- in Deutschland an
diesen Pflanzenarten
noch nicht aufgetre-
ten
Lavendelheide Pieris formosa 1, 2, 3
Pieris japonica 1, 2, 3
Lorbeerrose Kalmia latifolia 1, 2
Flieder Syringa vulgaris 1, 2
Traubenheide Leucothoe sp. 2
Eibe Taxus baccata 4
Südliche Rot-Eiche Quercus falcata 3
Nördliche Rot-Eiche Quercus rubra 3
Erdbeerbaum Arbutus unedo 2
Amerikanische
Zaubernuss
Hamamelis virginiana 2
3
Biologie
Phytophthora ramorum ist ein pilzähnlicher Mikroorganismus. Er bildet ein Myzel,
das aus Hyphen besteht. Diese wachsen im Pflanzengewebe. Die vegetative Ver-
mehrung erfolgt durch Sporangien. In den Sporangien werden Zoosporen, die be-
geißelt und dadurch beweglich sind, gebildet. Bei hoher Boden- oder Blattfeuchte
bewegen sich die Zoosporen im Kapillarwasser des Bodens bzw. auf der Blatt-
oberfläche zum Infektionsort. Dickwandige Chlamydosporen dienen als Überdaue-
rungsorgane. Über die geschlechtliche Vermehrung wie auch über den Krank-
heitsverlauf ist noch wenig bekannt. Der Erreger ist an gemäßigte Temperaturen
(15 - 22 °C) angepasst.
Krankheitsverlauf
Bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Blattnässe bildet P. ramorum eine große Menge
von Sporangien, die Zoosporen entlassen. Die Zoosporen keimen und dringen
über Wunden oder natürliche Öffnungen wie Lentizellen oder Stomata in das Ge-
webe ein. Die Krankheit kann sich unter günstigen Bedingungen schnell entwi-
ckeln. Je nach Pflanzenart kommt es zum Absterben der ganzen Pflanze oder nur
von Triebspitzen.
Verbreitungswege
Phytophthora ramorum kann über kontaminierten Boden (z. B. an Geräten, Fahr-
zeugen und Schuhen) oder Wasser (z. B. Beregnungsanlagen in Baumschulen),
infiziertes Pflanzenmaterial, auch Abfälle, durch die Luft, Nebel und durch Regen-
tropfen verbreitet werden. Durch den Verkauf von latent erkrankten Pflanzen kann
der Erreger in neue Gebiete verschleppt werden.
Maßnahmen
In der Europäischen Gemeinschaft wurden zum Schutz gegen die Einschleppung
und Ausbreitung von Phytophthora ramorum mit der Entscheidung 2002/757/EG
Maßnahmen für die Mitgliedsländer festgelegt.
Sie sind in erster Linie auf die Erzeugung und den Handel von gesunden Pflanzen
gerichtet, da latent befallene Pflanzen zur Zeit der Hauptübertragungsweg sind.
Wirtspflanzen von P. ramorum dürfen innerhalb der EG nur gehandelt werden,
wenn sie während der Vegetationsperiode in der Baumschule vom Pflanzen-
schutzdienst kontrolliert wurden und von einem Pflanzenpass begleitet werden.
Der Import von Wirtspflanzen aus den USA darf nur erfolgen, wenn sie aus einem
befallsfreien Gebiet oder aus einer kontrollierten Baumschule stammen. Das muss
in einem Pflanzengesundheitszeugnis bestätigt werden.
Wird Befall mit P. ramorum festgestellt, werden alle Maßnahmen zur Ausrottung der
Krankheit eingeleitet. Die befallenen Pflanzen und die Wirtspflanzen im Umkreis
von 2 m werden vernichtet. Die Wirtspflanzen in der weiteren Umgebung werden
in den nächsten 3 Monaten mehrfach kontrolliert und bei Verdacht im Labor unter-
sucht.
Meldepflicht
Beim Auftreten verdächtiger Symptome an den
genannten Wirtspflanzen ist eine Meldung an die zuständige Behörde durchzuführen.
Abb. 11: Sporangien
Abb. 12: Zoosporen
in einer Baumschule
Abb. 13.: Rhododendronkultur in einer Baumschule
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Literaturquellen
California Oak Mortality Task Force:www.suddenoakdeath.org Department for Environment, Food and
Rural Affairs:www.defra.gov.uk
HANSEN; E.; SUNON, W.; PARKE, J. & LINDEMAN, R. (2002): Phytophthora ramorum and Oregon Forest
Trees - One Pathogen, Three Diseases. Sudden Oak Death, a Science Symposium,
17.–18.12.2002 in Monterey California,Abstract S.78.
Kommission der Europäischen Gemeinschaft (2002): Entscheidung der Kommission vom 19. Septem-
ber 2002 über vorläufige Sofortmaßnahmen zur Verhinderung der Einschleppung und Ausbrei-
tung von Phytophthora ramorum Werres, De Coock & Man in 't Veld sp. nov. in die bzw. in der
Gemeinschaft (2002/757/EG).Abl. EG Nr. L 252/ 37 vom 20.September 2002
WAGNER, S. & WERRES, S. (2003): Diagnosemöglichkeiten für Phytophthora ramorum.
Nachrichtenblatt Dt. Pflanzenschutzdienst 55 (11), S.245-257.
WERRES, S.; WAGNER & KAMINSKI, K. (2003): Phytophthora ramorum - ein neuer Schaderreger an Ge-
hölzen.
Bildnachweis:
Abb. 1, 2, 4, 5, 6, 7: S. Werres, BBA
Abb. 3, 8: defra, Großbritannien
Abb. 9, 10: Joseph O'Brien, USDA Forest Service, www.forestryimages.org
Abb. 1 1, 12: Edwin R. Florance, Biology Department Lewis & Clark College, Portland
Abb. 13: H. Buner, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft
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