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Sebastian Langer
Comics &InfografikenMöglichkeiten der Infografikeinbindung
und Wissensvermittlung in Comics
Theoretischer Teil zur Bachelorarbeit Hochschule für Technik und Wirtschaft BerlinFachbereich: GestaltungStudiengang: KommunikationsdesignMentoren: Prof. Katrin Hinz und Giesela Matthes
© HTW Berlin 2010
1. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1
2. Definitionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
2.1. Comic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4
2.2. Infografik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
3. Entstehungsgeschichten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9
3.1. Comic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
3.2. Infografik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16
4. Erscheinungsformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23
4.1. Comic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24
4.1.1. Sachcomic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24
4.1.2. Reportagecomic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27
4.2. Infografik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30
4.2.1. Kartografische Infografiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31
4.2.1.1. Topografische Karten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32
4.2.1.2. Thematische Karten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33
4.2.2. Statistische Infografiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
4.2.2.1. Säulen- und Balkendiagramme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
4.2.2.2. Linien- oder Kurvendiagramme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36
4.2.2.3. Kreis-, Kuchen- oder Tortendiagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37
4.2.3. Funktionsinfografiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39
5. Informationstragende Elemente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41
5.1. Comic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42
5.1.1. Panels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42
5.1.2. Bildzwischenraum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43
5.1.3. Sprechblasen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44
5.1.4. Blocktext. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45
5.1.5. Linien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45
5.1.6. Piktogramme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46
5.1.7. Schrift. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47
5.1.8. Farbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47
5.2. Infografik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48
5.2.1. Schrift. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48
5.2.2. Beschriftung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49
5.2.3. Legende. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50
5.2.4. Piktogramme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50
5.2.5. Pfeile. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51
5.2.6. Bilder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51
5.2.7. Farbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52
6. Vorteile der Text-Bild-Kombination. . . . . . . . . . . . . . . . . . .53
7. Infografikeinsatz im Comic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57
7.1. Bild im Bild. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58
7.2. Handlungsort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59
7.3. Zwischen den Panels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60
8. Fazit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61
Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .65
Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66
Abbildungsnachweis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67
Eigenständigkeitserklärung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69
>Seit einiger Zeit ist ein Wandel in der Informations- und
Wissensvermittlung zu beobachten, denn immer häufiger erfolgt
diese nicht mehr ausschließlich über Texte, sondern setzt
verstärkt auf Text-Bild-Kombinationen, wie Infografiken.
Selbst die Erzähltechnik der Comics wird in Form der Sach- und
Reportagecomics zur Informationsvermittlung eingesetzt.
Da im praktischen Teil der Bachelorarbeit ein Ratgeber für
Ausländer zum korrekten Verhalten im japanischen Alltag
entwickelt werden soll, der sich von den handelsüblichen
unterscheidet, entstand die Idee, sich ebenfalls der Infografik
und des Comics zu bedienen.
In der vorliegenden Arbeit wird daher die Absicht verfolgt, aus
gestalterischer Perspektive Einblick in das Medium des Comics
und das der Informationsgrafik zu geben und zu untersuchen,
welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Darstellungsform
und Informationsvermittlung existieren und unter welchen
Bedingungen eine Verbindung möglich wäre, beziehungsweise
wann diese sinnvoll und bereichernd sein könnte.
Mit Hilfe von Definitionen für Comic und Infografik sollen die
Begriffe für den Leser konkreter und leichter fassbar gemacht
werden.
Es folgt ein Abriss der Entwicklungsgeschichte beider Medien,
von historischen Vorläufern bis zur heutigen Form, die dem
Auffinden erster Gemeinsamkeiten dienen soll. Anschließend
werden die Möglichkeiten, Methoden und Elemente, derer sich
die beiden Medien zur Informationsvermittlung bedienen,
genauer in Augenschein genommen und die Vorteile einer
Text-Bild-Kombination, zur Veranschaulichung komplexer
Sachverhalte, gegenüber reinem Text erläutert.
Die Untersuchung unterschiedlicher Praktiken zur Einbindung
von Informationsgrafiken in den Comic, die damit jeweils
verbundenen Vor- und Nachteile und deren bisheriger Einsatz
sowie ein ausführliches Fazit schließen die Arbeit ab.
1 2
2.1. Comic
Abb. 1
Typischer Comic mit
separierten Bildern
>Da die Literaturwissenschaft den Comic bis vor kurzem
ignorierte, existiert keine allgemein verbindliche Definition für
den Begriff.1
Darüber hinaus erschwert der permanente Wandel, dem das
Medium unterliegt, die Formulierung einer solchen, sofern man
den Anspruch hegt sie sei längerfristig treffend. Daher stehen
alle Definitionen in einem zeitlichen Kontext. Dies sollte generell
auch kein Problem bedeuten, wenn man sich vor Augen führt,
dass es für eine Literaturform normal ist, wenn die Auffassung,
Benennung und Wertung eine historische Dimension besitzen.2
Der Begriff Comic, manchmal auch Comics, ist eine Ableitung
vom englischen Begriff comic strip, der, ins Deutsche übertragen,
soviel heißt wie komischer Streifen.
Da dieser Begriff schnell zu Missverständnissen, den Inhalt von
Comics betreffend, führen kann, nicht jeder Comic muss
zwangsläufig komischen Charakters sein, findet man auch
häufiger den neutraleren Begriff »sequenzielle Kunst«.3
Dieser wurde von Will Eisner geprägt und findet sich auch in
der Definition Scott McClouds wieder, die Comics als »zu
räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere
Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische
Wirkung beim Betrachter erzeugen«4 beschreibt.
Bei dieser Definition bleiben Umsetzung und Inhalt unberück-
sichtigt und sie setzt voraus, dass ein Comic einen Mindestum-
fang von zwei Bildern benötigt, wodurch Illustrationen, Karikatu-
ren oder Cartoons, welche nur aus Einzelbildern bestehen, eine
klare Abgrenzung zum Comic erfahren.
Darüber hinaus lassen sich Comics nach drei Prinzipien untertei-
1 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 212 Vgl. Sackmann, E. (Hg.), 2007, S. 163 Eisner, W., 19944 McCloud, S., 2001, S. 13-31
3 4
len: dem kontinuierenden, dem integrierenden und dem separie-
renden. Beim kontinuierenden Prinzip werden zeitlich aufeinan-
derfolgende Szenen ohne Trennung aneinandergereiht.
Beispiele hierfür sind der Teppich von Bayeux, die Trajansäule in
Rom, sowie die aus Japan stammenden Emakimono.1
Das dem Simultanbild entspre-
chende integrierende Prinzip vereint
zeitlich versetzte Szenen in einem
Bild, so dass diese zeitgleich vom
Betrachter wahrgenommen werden.
Die Wiener Genesis, Hans Mem-
lings Turiner Passion und einige
Münchener Bilderbogen, wie Der
gestiefelte Kater von Hans Memling,
lassen sich diesem Prinzip zuordnen.
Künstlerisch durchgesetzt hat sich
das separierende Prinzip, welches
eine Fläche unter Zuhilfenahme
trennender Elemente in voneinander
isolierte Bildräume, sogenannte
Panels, aufteilt. Heute üblich sind
von Linien umschlossene Panels mit
dazwischenliegenden Lücken, die im Fachjargon Gutter, zu
deutsch Rinnstein, genannt werden.2
Wenn im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit von Comics
oder deren japanischer Ausprägung dem Manga, gesprochen
wird, sind damit jene Werke gemeint, auf die sich sowohl die
Definition McClouds, als auch die des separierenden Prinzips
anwenden lassen.
1 farbige Malereien auf Querrollen2 Vgl. Sackmann, E. (Hg.), 2009, S. 8
Abb. 1
Typischer Comic mit
separierten Bildern
>In den 1980er Jahren entstand der Begriff Infografik, oder
auch Informationsgrafik, aus der Synthese der Wörter Informa-
tion und Grafik, für den ebenfalls noch keine verbindliche
Definition existiert, weshalb auch Benennungen wie z. B. Bildsta-
tistik oder Schaubild, die jedoch das Gleiche meinen, nicht
unüblich und auf das sich noch entwickelnde Gegenstandsfeld
zurückzuführen sind.1
Anzutreffen sind Infografiken heute dank der immer stärker
werdenden Nachfrage der Informationsvermittlung mittels
Bildern und der dadurch bedingten Zunahme bildlicher Darstel-
lungsformen in vielen Bereichen, wie beispielsweise in Zeitun-
gen, wissenschaftlichen Publikationen, Geschäftsberichten,
Anleitungen sowie in Comics.
Neben den starren Infografiken gibt es auch bewegte oder
interaktive Infografiken in Nachrichtensendungen und Doku-
mentationen im Fernsehen, sowie vermehrt auch im Internet.
Je nach beabsichtigter Nutzung kann die Visualisierung der
Information dabei unterschiedlich starke Abstraktionsgrade
annehmen, die von naturgetreuer Wiedergabe bis zu auf wenige
Linien beschränkte Darstellungen reichen, in denen häufig auch
Piktogramme eine wichtige Rolle spielen.
In der Fachliteratur wird die Infografik meist als journalistische
Darstellungsform, welche sich sowohl des Textes als auch des
Bildes zur Veranschaulichung komplexer Sachverhalte bedient,
dargestellt. So findet man in Die Zeitung: Ein Multimedium:
Textdesign - ein Gestaltungskonzept für Text, Bild und Grafik von
Joachim Blum und Hans-Jürgen Bucher folgende Umschrei-
bung.
»Eine Informationsgrafik gibt eine journalistische Nachricht als
Kombination von Text und grafischer Darstellung wieder. Sie
1 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 13
2.2. Infografik
5 6
verbindet affektives und kognitives Aufnehmen der Informatio-
nen, sie verbindet Bild- und Textrezeption, sie verbindet Sehen
und Lesen. [...] Eine Informationsgrafik kann das Verstehen
erleichtern, weil sie Zusammenhänge visualisiert, die man aus
einem Text erst mühsam herauslesen muß, wie z. B. Zahlenrelati-
onen, Ereignisfolgen und geografische Verhältnisse.«1
1 Blum, J. / Bucher, H.-J., 1998, S. 57
Abb. 2
Infografik in
einer Zeitung
Andere versuchen sich dem Begriff mittels Ausschlussverfah-
rens zu nähern, so schreibt Dagson: »Um zu umreißen, was
Infografiken eigentlich sind, lege ich zunächst fest, was sie nicht
sind. Es sind keine Illustrationen und auch keine Kunstwerke. Es
sind auch nicht bloß computergesteuerte Zeichnungen und
schon gar nicht Notlösungen, wenn mal kein Foto zur Hand ist.
Ganz im Gegenteil: Infografiken sind eine Bildersprache des
Journalismus, eine Präsentation von Fakten, die sich auf Bilder
stützt. Die Kunst besteht darin, dem Zeitungsleser Fakten
vorzuführen, anstatt sie ihn lesen zu lassen.«1
Anzumerken ist auch, dass man in gängigen Lexika wie dem
Brockhaus, dem Bertelsmann-Lexikon oder anderen Standartwer-
ken zum entsprechenden Stichwort keinerlei Einträge findet.
Catherine Bouchon hat sich in ihrer Diplomarbeit, sowie einem
darauf fußenden Buch, ausführlich mit der Materie beschäftigt
und liefert die genaueste Definition, die darüber hinaus Infografi-
ken nicht nur als journalistische Darstellungsform versteht,
weshalb diese für die vorliegende Arbeit Gültigkeit haben soll.
»Eine Infografik ist eine Verschmelzung aus grafischen und
typografischen Elementen. Zu den grafischen Elementen zählen
Fotos, Zeichnungen und Piktogramme. Die typografischen
Elemente umfassen in erster Linie Buchstaben, Ziffern und
mathematische Zeichen. Die Aufgabe der grafischen Bestand-
teile einer Infografik ist, die Aufmerksamkeit des Betrachters zu
wecken und schnell erfassbar visuelle Informationen zu vermit-
teln. Durch typografische Elemente werden Zusammenhänge,
Funktionen und zeitliche Abläufe verdeutlicht. Nur durch diese
Kombination vermitteln Infografiken eigenständige
Informationen.«2
1 Dagson, J., 11/1992, S. 52-602 Bouchon, C., 2007, S. 16
7 8
>Das Bestreben, in Bildsequenzen zu erzählen, reicht weit
zurück, so existieren in der 1940 entdeckten Höhle von Lascaux
im Périgord Malereien,
die ein Rudel Hirsche
bei der Durchquerung
eines Flusses zeigen
und deren Alter auf
fünfzehntausend
Jahre geschätzt wird.1
Die erste Bildsequenz
die eine Reihenfolge
der Betrachtung
vorgibt, entstand um
1400 v. Chr. und
befindet sich im Grab
des Menna. Sie zeigt,
im Zickzack von unten
nach oben gelesen, Ernte und Verarbeitung von Getreide. Auch
die Trajansäule oder Sumi-e2 aus dem 6. Jahrhundert zählen zu
den frühen Formen der Bildgeschichte.
Ägytische Hieroglyphen hingegen stellen keine Vorform des
Comics dar, da sie trotz ihrer Bildlichkeit nicht für Gegenstände,
sondern für Laute stehen.
Auch Kombinationen von Text und Bild existieren seit Jahrhun-
derten. Die Wiener Genesis, ein byzantinisches Manuskript aus
dem 6. Jahrhundert, ein amerikanischer Fund von Hernán
Cortés aus dem Jahr 1519, der das Leben eines präkolumbia-
nischen Herrschers des Jahres 1049 zeigt, oder der im Hoch-
mittelalter in Europa entstandene Teppich von Bayeux, welcher
1 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 322 Sumi-e sind japanische Tuschezeichnungen
3.1. Comic
Abb. 3
Höhlenmalerei
in Lascaux
9 10
die Eroberung Englands durch die Normannen schildert, gehö-
ren zu diesen Werken.1
Im Evangeliar von Heinrich dem Löwen aus dem 12. Jahrhun-
dert gibt es sogar eine Seite mit einer Szenenfolge, in der die
handelnden Figuren Spruchbänder in ihren Händen halten, die
eine frühe Form der Sprechblase darstellen.2
Im selben Jahrhundert zeichnete der Mönch Toba in Japan die
sogenannten Chôjugiga oder Tierbildrollen, die shintoistische
Motive und Texte enthielten.
Nach der Erfindung des Buchdrucks in Europa fanden Ge-
schichten mit wenigen äußerst detailreichen Bildern und
sozialkritischem Inhalt, die ohne Text auskamen, weite Verbrei-
tung. Wie zum Beispiel A Harlot‘s Progress von William Hog-
arth. Mit Avanturen des neuen Telemachs, der Titel spielt auf
William Hogarths Kupferstichfolgen und auf Fénélons
Telemach an, schuf Friedrich Schiller 1786 eine humoristische
Bildgeschichte.3 Auch in Britannien waren humorvolle Geschich-
ten angesagt, so entstanden dort Witz- und Karikaturblätter, wie
das Punch, auf deren Inhalt auch der Begriff Comic zurückzufüh-
ren ist.4
Mit Beginn des 19. Jahrhundert enstanden in Japan die Emaki-
mono die eine fortlaufende Geschichte in Bildern erzählten, und
der Begriff Manga5 wurde zum ersten Mal vom Holzschnittkünst-
ler Katsushika Hokusai gebraucht, um seine Werke zu charak-
terisieren. Nach seinem Tod geriet der Begriff jedoch für einige
Zeit in Vergessenheit, bis Japans erster professioneller Zeichner
1 Vgl. Wikipedia: Comic2 Vgl. Patrimonium Deutsche Comicforschung: Evangeliar Heinrichs des Löwen3 Vgl. Goethezeitportal: Friedrich Schiller – Avanturen des neuen Telemachs4 Vgl. Wikipedia: Comic5 Eigentlich ein landwirtschaftliches Gerät zum zerteilen von Erdschollen
Kitazawa Rakuten ihn wieder verwendete, um seine Werke von
den immer unpolitischer werdenden Ponchies abzugrenzen. So
nannten sich die sehr beliebten Karikaturen des Japan Punch,
einem Magazin für in Japan lebende Ausländer, welches mit
Beginn der Meji Zeit 1868 und der Öffnung Japans nach
Westen entstand.1
Zur gleichen Zeit entwickelte Rudolph Töpffer eines der
Stilmittel des modernen Comic, als er feste Rahmen um seine
Panels zeichnete, weshalb ihn Scott McCloud auch gerne Vater
des modernen Comic nennt. Andere sehen hingegen Richard
Felton Outcault, den Zeicher des Yellow Kid, der 1896 zuerst
Sprechblasen einsetze, welche heute weltweit genutzt werden
und eines der auffälligsten Merkmale des modernen Comic
darstellen, in dieser Rolle.2
1 Vgl. Ossmann, A., 2004, S. 112 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 9
Abb. 4
Yellow Kid
11 12
Für Andreas Platthaus, den Autor von Im Comic vereint und
verschiedener Artikel zum Thema Comic in der FAZ, stellt
George Herrimans Krazy Kat eine größere Revolution dar, da
hier zum ersten mal anthropomorphe Tiere auftauchten.
Während in den USA Comics in Tageszeitungen abgedruckt
wurden, wo sie meist nur eine halbe Seite einnehmen durften,
entwickelte sich in Frankreich und Belgien Anfang des 20.
Jahrhunderts mit dem Comicheft, in dem längere Geschichten in
Fortsetzung erschienen, eine andere Form des Comic. Tim und
Struppi des Zeichners Hergé ist eines der bekanntesten dieser
Comics und zudem jenes, das den Stil der Ligne Claire1 begrün-
dete, der auch von anderen Comiczeichnern aufgegriffen wurde
und sogar seinen Weg in technische Zeichnungen fand.
Auch in Amerika wurden bald längere Geschichten, wie Hal
Fosters Tarzan und Prinz Eisenherz, bei denen die Texte
erstmals seit langem wieder unterhalb der Bilder platziert
wurden, in den Beilagen der Sonntagszeitungen veröffentlicht.
Ganz ähnlich entwickelten sich die Figuren von Walt Disney von
kurzen Gagstrips zu längeren Abenteuergeschichten.2
Beinahe vier Jahrzehnte war der Comic Metier der Tageszeitun-
gen gewesen, bis 1938 Jerry Siegel und Joe Shuster Super-
man erfanden und in Amerika ein wahrer Superheldenboom
ausbrach, der die Zielgruppe in Richtung Jugendlicher und
1 Stilrichtung des Comic, die auf Schraffuren und Schattierungen verzichtet2 Vgl. Wikipedia: Comic
Abb. 5
Krazy Kat
Kinder verschob und dem Comicheft so zum endgültigen
Durchbruch verhalf.
Auch die Machenschaften Hitlers bescherten den USA einen
bis heute bekannten Superhelden. So schuf Jack Kirby mit
Captain America den wohl patriotischsten Superhelden über-
haupt, der im Dezember 1940 auf dem Cover seiner Debütaus-
gabe dem Führer einen Kinnhaken versetzte.
Das Golden Age der Superhelden war angebrochen und brachte
neben diesen eine Neuerung in der Produktion der Comics
hervor. Waren die Zeichner zuvor auch immer Autor ihre Werke
gewesen, so wurden diese Aufgabengebiete jetzt vermehrt
getrennt, um die Erstellung der Hefte rationeller zu gestalten.1
Nach dem 2. Weltkrieg versuchten einige Zeichner, sowohl in
den USA als auch in Japan, durch härtere Inhalte wieder mehr
Erwachsene als Leser zu gewinnen,2 während man in Europa
dort ansetzte, wo man vor dem Krieg aufgehört hatte.
Was im Reich der Sonne gelang, dort etablierten sich dank der
Kashibonya3 die sogenannten Gekiga4 und wurden bald vollends
gesellschaftsfähig,5 rief in Amerika den Jugendschutz auf den
Plan. Dort sahen die Medien den Comic als Gefahr für die
Jugend und nach dem Bestseller Seduction of the Innocent des
New Yorker Psychologen Fredric Wertham, der diese Gefahr
zur apokalyptischen Katastrophe ausmalte, fanden sogar
öffentliche Verbrennungen von Comics statt. Der Comic wurde
als Blasenfutter für Analphabeten verschrien, was der Gattung
noch lange anhaften sollte.Die Verlage gründeten als Reaktion
darauf die CMAA, die Comics Magazin Association of America.
1 Vgl. Schäfer, F., 20092 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 193 Leihbüchereien die meist an Privatverlage angeschlossen sind4 Anspruchsvolle Comicliteratur für Erwachsene5 Vgl. Ossmann, A., 2004, S. 13
13 14
Diese sollte die Inhalte der Hefte kontrollieren, zudem war ihr
Siegel Voraussetzung, um nicht vom Handel zurückgewiesen zu
werden.
Infolge dessen entstanden die Undergroundcomics, die vor-
nehmlich über Headshops vertrieben wurden, während der
offizielle Comicmarkt auf ein Drittel seiner vorherigen Größe
schrumpfte. Viele Verlage zogen sich zurück, subtile Titel
verschwanden und die
Inhalte blieben
erzählerisch, thema-
tisch und ästhetisch
auf Teenagerniveau
bis in den 1980er
Jahren der Vertrieb
vom Zeitschriftenhan-
del zu Comicshops
wechselte und die
CMAA nach und nach
an Bedeutung verlor.1
Zu diesem Zeitpunkt
war es dem Manga
dank wöchentlich
erscheinender
Magazine und Zeich-
nern wie Osamu Tezuka, dem Schöpfer von Astro Boy, bereits
gelungen zu einem der wichtigsten Kultur- und Wirtschafts-
zweige Japans zu werden.
1990 gelangte er schließlich auch in den Rest der Welt, wo er
sich bis heute ebenfalls großer Beliebtheit bei den Comicfans
erfreut, die in Europa und den USA noch eine Minderheit sind.2
1 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 19-202 Vgl. Ossmann, A., 2004, S. 15
Abb. 6
Astro Boy
Dank der immer stärkeren Akzeptanz des Internets wurde 1995
mit Charley Parkers Argon Zark der erste Webcomic veröffent-
licht und eine neue Form der Verbreitung von Comics geschaf-
fen, die sich als gutes Mittel zur Eigenwerbung etabliert hat.1
Heute gibt es viele Arten von Comics mit sehr unterschiedlichen
Themen, Erzählweisen und ästhetischen Stilformen.
Außerdem ist die Meinung zu Comics in den letzten Jahren, dank
vieler hochwertiger Titel auch für eine erwachsene Leserschaft,
deutlich positiver geworden, und selbst in Deutschland scheint
der Comic langsam gesellschaftsfähig zu werden.2
>Die Informationsvermittlung anhand von Bildern ist kein neues
Konzept, sie reicht weit zurück, bis zu den Höhlenmalereien, wie
man sie aus Lascaux kennt oder anderen weniger bekannten,
die jagdrelevante Informationen enthalten.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Form erster Landkarten, von
denen die älteste der heute bekannten vor 8000 Jahren
entstand. Sie wurde in Çatal Hüyük in der Türkei gefunden und
zeigt neben dem »Grundriss einer Siedlung [...] die Seitenansicht
zweier Vulkane«.3 Während sie noch sehr ungenau erscheint,
wurde die Darstellung im 4. Jahrhundert durch Römer und
Griechen verfeinert, die die von ihnen eroberten Gebiete
vermaßen und sie in Karten festhielten, so dass beispielsweise
Strassenkarten des römischen Reiches überliefert wurden.
Auch Prinzipdarstellungen wie die des Erntevorgangs, Ge-
brauchsanleitungen für bestimmte Geräte oder Dokumentatio-
1 Vgl. Wikipedia: Comic2 Vgl. Janssen, A., 03/2010, S. 22-323 Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 23
3.2. Infografik
15 16
nen wichtiger Ereignisse in grafischer Form sind sehr alt und
lassen sich in den Gräbern ägyptischer Pharaonen finden.
Im 10. Jahrhundert entstand das älteste bekannte Liniendia-
gramm, welches in einem einfachen Koordinatensystem die
Flugbahn verschiedener Planeten aufzeigt.
Auch der 70 Meter lange Teppich von Bayeux, der den Überfall
der Angelsachsen durch die Normanen zeigt, enthält Informatio-
nen über Sternenkonstallationen, sowie ortsbezogene Daten und
kann als erste, Abläufe visualisierende, Infografik gesehen
werden. Um 1300 entstanden erste genauere Seekarten des
Schwarzen Meers und des Mittelmeers, zu denen sich ab dem
15. Jahrhundert dank der Expansion Spaniens und Portugals
auch solche Asiens und Amerikas gesellten.
Zwar lassen sich alle zuvor genannten frühen Formen nicht mit
heutigen Infografiken vergleichen, sie sind jedoch unbestreitbar
deren Vorläufer.1
Zur Zeit der Renaissance schritt die Forschung voran, Leonardo
da Vinci entwickelte die Explosionszeichnung und fertigte, wie
auch einige andere Gelehrte, schematische Zeichnungen von
Menschen und Maschinen.
1 Vgl. Liebig, M., 1999, S. 84
Abb. 7
Teil des Teppichs
von Bayeux
»Die Wende in den Naturwissenschaften von der qualitativen
Wesensbeschreibung hin zur quantitativen – messenden – Me-
thode [...] und damit den Beginn der Bildstatistik markiert«1 das
vom französische Philosoph, Naturwissenschaftler und Mathe-
matiker René Descartes 1637 entwickelte Kartesische Koordi-
natensystem, sowie die ebenfalls von ihm stammenden Grundla-
gen der analytischen Geometrie.2
Die topografischen Karten, die auf eine Verbesserung der
Technik im Bereich der Landvermessung zurückzuführen sind,
entstanden im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Etwa um die
selbe Zeit lassen sich auch erste Infografiken in der Presse
registrieren, bei denen es sich meist um Karten handelte, die
Aufschluss über Schlachtenverläufe oder Morde gaben.
Bis ins 20. Jahrhundert blieben diese Darstellungen in der
Presse jedoch Ausnahmeerscheinungen, was in dem Vorurteil,
dass »der weniger Gebildete in Bildern denkt und der Gebildete
in Wörtern«3 begründet sein könnte.
Die Aufklärung, die die Popularisierung wissenschaftlicher
Entdeckungen zum Ziel hatte, führte schließlich, unter der
Leitung des französischen Philosophen Denis Diderot, zwischen
1751 und 1777, zur Entstehung einer 33 Bände umfassenden
und mit 3000 ergänzenden Zeichnungen versehenen Enzyklopä-
die. Angela Jansen sieht in der folgenden Formulierung
Diderots, über den Anspruch an die Zeichnungen, zudem die
erste Definition für Infografiken: »Die Abbildungen aber haben
wir beschränkt [...] auf solche Momente, die sehr leicht darzustel-
len und sehr schwer zu erklären sind. Wir hielten uns dabei an
die wesentlichen Umstände, das heißt an solche, deren Darstel-
1 Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 242 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 203 Sullivan Aus: Knieper, T. / Schenk, M. (Hg.), 1995, S. 116
17 18
lung, wenn sie gut ist, notwendig zur Kenntnis der Umstände
führt, die man nicht sieht.«1
Der schottische Ingenieur und Volkswirt William Playfair trieb
die Bildstatistik voran, als er gemeinsam mit Lambert 1786 den
Commercial and Political Atlas herausgab. Dieser enthielt die
ersten Zeitreihendarstellungen auf
der Basis wirtschaftlicher Daten,
deren Komparation an Hand von
Balken-, Linien- und Kreisdiagram-
men erfolgte. Diese grafische
Aufbereitung war die erste statisti-
sche Infografik in heutiger Form und
derartig revolutionär, dass Playfair
sich bei ihrer Veröffentlichung
rechtfertigte: »This Chart is different
from the others in principle, as it
does not comprehend any portion of
time, and it is much inferior in utility
to those that do.«2 »... and a man
who has carefully investigated a
printed table, finds, when done, that
he has only a very faint and partial idea of what he has read; The
amount of mercantile transactions in money, and of profit or loss,
are capable of being as easily represented in drawings, as any
part of space, or as the face of a country; ... Upon that principle
these Charts were made.«3
Dass sich mit Grafiken wissenschaftliche Aufzeichnungen
verständlicher machen lassen, stellte zur selben Zeit auch
Alexander von Humboldt fest und nutzte sie für die Dokumen-
tation seiner Amerikaexpedition.
1 Diderot Aus: Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 282 Playfair, W., 1786, S. 1013 Playfair, W., 1786, S. 3
Abb. 8
Grafik aus
Playfairs Atlas
Während der industriellen Revolution gewinnt die Infografik, in
Form von Bedienungsanleitungen für Maschinen, an Bedeutung
und auch die Erstellung und Nutzung anderer Infografiken
nimmt zu. Florence Nightingale verwendet sie, um die Opfer-
zahl im Verlauf des Krimkrieges aufzuzeigen, Charles Booth,
um die Situation der in London lebenden Armen zu dokumentie-
ren und der britische
Statistiker Mulhall,
um den jährlichen
Fleischverbrauch
anhand unterschied-
lich großer Ochsen-
symbole wiederzuge-
ben. Den Höhepunkt
unter den Infografiken
dieser Zeit stellt
jedoch die des
Franzosen Charles
Joseph Minard dar,
die mit Hilfe eines
Sankey-Diagramms das schrumpfende Heer Napoleons, im
Verlauf seines Russlandfeldzuges, in Bezug zu Temperatur und
geografischem Standpunkt zeigt.
Ebenfalls auf das 19. Jahrhundert ist das Auftauchen des ersten
Pfeils in Infografiken datiert, welche fortan zur Darstellung von
Ursache-Wirkungs-Beziehungen, Zeitrichtung, Material- und
Informationsfluss sowie als Kürzel für Bewegungen dienten.
1914 griff der amerikanische Statistiker Brinton die Idee
Mulhalls wieder auf, Mengen durch Symbole darzustellen,
jedoch verwendete er statt unterschiedlich großer Symbole eine
sich nach der Menge richtende Anzahl.
Dieses Prinzip macht sich auch die 1920 vom Wiener Pädago-
gen und Soziologen Otto Neurath erdachte Wiener Methode
Abb. 9
Charles Booths
Dokumentation der
Armen in London
19 20
der Bildstatistik zu eigen, die auch als International System of
Typographic Picture Education kurz Isotype bekannt ist.1
In den 50er und 60er Jahren stieg mit zunehmender Elektrifizie-
rung der Haushalte auch die Anzahl an Elektrogeräten und mit
ihnen die der Gebrauchsanleitungen, die sich nun zum ersten
mal an Laien statt Fachleute wendeten.2
Als Väter der modernen Infografik gelten Nigel Holmes, der für
das US-Nachrichtenmagazin Time tätig war, sowie Peter
Sullivan, der als Grafikjournalist für das Londoner The Times
journalistische Berichte in Grafiken umsetzte und nach dem ein
bedeutender internationaler Infografikpreis benannt wurde.
Zu einer entscheidenden Wende in der Wahrnehmung von
Infografiken kam es mit dem Erscheinen der Erstausgabe der
Zeitung USA Today am 15. September 1982.
Die Aufmachung der Zeitung war das Ergebnis einer Marktfor-
schungsstudie, nach der sich die Leser kurze Berichte mit viel
1 Vgl. Form+Zweck: Bildstatistik2 Vgl. Use It: Theorie - Die Geschichte der Gebrauchsanweisung
Abb. 10
Statistik von
Otto Neurath
Farbe und Schaubildern wünschten.
Zwei Ereignisse die dieses Konzept noch begünstigten, waren
der Ausbruch des ersten Golfkriegs und der Reaktorunfall in
Tschernobyl, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen.
Während im ersten Fall die Militärzensur Fotos vor Ort verhin-
derte und man daher notgedrungen auf Grafiken zurückgriff,
nutzte man diese im Fall von Tschernobyl, weil das Thema zu
komplex war, um es alleine in Worten zu beschreiben.
In Deutschland kam 1993 mit dem Focus ein Nachrichtenmaga-
zin auf den Markt, das dem Konzept der USA Today folgte und
heute neben Spiegel und Stern zu den drei großen generell
interest Magazinen zählt.1
Heute sind Infografiken aus dem täglichen Leben nicht mehr
wegzudenken und begegnen uns beispielsweise in Form von
Pressegrafiken, Landkarten, Anleitungen zum Aufbau von
Möbeln oder zur Nutzung technischer Geräte und natürlich auch
in Form des Wetterberichts nahezu überall.
1 Vgl. Pololáníková, L., 2008, S. 36-41
Abb. 11
Truppenbewegungen
im ersten Golfkrieg
21 22
>Neben den allseits bekannten Comics, die in erster Linie der
Unterhaltung dienen und deshalb häufig auf leicht verdauliche
Kost setzen, haben sich Anfang der 1940er Jahre auch solche
entwickelt, die sich um die Informationsvermittlung bemühen.
So lassen sich Comics zu geschichtlichen, politischen oder
naturwissenschaftlichen Themen genauso finden, wie jene, die
den Leser mit alltagstauglichem Wissen versorgen. Selbst
Reportagen oder autobiografische Geschichten in Form des
Comic existieren seit den 80er Jahren und haben nach anfängli-
cher Skepsis seitens der intellektuellen Bevölkerungsschichten
und Kritiker ihren Weg in die Literaturempfehlungen der Zeitun-
gen geschafft. Diese Erzählungen werden als Sach- oder
Reportagecomics bezeichnet, tauchen jedoch immer häufiger
auch unter der Bezeichnung Grafik-Novelle auf. Dieser Begriff
stand eigentlich für gezeichnete Romane, erfreute sich jedoch
schnell größer werdender Popularität, da so ausgezeichnete
Comics auch über den Buchhandel vertrieben werden konnten.
Mittlerweile werden viele Veröffentlichungen aus vermarktungs-
strategischen Gründen mit dem Label Grafik-Novelle versehen,
was die Bezeichnung verwässert und eine klare Definition
schwierig macht. Trotzdem kann man sagen, dass ein großer Teil
der so benannten Erscheinungen ernsthafte Themen für ein
Erwachsenes Publikum bereit hält.1 Da es in der vorliegenden
Arbeit nicht um Vermarktungsstrategien geht, werden im
folgenden die leichter verständlichen Begriffe Sach- und
Reportagecomic verwendet und deren Inhalt näher betrachtet.
>Diese Gattung des Comic gilt als Spielart der Sachliteratur,
kann jedoch im Gegensatz zu dieser auch fiktionale Elemente
enthalten. Diese sind jedoch lediglich Teil der zur Vermittlung der
1 Vgl. Denkmayr, J.,2008, S. 37-41
4.1. Comic
4.1.1. Der Sachcomic
23 24
Informationen genutzten Geschichten, welche auch den Reiz des
Sachcomics ausmachen, da sie der Belehrung eine unterhal-
tende Note verleihen. Das Wissen, das sie vermitteln, entspricht
hingegen den Tatsachen, unter Berücksichtigung des For-
schungsstands zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.
Der Sachcomic entstand in den 1940er Jahren in den USA als
Reaktion auf die harte Kritik, die dem Comic zu dieser Zeit zu teil
wurde. Mit ihrer Hilfe wollten die Verlage zeigen, dass Comics
durchaus das Potential besitzen Wissen zu vermitteln und
keineswegs nur als Unterhaltungs-
medium für Kinder und geistig
Minderbemittelte taugen. Die ersten
Educational Comics genannten
Hefte beschäftigten sich mit den
Biografien bekannter Persönlichkei-
ten. Ihr Spektrum wurde jedoch
schnell erweitert und es folgten
Themen der Weltgeschichte, der
Naturwissenschaften, sowie
Umsetzungen der Bibel und anderer
bekannter Werke der Weltliteratur,
die Classic Comics oder später
Classics Illustrated genannt wurden
und die einen großen Publikumser-
folg zu verzeichnen hatten.
Selbst das Militär entdeckte den Comic als Informationsträger
und trug maßgeblich zu dessen weiterer Entwicklung bei,1 als
das Pentagon während des Zweiten Weltkriegs Will Eisner
damit beauftragte, einen Sachcomic für Soldaten zu zeichnen,
der nützliches Wissen zur Nutzung und Wartung ihrer Ausrüs-
tung und Fahrzeuge bereit hielt. Auch die Japaner bedienten
1 Vgl. Comic-Info: Sachcomics
Abb. 12
Soldatencomic
von Will Eisner
sich dieses Mediums, um ihre Soldaten zu schulen, und sie
waren es auch, die nach dem Ende des Krieges als Erste
Mangas als Unterrichtsmittel einsetzten, da sie erkannt hatten,
dass es den Spaß am Lernen förderte. In den 80er Jahren
folgten dann Sachmangas, die sich vornehmlich an ein erwach-
senes Publikum richteten. Darunter auch der 1986 von Ishino-
mori Shôtarô veröffentlichte Nihon keizai nyûmon, Japan GmbH
- Eine Einführung in die japanische Wirtschaft, der sich allein in
Japan über eine Million mal verkaufte und als der Wegbereiter
für den Sachmanga gilt.
Heute existieren in Japan viele Mangas, die vom Kochen, über
das Shogispielen bis zu Liebestechniken für frisch Verheiratete,
alle möglichen Informationen bereithalten.1
Aber auch in Amerika und Europa erfreut sich der Sachcomic
immer größer werdender Beliebtheit, obwohl nach wie vor
Stimmen existieren, die an der Berechtigung des Comic zur
Wissensvermittlung zweifeln.
1 Vgl. Ossmann, A., 2004, S. 54
Abb. 13
Tipps für
Ehepaare
25 26
Dass dies unbegründet ist und es sich um ein durchaus ernstzu-
nehmendes Medium mit großem Potenzial handelt, beweisen die
Veröffentlichungen der deutschen Gesellschaft für Comicfor-
schung, die sich wissenschaftlich mit der Thematik auseinander-
setzen.
>Schon lange vor der Entstehung der Fotografie wurden
handgezeichnete Bilder in Zeitungen als Ergänzung der Artikel
genutzt. Auch das Militär leistet sich seit jeher Künstler, die
Kampf und Krieg in ihren Werken verarbeiten, da sich mit ihrer
Hilfe Emotionen zeigen lassen wo Worte versagen würde.
Journalistische Themen im Comic zu präsentieren ist hingegen
eine noch relativ neue Idee, die auf Grund des häufig als trivial
eingestuften Mediums kritische Fragen bezüglich der Eignung,
ernste Inhalte glaubwürdig zu transportieren und dabei journalis-
tischen Ansprüchen gerecht zu werden, aufwirft.
Dass sehr wohl auch komplexere Themen im Comic behandelt
werden können, zeigen Zeichner wie Keiji Nakazawa, der in
4.1.2. Comicreportage
Abb. 14
Bild aus dem Iraq
von Steve Mumford
Hadashi no Gen1 seine Erlebnisse als Augenzeuge des Atom-
bombenabwurfs auf Hiroshima verarbeitet, sowie der mit dem
Pulitzerpreis ausgezeichnete Art Spiegelman, dessen Maus die
Holocausterlebnisse seines Vaters erzählt. Während die eben
genannten einen persönlichen Zugang zur Thematik haben und
ihre Arbeiten daher stark autobiografisch sind, beschäftigte sich
Joe Sacco für seinen Comic Palästina aus reinem Interesse mit
den Ereignissen der
zweiten Intifada,
weshalb er oft als
Vorreiter der Comicre-
portage bezeichnet
wird, obwohl die oben
genannten Werke
früher erschienen.2
Allen Zeichnern ist
hingegen gemein,
dass sie ihre Erfahrun-
gen aus einem
subjektiven Blickwin-
kel aufzeichneten und
diesen Umstand auch
nicht verheimlichen,
denn so wird dem
Leser das Gefühl der
Unmittelbarkeit gegeben und genau darin liegt die eigentliche
Stärke der Comicreportage. Während in anderen Medien oft die
Auffassung verfolgt wir, der Autor müsse hinter seinem Text
verschwinden, um so den Eindruck von Objektivität zu erzeugen,
was ohnehin ein Trugschluss ist, da die Auswahl des präsentier-
1 Deutscher Titel: Barfuß durch Hiroshima2 Vgl. Allgaier, J., 2008
Abb. 15
Joe Saccos Palästina
27 28
ten Materials immer auch eine gewisse Wertung transportiert,
machen sich die Zeichner der Reportagecomics in oder durch
ihre Werke kenntlich und zeigen so ihre Perspektive und die
Entstehungsgeschichte des Artikels.1
Diese Ehrlichkeit wird auch von den Bildern getragen, denn den
Betrachtern ist von vornherein bewusst, dass das Zeichnen eine
gewisse Reduktion und die Möglichkeit zur Veränderung
bereithält. Ein Umstand, der bei Fotos, die nicht minder manipu-
lierbar sind und es häufig auch werden, vielen nicht klar ist.2 So
wird das Gesehene nicht als absolute Wahrheit hingenommen,
sonder der mündige Leser erhält die Chance zur reflektierten
Betrachtung und Meinungsbildung. Art Spiegelmann sagt zu
diesen Punkten: »The phony objectivity that comes with a
camera is a convention and a lie in the same way as writing in
the third person rather than the first person. To write a comics
journalism report you are already making an acknowledgment of
biases and an urgency that communicates another level of
information.«3
Andere Punkte, die eine gute Reportage ausmachen wie
Augenzeugenschaft, Ausgewogenheit, gründliche Recherche
und Faktentreue, sind weniger vom Medium abhängig als viel
mehr vom Autor und können daher im Comic genauso wie in
klassischen Publikationsformen geleistet werden.
Wie beim Sachcomic liegt der Vorteil der Comicreportage in
deren Vermischung von Informationsvermittlung mit Unterhal-
tung, da so der Zugang zur Thematik vereinfacht wird und weit
mehr Personenkreise erreicht werden können, als dies mit
klassisch publizierten journalistischen Arbeiten möglich wäre.
Dies ist wohl auch der Grund warum viele weitere Zeichner,
1 Vgl. Christian, S., 20072 Vgl. Denkmayr, J., 2008, S. 81-843 Spiegelmann Aus: Allgaier, J., 2008
neben den bereits genannten, Comics in dieser Richtung
veröffentlicht haben. Zu ihnen zählen unter anderem Guy
Delisle, der in Pjöngjang seinen Aufenthalt in einem totalitären
Staat beschreibt,
sowie David Beauch-
ard, der in Die heilige
Krankheit die Epilepsie
seines Bruders
verarbeitet.
Trotz allem wird die
Comicreportage wohl
eher nicht für tagesak-
tuelle Themen genutzt
werden, da ihre
Erstellung je nach
Rechercheaufwand
und Arbeitstempo des
Zeichners einige Zeit
in Anspruch nimmt.
Dafür bietet die
zeitliche Distanz zum Geschehen die Möglichkeit, nachhaltigen,
engagierten und außergewöhnlichen Journalismus abseits der
Massenmedien abzuliefern.1
>Ähnlich schwierig, wie eine passende Definition für Infografik
zu finden, gestaltet es sich auch bei der Kategorisierung, da man
in der Fachliteratur diverse Ansätze ausmachen kann. Liebig
beispielsweise kategorisiert nach der Art der Darstellung, wobei
für ihn »...die entscheidende Frage dabei ist, welche der grafi-
schen Elemente Träger der eigentlichen Kernaussage sind:
1 Vgl. Denkmayr, J., 2008, S. 206
Abb. 16
Pjöngjang von
Guy Delisle
4.2. Infografik
29 30
zeichnerische, textliche oder fotografische.«1 Diese Einteilung
erscheint jedoch mehr als ungenau, da eine gute Infografik vom
Zusammenspiel textlicher, zeichnerischer und/oder fotografi-
scher Elemente lebt und sich dabei nur schwer bestimmen lässt,
welches der Elemente die eigentliche Kernaussage transportiert.
Bounford und Campbell hingegen unterscheiden zwischen
illustrativen Diagrammen, statistischen Diagrammen, Relations-,
Organisations- und Zeitdiagrammen.2 Dies ist zwar etwas
genauer, hat jedoch den Nachteil, dass die Kategorisierung im
Fall der illustrativen Diagramme einmal der Art der Darstellung
folgt, während sie sich sonst nach der zu vermittelnden Informa-
tion richtet.
Konsequenter ist, mit der Unterscheidung nach Prinzipdarstel-
lung, kartografischer Infografik und Bildstatistik, die Systematik
von Scharfe und Jansen sowie die von Blum und Bucher
gewählte, fast identische Einteilung, welche jedoch mit Er-
klärgrafik, Topo-Grafik und numerischer Grafik andere Bezeich-
nungen verwendet, da sich beide ausschließlich an der Art der
Information orientieren.
Auch die vorliegende Arbeit wird sich bei der Kategorisierung an
den vorangegangenen Systematiken orientieren und nach der
Art der vermittelten Information zwischen kartografischen und
statistischen Infografiken sowie Funktionsinfografiken unter-
scheiden.
>Kartografische Infografiken werden erstellt, um eine spezifi-
sche Information mit räumlichem Bezug zu vermitteln, dabei
können sie, anders als Landkarten, von der Darstellung im
Grundriss und der gleichmäßigen Aufteilung der Flächen
1 Liebig, M., 1999, S. 242 Vgl. Bounford, T. / Campbell, A., 2001, S. 22
4.2.1. Kartografische
Infografiken
abweichen, was, bewusst eingesetzt, zu einer signifikanten
Steigerung des Informationsgehaltes führen kann.1
Bei den kartografischen Infografiken unterscheidet man zwi-
schen topografischen Karten, die der Orientierung dienen, sowie
thematischen Karten, welche geeignet sind, Sachverhalte in
geografischen Zusammenhängen zu vermitteln.2
>Diese Form der Infografik dient der Wiedergabe geometrischer
Details, der Ausmessung von Standorten sowie der Orientierung
im Gelände, wobei damit nicht zwangsläufig der Aussenraum
gemeint sein muss, da auch Gebäudegrundrisse oder Verkehrs-
streckennetze auf diese Weise wiedergegeben werden.3
Je nach der in der Karte dargestellten Information kann die grafi-
sche Aufmachung stark variieren, wobei meist eine vereinfachte
Darstellung gewählt wird, die alle unnötigen Informationen
1 Vgl. Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 1422 Vgl. Wilhelmy, H., 2002, S. 173 Vgl. Wikipedia: Topografische Karte
4.2.1.1. Topografische
Karten
Abb. 17
Streckennetz
von Tokyo
31 32
ausspart und so den Blick des Betrachters schnell auf Wesentli-
ches lenkt. Außerdem sehr beliebt sind Piktogramme für wich-
tige Orientierungspunkte und Orte, da diese nicht nur die Karte
weiter vereinfachen, sondern im Gegensatz zu Schrift auch
international verständlich sind. Eine Legende ist ebenfalls
sinnvoll, da in ihr grafische Elemente, etwa Wege und Strassen
oder Piktogramme, erläutert werden können.
>Wie bereits erwähnt dienen diese Karten der Visualisierung
eines Ereignisses an einem bestimmten Ort, wobei die Karten-
geometrie thematisch in den Hintergrund rückt und oftmals nur
der Orientierung dient, wie im Fall der Wetterkarten. Allgemein
lässt sich sagen, dass diese Art der Infografik gerne mit anderen
Diagrammen gemischt wird, wie bei der Kriegsberichterstattung,
wo sie oft um statistische Daten erweitert wird, um Truppenbe-
wegungen oder Opfer mengenmäßig zu erfassen.
Auch die 1869 von Charles Joseph Minard angefertigte
Infografik, die den Russlandfeldzug Napoleons sowie die damit
verbundenen Verluste der französischen Armee zeigt, gehört zu
dieser Art von Karten und ist laut Jansen und Scharfe die
interessanteste Infografik des 19. Jahrhunderts.1
1 Vgl. Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 32
4.2.1.2. Thematische
Karten
Abb. 18
Infografik
von Minard
Ein gutes Beispiel dafür, wie viele Informationen sich in einem
sehr übersichtlichen und leicht zu erfassenden Bild transportie-
ren lassen.
>Die primäre Aufgabe von statistischen Infografiken liegt in der
visuellen Darstellung von Mengenverhältnissen. Die so wieder-
gegebenen Daten machen es möglich, Vergleiche simultan abzu-
lesen und bieten somit einen entscheidenden Vorteil vor der
Vermittlung in Tabellen- oder Textform, die den Inhalt nur
sequenziell wiedergeben können. Außerdem wird dem Nutzer
die Freiheit gewährt, Vergleiche, die ihm interessant erscheinen,
selbst zu ziehen und zu interpretieren, während in Textbeiträgen
häufig bereits der Verfasser diese Aufgabe übernimmt.1 Ein
weiterer Vorteil der statistischen Infografiken liegt in ihrem recht
simplen Aufbau, der es dem Betrachter vereinfacht, sich direkt
auf den Inhalt zu konzentrieren, ohne zuvor erst die Logik der
Grafik ergründen zu müssen. Daher werden sie auch gerne in
Schul- und Lehrbüchern eingesetzt.
Die Darstellungsvarianten statistischer Infografiken sind recht
zahlreich und reichen von Balken- und Säulendiagrammen, über
Linien- oder Kurvendiagramme, bis hin zu Kreis-, Kuchen- oder
Tortendiagrammen.2
>Diese häufig auch als längenproportionale Darstellung bezeich-
nete Form der Informationsgrafik eignet sich besonders zur
Visualisierung quantitativer Vergleiche. Dabei können zum einen
gleiche Parameter miteinander verglichen werden, wie beispiels-
weise die Haushaltsausgaben verschiedener Länder.
1 Vgl. Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 1742 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 23
4.2.2. Statische
Infografiken
4.2.2.1. Säulen- und
Balkendiagramme
33 34
Zum anderen lassen sich auch Verhältnisse von Teilmengen
innerhalb eines Ganzen aufzeigen, was, auf das vorhergehende
Beispiel bezogen, dazu dienen könnte, die Aufteilung der
Haushaltsausgaben eines einzigen Landes näher zu betrachten.
Möchte man beides kombinieren,
kann man ein segmentiertes
Diagramm nutzen, dieses zeigt
sowohl die Gesamtmenge, als auch
deren Zusammensetzung in einer
einzigen Darstellung. Auch mengen-
mäßige Entwicklungen über einen
bestimmten Zeitraum hinweg lassen
sich darstellen, indem Säulen- oder
Balkendiagramme um eine Zeitan-
gabe, zum Beispiel in Form eines
Zeitstrahls, erweitert werden.
Ein sogenanntes Abweichungsdia-
gramm empfiehlt sich, wenn positive
und negative Werte in einem Bild
dargestellt werden sollen. Dabei
werden, ausgehend von der Grundli-
nie, die Werte in unterschiedliche
Richtungen abtragen.
Ob für diese Darstellungen auf die
vertikalen Säulendiagramme oder
die horizontalen Balkendiagramme
zurückgegriffen wird, ist dabei
häufig eine Frage des persönlichen Geschmacks und des
gewünschten Formates, denn es existieren bisher keine wissen-
schaftlichen Erkenntnisse darüber, welche der Darstellungen
wann vorzuziehen sind. Mit Sicherheit lässt sich jedoch sagen,
dass Balkendiagramme grundsätzlich einen Vorteil bei der
Beschriftung bieten, da im Gegensatz zu Säulendiagrammen die
Abb. 19
Beispiel für ein
Balkendiagramm
Schrift in normaler Leserichtung positioniert werden kann und
nicht gekippt werden muss, wodurch der Lesekomfort unbeein-
flusst bleibt.
Häufig werden statt einfacher Säulen oder Balken zum Thema
passende grafische Abwandlungen, ein Geldhaufen für Haus-
haltsausgaben, oder gleich die Isotypevariante, gestapelte
Geldbündel, genutzt, um die Darstellung optisch aufzulockern
oder einen Teil der Beschriftung einzusparen.1
>Bei dieser auch als Fieberkurve bekannten Darstellungsform
lassen sich funktionelle Zusammenhänge zweier oder, im
dreidimensionalen Raum, auch dreier Merkmale in Form einer
Linie oder Kurve aufzeigen. Besonders geeignet und daher
häufig anzutreffen ist sie dort, wo die Ausprägung eines Trends
über einen bestimmten Zeitraum hinweg gezeigt werden soll.
Dazu wird in einem kartesischen Koordinatensystem auf einer
der Achsen der Zeitverlauf abgetragen, während die andere
Achse der Darstellung der Merkmalsausprägung dient. Meist
werden nur vereinzelte Punkte markiert und anschließend durch
eine Linie verbunden, wodurch dazwischen liegende Bereiche
unvollständig oder sogar falsch wiedergegeben werden können.
Aus diesem Grund sollte der Abstand der Messpunkte möglichst
gering sein, oder wenn möglich eine mathematische Funktion für
den Verlauf errechnet werden. Desweiteren ist eine regelmäßige
Einteilung der Achsen wichtig.2 Mit genügend Erfahrung in dem
der Infografik zugrunde liegenden Bereich lässt sich an Hand
einer solchen Kurve oft ein zukünftiger Verlauf voraussagen,
weshalb sie in der Wirtschaft genutzt werden, um die Entwick-
lung eines Unternehmens oder eines Aktienkurses festzuhalten.
1 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 23-24 2 Vgl. Jansen, A. / Scharfe, W., 1999, S. 184
4.2.2.2. Linien- oder
Kurvendiagramme
35 36
Auch mit dieser Form des Diagramms können Vergleiche
gezogen werden, indem man mehrere unterschiedlich einge-
färbte Linien gemeinsam in ein Koordinatensystem zeichnet.
Werden die unter den Linien entstehenden Flächen zusätzlich
eingefärbt, spricht man von einem Flächendiagramm.
Dieses ist in der Regel übersichtlicher, kann diesen Bonus
jedoch durch Überlagerungen, die durch sich schneidende
Wertekurven entstehen, auch schnell wieder verlieren, weshalb
man die Kurven oftmals räumlich hintereinander aufreiht.1
>Diese Form des Diagramms, deren unterschiedliche Bezeich-
nungen synonym Verwendung finden, ist ideal dazu geeignet,
Teilmengen eines Ganzen darzustellen, das in Segmente zerlegt
wird, deren Größe sich proportional zu einer bestimmten Merk-
1 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 25-26
Abb. 20
Beispiel für ein
Balkendiagramm
4.2.2.3. Kreis-, Kuchen
oder Tortendiagramm
malsausprägung verhält. Für Vergleiche ist das Flächenkreisdia-
gramm die bevorzugte Lösung. Hierzu werden mehrere Kreise
nebeneinander gesetzt, deren Durchmesser oder Höhe und
damit auch deren Gesamtfläche sich nach dem Wert richtet, den
sie visualisieren. Die Möglichkeit der Zerteilung in Segmente
bleibt erhalten, so dass sich zum Beispiel der Export mehrerer
Länder vergleichen und gleichzeitig die Zusammensetzung
aufschlüsseln lässt. Des Öfteren findet man auch Kreisvarianten,
wie den Halbkreis, der gerne genutzt wird, um die Sitzverteilung
im Bundestag oder Ähnliches zu zeigen.
Um das Diagramm an das darzustellende Thema anzupassen,
werden manchmal grafische Adaptionen genutzt, wie etwa
Schallplatten, CDs und Festplatten, um das über die Jahre
gestiegene Speichervolumen für Musik zu präsentieren.
In diesem Zusammenhang finden sich auch Lösungen, die auf
nicht vollständig kreisrunde Figuren setzen, was keineswegs
Abb. 21
Beispiel für ein
Kreisdiagramm
37 38
empfehlenswert ist, da sich so Verzerrungen zwischen den
Vergleichsflächen ergeben, die nicht vermeidbar sind und den
Betrachter in die Irre führen können.1
>Diese Art der Infografik ist die mit Abstand anspruchsvollste,
sowohl in der Herstellung, als auch im Umfang der durch sie
vermittelbaren Informationen. Sie ist in der Lage, diverse
Fragestellungen zur Funktion, sowie zum Aufbau einer Sache,
zum Ablauf eines Geschehens, zur Struktur einer Hierarchie oder
zu bestimmten Handlungen zu beantworten, weshalb sie auch
als Erklärgrafik bezeichnet wird.
Je nach Fragestellung fällt die Funktionsinfografik sehr unter-
schiedlich aus, so werden Funktion und Aufbau mit einer
Darstellung des entsprechenden Gegenstandes oder Köpers
erklärt. Abläufe werden meist über mehrere Bilder verteilt
gezeigt und um Hierarchien oder Kompetenzen klar zu machen,
wird oftmals auf das Organigramm, wie man es von Stammbäu-
men her kennt, zurückgegriffen. Alle Darstellungen haben
1 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 26-27
4.2.3. Funktions-
infografiken
Abb. 22
Beispiel für ein
Kreisdiagramm
jedoch eine Gemeinsamkeit, sie werden nahezu ausnahmslos
um textliche Erläuterungen und häufig auch Pfeile, Linien und
grafische Symbole ergänzt.1 Viele dieser Vorgänge ließen sich
auch verbal erläutern, aber selbst bei größter Genauigkeit und
Ausführlichkeit ließe sich kein vergleichbares Ergebnis erzielen,
denn die Vermittlung durch eine Grafik hilft dem Vorstellungsver-
mögen des Betrachters und lässt ihn am Geschehen teilhaben.
Darüber hinaus fällt die Aufnahme visueller Informationen dem
Mensch von Natur aus leichter und lässt sich schneller bewerk-
stelligen, als die Rezeption von Texten.2 Ein gutes Beispiel für
diesen Umstand liefern Bedienungs- oder Aufbauanleitungen,
deren Inhalt sich über reinen Text wohl nur schwer vermitteln
ließe, weshalb sie immer mehr auf zeichnerische Erklärungen
setzen.
1 Vgl. Bouchon, C., 2007, S. 30-32 2 Vgl. Kroeber-Riel, W., 1993, S. 53
39 40
>Sowohl Comics als auch Infografiken transportieren Informatio-
nen als Mischung von Text und Bild auf eine sehr spezifische
Weise, wobei sie ihnen eigene Methoden oder sogar Elemente
entwickelt haben, die im folgenden Abschnitt aufgezeigt und
näher erläutert werden sollen.
>Als narratives, sequentielles Bildmedium verfügen Comics über
einige einzigartige Elemente, sowie einige, die diesem Medium
zwar nicht eigen sind, von ihm jedoch anders als gewohnt
genutzt werden und an denen ein Comic schnell als solcher
erkannt werden kann. Die genauen Funktionen und Eigenheiten
dieser informationstragenden Elemente sollen nun hier beschrie-
ben werden.
>Die Einzelbilder des Comics werden als Panels bezeichnet und
sind für die sequenzielle Struktur dieses Mediums verantwortlich.
Jedes Panel stellt einen Augenblick des Geschehens dar,
dessen Dauer vom präsentierten Inhalt und der dafür in der
Erfahrungswelt des Lesers benötigten Zeit abhängt. Während in
den Anfängen des Comics, als Folge des limitierten Platzes, der
ihnen in den Zeitungen zur Verfügung stand, die Panels meist
rechtwinklig und in ihrer Größe sowie ihrem Layout stark
eingeschränkt waren, richten sie sich heute in Form und Abmes-
sungen nach dem dargestellten Inhalt.1
In europäischen und amerikanischen Comics findet man meist
ruhige Layouts mit nur wenigen von der rechwinkligen Form
abweichenden Panels, während in Mangas reichlich von dieser
Methode, Spannung zu erzeugen, Gebrauch gemacht wird.
Der Rahmen der Panels kann ebenfalls zur Erzählung beitragen,
1 Vgl. Denkmayr, J., 2008, S. 63
5.1. Comic
5.1.1. Panels
5.1.2. Bildzwischen-
raum
Abb. 23
Beispiel für den
Zeitfluss zwischen
den Panels
41 42
so erzeugen beispielsweise von den Figuren durchbrochene
Begrenzungslinien Spannung, und fließende Übergange der
Ränder in den Hintergrund vermitteln den Eindruck einer
Traumsequenz oder eines Rückblicks.
>Der Raum zwischen den Panels wird im Fachjargon Gutter oder
zu deutsch Rinnstein genannt und ist das wohl wichtigste Gestal-
tungselement im Comic. Durch ihn wird der Leser zu Assoziatio-
nen, hinsichtlich des
Geschehens zwischen
den Panels, herausge-
fordert. So würde der
Betrachter bei zwei
Panels, von denen
eines eine Person auf
der obersten Stufe
einer Treppe stehend
zeigt, während sie im
anderen am Fuß der
Treppe liegend
präsentiert wird, den
offensichtlichen Sturz
eigenständig ergänzen.
Von diesem Umstand
machen beispiels-
weise Kriegsreportagecomiczeichner gerne Gebrauch, indem sie
die Tat im Rinnstein verbergen und lediglich das Davor und
Danach zeigen, wenn sie Gewaltakte darstellen müssen.
Die Größe der Sprünge, die zwischen den Panels erfolgen, hat
dabei Einfluss auf die Lesegeschwindigkeit.1 Kleine Sprünge,
1 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 23
5.1.2. Bildzwischen-
raum
Abb. 23
Beispiel für den
Zeitfluss zwischen
den Panels
wie sie in Mangas genutzt werden, erzeugen das Gefühl von
Schnelligkeit und lassen den Comic filmisch wirken, da die
Einzelbilder fasst fließend ineinander übergehen und keine
große Interpretation der zwischen ihnen liegenden Ereignisse
erfordern. Je größer die Sprünge ausfallen, desto mehr muss der
Rezipient ergänzen, und umso mehr leidet das Verständnis der
Geschichte.
Werden die Bildzwischenräume geschickt genutzt, indem sie den
Leser zum Mitdenken anregen, kann eine Verbindung zu diesem
aufgebaut werden, die so in keinem anderen Medium möglich ist.
>Zur Wiedergabe gesprochener Texte werden im Comic
Sprechblasen verwendet, die mittels einer Linie oder eines Dorns
mit einem Charakter verbunden sind und diesem den in ihnen
enthaltenen Text als direkte Rede zuordenbar machen.
Dabei stellen lange Reden eine besondere Herausforderung dar,
gilt doch die Regel, dass nicht mehr als ein Drittel eines Panels
mit Sprechblasen gefüllt sein sollte, weshalb oft eine Verteilung
des Textes auf mehrere Blasen nötig wird.1
Meist ist die Blase von runder Form, sie kann jedoch auch eckig
sein oder diverse andere Gestalten annehmen, wie etwa die
eines Herzens für die Wiedergabe von Liebesbekundungen.
Darüber hinaus kann die Umrisslinie der Sprechblase, durch
verschiedene Ausschmückungen, Hinweise auf die Art einer
Aussage geben, wobei beispielsweise Blumenranken für eine
emotionale Sprache oder Eiszapfen für einen frostigen Ton
stehen.
Die Gedankenblase ist eine besondere Form der Sprechblase,
welche statt durch einen Dorn durch aufsteigende Bläschen mit
dem Charakter verbunden ist und, wie ihr Name bereits ahnen
1 Vgl. Jüngst, H. E., 2004, S. 71-72
5.1.3. Sprechblasen
43 44
lässt, die Gedanken eines Protagonisten enthält.1
>Eine weitere Methode, neben der Sprachblase, Texte im Comic
wiederzugeben ist der Blocktext, der in rechteckigen Kästen in
oder unter dem Panel steht, auf welches sich der durch ihn in
Erscheinung tretende auktoriale Erzähler bezieht.2
>Im Comic finden häufig unterschiedliche Linien Verwendung,
wenn es um die Darstellung von Geschwindigkeit, Gerüchen,
Hitze oder Lärm geht.
Die sogenannten Speedlines, die Geschwindigkeit vermitteln
sollen, sind dabei die bekannteste, weil am meisten genutzte
Form. Während sie im Manga vom Panelrand ausgehen und den
Eindruck erzeugen, der Betrachter würde seinen Blick dem
dargestellten Objekt folgen lassen, werden sie im westlichen
Comic vom Objekt ausgehend dargestellt und lassen den Effekt
des am Leser Vorbeiziehens entstehen.
Mit ihrer Hilfe lassen sich jedoch nicht nur Bewegungen ganzer
Objekte darstellen, sondern die einzelner Teile, wie die eines sich
1 Vgl. Denkmayr, J., 2008, S. 68-69 2 Vgl. Krafft, U., 1978, S. 87
5.1.4. Blocktext
Abb. 24
Typischer Einsatz
von Blocktext
5.1.5. Linien
drehenden Rades oder einer winkenden Hand.
Die Linien für Geruch, Hitze und Lärm sind in aller Regel leicht
gewellt und gehen von dem Objekt aus, welches sie verursacht.1
>Im Comic lassen sich Piktogramme, also Symbole, die in
einfacher grafischer Form Hinweise auf einen bestimmten
Sachverhalt geben, auf sehr unterschiedliche Arten nutzen.
Häufig sind sie einfach Teil der im Comic dargestellten Welt, wie
etwa auf einem Verkehrsschild in einer Stadtszene.
Sie können jedoch auch in den Sprechblasen platziert werden,
um den Text, oder Teile des Textes, zu ersetzen, was sich
besonders zur Wiedergabe von Stimmungen und Gefühlen
eignet und gern im Fall von Schimpfwörtern genutzt wird.
Hier ist die exakte Transkription der Symbole weniger wichtig,
als die dahinter verborgene Aussage, weshalb die genaue
Ausformulierung der Bildmetapher dem Leser überlassen
werden kann. Anders verhält es sich bei der letzten Einsatzmög-
lichkeit, Informationen kurz und prägnant an Hand eines Pikto-
gramms zu vermitteln, wie es in Sachcomics oft getan wird.
Hier muss das Symbol eindeutig zu entschlüsseln sein, um
eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.2
1 Vgl. Knigge, Andreas C., 2009, S. 242 Vgl. Denkmayr, J., 2008, S. 63
5.1.6. Piktogramme
Abb. 25
Piktogramme in
den Sprechblasen
45 46
>Normalerweise werden die Texte im Comic vom Zeichner
selbst oder von einem Letterer, dessen Schrift zum Comic passt,
mit der Hand geschrieben und bestehen vollständig aus Majus-
keln. Dies kann je nach Erscheinungsbild der Handschrift und
der Größe des Zeilenabstandes das Lesen erschweren und zu
einem sehr unruhigen Eindruck der Texte führen. In Sachcomics
wird daher des öfteren auch Maschinenschrift und bei deut-
schen oder ins Deutsche übersetzten Sachcomics auch die
gewohnte Mischung aus Minuskeln und Majuskeln verwendet.1
Unterschiedliche Schriftarten oder Schriftschnitte ermöglichen
die Kennzeichnung von fremdsprachlichen Äußerungen in den
Sprechblasen und sind auch geeignet, die Lautstärke einer
Aussage darzustellen.
Die der lautmalerischen Wiedergabe von Geräuschen dienenden
Onomatopöen werden ebenfalls mit Hilfe von Schrift dargestellt.
Da sie sich von Land zu Land unterscheiden können und direkt
ins Bild gezeichnet werden, machen sie bei der Übersetzung
häufig Probleme. Insbesondere bei Mangas, die nicht selten den
Großteil der Seite in Anspruch nehmende Lautzeichen nutzen,
wird dieses Problem sichtbar.
>Viele japanische und europäische Comics erscheinen auf
Grund der Produktionskosten in Schwarzweiß, mit durch Aufras-
terung erzeugten Graustufen und manchmal einigen wenigen
Farbseiten im vorderen Teil des Comics, während die meisten
amerikanische Produktionen aufwendig, durch einen eigens
dafür zuständigen Künstler, koloriert sind.2
Doch egal ob Schwarzweiß oder Bunt, immer wird das Element
Farbe hauptsächlich für den Transport von Emotionen eingesetzt,
1 Vgl. Jüngst, H. E., 2004, S. 72-73 2 Vgl. McCloud, S., 2001, S. 221
5.1.7. Schrift
5.1.8. Farbe
und so sind in Schwarz oder monochromes Blau getauchte
Seiten, als Ausdruck von Tristes oder Trauer, nicht selten.1
>Im Vergleich zum Comic kann sich der grundlegende Aufbau
von Infografiken, je nach dem welche Art von Informationen sie
transportieren, extrem stark unterscheiden. Dennoch lassen sich
auch Infografiken schnell als solche ausmachen, da sie aus
gewissen Elementen bestehen, die auf eine für dieses Medium
typische Weise kombiniert genutzt werden. Um welche Elemente
es sich dabei konkret handelt, soll an Hand der folgenden
Auflistung verdeutlicht werde.
>Beim Schrifteinsatz in Infografiken kommt es vor allem auf eine
gute Lesbarkeit der Schrift an.2 Die gewählte Schrift sollte daher
schlicht sein und nur in Einzelfällen von Effekten wie Verläufen,
Schatten, etc. Gebrauch machen. Die Lesbarkeit ist auch Grund
dafür, dass man selbst in Infografiken mit handgezeichneter
Optik fast immer Maschinenschriften findet.
Durch unterschiedliche Schriftarten und Schriftschnitte lassen
sich zudem Gewichtungen setzen und Bereiche voneinander
abgrenzen, ohne dabei von Linien oder ähnlichem Gebrauch
machen zu müssen. Es sollte jedoch darauf geachtet werden,
dass nicht zu viele Schriften zum Einsatz kommen, da dadurch
Unruhe entsteht und eine eventuell beabsichtige Gewichtung
unter Umständen weniger eindeutig ausfällt.
Passend zur Thematik gewählte Schriften können einen Beitrag
zur schnellen Informationsvermittlung leisten, indem sie auf eine
Zeitperiode hinweisen oder die gewünschte Stimmung forcieren.
1 Vgl. Denkmayr, J., 2008, S. 78 2 Brückner, H., 2004, S. 20-21
5.2. Infografik
5.2.1. Schrift
5.2.2. Beschriftung
Abb. 26
Beispiel für die
Wichtigkeit der
Betitelung
47 48
>Die wichtigste Beschriftung innerhalb einer Informationsgrafik
ist jene, welche die Infografik selbst betrifft, die Überschrift. Mit
Hilfe dieser Betitelung wird dem Rezipienten gleich zu Beginn
ein eindeutiger Hinweis gegeben, unter welchen Gesichtspunk-
ten die folgende Grafik zu interpretieren ist.1
Darüber hinaus werden jene Elemente, deren rein bildliche
Darstellung allein nicht eindeutig wäre, beispielsweise die
Umrisse eines Landes, mittels einer Beschriftung auf einfache
Weise erklärt.
Da die Beschriftungen dabei häufig vor einem unruhigen
Hintergrund stehen, sollten sie in einer möglichst einfachen und
gut lesbaren Schrift gesetzt sein, sowie in einer Farbgebung die
sich vom Rest abhebt. Eine andere Möglichkeit, die Lesbarkeit
zu gewährleisten, besteht darin, Beschriftungen aus dem Bild
herauszuziehen, indem man sie in einem eigenen Areal der
Infografik platziert und Mittels Nummerierung oder dem Einsatz
1 Vgl. Prof. Dipl.-Psych. Ballstaedt, S.-P., 2005/2006, S. 44
5.2.2. Beschriftung
Abb. 26
Beispiel für die
Wichtigkeit der
Betitelung
von Verbindungslinien den betreffenden Elementen zuordnet.1
Generell sollten Beschriftungen jedoch sparsam eingesetzt
werden, um die Infografik nicht mit diesen zu überfrachten und
so die schnelle Informationsaufnahme zu blockieren.
>In vielen Infografiken befindet sich, meist in einer der unteren
Ecken platziert, die sogenannte Legende.2 Hier kann der
Gestalter die von ihm genutzten Piktogramme erklären, aber
auch Masseinheiten oder die Bedeutung verschiedener Farbge-
bungen und Linienstärken erörtern. Trotzdesen sollte die Infogra-
fik so gestaltet sein, dass sie auch ohne lange Erklärungen
auskommt, um eine übergroße Legende zu vermeiden oder
gänzlich auf eine solche verzichten zu können.
>Da sie nur wenig Platz in Anspruch nehmen, leicht und schnell
dechiffrierbar sind und häufig auch international verständlich,
werden Piktogramme gerne genutzt, wenn sich Informationen
auf ein einfaches Symbol herunterbrechen lassen. Auf diese
Weise kann auch ein Teil der Beschriftungen ersetzt werden, so
könnten die Länderumrisse aus dem vorangegangenen Beispiel
durch Nationalflaggen an Stelle einer Beschriftung gekennzeich-
net werden.
Beim Einsatz von Piktogrammen sollte immer darauf geachtet
werden, dass der Betrachter diese bereits aus anderen Zusam-
menhängen kennt, oder sie so einfach gestaltet sind, dass sich
ihre Bedeutung selbstständig erschließen lässt.3
Gerade bei statistischen Infografiken, die der Isotypemethode
1 Vgl. Prof. Dipl.-Psych. Ballstaedt, S.-P., 2005/2006, S. 15-162 Vgl. Prof. Dipl.-Psych. Ballstaedt, S.-P., 2005/2006, S. 43 3 Vgl. Prof. Dipl.-Psych. Ballstaedt, S.-P., 2005/2006, S. 10-11
5.2.3. Legende
5.2.4. Piktogramme
5.2.5. Pfeile
5.2.6. Bilder
49 50
folgen, spielen Piktogramme eine wichtige Rolle.
Sie verkörpern in diesem Fall verschiedene gegenständliche
Mengen und werden so oft abgetragen, bis der darzustellende
Wert erreicht ist.1
>Von allen in Infografiken verwendeten Symbolen sind Pfeile
diejenigen, welche mit Abstand am häufigsten genutzt werden.
Gerade dann, wenn es darum geht, Abläufe zu visualisieren,
Verbindungen zwischen bestimmten Teilen aufzuzeigen oder
Bewegungen darzustellen, sind sie dank ihrer Simplizität und
Eindeutigkeit nicht selten das Mittel der ersten Wahl.
Obwohl andere Hervorhebungen vorzuziehen sind, lassen sich
Pfeile auch nutzen um auf einen wichtigen Punkt innerhalb der
Grafik hinzuweisen.2
>Infografiken müssen nicht zwangsläufig Bilder enthalten, doch
meist ist dies der Fall, da sich auf diese Weise viele Sachverhalte
wesentlich einfacher erörtern lassen. Obwohl auch Fotos
verwendet werden können, ist der Einsatz von Zeichnungen
wesentlich verbreiteter, da sich damit, durch Abstraktion und
Reduktion auf die wichtigsten Elemente, Sachverhalte sowie
Objekte oftmals besser zeigen lassen.
Außerdem lassen sich so Darstellungen erzeugen, die in der
Realität nicht existieren oder ganz einfach nicht möglich sind,
wie der Blick in ein aufgeschnittenes Gebäude oder die vergrö-
ßerte Ansicht eines Organismus. Abbildungstechniken wie die
Axonometrie oder die Explosionszeichnung, die fast immer
kooperativ genutz werden, um mehr Ebenen eines Objekts
1 Vgl. Form+Zweck: Bildstatistik 2 Vgl. Prof. Dipl.-Psych. Ballstaedt, S.-P., 2005/2006, S. 22-24
5.2.5. Pfeile
5.2.6. Bilder
zeigen zu könne, sind im Bereich der Informationsgrafik behei-
matet und lassen sich nur selten auch in anderen Bereichen
finden.1
>Da es sich bei Informationsgrafiken oft um sehr komplexe
Darstellungen handelt, werden Farben gerne zur Differenzierung
der Elemente, aus denen sich die Grafik zusammensetzt oder
zum Hervorheben besonders wichtiger Punkte genutzt.
Letzteres gelingt besonders mit einer eingeschränkten Farbpa-
lette, bestehend aus einer oder wenigen zurückhaltenden
Farben und einer Signalfarbe, sehr gut. Darüber hinaus lässt sich
über die Beschränkung der Farben auch ein ruhigerer Gesamt-
eindruck erzeugen.
Natürlich können auch Stimmungen, die einen ersten Hinweis
auf den Inhalt geben, wie etwa Beigetöne in einer Infografik mit
historischem Bezug, über die Farbe transportiert werden.
1 Vgl. Prof. Dipl.-Psych. Ballstaedt, S.-P., 2005/2006, S. 15-20
5.2.7. Farbe
Abb. 27
Eindeutig militärische
Informationsgrafik
51 52
>Die Imageryforschung beschäftigt sich mit der kognitiven
Verarbeitung von Bildern und stellt fest, dass bei simultaner
Verwendung von Bild und Text Informationen auf zwei verschie-
denen Kanälen übermitteln werden können. Um daraus positiven
Nutzen zu ziehen, ist es jedoch wichtig, dass die Beziehung
zwischen beiden stimmt. Ist diese diskrepant, überschneiden sich
die Informationen nicht und eine Verknüpfung ist nur mittels
Inferenz möglich. Genau gegensätzlich verhält es sich bei einem
redundanten Verhältnis, bei dem sich beide Inhalte vollständig
überlagern und somit den selben Sachverhalt präsentieren.
Wesentlich sinnvoller ist es, Text und Bild komplementär einzu-
setzen, da sie sich hierdurch gegenseitig ergänzen, ohne dass es
dabei zu einer Überschneidung des Präsentierten kommt.
Die Gesamtbedeutung erschließt sich durch die wechselseitige
Rezeption, was beim Leser zu einer besseren Aufnahme der
Informationen führt. Die Ursachen hierfür liegen in der unter-
schiedlichen Verarbeitung von Text- und Bildinformationen, die
laut Paivios dualer Kodierungstheorie in zwei verschiedenen
Gehirnregionen erfolgt. Bilder werden dabei als ganzheitliche
Elemente gespeichert und sind direkt mit einer entsprechenden
Bezeichnung verknüpft, während Texte als Sequenz von Einzel-
bausteinen abgelegt werden, die nur bedingt bildhafte Vorstel-
lungen auslösen. Im Fall einer Text-Bild-Kombination kommt es
jedoch zu einer wechselseitigen Aktivierung der unterschiedli-
chen Regionen und somit zu einer zweifachen kognitiven
Repräsentation. Dies gipfelt in einem Gedächtnisvorteil, der bei
reinem Text nicht erzielt werden kann.1
Comic und Infografik haben darüber hinaus noch den Vortzug,
dass sie nicht alles vorgeben, sondern gewisse Interpretations-
spielräume für den Rezipienten offenhalten, was bei diesem zu
1 Vgl. Grey, M.-E., 2006, S. 57-58
53 54
einem erhöhten Involvement und einer erneuten Zunahme der
Merkfähigkeit führt.
Eine Ausnahme bilden Visualisierungen, die nicht dem momen-
tanen Denkmuster entsprechen, da diese mit der erforderlichen
mentalen Modellkonstruktion interferieren können.1
Aus diesem Grund ist bei der Kombination von Text und Bild
besonderes Augenmerk auf die Form und Zweckmäßigkeit der
Visualisierungen zu legen, damit zuvor genannte Stärken nicht
1 Vgl. Stückle, E., 2002
Abb. 28
Einprägsamer
als reiner Text
ins Gegenteil verkehrt werden.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Bildmotive eine
ihnen eigene Präsenz und Überzeugungskraft besitzen, die von
reinem Text nicht dupliziert werden kann und unter Berücksichti-
gung zuvor genannter Punkte in Verbindung mit textlichen
Ergänzungen zu überlegenen Ergebnissen führt.1
1 Vgl. Grey, M.-E., 2006, S. 63
55 56
>Gerade in Sachcomics, die auf die Wissensvermittlung durch
Bilder setzen, lassen sich des öfteren Infografiken entdecken
und auch in anderen Comics findet man sie immer wieder, wenn
auch in einer auf den Comic zugeschnittenen Ästethik.1
So haben sich drei typische Verfahren ergeben, die prototypi-
sche Beschaffenheiten des Comics berücksichtigen und es
erlauben, die Infografiken neben Bildern mit emotiver Wirkung
zu platzieren. Zu ihnen gehören die Infografik als Bild im Bild, die
Infografik als Handlungsort sowie die Infografik zwischen den
Panels, welche im folgenden erklärt werden sollen.
>Infografiken werden mit Hilfe unterschiedlicher Medien, wie
dem Computer, einem Magazin oder einer Schautafel, um nur
einige zu nennen, präsentiert. Diese Medien können direkt in die
Geschichte des Comics eingeflochten und zum Element eines
Bildes gemacht werden, beispielsweise die Explosionszeichnung
des Gadgets2 eines Superhelden in dessen Labor. Über den
Dialog wird der Leser auf die Relevanz der Darstellung hinge-
wiesen und nimmt diese quasi im gleichen Kontext wahr wie die
handelnden Charaktere. Diese Verwendung ist absolut comicty-
pisch und macht Sinn, da sich so die Infografik in die Handlung
integriert und auch das Format des Comics nicht durchbricht.
Jedoch fallen bei dieser Methode die Infografiken in der Regel
relativ klein aus, da sie in eines der Panel passen müssen.
Diesem Umstand wird oft mit einem besonders großen Panel
begegnet, was zu gleich eine optische Gewichtung erzeugt,
welche die Bedeutung der vermittelten Information unterstrei-
chen kann.3
1 Vgl. Jüngst, H. E., 2004, S. 752 Bezeichnung für eine technische Spielerei3 Vgl. Jüngst, H. E., 2004, S. 75-76
7. Infografikeinsatz
im Comic
7.1. Die Infografik
als Bild im Bild
57 58
>Eine weitere Technik, Infografiken in einen Comic einzubinden,
ist sie selbst zum Ort der Handlung zu machen. Dies geschieht
häufig durch die Miniaturisierung eines oder auch mehrerer
Protagonisten des Comics, die anschließend auf eine »phantasti-
sche Reise«1 durch einen Organismus oder ein Gerät geschickt
werden. Auch normale Reisen zu historischen Schauplätzen sind
ein Mittel, Infografik und Handlungsort zu synchronisieren und
lassen sich in vielen Sachcomics finden.
Der Vorteil dieser Methode liegt in der Nutzung der narrativen
Struktur des Comics und der Möglichkeit, die Infografik auf
mehrere Panels zu verteilen,
wodurch auch Abläufe gut visuali-
siert werden können, da diese von
der Sequenz profitieren.
Nachteilig ist jedoch, dass sich nur
schwer Beschriftungen einbinden
lassen, da diese genau wie Bewe-
gungspfeile oder andere grafische
Symbole den Handlungsort unrealis-
tisch machen würden. Aus diesem
Grund existiert häufig eine Art Reiseleiter, der den Charakteren
und somit auch dem Leser die Umgebung erklärt, oder der
Zeichner nimmt den Realitätsverlust in Kauf, indem er beispiels-
weise die Protagonisten mittels Verkehrsschildern durch den
bereisten Organismus leitet. Ein weiteres Problem liegt in der
Notwendigkeit, die Infografik vollständig an den Stil des Comics
anpassen zu müssen, da die stark vereinfachten Zeichnungen
schnell ein falsches Bild dessen erzeugen, was eigentlich mit
ihrer Hilfe erklärt werden soll.2
1 Jüngst, H. E., 2004, S. 762 Vgl. Jüngst, H. E., 2004, S. 76-77
7.2. Die Infografik
als Handlungsort
Abb. 29
Reise in einen
Internetbrowser
>Manchmal findet man auch Infografiken zwischen den die
Geschichte erzählenden Panels, was genügend Platz für aus-
führliche Erklärungen schafft und auch die Nutzung von Be-
schriftungen, sowie grafischen Strukturierungsmitteln ermöglicht,
da sich die Grafik ohne weiteres über eine ganze Seite oder
auch Doppelseite erstrecken kann. Informationsgrafiken, die auf
diese Weise eingebunden werden, entsprechen am ehesten
dem klassischen Bild dieser und bieten einen großen gestalteri-
schen Spielraum. Allerdings können sie sehr schnell wie Fremd-
körper erscheinen, wenn sie keine Verbindung zur Handlung des
Comic besitzen oder ihr Stil zu stärk von dem der sonstigen
Zeichnungen abweicht. Das größte Manko dieser Methode liegt
jedoch darin, dass die Infografik nicht in den Erzählfluss integ-
riert ist und die Geschichte des Comics für die Dauer der
Informationsaufnahme unterbrochen wird. Dieser Umstand wird
durch die sequenzielle Struktur des Comics, die nur eine feste
Leserichtung über die Panels kennt und somit das Hin- und
Herwandern des Blickes weitestgehen verhindert, zusätzlich
verstärkt.1
1 Vgl. Jüngst, H. E., 2004, S. 77-78
7.3. Die Infografik
zwischen den Panels
Abb. 30
Reise in einen
Internetbrowser
59 60
>Wie der Vergleich der Entstehungsgeschichte gezeigt hat,
haben Comics und Infografiken die gleichen Wurzeln, was nicht
verwundert, wenn man bedenkt, dass sie auch heute noch sehr
ähnliche Mittel und Methoden verwenden, um die in ihnen
enthaltenen Informationen an den Betrachter zu übermitteln.
So machen beide Medien in ähnlichem Verhältnis sowohl von
Bildern als auch von Texten Gebrauch, indem sie diese komple-
mentär kombinieren, wobei die Einbindung des Textes in die
Bilder zum Teil recht identisch erfolgt.
Während im Comic ein Dorn den Charakter mit der dazugehöri-
gen Sprechblase verbindet, werden in Infografiken Beschriftun-
gen häufig mittels einer Verbindungslinie zugeordnet. In beiden
Fällen wird der Text somit Bestandteil des Bildes und erweitert
dessen Informationsgehalt um eine zusätzliche Ebene.
Auch Autorkommentare existieren in beiden Medien und geben
dem Ersteller eine Möglichkeit, die Darstellungen an jenen
Stellen zu erörtern, die unklar sein könnten. Im Comic erfolgt
dies über den Blocktext, in der Infografik hingegen erfüllt die
Legende diese Aufgabe in etwas abgewandelter Form. Eine
weitere Gemeinsamkeit bildet der Imaginationsraum, den beide
besitzen und der es dem Rezipienten erlaubt, durch eigene
Vorstellungen das Dargestellte zu ergänzen. So wird einerseits
die Geschichte zwischen den Panels komplettiert, indem die
Gutter mit eigenen Gedanken gefüllt werden, und andererseits
werden Schlussfolgerungen gezogen, die sich über eventuelle
Vergleiche ergeben. Diese grundlegenden Ähnlichkeiten
erlauben die Verwendung von Infografiken im Rahmen von
Comics und eröffnen so die Möglichkeit, den Unterhaltungswert
dieser mit der Informationsmacht einer Infografik in Einklang zu
bringen, so dass sich beide gegenseitig bereichern.
Dabei gilt es jedoch, die Unterschiede, die definitiv auch vorhan-
den sind, zu berücksichtigen und geeignete Lösungen zu finden,
damit diese die Vorteile einer Kombination nicht zerstören.
61 62
Abb. 31
Infografik im
Comiclook
Zum Beispiel sollte auf eine einheitliche stilistische Gestaltung
geachtet werden, damit die Infografik nicht zu sehr aus dem
Comic hervorsticht. Dazu kann entweder die Infografik im Stile
des Comics gezeichnet werden, oder der Comic bedient sich
typischer Stilelemente und Perspektiven wie man sie in der
Informationsgrafik findet.
Auch die gewählten Farben können einen Zusammenhält
schaffen und sollten daher bei beiden Medien ein vergleichbares
Spektrum umspannen. Zuletzt sollte ebenso die Art der Einbin-
dung berücksichtigt werden, wobei, wie Kapitel 7 gezeigt hat,
diese am überzeugensten über die Herstellung eines direkten
Bezugs zwischen Geschichte und präsentierter Grafik gelingt.
Natürlich ist eine Synthese, die über den singulären Einsatz einer
Infografik hinaus geht, nur dann sinnvoll, wenn der Comic der
Wissensvermittlung dient und nicht auf reine Unterhaltung
abzielt. Daher sind die noch recht neuen Subgenres Sachcomics
und der Comicreportage die idealen Einsatzbereiche.
Hier ergibt sich auch ein interessantes neues Betätigungsfeld
für Gestalter mit Illustrationvorlieben, denn sie bringen neben
den Voraussetzungen, die für das Zeichnen eines Comic
erforderlich sind, auch die Fähigkeiten mit, Infografiken zu
gestalten und beide Medien in ungewöhnlicher Weise zu
kombinieren.
63 64
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Abb. 15: Sacco, Joe: Palästina. Zürich: Edition Moderne, 2009
Abb. 16: Delisle, Guy: Pjöngjang. Berlin: Repro-dukt, 2007
Abb. 17: Reynolds, Robert: Scanned subway-re-lated Items. URL: http://people.reed.edu/~reyn/Tokyo.jpg [08.05.2010]
Abb. 18: Minard, Charles Joseph: Napoleon’s Invasion of Russia. URL: http://cartographia.files.wordpress.com/2008/05/minard_napoleon.png [08.05.2010]
Abb. 19: Rickysaurus: The $400 Milli-on Club. URL: http://farm3.static.flickr.com/2580/3711613625_a4847d5dc6_o.jpg [25.04.2010]
Abb. 20: Good Transperancy: Where Are All the Fish?. URL: http://awesome.good.is/transparen-cy/web/0905/trans0509nomorefishinthesea.jpg [15.04.2010]
Abb. 21: Good Transperancy: The Change in Carbon Emissions. URL: http://awesome.good.is/transparency/web/0911/globalemissions/trans-parency.jpg [15.04.2010]
Abb. 22: Khuan+Ktron: Infografiek. URL: http://farm3.static.flickr.com/2487/3918283224_d61d99c0cb_o.jpg [25.04.2010]
Abb. 23: Delidle, Guy: Burma Chronicles. Mont-réal: Drawn & Quarterly, 2008Abb. 24: Satrapi, Marjane: The Complete Perse-polis. New York: Pantheon, 2007
Abb. 25: Fernandez, Enrique: Inking...without Ink :). URL: http://2.bp.blogspot.com/_SNsXOFz-d6Kg/Ss23lHByI9I/AAAAAAAAAIs/Ay3VFvejB-BA/s1600-h/1DEF.jpg [10.05.2010]
Abb. 26: Good Transperancy: Who‘s Bu-ying What?. URL: http://awesome.good.is/transparency/014/014-buying-whos-buying-what.jpg [15.04.2010]
Abb. 27: Good Transperancy: Worldwide Arms Sales. URL: http://awesome.good.is/transparen-cy/web/1003/gun-slingers/transparency.png [15.04.2010]
Abb. 28: Good Transperancy: Haiti Earth-quake Infographic Contest Winner Announced. URL: http://awesome.good.is/transparency/usersubmissions/haiti/kohler/transparency.jpg [15.04.2010]
Abb. 29: McCloud, Scott: Google Chrome. URL: http://www.google.com/googlebooks/chrome/small_24.html [10.04.2010]
Abb. 30: Delisle, Guy: Shenzhen. Berlin: Repro-dukt, 2005
Abb. 31: Zettwoch, Dan: Jam On It: Phish and DMB fans sound off — about each other. URL: http://media.riverfronttimes.com/3486574.0.pdf [08.05.2010]
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Ich versichere, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und ohne
unerlaubte Hilfe Dritter verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen
und Hilfsmittel verwendet habe.
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Diese Arbeit lag in gleicher oder ähnlicher Weise noch keiner Prüfungsbehörde
vor und wurde bisher nicht veröffentlicht.
Berlin, 01.06.2010 Sebastian Langer
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