die anamnese oa dr. richard zinnecker abteilung für unfallchirurgie und sporttraumatologie lkh...
Post on 06-Apr-2015
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Die Anamnese
OA Dr. Richard Zinnecker
Abteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
LKH Feldkirch
Das Wort Anamnese ist aus dem Griechischen abgeleitet und
bedeutet:
.....aus der Erinnerung....
Wir wollen in der Anamnese möglichst viel über unseren
Patienten erfahren und wieso er zu unserem Patienten wurde.
Eigenanamnese:
Das was uns der Patient selbst mitteilen kann – oder will
Fremdanamese
Aussagen von Angehörigen, Zeugen,
Auszüge aus Krankengeschichten, Medikamentenlisten, etc...
Die Anamnese kann uns wertvolle Hinweise auf die zu erwartende Art der erlittenen
Verletzungen, oder des vorliegenden Krankheitsbildes
geben.
Im Rahmen des Notfallchecks und der weiteren Untersuchungen kann durch die Anamnese auch das Ausmass der Schädigung
abgeschätzt werden
Des weiteren erfahren wir auch Details über etwaige
therapeutische Konsequenzen
Eigenanamnese:
Unfallhergang?
Ursache des Unfalls?
Begleitumstände?
Vorerkrankungen?
Allergien?
Medikamenteneinnahme?
Unfallhergang?
Soll uns Auskunft über die Art des Unfalls geben: z.B.
•Sturz unverschuldet•Kollisionsunfall ( meist höhere Rasanz zu erwarten!)
•Höhe des Sturzes (Absturzstelle?)
•Schutz – und Sicherheitsmassnahmen(Helm, Gurt,Protektoren, etc... )
Unfallhergang?•Auf welchen Körperteil gestürzt? (z.b. direkt auf den Rücken oder auf das Gesäß und dann gestaucht, auf den Kopf – mit HWS Beteiligung....)
•Wie auf den Körperteil gestürzt? (z.b. Handgelenk überstreckt, Arm angelegt oder abgespreizt,...)
•Körperteil verdreht? ( z.b. Wintersport v.a. Unterschenkel und Knie – Bindung geöffnet?
•Direkttrauma? (Schlag, Stoss, etc...)
•Penetrierende Verletzung möglich? (Stich, Fremdkörper, Pfählung, Schuss....)
Unfallhergang?
In weiterer Folge auch:
Erinnerung an den Unfall? Nachfolgende Gedächtnislücken?
Und die Frage an sich selbst ob die Erklärungen plausibel sind.
Ursache des Unfalls?
Die Frage nach der Ursache beinhaltet z.B.
•Erschöpfung
•Schwindel
•Zu heiss – zu kalt•Unachtsamkeit ( .....übersehen...)
•Körperliches - technisches Unvermögen (zu schnell, zu hoch, zu steil.....)
Ursache des Unfalls?•Fremdverschulden? ( Achtung! An der Unfallstelle als Helfer keine Einschätzung der Verschuldensfrage äussern oder Partei ergreifen. Stets die Objektivität bei der Versorgung bei evt. Mehreren verletzten wahren)
•Giftige Substanzen beiteiligt? ( Säuren, Laugen, Rauchgase, etc.. SELBSTSCHUTZ!)
•Alkohol – Drogen? ( Aussagen oft falsch negativ)
•Medikamente (evt. Zu viel oder zu wenig – z.B. Zuckerkrank, Bluthochdruck, Angina Pectoris ....)
Begleitumstände?
Oft kann man sich als Ersthelfer selbst ein Bild von Begleitumständen machen – aber gerade nach längeren
Suchaktionen können sich äußere Einflüsse doch merklich geändert
haben.
Begleitumstände?
Wetter ( Hitze – Kälte)
Sicht
Gelände und Umgebungsverhältnisse
Ortskenntnis – Orientierung
SprachkenntnisseZeit (wie lange schon abgängig, verschüttet, etc...)
Vorerkrankungen?
Bluthochdruck (von uns gemessene Blutdruckwerte, die über der Norm liegen können für manche Patienten normal sein)
Herzrhythmusstörungen ( der getastete Puls ist für den Untersucher absolut arrhythmisch, dem Patienten allerdings seit Jahren bekannt. Solche Patienten haben meist eine medikamentöse Blutverdünnung! Herzschrittmacher)
Epilepsie ( oft Unfallursache mit nachfolgender Bewusstseinstrübung)
Diabetes Mellitus - Zuckerkrankheit ( zu hoher oder zu niedriger BZ Spiegel)
Vorerkrankungen?
Bekannte Fieberkrämpfe bei Kindern ( Temperaturmessung)
Tumore (V.a. im Zentralnervensystem können erstmalig zu Krämpfen führen)
Hirnblutungen oder SchlaganfälleProthesen (Achtung V.a. bei Augenprothesen – Glasaugen da bei der Untersuchung keine Lichtreaktion!)
Gelenksversteifungen ( evt. Fixierte „abnorme“ Stellung, Halswirbelsäulenoperationen,etc..)
Vorerkrankungen?
Chronisch kranke Personen haben oftmals einen Umhänger am Hals
oder führen einen Ausweis mit sich, der auf die Krankheit hinweist und
mögliche Therapieanweisungen beinhaltet.
z.B. Epilepsie, Zuckerkrankheit, Maligne Hyperthermie
Allergien?Meistens wissen Patienten um Ihre Allergien und viele davon sind über
die Therapieoptionen informiert.
Der Epi – Pen o.ä. wird mitgeführt und dient der subcutanen
Adrenalingabe.
Vor Medikamentengaben muss aber stets nach Allergien gefragt werden
Medikamenteneinnahme?
Oft gibt uns ein eingenommenes Medikament Aufschluss über eine
Grunderkrankung.(z.B. Insulin, Nitro Spray,..) Daher ist es für den
weiterbehandelnden Arzt wichtig möglichst genau über die
Dauermedikationen Bescheid zu wissen.
Medikamenteneinnahme?
Gewisse Medikamente sollte man nicht mischen. Auch aus diesem
Grund sollten alle Medikmente die regelmäßig, oder an der Unfallstelle verabreicht werden, bekannt sein.
Fremdanamnese
Sollten wir keine oder eine nur unzureichende Eigenanamnese
erhalten, sind wir auf die Fremdanamnese angewiesen.(z.B. bewußtloser Patient, eingeschränkt
geschäftsfähig, Kleinkind,...)
Dabei werden möglichst viele der o.a. Daten und Umstände von Dritten
eingeholt.
FremdanamneseBesonders was den Unfallhergang
angeht sollte man sich bei der Anamneseerhebung nicht in
Schuldzuweisungen verstricken lassen. Uns hat bei der Ersten Hilfe
nur die Verbindung Unfallhergang zu Verletzungsmuster zu interessieren.
Fremdanamnese
Natürlich sind fremdanamnestische Angaben mit Vorsicht zu geniessen und man sollte sich erkundigen in
welchem Verhältnis die Auskunftsperson zu dem Patienten
steht. (Familienmitglied oder Zufallsbekanntschaft?)
Fremdanamnese
Bei organisierten Kinder – und Jugendausflügen sind die Lehr – und Begleitpersonen meist über schwerere
Grundleiden, Allergien und Medikationen informiert
FremdanamneseEs kommt im Ernstfall leider immer wieder vor, dass falsche Aussagen sowohl in der Eigen – als auch Fremdanamnese gemacht werden aus Angst
vor z.B. Gesetzwidrigkeiten oder „peinlichen Situationen“, allerdings auch unabsichtlich durch
vergessen oder verdrängen.
Auch wenn uns eine Angabe nicht plausibel erscheint, sollten wir nicht darauf drängen dies vor
Ort unbedingt richtig stellen zu müssen um die Vertrauensbasis bei der Erstversorgung nicht zu
stören
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