einführungsveranstaltung: braucht man empirische methoden?
Post on 05-Apr-2015
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Einführungsveranstaltung: Braucht man
empirische Methoden?
Empirische Forschung Empirische Forschung bestätigt nur unser bestätigt nur unser
AlltagswissenAlltagswisseno Revolutionen brechen aus, je
schlechter es den Menschen geht
o Je zufriedener die Arbeitnehmer, desto höher ist die Produktivität
o Mit zunehmendem Anteil ausländischer Arbeitskräfte sinken Einkommen und die Beschäftigungschancen einheimischer Arbeitnehmer
Muss denn überhaupt gemessen werden?
Häufig erweist sich Alltagswissen als falsch:o Revolutionen brechen aus, wenn es den
Menschen besser geht (Tocqueville 1856)o kein Zusammenhang zwischen
Zufriedenheit und Leistung feststellbar (Gawellek 1987)
o Zusammenhang zwischen Anteil ausländischer Arbeitskräfte und den Arbeitsmarktchancen Einheimischer bestenfalls schwach (Borjas 1990)
Ja: Alltagswissen ist Alltagswissen ist unsicherunsicher
Wozu empirische Wozu empirische Methoden?Methoden?
o menschliche Wahrnehmungsapparat nimmt „Daten“ selektiv auf (Sinneseindrücke)
o Interpretation hängt von Erwartungen, Vorurteilen und Kontexteffekten ab
Wegen dieser Fehleranfälligkeit menschlicher
Wahrnehmung bedarf es kontrollierter undsystematischer geleiteter
Beobachtungstechniken= Gegenstand der empirischen
Sozialforschung
… … und noch ein Grund und noch ein Grund warum warum
Methodenkenntnisse gut Methodenkenntnisse gut sindsind
Auch die Interpretation von Daten erfordert methodische Kenntnisse
o SPIEGEL zu Skiunfällen in der Schweiz:
o „50% der Verunglückten im Kantonsspital Chur sind aus der Bundesrepublik“
o Sind die Deutschen schlechte Skifahrer?
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch selektive durch selektive Beobachtung Beobachtung
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch selektive durch selektive Beobachtung Beobachtung
o Nicht unbedingt. o Der Nachweis, dass die
Deutschen besonders schlechte Skifahrer sind, ist damit noch nicht erbracht:
o Falls mehr als 50% der Skifahrer auf Graubündner Pisten Deutsche sind, dann würden sie sogar besser fahren als andere Skifahrer.
o Der ADAC führte folgendes Argument gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen an:
o „Bei hohen Geschwindigkeiten ereignen sich weniger Unfälle als bei niedrigen“
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch falsche Gewichtung durch falsche Gewichtung
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch falsche Gewichtung durch falsche Gewichtung
o Schon richtig: Es werden wenig Unfälle bei Tempo 200 beobachtet … und vermutlich kein einziger bei Tempo 400.
o Aber daraus folgt noch lange nicht, dass das Unfallrisiko mit steigender Geschwindigkeit abnimmt!
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch falsche Gewichtung durch falsche Gewichtung
o Emile Durkheim fand in einer Studie heraus, dass verheiratete Männer häufiger Selbstmord begehen als ledige Männer.
o Treiben die Ehefrauen ihre Männer in den Selbstmord?
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch durch
ScheinkorrelationenScheinkorrelationen
Statistischer Fehlschluss Statistischer Fehlschluss durch durch
ScheinkorrelationenScheinkorrelationen
Fazit: Methoden sind Methoden sind manchmal doch ganz manchmal doch ganz
nützlichnützlicho Kontrolle der Beziehung zwischen
Beobachtungseinheiten und Grundgesamtheito Stichprobenauswahl (z. B. Zufallsauswahl,
Repräsentativität)
o Statistische Selektionskontrolle (z.B. Rücklauf, Power)
o Kontrolle der Beziehung unterschiedlicher Einflussfaktoren auf das zu erklärende Phänomen
o multivariate Analysen („rechnerische“ Kontrolle)
o selektive Stichproben (experimentell, quasi-experimentell)
Sogar in der Praxis
o Bekanntes Beispiel: Einstieg in die Marktforschung
o Methoden sind ein “must have“ o in der Unternehmensberatungo für alle Führungspositionen o im Bereich Finanzen/ Banken
Fazit: Methoden sind Methoden sind manchmal doch ganz manchmal doch ganz
nützlichnützlich
Methoden werden überschätzt:oEine Methode ist nie besser
als das Problem.
Probleme werden unterschätzt:oErst kommt das Problem
dann die Methode.
Welche Methode wähle ich?
o Problem: Warum soll überhaupt etwas beobachtet werden? o Typisch – ein WiWi
o „Theorie“: Was soll erfahren bzw. beobachtet werden? o Besitzen WiWis stereotypische Merkmale oder gleichen
sich WiWis während des Studiums untereinander an? (Selbstselektion vs. Sozialisation)
o Hypothesen: Wie soll etwas erfahren bzw. beobachtet werden? o H1: Wenn eine Person WiWi studiert, dann war diese
Person schon VOR Beginn ihres Studium leistungsorientierter als eine Person, die Geisteswissenschaften studiert (Selbstselektionsthese).
Was ist das Problem?Was ist das Problem?1
2Prinzipiell gilt: Mit der sinnvollsten Methode. o Befragung? o Direkt: Sind die leistungsorientiert?o Indirekt: in der Schulzeit Leistungssport betrieben,
Verbandsmitarbeiter (Schülerzeitung …)
o Experiment? o Nicht-leistungsorientierte Personen müssen WiWi
studieren
o Beobachtung?o Begleitung der Studenten beim Studium/ Freizeit
o Längsschnitt?o Befragung zu Beginn/ Ende des Studium
Wie misst man das Wie misst man das Problem?Problem?
Eine angemessene MethodeoMisst das Problemo Ist einfacho Ist glaubwürdig
Die Methode
Ist oft keine angemessene Methodeo Misst kein Verhalten sondern
Intentioneno Ist oft verzerrt (second-hand
Information, Individualdaten)
Aber jeder macht's? o Befragungen sind einfac
Die Befragung
oKritik und Limitationen anderer StudienoGesunder
MenschenverstandoAndere Fachdisziplinen
Wie finde ich angemessene
MethodenPsychologie
für Einstellungen und Motive von Individuen
Soziologie für Verhalten von
Individuen in Gruppen
Volkswirtschaft für Verhalten von
Individuen oder Gruppen
Biologie für Entstehung von
individ. Unterschieden
Ethnologie für Motive, Verhalten
von Individ. in Kulturen
BetriebswirtschaftEinstellungen, Verhalten von Individuen in Unternehmen, „Verhalten“ von Unternehmen in Gruppen und Kulturen
Befragungeno Anwendung: Messung verborgener Motive o Vorteil: einfach, geringe Kosteno Erforderliche Methodenkenntnisse:
Reliabilitätsstests, explorative & konfirmatorische Faktoranalysen
o Analyseprogramme: SPSS, AMOS, LISRELo Kritik: Motive gehen nicht zwangsläufig mit
Verhalten einher, individuelle Motive lassen keinen Aggregationsschluss zu
Methode der Psychologie
AMOS
Laborexperimento Anwendung: Wie wirken sich externale
Eingriffe auf Motive/ Verhaltens aus o Vorteil: kontrolliertes Umfeldo Erforderliche Methodenkenntnisse:
experimentelle Designs, ANOVA-Modelle
o Analyseprogramme: SPSSo Kritik: Labor ist nicht Feld, Motive
sind nicht Verhalten
Methode der Psychologie
ANOVA-Modelle
Surveyanalyseno Anwendung: Wie sind Akteuren in soziale
Strukturen eingebettet? o Vorteil: repräsentative Grundgesamtheiten
von Staaten, Gruppeno Erforderliche Methodenkenntnisse:
multivariate Verfahren, Ereignisdatenanalysen
o Analyseprogramme: Stata, TDAo Kritik: oft schlechte Messvariablen (da nicht
selber erfragt), Datenzugang, Sterberaten
Methode der Soziologie
Stata
Netzwerkanalyseno Anwendung: Welchen Effekt hat
Einbettung auf individuelle Handlungen? o Vorteil: Messung von Struktureno Erforderliche Methodenkenntnisse:
Netzwerkanalysen & multivariate Verfahren
o Analyseprogramme: UCINET, SPSS, Statao Kritik: keine verfügbaren grosszahligen
Daten, sehr verwirrend, oft kein Längsschnitt
Methode der Soziologie
UNCINET
(Teilnehmende) Beobachtungo Anwendung: Welchen Effekt hat die Kultur
auf das Verhalten von Akteuren? o Vorteil: umfassende Berücksichtigung von
Gelegenheitsstruktureno Erforderliche Methodenkenntnisse:
qualitative Methodeno Analyseprogramme: eine Struktur im Kopfo Kritik: oft willkürlich
Methode der Ethnologie
Teilnehmende Beobachtung
Interviewso Anwendung: Welche Motive haben
Akteure in unterschiedlichen Kulturen? o Vorteil: umfassende Berücksichtigung
von individuellen Handlungsspielräumen
o Erforderliche Methodenkenntnisse: Leitfadeninterview, narratives Interview …
o Analyseprogramme: Atlas, Excelo Kritik: aufwändig da Mehrfachkodierung
Methode der Ethnologie
ATLAS
Methode der Volkswirtschaft
Feldexperimento Anwendung: Wie wirken sich exogene
Faktoren auf individuelles Verhalten aus?
o Vorteil: Natürliches Beobachtungsfeldo Erforderliche Methodenkenntnisse:
bivariate Verfahren, ANOVA-Modelleo Analyseprogramme: SPSS oder Excelo Kritik: oft ethisches Problem,
Feldzugang, wirklich kontrolliertes Umfeld?
Methode der Volkswirtschaft
Sekundärdateno Anwendung: Wie wirken sich exogene
Faktoren auf das Verhalten von Gruppen aus?
o Vorteil: offizielle Statistikeno Erforderliche Methodenkenntnisse: Fixed-
effect-, Random-effect-Modelle, nicht-parametrische mutlivariate Verfahren (Tobit, Binomialmodelle …)
o Analyseprogramme: Statao Kritik: Messungen zum Teil schlecht,
Varianz oft gering
Weitere Methoden
oConjoint-Experimente o Messung von Präferenzen
oVignetten-Experimente o Messung von Normen
oMetaanalyseno Uneindeutige Befunde zu einem
Phänomen
o…
Conjoint
Metaanalyse
Eure Problem:o Welche Problemstellung
möchtet ihr im Seminar bearbeiten?
Vorgabe der Methode & der Stichprobe:
o Befragung & Studenten (welche und wie könnt ihr entscheiden)
Hausaufgabe: Problemstellung
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