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I N T E R NA T I O N A L E C O N O M I C S
W o r k i n g P a p e r2005-01
Entwicklung der Struktur desBruttoinlandsproduktes
derRussischen Föderation
von
Albrecht Kauffmann
Universität PotsdamAugust-Bebel-Str. 89, D-14482 Potsdam, Germany
Prof. Dr. W. Fuhrmann (Hrsg.), Department of MacroeconomicsFax: +49-(0)331-977-3223; Email: fuhrmann@rz.uni-potsdam.de
www.uni-potsdam.de/u/makrooekonomie/index.htm oder www.makrooekonomie.deISSN 1433-920X
1
Entwicklung der Strukturdes Bruttoinlandsproduktsder Russischen Föderation
Dipl.-Vw. Albrecht Kauffmann
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2 Erklärungsansätze des Wandels der sektoralen Wirtschaftsstruktur 7
2.1 Der Strukturbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2 Kriterien zur Abgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.3 Die Drei-Sektoren-Hypothese des wirtschaftlichen Strukturwandels . . . . . . 8
2.3.1) Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.3.2) Drei-Sektoren-Hypothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.3.3) Die Zuordnung des Bergbaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.3.4) Sektorengliederung in der amtlichen Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.4 Beobachtete Zusammenhänge zwischen Wachstum und Struktur . . . . . . . 142.4.1) Die Chenery-Hypothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.4.2) Pro-Kopf-Einkommen und „Normalstruktur“: Ein
Prognoseinstrument für den Strukturwandel in denTransformationsländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.5 Ansätze zur Erklärung des Strukturwandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.5.1) Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.5.2) Zwei-Sektoren-Modelle zur Erklärung des Strukturwandels in
der geschlossenen Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.5.3) Drei-Sektoren-Modelle zur Erklärung des Strukturwandels in
der geschlossenen Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.5.4) Strukturwandel und Außenhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.5.5) Strukturwandel und Aufholprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
3 Entwicklung der sektoralen Wirtschaftsstruktur in derRussischen Föderation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3.1 Beurteilung des Datenmaterials . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233.1.1) Die sektorale Gliederung der russischen amtlichen Statistik . . . . . . 233.1.2) Wahl der Bezugsgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.2 Strukturwandel der russischen Volkswirtschaft aus Sicht derDrei-Sektoren-Hypothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253.2.1) Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253.2.2) Beurteilung der Entwicklung der drei Hauptsektoren . . . . . . . . . . . . 29
2
3.2.3) Zur Beziehung zwischen Handel, Transport undWirtschaftsstruktur in der RF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.3 Die Entwicklung der Produktion ausgewählter Branchen undProduktgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.3.1) Vergleich sektoraler Volumenindizes der russischen
Industrieproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.3.2) Die Entwicklung der Produktionsmengen einzelner Produktgruppen 34
4 Schlußbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Anhang 1: Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Tab. 1: Kategorien des Standards ISIC Rev. 3 bzw. NACE Rev. 1 . . . . . . . . . . . 38Tab. 2: Sektorale Abgrenzung anhand von ISIC Rev. 3 bzw. NACE Rev. 1 . . . . 38Tab. 3: Zusammenführung von ISIC-Kategorien zu Sektoren nach
UN-Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Tab. 4: Klassifizierung von Gütern und Leistungen nach dem Standard
OKONKh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Tab. 5: Branchen der von Goskomstat Rossii herausgegebenen
Input-Output-Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Tab. 6: Zusammenführung der 22 Goskomstat-Branchen zu Sektoren . . . . . . . . 41Tab. 7: Struktur der BWS der RF (Güter und Dienstleistungen), Anteile
in Prozent des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Tab. 8: Implizite Deflatoren der BIP-Sektoren „Güter“ und
„Dienstleistungen“ (in Prozent des Vorjahrespreises) . . . . . . . . . . . . . . 43Tab. 9: Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung der Sektoren
„Güter“ und „Dienstleistungen“ (Prozent der Produktion desVorjahres) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Tab. 10: Struktur der Bruttowertschöpfung der RF (A-I-S), Anteile inProzent des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Tab. 11: Anteile der Bruttowertschöpfung (A-I-S) (in Basispreisen) der RFin Prozent der Gesamtsumme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Tab. 12: Anteile der Bruttowertschöpfung des Brennstoffsektors der RF inProzent des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Tab. 13: Anteil des Exportwerts (fob) mineralischer Brennstoffe amGesamtexportwert und am BIP der RF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Tab. 14: Anteile von 22 Sektoren am BIP in Marktpreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Tab. 15: Struktur der Bruttowertschöpfung der RF (P-S-T), Anteile in
Prozent des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47Tab. 16: Handelsspannen im internationalen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
3
Anhang 2: Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Abb. 1: Reales BIP und dessen jährliche Wachstumsraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Abb. 2: Primärenergieträger, Industrie (nach dem A-I-S-Konzept) und
Dienstleistungen: Beitrag zum BIP der RF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Abb. 3: Entwicklung des realen BIP und der realen Bruttowertschöpfung
des Güter-, des Marktdienstleistungs- und desNichtmarkt-Dienstleistungssektors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Abb. 4: Struktur der Bruttowertschöpfung der RF (P-S-T) in Marktpreisen,Anteile in Prozent des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Abb. 5: Struktur der Bruttowertschöpfung der RF (P-S-T) in Basispreisen,Anteile in Prozent des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Abb. 6: Struktur der Bruttowertschöpfung sechs rohstoffreicherIndustrieländer (P-S-T) in Basispreisen, Anteile in Prozent des BIP . 50
Abb. 7: Transformationsrezessionsmuster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Abb. 8: 16 Produktions-Mengenindizes, gebildet aus 126 Einzelzeitreihen,
Gewichtung nach Produktionswert 1995 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52Abb. 9: 16 Produktions-Mengenindizes, gebildet aus 235 Einzelzeitreihen,
Gewichtung nach Produktionswert 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Abb. 10: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnisse
der Holz-, holzverarbeitenden, Zellulose- und Papierindustrie inder RF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Abb. 11: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnisseder Leichtindustrie in der RF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Abb. 12: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Komplexes der RF I . . . 56
Abb. 13: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Komplexes der RF II . . 57
Abb. 14: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Komplexes der RF III . . 58
Abb. 15: Produktionsvolumen ausgewählter Erzeugnisse des Maschinenbau-und metallverarbeitenden Komplexes der RF: AbweichendeEntwicklungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
4
1. Einleitung
Nach dem von der Finanzkrise des Jahres 1998 verursachten Einschnitt in die wirt-schaftliche Entwicklung hat sich die Volkswirtschaft der Rußländischen Föderation1
auf einen Pfad stabilen Wachstums begeben, das allerdings zu einem erheblichen Teilaus Exporteinnahmen für Rohstofflieferungen – insbesondere Erdöl und Erdgas – ge-speist wird. Als weitere begünstigende Faktoren werden
• die reale Abwertung bzw. Reallohnsenkung in der Folge der Finanzkrise,• das Vorhandensein ungenutzter Ressourcen für den unmittelbaren Aufschwung
nach der Krise,• Veränderungen im Verhalten der wirtschaftlichen Akteure und• der sektorale Strukturwandel
angesehen.2 Der bisher zu verzeichnende sektorale Strukturwandel ist jedoch immernoch von der Transformationsrezession geprägt, die auf
• die während der Sowjetära kumulierten Disparitäten,• die Kappung von Lieferantenverflechtungen („Disorganization“)3,• die Wandlung des Binnenhandels zwischen den ehemaligen Sozialistischen Sowjet-
republiken in Außenhandel, und• den Wegfall des staatlichen Außenhandelsmonopols bei gleichzeitigem Vordringen
ausländischer Konkurrenz
zurückzuführen ist. Sie führte zu einem – mehr oder weniger – starken Rückgang allerZweige der Produktion. Während sich Förderung, Transport und Verkauf von Roh-stoffen und anderen Produkten mit niedrigem Verarbeitungsgrad – auch aufgrund derdafür günstigen außenwirtschaftlichen Entwicklung – erholten und zum Wachstumsmo-tor wurden, ist die Zukunft der Verarbeitenden Industrie in der RF zum gegenwärtigenZeitpunkt ungewiß. Die Überlebensfähigkeit einer Reihe von Industriezweigen wirdnicht zuletzt davon abhängen, wie es den Gestaltern der Wirtschaftspolitik gelingt,den einheimischen Unternehmen während der anstehenden Lernprozesse zur Erlangungder Wettbewerbsfähigkeit4 hinreichenden Schutz zu gewähren, darüber hinausgehendeProtektion jedoch abzubauen. Die gegenwärtig geführten Beitrittsverhandlungen zur
1. Für das Adjektiv „Rossiyskaya“, das sich auf das Staatsgebilde als politische Einheit bezieht, gibtes im Deutschen (wie auch im Englischen) keine adäquate Entsprechung. Die geläufige deutscheBezeichnung „Russische Föderation“ wäre ins Russische mit „Russkaya Federatsiya“ zu überset-zen, was keinen Sinn ergibt, da „Russkaya“ sich auf den Sprach- und Kulturraum bezieht, der mitdem Staats- (und Wirtschafts-)gebiet nicht identisch ist. Die Bezeichnung „rußländisch“ erscheintaus dieser Perspektive korrekter, wirkt jedoch im Deutschen steif und konstruiert. Da der Untersu-chungsgegenstand dieses Beitrags ausschließlich auf das Gebiet der Rußländischen Föderation (undnicht auf den russischen Kultur- und Sprachraum) bezogen ist, kann es nicht zu Verwechslungen füh-ren, wenn im Titel wie auch nachfolgend die Bezeichung „russisch“ anstelle „rußländisch“ verwendetwird.
2. World Bank (2004a) S. i.3. Siehe Blanchard/Kremer (1997).4. Diese Formulierung intendiert keine allgemeine Aussage zur Wettbewerbsfähigkeit russischer Pro-dukte auf dem Weltmarkt. Sie steht vielmehr stellvertretend für eine Reihe von Prozessen des insti-tutionellen Wandels, die von der Klärung der Anerkennung der Ergebnisse der Raubprivatisierung
5
WTO können nur zu einem Erfolg für alle Beteiligten führen, wenn die Liberalisierungdes Außenhandels auch zum Wachstum der verarbeitenden Industrieproduktion derRF beiträgt. Eine notwendige Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis der russischenWirtschaftsstruktur und eine Beurteilung ihrer Entwicklung, die den Besonderheitendes Transformationsprozesses Rechnung trägt.
Der Transformationsprozeß der russischen Volkswirtschaft ist als Bestandteil derTransformation vieler gesellschaftlicher Bereiche und Institutionen zu verstehen, diemiteinander in z.T. sehr enger Beziehung stehen. Dies gilt gewiß für das Verhältnisvon Politik, amtlicher Statistik und Wirtschaft: die Wirtschaftsstatistik erhebt undsammelt Informationen über die Aktivitäten der Einzelsubjekte und verdichtet dieseInformationen zu Maßzahlen, Indizes etc., die den Gestaltern der Transformation inWirtschaft und Politik als Grundlage für Entscheidungen dienen; als Bereich der amt-lichen Statistik ist sie an den öffentlichen Auftrag gebunden, der von Institutionenformuliert wird, die selbst dem Transformationsprozeß unterliegen. Daraus resultiertein gewisser Rückstand, darüber hinaus aber auch eine permanente Veränderung beider Auswahl, der Art der Aufbereitung und der Publikation der Daten, was bei ihrerInterpretation berücksichtigt werden muß.
Zu den Schwierigkeiten, die sich bei der Beurteilung des Strukturwandels in derRF aus der Verfügbarkeit und Qualität des Datenmaterials ergeben, kommt als eineweitere Merkwürdigkeit hinzu, daß die Interpretation gewisser Daten – etwa der Ent-wicklung der Anteile der als primär, sekundär und tertiär bezeichneten Sektoren ander gesamten Wertschöpfung – trotz hinreichender Genauigkeit und konsequenter An-wendung internationaler Standards bei deren Erhebung, Aufbereitung und Veröffent-lichung zu Trugschlüssen führt, wenn die Theorien, die der Sektorenbildung zugrundeliegen, fraglos auf die russischen Verhältnisse angewendet werden. Einem Trugschlußdieser Art unterliegt z.B. Hishow mit der Folgerung, die russische Gesellschaft folgedem internationalen Trend einer Dienstleistungsgesellschaft.5
Soll die russische Volkswirtschaft eine langfristige Wachstumsperspektive erhal-ten, ist eine Diversifizierung der Produktpalette insbesondere im Bereich hochwertiger,humankapital- und technologieintensiver Konsum- und Investitionsgüter erforderlich.Hierbei ist eine besondere Leistungsfähigkeit der Wirtschaft der untergegangenen So-wjetunion etwa auf den Gebieten des Flugzeugbaus, der Raumfahrt, des Baus vonDampfturbinen, aber auch von Konsumgütern wie Photooptischen Geräten, Uhrenund Unterhaltungselektronik anzumerken. Diese Leistungsfähigkeit ist im Zuge vonLiberalisierung und Privatisierung – die ja nicht auf den Ausbau dieses Potentials ge-richtet waren – zu einem gewissen Teil verloren gegangen. In einigen Bereichen, z.B.dem Dampfturbinenbau, konnte sie jedoch erhalten werden. In anderen Wirtschafts-bereichen, z.B. dem Flugzeugbau, befindet sich die Produktion zur Zeit auf einemTiefststand, für dessen schnelle Überwindung notwendiges Humankapital indes nochvorhanden sein dürfte. Darüber hinaus gibt es wirtschaftliche Aktivitäten, die in Ruß-land zwar keine breite Tradition besitzen, deren Aufnahme bzw. Ausbau sowohl aus
über die Ausgestaltung des Grundpfands bis hin zur Schaffung eines funktionsfähigen Finanz- undVersicherungssektors reichen und für die Schaffung wettbewerblicher Rahmenbedingungen notwen-dig sind.
5. Hishow (2003) S. 25 f.
6
nationaler wie aus internationaler Sicht wünschenswert erscheinen – z.B. eine moder-ne Lebensmittelindustrie. Als ein Beispiel für gelungene Importsubstitution mag dieEinführung moderner Braumethoden in Rußland in den 90er Jahren gelten.
Die Diversifizierung und Intensivierung der sekundären Industrieproduktion setzteine Unterstützung der neuen oder restrukturierten Unternehmen – also der Trägerdes Wachstums – durch geeignete industriepolitische Maßnahmen voraus. Deren An-wendung muß jedoch zeitlich befristet und sektoral selektiv erfolgen. Die Selektionmuß aufgrund der Produktivtät bzw. dem Produktivitätspotential einzelner Branchenerfolgen und sich dabei an den empirischen Fakten orientieren.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist erstens eine Beurteilung des gesamtwirtschaftlichenStrukturwandels aus Sicht der Drei-Sektoren-Hypothese unter Berücksichtigung spezi-fisch russischer Verhältnisse – z.B. des hohen Anteils bergbaulicher Produktion und derGröße des Landes. Zweitens sollen die in den Industriebranchen unterschiedlichen Ver-läufe der Transformationsrezession dargestellt und diskutiert werden. Hieraus ergebensich einige Folgerungen für die zukünftige Gestaltung der Struktur- und Außenhandels-politik aus russischer Perspektive, aber auch aus der Sicht des Auslands.
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Im folgenden Abschnitt 2 wird ein Überblicküber die existierenden Theorieansätze des Strukturwandels gegeben. Schwerpunktehierbei sind die Konzepte zur Abgrenzung von Sektoren, die Entwicklung der Drei-Sektoren-Hypothese und der darauf aufbauenden Normstrukturhypothesen, Theorie-ansätze zur Entstehung von Strukturwandel bzw. ungleichgewichtigem Wachstum unddie Modellierung von Aufholprozessen durch Imitation innovativer Produkte aus demAusland. Keine Berücksichtigung konnten indes die evolutorischen Ansätze zur Erklä-rung wirtschaftlichen Wandels finden.6
Die empirische Analyse (Abschnitt 3) macht den Leser zunächst mit einigen Beson-derheiten der von der russischen amtlichen Statistik (d.h., dem Staatlichen Kommitteefür Statistik Rußlands, Goskomstat Rossii) veröffentlichten Daten zum Strukturwandelund deren Vergleichbarkeit mit den entsprechenden Daten entwickelter Industrienatio-nen vertraut. Daran anschließend erfolgt die Darstellung und Interpretation der die Ent-wicklung der breiten volkswirtschaftlichen Sektoren dokumentierenden Daten; hierbeiwerden verschiedene neuere, unter Einbeziehung von Input-Output-Tabellen offenbarvoneinander unabhängig gewonnene Analyseergebnisse verglichen, zusammengeführtund weitergehend interpretiert. Eine sukzessive disaggregierte Betrachtung versuchtder Frage nachzugehen, wie die Strukturverschiebungen während der Transformationzu interpretieren sind. Eine kurze Schlußbetrachtung (Abschnitt 4) faßt die Ergebnisseder Untersuchung zusammen.
6. Siehe u.a. Nelson/Winter (1982).
7
2. Erklärungsansätze des Wandels der sektoralen Wirtschafts-struktur
2.1. Der Strukturbegriff
Die Zuordnung einzelner Erscheinungen und Prozesse, der sie tragenden Subjekte, derunmittelbar beteiligten Objekte und ihrer Umgebung zu einzelnen Kategorien ähn-lich gearteter Erscheinungen, die sich von anderen Kategorien hinreichend unterschei-den, zählt zu den grundlegenden Methoden der wissenschaftlichen Analyse. In denWirtschaftswissenschaften wird ihre Anwendung als Sektorenbildung und Aggregationbezeichnet. Das Verhältnis der so gewonnenen Teile Xi eines Ganzen X zueinanderbezeichnet man als Struktur; werden n Sektoren unterschieden, gelte
n∑i=1
Xi = X. (1)
Für die Anteile xi geltexi ≡
Xi
X,
∑i
xi = 1. (2)
Ein Bündel ähnlich gearteter Elemente bezeichnet man als Aggregat. Im Zuge derModellbildung wird häufig bezüglich der qualitativen Eigenschaften von ElementenHomogenität innerhalb eines Aggregats angenommen.
Eine Struktur wird einerseits von der Art der Abgrenzung der Sektoren bestimmt.Darüber hinaus ändert sich ihre Gestalt im Zeitablauf, wenn die Teile des Ganzenmit unterschiedlicher Geschwindigkeit wachsen. Kommt es im Zeitverlauf zu qualita-tiven Änderungen von Elementen bzw. (vor allem) von Gruppen von Elementen, dieeine gewisse Systematik vermuten lassen und die Homogenitätsannahme in Frage stel-len, muß dieser Entwicklung durch eine Anpassung der definitorischen Abgrenzung,ggf. durch Bildung weiterer oder Zusammenfassung vorhandener Sektoren, Subsekto-ren usw., Rechnung getragen werden. Dabei wird allerdings die Vergleichbarkeit mitfrüheren Zuständen erschwert.
Als Strukturwandel wollen wir die quantitativen Veränderungen einer Struktur imZeitablauf verstehen, die durch Unterschiede im Wachstum der einzelnen Sektorenhervorgerufen werden. Eng verbunden mit dem so definierten Strukturwandel ist dasWachstum des Ganzen, d.h., die quantitative Veränderung einer gesamtwirtschaftli-chen Bestandsgröße im Zeitablauf. Ein Wachstum ohne Strukturwandel (d.h. gleich-mäßiges Wachstum aller Sektoren) ist theoretisch vorstellbar und wird auch häufig ver-einfachend angenommen. Die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung erfolgt jedochungleichmäßig. Daraus ergeben sich Fragen an die ökonomische Theorie, z.B. nach demBeitrag einzelner Sektoren zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum.
2.2. Kriterien zur Abgrenzung
Aggregation von Gütern oder Gütergruppen und Unterteilung der gesamtwirtschaft-lichen Aktivität erfolgen stets im Hinblick auf (mindestens) ein Erklärungsziel. Sie
8
stehen einerseits in Beziehung zu verschiedenen Bausteinen der ökonomischen Theorie.Eine sektorale Gliederung kann hierbei sowohl Erklärungsgegenstand, Resultat oderauch Fundament einer Theorie sein. Kriterien zur Abgrenzung der Sektoren müssendaher mit den Methoden und Mitteln der Theorie vereinbar sein; und sie müssen sogewählt werden, daß die Identität der Sektoren den Erklärungszielen der Theorien ent-spricht, die sich auf sie berufen. Gleichzeitig müssen die Abgrenzungs- bzw. Identifikati-onsmerkmale der Sektoren empirisch feststellbar sein, zumindest jedoch Eigenschaftengefunden werden, die die realen Güter(gruppen) auszeichnen und die in Beziehung zuden von der Theorie unterstellten Merkmalen stehen. Andernfalls wäre eine Theorie,die auf die Annahme bestimmter Sektoren gegründet ist, nicht falsifizierbar.
Entsprechend wurde das Sozialprodukt im Hinblick auf Theorien, welche die Nach-frage nach einzelnen Komponenten desselben in den Mittelpunkt stellen, nach demhauptsächlichen Verwendungszweck der jeweiligen Komponente in Konsum-, Investi-tions-, Staatsverbrauchs-, Export- und Importgüter aufgeteilt. Eine Theorie, die sichauf die Modellierung einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne den Staat als eigenstän-digen Nachfrager beschränkt, wird mit zwei Sektoren – Konsum- und Investitionsgüter– auskommen. Steht hingegen der Grad der Anwendung innovativer Technologien in ei-nem Wirtschaftszweig im Mittelpunkt einer Betrachtung, erscheint eine Unterteilungin z.B. je einen technologieintensiven- und technologiearmen Sektor sinnvoll; es istdann zu überlegen, wie das Abgrenzungskriterium „Technologieintensität“ zu definie-ren und zu messen sei. Bei der Betrachtung in- und ausländischer Güter (und Dienste)im Hinblick auf die Möglichkeit ihres Tauschs mag sich eine Unterteilung in handel-und nichthandelbare Güter als sinnvoll erweisen.
Dabei wird man möglicherweise nicht nur die Güter, sondern auch die für ihre Pro-duktion befaßten Faktoren – z.B. menschliche Arbeitskraft und Kapitalgüter – in ent-sprechender Weise sektoral gliedern. Umgekehrt kann auch die Gliederung der Güterund Produktivkräfte anhand der Heranziehung z.B. eines sektorspezifischen Produk-tionsfaktors erfolgen. Z.B. gingen die Physiokraten des 18. Jahrhunderts davon aus,daß eine wirtschaftliche Wertschöpfung nur unter Beteiligung des landwirtschaftlichgenutzten Bodens möglich sei; unter Einbeziehung dreier möglichen Beziehungen ei-nes Menschen zum Boden (besitzen, bearbeiten, keine Beziehung) wurden daraus dreiKlassen abgeleitet: classe des propriétarires, classe productive und classe stérile. Dievon ihnen produzierten Güter wurden in zwei Sektoren aufgeteilt (Verbrauchsgüterund nichtfaßbare Güter bzw. Dienste).
Die für die Struktur- und Entwicklungspolitik gleichermaßen wichtige Unterteilungdes gesamtwirtschaftlichen Outputs (und der Beschäftigung) in drei Sektoren erfolgteanhand unterschiedlicher Kriterien, von denen keines eine in sich widerspruchsfreieDefinition aller drei Sektoren ermöglicht. Sie soll in einem eigenen Unterabschnittnäher untersucht werden.
2.3. Die Drei-Sektoren-Hypothese des wirtschaftlichen Strukturwandels
2.3.1) Vorgeschichte
Die Vorstellung einer dreiteilig gegliederten Wirtschaft läßt sich auf die Einteilungder Güter durch die Physiokraten (s. o.; wichtigster Vertreter: François Quesnay,
9
1694–1774) zurückführen, deren Sektor tangibler Güter allerdings auf Erzeugnisse derBodenbearbeitung beschränkt war. Bereits Adam Smith (1723–1790) erkannte derArbeitsleistung der Berufsgruppen, die sich mit der handwerklichen Verarbeitung bezo-gener Rohmaterialien befaßten (Bauleute, Handwerker etc.) eine wirtschaftliche Wert-schöpfung zu. Dies bezog sich allerdings nicht auf die Produktion der Bediensteten,die weiterhin der („unproduktiven“) classe stérile zugeordnet wurde.7
Die Einteilung der gesamtwirtschaftlichen Produktion in einen Sektor, der der Bo-denbearbeitung nahe stand, und einen darauf aufbauenden Sektor, der vor allem dieindustrielle Produktion umfassen sollte, fand im 19. Jahrhundert ihren Niederschlagauch in der amtlichen Statistik. Die Bezeichnung primäre Produktion für die „erdver-bundenen“ Tätigkeiten wurde indes auch als Rangvorzug gegenüber den Berufen inter-pretiert, deren Wertschöpfung unter der Bezeichnung sekundäre bzw. tertiäre Produk-tion Eingang in die Statistik fand. Daher mag bei einigen Berufsständen der Wunschnach einer Zuordnung zum Primärsektor bestanden haben.8 Auch dieser Umstand im-plizierte die Herausforderung an die Wissenschaft, eine „objektive“ Begründung desZuordnungsverfahrens zu formulieren.
2.3.2) Drei-Sektoren-Hypothese
Alan G. B. Fisher formulierte in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts einen drei-stufigen Ansatz zur historischen Wirtschaftsentwicklung,9 der die Vorstellungen derKlassiker hinsichtlich der Unterscheidung einer „ursprünglichen“, dem Boden verbun-denden, primären Produktionsweise und einer historisch wie auch produktionstech-nisch darauf aufbauenden bzw. nachrangigen, sekundären Produktion übernahm unddarüber hinaus die Bereitstellung einer Vielzahl von immateriellen Leistungen in diegesamtwirtschaftliche Wertschöpfung integrierte. Die Notwendigkeit hierfür ergab sichzum einen aus der stark gewachsenen Nachfrage nach solchen Produkten, zum ande-ren wegen des enormen Arbeitsplatzpotentials, das der stark wachsende neue Sektorin sich barg.10 Fisher betonte die Rolle von Bildung, Wissenschaft und Fortschritt alsMotor von Wachstum und Produktivität; als Hauptursache für das Entstehen neuerSektoren der Volkswirtschaft sah er indes Verschiebungen im Nachfrageverhalten.11
Die drei Stadien der wirtschaftlichen Entwicklung waren somit vom Aufstieg jeweilseines volkswirtschaftlichen Sektors geprägt, dessen Produktion den Hauptanteil an dergesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung leistete und dabei den größten Teil der Arbeits-kraftressourcen verbrauchte. Aus dieser Zuordnung wurden die Bezeichnungen für dieSektoren „primär“, „sekundär“ und „tertiär“ abgeleitet.
Colin G. Clarks Versuch, für die statistische Erfassung eine geeignete Sekto-renabgrenzung zu finden, bedient sich in erster Linie des Mittels der Aufzählung.12
7. Smith (1776) 2. Buch 3. Kap.8. Beispiele aus der australischen und neuseeländischen amtlich-statistischen Praxis finden sich in
Fisher (1939).9. Fisher (1933), Fisher (1935a), Fisher (1935b), Fisher (1939).10. Zur Kritik an der Smithschen Auffassung vgl. Fisher (1935a) S. 28.11. Fisher knüpft hierbei an „Die Productions- und Consumtionsverhältnisse des Königreichs Sach-sen“ (Ernst Engel, 1857) an, abgedruckt in Engel (1895).
12. Siehe Clark (1940) S. 490 ff.
10
So sollen Ackerbau, Viehzucht, Fischerei, Jagd und Forstwirtschaft dem primären Sek-tor auf jeden Fall dazugehören. Der Bergbau wird als Grenzfall erachtet: zuweilendem primären Sektor, oder aber dem verarbeitenden Gewerbe zugeschlagen, könneer auch auch eine Klasse für sich bilden. Als Abgrenzungskriterien des primären Sek-tors von den übrigen Sektoren nennt Clark die Nutzung natürlicher Ressourcen undfallende Skalenerträge. Entsprechend sollen für die sekundäre Produktion natürlicheRessourcen als Input nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wesentliche Kriterien zurAbgrenzung dieses Sektors vom Servicesektor sind die Transportfähigkeit der End- undVorprodukte und steigende Skalenerträge. Bauwirtschaft und Versorgungsbetriebe fal-len somit nach dieser Definition nicht in den sekundären Sektor, ebensowenig kleinereHandwerksbetriebe. Den tertiären Sektor definiert Clark als Restgröße, deren Zu-sammensetzung anhand einer detaillierten Aufzählung beschrieben wird. Dabei wärenneben den direkt für den Endverbrauch bestimmten Dienstleistungen auch jene einzu-beziehen und (separat) zu untersuchen, die als Vorleistungen in die Produktion deranderen Sektoren eingehen.
Das Fallen des Anteils der in Landwirtschaft und Industrie Beschäftigten an derGesamtbeschäftigung bei absolut steigender Produktion dieser Sektoren führt Clarkauf Produktivitätsunterschiede zurück. Eine allgemeine Annahme zu den sektoralenProduktivitäten trifft Clark allerdings nicht, verweist statt dessen auf uneinheitlicheEntwicklungen im Dienstleistungssektor, wo auch steigene Produktivitäten (z.B. beiHandel und Verkehr) zu beobachten seien.
Jean Fourastié13 trifft starke Annahmen zur Arbeitsproduktivität in den Sek-toren und vollzieht damit den Schritt zur Theoriebildung: Motor der wirtschaftlichenEntwicklung sei der technische Fortschritt, der allerdings in den drei Sektoren mit un-terschiedlicher Intensität wirke. In seinem Modell formuliert er den primären Sektor(Hauptvertreter: Landwirtschaft) als Produktionsbereich mit mittlerem technischenFortschritt bzw. mittlerem Produktivitätszuwachs. Im sekundären Sektor (Hauptver-treter: Industrie) wirkt der technische Fortschritt besonders stark, entsprechend steigtauch die Produktivität im Zeitverlauf. Im tertiären Sektor (wesentliche Vertreter: Han-del, Verwaltung, Unterrichtswesen, freie Berufe, viele Handwerksberufe) sind nur ge-ringe technische Fortschritte möglich, daher bleibt die Produktivität der menschlichenArbeitskraft niedrig.14 Darüber hinaus erfolgt eine Abgrenzung der Sektoren auchanhand der Einkommenselastizität der Nachfrage den Sektoren: Während sich für Gü-ter des Grundbedarfs zeitig Sättigungserscheinungen erkennen lassen, treten diese beisekundären Gütern erst in einem fortgeschritteneren Stadium der wirtschaftlichen Ent-wicklung in Erscheinung – während sich die Nachfrage nach einer Vielzahl von Dienst-leistungen erst bei einem höhren Einkommen entwickelt.15
Anhand der getroffenen Annahmen Fourastiés über die sektoralen Besonderhei-ten von technischem Fortschritt und Nachfrage kommt es im Zeitverlauf zu einembeständigen Spannungsverhältnis von Angebot und Nachfrage der in den Sektoren er-zeugten Güter, woraus sich charakteristische Entwicklungsmuster für Output und Be-schäftigung ergeben:16 Ein mittlerer technischer Fortschritt im primären Sektor führt
13. Fourastié (1949). Deutsche Übersetzung: Fourastié (1954).14. Fourastié (1954) S. 79 f.15. ebd. S. 84 ff.
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zur Freisetzung von Arbeitskräften u.a. in der Landwirtschaft, die dann (zunächst undvor allem) im sekundären Sektor beschäftigt werden. Dies wird auch erzwungen durcheine einkommensunelastische Nachfrage nach Gütern des primären Sektors, die eineAusdehnung der Produktion dieses Sektors überflüssig erscheinen läßt. Da die Pro-duktivität des sekundären Sektors noch über jener des primären Sektors liegt, kämees längerfristig auch hier zu Überproduktion. Die im sekundären (und auch primären)Sektor überzähligen Arbeitskräfte werden in den tertiären Sektor umgeleitet. Die Nach-frage nach dessen Gütern ist noch stärker einkommensabhängig als die nach Güterndes sekundären Sektors. Da die Produktivität der im tertiären Sektor beschäftigtenArbeitskräfte im Zeitablauf nicht steigt, ist deren Beschäftigung in diesem Sektor dau-erhaft gesichert.
Die von Fisher, Clark und Fourastié herangezogenen Unterscheidungskrite-rien können allerdings als Identifikationsmerkmale für die amtliche Statistik kaumherangezogen werden: Die Ermittlung von Einkommenselastizitäten für das gesam-te Spektrum von Gütern bzw. Leistungen und eine große Einkommensbandbreite er-scheint unmöglich, ebenso die Ermittlung von Produktivitätsfortschritten. Einen Ver-such der eindimensionalen Sektorenabgrenzung unternimmt Wolfe (1955) mit derModellannahme eines für die charakteristischen Branchen eines Sektors gemeinsamenProduktionsfaktors. Die Dominanz dieses Faktors ruft eine sektorspezifische Produkti-vitätsentwicklung hervor: Für den primären Sektor sind dies natürliche Faktoren, imsekundären Sektor kommen vor allem (im weiten Sinne) mechanische Faktoren zum Ein-satz, und die Produktivität des tertiären Sektors wird durch die Leistungsfähigkeit dermenschlichen Arbeitskraft begrenzt. Anhand dieses Kriteriums ist eine widerspruchs-freie Abgrenzung allenfalls des primären Sektors möglich; die Zuordnung von Güternoder Wirtschaftszweigen zu den beiden anderen Sektoren bleibt völlig subjektiv.17
2.3.3) Die Zuordnung des Bergbaus
Eine besondere Bedeutung für die Beurteilung des Strukturwandels hat die Zuordnungdes Bergbaus zum primären oder zum Industriesektor, wenn das betreffende Land überreiche Rohstoffressourcen verfügt und diese auch ausgebeutet werden. Die Russische Fö-deration betrifft dies als exemplarischen Fall: Die Förderung von Erdöl, Erdgas, Kohle,Bauxit, Eisen- und Nichteisenerzen, Diamanten, mineralischem Dünger, Kalk und vie-len weiteren Bodenschätzen, ihr Transport zu den Verarbeitungs- und Handelszentrenund ihre Verarbeitung zu Halbzeugen, Grundstoffen der chemischen Industrie, Bau-stoffen etc. nimmt in der volkswirtschaftlichen Aktivität des rohstoffreichsten Landesder Erde traditionell einen wichtigen Platz ein. Andererseits muß ein rohstoffreichesLand bestrebt sein, einen Teil der Rohstoffe im Land zu verarbeiten – sowohl für dieDeckung (eines Teils) des heimischen Bedarfs, als auch für die Befriedigung der aus-ländischen Nachfrage nach hochwertigen Konsum- und Investitionsgütern. Dies giltinsbesondere für ein bevölkerungsreiches Land mit einem – trotz teilweiser Vernich-tung – immer noch hohem Humankapitalbestand. In der Sowjetunion konzentrierte
16. Clark (1940) (S. 492) verweist darauf, daß diese Entwicklung der sektoralen Struktur bereits vonSir William Petty (1623–1687) registriert wurde. Vgl. W. Petty (1690), Political Arithmetick,Wiederabdruck in Hull (1899), S. 233–313, insbes. S. 256.
17. Wolfe (1955) S. 419.
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sich die Forschung und Entwicklung allerdings im militärisch-industriellen Komplex.Die Spezialisierung auf einen Bereich, der der Geheimhaltung unterlag, hat die Aus-breitung von Innovationen (spillovers) wirksam behindert und ist sicher ein Grundfür die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit auf anderen Gebieten. Nach dem Ende desKalten Krieges ist die Neuformation des Humankapitals in Bereichen ziviler Nutzungeine der vordringlichen Aufgaben für die russische Wirtschaftspolitik. Dabei kommtdem Wachstum technologie- und innovationsintensiver Wirtschaftszweige im verarbei-tenden Gewerbe eine große Bedeutung zu, die sich auch in der Abgrenzung der gesamt-wirtschaftlichen Sektoren wiederspiegeln muß.
Das am häufigsten angewandte Teilungsschema führt zur Bildung der Sektoren„Landwirtschaft“ (Agriculture), „Industrie“ (Industry) und „Dienstleistungen“ (Ser-vices). Eine solche Abgrenzung verwendet z.B. Kuznets,18 der zudem noch die Wirt-schaftszweige der Transport- und Kommunikationsdienste dem Industriesektor zuord-net.19 Kuznets ordnet die Bergbauaktivitäten dem Industriesektor zu, da diese nichtdem jahreszeitlichen Rhytmus unterlägen und ihre betriebliche Organisation mehrÄhnlichkeiten mit Unternehmen des Verarbeitenden Sektors aufweise.20 Diese Art dersektoralen Aggregation soll mit „A-I-S“ bezeichnet und anderen Vorschlägen zur Se-parierung gegenübergestellt werden, welche den primären Sektor breiter (und den se-kundären Sektor entsprechend enger) eingrenzen. Neben Clark (s.o.) votieren auchChenery und Taylor für eine Zuordnung des Bergbaus zum primären Sektor, da erfür den Außenhandel eine ähnliche Rolle spiele wie die Landwirtschaft21
Als weitaus stärkeres Argument für diese Zuordnung sollte indes die Rolle des Bo-dens und der manuellen bzw. mechanistischen Art seiner Bearbeitung bzw. Extraktiongesehen werden: Obgleich auch im Bergbau – wie in der Landwirtschaft – Mechanisie-rung, Technisierung und Industrialisierung stattgefunden haben, sind das Ausmaß derSkaleneffekte und der Diversifizierung mit den Effekten, die die industrielle Revolu-tion im verarbeitenden Gewerbe hinterlassen hat, nicht vergleichbar. Um dauerhaftzur Gruppe der einkommensstarken Länder aufzuschließen, muß ein Land einen nichtzu kleinen Teil seiner Faktoren im verarbeitenden Gewerbe einsetzen – eben im demPrimärsektor nachgelagerten Sekundärsektor, deren Einkommen dann (und nur dann)hinreichend ist für eine Ausdehnung des Tertiärsektors. Eine dieser Argumentationfolgende Sektorenabgrenzung soll mit „P-S-T“ bezeichnet werden.
2.3.4) Sektorengliederung in der amtlichen Statistik
Auf der Suche nach einem praxistauglichen Konzept zur Abgrenzung insbesondere desDienstleistungssektors wurden eine Vielzahl von Kriterien vorgeschlagen wie z.B. La-gerfähigkeit bzw. Einheit von Produktion und Verbrauch, oder das Ausmaß der in das
18. Vgl. Kuznets (1971) S. 30919. Dieser Abgrenzung folgt auch Fuchs (1968), der zudem noch die utilities (Energie-, Wasser-u. andere öffentliche Ver- und Entsorger) dem Industriesektor zuschlägt, und zwar aufgrund ihresenormen Kapitalbedarfs und ihrer technischen Komplexität (S. 16).
20. Kuznets (1957) S. 5.21. Vgl. Chenery/Taylor (1968) (S. 392). Auch Cook/Healey (1995) rechnen den Bergbau inihrer Untersuchung des Strukturwandels im Vereinigten Königreich zum primären Sektor.
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Produkt einfließenden Menge von Vorleistungen.22 Ihrem Wesen nach seien Dienstlei-stungen Veränderungen – am Befinden einer Person, der Person (bzw. wirtschaftlichenEinheit) selbst oder einem ihr gehörigen Gut –, die von einer anderen wirtschaftlichenEinheit ausgeführt werden bzw. (zumindest) ausgeführt werden können.23 Infolge derAusgliederung einer wirtschaftlichen Einheit aus ihrer ursprünglichen Zugehörigkeitkönnen Dienstleistungen neu entstehen, ohne daß sich irgendetwas am realen Wert-schöpfungsprozess geändert hätte. Bhagwati (1984) verweist darauf, daß der tech-nische Fortschritt auch in der Lage ist, Teile von Dienstleistungen, die einstmals andie Person ihrer Erzeuger gebunden waren, abzuspalten und z.B. mit neuen Träger-medien zu verbinden, so daß daraus neue Güter entstehen. Die zwischen Gütern undDienstleistungen zu ziehende Grenze verschiebe sich somit kontinuierlich, ihre konkreteFestlegung sei einer beständigen Korrektur bedürftig.24
Die in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) verwendete Abgren-zung der Sektoren baut auf dem International Standard of Industrial Classification ofAll Economic Activities (ISIC) der Vereinten Nationen auf. Daran angepaßt ist auchdie Nomenclature générale des activités économiqes dans les Communautés européennes(NACE) Rev. 1 der Europäischen Union, die wiederum maßgeblich ist für die Gliede-rung der Wirtschaftszweige in den nationalen VGR ihrer Mitglieder. Tabelle 1 S. 38listet die Kategorien des ISIC Standards Rev. 3 bzw. NACE Rev. 1 auf.
Eine Bildung gesamtwirtschaftlicher Sektoren kann durch Aggregation der in ISICbzw. NACE beschriebenen Kategorien anhand festgelegter Schemata erfolgen. Einesolche „pragmatische“25 Abgrenzung folgt der Einsicht, daß eine in sich schlüssige,widerspruchsfreie Abgrenzung der Sektoren nach einem oder wenigen Kriterien nichtmöglich ist. Die Zuordnungen mögen an einzelnen Stellen willkürlich erscheinen. Imallgemeinen ist jedoch zu erkennen, daß die statistische Praxis der Sektorenbildungeng an die Konzeption von Fisher, Clark und Fourastié angelehnt ist.
Die Vereinten Nationen definieren drei Sektoren (A, I, S) als breite Aggregate;zusätzlich wird noch der im Industrie-Sektor enthaltene Subsektor des VerarbeitendenGewerbes ausgewiesen (Tabelle 2 S. 38). Dieses Abgrenzungsschema liegt auch denvon der Weltbank publizierten Daten zur sektoralen Wertschöpfung zugrunde.
Für die Ermittlung von Anteilen der sektoralen Struktur nach dem P-S-T-Schemamüssen nationale VGR herangezogen werden, die den Bergbausektor als separates Ag-gregat ausweisen. In Tabelle 3 sind beide Aggregationsschemata nebeneinandergestellt.
Erhebliche Konsequenzen für die Relationen der Hauptsektoren dürfte auch eineAnpassung der Grenzen zwischen sekundärem und tertiärem Sektor haben, für die esebenfalls starke Argumente gibt.26 Die vorliegende Untersuchung integriert Telekom-munikationsdienste, Transportdienste und Versorger in den Dienstleistungssektor. DieHerauslösung von Teilen dieser Branchen setzt Datenmaterial auf erheblich niedrige-rem Aggregationsniveau voraus, als in den von Goskomstat veröffentlichten Statistiken
22. Kravis (1983)23. Hill (1977) S. 318 u. 337.24. Auch Fisher (1939) S. 32 und Fourastié (1954) S. 80 gehen von im Zeitablauf veränderlichenSektorengrenzen aus.
25. Willms (1995) S. 376.26. Vgl. Fn. 19.
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zu finden ist. Andererseits dürfte der Anteil von Dienstleistungen, die in Industrieun-ternehmen erbracht werden (z.B. medizinische Versorgung, Kinderbetreuung), in derRF höher sein als in Ländern mit entwickelter Marktwirtschaft, wodurch eine mögli-che Verzerrung, hervorgerufen z.B. durch die Zugehörigkeit der Energieerzeuger zumDienstleistungssektor, teilweise ausgeglichen wird.
2.4. Beobachtete Zusammenhänge zwischen Wachstum und Struktur
2.4.1) Die Chenery-Hypothese
Die Drei-Sektoren-Hypothese beschreibt einen Zusammenhang zwischen dem Standder wirtschaftlichen Entwicklung und der sektoralen Struktur der wirtschaftlichen Ak-tivität eines Landes i zum Zeitpunkt t. Als Maß für die wirtschaftliche Aktivität kanndas Ergebnis der Produktion (nominale oder reale Wertschöpfung) oder der Einsatz desFaktors Arbeit verwendet werden; die Anteile x der Sektoren A (primär), I (sekundär)und S (tertiär) an der gesamtwirtschaftlichen Aktivität beschreiben dann die Struktur.Wird das Phänomen „Entwicklung“ durch eine leicht quantifizierbare Größe approxi-miert (etwa das reale Pro-Kopf-Einkommen yit), vereinfacht sich die Beschreibung zuder Beziehung
y ∼ (xA, xI , xS) (3)bzw.
xA ∼ y, xI ∼ y, etc. (4)
Die grundlegenden Untersuchungen dieser Beziehungen durch Simon Kuznets zeigenfür die drei Hauptsektoren sowohl im Quer- als auch im Längschnitt tendenzielle Über-einstimmung mit dem von der Drei-Sektoren-Hypothese vorgelegten Muster.27 Einequalifizierte Bestimmung der Position einzelner Länder oder in die Zukunft reichen-de Prognosen ist jedoch allenfalls innerhalb von Ländergruppen möglich, die gewisseÄhnlichkeiten aufweisen.28
Hollis Chenery führt Ähnlichkeiten der Entwicklungsverläufe auf das Wirkenvon Faktoren zurück, die in entweder universell in allen Ländern zu beobachten sindund dort gleichgerichtete Wirkung zeigen (Universalfaktoren) oder als nationale Beson-derheiten in einzelnen Ländern auftreten bzw. eine länderspezifische Wirkung erkennenlassen (Spezialfaktoren). Zu den Universalfaktoren zählen Chenery z.B.29
• Produktionsbedingungen: ähnliche Produktionsfunktionen, Faktorsubstitution,gemeinsam genutztes technisches Wissen,
• ähnliche Nachfrage nach privaten und öffentlichen Gütern,• gemeinsamer Zugang zu Export-, Import- und Kapitalmärkten,• bei steigendem Einkommen einsetzende Sach- und Humankapitalakkumulation.
Die Annahme, daß diese Faktoren eine länderübergreifend einheitliche Wirkungauf die wirtschaftliche Tätigkeit ausüben, liegt der Chenery-Hypothese zugrunde.
27. Kuznets (1957)28. Kuznets (1966), Kuznets (1971).29. Chenery (1960) S. 626, Chenery/Taylor (1968) S. 392, Chenery/Syrquin (1975) S. 5, Che-
nery/Syrquin (1986) S. 39.
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Danach verändert sich bei steigendem Pro-Kopf-Einkommen die Produktionsstrukturder Sektoren ~i, z.B.: ~i = (A, I, S), nach bestimmten Mustern des Strukturwandels,deren konkrete Ausformung von der Ausprägung der Universalfaktoren und derenVeränderung abhängt.30
Die Spezialfaktoren werden von Chenery nur vage beschrieben; hierzu könnenz.B. Einflüsse der Geographie, des Klimas, der Kultur und der nationalen Politik dereinzelnen Länder gerechnet werden. Die Universalfaktoren sind in der von Chene-ry verwendeten Form als Voraussetzungen für länderübergreifende Gemeinsamkeitenunmittelbar einsichtig. In eine quantitative Analyse können sie indes erst Eingang fin-den, nachdem sie auf meßbare Indikatoren zurückgeführt worden sind. Dies erfolgt inChenery (1960) in einem allgemeinen Gleichgewichtsansatz: die nationale Produktioneines Güterbündels bzw. Sektors i wird danach im Wesentlichen von der gesamtwirt-schaftlichen Nachfrage bzw. Pro-Kopf-Einkommen bestimmt. Unterschiedliche Markt-größe mit der Möglichkeit für Skalenerträge bildet die Populationsgröße N ab. Weitereuniversell wirkende Faktoren wie die Förderung natürlicher Rohstoffe bzw. deren An-teil am Exportwert, Ackerflächen oder Investitionsquoten können als Vektor ~z in dasModell einbezogen werden.
Mit Hilfe der quantifizierbaren Größen y, N und ~z kann die Chenery-Hypotheseanhand einfacher Regressionsmodelle empirisch getestet werden, z.B. mit dem log-linearen Schätzansatz31
ln xi = αi + βi1 ln y + βi2 y + ~γi ~zi + u. (5)
Erfolgen die Parameterschätzungen dieser „sektoralen Wachstumsfunktionen“32 alsRegression über Querschnittsdaten zum Zeitpunkt t, können die signifikanten Einfluß-größen als Universalfaktoren (oder daraus abgeleitete Faktoren) im Sinne der Modellan-nahmen Chenerys interpretiert werden. Die länderspezifische Wirkung von Universal-und Spezialfaktoren kann in Längsschnittregressionen für einzelne Länder getestet wer-den. Sowohl die Wahl der Bezugsgröße x als auch die Tiefe ihrer sektoralen Gliederungkönnen variieren.
Die Chenery-Hypothese und die daraus abgeleiteten sektoralen Wachstumsmusterbeschränken sich auf die Beschreibung typischer Entwicklungsverläufe in einer Gruppevon Ländern während einer bestimmten Zeitspanne. Die dabei gefundenen Mustereiner „normalen“ Stuktur können durchaus Anhaltspunkte für Projektionen geben. ZurEntfaltung einer normativen Wirkung fehlt der sog. Normalstrukturhypothese jedochdie theoretische Erklärung des Wachstums einzelner Sektoren bzw. Branchen.33
30. Chenery/Taylor (1968) S. 391 f.31. Vgl. Fels et al. (1971) S. 247 ff. Chenery verwendete ursprünglich einen Schätzansatz mitkonstanten Elastizitäten (Chenery (1960)); in späteren Analysen ging er zu einer logarithmisch-quadratischen Form über, die den Rückgang des Anteils des Industriesektors an der Gesamtproduk-tion abbilden kann. Weitere funktionale Formen und ihnen entsprechende Regressionsansätze findensich u.a. in Fuchs (1968), Gemmell (1982) und Scheper/Reichenbach (1973).
32. Chenery (1960) S. 625.33. Zur Kritik der Chenery-Hypothese siehe z.B. Görgens (1975) S. 41–45 und Steiner (1981).
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2.4.2) Pro-Kopf-Einkommen und „Normalstruktur“: Ein Prognoseinstrument für denStrukturwandel in den Transformationsländern
Auf der Grundlage von Gl. (5) wurde die Chenery-Hypothese in einer Vielzahl vonArbeiten getestet.34 Da eine Vergleichbarkeit der in den entsprechend dem System ofNational Accounts (SNA) der Vereinten Nationen aufgestellten VolkswirtschaftlichenGesamtrechnungen der Länder mit marktwirtschaftlicher Wirtschaftsordnung ausge-wiesenen Wirtschaftsdaten mit den nach den Regeln des Material Production System(MPS) ermittelten Daten der RGW-Länder nicht gegeben war, wurden bis ca. 1990 indie empirische Analyse des Strukturwandels ausschließlich Länder einbezogen, die eineVGR entsprechend dem SNA führten.35 Nach dem Ende der Planwirtschaft in den Län-dern des ehemaligen RGW und deren Hinwendung zum Markt als konstituierendemElement der Wirtschaftsordnung kam es zur zügigen Übernahme statistischer Stan-dards für die VGR und andere volkswirtschaftlich relevante Statistiken.36 Dies war einenotwendige Voraussetzung zur Einbeziehung dieser Länder in internationale Vergleiche,die für bestimmte Fragen der zu erwartenden Veränderungen – z.B. der Struktur derProduktion und der Beschäftigung – von außerordentlicher Wichtigkeit sind. Der In-dustrieproduktion (und hierbei insbesondere der Schwerindustrie) hatten die Planerjahrzehntelang eine Schwerpunktstellung eingeräumt, die unter marktwirtschaftlichenBedingungen vermutlich nicht zu rechtfertigen bzw. aufrechtzuerhalten war. Gleichzei-tig wurden bestimmte Dienstleistungen – insbesondere sogenannte Marktdienstleistun-gen – nur ungenügend oder garnicht angeboten. Somit stand u.a. die Frage im Raum,in welchem Ausmaß es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen aus dem industriellenin den Dienstleistungssektor kommen würde bzw. müßte, d. h.: welche sektorale Struk-tur der Beschäftigung (und anderer Größen) am Ende des Transformationsprozessessich einstellen würde bzw. anzustreben sei.
Einen Ansatz hierfür liefert die Chenery-Hypothese: Werden die auf der Grund-lage aktueller und zurückliegender Wirtschaftsdaten ausgewählter Länder mit markt-wirtschaftlicher Ordnung geschätzten Parameter der sektoralen Wachstumsfunktionenentsprechend Gl. (5) auf die Transformationsländer übertragen, können Anhaltspunk-te für den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Struktur von z.B. Outputund Beschäftigung in diesen Ländern gefunden werden.
Die Pionierarbeiten von Döhrn und Heilemann37 weisen für die untersuchtenmittel- und osteuropäischen Länder einen zu Beginn des Transformationsprozesses– bezogen auf das Pro-Kopf-Einkommen – überdimensionierten Industriesektor aus,während der Sektor privat erstellter Dienstleistungen im Vergleich mit einer „mittle-ren“ Struktur von 28–32 Volkswirtschaften mit marktwirtschaftlicher Ordnung noch
34. Siehe neben den in Fn. 29 u. 31 genannten Arbeiten auch z.B. United Nations (1963), Chene-ry et al. (1986) u. Syrquin/Chenery (1989). van Gemert (1987) bezieht in einem erweitertenRegressionsmodell u. a. die nationale Produktion primärer Energieträger als erklärende Variableein.
35. Vgl. z.B. Kuznets (1957) S. 5 u. 109, Chenery Chenery (1960) S. 631 Fn. 8.36. Das Gross National Product wurde in der ehem. UdSSR seit 1988 ermittelt. Der Beschluß zurAufstellung einer VGR nach SNA wurde 1991 gefaßt und seit 1993 (rückwirkend ab 1989) umgesetzt.Vgl. World Bank/Goskomstat (1995) S. 7.
37. Vgl. Döhrn/Heilemann (1991), Döhrn/Heilemann (1992), Döhrn/Heilemann (1993a),Döhrn/Heilemann (1993b) u. Döhrn/Heilemann (1996).
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nicht voll entwickelt erscheint.38 Lediglich der Anteil der landwirtschaftlichen Produk-tion der CSSR (bzw. Tschechiens und der Slowakischen Republik) am GDP bzw. NetMaterial Product NMP wird niedriger als der Referenzwert ausgewiesen; in den üb-rigen untersuchten Ländern war der Anteil des Agrarsektors 1986 bzw. 1988 „über-durchschnittlich“ hoch. Auf der Grundlage der geschätzten Parameter der sektoralenWachstumsfunktionen und unterschiedlicher Annahmen über das Wachstum des GDPwerden Prognosen zur Entwicklung der sektoralen Struktur erstellt. In Döhrn/Hei-lemann (2003) werden die Vorhersagen früherer Arbeiten und die aktuelle Entwick-lung für Polen, die Slowakische Republik, Tschechien und Ungarn gegenübergestellt.Dabei erweisen sich die auf vorsichtigeren Wachstumsannahmen basierenden Progno-sewerte für die Anteile der Sektoren als einigermaßen zutreffend; lediglich der Sektorstaatlicher Dienstleistungen hat sich in allen vier Ländern stärker entwickelt als in derVorhersage – auf Kosten des Industriesektors.
Für die russische Volkswirtschaft – wie auch für die anderen ehemaligen Sozialisti-schen Sowjetrepubliken – liegt ein derartiger Vergleich für die Struktur des Bruttoin-landsprodukts leider nicht vor. Die Ergebnisse der Untersuchungen in Raiser et al.(2003) und World Bank (2004a) (Kap. C II), die in ähnlicher Weise wie Döhrn undHeilemann aus den Entwicklungsmustern von Marktwirtschaften Referenzstrukturenfür die Beschäftigung ableiten, weisen jedoch in die gleiche Richtung.
2.5. Ansätze zur Erklärung des Strukturwandels
2.5.1) Einführung
Die Erscheinungen des wirtschaftlichen Strukturwandels besitzen eine große Vielfalt, sodaß bei ihrer Betrachtung Beschränkung geboten ist. Noch mehr muß dies bei der Aus-wahl der Erklärungsansätze gelten. Für die Beschreibung, Erklärung und Prognose desStrukturwandels in Ländern mit entwickelter Marktwirtschaft, als auch in Nationen,die erst am Anfang ihrer wirtschaftlichen Entwicklung stehen, existieren eine Vielzahlvon Theorieansätzen. Die wirtschaftliche Situation in den Ländern des Ostblocks amEnde der sozialistischen Ära war indes eine besondere, die sich mit den bestehendenTheorien nur schlecht erfassen ließ. Die Modellierung einzelner Aspekte der System-transformation war eine der ersten Herausforderungen an die ökonomische Theoriezu Beginn der neunziger Jahre. Hierzu zählen z.B. Modelle des Privatisierungsprozes-ses,39 des Entstehens eines privaten Dienstleistungssektors40 oder des Aufweichens derden russischen Staatsbetrieben während der Schockterapie 1992 auferlegten Budgetbe-schränkung41.
38. Die o.g. Arbeiten unterscheiden sich nur geringfügig hinsichtlich der für die Ermittlung der Re-ferenzstruktur einbezogenen Untersuchungseinheiten und der sektoralen Gliederung in fünf odersechs Sektoren. Größere Unterschiede betreffen die Auswahl der untersuchten mittel- und osteuro-päischen Länder: Während Ungarn, Polen und die CSSR in alle genannten Untersuchungen ein-bezogen sind, wurde die Wirtschaftsstruktur der früheren UdSSR, Rumäniens und Bulgariens nurin Döhrn/Heilemann (1991) und Döhrn/Heilemann (1996), die der Ex-DDR ausschließlich inDöhrn/Heilemann (1991) betrachtet.
39. Aghion/Blanchard (1994)40. Grafe/Wyplosz (1997)
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Dabei ist das Erreichen eines den Ländern mit entwickeltem Marktwirtschaftssys-tem ähnlichen Lebensstandards – ausgedrückt z.B. durch Pro-Kopf-Einkommen undStruktur von Output und Beschäftigung – eines der Ziele der Systemtransformation.Die bei der Analyse des in Ländern mit marktwirtschaftlicher Ordnung zu beobach-tenden Strukturwandels festgestellten Regelmäßigkeiten (stylized facts) müßten sichim Verlauf der Transformation auch in den postsozialistischen Ländern einstellen. DieErklärungs- und Vorhersagekraft der auf die Axiome des freien Marktes gegründetenModelle müßte sich somit bei Annäherung an das Transformationsziel auf die betref-fenden Länder ausweiten; der in den Transformationsländern empirisch feststellbareStrukturwandel muß auch im Licht dieser Theorien betrachtet werden.
Die uns interessierenden Theorieansätze sind somit zunächst jene, die die Erschei-nungen des Strukturwandels in den entwickelten kapitalistischen Industrienationenerklären:
• Stilisierte Fakten:42
− Die realen Preise von Dienstleistungen (ausgedrückt in Einheiten des Bündelsder übrigen Güter) steigen.
− Der Anteil der im Dienstleistungssektor Beschäftigten an der Gesamtbeschäfti-gung steigt.
− Der Anteil des Nominalwerts der Dienstleistungsproduktion an der gesamtwirt-schaftlichen Wertschöpfung steigt.
− Der Anteil der Dienstleistungsproduktion am realen Bruttoinlandsprodukt steigtnicht.
• Gilt die Annahme der weitgehenden Kongruenz von nichthandelbaren Gütern undder Produktion des Dienstleistungssektors, so zeigen sich diese Erscheinungen bin-nenwirtschaftlich als Anstieg des Preisverhältnisses handelbarer und nichthandelba-rer Güter.43 Diese Relation wird auch als (interner) realer Wechselkurs bezeichnet.Er steht in enger Beziehung zum externen realen Wechselkurs.44 Für die Transfor-mationsländer sind die Entwicklungen dieser Preisrelationen sowohl im Hinblick aufdie notwendigen Strukturverschiebungen vom Industrie- zum Dienstleistungssektor,als auch auf die Nutzung handelspolitischer Gestaltungsspielräume von großer Be-deutung.
• Für ein rohstoffreiches Land mit starkem Industriesektor (z.B. Rußland) sind dieErfahrungen anderer Industrieländer mit bedeutenden Rohstoffaufkommen und -ex-porten von großer Wichtigkeit. Dabei wurden in der Vergangenheit unterschiedlicheEntwicklungsmuster beobachtet. Insbesondere der nach Beginn der Ausbeutungvon Gasvorkommen zu beobachtende Rückgang des Anteils des Verarbeitenden
41. Rühl/Serwin (1994)42. Vgl. z.B. de Groot (1998) S. 4, Quibria/Harrigan (1996) S. 205, Falvey/Gemmell (1995)S. 53 f. u. Summers (1985). Die beobachtete Entwicklung stimmt weitgehend mit den VorhersagenFourastiés überein.
43. Der sog. Balassa-Samuelson-Effekt. Vgl. Balassa (1964) u. Samuelson (1964).44. Eine umfassende Einführung in die Modellierung, Definition, Beurteilung und Ermittlung realerWechselkurse findet sich in Hinkle/Montiel (1999).
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Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt der Niederlande hat die Sicht auf ein ökono-misches Phänomen geschärft, das als Ausbremsen eines „höherwertigen“ Sektorsdurch in einem „geringerwertigen“ Sektor erzielte windfall profits skizziert werdenkann und den Namen Dutch disease erhielt.45
Die Untersuchung der Entstehung und des Wachsens eines neuen Sektors in ei-nem traditionellen Wirtschaftsgefüge kann in einem Zwei-Sektoren-Modell erfolgen. Ineinem solchen Rahmen können sowohl Fragen zum Übergang von der Agrar- zur In-dustriegesellschaft, als auch Probleme der Deindustrialisierung bzw. Tertiarisierungdiskutiert werden. Die Modellierung komplexerer Vorgänge – etwa das zeitversetzteWachsen zweier Wirtschaftsbereiche auf Kosten eines dritten – erfordert die Annahmemindestens dreier Sektoren.
Die Entwicklung eines Mehr-Sektoren-Wachstumsmodells erfolgt häufig auf derGrundlage eines aggregierten Wachstumsmodells mit für die Volkswirtschaft einheit-lich angenommener Nutzen- bzw. Produktionsfunktion, das nun jedoch das Wachstumeines einzelnen Sektors (anstelle der ganzen Volkswirtschaft) erklärt. Wird das Mo-dell um weitere Sektoren ergänzt, können Disparitäten des Wachstums der einzelnenSektoren durch sektoral unterschiedliche Nutzen- oder/und Produktionsfunktionen be-gründet werden. Die Modellierung richtet sich im konkreten Fall nach den Fragen, aufdie mit Hilfe des Modells eine mögliche Antwort gefunden werden soll, z.B.:
1. Wie wirken sich sektoral unterschiedliche Elastiziäten der Nachfrage (Nachfrage-Bias) bzw. unterschiedliche Produktivitäten in den Sektoren auf das Wachstumder Sektoren und des Aggregats aus?
2. Kann die aggregierte Volkswirtschaft mit konstanter Rate wachsen, wenn sich dieZusammensetzung der Sektoren permanent ändert?
3. Wie wirkt sich ein hoher Anteil von Rohstoffen oder landwirtschaftlichen Produk-ten am Bruttoinlandsprodukt und/oder am Exportvolumen auf Produktion undBeschäftigung im industriellen Sektor aus?
4. Wie kann das weltweit vorhandene technische Wissen für einzelne Sektoren einerVolkswirtschaft nutzbar gemacht werden, damit deren Produktion internationalwettbewerbsfähig wird?
5. In welchem Maße können im Dienstleistungssektor Arbeitsplätze entstehen, wennim Industriesektor ein Arbeitsplatzabbau erfolgt?
6. Wovon wird das Tempo der Privatisierung von Staatsbetrieben bestimmt?
Für die Erklärung der bei der Transformation der russischen Volkswirtschaft ablau-fenden Prozesse dürften insbesondere die Fragen drei bis sechs Bedeutung haben.
2.5.2) Zwei-Sektoren-Modelle zur Erklärung des Strukturwandels in der geschlossenenVolkswirtschaft
Im Zwei-Sektoren-Modell von Baumol (1967) werden Industrie und Dienstleistungenunter Einsatz des Faktors Arbeit produziert. Dabei ist im Modell explizit nur die An-gebotsseite der Volkswirtschaft modelliert. Wirkt der technische Fortschritt ausschließ-lich im Industriesektor, muß es – bei gleichem Lohnsatz in beiden Sektoren, der von der
45. Siehe hierzu z.B. Corden/Neary (1982), van Wijnbergen (1984) und Welfens/Kauffmann(2005).
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Produktivitätsentwicklung im Industriesektor bestimmt wird – zur Faktorwanderungin den Dienstleistungssektor kommen, wenn die Struktur des Output exogen konstantgehalten wird. Dabei steigt der Relativpreis des im Dienstleistungssektor erzeugtenGüterbündels. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum konvergiert gegen die sektoraleWachstumsrate des Dienstleistungssektors, d.h. gegen Null.
Gundlach (1994) und Quibria/Harrigan (1996) ergänzen das Modell vonBaumol um sektorale Nachfrage- bzw. Nutzenfunktionen. Unter Verwendung einerCES-Nutzenfunktion modellieren Quibria und Harrigan eine Volkswirtschaft, de-ren Struktur Eigenschaften aufweist, die im Einklang mit den empirisch beobachteten„stilisierten Fakten“ steht.
2.5.3) Drei-Sektoren-Modelle zur Erklärung des Strukturwandels in der geschlossenenVolkswirtschaft
Das Drei-Sektoren-Modell von Rowthorn/Ramaswamy (1997) mit einem Produk-tionsfaktor (Arbeit) unterstellt eine einkommens- und preisunelastische Nachfrage fürAgrarerzeugnisse. Es wird ein konstanter Output-Anteil des Servicesektors angenom-men. Die Produktivität sei zum Zeitpunkt t = 0 in allen Sektoren gleich. Sie wachse inallen Sektoren gleichmäßig, wobei für den Agrar- und den Industriesektor eine einheit-liche Wachstumsrate angenommen wird, die höher sei als die des Dienstleistungssek-tors. Unter diesen Voraussetzungen verlagert sich die Beschäftigung aus dem landwirt-schaftlichen Sektor kontinuierlich in den Dienstleistungs- und zunächst auch in denIndustriesektor, dessen Anteil im Zeitverlauf jedoch wieder schrumpft. Dies ist genaudas von der Drei-Sektoren-Hypothese unterstellte Entwicklungsmuster der Beschäfti-gungsstruktur. Dem Modell fehlt allerdings eine Modellierung der Nachfrage für denIndustriesektor. Im Grunde handelt es sich um eine Modifizierung des BaumolschenZwei-Sektoren-Modells.
Raiser et al. (2003) analysieren das Verhalten des Rowthorne-Ramaswamy-Modells im Hinblick auf unterschiedliche Anfangsproduktivitäten in den Sektoren undLändern und auf Variationen des Startzeitpunkts der Entwicklung. Anhand von Simula-tionen wird gezeigt, daß die nationalen Unterschiede in den Ausgangsbedingungen oderim Beginn bzw. Tempo des Wachstumsprozesses sich in den Parametern der von Che-nery eingeführten sektoralen Wachstumsfunktionen niederschlagen werden. Darüberhinaus wird untersucht, wie im Verlauf der Systemtransformation 1. die Überwindungeines technologischen Rückstands und 2. eine Erhöhung des Dienstleistungsanteils ander Gesamtproduktion die vom Modell prognostizierte Beschäftigungsstruktur beein-flussen werden.
Die Modellierung sektoral unterschiedlichen Nachfrageverhaltens erfolgt in einerVielzahl von Modellen durch die Annahme sektoral unterschiedlicher Existenzminima,die für ein Gut i einen momentanen Nutzen
u(ci) =
(∏i(ci − ci)
βi)1−Θ − 1
1−Θ,
∑i
βi = 1 (6)
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implizieren.46 Wird eine solche Nutzenfunktion in in das bekannte Ramsey-Cass-Koopmans-Wachstumsmodell integriert, können Bedingungen für einen zu definieren-den verallgemeinerten gleichgewichtigen Wachstumspfad (Generalized Balanced GrowthPath – GBGP) aufgezeigt werden, auf welchem alle aggregierten Variablen mit kon-stanter und gleicher Rate wachsen, während die Anteile der sektoral disaggergiertenGrößen sich im Zeitablauf verändern. Beispielhaft hierfür sind die in Echevarria(1997), Kongsamut et al. (1997) und Meckl (1999) vorgestellten Drei-Sektoren-Wachstumsmodelle.
de Groot (1998) stellt ein Wachstumsmodell mit mehreren Sektoren vor, daseine modifizierte CES-Nachfragefunktion mit Existenzminima verwendet und endoge-nes Wachstum als sektorinterne Mannschafts-Skaleneffekte („learning by watching“)modelliert. Der Ansatz enthält drei ältere Modelle als Spezialfälle, die durch geeigne-te Parametervariation aus dem Modell abgeleitet werden können.47 Das Modell zeigtunter anderem, das sich auch in einer geschlossenen Volkswirtschaft ein permanenterStrukturwandel vollziehen kann. Unterstützt wird diese Aussage von den Strukturmu-stern, die in den „großen und relativ geschlossenen“48 Volkswirtschaften Deutschlands,Japans und der USA zwischen 1960 und 1995 zu beobachten waren.
2.5.4) Strukturwandel und Außenhandel
Matsuyama (1992) untersucht in einem Zwei-Sektoren-Modell (Agrar- und Industrie-sektor) mit einem Produktionsfaktor (Arbeit), endogenem Wachstum des Industriesek-tors und Stone-Geary-Präferenzen die Wirkung von Produktivitätssteigerungen imlandwirtschaftlichen Sektor auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum in einer geschlos-senen und einer (kleinen) offenen Volkswirtschaft. Dabei wird unter anderem gezeigt,daß im Autarkiefall eine exogene Erhöhung der Produktivität im Agrarbereich zurFreisetzung von Arbeitskräften führt, die für die Produktion im Verarbeitenden Ge-werbe zur Verfügung stehen; es kommt zur Steigerung des Wachstums der gesamtenVolkswirtschaft. Wird dagegen eine kleine Volkswirtschaft betrachtet, die auf jeglicheAußenhandelsbeschränkungen verzichtet, führt ein vorhandener komparativer Vorteilbei der landwirtschaftlichen Produktion zur Spezialisierung und zur Faktorwanderungin den Agrarsektor; unter Ausschluß transnationaler spillovers verringert sich dabei dasgesamtwirtschaftliche Wachstum. – Für die Untersuchung der wirtschaftlichen Entwick-lung Rußlands sind beide im Modell betrachteten Fälle bedeutsam: Während die fürdie geschlossene Volkswirtschaft gewonnenen Einsichten auf die Perioden der frühen In-dustrialisierung49 und der späteren Zwangskollektivierung50 übertragen werden können,können die für die offene Volkswirtschaft abgeleiteten Ergebnissen zum Verständnisdes Wachstumseinbruchs nach der plötzlichen Außenhandelsliberalisierung 1992, aberauch zur Erklärung von Dutch Disease-Erscheinungen einen Beitrag leisten.
46. Sog. Stone-Geary-Nutzenfunktion, vgl. Geary (1951) u. Stone (1954) sowie Barro/Sala-i-Martin (1998) S. 108.
47. Die Spezialfälle sind Baumol (1967), Matsuyama (1992) – s.u. – und Quibria/Harrigan(1996).
48. de Groot (1998) S. 6 Fn. 4.49. Vgl. Gerschenkron (1962) S. 119–130.50. Vgl. Gregory/Stuart (1986) S. 106–118
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2.5.5) Strukturwandel und Aufholprozesse
Während die Behauptung eines alle Bereiche betreffenden technologischen Rückstandsder Sowjetischen Wirtschaft einer eingehenderen Überprüfung bedarf, ist für die indu-strielle Produktion hochwertiger Konsumgüter in der Sowjetunion wie auch in denanderen RGW-Ländern eine gewisse Rückständigkeit im Vergleich mit entwickeltenMarktwirtschaften sicher empirisch belegbar. Als ein Grund hierfür kann der bevorzug-te Einsatz wissenschaftlicher Spitzenkräfte im militärisch-industriellen Bereich angese-hen werden. Darüber hinaus hat die besondere Wertschätzung der sog. Schwerindustriezur Vernachlässigung der für den Endverbrauch bestimmten Produktion beigetragen.Das Aufholen dieses Rückstandes gehört zu den wesentlichen Erwartungen an dieSystemtransformation, zumal derartige Aufholprozesse in der Wirtschaftsgeschichteimmer wieder stattgefunden haben und von der Rückständigkeit der betroffenen Län-der geradezu herausgefordert werden.51 In Gries/Jungblut (1997b) wird anhandeines endogenen Drei-Sektoren-Wachstumsmodells ein möglicher Entwicklungspfad ei-ner Volkswirtschaft im Aufholprozess vorgezeichnet.52
Hierfür wird die Produktion des Landes in einen traditionellen, einen modernen undeinen Sektor für Forschung und Entwicklung (Research and Development) gegliedert.Der R&D-Sektor stellt technisches Wissen mittels Imitation importierter Hochtechno-logieprodukte bereit; sein Output folgt einem Poisson-Prozeß und findet Eingang indie Produktion sowohl des traditionellen als auch des modernen Sektors. Der traditio-nelle Sektor setzt einfache Arbeit als alleinigen Produktionsfaktor ein, der R&D-Sektorausschließlich Humankapital, während der moderne Sektor beide Inputfaktoren kom-biniert. Für den Endverbrauch sind die ausschließlich im Inland produzierten traditio-nellen Güter und die im In- und Ausland hergestellten „neuen“ Güter bestimmt; dieKonsumentenpräferenzen werden von einer Cobb-Douglas-Nutzenfunktion beschrie-ben. Um einen Aufholprozeß in Gang zu setzen, muß der Output des R&D-Sektorsschneller als das technische Wissen in der übrigen Welt wachsen. Maßgeblich hierfürsind die für den Forschungssektor bereitgestellten Ressourcen und die Menge techno-logieintensiver importierter Güter. Findet der Aufholprozeß statt, so folgt er einemlogistischen Expansionspfad; ein Überholen ist mit den Mitteln der Imitation alleinnicht möglich. Diffundiert das im R&D-Sektor generierte technische Wissen mit unter-schiedlichem Maße in die Konsumgüterproduktion beider Sektoren, kommt es aufgrunddes unterschiedlich schnellen sektoralen Wachstums zu Ungleichgewichtssituationenauf den Faktormärkten der Sektoren, die Anpassungsprozesse bzw. Strukturwandelauslösen.
51. Dies ist die sog. Gerschenkron-Hypothese. Vgl. Gerschenkron (1962), S. 353 ff.52. Das Modell wird bereits in Gries/Wigger (1993) entwickelt. Ein empirischer Test von Aussagendes Modells wird in Gries/Jungblut (1997a) vorgestellt.
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3. Entwicklung der sektoralen Wirtschaftsstruktur in derRussischen Föderation
3.1. Beurteilung des Datenmaterials
3.1.1) Die sektorale Gliederung der russischen amtlichen Statistik
Das in der Sowjetunion zur Ermittlung des Wertes der materiellen Produktion ver-wendete Materialproduktsystem beruhte auf der Zweiteilung der wirtschaftlichen Akti-vitäten und ihrer entsprechenden Zuordnung in materielle und nichtmaterielle Sphä-re. Zur materiellen Produktion zählten als ganze Branchen die Industrie, die Land-und Forstwirtschaft und die Bauwirtschaft; darüber hinaus Teile der Transport- undKommunikationsbranchen, des Handels und einige andere Tätigkeiten (z.B. das Ver-lagsgeschäft, Vervielfältigung von Filmen, u.a.m.).53 Nur die materielle Produktionging in die Berechnung des Nettomaterialprodukts und seiner Bestandteile ein.54 EinVergleich der Outputgrößen des Dienstleistungssektors in der Sowjetunion mit den ent-sprechenden Daten von Ländern mit entwickelter Marktwirtschaft scheiterte an dermangelnden Verfügbarkeit entsprechender Daten; statt dessen wurden Inputgrößen –d.h., die sektorale Verteilung des Produktionsfaktors Arbeit – verwendet.55
Das in der Sowjetunion 1976 eingeführte System zur Klassifizierung der Wirtschafts-bereiche nach dem Gegenstand ihrer Produktion wurde von der Russischen Föderati-on als „Obshcherossiyskiy Klassifikator Otrasley Narodnogo Khosyaistva“ (OKONKh)übernommen. Tabelle 4 gibt eine Übersicht über die Wirtschaftszweige und zeigt ihreZuordnungen zu den 22 Branchen der rußländischen Input-Output-Tabellen an, die inTabelle 5 aufgelistet sind.
Eine Aggregation dieser Wirtschaftszweige zu gesamtwirtschaftlichen Sektoren ent-sprechend der Drei-Sektoren-Hypothese kann analog der Zusammenlegung von Güter-gruppen des ISIC-Standards versucht werden. Dabei ist zu beachten, daß in den vonGoskomstat ausgewiesenen Sektoren teilweise eine Vermischung von Aktivitäten, dieeindeutig dem Industriesektor zugeordnet werden können, und der Förderung von Na-turrohstoffen, stattfindet. So ist in den Bereichen Eisen- und Buntmetallurgie sowohldie Förderung von Erzen (Bergbau) als auch deren Verarbeitung zu Halbzeugen (In-dustrie) enthalten. Auch ist die Trennung von Tätigkeitsbereichen, die nach ISIC demDienstleistungs- oder Industriesektor zuzuordnen wären, nach dem OKONKh-Schemanicht immer möglich: So wird einerseits die Erzeugung von Heißwasser und Fernwär-me als kommunale Dienstleistung ausgewiesen (OKONKh-Code 90000); andererseits
53. Vgl. World Bank/Goskomstat (1995) S. 854. Hierin spiegelt sich eine Auffassung des Produktionsbegriffs wieder, die sich im Einklang mit
Karl Marx’s Kreislauftheorie befindet, darüber hinaus auf Adam Smith zurückgeführt werdenkann. Vgl. Fn. 7 S. 9.
55. Vgl. Ofer (1973) S. 3. Auch viele neuere Arbeiten zum Strukturwandel in den postsozialistischenTransformationsländern beschränken sich auf die Analyse des sektoralen Wandels der Beschäftigung(z.B. Raiser et al. (2003) und Lukyanova (2003)) oder beziehen keine Nachfolgestaaten der So-wjetunion ein (z.B. Döhrn/Heilemann (2003)). In den Beiträgen zum sektoralen Wandel der inder RF ermittelten Outputgrößen beansprucht die Diskussion über deren Messung stets erheblichenRaum (z.B. Tabata (1996), Kuboniwa (1999), Bessonov (2002)).
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fallen Reparaturen von Fahrzeugen und Haushaltsgeräten, Architektendienste, Reini-gung von Kleidung und andere (nach ISIC) Dienstleistungen unter OKONKh in denIndustriesektor.56 Eine Zuordnung der Aktivitäten zur Gewinnung natürlicher Roh-stoffe zum Industriesektor entsprechend dem A-I-S–Schema in Tabelle 6 kommt derUnterteilung nach ISIC (vgl. Tabelle 3) dennoch recht nahe. Für eine Zuordnung desBergbaus zum primären Sektor muß ein Kompromiß gefunden werden. Unter der An-nahme, daß der Anteil höherer Verarbeitungsstufen an der in der „Produkte der Erdöl-und Gasindustrie“ erzeugten Wertschöpfung gering ist, wird in Tabelle 6 entsprechenddem P-S-T–Schema dieser Wirtschaftsbereich dem Primärsektor zugewiesen, währenddie Bereiche „Eisenmetallurgie“ und „Buntmetallurgie“ im Sekundärsektor verbleiben.
3.1.2) Wahl der Bezugsgröße
Die Beschreibung der sektoralen Struktur einer Volkswirtschaft kann sich auf Output-größen und/oder auf Inputgrößen beziehen. Bei den Outputgrößen – also den Anteilenan der Bruttowertschöpfung (BWS) oder dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) – handeltes sich in der Regel um Aggregate inkommensurabler Güterbündel; es macht sich alsoeine Bewertung mit Preisen erforderlich. Es können somit nominale als auch reale Out-putgrößen in die Untersuchung einbezogen werden. Die Untersuchung von Inputgrößenist in der Regel auf die Inanspruchnahme des Faktors Arbeit durch die – nach der sek-toralen Zugehörigkeit des Hauptteils ihrer Produktion klassifizierten – Unternehmenbeschränkt. Die Wahl der Bezugsgröße wird sich vor allem an den Eigenheiten derjeweiligen Fragestellung, aber auch an der Datenverfügbarkeit ausrichten.
Bezieht sich die sektorale Struktur auf die mit aktuellen Preisen bewerteten Güterder jeweiligen Periode, gehen sowohl die Veränderungen der produzierten Mengen dereinzelnen Güter als auch der Relativpreise der Güter zueinander in die Entwicklungder dieser Struktur ein. Eine solchermaßen ermittelte Struktur folgt z.B. dem Wan-del der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Sektoren im Sinne ihrer Wertschätzungseitens der Verbraucher, als auch der Entwicklung der Produktivität in den Sektoren.Entsprechend der Drei-Sektoren-Hypothese sind gerade dies die Determinanten derWirtschaftsstruktur.
Ist das Verhältnis der Anteile von Erzeugnissen, in deren Herstellung erheblicheForschungs- und Entwicklungsaufwendungen eingehen, und den mit traditionellen Pro-duktionsmethoden erzeugten Gütern Gegenstand der Analyse, so wird die in der Ent-wicklung der Struktur nominaler Größen enthaltene Preiskomponente den Blick aufdie interessierenden Wachstumsraten der realen Outputgrößen der Sektoren eher ver-stellen. In solchen Fällen wäre es sinnvoll, wenn die sektoralen Preisentwicklungenherausgerechnet würden. Auch der Produktionsrückgang in den Sektoren während derTransformation versteht sich als Entwicklung realer Größen.
Die russische amtliche Statistik veröffentlicht Preisindizes sowohl für gesamtwirt-schaftliche Aggregate (z.B. den Consumer Price Index CPI, den Producer Price IndexPPI und den BIP-Deflator) als auch für die Branchen der Volkswirtschaft und der In-dustrie. Deren Anwendungsmöglichkeit erfährt jedoch starke Einschränkungen infolgegewisser Unzulänglichkeiten der amtlichen Preisstatistik der RF einerseits,57 und den
56. Vgl. Lukyanova (2003) S. 10 f.57. Siehe z.B. Bessonov (1998), Bessonov (2002) S. 11–20 u. Faber/Strohe (2000).
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im Verlauf der Transformation aufgetretenen extremen Preisschocks andererseits.58
Für die Deflationierung nominaler Wertgrößen sind die bisher von Goskomstat veröf-fentlichten gesamtwirtschaftlichen oder sektoralen Preisindizes nicht geeignet.59
Bessonov plädiert dafür, anstelle sektoral deflationierter nominaler Wertsummen-indizes für die Analyse des Strukturwandels sektorale Produktionsmengenindizes zuverwenden. Deren Nachteile (Abdeckung nur eines Teils der Produktion, Abhängigkeitvon der Gewichtung des Basisjahrs) dürften von den Vorteilen (Unabhängigkeit vonder Preisentwicklung) mehr als ausgeglichen werden. Für die vorliegende Arbeit ge-nügen Daten mit jährlicher Periodizität,60 die allerdings aus Monatsdaten des TsentrEkonomicheskoy Konyunktury pri Pravitel’skoy Rossiskoy Federatsii61 ermittelt wur-den, da die entsprechenden von Goskomstat publizierten Jahresdaten mit einem syste-matischen Fehler behaftet sind.62
3.2. Strukturwandel der russischen Volkswirtschaft aus Sicht der Drei-Sektoren-Hypothese
3.2.1) Daten
Es ist unmöglich, den Verlauf des Strukturwandels der russischen Volkswirtschaft wäh-rend der Transformation anhand von Daten aus einer Quelle darzustellen. Die vonGoskomstat Rossii publizierten Daten bedürfen in der Regel einer weiteren Aufberei-tung – oft unter Heranziehung weiterer Veröffentlichungen, z.B. der Weltbank63 – undins Detail gehender Interpretation. Daher wird im Folgenden vor allem auf Datenaus Autorenveröffentlichungen zurückgegriffen, die z.T. in Zusammenarbeit mit Mit-arbeitern von Goskomstat Rossii entstanden sind. Die starke Streuung der Daten ausunterschiedlichen Quellen ist auf die Verwendung von Ausgangsdaten verschiedenerVerarbeitungsstufen und unterschiedlicher Methoden zurückzuführen; zudem erscheintdie Messung, Aufbereitung und Veröffentlichung durch Goskomstat als ein iterativerProzeß, der längst nicht abgeschlossen ist.
Wird die Struktur auf höchstem Aggregationsniveau (zwei Sektoren) dargestellt,lassen sich bestimmte Konturen klar erkennen (Tabelle 7):
58. Die Gegenüberstellung des Preisanstiegs in Rußland während der Transformation und in den USAin Bessonov (1998) S. 36 verdeutlicht die Relationen: Z.B. stieg der CPI in der RF allein im Jahre1992 auf das 10-fache – gerechnet ohne den Preissprung nach der Liberalisierung. Ein derartigerPreisanstieg verteilte sich in den USA auf 55 Jahre (1942-1996). Wird der Liberalisierungsschockmit einbezogen, stieg der CPI in der RF 1992 auf das ca. 26-fache!
59. Vgl. Bessonov (2002), insbes. S. 18.60. Vgl. Bessonov (2002) S. 11.61. TsEK (2005).62. Bessonov (2002) S. 28 f.63. Z.B. World Bank/Goskomstat (1995)
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• der Anteil der Güterproduktion am BIP sinkt – entsprechend steigt der Anteil derWertschöpfung durch Dienstleistungen;
• die stärkste Verschiebung dieser Art fand 1992 statt;
• der überaus starke Einbruch des Anteils der Güterproduktion 1992 erfuhr im Fol-gejahr eine leichtere Korrektur (nicht angezeigt in Goskomstat (2005)).
Die starken Anteilsverschiebungen des Jahres 1992 sind auf unterschiedliche Ent-wicklungen sowohl der Produktionsmengen als auch der Preise in den Sektoren zurück-zuführen (Tabellen 8 und 9).
Dabei ist zunächst festzustellen, daß es 1991–94 in keinem der beiden Sektorenzu einem Anstieg der realen Wertschöpfung kam. Der für das Aggregat ausgewieseneRückgang des Produktionsvolumens von Dienstleistungen war allerdings bei weitemnicht so ausgeprägt und anhaltend wie das Fallen des Produktionsindex’ der Güterpro-duktion. Der mittlere Preisanstieg bei Gütern lag im Jahre 1992 unter dem überausheftigen Anstieg des Preisniveaus von Dienstleistungen. 1993 ging der Preisanstieg fürDienstleistungen deutlich zurück, während die Preise für Güter in derselben Größen-ordnung weiter anstiegen. Daraus resultiert die zeitweilige Zunahme des Güteranteilsan der Bruttowertschöpfung 1993.
Anhand der vorliegenden Daten kann auch auf mögliche Ursachen von Abweichun-gen der verschiedenen Quellen geschlossen werden: Während die von Goskomstat 1995und 2005 veröffentlichen Indizes der realen Produktion sich für den Zeitraum 1992–94kaum unterscheiden, haben die Preisindizes deutliche Korrekturen erfahren.64
Die Abweichungen zwischen den aus World Bank (2004d) und Goskomstat(2005) ermittelten Werten können zum einen darin begründet sein, daß aus der sek-toralen Wertschöpfung bei World Bank (2004d) die unterstellte Bankgebühr (FI-SIM65) nicht abgezogen werden konnte. Sollten bei der Berechnung der sektoralenDaten für World Bank (2004d) tatsächlich die Abgrenzungen entsprechend denISIC-Kategorien angewendet worden sein, könnte auch dadurch ein Teil der Differen-zen zu den auf Basis von OKONKh ermittelten Goskomstat-Daten (sowie auch denvon Tabata (1996) ermittelten Werten) erklärt werden.66
Kuboniwa (1999) ermittelte aus den von Goskomstat für die RF veröffentlich-ten Input-Output-Tabellen für 1995 und frühere Jahre die Anteile der 22 Sektorenam BIP zu Marktpreisen für den Zeitraum 1991–95.67 Hierbei wurde die unterstellteBankgebühr auf die Sektoren entsprechend ihrer Anteile am Vorleistungsverbrauch ver-teilt. Das Verfahren wurde von mir auf die in Input-Output-Tabellen von 1996–2000
64. Der in Tabelle 8 ausgewiesene implizite Deflator wurde vom Autor aus den von Goskom-stat (2005) veröffentlichten realen Indizes und (nominalen) Produktionswerten für Markt- undNichtmarkt-Dienstleistungen ermittelt. Wird bei der Durchschnittsbildung anstelle des verwende-ten arithmetrischen Mittels ein geometrisches Verfahren angewandt, ergibt sich ein noch deutlichniedriger Wert für 1992.
65. Financial Intermediation Services Indirectly Measured.66. Vgl. auch die für drei Sektoren auf der Grundlage von World Bank (2004d) ermittelten mit denaus den IO-Tabellen berechneten Anteilen der BWS in Basispreisen am BIP in Tabelle 10 S. 44.
67. Kuboniwa (1999) enthält eine IO-Tabelle für 1995. Des weiteren standen mir die von Goskomstatveröffentlichen IO-Tabellen von 1996–2000 zur Verfügung.
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angewandt. Die Unterschiede zu den ersten drei Quellen dürften zumindest für denZeitraum 1995–2000 vor allem auf die Umschichtung von Steuern, Subventionen undunterstellter Bankgebühr auf die Sektoren zurückzuführen sein. Im Sinne einer intui-tiven Interpretation erweist es sich als vorteilhaft, wenn die Bezugsgröße – hier dasBIP – der Summe der Beiträge der Sektoren entspricht. Darüber hinaus bezieht sichdie Drei-Sektoren-Hypothese auf die Struktur einer gesamtwirtschaftlichen Größe, dieim Ergebnis des Ausgleichs von Angebot und Nachfrage entstanden ist. Für die mitMarktpreisen bewerteten Beiträge der Sektoren zum BIP trifft dies zu – nicht aberfür die mit Basispreisen bewertete BWS, ausgedrückt in BIP-Anteilen. Problematischerweist sich die Ermittlung von mit Marktpreisen bewerteten Anteilen im Querschnitts-vergleich: Zu dem erheblichen Aufwand der Dateneingabe und -verarbeitung kommtdie Bewältigung nationaler Besonderheiten, deren Kenntnis Erfahrung im Umgang mitdiesen Daten voraussetzt. Im vorliegenden Beitrag wurde lediglich für die RussischeFöderation eine Bewertung der Wertschöpfung mit Marktpreisen auf der Grundlagevon IO-Tabellen als Datenquelle vorgenommen.
Für die bei zunehmender Disaggregation auftretenden Abweichungen lassen sichweniger allgemeine Erklärungen finden; andererseits gewinnen wir bei Betrachtung derDaten engerer Aggregate Aussagen über die Richtigkeit unserer Vermutungen zu denbreiten Sektoren. Dabei soll die Sektorenbildung natürlich systematisch – d.h., vor demHintergrund einer Theorie – erfolgen. Unsere Zwei-Sektoren-Wirtschaft unterscheidetnach den Kriterien von Quesnay, Smith und Marx die Sphären der materiellen undder nichtmateriellen Produktion. Eine Untergliederung entsprechend der Kriterien vonFisher, Clark, Fourastié und Wolfe erfordert die Aufspaltung des Sektors derGüterproduktion. Hierfür sollen sowohl das A-I-S- als auch das P-S-T-Schema zurAnwendung kommen.
Tabelle 10 gibt die Entwicklung der Sektoren „Landwirtschaft“, „Industrie“ und„Dienstleistungen“ wieder. Hierin wurde auch das in Tabata (1996) für die Jahre1989–94 mitgeteilte Ausmaß der Agrarsubventionen (in Prozent des BIP) aufgenom-men, deren Wegfall 1992 den Bruch in den Zeitreihen des Anteils der Landwirtschaft1991/92 in Tabata (1996) und World Bank (2004d) erklärt. Die hier ab 1995 imVergleich zu den BIP-Anteilen in Marktpreisen deutlich höheren Anteile der BWSdes Dienstleistungssektors bzw. niedrigeren Anteile der BWS des Industriesektors amBIP weisen auf eine höhere Besteuerung der Industrieproduktion hin. Der extrem nied-rig ausgewiesenen Anteil des Agrarsektors am BIP 1992 ist u.a. auf die statistischeBehandlung der Haushaltsproduktion zurückzuführen.68
In World Bank (2004d) werden auch Anteile der Sektoren „Agriculture“, „In-dustry“, „Services“ sowie „Manufacturing“69 in Prozent ausgewiesen, allerdings nichtin Prozent des BIP, sondern der Summe der Bruttowertschöpfungen der Sektoren in Ba-sispreisen (d.h., incl. Subventionen und FISIM sowie nach Abzug indirekter Steuern).Fehlt der Nettosteueranteil in der Bezugsgröße, erhöht sich bei ungleicher Verteilungder Anteile deren Spannweite. Tabelle 11 gibt die den Werten in den Tabellen 7 und10 entsprechenden World Bank (2004d)-Prozentwerte wieder, die eine große Verbrei-tung gefunden haben. Da diese Werte leicht fehlinterpretiert werden können, wurden
68. Kuboniwa (1999) S. 15.69. Vgl. S. 13.
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für die Tabellen 7 und 10 die Anteile der Sektoren nach World Bank (2004d) inProzent des BIP berechnet. Ein Vergleich der Anteile der BWS in Basispreisen anderen Summe mit den Anteilen der BWS der Sektoren in Marktpreisen am BIP istin jedem Falle sinnvoll, da er Aufschluß über Richtung und Ausmaß der sektoralenSteuern bzw. Subventionen gibt.
Betrachtet man die in Tabelle 11 dargestellten Anteile des Agrar-, Industrie- undDienstleistungssektors isoliert von den beiden anderen Quellen, ist man leicht geneigtzu glauben, daß die Wirtschaft der Russischen Föderation sich auf geradem Weg ineine Dienstleistungsgesellschaft befindet, der von der Drei-Sektoren-Hypothese vorge-zeichnet und von vielen westlichen Marktökonomien auch eingeschlagen wurde. EinemBetrachter, der sich von der Sichtweise, daß der Abbau der ererbten Industrielastigkeitder postsowjetischen Volkswirtschaften – ähnlich wie in den auf dem Weg in die EUbefindlichen übrigen Transformatonsländern – ein notwendiger Prozeß der Anpassungin Richtung einer „Normalstruktur“ ist,70 leiten läßt, mag eine solche Entwicklungdurchaus als Erfüllung eines Gesetzes erscheinen. — Die Anteile der Sektoren amBruttoinlandsprodukt (Berechnung nach Kuboniwa (1999)) verändern sich langsa-mer, aber ungleichmäßiger; gleichwohl weisen die Bewegungen dieselben Trends aufwie die Anteile der Wertschöpfung in Basispreisen.
Abb. 1 S. 48 zeigt die Entwicklung des realen BIP der RF seit 1991. Die Idee, dierussische Volkswirtschaft strebe einer modernen Dienstleistungsgesellschaft entgegen,erscheint freilich irrig vor dem Hintergrund des fehlenden realen Wachstums im Zeit-raum bis 1999. Angesichts dieses Widerspruchs scheint es angebracht, zu überprüfen,ob 1. die Zusammensetzung der in Tabelle 10 zur Anwendung gekommenen Aggregateden Ansprüchen und Annahmen der Drei-Sektoren-Theorie wirklich nahe kommt und 2.ob die russische Volkswirtschaft weitere Besonderheiten aufweist, die die Anwendungder Drei-Sektoren-Theorie in Frage stellen. Daraus sollten dann Rückschlüsse gezogenwerden für die Interpretation der Strukturdaten in Zeiten anhaltenden Wachstums.
Die Entwicklung des Anteils der im Brennstoffsektor (Goskomstat IO-Tabellen-Code 002–004) stattgefundenen Wertschöpfung wird in Tabelle 12 gezeigt. Es fälltauf, daß der Anteil der Produktion fossiler Brennstoffe am BIP seit 1998 kontinuier-lich gestiegen ist. Dennoch erscheint er relativ gering – insbesondere im Hinblick aufden Anteil dieser Produkte an den Exporten des Landes (Tabelle 13)! Die Anteile desHandels- und des Transportsektors am BIP geben erste Hinweise bei der Aufklärungdieses Widerspruchs. Sie sind in Tabelle 14 S. 46, die die Entwicklung der Anteile aller22 Sektoren der Goskomstat-IO-Tabellen wiedergibt, zu finden.
Wie bereits beschrieben, werden wir nun die Grenze zwischen Primär- und Sekun-därsektor so verschieben, daß im P-Sektor die (überwiegend) „bodennahen“ Tätig-keiten und im S-Sektor die (überwiegend) kapital- (auch humankapital-) intensivenProduktionszweige zu finden sind. Da die übrigen Bergbaubereiche in den 22-Sektoren-IO-Tabellen nicht gesondert ausgewiesen sind, wird der primäre Sektor aus Landwirt-schaft und Brennstoffindustrie gebildet.
70. Vgl. Unterabschnitt 2.4.2 S. 16 ff.
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3.2.2) Beurteilung der Entwicklung der drei Hauptsektoren
Die Hintergründe der Strukturbrüche des Jahres 1992 wurden bereits bei der Vorstel-lung des Datenmaterials kurz umrissen. Im Folgenden soll versucht werden, in denverschiedenartigen Darstellungen aus unterschiedlichen Quellen gemeinsame Liniendes langfristigen Verlaufs zu entdecken.
Die Schwankungen der Wertschöpfung des Agrarsektors folgten bis 1991 weitge-hend den Veränderungen der Agrarsubventionen. Für den Zeitraum 1992–2002 weisendie aus World Bank (2004d) ermittelten Daten einen deutlich fallenden Trend auf.Dieser Trend wird von den aus den IO-Tabellen ermittelten Daten im Zeitraum 1995–2000 jedoch nicht bestätigt. Gerade für den letztgenannten Zeitabschnitt weisen jedochauch die World Bank (2004d)-Daten keinen eindeutigen Trend auf, so daß von ein-ander widersprechenden Verläufen der Daten aus unterschiedlichen Quellen nicht dieRede sein kann. Eine vorsichtige Interpretation der vorliegenden Daten ließe auf relativgeringfügige Änderungen der Wertgrößen der landwirtschaftlichen Produktion schlie-ßen, wobei dem Wegfall der Subventionen durch adäquate Preissteigerungen (die ingeringem Maße einen Rückgang der Nachfrage auslösten), zum Teil auch durch Rück-gang der Produktion bzw. Substitution durch (teilweise nicht erfaßte) Eigenproduktionbegegnet wurde. Der seit 1999 in World Bank (2004d) ausgewiesene deutliche Rück-gang des Anteils der landwirtschaftlichen Produktion an der BWS müßte – auch imHinblick auf die gegenwärtig stattfindenden WTO-Beitrittsverhandlungen – möglicher-weise im Zusammenhang mit den 2000 und 2001 stark angestiegenen Nettoimportenvon Nahrungsmitteln gedeutet werden.71
Die aus World Bank (2004d) und den IO-Tabellen ermittelten BIP-Anteile dermit Basispreisen bewerteten Produktion der Sektoren Industrie und Dienstleistungensind für den Zeitraum 1995–2000 nahezu identisch und ändern sich kaum. Im Gegensatzzum Agrarsektor gilt dies jedoch nicht für die Anteile der mit Marktpreisen bewertetenAnteile von Industrie- und Servicesektor, die starke Unterschiede zu den mit Basisprei-sen ermittelten Anteilen aufweisen: Aufgrund der im Industriesektor höheren (Netto-)Besteuerung wird der Anteil der in Basispreisen ausgedrückten Wertschöpfung desDienstleistungssektors am BIP höher als sein BIP-Anteil in Marktpreisen ausgewiesen.Zudem weisen die Bewegungen der BIP-Anteile von Industrie- und Dienstleistungs-sektor interessante Korrelationen sowohl untereinander als auch mit dem Anteil desBrennstoffsektors (Tabelle 12 S. 45) auf: Während der Anteil des Industriesektors dem(in ihm enthaltenen) Sektor der Primärenergieträgerproduktion folgt, vollzieht sich imDienstleistungssektor eine gegenläufige Bewegung, die in Abb. 2 S. 48 gut zu erkennenist.
Für die Zeit nach 2000 liegen keine Anteilsdaten des Sektors der Primärenergie-träger vor. In World Bank (2004b) und World Bank (2004c) finden sich aller-dings Angaben zur Entwicklung von Zweigen der Rohstoffproduktion und des verar-beitenden Gewerbes. Hiernach wies – erstmals seit 1991 – der Output72 des verarbei-tenden Gewerbes ein größeres Wachstum auf als der Output der Rohstoff-Sektoren
71. Der Anteil der Netto-Nahrungsimporte am BIP entwickelte sich von 1996–2002 wie folgt (in %):1996 1997 1998 1999 2000 2001 20023.6 3.7 4.3 6.8 5.6 6.3 6.4
(Quelle: World Bank (2004d), eigene Berechnung).
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(2000 und 2003). Dies war allerdings im Wesentlichen auf das außerordentlich starkeWachstum des Eisenbahn-Güterwaggonbaus zurückzuführen, das wiederum von dergestiegenen Binnennachfrage der Rohstoffsektoren ausgelöst war. Dies steht nicht imWiderspruch zu den fallenden Anteilen des Industriesektors, leistet aber auch keinen zu-sätzlichen Beitrag zu einer Erklärung. Diese ist zunächst eher im stärkeren Wachstumdes Dienstleistungssektors zu suchen (siehe Abb. 3 S. 49). Aus Sicht der Drei-Sektoren-Hypothese wäre zu fragen, ob die zunehmende Bedeutung des DienstleistungssektorsFolge und Ausdruck gestiegenen Wohlstands ist. Vor einer disaggregierten Betrach-tung des Dienstleistungssektors soll indes noch eine Untersuchung der nach dem P-S-T-Schema separierten breiten Aggregate erfolgen.
Werden die mit der Ausbeutung natürlicher Ressourcen befaßten Produktions-zweige dem primären Sektor zugeordnet, gewinnt dieser natürlich an Gewicht. Ver-läuft die wirtschaftliche Entwicklung entsprechend den Vorhersagen der Drei-Sektoren-Hypothese, müßte es allerdings zu einer Verlagerung der Produktion in den sekundärenund/oder den tertiären Sektor kommen. Abbildung 6 S. 50 verdeutlicht dies am Bei-spiel von sechs Industrieländern mit nennenswerter Rohstofförderung.73 Die in den Abb.4 und 5 dargestellten Daten aus Tabelle 15 zeigen übereinstimmend, daß ein solcherVerlauf zumindest bis zum Jahr 2000 in der Russischen Föderation nicht beobachtetwerden konnte. Zieht man in Betracht, daß auch die Metallurgie- und Baustoffsektorenerhebliche Beiträge zum primären Sektor enthalten, die in der vorliegenden Berech-nung allerdings dem sekundären Sektor zugeordnet blieben, ist der Anfangsverdachteiner Primarisierung der russischen Volkswirtschaft während der Transformation nichtsofort von der Hand zu weisen.
Bei der Analyse der Entwicklung des Sektors fossiler Brennstoffe wurde eine Merk-würdigkeit hinsichtlich der Relation der Gewichte des Brennstoffsektors im Bruttoin-landsprodukt und in der Exportstruktur festgestellt, die sich auch auf die Struktur derbreiten Aggregate des BIP auswirken muß und daher eine gesonderte Untersuchungverdient.
3.2.3) Zur Beziehung zwischen Handel, Transport und Wirtschaftsstruktur in der RF
Das Jahr 1992 war für die Bürger Rußlands in jeder Beziehung ein folgenschweres,mit vielen Merkwürdigkeiten behaftetes Jahr. Während die vorangegangenen Versu-che, das sozialistische Experiment unter den Zeichen von Perestroyka und Glaznost’fortzuführen, Hoffnungen, Wünsche und Bedürfnisse weckten, bei deren Erfüllung dieschnell entstehenden Schwarzmärkten halfen, steigerte sich der Druck auf das beste-hende umfassende System von Preis- und Produktionsregulierungen wie der Druck ineinem Kessel, dessen Feuerung außer Kontrolle geraten ist. Mit der Freigabe vielerPreise und der Öffnung der Handelsgrenzen entstand eine Situation, die den Nährbo-den für das Aufblühen des Handels bereitete, der 1992 zum zweitgrößten Sektor nach
72. D.h., BWS plus Vorleistungen anderer Sektoren.73. Lediglich in Norwegen, wo allerdings die Ölförderung in den neunziger Jahren stark zugenommenhat, ist es zu einem leichten Rückgang des sekundären Sektors gekommen – allerdings bei einem derhöchsten pro-Kopf-Einkommen der Welt.
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dem „Industrie“-Sektor (OKONKh-Code 014) anwuchs.74 Für die Bewohner der Städ-te war dies zuallererst sichtbar an den zahllosen Kiosken, die in endlosen Batterien dieHauptstraßen und Plätze vor den Bahnhöfen und Metrostationen säumten. Wenigeroffensichtlich in der allgemeinen Wahrnehmung verlief die Liberalisierung des Außen-handels, die mit dem Wegfall des staatlichen Außenhandelsmonopols einherging. Indiesem Bereich sollte von nun an, eher unbemerkt, der größte Teil der volkswirtschaft-lichen Wertschöpfung entstehen.
Die statistisch kaum zu bewältigende Messung und Beschreibung dieser Umwäl-zung75 hatte unter anderem zur Folge, daß bisher vom Staat eingenommene Handels-gewinne in private Hände gelangten, vielfach ins Ausland flossen, oder der Finanzie-rung von Geschäften dienten, die in keiner offiziellen Statistik auftauchten.76 Dabei sollkeinesfalls übersehen werden, daß in allen Ländern, in denen Handel getrieben wird,damit Geld verdient wird. Aus Sicht der Drei-Sektoren-Theorie erhebt sich allerdingsdie Frage, ob der verbuchten Wertschöpfung des Handels ein entsprechender Nutzendes durchschnittlich positionierten Verbrauchers gegenübersteht. Nimmt man an, daßdies in anderen Ländern mit stabiler marktwirtschaftlicher Ordnung so ist, kann einVergleich der von russischen Exporteuren erwirtschafteten Handelsspannen mit denMargen anderer Länder in dieser Frage Klarheit schaffen.
Das Phänomen der außerordentlich hohen Handels- (und Transport-)margen imrussischen Öl- und Gasgeschäft (und anderen Rohstoffsektoren) erregte sowohl in Mos-kau77 als auch in Japan78 die Aufmerksamkeit von Wirtschaftsforschern. Die Handelss-pannen der Sektoren können den nationalen Input-Output-Tabellen entnommen wer-den. Kuboniwa (2002) ermittelte für die Jahre 1995–97 Handelsspannen in der Grö-ßenordnung von 25 % des BIP, von denen rund ein Viertel (6 % des BIP) auf den Öl-und Gassektor entfielen; der Anteil der in Exportgeschäften erwirtschafteten Margenbetrug in diesem Zeitraum ebenfalls ca. 25 %. Von diesen Exportmargen sind im Mittelca. 62 % dem Öl- und Gasgeschäft zuzuordnen, was ca. 4 % des BIP entspricht. Dienächsthöchsten Handelsmargen werden im Buntmetallsektor erzielt, wo zwischen 80und 90 Prozent der Handelsmargen auf das Exportgeschäft entfallen (0.4 bis 1 % desBIP). — Für 1998–2000 ermittelt Kuboniwa (2004) Handelsspannen von rund 27 %des BIP; davon wurden im Jahre 2000 42.3 % (13.7 % des BIP) im Öl- und Gassektorerwirtschaftet, wovon gut zwei Drittel im Exportgeschäft erzielt wurden (9.8 % desBIP).79
Ein Vergleich der in der Russischen Föderation im Öl- und Gashandel erzielten Mar-gen mit den Handelsspannen anderer rohstoffreicher Industrienationen kann anhandder in Tabelle 16 S. 47 zusammengestellten Daten vorgenommen werden. Dabei wirddeutlich, daß die im Öl- und Gasexport realisierten Handelsgewinne sowohl als Teil dergesamten Handelsmarge als auch des BIP deutlich höher liegen als in anderen großenIndustrieländern mit nennenswertem Rohstoffsektor. Angesichts der bereits erwähnten
74. Vgl. Tabata (1996) S. 134.75. Vgl. z.B. Tabata (1994) und Kuboniwa (1994).76. Die Unregelmäßigkeiten fanden natürlich auch in der Gegenrichtung statt. Vgl. z.B. Tabata(1994) S. 452. Zur Kapitalflucht aus der RF siehe z.B. Loungani/Mauro (2000).
77. World Bank (2004b) S. 12 ff. und World Bank (2004d) S. 60–66.78. Kuboniwa (2002), Tabata (2002) und Kuboniwa (2004).79. Ähnliche Werte werden auch in World Bank (2004b) und World Bank (2004d) mitgeteilt.
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Möglichkeiten zur Kapitalflucht, die das Öl- und Gasgeschäft bietet, ist das Interessewirtschaftlich starker Gruppen am Handel mit diesen Rohstoffen nachvollziehbar.80
Darüber hinaus spricht jedoch einiges für die Annahme, daß Gewinne, die hinsichtlichdes ökonomischen Ortes ihrer Entstehung dem Rohstoffsektor zuzuordnen sind, auflegalem oder illegalem Wege in den Handelssektor verlagert werden. Während auf denin den Rohstoffsektoren erzielten Gewinnen hohe Steuern und Abgaben lasten, werdendie Handelsgewinne nur gering besteuert.81 Darüber hinaus nutzt aber auch der großeStaatskonzern Gazprom alle sich bietenden Möglichkeiten, Teile der Wertschöpfung inden Handelssektor zu verlagern.82
In World Bank (2004b) und World Bank (2004d) werden auch überhöhte Mar-gen für den Öl- und Gastransport angenommen. Hierbei darf allerdings nicht übersehenwerden, daß im größten Flächenstaat der Erde Transportkosten eine bedeutende Rollespielen müssen. Sagers (2002) hält es sogar für möglich, daß die tatsächlichen Kostender Öl- und Gaspipelines mit den ausgewiesenen Transportmargen nicht gedeckt sind,was eine niedrigere Besteuerung der Handelsgewinne teilweise rechtfertigen würde.
So vielfältig wie die Erklärungen des Phänomens des aufgeblähten Handelssektorsin der RF sind, sind auch die vorgeschlagenen Konsequenzen, die von Änderungen beider Besteuerung, Maßnahmen zur Eindämmung der Kapitalflucht bis zur vertikalenDisintegration des Gazprom-Konzerns reichen. Im Hinblick auf die vorliegende Unter-suchung ist die in World Bank (2004b) und World Bank (2004d) erhobene For-derung nach einer Neuberechnung der BIP-Anteile der breiten gesamtwirtschaftlichenAggregate interessant. Dabei wird im Rahmen der A-I-S-Abgrenzung argumentiert:Da wesentliche Teile der im Handelsbereich ausgewiesenen Wertschöpfung tatsächlichin den Rohstoffindustrien entstanden seien, müßten diese Teile dem Industriesektorzu(rück)geführt werden. Eine fiktive Neuberechnung der Wertschöpfung in den Sekto-ren der Input-Output-Tabelle unter Verwendung von Handelsmargen anderer Ländervermittelt eine Vorstellung von der Größenordnung des Anteils, um den der Handel– und damit der Dienstleistungssektor – erleichtert werden soll: Je nachdem, welcherHandelsmargenvektor eingesetzt wird, ergeben sich für 2000 Verschiebungen zwischen13 (mit den Margen von Canada) und 20 (mit denen der Niederlande) Prozent! Dabeiist der Vergleich mit Canada sicher als realistischer einzustufen. Die Anteile der Wert-schöpfung (in Basispreisen) von Landwirtschafts-, Industrie- und Dienstleistungssekorwürden sich, so gesehen, im Jahre 2000 auf 5.6, 41.1 und 36.5 Prozent belaufen.83
Dies entspricht in etwa der Struktur der russischen BWS im Jahre 1991. Entspre-chende Berechnungen für die Jahre 1992–99 und die Zeit nach 2000 würden vermutlichzeigen, daß nach dem – eher Preisbewegungen folgenden – Ansteigen des Dienstleis-tungsanteils 1992 der Industriesektor seither (aufgrund der nunmehr steigenden Roh-stoffumsätze) an Bedeutung gewinnt. Die infolge der (Rück-)Verlagerung von Wert-schöpfungsanteilen in den Industriesektor zu Tage getretene Dienstleistungslücke könn-te bei wachsendem Pro-Kopf-Einkommen geschlossen werden, wenn die Nachfrage nach
80. Tabata (2002) beziffert den Anteil der in sog. Steueroasen ausgeführten Öl- und Gasmengen auf10− 16 % der Öl- und Gasexporte.
81. Vgl. Tabata (2002).82. Vgl. Sagers (2002) S. 629.83. World Bank (2004a) S. 64.
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(echten) Dienstleistungen stiege.84 Aus Sicht der Drei-Sektoren-Hypothese setzt diesjedoch voraus, daß breite Bevölkerungsschichten von dem in der Industrie erwirtschafte-ten Wohlstand profitieren – d.h., daß ein großer Teil der Arbeitskräfte und des Human-kapitals in den produktiven Bereichen der Volkswirtschaft beschäftigt wird. In der Öl-und Gasindustrie sind jedoch nicht einmal ein Prozent der Arbeitskräfte beschäftigt.85
Werden die sektoralen Verschiebungen unter dem P-S-T-Paradigma vorgenommen,muß ihre Deutung andersartig ausfallen. Zunächst sei daran erinnert, daß bei der Zu-grundelegung „angemessener“ Handelsspannen natürlich mit besonderer Vorsicht zuWerke gegangen werden muß: Im Grunde ist kein Land der Welt mit Rußland ver-gleichbar – am ehesten vielleicht Indien oder China. Eine Verlagerung von bereits fünfProzent des BIP aus dem tertiären in den primären Sektor rechtfertigte die Formulie-rung der These einer Primarisierung. Allerdings erfolgte jedwede „Neuberechnung“ derWertschöpfungsanteile auf der Grundlage von sehr willkürlich erscheinenden Prämissenund sollte allenfalls als Hilfsmittel zur Interpretation der von der offiziellen Statistikausgewiesenen Anteile verstanden werden. In diesem Sinne hat der oben geäußerteVerdacht eine gewisse Bestätigung erfahren und soll mit anderen Methoden weiterverfolgt werden. Wiederum hilft uns dabei die Disaggregation eines Sektors.
3.3. Die Entwicklung der Produktion ausgewählter Branchen und Pro-duktgruppen
3.3.1) Vergleich sektoraler Volumenindizes der russischen Industrieproduktion
Der Verlauf des während der Transformation zu beobachtenden Rückgangs von Produk-tionsmengen und -umsätzen in einzelnen Zweigen des russischen „Industrie“-Sektors(d.h., den Zweigen mit den Code-Nummern 001–0013 in Tabelle 14 S. 46) sowie desBausektors folgte keinem einheitlichen Muster. Es lassen sich jedoch Ähnlichkeiten alsauch Unterschiede der Entwicklung der Anteile am BIP von Gruppen ausgewiesenerBranchen feststellen, die auf systematische Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede dieserBranchen hindeuten: Während die Anteile der Öl- und Gasindustrie, der Buntmetall-urgie und der Eisenmetallurgie vom Liberalisierungsschock profitierten und seitherkontinuierlich steigen, sind die Anteile des Maschinenbaus, der Leichtindustrie unddes Baumaterialsektors 1992 drastisch und seit 1995 beständig weiter zurückgegan-gen. Die BIP-Anteile der Elektro- und Wärmeenergieindustrie, der Chemischen undErdölchemischen Industrie sowie der Holz-, Holzverarbeitenden-, Zellulose- und Pa-pierindustrie gingen ebenfalls 1992 zurück, erholten sich aber nach einigen Jahren. DieAnteile von Bau- und Lebensmittelindustrie haben nach leichteren Fluktuationen zuihren früheren Werten zurückgefunden.
84. Vgl. Ahrend (2004) S. 8.85. World Bank (2004b) S. 15.
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Anhand der in Abb. 8 und 9 dargestellten Produktionsindizes86 lassen sich diesel-ben Gruppen identifizieren, die den in Abb. 7 stilisiert dargestellten Rezessionsmusternentsprechen: Während die Produktionsmengen des Buntmetallurgiesektors nach kurzer(1992–94) Rezession mittlerer Tiefe schnell wieder anstiegen (der Eisenmetallurgiesek-tor erholte sich etwas später – Kurven 2 und 1 in Abb. 7), ging die Erdgasförderungkaum zurück (Kurve 3 in Abb. 7). Bei beiden Datensätzen liegen alle dargestelltenMengenindizes der Branchen des Energie- und Brennstoffsektors über dem Index derProduktionsmenge aller einbezogenen Industriezweige. Dies gilt auch für das Volumender von der Chemischen und Erdölchemischen Industrie bereitgestellten Grundstoffe.Die Entwicklungen der im Leichtindustrie- und im Maschinenbausektor produziertenMengen lassen sich hingegen am ehesten an Kurve 4 in Abb. 7 anpassen. Auch in derBaumaterial- und der Nahrungsmittelindustrie verlief die Transformationsrezessiondeutlich tiefer und nachhaltiger als im (vom Index der Gesamtproduktion repräsen-tierten) Durchschnitt. Eine nochmals disaggregierte Betrachtung auf der Ebene einzel-ner Güter, die den exemplarisch ausgewählten Industriezweigen „Maschinenbau undMetallverarbeitung“, „Holz-, holzverarbeitende, Zellulose- und Papierindustrie“ und„Leichtindustrie“ zugehörig sind, kann vielleicht Hinweise auf die Ursachen der beson-ders tiefen und anhaltenden Rezession gerade in den beiden letztgenannten Bereichengeben und mögliche Besonderheiten innerhalb der Aggregate aufzeigen.
3.3.2) Die Entwicklung der Produktionsmengen einzelner Produktgruppen
Im von Goskomstat Rossii herausgegebenen Statistischen Jahrbuch der RußändischenFöderation finden sich Zeitreihen zu den Produktionsmengen (Stückzahlen, Masse-oder Volumeneinheiten u.a.) einer mehr oder minder großen Anzahl von Produkten derim „Industrie“-Sektor zusammengefaßten Branchen, des Bausektors und der Landwirt-schaft. Diese Zeitreihen geben jenseits von Preisbewegungen Einblick in die Entwick-lung der Produktion einzelner Güter bzw. Gütergruppen wie z.B. Traktoren (Stückoder Motorleistung), Teppiche (m2), Nutzholz (m3) oder Fruchtsäfte (Mill. Normglä-ser).
Daß die additive Erfassung (mehr oder weniger) ähnlicher Güter in einem Aggre-gat Fragen der Kommensurabilität aufwirft, ist nur ein Aspekt, der zu besondererVorsicht bei der Interpretation dieser Zahlen mahnt. Auch die technische Weiterent-wicklung einzelner Güter muß sowohl beim Längs- als auch beim Querschnittsvergleichberücksichtigt werden. Es darf auch nicht vergessen werden, daß es sich auch hierbeium Güterbündel handelt, mit unbekannter Zusammensetzung, die sich aufgrund desAusscheidens oder Neuhinzutretens einzelner Güter auch ändert. Andererseits ist dieAussagefähigkeit der meisten in dieser Transformationsperiode erhobenen und aufbe-reiteten Daten sehr begrenzt bei einer isolierten Betrachtung; sie kann aber durch dasHinzuziehen weiterer Informationen gesteigert werden.
86. Die Abb. 8 zugrundeliegenden monatlichen Produktionsindizes von Januar 1990 bis August 2004wurden von V.A. Bessonov, Moskau, berechnet und sind hinsichtlich ihres Wägungsschemas undweiterer Eigenheiten in Bessonov (2002) ausführlich beschrieben. Ich danke Herrn Prof. Bessonovfür die Bereitstellung dieser Zeitreihen und weiterer wertvoller Informationen. Die Indizes in Abb.9 wurden vom TsEK in Moskau berechnet und sind unter TsEK (2005) frei erhältlich.
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Zur Herstellung der Vergleichbarkeit der Entwicklung unterschiedlicher Güter wur-den Meßzahlen gebildet, die sich in der Regel auf die für das Jahr 1985 ausgewiesenenQuantitäten beziehen (d.h., die 1985 erfaßte Produktionsmenge einer bestimmten Gü-terart sei 100 %). Diese einfachen Indexzahlen wurden graphisch aufbereitet und sindin den Abb. 10–15 S. 54–59 dargestellt. Der Gruppierung lagen zunächst Ähnlichkei-ten von Eigenheiten der Güter zugrunde, die auch die Reihenfolge ihrer Auflistungim Statisticheskiy Ezhegodnik bestimmen. Im Verlauf der Untersuchung wurden beieinigen Produkten Abweichungen von den häufiger auftretenden Entwicklungsmusternfestgestellt, die die in einem Diagramm zusammengefaßte Darstellung der Entwicklungihrer Erzeugungsmengen geeignet erscheinen ließen (Abb. 15).
Bei eingehender visueller Betrachtung der abgebildeten individuellen Indizes fal-len Regelmäßigkeiten und Besonderheiten auf, die in Beziehung zu den im vorigenUnterabschnitt aufgeworfenen Fragen stehen:
• Sowohl Dauer als auch Tiefe der Transformationsrezession sind bei Produkten, diehinsichtlich des Verarbeitungsgrades dem Naturrohstoff besonders nahe stehen, re-lativ gering. Insbesondere Abb. 10a (hier insbesondere Holz und Spanplatten), 10d(Zeitungspapier und Karton) und 11a (Stoffe) scheinen dies zu bestätigen.
• Insbesondere im Bereich der Konsumgüter hat sich die Produktion vieler Gütergrup-pen nicht erholt. Besonders deutlich tritt dies bei Sport- und Freizeitartikeln (Abb.10c u. 11d), aber auch Teilen der Möbel-, Bekleidungs- und Leder- bzw. Schuh-produktion (Abb. 10b, 11b u. c), Erzeugnissen zur elektrischen Beleuchtung (Abb.12d) und einem Teil der elektrischen Haushaltsgeräte (Abb. 14a–c) in Erscheinung.
• Im Bereich des Schwermaschinenbaus (Abb. 12a–c) als auch des Schienenfahrzeug-baus ging die Produktion langsamer zurück als bei Maschinen und Fließstreckenzur Metallbearbeitung (Abb. 13a). Ursachen hierfür können z.B. im größeren Be-harrungsvermögen dieser auch politisch mächtigen Unternehmensgruppe gegenüberden Zwängen der Liberalisierung, vielleicht aber auch in ihrer Stellung als Vorlei-stungslieferant für die Roh- und Brennstofförderung zu suchen sein.
• Im Kraftfahrzeugbereich ist die Produktion von PKW und Bussen nur leicht zu-rückgegangen und seit 1994 bzw. 1996 wieder gestiegen, während die Herstellungvon LKW nach starkem Rückgang sich auf niedrigerem Niveau stabilisiert hat –sicher eine Folge der Umstellung auf Dieselmotoren und der damit verbundenenModernisierung dieses Produktionszweiges (Abb. 13c).
• Der Bau einer Vielzahl von Landmaschinen ist völlig zum Erliegen gekommen (Abb.13d), allerdings gibt es Ausnahmen von dieser Regel (vgl. auch Abb. 15: automobi-le Futterkombinen), die darauf schließen lassen, daß die Branche durchaus wettbe-werbsfähig sein könnte.
Während die meisten der abgebildeten Produktionsmeßzahlen von Erzeugnissendes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Sektors und der Leichtindustrie einentiefen und lang anhaltenden Produktionsrückgang dokumentieren, der in manchenFällen noch andauert, gibt es einzelne Güter(gruppen), die sich sowohl von diesen
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sektorspezifisch „allgemeinen“ Fällen, deren Verlauf den Kurven 1 und 4 in Abb. 7 na-hekommt, aber auch von den für die Rohstoffproduktion typischen Verläufen, deutlichunterscheiden, und zwar in einem verzögerten Beginn der Rezession. Hierzu zählenz.B. die Produktion bestimmter Wohnmöbel (vgl. Abb. 10b), Armbanduhren (Abb.11b), Waschautomaten (Abb. 14a) und Kleinfernsehgeräte (Abb. 14d). In Abb. 15sind die Entwicklungsverläufe der individuellen Produktionsindizes von zehn weiterenProduktarten dargestellt, die alle gemeinsam haben, daß sie
1. im Vergleich mit ihren näheren Substituten technisch fortgeschritten sind, und
2. noch während der Startphase der Transformation und darüber hinaus (im Einzelfallbis 1996) mit steigenden Stückzahlen produziert wurden.
Hierbei könnte es sich durchaus um Produktionszweige handeln, die als infant in-dustries eines besonderen Schutzes bedurft hätten, um im internationalen WettbewerbÜberlebenschancen zu erhalten.
4. Schlußbemerkungen
Die Analyse des Strukturwandels in der Russischen Föderation während der Zeit derSystemtransformation wurde vor allem im Hinblick auf die Entwicklung der von derDrei-Sektoren-Hypothese postulierten breiten volkswirtschaftlichen Aggregate vorge-nommen. Sie führte zu der Erkenntnis, daß die weitverbreitete Ansicht, die russischeVolkswirtschaft strebe einer für postindustrielle Marktwirtschaften typischen Strukturentgegen oder wiese sie bereits auf, fehlgeleitet ist. Statt dessen erhebt sich die Frage,ob im Verlauf der Transformation nicht eine „Primarisierung“ – also eine Verlagerungdes Schwerpunkts der wirtschaftlichen Tätigkeit vom sekundären (Industrie-) in denprimären (Bergbau-) Sektor stattgefunden hat, die möglicherweise noch anhält.
Im Unterschied zu dem in einigen westlichen Industrieländern beobachteten DutchDisease-Phänomen dürfte dabei der Lohndruck aus den (international wettbewerbsfä-higen) Rohstoffsektoren bisher keine nennenswerte Rolle gespielt haben. Eine Verdrän-gung der Industrieproduktion in Sinne der „holländischen Krankheit“ hat also nichtstattgefunden. Die Verschiebung der Wirtschaftsstruktur dürfte in erster Linie in derNatur der Transformationsrezession begründet sein, die jene Wirtschaftsbereiche, diein ein komplizierteres Geflecht von Lieferbeziehungen eingebunden sind, viel stärker inMitleidenschaft zog als jene Bereiche, die für den Weltmarkt unter im Vergleich zumRGW-Binnenmarkt nur gering veränderten Bedingungen produzieren konnten. Diegleichzeitige Störung bzw. Kappung der Beziehungen zu Lieferanten und Absatzmärk-ten sowohl im ehemaligen RGW-Bereich als in der ehemaligen Sowjetunion mußte sichungleich auf die wirtschaftliche Aktivität in den großen Sektoren auswirken.
Eine Verstärkung haben diese Verschiebungen zweifellos durch den von der Wirt-schaftspolitik 1992 eingeschlagenen Weg der Schockliberalisierung erfahren. Die Aufga-be des staatlichen Außenhandelsmonopols wurde nicht von diskretionären Maßnahmen
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der Handelspolitik begleitet.87 Der Erhaltung von Industrien, in denen eine zivile Nut-zung des technische Fortschritts gerade erst begonnen hatte, wurde offensichtlich wenigBeachtung geschenkt.
Dabei hat es in der ersten Hälfte der neunziger Jahre Forderungen nach einer ak-tiven Industriepolitik gegeben,88 die allerdings bei den Beratern der Jelzin-Regierung,die dem ökonomischen mainstream89 folgten, kein Gehör fanden. In jüngster Zeit wer-den im Hinblick auf das künftige Auftreten von Dutch Disease-Effekten u.a. eine sek-toral unterschiedliche Besteuerung von Rohstofförderung und verarbeitendem Gewer-be empfohlen.90 Im Bereich der als industrielle Produktion ausgewiesenen Öl- undGasförderung wird dies bereits praktiziert.91 In der adäquaten Besteuerung der Han-delsgewinne als auch der Bekämpfung von Steuer- und Kapitalflucht läge allerdingsein erhebliches Potential staatlicher Einnahmen, mit denen weiter reichende Maßnah-men der Strukturpolitik finanziert werden könnten. Diese müßte eine Vielzahl handels-,technologie- und wettbewerbspolitischer Maßnahmen umfassen, die unter dem Begriff„Industriepolitik“ subsumiert werden.
87. Vgl. Dmitrieva (1994) S. 107.88. Siehe z.B. Nekipelov/Grinberg (1994).89. Vgl. hierzu das Kapitel II von Ghose (2003).90. Vgl. Ahrend (2004) S. 37.91. Vgl. Tabata (2002) und Sagers (2002).
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Anhang 1: Tabellen
Tabelle 1: Kategorien des Standards ISIC Rev. 3 bzw. NACE Rev. 1
Kat. enthält Abt.: BezeichnungA 1–2 Land-, Jagd- und ForstwirtschaftB 5 FischereiwirtschaftC 10–14 BergbauD 15–37 Verarbeitendes GewerbeE 40–41 Elektrizitäts-, Gas- und WasserwirtschaftF 45 BaugewerbeG 50–52 Groß- und Einzelhandel; Reparatur von KFZ und
HaushaltgerätenH 55 GaststättengewerbeI 60–64 Transport-, Lager- und KommunikationsdiensteJ 65–67 FinanzgewerbeK 70–74 ImmobiliengewerbeL 75 Öffentl. Verwaltung u. Verteidigung; SozialversicherungM 80 BildungN 85 Gesundheitswesen und SozialarbeitO 90–93 Andere öffentliche, soziale u. persönliche DiensteP 95 Private Haushalte mit AngestelltenQ 99 Extra-territoriale Organisationen und Körperschaften
Tabelle 2: Sektorale Abgrenzung anhand von ISIC Rev. 3 bzw. NACE Rev. 1
Sektoren enthaltene KategorienLandwirtschaft A, BVerarbeitendendes Gewerbe DIndustrie C–FDienstleistungen G–Q
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Tabelle 3: Zusammenführung von ISIC-Kategorien zu Sektoren nach UN-Definition
A-I-S P-S-TSektoren Kategorien Sektoren KategorienAgrar A, B Primär A-CIndustrie C–F Sekundär D–FServices G-Q Tertiär G-Q
Tabelle 4: Klassifizierung von Gütern und Leistungen nach dem Standard OKONKh
OKONKhCode OKONKh Bezeichnung IO-Tab.
Code10000 Industrie 01411100 Elektroenergie 00111200 Brennstoffe (Öl und Gas) 002
11300 Kohle 00311410 Ölschiefer 004
11610 Torf 00412100 Eisenmetallurgie 00512200 Buntmetallurgie 00613000 Chemie und Erölchemie 00714000 Maschinenbau und Metallverarbeitung 00815000 Holz, Holzverarbeitung, Zellulose und Papier 00916100 Baumaterialien 01016500 Glas, Porzellan und Steingut 01017000 Leichtindustrie 01118000 Lebensmittelindustrie 01219100 Mikrobiologische Industrie 01319200 Getreide-, Mehl- und Futtermittelindustrie 01319310 Chemisch-Pharmazeutische Industrie 00719320 Medizintechnische Industrie 00819330 Medizinische Erzeugnisse aus Glas, Porzellan und Kunststoff 01019400 Polygraphische Industrie 01319700 Andere Industriezweige 01319800 Staatliche Übernahme von Industrieproduktion, Staatliche Aufsicht
und Überwachung der Standardisierung und Messung013
19900 Wirtschaftliche Verwaltung der Industrie 01320000 Landwirtschaft 01630000 Forstwirtschaft 01640000 Fischerei 01650000 Transport und Fernmeldewesen 01760000 Bauwesen 01570000 Handel und allgemeine Versorgung 018
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OKONKhCode OKONKh Bezeichnung IO-Tab.
Code80000 Materiell-technische Versorgung und Vertrieb 01881000 Bereitstellung 01882000 EDV 01983000 Operationen mit Immobilien 01884000 Allgemeine Tätigkeit zur Sicherung der Marktfunktion 01885000 Geologische, geodätische und hydrometrische Untersuchungen 02287000 Weitere Organisationen der materiellen Produktionsspäre 01987100 Redaktionen und Verlage 01987300 Schrott- und Altstofferfassung 01987400 Außerbehördliche Wachdienste 01990000 Wohn- und kommunale Dienstleistungen 02090300 Dienstleistungsbetriebe, die nicht der (materiellen) Produktion
zuzurechnen sind020
91000 Gesundheit, Körperkultur und soziale Betreuung 02192000 Volksbildung 02193000 Kultur und Kunst 02195000 Wissenschaft und wissenschaftliche Dienstleistungen 02296000 Finanzierung, Kredit und Versicherungen 02397000 Verwaltung 02398000 Gesellschaftliche Organisationen 023
Quelle: Goskomstat (2002b).
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Tabelle 5: Branchen der von GoskomstatRossii herausgegebenen Input-Output-Tabellen
IO-Tab.Code Bezeichnung
001 Elektro- und Wärmeenergie002 Produkte der Erdöl- und Gasindustrie003 Kohle004 Ölschiefer und Torf005 Eisenmetallurgie006 Buntmetallurgie007 Produkte der Chemischen und Erdölchemischen Industrie008 Maschinen und Ausrüstungen, Produkte der Metallverarbeitung009 Produkte der Holz-, holzverarbeitende, Zellulose- und Papierindustrie010 Baumaterialien (einschl. Produkte der Glas-, Porzellan- und
Steingutindustrie)011 Produkte der Leichtindustrie012 Produkte der Lebensmittelindustrie013 Andere Industrieprodukte014 Industrieprodukte (Summe der Bereiche 001 bis 013)015 Produktion des Bauwesens016 Produkte von Land- und Forstwirtschaft017 Transport- und Kommunikationsdienste018 Dienste des Handels (einschl. der öffentlichen Versorgung)019 Produkte anderer Tätigkeitszweige020 Dienste der Wohnungs- und der kommunalen Wirtschaft sowie
nichtproduzierende Dienstleistungen für die Bevölkerung021 Dienste des Gesundheitswesens, der Körperkultur und der sozialen
Betreuung022 Dienste der Wissenschaft und wissenschaftlicher Dienstleistungen,
Geologie, Geodäsie und Hydrometeorologie023 Dienste der Finanzvermittlung, des Versicherungswesens, der
Verwaltung und gesellschaftlicher OrganisationenQuelle: Goskomstat (2002b)
Tabelle 6: Zusammenführung der 22 Goskomstat-Branchen zu Sektoren
A-I-S P-S-TSektoren Kodierung in IO-Tab. Sektoren Kodierung in IO-Tab.Agrar 016 Primär 016, 002–004Industrie 014, 015 Sekundär 001, 005–013, 015Services 017–023 Tertiär 017–023
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Tabelle 7: Struktur der BWS der RF (Güter undDienstleistungen), Anteile in Prozent des BIP
Goskomstat (2005) u. eig. Ber. World Bank(2004d) u. eig. Ber.
Güterpro-duktiona
Dienstlei-stungspro-duktiona
UnterstellteBankgebühr
Steuern abz.Subventionen
Güterpro-duktiona
Dienstlei-stungspro-duktiona
1989 62.2 30.61990 60.5 32.61991 57.1 42.9 0 0 59.6 36.71992 49.5 52.6 -4.2 1.6 49.5 48.71993 48.0 46.3 -3.4 9.1 47.9 42.71994 46.7 49.3 -3.9 7.8 47.4 44.81995 41.8 51.7 0 6.5 41.2 52.21996 42.6 48.7 0 8.7 41.9 49.41997 41.2 49.9 0 8.8 40.6 50.91998 39.8 51.0 0 9.1 39.0 51.71999 40.6 49.3 0 10.0 40.2 50.02000 40.2 49.2 0 10.6 39.7 49.72001 38.4 50.8 0 10.8 37.7 51.72002 36.7 53.4 0 9.9 35.7 54.62003 36.1 53.5 0 10.52004 36.6 52.5 0 11.0
Tabata (1996)
Kuboniwa (1999),Goskomstat (2001),Goskomstat (2002b),Goskomstat (2003)
u. eig. Ber.
Güterpro-duktiona
Dienstlei-stungspro-duktiona
UnterstellteBankgebühr
Steuern abz.Subventionen
Güterpro-duktionb
Dienstlei-stungspro-duktionb
Bezugsgröße BIP BIP BIP BIP BIP BIP1989 63.0 30.2 -0.4 7.21990 60.9 32.6 -0.5 6.91991 61.8 36.7 -2.2 3.7 60.7 39.41992 49.5 52.7 -4.0 1.8 40.6 59.41993 54.2 44.4 -5.6 7.1 48.5 51.51994 46.3 52.5 -7.4 8.5 NA NA1995 48.7 51.31996 51.6 48.41997 49.4 50.61998 48.5 51.51999 51.4 48.62000 51.8 48.2
a. in Basispreisenb. in Marktpreisen, incl. unterstellter Bankgebühr
43
Tabelle 8: Implizite Deflatoren der BIP-Sektoren „Güter“ und„Dienstleistungen“ (in Prozent des Vorjahrespreises)
Goskomstat(2005) u. eig. Ber. Tabata (1996) World Bank/
Goskomstat (1995)
GüterDienstlei-stungen Güter
Dienstlei-stungen Güter
Dienstlei-stungen
1991 NA NA 234.6 249.1 135.0 149.01992 1448.8 1822.8 1330.9 2091.9 1242.0 2017.01993 995.9 823.7 1123.0 786.7 1014.0 678.01994 425.7 401.1 372.7 434.0 260.0 404.0
Tabelle 9: Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung der Sektoren„Güter“ und „Dienstleistungen“ (Prozent der Produktion des Vorjahres)
Goskomstat (2005) u. eig. Ber. World Bank/Goskomstat (1995)
GüterMarkt-Dienst-
leistungena
Nichtmarkt-Dienstlei-stungenb Güter
Dienstlei-stungen
1991 NA NA NA 93.9 98.11992 81.1 93.4 87.5 81.8 93.31993 87.9 96.8 95.5 87.9 96.61994 81.5 95.9 91.6 81.8 97.2
a. Hierzu zählen u.a. Handel u. Versorgung, Transport, Nachrichten, EDV, Immobilien, Finanzen,Kredit, Versicherungen, Allg. Kommerzielle Tätigkeit, Dienstleistungsbetriebe für die Bevölkerung,private Wohnungswirtschaft, Gesundheitsvorsorge und Bildung. Ihr Anteil an der gesamten Dienst-leistungsproduktion betrug 1991 ca. 2/3.b. Hierunter fallen Wissenschaft, Bildung, Gesundheitswesen, Verteidigung, Verwaltung.
44
Tabelle 10: Struktur der Bruttowertschöpfungder RF (A-I-S), Anteile in Prozent des BIP
Tab
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9),
Go
sko
mst
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001)
,G
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(200
2b),
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prod
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Indu
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.a
Agr
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.b
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stun
gs-
prod
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1989
15.5
47.5
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15.6
46.6
30.3
1990
15.4
45.5
32.6
9.3
15.5
45.0
32.6
1991
13.7
48.1
36.7
5.6
13.8
45.9
36.7
7.3
53.4
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1992
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42.3
52.7
—7.
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.144
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1994
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—6.
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734
.650
.46.
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934
.750
.95.
933
.452
.46.
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.450
.619
985.
134
.051
.75.
332
.753
.25.
443
.051
.519
996.
633
.650
.06.
833
.649
.67.
044
.348
.620
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733
.949
.76.
034
.249
.26.
145
.748
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015.
831
.951
.720
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incl
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45
Tabelle 11: Anteile der Bruttowertschöpfung (A-I-S) (inBasispreisen) der RF in Prozent der Gesamtsumme
Güterpro-duktion
Agrarpro-duktion
Industrie-produktion
Dienstlei-stungspro-duktion
1989 67.0 16.8 50.2 33.01990 65.0 16.6 48.4 35.01991 61.9 14.3 47.6 38.11992 50.4 7.4 43.0 49.61993 52.9 8.3 44.6 47.11994 51.4 6.6 44.7 48.61995 44.1 7.2 37.0 55.91996 45.9 7.2 38.7 54.11997 44.5 6.4 38.1 55.51998 43.0 5.6 37.4 57.01999 44.5 7.3 37.2 55.52000 44.4 6.4 37.9 55.62001 42.1 6.5 35.6 57.92002 39.5 5.8 33.8 60.5
Quelle: World Bank (2004d).
Tabelle 12: Anteile der Bruttowertschöpfungdes Brennstoffsektors der RF in Prozent des BIP
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000in Basispreisen 6.3 6.3 6.1 5.6 6.9 8.3in Marktpreisen 4.0 10.9 6.9 NA 8.2 9.9 9.3 8.4 10.4 12.9Quelle: Kuboniwa (1999), Goskomstat (2001), Goskomstat (2002b), Goskomstat(2003) u. eigene Berechnungen.
Tabelle 13: Anteil des Exportwerts (fob) mineralischerBrennstoffe am Gesamtexportwert und am BIP der RF
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002Exportwert, total Mrd. USD 81.1 88.6 88.3 74.9 75.7 106.0 103.0 107.0Exportwert, total % des BIP 20.5 22.6 21.8 27.6 38.6 40.8 33.2 30.8Exp.wert miner. Brennst. Mrd. USD 30.4a 38.2 40.4 28.6 31.6 54.4 55.5 59.4Exp.wert miner. Brennst. % des totalen Exp.w. 36.6a 43.1 45.8 38.2 41.8 51.3 53.9 55.5Exp.wert miner. Brennst. % des BIP 7.5b 9.7 10.0 10.6 16.1 20.9 17.9 17.1Quelle: World Bank (2004d).
a. Quelle: Tabata (2002)b. Quelle: World Bank (2004d), Tabata (2002), eigene Berechnung.
46
Tabelle 14: Anteile von 22 Sektoren am BIP in MarktpreisenC
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Bez
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1991
1992
1993
1995
1996
1997
1998
1999
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30.
80.
20.
80.
80.
70.
70.
50.
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61.
81.
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81.
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Kom
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47
Tabelle 15: Struktur der Bruttowertschöpfungder RF (P-S-T), Anteile in Prozent des BIP
in Basispreisen in MarktpreisenPrimär Sekundär Tertiär Primär Sekundär Tertiär
1991 NA NA NA 11.3 49.2 39.41992 NA NA NA 12.0 28.5 59.41993 NA NA NA 13.0 35.5 51.51995 13.0 28.7 51.6 14.8 33.9 51.31996 13.0 28.3 50.4 16.6 34.9 48.41997 12.0 27.3 52.4 15.3 34.1 50.61998 10.9 27.1 53.2 13.8 34.6 51.51999 13.8 26.6 49.6 17.5 33.9 48.62000 14.3 25.9 49.2 19.0 32.8 48.2
Quelle: Kuboniwa (1999), eigne Berechnungen.
Tabelle 16: Handelsspannen im internationalen Vergleich
USAa Canadab RF1977 1987 1992 2000 1995a 2000c
Export-Handelsspanne % desBIP
0.7 6.0 14.2
Anteil der Export-Handelsspanne an derGesamtmarge
% 7.0 21.8 31.9
Anteil der Einzelhandelsspanne an der Ge-samtmarge
% 15.0 25.8
Anteil der Öl- und Gas-Exportmargen ander Gesamtmarge
% 5.3 14.2 6.5 17.2d 47.2
Anteil der Öl- und Gas-Exportmargen ander Gesamtmarge
% desBIP
9.9
a. Quelle: Kuboniwa (2002)b. Quelle: World Bank (2004d)c. Quelle: Kuboniwa (2004)d. Ölraffinierung
48
Anhang 2: Abbildungen
●
●
●
●●
● ●●
●
●
●●
●
●
1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004
020
4060
8010
0
% o
f GD
P
%
●
●
●
● ●
●
●
●●
● ●● ●
Russian Federation: Real GDP and Real GDP Annual Growth
Source: Goskomstat 2005; own computations
●
●
Real GDPReal GDP Growth
Abb. 1: Reales BIP und dessen jährliche Wachstumsraten
●
●
●●
● ●●
●
●
1992 1994 1996 1998 2000
010
2030
4050
60
% o
f GD
P
●
●
● ●●
● ●●
●
●
●
● ●
●● ●
●
●
Russian Federation: Fuels, Industry and Service Sectors(In Market Prices)
Source: Kuboniwa (1999); Goskomstat IO−Tables; own computations.
●
●
●
ServicesIndustryFuels
Abb. 2: Primärenergieträger, Industrie (nach demA-I-S-Konzept) und Dienstleistungen: Beitrag zum BIP der RF
49
●
●
●
●●
● ●●
●
●●
●
●
●
1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004
020
4060
8010
012
0
%●
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● ●
●
●
●
●●
●
●
●
●
●
●●
●●
●
●
● ●●
●●
Russian Federation: Real GDP and Real Developmentof Main Sector’s Shares at GDP
Data Source: Goskomstat 2005
●
●
●
Real GDPProduction of Goods in Real TermsProduction of Market Services in Real TersProduktion of Non Market Services in Real Terms
Abb. 3: Entwicklung des realen BIP und der realenBruttowertschöpfung des Güter-, des Marktdienstleistungs-
und des Nichtmarkt-Dienstleistungssektors
● ●●
●●
●●
●●
1992 1994 1996 1998 2000
010
2030
4050
60
%
●
●
●● ● ● ● ● ●
●
●
● ●
●● ●
● ●
Russian Federation: Gross Value Added at Market Pricesas Shares of GDP (P−S−T Scheme)
Source: Kuboniwa (1999); Goskomstat IO−Tables; own computations.
●
●
●
TertiarySecondaryPrimary
Abb. 4: Struktur der Bruttowertschöpfung der RF(P-S-T) in Marktpreisen, Anteile in Prozent des BIP
50
● ●●
●
● ●
1995 1996 1997 1998 1999 2000
010
2030
4050
%
● ● ● ● ● ●
●●
● ●
● ●
Russian Federation: Gross Value Added at Basis Pricesas Shares of GDP (P−S−T Scheme)
Source: Kuboniwa (1999); Goskomstat IO−Tables; own computations.
●
●
●
TertiarySecondaryPrimary
Abb. 5: Struktur der Bruttowertschöpfung der RF(P-S-T) in Basispreisen, Anteile in Prozent des BIP
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020
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1989
1999
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1989
1997
Canada
1989
1999
Mexico
1995
1999
Netherlands
1989
1997
Norway
1990
2000
United Kingdom
6 Selected Countries: Gross Value Added of Sectors (P−S−T)
Source: World Bank, WDI 2004; OECD (2001); own computations.
TertiarySecondaryPrimary
Abb. 6: Struktur der Bruttowertschöpfung sechs rohstoffreicherIndustrieländer (P-S-T) in Basispreisen, Anteile in Prozent des BIP
52
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004
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RF: 16 Composite Production Volume Indices(126 Goods, Weights from Value of 1995 Product Output)
Source: TsEK (2005), Bessonov (2002), own computations.
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All IndustriesFuel & Energy ComplexElectric Power Ind.Fuel IndustryPetrol. Extr. Ind.Petrol. Ref. Ind.Gas IndustryCoal Industry
Ferrous MetallurgyNonferr. MetallurgyMachine Build. Compl.Chem. & Pet.ch. Ind.Timber, Cell. & Paper Ind.Building Materials Ind.Food IndustryLight Industry
Abb. 8: 16 Produktions-Mengenindizes, gebildet aus 126Einzelzeitreihen, Gewichtung nach Produktionswert 1995
53
1994 1996 1998 2000 2002
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RF: 16 Composite Production Volume Indices(235 Goods, Weights from Value of 1999 Product Output)
Source: TsEK (2005), Bessonov (2002), own computations.
●
●
●
●
●
All IndustriesFuel & Energy ComplexElectric Power Ind.Fuel IndustryPetrol. Extr. Ind.Petrol. Ref. Ind.Gas IndustryCoal Industry
Ferrous MetallurgyNonferr. MetallurgyMachine Build. Compl.Chem. & Pet.ch. Ind.Timber, Cell. & Paper Ind.Building Materials Ind.Food IndustryLight Industry
Abb. 9: 16 Produktions-Mengenindizes, gebildet aus 235Einzelzeitreihen, Gewichtung nach Produktionswert 1999
54
1990
1992
1994
1996
1998
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1992
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020406080120
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Abb. 10: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnisseder Holz-, holzverarbeitenden, Zellulose- und Papierindustrie in der RF
55
1990
1992
1994
1996
1998
2000
020406080100
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Abb. 11: Entwicklung des Produktionsvolumens aus-gewählter Erzeugnisse der Leichtindustrie in der RF
56
1990
1992
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Abb. 12: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Komplexes der RF I
57
1990
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Abb. 13: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Komplexes der RF II
58
1990
1992
1994
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Abb. 14: Entwicklung des Produktionsvolumens ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden Komplexes der RF III
59
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RF: Ausgewählte Erzeugnisse der Maschinenbauindustrie (15):Produktionsvolumen in Prozent der Mengen von 1985
Quelle: Goskomstat (2002a), Goskomstat (2000), eig. Berechnungen.
Waschvoll− u. −halbautomatenElektrische MixerElektrische FleischwölfeElektrische KaffeemühlenElektrische Fruchtpressen
Elektrische HaarföneGefriertruhenZwei− und Dreikammerkühlschr.Magnetbandger. m. RundfunkteilAutomobile Futterkombinen
Abb. 15: Produktionsvolumen ausgewählter Erzeugnissedes Maschinenbau- und metallverarbeitenden
Komplexes der RF: Abweichende Entwicklungen
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