facharbeit zum waldorfschulabschluss an der freien ... · die tcm komplett zu verbieten, da sie der...
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Facharbeit zum Waldorfschulabschluss
an der Freien Waldorfschule Evinghausen
vorgelegt von: Maximilian Gunia
im Schuljahr 2016/17
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung 4-5
1. Geschichte der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) 6
1.1 Entstehung und Entwicklung 6-7
1.2 Der gelbe Kaiser 7
1.3 20. Jahrhundert 8-9
2. Bereiche der TCM 10
2.1 Tai Chi, Qi Gong 10
2.2 Ernährungslehre nach den 5 Elementen 11
2.3 Phytotherapie (Kräuterheilkunde) 12
2.4 Tuina-Massage 12
2.5 Akupunktur 13-14
3. Diagnostische Methoden 15
3.1 Anamnese 15-18
3.2 Pulsdiagnostik 19-22
3.3 Zungendiagnostik 23-24
3.4 Ohrdiagnostik 25-29
4. Yin und Yang 30
4.1 Historische Entwicklung von Yin und Yang 30
4.2 Das Wesen des Yin-Yang-Konzepts 31
4.3 Die Anwendung von Yin und Yang auf die Medizin 32-34
5. Die 5 Elemente 35
5.1 Die Elemente in der Natur 35
5.2 Die Elemente in der TCM 36-39
3
6. Die Meridiane 40
6.1 Hauptmeridiane (Jing Mai) 40-41
6.2 Außerordentliche Gefäße (Qi Jing Mai) 41
6.3 Leitbahnsehnen (Jing Jin) 42
6.4 Verbindungskanäle (Luo Mai) 42
6.5 Sondermeridiane (Jing Bie) 42
7. Die Akupunkturpunkte 43
7.1 Wichtige Punkte 43-51
8. Bioinformatik 52-53
8.1 Bioinformatik in der TCM 54-55
8.2 Wie können wir mit der Akupunktur die
Bioinformatik des Körpers beeinflussen? 55-56
9. Praktischer Teil 57-60
10. Schlussteil 61
10.1 Fazit 62
11. Quellenverzeichnis 63
12. Danksagung 64
4
Einleitung
Die Traditionelle Chinesische Medizin spielt für mich und auch für meine ganze Familie schon
seit vielen Jahren eine große Rolle. Jede Krankheit, die in meiner Familie auftritt wird mit
Akupunktur behandelt. Die Kinder bekommen Samenkörnchen vom Bullenkraut mit kleinen
Pflastern ins Ohr geklebt, die dort für 5 Tage verbleiben. Jugendliche und Erwachsene, werden,
je nach Krankheitsbild, mit Akupunkturnadeln behandelt. Aus diesem Grund wurde ich schon
von klein auf an die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) herangeführt.
Das Interesse der Menschen, denen ich auf den Vortragsreisen meines Vaters begegnete und
auch der Austausch mit Patienten, die ich in seiner Praxis kennengelernt habe, hat mich
begeistert und mein Interesse für die TCM geweckt.
Ich habe dieses Thema für meine Facharbeit gewählt, weil ich noch mehr über die
Wirkungsweise und Philosophie der TCM wissen, und diese überprüfen, möchte. Dabei gehe
ich auf folgende Aspekte ein:
Das erste Kapitel handelt von der Entstehungsgeschichte. Woher kommt die TCM? Wie ist sie
entstanden? Wie hat sie sich entwickelt? Ebenso das Thema der sogenannten Barfußärzte und
der Einfluss des Gelben Kaisers findet Erwähnung.
In dem darauffolgenden Kapitel werden alle Arten der TCM beschrieben und erklärt:
• Akupunktur
• Kräuterheilkunde
• Ernährung nach den 5 Elementen
• Tai Chi / Qi Gong
• Tuina-Massage
Das dritte Kapitel gibt einen Überblick über die diagnostischen Methoden, welche in der TCM
Anwendung finden. Den Grundstein der Diagnostik bildet die Anamnese (Befragung) des
Patienten, weitere wichtige Ergebnisse gibt die Puls-, Zungen- und Ohrdiagnostik. Durch die
zur Hilfenahme dieser Methoden ist es möglich, die Ursache der Erkrankung zu finden. Die
TCM behandelt, anders als in der Schulmedizin, immer die Ursache und nicht das Symptom
einer Erkrankung.
5
Kapitel 4 beschäftigt sich mit Yin und Yang, den „komplementären Gegensätzen“. Yin und
Yang bilden, gemeinsam mit der Lehre der 5 Elemente, die Basis der Traditionellen
Chinesischen Medizin.
Fragen wie, „Wie wurden Yin und Yang entdeckt? Warum sind sie so wichtig für die TCM?“
werden in diesem Kapitel behandelt.
Danach wird die 5 Elemente-Theorie zum Thema. Wobei man die Elemente Organen,
Emotionen und schlussfolgernd Menschentypen zuordnen kann.
Im sechsten Kapitel geht es um die Meridiane welche das Hauptkommunikationssystem
zwischen den Organen bzw. Zellen darstellen. Auf den Meridianen liegen die
Akupunkturpunkte, die wichtigsten werden im nächsten Kapitel erwähnt.
Im vorletzten Kapitel schau ich intensiver auf die Meridiane und deren Kommunikation
(Bioinformatik). Durch die Meridiane lässt sich der Körper beeinflussen, wie ein
Computerprogramm. Außerdem kann man so die TCM in die heutige Zeit der Informatik
integrieren.
Das letzte Kapitel handelt von meiner praktischen Arbeit, in der ich mich auf die Ohrdiagnostik
konzentriere.
Da das Thema äußerst umfangreich ist begrenze ich mich auf folgende Themen:
6
1. Geschichte der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
1.1 Entstehung und Entwicklung
Die TCM ist eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Lehrmeinungen und Richtungen der
Jahrtausende alten Geschichte der TCM.
In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrtausends initiierte Mao Tse Tung ein Programm,
das zum Ziel hatte, die „eigenen medizinischen Schätze“ zu heben, um die Bevölkerung
unabhängig und eigenständig versorgen zu können. Das war die Geburtsstunde der TCM.
Das Bild des Menschen und der Gesellschaft unterlag den philosophischen Richtungen der
zeitlichen Epochen:
• Konfuzianismus (4.-3. Jahrhundert v. Chr.)
Mensch = Teil eines Staatsapparates
Durch seine Rolle und seinen Status wird der Mensch definiert und kann innerhalb
dieses Systems harmonisch leben.
Medizinmodell: 5-Elemente-Schule, Mikrokosmos Mensch mit innerlichen
Staatswesen. Klare Hirarchien: Kaiser – Minister – Paläste – Wege - Kanäle
• Taoismus (Laotse ca. 5-3. Jahrhundert v. Chr.)
Tao = Pfad, Weg, Straße.
Mensch = unbedeutender, winziger Teil der Welt. Krankheit bedeutet, nicht im
Einklang mit Tao gelebt zu haben
• Buddhismus (Siddartha Gautama, Indien 5. Jahrhundert v. Chr., in China nach der
Blütezeit des Konfuzianismus und Taoismus ab ca. 300-400 n. Chr.)
Mensch = Individuelle Verantwortung für sein jetziges und seine zukünftigen Leben
Die vier edlen Wahrheiten: 1. Existenz des Leidens
2. Ursache des Leidens
3. Aufhebung des Leidens
4. Pfad der zur Aufhebung des Leidens führt
Erste Aufzeichnungen über Akupunkturbehandlungen reichen bis ca. 1000 v. Chr. zurück, bis
in die Ära der Shang-Dynastie. Damit wäre die Akupunktur aus heutiger Sicht über 3000 Jahre
alt. In der Anfangszeit sprach man sogar von Dämonen als Ursache von Krankheiten, die mit
„Fackeln und Schwert“ vertrieben werden sollten. Vorstellbar ist, dass mit „Schwert“
Akupunkturnadeln gemeint sein könnten, die das „Dämonenherz“ treffen sollten. Auch das
7
Verfahren der Moxibustion, welches die Verbindung zu „Fackel“ herstellt, entwickelte sich
zeitgleich. Hierbei wird Moxa-Kraut über den Nadeln abgebrannt, (wird wie Knetgummi auf
den Nadelgriff moduliert) welches die Nadeln erwärmt. Zu späterer Zeit, etwa im 2. Jahrhundert
v. Chr., lösten sich die Chinesen vom Dämonenglauben und Schamanenkulten. Damals
entstand das historische Standartwerk zur Traditionellen Chinesischen Medizin: „Huangdi
Neijing“ das „Lehrbuch des Gelben Kaisers“.
1.2 Der Gelbe Kaiser
„Heutzutage kann der Osten der westlichen Zivilisation tatsächlich eine Philosophie des
Gleichgewichts und der Harmonie bieten, die nicht nur dringend benötigt wird, sondern für das
Überleben der Menschheit geradezu unabdingbar ist. Keine andere chinesische Quelle liefert
eine derart umfassende Darstellung dieser Weisheitslehre wie „Des Gelben Kaisers Klassiker
der Medizin“, das Neijing. Dieses monumentale klassische Werk stellt wie kein anderes die
Errungenschaften Chinas in der Zeit vor der erstmaligen Einigung des Landes durch Kaiser
Qinshi Huangdi im Jahre 221 v. Chr. dar. Es wird dem legendären Huangdi, dem Gelben Kaiser,
zugeschrieben, der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. regiert haben soll. Die Chinesen sehen sich
selbst als Abkömmlinge dieses Gelben Kaisers, der das Symbol des Lebensgeistes der
chinesischen Kultur schlechthin ist.“1
Dieses Lehrbuch beinhaltet die klassischen therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen
der TCM, sowie erste genaue Anweisungen zur Akupunktur, Moxibustion und Behandlung mit
Schröpfköpfen. Des Weiteren wurde über die Lebensenergie Qi, Yin und Yang, die 5 Elemente
und die Meridiane geschrieben, welche den Therapeuten erstmals in die Lage versetzte
wichtige Erkenntnisse interpretieren.
1 Hrsg. Dr. Maoshing Ni: Der Gelbe Kaiser- Das Grundlagenwerk der Traditionellen Chinesischen Medizin, Übers. Ingrid Fischer-Schreiber, Scherzverlag, erschienen im Otto Wilhelm Barth Verlag, Erste Auflage 1998
8
1.3 19.-20. Jahrhundert
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Traditionelle Chinesische Medizin, voranschreitend
durch die westliche Medizin, ersetzt und in der chinesischen Republik fast ausgelöscht. Grund
dafür war, dass die Entwicklung von Wissenschaft und Technik beachtliche Erfolge
hervorbrachte. Außerdem wurde durch die beiden Opiumkriege (1839-1842, 1856-1860) der
Zugang zu den chinesischen Märkten erzwungen. „Als Opiumkrieg wird ein englisch-
chinesischer Krieg zwischen 1840 und 1842 bezeichnet. Mit ihm begann die Periode der
Unterwerfung Chinas unter die wirtschaftlichen Interessen westlicher Großmächte. Als China
versuchte, die Einfuhr von Opium durch die Briten aus Indien zu verhindern, griffen überlegene
britische Flotteneinheiten das Land an. Am 29. August 1842 mussten die unterlegenen Chinesen
den Friedensvertrag von Nangking unterzeichnen, den ersten der sogenannten ungerechten
Verträge.“2 Die westliche Medizin wurde immer häufiger angewendet und es wurde überlegt
die TCM komplett zu verbieten, da sie der Anwendung der westlichen Medizin im Wege stand.
Unter der Herrschaft von Mao Tse Tung, nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahre
1949, kam es zu einer staatlich vorangetriebenen Gegenbewegung. Die arme ländliche
Bevölkerung, die keinen Zugang zur westlichen Medizin hatte und nicht über die nötigen
finanziellen Mittel zu deren Anwendung verfügte, sollte dennoch medizinisch versorgt werden.
Um die Ausbildung der Jahrtausende alten Heilkunst voranzutreiben wurden neue Hochschulen
eröffnet um Pflege und Kontrolle, in Kurzlehrgängen, wieder zu gewährleisten. „Barfußärzte“
wurden ausgebildet um die medizinische Versorgung flächendeckend anbieten zu können. Bis
heute kümmert sich die WHO (World Health Organisation) darum, dass die Bevölkerung armer
Länder die Heilkunst der TCM und das Anbauen von Kräutern erlernen um Krankheiten
bekämpfen zu können und einen preiswerten Zugang zur Medizin zu erlangen.
1971 begleitete ein Journalist der New York Times, James Raston, den damaligen US
Präsidenten Nixon auf eine Reise nach China. Raston bekam dort eine Blinddarmentzündung.
Der Blinddarm musste operativ entfernt werden, wobei Raston eine örtliche Betäubung durch
Akupunkturnadeln erhielt und während der Operation jederzeit ansprechbar war. Das hat Nixon
so sehr beeindruckt das er die Wirkung der TCM in den westlichen Medien verbreiten ließ.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Akupunkturgesellschaften in Europa gegründet.
Ab da an wurde die Akupunktur immer weiterentwickelt, woraufhin im Jahr 1970 die
2 https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/der-opiumkrieg-und-seine-folgen-fuer-china , Zugriff: 30.01.2017
9
wissenschaftliche Erforschung der Akupunktur im Westen begann. Wichtig für die
internationale Anerkennung der Akupunktur war die 1997 in Maryland gehaltene NIH
Konsensus Konferenz (National Institutes of Health), in der zu weiterer Erforschung der
Akupunktur aufgerufen wurde.3
3 http://www.daegfa.de/PatientenPortal/Chinesische_Medizin.Geschichte_der_TCM.aspx, Zugriff: 30.01.2017
10
2. Bereiche der TCM
2.1 Tai Chi, Qi Gong
Tai Chi wurde ursprünglich als Kampfkunst (Tai Chi Chuan), entwickelt, wird heute jedoch
eher zur Gesunderhaltung und Steigerung des Wohlbefindens praktiziert. Die
Entstehungsgeschichte spielte sich etwa 1644 zu Beginn der Qing-Dynastie in einem Dorf
Namens Chen Jia Gou ab. Dort lebte Chen Wang Ting (1567-1664), der für seine Kampfkünste
berüchtigt war. Er entschied, sich dem Krieg abzuwenden und eine neue Kampfkunst nach der
chinesischen Philosophie und Medizin zu entwickeln. Die Kampfkunst sollte nicht nur der
Verteidigung dienen, sondern auch Körper und Geist stärken. Er verband die Ying-Yang
Theorie, Qi Gong und den Daoismus miteinander und schuf eine Kampfkunst dessen
Energiefluss alle Krankheiten aus dem Körper waschen sollte.4
Seit den 70er Jahren wird Tai Chi in Europa immer beliebter und wird zur Unterstützung des
Heilungsprozesses von vielen Krankheiten eingesetzt. Außerdem verbessert Tai Chi das
Gleichgewichtsgefühl und die Verdauung sowie das Nerven- und Immunsystem. Allein durch
die Bewegung werden die Knochen, Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke gestärkt.
Qi Gong wird schon teilweise über 1000 Jahre praktiziert und wird als Übungssystem in der
Meditation, Medizin und Kampfkunst verwendet. Den Begriff „Qi Gong“ gibt es erst seit den
50er Jahren. Er verdeutlicht, dass es in den Übungen darum geht die Lebensenergie „Qi“ in
seinem Körper zu steuern und zu beeinflussen.
Beiden Kampfkünsten ist gemeinsam die Kommunikation unter den Organen und den Fluss der
Lebensenergie zu beeinflussen
4 http://www.tai-chi-chuan-qi-gong.de/story1.htm , Zugriff. 04.02.2017
11
2.2 Ernährungslehre nach den 5 Elementen
Die Ernährungslehre der 5 Elemente baut auf dem 5 Elemente Zyklus (Holz, Feuer, Erde,
Metall, Wasser,) und der Yin-Yang Theorie (Säuren und Basen) auf. Ziel ist es durch die
individuelle Ernährung einen Ausgleich zwischen diesen Säuren und Basen zu schaffen. Ein
Lebensmittel kann mehreren Elementen zugeordnet werden. Ist zum Beispiel ein Apfel unreif,
hat er wenig Qi (Lebensenergie) und wird dem Element „Holz“ zugeordnet. Ist er reif, wird er
dem Element „Erde“ zugeteilt.
• Holz: Saurer Geschmack: frische-grüne Kräuter, Zitronensaft, Essig, Orangen, Weizen,
Huhn …
• Feuer: Bitterer Geschmack: bittere Kräuter (Thymian, Rosmarin, Kurkuma …),
Grapefruit, Rote Beete, Schafskäse …
• Erde: Süßer Geschmack: Aprikosen, Kartoffeln, Mais, Karotten, Nüsse, Eier,
Rindfleisch, Butter …
• Metall: Scharfer Geschmack: Pfeffer, Chilli, Koriander, Senf, Gänsebraten, Zwiebeln,
Rettich …
• Wasser: Salziger Geschmack: Wasser, Salz, Hülsenfrüchte, Oliven, Fisch,
Meeresfrüchte, Meeresalgen …
Yin steht für Kälte und Flüssigkeit während Yang für Wärme und Trockenheit steht.
Yin Lebensmittel: Wasser, Obst (Apfel, Birne, Trauben, Orange, Kiwi, Ananas …), Früchte
(Gurken, Tomaten, Wassermelone, ...), Milch, Joghurt, Schwarzer Tee, Alkohol (Schnaps,
Glühwein, ...)5
Yang Lebensmittel: Süßkirsche, Aprikose, Trockenobst, Rosinen, Korinthen, Nüsse, Hafer,
Grünkern, Milchreis, Scharfe Gemüse, Früchte (Zwiebel, Lauch, Fenchel, Knoblauch,
Meerrettich, ...), Gewürze (Pfeffer, Zimt, Nelken, Muskat, Cayenne, Chilli, ...), Fleisch, Fisch,
Getränke (Anis-, Fenchel-, Yogi- und Mu-Tee)5
Nach der Traditionellen Chinesischen Philosophie werden die Dinge gegessen an denen es, bei
einem selbst, mangelt. Hat man Augenprobleme, werden die Augen z.B. eines Fisches
gegessen.
Weiteres unter Kapitel 4: „Yin und Yang“ und Kapitel 5: „Die 5 Elemente“.
5 http://www.gesundheit.fuer-uns.de/index.php?menu=2&menu2=6, Zugriff: 06.02.2017
12
2.3 Phytotherapie (Kräuterheilkunde)
Die Phytotherapie stützt sich, wie zum Teil auch die Ernährungslehre nach den 5 Elementen,
auf die Yin-Yang Theorie. Es werden mehrere Heilkräuter als Aufkochung oder in
Tablettenform, individuell auf den Patienten und dessen Krankheitsbild abgestimmt,
verabreicht. Bei der Behandlung einer Krankheit mithilfe der Phytotherapie wird primär die
Krankheitswurzel behandelt die Symptome wie z.B. Fieber sind hier zweitrangig. Die
Arzneimittel der westlichen Medizin haben ihren Fokus auf die Symptome gelegt. Oft werden
chronische Krankheiten mit solchen Mitteln behandelt, mit entsprechenden Folgen. An dieser
Stelle kommt die Phytotherapie zum Einsatz, dabei geht es nicht darum den Patienten auf eine
Dauermedikation einzustellen, sondern die Krankheit gezielt zu bekämpfen und eine
schnellstmögliche Heilung zu erzielen.6
Im Verlauf einer Krankheit kommt es oft zu einem Hitze- Kältezustand, dies ist wieder auf
einen Yin (Kalt) oder Yang (Warm) Mangel bzw. Überschuss zurückzuführen, welches mit den
entsprechenden Kräutern und Mineralien in das Gleichgewicht gebracht wird.
2.4 Tuina Massage
Die Tuina Massage ist ein weiterer Teil der TCM. Tuina setzt sich aus den Wörtern Tui
(schieben, drücken) und Na (greifen, ziehen) zusammen, welches Techniken sind, die bei der
Massage angewandt werden. Die Tuina Massage beinhaltet die Therapie und Vorbeugung von
Krankheiten. Dies geschieht durch manuelle Techniken wie Rollen, Schieben, Reiben,
Fibulation, Klopfen, „greifendes Kneifen“, Mobilisation, Akupressur sowie Dehntechniken der
Gelenke und Muskeln. Die Tuina ist, wie auch alle anderen Bereiche der TCM, ganzheitlich,
d.h. mit ihr sind alle Beschwerden behandelbar. Es wird sich hierbei ebenfalls auf die
Akupunktur gestützt. Die Akupunkturpunkte geben viele wichtige Massagepunkte vor, welche
bei der Behandlung individuell eingesetzt werden.
6 http://www.tcmklinik.de/65,tcm-westen-arzneitherapie.html, Zugriff: 19.02.2017
13
2.5 Akupunktur
Die Akupunktur ist ca. 3000 Jahre alt und wird seither praktiziert. Sie besitzt ein ganzheitliches
Konzept, wobei primär auf die Harmonie des Menschen geachtet wird um ein inneres und
äußeres Gleichgewicht herzustellen. In den 3000 Jahren haben die Chinesen nach und nach
mehr als 1000 Körperoberflächenpunkte entdeckt, die zum Teil auf einer endlosen Linie, den
Meridianen liegen oder sich in eigenen abgeschlossen Systemen wie dem Ohr, der Nase, der
Zunge, der Augenhöhle, dem Schädel usw., befinden. In praktischen Versuchen mit Nadeln,
früher auch Knochen, Greten und spitzen Steinen, entdeckten die Chinesen die
Manipulierbarkeit der Informationsleitung des menschlichen Körpers. Am Anfang standen
einfache Erfahrungen, wie Schmerzzustände zu lindern und zu beseitigen, bis dahin operative
Eingriffe ohne Narkose zu ermöglichen. Parallel dazu wurde erkannt wie über
Körperoberflächenpunkte vegetative Reaktionen ausgelöst werden konnten. Exemplarisch habe
ich mir den Dickdarm-Meridian und den Akupunkturpunkt Dickdarm 4 (Di 4) herausgesucht
um die Einflussmöglichkeiten auf das vegetative Nervensystem darzustellen. Di 4 wird bei allen
Krankheiten, welche sich in den oberen Extremitäten abspielen, eingesetzt. Seine
Hauptfunktion ist es den Schmerz, Schwellungen etc. der oberen Extremitäten zu lindern und
zu stoppen, wie z.B.:
• Kopf: Kopfschmerz, einseitiger Kopfschmerz, Kopfschmerz im Bereich des gesamten
Kopfes, Hypertonus.
• Augen: Rötung, Schwellungen und Schmerz der Augen, verschwommenes Sehen,
oberflächliches visuelles Stauungssyndrom.
• Nase: Nasenbluten, nasale Kongestion und Ausfluss, Rhinitis, Niesen.
• Mund: Zahnschmerz oder Schmerz bei Karies im Bereich des Unterkiefers,
Mundgeschwüre, Lotusblumenzunge, rissige Zunge, steife Zunge, geöffneter Mund,
gespannte Lippen.
• Hals. Schmerzhafte Halsstauung, kindliche Halsmotte, Mumps, Stimmverlust.
• Gesicht: Schwellung des Gesichts, Deviation von Gesicht und Mund, Kiefersperre,
Taubheit, Tinnitus.
Di 4 hat eine starke Wirkung Wehen auszulösen. Während einer Auseinandersetzung zwischen
dem Kronprinzen der Song-Dynastie und dem Doktor Xu Wen-bai, in der es darum ging ob
eine schwangere Frau ein Mädchen oder Zwillinge bekommt, befahl der Kronprinz den Bauch
der Frau aufzuschneiden und nachzusehen. Xu Wen-bai bat jedoch darum seine Nadeln dafür
14
zu nutzen, er stach Ma 36 und Di 4 woraufhin, aufgrund der starken wehenauslösenden
Wirkung, ein toter Fötus geboren wurde. Daher ist Di 4 während der Schwangerschaft nicht zu
empfehlen. 7
7 Deadman, Peter: Großes Handbuch der Akupunktur, Peter Deadman, Mazin Al-Khafaji, Kevin Baker, Übers. Stefan Hager u. Ulrich Hager, Kötzing/Bayer. Wald: Verlag für Ganzheitliche Medizin Wühr, 2000
15
3. Diagnostische Methoden
3.1 Anamnese
Die Anamnese ist die Befragung des Patienten und bildet die Grundlage jeder Diagnose. Die
Befragung nach der TCM behandelt noch weitere Kategorien als eine herkömmliche
Befragung. Hierbei wird abhängig vom Geschlecht z.B. nach Wärme- und Kälteempfinden,
Geschmack und Verträglichkeit gefragt. Dabei wird auf die Yin-Yang Theorie und auf die 5
Elemente-Lehre eingegangen um eine abgestimmte Therapie zu ermöglichen.
16
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18
Stichpunkte zu der Anamnese:
Generelle Erscheinung:
• stark, robust (Tendenz zu starken Organen und Füllemustern)
• schwach, zerbrechlich (Tendenz zu schwachen Organen und Mangelmuster)
• Übergewichtige (Neigung zu Qi-Mangel (v.a., wenn blass und aufgedunsen))
• Dünne Person, bleicher Teint, schmale Brust, trockene Haut (Tendenz zu Yin- oder
Blutmangel)
• Abmagern während Krankheit (erschöpftes Ying)
(Etc. Weiteres unter Yin-Yang-Theorie und die Lehre der 5 Elemente.)
TCM Befund:
19
3.2 Pulsdiagnostik
Mit der Pulsdiagnostik lassen sich viele Krankheitsbilder anhand der Art des Pulses bestimmen.
Je nach Puls kann es zu Yin-Yang Mangel und Überschuss oder zu Hitze und Kälte kommen.
Dies wird in Kapitel 4. (Yin und Yang) und in Kapitel 5.(Die 5 Elemente) weiter erklärt. Um
das Krankheitsbild zu bestimmen tastet man den Puls und teilt ihn in eine der folgenden 28
Arten ein:
• Der normale Puls: Magen-Qi (sanft, ruhig, 4 Schläge pro Atemzyklus des Untersuchers)
Geist (weich, stark, regelmäßig – gesundes Herz-Qi und –Blut)
Wurzel (tiefe Ebene gut palpierbar, hintere Position gut tastbar – gesunde und starke Niere)
• Der oberflächliche Puls: Schon bei leichtem Druck tastbar
Äußerer pathogener Faktor eingedrungen (+gespannt: Wind-Kälte, +schnell: Wind-Hitze)
Yin-Mangel (oberflächlich und in der Tiefe leer)
Innere Erkrankungen (Anämie, Tumore)
• Der tiefe Puls: Nur mit stärkerem Druck palpierbar
Innere Störung, Yin-Organe betroffen
+ schwach: Schwäche von Qi und Yang
+voll: Qi- und Blutstase, innere Kälte oder Hitze
• Der langsame Puls: 3 Schläge pro Atemzyklus
Kälte-Muster
+ leer: Leere-Kälte bei Yang-Mangel
+ voll: Fülle-Kälte
• Der schnelle Puls: >5 Schläge pro Atemzyklus
Hitze-Muster
+leer: Leere-Hitze durch Yin-Mangel
+voll: Fülle-Hitze
• Der leere Puls: Groß, aber weich
Qi-Mangel
• Der volle Puls: Voll, hart und lang
Fülle-Muster
+schnell: Fülle-Hitze
+langsam: Fülle-Kälte
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• Der schlüpfrige Puls: Weich, abgerundet, schlüpfrig, „ölig“, eher voll
Bei Schleim, Nässe, Nahrungsstagnation, Schwangerschaft
Wenn schwach, dann Schleim und Nässe durch Qi-Schwäche
• Der raue Puls: Rau, „gezackt“
Schnelle Änderung in Frequenz und Qualität
Blut-Leere
Erschöpfung der Säfte, nach reichlichem Schwitzen oder Erbrechen
• Der lange Puls: Erstreckt sich über Pulsposition hinaus
Hitze-Muster
• Der kurze Puls: Weniger lang als Pulsposition
Schwerer Qi-Mangel
Häufig an den vorderen Positionen
Besonders Magen-Qi-Mangel
• Der überflutende Puls: Groß, lang, oberflächlich, „überflutend“
Äußerste Hitze (Fieber)
Chron. Erkrankungen, die durch innere Hitze gekennzeichnet sind
+leer: Leere-Hitze durch Yin-Mangel
• Der dünne Puls: Dünner Puls
Blut-Mangel
Innere Nässe mit schwerem Qi-Mangel
• Der verschwindende Puls: Äußerst dünn, klein, schwer palpierbar
Schwerer Qi- und Blut-Mangel
• Der gespannte Puls: „verdrilltes, gespanntes Seil“
Innere und äußere Kälte (z.B. oft bei Asthma und Magenproblemen, bzw. durch äußere
Wind-Kälte)
+oberflächlich: äußere Kälte
+tief: innere Kälte
• Der saitenförmige Puls: Gespannt, wie „Gitarrensaite“
Dünner, straffer, härter als der gespannte Puls
Leber-Disharmonie
Schmerz
Schleim
• Der verzögerte Puls: 4 Schläge pro Atemzyklus des Untersuchers
Ein gesunder Puls ohne pathologische Bedeutung
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• Der hohle Puls: Leer auf der mittleren Ebene
Nach Blutungen
+schnell: evtl. ein bevorstehender Blut-Verlust
• Der Trommel-Puls: Hart und gespannt oberflächlich, leer in der Tiefe
Großer Puls
Schwerer Mangel an Nieren-Essenz oder Nieren-Yin
• Der haftende Puls: Nur in der Tiefe tastbar
Hart und saitenförmig
Innere Kälte
+langsam: innere Stagnation, Schmerz
• Der sanfte Puls: Sehr weich, leicht oberflächlich, jedoch auch nur oberflächlich zu tasten
Ähnlich wie oberflächlicher, leerer Puls, aber weicher
Mangel an Yin und Essenz
Nässe mit Leere-Zustand
• Der schwächliche Puls: Sanfter, nur auf der tiefen Ebene tastbar
Yang-Mangel
• Der zerfließende Puls: Klein, recht oberflächlich
„in kleine Punkte zerbrochen“, nicht wie eine Pulswelle
Schwerer Mangel an Qi und Blut, besonders Nieren-Qi-Schwäche
Immer ein ernster Zustand
• Der versteckte Puls: „unter einem Knochen versteckt“, sehr tief und schwer zu palpieren
Extremer Yang-Mangel
• Der bewegliche Puls: Rund, kurz, „zittert“ unter dem Finger
Schwankend, etwas „schlüpfrig“
Schock, Angstzustände, starker Schmerz
Tiefgreifende emotionale Probleme (z.B. Angst, emotionaler Schock)
• Der jagende Puls: Schnell, setzt in unregelmäßigen Abständen aus
Extreme Hitze
Herz-Qi-Mangel
Herz-Feuer
• Der hängende Puls: Langsam, setzt in unregelmäßigen Abständen aus
Kälte
Herz-Qi-Mangel
Herz-Yang-Mangel
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• Der intermittierende Puls: Setzt in regelmäßigen Abständen aus
Ernstes inneres Problem eines oder mehrerer Yin-Organe
Ernste Herzprobleme (auch aus schulmedizinischer Sicht)
• Der rasende Puls: Sehr schnell, sehr erregt
Yang-Überschuss
„Feuer des Körpers erschöpft das Yin“8
Ein Beispiel für ein palpierbares Krankheitsbild ist die Erkältung, die sich durch den
oberflächlichen Puls erkennbar macht.
Pulsqualitäten:
Fülle
Kälte Hitze
Leer
8 Maciocia, Giovanni: Die Grundlagen der Chinesischen Medizin: ein Lehrbuch für Akupunkteure und Arzneimitteltherapeuten, Geleitw. von Su Xin Ming, Übers. von Andreas Höll, Kötzting/Bayer: Verl. für Ganzheitliche Medizin, Wühr, 1994
Außen: schwebend
Innen: tief
Voll
langsam
Außen: schwebend
Innen: tief
Voll
schnell
Dünn, leer
Tief
langsam
Dünn, leer
Schnell, beschleunigt
23
3.3 Zungendiagnostik
Bei der Zungendiagnostik wird auf die Farbe des Zungenkörpers, die Form des Zungenkörpers,
den Zungenbelag und die Feuchtigkeit geachtet. Die Zunge ist in verschieden Abteile mit
verschiedenen zugeordneten Organen eingeteilt.
Farbe des Zungenkörpers:
• Normal: Blasses rot
• Pathologisch: blass (Yang-Mangel oder Blut-Mangel)
Rot (Hitze)
Dunkelrot (schwere Hitze)
Purpur Farben (Stase)
Blau (innere Kälte, Stase)
Form des Zungenkörpers:
• Dünn (Yin-Mangel oder Blut-Mangel)
• Geschwollen (Nässe)
• Steif (innerer Wind)
• Schlaff (Mangel an Körperflüssigkeiten)
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• Lang (Hitze, Herz-Hitze)
• Kurz (und blass: innere Kälte, und rot: extremer Yin-Mangel)
• Rissig (Hitze, Yin-Mangel, horizontal: Magen, zentral: Magen)
• Zitternd (Milz-Qi-Mangel)
• Abweichen (innerer Wind)
Zungenbelag:
Der Zungenbelag spiegelt den Zustand der Yang-Organe und die Abwesenheit eines
pathogenen Faktors wider.
• Normal: Dünnes weiß
• Pathologisch: Weiß (Kälte Muster)
Gelb (Fülle-Hitze, Schleim)
Grau/Schwarz (feucht: extreme Kälte, trocken: extreme Hitze)
Feuchtigkeit:
• Trocken (Hitze)
• Zu feucht (die Milz transportiert die Flüssigkeiten nicht)
• Zu trocken (Fülle Hitze (mit Belag), Leere Hitze (ohne Belag))
• Schleimiger/klebriger Belag (Nässe oder Schleim)
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3.4 Ohrdiagnostik
Das Ohr ist, aus asiatischer Sicht, wie ein auf dem Kopf stehendes Embryo aufgebaut. Von dort
aus lassen sich alle Gliedmaßen und Organe des Körpers direkt erreichen.
Die vorstehende rechte Darstellung zeigt ein auf dem Kopf stehendes Embryo. So schematisch
sind die menschlichen Organe am Ohr auch vertreten. Die Abbildung der linken Seite stellt die
Verteilung des menschlichen Körpers auf der Ohroberfläche dar. Im Bereich des Ohrläppchens
befinden sich die Organe des Kopfes, wie das Auge, die Rachenmandeln, das Innenohr mit dem
Gleichgewichtssystem. Kopfnah liegen die Zähne, die Zunge mit dem Unterkiefer, weiterhin
alle Hirnanteile, Stammhirn, Großhirn, das Endokrinum, und das gesamte Drüsenareal. Das
Schlüsselbein, das übergeht in Schulter, Oberarm, Ellenbogen, Unterarm, Handgelenk und
Hand. Anschließend, sozusagen am Kopf, ist die Hals-, Brust, Lendenwirbelsäule und das
Steißbein, welches übergeht in das orthopädische Bein mit Hüftgelenk, Kniegelenk,
Sprunggelenk und Fuß. Es gibt zum orthopädischen Bein auch ein neurologisches Bein. Der
untere Teil der Fossa triangularis zeigt den Ischiasnerv. Anhand der Gefäßveränderung kann
ziemlich exakt erkannt werden, dass z.B. am Kniegelenk eine neurologische Störung stattfindet.
Weiterhin stellt die linke Abbildung oben, das innere Genital, die Gebärmutter und die
Eierstöcke dar. Man sieht den Punkt des kleinen Beckens. Hier gibt es einen Punkt der „Tor des
Geistes“ genannt wird. In der Mitte gibt es weitere Punkte die für die Verdauung zuständig
sind. Alle inneren Organe sind exakt anatomisch dargestellt. Die exakte anatomische
26
Darstellung erkennt man z.B. daran, dass obwohl die Bauchspeicheldrüse in der TCM der Milz
zugeordnet wird, sie an der anatomisch korrekten Stelle im Körper zu finden ist, nämlich in der
Nähe des Zwölffingerdarms. Ausgehend vom Bauchspeicheldrüsengang, der dazu da ist,
Verdauungssäfte in den Zwölffingerdarm einzuleiten, findet man exakt die Anatomie, denn der
Gallengang und der Bauchspeicheldrüsengang münden in eine Einspritzdrüse, in die
sogenannte Papilla vaterii und diese sitzt auch genau an der Stelle wo sie eingezeichnet ist, am
ersten oberen Drittel des Zwölffingerdarmes.
Der Vorteil der Ohrdiagnostik besteht darin, dass die Krankheit durch auffällige Äderchen
direkt im Ohr dargestellt wird. Durch diese Diagnostik kann der behandelnde Therapeut
Krankheiten entdecken, die vorhanden sind oder vorhanden waren und auch Krankheiten die
auftreten können. Z. B. berichten Mütter, dass ihr älteres Kind bereits eine Allergie entwickelt
hat und möchten wissen, ob das jüngere Kind ebenfalls die Veranlagung in sich trägt. Durch
die Ohrdiagnostik lässt sich nun erkennen, ob für das Kind die Prädisposition zur Allergie
vorhanden ist, oder nicht. Die Äderchen werden in blau und rot unterschieden. Blau heißt in
dem Fall chronisch und rot bedeutet akut.
Die krankhafte Veränderung der Ohrmuschel liegt nicht nur in Gefäßveränderungen, sondern
es gibt auch noch sogenannte Spots, Farbveränderungen, rote oder blaue Flecken und es gibt
auch braune Flecken. Braune Flecken deuten entweder auf eine sehr lange chronische Belastung
hin oder aber auch auf onkologische Erkrankungen. Pathologische Veränderungen am Ohr
zeigen sich auch durch Abblassungen, Veränderungen der Hautdicke, Schwellungen, Knoten,
Schuppen, Papeln und Erosionen.
27
Am oben dargestellten Ohr kann man erkennen wie Veränderungen aussehen können, die auf
krankhafte Abläufe hinweisen. Das Beispiel Heuschnupfen: In diesem Ohr findet man ein
Gefäß, welches ausgehend vom „Tor des Geistes“ (in der Fossa triangularis) horizontal unter
den Darwinschen Höcker zieht. Dieses Gefäß deutet auf eine Allergie hin. Das wichtigste
jedoch an diesem Beispiel ist, dieses Gefäß weist auch auf den Allergiepunkt hin, soll heißen,
der Therapeut kann erkennen, wo der Patient eine therapeutische Intervention benötigt. Diesen
Weg weist der Patient selbst und individuell.
28
In diesem Ohr zeigt sich ein sogenannter Spot im Bereich der Halswirbelsäule, hier ist jedoch
auch die Stelle, an der die Schilddrüse zu finden ist. In diesem Falle kann man nicht genau
erkennen, ob die Erkrankung in der Halswirbelsäule oder aber in der Schilddrüse vorliegt.
Weiterhin erkennt man eine chronische Erkrankung des Kniegelenkes, der unteren
Lendenwirbelsäule, eine chronische Irritation des Ischiasnerven im Bereich des Gesäßes und
im Bereich des oberen Sprunggelenkes. Man sieht eine akute Organerkrankung, eine akute
Erkrankung des Darmes, eine chronische Erkrankung der Gallenblase. Ein roter Fleck ist im
Bereich des Mageneingangs zu sehen, der auf eine Ösophagitis hindeutet. Ein roter Fleck im
Bereich der Nase deutet z.B. auf eine akute Rhinitis im Bereich des Punktes Deng Juan hin.
Dieser Punkt wirkt gegen Asthmaanfälle. Akut auffällig ist auch die Milz, die in der TCM für
das Immunsystem steht.
29
Dieser ausgeprägte dunkle Fleck, unten links am Ohr, deutet auf eine schon länger bestehende
Krankheit hin. In diesem Fall Krebs.
Akupunkturpunkte im Ohr:
Behandelt man die auffälligen Punkte im Ohr mit Nadeln oder Samenkörnchen, wirken diese
schon innerhalb von Sekunden. Jede Krankheit kann im Ohr behandelt und diagnostiziert
werden. Die Ohrdiagnostik steht, durch die Darstellung von Organen etc., in enger Verbindung
mit der Theorie der 5 Elemente.
30
4. Yin und Yang
4.1 Historische Entwicklung von Yin und Yang
Die erste Erwähnung von Yin und Yang finden wir in dem „Buch der Wandlungen“ (Yi Jing)
ca. um 700 v.Chr.. Die Darstellung von Yin und Yang besteht hier aus einem unterbrochenen
und einem durchgehenden Balken. Der Unterbrochene steht für Yin, der Durchgehende für
Yang. Diese Balken werden im Endstadium zu 8 Trigrammen in jeder möglichen Kombination
zusammengefügt und stellen alle Variationen von Yin und Yang dar.8
Abbildung Entstehung von Yin und Yang 9
Die chinesischen Schriftzeichen von Yin und Yang deuten auf die Schatten- und Sonnenseite
eines Hügels hin um den komplementären Gegensatz des Yin und Yang zu verdeutlichen.
Abbildung Aufbau von Yin und Yang 8
9 http://www.yifengshui.de/grundlagen-des-feng-shui-bagua-die-acht-trigramme/ Zugriff: 08.05.2017
31
4.2 Das Wesen des Yin-Yang Konzepts
Das Ying-Yang Konzept besteht aus deren komplementären Gegensätzen, ein Beispiel dazu ist
der zyklische Wechsel von Tag und Nacht der ununterbrochen in eins übergeht. Beides existiert
gegensätzlich, eins besteht aber nicht ohne das Andere Die chinesischen Bauern stellten ihre
Kalender nach den am Himmel (Yang) befindlichen Objekten, demzufolge ist Yang auch die
Zeit. Die Erde (Yin) ist in Felder unterteilbar, deshalb ist Yin der Raum.
32
4.3 Die Anwendung von Yin und Yang auf die Medizin
Laut der TCM ist der menschliche Körper eine organische Ganzheit, diese liegt in der
gegensätzlichen Beziehung von Yin und Yang. Der Körper und die Organe können
entsprechend der Yin Yang Lehre klassifiziert werden. Der Oberkörper z.B. ist Yang und der
Unterkörper Yin, außen ist Yang und innen ist Yin usw.. Die 5 Yin- und die 6 Yang-Organe
lassen sich wiederum in z.B. Herz-Yin oder Herz-Yang einteilen. Entsteht eine Imbalance
zwischen Yin und Yang kann es zu einer Krankheit kommen. Hier die 8 Zustände der
Imbalance:
Akuter Yang-Überschuss Akuter Yin-Überschuss Akuter Yin-Yang- chron. Yang-Mangel
Überschuss
Chron. Yin-Mangel chron. Yin-Yang- Hyperaktives Stagnation von
Mangel Yang Yin
Das Beispiel für eine Harmonie zwischen Yin und Yang wäre ein ausgewogen trainierter
Sportler mit ausreichend Muskelsubstanz und guter Leistungsfähigkeit. Er kennt seine Grenzen,
meidet Verausgabung und sorgt für regelmäßige Regenerationsphasen.
Akuter Yang Überschuss:
• Schmerzcharakter: starker, scharfer, ausstrahlender, stechender Schmerz,
Verschlechterung bei Belastung, Verbesserung bei Ruhe
33
• Beispiel: Unser gut trainierter Sportler hat sich überlastet (z.B. Wettkampf). Beispiele:
Muskelkater, Muskelfaserriß, Reizzustände der Sehnenansätze
• Therapie: sedieren, kühlen, Ruhe
Akuter Yin Überschuss:
• Schmerzcharakter: dumpfer, lokalisierter Schmerz, Verschlechterung auf Druck
• Beispiel: Beim Warten hat sich unser Sportler den Rücken „verkühlt“, oder sich beim
Hürdenlauf ein großes Hämatom in der Wade zugezogen. Beispiele: Myogelosen,
Hämatome, Prellungen
• Therapie: Yin sedieren, z.B. Schröpfen, Massage, lokale Wärme (subakutes Stadium)
Akuter Yang und Yin Überschuss:
• Schmerzcharakter: dumpfe, fixierte Schmerzen und ausstrahlende, stechende
Schmerzen; oder Schwellung, Rötung und Überwärmung
• Unser Sportler hat sich ernsthafter verletzt: z.B. Torsionstrauma des Knies, er kann vor
Schmerz kaum laufen, das Knie ist geschwollen und überwärmt, er klagt über ziehende
Schmerzen vom inneren Gelenkspalt nach unten (und befürchtet eine Läsion des
Innenmeniskus)
• Therapie: Yin und Yang sedieren
Chronischer Yang Mangel:
• Schmerzcharakter: Ruheschmerz, morgens und nachts schlechter, bei Bewegung besser,
Wärme hilft, im Sommer besser, bei Feuchtigkeit und Kälte schlechter
• Dieser Zustand betrifft untrainierte Leute
• Therapie: Yang stärken, Bewegung, Training
Chronischer Yin Mangel:
• Schmerzcharakter: Bewegungsschmerz, besser in Ruhe und morgens
• Übertrainierte Sportler mit eher schwacher Konstitution, Verletzungsanfälligkeit,
längerfristige Verausgabung führt zu Yin-Mangel, Mangelernährung
• Therapie: Yin nähren, Ruhe, Ernährung, Organpathologie behandeln
Chronischer Yin und Yang Mangel:
• Schmerzcharakter: Ruhe und Bewegungsschmerz, „nichts hilft mehr“
• Weitere Symptome, fehlende Belastbarkeit, sehr verletzungsanfällig
34
• Therapie: langfristiger Aufbau (z.T. Jahre), Ernährung, leichtes Training, lange
Ruhephasen
Hyperaktives Yang:
• Schmerzcharakter: ein chronischer Yang-Schmerz (bei Yin-Mangel) verschlimmert
durch Überlastung. Sehr starke Schmerzen. „alte Verletzung bricht auf“
• Der übertrainierte Sportler hat sich im Wettkampf überlastet und verletzt. Lumbago,
Ischialgie, Sehnenrisse, knöcherne Ausrisse
• Therapie: Yang sedieren, Yin tonisieren, lange Rekonvaleszenz da Substanz
geschwächt.
Stagnation von Yin:
• Schmerzcharakter: starke dumpfe Schmerzen
• Ein untrainierter Mensch steigt nach einer längeren Autofahrt aus und erleidet einen
Bandscheibenvorfall (Taxifahrer)
• Therapie: Yin sedieren, Yang tonisieren, lange Rekonvaleszenz, früh ein leichtes
Training beginnen
In der Therapie der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt es herauszufinden, welches dieser
8 Imbalancen auf den Patienten zutrifft, um ihn darauf basierend zu behandeln. Wird die
Balance zwischen Yin und Yang durch einen äußeren Faktor gestört, kommt es zu einem
Überschuss der einen Seite, einem sogenannten Füllezustand. Hält dieser länger an kann der
Zustand in ein chronisches Bild übergehen, welches Leerzustand genannt wird. Jede Krankheit
hat entweder einen Yin- oder Yang-Charakter. Während eine Entzündung eine Yang
Erkrankung ist, hat eine chronische Erkrankung einen Yin Charakter.
35
5. Die 5 Elemente
5.1 Die Elemente in der Natur
Zusammen mit der Yin-Yang Theorie bildet die Lehre der 5 Elemente die Grundlage der
Traditionellen Chinesischen Medizin. Die 5 Elemente bestehen aus Wasser, Feuer, Holz, Metall
und Erde. Es wird deutlich, dass den Elementen die 5 unterschiedlichen Naturphänomene
innewohnen und deren Qualitäten und Zustände beschreiben. Alle geistigen, emotionalen,
energetischen und materiellen Phänomene können den 5 Elementen zugeordnet werden. 8
Feuer
Erde
MetallWasser
Holz
Makrokosmos – Jahreszeiten / Klima
Sommer/
Hitze
Spätsommer/
Feuchtigkeit
Herbst/
Trockenheit
Winter/
Kälte
Frühling/
Wind
Emotionen
Freude
Sorge
TrauerAngst
Wut
36
5.2 Die Elemente in der TCM
Wenn ein Element geschwächt ist, hat das Einfluss auf mehrere andere Bereiche des Zyklus.
Ist z.B. Holz geschwächt, dann kann es das Element Feuer nicht mehr genug ernähren, also
nimmt Holz dem Element Wasser auch nicht genug Energie ab und es entsteht eine Fülle im
Wasser. Es reicht also nicht aus nur das geschwächte Element zu behandeln, es muss auch nach
Symptomen in anderen Elementen gesucht werden, die ebenfalls therapiert werden. 8
Die Kontroll-Sequenz
Feuer
Erde
MetallWasser
Holz
Jedes Element kontrolliert ein anderes und wird ebenfalls von einem anderen kontrolliert. Holz
kontrolliert Erde, Erde kontrolliert Wasser, Wasser kontrolliert Feuer, Feuer kontrolliert Metall
und Metall kontrolliert Holz. Zwischen der Hervorbringungs- und Kontroll-Sequenz besteht
eine Wechselbeziehung. Z.B. kontrolliert Holz die Erde, aber die Erde bringt Metall hervor, das
wiederum das Holz kontrolliert. Des Weiteren kontrolliert Holz einerseits die Erde, andererseits
bringt es wieder Feuer hervor, das seinerseits wieder die Erde erzeugt. So wird jederzeit ein
selbstregulierendes Gleichgewicht aufrechterhalten. Jedem Element sind Organe, Gewebe,
Flüssigkeiten, Geschmäcker, Gerüche, etc. zugeteilt:
37
Holz Feuer Erde Metall Wasser
Hauptorgan (Zang)
Leber Herz Milz Lunge Niere
Nebenorgan (Fu)
Gallenblase Dünndarm MagenPankreas
Dickdarm Blase
Körperteile Innenseite der Beine,Leisten,Zwerchfell,Rippen
AchselhöhleInnenseite der Arme
Gesicht,Brust,Seiten derBeine,Leisten
Brust,Innenseite der Beine,Seite des Fußes
Gewebe/Flüssigkeiten
Sehnen,Faszien,Nägel
Blut,Schweiß
Muskeln, Fleisch,Bindege-webe
Schleim-häute,Haut
Knochen
Speichert Blut Lymphe Shen (Geist) Qi Jing
Qualität Geschmack Ton Flüssigkeit Farbe Geruch
Sinnesorgan Augen Zunge Mund, Lippen Nase Ohren
Sinn Sehen Reden Schmecken Riechen Hören
Geschmack Sauer Bitter Süß Scharf salzig
Geruch Ranzig Verbrannt Süßlich Verrottet Faulig
Holz Feuer Erde Metall Wasser
Tageszeit Morgen Mittag Nachmittag Abend Nacht
Klima Wind Hitze Feuchtigkeit Trockenheit Kälte
Farbe Grün Rot Gelb Weiß Blau/schwarz
Positive Emotionen
Freundlichkeit,Phantasie,Tatkraft,Durchsetzung
Freude, Liebe,Glück, Ehre,Respekt,Kreativität,Enthusiasmus,Geist,Ausstrahlen,Konzentration,Einsicht,Selbstbe-wusstsein,Offenheit
Ausgeglichen-heit, Mitgefühl, Nachdenken, Musikalität, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit
Rechtschaffen-heit,Mut, Los-lassen, Leere, Anpassungs-fähigkeit, Urvertrauen
Sanftheit,Gelassenheit,Wachheit, Stille,Bescheidenheit
Negative Emotionen
Zorn Innere Unruhe Grübeln Traurigkeit Angst
38
Zudem wird in Bezug auf die zugewiesenen Organe und Elemente von sogenannten
Menschentypen gesprochen:
Organ/Emotion
Gesamt-erscheinung, Körper, Vergleich mit Tier
Charakter Psyche, Geist Anfälligkeit auf Krankheit/Psychose
Idealberuf Patient braucht
Leber/Zorn Pykniker, Athlet; frisst sich im Zorn an – dann dicker Bauch, Augen blitzend, im Zorn rot/wie Stier
Normal: aktiv, Fülle:cholerisch, aufbrausend, oft unbedachtMangel:depressiv, Irritiert, planlos
Positiv:aktiv, Macher, spontan emotionellNegativ:aggressiv, vergisst raschSchwäche:Autoaggression: Nägel beißen, Suizid
Fülle: rote Hypertonie,Migräne, Apoplexie, AlkoholismusaggressivePsychosenMangel: LeberzirrhoseDeliriumtremens
Bürger-meister, Wirt/Wirtin, Ärztin, Ober-schwester, Chef-sekretärin, Manager, Vereins-obmann
Action! Muss selbst etwas tun können -Handlungsbedarf
Organ/Emotion
Gesamter-scheinung, Körper, Vergleich mit Tier
Charakter Psyche, Geist Anfälligkeit auf Krankheit/Psychose
Idealberuf Patient braucht
Herz/Freude Leptosomoder zarter Pykniker/wie Lerche
Normal: kontakt-freudig, freundlichFülle: sichverströmend, tut alles für BeifallMangel:depressiv
Positiv: herzlich, spontanNegativ: verausgabt sich, Logorrhoe
Herzinfarkt, Angina pectorisMangel: BurnoutFülle: Manie
Schauspieler, Kurtisane,Künstler (braucht Beifall)
Will geliebt werden, braucht Sympathie, Zuneigung
Milz/ Grübeln, Sorge
Pykniker, Athlet, oft dick, gedunsen Typus digestivus –verdaut mental und somatisch/ wie Wiederkäuer
Normal: DenkerMangel: depressiv, Grübler, HypochonderQuerulant
Positiv:nachdenklichrationellNegativ: nimmt alles schwer, frisst in sich hinein
Mangel: Diabetes,MeteorismusApoplexie, Paranoia querulans, Depression, Hypochon-drie
Philosoph, Denker
Lösbares Problem, Rationali-sierung,Motivation, muss überzeugt werden, Patient oft hypochon-drisch
39
Organ/Emotion
Gesamter-scheinung, Körper, Vergleich mit Tier
Charakter Psyche, Geist Anfälligkeit auf Krankheit/Psychose
Idealberuf Patient braucht
Lunge/TrauerMelancholie
Astheniker, TBC-Patient/Kranich – in den Lüften schwebend
Normal: UtopistÜbersteigert:Endorphin-NikotinsuchtMangel:vertrocknet, exogene Depression, zynisch bis bösartig
Positiv:Fantasie,kreativNegativ:Introvertiert, Wirklichkeits-flucht
Zugluft-empfindlich,Erkältung, Respirations-trakt, TBC. Exogene Depression, Schizophre-nie, Realitäts-flucht
Heilige,Dichter, Lyriker, Künstler (im stillen Kämmerlein), Marathon-läufer
Kreative Mitarbeit, Ablenkung, Kontakt
Niere/Angst,Schreck
Astheniker,Athlet/wie Hase (Angst) oder Schildkröte (verkrustet)
Normal: schweranpassungs-fähig, grundsatz-treuÜbersteigert:Unbeweglich, starrMangel: ängstlich, schreckhaft
Positiv: beharrlich, verläßlichNegativ: starrsinnig, verkrustet
Kälteanfällig,Bewegungs-apparat, Sexualstö-rung, KatatonerStupor
Beamter, Altpolitiker
Wärme, Stütze, muss aufgerichtet werden. Behandlung, Stützkorsett
Nach dieser Tabelle können Menschentypen und Krankheitsbilder gut abgelesen werden,
wonach eine gute Diagnose und Therapie erstellt werden kann.8
40
6. Die Meridiane
Als Meridiane werden die Leitbahnen der Lebensenergie (Qi) beschrieben. Es gibt insgesamt
12 Hauptmeridiane, die jeweils ihrem Organsystem zugeordnet sind. Um auf das entsprechende
Organsystem Einfluss zu nehmen werden die, auf den Meridianen liegenden,
Akupunkturpunkte behandelt. Wie schon der in Kapitel 2.4 (Akupunktur) beschriebene
Akupunkturpunkt Di 4 ( Dickdarm 4). Di 4 liegt auf dem Dickdarm-Meridian, welcher von der
Fingerspitze aus über die Schulter bis hin zum Kopf gelangt. Daher auch die vielen
Verwendungsmöglichkeiten für Krankheiten oder Schmerzen im Kopf und den Bereichen der
oberen Gliedmaßen.7
6.1 Hauptmeridiane (Jing Mai)
Hauptmeridiane sind die Hauptverbindungen zwischen allen Organsystemen. Jedem Meridian
wird auch eine Fließrichtung zugewiesen: „Yin-Meridiane verlaufen von den Zehen zum
Stamm und vom Stamm zu den Fingern. Yang-Meridiane verlaufen von den Fingern zum
Gesicht und vom Gesicht zu den Zehen."10 In der folgenden Tabelle sind alle Hauptmeridiane
und die dazugehörigen Elemente, Organsysteme, Emotionen etc. aufgelistet.
10 https://de.wikipedia.org/wiki/Meridian_(TCM) Zugriff: 20.03.2017
41
Element Organsystem Abk. Meridian Yin/Yang Emotion Sinnesorg. Gewebe
Metall Lunge Lu Tai Yin Yīn Trauer Nase Haut
Metall Dickdarm DiYang Ming
Yáng Trauer Nase Haut
Erde Magen MaYang Ming
Yáng Sorge LippenBindegewebe
Erde Milz Mi Tai Yin Yīn Sorge LippenBindegewebe
Feuer Herz He Shao Yin Yīn Freude Zunge Blut
Feuer Dünndarm Dü Tai Yang Yáng Freude Zunge Blut
Wasser Blase Bl Tai Yang Yáng Angst Ohr Knochen
Wasser Niere Ni Shao Yin Yīn Angst Ohr Knochen
Feuer Perikard Pe Jue Yin Yīn Freude Zunge Blut
Feuer 3facher Erwärmer
3EShao Yang
Yáng Freude Zunge Blut
Holz Gallenblase
GbShao Yang
Yáng Wut Auge Muskel
Holz Leber Le Jue Yin Yīn Wut Auge Muskel
Abbildung Meridiane 10
6.2 Außerordentliche Gefäße (Qi Jing Mai)
Zu den 12 Hauptmeridianen gibt es die 8 außerordentliche Gefäße, sie haben die Funktion vom
Verteilen und Speichern des Qi.
• Chong Mai (Durchdringungsgefäß)
• Ren Mai (Konzeptionsgefäß)
• Du Mai (Lenkergefäß)
• Dai Mai (Gürtelgefäß)
• Yin Qiao Mai (Yin Fersengefäß)
• Yang Qiao Mai (Yang Fersengefäß)
• Yin Wei Mai (Yin Verbindungsgefäß)
• Yang Wei Mai ( Yang Verbindungsgefäß)
42
6.3 Leitbahnsehnen (Jing Jin)
Die 12 Leitbahnsehen (auch Muskelmeridiane genannt) verlaufen ähnlich wie die
Hauptmeridiane, sind aber unabhängig voneinander und haben keine zugewiesenen Organe.
Die Leitbahnsehnen verlaufen in den Armen und Beinen, jeweils 6. Entsteht ein Problem in
einer bestimmten Sehne kommt es zu Spannungsänderungen in der Muskulatur. Ein gutes
Beispiel um die Auswirkung der Meridiane und der Leitbahnsehen auf den Menschen und
dessen vegetatives Nervensystem darzustellen ist der Gallenblasenmeridian. Dieser ist dem
Muskel und der Funktion des alltäglichen Entscheidens zugeordnet. Kommt man häufig in
stressvolle Entscheidungssituationen kann folgendes passieren: „Auf mikroskopischem Niveau
stellt man eine Veränderung der Muskelproteine fest, den „strain“. Über neuronale
Rückkopplungsmechanismen wird das vegetative Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen,
das wiederum einen Einfluss auf den Stoffwechsel der inneren Organe hat. Auf diese Weise
können Störungen im Organsystem mitverursacht werden. “11
6.4 Verbindungskanäle (Luo Mai)
Die Verbindungskanäle sind 15 horizontal verlaufende Kanäle welche das Organ-
Leitbahnsystem verknüpfen.10
6.5 Sondermeridiane (Jing Bie)
Die Sondermeridiane verlaufen ähnlich wie die Hauptmeridiane, allerdings gibt es weder eine
strukturelle noch eine funktionelle Darstellung der Sondermeridiane.7
11 http://balanceheilpraxis.de/WordPress/muskelmeridiane-und-leitbahnsehnen/ Zugriff: 21.03.2017
43
7. Die Akupunkturpunkte
Die Akupunkturpunkte sind Triggerpunkte auf der Haut und liegen auf den Meridianen. Die
Meridiane leiten die Informationen, welche durch die Akupunkturpunkte ausgelöst werden,
weiter zu der betreffenden Stelle. So lässt sich der Körper beeinflussen und therapieren. Der
Körper therapiert sich also ohne Medikamente selber.
7.1 Wichtige Punkte
An dieser Stelle beschreibe ich die wichtigsten Akupunkturpunkte, die ein sehr großes
Wirkungsspektrum haben.
Dickdarm 4 (Di4):
Abbildung D4 7
Di 4 wird bei allen Krankheiten welche sich in den oberen Extremitäten abspielen eingesetzt.
Seine Hauptfunktion ist es den Schmerz, Schwellungen etc. der oberen Extremitäten zu lindern
und zu stoppen, wie z.B.:
• Kopf: Kopfschmerz, einseitiger Kopfschmerz, Kopfschmerz im Bereich des gesamten
Kopfes, Hypertonus.
44
• Augen: Rötung, Schwellungen und Schmerz der Augen, verschwommenes Sehen,
oberflächliches visuelles Stauungssyndrom.
• Nase: Nasenbluten, nasale Kongestion und Ausfluss, Rhinitis, Niesen.
• Mund: Zahnschmerz oder Schmerz bei Karies im Bereich des Unterkiefers,
Mundgeschwüre, Lotusblumenzunge, rissige Zunge, steife Zunge, geöffneter Mund,
gespannte Lippen.
• Hals. Schmerzhafte Halsstauung, kindliche Halsmotte, Mumps, Stimmverlust.
• Gesicht: Schwellung des Gesichts, Deviation von Gesicht und Mund, Kiefersperre,
Taubheit, Tinnitus.
Di 4 hat eine starke Wirkung Wehen auszulösen. Während einer Auseinandersetzung zwischen
dem Kronprinzen der Song-Dynastie und dem Doktor Xu Wen-bai, in der es darum ging ob
eine schwangere Frau ein Mädchen oder Zwillinge bekommt, befahl der Kronprinz den Bauch
der Frau aufzuschneiden und nachzusehen. Xu Wen-bai bat jedoch darum seine Nadeln dafür
zu nutzen, er stach Ma 36 und Di 4 woraufhin, aufgrund der starken wehenauslösenden
Wirkung, ein toter Fötus geboren wurde. Daher ist Di 4 während der Schwangerschaft nicht zu
empfehlen. 7
Dickdarm 11 (Di11):
Abbildung D11 7
Di 11 stärkt das Immunsystem und hilft Fieber zu beseitigen, welches im Zusammenhang mit
einem Yang-Exzess (Hitze) steht.
45
Indikationen:
• Hohes Fieber, Schädigung durch Kälte mit Fieber, Malaria, Durst und Schwitzen nach
dem trinken, trockene und heiße Haut.
• Schmerzhaftes Stauungssyndrom des Halses, Stimmverlust, Zahnschmerz, Rötung und
Schmerz der Augen, Tränenfluss, Schmerzen im vorderen Bereich des Ohrs.
• Unruhe und Druck auf der Brust, manische Erkrankung, schwaches Gedächtnis,
Zungenbewegung, Schwindel, Hypertension, Struma, Skrofula.
• Erysipel, Urtikaria, Windpocken, trockene Haut, schuppige Haut, Jucken der Haut,
Gürtelrose, Schmerz und Jucken des gesamten Körpers, Insektenstiche, Hauteiterungen
am Rücken.
• Blähungen und Schmerzen des Abdomen, Erbrechen und Diarrhö,
Durchfallerkrankungen, Amenorrhö.
• Taubheit des Oberarms, Schmerzhaftes Stauungssyndrom, Hemiplegie, klonische
Spasmen, Kontraktion, Immobilität und Schmerzen des Ellenbogens und der Schulter,
Atrophie und Schwäche des Ellenbogens, Rötung und Schwellung des Arms,
Atrophieerkrankungen der unteren Extremitäten, Schmerzen und Schwellung des
Sprunggelenks. 7
46
Magen 36 (Ma36):
Abbildung Ma36 7
Indikationen:
• Epigastrische Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, bitteres Erbrechen, Erbrechen von Eiter
und Blut, Schluckauf, Würgen, Aufblähung und Schmerz des Abdomens, Völlegefühl
und Spannung des Herzens und des Abdomens, Hitze im mittleren Jiao mit Neigung zu
Hunger, Hunger ohne Verlangen zu essen, Appetitlosigkeit, erschwerte
Nahrungsaufnahme.
• Borborygmus, Flatulenz, Diarrhö und dysenterische Erkrankungen, unverdaute
Nahrungsbestandteile (im Stuhl), Kälte in den Därmen, chronische Diarrhö, plötzliche
tumultartige Erkrankung, Ödeme, Schweregefühl der vier Extremitäten,
Unterbauchschmerzen und Schwellung mit Urinverhalt, Gelbsucht.
• Leere Dyspnoe, Kurzatmigkeit und Husten, Dyspnoe und Unfähigkeit länger zu stehen.
• Schwindel, postpartaler Blutschwindel, verschwommenes Sehen, Tinnitus,
Palpitationen, Hypertonie.
• Manie-Depression, manisches Singen, Wahn, Schimpfreden, Angst und Furcht,
Neigung zu Traurigkeit, ungezügeltes Gelächter, Agitiertheit mit Hitze im Körper.
• Schmerzhaftes Stauungssyndrom des Halses mit Unfähigkeit zu Sprechen, Frieren und
Fieber, fieberhafte Erkrankung ohne Schwitzen, fieberhafte Erkrankung mit schweren
47
Kopf- Stirnschmerzen, Kopfschmerz, kalte Nase, Schmerzen im Gehirn, Schmerzen der
lateralen Rippenregion, Blutstase im Inneren, Blutstase in der Brust, plötzlicher
Herzschmerz, Völlegefühl in der Brust und in der lateralen Rippenregion.
• Kiefersperre, chronische Spasmen, Bewusstseinsverlust.
• Schwellung der Brust, Schmerzen des Knies und des Schienbeins, Hemiplegie,
Muskelschmerzen, chronisches schmerzhaftes Stauungssyndrom, Lumbalschmerz und
Unfähigkeit sich zu drehen. 7
Niere 3 (Ni3):
Abbildung Ne3 7
Indikationen:
• Taubheit, Tinnitus, Kopfschmerzen und Schwindel, Zahnschmerzen und Nasenbluten,
wunder Hals, Hitzeempfindungen im Mund, Schleim im Mund, der sich wie Leim
anfühlt, Erkrankung mit Gewichtsabnahme und übermäßigem Durst, heiße Erkrankung
mit übermäßigem Schwitzen, chronische Malaria, Auszehrung.
• Husten, Bluthusten, Husten mit Appetitlosigkeit, Keuchen, Dyspnoe, Asthma,
Thoraxschmerz.
• Schlaflosigkeit, intensives Träumen, schlechtes Gedächtnis, Hitzeempfindungen in den
Handflächen, stechende Herzschmerzen.
48
• Samenverluste, Impotenz, Ejaculatio praecox, sexuelles Belastungssyndrom,
unregelmäßige Menstruation.
• Häufiges und reichliches Wasserlassen, Enuresis, Hitze im Hypogastrium mit gelbem
Urin, abdominelle Blähung, erschwerte Defäkation, feuchte juckende
Hautveränderungen an der Innenseite des Oberschenkels.
• Lumbalschmerzen, Schmerzen des Abdomen und der lateralen Rippenregion,
Schädigung durch Kälte mit Inversionssyndrom mit entgegengesetztem Fluss an
Händen und Füßen, Taubheit und Schmerzen der Beine, Schwellung und Schmerzen
der Knöchel, Schwellung und Schmerzen der Ferse. 7
Leber 3 (Le3):
Abbildung Le3 7
Indikationen:
• Kopfschmerzen, Schwindel, Taubheitsgefühl des Kopfes, Opistothonus, Kontraktion
der Sehnen, der Hände und Füße, Epilepsie, kindlicher Schreck-Wind, Munddeviation,
Tetanie, Hypertonie.
• Spannung und Schmerzen der lateralen Rippenregion, den ganzen Tag unfähig tiefer
einzuatmen, Seufzen, Schwellung der Axilla, Schmerzen der Leber und des Herzens,
Herzschmerzen mit saitenförmigem Puls, Spannungsgefühl des Herzens,
49
Brustschmerzen, epigastrische und abdominelle Schmerzen, periumbilikale Schmerzen,
Schmerzen und Völlegefühl im Hypogastrium, Shan-Erkrankung, plötzliche Shan-
Erkrankung bei Kindern, geschwollene Hoden, zurückgezogene Hoden, einseitiges
Herabhängen des Hodens, Genitalschmerzen.
• Schlaflosigkeit, leicht ängstlich.
• Unscharfes Sehen, Nebelsehen, Rötung, Schwellung und Schmerzen der Augen.
• Aufgerissene Lippen, Schwellungen der Lippen, Spannungsgefühl im Hals,
Rachenschmerzen, trockener Hals mit Verlangen zu trinken, innere Hitze mit Durst,
niedriges Fieber, todesähnliche grüne Gesichtsfarbe.
• Amenorrhö, unregelmäßige Menstruation, anhaltende Uterusblutung, Uterusprolaps,
anhaltendes und massives Schwitzen nach der Entbindung, ungenügende Laktation.
• Enuresis, erschwerte Miktion, Harnverhalt, schmerzhafte Miktionsdysfunktion, Leere-
Belastungssyndrom mit Ödemen.
• Gelbsucht, Erbrechen, Bluterbrechen, Übelkeit, Obstipation, erschwert Defäkation,
Borborygmus, Diarrhö mit unverdauten Nahrungsbestandteilen, Diarrhö mit dünnen
Stühlen, blutige Diarrhö und dysenterische Erkrankungen, Blut im Stuhlgang.
• Lumbalschmerzen, die in den Unterbauch ausstrahlen, Schmerzen der inneren und
äußeren Knieanteile, Schmerzen des Unterschenkels, Schlaffheit und Schwäche der
Beine, Unfähigkeit zu gehen, Kälteempfindungen in Knien und Füßen, kalte Füße,
Schmerzen des inneren Malleolus, Ellenbogenschwellungen und Kontraktion der fünf
Finger. 7
50
Lenkergefäß 20 (LG20, Du20):
Abbildung LG20 7
LG 20 ist vor allem für den Kopf, das Gehirn und die Psyche zuständig.
Indikationen:
• Kopf-Wind, einseitige Kopfschmerzen, Vertex-Schmerzen, Schweregefühl im Kopf,
Schwindel, Wind-Schwindel, visueller Schwindel, Tinnitus, hervorstehende Augen,
Blindheit, Hypertonus, Hypotonus.
• Wind-Apoplex, Hemiplegie, Opisthotonus, Tetanie, Bewusstseinsverlust, Erbrechen
von Schaum, Wind-Epilepsie, Kiefersperre, Rektumprolaps, Uterusprolaps,
Schlaganfall.
• Agitiertheit und Bedrücktheit, Hitzegefühl und Druckgefühl im Bereich des Herzens,
Schreck-Palpitationen, schwaches Gedächtnis, Mangel an mentaler Vitalität,
Desorientiertheit, viel Weinen, Traurigkeit und Weinen mit Wunsch zu sterben, Manie.
• Obstruktion der Nase, Ausfluss aus der Nase, Nasenbluten, Unfähig Nahrungsmittel und
Getränke zu schmecken.
• Rötung des Gesichts nach Konsum von Alkohol, Hitze im Körper, Malaria.7
51
M-HN 3 (Yintang):
Abbildung Yintang 7
Yintang befindet sich auf der Position des, nach vielen traditionellen Kulturen, dritten Auges
und stellt daher einen Bezug zum Geist her. Nimmt also großen Einfluss auf die Psyche.
Indikationen:
• Chronischer und akuter kindlicher Schreck-Wind, Schreck-Spasmen, frontale
Kopfschmerzen, Schwindel, Schwindel nach Entbindung, Schlaflosigkeit, Agitiertheit
und Ruhelosigkeit.
• Verstopfung der Nase und Nasenausfluss, Rhinitis, Nasenbluten, Augenprobleme,
Hypertonie, Gesichtsschmerzen.7
52
8. Bioinformatik
Der menschliche Körper kann nur funktionieren wenn er eine Steuerung besitzt. Die Organe,
wie Herz, Niere, usw., werden vom Sympathicus und Parasympathicus versorgt. Die
Physiologie des autonomen Nervensystems stellt sich wie folgt zusammen:
„Der Organismus agiert in der Umwelt über seine Skelettmuskulatur, deren Kraftentwicklung
vom somatomotorischen System geregelt wird. Die neuronalen Programme, von denen diese
Regelung abhängt, liegen im Rückenmark, Hirnstamm, Hypothalamus, Zerebellum,
Basalganglien und in der Großhirnrinde. Die Hirnbereiche bekommen Rückmeldungen über
die sensorischen Systeme aus der Umwelt und vom Körper. Die motorische Aktivität des
Körpers kann nur stattfinden, wenn seine Zellen, Gewebe und Organe in einem optimalem
Funktionszustand gehalten werden und dieser Zustand bei den verschiedenen externen und
internen Herausforderungen kurzzeitig und über längere Zeiträume angepasst wird.
Kurzzeitregulationen schließen die Regulation der Blutflüsse, des Körperflüssigkeitsvolumens
und osmotischen Druckes, der Körpertemperatur, gastrointestinaler Funktionen
(Nahrungsaufnahme und Verdauung), der Beckenorgane, des Metabolismus usw. ein. Langzeit-
Regulationen schließen Wachstum und Aufrechterhaltung der Körpergewebe, zirkadianen
Periodik aller Körperfunktionen (einschließlich Schlaf-Wach-Rhythmus) und Protektion aller
Körpergewebe (einschließlich Schmerz und Nozizeption) ein. Wie das somatomotorische
System stehen auch alle autonom und neuroendokrin geregelten Körperfunktionen unter der
Kontrolle des Gehirns. Um die eben genannten Funktionen auszuüben, wirkt das Gehirn auf die
verschiedenen Zielgewebe ein (glatte Muskulatur, Herz, exokrine und endokrine Drüsen,
metabolische Gewebe, Immunsystem usw.). Die efferenten Systeme sind neuronal (das
autonome Nervensystem) und endokrin (die neuroendokrinen Systeme). Die Zeiträume der
Regulationen erstrecken sich über mehrere Größenordnungen: autonome Regulationen finden
normalerweise in Sekunden bis Minuten statt, neuroendokrine Regulationen dagegen in
Zeitbereichen von 10 Minuten, Stunden, Tagen oder länger. Die afferenten Signale von den
Körpergeweben sind neuronal, hormonell oder humoral (z.B. die Blutglukoseregulation oder
die Temperatur des Blutes). Die autonomen und endokrinen Regulationen sind im
Hypothalamus, Hirnstamm und Rückenmark repräsentiert. Die sensomotorischen Programme
der autonomen und neuroendokrinen Regulationen stehen unter Kontrolle des Großhirns
(Neokortex und limbisches System) und sind auf allen zentralnervösen neuronalen Ebenen mit
der Regulation der Somatomotorik integriert.
53
Die Präzision und biologische Bedeutung der autonomen Regulationen wird offensichtlich
unter pathophysiologischen Bedingungen, z.B.
• Wenn diese Regulationen versagen (z.B. unter extremer physischer Belastung,
hämorrhagischem Schock, schweren Infektionserkrankungen),
• Wenn periphere autonome Neurone geschädigt sind (z.B. durch Toxine oder
metabolisch wie bei der diabetischen autonomen Neuropathie),
• Wenn Gruppen autonomer Neurone fehlen (z.B. in der Hirschsprung´schen Erkrankung,
in der hemmende Neurone des Darmnervensystems fehlen),
• Wenn das Rückenmark geschädigt ist und es zu Unterbrechung zwischen spinalen
autonomen Systemen und supraspinalen Zentren kommt (bei Querschnittsgelähmten),
• Bei zentralnervösen Systemerkrankungen (z.B. bei Parkinson, Epilepsie oder Multipler
Sklerose) oder
• Im Alter, wenn periphere autonomen Neurone degenerieren und die zentralnervösen
Regulationen schwächer werden (Mathias und Bannister 2002, Robertson 2004)“ 12
12 Hrsg. Carl-Albrecht Haensch, Wolfgang Jost, Klinische Neurologie – Das autonome Nervensystem – Grundlagen, Organsysteme und Krankheitsbilder, W. Kohlhammer GmbH Stuttgart, 1. Auflage, 2009
54
8.1 Bioinformatik in der TCM
Die Kommunikation im menschlichen Körper läuft über die 12 Meridiane, welche alle
untereinander verbunden sind, und die Akupunkturpunkte, welche auf den Meridianen liegen.
Ebenso werden die Meridiane über weitere Techniken der TCM beeinflusst. Anhand eines
kurzen Beispiels werde ich die Funktionen der Meridiane beschreiben.
Der Lungen-Meridian:
Abbildung Lungen-Meridian 8
Der Lungen-Meridian hat 5 Hauptfunktionen:
• Beherrschen des Qi und Kontrolle der Atmung
• Kontrolle des Verteilens und Absenkens
• Regulierung der Flüssigkeitswege
• Kontrolle der Haut und der Körperhaare
• Öffnet sich in die Nase
55
Aufgrund dieser Funktionen können folgende Krankheiten und Symptome erklärt und
behandelt werden:
• Rebellierendes Lungen-Qi, welches sich in Symptomen wie: Husten,
Dyspnoe, Keuchen, Asthma und Kurzatmigkeit zeigt.
• Nasenerkrankungen einschließlich Nasenbluten.
• Geschädigte Verteilungsfunktion.
• Halserkrankungen wie: Trockenheit, Wundheit, Schwellung und
Schmerz.
• Erbrechen durch Störung des Magen-Qi7
8.2 Wie können wir mit der Akupunktur die Bioinformatik des
Körpers beeinflussen?
Am Beispiel des Ohres möchte ich nun die Manipulationsmöglichkeiten der Organsteuerung
über das Vegetative Nervensystem, im speziellen des Nervus Vagus, darstellen. Wie bereits in
der Diagnostik vorgestellt, ist auf der Oberfläche des Ohres der gesamte menschliche Körper
mit all seinen Einzelheiten, wie Organe, Knochen, Drüsen, Gewebe usw., vertreten.
Vergleichbar wie bei modernen Autos die Diagnosesteckdose. Anhand von Gefäßzeichen im
Ohr lassen sich so Störungen an den Organen, Knochen, Geweben usw. erkennen. Der Vorteil
dieser Diagnostik ist, dass man gezielt über Gefäßveränderungen durch Einstechen oder Druck
in die vegetative Steuerung eingreifen kann. Die gleiche Manipulationsmöglichkeit ergibt sich
natürlich auch durch die einzelnen Körper-Akupunkturpunkte, nur ungleich schwieriger als am
Ohr, da ich für die Körperakupunktur ein komplettes Konzept mit Berücksichtigung
verschiedener sich ergänzenden Punkte entwickeln muss, und nicht wie am Ohr wo ich direkt
in die Gefäßzeichnung einstechen kann. Ein weiterer Vorteil am Ohr ist, dass die Wirkung
unmittelbar nach der Manipulation des betroffenen Areals einsetzt.
56
Anhand des Bildes lässt sich erkennen, dass das Ohr über den Nervus Vagus Anschluss an das
Vegetative Nervensystem hat.
57
9. Praktischer Teil
In meinem Praktischen Teil habe ich mich mit der Ohrdiagnostik beschäftigt. Das Ohr ist wie
ein auf dem Kopf stehendes Embryo aufgebaut, innen die Organe und außen der Körper mit
seinen Extremitäten. Krankheiten sind an auffälligen Adern zu erkennen, sind die Adern rot ist
es eine akute Krankheit, sind sie blau ist es eine chronische Krankheit. Um mehr über das
Thema zu erfahren habe ich einen Kurs über Ohrdiagnostik an der Universität Potsdam besucht.
Dort konnte ich mein theoretisches Wissen vertiefen und anwenden. Anschließend habe ich
Fotos von einigen Ohren gemacht und diese ausgewertet:
In diesem Ohr sind Magen, Leber, Milz und der Ischias-Nerv gut zu erkennen. Außerdem ist
der Punkt Shen-Men, in der Spitze der Fossa-Triangularis, zu sehen, welcher auf Stress
hindeutet.
Auffällig sind hier: Knie, Ischias-Nerv, Lendenwirbelsäule, Leber, Magen und Shen-Men bzw.
Stress. Die Ischias Beschwerden bestehen schon längere Zeit (chronisch).
58
An diesem kann man deutlich die Niere, Gallenblase, Hüfte, Lendenwirbelsäule,
Brustwirbelsäule, den Fuß, Ischias-Nerv und die Knie erkennen. Die blauen Adern deuten auf
chronische Beschwerden hin.
An diesem Ohr kann man eine Allergie erkennen, in diesem Fall Heuschnupfen. Im oberen Ohr
sind Shen-Men und der Allergiepunkt behandelt worden, welche im Zusammenhang stehen. In
der Mitte des Ohres wurde die Milz behandelt, welche im Zusammenhang mit der Lunge steht.
Rechts erkennt man die Nase und unten wurden die Augen behandelt.
59
Hier sind Lendenwirbelsäule, Knie, Ischias-Nerv und Fuß zu erkennen.
In diesem Ohr ist wieder eine Allergie zu erkennen. Außerdem zeigt sich durch den Punkt Shen-
Men der Stress.
Im inneren des Ohres sind Lunge und Herz gut zu erkennen.
60
Oben rechts ist der Allergiepunkt zu sehen, links daneben ist der Ischias-Nerv auffällig.
Außerdem ist die Gallenblase und Leber zu sehen.
61
10. Schlussteil
Die TCM wurde von Mao Tse Tung in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts initiiert,
dabei wurden sämtliche Bereiche der chinesischen Medizin zusammengefasst. Ebenfalls in den
fünfziger Jahren wurden sogenannte Barfußärzte ausgebildet um die TCM flächendeckend,
auch in den armen ländlichen Regionen, anbieten zu können.
Akupunktur, Kräuterheilkunde, Ernährung nach den 5 Elementen, Tai Chi / Qi Gong und die
Tuina-Massage sind Bereiche der TCM, welche ganzheitlich sind und immer die Wurzel der
Krankheit behandeln, nicht die Symptome wie in der westlichen Medizin.
Die diagnostischen Methoden, welche in Kapitel 3 beschrieben werden, sind ein großer Teil
der TCM. Diese bestehen aus der Anamnese, Pulsdiagnostik, Ohrdiagnostik und der
Zungendiagnostik. Durch diese Methoden können sehr präzise Diagnostiken erstellt werden,
wie z.B. anhand der zu sehenden Adern in der Ohrdiagnostik.
Die Basis der TCM stellt die Theorie nach Yin und Yang dar, diese sind in vielen alltäglichen
Bereichen als komplementäre Gegensätze zu finden. Ebenso in unserem Körper. Befinden sich
Yin und Yang nicht mehr im Gleichgewicht, kann es zu Krankheiten kommen, welche durch
die Regulierung von Yin und Yang behandelt werden kann.
Die TCM baut außerdem auf die Theorie der 5 Elemente auf, diese Elemente regulieren
einander und können Menschentypen zugeordnet werden. Anhand dieser Menschentypen
können Krankheiten schneller erkannt und behandelt werden.
Die Meridiane sind die Kommunikationsleitbahnen zwischen den Organen und Zellen. Auf
ihnen liegen die Akupunkturpunkte durch die Informationen durch die Leitbahnen an die
richtige Stelle gesendet werden können.
Die wichtigsten Akupunkturpunkte werden im Kapitel 7 aufgelistet. Diese haben ein besonders
großes Wirkungsspektrum und können daher vielfältig eingesetzt werden.
Im Kapitel über die Bioinformatik in der TCM stelle ich die Traditionelle Chinesische Medizin
aus heutiger Sicht dar. Hierbei beschreibe ich die Informationsleitungen in den Meridianen,
durch die der Körper beeinflusst werden kann.
Mein Praktischer Teil besteht hauptsächlich aus der Ohrdiagnostik, in diesem Kapitel habe ich
den Prozess und das Ergebnis meiner Arbeit beschrieben.
62
10.1 Fazit
Wie schon in meiner Einleitung geschrieben spielt die Traditionelle Chinesische Medizin für
mich schon mein ganzes Leben eine große Rolle. Es ist für mich selbstverständlich, dass alle
Krankheiten in der Familie mit der TCM behandelt werden. Ich habe dieses Thema jedoch als
Facharbeit gewählt, weil ich wissen wollte, wie und warum diese Medizin funktioniert.
Dementsprechend waren die ersten Kapitel, über die Geschichte und Bereiche der TCM nicht
sehr interessant für mich und ich war wenig motiviert weiter zu schreiben. Ab Kapitel 3.4
(Ohrdiagnostik) wurde es schon interessanter, da ich immer mehr in mein Thema hineinkam.
Kapitel 4 und 5 beinhalteten viel Recherche, waren aber schon leichter zu schreiben. Ab dem
sechsten Kapitel betrachtete ich das Recherchieren und Schreiben nicht mehr als Arbeit. Ich
habe viel gelernt und konnte, begeistert von diesem Thema, meine Facharbeit zum Abschluss
bringen. Bis auf die ersten 3 Kapitel bereitete mir meine Facharbeit nur ein paar Probleme. Das
größte Problem stellte der Stressfaktor dar, der durch die parallel laufende Schulzeit entstand.
63
11. Quellenverzeichnis
1 Hrsg. Dr. Maoshing Ni: Der Gelbe Kaiser- Das Grundlagenwerk der Traditionellen
Chinesischen Medizin, Übers. Ingrid Fischer-Schreiber, Scherzverlag, erschienen im Otto
Wilhelm Barth Verlag, Erste Auflage 1998
2 https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/der-opiumkrieg-und-seine-
folgen-fuer-china , Zugriff: 30.01.2017
3 http://www.daegfa.de/PatientenPortal/Chinesische_Medizin.Geschichte_der_TCM.aspx,
Zugriff: 30.01.2017
4 http://www.tai-chi-chuan-qi-gong.de/story1.htm , Zugriff. 04.02.2017
5 http://www.gesundheit.fuer-uns.de/index.php?menu=2&menu2=6, Zugriff: 06.02.2017
6 http://www.tcmklinik.de/65,tcm-westen-arzneitherapie.html, Zugriff: 19.02.2017
7 Deadman, Peter: Großes Handbuch der Akupunktur, Peter Deadman, Mazin Al-Khafaji,
Kevin Baker, Übers. Stefan Hager u. Ulrich Hager, Kötzing/Bayer. Wald: Verlag für
Ganzheitliche Medizin Wühr, 2000
8 Maciocia, Giovanni: Die Grundlagen der Chinesischen Medizin: ein Lehrbuch für
Akupunkteure und Arzneimitteltherapeuten, Geleitw. von Su Xin Ming, Übers. von Andreas
Höll, Kötzting/Bayer: Verl. für Ganzheitliche Medizin, Wühr, 1994
9 http://www.yifengshui.de/grundlagen-des-feng-shui-bagua-die-acht-trigramme/ Zugriff:
08.05.2017
10 https://de.wikipedia.org/wiki/Meridian_(TCM) Zugriff: 20.03.2017
11 http://balanceheilpraxis.de/WordPress/muskelmeridiane-und-leitbahnsehnen/ Zugriff:
21.03.2017
12 Hrsg. Carl-Albrecht Haensch, Wolfgang Jost, Klinische Neurologie – Das autonome
Nervensystem – Grundlagen, Organsysteme und Krankheitsbilder, W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart, 1. Auflage, 2009
64
12. Danksagung
An erster Stelle möchte ich mich bei meinen Betreuern Frau Köhn und Herrn Köttker bedanken,
die mich richtungsweisend und mit viel Engagement während meiner Facharbeit begleitet
haben.
Des Weiteren gilt mein Dank den Menschen, die mir die Fotos ihrer Ohren für meine praktische
Arbeit zur Verfügung gestellt haben.
Zum Schluss danke ich meiner Familie und meinen Freunden, die mich die ganze Zeit
unterstützt, motiviert und ertragen haben.
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Erklärung: Ich versichere, dass ich die vorgelegte Arbeit selbstständig angefertigt und
ausschließlich die von mir erwähnten Hilfsmittel verwendet habe.
Alfhausen, 23.04.2017 Maximilian Gunia
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