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Fotos: Renggli AG Sursee, Nicola Pitaro
Immer mehr Bauherren lassen ihr Heim in Werkhallen vorfabrizieren, statt es auf der Parzelle hochzuziehen. Was sind die Vorteile von
FERTIGHÄUSERN? Zu Besuch bei Familie Arquint in Zizers.
Text Hans-Martin Bürki-Spycher
Gebaut in einem Tag
Traum vom EigenheimNach nur drei Monaten konnten die Arquints in ihr vorgefertigtes Heim in Zizers GR einziehen. Das Haus im Holzsystembau erfüllt den Minergie-Standard.
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FERTIGHÄUSER Bauen und renovieren
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Fotos: Familie Arquint, Jorma Müller
IndividuellDie Inneneinrichtung gehorcht ausschliesslich persönlichen Wünschen.
In der FabrikVorfabrikation der Fassade mit den Fenstern.
Transport Frühmorgens fährt der Lastwagen mit den Elementen vor.
Millimeterarbeit Fachleute stecken die Fassaden elemente des Hauses der Familie Arquint zusammen.
Zwischenwände Bis am Abend wird das Haus fertig aufgestellt sein.
«Am Morgen war alles noch bodeneben. Dann kamen die Lastwagen, und am Abend stand das Haus.» Barbara Arquint, Bewohnerin eines Fertighauses
Das dürfte mit ein Grund sein, weshalb der Systembau mit vorgefertigten Elementen immer beliebter wird. Zwar ist ein solches Fertighaus auf dem Papier nicht günstiger, aber es entfallen die Kostenrisiken. Denn nichts scheut ein Bauherr mehr als Stress durch nicht eingehaltene Zeitpläne und ausufernde Kosten. Beides kein Problem bei dieser Bauweise. Die Firmen wissen, wie lange das Anfertigen geht und wie viel das kostet. Und wichtig: Das Wetter hat auf die Arbeiten in den Fabrikationshallen keinen Einfluss.
Die Konstruktionsweise der vorfabrizierten Häuser geht auf die Zeit der Industrialisierung zurück. Damals begann die Geschichte des Fertighauses. 1833 entwickelt der Londoner Zimmermann Her
bert Manning ein Fertighaus für seinen Sohn, der nach Australien auswandern will: eine einfache Holzrahmenkonstruktion mit Satteldach aus Zeltleinwand. Das Prinzip bewährt sich, und so produziert Manning fortan serienmässig Bausätze, die von den Käufern innerhalb eines Tages selber zusammengesetzt werden können.
Das Beispiel machte Schule. In Amerikas Westen entstanden ganze Städte mit Häusern in Holzleichtbauweise, zum Teil auch aus Wellblech. Es waren Unterkünfte für Minen und Fabrikarbeiter – und auch für Goldgräber, die zwischen 1848 und 1854 zu Hunderttausenden in Kalifornien ihr Glück versuchten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen amerikanische Firmen, Fertighäuser ➳
Am Morgen war alles noch boden eben», erinnert sich Barbara Arquint, 39, an den denkwürdi
gen Tag. «Dann kamen die Lastwagen, und am Abend stand das Haus.» Das war am 3. September 2012. Barbara und Adrian Arquint, 43, verfolgten zusammen mit ihren Kindern Andri, 9, und Ladina, 7, die Bauarbeiten. Sie waren fasziniert, mit welcher Präzision und wie rasch die geübten Hände der Arbeiter die vorfabrizierten Wände und Decken zu einem Haus zusammenfügten. Drei Monate später zog die Familie in ihr neues Heim ein.
Gemütlich ist es im Wohnzimmer von Familie Arquint in Zizers GR. Der Holzboden strahlt Wärme aus, durch die Fensterfront lacht die Sonne. Kaum zu glauben, dass die Wände damals mit bereits eingebauten Fenstern geliefert und vor Ort zusammengebaut wurden. Die Firma Rengg li aus Sursee LU hat Massarbeit geleistet. «Es gab einen Zeitplan für sämtliche Arbeiten», erinnert sich Adrian Arquint, «und der wurde haargenau eingehalten.»
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FERTIGHÄUSER Bauen und renovieren
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Fotos: Kurszentrum Ballenberg/Publ. Handwerk 3/10, Centre National d’Art et de Culture Georges Pompidou, Arcaid, danapress, Keystone
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gend», sagt Uwe Germerott, Geschäfts führer des Verbandes für geprüfte Qualitätshäuser. 90 Prozent dieser Häuser werden aus Holz vorgefertigt, der Rest aus Beton.
UMFASSENDE DIENSTLEISTUNGDie Vorteile des ElementbauPrinzips liegen auf der Hand: Kostensicherheit, Bauqualität und Zeitersparnis. «Die Leute wollen möglichst rasch in ihr Haus einziehen», sagt Uwe Germerott. Zudem ist Holz als nachwachsender Rohstoff ökologisch verträglich und daher beliebt.
«Für uns kam nur ein Holzbau in Frage», sagt Adrian Arquint. Die Familie hat sich zum Fototermin für die «Schweizer Familie» im Garten vor ihrem Haus in Zizers eingefunden. Kaum hörbar summt die Wärmepumpe, die für Warmwasser und im Winter für Wärme im MinergieHaus sorgt. Gerne erinnert sich Adrian Arquint an die Bauzeit: «Sehr angenehm war, das wir in der Firma Renggli nur einen einzigen Ansprechpartner hatten, der sich vom Architekten bis zu den Handwerkern um alles kümmerte.»
Wer ein Haus in Systembauweise bauen möchte, kann aber auch mit einem eigenen Architekten an eine der Firmen gelangen
Allmählich wird das Schwedenhaus auch im übrigen Europa immer beliebter. Es ist sogar bei Ikea im Sortiment, in der Schweiz jedoch nicht.
Doch auch hierzulande hat sich das Image des Fertighauses gewandelt. Es ist nicht einfach ein Haus ab Stange. Nein, heutige Fertighäuser stehen für anspruchsvolles Design und Spezialanfertigungen. Vorhandene Modelle können nach Belieben abgeändert werden. Jedes Haus ist somit ein Unikat. «Der Anteil vorfabrizierter Einfamilienhäuser beträgt in der Schweiz bereits 22 Prozent, Tendenz stei
Häusern und ganzen Siedlungen zusammengefügt. Doch die Bauten sahen nicht nur öde aus, sondern hatten bautechnische Mängel, sodass sie rasch sanierungsbedürftig wurden. Es erstaunt also wenig, dass es um den Ruf des Fertighauses schlecht stand: Ein Fertighaus – rasch hingeklotzt – ist billig und wenig haltbar. Nur ein sorgfältig von Grund auf gebautes Gebäude bürgt für Qualität. Dieses Vorurteil setzte sich in Mitteleuropa fest.
Die Schweden waren da viel unverkrampfter. Ein grosser Teil der Bevölkerung lebt heute in Fertighäusern aus Holz.
Jean Prouvé Fertighaus des Konstrukteurs in der französischen Stadt Meudon nahe Paris.
Frank Lloyd WrightDieses Fertighaus des amerikanischen Archi-tekten steht im US-Bundesstaat Wisconsin.
Le Corbusier Die Unités d’Habitation des schweizerisch-franzö-sischen Architekten wurden ab 1947 an fünf Orten realisiert, dar-unter Marseille und Berlin. Sie sollten den Wohnungsmangel nach dem Zweiten Weltkrieg lindern.
«Der Anteil vorfabrizierter Einfamilienhäuser beträgt in der Schweiz bereits 22 Prozent, Tendenz steigend.» Uwe Germerott, Verband für geprüfte Qualitätshäuser
Futuro Dieses Fertighaus stammt vom finnischen Architekten Matti Suuronen und wurde von 1968 bis 1974 produziert.
Chalet-Fabrik InterlakenEin vorfabriziertes Haus der 1850 gegründeten Berner Oberländer Firma.
per Versandkatalog anzubieten. Zugestellt per Lastwagen oder Eisenbahn, inklusive Bedienungsanleitung zum Selbstaufbau. «Im Set enthalten war die komplette Haustechnik, sogar Nägel und Farben, alles durchnummeriert», erzählt der deutsche Archi tekturhistoriker und Buchautor Oliver Jahn.
In dieser Zeit fingen auch die jungen Architekten der Avantgarde an, sich für die Fertigbau technik zu interessieren. «Prefab Houses», also vorfabrizierte Häuser, versprachen eine Lösung sozialer Probleme. Jeder Amerikaner, sagte Architekt Frank Lloyd Wright, habe ein Recht darauf, ein Haus zu besitzen, das höheren ästhetischen Ansprüchen genüge und dennoch erschwinglich sei. Doch seine Fertighäuser, wie auch die anderer Architekturgrössen wie Le Corbusier oder Jean Prouvé, kamen nicht über das Stadium des Prototyps hinaus.
DAS SCHWEDENHAUSWährend in den Einwanderungsländern wie USA und Australien die Fertighäuser Anklang fanden, taten sich die Europäer damit schwer. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als es vor allem in Deutschland darum ging, den Menschen in den zerbombten Städten wieder ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, setzte das Fertighaus zum Durchbruch an. Vorgefertigte, barackenartige Unterkünfte wurden zu Tausenden an den Stadträndern errichtet. Das Prinzip des Systembaus wurde auch angewendet im Plattenbau. Dabei wurden Fertigteile aus Beton zu
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Bauen und renovieren
EXTRAFERTIGHÄUSER
Fotos: Rolf Schwarz, Corbis, Courtesy of Easy Domes Ltd.
(siehe Adressen S. 42 und 43). Ein vorfabriziertes Holzhaus kostet in etwa gleich viel wie ein konventionell gemauertes Haus. Zwar können durch die automatisierten Abläufe in der Fabrikation Kosten gespart werden, doch Holz ist als Baustoff teurer als Beton und Backstein. Zu beachten gilt es ferner, dass das Kellergeschoss zusätzlich
gebaut werden muss, was zwei Monate Zeit braucht und weitere Kosten verursacht.
Familie Arquint hat dafür gerne eine etwas längere Bauzeit in Kauf genommen. Vom Spatenstich bis zum Einzug vergingen nur fünf Monate. «Müssten wir nochmals bauen, würden wir es wieder genau so machen», sagt Barbara Arquint.
Alles über FertighäuserLiteratur: Oliver Jahn, Arnt Cobbers, «Prefab Houses», 388 S., 76.90 Fr., Taschen-Verlag.Verband für geprüfte Qualitätshäusermit Firmenliste: www.vgq.ch Firma Renggli: St. Georgstrasse 2, Sursee, 041 925 25 25 www.renggli-haus.ch●
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