gesetz zur neuausrichtung der pflegeversicherung
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Der Anteil der Pflegebedürftigen
an der Gesamtbevölkerung
Von den 81,472 Millionen in Deutschland Lebenden sind rund 2,43 Millionen pflegebedürftig.
97,1%
2,9%
Ein gutes Drittel der Pflegebedürftigen ist 85 Jahre und älter. 68 Prozent der Pflegebedürftigen sind Frauen.
Quelle
: B
MG
3
Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Zahl der Pflegebedürftigen steigt aufgrund
der veränderten Altersstruktur
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500.000
1.000.000
1.500.000
2.000.000
2.500.000
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
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4
Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Prognosen zufolge steigt die Zahl
der Pflegebedürftigen an
Entwickelt sich die Pflegbedürftigkeit wie bisher, wird sich die Zahl
der Pflegebedürftigen in der sozialen Pflegeversicherung bis 2050
nahezu verdoppeln:
2,24 Mio.
2,81 Mio.
3,27 Mio.
3,72 Mio.
4,35 Mio.
Quelle
: B
MG
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2009 2020 2030 2040 2050
5
Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Pflegebedürftigkeit in Sachsen-Anhalt Anzahl Pflegebedürftige in Sachsen-Anhalt
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
ENTWICKLUNG DER PFLEGEVERSICHERUNG Rückblick
1994 Gesetzesbeschluss
1995 Einführung der Pflegeversicherung/ambulante Leistungen
1996 Erweiterung der Leistungen/stationäre Leistungen
2002 Pflegequalitätssicherung/Pflegeleistungsergänzung
2004 Beitragspflicht für Rentner
2005 Familienlastenausgleich
2008 Pflege-Weiterentwicklungsgesetz
2012 Pflege-Neuordnungsgesetz
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Das PNG ist nur eine „kleine Pflegereform“
• Demographie
• Neue Pflegebedürftigkeitsbegriff
• Pflegende Angehörige
• Pflegekräftemangel
• Nachhaltige Finanzierung
REFORMBEDARF KOALITIONSBESCHLUSS 06.11.2011
• Leistungsverbesserungen im Umfang von 0,1 BSP
• Freiwillige private Zusatz- versicherung
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
„Kleine“ Pflegereform: Eckpunkte 16.11.2011
Leistungsverbesserungen für Demente
Förderung „ambulant vor stationär“
Entlastung für pflegende Angehörige
Beitragsatzerhöhung um 0,1 v.H
Zuschuss / freiwillige, private Zusatzversicherung
Federführung BMG zustimmungsfrei In Kraft treten 1.1.2013
Federführung BMG zustimmungsfrei in Kraft treten 1.1.2013
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Leistungsverbesserungen für Personen mit
eingeschränkter Alltagskompetenz
Übergangsregelung bis zur Einführung eines neuen Pflegebegriff (§§ 123-125 neu SGB XI)
Höhere Leistungsbeträge für Pflegestufe I und II (nicht bei Pflegestufe III)
Neu Sachleistung: „häuslichen Betreuung“ für alle Pflegebedürftige
Pflegestufe 0: zusätzlich neben den § 45b-Leistungen Anspruch auf Pflegegeld/Kombileistung oder Pflegesachleistungen
Pflegestufe 0: künftig auch Anspruch auf Verhinderungspflege, Pflegehilfsmittel und wohnumfeldverbessernde Maßnahmen
Zusätzlichen Betreuungskräfte für je 25 Demente auch auf die teilstationäre Pflege (analog der Regelung der vollstationären Pflege)
500.000 Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz profitieren
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Übersicht: Verbesserte Pflegeleistungen für Personen
mit eingeschränkter Alltagskompetenz
§ 45b „Dementen-Zuschläge“ 100/200 Euro bleiben erhalten
Pflegegeld Sachleistung
alt neu Differenz alt neu Differenz
Stufe 0 ./. 120 + 120 225 + 225
Stufe I
ohne
Demenz
235 ./. ./. 450 ./. ./.
Stufe I
mit Demenz 235 305 + 70 450 665 + 215
Stufe II
ohne
Demenz
440 ./. ./. 1100 ./. ./.
Stufe II
mit Demenz 440 525 + 85 1100 1250 + 150
Stufe III
ohne
Demenz
700 ./. ./. 1550 ./. ./.
Stufe III
mit Demenz 700 ./. ./. 1550 ./. ./.
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Weitere Inhalte der „kleinen Pflegereform“
Beratungspflicht Pflegekassen • Aufklärung über Anspruch auf MDK Gutachten
• Aufklärung über Anspruch auf Rehaempfehlung
Leistungsbewilligung Pflegekassen • Strafzahlung an Pflegebedürftigen, wenn fünf Wochen Frist nicht eingehalten wird
• Übermittlung Gutachten / Rehaempfehlung
Pflegeberatung Pflegekassen • Neuanträge innerhalb von 2 Wochen
• Beratungstermin oder Beratungsgutschein,
• Vereinbarungen mit unabhängigen und neutralen
Beratungsstellen
• Auf Wunsch zugehende Beratung
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Weitere Inhalte der „kleinen Pflegereform“
MDK Dienstleistungsorientierung • Pflegekassen können externen Gutachter für die
Begutachtung von Pflegebedürftigkeit beauftragen
• Richtlinien für unabhängige Gutachter bis März 2013
• Richtlinien zu Verhaltensgrundsätzen bis März 2013
• Informationspflichten, Beschwerdemanagement
Gesonderte Rehaempfehlung bei Begutachtung • durch MDK
• Stellungnahme durch Pflegekasse • Mit Berichtspflicht durch GKV-SV
Reha für pflegende Angehörige • Erleichterung durch Mitnahme der Pflegebedürftigen
• Finanzierung über Kurzzeitpflegemittel
• Keine Zulassung als Vertragspartner durch Pflegekassen notwendig
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Weitere Inhalte der „kleinen Pflegereform“
Förderung neuer Wohnformen • Zuschlag Versicherte 200 €/Monat, bei Leben (3 Vers) in selbstorganisierten Wohngruppen mit Präsenzkraft
• Anschubfinanzierung ambulante Wohngruppe 2500 € je Versicherter (max. 10.000 €) / Budget 30 Mio. €,
• Ende 31.12.2015
Förderung der Selbsthilfe • Zusätzlich zu bisheriger Förderung der KK • 10 Cent je Versichertem /Jahr durch Pflegekasse / § 45 c findet Anwendung
Wohnumfeldverbesserung • Abschaffung der Eigenbeteiligung • Addition Zuschüsse für 4 Versicherte bei gemeinsamen Wohnen
Entlastung Angehörige • hälftiges Pflegegeld bei Kurzzeit- und Verhinderungspflege • Addition Pflegezeiten mehrer Pflegebedürftiger für Leistungen zur Rentenversicherung
Einzelpflegekräfte • Soll-Regelung für Vertragsabschlüsse / Qualitätssicherung nach § 112 ff SGB XI • Vertrag mit einer Pflegekasse gilt künftig für alle Pflegekassen • kein Beschäftigungsverhältnis • Pflegeverträge zwischen Pflegebedürftigen und Einzelpflegekraft
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Weitere Inhalte der „kleinen Pflegereform“ (Forts.)
Wahlmöglichkeiten bei Vergütung • Umstellung Vergütungsvereinbarungen zum 01.01.2013 • Neben Leistungskomplexen Einführung von Zeitkontingenten bei Pflege-Sachleistung • Wahlmöglichkeit Versicherter der Abrechnungsform
Betreuungsdienste/Modellprojekt • Zulassung von Pflegediensten für Betreuungsleistungen • Reduzierung der Anforderungen
Neue Sachleistung „häusliche Betreuung“ • Neben Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung zusätzliche Sachleistung
• neben zusätzlichen Betreuungsleistungen nach § 45 b SGB XI
• Anspruch nur wenn Grundpflege und häusliche Betreuung sichergestellt sind
• Vertrags,- und Vergütungsrecht findet Anwendung
• Vergütungen sind gemeinsam mit Träger der Sozialhilfe zu vereinbaren
• Qualitätssicherung findet Anwendung
Pflegeverträge • Kündigung Versicherter ohne Frist • Umfang Komplexleistungen bzw. Zeitvergütungen festhalten • Information zu Auswirkungen Komplexleistungen / Zeitvergütungen /Entscheidung Pflegebedürftiger • Dokumentation Entscheidung Pflegebedürftiger
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Weitere Inhalte der „kleinen Pflegereform“ (Forts.)
Medizinische Versorgung im Heim • Verträge zwischen Heimen und Ärzten durch KV verbindlich unterstützen • Zuschläge zur kooperativen und koordinierten ärztlichen Versorgung / befristet bis 2015 • Zuschläge für zahnärztliche Versorgung
Verträge • Verlängerung der Rahmenfrist für leitende Fachkraft von 5 auf 8 Jahre
Betreuungskräfte • zusätzliche Betreuungskräfte für die Tagespflege
Qualitätssicherung • Informationspflicht Heime zu ärztlicher Versorgung, Apothekenverträge (ab.01.01.2014) • Veröffentlichung durch Kassen • Anmeldung amb. Qualitätsprüfungen • schrift. Einverständniserklärung für Begutachtung
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Was kostet die „kleine Pflegereform“?
Vorgesehene Leistung
mit Kostenwirkung
2013 eigene
Berechnungen
Vorziehen neuer
Pflegebedürftigkeitsbegriff
Flexibilisierung Leistungsrecht
und Leistungserbringerrecht
Betreuungskräfte für Demente
½ Pflegegeld bei Kurzzeitpflege
und Verhinderungspflege
Wohngruppen Orgazuschlag
Kurzzeitpflege bei Reha der
Pflegenden Angehörigen
Selbsthilfe
Abschaffung Eigenbeteiligung
Wohnumfeld
Pflegeberatung
Ausgaben Teil 1
GESAMT
Ausgaben Teil 2
582 Mio
200 Mio
41 Mio
12,7 Mio
120 Mio
25 Mio
6,9 Mio
5 Mio
70-90 Mio
2013 BMG
655 Mio
200 Mio
15 Mio
140 Mio
40 Mio
25 Mio
8 Mio
5 Mio
10 Mio
655 Mio
443 Mio
1,09 Mrd
582 Mio
max. 498 Mio
max.1,085 Mrd
2015 eigene
Berechnungen
640 Mio
395 Mio
41 Mio
17,5 Mio
120 Mio
25 Mio
6,9 Mio
5 Mio
70-90 Mio
2015 BMG
772 Mio
395 Mio
15 Mio
140 Mio
80 Mio
25 Mio
8 Mio
5 Mio
10 Mio
772 Mio
678 Mio
640 Mio
max. 505,4 Mio
SPV
1,45 Mrd max. 1,155 Mrd
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Reha für Angehörige
Ärzte/Zahnärzte
2013 GESAMT 112 Mio / Jahr
Was kostet die „kleine“ Pflegereform?
32 Mio
80 Mio
GKV
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Freiwillige private Zusatzversicherung
Bundeskabinett hat Festlegungen zur Förderung der freiwilligen privaten Zusatzversicherung getroffen
Regelungen werden in das Pflege-Neuausrichtungsgesetz aufgenommen
Umsetzung zum 01.01.2013
Unabhängig vom Einkommen Zulage in Höhe von 60 EUR im Jahr
Verwaltungs- und Abschlusskosten sollen begrenzt werden
Muss Pflege-Tagegeldversicherung sein
Umfang kann individuell bestimmt werden
Monatlicher Mindestbetrag von 10 EUR
Ablehnung durch Versicherer aufgrund Gesundheitsrisiken verboten
Leistungsausschlüsse oder Risikozuschläge ausgeschlossen
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Politische Bewertung …
Grundsätzlich: Chancen einer nachhaltigen Pflegereform wurden nicht genutzt:
Die Koalition ist im November 2011 deutlich „zu kurz gesprungen“
Die Inhalte des Gesetzentwurfs rechtfertigen in keiner Weise den Namen: „Neuausrichtung der
Pflegeversicherung“
Gut ist: Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen werden von den höheren Sach- und
Geldleistungen profitieren
Richtig ist auch: Für pflegende Angehörige gibt es Verbesserungen – wenn auch im geringen
Umfang
Und: Manche Änderungen gehen in die richtige Richtung („ambulant vor stationär“), werden
aber keine große Bedeutung bekommen (betreute Wohngruppen); andere Regelungen sind
fraglich („Betreuungssachleistung“ für alle)
Aber: Viele symbolische Regelungen (Kosmetik) ohne Praxis-Relevanz (Pflegeberatung, MDK-
Dienstleistungsorientierung)
Fazit: Vielfältiger Nachbesserungsbedarf, weil: unklare Regelungen, mehr Bürokratie und
Absenkung der Pflegequalität
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Wie geht es weiter?
Koalitionsbeschluss 06.11.2011
Eckpunkte Kabinett 16.11.2011
Referentenentwurf 20.01.2012
Fachanhörung BMG 13.02.2012
Kabinettsbeschluss 28.03.2012
BT 1. Lesung 26.04.2012
BR 1. Durchgang 11.05.2012
Anhörung AfG 21.05.2012
BT 2.und 3. Lesung 29.06.2012
BR. 2. Durchgang 21.09.2012
In Kraft treten 01.10.2012 / 01.01.2013
Gesetz noch in der Abstimmung, verschiedene Änderungsanträge liegen vor, Gegenäußerung der BR zeigt Ablehnung einer Vielzahl der Änderungswünsche, eigene Änderungsanträge wurden durch CDU /
CSU und FDP Fraktion eingereicht
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Expertenbeirat Pflege zur Einführung neuer Pflegebegriff Am 1.3.2012 wieder einberufen
Auf der Basis der bereits vorliegenden Empfehlungen des Beirates aus dem Jahr
2009 sollen die „bisher nicht hinreichend konkretisierten fachlichen,
administrativen und rechtstechnischen Fragen“ geklärt werden
POLITISCHE VORGABEN:
voller Bestandsschutz für die heutigen Leistungsbezieher
Kein Finanzvolumen vorgegeben
„Kostenniveauneutralität“ für alle Sozialleistungsträger bzw. „Erhalten der Kostenrelationen“ der Sozialleistungsträger !
Vier Arbeitsgruppen:
Leistungsrechtliche Fragen einschließlich der Schnittstellen zur Sozialhilfe
Einführung eines neuen Begutachtungsverfahrens
Konsequenzen für Vertrags- und Vergütungsrecht
Überleitungsregelungen („Bestandsschutz“)
Koordinierungsgruppe soll Ergebnisse der AGs zusammenführen
kein Zeitplan – ggf. Ergebnisse bis Jahresende 2012/13
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Pflegekasse bei der AOK Sachsen-Anhalt
Expertenbeirat Pflege zur Einführung neuer Pflegebegriff Am 1.3.2012 wieder einberufen.
Auf der Basis der bereits vorliegenden Empfehlungen des Beirates aus dem Jahr
2009 sollen die „bisher nicht hinreichend konkretisierten fachlichen,
administrativen und rechtstechnischen Fragen“ geklärt werden.
POLITISCHE VORGABEN:
voller Bestandsschutz für die heutigen Leistungsbezieher
Kein Finanzvolumen vorgegeben
„Kostenniveauneutralität“ für alle Sozialleistungsträger bzw. „Erhalten der Kostenrelationen“ der Sozialleistungsträger !
Vier Arbeitsgruppen:
Leistungsrechtliche Fragen einschließlich der Schnittstellen zur Sozialhilfe
Einführung eines neuen Begutachtungsverfahrens
Konsequenzen für Vertrags- und Vergütungsrecht
Überleitungsregelungen („Bestandsschutz“)
Koordinierungsgruppe soll Ergebnisse der AGs zusammenführen.
kein Zeitplan – ggf. Ergebnisse bis Jahresende 2012/13
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