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Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen
im Quartier
Dr. Andrea Kuhlmann | Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V./
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
Workshop "Gesundheit und Pflege im Quartier" der Stadt Dortmund zur Erarbeitung
einer Demografiestrategie mit dem Schwerpunkt „Alter“ | 27.06.2016 Dortmund
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Gesundheit im Alter
Gemeindeorientierte Gesundheitsförderung für ältere Menschen
Zielgruppen
Zuständigkeiten
Handlungsbereiche
Gute Praxis – ausgewählte Beispiele
Fazit
Gliederung
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Lebenslang gesund…?!
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Gesundheit und Gesundheitsförderung im Alter
mit zunehmendem Alter nehmen auch Erkrankungen deutlich zu
Trotzdem gilt: Alter ≠ Krankheit/Pflegebedürftigkeit
körperliche Mobilität und subjektive Gesundheit (hoch-)betagter Menschen
stellen sich insgesamt positiv dar
zukünftig Ältere werden „gesünder alt“ als vorherige Kohorten Älterer
eine zunehmende Anzahl Älterer ist sportlich aktiv
ABER: auch im Alter besteht ein Zusammenhang zwischen Bildung und
Gesundheit, d.h. Menschen mit einem geringen sozio-ökonomischen
Status sind häufiger von gesundheitlicher Ungleichheit betroffen
Potenziale nutzen!
auch im Alter bestehen Entwicklungsmöglichkeiten: Gesundheitsverhalten und
gesundheitliche Situation kann verbessert werden
(gemeindeorientierte) Gesundheitsförderung und Prävention
Wurm, Schöllgen & Tesch-Römer 2010
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Gemeindeorientierte Gesundheitsförderung
Gesundheitsförderung gesundheitsförderliche
Lebenswelten schaffen
WHO Healthy City Project /
„Gesunde-Städte-
Netzwerk“
kommunale Bedingungen
gesundheitsförderlich
gestalten:
Leben – Wohnen – Arbeiten
Gemeinde „community“ =
Gemeinde/Gemeinwesen
„Kommune“ = politische
Gemeinde
Verwaltungseinheit
unterschiedliche kommunale
Sozialräume z.B.
Städte
Stadtteile
Quartiere
Nachbarschaften
Hurrelmann & Laaser 2006; Hurrelmann, Klotz & Haisch 2004; Naidoo & Wills 2003; MIK NRW 2008; Trojan 2004; Kümpers 2008; Kümpers & Rosenbrock
2010; WHO 1986
Gemeinde-
orientierte
Gesundheits-
förderung
adressiert grundsätzlich
alle Bürger/innen
Ältere Menschen:
Stadtteil = Lebenswelt
besonders bedeutsam
insbesondere bei
abnehmender Mobilität
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen im
Quartier
Gesundheits-förderung in
der Lebenswelt Gemeinde, Stadtteil, Quartier
Bündelung von Angeboten im
Sozialraum Gemeinde, Stadtteil,
Quartier
Wohnortnahe Angebote
(Erreichbarkeit, Zugang)
Anknüpfen an Lebenssituation, soziale Bezüge, Erwartungen der Adressat/innen
Einbezug vorhandener Rahmenbedingungen
und Strukturen in Gemeinde, Stadtteil,
Quartier
Hurrelmann & Laaser 2003
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Zielgruppen für Gesundheitsförderung - Lebensphase „Alter“
50+ Arbeitnehmer Betriebliche Gesundheitsförderung
work ability
Vorbereitung auf den Ruhestand
50+ Rehabilitanden Prävention in Reha, Schulungen, Training
60+ Patienten Prävention durch den Arzt
Krankheitsfrüherkennung
fallbezogenes Risikomanagement
60+ Pflegende Angehörige Psychosoziale Unterstützung
65+ Bürger Altersgerechtes Wohnen/Wohnraumanpassung
Bildungs- und Kulturangebote
Seniorennetzwerke
Freiräume zur Kommunikation und Bewegung
70+ Nicht Pflegebedürftige Präventive Hausbesuche
70+ Geriatrische Rehabilitanden Funktionsverbesserung, Schulungen
80+ Pflegebedürftige Prävention in der Pflege: körperliche und geistige
Mobilität, Ernährung
Walter 2008
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Kommunen - Zuständigkeit für Prävention und Gesundheitsförderung
Kommunale Daseinsvorsorge Art. 28 II GG
• Recht „alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft (…) in eigener Verantwortung zu regeln.“ (Prinzip der Allzuständigkeit)
• ABER: kommunale Zuständigkeit ist ein „offenes Feld“ (Burgi 2013, 47) Zersplitterung
• lokale Gesundheitspolitik Fokus Aufsichts- und Kontrollaufgaben
• kommunale Prävention/Gesundheitsförderung allg. nachrangig, auf Kinder/Jugendliche bezogen
Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst in NRW (ÖGDG NRW)
• Mitwirkung an der Gesundheitsförderung, Prävention, Gesundheitsschutz
• Gesundheitsberichterstattung
• ortsnahe Koordinierung der gesundheitlichen Versorgung: kommunale Gesundheitskonferenzen
Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention PrävG
• Ziel u.a. Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten
• Lebenswelten gem. § 20a SGB V: „für die Gesundheit bedeutsame, abgrenzbare soziale Systeme insbesondere des Wohnens, des Lernens, des Studierens, der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschließlich des Sports“
Burgi 2013; Naegele 2015; Kuhlmann 2012; BZgA (2015)
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Schwartz et al. 2012, 272
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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WHO-Ansatz Gesund und aktiv älter werden – Handlungsbereiche
WHO 2002; Walter et al. 2006 (erweitert nach WHO 2002) zit. nach Walter & Patzelt 2012, 235
Aktives
Altern
Ökonomische
Faktoren
Sozial- und
Gesundheits-
system
Gesundheits-
verhalten
Individuelle
Faktoren
Physikalische
Umwelt
Soziale
Umwelt
Gesundheitsförderung
Prävention
gesundheitliche
und pflegerische Versorgung
Rauchen
Bewegung
Ernährung
Mundpflege
Krankheits-
management
Psyche
Genetik
Verkehrssicherheit
Wohnen
Soziale
Unter-
stützung
Gewalt
Lebens-
langes
Lernen
Soziales
Unterstützungssystem
Einkommen
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Gute Praxis
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Stand der seniorenbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention
auf kommunaler Ebene
Hollbach-Grömig & Seidel-Schulze 2007
7
71
23
0
5
41
50
5
0 20 40 60 80 100
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtig
unwichtig
ProzentGSN (n=31)Andere Städte (n=195)
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Gemeindeorientierte Gesundheitsförderung für ältere Menschen:
Angebotsspektrum
96
92
89
89
86
82
82
79
68
68
21
83
84
70
69
80
81
66
72
53
44
28
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Wohnberatung
Bewegung und Sport
Aufsuchende Sozialarbeit
Kurse Ernährung
Kurse Gedächtnis
risikogruppenbezogene Maßnahmen
Förderung der Gesundheit pflegender Angehöriger
Stärkung familiäres Pflegepotential
Wissen Altersprozess
thematische Kampagnen
Präventiver Hausbesuch
ProzentGSN (n=28)
Andere Städte (n=167)
Hollbach-Grömig & Seidel-Schulze 2007
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Bundeswettbewerb „Gesund älter werden in der Kommune – bewegt
und mobil“ I
2015 Schwerpunkt:
Bewegungs- und
Mobilitätsförderung bei
älteren Menschen
Teilnehmer: deutsche Städte,
Kreise, Gemeinden,
Kommunalverbände usw.
Difu 2016
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Bundeswettbewerb „Gesund älter werden in der Kommune – bewegt
und mobil“ II – Prämierte Kreisfreie Städte
Difu 2016, S. 42ff
Köln 1.034.175 Einwohner
• „Gesund und mobil im Alter“
• eigene Stelle „GF im Alter“ im Gesundheitsamt
• z.B. „fit für 100“, Stadtteilrundgänge, Flashmob Generationen bewegen
Stuttgart 604.297 Einwohner
• „Gesund und aktiv älter werden in Stuttgart“
• städtischer Gesamtansatz
• z.B. „fit ab 50“, Quartiersprojekte zu Mobilität, Bewegungsförderung, Barrierefreiheit
Dresden 530.754 Einwohner
• Förderung der körperlichen Aktivität in Dresden
• Sportentwicklungsplan, Aktionsplan „Aktives Altern“
• z.B. Stadtspaziergänge, wohnortnahe Lauf-/Bewegungsstrecken
Heidelberg 152.113 Einwohner
• Netzwerk „Mehr Bewegung lebenslang“
• Vernetzung lokaler Akteure
• z.B. Heidelberger Bewegungsparcours/-programm, Geräteparcours im Park, kostenloser Bewegungstreff
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Kommunale Gesundheitskonferenzen in NRW:
Maßnahmen der Gesundheitsförderung für ältere Menschen
Ernährung
Schulung lokaler Anbieter und Einrichtungen u.a. Restaurants
„Zahngesundheit“ in stationären Pflegeeinrichtungen mobile
Behandlungseinheit
Informationsmaterialien/Kochbücher für ältere Bürger/innen z.B.
zu den Themen Übergewicht sowie Mangelernährung
ernährungsbezogene Gruppenangebote im Stadtteil
Kuhlmann 2012
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Praxisbeispiel „Gesund leben und älter werden in Eving“ I
„Gesund leben und älter werden in Eving“ (2009 – 2011)
Wissenschaftliche Begleitung: Institut für Gerontologie (FfG)
Kooperationspartner: Seniorenbüro Dortmund-Eving, Städtisches
Begegnungszentrum Dortmund-Eving, Interkultureller Frühstückstreff für Senioren
Ziel: Teilhabe älterer Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status, mit
Migrationshintergrund und mit Mobilitätseinschränkungen im Bereich
Gesundheitsförderung und Prävention erhöhen.
Förderung: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
Lis et al. 2011
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Praxisbeispiel „Gesund leben und älter werden in Eving“ II
Lis et al. 2011
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Praxisbeispiel „Gesund leben und älter werden in Eving“ III
Gesunder Rücken
Sitzgymnastik
Wassergymnastik
Lecker und gesund – Kochen für Menschen ab 50
Wohlfühlen durch Entspannung
Kurs für mobilitätseingeschränkte Personen
Schwimmkurs für türkische Frauen
Schmerzfrei im Alltag
Männer-Runde
Lis et al. 2011
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Praxisbeispiel „Gesund leben und älter werden in Eving“ IV
Zugänge zu älteren Menschen in benachteiligten Lebenslagen
Zugehender Ansatz: breiter,
niedrigschwelliger Zugang über
Seniorenbüro im Stadtteil
Olbermann 2012; Stadt Dortmund 2014;
direkte Ansprache (Vertrauensverhältnis)
Multiplikatoren und Schlüsselpersonen z.B. Mitarbeiter Seniorenbüro, Seniorenbegegnungsstätte,
Vertreter Sport-/Kulturvereinen, Migrantenorganisationen, Apotheken, Pflegedienste, (Haus-)Ärzte
Veranstaltungen im
Stadtbezirk:
Senioren- und
Gesundheitstag mit
Informationen und
persönlicher
Bedarfsabfrage
Alltagsnahe Situationen
und Orte
zur Ansprache nutzen z.B.
Einkaufszentrum
Interessentenliste:
persönliche Information
über passende Angebote
Zusätzliche Anreize und
Rahmenbedingungen:
muttersprachliche Angebote,
Bring- und Abholdienste
• 36.780 Einwohner
• 13.155 Migranten
• 34,1% Altenquote (65+)
• 5,2% Hochbetagte (80+)
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Praxisbeispiel „Gesund leben und älter werden in Eving“ V
Bedarfsgerechte Angebote aus Sicht der älteren Menschen
Kurs- und Gruppenangebote, die…
…(vor)mittags bzw. am frühen Nachmittag stattfinden
…in der näheren Wohnumgebung angeboten werden
…an bekannten Orten stattfinden
…in Muttersprache durchgeführt werden
…möglichst kostengünstig/-frei sind
…von Übungsleitern durchgeführt werden, mit denen man sich
identifizieren kann (Geschlecht)
…mit vertrauten Personen aufgesucht werden können (Freunde,
Bekannte, Nachbarn)
…zusätzliche „Aufmerksamkeiten“ bieten (z.B. Getränke, Sitzpolster)
Olbermann 2012
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Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen im Quartier
– Fazit
Ältere Menschen können im Sozialraum Quartier mit Maßnahmen der
Gesundheitsförderung und Prävention erreicht werden.
Verschiedene – und mittlerweile vielzählige – gute Praxisbeispiele zeigen,
dass Kommunen und lokale Akteure viel zu einem „Gesunden Altern“ im
Stadtteil/Quartier beitragen können.
Kommunen sind aufgefordert, ihre Koordinations- und
Gestaltungsmöglichkeiten im Sozialraum „Quartier“ zum Thema
Prävention/Gesundheitsförderung für Ältere noch stärker nutzen.
Gesundheitsförderung für ältere Menschen im Quartier ist ein komplexes
Querschnittsthema, das Kommunikation und Koordination der lokalen
Akteure und verlässliche strukturelle Rahmenbedingungen erfordert.
Offen bleibt gegenwärtig, ob und wie sich das neue Präventionsgesetz auf
eine regelhafte Umsetzung von kommunaler Gesundheitsförderung und die
Erreichbarkeit vulnerabler älterer Zielgruppen in der Lebenswelt Kommune
auswirken wird.
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
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Vielen Dank!
Kontakt:
Dr. Andrea Kuhlmann
Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V.
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
Evinger Platz 13
44339 Dortmund
Tel: 0231 728 488 17
Fax: 0231 728 488 55
E-mail: andrea.kuhlmann@tu-dortmund.de
URL: http://www.ffg.tu-dortmund.de
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