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Inhaltsverzeichnis
1
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis 4
Figurenverzeichnis 6
Abkürzungsverzeichnis 7
KAPITEL 1 - EINLEITUNG
1.1 Einleitung 8
KAPITEL 2 - PRAGMATIK, HÖFLICHKEIT & HÖFLICHKEITSTHEORIEN
2.1 Einleitung 9
2.2 Pragmatik 9
2.3 Höflichkeit 10
2.3.1 Nichtwissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit 11
2.3.2 Das Konzept der Höflichkeit aus wissenschaftlicher Sicht 13
2.4 Vier Ansichten von Höflichkeit 16
2.4.1 The Social-Norm View 17
2.4.2 The Conversational-Maxim View 17
2.4.2.1 Kooperationsprinzip – Grice 17
2.4.3 The Conversational-Contract View 20
2.4.4 The Face-Saving View 21
2.4.4.1 Variablen, die die Höflichkeitsstrategien bestimmen 26
2.4.4.2 Kulturunterschiedliche Variation und Zuteilung der
Höflichkeitsstrategien 27
2.4.4.3 Kritik an der Höflichkeitstheorie von Brown & Levinson 31
2.5 Zusammenfassung 34
KAPITEL 3 - BITTEN UND ANTWORTEN AUF BITTEN
3.1 Einleitung 35
3.2 Sprechakttheorie und Höflichkeit: Bitten 35
3.3 Indirekte Bitten 37
3.4 Arten von Bitten 39
3.5 Resultate verschiedener Bitttypen 42
3.6 Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten 44
3.7 Variablen, die die Bittstrategien beeinflussen 45
3.7.1 Das Verhältnis der Variablen und der Bittstrategien 45
3.7.2 Komponenten der Variablen 48
3.7.2.1 Macht (P) 48
Inhaltsverzeichnis
2
3.7.2.2 Soziale Distanz (D) 49
3.7.2.3 Grad der Belastung (R) 51
3.8 Erwiderungen auf Bitten 52
3.8.1 Arten von Erwiderungen auf Off Record – Bitten 53
3.8.2 Definition von Solicitousness 54
3.8.3 Konditionen von Solicitousness 56
3.8.4 Interpretation von Solicitousness 57
3.8.5 Solicitousness und Face 58
3.9 Schlussfolgerung 59
KAPITEL 4 - KULTUR
4.1 Einleitung 61
4.2 Kultur 61
4.2.1 Der Anthropologische Ansatz 64
4.2.2 Probleme hinsichtlich Kultur 65
4.3 Schlussfolgerung 67
KAPITEL 5 - FORSCHUNGSDESIGN UND METHODEN
5.1 Einleitung 67
5.2 Forschungsfragen 68
5.3 Hypothesen 69
5.3.1 Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung 69
5.3.2 Hypothesen bezüglich der Bittstrategien 69
5.3.2.1 Hypothesen bezüglich der gewählten Bittstrategien 69
5.3.2.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung und der Wahl der Bittstrategien 70
5.3.3 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf eine
Off Record – Bitte 70
5.3.3.1 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf eine
Off Record – Bitten 71
5.3.3.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung und der Antwortstrategien auf
eine Off Record – Bitte 71
5.4 Methoden für die Datensammlung 72
5.4.1 Natürlich vorkommende Daten 75
5.4.2 Elicited Data 75 Formatiert: Deutsch(Deutschland), Hervorheben
Inhaltsverzeichnis
3
5.4.2.1 Rollenspiele 75
5.4.2.2 Fragebögen 76
5.4.2.2.1 Discourse Completion Tests (DCTs) 76
5.4.2.2.2 Multiple-Choice Fragebögen (MCFs) 78
5.5 Datensammlung und Forschungsinstrumente 78
5.5.1 Methode der vorliegenden Studie 78
5.5.2 Instrumente 79
5.5.2.1 Namen, die in den MCFs genutzt wurden 79
5.5.2.2 Bittsituationen 80
5.5.2.3 Situationseinschätzungen 80
5.5.2.4 Bittstrategien 81
5.5.2.5 Antwortstrategien auf Off Record – Bitten 82
5.5.3 Probanden 82
5.5.4 Verfahren 83
5.5.4.1 Situationseinschätzung 84
5.5.4.2 Bittstrategien 84
5.5.4.3 Antwortstrategien auf Off Record – Bitten 84
5.5.5 Datensammlung 85
5.5.6 Übersetzung der Instrumente 85
5.6 Datenanalyse 86
5.7 Schlussfolgerung 86
KAPITEL 6 - ERGEBNISSE
6.1 Einleitung 86
6.2 Ergebnisse der Situationseinschätzung 87
6.3 Ergebnisse der Bittstrategien 88
6.4 Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung
bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategie 89
6.5 Ergebnisse der Antwortstrategien auf Off Record – Bitten 89
6.6 Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung
bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf
Off Record – Bitten 90
KAPITEL 7 – Diskussion
7.1 Einleitung 90
7.2 Beantwortung der Forschungsfragen und Hypothesen 91
Inhaltsverzeichnis
4
7.2.1 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen
bezüglich der Situationseinschätzung 91
7.2.2 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen
bezüglich der Bittstrategien 93
7.2.3 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen
bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung
bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategien 94
7.2.4 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen
bezüglich der Antwortstrategie auf Off record – Bitten 95
7.2.5 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen
bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung
bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf
Off record – Bitten 96
7.3 Schlussfolgerung 97
KAPITEL 8 – Schlussfolgerung
8.1 Einleitung 97
8.2 Vergleich der Ergebnisse mit Ergebnissen aus anderen Studien 98
8.3 Evaluation dieser Studie 99
8.3.1 Teilnehmer der Studie 100
8.3.2 Situationen in dem Fragebogen 100
8.3.3 Wahl der Strategien 100
8.4 Ausblick und Vorschläge für weitere Studien 101
8.5 Abschließende Bemerkungen 102
Literaturverzeichnis 104
Anhang 112
Tabellenverzeichnis
5
Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Dyaden von Brown und Levinson und die
Zuteilung der Höflichkeitsstrategien 30
Tabelle 2 Robinsons Ansicht von Kultur 61 Tabelle 3 Durchschnittwerte der Situationseinschätzung
der deutschen Probanden 87 Tabelle 4 Durchschnittswerte der Situationseinschätzung
der amerikanischen Probanden 87 Tabelle 5 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten
Bittstrategien der deutschen Probanden 88 Tabelle 6 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten
Bittstrategien der amerikanischen Probanden 88 Tabelle 7 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten
Antwortstrategien auf eine Off Record – Bitte der deutschen Probanden 89
Tabelle 8 Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten
Antwortstrategien auf eine off record – Bitte der amerikanischen Probanden 90
Figurenverzeichnis
6
Figurenverzeichnis Figur 1 Mögliche Strategien für einen FTA 23 Figur 2 Macht 49 Figur 3 Soziale Distanz 50 Figur 4 Belastung 52 Figur 5 Erwiderungen auf Off Record – Bitten 54 Figur 6 Mechanismus von Solicitousness 55 Figur 7 Der Status von Solicitousness in den Höflichkeitsstrategien 57 Figur 8 Interpretation of Solicitousness in the sequence of exchanges 58 Figur 9 Solicitousness und Face 59 Figur 10 Solicitousness und Gesichtsverlust 59 Figur 11 Einflüsse von Kultur auf Verhalten 62 Figur 12 Drei Ebenen der Einzigartigkeit in der mentalen
Programmierung des Menschen 65 Figur 13 Methoden der Datensammlung 74
Abkürzungsverzeichnis
7
Abkürzungsverzeichnis CBXY Congress Bundestag Youth Exchange (amerikanischer Name des PPP’s) CP Cooperative Principle (Kooperationsprinzip) D Social Distance (soziale Distanz) DCT Discourse Completion Test FTA Face-Threatening Act (Gesichtsbedrohende Handlung) H Hearer (Hörer) MCF Multiple-Choice Fragebogen MP Model Person (Modell Person) P Power (Macht) PC Pragmatic Competence (Pragmatische Kompetenz) PPP Parlamentarisches Patenschaftsprogramm R Ranking of imposition S Speaker (Sprecher)
Kapitel 1 - Einleitung
8
KAPITEL 1 - EINLEITUNG
1.1 Einleitung
Die vorliegende Studie ist eine empirische Untersuchung bezüglich der Anwendung von
Höflichkeitsstrategien in Bittsituationen. Ich möchte, angelehnt an die Studie Requests
and Culture von Saeko Fukushima (2000), untersuchen ob es Unterschiede bzw.
Ähnlichkeiten in der Anwendung von Höflichkeitsstrategien zwischen amerikanischen
und deutschen Jugendlichen gibt. Fukushima (2000) hat in ihrer Studie die beiden
Kulturkreise England und Japan bezüglich der Anwendung von Höflichkeitsstrategien
bei Bitten und Antwortstrategien auf off record – Bitten untersucht und miteinander
verglichen. Für die vorliegende Arbeit habe ihre Studie als Vorbild genommen und
meine Studie im Aufbau an ihre angelehnt. Ferner habe ich teilweise ihre Methoden
übernommen, ihre Fragebögen und Forschungsfragen für meine Zwecke und
Kulturkreise umformuliert und an meine Versuchspersonengruppen angepasst. Im
speziellen befasst sich die Studie, basierend auf der Höflichkeitstheorie von Brown und
Levinson (1978, 1987), mit dem Sprechakt Bitte und Antworten auf off record – Bitten.
Im zweiten Kapitel möchte ich die theoretische Position der Studie abstecken. Ich werde
als erstes den linguistischen Zweig der Pragmatik beleuchten, da das Thema Höflichkeit
in der Sprachwissenschaft in diese Unterdisziplin der Linguistik eingeordnet wird.
Außerdem möchte ich zwei verschiedene Ansichten von Höflichkeit betrachten. Zum
einen möchte ich verschiedene nichtwissenschaftliche und zum anderen
wissenschaftliche Höflichkeitsdefinitionen beleuchten. Um eine theoretische Basis für
meine Untersuchung zu finden, werde ich verschiedene Höflichkeitstheorien nach
Fraser’s (1990) vier Ansichten diskutieren. Die einzelnen Theorien werden kritisch
beleuchtet, um so die beste Theorie für meine Studie herausfiltern zu können.
Da ich Höflichkeit im Bezug auf Bitten und Antworten auf off record - Bitten
untersuchen möchte, werde ich in Kapitel 3 den Sprechakt Bitte untersuchen. Hier
sollen verschiedene Bitttypen, deren Resultate, sowie verschiedene
Antwortmöglichkeiten auf Bitten betrachtet werden.
Da davon ausgegangen wird, dass die Anwendung der Höflichkeitstheorien
kulturspezifisch ist, möchte ich im vierten Kapitel kurz beleuchten was Kultur
überhaupt ist und einige Probleme bezüglich des Konzeptes Kultur aufzeigen.
In Kapitel 5 werde ich meine Forschungsfragen sowie meine Hypothesen, angelehnt an
Fukushima (2000), aufstellen. Ferner möchte ich verschiedene Methoden zur
Kapitel 1 - Einleitung
9
Datensammlung vorstellen und erklären warum ich mich für die Methode des Multiple-
Choice-Fragebogens in meiner Studie entschieden habe. Außerdem werde ich
beleuchten wie ich die benötigten Daten gesammelt habe und wer mir als Probanden zur
Verfügung gestanden hat.
KAPITEL 2 - Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
2.1 Einleitung
In diesem Kapitel soll die theoretische Position der Studie abgesteckt werden. In 2.2
möchte ich als erstes beleuchten was Pragmatik ist, da es die Unterdisziplin der
Sprachwissenschaft ist, die sich mit Höflichkeit beschäftigt. Ferner möchte ich das
Konzept Höflichkeit aus nichtwissenschaftlicher sowie aus wissenschaftlicher Sicht
betrachten. Anschließend werde ich Fraser (1990) folgend die vier Ansichten von
Höflichkeit und die dazugehörigen Höflichkeitstheorien betrachten, wobei ich den
Schwerpunkt auf den Face-Saving View legen werde, da die Höflichkeitstheorie von
Brown und Levinson (1987) den theoretischen Hintergrund für meine Studie stellen
wird.
2. 2 Pragmatik Perhaps the fascination that the study of cross-cultural pragmatics holds for language teachers, researchers, and students of linguistic stems from the serious trouble to which pragmatic failure can lead. No “error” of grammar can make a speaker seem so incompetent, so inappropriate, so foreign as the kind of trouble a learner gets into when he or she doesn’t understand or otherwise disregards a language’s rules of use. (Rintell – Mitchell 1989: 248)
The ‚pragmatic aspect’ means the usefulness – what does a language or bird song do for humans or birds? (Colin Cherry)
Im Bereich der Linguistik ist das Untersuchungsfeld der Pragmatik ein sehr junges
Forschungsgebiet. Erst in den 70ern hat es an Wichtigkeit gewonnen und bis heute ist
sie eine bedeutende Unterdisziplin der Sprachwissenschaft (Leech &Weisser 2003:
137). Das Wort Pragmatik hat seine Wurzeln in dem griechischen Wort pragma was
sich auf Aktivität, Tat, Ding, etwas machen, etwas tun, bezieht (Trosborg 1995: 5). Im
Allgemeinen beschäftigt sich Pragmatik damit, wie Sprache genutzt und was über die
gesprochene Sprache hinaus kommuniziert wird. Wenn man sich anschaut wie
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
10
Pragmatik von unterschiedlichen Wissenschaftlern definiert wird, findet man eine
Vielzahl von Definitionen, die sich alle in gewisser Art und Weise ähneln, jedoch nicht
einheitlich sind. Linke, Nussbaumer & Portmann (2001) sehen Pragmatik als
Wissenschaft, die sich mit der Nutzung von Symbolen Sprache beschäftigt (Linke,
Nussbaumer & Portmann 2001: 170). Leech and Weisser (2003) definieren Pragmatik
als “the branch of linguistics which seeks to explain the meaning of linguistic messages
in term of their context of use” (Leech & Weisser 2003: 137) und argumentieren, dass
“it is seen as distinct from semantics, which investigates meaning in a more abstract
way, as part of the language system irrespective of wider context” (Ebd.) Bei Yule
(1998) findet man die Definition der Pragmatik als “the study of the relationships
between linguistic forms and the users of those forms” (Ebd.: 4). Wierzbicka (2003)
identifiziert Pragmatik als “the discipline studying linguistic interaction between I and
you” (Ebd.: 5), während Frawley (2003) schreibt, dass “pragmatics is concerned with (i)
what a speaker who utters a sentence says or asserts over and above what the sentence
says in the context and with (ii) what additional information is conveyed by the
utterance, over and above what the speaker says or asserts by it” (Ebd.: 379). Laut
Levinson (1983) ist Pragmatik “the study of language usage” (Ebd.: 5) während Leech
(1980) Pragmatik folgendermaßen definiert: „Pragmatics is the study of how S
communicates with H, it is concerned with what is in S’s mind, and what s assumes to
be on H’s mind“ (Ebd.: 105). Bis heute scheint es keine eindeutige Definition dieses
Zweiges der Sprachwissenschaft zu geben. Ein Grund dafür ist der große Bereich mit
dem sich die Pragmatik beschäftigt. Ein anderer ist, das sich Pragmatik immer mit dem
Inhalt von Gesprochenem auseinandersetzt. Da der Kontext von Situation zu Situation
verschieden ist, kann dieser nicht präzise definiert werden und demnach auch nicht das
Forschungsgebiet der Pragmatik.
Pragmatik deckt eine Vielzahl von Forschungsinteressen und –bereichen ab. In der
vorliegenden Arbeit beschränkt sich das Forschungsinteresse jedoch auf das Gebiet der
Höflichkeit und den damit zusammenhängenden Theorien und Konzepten.
2.3. Höflichkeit
Im folgenden Kapitel möchte ich, bevor ich verschiedene Höflichkeitstheorien
beleuchte, einige nichtwissenschaftliche (commonsense oder auch folk notion) sowie
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
11
wissenschaftliche Definitionen von verschieden Wissenschaftlern des Konzeptes
Höflichkeit betrachten.
2.3.1 Nichtwissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit
Politeness is a velvet glove within which to hide one or another kind of iron fist.
(Sell, 1991, zitiert in Watts et al. 1992a: 45)
So besitzt die Höflichkeit eine außerordentliche Variationsbreite: Sie reicht von der Dressur des geleckten Affen bis zur sublimen Aussage-Kunst des Sokratikers, und sie bildet so schließlich den äußerst unzulänglichen Sammelbegriff für völlig heterogene Haltungen und Verhaltensweisen. (Thielicke 1986: 179)
Generell verbinden Menschen mit dem Begriff Höflichkeit gute Manieren, Respekt und
das richtige Sozialverhalten in einer Gesellschaft. Yule (1998) sagt, dass Höflichkeit im
Großen und Ganzen bedeutet, sich taktvoll zu verhalten, großzügig und bescheiden zu
sein, sich anderen gegenüber mitfühlend sowie verständnisvoll zu verhalten (Ebd.: 60).
Kasper (1994) unterstützt diese Ansicht und formuliert ihre commonsense–Definition
daher folgendermaßen: „politeness refers to proper social conduct and tactful
consideration for others“ (Ebd.: 3206). Eelen (2001) merkt an, dass die commonsense–
Definition für Höflichkeit angemessenes Verhalten ist, und er schreibt weiterhin, dass
das nonverbales und nichtsprachwissenschaftliches Verhalten in diese Betrachtung mit
eingezogen werden muss (Ebd.: iv). Beispiele für höfliches Verhalten sind laut Eelen
(Ebd.) jemanden die Tür aufzuhalten oder jemanden zu grüßen. Eelen (Ebd.) gibt auch
Exempel für unhöfliches Verhalten wie zum Beispiel lautes Reden in der Bibliothek
oder einer Kirche, jemanden nicht zu grüßen, oder einen Fremden zu lange anzustarren.
Laut Watts (2003) sind sich die meisten Leute ziemlich sicher was sie meinen, wenn sie
eine Person als höflich einstufen. Dennoch gibt er an, dass wenn man diese Leute nach
einer Höflichkeitsdefinition fragt, man eine Vielzahl von verschiedenen Antworten
bekommt, wie zum Beispiel ‚Er zeigt immer Respekt gegenüber anderen’, oder ‚Sie ist
immer hilfsbereit und entgegenkommend’. Er schreibt außerdem, dass einige Leute
Höflichkeit mit sozialer Korrektheit und angemessenem Verhalten gleichsetzen, andere
sie als Merkmal einer/s kultivierten Frau/Mannes ansehen. Wiederum andere Leute
empfinden eine rücksichtsvolle Person oder jemanden der zurückhaltend ist als höflich.
Einige Menschen verbinden ein negatives Konzept mit Höflichkeit. Sie beschreiben
höfliche Personen als hochnäsig, überheblich oder unaufrichtig. (Ebd: 1) Diese
Auffassung ist verbunden mit der Ansicht das Höflichkeit eine Art äußere Maske ist,
eine unaufrichtige Performance um gute Manieren vorzuspielen (Eelen 2001: 36). In der
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
12
von Sifianou (1992) durchgeführten Studie Politeness Phenomena in England and in
Greece wurde Höflichkeit von den englischen Probanden als Rücksichtnahme auf die
Gefühle anderer im Bezug auf die sozialen Normen und Erwartungen definiert. Als
soziale Normen wurden der Gebrauch von please und sorry in angemessenen
Situationen, und der Vorzug von Bitten anstelle von Befehlen sowie gute Manieren
genannt. In derselben Studie erläuterten die griechischen Probanden Höflichkeit,
ähnlich wie die englischen Befragten, als Rücksichtnahme gegenüber anderen.
Allerdings schlossen sie Ausdrücke wie Altruismus, Großzügigkeit, Moralität und
Selbstverleugnung mit in ihre Definition ein. Im Gegensatz zu den Engländern nahmen
die griechischen Informanten in ihre Höflichkeitsdefinition mit auf, dass diese
angeboren ist, und dass sie nichts mit dem sozialen Hintergrund zu tun hat (Ebd.: 88).
Die Mehrheit beider Gruppen sieht Höflichkeit als eine Rücksichtnahme auf andere, wie
zum Beispiel jemanden einen Sitzplatz anzubieten, einer alten oder blinden Person über
die Straße zu helfen, oder jemanden dabei zu helfen, eine schwere Tasche zu tragen.
Über die Hälfte der englischen Testpersonen weisen darauf hin, dass es notwendig ist,
wenn man höflich sein möchte, auf einen formalen Sprachgebrauch zu achten. Dieser
schließt den Gebrauch von please und thank you mit ein, sowie die Vermeidung von
Imperativen und Deklarativen. Anstelle derer sollte man Konditional- und Fragesätze
nutzen, um jemanden um etwas zu bitten. Von den griechischen Informanten wurden
diese sprachlichen Höflichkeitsmarker nicht mit in ihre Definition von Höflichkeit mit
eingeschlossen. Stattdessen erwähnten sie, dass Höflichkeit durch freundliche
Gesichtsausdrücke, wie zum Beispiel ein nettes Lächeln, ein warmer Blick oder gute
Laune, verstärkt werden kann. (Ebd.: 90-91) Ein großer Unterschied zwischen dem
griechischen und dem englischen Höflichkeitskonzept ist erkennbar, wenn man sich die
Definition eines englischen Probanden anschaut, der einen höflichen Menschen
beschreibt. Höflich ist für ihn jemanden, der sehr rücksichtsvoll, nicht überinteressiert,
sondern eher distanziert und kühl ist. Diese Definition gilt in Griechenland als
Beschreibung eines unmenschlichen Individuums. (Ebd.: 92) Wie man anhand der
Studie von Sifianou (1992) erkennen kann, scheint das Konzept Höflichkeit mehr oder
weniger universell zu sein. Jedoch scheinen Mitglieder unterschiedlicher Kulturkreise
die Schwerpunkte des Konzeptes anders zu setzen und nicht in allen Punkten überein zu
stimmen. All diese nichtwissenschaftlichen commonsense-Definitionen fassen Watts et
al. (1992a) unter dem Begriff first-order politeness (Höflichkeit1) zusammen. Sie
definieren Höflichkeit1 als sozial-psychologisches Konzept, das sich auf „the various
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
13
ways in which polite behaviour is talked about by members of sociocultural groups“
bezieht (Ebd: 4).
2.3.2 Das Konzept der Höflichkeit aus wissenschaftlicher Sicht
Politeness means learning to accommodate to others within a given social group.
(France 1992: 5)
Im vorangehenden Kapitel wurde das Konzept der Höflichkeit aus Sicht von
Nichtwissenschaftlern betrachtet. Dabei wurde festgestellt, dass es zwar universelle
Gültigkeiten, jedoch trotzdem kulturelle Unterschiede bei der Definition von
Höflichkeit gibt. Hier sollen nun verschiedene Höflichkeitsdefinitionen von
Wissenschaftlern betrachtet werden, die sich mit dem Thema Höflichkeit
auseinandergesetzt haben. Ähnlich wie bei der Definition von Pragmatik, gibt es keine
einheitliche Begriffsbestimmung für Höflichkeit. Wie in Kapitel 2.3.1 bereits gesehen
variieren die commonsense Erläuterungen, und auch bei den wissenschaftlichen
Auseinandersetzungen mit dem Konzept Höflichkeit gibt es keine klare Definition
(Thomas 1995: 149). Watts et al. (1992a) beobachten, dass (…) one of the oddest things about politeness research is that the term “politeness“ itself is either not explicitly defined at all or else taken to be a consequence of rational social goals such as maximising the benefit to self and other, minimising the face-threatening nature of a social act, displaying adequate proficiency in the accepted standards of social etiquette, avoiding conflict, making sure that the social interaction runs smoothly, etc.
(Ebd.: 3)
Watts et al. (1992a) weisen weiterhin darauf hin, dass es von großer Wichtigkeit ist die
commonsense-Definitionen klar von den wissenschaftlichen zu trennen. Sie sprechen
daher von second-order politeness (von nun an Höflichkeit2), wenn Höflichkeit als
sprachwissenschaftliches Konzept gemeint ist. Höflichkeit2 definieren sie als “a more
technical notion which can only have a value within an overall theory of social
interaction” (Ebd.: 4). Die Autoren bemängeln, dass in vielen wissenschaftlichen
Untersuchungen Höflichkeit1 und Höflichkeit2 nicht deutlich voneinander abgetrennt
werden (Eelen 2001: 30). Eelen (2001) weist darauf hin, dass diese Unterscheidung
wichtiger ist, als sie vielleicht auf den ersten Blick erscheint. By distinguishing between speakers’ assessment of their own linguistic behaviour – the speaker’s perspective – and the scientists’ assessment of that behaviour – the scientific perspective – it touches on methodological and epistemological issues regarding the study of linguistic behaviour which are seldom, if ever, thoroughly discussed in politeness research. It foregrounds the relationship between what people actually (say they) do and the various ways of theoretically capturing that behaviour – between practice and the science of linguistic behaviour. In this sense it provides a direct pathway into the often hazy depths of sociolinguistic theorizing about language and social reality (…).
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
14
(Ebd.: 30)
Diese unglückliche Situation kann laut Watts et al. vermieden werden, wenn „(…) the
theoretical second order concept is clearly defined and given some other name” (Watts
et al. 1992a: 4). Bisher wurde diese Unterscheidung nur von wenigen Wissenschaftlern
vorgenommen, zum Beispiel unter dem Label ‚politic behaviour’ (Watts 1989c, 1992),
‚emotive communication’ (Arndt & Janney 1985a) und tact’ (Janney & Arndt 1992;
Leech 1983). Trotz dieser Einwände, sollen hier nun einige Definitionen von
verschiedenen Wissenschaftlern dargestellt werden, die nicht ausdrücklich auf die
Unterscheidung von Höflichkeit1 und Höflichkeit2 bestehen. Kasper (1994) erläutert,
dass ‘politeness’ as a technical tern in linguistic pragmatics refers to a broader, substantially more democratic concept. Since the object of pragmatic injury is linguistic action, ‘politeness’ as a pragmatic notion refers to ways in which linguistic action is carried out – more specifically, ways in which the relational function in linguistic action is expressed. (Ebd.: 3206)
Lakoff (1990) definiert Höflichkeit als „a system of interpersonal relations designed to
facilitate interaction by minimizing the potential for conflict and confrontation inherent
in all human interchange” (Ebd.: 34). Außerdem sagt sie, dass „politeness is developed
by societies in order to reduce friction in personal interaction” (Lakoff 1975: 64).
Brown und Levinson, deren Namen schon fast zu einem Synonym für die Untersuchung
von Höflichkeit geworden sind, oder wie Kerbrat-Orecchioni (1997) sagt „it is
impossible to talk about [politeness] without referring to Brown & Levinson’s theory“
(Ebd.: 11), verstehen Höflichkeit ähnlich wie Lakoff als eine Vermeidung von
Konflikten. Sie sehen Höflichkeit im Wesentlichen als komplexes System um face-
threatening acts1 zu vermeiden bzw. abzuschwächen (Brown &Levinson 1978). Leech
(1980) vermeidet den Begriff Höflichkeit und nutz in seiner Definition das Wort Takt.
Diesen definiert er als eine Strategie für die Vermeidung von Konflikten. welche daran
gemessen werden kann, wie sehr man sich anstrengt, um eine Konfliktsituation zu
vermeiden (Ebd.: 19). Eine positivere Definition für Höflichkeit findet man bei Hill et
al. (1986). Sie sagen „politeness is one of the constraints on human interaction, whose
purpose is to consider others’ feelings, establish levels of mutual comfort, and promote
rapport“ (Ebd.: 349). Im Gegensatz zu den vorherigen Definitionen sehen Hill et al.
(1986) das Konzept Höflichkeit nicht nur als Vermeidung von Spannungen und
Konflikten, sondern auch als Verstärker für Harmonie und Einklang im
1 Face-threatening acts werden in Kapitel 2.4.4 näher betrachtet und erläutert.
Formatiert: Hervorheben
Formatiert: Hervorheben
Kommentar: Seitenzahl!!!
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
15
Zusammenleben. (Sifianou 1992: 83) Auch Ide (1989) definiert Höflichkeit aus
positiver Sicht, nämlich als „language usage associated with smooth communication“
(Ebd.: 225), die durch die zielgerichtete Nutzung von Strategien und durch den Normen
entsprechende Ausdrücke erlangt werden kann (Sifianou 1992: 83). Fraser und Nolan
(1981) weisen darauf hin, dass “politeness is a property associated with voluntary
action“ (Ebd.: 96). Sifianou (1992) merkt an, das die meisten Menschen nicht aus
Altruismus rücksichtsvoll handeln, sondern weil sie so ein positives Feedback von
ihrem Gesprächspartner bekommen. Darüber hinaus werden auch sie von ihrem
Gegenüber rücksichtsvoll behandelt. So werden also zwei Bedürfnisse gleichzeitig
befriedigt. (Ebd.: 83) Das heißt jedoch nicht, dass sie sich so verhalten, weil sie
irgendwelche Hintergedanken haben, oder dass sie eine Belohnung für ihr Verhalten
erwarten. Es bedeutet einfach, dass die meisten Menschen den Fakt verinnerlicht haben,
dass man, um in einer harmonischen Gesellschaft zu leben, geben und nehmen muss,
um das notwendige Gleichgewicht Beziehungen aufrecht zu erhalten. (Ebd.) Hudson
(1980) geht davon aus, dass most people want to present to the world an image of considerateness, because this is most likely to make them popular (…) we usually try to avoid exposing other people’s weaknesses, or raising heated controversy, unless we are sure that it will not affect the attitude of others toward us or we are indifferent to their opinion
(Ebd.: 115)
Die meisten Wissenschaftler beschäftigen sich allein mit dem Konzept Höflichkeit,
während das Konzept der Unhöflichkeit zumeist nicht betrachtet wird. Spencer-Oatey
(2000) begründet das damit, dass viele Wissenschaftler eine Ansicht von Konversation
haben, die den Schwerpunkt auf “the harmonious aspect of social relations, because of
an emphasis on conversational contracts and the implicit establishment of balance
between interlocutors” (Ebd.: 3) legt. Manchmal attackieren Menschen ihren
Gesprächspartner eher, als dass sie ihn unterstützen. Dieser Aspekt sollte laut Spencer-
Oatey (2005) mit in die Definition des Konzeptes Höflichkeit aufgenommen werden.
Sie definiert deswegen das Konzept (Un)Höflichkeit folgendermaßen: I take (im)politeness to be the subjective judgements that people make about the social appropriateness of verbal and non-verbal behaviour. In other words, it is not behaviour per se that is polite, (…), or impolite; rather (im)politeness is an evaluative label that people attach to behaviour, as a result of their subjective judgements about social appropriateness. I take (im)politeness to be umbrella term that covers all kinds of evaluative meanings (e. g., warm, friendly, considerate, respectful, deferential, insolent, aggressive, rude). These meanings can have positive, negative or neutral connotations, and the judgements can impact upon people’s perceptions of their social relations and the rapport or (dis)harmony that exists between them
(Ebd.: 97)
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
16
Einige Wissenschaftler (z.B. Fraser und Nolan 1981, Holmes 1995, Watts 2003 und
Locher 2004) merken an, dass Höflichkeit nur im Kontextzusammenhang gesehen
werden kann. Keine sprachwissenschaftliche Struktur kann im Wesentlichen als höflich
oder unhöflich identifiziert werden. Laut Watts (2003) kann und sollte man nicht
versuchen vorherzusagen, wann und in welcher Form sprachwissenschaftliche
Höflichkeit ausgedrückt wird (Ebd.: 160). Watts et al. (1992a) merken an, dass
Höflichkeit ein dynamisches Konzept ist, das sich jederzeit verändern und anpassen
kann. „It is not a social anthropological given which can simply be applied to the
analysis of social interaction, but actually arises out of that interaction“ (Ebd.: 11). Eine
sehr generelle Definition findet man bei Sifianou (1992). Sie sieht Höflichkeit als „the
set of social values which instructs interactants to consider each other by satisfying
shared expectations“ (Ebd.: 86). Als Grundlage für diese Arbeit möchte ich mich jedoch
der Höflichkeitsdefinition von Fukushima (2000) anschließen, die folgendermaßen
formuliert wurde: I take politeness to refer to the use of communication strategies intended to maintain mutual face and to achieve smooth communication, taking in to account human relationships. The promoting and maintaining of politeness calls for displays of appropriate behaviour. What is considered to be appropriate varies from situation to situation and culture to culture, while personal values and tastes may also influence judgements of appropriateness. (Ebd.: 27)
2.4 Vier Ansichten von Höflichkeit
Nachdem nun sowohl ein Überblick über nichtwissenschaftliche als auch
wissenschaftliche Definitionen von Höflichkeit gegeben wurde, sollen in diesem
Kapitel verschiedene wissenschaftliche Konzepte und Ansichten von Höflichkeit
betrachtet werden. Fraser (1990) rezensiert vier gebräuchliche Auffassungen von
Höflichkeit: (1) Den Social-Norm View; (2) den Conversational-Maxim View; (3) den
Conversational-Contract View; und (4) den Face-Saving View. Diese vier Ansichten
sollen hier wiedergegeben werden, um einen Überblick über die Höflichkeitstheorien zu
bekommen. Besonderer Schwerpunkt wir auf die hier vierte Auffassung den face-saving
view gelegt, da das Konzept von Brown und Levinson Hintergrund für den empirischen
Teil dieser Arbeit ist.
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
17
2.4.1 The Social-Norm View
This normative view considers politeness to be associated with speech style, whereby a higher degree of formality implies greater politeness.
(Fraser 1990: 221)
Laut Fraser (1990) ist die erste Annäherung an Höflichkeit, die des social-norm view.
Diese Ansicht geht davon aus, dass jede Gesellschaft einen bestimmten Satz an sozialen
Normen hat, die mehr oder weniger explizite Regeln beinhalten. Und zwar im Bezug
auf ein bestimmtes Verhalten, bestimmte Angelegenheiten und Gedankenwege. Eine
positive Evaluation (Höflichkeit) tritt auf, wenn das Verhalten mit den Normen
kongruent ist und eine negative Evaluation (Unhöflichkeit) wenn das Verhalten nicht
mit den Normen übereinstimmt. (Ebd.: 220) Diese Ansicht entspricht Watts et al.’s
(1992a) Konzept der Höflichkeit1 und den commonsense-Definitionen, die in Kapitel
2.3.1 ausführlich erläutert worden sind. Fraser (1990) merkt an, dass „the social-norm
approach has few adherents among current researchers” (Ebd.: 221). Für die
vorliegende Studie ist diese Ansicht daher als theoretische Grundlage uninteressant.
2.4.2 The Conversational-Maxim View
Diese Ansicht von Höflichkeit geht prinzipiell auf die Arbeit von Grice (1975) und
dessen Gründung des Cooperative Principle (CP) zurück. Als weitere Wissenschaftler,
die in diese Ansicht einzuordnen sind, sind Lakoff (1973) und Leech (1983) zu nennen.
Sie haben Grice’s CP übernommen, bearbeitet und weiterentwickelt. Aus Platzgründen
soll hier nur das CP von Grice erläutert werden, da die Höflichkeitstheorie von Brown
und Levinson (1987) auf dem CP aufbaut. Die Weiterentwicklungen von Lakoff und
Leech sind irrelevant für diese Studie und werden deshalb nicht weiter erwähnt.
2.4.2.1 Kooperationsprinzip - Grice
Das Kooperationsprinzip von Grice (1975) besteht aus einem limitierten Set von
Unterhaltungsgrundsätzen, an die sich alle Beteiligten einer Unterhaltung halten sollten.
Das CP basiert auf den folgenden Annahmen: Our talk exchanges do not normally consist of a succession of disconnected remarks, and would not be rational if they did. They are characteristically, to some degree at least, cooperative efforts; and each participant recognizes in them, to some extent, a common purpose or set of purposes, or at least a mutually accepted direction.
(Ebd: 45)
Aufgrund dieser Annahmen formuliert Grice das CP folgendermaßen:
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
18
Make your conversational contribution such as required, at the stage at which it occurs, by the accepted purpose or direction of the talk exchange in which you are engaged. (Ebd.)
Das CP besteht aus den vier Grundsätzen Quantität (Quantity), Qualität (Quality),
Beziehung (Relation) und Auftreten (Manner), die jeweils Untermaxime enthalten und
von Grice (1975) wie folgt dargelegt werden: 1. Quantity (1) Make your contribution as informative as required (for the purpose of the exchange). (2) Do not make your contribution more informative than is required. 2. Quality (1) Do not say what you believe to be false. (2) Do not say that for which you lack adequate evidence. 3. Relation Be relevant. 4. Manner (1) Avoid obscurity of expression. (2) Avoid ambiguity. (3) Be brief (avoid unnecessary prolixity). (4) Be orderly. (Ebd.: 45-46) Die Maxime 1-3 beziehen sich darauf, was ausgesagt wird, während das letzte Maxim
sich darauf bezieht, wie etwas gesagt wird. Alle Grundsätze sollten in allen
Interaktionen angewendet werden, egal um welches Thema es sich handelt, mit wem
man spricht, oder um welchen Sprechakt es sich handelt. (Sifianou 1992: 15)
Grice (1989) gibt zu, dass (…) some refinement in our apparatus is called for. First, it is only certain aspects of our conversational practice which are candidates for evaluation, namely those which are crucial to its rationality (…) it is the rationality of irrationality of conversational conduct which I have been concerned to track down rather than any more general characterization of conversational adequacy. (Ebd.: 369)
Er merkt weiterhin an, das es einige Einschränkungen im Bezug auf seine Maxime gibt,
da der praktische Sprachgebrauch nicht auf den maximalen effektiven Austausch von
Kommunikation hinzielt. (Fukushima 2000: 30) Sifianou (1992) unterstützt diesen
Aspekt, indem sie als Beispiel Dank und Entschuldigung anführt: Thanks and apologies, (…), may be perfunctory or sincere, but they are usually effective because they fulfil social expectations rather than any conditions relative to truthfulness or brevity. In our daily interactions, purely informative speech is an exception rather than the rule.
(Ebd.: 16)
Weiterhin wird Grice’s Annahme im Bezug auf die Universalität seiner Maxime
kritisiert. Seine Implikationen der Universalität führt er auf die Vermutung zurück, dass
alle vier Maxime aus rationalen Verhalten, verbal und nonverbal, stammen. Er merkt an,
dass Beachtungen des CP und dessen Untermaxime zu vernünftigem und rationalem
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
19
Verhalten führen. Jedoch gibt er keine Erklärung, wie die beiden Begriffe interpretiert
werden sollen. (Ebd.: 17) Ferner gibt er keine Auskünfte darüber von welcher
Gesellschaft er spricht, wenn er sagt „It is just a well-recognized empirical fact that
people DO behave in these ways“ (Grice 1975: 48). Hymes (1986) wendet im Bezug
auf die von Grice beanspruchte Universalität der vier Maxime ein: It can be reasonable assumed that any community will have some orientation to the dimension of quality (truthfulness), of quantity (informativeness), of relevance, of manner (clarity). What the orientation will be, and how complexly articulated in relation to kinds of person and context, would be an empirical question.
(Ebd.: 73)
Weitere Kritikpunkte sind zum Beispiel der irreführende Begriff „cooperation“, da
Dinge, die heutzutage als höchst unkooperativ gelten, wie zum Beispiel „arguing, lying,
hurling abuse“ (Fukushima 2000: 31), trotzdem mit den Griceschen Grundsätzen
übereinstimmen. Sarangi und Slembrouck (1992) unterstützen diese Ansicht und
bemängeln die Existenz der Verwirrung zwischen den Begriffen „conversation“ und
„cooperation“ (Ebd.: 119). Auf die genannten und nicht genannten Kritikpunkte soll
hier jedoch nicht weiter eingegangen werden, da es in der vorliegenden Arbeit nicht um
eine kritische Auseinandersetzung mit den Maximen von Grice geht. Abschließend soll
aber noch hinzugefügt werden, dass trotz der vielen Beanstandungen „no one else, in
the view of this writer, has yet come up with anything better to replace it“ (Thomas
1994: 762). Ähnlich argumentiert Sifianou (1992), wenn sie schreibt: It is important, (…), not to underestimate the significance of Grice’s work, one major asset of which is the flexibility to describe the violation and not just the observance of the postulates. None of the scholars who have criticized various aspects of his view fails to acknowledge his significant contribution to the study of conversation and utterance interpretation. (Ebd.: 19)
Auch Brown und Levinson, die ihre Höflichkeitstheorie auf den Griceschen Maximen
aufgebaut haben, weisen auf die Wichtigkeit der Grundsätze hin, [which] are not merely statements of regular patterns in behaviour; they are background presumptions, which by virtue of that special status are robust to apparent counterevidence. (Brown & Levinson 1987: 5)
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Arbeit von Grice, auch wenn sie Ziel von
zahlreicher Kritik geworden ist, sowohl eine Basis für den conversational-maxim view
ist als auch Grundlage für die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson.
Da der Conversational-Maxim-View unter anderem bezüglich der Anwendung auf den
tatsächlichen Sprachgebrauch kritisiert wird, sind die Theorien der drei genannten
Wissenschaftler nicht als theoretische Basis für diese Studie angemessen, da es sich hier
um eine empirische Studie handelt.
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
20
2.4.3 The Conversational-Contract View
Acting politely (…) is virtually the same as using language appropriately.
(Kasper 1994: 3207)
Die dritte Ansicht des Höflichkeitkonzeptes ist der Conversational – Contract View von
Fraser (1975, 1990) sowie Fraser und Nolan (1981). Diese Höflichkeitstheorie
unterscheidet sich von den vorangehenden Theorien darin, dass Höflichkeit nicht als
eine zusätzliche Interaktion angesehen wird, sondern als integraler Teil. (Barron 2003:
20) Fraser (1990) geht davon aus, dass: we can begin the recognition that upon entering into a given conversation, each party brings an understanding of some initial set of rights and obligations that will determine, at least for the preliminary states, what the participants can expect from the other(s). During the course of time, or because of a change in the context, there is always the possibility for a renegotiation of the conversational contract; the two parties may readjust what rights and what obligations they hold towards each other.
(Ebd.: 232)
Das heißt also, dass dieser interpersonelle ‘Vertrag’ zwischen zwei oder mehreren
Gesprächspartner nicht statisch ist, sondern, das dieser im Laufe der Zeit oder auch
durch einen Kontextwechsel verändert werden kann. (Eelen 2001: 13) Die Rechte und
Verpflichtungen eines jeden Partizipanten – im Bezug auf den Vertrag – sind auf
verschiedenen Dimensionen etabliert: der konventionellen, der institutionellen, der
situativen und der historischen. Die konventionelle Dimension ist von genereller Natur.
Normalerweise bezieht sie sich auf alle Art von Interaktion. Sie wird zum Beispiel
durch Regeln veranschaulicht, die sich auf die Lautstärke des Gespräches beziehen,
oder die den Sprecherwechsel bestimmen. Die institutionelle Dimension betrifft Rechte
und Pflichten die durch soziale Institutionen aufgebürdet werden, wie zum Beispiel das
Recht vor Gericht zu sprechen, oder das Schweigen in einer Kirche. Faktoren wie die
gegenseitige Einschätzung der Rollenverteilung, das Machtverhältnis von Hörer und
Sprecher sind Inhalte der situativen Dimension. Ein Beispiel hierfür ist, das ein Kind
einem Erwachsenen nicht sagen kann, was er zu tun hat. Die historische Dimension
bezieht sich auf vorangegangene Interaktionen zwischen Hörer und Sprecher. (Ebd.: 14)
Wie die vier Dimensionen erkennen lassen, können Rechte und Verpflichtungen sich
über eine Zeitperiode verändern. Des Weiteren können Neuverhandlungen der Rechte
und Verpflichtungen notwendig sein. (Fukushima 2000: 47) Thomas (1995) kritisiert
die Ansicht eines Konversationsvertrages und sagt: „Fraser’s model of politeness is very
sketchy compared with that of Brown and Levinson and it is difficult to judge how it
might operate in practice” (Ebd.: 177). Aus diesem Grund wird diese Ansicht nicht als
theoretische Grundlage für diese Studie verwendet.
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
21
2.4.4 The Face-Saving View
To study face-saving is to study the traffic rules of a social interaction.
(Goffman 1972: 323)
Die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1978, 1987) ist bis dato die
bekannteste und einflussreichste aller Höflichkeitstheorien (Barron 2003:14). Sie basiert
auf dem Griceschen CP und dem Konzept face von Goffman (1955). Brown und
Levinson (1987) präsentieren eine umfassende Höflichkeitstheorie, in der
sprachwissenschaftliche Mittel Erkenntnis über spezielle Höflichkeitsstrategien geben
(Sifianou 1992: 31).
In ihrer Theorie postulieren Brown und Levinson (1987) eine Modellperson (MP), die
mit den Eigenschaften Rationalität und face ausgestattet ist. All our Model Person (MP) consists in is a wilful fluent speaker of a natural language, further endowed with two special properties – rationality and face. By ‘rationality’ we mean something very specific – the availability to our MP of a precisely definable mode of reasoning from ends to the means that will achieve those ends. By ‘face’ we mean something quite specific again: our MP is endowed with two particular wants – roughly, the want to be unimpeded and the want to be approved of in certain respects. (Ebd.: 58)
Rationalität wird weiterhin definiert als “the application of a specific mode of reasoning
(…) which guarantees inferences from ends or goals to means that will satisfy those
ends” (Ebd.: 64). Ihr Verständnis von face leiten sie von Goffman’s Konzept face ab,
das er definiert als „the positive social value a person effectively claims for himself by
the line others assume he has taken during a particular contact. Face is an image of self
delineated in terms of approved social attributes” (Goffman 1967: 7). Goffmann (1967)
sieht face jedoch nicht “as a private or an internalized property lodged in or on an
individual’s body, but as an image located in the flow of events, supported by other
people’s judgements, and endorsed by impersonal agencies in the situation” (Fukushima
2000: 37). Das bedeutet also, dass face ein öffentliches Image ist, das sich jedes
Individuum von der Gesellschaft nur ausleiht. Als weitere Quelle für Brown und
Levinson’s Verständnis von face dient das Englische Volksverständnis des Konzeptes
face. Dieses Verständnis wird verbunden mit Begriffen wie „being embarrassed or
humilated, or losing face“ (Fukushima 2000: 37). Mao (1994) weist darauf hin, dass
diese Vorstellungen auf das chinesische Konzept face zurückgehen (Ebd.: 454). Auch
Thomas (1995) merkt an, dass der Begriff face, im Sinne von Reputation und gutem
Ruf, im Englischen erstmals 1876 als Übersetzung des chinesischen Ausdrucks diu lian
in dem Satz „arrangements by which China has lost face“, gebraucht wurde (Ebd.: 168).
Brown und Levinson (1987) definieren face als „the public self-image that every
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
22
member wants to claim for himself,“ und merken an „face is something that is
emotionally invested and that it can be lost, maintained, or enhanced, and must be
constantly attended to in interaction“ (Ebd.: 61). Von Brown und Levinson (1987) wird
das Konzept face in positive und negative face aufgeteilt. Das positive face entspricht
dabei allerdings nicht dem guten oder noblen Gesicht einer Person und das negative
face entspricht auch nicht dem schlechten oder bösen Gesicht. Vielmehr stimmt das
positive face einer Person mit dem Bedürfnis überein von anderen akzeptiert und
gemocht, von ihnen als Mitglied derselben Gruppe behandelt zu werden, und zu wissen,
dass die eigenen Bedürfnisse von anderen geteilt werden (Yule 1998: 62). Im Gegensatz
dazu ist das negative face einer Person das Bedürfnis nach Unabhängigkeit,
Aktionsfreiheit und keine Dinge von anderen auferlegt zu bekommen (Ebd.: 61). Brown
und Levinson (1987) definieren das positive face als „the desire (…) to be approved of
[by others]“ und das negative face als „the desire to be impeded in one’s actions“ (Ebd.:
13). Sie gehen davon aus, dass sowohl das positive als auch das negative face universal
sind: “the mutual knowledge of members’ public self-image of face, and the social
necessity to orient oneself to it in interaction, are universal” (Ebd.: 62). Dabei merken
sie aber auch an, dass der Inhalt beider Konzepte kulturspezifisch ist. On the one hand this concept is subject to cultural specifications of many sorts - what kind of acts threaten face, what sort of persons have special right to face-protection, and what kind of personal style (in terms o things like graciousness ease of social relations, etc.) are especially appreciated. On the other hand notions of face naturally link up to some of the most fundamental cultural ideas about the nature of the social persona, honour and virtue, shame and redemption and thus to religious concepts (…).
(Ebd.)
Arndt und Janney (1985) unterstützen den Universalitätsanspruch von face. „The desire
to maintain face, and the fear of losing it, are interpersonal universals transcending all
sociocultural, ethnic, sexual, educational, economic, geographical and historical
boundaries“ (Arndt & Janney 1985: 293). Der Anspruch auf Universalität wird von
anderen Wissenschaftlern angefochten. Auf Kritikpunkte bezüglich der
Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1987) wird in Kapitel 3.1.4.3 näher
eingegangen.
Brown und Levinson’s Schlüsselkonzept im Bezug auf face sind Face-Threatening Acts
(FTA). Diese definieren sie folgendermaßen: „certain kinds of acts intrinsically threaten
face, namely those acts that by their nature run contrary to the face wants of the
addressee and/or of the speaker“ (Ebd: 65). Handlungen, die den Empfänger in seiner
Bewegungsunabhängigkeit und Handlungsfreiheit einschränken bedrohen das negative
face. Beispiele hierfür sind Befehle, Vorschläge oder Ratschläge. Aber auch
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
23
Danksagungen, deren Annahme, oder Angebote drohen dem negativen face des
Sprechers „in that they accept a debt and humble their own face“ (Sifianou 1992: 33).
Das positive face wird durch Handlungen bedroht, die scheinbar die eigenen
Bedürfnisse und Wünsche missbilligen, wie zum Beispiel Meinungsverschiedenheiten.
Entschuldigungen und die Annahme von Komplimenten drohen dem positiven face des
Sprechers, da er eventuell das Gefühl bekommt sich revanchieren zu müssen (Ebd.).
Um solche FTA’s zu vermeiden oder zu minimieren wählen die Interaktanten aus einem
Sortiment von Strategien. Brown und Levinson (1987) identifizieren fünf mögliche
Strategien um ein FTA zu begehen beziehungsweise ihn zu vermeiden.
Figur 1. Mögliche Strategien für einen FTA (Brown & Levinson 1987: 69)
Die Anwendung der einzelnen Höflichkeitsstrategien ist, laut Brown und Levinson
(1987), davon abhängig in welchem Maße die Gefahr eines Gesichtsverlusts droht. Der
Risikofaktor steigt je weiter man in der Skala der Strategien 1 – 5 nach oben rückt. Das
heißt, je größer die Gefahr des Gesichtsverlustes, desto höflicher ist die angewendete
Strategie. (Sifianou 1992:33 – 34).
Wie Figur 1 zeigt, kann man einen FTA entweder on record oder off record begehen.
Der Unterschied liegt darin wie direkt oder indirekt eine Nachricht kommuniziert wird.
On record kommunizierte Nachrichten sind im Gegensatz zu off record Nachrichten
immer sehr direkt. Wie Figur 1 ferner erkennen lässt subkategorisieren Brown und
Levinson (1987) on record in:
1. without redressive action, baldly; und
2. with redressive action
Brown und Levinson’s erste Strategie bald on record (do the FTA without redressive
action, baldly) ist die direkteste. „Doing an act baldly, without redress, involves doing it
in the most direct, clear, unambiguous and concise way possible” (Brown &Levinson
1987: 69). Etwas on record ohne wiedergutmachende Handlungen zu kommunizieren
Do the FTA
5. Don’t do the FTA
on record
4. off record
1. without redressive action, baldly
with redressive action
2. positive politeness
3. negative politeness
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
24
folgt dem Griceschen CP. Die bald on record Strategie wird laut Brown und Levinson
(1987) unter folgenden Umständen angewendet (a) S and H both tacitly agree that the relevance of face demands may be suspended in the interests of urgency or efficiency; (b) where the danger to H’s face is very small, as in offers, requests, suggestions that are clearly in H’s interest and do not require great sacrifices of S (e.g., ‘Come in’ or ‘Sit down’); and (c) where S is vastly superior in power to H, or can enlist audience support to destroy H’s face without losing his own.
(Ebd.: 69)
Laut Thomas (1995) wird die bald on record Strategie genutzt • when there is a demand for speaking with maximum effect (e.g. in emergencies); • when the overall ‘weightiness’ of the FTA is very small (e.g. when making a trivial request
of someone you know well and who has no power over you); • when the FTA is perceived as being in the H’s interest; • when the power differential is great (the powerful participant will often employ no
indirectness at all); and • when the speaker has deliberately chosen to be maximally offensive.
(Ebd.: 170-171)
In Fällen in denen die bald on record Strategie angewendet wird, sind
wiedergutmachende Handlungen nicht nötig, da es sich meist um Interaktanten handelt,
die mit einander vertraut sind, oder weil die Effektivität der Nachricht im Vordergrund
steht und wichtiger sind als ein eventueller Gesichtsverlust. Die on record Strategie
wird meistens durch einen Imperativ ausgedrückt und kann durch den Gebrauch von
Bitten abgeschwächt werden. Wenn beispielsweise Jenny und Peter in ihrer Küche
sitzen, in der ein Fenster geöffnet ist und Jenny ist kalt, könnte sie bald on record zu
Peter sagen: ‚(Bitte) mach das Fenster zu!’. (…) sometimes bald-on-record events can actually be oriented to saving the hearer’s face. In ‘Have another biscuit’ or ‘Marry me’ the risk that the hearer may not wish to be imposed upon is small, and the face threatening act is quite pleasant. The directness also makes the hearer less reluctant to threaten the speaker’s face by impinging through accepting: they are unlikely to say ‘No, I can’t possibly deprive you of another biscuit’ or ‘No, I really shouldn’t occupy your life like that’.”
(Cutting, 2002: 46)
Die zweite Subkategorie with redressive action attempts to counteract the potential face damage of the FTA by doing it in such a way, or with such modifications or additions, that indicate clearly that no such face threat is intended or desired, and that S in general recognizes H’s face wants and himself wants them to be achieved.
(Brown & Levinson 1987: 69-70)
Redressive action ist aufgesplittet in die zweite und dritte Strategie
2. positive Höflichkeit; und
3. negative Höflichkeit.
“Positive politeness is orientated toward the positive face of H, the positive self-image
that he claims for himself” (Ebd.: 70). Sie wird meistens ausgedrückt indem das
Gewicht auf Gemeinsamkeiten von S und H gelegt wird. Außerdem spielen Slang,
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
25
Spitznamen, Hintergrundwissen des Hörers und Dialekt eine große Rolle. Der
potentielle FTA wird durch die zweite Strategie minimiert, indem S durch seine
Aussage klar macht, dass S generell mit den Bedürfnissen von H übereinstimmt.
Allgemein kann gesagt werden, dass die positive Höflichkeitsstrategie auf Annäherung
basiert. Wenn Jenny also möchte, dass Peter das Fenster in der Küche schließt, könnte
sie der positiven Höflichkeitsstrategie folgend, sagen: ‚Peter, ich weiß, dass du frische
Luft liebst, und das tue ich ja auch, aber es ist sehr kalt in der Küche. Wollen wir nicht
das Fenster schließen?’
Die negative Höflichkeitsstrategie basiert auf Vermeidung. „Negative politeness (…) is
orientated mainly toward partially satisfying (redressing) H’s negative face, his basic
want to maintain claims of territory and self-determination” (Ebd.). S versucht Distanz
zwischen beiden Interaktanten zu halten und versucht nicht in das Territorium des
anderen einzudringen. Mit den Mitteln der dritten Strategie versucht S zu betonen, dass
er weiß, dass H zum Beispiel keine Zeit hat. Oder er formuliert eine eventuelle Frage so,
dass H diese ohne weitere Probleme verneinen oder leugnen kann. Andere Stilmittel für
diese Strategie sind zum Beispiel Entschuldigungen und unschlüssige Aussagen. Im Fall
von Jenny könnte ihre Bitte an Peter in negativer Höflichkeit folgendermaßen lauten:
‚Entschuldige Peter, würde es dir etwas ausmachen das Fenster zu schließen? Natürlich
nur, wenn dir nicht zu warm in der Küche ist.’
Die vierte Höflichkeitsstrategie von Brown und Levinson (1987) ist off record. „[If]
there is more than one unambiguously attributable intention so that the actor cannot be
held to have committed himself to one particular intent” (Ebd.: 69). In diesem Falle
wird off record kommuniziert. Das bedeutet also, dass eine Nachricht zweideutig
formuliert wird und die Interpretation dem Empfänger überlassen wird, da es ein hohes
Risiko für einen eigenen Gesichtsverlust gibt. Linguistic realizations of off record strategies include metaphor and irony, rhetorical questions, understatement, tautologies, all kinds of hints as to what a speaker wants or means to communicate, without doing so directly, so that the meaning is to some degree negotiable.
(Ebd.)
Die off record Strategie nutzend könnte Jenny ihre Arme um ihren Oberkörper
schlingen und sagen: ‘Brrr, ist das kalt hier drin.’ Da sie Peter nicht direkt anspricht,
kann dieser entweder so tun, als hätte er Jenny nicht gehört, oder er kann auf ihre off
record kommunizierte Nachricht reagieren und das Fester zumachen. In den Worten
von Brown und Levinson heißt das: (…) the actor leaves himself an ‘out’ by providing himself with a number of defensible interpretations; he cannot be held to have committed himself to just one particular interpretations
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
26
of his act. Thus, if a speaker wants to do an FTA, but wants to avoid the responsibility for doing it, he can do it off record and leave it up to the addressee to decide how to interpret it.
(Ebd.: 211)
Sie erklären weiterhin, dass Such off-record utterances are essentially indirect uses of language: to construct an off-record utterance one says something either more general (contains less information in the sense that it rules out fewer possible states of affairs) or actually different from what one means (intends to be understood). In either case, H must make some inference to recover what was in fact untended. (Ebd.)
Brown und Levinson (1987) gehen davon aus, dass es im Wesentlichen ein Zwei-
Phasen Prozess ist, um die beabsichtigte Bedeutung der off record Strategie zu erfassen: (i) A trigger serves notice to the addressee that some inference must be made. (ii) Some mode of inference derives what is meant (intended) from what is actually said, this
last providing a sufficient clue for the inference. (Ebd.)
In Verbindung zu Grice merken sie an, dass ein möglicher Kandidat für den Auslöser
die Verletzung der Griceschen Maxime sein kann. Das heißt also, dass die Strategien
der off record Strategien auf der Verletzung der Griceschen Maxime basieren. So wird
beispielsweise das Relevanz Maxim verletzt, wenn man, wie Jenny in dem oben
genannten Beispiel, statt einer deutlichen Aussage nur eine Andeutung macht.
Die fünfte und letzte Höflichkeitsstrategie von Brown und Levinson (1987) ist es keinen
FTA zu begehen (Don’t do the FTA). Das heißt, man sagt nichts, da die Gefahr eines
Gesichtsverlusts sehr hoch ist.
Laut Brown und Levinson (1987) ist nicht nur das Konzept face, sondern auch die
Höflichkeitsstrategien universal.
2.4.4.1 Variablen, die die Höflichkeitsstrategien bestimmen
Brown und Levinson (1987) argumentieren, dass die Bestimmung der Schwere eines
FTA’s durch die folgenden Faktoren in vielen und vielleicht in allen Kulturen bestimmt
werden kann: 1. the social distance (D) of S and H (a symmetric relation); 2. the relative power (P) of S and H (an asymmetric relation); 3. the absolute ranking (R) of imposition in the particular culture.
(Ebd.: 74)
Um die Schwere eines FTA’s messen zu können präsentieren sie folgende Formel, die
die oben aufgelisteten Variablen enthält: Wx= D(S,H) + P(H,S) +Rx Where Wx is the numerical value that measures the weightiness of the FTAx, D(S,H) is the value that measures the social distance between S and H, P(H,S) is a measure of the power that H has over S, and Rx is value that measures the degree to which the FTAx is rated an imposition in that culture.
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
27
(Ebd.: 76)
Sie merken an, dass „all three dimensions P, D, and R contribute to the seriousness of
an FTA, and thus to a determination of the level of politeness with which, other things
being equal, an FTA will be communicated” (Ebd.). D basiert laut Brown und Levinson
(1987) in vielen Fällen auf der Interaktionshäufigkeit und den materiellen und nicht
materiellen Gütern (face mit inbegriffen), die S und H untereinander austauschen. P
definieren sie als den Grad, in dem H seine eigenen Pläne und seine Selbsteinschätzung
(face mit inbegriffen) S auf Kosten von S’s Plänen und Selbsteinschätzung (face mit
inbegriffen) auferlegen kann. (Ebd.: 77) Laut Brown und Levinson (1987) gibt es
generell zwei Quellen für P – „[the] material control (over economic distribution and
physical force) and [the] metaphysical control (over the actions of others, by the virtue
of metaphysical forces subscribed to by those others)” (Ebd.). Weiterhin gehen sie
davon aus, dass P ein Wert ist, der sich nicht auf Individuen bezieht, sondern auf Rollen
und Rollenverhältnisse. Folglich stehen beispielsweise die Rollenverhältnisse
Manager/Angestellter, oder Eltern/Kind in einem asymmetrischen Machtverhältnis
zueinander. (Ebd.: 78) R wird definiert als „a culturally and situationally defined
ranking of impositions by the degree to which they are considered to interfere with an
agent’s wants of self-determination or of approval (his negative- and positive- face
wants)“ (Ebd.: 77). Sie behaupten, dass sich der Rang der Belastung bezieht auf “(a)
(…) services (including the provision of time) and (b) (…) goods (including non-
material goods like information, as well as the expression of regard and other face
payments” (Ebd.). Sie sagen weiterhin, dass die Belastung je nach Situation größer oder
kleiner sein kann. Jemanden beispielsweise nach einem Euro zu fragen ist eine größere
Belastung als jemanden um zehn Cent zu bitten. Die Belastung ist kleiner wenn man
jemanden um zehn Cent vor einer Telefonzelle bittet, als nach 10 Cent ohne
anscheinenden Grund in der Einkaufszone zu fragen. (Ebd.: 79) Im Bezug auf alle drei
Variablen sagen Brown und Levinson (1987) „we are not interested in what factors are
compounded to estimate these complex parameters; such factors are certainly culture-
specific” (Ebd.: 76).
2.4.4.2 Kulturunterschiedliche Variation und Zuteilung der Höflichkeitsstrategien
Brown und Levinson (1987) gehen davon aus, dass ihre ziemlich spezifischen aber
dennoch universellen Prinzipien eine Basis bereitstellen können, um verschiedene
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
28
kulturelle Unterschiede in Handlungen zu berechnen (Ebd.: 242). Holtgraves und Yang
(1992) unterstützen die Ansicht, dass die Theorie von Brown und Levinson einen
umfassenden signifikanten Rahmen bereitstellt, um kulturelle Ähnlichkeiten und
Unterschiede im Sprachgebrauch zu erklären. Sie sagen, dass similarities arise from the assumption of a universal concern with face and the linguistic means for conveying face concerns. (…) It is important to note that the theory also includes mechanisms for explaining cultural differences in language use. (Ebd.: 247)
Um kulturelle Unterschiede aufzuzeigen dienen Brown und Levinson (1987) (i) parameters and variables within the scheme itself; (ii) differential distribution of the various strategies across a social population
als Grundlage (Ebd.: 242). Das bedeutet also, dass es kulturelle Unterschiede in der
Wahrnehmung einer Situation im Bezug auf P, D und R geben kann. Ebenso existieren
aber auch kulturelle Unterschiede in der Gewichtung der drei Variablen. Das kann
erklären, warum es zum Auftreten eventueller kultureller Unterschiede im Bezug auf
Höflichkeit in den gleichen Situationen kommen kann (Holtgraves & Yang 1992: 247).
Um interkulturelle Variationen zu beschreiben, stellen Brown und Levinson folgenden
Apparatus auf: (i) The general level of Wx in a culture, as determined by the sum of P, D, and R values. (ii) The extend to which all acts are FTAs, and the particular kinds of acts that are FTAs in a
culture. (iii) The cultural composition of Wx; the varying values (…) attached to P, D, and Rx, and the
different sources for their assessment. (iv) Different modes of assignment of members to the sets of persons whom an actor wants to
pay him positive face, and the extent to which those sets are extended (…). (v) The nature and distribution of strategies over the most prominent dyadic relations in a
particular society (…). (Ebd.: 244-245)
Im Bezug auf Dimension (i) merken sie an, dass sie zwischen positive-politeness und
negative-politeness Kulturen unterscheiden. Die amerikanische Kultur ordnen sie als
positive-politeness Kultur ein (Ebd.: 245). Leider gibt es keine explizite Einordnung der
deutschen Kultur. Für positive-politeness Kulturen geben sie an, dass (…) the general level of Wx tends to remain low; impositions are thought of as small, social distance as no insuperable boundary to easy-going interaction, and relative power as never very great. These are the friendly back-slapping cultures, as in the western U.S.A., some New Guinea cultures, and the Mbuti pygmies, for example.
(Ebd.)
Negative-politeness Kulturen beschreiben sie als „(…) those lands of standoffish
creatures like the British (in the eyes of the Americans) [and] the Japanese (in the eyes
of the British), (…)” (Ebd.). Ferner gehen Brown und Levinson (1987) davon aus, dass
Individuen einer negative-politeness Kultur die beiden höflicheren
Höflichkeitsstrategien (negative Höflichkeit und off record) im Unterschied zu
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
29
Individuen von positive-politeness Kulturen vorziehen (Holtgraves und Yang 1990:
721). Weiterhin merken Brown und Levinson (1987) an, dass auch subkulturelle
Unterschiede durch Punkt (i) ihres Apparatus erfasst werden können. In general we have a hunch that all over the world, in complex societies, dominated groups (and sometimes also majority groups) have positive-politeness cultures; dominating groups have negative-politeness cultures. That is, the world of the upper and middle groups is constructed in a stern and cold architecture of social distance, asymmetry, and resentment of impositions, while the world of the lower groups is built on social closeness, symmetrical solidarity and reciprocity.
(Ebd.: 245)
Als Beispiel für ein Merkmal einer “upper-class” negative-politeness Kultur und einer
„lower-class“ positive-politeness Kultur geben sie den Gebrauch von ‚Du’ und ‚Sie’
beziehungsweise ‚tu’ und ‚vous’ in einigen westlichen Kulturen an (Ebd.).
Dimension (ii) beleuchtet in welchem Maße alle Handlungen FTAs und, und welche
bestimmten Handlungen FTAs in einer Kultur sind. So wird in Dimension (ii) unter
anderem zwischen „debt-sensitive“ (z.B. Japan) und „non-debt sensitive“ (z.B. die
U.S.A.) Kulturen unterschieden (Ebd.: 247). In den U.S.A. sind Angebote keine sehr
bedrohlichen FTAs. In Japan hingegen kann schon das Angebot eines Glas Wassers ein
gewaltiges Schuldgefühl veranlassen. Auch das Geben von Komplimenten oder das
Äußern von Kritik kann in einigen Kulturen gesichtsbedrohend sein. Eine weitere
Subdimension von (ii) ist, die Erwägung der Interaktanten, ob es wichtiger ist das face
von S oder von H vor einem FTA zu beschützen. In einigen Gesellschaften stellt es
einen schrecklichen FTA dar, zuzulassen, dass das eigene Gesicht bedroht wird. In
solchen Kulturen ist es nicht angemessen selbstdemütigende Strategien anzuwenden,
stattdessen charakterisieren selbsterhöhende Herausforderungen, wie zum Beispiel ‚ich
bin besser als Du/Sie’ die Interaktion. (Ebd.) Brown und Levinson (1987) merken an,
dass die für Dimension (ii) gemachten Beobachtungen sich mit denen von Dimension
(iii), überlappen. Sie gehen von einer Kulturspezifität der tatsächlichen Faktoren, die die
Gewichtung der einzelnen Variablen festlegen aus. Trotzdem werden in verschiedenen
Gesellschaften verschiedene dieser Faktoren von anderen überwältigt. Beispielsweise
scheint in Indien die Variable D weniger wichtig zu sein, als die Variable P. In den
U.S.A. hingegen ist P bedeutungslos im Bezug auf D. (Ebd.: 248-249) Bezüglich der
Dimension (iv) sagen sie, dass (…) the different ways in which positive-face wants are distributed over an ego’s social network allow us to capture an important variable: in some cultures (or subcultures) there is a dramatic distinction between those whom you really want to be similar to and appreciated by as a more or less whole person and those whom you wish to value some special trait or ability that you possess, but nothing more.
(Ebd.: 249)
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
30
Sie geben an, dass es in westlichen Kulturen eine ausgeglichene Verbreitung bezüglich
der positiven face Bedürfnisse zwischen den Interaktanten gibt. Daraus ergibt sich
zumindest in „middle-class“ Subkulturen etwas das Brown und Levinson (1987)
„shrunken personality grooming“ nennen (Ebd.). Das heißt, die handelnde Person S
richtet übertrieben positive Höflichkeit an nur ein paar positive face Bedürfnisse, von
denen er annimmt, dass H sich wünschen würde, dass S diese bewundert. Das können
beispielsweise die schönen Rosen im Garten von H oder der süße Hund von H sein.
(Ebd.) Resultierend aus Dimension (v), der Zuteilung der einzelnen Strategien (von bald
on record, über positive und negative Höflichkeit bis hin zu off record), formulieren
Brown und Levinson (1987) „a set of four kinds of dyads (or generalized social
relationships) specified by two polar values (high and low) attributed to S and H, on the
two dimensions P and D” (Ebd.: 249-250). Tabelle 1 ist eine kurze Zusammenfassung
der formulierten dyads und deren Zuteilung der Höflichkeitsstrategien. Dyad Features Politeness Strategies Countries/ Societies
I The majority of public relations are
dominated by high P relations
Bald on record (to inferiors)
Negative politeness/ off
record (to superiors)
India
II High D relations dominate in public
encounters
High-numbered strategies Japan; Madagascar,
England
III Low D is the emphasis and P is
minimized
Symmetrical use of bald on
record
Positive Politeness
western U.S.A
IV Low P relations prevail without high D Symmetrical low-numbered
strategies
Between men;
between women;
In an egalitarian
society
Tabelle 1. Dyaden von Brown und Levinson und die Zuteilung der Höflichkeitsstrategien (Fukushima 2000: 45) Wie man der Tabelle entnehmen kann wird die amerikanische Kultur der 3. Dyade
zugeteilt. Wie auch bei der Einteilung verschiedener Kulturen in beispielsweise
negative-politeness Kultur und positive-politeness Kultur, machen sie keine Zuordnung
der deutschen Kultur.
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
31
2.4.4.3 Kritik an der Höflichkeitstheorie von Brown & Levinson
Brown und Levinson’s work has been extraordinarily influential and very widely discussed. It is not surprising, therefore, that a number of criticisms have been made of their model of politeness. (Thomas 1995: 176)
Die häufigsten Kritikpunkte von Forschern, die sich mit Höflichkeit und der
Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson beschäftigen, beruhen auf dem
Universalitätsanspruch von face und den Höflichkeitsstrategien. Besonders asiatische
Wissenschaftler argumentieren, dass die Ansicht des Konzeptes face von Brown und
Levinson ethnozentristisch ist. Matsumoto (1988) geht davon aus, dass das japanische
Konzept face nicht mit dem von Brown und Levinson übereinstimmt. Daraus
schlussfolgert sie, dass das Höflichkeitsmodell von Brown und Levinson falsche
Vorhersagungen für japanische Höflichkeitsphänomene macht. Ferner behauptet sie,
dass die Festlegung von negativen face wants, das heißt dem Wunsch nicht von anderen
in seiner Freiheit eingeschränkt zu werden, der japanischen Kultur fremd ist. Laut
Matsumoto (1988) spielen diese negativen face wants in der europäischen und
amerikanischen Kultur eine große Rolle, jedoch nicht in der japanischen Gesellschaft.
Für Japaner ist es wichtig zu erkennen, in welchem Verhältnis sie zu anderen
Gruppenmitgliedern stehen, sowie ihre Abhängigkeit von anderen anzuerkennen. (Ebd.:
405) Des Weiteren argumentiert sie, dass Brown und Levinson’s theory of politeness fails in Japanese not because the strategies for achieving politeness are different but because the postulated motivation underlying politeness phenomena seem unsuited to Japanese culture and language. A close relation between politeness and one’s desire to save face is likely in any culture. Yet, evidence from Japanese makes it questionable to assume that the given universal definition of face can provide the right predictions of Japanese politeness phenomena.
(Ebd. 1989: 219)
Ein weiterer Kritikpunkt aus japanischer Sichtweise ist die Annahme von Brown und
Levinson, dass die Höflichkeitsstrategien genutzt werden, um FTA’s zu minimieren.
Matsumoto (1998) wendet ein, dass in der japanischen Sprache auch in Abwesenheit
von FTA’s honorifics notwendig sind (Ebd.: 209). Auch Ide (1989) geht davon aus,
dass der Universalitätsanspruch der Höflichkeitsprinzipien fraglich ist. Sie bezieht sich
dabei auf einige sprachliche Aspekte, die im Japanischen für linguistische Höflichkeit
äußerst relevant sind. Diese sprachlichen Aspekte sind zum einen „formal linguistic
forms among varieties with different degrees of formality“ und zum anderen
„discernment: the speaker’s use of polite expressions according to social conventions
rather than interactional strategy” (Fukushima 2000: 50). Ide (1989) beanstandet wie
Brown und Levinson diese formalen Formen behandeln:
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
32
Brown und Levinson treat some of those formal forms as expressions of negative politeness strategies. However, they should not be categorized as strategies, since there are some fundamental differences between the choices of formal forms and the use of strategies. Formal forms are 1) limited in choice, 2) socio-pragmatically obligatory, 3) grammatically obligatory, and 4) made in accordance with a person who is not necessarily the addressee, the referent or the speaker her/himself.
(Ebd.: 226-227)
Des Weiteren unterstützt sie Matsumotos’ Kritik bezüglich der honorifics, indem sie
sagt, dass „the choice of honorifics or non-honorifics is obligatory even for a non-FTA
utterance in Japanese. Thus, the primary use is for showing discernment” (Ebd.: 239).
Ferner bemängelt sie das außer Acht lassen des japanischen Konzepts wakimae von
Brown und Levinson (1987). Wakimae ist die Ausübung von höflichem Verhalten nach
sozialen Konventionen. „To behave according to wakimae is to show verbally and non-
verbally one’s sense of place or role in a given situation according to social
conventions” (Ebd.: 230). ‘Als equivalenten Begriff für wakimae wählt Ide (ebd.) den
von Hill et al. (1986) genutzen Begriff discernment, mit dem sie ausdrücken, dass „once
certain factors of addressee and situation are noted, the selection of an appropriate
linguistic form and/or appropriate behavior is essentially automatic” (Ebd.: 348). Ide
(1989) erklärt weiterhin [discernment is] oriented mainly toward the wants to acknowledge the ascribed positions or roles of the participants as well as to accommodate to the prescribed norms of the formality of particular settings. The speaker regulates his or her choice of linguistic forma so as to show his or her sense of place. The sense of proper place is determined by what Brown and Levinson termed the weight of power (P), distance (D), and rank (R). The weight is perceived by the speaker against the background of the social norm.
(Ebd.: 231)
Ide (1989) ist der Ansicht, dass nicht face, sonder discernment die motivierende Kraft
für japanische Höflichkeit ist (Ebd.: 223). Die Wahl der linguistischen Form beruht also
darin, discernment zu zeigen. Ide’s (1989) Kritik stimmt mit der von Matsumoto (1989)
im großen und Ganzen Sinne überein. Auch sie geht davon aus, dass in der japanischen
Sprache die Wahl der Formen im Bezug auf Formalität der Umgebung, und die
Beziehung der Interaktanten, sowie das die Wahl der Formen sich nicht immer auf
FTAs bezieht. Sie merkt dazu an, dass „honorifics are used even for a non-.FTA
utterance, i.e., even where neither the speaker’s nor the addressee’s ‘face’ has anything
to do with utterance” (Ebd.: 242). A contrast between private versus public face views of politeness is made by Gu (1990), although indirectly. If Brown and Levinson’s theory represents a private face view that implicitly elevates the individual over the group, Gu’s approach represents a public face view that emphasizes group rather than the individual.
(Nwoye, 1992: 312)
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
33
Gu (1990) geht außerdem davon aus, dass das chinesische face nicht bedroht ist, wenn S
H in seiner Handlungsfreiheit einschränkt. Viel mehr dann, wenn das Ich seinen
Erwartungen nicht gerecht wird, oder wenn das Ich etwas getan hat, was wahrscheinlich
seinem Ruf schadet. Weiterhin kritisiert Gu (1990), das Brown und Levinson
Höflichkeit als ein instrumentales System ansehen, um die individuellen face wants zu
befriedigen. Aus chinesischer Sicht übt Höflichkeit eine normative Funktion aus,
nämlich der Zwang zu individuellen Sprechakten und dem Ablauf eines Gespräches.
(Ebd.: 241-242) Auch Mao (1994) bemängelt Brown und Levinson’s
Universalitätsanspruch im Bezug auf face. Mao (1994) weist darauf hin, dass sich die
chinesische Idee von face zum einen auf das Prestige und die Reputation (manzi)
bezieht und zum anderen darauf, welchen Respekt eine Gruppe einem Mann mit einem
guten moralischen Ruf entgegenbringt (lian). Des Weiteren erklärt Mao (1994), dass es
zwei Unterschiede zwischen dem chinesischen face und der face-Definition von Brown
und Levinson gibt. Einerseits im Bezug auf die allgemeine Konzeptualisierung von face
und andererseits im Bezug auf den Inhalt von face. Ersteres, nämlich Brown und
Levinson’s Zentrierung von face auf das Individuum, stimmt mit der Kritik von Gu
(1990) überein. (Ebd.: 450-460) Im Bezug auf den Inhalt von face argumentiert Mao
(1994), dass Brown und Levinson’s „negative face refers to, and values, an individual’s
need to be free of external impositions“ (Ebd.: 460). Aber laut Mao (1994) identifiziert
manzi “a Chinese desire to secure public acknowledgement of one’s prestige or
reputation” (Ebd.). Seiner Meinung nach sind sich das chinesische und das japanische
Konzept face ähnlich. Laut Mao (1994) kann man das chinesische und das japanische
Konzept face als eine „centripetal force“ und das face-Konzept von Brown und
Levinson als „centrifugal“ betrachten (Ebd.: 471). Sowohl das chinesische als auch das
japanische face-Konzept neigen zu sozialer Anerkennung und hierarchischer
Abhängigkeit, während das angloamerikanische face „spirals outward from individual
desires or wants, and sees the self as the intigating agent“ (Fukushima 2000: 52). Mao
(1994) merkt aber auch an, dass das positive face von Brown und Levinson zum Teil
mit dem chinesischen Konzept lian übereinstimmt. In varying degrees, both lian and positive face identify an individual’s desire to be liked and to be approved of by the others. However, the distinctive moral overtone evidenced in lian is not registered in positive face.
(Ebd.: 461)
Auch Nwoye (1992) kritisiert das individualistische Konzept face. Er kategorisiert face
in der Igbo Gesellschaft als „egalitarian“ und sagt aus, dass „concern for group interests
Kapitel 2 – Pragmatik, Höflichkeit & Höflichkeitstheorien
34
rather than atomistic individualism is expected norm of behaviour“ (Ebd.: 310). Er
argumentiert für ein “group face”, wobei er eine Gruppe ansieht als „any social unit
larger than the individual” (Ebd.: 315). Er merkt weiterhin an, dass ein Igbo sich immer
mit dem kollektiven und nicht mit dem individuellen Image befasst, was
widersprüchlich zu der face-Definition von Brown und Levinson ist. (Watts 2003: 103)
Laut Bayaktaroğlu (2000) gilt das gleiche für das negative face in der türkischen
Gesellschaft und auch Mursy und Wilson (2001) weisen nach, dass es ein nach Brown
und Levinson definiertes negative face in der ägyptischen Gesellschaft nicht gibt. Wenn
es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine kritische Auseinandersetzung mit der
Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson handeln würde, könnte die Liste der
Kritikpunkte noch ausführlicher ausgeführt und weitere aufgezeigte Mängel anderer
Wissenschaftler aufgezählt werden. Für den Zweck dieser Studie möchte ich mich hier
jedoch auf die oben genannten Kritikpunkte beschränken. Außerdem möchte ich
anmerken, dass trotz der von Wissenschaftlern aufgewiesenen Mängel der Theorie von
Brown und Levinson, bis dato keine andere Theorie aufgestellt wurde, mit der das
Phänomen Höflichkeit in verschiedenen Kulturen untersucht werden kann. Aus diesem
Grund stimmen viele Wissenschaftler mit Kasper (1990) überein, dass Brown und
Levinson einen exzellenten Apparatus zur Untersuchung eines höchst komplexen
Forschungsgegenstands entwickelt haben (Ebd.: 194). Und so halte ich es wie Sifianou
(1992) und Fukushima (2000) und nutze die Höflichkeitsstrategien von Brown und
Levinson als theoretische Basis meiner empirischen Studie.
2.5 Zusammenfassung
In diesem Kapitel habe ich das Konzept der Höflichkeit eingebettet in die linguistische
Unterdisziplin der Pragmatik beleuchtet. Ich habe verschiedene Definitionen von
Höflichkeit betrachtet und festgelegt wie ich Höflichkeit bezüglich dieser Studie
einordne. Ferner habe ich Fraser (1990) folgend vier Ansichten von Höflichkeit
dargestellt und mich kritisch mit ihnen auseinandergesetzt, um so die theoretische
Position der Studie festgelegen zu können.
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
35
KAPITEL 3 - Bitten und Antworten auf Bitten
3.1 Einleitung
Im alltäglichen Leben bitten wir um vieles und reagieren auf an uns gestellte Bitten.
Jemanden um etwas zu bitten, ist eng verbunden mit den Höflichkeitsstrategien.
Hauptsächlich, weil bei einer Bitte versucht werden muss, eine Gesichtsbedrohung von
H zu vermeiden und stattdessen eine Einwilligung mit H zu erreichen. Bitten stellen den
Schwerpunkt dieser Studie dar, da sie von großer Wichtigkeit im täglichen Umgang von
Menschen und von Höflichkeitstheorien sind.
3.2 Sprechakttheorie und Höflichkeit: Bitten
Austin (1962) und Searle (1969), die Urväter der Sprechakt Theorie sehen linguistische
Kommunikation nicht nur als Mittel um Informationen zu übermitteln. Sondern auch als
ein Werkzeug, das Menschen nutzen, um eine Vielfalt an Zielen zu erreichen. Denn
wenn Menschen Sprache benutzen, dann tun sie Dinge oder lassen andere Personen
Dinge für sich tun. Wie beispielsweise sich entschuldigen, jemanden etwas versprechen,
jemanden um etwas bitten, oder sich bei jemandem bedanken. Die Dinge, die Menschen
linguistisch ausdrücken können, sind in verschiedene Kategorien eingeteilt worden, die
wiederum aus verschiedenen Unterkategorien bestehen. (Sifianou 1992: 95) Die
umfassende Liste von Austin (1962) umgruppierend, hat Searle (1979) ein System mit
fünf verschiedenen Kategorien von Sprechakten aufgestellt. Zu diesen Kategorien
gehören die assertives, deren Funktion es ist, Zustände oder Ereignisse zu beschreiben.
Beispiele hierfür wären etwas zu behaupten oder mit etwas anzugeben. Die
commissives, deren Funktion es ist, den Sprecher auf eine Handlung oder Akt in der
Zukunft festzulegen, wie zum Beispiel etwas zu versprechen oder jemanden zu
bedrohen. Die expressives, deren Funktion es ist, die Einstellung und Gefühle des
Sprechers auszudrücken, wie beispielsweise sich zu bedanken, sich zu entschuldigen,
oder jemandem zu gratulieren. Die declarations, deren Funktion es ist, den Status einer
Person durch den ausgeführten Akt zu verändern, wie beispielsweise jemanden zu
taufen oder zu verklagen. Abschließend gibt es noch die directives, deren Funktion es
ist, den Empfänger anzuweisen einen Akt durchzuführen oder nicht durchzuführen, wie
beispielsweise ein Befehl oder eine Bitte. (Sifianou 1992: 95) Da sich die vorliegende
Arbeit im Zusammenhang mit den Höflichkeitstheorien mit Bitten und
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
36
Antwortmöglichkeiten auf Bitten beschäftigt, sollen alle anderen Sprechakte außer Acht
gelassen werden und der Schwerpunkt auf die directives gelegt werden. In Searle’s
(1979) Worten sind directives attempts (of varying degrees, and hence, more precisely, they are determinates of the determinable which includes attempting) by the speaker to get the hearer to do something. They may be very modest ‘attempts’ as when I invite you to do is or suggest that you do it, or they may be very fierce attempts as when I insist that you do it.
(Ebd.: 13)
Bach und Harnish (1982) gehen davon aus, dass directives express the speaker’s attitude toward some prospective action by the hearer [but] they also express the speaker’s intention (desire, wish) that his utterance or the attitude is expresses be taken as (a) reason for the hearer to act.
(Ebd.: 47)
Obgleich es eine Vielzahl an Unterkategorien von Bitten, wie der Bitte eine Handlung
auszuführen, der Bitte nach Informationen, der Bitte um Aufmerksamkeit und der Bitte
um Sympathie, gibt (Sifianou 1992: 98), sind alle Bitten im Grunde „requests for an
action of some kind from the other person“ (Labov und Fanshel 1977: 63). Für sowohl
Austin als auch für Searle hängt der Erfolg eines performative acts von verschiedenen
Konditionen, den felicity conditions, ab, die erfüllt sein müssen. Searle (1979) sagt, dass
“each type of illocutionary act has a set of conditions that are necessary for the
successful and felicitous performance of the act” (Ebd.: 44).
Obgleich Green (1975: 125) und Leech (1983: 106) den Ausdruck impositive dem von
Searle gewählten Begriff directives vorziehen, merkt Sifianou (1992) an, das letzter
angemessener scheint. Bitten weisen den Empfänger immer direkt an, was zu tun ist,
um der Bitte nachzukommen, zwingen ihn jedoch nicht, die Bitte auch auszuführen.
Wäre letzteres der Fall, dann wären weniger Bitten sowie mehr Nichtbefolgung der
Bitten, als auch eine sorgfältigere Ausarbeitung in der Durchführung von Bitten, zu
erwarten. (Ebd.: 98)
Searle (1979) hat folgende Konditionen für eine Bitte festgelegt: Preparatory condition: H is able to perform A. Sincerity conditions: S wants H to do A. Propositional content condition: S predicates a future act A to H. Essential condition: Counts as an attempt by S to get H to do A.
(Ebd.: 44)
White (1993) merkt an, dass fraglich ist, ob all diese Konditionen erfüllt werden
müssen, um eine indirekte Bitte zu stellen (Ebd.: 194). Auch Fukushima (2000) äußert
sich kritisch im Bezug auf die Bedingungen. Sie schlägt vor, die propositional content
condition auszuschließen, da „requests are always pre-event acts: requests are made in
attempt to cause an event or change one“ (Blum-Kulka & Olshtain 1984: 206). Ferner
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
37
merkt Fukushima (2000) zu der Bedingung an, dass wenn S nicht glauben würde, dass
H A ausführen kann, H nicht bitten würde A zu tun. Ihrer Meinung nach gibt es einen
speziellen Grund für S H um etwas zu bitten. (Fukushima 2000: 65) Ihre Ansicht stimmt
mit der von Gordon und Lakoff (1975) überein, die sagen „a request is reasonable only
if the speaker has a reason for wanting it done“ (Ebd.: 90). Fukushima (2000) schlägt
daher vor der Bedingung “S wants H to do A“ (Searle 1979: 44) “for some reasons”
hinzuzufügen (Fukushima 2000: 66). Sie nennt deswegen die folgenden zwei
Konditionen für eine Bitte, denen ich mich als Grundlage für meine Studie anschließen
möchte: 1. S believes/assumes that H can do A. 2. S wants H to do A for some reason.
(Ebd.)
3.3 Indirekte Bitten In a sense all interpretation in context is indirect.
(Tannen 1982: 225)
Indirektheit ist eine wichtige Dimension von Bitten. Laut Searle (1975) haben indirekte
Sprechakte immer mehr als eine Bedeutung. Für ihn gibt es einen Unterschied zwischen
der wortwörtlichen Bedeutung eines Satzes, und der Bedeutung die der Sprecher dem
Ausgesagten zuschreibt. Gordon und Lakoff (1975) sagen zu indirekten Bitten aus, dass
„the conversationally implied meaning (the request) can be conveyed only if the literal
meaning (the question) is not intended to be conveyed and if the hearer assumes that it
is not” (Ebd.: 87). Haverkate (1988) erklärt indirekte Sprechakte anhand folgender zwei
Beispielsätze von Searle: (1) “Can you pass the salt?“ und (2) „It is cold in here“. Laut
Haverkate (Ebd.) ist Satz (1) ein typisches Beispiel für einen indirekten Sprechakt, da
der Sprecher zwei illocutionary acts zur selben Zeit begeht. Er formuliert deutlich eine
Frage und beabsichtigt dass diese Frage als Bitte aufgefasst wird. Der Unterschied
zwischen (1) und (2) ist die explizite Referenz in (1) auf H. Da Satz (1) ausdrücklich auf
H hinweist, kann H verstehen, dass die Frage, bezüglich H’s Fähigkeiten das Salz zu
reichen, als Bitte formuliert ist. Beispiel (2) beinhaltet keine formale Referenz im Bezug
auf H und auch keine spezifische Beschreibung einer Handlung, die ausgeführt werden
soll. Die Bitte das Fenster zu schließen, oder den Ventilator auszuschalten, ist
demzufolge indirekt formuliert worden H kann Satz (2) nur als Bitte interpretieren,
wenn er genügend Hintergrundinformationen hat, um herauszufinden, um welche
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
38
spezielle Handlung S ihn gebeten hat. Haverkate (Ebd.) erklärt weiterhin, dass die
pragmalinguistischen Unterschiede zwischen (1) und (2) derive from the speaker referring to particular preconditions underlying the performance of directive illocutionary acts, that is, a reference to the ability of the hearer to perform the act in the former case, and a reference to the reason the speaker has for having the act performed in the latter.
(zitiert aus Fukushima 2000: 66)
Es muss davon ausgegangen werden, dass Indirektheit nicht unmotiviert ist. Bei Dascal
(1983) findet man eine gute Zusammenfassung der Motivation für Indirektheit in
Interaktionen. Er sagt, das indirect expression is costly and risky. It requires more processing time by both speaker and listener, it presupposes the mastery, by both, of a rather complex set of devices and the sharing of many specific assumptions, and consequently it increases the risk of misunderstanding.
(Ebd.: 159)
Er endet seine Betrachtung mit der Frage “why should the speaker spend so much extra
effort and risk so much, even when there is no clear advantage in efficacy of
communication?” (Ebd.) Antworten auf diese Frage klären die Motivation für
Indirektheit.
1. Es gibt keine Alternaive. S kann sich nur indirekt ausdrücken.
2. S mag einen präzisen Gedanken haben, wie er sich ausdrücken möchte. Die
Umstände halten ihn jedoch davon ab, sich direkt auszudrücken (z.B. soziale
Tabus). Indirektheit erscheint in den gegebenen Umständen als die beste Wahl,
da es keine andere Mittel gibt.
3. Indirekte Rede stellt gewisse Mittel für S bereit, etwas zu übermitteln. Durch die
indirekte Aussage kann S zur selben Zeit vermeiden, die volle Verantwortung
für das Gesagte zu übernehmen.
4. Indirektheit wird genutzt, um das face zu wahren.
(Ebd.: 159-163)
Einer der zur Debatte stehenden Punkte im Bezug auf indirekte Sprechakte ist das
Verhältnis zwischen wortwörtlicher und gemeinter Bedeutung. Laut Searle (1975) gibt
es einen Unterschied zwischen „literal sentence meaning“ und „speaker utterance
meaning“ gibt (zitiert aus Fukushima 2000: 67). Morgan (1978) unterscheidet zwischen
„conventions of language“, die sich auf die wortwörtliche Bedeutung einer Aussage
beziehen und „conventions of usage“ (zitiert aus Fukushima 2000: 67), die den
Gebrauch einer Aussage lenken. Weiterhin erläutert er, die Notwendigkeit beider
Konventionen, um zu verstehen, was S aussagen möchte. Eine Studie von Clark und
Lucy (1975) beschreibt die Relevanz wortwörtlicher Bedeutung. Die Ergebnisse der
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
39
Studie deuten darauf hin, dass H zuerst die wortwörtliche Bedeutung und dann die
gemeinte Bedeutung konstruiert. Im Gegensatz dazu legt Gibbs (1979) den
Schwerpunkt eher auf die Bedeutsamkeit des situativen Kontextes, als auf die
wortwörtliche Bedeutung einer Aussage. Seine Aussage beruht auf den Ergebnissen
seiner Experimente. Diese deuten darauf hin, dass ein Individuum um eine indirekte
Bitte zu verstehen, sich nicht erst die wortwörtliche Bedeutung der Aussage bewusst
machen muss, bevor er die an ihn herangetragene Bitte ableiten kann.
Zusammenfassend sind also sowohl die wortwörtliche als auch die gemeinte Bedeutung
wichtig, um einen Sprechakt zu interpretieren. Die Interpretation der gemeinten
Bedeutung ist fundamental, um einen indirekten Sprechakt, einschließlich indirekter
und off record formulierter Bitten, deuten zu können. Diesen Umstand wird auch das
nächste Kapitel verdeutlichen.
3.4 Arten von Bitten
S wählt eine angemessene Bittstrategie, um H’s face und in einigen Fällen auch S’s face
zu wahren. Weiterhin versucht S H dahingehend zu motivieren, der Bitte nachzugehen,
da es die Möglichkeit der Ablehnung der Bitte durch H gibt. (Fukushima 2000: 68)
Tracy et al (1984) merken hierzu an, dass „the hearer’s right not to comply distinguishes
the request from a closely related speech act, the command” (Ebd.: 514).
Basierend auf den Höflichkeitsstrategien möchte ich mich Fukushima (2000)
anschließen. Sie hat Bitten folgendermaßen klassifiziert. 1. On record without redress (Direct requests)
e.g. Open the window 2. On record with redress (Conventionally indirect requests)
e.g. Would you mind opening the window please? Off record e.g. It’s hot in here.
(Ebd.: 68)
Um die drei Arten von Bitten detaillierter zu betrachten möchte ich Sifianou’s (1995a)
Beispiele zu on record und off record Bitten näher prüfen. 1. Give me an aspirin, please. 2. Can you give me an aspirin? 3. I’ve got a splitting headache.
(Ebd.: 244)
Diese Beispielsätze entsprechen nach der Terminologie von Fukushima (2000) einer
direkten, einer konventionellen indirekten und einer off record Bitte. Sifianou (1995a)
erklärt wie auch vorher genannte Wissenschaftler, dass direkte Aussagen eine
wortwörtliche Bedeutung haben. Indirekte Handlungen haben hingegen sowohl eine
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
40
wortwörtliche als auch eine implizierte Bedeutung. Beispiel (1) ist eine direkte Aussage,
die nur eine wortwörtliche Bedeutung hat. Beispiel (2) ist dagegen eine Frage, die sich
auf die Fähigkeit von H bezieht, die Handlung auszuführen. Die Frage in (2) ist jedoch
als Bitte formuliert. In Beispiel (3) macht S eine Aussage, die H mit Informationen
versorgt, die allerdings als Bitte gemeint ist. Die in Beispiel (1) wortwörtliche
Bedeutung ist identisch mit der implizierten Bedeutung, was nicht der Fall ist für die
Beispielsätze (2) und (3). Beispiel (2) ist eine konventionelle Bitte. Das heißt, es ist
offensichtlich für H, dass die Aussage sich nicht auf die Fähigkeit von H bezieht, S die
Aspirin zu geben, sondern das S H um eine Aspirin bittet. Anzumerken ist hier die
verbindende Funktion solcher Konventionen in Bezug auf sprachwissenschaftliche
Mittel und spezifischen pragmatischen Funktionen. Beispielsatz (3) ist keine
konventionelle Aussage, und die beabsichtigte Bedeutung unterscheidet sich von der
wortwörtlichen Bedeutung. Die Beispielsätze (1) und (2) lassen also nur eine, während
Satz (3) je nach Schlussfolgerung von H mehrere Interpretation zulässt. Beispiel (3)
kann also entweder als Statement oder auch als Bitte aufgefasst werden. (Fukushima
2000: 70) Den Unterschied zwischen konventioneller und unkonventioneller
Indirektheit erklärt Blum-Kulka (1989) folgendermaßen: For conventional indirectness, conventions of propositional content (means) and linguistic form combine to signal requestive force. Nonconventional indirectness, on the other hand, is in principle open ended, both in terms of propositional content and linguistics form as well as pragmatic force. (Ebd.: 42)
Weiterhin sagt sie, dass Nonconventional indirectness (…) is associated mainly with ambiguity at the speaker’s meaning level, displays a multiplicity of meanings and tends to be non-specific (pragmatic vagueness). (Ebd.: 45)
Was Blum-Kulka als nonconventional indirectness terminiert ist identisch mit dem was
Brown und Levinson(1987) als off record bezeichnen.
Fukushima (2000) folgend möchte ich die Merkmale von off record Bitten wie folgt
zusammenfassen:
1. S macht nicht explizit deutlich, dass seine Aussage eine Bitte ist. Das heißt, S
formuliert seine Bitte nicht als direkte Bitte oder konventionelle indirekte Bitte.
2. Aufgrund der Charakteristika von 1. ist die wortwörtliche Bedeutung nicht
identisch mit der gemeinten Bedeutung.
3. H muss Rückschlüsse ziehen um die gemeinte Bedeutung zu verstehen.
4. Aufgrund der Charakteristika von 1., 2. und 3. ist mehr als eine Interpretation
der Aussage möglich. Die Interpretation ist H überlassen.
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
41
5. Aufgrund der Charakteristika von 1., 2., 3. und 4. kann der Gesichtsverlust von
H vermieden werden, auch wenn er eine off record Bitte als ein Statement und
nicht als eine Bitte interpretiert. Ebenso wird auch S vor einem Gesichtsverlust
bewahrt, falls H’s Interpretation oder Auffassung nicht mit der Intention von S
übereinstimmt.
(Ebd.: 70-71)
Damit eine off record Bitte als Bitte aufgefasst werden kann, muss folgendes
geschehen:
1. S macht eine off record Bitte.
2. H bemerkt, dass die von S beabsichtigte Bedeutung sich von der wortwörtlichen
Bedeutung unterscheidet. „A trigger serves notice to the addressee that some
inference must be made“ (Brown und Levinson 1987: 211).
3. H zieht Rückschlüsse aus der gemachten Aussage, die sich auf das gemeinsame
Wissen, den Kontext, etc. beziehen.
(Fukushima 2000: 71)
Thomas (1995) erklärt wie H S’s off record Bitte versteht und diese befolgt. Sie
erläutert einige Phasen, die auftreten, wenn S zu H sagt „Cold in here, isn’t it?“ Initial state: S feels cold. Action 1: S Says “Cold in here, isn’t it?” Intermediate state 1: H understands that S is aware that it is cold. Intermediate state 2: H understands that S wants the heater on.
Action 2: H switches on heater. Final state: S fells warmer (Ebd.: 140)
Die von Thomas vorgeschlagenen Phasen stimmen mit den Prozessen einer off record
Bitte überein. Action 1 entspricht dem, was oben unter 1. beschrieben wurde. Was unter
2. erläutert wurde, schließt Thomas (Ebd.) nicht mit in ihre Phasen ein. Sie beschreibt
mit intermediate state 1, wie H die Aussage von S wortwörtlich versteht. In
intermediate state 2 führt H durch, was oben unter 3. beschrieben wurde.
Eine off record Bitte als Bitte zu erkennen, kann kulturabhängig sein. Holtgraves und
Yang (1990) weisen darauf hin, dass if off record strategies are used with someone from another culture who tends not to use off record strategies (and does not expect others to use them), then the intended meaning of these remarks may be missed. (Ebd.: 727)
Ferner haben off record Bitten gemeinsame Charakteristika mit bittenden Andeutungen. Requestive hints have the potential of letting both the speaker and the hearer opt out. This potential has to do with the facts that Hints are both indirect and Nonconventional in form.
(Weizmann 1989: 73)
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
42
Diese Charakteristika stimmen mit den Merkmalen einer off record Bitte überein, die
weiter oben unter Punkt (1), (4) und (5) dargestellt wurden. Weizmann (1989)
beschreibt ferner die Charakteristika von bittenden Andeutungen, die sich mit denen
von off record Bitte überschneiden: The interpretation of indirect meanings may require of the hearer an elaborate process, the major components of which are: computing an utterance meaning; detecting, in the context or in the co-text, some reason to believe that it diverges from the speaker’s meaning; computing an alternative utterance meaning; checking whether it may plausibly converge with an alternative speaker’s meaning; and if so, assigning the alternative speaker’s meaning, involve the exploitation of all kinds of immediate and second-channel contextual clues.
(Ebd.: 74)
Diese Charakteristika stimmen mit dem überein was ich unter den Merkmalen von off
record Bitten unter den Punkten (2) und (3) beschrieben habe. Auch wenn sich off
record Bitten und bittende Andeutungen in ihren Charakteristika überschneiden, möchte
ich den Begriff off record Bitte und nicht bittende Andeutung für diese Studie nutzen.
3.5 Resultate verschiedener Bitttypen
Wenn man jemanden um etwas bittet, entscheidet man sich meistens für eine bestimmte
Art von Bitte. Der Grund warum bestimmte Bitttypen genutzt werden, kann mit den
daraus resultierenden Ergebnissen zusammenhängen. Daher ist es nötig, die Resultate
von verschiedenen Bittarten zu untersuchen. Ich möchte mich hierbei wieder auf Brown
und Levinson (1987) berufen, die die verschiedenen Resultate von Bitttypen
folgendermaßen beschrieben haben.
Wenn S on record kommuniziert, hat S folgende Vorteile: S kann Ansehen durch
Ehrlichkeit und Offenheit erlangen. Weiterhin kann S so ein Missverstehen seines
Gegenübers vermeiden und „he can have the opportunity to pay back face in whatever
he potentially takes away by the FTA“. (Ebd.: 71)
Wenn sich S on record mit der Strategie positive politeness an H wendet, kann S die
Aspekte eines FTAs minimieren. Dies geschieht beispielsweise durch eine
Hervorhebung der Ähnlichkeit vielerlei persönlicher Aspekte und Bedürfnisse zwischen
S und H. Außerdem versichert S H, dass S die Bedürfnisse von H sehr am Herzen
liegen und diese erfüllt sehen möchte. Weiterhin werden durch diesen Bitttyp
Schuldauswirkungen minimiert oder vermieden. (Ebd.: 71-72)
Wenn sich S on record mit der Strategie negative politeness an H wendet, so ergeben
sich folgende Vorteile für S. Er erweist H Respekt und Achtung als Gegenleitung für
den FTA und kann so vermeiden, weitere Schuld auf sich zu ziehen. S kann die soziale
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
43
Distanz zwischen H und S aufrechterhalten und so die Bedrohung vermeiden, sich H
gegenüber zu familiär zu verhalten. He can give a real ‘out’ to the addressee (for example, with a request or an offer, by making it clear that he doesn’t really expect H to say ‘Yes’ unless he wants to, thereby minimizing the mutual face loss incurred if H has to say ‘No’); and he can give conventional ‘outs’ to the addressee as opposed to real ‘outs’, that is, pretend to offer an escape route without really doing so, thereby indicating that he has the other persons face wants in mind.
(Ebd.: 72)
Wenn S H off record um etwas bittet, so hat das gewisse Vorteile für ihn. Er erlangt ein
höheres Ansehen, weil er sich H gegenüber taktvoll und „non-coercive“ verhält. S
kommt weniger in die Gefahr, dass seine Handlung in die „gossip biography“, die
andere von ihm haben, mit aufgenommen wird. Ferner kann S vermeiden, die
Verantwortung für einen FTA zu übernehmen. Ferner gibt er H die Möglichkeit, sein
sich sorgen um S („non-overtly“) nach außen darzustellen. (Ebd.: 71)
Das Resultat für die 5. Strategie von Brown und Levinson, nämlich keinen FTA zu
begehen, sieht folgendermaßen aus: S vermeidet ganz und gar H zu kränken, was für ihn
eine Nichtkommunikation seines Anliegen zur Folge hat. (Ebd.: 72)
Zusammenfassend möchte ich folgende Resultate, Fukushima (2000) folgend, für die
hier untersuchten Bitttypen (direkte Bitte, konventionelle indirekte Bitte und off record
Bitte) vorschlagen:
1. Resultate aus direkte Bitten
Effizienz, Klarheit (Ebd.: 74)
2. Resultate aus konventionellen indirekten Bitten
„S can pay respect to H in return for the FTA, leaving H unimpeded.“ (Ebd.)
3. Resultate aus off record Bitten
(a) S kann der Verantwortung H’s face zu bedrohen umgehen, in dem er H eine
Option gibt die off record Bitte zu interpretieren.
(b) S kann H die Möglichkeit geben S zu zeigen, dass er sich um S kümmert. H
ist die Gelegenheit gegeben S gegenüber solicitouness2 zu demonstrieren.
(Ebd.)
2 Das Konzept solicitouness wird in Kapitel 3.8.2 näher erläutert.
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
44
3.6 Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten
Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Resultate verschiedener Bitttypen beleuchtet
wurden, sollen hier nun Strukturen, Formen und Kategorien von Bitten beleuchtet
werden. In ihrer Struktur bestehen Bitten aus zwei verschiedenen Teilen. Zum einen aus
dem Kern einer Bitte und zum anderen aus verschiedenen peripheren Elementen. The core request is the main utterance which fulfils the function of requesting, irrespective of its form, and can stand by itself; that is, it can be used successfully without any peripheral elements. However, in most cases this is preceded and/ or followed by expressions which mitigate or aggravate its force, but which do not change its propositional content.
(Sifianou 1992: 99)
Die peripheren Elemente beinhalten wie man sein gegenüber anspricht, sowie
verschiedene einleitende Aussagen, Erklärungen und Rechtfertigungen für die Bitte.
Weiterhin werden hedges, sowie das Anhängen von Wörtern wie bitte oder please
inkludiert. Einige dieser Elemente, wie beispielsweise Anrede und Erklärungen können
auch ohne den Kern einer Bitte stehen und eine Bitte ausmachen. Neben diesen externen
Modifikationen können auch interne Modifikationen (linguistische Mittel wie zum
Beispiel die gewählte Zeitform) den Kern einer Bitte beeinflussen. (Sifianou 1992: 100)
Bei off record Bitten dienen jedoch nur die peripheren Elemente als Bitte, wie das
folgende Beispiel näher erläutert. 1. The kitchen is a terrible mess. 2. The kitchen is a terrible mess, could you please clean it up?
(Weizmann 1989: 74-75)
Beispielsatz 1. ist eine off record Bitte. Das periphere Element in Satz 2. dient als off
record Bitte in Satz 1.
Es gibt nicht nur wie im vorherigen Kapitel gesehen verschiedene Bittypen, sondern
auch verschiedene Formen von Bitten. 1. Imperatives; 2. Interrogatives; 3. Negatives; 4. Declaratives; and 5. Elliptical constructions.
(Sifianou 1992: 125-126)
Anzumerken ist hier die Aufteilung der Deklarativen in zwei Gruppen. Zum einen in
Bedürfnisaussagen und zum anderen in Anmerkungen. Daher gibt es auch zwei
Kategorien für Bitten: 1. Request for information; and 2. Request for action
(Ebd.: 121-122)
Kommentar: Deutsche Übersetzung für hedges???
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
45
Die Bitten um eine Handlung können subkategorisiert werden in Bitten nach Gütern,
Bitten um Hilfe, etc. Die meisten hier untersuchten Bitten fallen in die Kategorie Bitten
um eine Handlung.
3.7 Variablen, die die Bittstrategien beeinflussen
In Kapitel 2.4.4.1 wurden die Brown und Levinsonschen Variablen betrachtet. In
diesem Teil der Arbeit sollen diese Variablen nun aus zwei Perspektiven betrachten
werden. Zum einen in welcher Beziehung die Variablen mit Bittstrategien stehen und
zum anderen aus welchen Bestandteilen die Variablen bestehen.
3.7.1 Das Verhältnis der Variablen und der Bittstrategien
Brown und Levinson (1978) argumentieren dass all three dimensions P, D, and R contribute the seriousness of an FTA, and thus to a determination of the level of politeness with which, other things being equal, an FTA will be communicated. (Ebd.: 76)
Das heißt je größer die Gesichtsbedrohung, die durch die drei Variablen berechnet wird,
desto höher ist die Nummer der angewendeten Strategie (Strategie 1 – without
redressive action, baldly; Strategie 2 – positive politeness, Strategie 3 – negative
politeness, und so weiter). Laut Holtgraves und Yang (1992) (…) increases in the hearer’s power, relationship distance, and degree of imposition (e.g. asking for a loan is more imposing than asking for the time) will increase the weightiness of an act (i.e., the extent to which the act is face threatening). Increased weightiness is assumed to result in the use of greater politeness. (Ebd.: 246)
Hierzu merkt Kasper (1994) die Existenz einer positive Korrelation zwischen dem
Gewicht der kontextuellen Faktoren (D, P und R) und der Investition von Höflichkeit
(Ebd.: 3209) an.
Die Vorhersagen von Brown und Levinson sind durch viele Studien, die sich nicht alle
mit Bitten beschäftigt haben, sowohl veri-, als auch falsifiziert worden. Die Variable D
ist dabei diejenige, die die meisten widersprüchlichen Ergebnisse erzielt hat und am
meisten kritisiert worden ist. Nach der Überprüfung vieler Studien merken Brown und
Levinson (1987) selber an, dass a number of experiments have shown opposing results to the predictions of our model for the D variable. For example Holtgraves (1984) found that subjects judged a high degree of encoded politeness as indicating higher reciprocal linking between speaker and addressee, and Baxter
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
46
(1984) found that subjects prescribed that they would use greater politeness for close (e.g. friend) relationships. (Ebd.: 15-16)
Auch Brown und Gilmann (1989), die verschiedene Shakespearestücke im Bezug auf
Höflichkeit untersucht haben, schlussfolgern, dass D höfliches Verhalten nicht erklärt.
Die beiden Komponenten von D, nämlich Nähe beziehungsweise Distanz und
Zuneigung, waren in den Untersuchten Stücken nicht miteinander verbunden. Laut ihrer
Ergebnisse hat Zuneigung einen starken Einfluss auf Höflichkeit. Wohingegen Nähe nur
einen Kleinen beziehungsweise gar keinen Einfluss hat. Auch die Studie von Holmes
(1990), die sich mit Entschuldigungen in Neuseelandenglisch befasst hat, unterstützt das
Brown und Levinsonsche Modell nicht im Bezug auf die Variable D. Dennoch
widerlegen die Ergebnisse von Holmes’ Studie das Modell von Brown und Levinson
nicht, da die Ausarbeitung von Entschuldigungen abhängig von der vorangegangenen
Beleidigung ist. Dementsprechend sind also weitere Untersuchungen nötig sind, um zu
klären, inwiefern D Entschuldigungen beeinflusst. (Fukushima 2000: 77)
Der Hauptkritikpunkt an der Variable D betrifft deren Komponente Zuneigung. Einige
Forscher argumentieren, dass Zuneigung separat von D betrachtet werden muss. Laut
Brown und Gilman (1989) müsste D in zwei Dimensionen geteilt werden. In Zuneigung
und Distanz. Auch Slugoski und Turnbull (1988) unterstützen diese Ansicht. Es gibt
jedoch laut Spencer-Oatey (1996) einen Mangel an Übereinstimmung bezüglich des
Status und der relativen Wichtigkeit von Zuneigung als pragmatische Variable. Trotz
der Zweifel im Bezug auf die Separierung der Variable D in Zuneigung und Distanz
beziehungsweise Nähe, widerlegen die Kritiker die Theorie von Brown und Levinson
nicht im Bezug auf die Variablen. (Fukushima 2000: Seitenzahl) Auf diesen Punkt
möchte ich aber später noch genauer eingehen. Hier möchte ich nun die anderen
Variablen bezüglich weiterer Kritikpunkte betrachten.
Die Variablen P und R sind nur durch wenige Studien widerlegt worden. McLaughlin,
Cody und O’Hair (1983) haben herausgefunden, dass die Variable P die
Höflichkeitsebene im Bezug auf den „Missetäter“ nicht erklärt. In der Studie von
Cherry (1988), in der verschiedene Briefe an den Präsidenten einer amerikanischen
Universität untersucht worden sind, wurde die Nichtvorhersagbarkeit der relativen
Höflichkeit durch die relative Macht deutlich. Ferner, scheint R auch keine
voraussagende Kraft zu haben, um Höflichkeit zu erklären. (Fukushima 2000: 77) Auch
wenn die Theorie von Brown und Levinson durch die genannten Studien nicht
unterstützt worden ist, so gibt es andere Studien, die die Theorie unterstützen. Während
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
47
die Variable D die widersprüchlichsten Ergebnisse hervorgerufen hat, fanden Blum-
Kulka, Danet und Gherson (1985) eine größere Höflichkeit in Beziehungen, die sehr
voneinander distanziert sind. Bei der Untersuchung von Bitten in israelischen Familien
kam heraus, dass sich Direktheit durch eine wachsende Familiarität erhöht. Dieses
Ergebnis stimmt mit den Vorhersagen von Brown und Levinson überein. Auch laut
Holtgraves und Yang (1992) kann Distanz, im Bezug auf Bitten, signifikant zu
Höflichkeit beitragen. So erhöht die Wahrnehmung von Distanz in einer Beziehung die
angewendete Höflichkeit in einer Bitte, was auch mit den Vorhersagen von Brown und
Levinson übereinstimmt. (Ebd.: 251)
Einige Studien unterstützen die Vorhersagungen von Brown und Levinson im Bezug
auf die Variable P. Laut Baxter (1984) handeln Personen mit Macht weniger höflich, als
Menschen mit wenig Macht. Blum-Kulka, Danet und Gherson (1985) entdeckten bei
der Untersuchung von Bitten, einen Zusammenhang zwischen der Zunahme an
Direktheit und der Erhöhung von Macht. Auch Brown und Gilman (1989) fanden eine
Übereinstimmung, in den von ihnen untersuchten Shakespeare Tragödien, im Bezug auf
die P-Variable und wie diese von Brown und Levinson definiert worden ist. Auch die
Ergebnisse der Untersuchungen von Cansler und Stiles (1981), Cody, McLaughlin und
Schneider (1981), Holtgraves (1986), Holtgraves, Srull und Socall (1989) sowie Lustig
und King (1980) unterstützen die Vorhersagen der Variable P von Brown und Levinson.
(Fukushima 2000: 78)
Viele Wissenschaftler definieren fehlerhafterweise nicht genau, was sie mit den
einzelnen Variablen meinen. Geht man davon aus, dass Adegbija (1989) mit Alter und
Status das gleiche ausdrückt, wie Brown und Levinson mit ihrer Variable P, so
unterstützen die Ergebnisse von Adegbija (1989) die Vorhersagungen von Brown und
Levinson. Adegbija (1989) hat Daten in naturalistischen Umgebungen gesammelt, die
zeigen, dass in Nigerianischem Englisch, Yoruba und Ogori gilt: je älter H und je höher
der kulturelle und soziale Status von H, desto höher ist das Bedürfnis von S eine der
Höflichkeitsstrategien anzuwenden. (Fukushima 2000: 78)
Auch die dritte Variable R, sie sagt eine Erhöhung der Höflichkeit bei gleichzeitiger
Erhöhung von R voraus, ist durch eine Anzahl von Studien unterstützt worden. Brown
und Gilman’s (1989) Ergebnisse der Untersuchung von Shakespeare Tragödien
unterstützen die Vorhersagen von Brown und Levinson im Bezug auf R. Auch
Holtgraves und Yang (1992) unterstützen diese Vorhersagen mit den Ergebnissen ihrer
Studie zu Bittstrategien von Amerikanern und Japanern.
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
48
In diesem Kapitel habe ich vorherige Studien im Bezug auf die Beziehung zwischen den
drei von Brown und Levinson aufgestellten Variablen und den Höflichkeitsstrategien
überprüft. Auch wenn einige Ergebnisse der Studien den Vorhersagen von Brown und
Levinson widersprechen, so unterstützen doch viele Studien die Prognosen der beiden
Wissenschaftler. Als nächstes sollen die Variablen bezüglich ihrer Komponenten
untersucht werden.
3.7.2 Komponenten der Variablen
Wie bereits erwähnt, definieren viele Wissenschaftler die einzelnen Variablen nicht
genau. Spencer-Oatey (1996) weist darauf hin, dass die Autoren von pragmatischen
Studien oft den gleichen Ausdruck für verschiedene Dinge oder verschiedene
Ausdrücke für Dinge mit der gleichen Bedeutung verwenden. Auch die Variablen
werden nur selten explizit definiert (Ebd.: 1). So kommt es zu einer Verwirrung im
Bezug auf die Diskussion der Variablen. Wie in bereits erläutert, beziehen sich die
meisten Studien, die nicht mit den Vorhersagungen von Brown und Levinson
übereinstimmen, auf die Variable D. Ein Problem in diesen Studien ist die nicht
vorhandene Übereinstimmung der Definition von D innerhalb der Studien. Holtgraves
und Yang (1992) merken hierzu folgendes an: „This may be because researchers have
confounded familiarity and relationship affect“ (Ebd.: 246). Daher ist es notwendig zu
klären was die drei Variablen P, D und R bedeuten. Deswegen werden in diesem
Kapitel die Komponenten von P, D und R im Bezug auf den Gebrauch in dieser Studie
beleucht und ferner erläutert.
3.7.2.1 Macht (P)
Wenn jemand Macht über einen anderen hat, so kann dieser zu einem gewissen Grad
Kontrolle über den anderen ausüben. Er hat Autorität über den anderen und kann diesen
beeinflussen. Die Komponenten von Macht beinhalten Faktoren wie den sozialen
Status, die soziale Klasse, das Alter, das Geschlecht, Reichtum, physische Kraft oder
die ethnische Identität. Die Konsequenz dieser Faktoren ist, dass ein Älterer, oder
jemand mit einem höheren sozialen Status, Macht über einen Jüngeren, oder jemanden
mit einem weniger hohen sozialen Status hat. Der Einfluss der einzelnen Komponenten
kann je nach Kontext variieren. Der Grad an Wichtigkeit der einzelnen Komponenten
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
49
kann von Kultur zu Kultur oder auch von Situation zu Situation verschieden sein.
(Fukushima 2000: 85)
Figur 2. Macht (Fukushima 2000: 85)
Nachdem nun die Komponenten von Macht verdeutlicht worden sind, möchte ich kurz
aufzeigen, welche Ausdrücke ich gewählt habe, um die äußersten Enden der Machtskala
zu benennen und wie diese in der Studie angewendet werden. Klein-groß
beziehungsweise big-small sind die gewählten Ausdrücke, um die äußersten Enden der
Machtskala auszudrücken. Der Ausdruck Machtunterschied beziehungsweise power
difference wird genutzt, um Unterschiede im Bezug auf Macht anzuzeigen. Groß bzw.
big zeigt an, dass der Machtunterschied zwischen den Interaktanten groß ist und klein
bzw. small bedeutet, dass der Machunterschied gering ist. Groß bzw. big bedeutet nicht
unbedingt, dass H Macht über S hat, sondern, dass der Machtunterschied zwischen S
und H groß ist. Klein bzw. small bedeutet nicht, dass H weniger Macht über S hat,
sondern das der Machtunterschied zwischen den beiden Interaktanten gering ist.
(Fukushima 2000: 85)
3.7.2.2 Soziale Distanz (D)
Das von mir genutzte Konzept von sozialer Distanz ist gleichzusetzen mit einem
gewissen Grad an Nähe, wobei dieser durch die folgenden Faktoren festgelegt wird:
1. Ob die Interaktanten sich ähnlich sind/ sich voneinander unterscheiden.
2. Wie gut die Interaktanten sich kennen.
3. Ob die Interaktanten sich mögen.
Ersteres wird unter anderem definiert durch das Alter, die soziale Klasse, den Beruf, das
Geschlecht und das eigene Wertesystem. Nicht alle dieser Komponenten sind jedoch in
allen Situationen und Kulturen relevant. Punkt zwei kann aus der Länge der
Bekanntschaft, oder der Kontakthäufigkeit der Interaktanten definiert werden. Punkt
drei wird durch Punkt eins und zwei bestimmt. Es kann jedoch Fälle geben, in denen die
Power Control/ Authority, the legitimate right to exert influence
social status social class institutionalised role age sex wealth physical strength regional/ethnic identities
Components
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
50
beiden Interaktanten sich beispielsweise in Geschlecht und Alter ähneln und sich beide
auch schon lange kennen, sich aber trotzdem nicht mögen. Ob sich zwei Menschen sich
mögen, hängt also nicht von den ersten beiden Faktoren ab, sondern kann von Situation
zu Situation verschieden sein. Dies hängt also dementsprechend von den einzelnen
Individuen und ihrer kulturellen Herkunft ab.
Nähe hängt von allen drei Faktoren ab. Sie kann aber laut Spencer-Oatey (1996) auch
durch die Menge der eigenen Selbstenthüllung bestimmt werden. Das heißt also durch
die Erhöhung an Intimität. (Ebd.: 5) Auch Gallois (1994) geht davon aus, das
Selbstenthüllung Intimität steigert und sagt, the appropriate amount of self-disclosure perceived by interactants, varies both with the level of acquaintance and relationship between them, and with the sex and social power of the disclosure. (Ebd.: 308)
Die Menge an Selbstenthüllung wird also durch alle drei in der Studie miteinbezogenen
Faktoren bestimmt. Ferner ist die Menge der Selbstenthüllung kulturell geprägt.
Figur 3. Soziale Distanz (Fukushima 2000: 87)
Wie bei der Variablen Macht sind die äußersten Enden der Distanz - Skala mit klein-
groß bzw. big-small bezeichnet worden. Eine große soziale Distanz bedeutet, dass die
Interaktanten sich nicht sehr nah sind und eine kleine soziale Distanz zeigt an, dass sich
die Interaktanten nah sind.
Social Distance-Closeness
(1) Whether people are similar/different
(2) How well people know each other
(3) Whether people like each other
Components
age social class occupation sex ethnicity beliefs value systems
length of acquaintance frequnecy of contact amount of self-disclosure
affect
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
51
3.7.2.3 Grad der Belastung (R)
Eine Belastung kann entstehen, wenn man einen anderen um etwas bittet. Dies kann
etwas Materielles oder etwas Nicht-materielles sein. Damit H einer Bitte nachgeht,
können einer oder mehrere der folgenden Faktoren involviert sein, wie beispielsweise
der Zeitaufwand, die Anstrengung oder Mühe, die finanzielle oder psychologische
Belastung.
Die Belastung für H wird dadurch bestimmt, wie stark jeder einzelne der aufgelisteten
Faktoren in die Bitte involviert ist. Wenn S beispielsweise H nach einer Kostbarkeit
fragt, ist die finanzielle Belastung für H groß. In diesem Fall ist ebenfalls der
Belastungsgrad der Bitte hoch. Eine Belastung kann auch von psychologischer Natur
sein. Wenn die Bitte beispielsweise viel Verantwortung involviert, oder H die Bitte
nicht ausführen möchte, so ist die psychologische Belastung hoch. Aber auch eine
nicht-materielle Bitte, die viel Zeit oder Mühe nach sich zieht, kann für H eine hohe
Belastung nach sich ziehen.
Ich möchte im Bezug auf die Variable R Rechte und Verpflichtungen mit einbeziehen.
Die Belastung kann nämlich dadurch beeinflusst werden, ob der Bittende überhaupt das
Recht hat, H um etwas zu bitten, bzw. ob H die Verpflichtung hat, der Bitte
nachzugehen. Der Grad der Belastung wird hoch sein, wenn S gar nicht das Recht hat,
H um etwas zu bitten und H dementsprechend nicht die Verpflichtung hat, der Bitte
nachzukommen. (Fukushima 2000: 88). Ob S das Recht und H die Verpflichtung hat,
wird durch die Variable P und durch dem kulturellen Hintergrund der Interaktanten
bestimmt. Dabei sind die einzelnen Variablen von einander abhängig und funktionieren
nicht unabhängig voneinander. (Turner 1996: 5)
Der Belastungsgrad einer Bitte kann auch durch den Anlass einer Bitte bestimmt sein.
So ist der Belastungsgrad gering, wenn der Anlass vernünftig erscheint und hoch, wenn
dieser unvernünftig erscheint. Das bereits erwähnte Beispiel von Brown und Levinson
(1987), jemanden um 10 Cent vor einer Telfonzelle zu bitten, oder jemanden mitten auf
der Straße um 10 Cent zu bitten, erläutert die Beziehung zwischen einer Bitte mit und
ohne Anlass (Ebd.: 79).
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
52
Figur 4. Belastung (Fukushima 2000: 89)
Wie bei den Variablen P und D sind die äußersten Enden der Skala mit klein-groß bzw.
high-low bezeichnet worden.
3.8. Erwiderungen auf Bitten
In der Vergangenheit wurde Höflichkeit nur im Bezug auf einzelne Aussagen
untersucht. Brown und Levinson (1987) erkennen die Bedeutsamkeit an, Höflichkeit als
einen Bestandteil von Gesprächsstrukturen zu analysieren: Another framework that we would now reply on less heavily is speech act theory. (…) For many reasons, we now think this not so promising (…); speech act theory forces a sentence-based, speaker-oriented mode of analysis, requiring attribution of speech act categories where our own thesis requires that utterances are often equivocal in force. (…) FTAs need not be realized in sentence-like units, and the upshot of all this is that we must now acknowledge that the speech act categories that we employed were an underanalysed shorthand, but one which, were we try again today, would still be hard to avoid. (Ebd.: 10-11)
Da Bitten und Erwiderungen auf Bitten adjacency Paare bilden, sind Erwiderungen auf
Bitten ein wichtiges Element von Bitten. Wenn man also nicht nur Bitten, sondern auch
die Erwiderungen auf Bitten mit in Betracht zieht, so kann man dazu beisteuern eine
„sentence-based, speaker-oriented mode of analysis“ (Fukushima 2000: 90) zu
verhindern. Dies ist möglich, da „one basic observation to be made is hat FTAs do not
necessarily inhere in single acts (…)“ (Brown und Levinson 1987: 233).
Um also zu vermeiden, dass man sich auf isolierte Handlungen fokussiert, möchte ich
auch die Erwiderungen auf Bitten in dieser Studie betrachten und untersuchen. Da ich
nicht alle Bitterwiderungen untersuchen kann, möchte ich mich auf die Erwiderungen
auf off record – Bitten beschränken. Ich habe mich entschlossen den Fokus auf die
Erwiderung von off record – Bitten zu legen, da es schwieriger bzw. problematischer ist
Rights & Obligations Situational Reasonableness
Imposition Time Effort Financial burden Psychological burden
What is required for H to pursue the request
Material Non-material Value
What is asked for
Kommentar: Deutsche Übersetzung für adjancy???
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
53
auf off record – Bitten zu reagieren, als auf Bitten, die direkt gestellt werden. Dies wird
an folgenden Punkten deutlich:
1. Eine angemessene Erwiderung auf eine Bitte zu geben, ist eng damit verbunden,
wie explizit die Intentionen von S sind. Die Absicht von S in einer direkt
gestellten Bitte zu erkennen, ist nicht allzu schwierig für H und so ist es für H
auch nicht allzu problematisch auf diese Bitte zu reagieren. Das sieht anders aus,
wenn die Bitte indirekt gestellt wird.
2. Wie bereits in Kapitel 3.3 erläutert kann eine indirekte Bitte sowohl eine
wortwörtliche als auch eine gemeinte Bedeutung haben. Wenn H die indirekte
Bitte als Bitte interpretiert bedeutet das, dass H die gemeinte Bedeutung der off
record – Bitte deutet und so auf die indirekte Bitte reagieren kann.
3. Wie ferner in Kapitel 3.4 dargelegt kann eine off record – Bitte neben der
wortwörtlichen Bedeutung auch noch eine potentiell indirekte Bedeutung haben.
H muss also aus der off record – Bitte die potentielle indirekte Bedeutung
schlussfolgern, um die Intentionen von S zu verstehen. Es gibt einige Hinweise,
wie beispielsweise konventionelle Formen, für H die indirekte Bedeutung der
Bitte zu erkennen. Es gibt aber nicht viele Anhaltspunkte für H, um die gemeinte
Bedeutung zu erschließen. Demzufolge gibt es also mehr als eine
Interpretationsmöglichkeit wie H die Aussage/Bitte versteht, und es ist
schwieriger für H eine off record – Bitte als eine direkte Bitte zu interpretieren.
Diese Faktoren deuten darauf hin, dass es viel schwieriger für H ist auf eine off
record – Bitte zu reagieren. Ferner kann es häufiger zu Missverständnissen bei
der Interpretation von off record – Bitten kommen, als bei direkten Bitten.
(Fukushima 2000: 90-91)
3.8.1 Arten von Erwiderungen auf Off-record - Bitten
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten eine off record – Bitte zu interpretieren:
1. H erkennt, dass S ihn um etwas bittet; oder
2. H erkennt nicht, dass S ihn um etwas gebeten hat.
Wenn H erkennt, dass S ihn um etwas gebeten hat, schlage ich, Fukushima (2000)
folgend, die folgenden Erwiderungsmöglichkeiten vor:
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
54
1. H fasst die Aussage als Bitte auf (solicitousness3).
2. H schlägt eine Alternative vor.
3. H schlägt die Bitte ab.
(Ebd.: 91)
Figur 5 fasst die möglichen Interpretationen und die Erwiderungsmöglichkeiten von off
record – Bitten zusammen.
Figur 5. Erwiderungen auf Off Record – Bitten (Fukushima 2000: 92)
In meiner Studie habe ich den Fokus auf Erwiderungen der Kategorie (a) gelegt. Ich
untersuche also nur die Erwiderungen auf off record – Bitten, bei den H erkannt hat,
dass es sich um eine Bitte handelt.
3.8.2 Definition von Solicitouness
Wie in Kapitel 3.5 erläutert können Bitten verschiedene Resultate haben. So kann S
einen FTA geschickt umgehen, (1) indem S H die Option lässt die off record – Bitte
nach H’s eigenem Ermessen zu interpretieren, und (2) S kann H die Option geben als
umsorgend zu erscheinen (Fukushima 2000: 92). Brown und Levinson (1987) merken
zu Möglichkeit (2) an (…) if H chooses to pick up and respond to the potentially threatening interpretation of the act, he can give a ‘gift’ to the original speaker. Thus, if I say ‘It’s hot in here’ and you say ‘Oh, I’ll
3 Solicitousness wird in Kapitel 3.8.2 näher erläutert.
S→H Off-record requests
(b) H does not recognise S made a request to H.
H just responds to what S said.
(a) H recognises S made a request to H.
(1) H preempts S’s request
(2) H takes an alternative means other than doing something himself for S.
(3) H refuses a request
[Interpretations by H] [Decisions by H] [Example actions by H]
H makes an offer. (Solicitousness) H makes a suggestion
H gives S advice H refuses politely
H just responds to what S said. H says nothing.
H changes the subject.
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
55
open the window then!’, you may get credit for being generous and cooperative, and I avoid the potential threat of ordering you around. (Ebd.: 71)
Fukushima (2000) nennt dieses ‘Geschenk (gift)’ von H solicitousness. Solicitousness
wird von ihr als Mittel gesehen, mit dem H als Erwiderung auf eine off record – Bitte, S
gegenüber Rücksichtnahme zeigen kann. Solicitousness stellt also eine Möglichkeit dar,
auf die von S angewandte off record Strategie zu reagieren. Da derjenige der
solicitousness zeigt etwas für den Empfänger tut, kann es sein, dass dem solicitousness
– Zeigendem gewisse ‚Kosten’ entstehen. Die oben stehende Erklärung von Brown und
Levinson zeigt allerdings, dass der solicitousness – Zeigende im Ansehen des
Empfängers steigen kann, wenn dieser das Zeigen von solicitousness positiv bewertet.
(Fukushima 2000: 93)
Die Grundidee von solicitousness ist, sich um jemanden zu sorgen oder sich jemandem
gegenüber rücksichtsvoll zu zeigen. Schlägt man solicitousness in einem Lexikon nach,
findet man die folgende Definition: „someone who is solicitous shows an anxious or
eager concern for someone else“ (COLLINS COBUILD English Language Dictionary,
1987).
Für die Zwecke meiner Studie möchte ich solicitousness, Fukushima (2000) folgend,
folgendermaßen definieren: „solicitousness is a response to off-record requests which
takes the form of offering“ (Ebd.: 93). Ferner beschreibt sie solicitousness als
„preemptive responses to (1) cirsumstances or situations, (2) verbal cues or (3)
nonverbal cues” (Ebd.), dem ich mich ebenfalls anschließen möchte.
Figur 6: Mechanismus von Solicitousness (Ebd.)
Die nun folgenden Beispiele werden erläutern, was Fukushima (2000) mit (1)
Umständen (2) verbalen Hinweisen und (3) nonverbalen Hinweisen meint.
(1) Solicitousness als Erwiderung auf einen Umstände oder eine Situation zeigen.
Umstände/ Situation: Es ist sehr warm. Der Dozent betritt den Raum, um sein
Seminar zu halten.
Möglichkeit solicitousness zu zeigen: Das Fenster öffnen.
Circumstances
Verbal cues by a beneficiary
Nonverbal cues by a beneficiary
→ Performer → Solicitousness
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
56
(2) Solicitousness als Erwiderung auf einen verbalen Hinweises des Empfängers von
solicitousness zeigen.
Verbaler Hinweis: Der Dozent sagt: „Es ist ganz schön warm hier.“, als er den
Raum betritt.
Möglichkeit solicitousness zu zeigen: Das Fenster öffnen.
(3) Solicitousness als Erwiderung auf einen nonverbalen Hinweises des Empfängers von
solicitousness zeigen.
Nonverbaler Hinweis: Der Dozent nutzt seine Unterlagen um sich kühle Luft zu
zuwedeln und transpiriert.
Möglichkeit solicitousness zu zeigen: Das Fenster öffnen.
(Ebd.: 94)
Wenn solicitousness demonstriert wird, wird also der solicitousness – Zeigende nicht
von dem Empfänger gebeten eine bestimmte Handlung auszuführen. Ferner kann
solicitousness sowohl verbal als auch nonverbal ausgedrückt werden, auch wenn in den
oben genannten Beispielen solicitousness nur nonverbal gezeigt wird. (Ebd.)
3.8.3 Konditionen von Solicitousness
In Kapitel 3.2 habe ich folgenden Konditionen von Bitten aufgestellt:
1. S glaubt/nimmt an, das H A durchführen kann.
2. S möchte das H A durchführt.
Diese Konditionen werden von S durch eine off record Bitte erfüllt. Die off record Bitte
erwidernd kann H sich den Konditionen gemäß entscheiden solicitousness zu
demonstrieren. Es gibt allerdings auch Gelegenheiten in denen sich H gegen die
Demonstration von solicitousness entscheiden kann. 1. H of off-record requests interprets that S wants him to do A. In other words, H of off-record
requests interprets that a request has been made, and he infers S’s desires. 2. H of off-record requests assumes that he can perform A. 3. H of off-record requests wants to show care for S o off-record requests, thus gaining credit for
being generous and cooperative. 4. H of off-record requests wants to be of some help to S of off-record requests.
(Fukushima 2000: 94-95)
Um solicitousness zeigen zu können, sind die ersten beiden der oben genannten
Konditionen notwendig, während Kondition 3 und 4 sind nicht unbedingt erforderlich
sind.
Das folgende Beispiel einer off record – Bitte von Brown und Levinson (1987) „Damn,
I’m out of cash, I forgot to go to the bank today“ (Ebd.: 69) erläutert die Konditionen in
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
57
der Anwendung. Wenn H den Beispielsatz als eine Bitte interpretiert, und daraus
schlussfolgert, dass S Geld braucht (Kondition 1), und wenn H Geld bei sich hat, was er
an S verleihen kann (Kondition 2), kann solicitousness demonstriert werden. H vermag
eventuell nur zu zeigen, dass er sich um S sorgt und möchte so erreichen, dass er in S’s
Ansehen steigt (Kondition 3), oder H möchte S einfach nur helfen (Kondition 4). Es
kann aber auch sein, dass H sowohl Kondition 3 als auch Kondition 4 erfüllen möchte.
Mögliche Antworten auf S’s off record – Bitte die solicitousness demonstrieren können
wie folgt aussehen:
1. Soll ich dir etwas Geld leihen? (Verbaler Ausdruck von solicitousness)
2. Wie viel Geld brauchst Du? (Verbaler Ausdruck von solicitousness)
3. S Geld anbieten ohne S etwas zu sagen (Nonverbaler Ausdruck von
solicitousness)
(Fukushima 2000: 95)
3.8.4 Der Status von Solicitousness in den Höflichkeitsstrategien
Da solicitousness eine Erwiderung auf eine off record – Bitte ist, schlage ich,
Fukushima (2000) folgend vor, solicitousness in den Höflichkeitsstrategien von Brown
und Levinson (1987) den gleichen Status zu geben wie der Erwiderung auf eine off
record – Bitte. In Figur 7 wird dies verdeutlicht.
Figur 7. Der Status von Solicitousness in den Höflichkeitsstrategien. (Fukushima 2000: 96)
3.8.4 Interpretationen von Solicitousness
Solicitousness kann von dem Empfänger positiv oder negativ aufgefasst werden, auch
wenn der solicitousness – Zeigende sich um das Wohlergehen des Empfängers sorgt.
Wenn sich also mehrere Menschen in einem relativ warmen Raum aufhalten, sind
Do the FTA
5. Don’t do the FTA
on record
4. off record ← Solicitousness
1. without redressive action, baldly
with redressive action
2. positive politeness
3. negative politeness
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
58
einige sicherlich erfreut über das Öffnen eines Fensters. Anderen wird schnell kalt und
erfreuen sich nicht über die nett gemeinte Geste. Sie schätzen deswegen die so
ausgedrückte solicitousness nicht. Die Interpretation von solicitousness kann in den
Bezeichnungen der Konversations- Analyse klassifiziert werden als „follow-up“,
welcher „ratisfies the response“ (Stenström 1994: 125). „Appreciation“ kann
demzufolge als positive Interpretation und „annoyance“ als negative Interpretation
ratifiziert werden (Ebd.). (Fukushima 2000: 96)
Figur 8. Interpretation of Solicitousness in the sequence of exchanges (Ebd.)
Von H demonstrierte solicitousness kann, wenn sie häufig angewendet wird, übereifrig
auf S wirken. Ob S solicitousness als übertrieben oder unangemessen empfindet ist
nicht nur vom persönlichen Geschmack abhängig, sondern auch durch die kulturelle
Prägung von S. Ferner spielt die soziale Distanz beider Interaktanten eine Rolle wie
Sifianou (1997) anmerkt (…) when there is social distance, doing things for others without being requested to [solicitousness] could be perceived as an imposition, since these actions may require reimbursement.
(Ebd.: 68)
3.8.5 Solicitousness und Face
Face ist das zentrale Konzept in den Höflichkeitstheorien von Brown und Levinson
(1987). Da sich meine Studie auf das theoretische Gerüst von Brown und
Levinson(1987) stützt, möchte ich nun in Betracht ziehen, in welcher Beziehung face
und solicitousness zueinander stehen. Wie bereits in 3.8.2 und 3.8.3 erwähnt,
demonstriert der solicitousness – Zeigende manchmal solicitousness. Beispielsweise,
um seine Sorge um S zu zeigen, und auf diese Weise sein Ansehen bei S zu verbessern,
sowie als großzügig und kooperativ zu wirken. Wenn S die gezeigte solicitousness als
positiv ansieht (S denkt beispielsweise ‚Oh, wie nett von ihm!’), kann H so sein face
verbessern.
[Initiation] (Off-record request) ↓ [Response] (Solicitousness) ↓ [Follow-up] (Interpretation of Solicitousness)
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
59
Figur 9. Solicitousness und Face (Fukushima 2000: 98) Das Zeigen von solicitousness kann aber auch zu einem Gesichtsverlust von H führen,
wenn S die demonstrierte solicitousness negativ auffasst. Wie weiter oben dargestellt
zeigt H solicitousness, weil er rücksichtsvoll wirken möchte, oder seine Sorge um S
demonstrieren möchte. Möglich ist aber auch die Ablehnung des Angebotes von H
durch S, der die gezeigte solicitousness dann als übereifrig auffasst (S denkt dann
beispielsweise ‚Das ist eigentlich nicht das, was ich wollte!’). Und wenn S das explizit
ausdrückt, indem er das Angebot von H ausschlägt, kann diese Ablehnung dazu führen,
dass H sein face verliert.
Figur 10. Solicitousness und Gesichtsverlust. (Ebd.)
Die Nichtdemonstrationen von solicitousness kann ebenfalls zu einem Verlust von face
führen. Das ist von Kultur zu Kultur verschieden. In einer Kultur, in der von den
Mitgliedern das Zeigen von solicitouness erwartet wird, wird H als unsensibel
eingestuft, weil er den Bedürfnissen von S nicht entgegen kommt. (Ebd. 99)
3.9 Schlussfolgerung
In diesem Kapitel habe ich Bitten und die Erwiderungen auf Bitten betrachtet. Da ich
untersuchen möchte, warum bestimmte Typen von Bitten in bestimmten Situationen
angewendet werden, habe ich versucht die Charakteristika von Bitten, wie deren
Konditionen, Indirektheit bei Bitten, und die Resultate von Bitten, sowie verschiedene
Arten von Bitten zu verdeutlichen. Letztendlich möchte ich erstens herausfinden, ob es
eine Beziehung zwischen den Variablen, die die Höflichkeitsstrategien beeinflussen, der
Auswahl eines bestimmten Bitttypes, und zweitens ob es Ähnlichkeiten bzw.
Beneficiary ← Performer Solicitousness
↓ Beneficiary regards solicitousness positively. ↓ Acceptance of solicitousness by the beneficiary ↓ Face → Performer
Beneficiary ← Performer Solicitousness
↓ Beneficiary regards solicitousness as officious ↓ Refusal of solicitousness by the beneficiary ↓ Face loss →Performer
Kapitel 3 – Bitten und Antworten auf Bitten
60
Unterschiede zwischen der Anwendung der Bittstrategien von amerikanischen und
deutschen Schülern gibt. Ferner habe ich Bittstrategien im Bezug auf die Beziehung
zwischen der Wahl der Bittstrategien und den Variablen, die die Bittstrategien
beeinflussen, betrachtet. Bei der Besprechung der Komponenten der Variablen habe ich,
im Gegensatz zu den meisten anderen Forschern, dargestellt, was meiner Meinung nach
(Fukushima 2000 folgend) die Inhalte der Variablen sind. Hier möchte ich noch mal die
kulturspezifische Divergenz in Bezug auf die Faktoren der Variablen betonen, auf die
auch Brown und Levinson (1987: 76) hinweisen. Daher nehme ich an, dass die
Menschen aus den USA und aus Deutschland die Komponenten der Variablen
unterschiedlich einschätzen.
Der Zweck dieser Studie ist es herauszufinden, wie die befragten Personen jede einzelne
Variable in den vorgegebenen Situationen wahrnehmen und einordnen. Wie diese
Wahrnehmung ihr Verhalten im Bezug auf Bitten und die Erwiderung auf eine off
record Bitte beeinflusst, und ob es in diesem Bezug einen kulturellen Unterschied
zwischen der amerikanischen und der deutschen Kultur gibt. Mit den Antworten der
amerikanischen und deutschen Probanden möchte ich die Vorhersagen, je größer der
FTA, desto höher die Nummer der angewendeten Höflichkeitsstrategie, von Brown und
Levinson testen und ferner die Korrelation zwischen der Wahrnehmung der einzelnen
Variablen, der Bitten und der Erwiderungsstrategien auf off record – Bitten,
untersuchen.
Ich habe mich dazu entschieden, den Fokus auf die Erwiderung von off record – Bitten
zu legen, da Off record – Bitten dem Empfänger verschiedene
Interpretationsmöglichkeiten lassen und dementsprechend verschiedene Erwiderungen
möglich sind. Ich habe dabei auf Erwiderungen von off record – Bitten beschränkt, bei
denen H bemerkt hat, dass er um etwas gebeten wurde. Darauf folgend habe ich drei
verschiedene Antwortmöglichkeiten auf off record – Bitten dargelegt, mit dem
Schwerpunkt des Zeigens von solicitousness. Ferner habe ich die Konditionen von
solicitousness, den Status von solicitousness in den Höflichkeitsstrategien von Brown
und Levinson aufgezeigt, einige Interpretationsmöglichkeiten von solicitousness sowie
die Beziehung zwischen solicitousness und face dargelegt. Ich werde in meiner Studie
außerdem untersuchen, ob es Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten in der Darstellung von
solicitousness bei Amerikanern und Deutschen gibt. Ich werde ferner erforschen in
welchen Situationen Amerikaner bzw. Deutsche solicitousness als Erwiderung auf eine
off record – Bitte anwenden.
Kapitel 4 – Kultur
61
KAPITEL 4 - KULTUR
4.1 Einleitung
Die Höflichkeitsstrategien, die im Mittelpunkt dieser Studie stehen, werden durch
Kultur beeinflusst. Daher möchte ich in diesem Kapitel einige Charakteristika von
Kultur betrachten, die relevant für diese Studie sind. Kultur ist ein sehr breites Konzept,
aber es ist nicht meine Absicht alle Aspekte von Kultur zu darzulegen.
4.2 Kultur
Das Konzept Kultur ist schwer zu definieren. Ähnlich wie bei dem linguistischen Zweig
der Pragmatik oder bei dem Konzept Höflichkeit gibt es viele verschiedene Definitionen
von unterschiedlichen Wissenschaftlern, aber keine einheitliche Beschreibung des
Konzeptes. Allein bei Kroeber und Kluckholm (1945) findet man über 300
verschiedene Definitionen. Robinson (1988: 8-12) listet die folgenden vier
verschiedenen Ansichten von Kultur auf: Theoretical Position View of Culture Behaviorist Observable reactions and/or events Functionalist Underlying structure or rules which govern and explain observable events Cognitive An internal mechanism for organizing and interpreting inputs Symbolic The meaning which results from the dialectic process between external events
and internal mechanisms Tabelle 2. Robinsons Ansicht von Kultur (aus Fukushima 2000: 102)
Die vier unterschiedlichen Ansichten erklärt Robinson (1988) folgendermaßen:
Behavioristische Ansicht: From the behaviorist point of view, culture consists of discrete behaviors or sets of behaviors, e.g., traditions, habits or customs, as in marriage or leisure. Culture is something which is shared and can be observed.
(Ebd.: 8) Funktionalistische Ansicht:
The functionalist approach to culture is an attempt at making sense out of social behaviors. (…) Again, culture is viewed as a social phenomenon. However, what is shared are reasons and rules for behaving.
(Ebd.: 8-9) Kognitive Ansicht:
The cognitive definition shifts attention from the observable aspects of what is shared to what is shared “inside” the “cultural actor”. What is shared is a means of organizing and interpreting the world, a means of creating order out of the inputs. (…) The cognitive approach emphasizes the mechanism of organizing inputs. That is, culture itself is a process through which experience is mapped out, categorized and interpreted. From this perspective, culture is like a computer program. The program differs from culture to culture.
(Ebd.: 10) Symbolische Ansicht:
Kapitel 4 – Kultur
62
While cognitive anthropologists focus on the product of processing, i.e. the meanings derived. Symbolic anthropologists view culture as a system of symbols and meanings. (…) Symbolic anthropology is concerned with the dynamic inter-relationship between meaning, experience and reality. Culture (which is the product of this inter-relationship) is a dynamic system – an ongoing, dialectic process, giving rise to symbols which may be viewed historically. Past experience influences meaning, which in turn affects future experience, which in turn affects subsequent meaning, and so on.
(Ebd.: 11) Adler (1997) beschreibt Kultur als
1. Etwas, das sich alle bzw. fast alle Mitglieder einer sozialen Gruppe teilen;
2. Etwas, das die ältesten Mitglieder einer Gruppe versuchen an die jüngeren
Mitglieder weiterzugeben;
3. Etwas, das (ähnlich wie Moral, Gesetze und Bräuche) Verhalten formt, oder die
eigene Weltwahrnehmung strukturiert.
(Ebd.: 15)
In Figur 11, zeigt Adler (1997) wie Individuen Kultur und deren normativen Qualitäten
durch Werte, die sie im Bezug auf das Leben und die Welt um sie herum haben,
ausdrücken. Diese Werte wiederum beeinflussen ihre Einstellung bezüglich
angemessenen und effektiven Verhaltens in bestimmten Situationen.
Figur 11. Einflüsse von Kultur auf Verhalten. (Ebd.: 16)
Sich für eine der Höflichkeitsstrategien zu entscheiden, kann als Verhalten eingestuft
werden. Der Figur 11 kann man entnehmen, dass die Wahl der Höflichkeitsstrategie
durch Kultur beeinflusst wird.
Meat (1994) erklärt Kultur wie folgt:
1. Kultur enthält ein Wertesystem;
Culture
Values
Attitudes
Behavior
Kapitel 4 – Kultur
63
2. Kultur ist speziell für eine bestimmte Gruppe und unterschiedet sie von einer
anderen Gruppe;
3. Kultur ist erlernt und nicht angeboren; sie wird von Generation zu Generation
weitergegeben; und
4. sie beeinflusst das Verhalten der Gruppenmitglieder in einheitlicher und
vorhersagender Art und Weise.
(Ebd.: 6)
Werte werden von Lustig (1988) definiert als „powerful unseen forces that are
collectively shared within a culture” (Ebd.: 61). Kultur hat weiterhin einen wichtigen
Einfluss auf Kommunikation, die wiederum durch die Werte, die einzigartig in einer
Kultur sind, beeinflusst wird (Fukushima 2000: 104). Bei Schiffrin (1994) findet man
eine Beschreibung der Beziehung von Kultur und Kommunikation. Schiffrin (1994) legt
dabei den Schwerpunkt auf die Art und Weise wie Kultur Sprache formt, aber
gleichzeitig auch durch Sprache geformt wird. (…) [Language] is a system of use whose rules and norms are an integral part of culture. (…) culture is continually created, negotiated, and redefined in concrete acts between persons who are participating in some kind of interactive situation. Thus, the way we communicate with each other is constrained by culture, but is also reveals and sustains culture. (…) Language use is also a type (and a part) of social behavior in many different institutional realms (e.g. political, economic, religious, family) that are themselves bound to culture.
(Ebd.: 139-140)
Laut Scollon und Scollon (1995) gibt es zwei Verwendungen für das Wort Kultur. Zum
einen wird es verwendet für das Konzept Hochkultur mit dem Fokus auf intellektuelle
und künstlerische Leistung und zum anderen für das Konzept der anthropologischen
Kultur. Diese betrachtet welche Bräuche, Weltansichten, Sprache, Beziehungssysteme,
soziale Organisationen und alltägliches Verhalten, was eine Gruppe von einer anderen
voneinander unterscheidet. (Ebd.: 126) Dabei legen sie ihren Schwerpunkt nicht auf
Hochkultur sondern auf anthropologischer Kultur. Da diese Studie sich mit einem
interkulturellen Vergleich im Bezug auf die Anwendung der Höflichkeitsstrategien
befasst, ist auch für mich der anthropologische Kulturansatz von größerer Bedeutung als
eine Befassung mit dem Konzept Hochkultur. Aus diesem Grund möchte ich im
folgenden Kapitel den anthropologischen Kulturansatz näher erläutern.
Kapitel 4 – Kultur
64
4.2.1 Der Anthropologische Ansatz
Der traditionelle anthropologische Ansatz definiert Kultur als ein monolithisches, alles
umfassendes Konzept, dass Bräuche, Künste, Moral und Gesetze sowie Wissen und
Glaube und andere Fähigkeiten und Gewohnheiten mit einschließt (Brøgger 1992: 31).
Mit Brøgger übereinstimmend sagt Barnouw (1982), dass a culture is the way of life of a group, the complex of shared concepts and patterns of learned behaviour that are handed down from one generation to the next through the means of language and imitation. A person is destined to learn the patterns of behaviour prevalent in the society in which he grows ups.
(Ebd.: 4)
Laut Brøgger (1992) sehen solche Definitionen Kultur als Konfigurationen, Strukturen,
Systeme und Kontrollmechanismen oder Programme. Kultur wird gesehen als etwas das
zusammengehalten wird durch verschiedene Gewebe oder Muster aus Glauben und
Werten, die jeweils spezifisch für eine Kultur sind (Fukushima 2000: 105). Auch die
Beschreibung und Konzeption von Hofstede (1993) passt in diesen Rahmen. Er
beschreibt Kultur als mentales Programm oder auch als mentale Software (Ebd.: 18).
Das menschliche Verhalten wird jedoch nur teilweise durch das mentale Programm
bestimmt. Alle Individuen haben „grundsätzlich die Möglichkeit von [dem mentalen
Programm] abzuweichen und auf eine neue, kreative, destruktive oder unerwartete
Weise zu reagieren“ (Ebd.). Laut Hofstede (1993) wird das menschliche mentale
Programm durch das soziale Umfeld geprägt. „Die Programmierung beginnt in der
Familie und setzt sich fort in der Nachbarschaft, in der Schule, in Jugendgruppen, am
Arbeitsplatz, in der Partnerschaft“ (Ebd.). Ferner merkt er eine Zugehörigkeit eines
jeden Menschen zu vielen verschiedenen Gruppen an. Dementsprechend trägt auch
jeder zwangsläufig verschiedene Ebenen mentaler Programme in sich (Ebd.: 25). Er
listet folgende Beispiele für Kulturebenen auf: • eine nationale Ebene, entsprechend dem jeweiligen Land (oder Ländern im Falle von
Menschen, die im Laufe ihres Lebens ein- oder ausgewandert sind) • eine Ebene regionaler und/ oder ethnischer und/ oder religiöser und/ oder sprachlicher
Zugehörigkeit, da in den meisten Ländern kulturell unterschiedliche Regionen und/ oder ethnische und/ oder religiöser und/ oder sprachliche Gruppen existieren
• eine Ebene des Geschlechts, je nachdem ob eine Person als Mädchen oder als Junge geboren wurde
• eine Ebene der Generation, die Großeltern von Eltern und diese von Kindern unterscheidet • eine Ebene der sozialen Klasse, in Verbindung mit Bildungsmöglichkeiten sowie mit der
Arbeit oder dem Beruf einer Person • im Falle von Beschäftigten eine Ebene der Organisation oder Firma nach der Art, wie die
Beschäftigten durch ihre Arbeitsorganisation sozialisiert wurden. (Ebd.)
Kapitel 4 – Kultur
65
Figur 12 fasst das Schema von Hofstede zusammen, in welchem er das Verhältnis von
der einzigartigen Persönlichkeit, der angeeigneten Kultur sowie der angeboren und
universellen menschlichen Natur darstellt.
Figur 12. Drei Ebenen der Einzigartigkeit in der mentalen Programmierung des Menschen (Ebd.: 19) Laut Hofstede (1993) ist Kultur „die kollektive Programmierung des Geistes, die die
Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen
unterscheidet“ (Ebd.: 19).
4.2.2 Probleme hinsichtlich Kultur
Sarangi (1995) weist auf die Existenz von zwei Problemen hinsichtlich Kultur in der
interkulturellen Pragmatik hin. Zum einen die Überbewertung von Übereinstimmungen
innerhalb einer kulturellen Gruppe, und zum anderen die uneinheitliche
Begriffsdefinition (Ebd.: 24). Zu dem zweiten Problem merken Scollon und Scollon
(1995) an, dass „there is really very little agreement on what people mean by the idea of
culture (…)“ (Ebd.: 125). Für Sarangi (1995: 25) fasst Hall (1959) sehr treffend die
schwer fassbare Natur des Kulturkonzeptes zusammen, wenn er sagt, dass „culture
hides much more than it reveals, and strangely enough what hides, it hides most
effectively from its own participants“ (Ebd.: 53).
Auf der Grundlage der oben genannten Kulturdefinitionen basierend und Fukushima
(2000) folgend, komme ich zu der Schlussfolgerung, dass die anthropologische Ansicht
eine brauchbare Methode für die vorliegende Studie bietet.
Im Bezug auf das erste von Sarangi (1995) angesprochene Problem, der die
Überbewertung von Übereinstimmungen innerhalb einer kulturellen Gruppe, scheinen
die Charakteristika einer Kultur in den meisten Studien interkultureller Pragmatik als
Persönlichkeit
Kultur
Menschliche Natur
Erlernt + Erlebt
Erlernt
Ererbt Universell
Gruppen –oder kategoriespezifisch
Individuumsspezifisch
Kapitel 4 – Kultur
66
beständig angesehen zu werden. Es gibt jedoch innerhalb einer Kultur viele
Subkulturen, wobei sich alle Subkulturen voneinander unterscheiden. Hier ist es also
notwendig noch einmal Hofstedes (1993) Ansicht zu betrachten. Für ihn gehört „fast
jeder gleichzeitig einer ganzen Reihe von verschiedenen Gruppen und Kategorien von
Menschen [an, und daraus folgend] trägt man zwangsläufig verschiedene Ebenen
mentaler Programmierung in sich“ (Ebd.: 25). Viele Faktoren, wie der soziale Status,
die soziale Klasse, das Alter, das Geschlecht, die regionale oder ethnische Identität,
machen viele verschiedene Subkulturen innerhalb einer Kultur aus. Daher stimme ich
Sarangis (1995) Warnung der Überbewertung von Übereinstimmungen innerhalb einer
kulturellen Gruppe zu. Es kann riskant sein, eine Kultur zu untersuchen, indem man nur
einige Vertreter einer Kultur betrachtet. Um dieses Problem zu vermeiden, habe ich
mich in meiner Studie auf die Untersuchung von deutschen und amerikanischen
Schülern, die alle Teilnehmer des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms sind oder
waren, beschränkt. Wenn ich Anmerkungen zu der deutschen oder amerikanischen
Kultur mache, beschränke ich mich darauf, wie sie von den genannten Schülern
repräsentiert wird.
Das Problem mit der Überbewertung von Übereinstimmungen innerhalb einer
kulturellen Gruppe ist eng verbunden mit der Stereotypisierung. Wie in 4.2.1 erläutert
ist Kultur etwas, was von all oder fast allen Mitgliedern einer Kultur geteilt wird.
Trotzdem müssen nicht alle Mitglieder dieselben oder ähnliche Ansichten haben.
Trompenaars (1993) merkt hierzu an, dass people within a culture do not all have identical sets of artefacts, norms, values and assumptions. Within each culture there is a wide spread of these. This spread does have a pattern around an average. So, in a sense, the variation around the norm can be seen as a normal distribution. Distinguishing one culture from another depends on the limits we want to make on each side of the distribution. (…) Culture whose norms differ significantly tend to speak about each other in terms of extremes. (…) Using extreme, exaggerated forms of behaviour is stereotyping. (Ebd.: 25)
Wie die Definition von Smith und Bond (1993) verdeutlicht, involviert nicht jede Art
von Stereotypisierung die Fokussierung auf Extreme. A stereotype is a group of beliefs about persons who are members of a particular group. Gender, ethnicity, age, education, wealth and the like may form the basis for a stereotype, as indeed can any identifiable marker. Stereotypes may vary in many aspects: they may be widely shared by others, even by the stereotyped persons themselves, or they may be idiosyncratic to the individual holding them; they may involve beliefs about the traits, values, behaviours, opinions or, indeed, beliefs of typical persons from that other group; they may be simple or differentiated, positive or negative, confidently or unsurely held. (Ebd.: 168-169)
Sie weisen auf eine Existenz von negativen Konnotationen in frühen Werken in Bezug
auf Stereotypisierung hin. Heutzutage haben Psychologen eine „more balanced
Kapitel 4 – Kultur
67
apprecitaion of stereotypes“ (Ebd.: 169) entwickelt, wobei viele auf den Kern der
Wahrheit hinweisen, die jedes Stereotyp besitzt. Ferner sagen sie, dass „interacting
social groups often hold positive stereotypes about one another“ (Ebd.) und dass
Stereotype über einige Gruppen “may be defined across may dimensions, giving
opportunity for judges to ascribe broad, differentiated identity to their own and other
groups members” (Ebd.) Weiterhin sind für sie einige Stereotype “in fact (…) an
important component in sustaining harmonious group relations” (Ebd.). In jedem Fall
sind Stereotype eine Art kognitives Schema und they reduce the need to attend to and process individual information about the other (…) so that attention may be devoted to other aspects of the interaction. This redevelopment of consciousness may be especially useful on cross-cultural encounters, where surprises are likely to abound. (Ebd.)
4.3 Schlussfolgerung
In diesem Kapitel habe ich einige Definitionen des Konzeptes Kultur betrachtet. Da die
Anwendung der Höflichkeitsstrategien kulturspezifisch ist, war es mir wichtig
aufzuzeigen was Kultur genau ist. Ferner ist es von hoher Wichtigkeit auf die Existenz
vieler Subkulturen in einer Kultur hinzuweisen. Es kann also in der Auswertung der
Daten meiner Studie innerhalb der beiden Kulturgruppen, der deutschen und der
amerikanischen, nicht zu 100%tigen Übereinstimmungen kommen. Dementsprechend
wird sich eventuell auch keine Tendenz bezüglich einer Höflichkeitsstrategie feststellen
lassen.
KAPITEL 5 - Forschungsdesign und Methoden
5.1. Einleitung
In diesem Kapitel möchte ich das Forschungsdesign und die Methoden dieser Studie
erläutern. Ich werde sowohl meine Forschungsfragen wie auch meine Hypothesen
formulieren, die ich von Fukushima (2000) übernommen habe, da ich mich an ihre
Studie anlehne. Ferner möchte ich erläutern, wer mir als Probanden für die
Datensammlung zur Verfügung stand, welche Instrumente ich einsetzen werde und
welche Aufgaben die Probanden beim Ausfüllen meiner Fragebögen haben.
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
68
5.2 Forschungsfragen
Brown und Levinson (1987) sagen, dass „we are not here interested in what factors are
compounded to estimate complex parameters; such factors are certainly culture-
specific“ (Ebd.: 76). Die Komponenten der Variablen P, D und R sind also
kulturspezifisch. Folglich können auch amerikanische und deutsche Subjekte
unterschiedliche Ansichten bezüglich der Komponenten der einzelnen Variablen haben.
Daraus resultierend könnte es sein, dass Amerikaner und Deutsche die selben
Situationen unterschiedlich einschätzen, wie Blum-Kulka und House (1989) anmerken:
„(…) members of different cultures might differ in their perceptions of social situations
as well as in the relative importance attributed to any of the social parameters
mentioned“ (Ebd.: 137). Folglich weisen Amerikaner und Deutsche den Variablen P, R
und D eventuell verschiedene Werte zu. Diese mögliche Annahme führt zu meiner
ersten Forschungsfrage.
1. Nehmen Amerikaner und Deutsche vergleichbare Situationen, im Bezug auf die
drei Variablen Machtunterschied und soziale Distanz zwischen S und H, sowie
den Belastungsgrad einer Bitte, unterschiedlich wahr?
Ferner interessiert mich bezüglich der Bittstrategien und der Antworten auf off record –
Bitten, ob es unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen gibt, was zu folgenden
Fragen führt:
2. Gibt es Unterschiede bezüglich der Bittstrategien zwischen Amerikanern und
Deutschen?
3. Gibt es Unterschiede bezüglich der Antwortstrategien auf off record – Bitten
zwischen Amerikanern und Deutschen?
Wie in Kapitel 3 erwähnt sind es laut Brown und Levinson (1987) alle drei Variablen
(P, D und R), die zu der Schwere eines FTAs beitragen und so das Level an Höflichkeit
mitbestimmen (Ebd.: 76). Die Variablen bestimmen also mit, welche
Höflichkeitsstrategie angewendet wird. Wenn also der Grad an Belastung hoch ist, so
wird auch eine der hochnummerierten Höflichkeitsstrategien angewendet. Diese
Erkenntnis führt zu folgenden zwei Forschungsfragen:
4. Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Bittstrategie?
5. Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Antwortstrategie
auf eine off record – Bitte?
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
69
Nachdem nun die Forschungsfragen aufgestellt wurden, möchte ich im nächsten Teil
einige Hypothesen aufstellen, die ich nach Auswertung der gesammelten Daten verifi-
oder falsifizieren möchte.
5.3 Hypothesen
Als nächstes möchte ich verschiedene Hypothesen aufstellen, die ich in der Auswertung
der Daten falsifizieren oder verifizieren werde.
5.3.1 Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung
Die Null Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung lauten wie folgt.
Ho1: Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Einschätzung des Machtunterschiedes zwischen S und H.
Ho2: Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Einschätzung der sozialen Distanz von S und H.
Ho3: Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Einschätzung des Belastungsgrades einer Bitte.
Die Alternativhypothesen bezüglich der Situationseinschätzung lauten wie folgt.
H1: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich
der Einschätzung des Machtunterschiedes zwischen S und H.
H2: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich
der Einschätzung der sozialen Distanz von S und H.
H3: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich
der Einschätzung des Belastungsgrades einer Bitte.
(Fukushima 2000: 130)
5.3.2 Hypothesen bezüglich der Bittstrategien
Im folgenden Unterkapitel möchte ich die Hypothesen bezüglich der Bittstrategien
aufstellen, die ich mit der Datenauswertung falsifizieren bzw. verifizieren werde.
5.3.2.1 Hypothesen bezüglich der gewählten Bittstrategien
Die Nullhypothese bezüglich der Wahl einer Bittstrategie von Amerikanern und
Deutschen lautet wie folgt.
Ho4: Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Wahl von Bittstrategien.
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
70
Die Alternativhypothese lautet:
H4: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich
der Wahl von Bittstrategien.
(Fukushima 2000: 130-131)
5.3.2.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung und der Wahl der Bittstrategien
Die Nullhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen Situationseinschätzung und der
Wahl der Bittstrategien lauten wie folgt:
Ho5: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des
Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Bittstrategien.
Ho6: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Bittstrategien.
Ho7: Es gibt keine Korrelation der Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung
des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Bittstrategie.
Die Alternativhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen Situationseinschätzung
und der Wahl der Bittstrategien lauten wie folgt:
H5: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des
Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Bittstrategien.
H6: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Bittstrategien.
H7: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Bittstrategie.
(Fukushima 2000: 131)
5.3.3 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf eine Off Record –
Bitte
Im folgenden Unterkapitel möchte ich die Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien
auf eine off record - Bitte aufstellen, die ich mit der Datenauswertung falsifizieren bzw.
verifizieren werde.
5.3.3.1 Hypothesen bezüglich der Antwortstrategien auf Off Record – Bitten
Die Nullhypothese bezüglich der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte von
Amerikanern und Deutschen lautet wie folgt.
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
71
Ho8: Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Wahl der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte.
Die Alternativhypothese bezüglich der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte von
Amerikanern und Deutschen lautet wie folgt.
H8: Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich
der Wahl der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte.
(Fukushima 2000: 132)
5.3.3.2 Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung und der Wahl der Antwortstrategie auf eine Off Record
– Bitte.
Die Nullhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung und
der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte lauten wie folgt.
Ho9: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des
Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off
record – Bitte.
Ho10: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –
Bitte.
Ho11: Es gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf
eine off record – Bitte.
Die Alternativhypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte
lauten wie folgt.
H9: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des
Machtunterschiedes zwischen S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off
record – Bitte.
H10: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
sozialen Distanz von S und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –
Bitte.
H11: Es gibt eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der
Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf
eine off record – Bitte.
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
72
(Fukushima 2000: 132-133)
Um die genannten Hypothesen testen zu können, benötige ich eine angemessene
Methode der Datensammlung. Daher werde ich im folgenden Kapitel verschiedene
Methoden der Datensammlung betrachten.
5.4 Methoden für die Datensammlung
Bevor ich verschiedene Methoden zur Datensammlung vorstelle, soll ein weiteres
Forschungsprojekt das sich mit dem interkulturellen Vergleich von Sprechaktverhalten
beschäftigt hat, betrachtet werden. Das Cross-Cultural Speech Act Realization Project
(CCSAPR) von Blum-Kulka & Olshtain 1984 und Blum-Kulka et al. 1989. Ähnlich wie
Brown und Levinson hat das CCSARP einen signifikanten Beitrag bezüglich der
Höflichkeitstheorien geleistet, Allerdings haben beide Ansätze keine vernünftige
Methode mitgeliefert. Das CCSARP „to date the largest research project to
systematically inquire into cultural specificity of speech act behavior“ (Hinnenkamp
1995: 10), hingegen lässt einen vernünftigen theoretischen Hintergrund vermissen.
Daher sollten beide Ansätze in eine stabilere Basis eingebettet werden.
Das CCSARP Projekt legt den Schwerpunkt auf zwei verschiedene Sprechakte (Bitten
und Entschuldigungen) in acht verschiedenen Sprachen bzw. Sprachvarietäten
(australisches Englisch, amerikanisches Englisch, britisches Englisch, kanadisches
Französisch, Dänisch, Deutsch, Hebräisch und Russisch) (Blum-Kulka & Olshtain
1984: 197). Blum-Kulka und Olshtain (1984) sagen, dass „in order to ensure cross-
cultural comparability, it was decided to obtain the data by the use of a controlled
elicitation procedure“ (Ebd.: 198). Die Methode zur Datenbeschaffung war der
Discourse-Completion Test (DCT), da sie eine große Quantität an Daten aus einer
großen Anzahl an Ländern erfassen wollte. Dies wäre unter anderen Bedingungen so
gut wie unmöglich gewesen. (Blum-Kulka et al. 1989: 13)
Laut der Behauptung von Blum-Kulka et al. (1989), die Hill et al. (1986:353) zitieren,
hat der Gebrauch von geschriebenen Daten folgenden Vorteil: „The virtue of
authenticity in naturally-occurring speech must be weighted against its reflection of
speakers’ sociolinguistic adaptations to very specific situations“ (Ebd.: 13). Ferner
merken sie an, dass “using written elicitation techniques enables us to obtain more
stereotyped responses” (Ebd.). Bevor ich einige Beschränkungen des CCSARP
aufzeigen werde, möchte ich nun erst ein Beispiel aus dem CCSARP DCT geben:
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
73
(a) At the University Ann missed a lecture yesterday and would like to borrow Judith’s notes. Ann:____________________________________________________________ Judith: Sure, but let me have them back before the lecture next week. (b) At the College teacher’s office
A student has borrowed a book from her teacher, which she promised to return today. When meeting her teacher, however, she realizes that she forgot to bring it along.
Teacher: Miriam, I hope you brought the book I lent you. Miriam:__________________________________________________________ Teacher: OL; but please remember it next week. (Ebd.: 14)
Die CCSARP Datenerfassung hat einige Beschränkungen. Weizman (1989), der die
kanadischen Französisch Daten gesammelt hat, gibt diese zu, wenn er behauptet, dass it should, however, be borne in mind that, due to the nature of the discourse-completion task used to elicit responses, the CCSARP data do not provide a fully authentic picture of what the informants have actually uttered in real-life situations, but rather provide us with evidence of what the informants believe people would typically utter in a given situation. (Ebd.: 82)
Laut Fukushima (2000) ist die Erfassung von “gesprochenen” Daten mit Hilfe einer
Technik, die diese Daten schriftlich erfasst, eine der Hauptbeschränkungen der
CCSARP Methode (Ebd.: 134). Ferner sieht sie die Existenz von gewissen Problemen
in Bezug auf einige Situationen, die im CCSARP genutzt werden (Ebd.: 135). Blum-
Kulka et al. (1989) merken an, dass „the situations depicted by the dialogues reflect
every day occurrences of the type expected to be familiar to speakers across Western
cultures, specifically to the student population tested” (Ebd.: 14). Fukushima (2000)
zweifelt daran, dass alle untersuchten Kulturen “westliche” Kulturen sind, und ob die
Situationen im CCSARP wirklich in jeder der betrachteten Kulturen vorkommen
können (Ebd.: 135). Bonikowska (1988) bemängelt die Unnatürlichkeit einiger
Situationen, da die Probanden in die Rolle eines Polizisten oder eines
Universitätsprofessors schlüpfen mussten (Ebd.: 170). Ein weiteres Problem betrifft die
Vergleichbarkeit der Situationen zwischen den involvierten Kulturen. Die Forscher
haben die Möglichkeit des Vorkommens der Situationen in den jeweiligen Kulturen
nicht aufgezeigt. Ferner haben sie nicht erklärt warum und wie sie die interkulturelle
Vergleichbarkeit durch die Nutzung des DCT sichern können. (Fukushima 2000: 135)
In dem CCSARP ist eine Antwort auf die (fehlende) Bitte oder Entschuldigung
gegeben. Wie Johnston et al. (1998) herausfanden, wird die Strategiewahl durch den
Erwiderungstyp unterschiedlich beeinflusst. Dabei kann er positiv, negativ oder
abwesend sein. Wenn im CCSARP also positive Erwiderungstypen gegeben wurden, so
kann das die Daten beeinflusst haben. In natürlichen Konversationen wissen wir
dagegen nicht, wie unser Gegenüber auf unsere Bitte oder Entschuldigung reagiert. Die
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
74
Vorgabe von Antworten auf den fehlenden Gesprächsteil erscheinen folglich
unnatürlich und die Antwortstrategie für den fehlenden Gesprächsteil
vorherzubestimmen. Dies beeinflusst wiederum die erhaltenden Daten. (Fukushima
2000: 135)
Wie bereits anfänglich erwähnt, ist das CCSARP das größte Projekt in diesem
Untersuchungsfeld und hat im Gegensatz zu Brown und Levinson eine Methode für die
Sammlung von Daten entwickelt. Jedoch möchte ich, auf Grund der Beschränkungen
des CCSARP, die entwickelte Methode nicht als Basis für meine Studie nutzen, sondern
mich der von Fukushima (2000) entwickelten Methode anschließen. Diese werde ich im
Laufe dieses Kapitels noch näher betrachten. Vorerst möchte ich allerdings eine Reihe
von Forschungsmethoden, die in der Pragmatik genutzt werden, prüfen. Zu diesen
Forschungsmethoden gehören die Beobachtung von in der Natur vorkommenden Daten,
Rollenspiele, geschriebene Fragebögen, DCTs und Multiple Choice Fragebögen
(MCQ), wie man in Figur 13 erkennen kann.
Figur 13. Methoden der Datensammlung. (Fukushima 2000: 136)
Betrachtet man Figur 13 so könnte man argumentieren, dass je weiter man das
Diagramm nach unten verfolgt, die Daten künstlicher und weniger natürlich werden.
Hierbei existiert oftmals der Glaube, authentische Daten als valide und künstliche Daten
als nicht als valide anzusehen. Jedoch, sind auch natürlich vorkommende Daten nicht
immer valide. Eine Person kann beispielsweise einen bestimmten Ausdruck in einer
bestimmten Situation wählen, die nicht unbedingt verallgemeinbar ist, sondern nur auf
die Person und die Situation passt. (Fukushima 2000: 136). Fukushima (2000) merkt
weiterhin an, dass „if spoken data are elicited, the data may become more „artificial“ or
„less-naturalistic“ as one descends the diagram in figure [13]. If non-spoken data are
elicited, this constraint will nor happen“ (Ebd.). Man sollte daher auf jeden Fall die
Validität der Methode in Betracht ziehen. Egal für welche Methode man sich
entscheidet.
Naturally occurring
Elicited
Data Role plays
Questionaires
DCTs
MCQs
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
75
5.4.1 Natürlich vorkommende Daten
Cohen (1996) betrachtet die Vorteile von natürlich vorkommenden Daten und meint,
dass a broader range of respondents can be studied than is usually the case with studies using predetermined respondents. Furthermore, in principle, one can obtain a sense of frequency with which particular types of speech acts occur. (Ebd.: 391)
Bardovi-Harlig und Hartford (1993) folgend, merkt er weitere Vorteile bezüglich
natürlich vorkommender Daten an: 1. The data are spontaneous. 2. The data reflect what the speakers say rather than what they think they would say. 3. The speakers are reacting to a natural situation rather than to a contrived and possibly unfamiliar
situation. 4. The communicative event has real-world consequences. 5. The event may be a source of rich pragmatic structures.
(Cohen 1996: 391-392)
Cohen (1996) weist auch auf folgende Schwierigkeiten hin: 1. The speech act being studied may not occur naturally very often. 2. Proficiency and gender may be difficult to control. 3. Collecting and analyzing the data are time-consuming. 4. The data may not yield enough or any examples of target items. 5. The use of recording equipment may be intrusive. 6. The use of note taking as a complement to or in lieu of taping relies on memory.
(Ebd.: 392)
5.4.2 Elicited Data
Elicited Data kann durch Rollenspiele oder Fragebögen erfasst werden.
5.4.2.1 Rollenspiele
In Rollenspielen wird die Situation dem Probanden von demjenigen, der das
Experiment durchführt, mündlich beschrieben. Der Forscher bittet dann die
Versuchsperson wiederzugeben, was die Person, die von ihr im Rollenspiel dargestellt
wird, in der Situation sagen würde. Unter optimalen Umständen spielt der Proband sich
selbst unter den im Experiment beschriebenen Umständen. (Rintell und Mitchell 1989:
250) Rintell und Mitchell weisen auf folgende Vor- und Nachteile von Rollenspielen
hin. Als Vorteil für diese Methode nennen sie die Möglichkeit der Probanden zu sagen,
was sie möchten und wie sie es möchten. Die gesprochene Sprache wird dabei als ein
guter Indikator für die natürliche Sprechweise gesehen. Als möglichen Nachteil sehen
sie, die fehlende Sicherheit dahingehend, wie die Probenden in einer echten Situation
Kommentar: Deutsche Überstzung für elicited???
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
76
reagieren und ob sie sich ähnlich oder anders als im Rollenspiel verhalten würden.
Ferner könnte es sein, dass die Versuchsperson das Gefühl haben könnte, an einem Test
teilzunehmen und „the responses might be accomodated accordingly.“ (Ebd.: 251)
Kapar & Dahl (1991) sehen folgende Vor- und Nachteile bezüglich der
Datenerfassungsmethode Rollenspiel: Open role plays have the advantage that they allow examination of speech act behavior in its full discourse context. (…) A disadvantage that open role plays share with authentic conversation data is that they need transcribing. (Ebd.: 228-229)
Sasaki (1998) hat Rollenspiele und DCTs miteinander verglichen und fand heraus, dass The role play responses tended to be longer, and they contained more and a greater variety of strategies although the types of central speech act expressions (e.g., the Head Acts and supportive moves for request) used in the responses were similar across the two methods. (Ebd.: 479)
Ferner hat Sasaki (1998) herausgearbeitet welche Methode für welche Umstände am
angemessensten ist. Because production questionnaires [DITs] are more practical in terms of processing (i.e., they do not require time consuming transcription for analysis as do role plays), they thus seem to be more appropriate for conducting a quick or large-scale survey of the types of main speech act strategies used. In contrast, role plays are more appropriate for investigating sequences involved in more comprehensive speech act performance as well as the frequency of each strategy used.
5.4.2.2 Fragebögen
Im Folgenden möchte ich zwei verschiedene Arten von Fragbögen, den Discourse
Completion Test und den Multiple-Choice-Fragebogen näher betrachten
5.4.2.2.1 Discourse Completion Tests (DCTs)
DCTs sind häufig angewendet und kritisiert worden, dennoch ist diese Methode. die
sowohl Vor- als auch Nachteile hat, in viele Studien (z.B. Blum-Kulka (1982); Blum-
Kulka & Olshtain (1984); Blum-Kulka & Olshtain (1986); Blum-Kulka et al. (1989))
genutzt worden.
Laut Fukushima ist der größte Vorteil der DCTs die Möglichkeit eine große Menge an
Daten zu sammeln, weil man die Fragebögen an viele Probanden gleichzeitig verteilen
kann (Ebd.: 139). Ferner scheint diese Methode äußerst effektiv, um die Variablen, die
für die jeweilige Studie wichtig sind, zu kontrollieren, wie Rintell und Mitchell (1989:
250) anmerken. Sasaki (1998) erläutert hier zu: Because the researcher can control variables related to a given context (e.g., the relative status and closeness of the respondent and the interlocutor) in production questionnaires, it is possible to investigate the effect of such variables.
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
77
(Ebd.: 458) Laut Fukushima (2000) kann man mit dieser Methode des Weiteren die gesammelten
Daten von verschiedenen Kulturen ziemlich einfach miteinander vergleichen, da die
Situationen einfach kontrolliert werden können (Ebd.: 139). Sie sagt weiterhin auf
Cohen (1996: 393) verweisend, dass “because of the controlled situations, DCTs allow
the testing of hypotheses derived from naturally occurring instances which provided
insufficient data” (Fukushima 2000: 139). Ferner ist es möglich mit den DCTs
vergleichbare Daten von Mitgliedern aus verschiedenen Sprachgemeinschaften zu
sammeln (Johnston et al. 1998: 157). Fukushima (2000) merkt, neben den bereits
erwähnten Vorteilen der DCTs, außerdem noch folgenden Vorzug an: (…) I think that uniformity of description is ensured when using written prompts, whereas the use of visual material is open to misinterpretation because of cultural differences in the meanings of nonverbal cues, as can occur with videotaped material. (Ebd.: 139)
Es gibt jedoch auch einige Nachteile in der Nutzung von DCTs. Der größte Nachteil ist
das Sammeln von gesprochenen Daten in schriftlicher Form für die DCTs, wie Hinkel
(1997) und Sasaki (1998) anmerken: (…) it may be that DCTs have their own shortcomings because they require subjects to produce written responses in lieu of speech acts.
(Hinkel 1997: 20) (…) the respondent’s spoken performance is intended to be elicited indirectly through the written mode.
(Sasaki 1998: 458)
Diese aufgezeigten Nachteile können zu weiteren Nachteilen führen: (…) the discourse completion task did not elicit natural speech with respect to actual wording, range of formulas and strategies, length of responses, or number of conversational turns necessary to fulfil a function.
(Cohen 1996: 394)
(…) it is hard to tell how representative what subjects write on such a discourse completion test is of what they actually say in spontaneous conversation. Other potential problems are that the length of response is constrained by the space the subjects have in which to write, even that respondents may choose specific linguistic forms based on familiarity with the spelling of one word rather than another. Further, subjects may perceive writing as a more formal activity than speaking, and thus choose to write more formal language on the questionnaire.
(Rintell & Mitchell 1989: 250)
(…) how much can we assume that written responses are representative of spoken one? (…) can we hope that short, decontextualized written segments are comparable to the longer routines typical of actual interaction?
(Wolfson et al. 1989: 182)
5.4.2.2.2 Multiple-Choice Fragebögen (MCFs)
Eine weitere Form der Datensammlung sind Multiple-Choice Fragebögen (MCFs), bei
denen den Probanden eine Anzahl von Antwortmöglichkeiten vorgegeben ist. MCFs
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
78
werden für Wahrnehmungstests oder Einschätzungstests angewendet. Rose (1994) hat
MCFs genutzt, um die Ergebnisse eines MCFs mit den Ergebnissen von DCTs zu
vergleichen. Sie verglich ihre gesammelten Daten von Japanern und Amerikanern im
Bezug auf Bitten. Dabei zeigten die DCT Ergebnisse nicht, dass Japaner mehr
Andeutungen als Amerikaner machen und auch nicht, dass sie direkter als die
amerikanischen Probanden sind. Mit einem MCF, „which included hinting and opting
out as possible responses, the subjects shifted towards both opting out and hinting“
(Fukushima 2000: 140). Auch eine spätere Studie von Rose und Ono (1995) bestätigte
die früheren Ergebnisse von Rose (1994). Die Ergebnisse der Studien zeigen die
Möglichkeit einer Erweiterung der Auswahl an Antworten der Probanden durch ein
MCF an. Und zwar, indem ihnen Antwortmöglichkeiten aufgezeigt wurden, an die sie
sonst möglicherweise nicht gedacht hätten, die sie aber am angemessensten fanden. Mit
den angebotenen Antwortmöglichkeiten, kann ein MCF außerdem die Daten mehr
kontrollieren als ein DCT, da die Antworten beschränkt sind. Neben den aufgezeigten
Vorteilen eines MCFs teilt sich der MCF außerdem einige Vorteile mit dem DCT.
Beispielsweise die Sammlung einer großen Menge an Daten und deren Vergleich. Ein
Nachteil der MCFs ist wie bei DCTs die Sammlung gesprochener Daten in schriftlicher
Form. (Fukushima 2000: 141) Trotz dieses Nachteils habe ich mich für einen MCF
entschieden, um an die für die Studie benötigten Daten zu gelangen.
5.5 Datensammlung und Forschungsinstrumente
Im Folgenden möchte ich die Methoden der vorliegenden Studie sowie die genutzten
Instrumente näher erläutern. Es sollen einige Anmerkungen zu der Entwicklung der
Fragebögen, sowie zu den Probanden der Studie gemacht werden. Ferner soll erläutert
werden, welche Aufgaben die Versuchspersonengruppen in der Beantwortung der
MCFs hatten.
5.5.1 Methode der vorliegenden Studie
In vielen empirischen Studien, die sich mit Sprechakten beschäftigen, ist nicht
verdeutlicht worden, dass Menschen unbewusst eine Strategie wählen und sich dann
entscheiden, wie sie diese umsetzen. Cohen und Olshtain (1994) merken an, dass „the
process of selecting the socioculturally appropriate strategy and the appropriate
sociolinguistic forms or that strategy is complex (…)“ (Ebd. 146). Allerdings haben sie
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
79
die Methode zur Strategieauswahl nicht weiter untersucht. In 5.4 habe ich einige
Methoden zur Datensammlung betrachtet, „[which] were concerned with linguistic
realisations, taking a pragmalinguistic approach“ (Fukushima 2000: 150). Als Methode
für die vorliegende Studie schließe ich mich der Methode von Fukushima (2000) an, zu
der sie folgendes aussagt: Since to my knowledge, there have not been any studies which developed a valid methodology to collect the strategy data, I adopted a methodology for a pragmalinguistic approach, having modified it, in order to have an appropriate method to elicit strategy data in this study. (Ebd.)
Einer pragmalinguistischen Methode folgend, birgt der Vergleich von
sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen zwischen verschiedenen Sprachen
Schwierigkeiten. Turner (1996) merkt hierzu an, dass The many elicitation and judgement experiments that are conducted may be of interest if it is assumed that contextual factors are always equal, but in the natural use of natural language other factors are rarely equal, (…). (Ebd.: 9)
5.5.2 Instrumente
Die Instrumente, die in dieser Studie genutzt worden sind, waren schriftliche Multiple-
Choice-Fragebögen, die aus drei Teilen bestanden: (1) der Situationseinschätzung, (2)
Bittstrategien und (3) Antwortstrategien auf off record – Bitten. Die Fragebögen, sowie
die einzelnen Rubriken sind jeweils in der Muttersprache der Probanden (in deutsch und
in englisch) verfasst worden.
5.5.2.1 Namen, die in den MCFs genutzt wurden
Hinkel (1997: 10) weist auf die Relevanz der Vermeidung von Namen und anderen
Geschlechtsindizien in Fragebogensituationen hin. Um den Einfluss des Geschlechts zu
unterlassen, habe ich mich entschlossen, Fukushima (2000) folgend, die in den
einzelnen Situationen vorkommenden Personen mit Buchstaben anstelle von Namen zu
benennen. Um Verwirrung zu vermeiden habe ich in der deutschen Fragebogenversion
den Fragenden immer F und den Gefragten immer G genannt. In der englischen Version
habe ich den Fragenden (requester) immer R und den Gefragten (requestee) immer E
genannt.
Der Gebrauch von den Buchstaben F, G, R und E wurde nicht nur vorgenommen, um
den Einfluss des Geschlechts zu vermeiden, sondern auch um den Einfluss von Namen
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
80
im Allgemeinen zu vermeiden. Meiner Meinung nach rufen Namen in jedem
Individuum bestimmte Eindrücke und Bilder hervor, und haben einen Einfluss auf die
Einschätzung von sozialer Distanz zwischen S und H oder deren Machtunterschied.
Ferner gibt es kross-kulturelle Unterschiede bezüglich des Gebrauchs von Namen. In
Deutschland weist der Gebrauch des Vornamens auf eine Vertrautheit der Interaktanten
und eine geringe soziale Distanz zwischen S und H hin. In den USA wird der Vorname
häufiger gebraucht als in Deutschland. Vornamen werden auch von Leuten genutzt, die
sich nicht so nahe stehen, wie beispielsweise unter Arbeitskollegen.
Auch wenn der Gebrauch von Buchstaben anstelle von Vornamen in den einzelnen
Situationen eventuell unnatürlich auf die Probanden wirken kann, kann es trotzdem
helfen, die oben genannten Probleme zu verhindern. (Fukushima 2000: 152)
5.5.2.2 Bittsituationen
Da ich meine Probanden online befragt habe, habe ich mich auf 6 Bittsituationen,
beschränkt, um einen möglichst hohen Rücklauf zu erzielen. Hierbei habe ich mich an
die 8 Bittsituationen von Fukushima (2000) angelehnt. Da Fukushima (2000) ihre
Studie mit Studenten durchgeführt hat, und meine Versuchspersonen Schüler sind, habe
ich die Situationen auf Schüler modifiziert.
5.5.2.3 Situationseinschätzungen
Jede Situationseinschätzung habe ich mit einer 6-Punkte-Skala bezüglich des
Machunterschiedes von S und H, der sozialen Distanz zwischen S und H, und dem
Belastungsgrad von H versehen (siehe Fragebogen im Anhang). Ich habe mich für eine
6-Punkte-Skala entschieden, um die Tendenz der Probanden besser erkennen zu können.
Der Nachteil von beispielsweise einer 5-Punkte-Skala ist die häufige Entscheidung
vieler Probanden für den Mittelwert, also die 3. Bei einer 6-Punkte-Skala können die
Versuchspersonen sich nicht für den Mittelwert entscheiden, sondern müssen eine
Tendenz festlegen. Sie müssen sich also entweder für den Wert 3, 4 oder 5 entscheiden,
wenn sie sich im mittleren Bereich orientieren wollen.
Brown und Levinson (1987) merken bezüglich der Einschätzung von P, D und R an,
dass a shift from one strategy to another may reflect the speaker’s momentary ‘mood’, nit only as a function of the interaction and therefore as a part of the interactional balance, but completely extrinsically to the interaction as well. (…) Such mood changes reflect a changed evaluation of
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
81
D, P, and R, and in order for Interactants to interpret utterances correctly they must have some assessment of each other’s current mood.
(Ebd.: 231-232)
Die Probanden meiner Studie schätzen also die Variablen spontan ein. Das ist jedoch
kein Problem, da es auch in alltäglichen Situationen der Fall ist, dass wir P, D und R
nach Faktoren wie Laune einschätzen. (Fukushima 2000: 153).
5.5.2.4 Bittstrategien
Für jede der 6 Situationen sind drei Auswahlen von Bittstrategien gegeben (siehe
Fragebogen im Anhang).
• Direkte Bitten (1);
• Konventionelle indirekte Bitten (2); und
• Off record – Bitten (3).
Diese drei Strategien basieren auf dem Model von Brown und Levinson (1987), das
fünf mögliche Strategien einen FTA zu begehen, auflistet.
1. Do the act on-record baldly, without redress;
2. Do the act on-record with positive politeness redress;
3. Do the act on-record with negative politeness redress;
4. Do the act off-record; and
5. Don’t do the act.
Da die Intention des Fragenden in den 6 Situationen klar angedeutet worden ist, habe
ich die Strategie 5 (don’t do the act) ausgeschlossen. Wahl (1) in dem Fragebogen
entspricht der 1. Strategie von Brown und Levinson (1987). Wahl (2) entspricht
Strategie 3. und Wahl (3) der 4. Brown und Levinsonschen Strategie. Die 2. Strategie
positive politeness ist nicht in den Fragebogen mit aufgenommen worden, da die drei
Auswahlen in dem Fragebogen auf einer direkt-indirekt Skala stehen, wobei Wahl (1)
die direkteste und Wahl (3) die indirekteste ist. Positive Höflichkeit passt nicht mit in
diese Skala hinein. Kasper’s (1994) Aussage bestätigt die oben genannten drei
Auswahlen. Late twentieth-century evidence suggests that the established speech act sets are cross-linguistically robust. Thus for requests, modifactory dimensions include three major levels of directness (direct, conventionally direct, indirect), measured in terms of distance between locution and illocution; internal modification of the requestive act, by mitigating or aggravating impositive force; and external modification, expressed by ‘adjuncts’ supporting the request proper.
(Ebd.: 3208)
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
82
Auch Olshtain und Blum-Kulka (1985) halten die drei oben genannten Auswahlen für
die Basiskategorien bezüglich der Realisierung von Bitten. The realization patterns for requests seem to consist of at least three basic categories, (…) these three categories from a scale of directness which seems to be shared by all languages. The first category consists of the direct, linguistically marked ways for making requests (such as imperatives and performatives). The second category, which is the most difficult one to compare across languages, consists of those indirect strategies which are conventionally used for requesting in a given language, such as “could you” or “would you” in English. The third category consists of the open-ended set of indirect hints, such as “It’s cold in here” used as a request to close the window.
(Ebd.: 305)
Ebenso nutzen Blum-Kulka et al (1989) folgende drei Typen: die direkte Strategie, die
konventionelle indirekte Strategie und die unkonventionelle indirekte Strategie (Ebd.:
18). Daher erscheint es mir angemessen die oben genannten drei Auswahlen in meinem
Fragebogen aufzunehmen.
5.5.2.5 Antwortstrategien auf Off Record - Bitten
Bezüglich der Antwortstrategien auf off record – Bitten sind drei Auswahlen gegeben
worden:
• die Aussage als Bitte auffassen (solicitousness zeigen);
• eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen; und
• die Bitte abschlagen
Diese Strategien basieren auf den Kategorien bezüglich der Antworten auf Off record –
Bitten, die in 3.8.1 näher erläutert worden sind. (siehe Teil C im Anhang)
5.5.3 Probanden
Ich habe insgesamt 100 amerikanische und 100 deutsche Austauschschüler
angeschrieben, die 2004/2005 beziehungsweise 2005/2006 Teilnehmer des
Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) sind/waren. Das Parlamentarische
Patenschaftsprogramm ist ein Schüleraustauschprogramm zwischen den USA und
Deutschland, welches vom deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress
finanziert wird. Ich habe mich für diese Versuchspersonengruppe entschieden, da alle
Teilnehmer des PPPs an einem Auswahlgespräch teilnehmen müssen, wo sie nach
gleichen Kriterien ausgewählt werden. Daher kann ich eine gute Vergleichbarkeit der
beiden Versuchspersonengruppenvoraussetzen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass es
sich um Einzelindividuen handelt. Von den 200 angeschriebenen Versuchspersonen
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
83
haben 54 Amerikaner und 31 Deutsche auf meinen Fragebogen geantwortet. Die
amerikanischen Probanden sind zwischen 15 und 19 Jahre alt und im Durchschnitt
ungefähr 17. 55,6% der Rückmeldungen kamen von weiblichen und 44,4 % von
männlichen Probanden. Die deutschen Probanden sind zwischen 15 und 18 Jahre alt und
wie die Amerikaner im Schnitt ca. 17. 71% der Teilnehmer sind weiblich und 29%
männlich.
Laut Fukushima (2000) ist es sehr schwierig, miteinander vergleichbare
Versuchspersonen aus verschiedenen Kulturen zu bekommen. So haben beispielsweise
Studenten in einer Kultur einen anderen sozialen Status als in einer anderen Kultur. Um
vergleichbare Probanden zu finden, muss man verschiedene Faktoren mit einbeziehen,
wie zum Beispiel den Familienhintergrund einer Person (z.B. Beschäftigung der Eltern,
Bildung, soziale Klasse), Herkunft, Religion, politische Einstellung und Geschlecht.
(Ebd.: 156)
Thomas (1983) merkt an, dass es in einer Gesellschaft kein einheitliches System an
pragmatischen Werten gibt. Weiterhin bedeutet auch der Begriff cross-cultural nicht
unbedingt einen Vergleich zwischen einheimisch – nichteinheimisch. Er bezieht sich
vielmehr, auf jegliche Art von Kommunikation zwischen zwei Menschen, die sich
keinen gemeinsamen kulturellen oder linguistischen Hintergrund teilen (Ebd.: 91).
Tannen (1985) unterstützt diese Ansicht und sagt: (…) the notion of „cross-cultural“ encompasses more than just speakers of different languages or from different countries; it includes speakers from the same country of different class, region, age, and even gender. (Ebd.: 203)
Ein deutscher Proband teilt also nicht zwangsläufig gemeinsame Werte, einen
linguistischen oder kulturellen Hintergrund mit einem anderen deutschen Probanden.
Das gleiche gilt für die amerikanischen Versuchspersonen.
5.5.4 Verfahren
In diesem Teil der Arbeit möchte ich kurz die Aufgabe der Probanden in meiner Studie
aufzeigen.
5.5.4.1 Situationseinschätzung
Die Probanden wurden gebeten
1. die Situationsbeschreibungen gründlich durchzulesen;
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
84
2. die Variablen (P, D und R) bezüglich der einzelnen Situationen auf einer 6-Punkte-
Skala einzuschätzen.
Blum-Kulka und House (1989) weisen auf eine eventuelle unterschiedliche
Wahrnehmung bezüglich sozialer Situationen von Mitgliedern aus verschiedenen
Kulturen hin. Dies gilt ebenfalls im Bezug auf die relative Bedeutsamkeit, die sie den
sozialen Parametern (P, D und R) zuschreiben (Ebd.: 137). Daher ist es wichtig, den
Probanden die Möglichkeit der Einschätzung der Variablen zu geben, anstelle meine
eigene Sichtweise bezüglich der Variablen zu nutzen. Ferner ist bedeutsam zu
untersuchen, ob Amerikaner und Deutsche die drei Variablen in den sechs
vorgegebenen Situationen ähnlich oder unterschiedlich einschätzen. Aus diesem Grund
wurde die Situationseinschätzung (siehe Fragebogen im Anhang) mit Hilfe des
Fragebogens durchgeführt.
Da ich nicht beabsichtige herauszufinden, welche Komponenten der drei einzelnen
Variablen die Probanden bei deren Einschätzung im Hinterkopf hatten, beschäftige ich
mich nur mit den Ergebnissen ihrer Einschätzungen der einzelnen Variablen.
5.5.4.2 Bittstrategien
Die Probanden wurden gebeten:
1. die Situationsbeschreibungen gründlich zu lesen;
2. eine Bittstrategie aus den folgenden drei möglichen Strategien auszuwählen:
• direkte Bitte;
• konventionelle indirekte Bitte;
• off record – Bitte.
5.5.4.3 Antwortstrategien auf Off Record - Bitten
Die Versuchspersonen wurden gebeten:
1.die Situationsbeschreibungen gründlich zu lesen;
2. die off record – Bitten gründlich zu lesen;
3. eine Antwortstrategie auf die off record – Bitten aus den folgenden drei
Antwortstrategien zu wählen:
• die Aussage als Bitte auffassen (Solicitousness demonstrieren);
• eine Alternative vorschlagen;
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
85
• die Bitte abschlagen.
5.5.5 Datensammlung
Die Daten wurden mit Hilfe eines Onlinefragebogens gesammelt. Über die
Austauschorganisation Experiment e.V. wurde ein Link an die PPP-Teilnehmer der
Jahrgänge 2004/2005 und 2005/2006 weitergeleitet. Die amerikanischen PPP-
Teilnehmer von 2005/2006 bekamen eine ausgedruckte Version des Onlinefragebogens,
da sie sich zur Zeit der Datensammlung alle gemeinsam in Tübingen in der
Jugendherberge befanden, wo sie an einem dreiwöchigen Sprachkurs und
Vorbereitungstraining teilgenommen haben. Da es dort nur einen beschränkten
Internetzugang gibt, habe ich mir eine höhere Rückmeldung erhofft, wenn die Betreuer
der Schüler ihnen den Fragbogen auf Papier austeilen und dann alle zurückerhaltenden
Fragebögen per Post an mich zurückschicken.
5.5.6 Übersetzung der Instrumente
Den Probenden wurde der Fragebogen in ihrer jeweiligen Muttersprache gegeben.
Deshalb war es nötig, das Forschungsinstrument, in diesem Falle den Fragebogen, in
beide Sprachen zu übersetzen. Für meine Studie habe ich den Fragebogen von
Fukushima (2000) mit kleinen Änderungen übernommen. Fukushima hat ihre Studie
mit japanischen und englischen Grundstudiumsstudenten durchgeführt. Ich habe also
ihre Situationen, die auf Studenten gemünzt waren, so abgeändert, dass sie auf Schüler
und Situationen, die im Schulalltag vorkommen können, passen. Da Fukushima’s
Fragebogen mir schon im englischen vorlag, musste ich diesen, in meiner abgeänderten
Form, ins deutsche übersetzen. Um die Verständlich- und Flüssigkeit der deutschen
Übersetzung sicher zu stellen, habe ich verschiedene Freunde, die sowohl der
englischen als auch deutschen Sprache mächtig sind, gebeten, beide Fragbögen
durchzulesen und mir Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, die ich dankend
angenommen habe.
5.6 Datenanalyse
Um die gesammelten Daten auszuwerten habe ich alle Antworten der Probanden in das
Statistikprogramm SPSS 13.0 für Windows eingegeben. Mit Hilfe von SPSS werde ich
für die Situationseinschätzung den jeweiligen Mittelwert der beiden Gruppen (deutsche
Kapitel 5 – Forschungsdesign und Methoden
86
Schüler, amerikanische Schüler) und den Modalwert bezüglich der gewählten
Bittstrategien und der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte errechnen. Ich
errechne den Durchschnittswert für die Situationseinschätzung, da ich wissen möchte
wie die jeweiligen Versuchspersonengruppen die Situation im Schnitt eingeschätzt
haben. Für die gewählte Bittstrategie und die Antwortstrategie auf eine off record –
Bitte lasse ich von dem Statistikprogramm den jeweiligen Modalwert, das heißt also den
am häufigsten gewählten Wert, berechnen, um so zu schauen, welche Strategie die
jeweils am häufigsten von den Probandengruppen ausgewählt worden ist.
5.7 Schlussfolgerung
In diesem Kapitel habe ich versucht die Rezension der Literatur in Kapitel 2, 3 und 4
und der vorliegenden Studie zu verbinden, um eine Basis für die gegenwärtige Studie zu
schaffen. Ich habe versucht die zu erforschenden Probleme dieser Studie und der
postulierten Hypothesen zu klären. Weiterhin habe ich einige Methoden zur
Datensammlung betrachtet und mich für die Methode des Multiple-Choice-Fragebogens
entschieden. Ferner habe ich einige konkrete Aspekte dieser Studie erläutert, wie die
Versuchspersonen, dem Verfahren, dem Instrument und der Übersetzung des
Instruments .Die Ergebnisse meiner Studie möchte ich im anschließenden Kapitel
präsentieren.
KAPITEL 6 - Ergebnisse
6.1 Einleitung In diesem Kapitel möchte ich die Ergebnisse meiner Studie in folgender Reihenfolge
präsentieren:
1. die Ergebnisse der amerikanischen und deutschen Probanden bezüglich
der Situationseinschätzung und den drei Variablen P, D und R;
2. die Ergebnisse der amerikanischen und deutschen Versuchspersonen
bezüglich der Bittstrategien;
3. die Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung
bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategie;
4. die Ergebnisse der amerikanischen und deutschen Probanden bezüglich
der Antwortstrategie auf off record – Bitten; und
Kapitel 6 – Ergebnisse
87
5. die Ergebnisse der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung
bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf off
record – Bitten.
6.2 Ergebnisse der Situationseinschätzung
Bezüglich der Ergebnisse der Situationseinschätzung muss angemerkt werden, dass alle
Versuchspersonen in beiden Probandengruppen alle 6 Situationen unterschiedlich
eingeschätzt haben. Daher werde ich wie in 5.6 bereits erwähnt den Durchschnittswert
für die drei Variablen errechnen, um so eine generelle Tendenz feststellen zu können. In
dem Fragebogen wurden die Probanden gebeten die Variablen P, D und R in den
unterschiedlichen Situationen einzuschätzen, wobei der Wert 1 als klein bzw. small und
der Wert 6 als groß bzw. big festgelegt worden ist. Tabelle 3 und 4 fassen die
Ergebnisse beider Testgruppen zusammen.
Machtunterschied Soziale Distanz Belastungsgrad
Situation 1 2,61 2,46 3,14
Situation 2 4,86 3,71 2,57
Situation 3 3,61 3,50 2,43
Situation 4 1,82 1,32 2,32
Situation 5 2,83 2,17 2,43
Situation 6 3,60 3,33 1,73 Tabelle 3. Durchschnittwerte der Situationseinschätzung der deutschen Probanden.
Machunterschied Soziale Distanz Belastungsgrad
Situation 1 1,85 2,11 2,72
Situation 2 4,57 3,83 2,94
Situation 3 3,96 3,72 2,44
Situation 4 1,83 1,44 2,59
Situation 5 2,17 1,81 2,43
Situation 6 3,69 3,32 2,37 Tabelle 4. Durchschnittswerte der Situationseinschätzung der amerikanischen Probanden.
6.3 Ergebnisse der Bittstrategien
Um herauszufinden welche Bittstrategien von den beiden Versuchspersonengruppen am
häufigsten gewählt worden sind, habe ich mit Hilfe von SPSS den jeweiligen
Kapitel 6 – Ergebnisse
88
Modalwert, also den Wert der am häufigsten gewählt wurde, errechnet. In dem
Fragebogen wurden die Probanden gebeten, sich zwischen einer direkten, einer
indirekten und einer off record – Bitte zu entscheiden. Da es sich bei dem Fragebogen
um einen Multiple-Choice-Fragebogen handelt, sind den einzelnen Bittstrategien die
Werte 1 – 3 zugeordnet worden. Der Wert 1 wurde einer direkten, der Wert 2 einer
indirekten und der Wert 3 einer off record – Bitte zugewiesen. Tabelle 5 und 6 zeigen
wie viel Prozent der Teilnehmer sich in den einzelnen Situationen für welchen Bitttyp
entschieden haben und gibt den Modalwert für die einzelnen Situationen an4.
Direkte Bitte Indirekte Bitte Off record –
Bitte
Modalwert
Situation 1 6,5% 83,9% 0,0% 2 (indirekte Bitte)
Situation 2 12,9% 71,0% 6,5% 2 (indirekte Bitte)
Situation 3 6,5% 71,0% 12,9% 2 (indirekte Bitte)
Situation 4 12,9% 61,3% 16,1% 2 (indirekte Bitte)
Situation 5 3,2% 93,5% 0,0% 2 (indirekte Bitte)
Situation 6 0,0% 80,6% 16,1% 2 (indirekte Bitte) Tabelle 5. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Bittstrategien der deutschen Probanden. Direkte Bitte Indirekte Bitte Off record –
Bitte
Modalwert
Situation 1 3,7% 94,4% 1,9% 2 (indirekte Bitte)
Situation 2 0,0% 96,3% 3,7% 2 (indirekte Bitte)
Situation 3 5,7% 83,3% 9,3% 2 (indirekte Bitte)
Situation 4 3,7% 81,5% 14,8% 2 (indirekte Bitte)
Situation 5 7,4% 92,6% 0,0% 2 (indirekte Bitte)
Situation 6 5,6% 72,2% 22,2% 2 (indirekte Bitte) Tabelle 6. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Bittstrategien der amerikanischen Probanden.
4 Einige Probanden haben nicht alle Situationen ausgefüllt. Das erklärt warum die Werte in ihrer Summe nicht immer 100% ergeben.
Kapitel 6 – Ergebnisse
89
6.4 Ergebnisse der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der
Wahl der Bittstrategie
Die Variablen der einzelnen Situationen wurden von den Probanden jeweils zwischen
dem Wert 1 und dem Wert 5 (jeweils auf –bzw. abgerundet) eingeschätzt. Trotz der
Variation der Werte der Variablen haben sich beide Versuchspersonengruppen in allen
Situationen für eine indirekte Bitte entschieden. Daraus schlussfolgere ich, dass die
Einschätzung der Variablen, bei den befragten Personen, keinen großen Einfluss auf die
gewählte Bittstrategie hat.
6.5 Ergebnisse der Antwortstrategien auf Off record - Bitten
Um zu ermitteln wie die Mitglieder der beiden Testgruppen auf eine off record – Bitte
reagieren, habe ich wie in 6.2 mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS den jeweiligen
Modalwert für die einzelnen Situationen berechnet. In dem Fragebogen sind die
Versuchspersonen gebeten worden, sich zwischen drei Antwortstrategien zu
entscheiden, nämlich solicitousness, einem Alternativvorschlag sowie die Bitte
abschlagen. In dem Multiple-Choice-Fragebogen wurde der Strategie solicitousness der
Wert 1, dem Alternativvorschlag der Wert 2 und der Strategie die Bitte abschlagen der
Wert 3 zugeordnet. Die Tabellen 7 und 8 zeigen an, wie viel Prozent der
Versuchspersonen sich in den Situationen 1-6 für welche Antwortstrategie entschieden
haben, und sie geben den Modalwert für die einzelnen Situationen an.
Solicitousness Alternativvorschlag Bitte
abschlagen
Modalwert
Situation 1 45,2% 32,3% 12,9% 1 (solicitousness)
Situation 2 83,9% 6,5% 0,0% 1 (solicitousness)
Situation 3 74,2% 12,9% 3,2% 1 (solicitousness)
Situation 4 83,9% 3,2% 3,2% 1 (solicitousness)
Situation 5 71,0% 22,6% 3,2% 1 (solicitousness)
Situation 6 74,2% 22,6% 0,0% 1 (solicitousness) Tabelle 7. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Antwortstrategien auf eine off record – Bitte der deutschen Probanden
Kapitel 6 – Ergebnisse
90
Solicitousness Alternativvorschlag Bitte
abschlagen
Modalwert
Situation 1 51,9% 38,9% 7,4% 1 (solicitousness)
Situation 2 90,7% 1,9% 7,4% 1 (solicitousness)
Situation 3 92,6% 3,7% 3,7% 1 (solicitousness)
Situation 4 77,4% 14,8% 7,4% 1 (solicitousness)
Situation 5 63,0% 27,8% 9,3% 1 (solicitousness)
Situation 6 68,5% 31,5% 0,0% 1 (solicitousness) Tabelle 8. Prozentzahlen und Modalwerte der gewählten Antwortstrategien auf eine off record – Bitte der amerikanischen Probanden
6.6 Ergebnisse der Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der
Wahl der Antwortstrategien auf Off record - Bitten
Wie bereits in 6.4 erwähnt, wurden die Variablen der einzelnen Situationen von den
Probanden jeweils zwischen dem Wert 1 und dem Wert 5 (jeweils auf –bzw.
abgerundet) eingeschätzt. Trotz der Variation der Werte der Variablen haben sich beide
Versuchspersonengruppen in allen Situationen bezüglich der Wahl der Antwortstrategie
auf eine off record – Bitte für die Demonstration von solicitousness entschieden. Daraus
schlussfolgere ich, ähnlich wie in 6.4, dass die Einschätzung der Variablen, bei den
befragten Personen, keinen großen Einfluss auf die gewählte Antwortstrategie hat.
KAPITEL 7 - Diskussion
7.1 Einleitung In der vorliegenden Arbeit habe ich versucht, bestimmte Aspekte der Brown und
Levinsonschen Theorie mit Hilfe einer empirischen Studie nachzuweisen. Ich habe
dabei untersucht:
• ob es kross-kulturelle Variationen in der Situationseinschätzung der von Brown
und Levinson vorgeschlagenen Variablen P, D und R zwischen Amerikanern
und Deutschen gibt;
• ob die drei genannten Variablen einen Einfluss auf die gewählte Bittstrategie
sowie auf die gewählte Antwortstrategie auf eine off record – Bitte haben; und
Kapitel 7 – Diskussion
91
• ob es einen Unterschied zwischen der Wahl der Antwortstrategie und der Wahl
der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte zwischen Amerikanern und
Deutschen gibt.
7.2 Beantwortung der Forschungsfragen und der Hypothesen
Als nächstes möchte ich die in 5.2 aufgestellten Forschungsfragen anhand der
gesammelten und ausgewerteten Daten beantworten. Ferner möchte ich die in 5.3
aufgestellten Hypothesen veri- bzw. falsifizieren.
7.2.1 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Situationseinschätzung
Nehmen Amerikaner und Deutsche vergleichbare Situationen, im Bezug auf die drei
Variablen Machtunterschied, soziale Distanz zwischen S und H, sowie den
Belastungsgrad einer Bitte, unterschiedlich wahr?
Anhand der von mir gesammelten und ausgewerteten Daten lässt sich kein großer
Unterschied in der Wahrnehmung der Variablen zwischen den amerikanischen und
deutschen Probanden feststellen. Betrachtet man die Tabellen 3 und 4 in 6.2 so kann
man erkennen, dass in Situation 1 die deutschen Probanden den Machtunterschied
zwischen S und H durchschnittlich mit 2,61 bewertet haben. Auf einer Skala von 1 bis 6
ist 2,61 aufgerundet ein mittlerer Wert. Die amerikanischen Probanden bewerten den
Machtunterschied mit 1,85, was einen Wert unter der deutschen Einschätzung liegt. Die
soziale Distanz wird von den Deutschen mit 2,46 bemessen, also einem Wert zwischen
2 und 3. Aus amerikanischer Sicht wird die soziale Distanz mit dem Mittelwert 2,11 als
gering betrachtet. Wie bei der Variable P liegt der Wert der amerikanischen
Einschätzung geringfügig unter dem der Deutschen. Der Belastungsgrad, um die Bitte
auszuführen, wird in Situation 1 von deutscher Seite her mit dem Wert 3,14 als mittlere
Belastung eingeordnet. Auch die amerikanischen Schüler ordnen die Variable R mit
2,72 in diesem Bereich ein. Auch wenn die Einschätzungen sich wie bei den
vorangegangenen Variablen ähneln, fällt wieder auf, dass die Bewertung der
Amerikaner knapp unter dem Einschätzungswert der Deutschen liegt. Betrachtet man
die Ergebnisse der Situation 2, so kann man den Tabellen 3 und 4 folgende Werte
entnehmen. Die deutschen Probanden schätzen mit dem Wert 4,86 den
Machtunterschied zwischen S und H als ziemlich hoch ein, genau wie die
amerikanischen Versuchspersonen, die P durchschnittlich den Wert 4,57 zuordnen.
Kapitel 7 – Diskussion
92
Wieder liegen die Einschätzungen beider Testgruppen nah beieinander und wieder liegt
der Wert der Amerikaner knapp unter dem Mittelwert der Deutschen. Die soziale
Distanz wird von den Deutschen mit 3,71 beurteilt und ebenso mit dem Wert 3,83 von
den Amerikanern. Den Belastungsgrad in der 2. Situation schätzen die deutschen
Probanden mit 2,57 als mittelhoch ein, genau wie die Amerikaner mit Wert von 2,94.
Auffällig ist, dass die amerikanischen Werte der beiden Variablen D und R hier erstmals
über den Einschätzungswerten der deutschen Teilnehmer liegen. Auch in Situation 3
haben beide Versuchspersonengruppen die Variablen P (3,61 deutscher Mittelwert, 3,96
amerikanischer Mittelwert), D (3,50 deutscher Mittelwert, 3,72 amerikanischer
Mittelwert) und R (2,43 deutscher Mittelwert, 2,44 amerikanischer Mittelwert) sehr
ähnlich bewertet. Anzumerken ist, dass in dieser Situation alle Werte der Amerikaner
leicht über den Werten der Deutschen liegen. Das gleiche gilt für die
Situationseinschätzung in Situation 4 (P: 1,82 deutscher Mittelwert, 1,83
amerikanischer Mittelwert; D: 1,32 deutscher Mittelwert, 1,44 amerikanischer
Mittelwert; R: 2,32 deutscher Mittelwert, 2,59 amerikanischer Mittelwert). In Situation
5 liegen die Situationseinschätzungswerte der deutschen Versuchspersonen wieder über
den Werten der amerikanischen Teilnehmer. Aber wie in den 4 Situationen zuvor liegen
die Durchschnittswerte wieder sehr nah beieinander (P: 2,83 deutscher Mittelwert, 2,17
amerikanischer Mittelwert; D: 2,17 deutscher Mittelwert, 1,81 amerikanischer
Mittelwert; R: 2,43 deutscher Mittelwert, 2,43 amerikanischer Mittelwert). Auch
Situation 6 bringt ähnliche Ergebnisse hervor (P: 3,60 deutscher Mittelwert, 3,69
amerikanischer Mittelwert; D: 3,33 deutscher Mittelwert, 3,32 amerikanischer
Mittelwert; R; 1,73 deutscher Mittelwert, 2,37 amerikanischer Mittelwert).
Die Ergebnisse meiner Probanden weisen auf ein klares „nein“ bezüglich der oben noch
einmal wiederholten Forschungsfrage hin. Es gibt zwar geringe Unterschiede in den
Einschätzungen, aber im Großen und Ganzen haben beide Versuchspersonengruppen
die 6 Situationen bezüglich der drei Variablen P, D und R gleich eingeschätzt.
Die Ergebnisse der Situationseinschätzung unterstützen die aufgestellten Hypothesen
Ho1 (Es gibt keinen Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Einschätzung des Machtunterschiedes zwischen S und H), Ho2 (Es gibt keinen
Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der Einschätzung der
sozialen Distanz von S und H) und Ho3 (Es gibt keinen Unterschied zwischen
Amerikanern und Deutschen bezüglich der Einschätzung des Belastungsgrades einer
Bitte.). Die Alternativhypothesen H1 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen
Kapitel 7 – Diskussion
93
Amerikanern und Deutschen bezüglich der Einschätzung des Machtunterschiedes
zwischen S und H), H2 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und
Deutschen bezüglich der Einschätzung der sozialen Distanz von S und H) und H3 (Es
gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen bezüglich der
Einschätzung des Belastungsgrades einer Bitte) werden falsifiziert.
7.2.2 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Bittstrategien
Gibt es Unterschiede bezüglich der Bittstrategien zwischen Amerikanern und
Deutschen?
Wie bereits aus den in 6.3 aufgelisteten Tabellen erkennbar ist, gibt es keine großen
Unterschiede in den 6 untersuchten Situationen bezüglich der von Deutschen und
Amerikanern ausgewählten Bittstrategien. In allen Situationen hat sich die Mehrzahl
aller Probanden für die 2. Strategie, also eine indirekte Bitte entschieden. Unterschiede
gibt es nur bezüglich der Häufigkeiten bzw. der Höhe der Prozentzahlen. Anzumerken
ist, dass die Entscheidung für die indirekte Bitte bei den amerikanischen Probanden
gegenüber den Deutschen klarer ausgefallen ist (Situation 1: 83,9% der Deutschen vs.
94,4% der Amerikaner; Situation 2: 71,0% der Deutschen vs. 96,3% der Amerikaner;
Situation 3: 71,0% der Deutschen vs. 83,3% der Amerikaner; Situation 4: 61,3% der
Deutschen vs. 81,5% der Amerikaner). Die Ausnahmen bilden Situation 5 und 6, in
denen die Häufigkeit in Prozent bei den Deutschen höher ist, als bei den amerikanischen
Teilnehmern (Situation 5: 93,5% der Deutschen vs. 92,6% der Amerikaner; Situation 6:
80,6% der Deutschen vs. 72,2% der Amerikaner).
Im Bezug auf die 2. Forschungsfrage weisen die genannten Ergebnisse wie bei der
vorangegangenen Forschungsfrage auf ein „nein“ hin. Auch wenn es Unterschiede in
der Häufigkeit der gewählten Bittstrategien gibt, so ist doch klar erkennbar, dass sich
die Mehrzahl aller Probanden in allen 6 Situationen für eine indirekte Bitte entschieden
haben.
Nullhypothese Ho4 (Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen
bezüglich der Wahl von Bittstrategien) wird also durch die Ergebnisse verifiziert und
die Alternativhypothese H4 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Amerikanern
und Deutschen bezüglich der Wahl von Bittstrategien) falsifiziert.
Kapitel 7 – Diskussion
94
7.2.3 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategien
Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Bittstrategie?
Wie in 6.2 und 7.2.1 bereits aufgezeigt, haben beide Versuchspersonengruppen die drei
Variablen in allen 6 Situationen unterschiedlich eingeschätzt. Das heißt, sie haben P, D
und R in den einzelnen Situationen unterschiedliche Werte zugeordnet. Vergleicht man
die Zuordnung dieser Werte beider Gruppen untereinander, so lässt sich eine
Ähnlichkeit in den Zuordnungen der beiden Gruppen feststellen. Der Wert der
Variablen P variiert auf der Skala von 1 bis 6 zwischen 2 bis 5. Der Variablen D haben
die beiden Versuchsgruppen auf der Skala von 1 bis 6 die Werte 1 bis 4 zugeordnet. R
wird auf der Skala von 1 bis 6 zwischen 2 und 3 eingeschätzt. Man sieht, dass außer
dem Wert 6 alle Werte in der Situationseinschätzung vorhanden sind. Trotzdem haben
sich beide Probandengruppen mehrheitlich für eine indirekte Bitte in allen 6 Situationen
entschieden. Daher behaupte ich, dass in der von mir gemachten Untersuchung,
entgegen der Annahme von Brown und Levinson, keine Korrelation zwischen der
Einschätzung der drei Variablen und der Wahl der Bittstrategie besteht und möchte die
oben gestellte Forschungsfrage mit einem „nein“ beantworten.
Die Nullhypothesen Ho5 (Es gibt keine Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes zwischen S und H und der
Wahl der Bittstrategien), Ho6 (Es gibt keine Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S und H und der Wahl der
Bittstrategien) und Ho7 (Es gibt keine Korrelation der Situationseinschätzung bezüglich
der Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Bittstrategie)
können dementsprechend also verifiziert und die Alternativhypothesen H5 (Es gibt eine
Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes
zwischen S und H und der Wahl der Bittstrategien), H6 (Es gibt eine Korrelation
zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S und H und
der Wahl der Bittstrategien) und H7 (Es gibt eine Korrelation zwischen der
Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung des Belastungsgrads einer Bitte und
der Wahl der Bittstrategie) falsifiziert werden.
Kapitel 7 – Diskussion
95
7.2.4 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Antwortstrategie auf Off Record – Bitten
Gibt es Unterschiede bezüglich der Antwortstrategien auf off record – Bitten
zwischen Amerikanern und Deutschen?
Die Tabellen in 6.5 lassen eine Entscheidung sowohl der deutschen als auch der
amerikanischen Probanden in allen 6 Situationen für die Antwortstrategie solicitousness
erkennen. Unterschiede gibt es nur bei den Häufigkeiten bzw. bei den Prozentsätzen.
Auffällig ist, dass in den ersten drei Situationen die Amerikaner sich mit einer höheren
Häufigkeit für das Demonstrieren von solicitousness entschieden haben (Situation 1:
45,2% der Deutschen vs. 51,9% der Amerikaner; Situation 2: 83,9% der Deutschen vs.
90,7% der Amerikaner; Situation 3: 74,2 % der Deutschen vs. 92,6% der Amerikaner).
Hervorheben möchte ich auch die Situation 1, die als einzige von beiden
Probandengruppen nur einen Wert um die 50% für das Zeigen von solicitousness
bekommen hat. In dieser Situation schienen beiden Versuchspersonengruppen die
Entscheidung zwischen der Demonstration von solicitousness und einem
Alternativvorschlag relativ schwer bzw. es haben relativ viele Teilnehmer sich für den
Alternativvorschlag entschieden (32,3% der Deutschen vs. 38,9% der Amerikaner). Die
Situationen 4, 5 und 6 lassen wieder eine eindeutige Entscheidung für das Zeigen von
solicitousness erkennen. Hierbei liegen die Deutschen jedoch in den Prozentsätzen
leicht über den der Amerikanern (Situation 4: 83,9% der Deutschen vs. 77,4% der
Amerikaner; Situation 5: 71,0% der Deutschen vs. 63,0% der Amerikaner; Situation 6:
71,0% der Deutschen vs. 63,0% der Amerikaner). Bezüglich der Antwort auf die obige
Forschungsfrage deuten die Ergebnisse auf ein „nein“ hin, auch wenn die Ergebnisse
der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte nicht so klar sind, wie die
bezüglich der Wahl einer Bittstrategie.
Im Hinblick auf die Hypothesen bedeuten diese Ergebnisse eine Verifizierung der
Nullhypothese Ho8 (Es gibt keine Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen
bezüglich der Wahl der Antwortstrategien auf eine off record – Bitte) und die
Falsifizierung der Alternativhypothese H8 (Es gibt signifikante Unterschiede zwischen
Amerikanern und Deutschen bezüglich der Wahl der Antwortstrategien auf eine off
record – Bitte) durch die gesammelten Daten.
Kapitel 7 – Diskussion
96
7.2.5 Beantwortung der Forschungsfrage und der Hypothesen bezüglich der Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der drei Variablen und der Wahl der Antwortstrategie auf Off Record – Bitten
Beeinflusst die Situationseinschätzung der drei Variablen die Antwortstrategie
auf eine off record – Bitte?
Die drei Variablen sind zwar in den einzelnen Situationen unterschiedlich bewertet
worden, jedoch haben beide Versuchspersonengruppen die drei Variablen in denselben
Situationen immer fast gleich eingeschätzt. Ähnlich der Korrelation der
Situationseinschätzung und der Wahl der Bittstrategie lassen die Ergebnisse bezüglich
der Situationseinschätzung und der Wahl der Antwortstrategie auf off record – Bitten
keine Korrelation erkennen. Trotz unterschiedlicher Bewertung der drei Variablen in
den 6 Situationen haben sich die Mehrzahl der Probanden beider
Versuchspersonengruppen in allen Situationen für das Demonstrieren von solicitousness
als Antwortstrategie auf eine off record – Bitte entschieden. Daher behaupte ich, dass
die Einschätzung der Variablen keinen Einfluss auf die Wahl der Antwortstrategie auf
eine off record – Bitte hat und beantworte die obige Forschungsfrage mit einem „nein“.
Diese Ergebnisse verifizieren die Nullhypothesen Ho9 (Es gibt keine Korrelation
zwischen der Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes zwischen S und
H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.), Ho10 (Es gibt keine
Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S
und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.) und Ho11 (Es
gibt keine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung
des Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –
Bitte.) und falsifizieren die Alternativhypothesen H9 (Es gibt eine Korrelation zwischen
der Situationseinschätzung bezüglich des Machtunterschiedes zwischen S und H und
der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.) H10 (Es gibt eine
Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der sozialen Distanz von S
und H und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte.) und H11 (Es gibt
eine Korrelation zwischen der Situationseinschätzung bezüglich der Einschätzung des
Belastungsgrads einer Bitte und der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record –
Bitte.).
Kapitel 7 – Diskussion
97
7.3 Schlussfolgerung
Wie bereits in Kapitel 6 erwähnt, gab es bei den von mir befragten Probanden weder
große Unterschiede bezüglich der Situationseinschätzungen noch in der Wahl der
Bittstrategie und in der Wahl der Antwortstrategie auf eine off record – Bitte. Diese
Ergebnisse deuten auf eine nicht vorhandene Existenz von kross – kulturellen
Unterschieden im Bezug auf das untersuchte Feld zwischen den befragten
Versuchspersonengruppen hin. Eine Erklärung hierfür könnten die vorgegebenen
Antwortmöglichkeiten in dem ausgeteilten MCF sein. Brown und Levinson (1987)
haben die amerikanische Kultur den positive-politeness Kulturen zugeordnet (Ebd.:
245). In dem hier angewendeten Fragebogen wurde die Höflichkeitsstrategie positive-
politeness jedoch aus in 5.5.2 erläuterten Gründen außer Acht gelassen. Das die
Situationseinschätzungen bezüglich der drei Variablen von Brown und Levinson (1987)
keinen Einfluss auf die Wahl der Bitt- bzw. der Antwortstrategie auf eine off record –
Bitte haben, unterstützt Turner’s (1996) Ansicht. Er ist der Meinung, dass die Variablen
von Brown und Levinson (1987) nicht ausreichend sind, sondern es weitere Faktoren
gibt, die die Wahl der Höflichkeitsstrategie beeinflussen (Turner 1996: 5). Es ist jedoch
nicht Aufgabe dieser Studie, in Erwägung zu ziehen, welche anderen eventuellen
Variablen Einfluss auf die Wahl der Höflichkeitsstrategie haben.
KAPITEL 8 - Schlussfolgerung
8.1 Einleitung
In der vorliegenden Studie habe ich eine interkulturelle Forschung bezüglich der
Anwendung der Höflichkeitsstrategien von Brown und Levinson (1987) in
Bittsituationen angelehnt an die Forschung von Fukushima (2000) durchgeführt. Dabei
habe ich die beiden Kulturen Deutschland und Amerika miteinander verglichen.
Entgegen der Kritik vieler Wissenschaftler habe ich mich wie bereits erwähnt für die
Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1987) als theoretische Basis für meine
Studie entschieden. Auch wenn meine Ergebnisse nicht mit den Vorhersagungen von
Brown und Levinson (1987) übereinstimmen, denke ich nach wie vor, dass ihre Theorie
einen guten Rahmen für einen kross-kulturellen Vergleich und eine empirische
Forschung stellt. In diesem abschließenden Kapitel möchte ich meine Ergebnisse mit
Kapitel 8 – Schlussfolgerung
98
den Ergebnissen vorheriger Studien vergleichen, eine kurze Evaluation meiner Studie
vornehmen und abschließend einen Ausblick für folgende Studien geben.
8.2 Vergleich der Ergebnisse mit den Ergebnissen aus anderen
Studien
Wie ich bereits häufig erwähnt habe, habe ich meine Studie an die Forschung Request
and Culture von Fukushima (2000) angelehnt. Im Unterschied zu meinen
Versuchspersonengruppen, deutschen und amerikanischen Schülern, hat sie die
Anwendung von Höflichkeitsstrategien in Bittsituationen von englischen und
japanischen Studenten untersucht. Ferner hat sie im Gegensatz zu meiner Forschung
unterschiedliche Ergebnisse der beiden Probandengruppen festgestellt. Bezüglich der
Situationseinschätzungen der drei Variablen gab es klare Unterschiede zwischen den
Japanern und den Engländern, was mit der Vorhersagung von Brown und Levinson
(1987) in den Worten von Holtgraves und Yang (1992) „(…) there may be cultural
differences in the perceptions of situations on the power, distance, and imposition
dimensions (…)“ (Ebd.: 247) übereinstimmt. Die Auswertung ihrer Fragebögen lässt
ferner Unterschiede in der Wahl der Bittstrategie sowie der Antwortstrategien auf off
record – Bitten zwischen beiden Probandengruppen erkennen. In vier der acht
Situationen wählten die japanischen Teilnehmer Bittstrategie 1 (direkte Bitte) und in
vier Situationen Bittstrategie 2 (indirekte Bitte) während die Wahl der Briten in allen
acht Situationen auf Wahl 2 fiel. Bei dem Vergleich der Einschätzung der Variablen und
der Wahl der Bittstrategie kam die Existenz einer positiven Korrelation zwischen der
Einschätzung der Variable R und der Wahl der Bittstrategie heraus. Auch bei der Wahl
der Antwortstrategie auf off record – Bitten waren Unterschiede zwischen beiden
Testgruppen zu erkennen. Beide Versuchspersonengruppen entschieden sich am
häufigsten für das Demonstrieren von solicitousness allerdings in verschiedenen
Situationen. Daraus geht eine unterschiedliche Wahl der Antwortstrategie auf off record
– Bitten zwischen Engländern und Japanern hervor. Ferner wurde die Wahl der
Antwortstrategien beider Gruppen durch die Einschätzungen der Variablen beeinflusst.
Fukushima (2000) gibt eine positive Korrelation zwischen der Variable R und der Wahl
einer Antwortstrategie auf eine off record – Bitte an. (Ebd.: 211-212)
Betrachtet man die Ergebnisse von Fukushimas (2000) Studie mit den Resultaten
meiner Studie so lassen sich leicht Unterschiede erkennen. Die Verschiedenheiten
Kapitel 8 – Schlussfolgerung
99
lassen sich sicherlich mit dem Vergleich von verschiedenen Kulturkreisen (Deutschland
- USA / Japan – England) erklären.
Um die Ergebnisse meiner Daten besser einordnen zu können, möchte ich sie nun mit
einigen Resultaten des CCSARP vergleichen. Blum-Kulka und House (1989)
untersuchten im Rahmen des CCSARP ob es klare kulturelle Codes bezüglich des
Bittverhaltens gibt. Dabei untersuchten sie folgende Sprachen: argentinisches Spanisch,
Hebräisch, australisches Englisch, kanadisches Französisch und Deutsch. Im Bezug auf
Bitten fanden sie heraus, dass die spanischsprechenden Argentinier sich am direktesten
ausdrückten, gefolgt von den hebräisch sprechen Probanden. Am indirektesten äußerten
sich die Australier. Die Deutschen und die französischsprechenden Kanadier wurden in
der Mitte zwischen Direktheit und Indirektheit angesiedelt. (Blum-Kulka & House
1989: 149) In der von mir durchgeführten Studie haben sich die deutschen Probanden in
allen abgefragten Situationen für eine indirekte Bitte entschieden. Im Vergleich komme
ich also zu einem anderen Ergebnis als Blum-Kulka und House. Anzumerken ist
allerdings der Altersunterschied zwischen meinen und den Probanden des CCSARP. In
der vorliegenden Studie wurden Schüler und in dem CCSARP Universitätsstudenten
befragt. Es ist wahrscheinlich, dass jeder Mensch mit Zunahme des Alters
selbstbewusster wird und sich daher die deutschen Probanden höheren Alters für eine
direktere Bittstrategie entscheiden, als Versuchspersonen jüngeren Alters. Tannen
(1981) fand einen viel indirekteren Ausdruck im Sprachverhalten von Amerikanern im
Vergleich zu Griechen heraus. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen House (1979) und
House und Kasper (1981) im Vergleich von Deutschen und Briten. Diese drei Studien
unterstützen also die Resultate meiner Studie, in denen sich sowohl die amerikanischen
als auch die deutschen Probanden in allen Fällen für eine indirekte Bittstrategie
entschieden haben.
8.3 Evaluation dieser Studie
Jede durchgeführte Studie hat ihre Stärken und Beschränkungen. Im Folgenden soll nun
auf die Beschränkungen eingegangen werden, um diese in einer weiteren Studie
umgehen zu können.
Kapitel 8 – Schlussfolgerung
100
8.3.1 Teilnehmer der Studie
Obwohl ich versucht habe bei der Auswahl der Probanden darauf zu achten, dass beide
Versuchspersonengruppen miteinander vergleichbar sind, führen die ausgewählten
Teilnehmer zu einer der Beschränkungen dieser Studie. Die beiden Gruppen vertreten
nur einen geringen Teil der deutschen bzw. der amerikanischen Gesellschaft. Sie sind
alle Schüler und gehören der kleinen Gruppe an, die sich sehr für fremde Kulturen
interessieren und deswegen an einem Schüleraustausch teilnehmen. Anzumerken ist
auch die Herkunft. Alle befragten amerikanischen Schüler aus den Südstaaten der USA.
Dementsprechend ist nur ein Teil der amerikanischen Gesellschaft vertreten. Auch die
deutschen Schüler stellen keine repräsentative Gruppe aller Deutschen dar.
8.3.2 Situationen in dem Fragebogen
Der angewendete Fragebogen bestand aus sechs Situationen. In zwei Situationen wurde
eine Bitte von einer Person mit einem geringeren an eine Person mit einem höheren
Status, in einer Situation von einer Person mit einem höheren Status an eine mit einem
niedrigeren Status und in drei Situationen zwischen Menschen mit gleichem Status
gestellt. Um ein genaueres Ergebnis zu bekommen, hätten mehr Situationen zu jedem
Statusverhältnis (hoch-niedrig / niedrig-hoch / gleich) konstruiert werden müssen.
Allerdings wäre die Gefahr hoch gewesen, noch weniger Rücklauf der angeschriebenen
Probanden zu bekommen, als es schon der Fall ist. Die Teilnehmer hätten dann noch
mehr Zeit aufwenden müssen, um den Fragbogen auszufüllen und hätten sich eventuell
gegen ein Ausfüllen entschieden.
8.3.3 Wahl der Strategien
Die Probanden wurden gebeten, sich für eine bestimmte Strategie zu entscheiden. Für
jede Strategie wurde ein Beispielsatz gegeben, um es für die ausfüllenden zu
vereinfachen. Diese Beispielsätze könnten die Probanden eventuell bezüglich ihrer
Strategiewahl beeinflusst und die natürliche Auswahl verfälscht haben.
Kapitel 8 – Schlussfolgerung
101
8.4 Ausblick und Vorschläge für weitere Studien
1. Komponenten der einzelnen Variablen
Brown und Levinson gehen von einer Kulturspezifität der zur Einschätzung der drei
Variablen genutzten Faktoren. In der vorliegenden Studie habe ich aber nicht
untersucht, wie die Probanden die einzelnen Variablen definieren würden bzw. welche
Komponenten sie den Variablen zuordnen. Die Komponenten der Variablen habe ich in
3.7.2 erläutert. Es muss jedoch angemerkt werden, dass es möglich ist, dass die
Probanden andere Dinge mit den Variablen in Verbindung gebracht haben, als ich. In
dem Fragebogen habe ich kurz erläutert aus welchen Komponenten die einzelnen
Variablen bestehen, um den Probanden die Arbeit mit den Variablen zu erleichtern
(siehe Fragebogen im Anhang). Dennoch ist es möglich, dass die Teilnehmer andere
Definitionen der Variablen im Kopf hatten. Von daher wäre es interessant zu
erforschen, wie Personen aus verschiedenen Kulturkreisen die drei Variablen beurteilen.
2. Erforschen der Variablen, die die Höflichkeitsstrategie beeinflussen
Wie in 7.3 kurz erwähnt ist die Existenz noch anderer Variablen als die von Brown und
Levinson vorgeschlagenen, die die Wahl der Höflichkeitsstrategien beeinflussen,
möglich. Auch die Ergebnisse meiner Studie haben gezeigt, dass es eventuell andere
Beeinflussungen bezüglich der Wahl der Höflichkeitsstrategien gibt, da meine
Probanden diese unabhängig von der Einschätzung der Variablen gewählt haben. Von
daher wäre eine Untersuchung dahingehend interessant, welche anderen Faktoren, wie
beispielsweise das Alter, einen Einfluss auf die Wahl der Höflichkeitsstrategien haben.
3. Interpretation von off record - Bitten
In der Studie wurde den Probanden die Interpretation von off record – Bitten
vorgegeben. Wie in 3.8.1 beschrieben, gibt es verschiedene Möglichkeiten eine off
record – Bitte zu interpretieren. Die Möglichkeit die off record – Bitte nicht zu
erkennen, wurde in dem Fragebogen ausgeschlossen. Daher wäre es in einer weiteren
Studie interessant zu erforschen, wie Mitglieder aus verschiedenen Kulturkreisen off
record – Bitten interpretieren, ohne dass sie eine gewissen Auswahl an
Interpretationsmöglichkeiten vorgegeben bekommen.
Kapitel 8 – Schlussfolgerung
102
4. Erforschen der Strategiewahl
Wie in 8.3.2 bereits angemerkt, ist eine Beeinflussung in der Wahl der
Höflichkeitsstrategie durch die vorgegebenen Beispielsätze für die einzelnen Strategien
möglich. Es wäre daher interessant in einer zukünftigen Studie eine Zweiphasen-Studie
durchzuführen. In einer solchen Studie könnte man den Probanden einen Fragebogen
austeilen, in denen nur die einzelnen Strategien ohne Beispielsätze aufgelistet wären.
Hierbei müsste aber das Verständnis der Versuchsteilnehmer bezüglich der Bedeutung
der Strategien vorausgesetzt werden. Ferner könnte man den Probanden als Kontrolle
den hier angewendeten Fragebogen austeilen. Wenn man die Ergebnisse beider
Fragebögen miteinander vergleicht, könnte man erkennen, ob die Vorgabe von
Beispielsätzen einen Einfluss auf die Wahl der Höflichkeitsstrategie hat.
5. Methoden
Bezüglich der Methoden kann angemerkt werden, dass es schwierig ist mit Hilfe eines
schriftlichen Fragebogens gesprochene Daten zu sammeln. Aus Zeitgründen konnte in
dieser Studie nur die Methode des Fragebogens angewendet werden. Für eine
zukünftige Methode sollte dies jedoch in Betracht bezogen werden.
6. Die fünfte Strategie von Brown und Levinson
In 2.4.4 habe ich die Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson (1987) betrachtet
und sie als theoretische Basis für diese Studie genutzt. Weder Brown und Levinson
(1987), Fukushima (2000), an deren Studie diese sehr stark angelehnt wurde, noch die
Autorin dieser Studie haben die 5. Strategie (Don’t do the FTA) von Brown und
Levinson (1987) in Betracht gezogen. In einer zukünftigen Studie wäre es interessant zu
untersuchen wie die Wahl der Strategie ausfällt, wenn man die 5. Strategie mit
einbezieht.
8.5 Abschließende Bemerkungen
Ich habe mich entschlossen diese Studie durchzuführen, da ich mich in meiner Freizeit
viel mit amerikanischen Jugendlichen beschäftige. Ich betreue seit vielen Sommern
amerikanische junge Menschen, die an dem Parlamentarischen Patenschaftsprogamm
teilnehmen. Im Umgang mit den Amerikanern ist mir, trotz meiner relativ guten
englischen Sprachkenntnisse, das häufige Auftauchen von Missverständnissen
Kapitel 8 – Schlussfolgerung
103
aufgefallen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich den Amerikanern zu direkt bin und sie
dies als unhöflich auffassen. Auch die anderen deutschen Betreuer der PPPler äußersten
sich schon des Öfteren diesbezüglich. Von daher fand ich es interessant zu erforschen
ob es einen Unterschied in der Wahl von Höflichkeitsstrategien im Bezug auf
Bittsituationen gibt. Entgegen meiner Erwartungen zeigen die Ergebnisse meiner Studie
keine großen Unterschiede in dem untersuchten Bereich. Sowohl die deutschen als auch
die amerikanischen Probanden entschieden sich in allen untersuchten Situationen für
eine indirekte Bitte. Meine oben geäußerten Empfindungen werden also durch die
Resultate meiner Studie widerlegt. Von daher wäre es interessant zu untersuchen, ob
Dinge wie Körpersprache, oder Stimmlage das Empfinden von Höflichkeit
beeinflussen.
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Kommentar: Seitenzahlen rausfinden!!!!!!!1
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Anhang
112
Anhang Fragebogen für die amerikanischen Probanden
This questionnaire will ask you about request situations. It consists of three parts. In
each part, there are two people involved:
1. The requester (R), who is the person making the request.
2. The requestee (E), who is the person being asked to carry out the requested act.
In Part A, you will be asked to assess the following items in the described request
situations.
1. If you think there is a power difference between the requester and the requestee,
how big is it? The power difference may be related to the relative status, role, or
age of the parties. E.g. the status between friends will usually be small,
compared with that between a teacher and a student.
2. If you think there is a social distance between the requester and the requestee,
how big is it? Social distance is related to the degree of closeness or familiarity
between the parties. E.g. the relationship between friends will usually be close
compared with that between people who are not friends.
3. How great an imposition do you think the requested act will be on the requestee?
The imposition may be high if the requested act requires a lot of time or effort on
the part of the requestee, or will be a psychological or financial burden, or if the
requestee does not have the obligation to carry out the requested act. E.g. it
would usually be a greater imposition to ask someone to lend their car than to
post a letter.
In Part B, you are asked to choose how you would make a request in the situation
described. Three choices are given for each situation. In ach choice,
1. different strategies for making a request are described, and
2. examples are given.
Example:
1. Strategy: Stating the problem + Making a direct request
2. Example: ‘I couldn’t find the book you recommended me yesterday in the
library. If you are not using your copy, please lend it to me.’
In Part C, you are asked to choose how you would respond to requests which are
expressed very indirectly. Three choices are given in each situation. Each choice
describes the strategy of responding to such a request. In each choice,
1. different strategies for responding to a very indirect request are described, and
Anhang
113
2. examples are given.
Example:
A very indirect request: ‘I couldn’t find the book you recommended me yesterday in
the library.’
1. Strategy: Pre-empting a request, i.e. offering to lend the requester the book
2. Example: ‘Would you like to borrow my copy?’
Although the examples in part B and C may differ from what you would actually
say, please choose only the strategy which would best represent the way you would
respond to the request concerned. Remember: Please, choose only one strategy and
tick the number.
Situation 1
R is a pupil working part-time in a supermarket. R is supposed to work next Saturday,
but recently received an invitation for breakfast the same Saturday morning. E also
works at the same place, but is not scheduled to work on that Saturday and does not
have any commitment either.
R want E to replace R at work on Saturday.
Part A
1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
3. How big an imposition on E do you think it is to replace R at work? Please, complete
the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Part B
You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.
Anhang
114
a) Stating the reason + Making a direct request
e.g. I’ve just received an invitation for breakfast next Saturday. Please replace
me at work.
b) Stating the reason + Making an indirect request
e.g. I’ve just received an invitation for breakfast next Saturday. Could you
replace me at work?
c) Stating the reason
e.g. I’ve just received an invitation for breakfast next Saturday.
Part C
You are E. How would you respond if R said the following: I’ve just received an
invitation for breakfast next Saturday.
a) Pre-empting R’s request
e.g. Would you like me to replace you at work next Saturday?
b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself
e.g. Can’t you ask the boss to change your work schedule?
c) Refusing R’s request
e.g. I’d love to replace you at work, but I want to do something else.
Situation 2
R wants to apply for the CBXY programme. To do that R needs a letter of
recommendation from one of the teachers. E is the teacher of R.
R wants E to write the letter of recommendation.
Part A
1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Anhang
115
3. How big an imposition on E do you think it is to write R the letter of
recommendation? Please, complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Part B
You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.
a) Stating the reason + Making a direct request
e.g. I would like to apply for the CBXY programme, I need a letter of
recommendation for that. Please write one for me.
b) Stating the reason + Making an indirect request
e.g. I would like to apply for the CBXY programme, I need a letter of
recommendation for that. Could you write one for me?
c) Stating the reason
e.g. I would like to apply for the CBXY programme, I need a letter of
recommendation for that.
Part C
You are E. How would you respond if R said the following: I would like to apply for the
CBXY programme, I need a letter of recommendation for that.
a) Pre-empting R’s request
e.g. Would you like me to write one for you?
b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself
e.g. Why don’t you ask the headmaster to write one for you?
c) Refusing R’s request
e.g. I’m afraid I can’t write one for you.
Situation 3
R is a teacher and usually cycles to school. E is one of R’s students. They live in the
same neighbourhood. After school R and E happen to come out of the building at the
same time. It is pouring with rain. R didn’t bring an umbrella. E is about to leave by car.
R wants to get a lift home.
Anhang
116
Part A
1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
3. How big an imposition on E do you think it is to give R a lift home? Please, complete
the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Part B
You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.
a) Stating the reason + Making a direct request
e.g. I didn’t bring my umbrella. Please give me a lift home.
b) Stating the reason + Making an indirect request
e.g. I didn’t bring my umbrella. Could you give me a lift home?
c) Stating the reason
e.g. I didn’t bring my umbrella.
Part C
You are E. How would you respond if R said the following: I didn’t bring my umbrella.
a) Pre-empting R’s request
e.g. Would you like me to give you a lift home?
b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself
e.g. Can’t you borrow one?
c) Refusing R’s request
e.g. I’d love to give you a lift home, but I’m not going straight home today.
Situation 4
R is a pupil. In R’s school there is a cafeteria, where students can buy lunch. By mistake
R did not bring any money to school. E is one of R’s classmates. R and E often eat their
Anhang
117
lunch together. E has suggested having lunch together today. R would like to, but
doesn’t have any money.
R wants to borrow money from E.
Part A
1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
3. How big an imposition on E do you think it is to lend R some money? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Part B
You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.
a) Stating the reason + Making a direct request
e.g. I left my wallet at home today. Please lend me some money so I can pay for
my lunch.
b) Stating the reason + Making an indirect request
e.g. I left my wallet at home today. Could you lend me some money so that I can
pay for my lunch?
c) Stating the reason
e.g. I left my wallet at home today.
Part C
You are E. How would you respond if R said the following: I left my wallet at home
today.
a) Pre-empting R’s request
e.g. Shall I lend you some money until tomorrow?
Anhang
118
b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself
e.g. Can’t you ask somebody to lend you some money?
c) Refusing R’s request
e.g. I’d love to lend you some money, but I’m a bit short of money myself.
Situation 5
R was sick and couldn’t go to school last week. E, one of R’s classmates, was in school
everyday that week. Next week there is a big math exam. R knows that E always pays
attention and always takes notes in class, besides that E is very good in math.
R would like to borrow E’s notes.
Part A
1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
3. How big an imposition on E do you think it is to give R the notes? Please, complete
the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Part B
You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.
a) Stating the reason + Making a direct request
e.g. I was sick last week. Please lend me your notes.
b) Stating the reason + Making an indirect request
e.g. I was sick last week. Could I borrow your notes?
c) Stating the reason
e.g. I was sick last week.
Anhang
119
Part C
You are E. How would you respond if R said the following: I was sick last week.
a) Pre-empting R’s request
e.g. Shall I lend you my notes?
b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself
e.g. Why don’t you ask the math teacher to help you to catch up?
c) Refusing R’s request
e.g. I need my notes myself, because I need to study.
Situation 6
R has to do a presentation. E, the teacher, recommended a certain book to gather
information for the speech. R can’t find the book in the library. R knows that E has a
private edition at home.
R would like to borrow the book from E.
Part A
1. If you think there is a power difference between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
2. If you think there is a social distance between R and E, how big is it? Please,
complete the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
3. How big an imposition on E do you think it is to give R the book? Please, complete
the following by ticking one box on the scale.
small 1 2 3 4 5 6 big
Part B
You are R. How would you make a request to E? Please circle one strategy.
a) Stating the reason + Making a direct request
e.g. I can’t find the book you recommended. Please let me use your private copy.
b) Stating the reason + Making an indirect request
e.g. I can’t find the book you recommended. Could I borrow your private copy?
Anhang
120
c) Stating the reason
e.g. I can’t find the book you recommended.
Part C
You are E. How would you respond if R said the following: I can’t find the book you
recommended.
a) Pre-empting R’s request
e.g. Shall I lend you my private copy?
b) Suggesting an alternative means other than doing something yourself
e.g. Why don’t you ask the liberian to help you to find the book?
c) Refusing R’s request
e.g. I gave the book already to someone else.
Fragebogen für die deutschen Probanden
Dieser Fragebogen wird Dich über Bittsituationen befragen. Er besteht aus drei Teilen.
In jedem Teil sind zwei Personen involviert.
1. Der Fragende (F), der den anderen um etwas bittet.
2. Der Gefragte (G), der um etwas gebeten wird.
In Teil A wirst Du gebeten für die einzelnen Situationen einzuschätzen,
1. ob Du denkst, dass es einen Machtunterschied zwischen dem Fragenden und
dem Gefragten gibt, und wie hoch dieser ist. Der Machtunterschied kann sich
auf Status, Alter und Position der beiden Beteiligten beziehen. Z.B. der Status
Unterschied zwischen Freunden ist für gewöhnlich klein, um Vergleich
zwischen einem Lehrer und ein einem Schüler.
2. ob Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen dem Fragenden und dem
Gefragten gibt, und wie hoch diese ist? Soziale Distanz bezieht sich darauf wie
nah oder familiär beide Parteien miteinander sind. Z.B. die Beziehung zwischen
Freunden ist normalerweise nah im Vergleich zu den Menschen die nicht
miteinander befreundet.
3. wie groß ist die Belastung, mit der der Gefragte durch die Bitte belastet wird?
Die Belastung kann hoch sein, wenn der Gefragte viel Zeit, Kosten oder Mühen
aufbringen muss, um die Bitte zu erfüllen. Jemanden bitten sich sein Handy
auszuleihen ist beispielsweise eine höhere Belastung, als jemanden zu bitten
einen frankierten Brief mit zur Post zu nehmen.
Anhang
121
In Teil B wirst du gebeten Dich zu entscheiden, wie Du jemanden um etwas bitten
würdest. In jeder Situation hast Du drei Wahlmöglichkeiten. Für jede Wahlmöglichkeit,
1. sind drei verschiedene Strategien, wie man jemanden um etwas bitten kann,
beschrieben und
2. dazu passende Beispiele gegeben.
Beispiel:
1. Strategie: Problem nenne +direkt um etwas bitte
2. Beispiel: ‚Ich konnte das Buch, dass Sie mir gestern empfohlen haben, nicht in
der Bücherei finden. Wenn Sie ihres gerade nicht brauchen, könnte ich es mir
ausleihen?’
In Teil C wirst Du gebeten Dich zu entscheiden, wie Du auf eine sehr indirekte Bitte
reagieren würdest. Pro Situation sind Dir drei Antwortmöglichkeiten gegeben. In jeder
Möglichkeit,
1. sind verschiedene Strategien für indirekte Bitten beschrieben, und
2. Beispiele gegeben.
Beispiel:
1. Strategie: Die Aussage als Bitte auffassen, dem Fragenden das Buch ausleihen.
2. Beispiel: ‚Möchtest Du Dir mein Exemplar ausleihen?’
Auch wenn die Beispiele in Teil B und C sich eventuell etwas davon unterschieden,
wie DU normalerweise reagieren würdest, kreuze bitte nur eine Möglichkeit an,
die Deiner persönlichen Antwort am nächsten kommt.
Situation 1
F arbeitet neben der Schule im Supermarkt. Für Samstag ist F überraschend zum
Frühstück eingeladen worden. G arbeitet in demselben Supermarkt, ist aber für den
kommenden Samstag nicht zum arbeiten eingeteilt.
F möchte, dass G am Samstag für F arbeitet.
Teil A
1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist
dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Anhang
122
2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G am Samstag für F einzuspringen? Bitte
kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Teil B
Du bist F. Wie würdest Du G bitten am Samstag für Dich einzuspringen?
a) Grund nennen + direkt bitten
z.B. Ich habe gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück
bekommen. Bitte spring/springen Sie für mich ein.
b) Grund nennen + indirekt bitten
z.B. Ich habe gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück
bekommen. Könntest Du/ könnten Sie mich am Samstag vertreten?
c) Grund nennen
z.B. Ich habe gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück
bekommen.
Teil C
Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich habe
gerade erst eine Einladung für Samstagmorgen zum Frühstück bekommen.
a) Die Aussage als Bitte auffassen
z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich für Dich/Sie einspringe?
b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen
z.B. Kannst Du/können Sie nicht den Chef fragen, ob er Deinen/Ihren
Dienstplan ändert?
c) Die Bitte abschlagen
z.B. Ich Dir/Ihnen gerne helfen, aber ich habe schon etwas anderes vor.
Situation 2
F möchte sich für das PPP bewerben. Dafür braucht F eine Beurteilung von einem
Lehrer. G ist Lehrer von F.
Anhang
123
F möchte, dass G die Beurteilung schreibt.
Teil A
1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist
dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G die Beurteilung für F zu schreiben?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Teil B
Du bist F. Wie würdest Du G bitten die Beurteilung für Dich zu schreiben?
a) Grund nennen + direkt bitten
z.B. Ich möchte mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine
Lehrerbeurteilung. Bitte schreib/schreiben Sie mir die Beurteilung.
b) Grund nennen + indirekt bitten
z.B. Ich möchte mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine
Lehrerbeurteilung. Könntest Du/könnten Sie mir die Beurteilung schreiben?
c) Grund nennen
z.B. Ich möchte mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine
Lehrerbeurteilung.
Teil C
Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich möchte
mich für das PPP bewerben. Dafür brauche ich eine Lehrerbeurteilung.
a) Die Aussage als Bitte auffassen
z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich die Beurteilung für Dich/ Sie schreibe?
b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen
Anhang
124
z.B. Warum fragst Du/fragen Sie nicht den Direktor, ob er die Beurteilung
schreibt?
c) Die Bitte abschlagen
z.B. Es tut mir Leid, ich kann die Beurteilung nicht schreiben.
Situation 3
F ist Lehre und fährt immer mit dem Fahrrad zur Schule. G ist Schüler von F und wohnt
in derselben Nachbarschaft wie F. Nach der 6. Stunde gehen F und G gleichzeitig aus
der Schule. Es regnet in Strömen. F hat seinen Schirm zu Hause vergessen. G ist schon
18, hat einen Führerschein und ist mit dem Auto da.
F möchte eine Mitfahrgelegenheit nach Hause.
Teil A
1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist
dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F mit nach Hause zu nehmen? Bitte
kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Teil B
Du bist F. Wie würdest Du G bitten Dich mit nach Hause zu nehmen?
a) Grund nennen + direkt bitten
z.B. Ich habe meinen Schirm zu Hause vergessen. Bitte Nimm mich/nehmen Sie
mich mit nach Hause.
b) Grund nennen + indirekt bitten
z.B. Ich habe meinen Schirm zu Hause vergessen. Könntest Du/könnten Sie mich
mit nach Hause nehmen?
Anhang
125
c) Grund nennen
z.B. Ich habe meinen Schirm zu Hause vergessen.
Teil C
Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich habe
meinen Schirm zu Hause vergessen
a) Die Aussage als Bitte auffassen
z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich Dich/Sie mit nach Hause nehme?
b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen
z.B. Kannst Du/können Sie sich nicht einen Schirm von jemanden leihen?
c) Die Bitte abschlagen
z.B. Es tut mir Leid, aber ich fahre heute nicht direkt nach Hause.
Situation 4
F ist Schüler. An der Schule von F gibt es eine Kantine, in der die Schüler Mittagessen
können. G ist ein Mitschüler von F. Die beiden essen oft zusammen in der Kantine
Mittagessen. G hat F gefragt, ob sie heute auch zusammen essen wollen. F würde gerne,
hat aber kein Geld bei sich.
F möchte sich gerne Geld von G leihen.
Teil A
1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist
dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F Geld zu leihen? Bitte kreuze nur eine
Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Anhang
126
Teil B
Du bist F. Wie würdest Du G nach dem Geld fragen?
a) Grund nennen + direkt bitten
z.B. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen. Bitte leih mir/leihen Sie mir eteas
Geld.
b) Grund nennen + indirekt bitten
z.B. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen. Könntest Du/könnten Sie mir etwas
Geld leihen?
c) Grund nennen
z.B. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen.
Teil C
Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich habe mein
Geld zu Hause vergessen
a) Die Aussage als Bitte auffassen
z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich Dir/Ihnen etwas Geld bis morgen leihe?
b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen
z.B. Kannst Du/können Sie sich nicht etwas Geld von jemanden leihen?
c) Die Bitte abschlagen
z.B. Ich würde Dir/Ihnen gerne das Geld leihen, aber ich habe selbst nur die
passende Summe für ein Essen mit.
Situation 5
F war krank. Deswegen konnte F eine Woche nicht zur Schule gehen. G, ein Mitschüler
war die ganze Zeit in der Schule. Für die kommende Woche ist eine Mathearbeit
angekündigt worden. F weiß, dass G während des Unterrichts immer gut aufpasst und
sich viele Notizen macht. Außerdem ist G ein As in Mathe.
F möchte sich das Matheheft von G ausleihen.
Teil A
1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist
dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Anhang
127
2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F sein Matheheft zu leihen? Bitte kreuze
nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Teil B
Du bist F. Wie würdest Du G Dir das Matheheft zu leihen?
a) Grund nennen + direkt bitten
z.B. Ich war letzte Woche krank. Bitte leih mir/leihen Sie mir Dein/ihr
Matheheft..
b) Grund nennen + indirekt bitten
z.B. Ich war letzte Woche krank. Könntest Du/könnten Sie mir Dein/ihr
Matheheft leihen?
c) Grund nennen
z.B. Ich war letzte Woche krank.
Teil C
Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich war letzte
Woche krank
a) Die Aussage als Bitte auffassen
z.B. Möchtest Du/möchten Sie, dass ich Dich/Ihnen meine Mitschriften leihe?
b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen
z.B. Frag/fragen Sie doch mal den Mathelehrer, ob er Dir/Ihnen helfen kann den
Stoff nachzuholen.
c) Die Bitte abschlagen
z.B. Es tut mir Leid, aber ich brauche mein Matheheft selber.
Situation 6
F muss ein Referat halten. G, der Fachlehrer, hat F ein bestimmtes Buch für die
Ausarbeitung des Referats empfohlen. F kann das Buch in der Schulbücherei nicht
finden. F weiß, dass G das Buch auch in seinem Privatbesitz hat.
Anhang
128
F möchte sich das Buch von G leihen.
Teil A
1. Falls Du denkst es gibt einen Machtunterschied zwischen F und G, wie groß ist
dieser? Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
2. Falls Du denkst, dass es eine soziale Distanz zwischen F und G gibt, wie groß ist sie?
Bitte kreuze nur eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
3. Wie groß, denkst Du, ist die Belastung für G F das Buch zu leihen? Bitte kreuze nur
eine Zahl an.
klein 1 2 3 4 5 6 groß
Teil B
Du bist F. Wie würdest Du G Dir das Buch zu leihen?
a) Grund nennen + direkt bitten
z.B. Ich kann das Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei
nicht finden. Bitte leih/leihen Sie mir das Buch.
b) Grund nennen + indirekt bitten
z.B. Ich kann das Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei
nicht finden. Könntest Du/könnten Sie mir Dein/Ihr Exemplar leihen?
c) Grund nennen
z.B. Ich kann das Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei
nicht finden.
Teil C
Du bist G. Wie würdest reagieren, wenn F folgendes zu Dir sagen würde: Ich kann das
Buch für die Ausarbeitung des Referats in der Schulbücherei nicht finden.
a) Die Aussage als Bitte auffassen
z.B. Möchtest Du Dir/möchten Sie sich das Buch von mir ausleihen?
b) Eine Alternative vorschlagen, anstelle selber etwas zu unternehmen
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