internationales künstlerhaus ta 2012 - villa-waldberta.de · skulpt. installat i onen fab i ano...
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internationales künstlerhaus
villa waldberta 2012
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Inhalt
Vorwort von Hans-Georg Küppers 5
Einleitung von Karin Sommer 5
Ausstellung: Mhanduwe – Freundschaft 11
Stipendiat: Calvin Dondo
Workshop und Ausstellung: „Siehst du mich?“ 16
Stipendiat: Calvin Dondo
Workshop: Bildhauerei 19
Stipendiat: Itai Nyama
Performance: Spoken Word Poetry 23
Stipendiat: Outspoken
Ausstellung: Pangaea 27
Stipendiaten: Juana Cordova, Lucia Falconi, Nicolás Kingman, Fabiano Kueva (Ecuador)
Ausstellung: STRANGE BEAUTY 29
Stipendiatin: Lucia Falconi
Ausstellung: Aquagraphie –
Spuren des Wassers / Spuren in imaginärer Geographie 33
Stipendiatinnen: Regina Dalkalacheva, Elena Panayotova
Ausstellung: Bulgarische Villa-Waldberta-Künstlerinnen 35
Stipendiatinnen: Iskra Blagoeva, Regina Dalkalacheva, Sonia Kovacheva, Elena Panayotova, Anastasyia Tonkova
Ausstellung: München summt! 39
Stipendiatin: Anastasyia Tonkova
Film und Vortrag: Bulgarien. Bulgarien? 40
Stipendiatin: Diana Ivanova
Ausstellung: Next Generation 42
Stipendiaten: Amy Elkins, Dean Dempsey, Will Steacy
Film und Gespräch: All about American Photography 42
Amy Elkins, Dean Dempsey, Will Steacy
Kunst im öffentlichen Raum: RECONSTRUCTING FUTURE 42
Stipendiatinnen: Christiane Dellbrügge, Ralf de Moll
Belegungsschwerpunkt: Globale Heimat
Ausstellung: Stimmen der Roma 42
Tamara Moyzes
Ausstellung: Skulpturale Installationen 42
Stipendiatin: Femmie Duiven
Ausstellung: Der Elefantenmann 42
Stipendiat: Andrea Brandani
Ausstellung: [BLUR] 42
Stipendiatinnen: Irem Tok, Hera Büyüktasçiyan
Video-Oper: mystery – mach dir kein bild 42
Stipendiat: Achim Wagner
Gespräch: Indische Mädchen und Frauen 42
Stipendiatin: Arundhati Deosthale
Konzert: Alpenklezmer 42
Stipendiat: Ilya Shneyveys
Stipendiaten: Adam Guzuev, Maynat Kourbanova, Mansoureh Shojaeeh, Amir Valle
Konzerte: NACH[T]KLANG im signalraum 47
Stipendiaten: Matteo Marangoni, Adam Parkinson, Goran Vejvoda
Ausstellung: „Fractus“ 48
Stipendiatin: Rachel Heller
Performance: NEWS 13:13 48
Stipendiat: Tonderai Munyebvu
Performance: BARDO Topographie des Zwischenraums 49
Stipendiat: Michael Northam
Heimatabend I: Zimbabwe
Heimatabend II: Bulgarien 53
Heimatabend III: Exil 54
Heimatabend IV: USA 55
Stipendiaten 2011 58
Impressum / Bildnachweis 60
Veranstaltungen der Villa Waldberta
Belegungsschwerpunkt: Zwischenräume
Sonderprojekt: Sprache – Heimat – Exil
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Vorwort
Hans-Georg Küppers
Einleitung
Karin Sommer
Der Jahresschwerpunkt 2011 waren die Kultu-
rellen Grenzgänger (und Grenzgängerinnen),
die sich in der vorliegenden Publikation mit
einer großen Palette von Projekten präsentie-
ren. Und dabei konnten aus Platzmangel nicht
einmal alle Projekte und Veranstaltungen
gebührend gewürdigt werden – wofür ich all
diejenigen Stipendiatinnen und Stipendiaten,
die davon betroffen sind, ausdrücklich um
Nachsicht bitten möchte. Es ist mir schwer
genug gefallen, eine Auswahl treffen zu müs-
sen, die jedoch keinerlei wertenden Hinter-
grund hat.
Es war ein sehr spannendes Jahr und die
Begegnungen mit jedem einzelnen Gast des
Hauses war für mich ganz persönlich eine
Bereicherung.
Karin Sommer
Leitung Villa Waldberta
Austausch ist wichtig in Kunst und Kultur.
Er ermöglicht neue Sichtweisen, bereichert
durch neue Kooperationen und Konstella -
tionen und hinterfragt konstruktiv Bekanntes
und Gewohntes – auch in der eigenen Arbeit.
Austausch ist in unserer Zeit und in unserer
Stadt nicht mehr wegzudenken – Gott sei
Dank!
Mit der Villa Waldberta hat die Landeshaupt-
stadt München in den letzten Jahren einen
Ort geschaffen, der Austausch ermöglicht
und fördert – über Sparten- und Ländergren-
zen hinweg.
31 Künstlerinnen und Künstler aus 17 Län-
dern und beinahe ebenso vielen unterschied-
lichen Kunstsparten war das Künstlerhaus
in Feldafing am Starnberger See auch 2011
Heimat auf Zeit – und anregende Brutstätte
für kreative Arbeit. Die Ergebnisse solcher
Residencies sind nicht nur immer wieder
beeindruckend, sie sprechen auch für sich
und rechtfertigen stets die Investition in
Kunst und Kultur.
Ich wünsche viel Anregung beim Blättern
durch diese Publikation.
Dr. Hans-Georg Küppers
Kulturreferent der LH München
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Diana Ivanova: Verwaiste Glocken-türme, eine Stadt …
A. Wagner:
Mystery - mach
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Vernissage
„Mhanduwe –
Freundschaft“
Vernissage
Lucía Falconí
Vernissage
„Next Generation“
Painger Fabrik
Vernissage „Next Generation“
Amerika-Haus
BARDO Topographie
des Zwischenraums
Goran Vejvoda:
Modular Confusion
Sprache – Heimat – Exil.Podium: „Sind Men-
schenrechte überall undgenerell gültig?“
Vernissage
SHOWROM –
Stimmen d. Roma
Vernissage Skulpt.
Installationen
Zimbabwischer
Heimatabend
Sprache – Heimat –
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KünstlergesprächZafer Senocak
Femmie Duiven:Vernissage raumlabor
Vernissage Pangaea
Calvin Dondo:Vernissage
„Siehst du mich?“
Calvin Dondo:Puzzle. Das inter-
kulturelle Magazin
Vernissage Ausstellung
„Spaziergang
mit Rosalie“
Vernissage Ausstellung
„Strange Beauty“
Preisverleihung In-
novat. Volkskultur
Vernissage
„Blur“
Micro-Konzerte, freie Improvisation,
Mini Sets
Alpenklezmer-glühen
„All about Americ.
Photography“/Po-
diumsdiskussion
Vernissage
„Eine Stadtsafari …
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Outspoken: Slam Train –Freedom Train
Outspoken: Substanz
Poetry Slam
Outspoken: Poetry
Slam Cord Club
Outspoken:
Poetry Slam-Nacht
Vernissage
„Aquagraphie“
Femmie Duiven:
15. Offene Ateliers
Starnberg-Pöcking-
Feldafing
Femmie Duiven:
15. Offene Ateliers/
Tamara Moyzes:
Integrat. Workshop
Najem Wali: Ein
Abend für Fuad Rifka
Vernissage 5 Künstle-
rinnen aus Bulgarien
Sprache – Heimat –Exil. Sri Lanka
Sprache – Heimat – Exil:Fest f. d. Menschenrechte
NACH[T]KLANG 2:
Konzert
NACH[T]KLANG 5:Konzert
Lesung:
„Mich gibt es nicht“
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NACH[T]KLANG 3:
Konzert
NACH[T]KLANG
4: Echo Moiré
Vernissage:„Fractus“
Matteo Marangoni:
eSession
Amerikanischer Heimatabend
Will Steacy:Fotoworkshop
Dean Dempsey:
Fotoworkshop
Schamrock,Festival der
Dichterinnen
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Bulgarischer
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Sprache – Heimat –
Exil. Tschetschenien
globale heimat
11 ausgewählte Projekte mit 25 Künstlerinnen und Künstlern
aus Brasilien, Deutschland, Galicien, Kirgistan, Malawi, Mallorca,
Österreich, Ukraine, USA und Zimbabwe zeigen, wie unter-
schiedlich man sich mit Grenzen künstlerisch beschäftigen kann.Theaterinstallation „A las cinco de la tarde …“
in der Pasinger Fabrik
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ZIMBABWE.
TRADITION UND
ANDERE ERFINDUNGEN
Calvin Dondo, Itai Nyama, Outspoken (Zimbabwe)
Rathausgalerie, München
So schwierig die politischen Verhältnisse in Zimbabwe immer wieder
auch sind, die Zusammenarbeit mit den dortigen Künstlern ist davon
kaum berührt und läuft im Gegenteil höchst erfreulich und berei-
chernd. Als Partnerstadt von Harare sieht München hier eine große
Verantwortung, die positiven Entwicklungen des Landes mit zu unter-
stützen. Nicht zuletzt deshalb zog sich von Anfang Dezember 2011 bis
März 2012 eine große Veranstaltungsreihe des Münchner Kulturrefe-
rats hin über zeitgenössische Kunst in Zimbabwe, die überraschende
Perspektiven und Einblicke gab. Hochkarätige Veranstaltungen zu den
Bereichen Bildhauerei, Film, Fotografie, Literatur, Streitgespräche und
Lesungen waren im Programm, das von den versierten Zimbabwe-Ken-
nern Martin Rohmer und Patricia Müller vom Kulturreferat sowie Kri-
stin Diehl als private Kuratorin zusammengestellt wurde. In die Villa
Waldberta waren deshalb so unterschiedliche Künstler wie der Foto-
graf Calvin Dondo, der Steinbildhauer Itai Nyama und der Musiker Out-
spoken zu Gast.
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Calvin Dondo
Mhanduwe – FreundschaftGasteig / Glashalle, München
10. Februar – 04. März 2012
Calvin Dondo gehört zu den renommierten, preisgekrönten Fotografen Afrikas. Auf der Kunst-Biennale von Venedig 2011 war Calvin Dondo mit Bildern aus seinem Zyklus »New German Families« vertreten, die 2008 vom Kulturreferat erstmals gezeigt wurden und die Dondo bei seinem ersten Aufenthalt in der Villa Waldberta 2006 gemacht hat.
Im Gasteig waren ausgewählte Fotografien aus diesem Projekt zu sehen,das den Facetten von Identität, (Staats-)Bürgerschaft, kulturellem Erbe undLiebe nachgeht. Porträtiert sind deutsche Familien, die Kinder aus anderenKulturen adoptiert haben. Ein anderer Teil der Ausstellung zeigte das Lebenin einem Township von Harare in den 1980er und 1990er Jahren. Eine dritte Serie von Bildern befasst sich mit der Annäherung des Fotografen anEuropa, als er von Bayreuth zu einem »Perspektivenwechsel« eingeladenworden war und das Leben der Menschen dort aus seiner speziellen Sichtfotografisch dokumentiert hat.
Gemeinsam mit der Münchner Fotografin Andrea Huber hat Calvin Dondozusätzlich einen Foto-Workshop angeboten, bei dem Jugendliche ihreFreunde, Nachbarn oder Verwandte portraitieren sollten. Für die meistenTeilnehmerinnen und Teilnehmer war dies eine große Herausforderung, daviele von ihnen noch nie eine Kamera in der Hand hatten. Die Ergebnissedieser Arbeit konnten im März 2012 unter dem Titel „Siehst du mich?“ ineiner beeindruckenden Ausstellung der Färberei in München präsentiertwerden.
Ausstellung
Outspoken
Spoken Word Poetry
Outspoken ist einer der einflussreichsten und impulsivsten Spoken WordPoeten und Rapper in Zimbabwe. Unerschrocken weist er in seinen Textenauf Missstände hin und unterzieht sein Land einer bissigen lyrischen Kritik.Als Gründungsmitglied einer Initiative, die urbane Kunst als Sprachrohr fürgesellschaftlichen Wandel benutzt, organisiert Outspoken regelmäßig Work-shops für Jugendliche in und um Harare. Während seines Aufenthalts in derVilla Waldberta war Outspoken mit seiner ganz speziellen Musik-Text-Per -formance in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zu hören und zu sehen.Außerdem nutzte die Münchner Stadtbibliothek die Anwesenheit diesesspannenden Künstlers und politischen Aktivisten für einen Workshop mit Jugendlichen, die begeistert mitmachten bei dieser für sie neuen musika-lisch-rhythmischen Form sich auszudrücken.
Slam Train – Freedom Train
Der rollende Poetry Club in der Münchner U-Bahn
11. Februar 2012
Poetry Slam
Substanz-Club / Cord-Club, München
02. Februar 2012 / 28. Februar 2012
poetry in motion
Lyrik Kabinett, München
12. März 2012
Performance
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KÜNSTLER-AUSTAUSCH
MÜNCHEN – QUITO
Juana Cordova, Lucia Falconi, Nicolás Kingman,
Fabiano Kueva (Ecuador)
Rathausgalerie, München
Pangaea kommt vom griechischen „pan“ für „ganz“ sowie „gaia“, die
Erde und spielt darauf an, dass in der Vorzeit alle Kontinente in einem
einzigen Superkontinent vereinigt waren. Mit dem künstlerischen Aus-
tausch München – Quito war der Berufsverband Bildender Künstler
München und Oberbayern (BBK) Gastgeber eines Projekts transkonti-
nentaler und interkultureller Zusammenarbeit, das 2013 in Ecuador
weiter geführt wurde. Dafür wurden vier ecuadorianische Stipendiaten
in die Villa Waldberta eingeladen (Juana Córdova, Lucía Falconí, Nico-
lás Kingman, Fabiano Kueva), die mit vier Münchner Künstlerinnen und
Künstler (Isabel Haase, Monika Humm, Ralph Kistler, Wolfgang Stehle)
dem Geiste Alexander von Humboldts nachgespürt haben, dessen Ver-
messung der Welt ihn bekanntlich 1802 bis nach Ecuador führte.
PangaeaGalerie der Künstler, München
10. März bis 13. April 2012
Die Arbeiten der acht Künstlerinnen und Künstler, die in der GALERIE DERKÜNSTLER im Seitentrakt des Völkerkundemuseums zu sehen waren, zeig-ten sowohl in der Wahl der Medien, als auch in ihrer thematische Umset-zung eine große Bandbreite. So versuchten die Arbeiten beispielsweise eineReinszenierung des Forschers Alexander von Humboldt und seiner Metho-den, eröffneten einen besonderen Blick auf die Spannungen und Auswirkun-gen der Geschichte oder untersuchten das komplexe Verhältnis zwischenZivilisation und widerständiger Natur. Ein Künstlergespräch rundete am 15. März 2013 die Ausstellung inhaltlich ab.
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STRANGE BEAUTYRathaus-Galerie, München
22. September bis 10. November 2013
Lucia Falconi konnte im Herbst an prominenter Stelle in der Rathaus-Galerie,mitten in München auf dem Marienplatz, nochmal ausgiebig zeigen, was siekünstlerisch zu bieten hat. Zusammen mit Siegfried Kaden aus Kuba, aucher ehemaliger Stipendiat der Villa Waldberta, und dem Münchner KünstlerAndreas Lang präsentierten sie gemeinsam rätselhafte Schönheiten unddunkle Abgründe – und wie man sich in fernen Ländern finden oder verlierenkann. Es ging im weitesten Sinne um den Dschungel als Paradies odergrüne Hölle, aber auch mit dem Dschungel der Großstadt.
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KÜNSTLER-AUSTAUSCH
MÜNCHEN – SOFIA
Iskra Blagoeva, Regina Dalkalacheva, Diana Ivanova, Sonia Kovacheva,
Elena Panayotova, Anastasyia Tonkova, Kamelia Spassova (Bulgarien)
Seit 2009 wächst und gedeiht der Künstlerinnenaustausch zwischen
München und Sofia, den die GEDOK München und private Initiativen in
Gang gebracht haben. Diese höchst fruchtbaren Kontakte kulminierten
2012 mit unterschiedlichen Veranstaltungen in München und in Felda-
fing, wo die Eröffnung der Jahresausstellung der GEDOK in der Villa
Waldberta mit einem bulgarischen Heimatabend gefeiert wurde. Von
April bis Juni 2012 waren insgesamt sieben bulgarische Künstlerinnen
im internationalen Künstlerhaus der Landeshauptstadt München am
Starnberger See zu Gast und haben hier ihre künstlerischen Spuren
hinterlassen.
Regina Dalkalacheva/Elena Panayotova
Aquagraphie – Spuren des Wassers /
Spuren in imaginärer GeographiePasinger Fabrik
18. April – 13. Mai 2012
In einer Doppelausstellung begaben sich die beiden bulgarischen Künstle rin-nen Regina Dalkalacheva und Elena Panayotova auf unterschiedlicheWeise auf Spurensuche. Bei Regina Dalkalacheva, die als Professorin inSofia Illustration lehrt, stand das Thema Buchkunst ganz im Zentrum ihrerArbeit. Mit einer alten Technik der Buchbinder erstellte sie großformatige Arbeiten, die sie selbst Aquagraphien nennt, weil bei deren EntstehungWasser eine große Rolle spielt. Elena Panayotova begab sich auf Spurensuche ihrer eigenen Identitätdurch ihre eindringlichen Bilder, die an Landkarten oder Vergrößerungen vonZellstrukturen erinnern, um sich und den Betrachter immer wieder mit derFrage zu konfrontieren: „Wer bin ich?“.
Ausstellung
Bitte Bilder zu Aquagraphie bei Regina/Elena anfragen
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Iskra Blagoeva, Regina Dalkalacheva,
Sonia Kovacheva, Anastasyia Tonkova,
Elena Panayotova
Bulgarische Villa-Waldberta-KünstlerinnenGedok Galerie München
17. – 25. Mai 2012
Die kleine, aber feine Galerie der Künstlerinnenvereingung Gedok in Mün-chen zeigte einige Werke von fünf der bildenden Künstlerinnen, die geradeim internationalen Künstlerhaus residierten: Iskra Blagoeva mit ihren ganzspeziellen Sillleben, Anastasyia Tonkova mit ihrem WACHStums-Arbeiten(aus Bienenwachs), Sonia Kovacheva mit Schwerpunkt textile Technikensowie Regina Dalkalacheva und Elena Panayotova mit ihren bewährthandwerklich perfekten, aber ebenso hochartifiziellen Arbeiten. Die Schausollte als kleine Vorschau den „Appetit“ anregen und neugierig machen aufdie große Jahresausstellung der Gedok, die Ende Juni 2012 in Feldafingstattfand (mehr siehe S. ….).
Anastasyia Tonkova
München summt!Gasteig / Showroom, München
01.– 18. Juni 2012
Der Gasteig ist mit seinen begrünten Dachflächen und seiner Nähe zur Isarist als Standort für Bienenstöcke bestens geeignet. Deshalb wird dort seiteiniger Zeit eine Stadtimkerei betrieben. Anastasyia Tonkova, die sichschon lange mit Bienenwachs als künstlerischem Material beschäftigt,wurde deswegen spontan eingeladen, dort einige ihrer Werke aus dem Zyklus „WACHStum“ zu präsentieren.
Ausstellung
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Diana Ivanova
Verwaiste Glockentürme,
eine Stadt ohne Frauen und kahle Bauruinen:
Bulgarien. Bulgarien?Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft, München
19. April 2012
Diana Ivanova ist Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin. Während ihresAufenthaltes arbeitete sie an einem für München besonders spannendenThema, nämlich der Geschichte von Radio Free Europe. Außerdem schriebsie an ihrer Doktorarbeit über bulgarische Frauen, die als Gastarbeiterinnennach Italien gehen.
Und immer wieder beschäftigt sie sich mit postkommunistischen Phäno-men, dem persönlichen und kollektiven Erinnern. Sie hat nicht zuletzt des-wegen das Kulturfestival Goatmilk mitbegründet, das seit 2002 in ihremHeimatort Bela Rechka stattfindet, in einem wegen Abwanderung zuneh-mend unbewohnten Gebiet im Nordwesten Bulgariens. Das Gespräch mitder Künstlerin führt Jenny Keiser von der Deutsch-Bulgarischen Vereinigung,die zwei Jahrzehnte als Radio-Journalistin für die deutsche Welle in Köln undRadio Free Europe in München gearbeitet hat.
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NEXT GENERATION –CONTEMPORARY AMERICAN PHOTOGRAPHY
Amy Elkins, Dean Dempsey, Will Steacy (USA)
Das Kulturzentrum Pasinger Fabrik und das Amerikahaus in München
haben sich für ein gemeinsames Projekt mit zeitgenössischen amerika-
nischen Fotografinnen und Fotografen beschäftigt. Die 12 dafür einge-
ladenen Foto- und VideokünstlerInnen zeichneten sich durch neue
Entwürfe, Themen und Techniken aus. Ihre Arbeiten reflektierten einer-
seits die prägenden großen Vorbilder und Traditionen, erweiterten und
modifizierten diese aber sogleich. Drei dieser 12 eingeladenen Künstle-
rinnen und Künstler, nämlich Amy Elkins, Dean Dempsey und Will
Steacy, waren als Stipendiaten im internationalen Künstlerhaus Villa
Waldberta in Feldafing zu Gast.
Pasinger Fabrik / Amerika Haus München
11. Oktober – 02. Dezember 2012 / 12. Oktober – 03.Dezember 2012
In zwei Fotoausstellungen wurden parallel an unterschiedlichen Orten zeit-genössische fotografische Positionen aus den USA präsentiert. Innovativund experimentierfreudig, so kann man die Fotokunst der meisten dieserKünstler wohl bezeichnen. Das konnten Dean Dempsey und Will Steacy anzwei Wochenenden in entsprechenden Foto-Workshops der MünchnerVolkshochschule auch an lernbereite Münchner weiter vermitteln.
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All about American PhotographyPasinger Fabrik München
21. November 2012
Der amerikanische Fotograf William Eggleston gilt als Wegbereiter einer modernen, künstlerischen Farbfotografie. Der Münchner DokumentarfilmerReiner Holzemer hat den Fotografen William Eggleston im Herbst 2007 inMemphis besucht. Zum ersten Mal gelang es, den scheuen Künstler überdie Entstehung seines Werkes zu befragen und ihn auf fotografischen Spa-ziergängen durch Memphis zu begleiten. Dazu entstand ein Dokumentar-film, der den Auftakt für eine Podiumsdiskussion über die amerikanischePhotographie heute bildete, an der auch die drei Stipendiaten der Villa Waldberta teilnahmen.
Film & Gespräch
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Bitte Bilder bei den Fotografen anfragen
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KUNST IM
ÖFFENTLICHEN RAUMRECONSTRUCTING FUTURE
Christiane Dellbrügge, Ralf de Moll (Deutschland)
Rathausgalerie, München
Die Performance „RECONSTRUCTING FUTURE – Vom Verlust einer
möglichen Zukunft“ des Berliner Künstlerduos Dellbrügge & de Moll
wurde über das Programm „Kunst im öffentlichen Raum“ des Kultur-
referats der Landeshauptstadt München realisiert und zeigte drei
Wochen lang täglich an verschiedenen Orten der Stadt assoziative
Interventionen zum Thema Olympischen Spiele 1972.
RECONSTRUCTING FUTURE26. August bis 11. September 2012
1972 – alles schien möglich. Die Zukunft stand weit offen und leuchtete inden Farben des Regenbogens. Als „heitere Spiele“ konzipiert, schufen dieXX. Olympischen Spiele ein neues Deutschlandbild: jung, spontan und ge-waltfrei. Doch dieses Konzept fand durch den Anschlag auf die israelischenSportler ein jähes Ende. Innenpolitische Hardliner gewannen die Oberhand. Der kurze historische Augenblick, in dem sich ein Fenster in eine möglicheZukunft öffnete, wurde durch Reconstructing Future wiederbelebt. Vom26.08. bis 11.09., als die Spiele sich zum 40. Mal jährten, waren 40 Protago-nisten in der Münchner Innenstadt unterwegs, um mit ihrer Präsenz undPerformances den Zeitgeist von damals zu neuem Leben zu erwecken. Zum Abschluss des Projekts zogen Dellbrügge & de Moll mit Gästen einöffentliches Resümee über Erkenntnisse und Begebenheiten ihrer 16-tägi-gen Kunstperformance. Mit ihnen diskutierten die Modedesignerin AnnaSophie Howoldt, die die Kostüme der 40 Akteure herstellte, Sara Hilliger,die für die Choreographie, die Gesten und Handlungsweisen zuständig war,der Philosoph Professor Dr. Ludger Schwarte, der sich u.a. mit der kulturel-len Formung von Architektur und Stadt befaßt. Moderiert wurde der Abendvon dem Publizisten und Kunsthistoriker Wilhelm Warning.
Performance
Bitte Bilder bei den Künstlern anfragen
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Exkurs
Die Villa Waldberta und die Olympischen Spiele 1972
Das Künstlerhaus in Feldafing hat weit mehr mit der Olympiade 1972 zu tun,als zu vermuten wäre. Von 1966 bis 1973 wohnte dort Willi Daume, der Präsident des nationalen Olympischen Komitees und Organisator der Spiele.Für die Laufzeit der Sportereignisse in München räumte er das Haus undzog ins Hotel, damit der damalige Bundeskanzler Willy Brandt eine repräsen-tative Unterkunft zur Verfügung hatte, wo er internationale Gäste standes -gemäß empfangen konnte.
Insgesamt 10 Tage verbrachte Brandt mit seiner Familie am Starnberger See,hatte Besuch von Staatsoberhäuptern wie Georges Pompidou und EdwardHeath oder dem amerikanischen Sicherheitsberater Henry Kissinger. Als die„heiteren“ Spiele am 5. September so furchtbar endeten, wurde Willy Brandtnoch in derselben Nacht in der Villa Waldberta vom blutigen Ausgang desGeiseldramas benachrichtigt. Tamara Moyzes
Stimmen der Roma Showroom und Glashalle / Gasteig, München
19. April bis 22. Mai 2012
Die Münchner Kuratorin Andrea Naica-Loebell hat im Frühling 2012 zusam-men mit der Münchner Stadtbibliothek, der Münchner Volkshochschule unddem Tschechischen Zentrum ein großes Roma-Kulturprogramm zusammen-gestellt und dafür u.a. auch Tamara Moyzes, Multimedia-Künstlerin aus Prageingeladen. Die gebürtige Slowakin beschäftigt sich intensiv mit der Lebens-realität von Roma in verschiedenen Ländern. Sie zeigte in ihren Fotoinstalla-tionen und Videos die Paradoxien der Politik und Gesellschaft in Reaktion aufdie Roma.
Das Museum Villa Stuck, das mit dem integrativen Medienworkshop KONTAKTlinse jugendliche Flüchtlinge und Münchner Jugendlichen zusam-menbringt, hat spontan reagiert und Tamara Moyzes zusätzlich eingeladenmitzumachen. Die Künstlerin leitete ein Wochenende lang den Workshopund versuchte, die Jugendlichen über das allgegenwärtige Medium Handyzu motivieren, also über Handyfotos, Handyfilme oder auch Handymusik ihre eigene Situation zu reflektieren und darzustellen.
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Femmie Duiven
Skulpturale Installationen Kunstpavillon
11. Mai bis 03. Juni 2013
Schon im März war die holländische Bildhauerin von ihrer Münchner Kolle-gin Nicole Frenzel eingeladen worden, bei einer Gruppenausstellung in derwhiteBOX mit auszustellen. Die beiden Künstlerinnen verbindet ein inten- siver, kreativer Austausch, so dass es nun während des Stipendienaufent-halts von Femmie Duiven zu einer zweiten gemeinsamen Ausstellungkam. Mit ganz unterschiedlichen skulpturalen Mitteln loteten sie dabei diehistorischen und architektonischen Dimensionen des Kunstpavillons imalten botanischen Garten aus.
Femmie Duiven unternimmt seit vielen Jahren ausgedehnte Reisen in Wüstengegenden, immer in Begleitung von Nomaden, die dort beheimatetsind. Wo sie sich niedersetzen, dort sind sie zu Hause, die Landschaft istihre Wohnung. Diese Erfahrungen von Erdverbundenheit und Demut trans-portierte Femmie Duiven ins Innere des bunkerartigen, von der Außenweltkomplett abgeschlossenen Gebäudes.
Ausstellung
Andrea Brandani
Der Elefantenmann kommt!Studio Casa Luminis
24. November bis 08. Dezember 2012
Straßenkunst ist sein Leben, mit keiner anderen Kunst kann man die Men-schen direkter und effektiver erreichen – davon ist Andrea Brandani über-zeugt. Der 50jährige Brasilianer lebt seit 1980 in Rio de Janeiro und ist auchbekannt als Elefantenmann (Elephant Man). Er hat sich vor allem mit seinenganz eigenen Elefanten-Graffitis einen Namen gemacht, aber auch mit seinen charakteristischen Skulpturen, die er aus abgestorbenen Bäumender Straßen von Ipanema herausarbeitet.
Im Fotostudio „Casa Luminis“ präsentierte er einige seiner neuen Werke,adäquat auf Recycling-Material angerichtet, das er in seiner temporärenHeimat Villa Waldberta gefunden hat: Reste von Kunst-Transportkisten dervorherigen Stipendiaten aus Ecuador. Und auch ein typischer Elefant durftenicht fehlen, frisch an die Wand des Fotostudios gesprayt.
[BLUR]
Irem Tok, Hera Büyüktasçiyan Galerie WELTRAUM, München
15. Dezember 2012 bis 25. Januar 2013
Die beiden Stipendiatinnen aus Istanbul zeigten im WELTRAUM neue, in-stallative Arbeiten, die während ihres Aufenthaltes in Feldafing entstanden.Ihre Reflexionen über das Leben und Arbeiten in der winterlichen Stille undAbgeschiedenheit am Starnberger See haben die beiden Künstlerinnen inunterschiedliche skulpturale und mediale Arbeiten gepackt.
Der Titel ihrer Ausstellung [BLUR] war dabei symptomatisch: Er verweistsowohl auf eine künstlerische Methode, mit Unschärfe und Überblendun-gen in Bild und Ton zu arbeiten, als auch auf einen Zustand geistiger undkörperlicher Ungewissheit. Es ging ihnen also um den Prozess, der dieIdentitätssuche innerhalb gesellschaftlicher und geografischer Realitätenbegleitet.
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Achim Wagner
mystery – mach dir kein bild Schwere Reiter München
10. bis 12. Mai 2012
Anlässlich der 13. Münchner Biennale thematisiert die Münchner Komponi-stin Helga Pogatschar in ihrer neuen interaktiven Video-Oper die Unmöglich-keit einer Wahrheit: „Mach Dir kein Bild“. Das Libretto schrieb Achim
Wagner, der im Winter 2011/12 im Internationalen Künstlerhaus Villa Wald-berta eingeladen war, um die bewährte Zusammenarbeit mit der in Starn-berg ansässigen Musikerin Helga Pogatschar fortzusetzen: Schon einmalwar der in Berlin und Ankara ansässige Schriftsteller Gast des Künstlerhau-ses, als er mit Pogatschar an der Multimedia-Oper Peep! arbeitete, die 2007uraufgeführt wurde.
Zentrales Moment von mystery ist die Infragestellung unserer Realitätswahr-nehmung, von Realität überhaupt. Angelehnt an Platons Höhlengleichnis, indem für die von Geburt an in einer Höhle Gefangenen die Schatten an denWänden zu realen Wesen werden, spielt mystery mit diesen Gefangenen,die zu ihren eigenen Schatten werden. Geht Platon von einer möglichen Erkenntnis aus, die sich beim Verlassen der Höhle gewinnen ließe, zweifeltmystery diese Erkenntnis an und entwirft weitere Schattenwelten, in lediglichgrößerem Ausmaß. Jeder Versuch, die jeweils mittelbare und unmittelbareUmgebung zu durchdringen, führt letztlich nur zu neuen und temporärenSchattenwürfen an den Begrenzungen, die dem Verstand gesetzt sind.
Video-Oper
Arundhati DeosthaleEine-Welt-Haus / Ebenböckhaus
27. Juni / 03. Juli 2012
Die indische Autorin, Verlegerin und Übersetzerin Arundhati Deosthale
widmet einen Großteil ihrer Übersetzertätigkeit (bereits ca. 50 Bücher) derKinder- und Jugendliteratur, wie beispielsweise den Werken von AstridLindgren. Sie war 2009 schon einmal in der Villa Waldberta, als sie dieMimi-Bücher der Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie übersetzte.Während ihres neuerlichen einmonatigen Aufenthalts in der Villa Waldbertabeschäftigte sich Arundhati Deosthale vor Ort mit dem Nachlaß von Wal- demar Bonselsu, der praktischerweise am Starnberger See verwaltet wird.Sie wollte den Autor der „Biene Maja“ so gut wie möglich kennen lernen,um das Buch adäquat übersetzen zu können. Im Sommer 2013 lag danndas Ergebnis sinnlich greifbar vor.
Für die Reihe „Gespräche im Park“ der Pasinger Fabrik in die Gartenanlagendes städtischen Ebenböckhauses, war sie in ihrer Funktion als Aktivistingefragt: seit Jahren kümmert Arundhati Deosthale sich in Nordindien unddem Himalaya um benachteiligte Mädchen und Frauen, worüber Interes-sierte sich nun aus erster Hand informieren konnten.
Ilya Shneyveys
AlpenklezmerCafé Hüller / Pasinger Fabrik
02. Dezember / 18. Dezember 2012
Bairisch geht’s zu und jiddisch auch. Wild und rau geht’s zu, aber auch sanftund beseelt. Andrea Pancur, München-Ramersdorf, und Ilya Shneyveys,
Riga-Lettland, trafen aufeinander und spielten Alpenklezmer vom Feinsten:uralte Lieder, die so alt sind, dass weder der Bajuware noch der Jid weiß,dass der andere die Lieder auch so gerne singt. Die beiden Musiker habendas Liedgut recherchiert, entstaubt und gemäß dem Motto „Lang lebe derkoschere Gebirgsjodler“neues Material in den Rucksack gepackt. Die mit-reißenden Konzerte waren höchst überzeugend, dass das Konzept aufge-gangen ist.
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SPRACHE – HEIMAT –
EXILEIGENPROJEKT DER VILLA WALDBERTA
Im Juli 2012 waren verfolgte Schriftsteller aus drei Kontinenten zu Gast,
denen in München an unterschiedlichen Orten Einzelveranstaltungen
gewidmet wurden. Sie alle waren oder sind Teil des writers-in-exile-
Programms (w.i.e.) des deutschen PEN-Zentrums, der damit Menschen
der schreibenden Zunft unterstützt, die meist aus politischen Gründen
ihr Land verlassen mussten – etwa weil sie Missstände angeprangert
haben, Menschenrechte oder die Pressefreiheit einforderten. München
stellt seit vielen Jahren für die w.i.e.-Arbeit eine Wohnung zur Verfügung
für einen gefährdeten Gast, der hier in einer geschützten Umgebung
für ein bis zwei Jahre zur Ruhe zu kommen und ein neues Leben auf-
bauen können soll.
Pars pro toto wurden insgesamt sechs Autoren mit ihrem ganz individu-ellen Schicksal und ihrer Arbeit vorgestellt. Gleichzeitig sollte vor demHintergrund ihrer jeweiligen Herkunftsländer die dortige Menschen-rechtsproblematik zur Sprache kommen. Die Bandbreite der Koopera- tionspartner, die von den Münchner Kammerspielen, der Monacensiaund der Münchner Volkshochschule über das Goethe-Institut, die Tolstoi-Bibliothek und das Instituto Cervantes bis zum staatlichen Museum fürVölkerkunde reichte, sprach dafür, für wie wichtig die Problematik in der Stadtgesellschaft erachtet wird.
Das Thema Exil ist sehr konkret auch mit dem Künstlerhaus in Feldafingverbunden. Ab 1945 bis Anfang der 1950er Jahre waren dort Überle-bende des Holocaust als Displaced Persons untergebracht, wo sie aufihre Ausreise-Papiere gewartet haben.
Es waren nicht die bekannten Dissidenten mit den großen Namen, son-dern die unbekannten Autoren und Autorinnen, die den ganz alltäglichenMut zum Schreiben hatten, denen diese Veranstaltungsreihe gewidmetwurde. Sie alle hatten traumatische Erfahrungen gemacht und warenimmer noch fassungslos darüber, wie schnell sich eine vermeintlich sichere, glückliche Lebenssituation in ihr völliges Gegenteil verdrehenkann.
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Adam Guzuev, Maynat Kurbanova
Ortstermin: TschetschenienTolstoi-Bibliothek, München
03. Juli 2012
Eine Frau und ein Mann berichteten aus unterschiedlichen Perspektivenvon ihren Erlebnissen aus diesem bis heute Konflikt beladenen Land,im Gespräch mit Dirk Sager, lange Jahre ZDF-Korrespondent in Moskau,und der Schauspielerin Marie Bäumer, die die Texte der beiden Auto-ren las.
Maynat Kurbanova lebt heute in Wien und mußte als engagierte Jour-nalistin nach mehreren Morddrohungen Hals über Kopf mit ihrem kleinen Kind 2004 ihr Heimatland verlassen. Adam Guzuev, der alsTheater- und Drehbuchautor in Grosny arbeitete, geriet ebenfalls zwischen die Fronten mußte fliehen und lebt seit 2010 in Berlin.
Bashana Abeywardane
Ortstermin: Sri LankaStaatliches Völkerkundemuseum München
10. Juli 2012
Mehr als ein Vierteljahrhundert, von 1983 bis 2009, tobte in Sri Lankaein Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der tamilischen Minderheitim Norden. Auf beiden Seiten forderte dieser Krieg Zehntausende Tote.Bashana Abeywardane hat in kritischen Zeitungskolumnen immer wie-der auf die ethnisch-religiösen Grundlagen dieses Konflikts aufmerksamgemacht und setzte sich für eine friedliche Lösung ein. Solche Positio-nen wehrte die Regierung des Inselstaats kategorisch ab. Nach meh-reren Morddrohungen musste er Sri Lanka 2007 verlassen und lebtseitdem in Deutschland. Hubert Lowis, seit 1985 Mitglied von amnestyinternational und Experte für Sri Lanka, beklagt bis heute die Unter-drückung der Meinungsfreiheit und die Repressalien gegen Journali-sten. Das Gespräch mit dem Exilschriftsteller und mit dem ai-Expertenführte die BR-Journalistin Cornelia Zetzsche.
Dass die Schicksale der Exilautoren bis heute durchaus in engem Zusammenhang mit unserer eigenen Geschichte stehen, war bei derVeranstaltung über China zu erfahren, als der Autor Ma Jian das Publi-kum mit einbezog mit der Frage: „Glauben Sie, der Fall der Mauerwäre so friedlich vonstatten gegangen, wenn es nicht vorher das Mas-saker in Peking gegeben hätte? Nach diesem furchtbaren Blutbadwollte niemand etwas derart Schreckliches ein paar Monate später inBerlin verantworten müssen.“
Die Veranstaltungsreihe wurde in Zusammenarbeit mit dem PEN (Johano Strasser) von Karin Sommer und Ulrike Budde konzipiert und organisiert.
Mansoureh Shojaee
Ortstermin: IranMonacensia, München
19. Juni, 19.00 Uhr
Seit über 30 Jahren gehört Mansoureh Shojaee zu den führenden Per-sönlichkeiten der iranischen Frauenbewegung und ist als Aktivistin außerdem Mitinitiatorin der Kampagne „Eine Million Unterschriften“für die Gleichberechtigung der Frauen in Iran. Die Autorin und Über-setzerin gab im Gespräch mit Michael Krüger, Leiter des Hanser-Verlagsund Shahrzad Hosseini, Radiojournalistin beim Bayerischen Rundfunk,Auskunft über ihren Kampf um Gleichberechtigung in Iran, über die Situation in ihrer Heimat und von ihrem Leben in Deutschland.
Ma Jian
Ortstermin: ChinaMünchner Kammerspiele
26. Juni 2012
China boomt, die neue Wirtschaftsmacht wird auch von deutschen Unternehmen heftig umworben, obwohl Menschenrechtsorganisatio-nen immer wieder auf gravierende Mißstände hinweisen. Bis heutebeispielsweise ist der blutig niedergeschlagene Aufstand am „Platzdes Himmlischen Friedens“ ein absolutes Tabu-Thema. Genau damithat sich aber der chinesische Exilschriftsteller Ma Jian in seinem Buch„Peking Koma“ beeindruckend und literarisch exzellent auf über 900Seiten auseinandergesetzt. Im Gespräch mit der langjährigen China-Korrespondentin des BR Eva Corell und dem Kammerspiel-Dramatur-gen Matthias Günther berichtete der heute in London lebendeSchriftsteller Ma Jian von der Situation in seinem Heimatland.
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Podiumsgespräch
Sind Menschenrechte überall und generell gültig? Münchner Kammerspielen
20. Juli 2012
Zum Abschluss der Reihe Sprache – Heimat – Exil luden die MünchnerKammerspiele in das Schauspielhaus ein. Die Veranstaltung findetnicht zufällig gerade am 20. Juli statt, einem Tag, der in der deutschenGeschichte aufs Engste verknüpft ist mit dem Widerstand gegen Terrorund Diktatur. An diesem Abend stand eine Debatte über die universelleGültigkeit der Menschenrechte im Mittelpunkt, insbesondere im Hin-blick auf die Presse- und Meinungsfreiheit.
Mit Gästen aus Politik und Kultur diskutierte Johano Strasser, Präsidentdes deutschen PEN und Mitveranstalter der Reihe, darüber, ob es Ein-schränkungen für den Geltungsbereich der Menschenrechte gebenkann und darf, ob sie lediglich als „politischer Luxus des Westens“ an-gesehen werden sollten, der für andere Länder und Kulturkreise nichtals selbstverständlich eingefordert werden darf, wie eine aktive Politikzum Schutz der Menschenrechte aussehen muss, welche Hindernissees gibt, wo Kollisionen zu erwarten sind und tatsächlich stattfinden.
Podiumsteilnehmer:
Carolin Emcke, Publizistin und Krisenjournalistin aus Berlin. Markus Löning (FDP), seit 2010 Beauftragter der Bundesregierung fürMenschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe. Ilija Trojanow, kosmopolitischer Schriftsteller, Verleger und Übersetzermit Exilerfahrung gruber+gruber mit musikalischen Interventionen
Amir Valle
Ortstermin: Kuba Instituto Cervantes
17.Juli 2012
Amir Valle war in Kuba als Journalist, Literaturkritiker und Autor tätig.Er arbeitete als Literaturredakteur und erhielt mehrere nationale und internationale Literaturpreise. Seine Verbindungen zu kubanischen Dis-sidenten und seine Weigerung, die kulturellen und politischen Forde-rungen der Regierung zu bedienen, führten schließlich dazu, dass dasKulturministerium ein generelles Verbot der Zusammenarbeit mit ihmaussprach und weitere Repressalien beschloss. 2006 kam er als Gastder Heinrich-Böll-Stiftung nach Deutschland und erhielt kurz darauf einStipendium von writers in exile. Der Exilschriftsteller wurde präsentiertim Gespräch mit Martin Franzbach, Professor für Lateinamerikastudiensowie mit Olga Mannheimer, Journalistin und Lektorin mit eigenen Exil-erfahrungen.
zwischen räumeManchmal dauert es eine Weile, bis ein Vorhaben realisiert
werden kann, aber dann wird offensichtlich, wie gut die
Zeit von den Stipendiaten genutzt wurde, auch wenn noch
während ihres Aufenthaltes kein Ergebnis zu sehen war.
Dazu einige Beispiele ...
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NACH[T]KLANG-
KONZERTE
IM SIGNALRAUM
Matteo Marangoni, Adam Parkinson, Goran Vejvoda
Mit Hilfe von Stipendien der städtischen Künstlerresidenz Villa Wald-
berta können auch private, kleinere Veranstalter ohne großes Budget
es sich erlauben, internationale Künstler einzuladen. Der Kurator Horst
Konjetzny, der im Münchner Untergrund MUG den „signalraum für
klang und kunst“ bespielt, hat die Chance genutzt und für sein Pro-
gramm etliche namhafte Klangkünstler aus aller Welt nach München
eingeladen, die neue Wege beschreiten und sie im Kontakt mit regiona-
len Musikern weiter ausbauen.
Adam Parkinson17. und 30. August 2012
Der Engländer Adam Parkinson ist als Hochschullehrer an der Universität in Newcastle im Bereich der Philosophie und Kulturtheorien der Musik tätig.Er hat ein Verfahren entwickelt, Handys als Musikinstrumente zu verwendenund benutzt dabei die spezifischen Sensoren der Geräte, um Bewegungenin Sound zu übersetzen, wobei er gleichzeitig über den Touchscreen in Echt-zeit Soundmanipulationen vornimmt. In München traf er u.a. auf analogeKönner wie den Saxofonisten und Echopreisträger Johannes Enders sowiedem Erlanger Pianisten und Jazzpreisträger Klaus Treuheit.
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Matteo Marangoni11. September 2012
Der Raum erzeugt Signale. Die Mauern begrenzen den Raum,so wie die Stille das Geräusch begrenzt. Signale des Raumeswerden zu Musik, sobald sie regelmäßig ertönen. Besucher desRaumes bewegen sich und beeinflussen dadurch den Raum,Kleidung raschelt, Menschen atmen, Schritte hallen.Solche Signale nahm der Installationskünstler Matteo Maran-
goni aus Italien auf und verarbeitete sie, zusammen mit derMünchner Cellistin Johanna Varner und dem holländischen Gitarristen Dick Toering, musikalisch.
Goran Vejvoda30. Oktober 2012
Der in Paris lebende Kosmopolit Goran Vejvoda, Komponist,Musiker, Klang- und Multimedia-Künstler, hat ein äußerst viel-fältiges künstlerisches Werk vorzuweisen mit Konzerten, Aus-stellungen, Installation, Vorlesungen, Videos, Fotografien undRadiosendungen. In irrwitzigen Collagen verdichtete Vejvodaseine Arbeiten und Musikinterventionen für interdisziplinärenPerformances zu einem auch visuell anregenden Panorama. In seiner musikalischen Lecture Performance ging es um psy-choakustische Phänomene und die Dynamiken der Stille sowieum den Ursprung und das Verschwinden der Klänge.
Improvisationabend mit Micro-Konzerten
und Mini-Sets16. Dezember 2012
Zum Abschluß eines ereignisreichen Jahres mit Elektromusikbat der Münchner Kurator Horst Konjetzny viele einschlägigeMusikerinnen und Musiker nochmal in den signalraum, darun-ter eine ganze Reihe aktueller und ehemaliger Villa-Waldberta-Stipendiaten, so z.B. den griechischen Kontrabassisten Kostas
Theodoru, den Multi-Instrumentalisten Ilya Shneyveis ausLettland und den amerikanischen Sänger John Jones (alle akteulle Stipendiaten), sowie den englischen Tubisten und Gitarristen Ian Chapman (Stipendiat 2009) und den HamburgerPerformer Ulrich Mattes (Stipendiat 2008). Es formierten sichad hoc vor Ort Duos, Trios und Quartette, die zusammen, ge-geneinander oder auch gleichzeitig drauflos improvisierten.
Tonderai Munyebvu
NEWS 13:13 Haus der Kunst, München
01. bis 26. August
Eine äußerst ungewöhnlichen Kunstaktion hat sich der Zimbabwer Schau-spieler Tonderai Munyebvu, heute in London lebend, zusammen mit derMünchner Künstlerin Tomma Galonska ausgedacht. Täglich eine Stunde und26 Tage lang übermittelten die beiden Künstler in ihrer Langzeit- PerformanceNachrichten der anderen Art. Sie griffen dabei auf Sprachkonzepte des afri-kanischen Kulturraums zurück, wo der Poesie große Wertschätzung einge-räumt wird, und deshalb haben die poetischen Texte von dort oft enormepolitische und soziale Sprengkraft. Worte als „Träger des lebendigen Ge-dächtnisses“ ließen das Haus der Kunst als geschichtsträchtigen Ort zueinem Klangkörper werden für die Begegnung mit der historischen Erfah-rung des Anderen.
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Michael Northam
BARDO Topographie des ZwischenraumsMUG im Einsteinkeller, München
26. Oktober 2012
Unsicherheit und Hoffnung, Innen und Außen, Leben und Tod: Das sind dieHauptmotive der Performance „BARDO“, die auf höchst ungewöhnlicheWeise behandelt. „Bardo“ ist ein Begriff aus dem „Totenbuch der Tibeter“und beschreibt den Schwebezustand zwischen Leben und Tod. In ihrerVideo-Musik-Performance setzte die Münchner Künstlerin Judith Egger die-sen Schwebezustand an einem ungewöhnlichen Ort in mehreren Bühnen-bildern in Szene, nämlich in der eigenen Mundhöhle. Diese intime Passagezwischen Innen und Aussen, bevor der Atem und der Klang den Körper verlässt, war für sie der ideale Raum, sich dem Thema anzunähern.
Die im Mundraum erzeugten Szenarien wurden per Videokamera live aufeine Leinwand übertragen: Ein Vorhang bewegte sich im Atem, ein leeresWartezimmer wurde von einer schwachen Glühbirne spärlich beleuchtetund in einem leeren „running sushi“-Restaurant bewegte sich das Förder-band endlos im Kreis. Minimale Bewegungen als Anzeichen für einen baldi-gen Wandel – es war die sprichwörtliche „Ruhe vor dem Sturm“, die imFokus dieser Arbeit stand.
Der amerikanischen Klangkünstler Michael Northam begleitete die mini-malen Veränderungen der Szenarien mit einem kontinuierlichen „Klang-kompost“. Mit diesem Ausdruck bezeichnet er selbst seine Art der Kom -position, bei der Klangaufnahmen aus unterschiedlichsten Bereichen digitalbearbeitet und live mit Instrumenten kombiniert werden.
Performance
Rachel Heller
„Fractus“Üblacker-Häusl, München
12. September bis 7. Oktober 2012
Es gibt kaum eine Malerin, die sich so vielseitig künstlerisch ausdrückt, mitso vielen unterschiedlichen Techniken experimentiert, wie Rachel Heller.
Immer wieder schlägt sie neue „Kapitel“ kreativen Schaffens auf. Diesmalließ sich die israelische Künstlerin für ihre Ausstellung von der Fraktaltheo-rie des Mathematikers Benoit Mandelbrot inspirieren. Fraktale Muster kom-men sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Natur vor, wie z.B. rundum die Villa Waldberta am Starnberger See. Impressionen und Fundstückeaus der Umgebung wurden deshalb Teil ihrer Arbeiten, die Rachel Heller inKooperation mit dem Münchner Künstler Ingo Glass präsentiert hat.
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Heimatabend Zimbabwe
Für das große Zimbabwe-Kulturprogramm des Kulturreferats über„Tradition und andere Erfindungen“ waren Anfang des Jahres einigeKünstlern aus Afrika eingeladen, die beim Heimatabend eine kleineKostprobe ihres großen Könnens gaben:
Der Fotograf Calvin Dondo zeigte Teile seiner Fotoausstellung „NewGerman Families“, die u.a. letztes Jahr auf der Biennale in Venedig zusehen war.Der Bildhauer Itai Nyama, dessen abstrakte, feingliedrige Steinskulp-turen in der Glashalle des Gasteig präsentiert wurden, führte anhandeiniger praktischer Beispiele vor, wie er arbeitet und welches beson-dere Verhältnis er zu Steinen hat.Tonderai Munyevu und Denton Chikura, die beiden Theatermacher ausLondon, waren eingeladen für ein Performance-Projekt der MünchnerTheaterfrau Tomma Galonska. Weil sie passenderweise zimbabwischeWurzeln haben, wurden auch sie mit einbezogen und überzeugten mitihrer Performance „News 13:13“.
Außerdem gab es einen musikalischen Genuß der besonderen Art:Musiker aus Bayern und Zimbabwe haben sich zu einem gemeinsa-men Projekt zusammen getan – BavaroBeat aus Oberaudorf meets Pamuzinda aus Harare, also quasi „BavaroZinda“. Afrikanische Instru-mente ließen bayerische Volksmusik ganz neu erklingen und die baye-rischen Musikanten harmonierten wunderbar mit den afrikanischenKlängen.
Heimatabende
Heimatabend Exil
Ein Fest für die Menschenrechte
Für die Veranstaltungsreihe Sprache – Heimat – Exil der Villa Waldbertafand ein „Heimatabend“ statt, der ganz den Themen Exil und Men-schenrechte gewidmet wurde. Den ganzen Juli über wohnten im inter-nationalen Künstlerhaus Exil-Schriftstellerinnen und -Schriftsteller, diegenau wissen, was es heißt, bedroht, überwacht und verfolgt zu sein. Und was fürchten Diktatoren auf der ganzen Welt besonders? Das be-freiende Lachen und die selbstbewußte Lebensfreude. Deshalb sollteeinfach auch einmal gefeiert werden, dass es so etwas wie Menschen-rechte überhaupt gibt, auf die sich Menschen weltweit berufen kön-nen, auch wenn immer wieder dafür gekämpft werden muss, dass sieeingehalten werden.
Die mitreißende Musik vom Münchner Kollektiv Express Brass Bandist tief verwurzelt im Jazz, Soul und Afrobeat mit Einflüssen orientali-scher Musik vom Maghreb bis Afghanistan. Das „superbasisdemokra-tische Anarcho-Ensemble“ (so die SZ) zelebrierte 2006 schon einmaleine ungewöhnliche „Hausmusik“ in der Villa Waldberta – ein ver-gnügliches Video ist zu sehen unter www.youtube.com/villawaldberta
Poetry Slam mit Fatima Moumouni
Die 19jährige Münchnerin mit ghanaischen Wurzeln beschäftigt sich inihren Texten immer wieder mit dem „alltäglichen Rassismus“, so etwagut gemeinte Bemerkungen von Mitmenschen, die oft einfach unüber-legt oder aber nur gleichgültig, manchmal gar latent bzw. offen diskri-minierend sind.
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Bulgarischer Heimatabend
Unbeschreiblich weiblich: Von April bis Juni 2012 war die Villa Wald-berta fest in der Hand von Frauen. Drei Monate lang waren Künstlerin-nen vorwiegend aus Bulgarien, aber auch aus Tschechien, Holland undIndien im Internationalen Künstlerhaus zu Gast. Und dann wurde hieraußerdem auch noch zum ersten Mal eine Ausstellung der Künstlerin-nenvereinigung GEDOK eröffnet. Die beeindruckende Jahresausstel-lung „rendezvous“ der GEDOK München, an der sich auch MünchnerKolleginnen beteiligten, konnte bis zum 24. Juni besichtigt werden.
Die meisten der sieben bulgarischen Stipendiatinnen der Villa Wald-berta waren bildende Künstlerinnen, nämlich Iskra Blagoeva, Regina
Dalkalacheva, Sonia Kovacheva, Elena Panayotova und Anastasyia
Tonkova. Diana Ivanova und Kamelia Spassova arbeiten jedoch vor-wiegend als Autorinnen und stellten sich deshalb mit Texten, im Gespräch und mit einem Film vor. Außerdem präsentiert sich das bul-garische Goatmilk-Festival, das Diana Ivanova mit ins Leben gerufenhatte, mit einem Stand: zum Kauf angeboten werden landwirtschaftli-che Erzeugnissen aus Ziegenmilch und Kunsthandwerk. Eigenhändigvon den Künstlerinnen zubereitet war das Buffet mit bulgarischenKöstlichkeiten.
Amerikanischer Heimatabend
Der Amerikanerin Bertha Koempel ist es zu verdanken, dass die reprä-sentative Villa Waldberta als Stiftung in den Besitz der Stadt Münchenkam und seit 1982 als Stipendiatenhaus betrieben wird. Sie ist somiteines der ältesten Künstlerhäuser Deutschlands, in dem jährlich zwi-schen 30 bis 40 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt eine Heimatauf Zeit finden.
Weil im Herbst drei jungen Fotografen aus den USA in Feldafing zuGast waren, lud das Haus zu einem amerikanischen Heimatabend ein,wo Amy Elkins, Dean Dempsey und Will Steacy zeigten, was sie zu bieten haben.
Auch der amerikanische Musiker und aktuelle Stipendiat Michael Nort-
ham hat zusammen mit einem weiteren Künstler mit US-Pass etwasvorbereitet, der als Expatriate schon lange in der Nachbarschaft lebt,nämlich der Bildhauer Baird Cornell. Beide haben sich gefunden inihrer kritischen Sicht ihres Heimatlandes und spontan beschlossen,darauf künstlerisch zu reagieren.
Beim amerikanischen Heimatabend waren dann die Türen des Künst-lerhauses weit geöffnet, das ganze Haus wurde vom Keller bis in denTurm mit Foto- und Video-Präsentationen oder experimentellen Instal-lationen bespielt. Für Live-Musik sorgte die Münchner Gruppe „Lost inBavaria“ mit Folk-, Rock- und Country-Musik aus den Staaten.
stipendiaten
Detail aus der Ausstellung „La Sentenza – Das Urteil“ von Paola Romoli Venturi
Ganz einfach: Die bildliche
Welterklärungstheorie
von Galina und Nikolay Skryl
Künstlerin Fabiano Kueva Ecuador Bildender Künstler Maynat Kurbanova
Tschetschenien Schriftstellerin Matteo Marangoni Italien Musiker Tamara Moyzes
Slowenien Bildende Künstlerin Tonderai Munyevu UK Schauspieler Michael
Northam USA Musiker Itai Nyama Zimbabwe Bildhauer Outspoken Zimbabwe
Musiker Elena Panayotova Bulgarien Bildende Künstlerin Adam Parkinson UK
Musiker Zafer Senocak Deutschland Schriftsteller Iliya Shneyveys Litauen Musiker
Mansoureh Shojaeeh Iran Schriftstellerin Kamelia Spassova Bulgarien
Schriftstellerin Kostas Theodorou Griechenland Musiker Irem Tok Türkei Bildende
Künstlerin Anastasyia Tonkova Bulgarien Bildende Künstlerin Ilija Trojanow
Deutschland Schriftsteller Amir Valle Kuba Schriftsteller Goran Vejvoda Frankreich
Musiker Achim Wagner Deutschland Schriftsteller Will Steacy USA Fotograf
Sanath Balasooriya Sri Lanka Schriftsteller Iskra Blagoeva Bulgarien Bildende
Künstlerin Andrea Brandani Brasilien Graffiti-Künstler Hera Büyüktasçıyan Türkei
Bildende Künstlerin Denton Chikura UK Schauspieler Juana Cordova Ecuador
Bildende Künstlerin Regina Dalkalacheva Bulgarien Bildende Künstlerin
Christiane Delbrügge Deutschland Kunst im öffentlichen Raum Ralf de Moll Deutschland
Kunst im öffentlichen Raum Dean Dempsey USA Fotograf Arundhati Deosthale
Indien Übersetzerin Calvin Dondo Zimbabwe Fotograf Femmie Duiven Niederlande
Bildende Künstlerin Amy Elkins USA Fotografin Lucía Falconi Ecuador Bildende
Künstlerin Adam Guzuev Tschetschenien Autor Rachel Heller Israel Bildende
Künstlerin Diana Iwanowa Bulgarien Schriftstellerin/Filmerin John R. Jones USA
Sänger Nikolás Kingman Ecuador Fotograf Sonia Kovatcheva Bulgarien Bildende
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Impressum
Herausgeber:
Kulturreferat der
Landeshauptstadt München
Burgstrasse 4
80331 München
Germany
Konzept, Text und Redaktion:
Karin Sommer
Übersetzung:
Robert Rowley
Gestaltung:
Heidi Sorg & Christof Leistl
Druck:
Landeshauptstadt München, Stadtkanzlei
Gedruckt auf
Bilderdruckpapier Revive 50:50 silk weiß
(50% Altpapier, 50% FSC-Zertifizierung)
Auflage: 500
(c) Kulturreferat der
Landeshauptstadt München, 2012
Bildnachweis
Cover: Nariste Alieva
(Detail aus der Ausstellung Urban Visions Bishkek)
Alieva Nariste, S. 18, 19, 21
Bogenhauser Traudel, S. 6/7, S. 33
Derlath Volker, S. 28, 30
Diehl Kristin, S. 26
Graffenried Michael von, S. 22, 24, 25, 56/57
Hemmelrath Petra, S. 52
Instituto Cervantes, S. 34, 36, 37
Ismanyzki Igor, S. 4, 60
Lobinger Hilda, S. 5
Malamusi Dyna, S. 10
Menendez Pepe, S. 46
Reyer Sophie, S. 38
Schellnegger Alessandra, S. 5
Valmon, S. 17
Varsány Andras, S. 14
Wagner Achim, S. 44/45, 50/51
Wittlich Angelika, S. 42
alle sonstigen: Archiv Villa Waldberta
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