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1 K o lu mn e n z e i l e ( K ap i t e l b e s c hr e i b u n g)
Jahresbericht 2012
Auguststraße 80
10117 Berlin
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1A k t i o n Sü hn e z e i c h e n F r i e d e n s di e n s t e – Ja hr e s b e r i c h t 201 1
Jahresbericht 2012
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2 K o lu mn e n z e i l e ( K ap i t e l b e s c hr e i b u n g) 3A k t i o n Sü hn e z e i c h e n F r i e d e n s di e n s t e – Ja hr e s b e r i c h t 2012
Impressum
Bericht des Vorstands von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ………………
Einleitung 5 ASF-Jahresthemen 6 Langfristige Freiwilligendienste 8 Die Sommerlager im Jubiläumsjahr 10 Mittelfristiger Freiwilligendienst in Israel 11 Azubi-Programme 12 Studien- und Begegnungsreisen nach Belarus und Russland 13 Internationale Jugendbegegnungsstätte Beit Ben Yehuda – Haus Pax in Jerusalem 14 Foyer le Pont, Paris 14 Pädago-gische Begleitprogramme für die ASF-Freiwilligen 15 Internationale Jugend begegnungsstätte Oś wię cim / Auschwitz (IJBS) 15 Bundesarbeits-gemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus 16 Organisation, Vorstand 17 Evangelische Kirche in Deutschland 17 Weitere Kooperationspart-ner_innen 17 Finanzielle Lage 18 Geschäftsstelle und Länderbüros 18 Dank an unsere Unterstützerinnen und Unterstützer 19
Seite 21
Seite 25
Seite 27
Seite 30
Seite 87
Seite 93
Seite 102
Seite 104
Herausgeber: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. · Auguststraße 80 · 10117 Berlin
Telefon: (030) 28 39 51 84 · Fax: (030) 28 39 51 35
e-Mail: asf @ asf-ev.de · Internet: www.asf-ev.de
Spendenkonto: 311 37 00 · Bank für Sozialwirtschaft · BLZ 100 205 00
Redaktion: Friederike Schmidt (verantwortlich), Carolin Schmidt
Gestaltung: Andreas Krannich, Halle / S.
Druck: Westkreuz Druckerei Ahrens KG, Berlin
Auflage: 2.000 Exemplare
Berichtszeitraum: März 2012 – Februar 2013
Titel: Kakob Odenwald und Gabriel Goldschmidt in Israel.
Fotos, soweit nicht anders gekennzeichnet: ASF-Archiv.
InhaltASF-Öffentlichkeitsarbeit ………………………………………………………...…...
Projektbereich Interkulturalität …………………………………………………….
Die ASF-Regionalarbeit in Deutschland ………………………………………….
Berichte aus der Freiwilligenarbeit ………………………………………...……...
Belarus 31 Belgien 34 Deutschland 39 Frankreich 44 Großbritan-nien 48 Israel 51 Niederlande 56 Norwegen 60 Polen 64 Russland 68 Tschechische Republik 72 Ukraine 76 USA 80
Sommerlager und ASF-Leitungskreis …….……………………………………….
Jahresrechnung 2012 und Haushalt 2013 …………………………………………
Organigramm …….………………………........................…………………………
Danksagung an unsere Unterstützer_innen …….…………………………….
Seite 5
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4 5A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
Bericht des Vorstandsvon Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V.
D r. E l i s abe t h R ai s e r
Ju t t a We duw e n
Einleitung
Das Freiwilligenprogramm bildete auch 2012 den größten Schwerpunkt der Arbeit
von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Fast 180 Freiwillige reisten am 1.9.
aus und engagieren sich in dreizehn Ländern in der Arbeit mit alten Menschen,
sozial Benachteiligten, Menschen mit Behinderungen sowie der historischen
und politischen Bildungsarbeit. 28 Freiwillige kamen aus unseren Partnerlän-
dern, um einen Freiwilligendienst mit ASF zu leisten. Seit mehr als zehn Jahren
nehmen polnische Freiwillige an dem deutsch-polnisch-britischen Programm
in England teil, während sich ukrainische Freiwillige nun schon im vierten Jahr
am polnisch-ukrainisch-deutschen Programm in Polen beteiligten. Im interna-
tionalen Programm in Deutschland kamen Freiwillige aus allen unseren Part-
nerländern zusammen. Die sechsmonatigen Mittelfristigen Dienste, die sich ex-
plizit an Freiwillige aus verschiedenen Generationen richten, fanden nach wie
vor in Israel statt, die Ausreise ist jeweils im März.
Das Bundesprogramm der Internationalen Freiwilligen (IJFD), das aus dem Bun-
desamt für Zivildienst hervorging, hat sich im dritten Jahr als wichtige Finan-
zierungsgrundlage unserer Freiwilligendienste etabliert. Dieses Programm för-
dert Freiwillige aus Deutschland bis zum 26. Lebensjahr.
Das vergangene Jahr stand ferner im Zeichen des Abschiednehmens. Im März
ging Jens Pohl nach vierzigjährigem großem Engagement in den Ruhestand. Wir
freuen uns, dass wir Magdalena Scharf als seine Nachfolgerin in der Regional-
arbeit gewinnen konnten, die bis dahin unsere Landesbeauftragte in den USA war.
Im Mai gab es dann den Geschäftsführungswechsel: Christian Staffa, der ASF
mit Begeisterung und großem Erfolg dreizehn Jahre lang geleitet hatte, wurde
am 20. Mai im Französischen Dom verabschiedet. Neben Katrin Göring-Eckardt,
Stephan Kramer, Jörg Lüer, Agot Sundelin-Johansen aus dem Kreis der interna-
tionalen Freunde von ASF und unserer Vorsitzenden Elisabeth Raiser würdigte
der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider,
seine Arbeit: „Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland und auch ganz persön-lich möchte ich Christian Staffa danken. Danke für den Einsatz, die Phantasie und Leiden-schaft für die Basisideen von ASF. Neue Wege wurden so möglich: neue Erfahrungen und ein neuer Geist der Sühne, der Verständigung, des Friedens unseres Landes mit seinen Nachbarn und auch innerhalb unseres Landes.“
Der Historiker Rainer Ohliger trat Christian Staffas Nachfolge an, schied aller-
dings zum Ende seiner Probezeit im Oktober wieder aus. Wir bedauern, dass sich
keine dauerhafte Zusammenarbeit entwickelt hat und danken ihm für seinen
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6 7A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d sA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
Einsatz. Jutta Weduwen, die bis dahin stellvertretende Geschäftsführerin war,
übernahm die kommissarische Geschäftsführung. Die Stelle wurde neu ausge-
schrieben und der Vorstand entschied sich dafür, sie mit zwei Geschäftsführe-
rinnen zu besetzen: mit Jutta Weduwen und Dr. Dagmar Pruin. Jutta Weduwen
ist Soziologin und kam 2001 zu Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Sie begann
zunächst als Israelreferentin und entwickelte später als Leiterin des Projektbe-
reichs Interkulturalität Projekte der Geschichtsvermittlung in der Einwanderungs-
gesellschaft und des historisch-interkulturellen Dialogs. Die Freiwilligenarbeit
begleitete sie kontinuierlich durch die Leitung pädagogischer Programme. Dr.
Dagmar Pruin ist evangelische Theologin. Neben der Interpretation biblischer
Texte stellen Fragen des christlich-jüdischen Dialogs, der Erinnerungskultur und
der Verhältnisbestimmung von Religion und Politik Schwerpunkte ihrer Arbeit
dar. Sie leitet das deutsch-amerikanisch-jüdische Begegnungsprogramm Germany Close Up, mit dem bisher knapp 1200 junge amerikanische Jüdinnen und Juden Deutschland besuchten.
2012 jährte sich die Sommerlagerarbeit von Aktion Sühnezeichen zum fünf-
zigsten Mal. Entsprechend lautete unser Jahresthema: „Gegen den Strom.
Geschichte(n) über Mut, Erinnerung und Demokratie aus fünf Jahrzehnten
internationaler Sommerlager von Aktion Sühnezeichen“. Es gab vielfältige Ver-
anstaltungen aus Anlass dieses Jubiläums, die ihren Höhepunkt in der dreitägi-
gen Jahresversammlung in Magdeburg fanden, dem Ort, an dem das erste
Sommerlager 1962 stattfand, um 50 Jahre Sommerlager Revue passieren zu las-
sen, das mannigfaltige Engagement zu würdigen, auch Debatten und Kontro-
versen aufzugreifen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Unser Engagement gegen Rechtsextremismus bildete einen weiteren wichtigen
Arbeitsschwerpunkt im vergangenen Jahr. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAGKR), die 2010 von ASF mit gegründet wurde, rief er-neut dazu auf, den Naziaufmarsch im Februar in Dresden zu verhindern. Daran
beteiligte sich ASF mit vielen ehemaligen Freiwilligen und Ehren amtlichen.
ASF formulierte mit der BAGKR den viel beachteten Aufruf „Nächsten liebe ver-
langt Klarheit – kein Naziaufmarsch, nirgendwo“, der aus christlicher Perspek-
tive die Arbeit gegen Rechtsextremismus bzw. die friedliche Blockade von Na-
ziaufmärschen darlegt.
Nach der Veröffentlichung der ersten BAGKR-Handreichung zum Engagement
gegen Antisemitismus folgten im letzten Jahr zwei weitere Flyer, die Rassismus
und die Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen zum Thema haben.
ASF-Jahresthemen
Für 2012 lautet das Jahresthema anlässlich des Jubiläums „Gegen den Strom.
Geschichte(n) über Mut, Erinnerung und Demokratie aus fünf Jahrzehnten inter-
nationaler Sommerlager von Aktion Sühnezeichen“. Dieses wurde auf allen
Ebenen des Vereins und in der Freiwilligen-, Bildungs- und Öffentlichkeitsar-
beit bearbeitet, u.a. beim Jahresempfang, bei der Jahresversammlung und in den
jeweiligen Freiwilligenseminaren in den Ländern.
50 Jahre internationale Sommerlager Revue passieren zu lassen, das mannigfa-
che Engagement zu würdigen und einen Blick in die Zukunft zu werfen, war ein
ambitioniertes Unterfangen für ein einjähriges Jahresthema. Motive, Formen
und Wandel der Sommerlagerarbeit, aber vor allem ihr Beitrag zur Herausbil-
dung und Förderung von Zivilgesellschaft und ihre vielfältigen Arbeitsfelder
sollten sichtbar gemacht werden. Insbesondere letzteres ist dank des sehr brei-
ten Sommerlagerprogramms 2012 geschehen, in dessen Rahmen es erstmalig
gelungen ist, in jedem ASF-Projektland der langfristigen Dienste mindestens
ein Sommerlager anzubieten.
Auftakt der Beschäftigung mit dem Jahresthema war der ökumenische Gottes-
dienst gemeinsam mit der Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee. Ein inhalt-licher Schwerpunkt lag auf den deutsch-polnischen Beziehungen und den An-
fängen der Aktion-Sühnezeichen-Arbeit in Polen, die nur unter dem Schutz der
Kirchen und im Zeichen des ökumenischen Dialogs stattfinden konnte. Mit
Maria Wroniszew ska aus Krakau, die damals im Umfeld des Klubs der katholi-
schen Intelligenz Sommerlagergruppen empfing und betreute, und Hans-Detlef
Peter, Mitglied im ASZ-Leitungskreis, berichteten langjährige Weggefährtinnen
und Weggefähr ten darüber, wie wenig selbstverständlich das deutsche Sühne-
Zeichen in Polen war und was es während des Kriegsrechts bedeutete, unter der
Beobachtung der Staatssicherheitsdienste zu stehen und nur illegal zu Sommer-
lagern zusammen kommen zu können.
Der Jahresempfang fand in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt statt und ver-
wies durch die Wahl des Ortes auf die bevorstehende Jubiläumsveranstaltung in
der Gründungsstadt der Sommerlagerarbeit und Landeshauptstadt Magdeburg.
Paul Niedermann, der 1987 als Zeuge im Prozess gegen Klaus Barbie aussagte
und damit entscheidend zu dessen Verurteilung beitrug, erzählte aus seinem
Leben im nationalsozialistischen Deutschland und dem Überleben im Lager
Gurs, vor allem aber darüber, wie er nach 40 Jahren des Schweigens eine Spra-
che für seine Erfahrungen fand und bis heute seine Geschichte Menschen in
Deutschland, Frankreich und anderen Ländern nahebringen kann. In Anwesen-
heit von Dr. Richard von Weizsäcker erinnerte ASF-Leitungskreissprecher Matteo
Schürenberg die rund 120 Gäste des Empfangs daran, dass auch dessen Rede
vom 8. Mai 1985 zum „Tag der Befreiung“ ein nicht zu unterschätzender und
mutiger Akt gegen Geschichtsrevisionismus innerhalb der bundesrepublikani-
schen Gesellschaft war.
Te i ln e hm e n d e be i d e r Jahr e s v e r s ammlun g in Ma gd e b urg.
(v.l.n.r.) Wal t rau d Mann, Ulr ik e Huhn un d Ulr ik e K in d
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8 9A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
Höhepunkt unserer Beschäftigung mit dem Jahresthema war die Tagung der
Sommerlagerarbeit in Magdeburg, die vom 27.-29. April 2012 unter dem Titel
des Jahresthemas stattfand. Es galt, die Sommerlager nicht als losgelöste Frei-
willigendienstform in der DDR und deren ausschließliches Erbe zu betrachten,
sondern sie in ihren Wechselwirkungen zur deutsch-deutschen und deutsch-
europäischen Zeitgeschichte und in Beziehung zur Schwesterorganisation in der
BRD sowie ihre Entwicklung nach der Wiedervereinigung wahrzunehmen. Mit
dem rechtzeitig zur Jubiläumsveranstaltung veröffentlichten gleichnamigen
Tagungsband ist es gelungen, Geschichten und Erinnerungen von Wegge-
fährtinnen und Weggefährten der Sühnezeichenarbeit im geteilten Europa ein-
zufangen und Einblicke in die Motive der heute aktiven ASF-Freiwilligengene-
rationen innerhalb und außerhalb der Sommerlager zu erhalten. Unter Betei ligung
vieler internationaler Gäste aus NGOs, Kirchen und Wissenschaft entstand ein
lebhafter Austausch unter den über 250 Teilnehmenden zu Fragestellungen wie
der unterschiedlichen Rezeption von Antifaschismus in Ost- und Westeuropa
oder der Bedeutung der ökumenischen Bewegung im geteilten Europa.
Gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, der Gesellschaft für christlich-jü-dische Zusammenarbeit in Dresden und dem Kulturbüro Sachsen erinnerte ASF am 9. November 2012 an die Novemberpogrome 1938 und machte auf Wunsch der jüdi-
schen Gemeinde die Arbeit auf jüdischen Friedhöfen zum inhaltlichen Kern. Die
Gedenkveranstaltung unter dem Titel „Gelebte Erinnerung – Erhaltet den neuen
jüdischen Friedhof in Dresden!“ schuf eine Öffentlichkeit für das Anliegen der
Gemeinde, die Instandhaltung von Grabstellen auf dem Friedhof durch die Über-
nahme von Patenschaften und von Pflegearbeiten auf dem Friedhof zu unter-
stützen. Mit einem Schabbatgottesdienst und anschließendem Kiddush, zu dem
mehr als 120 Teilnehmende gekommen waren, klang der Gedenktag aus.
Das Jahresthema für 2013 lautet: „Erzähle weiter! Lebendige Geschichte in der
Begegnung der Generationen“. Auftakt war der Jahresempfang am 19. Februar
2013 in der Kreuzkirche in Hannover, bei dem Landesbischof Ralf Meister sprach
und zwei ehemalige Freiwillige eindrücklich von ihren Begegnungen erzählten.
Langfristige Freiwilligendienste
Am 1. September 2012 begannen 180 Freiwillige ihren Friedensdienst mit ASF,
120 davon sind Frauen und 60 sind Männer. 28 Freiwillige kamen aus unseren
Partnerländern, um an den trilateralen Programmen in Großbritannien und Po-
len und am internationalen Deutschland-Programm teilzunehmen. Außerdem
begannen – wie jedes Jahr – drei zusätzliche Freiwillige ihren 15-monatigen
Dienst in Norwegen am 1.03.2012.
Besuchen, reden, im Haushalt helfen - lernen, zuhören und Beziehungen auf-
bauen über Sprachbarrieren und Generationen hinweg: Das Engagement der Frei-
willigen in der Arbeit mit älteren Menschen ist für beide Seiten eine Bereiche-
rung. Ein Viertel aller ASF-Freiwilligen arbeitet mit Menschen mit Behin de rungen.
Dabei sind Humor, Flexibilität und Geduld gefragt. Ob in einem Obdachlosen-
heim oder Jugendclub - Offenheit und Neugier sind gute Voraussetzungen für
Freiwillige in ihrer Arbeit mit sozial Benachteiligten. Im Bereich der politischen
und historischen Bildungsarbeit arbeiten Freiwillige in Archiven, organisieren
Demokratie-Seminare oder engagieren sich gegen Rechtsextremismus.
Für die Ausreise im September 2013 bewarben sich 317 Menschen. Diese konn-
ten fast alle zu den Auswahlseminaren im Februar 2013 eingeladen werden.
Nach der Abschaffung der Wehrpflicht und damit des Zivildienstes sind die
Zah len der Bewerbungen zurückgegangen. Ein kleiner Anstieg von 2012 auf 2013
ist aber zu verzeichnen und bislang reichten die Bewerberzahlen. Wir sind opti-
mistisch, dass sich die Idee des Freiwilligendienstes weiter in der Gesellschaft
verbreiten wird.
Die große Mehrheit der Freiwilligen begann den Dienst mit einem Vorbereitungs-
seminar in Hirschluch bei Berlin. Die Vorbereitungen für das internationale
Programm in Deutschland fanden aufgrund der Mehrsprachigkeit wie in den
vergangenen Jahren separat statt. Die Freiwilligen der beiden trilateralen Pro-
gramme in Polen und Großbritannien begannen ihren Dienst mit einem ge-
meinsamen Vorbereitungsseminar in Krakau.
Landeskirchen Freiwillige
Ausland 28
Anhalt 0
Baden 6
Bayern 10
Berlin-Brandenburg 34
Braunschweig 1
Bremen 2
Hannover 9
Hessen-Nassau 7
Kurhessen 2
Mecklenburg 2
Mitteldeutschland 3
Nordelbien 6
Oldenburg 3
Pommern 3
Rheinland 8
Sachsen 12
Westfalen 14
Württemberg 30
Länder Freiwillige
Belgien 11
BY 4
CZ 11
D 18
F 18
GB 12
IL 23
NL 16
NOR (3/12 und 9/12) 13
PL 16
RUS 8
UKR 8
USA 22
Gesamt 180
120 Frauen, 60 Männer
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Dieses Jahr fanden in allen Ländern Abschluss-Seminare zur Auswertung der
zwölfmonatigen Freiwilligendienste statt. Zusätzlich gab es wieder ein Rück-
kehrer-Seminar zwei Monate nach Ende des Dienstes, das in Kooperation mit
der Evangelischen Akademie in Villigst Anfang November 2012 stattfand.
Die Begleitseminare sind wichtige Elemente unserer Freiwilligendienste. Sie bie-
ten die Möglichkeit, die individuellen Erfahrungen und Kontakte zu reflektie-
ren und besonders die internationalen bzw. interkulturellen Kompetenzen zu
erkennen und zu bewahren. Während der Seminare haben die Freiwilligen die
Möglichkeit, sich mit ihren biografischen Wurzeln auseinander zu setzen, um
sich mit ihren Erfahrungen und Begegnungen im Dienst besser verstehen und
verorten zu können.
Eine besondere Aufgabe bleibt es, in den heutigen Zeiten, die durch Effizienz,
Schnelligkeit und individuelle Verwirklichung geprägt sind, die Idee des Diens-
tes, des Helfens und der Empathie bei unseren Freiwilligen zu fördern.
Die Sommerlager im Jubiläumsjahr
Im 50. Jubiläumsjahr konnte die Sommerlagerarbeit einen ganz besonderen Er-
folg feiern: In jedem ASF-Projektland der langfristigen Dienste fand mindestens
ein Sommerlager statt. (vgl. Sommerlagerbericht Seite 87)
Mit 33 Sommerlagern in 16 Ländern, darunter USA, Spanien, Ungarn und Israel,
bot das Programm 2012 viele facettenreiche Möglichkeiten für Engagement, die
von über 420 Teilnehmenden aus 22 verschiedenen Ländern genutzt wurden.
Auch in diesem Jahr waren ASF-Sommerlager an bekannten, großen Erinne-
rungsorten wie der Gedenkstätte Buchenwald präsent. Ihr Engagement entfal-
tete sich aber auch vielfach dort, wo es sonst keine freiwillige Unterstützung
gibt, so bspw. auf den jüdischen Friedhöfen in Bialystok (Polen) und Nove Sed-
liste (Tschechien), an den Gedenkstätten in Ahrensbök und Bernburg (Deutsch-
land), in den Altersheimen in Eröszpusta (Ungarn) und Bukarest (Rumänien)
oder für Kinder der Roma-Minderheit in Uzhgorod (Ukraine).
Ein großes Ziel für 2013 ist es, an dieses erfreuliche Ergebnis anzuknüpfen und
es zu verstetigen. Das Sommerlagerprogramm 2013 beinhaltet u.a. folgende neue
Projekte: Im deutsch-israelischen Sommerlager werden sich die Teilnehmenden
mit Ursachen und Wirkungen der Migration von Jüdinnen und Juden aus der
ehemaligen Sowjetunion in beide Länder sowie deren gegenwärtiger Lebens-
situation beschäftigen, in Berlin-Plötzensee wird sich ein Jugendsommerlager
(Ü16) mit christlich motiviertem Widerstand gegen den NS auseinandersetzen,
das Projekt in Winniza (Ukraine) wird dabei helfen, Massengräber ermordeter
ukrainischer Jüdinnen und Juden von Wald und Sträuchern zu befreien, in Oswie-
cim (PL) wird eine deutsch-ukrainisch-polnische Gruppe Orte ehemaliger Zwangs-
arbeit er for schen und einen schriftlichen Rundgang erarbeiten. Das langjährige
Engagement für den Gedenkweg Buchenwald-Bahn wird nächstes Jahr im Rah-
men der Eröffnung des Gedenkweges eine offizielle Würdigung erfahren.
Mittelfristiger Freiwilligendienst in Israel
Der sechsmonatige ASF-Freiwilligendienst unter der hebräischen Bezeichnung
„Schischia“ (Sixpack) richtet sich vor allem an ältere Freiwillige, die bereits eine
Ausbildung und entsprechende Lebens- und Berufserfahrung haben. Die neun
Freiwilligen der Generation 2012 waren von März bis August in Einrichtungen
zur Betreuung alter Menschen, in der Arbeit mit behinderten Menschen und in
Archiven oder Forschungseinrichtungen tätig. Das Durchschnittsalter der Gruppe
lag bei 28 Jahren.
Das gemeinsame dreitägige Vorbereitungsseminar fand Anfang März in Berlin
statt. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf dem Thema der Sicherheitslage in
Israel. Das anschließende zweitägige Orientierungsseminar in Jerusalem diente
dem Kennenlernen des ASF-Programms und Begegnungen mit dem israelischen
Freundeskreis. Es folgte ein einwöchiger Hebräisch-Sprachkurs. Inhaltlich und
pädagogisch begleitet wurden die Schischia-Freiwilligen durch das Zwischen-
seminar, das sie gemeinsam mit den ASF-Freiwilligen des zwölfmonatigen Frei-
willigendienstes besuchten. Am Ende des Dienstes stand ein Auswertungstreffen.
In den Jahren 2012 und 2013 konnte die Durchführung des mittelfristigen Frei-
willigendienstes in Israel durch die Finanzierung eines Großteils der Gesamt-
kosten durch die Evangelische Landeskirche in Bayern gesichert werden. Wir-
überlegen intensiv, wie es nach 2013 mit dem Programm weitergehen kann. Von
den Freiwilligen selbst kommt positives Feedback, aber auch der Wunsch nach
mehr Vielfalt in den Projektbereichen und mehr Kombinationsprojekten. Eine
Herausforderung ist, dass sich ältere Freiwillige mit Berufs- und Lebenserfah-
rung in der Alltagsarbeit üblicher ASF-Projektplätze bisweilen unterfordert füh-
len. Als größte organisatorische Schwierigkeit hat sich herausgestellt, dass in
der Regel durch die halbjährige zeitliche Lücke zwischen zwei Freiwilligen-
generationen die Projektstelle und auch die Unterbringungsmöglichkeit verlo-
ren gehen und jedes Jahr neu organisiert werden müssen.
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d sA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
D i e n e un Fr e iw i l l i g e n d e r Gr up p e „ S c hi s c hi a 2012“: A ur i e l a Ebe r t , He l e n e
Go r m ann s, Do r o t h e a Hin z, Mar i an a K r y jan o v sk ai a, We n c k e L e hn e i s, Paul in e
Mar x, A gni e s z k a Po pl aw sk a, Su s ann e Voge l, Joh ann e s S c hn e i d e r
-
12 13A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
Insgesamt sind die Erfahrungen mit dem sechsmonatigen Freiwilligendienst
für Ältere gut und sprechen für weitere künftige Programme dieser Art. An den
Bewerbungszahlen für 2013 konnten wir ein wachsendes Interesse feststellen.
Azubi-Programme
In Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung der Firma Würth AG führt Aktion Sühnezeichen Friedensdienste seit 2007 in Polen, den Niederlanden und Israel jährlich ein 14-tägiges soziales Praktikum für Auszubildende durch. Vom
30.05. bis 12.06.2012 nahmen zehn Azubis der Würth AG, davon vier in Israel und je drei in Polen und den Niederlanden, an dem Programm teil.
Ein vergleichbares Programm mit Auszubildenden wird seit 2011 in Kooperation
mit verschiedenen Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der
Industrie- und Handelskammern Münster und Bielefeld durchgeführt. Im Jahr
2012 waren sieben Auszubildende aus vier Unternehmen in NRW beteiligt: BASF Coatings in Münster, Goldbeck in Bielefeld, Luft und Klima Anlagenbau in Münster, RWE Deutschland in Recklinghausen. Ihr Praktikum in Israel dauerte vom 28.06. bis 11.07.2012. Die Evangelische Kirche von Westfalen übernahm wie der einen
Großteil der Finanzierung des pädagogischen Begleitprogramms.
2012 konnte erstmalig ein entsprechendes Programm in den USA gestartet wer-
den, und zwar mit vier Azubis aus Gartenbaubetrieben verschiedener deutscher
Städte: Beckmann Garten- und Landschaftsbau in Essen, Pohl Landschaftsbau in Cham, Bühler Baum und Garten in Nürtingen, Stockreiter Gartengestaltung und Baum pflege in Mettingen. Das Praktikum fand vom 10. bis 24.06.2012 statt und wurde er-
möglicht durch eine Zuwendung der Allianz of America.
In den Azubi-Programmen von ASF übernimmt der zuständige Referent in der
Berliner Geschäftsstelle die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, die Koor-
dination der Vorbereitungen mit den ASF-Landeszentralen und organisiert in
Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz ein zweitägi-ges Vorbereitungsseminar der Auszubildenden sowie ein Auswertungstreffen
nach Beendigung der Praktika. Im Projektland werden die Arbeitsstellen der
Azubis sowie das landesspezifische Begleitprogramm durch die örtlichen ASF-
Länderbüros organisiert. Während der Praktika werden die Azubis in den Pro-
jekten von den ASF-Freiwilligen der zwölfmonatigen Friedensdienste begleitet.
Die beteiligten Auszubildenden und Vertreter_innen der Unternehmen beschrie-
ben die Erlebnisse und Erfahrungen aus der 14-tägigen Projektarbeit sowie die
pädagogische Begleitung in den Projektländern als ereignisreiche und wertvolle
Erfahrung mit prägendem und bleibendem Einfluss. Besonders hoben sie die in-
tensive und enge Begleitung durch die ASF-Landesbeauftragten hervor. Sämtli-
che Programme sollen auch 2013 in den genannten Ländern fortgesetzt werden.
Gewünscht ist dabei von ASF eine Steigerung der Azubi-Zahlen. Wir möchten in
Zukunft noch weitere Unternehmen für eine Zusammenarbeit gewinnen und
dabei über die vier bisherigen ASF-Projektländer Polen, Niederlande, Israel, USA
hinausgehen.
Studien- und Begegnungsreisen nach Belarus und Russland
Die ASF-Studienreisen nach Russland und Belarus sind eine erlebnisreiche Mi-
schung aus intensiven Einblicken in die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse.
Auf dem Programm stehen Begegnungen mit Schriftsteller_innen, Politiker_innen,
Bürgerrechtler_innen, Student_innen und mit ASF-Freiwilligen sowie Kontakte
zu den jüdischen und christlichen Gemeinden. Aber auch touristische Highlights
gehören mit dazu: Kirchen, Synagogen und Museen werden in Begleitung deutsch-
sprachiger Expert_innen besucht. Zentraler thematischer Ausgangspunkt für
die Studienreisen sind die anhaltenden Folgen des NS-Vernichtungskriegs. Bei
den ASF-Studienreisen nach Belarus beispielsweise berichten Historiker_innen
sowie Zeitzeug_innen über den Vernichtungskrieg der Wehrmacht in Belarus,
über den Alltag im Minsker Ghetto, über das Gedenkfeld der Stalinopfer sowie
die anhaltenden Folgen der Tschernobylkatastrophe.
Die letztjährige Studienreise nach St. Petersburg im April 2012 begann mit dem
Besuch des Gottesdienstes der Osternacht in der Orthodoxen Kirche des Nev-
ski-Klosters und endete mit der Teilnahme am Erew-Schabbat-Gottesdienst in
der Großen Synagoge. Dazwischen lag das Kennenlernen dieser nordischen
Perle der Architektur und Kunstschätze etwa bei der Stadtrundfahrt oder dem
Besuch der Ermitage. Aber auch die schwere Geschichte dieser Stadt wurde im-
mer wieder präsent: auf dem Piskarjof-Gedenkfriedhof, dem Gedenkfeld der
Stalinopfer Lewaschowo oder nach dem Gottesdienst in der Petri-Kirche der
Deutschen Lutherischen Gemeinde bei Erzählungen des Pfarrers. Bei mehreren
Begegnungen waren auch ASF-Freiwillige dabei, mit denen sich die Teilnehmen-
den intensiv austauschten, dankbar und mit großem Respekt für ihren Einsatz.
Die Belarus-Reise führte 2012 außer nach Minsk, Gomel und Choinicke auch
erstmalig nach Mogilow. Die Teilnehmenden erfuhren dort viel über die Leidens-
geschichte dieser Stadt während des Zweiten Weltkrieges. Ihre Eindrücke be-
schreibt die Teilnehmerin Dr. Marie-Louise Fasshauer so:
„Ich wusste fast nichts über Weißrussland und nun habe ich so viele Einblicke bekommen
in seine Geschichte, Kultur, Literatur, Kunst, aber auch in seine Probleme und die Lebens-
bedingungen der Menschen dort. Ich bin dankbar für die vielen Gelegenheiten an Gedenk-
stätten mit der Geschichte meines Landes und meiner Landsleute konfrontiert zu werden.
Und dankbar bin ich dafür, dass ich Menschen treffen durfte, die nach all den grauen-
haften Geschehnissen und Schicksalsschlägen nun im Alter darüber erzählen, einfach am
Tisch sitzen und freundlich erzählen, Zeugnis ablegen. Das war für mich sehr berührend,
zum Staunen und zum Bewundern.
Ich denke, das ist auch eine Eigenheit von ASF: nicht nur ein Hinreisen, sondern ein Einge-
bundensein vor Ort mit Kontakten zu den Menschen, Kontakten, die schon lange bestehen
oder die durch die Freiwilligen immer wieder neu geknüpft werden und aus denen auch
immer wieder neue Verknüpfungen und Inspirationen entstehen können.“
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
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14 15A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
Internationale Jugendbegegnungsstätte Beit Ben Yehuda – Haus Pax in Jerusalem
Im Beit Ben Yehuda ist einiges in Bewegung gekommen im Jahr 2012. Nachdem die Gästezahlen weiter leicht gestiegen waren, konnte endlich die geplante Stelle
der Bildungsreferentin eingerichtet werden. Im September 2012 nahm Michal
Maroz zunächst mit einer halben Stelle ihre Arbeit auf. Damit ist jetzt die Jugend-
begegnungsstätte in der Lage, eigenständig Programme zu planen und durch-
zuführen. Dies war bisher nur in kleinem Rahmen möglich.
Ziel der Arbeit der Bildungsreferentin ist es, das Potential der Begegnungsstätte
voll auszuschöpfen. Hierzu gehört etwa die Planung und Durchführung von Reise-
programmen für Gruppen sowie von Seminaren für Freiwillige, Schüler_innen
und Studierende. Außerdem werden verschiedene Vortragsreihen und regelmä-
ßige Abendveranstaltungen durchgeführt. So findet zum Beispiel seit einigen
Monaten der „Stammtisch Thematisch“ statt – ein regelmäßiges Treffen für
junge Deutsche und Israelis, die nach einem inhaltlichen Impuls miteinander
ins Gespräch kommen. Diese Art von Veranstaltungen soll nicht zuletzt dazu
beitragen, dass das Beit Ben Yehuda sich in Jerusalem profiliert und als fühlbarer
„Mehrwert“ der Stadt empfunden wird. Dies ist wichtig im Hinblick auf die Ver-
längerung des Pachtvertrages, die im Jahr 2016 ansteht.
Als zentraler Partner im israelisch-deutschen Freiwilligenprogramm Kom-Mit- Nadev entsandte Beit Ben Yehuda Ende 2011 neun junge Israelis zu einem einjäh-rigen Freiwilligendienst in verschiedene Städte Deutschlands. Als israelischer
Partner war Beit Ben Yehuda zudem maßgeblich an der Durchführung des deutsch- israelischen Sommerlagers 2012 beteiligt.
Im Sommer fand der inzwischen schon zur Tradition gewordene Hebräisch-Ulpan statt. Drei Wochen lang lernte eine bunt gemischte Gruppe aus aller Welt die
Sprache, die Ben Yehuda vor rund 100 Jahren wiederbelebte. Außerdem fand im
Januar 2013 ein zweiwöchiger Yiddisch-Kurs statt. Eingerahmt wurden die Sprach-
kurse durch ein vielfältiges kulturelles und landeskundliches Programm. Das
Sprachkursangebot von Beit Ben Yehuda wird seit kurzem abgerundet durch einen vierzehntägigen Deutsch-Abendkurs.
Durch die Schwerpunkte der Arbeit von ASF in Israel entwickelt das Beit Ben Yehuda ein ausgeprägtes bildungspolitisches Profil. Dementsprechend ist das Haus immer wieder Anlaufstelle für Reisegruppen, die das Bedürfnis haben,
nach einigen Reisetagen ihre Erlebnisse zu reflektieren.
Bei seiner Arbeit wird das Team des Beit Ben Yehuda von Freiwilligen aus Deutsch-land, Hausmüttern, Hausvätern und den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern des
israelischen Direktoriums unterstützt und begleitet. Für diesen unermüdlichen
Einsatz sei ihnen von ganzem Herzen gedankt!
Foyer le Pont, Paris
Auch 2012 war für ASF Frankreich ein intensives und dicht gefülltes Veranstal-
tungsjahr in Kooperation mit dem Foyer le Pont:
■ Buchpräsentation „Gurs – Lettres – Briefe“ in Kooperation mit Maison Heinrich Heine. Der Lebensweg des Überlebenden Paul Niedermann wird nachgezeichnet.
■ Deutsch-US-amerikanisch-französisches Multiplikatorenprogramm Vom Schmelztigel bis zur Salatschüssel: 25 Multiplikator_innen setzten sich in Berlin, Phila delphia und Paris mit Fragen der Migration, Vielfalt und Integration im inter-
nationalen Vergleich auseinander (Projektbesuche, persönlicher und professionel-
ler Austausch, Podiumsdiskussionen, Gespräche mit Politiker_innen, Stadterkun-
dungen, Kennenlernen von Projekten).
■ Pädagogische Begleitprogramme für die ASF-Freiwilligen
■ Vernetzungstreffen der ASF-Landesbeauftragten aus Paris, London, Brüssel und
Amsterdam. Thema war der Austausch von Praxis-Lern-Projekten der außer-
schulischen Bildungsarbeit mit jungen Freiwilligen in Westeuropa. Diese Ver-
netzung wird im April 2013 im Foyer le Pont fortgesetzt.
Für 2013 planen wir außerdem eine neue Kooperation mit dem Reiseveranstal-
ter StattReisen, die Paris-Studienreisen ins Foyer le Pont anbieten. Diese Zusam-
menarbeit scheint uns ausgesprochen fruchtbar für alle Seiten.
Das Foyer le Pont bietet einen Rahmen für diverse Veranstaltungen und Semi-
nare mit Gruppen von 20 bis 40 Personen. Dies wird von unseren Partner_innen
und Freund_innen auch gerne genutzt, etwa von StattReisen Berlin; dem Insti-
tut für Pädagogik und Medien Saarbrücken, dem Haus der Wannseekonferenz,
den Netzwerken der Evangelischen Akademien und nicht zuletzt von ASF-Frei-
willigen.
Internationale Jugendbegegnungsstätte Oś wię cim/ Auschwitz (IJBS)
Im Jahr 2012 besuchten 166 Studiengruppen die IJBS in Oś wię cim/Auschwitz,
davon 141 Gruppen aus Deutschland. Zusätzlich wurden 17 internationale Se-
minare durchgeführt. Auch 2013 ist die Nachfrage konstant hoch: bis Januar
2013 haben sich schon 180 Gruppen angemeldet, die in enger Zusammenarbeit
mit der Pädagogischen Abteilung ihre Projekte in der IJBS realisieren möchten.
Die Mission der IJBS ist es, vor allem Jugendliche historisch und politisch so zu
bilden, wie es sich aus der Geschichte von Auschwitz und der Symbolik dieses
Ortes für die Welt ergibt: Menschenrechte zu achten, Rassismus, Antisemitis-
mus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen und Toleranz und Respekt für
Vielfalt zu fördern. Die Hauptthemen der Bildungsangebote sind nach wie vor
die Geschichte des Zweiten Weltkrieges, des Holocaust und im besonderen des
KZ Auschwitz. Sie setzen sich aber auch mit Fragen über die Welt, in der wir
heute leben, und ihrer Zukunft im Kontext von Auschwitz, dem Symbol für das
größte Verbrechen der Menschheit, auseinander. Die pädagogische Arbeit der
Mitarbeiter_innen der Bildungsabteilung besteht in der Betreuung von Studien-
gruppen und in der Konzeption und Durchführung von deutsch-polnischen und
internationalen Seminaren.
Die den Studiengruppen angebotenen Workshops als Programmbausteine bei
Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz werden sehr gut angenommen. Die Bil-
dungsreferent_innen führten mit 84 Gruppen Workshops im Rahmen des vom
Auswärtigen Amtes geförderten Projektes Auschwitz erinnern – Menschenrechte in unserer Welt durch.
Im Jahr 2012 fanden wieder zahlreiche internationale Seminare für Jugendliche
und Studierende zu verschiedenen thematischen Schwerpunkten statt, zum Bei spiel
das deutsch-polnisch-belarussische Seminar zur Multiperspektivität von Erinnerung.
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
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16 17
Im Sommer führte die ASF-Studienleiterin die drei traditionellen Gedenkstät-
tenfahrten nach Majdanek, Stutthof und Auschwitz für die zukünftigen ASF-
Freiwilligen durch. Das deutsch-polnische Seminar für Multiplikator_innen von
Gedenkstättenfahrten Gemeinsam statt Einsam, das als Kooperationsprojekt von der ASF und der IJBS durchgeführt wird, fand zum vierten Mal, aber zum ersten
Mal in Berlin statt.
Das von der Stiftung EVZ geförderte Bildungsprojekt Menschenrechte beginnen mit den Rechten von Kindern und Jugendlichen wurde mit der dritten Edition abge-schlossen. Für 2013 ist die Publikation des Konzeptes und ein Qualifizierungs-
und Vernetzungstreffen für polnische Bildungsexpert_innen aus den Feldern
Menschenrechtsbildung und Gedenkstättenpädagogik geplant.
2012 wurde die Zusammenarbeit mit dem Beit Ben Yehuda – Haus Pax in Jerusa-lem aufgenommen und erste Konzeptionen für deutsch-polnisch-israelische
Seminare erstellt. Das erste Seminar in Polen ist für 2014 geplant.
Im vergangenen Jahr sind drei enge Freunde und langjährige Partner der IJBS
verstorben, die Auschwitz-Überlebenden Kazimierz Smoleń, August Kowalczyk und Wilhelm Brasse, die sich viele Jahre lang mit Jugendlichen zu Gesprächen
in der IJBS getroffen haben.
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus
“ De r A g gr e s s i o n ge ge n d a s Fr e m d e k ann m an e n dl i c h f r e i e n L au f l a s s e n,
n a c h d e m e in e g lü c k l i c h e n t s o rg t e n a t i o n al e Ge s c hi c h t e d e r Id e a l i s i e r un g
d e s E i ge n e n ni c h t l än ge r im We g s t e h t .” ( Jürge n Habe r m a s)
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAGKR) bekam durch die Kollekte des Kirchentages von Dresden 2011 deutlichen Schwung, der im Jahr
2012 sehr wirksam wurde. So erstellte die BAG drei handliche Erläuterungen
für die Gemeinden und Multiplikator_innen zu Antisemitismus, Rassis mus und
Homo phobie. Christian Staffa wurde in Doppelfunktion als ASF-Geschäfts-
führer und Mitglied des Sprecher_innenrates der BAGKR in die Januar sitzung des Rates der EKD eingeladen. Ergebnis dieser Sitzung war dann die Erklärung
des Rates „Nächstenliebe verlangt Klarheit“ vom 8. Mai 2012. Nach dem Weg-
gang von Heike Kleffner und Christian Staffa sind beide weiter vom ASF-Vor-
stand gebeten worden, ASF in der BAGKR zu vertreten.
Sehr breite Zustimmung fand der Aufruf von ASF und der BAGKR mit promi-
nenten Erstunterzeichner_innen zu einer friedlichen Blockade aus christlichen
Motiven gegen den Neonaziaufmarsch im Februar in Dresden. Bei der Mitglie-
derversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft zeigte sich, wie dringlich die
Vernetzung der Aktivitäten gebraucht wird und wie wichtig auch die Unterstüt-
zung der EKD-Synode, des Ratsvorsitzenden und verschiedener Landeskirchen
für die Initiativen vor Ort ist.
So hat sich die EKD-Synode auch 2012 mit dem Thema Rechtsextremismus und
Kirche befasst und das Kirchenamt gebeten, in Kooperation mit der Bundesar-
beitsgemeinschaft die spezifischen kirchlichen Formen von Menschenfeindlich-
keit aus den bisherigen Untersuchungen zu erheben und gegebenenfalls Linien
einer dieser Zielgruppe gewidmeten Untersuchung zu erarbeiten.
Mit Prof. Dr. Aleida Assmann, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, RA
Yavuz Narin (Nebenklagevertreter der Angehörigen von Theodoris Boulgarides,
2005 vom NSU in München ermordet), Björn Mensing und Jürgen Müller Hoha-
gen und über 100 Teilnehmer_innen veranstaltete die BAGKR im November 2012
eine Tagung zu „Erinnerungsdiskursen und Menschenfeindlichkeit in Kirche
und Gesellschaft“, die sich aufmachte, die Traditionslinien von Menschenver-
achtung im kirchlichen Umfeld zu identi- fizieren. Durch den Nebenklagever-
treter RA Narin stand noch einmal deutlich die Frage nach institutionellem
Rassismus im Raum, wie auch die konkrete Frage nach der Rolle der Kirchen in
der Begleitung der Opfer der NSU-Anschläge.
Die BAGKR steht vor der Aufgabe, sich langfristig institutionell abzusichern
und in der Öffentlichkeit weiter präsent zu sein. Wir danken herzlich für die
Unterstützung der EKD und der jeweiligen Landeskirchen für ihre bisherige
Unterstützung.
OrganisationVorstand
Johannes Krautheim schied bei der Mitgliederversammlung im April 2012 in
Magdeburg aus. Auf den freien Platz rückte der Politologe Matteo Schürenberg
nach. Er war 2004 bis 2005 Freiwilliger in der jüdischen Gemeinde in Brüssel
und engagierte sich viele Jahre im Leitungskreis, in den Sommerlagern und als
Teamer bei ASF-Seminaren.
Jörn-Erik Gutheil trat im Dezember 2012 aus familiären Gründen von allen Pos-
ten zurück. Seine Stelle bleibt vakant bis zur Mitgliederversammlung im Mai 2013.
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
Die wertschätzenden Beiträge des Ratsvorsitzenden wie auch des Präses der
EKD-Synode beschrieben zum Abschied Christian Staffas klar und deutlich die
große Bedeutung der Arbeit von ASF für die EKD. Der Rat der EKD veröffent-
lichte zum 8. Mai eine sehr gelungene Erklärung zum Rechtsextremismus, deren
inhaltliche Ausrichtung sich auch dem Gespräch mit Christian Staffa vom 26.
Januar verdankte. Sie nimmt die selbstkritische Linie auf, die ASF mit anderen in
den letzten Jahren in dieser Sache empfohlen hat. Dem entspricht auch wieder
ein Beschluss der EKD-November-Synode, die den Rat mit einer Sichtung der Um-
fragen zu menschenfeindlichen Einstellungen von Kirchenmitgliedern beauftragt.
OKR Dr. Roger Mielke tritt die Nachfolge von Eberhard Pausch bei der EKD als
Referent für Fragen öffentlicher Verantwortung der Kirche an und ist damit zu-
ständig für evangelische Freiwilligendienste. Er nimmt an unseren Kuratoriums-
sitzungen teil, die einmal jährlich stattfinden. Dort betonte er die Wertschätzung
der EKD für ASF als Organisation, die durch die besondere Form der Freiwilligen-
dienste zu zivilgesellschaft- lichem und kirchlichen Engagement beiträgt.
Weitere Kooperationspartner_innen
Neben der Adolf Würth GmbH & Co. KG haben wir noch weitere Kooperationen durch Vermittlung der Ev. Landeskirche Westfalen mit westfälischen Unter-
nehmen realisieren können. Zwölf Auszubildende waren in einem für sie sehr
erfolgreichen Programm mit ASF in Israel.
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d sA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
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Die Kooperation mit der Stephanus-Stiftung entwickelt sich stabil. Am 22. Januar 2012 haben wir einen deutsch-polnischen Gottesdienst gefeiert und damit das
Jubiläumsjahr der Sommerlagerarbeit eröffnet.
Die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel fördern zwei Freiwilligenstellen, die Augustinum-Gruppe eine Freiwilligenstelle.
Die Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft (EVZ) ist für ASF ein wichtiger und produktiver Partner. Die von der EVZ geförderten ASF-Freiwilligen, die mit Überlebenden arbeiten, besuchten am Beginn und am Ende die Stiftung, um von
ihren Motiven für den Freiwilligendienst und ihren Erfahrungen zu berichten.
Im Jahr 2012 läuft die Förderung der Mercator-Stiftung aus. Dankenswerterweise ist eine neue Förderung für weitere zwei Jahre zugesagt.
Finanzielle Lage
Finanziell gehörte das zurückliegende Jahr leider nicht zu den erfolgreicheren
in der ASF-Geschichte. Einzelne Anträge, vor allem auf EU-Ebene, wurden nicht
bewilligt und konnten leider auch durch eine Erhöhung der Spendeneinnahmen
nicht ausgeglichen werden. Ebenso mussten wir Einbrüche bei einzelnen Kol-
lekten verzeichnen. Wir bleiben damit 128.000 EUR hinter unseren Erwartun-
gen zurück und müssen dieses Defizit durch Rücklagen ausgleichen.
Geschäftsstelle und Länderbüros
Es hat eine ganze Reihe von personellen Umbrüchen gegeben, die teilweise schon
skizziert wurden.
Die drei Referate Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit und Regionalarbeit wurden in der Kommunikationsabteilung zusammengefasst, um die Arbeit besser miteinan-der zu verzahnen. Für diese Koordination wurde ein Assistent eingestellt, Ben
Schaffer. Die Mittel für diese Stelle setzen sich aus der Reduzierung der Stelle
Öffentlichkeitsreferentin (von 39 auf 32 Stunden/Woche) und aus nicht mehr
besetzten studentischen Mitarbeiter_innen zusammen. Magdalena Scharf trat
im Regionalreferat die Nachfolge von Jens Pohl an, der in den Ruhestand ging.
Die Öffentlichkeitsreferentin Heike Kleffner verließ ASF, um sich Aufgaben im
Bereich der Aufklärung der NSU-Morde zu widmen. Für ihre Nachfolge konn-
ten wir Friederike Schmidt gewinnen.
Rainer Ohliger trat zum 1.05.2012 die Nachfolge von Christian Staffa als Ge-
schäftsführer an und schied zum Ende der Probezeit am 19.10.2012 wieder aus.
Jutta Weduwen, bis dahin stellvertretende Geschäftsführerin, übernahm die
kommissarische Geschäftsführung. Um ihre bisherigen Aufgaben im Projekt-
bereich Interkulturalität zu übernehmen, wurde mit 20 Stunden Kamila Zim-
mermann ein gestellt, die den Projektbereich Interkulturalität zuvor schon als
Projektmitarbeiterin bis Juni 2012 unterstützt hatte. Thomas Heldt, Freiwilligen-
Referent, übernahm die stellvertretende Geschäftsführung.
Unsere Landesbeauftragte in Frankreich, Ines Grau, bekam im Juli ein Kind und
wird durch den franzöischen Mitarbeiter Ludovic Fresse vertreten. Er war vor
einigen Jahren im Berliner Büro in einem einjährigen Programm tätig, das durch
das Deutsch-Französische-Jugendwerk, Arbeit beim Partner, finanziert wurde.
Im Sommer übernahm Mark McGuigan die Stelle des Landesbeauftragten in
den USA. Er war schon seit 2011 im Länderbüro in Philadelphia tätig und unter-
stützte die Fundraising- und Seminararbeit dort.
Katharina von Münster, bis Sommer 2011 Landesbeauftragte in Israel, zog in
die USA und unterstützt das Landesbüro in Fundraisingaktivitäten.
Urszula Sienczak ist nach einer halbjährigen Sabbat-Pause wieder als Landes-
beauftragte ins Länderbüro in Krakau zurück gekehrt.
Die Freiwilligenreferentin Andrea Koch reduzierte zum 1.8.2012 für die kommen-
den zwei Jahre ihre Stelle auf 23 Stunden. Claire Keruzec übernahm deshalb ei-
nen Teil ihrer bisherigen Aufgaben und ist für die Auswahl der Freiwilligen zu-
ständig.
Kosima Keller, Mitarbeiterin im Informationsbüro, verließ ASF zum 31.12.2012
und wurde durch Sigrid Wirrmann ersetzt.
Magdalena Schmukalla, Landesbeauftragte in London, wurde im Februar 2013
Mutter. Sie wird durch Daniel Lewis vertreten. Der ehemalige Freiwillige war in
den letzten Jahren als Honorarkraft im Londoner Büro beschäftigt.
Dies sind viele personelle Wechsel, aber sie sind produktiv verlaufen. Neue Per-
sonen bringen neue Ideen und neue Impulse, auch wenn natürlich Einarbeitungs-
zeiten Prozesse verlangsamen. Es zeigt sich aber, dass alle Kolleg_innen schnell
in ihre neuen Tätigkeiten finden konnten und sie die Arbeit durch neue Perspek-
tiven und Akzente bereichern.
Dank an unsere Unterstützerinnen und Unterstützer
An dieser Stelle wollen wir wieder allen, die unsere Arbeit unterstützt haben,
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), allen Projektpartner_innen und al-len Spender_innen sehr herzlich danken. Ein besonderer Dank gilt neben der
Staats kanzlei Sachsen-Anhalt und der regiocom GmbH auch den vielen Landes kirchen und Gemeinden, Stiftungen, dem Auswärtigen Amt, dem Bundes ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Bundes ministerium des Inneren und der EU-Kommission.
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d sA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t d e s Vo r s t an d s
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20 21A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – Ö f f e n t l i c h k e i t s ar b e i tA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – Ö f f e n t l i c h k e i t s ar b e i t
ASF-Öffentlich-keitsarbeit
He ik e K l e f f n e r
Fr i e d e r ik e S c hmi dt
Die Präsenz von ASF in regionalen und überregionalen Medien konnte auf dem
hohen Niveau des Vorjahres stabilisiert werden:
Die thematischen Schwerpunkte der Berichterstattung waren dabei wie folgt:
■ Der christliche Blockadepunkt gegen den Neonaziaufmarsch in Dresden und der
Protest gegen die Extremismusklausel /das Engagement gegen Rechtsextremismus
■ Berichte über zukünftige Freiwillige, die vor ihrer Ausreise Pat_innen suchen
■ Berichte über rückkehrende Freiwillige und Freiwillige in ihren Projekten
■ ASF-Sommerlager, insbesondere vor dem Hintergrund des 50. Jubiläums ihres
Bestehens
■ die ASF-Jahresversammlung in Magdeburg
■ Hearing „Schweigen und Verschweigen: NSU, Rassismus und das Schweigen
im Land“
Besonders erfreulich ist, dass es erstmals gelungen ist, die ASF-Jahresversamm-
lung in Magdeburg medial und in der Öffentlichkeit gut zu präsentieren. Mit
den Veranstaltungen zum 9. November in Dresden, zur Treitschkestraße in
Berlin und Berichten über aktuelle Freiwillige und Sommerlager war ASF regel-
mäßig in den Medien vertreten. Entscheidend für die mediale Präsenz von ASF
ist es, dass sich der Verein neben den Freiwilligendiensten mit Themen platziert,
etwa über Kampagnen, die öffentliche Aufmerksamkeit generieren.
Die ASF-eigenen Medien präsentieren sich nunmehr rundum im einheitlichen
Layout. Im vergangenen Jahr konnten der Relaunch aller Länderwebsites abge-
schlossen und neue Länderwebsites für Polen und Russland / Ukraine / Belarus
in Angriff genommen werden. Im Bereich der online-basierten Medien ist es uns
gelungen, den Facebook-Auftritt innerhalb des vergangenen Jahres weiter aus-
zubauen: die ASF-Facebook-Seite hat mittlerweile knapp 2000 „Freund_innen“;
die Website verzeichnet zwischen 400 und 600 Besucher_innen am Tag (14. –
16.000 im Monat). Der E-Newsletter erscheint seit Herbst monatlich und wur-
de bereits von rund 2.100 Menschen abonniert.
Aus finanziellen Gründen wurde das Zeichen je Ausgabe um 4.000 Exemplare reduziert und erscheint jetzt mit einer Auflage von ca. 9.00o Exemplaren.
Darüber hinaus hat das ASF-Öffentlichkeits-Referat 2012 auch die Online-Auftritte der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus www.bagkr.de, der
zweiten Kampagne gegen die Extremismusklausel www.demokratiebraucht uns.de
und des Bündnisses gegen das Schweigen www.buendnis-gegen-das-schwei-
gen.de konzipiert, umgesetzt und die Pflege der Websites betreut.
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22 K o lu mn e n z e i l e ( K ap i t e l b e s c hr e i b u n g) 23A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – Ö f f e n t l i c h k e i t s ar b e i t
Freiwilligenwerbung 2012
Um die Freiwilligendienste für 2012-2013 zu bewerben, ist ein ganzes Bündel an
Maßnahmen umgesetzt worden, darunter:
■ neue Freiwilligendienst-Werbeflyer in einer Gesamtauflage von 6.000 Stück
■ Versand von 4.000 Freiwilligendienst-Werbeflyern an Kirchengemeinden im
gesamten Bundesgebiet
■ Austausch-Anzeigenserie mit der Tageszeitung■ 100 Schülerzeitungen und 80 Studierendenzeitungen im gesamten Bundes-
gebiet mit Infotext und Kurzbericht beschickt
■ Die wichtigsten online-basierten allgemeinen Freiwilligendienstportale mit
aktualisierten ASF-Auftritten versehen
■ Aktuelle und ehemalige ASF-Freiwillige als Multiplikator_innen angemailt
sowie ab Oktober über Facebook mobilisiert, andere auf die Option des
ASF-Freiwilligendienstes hinzuweisen
■ Schulen und Jobcenter mit Freiwilligendienst-Werbeflyern beschickt
■ Bewerbungsinfos neu gestaltet und aktualisiert auf www.asf-ev.de
■ Bewerbungsinfos für das Deutschland-Programm aktualisiert
auf www.asf-ev.de
In diesem Jahr haben wir neben den drei Predigthilfen auch einen aufwändig
gestalteten Jubiläumsband zum 50-jährigen Jubiläum der Sommerlagerarbeit
veröffentlicht, der auch über das Jubiläum hinaus gut verkauft wurde. In der
ersten Jahreshälfte gaben wir die Neuauflage der „Präfamina“ von Peter von der
Osten-Sacken und Friedrich Dünsing heraus.
Zuletzt erschien im Oktober das Buch “Reconciling Lives – Geschichte bekam
plötz lich ein Gesicht“ von Alvin Gilens, welches von der Begegnung ASF-Frei-
williger mit Holocaust-Überlebenden erzählt. Dazu fand in Berlin zum Er schei-
nungstermin eine Buchpräsentation mit dem Autor, Förder_innen und gelade-
nen Gästen statt.
Im Rahmen des Jahresthemas der Sommerlager wurde der entsprechende Flyer
neben Deutsch auch auf Französisch und Englisch publiziert und verteilt. Die
Image-T-Shirts erhielten ebenfalls einen neuen Anstrich und werden besonders
von den jüngeren Freiwilligengenerationen begeistert getragen.
Anlässlich des 110. Geburtstages von Bischof Kurt Scharf unternahmen ASF und
die Evangelische Patmos-Gemeinde in Berlin-Steglitz erneut den Versuch, die Um-benennung der Treitschkestraße in Kurt-Scharf-Straße zu erreichen. Eine sehr
gut besuchte Podiumsdiskussion gab den unterschiedlichen Meinungen Raum.
Unter dem Titel „Gelebte Erinnerung – Erhaltet den neuen jüdischen Friedhof
in Dresden!“ veranstaltete ASF gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Dresden, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dresden und dem Kulturbüro Sachsen eine ganztägige Nachdenkveranstaltung anlässlich der Erinnerung an die Novemberpogrome 1938.
Der Kommunikationsbereich, bestehend aus den drei Referaten Fundraising, Regionalarbeit und Öffentlichkeitsarbeit, ist, auch durch die entstandene Stelle des Kommunikationsassistenten, enger miteinander verzahnt als bisher. So nah-
men die Fundraising- und Öffentlichkeitsreferentinnen beispielsweise am
Regionalgruppentreffen teil.
Im Öffentlichkeitsreferat fand 2012 ein Personalwechsel statt. Heike Kleffner
verließ ASF und nach einer mehrmonatigen Übergangszeit begann Friederike
Schmidt im September ihre Arbeit als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.
Gedenk verans talt ung am 9. November 2012 in Dre sden.
Ak t ion Sühne ze ichen be im Chr is topher St re e t Day 2012 in Berlin.
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24 25A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – P r o j e k t b e r e i c h In t e r k u l t u r a l i t ä tA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – P r o j e k t b e r e i c h In t e r k u l t u r a l i t ä t
Projektbereich InterkulturalitätJu t t a We duw e n un d K amil a Zimm e r m ann
Leider ging die strukturelle Förderung des Projektbereiches Interkulturalität 2012
stark zurück, da wichtige Anträge abgelehnt wurden. Im zweiten Halbjahr war
der Bereich nur mit zwölf Referentinnen-Stunden besetzt. Einige Projekte konn-
ten trotz der mangelnden Förderung realisiert werden:
In Kooperation mit dem Diakonischen Werk Berlin-Stadtmitte und der Jewish Agency beteiligte sich der Projektbereich Interkulturalität an einem deutsch-israelischen
Fachkräfteaustausch mit Sozialarbeiter_innen, die sich für die Integration von
Einwanderinnen und Einwanderer einsetzen. Eine besondere Dynamik bestand
darin, dass sich die deutsche Gruppe aus herkunftsdeutschen und migrantischen
Teilnehmenden zusammensetzte und daran Fragen geknüpft waren, wie die Aus-
einandersetzung mit der NS-Geschichte und der Zugang zu Israel in der Ein-
wanderungsgesellschaft geprägt werden.
Die von ASF entwickelten Führungen mit Kreuzberger Stadtteilmüttern „Auf den
Spuren von Verfolgung, Widerstand und Einwanderung“ konnten fortgeführt
werden und werden vom Kreuzberg-Museum angeboten.
Ne uk öl ln e r S t a dt t e i lmü t t e r au f d e n Sp ur e n d e r NS- Ge s c hi c h t e
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26 27A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – P r o j e k t b e r e i c h In t e r k u l t u r a l i t ä t
Mit Neuköllner Stadtteilmüttern fand eine zehnwöchige Seminarreihe „Stadt-
teilmütter auf den Spuren der Geschichte“ statt. Die Teilnehmerinnen setzten
sich mit der NS-Geschichte und der Diskriminierung von Minderheiten im Zwei-
ten Weltkrieg auseinander, unter anderem durch Besuche von Gedenk-Orten wie
dem Haus der Wannseekonferenz und dem Anne-Frank-Zentrum, durch Begeg-
nungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und durch die Erkundung der Ge-
schichte im eigenen Bezirk.
Die Broschüre „Unsere Geschichten – eure Geschichte?“ konnte in der dritten
Auflage neu gedruckt werden.
Der aus den Seminarreihen mit Stadtteilmüttern erstandene und Ende des Jahres
2011 neu aufgelegte Film „Es ist auch meine Geschichte“ wurde 2011 mit eng-
lischen, französischen und türkischen Untertiteln unterlegt. Der Film erfreute
sich großer Anerkennung und wurde auch 2012 an unterschiedlichen Orten öf-
fentlich präsentiert, unter anderem im Goethe-Institut in Islamabad, Pakistan.
Jutta Weduwen bereitete als Mitglied des Ökumenischen Vorbereitungsausschus-
ses die Interkulturelle Woche 2012 und 2013 mit vor. Darüber hinaus beteiligte
sie sich an der Gestaltung des EKD-Heftes zum „Tag der Menschenrechte 2012“
zum Thema „Schutz vor Rassismus“.
Mehrere Anträge, die für 2013 gestellt wurden, sind bewilligt worden (Bundes-ministerium des Innern, Glücksspirale, Europäischer Intergrationsfonds), inso fern ist die Arbeit des Projektbereiches Interkulturalität zumindest für 2013 abgesichert.
Die Schwerpunkte werden auf der künstlerischen und biografischen Arbeit mit
Jugendlichen und ihren Geschichten in sozialen Brennpunkten liegen.
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – D i e A SF-R e g i o n a l ar b e i t in D e u t s c h l an d
Die ASF-Regionalarbeitin DeutschlandMa gd al e n a S c h ar f
Im Regionalreferat fand 2012 ein Personalwechsel statt. Jens Pohl wurde im März
verabschiedet und Magdalena Scharf ist seit August 2012 Referentin für Regio-
nalarbeit. Die neu geschaffene Stelle der Kommunikationsassistenz wurde mit
Ben Schaffer besetzt. Aufgabe dieser im Regionalreferat angesiedelten Stelle ist
die Koordination der drei Referate Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit und Regio nal-arbeit zu einer Kommunikationsabteilung, um deren Arbeit miteinander zu ver-zahnen.
Ehrenamtliches Engagement
Gemeinsam mit ehrenamtlich für ASF engagierten ehemaligen Freiwilligen set-
zen wir uns ein für eine starke gesellschaftliche und politische Präsenz von
Aktion Sühnezeichen in einer interessierten Öffentlichkeit, bei Landeskirchen, Kirchengemeinden, ökumenischen Veranstaltungen, bei Bündnispartnerinnen
und -partnern und in der Politik. Angestrebt ist eine kontinuierliche Profil-
schärfung von ASF im Spannungsfeld zwischen Gründungsauftrag und gegen-
wärtigen Herausforderungen und Aufgaben. Dazu gehören insbesondere The-
men der politischen Bildung, etwa Veranstaltungen der Freundeskreise und
Regionalgruppen oder Schulbesuche mit Workshops gegen Antisemitismus,
Rassismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Auch
die Arbeit gegen Rechts extremismus (Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechts-extremismus/BAKR), die Erinnerungsarbeit sowie aktuelle gesellschaftliche und politische Ent wicklungen (Vielfalt/Diversity) standen im Zentrum der Arbeit
des Regional referates.
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28 29A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – D i e A SF-R e g i o n a l ar b e i t in D e u t s c h l an d
Regionalgruppen
Die zentrale Vernetzung, der inhaltliche Austausch sowie inhaltliche Fortbildun-
gen der bundesweit aktiven ehrenamtlichen Regionalgruppenmitglieder fan den
halbjährlich statt, im März 2012 in Berlin und im Oktober 2012 in Göttingen.
Themen waren die Koordination und Planung von Aktivitäten sowie inhalt liche
Fragen zu Erinnerungsarbeit und -kultur.
Engagement gegen Rechtsextremismus
Gemeinsam mit dem Öffentlichkeitsreferat sowie weiteren Initiativen, Organi-
sationen und Arbeitsgruppen unterstützte das Regionalreferat die Arbeit der
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus. Die BAGKR will mit ihrer Arbeit gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – Rassismus, Fremden-
feindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie, Feindschaft gegenüber Muslimen,
Etabliertenvor rechte, klassischer Sexismus, Abwertung von Menschen mit Be-
hinderungen, von Obdachlosen und von Langzeitarbeitslosen – innerhalb und
außerhalb der Kirchen benennen, ihnen konstruktiv entgegentreten und sie
überwinden.
Wie bereits in den Vorjahren rief ASF gemeinsam mit der BAGKR auch im Feb-
ruar 2012 zu friedlichen Blockaden gegen einen Neonaziaufmarsch in Dresden
anlässlich des Jahrestages des alliierten Bombardements der Stadt auf.
R e gi o n al gr up p e n s p r e c h e r_ inn e n-T r e f f e n, Gö t t in ge n, Ok t obe r 2012
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – D i e A SF-R e g i o n a l ar b e i t in D e u t s c h l an d
Im Jahr 2010 setzte sich ASF zum Ziel, bis Ende 2013 eintausend Vereinsmitglie-
der zu haben. Dank der Mitgliederwerbe-Kampagne unter dem Slogan „Mitten-
drin. Mitgestalten. Mitglied werden.“ konnten wir uns unserem Ziel nähern und
zählen aktuell 815 aktive Mitglieder – Tendenz steigend. Besonders unsere Be-
mühungen, junge ehemalige Freiwillige für eine Mitgliedschaft zu gewinnen,
waren erfolgreich.
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30 K o lu mn e n z e i l e ( K ap i t e l b e s c hr e i b u n g) 31A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
Berichte aus derFreiwilligenarbeit :Belarus / Belgien / Deutschland / Frankreich / Groß-
britannien / Israel / Niederlande / Norwegen / Polen /
Russland / Tschechische Republik / Ukraine / USA
D i e Be l g i e n-Fr e iw i l l i g e Dani e l a Ma dlun g be i e in e m ihr e r t ä gl i c h e n S c hi f f s -
be s u c h e im A n t w e r p e n e r Ha f e n mi t z w e i Be s a t z un g s mi t g l i e d e r n au s K ir iba t i.
Berichte aus derFreiwilligenarbeit :BelarusA n z h e l a Be l jak
Situation in Belarus
Belarus ist ein sehr sauberes Land. Sehr sauber sind die Straßen in Minsk, be-
sonders vor dem Präsidentenpalast, sehr sauber sollen auch die Gedanken der
Menschen sein, am liebsten wären da gar keine Gedanken, eine saubere Gesell-
schaft, in der alle die gleiche Meinung haben, die von oben kommt. Der „Batsko“
(Vater) soll zufrieden sein. Er „kümmert“ sich sehr um das Land. Er fährt durch
die Städte und jede Stadt, in der er vorbeikommt, soll neu gestrichen und die
Autobahn renoviert werden. Er kontrolliert alle Einkommen und Ausgaben. Man
kann in Belarus nicht mehr Geld verdienen, als erlaubt ist. Wer mehr bekommt,
erhält Besuch vom KGB und muss häufig hohe Strafen zahlen und zum Beispiel
seinen Laden schließen. Import ist nicht erwünscht, da alle Menschen die eigene
Wirtschaft unterstützen und belarussische Waren kaufen sollen. Belarus ist ein
Land in Europa, das die Werte der EU nicht anerkennt und versucht, sich unab-
hängig von allen zu zeigen. Es gibt keine Opposition mehr, keine andere, alter-
native Meinung.
Freiwilligenarbeit
Unter diesen Umständen ist es nicht einfach für unsere Partner, die von staat-
lichen Behörden regelmäßig geprüft und kontrolliert werden. Mit der Hilfe unse-
rer Freiwilligen versuchen wir, sie weiter zu unterstützen. Die drei Freiwilligen,
die ihren Dienst bis Ende August 2012 leisteten, waren sehr aktiv und haben viel
geschafft in Minsk. Sie hatten mehrere Projekte zu betreuen und mussten sich
ihre Arbeitszeit selbst einteilen. Um eine bessere Betreuung der Minsker Frei-
willigen zu gewährleisten, haben wir uns entschlossen, für die Freiwilligen vor
Ort eine feste Ansprechpartnerin zu haben. Irina Belanowicz, die für die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) tätig ist,trifft sich regelmäßig mit den Freiwilligen und hilft ihnen im Alltag. Sie unterstützt sie in vielen aktuellen
Fragen bei ihrer Arbeit, den Visa, ihrer Registrierung und Wohnsituation.
Die vier Freiwilligen, die seit September 2012 in Minsk sind, sind sehr engagiert
in ihren Projekten. Sie arbeiten in verschiedenen Projekten mit, unterstützen
das Kinderheim für Kinder mit Beeinträchtigungen, organisieren dort ein Som-
mer- und ein Winterlager und schenken den Kindern Freude im Alltag.
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32 33A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
Seminare und Sommerlager
Das erste Länderseminar für die gemeinsame Gruppe aus Belarus und der Ukra-
ine findet jedes Jahr Anfang Dezember in Minsk oder einer anderen Stadt in Bela-
rus statt. Dies ist abhängig von den Visa-Regelungen und der Registrierung, da die
Minsker Freiwilligen in den ersten drei Monaten das Land nicht verlassen sollen.
Die erste Begegnung im Land ist für die Gruppe von großer Bedeutung. Die Frei-
willigen tauschten ihre ersten Eindrücke aus, erzählten von der Arbeit und der
Wohnsituation und beschwerten sich über die russische Sprache, die nicht leicht
zu erlernen ist. Trotz des schwierigen Anfangs waren alle mit Land und Projekt
zufrieden.
Das Seminar nutzten wir, um mehr über Belarus zu erfahren. Die Teilnehmen-
den beschäftigten sich mit der Geschichte des Landes und erlebten beispiels-
weise eine Führung durch das Gelände des ehemaligen Minsker Gettos. Die
Freiwilligen diskutierten über die aktuelle politische Situation, über das Engage-
ment junger Menschen und die Bedeutung des Freiwilligendienstes in Belarus.
Am Ende des Seminars nahmen alle am Freiwilligenforum teil, einer Konfe-
renz für die Organisationen, die EVZ-geförderte Projekte in Belarus durchfüh-
ren mit dem Ziel, die Freiwilligenzahlen in Belarus zu erhöhen. Die ASF-Frei-
willigen stellten sich und ihre Projekte vor und nahmen an mehreren Workshops zu
verschiedenen Themen teil, etwa „Kommunikation zwischen den Generationen“,
„Psychodrama“ oder „Belarussische Tänze“.
2012 organisierten die Freiwilligen ein Sommerlager in Minsk unter dem Titel
„Licht durch das Fenster in die Wohnung lassen“. Die Aufgabe bestand darin,
bei Überlebenden Licht einzulassen durch Putzen von Fenstern und Wohnungen.
Eine kleine internationale Gruppe kümmerte sich so um zwölf Überlebende,
die alt und bedürftig sind. Viele Babuschki waren so dankbar für die Hilfe, dass
sie jedes Mal etwas Leckeres für die Gruppe kochten. Die Teilnehmenden hat-
ten die Möglichkeit, die belarussische Kultur besser kennenzulernen und inte-
ressante offene Gespräche mit Überlebenden zu führen. Die ersten zwei Tage
des Sommerlagers wurden komplett verbraucht für die nötige Registrierung, sonst
hätten die Teilnehmenden noch mehr geschafft. Dank unserer Partner vor Ort
war dies ein tolles Projekt, das auch 2013 unbedingt weitergeführt werden soll.
Anzahl Freiwillige gesamt weiblich männlich
März 2012 bis August 2012 3 3 0
September 2012 bis Februar 2013 4 2 2
D i e Be l ar u s- un d U k rain e-Fr e iw i l l i g e n d e r Ge n e ra t i o n 2012/2013 (v.l.n.r.:)
(vorde re Re ihe) Rebekka Schacht, Philip Se i f e r t, Johanne s He cke r,
Aaron He yde, di e A SF-L an d e sbe au f t ra g t e A nyh e l a Be l jak, (mi t t l e r e R e ih e :)
L e o ni e S o nn abe n d, L aura Mö c k e l, L e a Pl a t z b e c k e r, Ev a Hau d e, F l o r i an R i lk e ,
( hin t e r e R e ih e :) Ju l i a S c hn o r r e nbe rg, L in a Mül l e r, Joh ann a Bal s am
D i e Be l ar u s- un d U k rain e-Fr e iw i l l i g e n d e r Ge n e ra t i o n 201 1/2012
(v o rd e r e R e ih e , v.l.n.r.:) Mar i an Bl ok, K a t r in Cr e m e r s, K ai He lm s
( hin t e t e R e ih e , v.l.n.r.:) L e o ni e Baraba s-We i l, Mar i e A hl e r s, A n ge l a
St arowoj t ova, Johanna Günt t e r, di e A SF-L ande sbe auf t rag t e An zhe la
Be l jak, Nin a Na di g, Do minik a T r o nin a un d Joh ann a Me n z e m e r.
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34 35A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
Berichte aus derFreiwilligenarbeit :BelgienVe ra K o c k l e r
Situation im Land:
Auf emotionaler Ebene erregten 2012 das Busunglück in Sierre, Schweiz, bei dem
im März 28 Kinder starben und Königin Fabiolas „Steuertrick“ im Dezember
die belgischen Gemüter. Politisch war 2012 geprägt durch den weiterhin großen
Erfolg der f lämischen, rechten N-VA, Kürzungen im Staatshaushalt und den
Reformen im Bereich der Renten- und des Arbeitslosengeldes.
Auf europäischer Ebene verfolgten wir die Verhandlungen zum Nachfolgepro-
gramm von Jugend in Aktion mit großem Interesse. Es wird künftig YES – Youth, Education, Sport heißen, der European Voluntary Service (EVS) wird beibehalten und bekommt einen Mittelzuwachs. Außerdem wird die lange umkämpfte Struk-
turförderung der EU auch weiter bestehen.
Freiwilligenarbeit
Die Freiwilligengruppe 2011-2012 hat in ihrem zweiten halben Jahr an verschie-
denen Aktivitäten von ASF und Partner_innen teilgenommen. Höhepunkte waren
das Seminar im Juni, eine Führung durch das jüdische Antwerpen und das Pro-
jektpartner_innentreffen Mitte Mai 2012 auf dem Sportgelände der Deutschen See-manns mission im Hafen von Antwerpen.
Mit den Orientierungstagen im September begann das Freiwilligenjahr für die
Generation 2012-2013. Themen waren die Geschichte und komplexe Politik Bel-
giens sowie Erinnerung und der Umgang mit Geschichte. Das Wochenendsemi nar
im Dezember 2012 in Gent war zu großen Teilen der Reflexion über die ersten
Monate des Freiwilligendienstes und der biographischen Arbeit gewidmet. Im
Januar 2013 besuchte die Freiwilligen-Gruppe die Gedenkstätte Fort Breendonk.
Öffentlichkeitsarbeit
Die Länderbeauftragte nahm im Namen von ASF an den Eröffnungsveranstal-
tungen des Memorials und des neuen Museums der Kazerne Dossin teil. Am 24. Januar 2013 wurde die neue Ausstellung des Jüdischen Museums in Brüssel eröff-net. Die dritte Etage befasst sich mit den seit zehn Jahren gemeinsam veranstal-
teten Sommerlagern und der Geschichte von ASF.
Die Be lgi e n-Fre iw il l ige n de r Ge ne rat ion 2011/2012 be im A bs c h lu s s s e min ar
(v.l.n.r.): 1. R e ih e : Mar i e k e Sp e l l e r, S an dra Lüb c k e , Mar i e F l o r e n t in e Hol t e ,
Lui s a D r o z d z yn sk i, He nnin g T w i c k l e r, 2. R e ih e : L ara Be ur e r-K e l ln e r, Jak ob
K ai s e r, S arah Wa z in sk i, In e s Mr os e k v o n Gl i s c hin sk i, Mar k u s Be u c k e lm ann,
Mar in a Min c h au.
„Unsere Zusammenarbeit mit ASF hat vor fast vier Jahren begonnen. Nikolai, Benjamin, Myriell, Marieke und Jule – alle 18 Jahre alt oder ein klein wenig älter – haben beschlossen, ein Jahr lang das tägliche Leben und Arbeiten in einer Studien- und Forschungseinrichtung zum Zweiten Weltkrieg zu teilen und sich persönlich einzubringen. Mitgebracht haben sie ihren Enthusiasmus, ihre Fragen und ihren Durst zu verstehen.
Welche Bereicherung stellt doch dieser Kontakt mit den jungen Freiwilligen dar. Er bietet die Gelegenheit, sich mit ihnen kritisch über historische Ereignisse und Fragen des 21. Jahrhundert auszutauschen. Diese Art der Initiative ist fantastisch und wird bei uns sicher noch eine lange Zukunft haben!“
Isabelle Ponteville, CEGES (Zentrum für historische Forschung und Dokumentation von Krieg und zeitgenössischer Gesellschaft)
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36 37A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
Im Gemeindebrief der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Brüssels er-
schien ein Artikel über die Arbeit von ASF im internationalen Kontext, während
der Artikel in der f lämisch-jüdischen Zeitschrift Joods Actueel sich direkt auf die Arbeit in Belgien bezog.
Die neue Freiwilligengeneration 2012-13 arbeitet zusammen mit dem CEGES/
SOMA am gemeinsam organisierten Projekt Exil in Belgien weiter. Im Dezem ber fand ein erstes Seminar statt, in dem die Freiwilligen die Karteikarten der Son-
derfahndungsliste durchforschten. Bis Ende Mai 2013 werden ASF-Freiwillige
Biografien von politischen Flüchtlingen rekonstruieren, biografische Inter views
mit Angehörigen führen und über Erinnerungen und die Bedeutung von Flucht,
Migration und Exil damals und heute diskutieren.
Sonstiges
Der ASF-Belgien-Verein traf sich zu mehreren Sitzungen und wählte im Novem-
ber 2012 einen neuen Vorstand. Die Länderbeauftragte nahm an verschiedenen
Veranstaltungen der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) teil. Im Rahmen ihres Vorstandsmandats in der Association of Voluntary Service Organisa-tions (AVSO) übernahm sie die Einarbeitung und Begleitung des neuen Geschäfts-führers Simon Nichelson. Mit der gründlichen Renovierung des Bade zimmers
im September 2012 hat sich die Wohnsituation im Freiwilligenhaus in Antwer-
pen verbessert. Dies hatte sich lange hingezogen, ist jetzt aber endlich geschafft.
Anzahl Freiwillige gesamt weiblich männlich
März 2012 bis August 2012 11 8 3
September 2012 bis Februar 2013 11 9 2
März 2012 – August 2012
Projektbereiche Projekte
Sozial Benachteiligte
3 Freiwillige
Vrouwenhuis und Jongerenwerking des
PSC Antwerpen (Frauentages- und Jugend-
zentrum d. Protestantischen Sozialzentrums)
La Goudinière, Tournai (Heim für Kinder
und Jugendliche)
Deutsche Seemannsmission
Convivial, Brüssel (Organisation zur Unter-
stützung von Asylanten) > Kombinations-
projekt
Menschen mit Behinderungen
4 Freiwillige
Ark „De Moerbei“, Brügge (Lebensgemein-
schaft für Menschen mit Behinderung)
De Ark, Mortsel bei Antwerpen (Lebens ge-
meinschaft für Menschen mit Behinderung)
L‘Arche en Belgique, Brüssel (Lebensge-
meinschaft für Menschen mit Behinderung)
Monnikenheide, Zoersel bei Antwerpen
(Tageszentrum für Menschen mit
Behinderung)
Ältere Menschen, Überlebende
und ihre Nachkommen
1 Freiwillige_r
Service Social Juif, Brüssel
(Jüdischer Sozialdienst)
Historische und politische
Bildung
3 Freiwillige
Musée Juif de Belgique, Brüssel
(Jüdisches Museum)
Joods Museum van Deportatie en Verzet,
Mechelen (Jüdisches Museum zur Geschichte
des Nationalsozialismus in Belgien)
CEGES/SOMA, Brüssel (Forschungs- und
Dokumentationszentrum) > Kombina-
tionsprojekt
D i e Be l g i e n-Fr e iw i l l i g e n d e r Ge n e ra t i o n 2012/2013 n a c h ge m e in s am e m K l e t-
t e r n im Ho f d e s Wa t e r m an, v o n l ink s n a c h r e c h t s: v o r n e : Dani e l a Ma dlun g,
Sina Müll e r, 1. R e ihe s t e he nd: Ame li e Hor n, Cora Müll e r, Nora Sophie Conrad,
Ne r e a D i s c h e r, Mar l e n e He l lm ann, 2. R e ih e s t e h e n d: L a s z l o Bar r e n a Bar ra,
A d a Bi l jan, Ju l e W i t t gr e f e , Ma x We t z e l, Ve ra K o c k l e r
-
38 39A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i tA SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
September 2012 bis Februar 2013
Projektbereiche Projekte
Sozial Benachteiligte
5 Freiwillige
Vrouwenhuis des PSC Antwerpen
(Frauen tageszentrum des Protestantischen
Sozialzentrums)
La Goudinière, Tournai (Heim für Kinder
und Jugendliche)
Deutsche Seemannsmission
Convivial, Brüssel (Organisation zur
Unter stützung von Asylanten) > Kombi-
nationsprojekt
ADT Vierde Wereld België vzw (Verteidi-
gung der Rechte von Armen, Kinder-und
Jugendrechte, Mitarbeit in der Open-Air
Bibliothek für Kinder) > Kombinations-
projekt
Menschen mit Behinderungen
4 Freiwillige
Ark „De Moerbei“, Brügge (Lebensgemein-
schaft für Menschen mit Behinderung)
De Ark, Boechout bei Antwerpen
(Lebens gemeinschaft für Menschen mit
Behinderung)
L‘Arche en Belgique, Brüssel (Lebens-
gemeinschaft für Menschen mit Behinde-
rung) > Kombinationsprojekt
Monnikenheide, Zoersel bei Antwerpen
(Tageszentrum für Menschen mit Behin-
derung)
Ältere Menschen, Überlebende
und ihre Nachkommen
1 Freiwillige_r
Service Social Juif, Brüssel
(Jüdischer Sozialdienst)
Historische und politische
Bildung
3 Freiwillige
Musée Juif de Belgique, Brüssel
(Jüdisches Museum)
Kazerne Dossin – Gedenkstätte,
Museum und Dokumentationszentrum
Holocaust und Menschenrechte
(ehem. Joods Museum van Deportatie en
Verzet), Mechelen
CEGES/SOMA, Brüssel (Forschungs- und
Dokumentationszentrum) > Kombinati-
onsprojekt
Berichte aus derFreiwilligenarbeit :DeutschlandT h o m a s He l d t
In Zeiten wirtschaftlicher Krisen, drohender Entsolidarisierung und des wach-
senden Nationalismus in Europa steht unser Programm mit internationalen Frei-
willigen für Begegnung, Austausch und Solidarität. Die Fragen, auf welchen Er-
fahrungen unsere Gesellschaften gründen und welche Werte unsere Zukunft
prägen sollen, führen uns immer wieder zurück zu den Katastrophen und Trüm-
mern des 20. Jahrhunderts. Angesichts der aktuellen politischen und ökonomi-
schen Stärke Deutschlands braucht es in unserem Land Korrektive und die Stär-
kung von Empathie und interkultureller Kompetenz gegenüber den Nachbarn.
Das ASF-Programm in Deutschland schärft das historische und politische Ver-
ständnis, schult die Selbstreflexion und bringt Menschen mit vielfältigen sozia-
len, kulturellen und religiösen Hindergründen ins Gespräch. In diese Lernpro-
zesse sind Freiwillige, Projektpartnerinnen und -partner und Mitarbeitende von
ASF gemeinsam involviert.
Bis August 2012 leisteten 17 Freiwillige aus acht Ländern einen Dienst mit ASF
in Deutschland. Ein Freiwilliger beendete im März 2012 vorzeitig seinen Dienst.
Die Freiwilligen kamen aus Deutschland, Irland, Israel, Polen, aus der Russi-
schen Föderation, aus Tschechien, der Ukraine und den USA. Die Schwerpunkte
ihrer Arbeit lagen im Bereich der historischen und politischen Bildung und in
der Begleitung von Überlebenden der NS-Verfolgung. In Gedenkstätten und
Museen unterstützten sie unsere Partner bei der Begleitung von Besuchergrup-
pen, bei Archivrecherchen und in der Ausstellungsentwicklung. Sie pflegten
Kontakte zu ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen. Sie besuchten alte
Menschen zu Hause und unterstützen sie im Alltag.
Im September 2012 begann eine neue internationale Gruppe ihren Dienst mit
ASF in Deutschland. Es sind 18 Freiwillige aus neun Ländern. Erstmalig wurde
2012 eine Freiwillige in die Gedenkstätte Flossenbürg entsandt.
Leider mussten wir uns 2012 von einem langjährigen Partner verabschieden: Der
Jugendkeller Lichtenrade in Berlin stellte seine Arbeit aus finanziellen Grün den ein. Auf Vermittlung und mit Hilfe des Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrums in
der ufaFabrik konnten wir aber eine neue Kooperation mit dem Jugendkulturzen-trum Spirale in Berlin starten.
Der Freiwilligendienst in Deutschland wird begleitet von einem vierteiligen
Semi narprogramm. Auf dem Vorbereitungsseminar lernen die Freiwilligen sich
und ASF näher kennen und erhalten viele praktische Tipps für das Leben in
-
40 K o lu mn e n z e i l e ( K ap i t e l b e s c hr e i b u n g) 41A SF Ja hr e s b e r i c h t 2012 – B e r i c h t e au s d e r F r e iw i l l i g e n ar b e i t
Di e De ut s chland-Fre iw il l ige n de r Ge ne rat ion 2011/2012 auf de m Vorbe r e i t ungs-
s e min ar in Wün s d o r f im S e p t e mbe r 201 1: 1. R e ih e (v.l.n.r.:) De ni s Ts o y ( R F ),
Johanna Ble nde r (D), Ele na Pe t uhova (R F). 2. Re ihe v.l.n.r.: Shachar Roze n (IL),
L aur e n F lu ge r ( US A ), Ju l i a Har t z ( R F/D, Te am e r in), T h o m a s He l d t ( D, A SF ),
Tobia s Edling (D, A SF), Danii e la Pa shko (UK R ), Jana K a shut a (R F), Ana s t a s ia
Kataeva (R F). 3. Reihe v.l.n.r.: Vera Khorosheva (RF), Teresa Walch (USA),
D a n ie l Fa r r e l l ( I R ), L e e or Fi n k ( I L), Pe t r Hu m l (CZ ), P i a Rem mer s ( D),
K at a r z y n a St ud n ick a ( PL), A lën a Semer i ko va ( R F), Yae l Di nu r ( I L).
D i e Fr e iw i l l i g e n d e r Ge n e ra t i o n 2012/2013 im S e p t e mbe r 2012 au f d e m Vo r-
be r e i t ungs s e minar in Be r lin-K ar l shor s t : 1. R e ihe (v.l.n.r.): Gide on Unke l e s s
( US A ) Je l e n a Vuk ob ra t ( Bi H), Tamir Shn e i d e r ( I L), A l in e S e e l ( D), Dani e l
Hän dl e r ( I L), A n t o in e Bo e c k e r ( D). 2. R e ih e (v.l.n.r.): R e be c c a K an t o r ( US A ),
A nn a Ha ge m an (N L), A nn a Tara sk in a ( R F ), R e n a t a S a f in a ( R F ), Mi c h a e l a
Wol f ( D), Ta t i an a Pe t r e nk o ( U K R ), Ta t i an a Manyk in a ( R F ), L iuba Va s e r yn a
( BY ), K amil a S e rd e l sk a ( PL), T h e r e s a R o d e w al d ( D), Na t al i i a Bogo l iubsk ai a
( R F ), Lynn W il l i am s ( US A ), Ol iv i a Fe l dm an ( US A ).
Deutschland. Inhaltlicher Schwerpunkt ist der Austausch von Narrativen über
das 20. Jahrhundert in ihren Herkunftsländern und Familien. Im Dezember
findet eine erste Auswertung statt, verbunden mit einer Einführung ins biogra-
fische Arbeiten und einem Workshop in der Bildungs- und Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Im Frühjahr bietet ASF den Freiwilligen eine Gedenk-stättenfahrt nach Auschwitz und Krakau an. Die Begegnung mit dem Ort Ausch-
witz in einer internationalen Gruppe ist für unsere Freiwilligen immer wieder
bewegend und vielschichtig. Auf einem Abschlussseminar am Ende der Dienst-
zeit werden Fragen aus den letzten Seminaren aufgegriffen und die Gruppe ge-
staltet einen gemeinsamen Abschied.
Das Interesse an einem ASF-Dienst in Deutschland ist vor allem in Osteuropa
(Belarus, Russland und Ukraine) und Israel hoch. Darüber hinaus gibt es sehr
viele unspezifische Anfragen über das EU-Programm Europäischer Freiwilligen-dienst (EFD / EVS). Eine für alle Beteiligten gut passende Besetzung der Stel len ist trotzdem immer neu eine Herausforderung für uns. Wir suchen Menschen, die
sich für die spezifischen Projekte mit ASF in Deutschland interessieren und die
für einen Dienst und den Austausch in einer internationalen Gruppe motiviert sind.
Aktuell werden vier Stellen in Deutschland vom EU-Programm EFD / EVS geför-
dert. Zwei Freiwillige aus Israel vertreten ASF im Programm Kom-Mit-Nadev. Zur Finanzierung der Freiwilligenarbeit tragen die Patinnen und Paten der Frei-
willigen und die Partnerinnen und Partner in den Einsatzstellen wesentlich bei.
Seit Jahren unterstützt die Nordkirche unsere Arbeit in Hamburg. Die Lars-Day-Stiftung fördert unsere Seminararbeit. Für alle diese Beiträge sind wir sehr dankbar und auch in Zukunft auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Anzahl Freiwillige gesamt weiblich männlich
März 2012 bis August 2012 18 (17) 13 5 (4)
September 2012 bis Februar 2013 18 15 3
„Viele, viele Jahre lang haben die Überlebenden ihre Geschichte niemandem erzählt. Sie wollten nicht erinnert werden, hatten kein Bedürfnis zu reden oder Angst davor. Eines Tages aber er-zählen sie ihre traurige Geschichte. Ich habe in meinem Frei-willigenjahr erkannt, d
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