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Post on 05-Apr-2015
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Lernen und Kompetenzen erhalten
Wie ältere Beschäftigte ihre Arbeitsfähigkeit bewahren (können)
Christine SchwarzerAbteilung für Weiterbildung und Beratung
C. Schwarzer
Gliederung
• Was ist Alter(n)?
• Welche Auswirkungen hat es auf das Lernen?
• Welche Konsequenzen lassen sich daraus für das Lernen über die Lebensspanne ziehen?
C. Schwarzer
Lebenstreppe
C. Schwarzer
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!
C. Schwarzer
Altersdefinitionen
• Chronologisches Alter
• Biologisches Alter
• Psychologisches Alter
• Soziales Alter
C. Schwarzer
Grundannahmen zur Entwicklung
BALTES et al. (1980) nennen 3 miteinander interagierende Systeme:
• Normativ-altersbezogene Einflüsse
• Normativ-historische Einflüsse
• Non-normative Einflüsse
C. Schwarzer
Abbau-Kurve der Intelligenz - altes Forschungsparadigma
30
40
50
60
20 30 40 50 60 70 80
I NTEL L I GENZ
ALTER
Durchschnittsalter bei einem amerikanischen Intelligenztest in Beziehung zum Lebensalter (Quelle: Lehr, 2003, 51)
C. Schwarzer Vorurteile (Palmore, 1988)
Wenn das letzte Kind das Haus verlässt, erleben es die meisten Eltern als ernstes Problem, sich dieser Situation anzupassen.
Die Mehrheit der alten Menschen ist sozial isoliert und einsam.
Die Mehrheit älterer Menschen fühlt sich elend.
Psychotherapien haben wenig Erfolg bei alten Menschen.
Die Mehrzahl alter Menschen hat kein Interesse an Sexualität.
Das Vorkommen von ernsten geistigen/seelischen Erkrankungen (wie Depressionen) nimmt mit dem Alter zu.
Mindestens 10% der alten Menschen leben in Institutionen.
NeinJaBeispiele aus 36 Fragen
C. Schwarzer
Pragmatik und Mechanik der Intelligenz
Pragmatik
Mechanik
ca. 25 Jahre ca. 70 Jahre
Intelligenz als kulturgebun-denes Wissen
Intelligenz als Basisprozess der Informations-verarbeitung
LEISTUNG
Entwicklungsverläufe der fluiden und kristallinen Intelligenz (Quelle: Baltes, 1990, 5)
C. Schwarzer
Sieben Thesen über das Wesen des Alters (Baltes, 1989)
1. Der Alternsverlauf ist von Person zu Person höchst unterschiedlich
2. Es ist wichtig, zwischen normalen, optimalen und kranken Altern zu unterscheiden
3. Es gibt im Alter ein beträchtliches, unausgeschöpftes Potential
4. Es gibt einen altersbedingten Verlust in der kognitiven Mechanik der Intelligenz
5. Es gibt altersbedingte Entwicklungs- und Kompensationsmöglichkeiten in der Pragmatik der Intelligenz (Wissen und Kultur)
6. Mit fortschreitendem Alter wird die Bilanz von Entwicklungsgewinnen und –verlusten zunehmend negativ
7. Das Selbstbild bleibt auch im hohen Alter intakt
C. Schwarzer
Fähigkeiten mit altersbezogener Abnahme:• Sensorische Leistungen des Sehens und Hörens• Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung• Kapazität und Genauigkeit des Arbeitsgedächtnisses
Fähigkeiten mit altersbezogener Zunahme:• Schnelleres und besseres Urteilsvermögen• Handlungsbezogene Wahrnehmung von Situationen • Automatisierung von Urteils-/ Handlungsprozessen• Kommunikationsfähigkeiten• Fähigkeit zur Selbststeuerung• Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit
C. Schwarzer
U. Lehr (2004) führt folgende relevante Aspekte auf, die die Lernfähigkeit im Erwachsenenalter beschreiben:
• Ältere lernen bei sinnlosem Material schlechter, bei sinnvollem Material sind sie Lernleistungen mit denen der Jüngeren vergleichbar
• Älteren fehlt es oft an gewisser Lerntechnik („Kodierungsschwäche“), die aber behoben werden kann
• Zu schnell gebotener Lernstoff behindert Ältere mehr als Jüngere• Der Übungsgewinn bei einzelnen Aufgabenwiederholungen ist
bei Älteren und Jüngeren gleich; Jüngere haben höhere Ausgangsbasis, Ältere brauchen mehr Wiederholungen um gleichen Stand erlangen.
• Eine schlechte Lernleistung bei Älteren ist meist nicht ein Zeichen nachlassender Lernleistung sondern oftmals von Unsicherheit, die einer Reproduktion des Gelernten im Wege steht
C. Schwarzer
U. Lehr (2004) führt folgende relevante Aspekte auf, die die Lernfähigkeit im Erwachsenenalter beschreiben:
• Bei übersichtlich gegliederten Lernstoff lernen Ältere leichter, wenn der Komplexitätsgrad geringer ist
• Der Lernprozess bei Älteren ist störanfälliger als der bei Jüngeren
• Lernen in Teilen begünstigt Jüngere, Lernen im Ganzen begünstigt Ältere
• Der Begabungsfaktor spielt eher als der Altersfaktor eine Rolle• Der Übungsfaktor während des gesamten Erwachsenenalters
hat eine große Bedeutung• Der Gesundheitsfaktor spielt ebenso eine große Rolle• Besonders starken Einfluss haben zudem Lernaktivität und
motivationale Aspekte, also die innere Bereitschaft, den Stoff aufzunehmen
C. Schwarzer
Auswirkungen der Alterstruktur auf Lerninhalte und Lernformen
Implizites Lernen: Lernen passiert praktisch „nebenbei“
Ältere sind gleich auf
Explizites Lernen: Ziel einer Aktivität ist das Lernen (Schule, Kurs,...)
Jüngere sind im Vorteil
C. Schwarzer
BEOBACHTUNG KONSEQUENZ
Ältere lernen besser bei Einsichtigwerden des Sinnzusammenhangs
Bezug zum Thema, zum Alltagswissen, zu den Erfahrungen herstellen
Verständliche und nachvollziehbare Darbietung des Inhalts
Fallbeispiele zur Vermittlung zwischen abstrakten Lerninhalten und konkreten Erfahrungen verwenden
Missverständnisse können dadurch entstehen, dass Begriffe und Situationen aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen anders verstanden werden
Begriffe erklärenAngemessene Sprachweise des TrainersBei Unsicherheit nachfragenTrainer sollte sein eigenes Verständnis reflektieren
Älteren fehlt es oft an einer gewissen Lerntechnik
Lernen in kleinen Schritten, mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad, mit geringem Komplexitätsgrad
Kontrolle, dass das bisher gelernte „sitzt“Ausgiebiges Einüben und den Bezug zum Ganzen herstellen
C. Schwarzer
BEOBACHTUNG KONSEQUENZ
Zu schnell und einseitig gebotener Lernstoff behindert Ältere
Langsam und deutlich sprechenAusreichend Wiederholungen einbauenDie TN sollten ihr Arbeitstempo selbst festlegenVisualisierung ausreichend großAuf den „Letzten“ wartenMethodenwechsel
Lernprobleme oft durch Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen
Schriftliches Lernmaterial verwendenÜbungsaufgaben nicht zu früh verwenden (Frust, wenn es noch nicht klappt)
Lernfortschritte und Aktivitätsgrad der TN hängen zusammen
Erwartungsgespräche zu Beginn der Veranstaltung und zwischendurch
Abstimmung zwischen Kurszielen und Fähigkeiten der TN
Nicht jeder TN lernt über den gleichen Wahrnehmungskanal
Inhalte über verschiedene Wahrnehmungskanäle anbieten
Medienwechsel
C. Schwarzer
Art der Informationsaufnahme
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90
Hören
Sehen
Lesen
Hören + Sehen
Dokumentation
Selbst erarbeiten
• Gelernt wird das, was gelehrt wird!• Gelernt wird nicht immer das, was gelehrt wurde!• Gelernt wird auch, wenn nicht gelehrt wird!• Gelernt wird, was subjektiv bedeutsam ist!• Gelernt wird, was selbst erfahren wird!
C. Schwarzer
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5
10
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20
25
30
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40
19-3435-4950-64
Auswirkungen der Alterstruktur auf Lerninhalte und –formenBeteiligung der Altersgruppen an beruflicher Weiterbildung
C. Schwarzer
• Teilnahme und Nichtteilnahme hängen vom Ausmaß der Befrie-digung primärer und sekundärer Bedürfnisse und dem Einfluss positiver und negativer Kräfte ab.
• Die Teilnahmewahrscheinlichkeit wächst, wenn zwischen dem Selbstbild der Lernenden sowie Art und Umfeld des Weiter-bildungsangebotes Kongruenz besteht („Kongruenz-These“)
• Die Teilnahmemotivation ergibt sich aus der Interaktion von Erwartungen und der Summe der positiven und negativen Werte, die ein Individuum den Lernaktivitäten zuschreibt („Kraft-Feld-These“).
• Die Entscheidung zur Teilnahme fällt häufig mit Wechseln in Lebenssituationen zusammen („Lebensübergänge-These“).
• Das Teilnahmeverhalten ist abhängig davon, inwieweit es mit dem Verhalten der jeweiligen sozialen und kulturellen Referenz-gruppe übereinstimmt („Referenzgruppen-These“).
• Teilnahme an Weiterbildung korrespondiert mit der Teilnahme am sozialen Leben überhaupt („soziale Partizipation“).
C. Schwarzer
Selektive Optimierung mit Kompensation (SOK-Modell)Ein psychologisches Modell erfolgreichen Alterns(Baltes & Baltes, 1990)
Entwicklung und Altern als Spezialisierung (Kanalisierung)
Verlust an biologischen Entwicklungs- und Kapazitätsreserven
Altersspezifische Entwicklungsmöglich-keiten (Kultur des Alters)
Optimierung
Selektion
Kompensation
Eingeschränktes, aber selbstwirksames Leben
Vorbedingungen Prozesse Ergebnisse
C. Schwarzer
leicht mittel schwierig
Erf
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niedrig
hoch
Aufgabenschwierigkeit
MOTIVATION
Anreiz
C. Schwarzer Berufliche Leistung und Alter:Variabilität der Leistungsentwicklung bei älteren Mitarbeitern und Einflussfaktoren
C. Schwarzer Berufliche Leistung und Alter: Aufgabentypen mit unterschiedlicher Beziehung zwischen Alter und Leistung
C. Schwarzer
Im ganzen Land gilt:Frauen werden älter als Männer. Sie sind genetisch im Vorteil und achten mehr auf ihre Gesundheit.
In NRW, Bremen und im Saarland sterben die Männer relativ früh: Als sie jung waren, schufteten viele in der Schwerindustrie. Heute gibt es dort weniger Jobs – und die Gesunden ziehen öfter weg als die Kranken.
In Mecklenburg-Vorpommern sterben
die Männer so früh wie nirgends sonst im Land.
Hier ist die Arbeitslosigkeit sehr
hoch. Und Arbeitslose haben eine kürzere
Lebenserwartung
Die Frauen im Osten leben inzwischen
genauso lange wie die im Westen. Die Männer machen Sorgen: Sie
fahren zu schnell Auto, rauchen und trinken
mehr.
Im relativ vermögenden Süden wird man alt.
Reiche leben länger. Sie wissen mehr über
Vorsorge, treiben Sport, ernähren sich gesünder.
C. Schwarzer
Gutes Führungsverhalten und gute Arbeit von Vorgesetzten ist der einzig hochsignifikante Faktor, für den eine Verbesserung der Arbeitsfähigkeit zwischen dem 51. und 52. Lebensjahr nachgewiesen wurde.(Ilmarinen & Tempel, 2002)
C. Schwarzer Zwei Typen gesellschaftlicher Lebenslaufstruktur
(Baltes & Montada, 1996)
alt
mittel
jung
Alter alters-differenziert
Freizeit
Arbeit
Bildung
alters-integriert
Fre
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C. Schwarzer Nutzung der Stärken älterer Mitarbeiter in der Zusammenarbeit mit Jüngeren
C. SchwarzerNutzung der Stärken älterer Mitarbeiter in der Zusammenarbeit mit Jüngeren: Beispiel Aufgabenorientierter Informationsaustausch
Nutzung des vorhandenen Arbeits- und Erfahrungswissens der Mitarbeiter
Zusammensetzung der Gruppe aus Mitarbeitern mit unterschiedlicher Berufserfahrung und Qualifikation
Gruppenarbeit wird als kooperativer Problemlöseprozess gestaltet, der durch einen Moderator gesteuert wird
Nutzung der Verbesserung und Dokumentationen für die:
• Veränderung von Arbeitsplätzen
• Qualifizierung am Arbeitsplatz (z.B. Einweisung neuer Mitarbeiter)
• Individuelle Entwicklungsplanung
C. Schwarzer
Empfehlungen zur BildungEmpfehlung der Expertenkommission „Ziele in der Altenpolitik“ (2007)
• Förderung einer differenzierten Sicht von Alter und Altern
• Chancengleichheit in Bezug auf Bildung schaffen und Ungleichheiten im Bildungssystem abbauen
• Weiterer Ausbau der Grundversorgung mit Angeboten allgemeiner, politischer und kultureller Weiterbildung
• Öffnung und Erweiterung von Bildungsangeboten• Ausbau betrieblicher Weiterbildung
C. Schwarzer
• Ausbau gesundheitsbezogener Bildungsaktivitäten• Ausbau der Angebote zur Förderung der körper-
lichen, der kognitiven und der alltagspraktischen Kompetenz
• Vernetzung bestehender Angebote und Nutzung von Selbstorganisationspotenzialen
• Ausbau von Angeboten für Menschen mit lebens-langer Behinderung
• Notwendigkeit eines systematischen internationalen Vergleichs von Bildungsaktivitäten
Empfehlungen zur BildungEmpfehlung der Expertenkommission „Ziele in der Altenpolitik“ (2007)
C. Schwarzer
Christine Schwarzer
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
C. Schwarzer
„Radiometer“ – ein Unternehmen, das Ausbildung in seine tägliche Produktionsplanung integriert
Management und Arbeitnehmer des dänischen Medizintechnik-Unternehmens Radiometer haben gemeinsam ein innovatives Lernkonzept genehmigt:
• Die „Job-2-Idee“: Jeder Beschäftigte erhält die Möglichkeit, sich für eine Tätigkeit in einer anderen Abteilung des Unternehmens zu qualifizieren (auch durch formales und informelles Lernen). Dies verhilft dem Unternehmen zu flexibleren Arbeitskräften, deren Produktionskapazität es stetig nutzen kann. Andererseits erhält der Beschäftigte einen sicheren Arbeitsplatz. Dies erhöht generell die Bereitschaft zur Ausbildung und vermittelt den einzelnen Beschäftigten mehr Selbstvertrauen.
C. Schwarzer
• In enger Zusammenarbeit mit einem lokalen Zentrum für Erwachsenenbildung bietet das Unternehmen den Beschäftigten Lese- und Schreibkurse, Sprachkurse und IKT-Kurse an. Die Lese- und Schreibkurse in Dänisch finden während der Arbeitsstunden statt, für die Kurse in den Fremdsprachen dagegen gilt eine 50/50- Regelung (zu gleichen Teilen während der Arbeitszeit und in der Freizeit).
• Die IKT-Kompetenzen wurden durch eine „Heim-PC Vereinbarung“ intensiviert; dabei erhalten die Beschäftigten einen Steuernachlass für einen zu Hause zu nutzenden PC, wenn sie bereit sind, diesen für die Teilnahme an einem Fernkurs zu verwenden.
„Radiometer“ – ein Unternehmen, das Ausbildung in seine tägliche Produktionsplanung integriert
C. Schwarzer
Hierbei wird jedes Jahr mit den einzelnen Beschäftigten ihre berufliche und persönliche Entwicklung erörtert. Fast alle Arbeiter beteiligen sich an formaler Bildung und Ausbildung (durchschnittlich 5 Tage im Jahr). 95% der Arbeiter schrieben sich für das Heim-PC Programm ein und verpflichteten sich zu 100 Stunden IKT Ausbildung, in erster Linie zu Hause. Die Zusammenarbeit auf allen Unternehmensebenen führt nicht nur zu mehr Ausbildung, sondern auch zu mehr Flexibilität, Motivation und einer „ganzheitlichen“ Sicht der Personalentwicklung. Alle Manager müssen die – positive und negative – Auswirkung des Ausbildungsansatzes auf die Arbeit akzeptieren und Verständnis dafür zeigen, da die Bereitschaft der Beschäftigten zur Teilnahme an der Ausbildung entscheidend von ihnen abhängt.(Dänemark)
„Radiometer“ – ein Unternehmen, das Ausbildung in seine tägliche Produktionsplanung integriert
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