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MO 14.4. 2014 | 20.00 UHR EVANGELISCHE KIRCHE EICHSTETTEN
DI 15.4. 2014 | 20.00 UHR LUTHERKIRCHE FREIBURG
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
J.S. BACH
JOHANNES PASSION ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Kammerchor, Barockorchester und Solisten der Hochschule für Musik Freiburg
Morten Schuldt-Jensen Leitung
Johann Sebastian Bach:
Johannes-Passion BWV 245, erste Fassung (1724)
Leipzig, der 11. April 1721, vor der Thomaskirche.
Es ist Karfreitag, und trotz guter Predigt und herrlichem Wetter hat
Ratsherr Gottfried Lange Bauchschmerzen. Seit ein paar Jahren
muss er mitansehen, wie seine Leipziger Bürger am Karfreitag
kaum noch die Gottesdienste der großen städtischen Kirchen besu-
chen, sondern in die Neue Kirche strömen. Er wendet sich an das
Konsistorium, die kirchliche Aufsichtsbehörde der Stadt. Kann
man hier für die Thomas- und Nicolaikirche nicht auch genehmi-
gen, was dort so erfolgreich die Menschen bewegt? Leipzig hält
noch für den Frühgottesdienst an einer vierstimmigen Chor-
gesangbuch-Version von 1682 fest; in anderen Städten kennt man
schon länger diese moderneren Passionen: neu, musikalisch auf-
wendig, ein wenig gewagt, nicht ohne einen gewissen weltlichen
Charme – und vielen viel zu opernhaft: Leipzigs Kirchenobere miss-
trauten bisher musikalische Pracht und wollten kein Theater vor
dem Altar. Doch sie machen den Weg frei; allerdings darf kein neu
gedichteter Passionstext verwendet werden (wie z.B. der bereits
beliebte »Der für die Sünde der Welt Gemarterte und Sterbende
Jesus« von Barthold Heinrich Brockes); man müsse beim Wortlaut
des Evangeliums bleiben. Ein paar abweichende zusätzliche Chorä-
le, Arien und Instrumentalsätze seien aber durchaus genehm.
Bisher hatte man in der Thomaskirche beim Vespergottesdienst
entweder die 23 Strophen des Liedes »O Mensch bewein dein Sünde
groß« oder die 24 von »Jesu Leiden, Pein und Tod« gesungen. Als
erste Ausnahme wurde nun Johann Kuhnaus Markus-Passion ge-
nehmigt.
Zwei Jahre später: Der neue Thomaskantor ist noch frisch im Amt;
und obwohl er gerade in dieser ersten Zeit ein heute kaum nach-
vollziehbares Pensum zu bewältigen hatte (Schulunterricht
inklusive Maßregelung, Organisation der Kirchenmusik in der ge-
samten Stadt, dazu die große eigene Familie etc.), lädt sich Johann
Sebastian Bach freiwillig noch mehr auf, denn er kann die Gunst
der Stunde nutzen: Der Vespergottesdienst am Karfreitag, dem
höchsten kirchlichen Feiertag, ist in kürzester Zeit auch zum größ-
ten Musikereignis des Jahres geworden. Die Menschen strömen
zuhauf in den Gottesdienst, der trotz einstündiger Predigt ganz im
Zeichen der Passionsmusik steht. Wo, wenn nicht hier, kann Bach
der Öffentlichkeit zeigen, was er kann und will? Dabei kommt ihm
die Fastenzeit zugute. In ihr durfte (bis auf eine kleine Ausnahme
an Mariae Verkündigung) keine Figuralmusik erklingen; statt die-
ser komplex gebauten und verzierten Musik waren nur schlichte
Kirchenliedkompositionen erwünscht. Damit ist Bach für diese
Zeit von der wöchentlichen Pflicht zur Kantatenkomposition be-
freit. Wahrscheinlich entsteht in diesen sechs Wochen seine
Johannes-Passion.
Während Bach für seine Matthäuspassion ein von Picander gefer-
tigtes Libretto übernahm, besteht die Johannespassion aus einer
Kompilation von Textelementen unterschiedlicher Herkunft, an
der der Komponist vermutlich selbst beteiligt war. Hauptquelle der
Zusammenstellung ist der von Luther übersetzte Passionsbericht
nach Johannes. Er bildet sowohl die Grundlage für die Rezitative
des Evangelisten, der die Handlung berichtet, als auch für die Tur-
ba-Chöre der oftmals wütenden und höhnenden Menge. Dazu
kommen an einzelnen Stellen Interpolationen aus dem Matthäus-
evangelium.
Die Arien, Ariosi und Choräle, die die Handlung betrachtend re-
flektieren, basieren dagegen auf Umarbeitungen von Texten
besonders von B.H. Brockes, aber auch von Ch. Weise und Ch.H.
Postel. Traditionell fällt den Chorälen die Identifikationsfunktion
der Hörer mit dem Passionsgeschehen zu. Möglicherweise wurden
sie im Gottesdienst von der Gemeinde mitgesungen. Der interpre-
tierende Chor hat also eine Doppelrolle: zum einen spricht er für
die Gemeinde und verkörpert die Rolle der Zuhörer. Zum anderen
übernimmt er die Rolle der Juden, z.B. der Volksmenge. Außerdem
tritt der Chor in zwei Zeitdimensionen auf. Die eine Zeitdimension
ist die Gegenwart der Aufführung, die andere ist ein Blick zurück in
die Zeit des erzählten Geschehens als eine Art Berichterstattung.
Der wörtliche Bibeltext aus dem Johannesevangelium enthält trotz
der freien Einschübe den Hauptanteil der Passionsaussage. Johan-
nes beschrieb als letzter der vier Evangelisten erst im zeitlichen
Abstand von mindestens 60 Jahren zum historischen Geschehen
die Leidensgeschichte Jesu in neuer Betrachtungsweise. Sein zent-
rales Anliegen ist die Herrlichkeit Gottes, die in Jesu Leiden am
Kreuz offenbar wird. Jesus bleibt aus Johannes' Sicht immer Herr
des Geschehens. Er wahrt auch in den demütigendsten Situationen
Haltung. So verzichtet Johannes sowohl auf die detaillierte Schilde-
rung der Kreuzigung als auch auf die Beschreibung der Verzweif-
lung Jesu im Garten Gethsemane. »Blut« und »Wasser« fließen aus
seinem Körper als Symbol für Abendmahl und Taufe. Damit zielt
Johannes auf die Apotheose, auf Christi Erhöhung in der Erniedri-
gung. Bei ihm stirbt Jesus nicht, wie von den anderen Evangelisten
überliefert, mit den Worten »Mein Gott, warum hast du mich ver-
lassen!«, sondern mit »Es ist vollbracht«. Diese königliche Haltung
spiegelt sich auch in Jesu Verhalten gegenüber anderen Personen
wider, was wiederum eine stärker dramatische und weniger ly-
risch-kontemplative Interpretation erfordert. Die Johannespassion
zeigt die Geschichte des Neulesens und Querdenkens Jesu gegen-
über einem selbstzufriedenen Formalismus und einer Machtgier
der Hohenpriester und Pharisäer, nicht den Krieg zwischen Juden
und Nicht-Juden, zumal alle Agierenden bis auf Pilatus Juden sind.
Der Römer versucht gewissenhaft, offene Fragen zu klären, schei-
tert aber letztlich am Zwiespalt zwischen seinem Gewissen und
dem politischen Druck der Hohepriester unter Kaifas.
In der musikalischen Umsetzung könnte man sich einen alles ver-
zeihenden, alle liebenden Gott vorstellen. Der Evangelist würde in
diesem Fall seine Geschichte mit vielen Verzierungen süßlich ge-
stalten. Bei Bach hingegen findet sich eine schnörkellose musika-
lische Sprache, die jedoch auch sehr lautmalerisch und affektgela-
den sein kann. Daher erfordert die Johannespassion Kompromiss-
losigkeit. Unbequeme Fragen verlangen nach einem Forte, die
wachsende Aufregung der Volksmenge große dynamische und ago-
gische Steigerungen.
Im Kreuzigungs-Motiv kommt beispielsweise deutlich die Begierde
nach Rache zum Vorschein, man bemerkt eine Gefährlichkeit in
der Stimme. Der Chor spricht und das Orchester gibt den Rhyth-
mus dazu, unterstreicht den Wahrheitsgehalt. Das ist ein Vorgriff
auf den Wagnerschen Leitmotiv-Gedanken: bestimmte Intervalle,
Motive, Rhythmen werden mit einer deutlichen Symbolik ver-
knüpft. Eine eindimensionale Aussage wird dadurch mehrdimen-
sional. Das Orchester verfügt nicht über Worte wie der Chor, hat
dafür aber Klangfarben und Artikulation. Es besitzt eine »andere«
rhetorische Qualität. Die Instrumente haben die Aufgabe, bei den
Zuhörern Emotionen zu wecken. Bach setzt dieses Andere ganz be-
wusst ein, um zusätzlich zu den Worten auf ein sinnliches Niveau
einzustimmen: Stress, Lieblichkeit, Ungeduld, Angst... Im gespro-
chenen Wort kann eine Aussage durch die stimmliche Färbung auf
ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Im gesungenen Wort
dagegen ist diese Einfärbung kaum mehr zu hören, daher muss der
Komponist diese wichtige kommunikative Dimension anders – und
bewusst – verlagern. Die Rolle des Orchesters ist somit sinnliche
Auslegung der erzählten Geschichte, die farbliche Nuancierung des
Bibeltextes.
Die Zweiteilung der Johannespassion in die Abschnitte vor und
nach der Predigt weist auf die liturgische Bestimmung der Johan-
nespassion hin. Der dreiteilige Eingangschor beginnt im Gegensatz
zu Bachs Markus- und Matthäuspassion textlich fast triumphal. Er
verknüpft das Lehrhafte der Passion (»Zeig uns durch deine Passi-
on, daß du, der wahre Gottessohn, zu aller Zeit, auch in der
größten Niedrigkeit, verherrlicht worden bist«) mit der von Johan-
nes immer wieder herausgestellten Theologie vom Königtum
Christi, der Größe und Macht des Gottessohnes (»Herr, unser Herr-
scher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist«). Musikalisch
überlagern sich drei verschiedene Ebenen: die orgelpunktartig pul-
sierende Bassstimme als Gottesfundament, die kreisenden Sech-
zehntelbewegungen der Streicher und des Chores, die für Gottes
Offenbarung und den alles umfassenden Heiligen Geist stehen
können, und die klagenden, einander in dissonierenden Sekund-
reibungen durchdringenden Holzbläser, die mit ihren beständigen
Stimmkreuzungen Jesu Verwandlung und Erhöhung im Kreuzestod
symbolisieren.
Nach einer kurzen Situationsschilderung durch den Evangelisten
wird der Hörer mit den beiden musikalisch verwandten, plakativ-
bedrohlich wirkenden Chören »Jesum von Nazareth« (2b und 2d)
sofort in das Passionsgeschehen hineingezogen. Jesu Worte »Ich
hab's euch gesagt, daß ich's sei; suchet ihr denn mich, so lasset
diese gehen!«, die seine Jünger vor der Verfolgung schützen sollen,
kommentiert Bach mit dem Choral »O große Lieb\ o Lieb' ohn' alle
Maße« (3). Ähnlich wie im Eingangschor wird auch der Text der
Arie »Von den Stricken meiner Sünden« (7) mit Figurensymbolik
ausgelotet und musikalisch durch eine sich windende und stimm-
kreuzende Melodik der Oboen verdeutlicht. In der Arie »Ich folge
dir gleichfalls« (9) drückt Bach mit kanonartigen Imitationen zwi-
schen den Flöten und der Sopranstimme die Nachfolge Christi als
musikalisches Sinnbild aus.
Nach Petrus’ Leugnung, ein Jünger Jesu zu sein, verdeutlicht ein
rezitativischer Einschub aus dem Matthäus-Evangelium die bei
Johannes so nicht vorhandene emotionale Erschütterung: »Da ge-
dachte Petrus an die Worte Jesu, und ging hinaus und weinete
bitterlich« (12c). Mit dem anschließenden Choral »Petrus, der nicht
denkt zurück« endet der erste Teil der Passion.
Der zweite, ungleich umfangreichere Teil beginnt mit dem Verhör
vor Pilatus, dem Statthalter der römischen Besatzungsmacht, und
der Geißelung Jesu. An Eingangschoral und Rezitativ schließen
sich ebenfalls zwei zusammengehörige Turba-Chöre innerhalb ei-
ner Szene an: »Wäre dieser nicht ein Übeltäter« (16b) und »Wir
dürfen niemand töten« (16d) sind aus demselben musikalischen
Material. Die Zuspitzung der Ereignisse auf Jesu Kreuzigung hin
wird in ihnen bekräftigt durch die erregte Menge, deren blinder
Hass sich in heulender, drängender und wütend aufwärts treiben-
der Chromatik äußert. Mit musikalischen, formalen Entsprechun-
gen erreicht Bach eine dramatische Verdichtung und Beschleuni-
gung des Handlungsverlaufes. Ein kurzes Innehalten im Choral
»Ach großer König« (17) verweist auf die Unmöglichkeit, Gott ver-
standesgemäß zu begreifen. In wütendem Kontrast hierzu er-
scheint die aufgebrachte Menschenmenge, die im Chor »Nicht
diesen, sondern Barrabam« (18b) lieber den Mörder Barrabas freige-
geben haben möchte, als den sich opfernden Jesus. Das sich an die
Geißelung Jesu durch Pilatus anschließende Arioso »Betrachte,
meine Seel« (19) und die Arie »Erwäge« (20) bilden kontemplative
Ruhepole innerhalb der sich dramatisch zuspitzenden Handlung.
In diese Ruheinsel bricht der Jesus verhöhnende Spottchor »Sei ge-
grüßet, lieber Jüdenkönig!« (21b) besonders brutal ein. Gesteigert
wird das Geschehen durch das tumultartig durcheinander ge-
schriene »Kreuzige« (21d), in dem die melodische Fortschreitung die
Form des Kreuzes nachahmt.
Die strenge Chorfuge »Wir haben ein Gesetz« (21f) symbolisiert so-
wohl die Strenge des Gesetzes als auch die Unnachgiebigkeit der
den Tod Jesu fordernden Hohenpriester, die bei gleicher musikali-
scher Grundsubstanz im Chor »Lässest du diesen los« (23 b), in
wüste Drohung umschlägt. Beide Chorfugen umrahmen den Cho-
ral »Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, muß uns die Freiheit
kommen« (22), der als formale Symmetrieachse und zugleich Wen-
depunkt der Johannespassion gilt. Während Pilatus davor Jesus
noch freilassen will, steht danach die Verurteilung fest. Textlich
benennt der Choral die zentrale Aussage der Passion: Der Sinn der
Kreuzigung liegt in der Erlösung der Menschen. Neben den Chor-
fugen gruppieren sich um diesen zentralen Choral noch drei
weitere, symmetrisch angeordnete Chorpaare: die beiden »Kreuzi-
ge«-Chöre (21d und 23d); dazu entspricht der Chor »Wir haben
keinen König« (23f) der Nummer 18b »Nicht diesen, sondern
Barrabam!». Den äußeren Rahmen bildet das Chorpaar »Sei gegrü-
ßet« (21b) und »Schreibe nicht« (25b). Beide beruhen auf demselben
Textelement »Jüdenkönig« und korrespondieren musikalisch mit-
einander.
Die Nummern 24, 25a und 27b enthalten besondere figürliche Aus-
deutungen. So wird die Rastlosigkeit der eilenden Bass-Koloraturen
in »Eilt, ihr angefochtnen Seelen« (24) durch die hektisch einge-
worfenen Fragen des Chores »Wohin?« unterstrichen. Der Bericht
der Kreuzigung im Rezitativ 25a wird mit einem Kreuzesmotiv un-
terlegt, während in »Lasset uns den nicht zerteilen« (27b) die
gebrochenen Violoncello-Akkorde auf die Gier der um Jesu Rock
losenden Kriegsknechte verweist. Dieser betriebsamen weltlichen
Hektik stehen die Altarie »Es ist vollbracht!« sowie die Bassarie
»Mein teurer Heiland« (32) gegenüber, die beide sowohl Trauer als
auch Trost und Zuversicht über »aller Welt Erlösung« ausdrücken.
Die Bassarie ist textlich mit dem die Auferstehung vorwegneh-
menden Choral »Jesu, der du warest tot« verschränkt. Ein weiterer
Texteinschub aus dem Matthäus-Evangelium »Und siehe da, der
Vorhang im Tempel zerriß« (33) zeigt ebenso wie das darauf folgen-
de Tenor-Arioso die welterschütternde Tragweite von Jesu Tod auf.
Die anschließende innige Sopranklage »Zerfließe, mein Herze« (35)
leitet thematisch in den Schlusschor »Ruhet wohl, ihr heiligen
Gebeine« (39) über. Dieser ist wie der abschließende Choral »Ach
Herr, laß dein lieb Engelein« (40) von der Hoffnung auf Überwin-
dung des Todes durch Auferstehung und Erlösung geprägt.
Morten Schuldt-Jensen
JOHANNESJOHANNESJOHANNESJOHANNES----PASSIONPASSIONPASSIONPASSION (BWV 245)
ERSTER TEILERSTER TEILERSTER TEILERSTER TEIL
1. CHORCHORCHORCHOR Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm
in allen Landen herrlich ist.
Zeig uns durch deine Passion,
daß du, der wahre Gottessohn,
zu aller Zeit,
auch in der größten Niedrigkeit,
verherrlicht worden bist.
2a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus ging mit seinen Jüngern über den
Bach Kidron, da war ein Garte, darein
ging Jesus und seine Jünger. Judas aber,
der ihn verriet, wußte den Ort auch;
denn Jesus versammlete sich oft daselbst
mit seinen Jüngern. Da nun Jud as zu
sich hatte genommen die Schar und der
Hohenpriester und Pharisäer Diener,
kommt er dahin mit Fackeln, Lampen
und mit Waffen. Als nun Jesus wußte
alles, was ihm begegnen sollte, ging er
hinaus und sprach zu ihnen:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Wen suchet ihr?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Sie antworteten ihm:
2b. CHORCHORCHORCHOR Jesum von Nazareth.
2c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus spricht zu ihnen:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Ich bin's.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Judas aber, der ihn verriet, stund auch
bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach:
Ich bin's, wichen sie zurücke und fielen
zu Boden. Da fragete er sie abermal:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Wen suchet ihr?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Sie aber sprachen:
2d. CHORCHORCHORCHOR Jesum von Nazareth.
2e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus antwortete:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Ich hab's euch gesagt, daß ich's sei, su-
chet ihr denn mich, so lasset diese
gehen.
3. CHORALCHORALCHORALCHORAL O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße,
die dich gebracht auf diese Marterstraße,
ich lebte mit der Welt in Lust und Freu-
den,
und du mußt leiden.
4. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Auf daß das Wort erfüllet würde, welches
er sagte: Ich habe der keine verloren, die
du mir gegeben hast. Da hatte Simon
Petrus ein Schwert und zog es aus und
schlug nach des Hohenpriesters Knecht
und hieb ihm sein recht Ohr ab, und der
Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu
Petro:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Stecke dein Schwert in die Scheide, soll
ich den Kelch nicht trinken, den mir
mein Vater gegeben hat?
5. CHORALCHORALCHORALCHORAL Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich
auf Erden wie im Himmelreich,
gib uns Geduld in Leidenszeit,
gehorsam sein in Lieb und Leid,
Wehr und steuer allem Fleisch und Blut,
Das wider deinen Willen tut.
6. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Die Schar aber und der Oberhauptmann
und die Diener der Jüden nahmen Jesum
und bunden ihn und führeten ihn aufs
erste zu Hannas, der war Kaiphas
Schwäher, welcher des Jahres Hoher-
priester war. Es war aber Kaiphas, der
den Jüden riet , es wäre gut, daß ein
Mensch würde umbracht für das Volk.
7. ARIEARIEARIEARIE
AltAltAltAlt
Von den Stricken meiner Sünden
mich zu entbinden,
wird mein Heil gebunden.
Mich von allen Lasterbeulen
völlig zu heilen,
läßt er sich verwunden.
8. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Simon Petrus aber folgete Jesu nach und
ein ander Jünger.
9. ARIEARIEARIEARIE
SopranSopranSopranSopran
Ich folge dir gleichfalls mit freudigen
Schritten
und lasse dich nicht,
mein Leben, mein Licht.
Befördre den Lauf
und höre nicht auf,
selbst an mir zu ziehen, zu schie-
ben, zu bitten.
10. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
SopranSopranSopranSopran
Tenor ITenor ITenor ITenor I, II, II, II, II
Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Derselbige Jünger war dem Hohenpries-
ter bekannt und ging mit Jesu hinein in
des Hohenpriesters Palast. Petrus aber
stund draußen für der Tür. Da ging der
andere Jünger, der dem Hohenpriester
bekannt war, hinaus und redete mit der
Türhüterin und führete Petrum hinein.
Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu
Petro:
MAGDMAGDMAGDMAGD
Bist du nicht dieses Menschen Jünger
einer?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Er sprach:
PETRUSPETRUSPETRUSPETRUS
Ich bin's nicht.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Es stunden aber die Knechte und Diener
und hatten ein Kohlfeuer gemacht (denn
es war kalt) und wärmeten sich. Petrus
aber stund bei ihnen und wärmete sich.
Aber der Hohepriester fragte Jesum um
seine Jünger und um seine Lehre. Jesus
antw ortete ihm:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Ich habe frei, öffentlich geredet für der
Welt. Ich habe allezeit gelehret in der
Schule und in dem Tempel, da alle Juden
zusammenkommen, und habe nichts im
Verborgnen geredt. Was fragest du mich
darum? Frage die darum, die gehöret ha-
ben , was ich zu ihnen geredet habe.
Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesa-
get habe.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Als er aber solches redete, gab der Diener
einer, die dabei stunden, Jesu einen Ba-
ckenstreich und sprach:
DIENERDIENERDIENERDIENER
Solltest du dem Hohenpriester also ant-
worten?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus aber antwortete:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Hab ich übel geredt, so beweise es, daß es
böse sei, hab ich aber recht geredt, was
schlägest du mich?
11. CHORALCHORALCHORALCHORAL Wer hat dich so geschlagen,
mein Heil, und dich mit Plagen
so übel zugericht',
du bist ja nicht ein Sünder
wie wir und unsre Kinder,
von Missetaten weißt du nicht.
Ich, ich und meine Sünden,
die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer,
die haben dir erreget
das Elend, das dich schläget,
und das betrübte Marterheer.
12a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und Hannas sandte ihn gebunden zu
dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Pet-
rus stund und wärmete sich, da sprachen
sie zu ihm:
12b. CHORCHORCHORCHOR Bist du nicht seiner Jünger einer?
12c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
Tenor I, IITenor I, IITenor I, IITenor I, II
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Er leugnete aber und sprach:
PETRUSPETRUSPETRUSPETRUS
Ich bin's nicht.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Spricht des Hohenpriesters Knecht einer,
ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr
abgehauen hatte:
DIENERDIENERDIENERDIENER
Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da verleugnete Petrus abermal, und also-
bald krähete der Hahn. Da gedachte
Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus
und weinete bitterlich.
13. ARIEARIEARIEARIE
TenorTenorTenorTenor
Ach, mein Sinn,
wo willt du endlich hin,
wo soll ich mich erquicken,
bleib ich hier,
oder wünsch ich mir
Berg und Hügel auf den Rücken?
Bei der Welt ist gar kein Rat,
und im Herzen
stehn die Schmerzen
meiner Missetat,
weil der Knecht den Herrn verleugnet
hat.
14. CHCHCHCHORALORALORALORAL Petrus, der nicht denkt zurück,
seinen Gott verneinet,
der doch auf ein ernsten Blick
bitterlichen weinet,
Jesu, blicke mich auch an,
wenn ich nicht will büßen,
wenn ich Böses hab getan,
rühre mein Gewissen.
ZWEITER TEILZWEITER TEILZWEITER TEILZWEITER TEIL
15. CHORALCHORALCHORALCHORAL Christus, der uns selig macht,
kein Bös' hat begangen,
der ward für uns in der Nacht
als ein Dieb gefangen,
geführt für gottlose Leut
und fälschlich verklaget,
verlacht, verhöhnt und verspeit,
wie denn die Schrift saget.
16a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da führeten sie Jesum von Kaipha vor das
Richthaus, und es war frühe. Und sie
gingen nicht in das Richthaus, auf daß
sie nicht unrein würden, sondern Ostern
essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen
heraus und sprach:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Was bringet ihr für Klage wider diesen
Menschen?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Sie antworteten und sprachen zu ihm:
16b. CHORCHORCHORCHOR Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hät-
ten dir ihn nicht überantwortet.
16c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da sprach Pilatus zu ihnen:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn
nach eurem Gesetze.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da sprachen die Jüden zu ihm:
16d. CHORCHORCHORCHOR Wir dürfen niemand töten.
16e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Auf daß erfüllet würde das Wort Jesu,
welches er sagte, da er deutete, welches
Todes er sterben würde. Da ging Pilatus
wieder hinein in das Richthaus und rief
Jesu und sprach zu ihm:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Bist du der Jüden König?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus antwortete:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Redest du das von dir selbst, oder haben's
dir andere von mir gesagt?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Pilatus antwortete:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Ho-
henpriester haben dich mir
überantwortet, was hast du getan?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus antwortete:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Mein Reich ist nicht von dieser Welt,
wäre mein Reich von dieser Welt, meine
Diener würden darob kämpfen, daß ich
den Jüden nicht überantwortet würde,
aber nun ist mein Reich nicht von dan-
nen.
17. CHORALCHORALCHORALCHORAL Ach, großer König, groß zu allen Zeiten,
wie kann ich gnugsam diese Treu aus-
breiten,
keins Menschen Herze mag indes aus-
denken,
was dir zu schenken.
Ich kann's mit meinen Sinnen nicht er-
reichen,
womit doch dein Erbarmen zu verglei-
chen,
wie kann ich dir denn deine Liebestaten
im Werk erstatten?
18a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da sprach Pilatus zu ihm:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
So bist du dennoch ein König?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus antwortete:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Du sagst's, ich bin ein König. Ich bin da-
zu geboren und in die Welt kommen, daß
ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der
Wahrheit ist, der höret meine Stimme.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Spricht Pilatus zu ihm:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Was ist Wahrheit?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und da er das gesaget, ging er wieder
hinaus zu den Jüden und spricht zu
ihnen:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt
aber eine Gewohnheit, daß ich euch ei-
nen losgebe, wollt ihr nun, daß ich euch
der Jüden König losgebe?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da schrieen sie wieder allesamt und spra-
chen:
18b. CCCCHORHORHORHOR Nicht diesen, sondern Barrabam!
18c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm
Pilatus Jesum und geißelte ihn.
19. ARIOSOARIOSOARIOSOARIOSO
BaßBaßBaßBaß
Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem
Vergnügen,
mit bittrer Lust und halb beklemmtem
Herzen,
dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,
wie dir aus Dornen, so ihn stechen,
die Himmelsschlüsselblumen blühn,
du kannst viel süße Frucht von seiner
Wermut brechen;
drum sieh ohn Unterlaß auf ihn.
20. ARIEARIEARIEARIE
TenorTenorTenorTenor
Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken
in allen Stücken
dem Himmel gleiche geht.
Daran, nachdem die Wasserwogen
von unsrer Sündflut sich verzogen,
der allerschönste Regenbogen
als Gottes Gnadenzeichen steht.
21a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und die Kriegsknechte flochten eine Kro-
ne von Dornen und satzten sie auf sein
Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an
und sprachen:
21b. CHORCHORCHORCHOR Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!
21c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging
Pilatus wieder heraus und sprach zu
ihnen:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß
ihr erkennet, daß ich keine Schuld an
ihm finde.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Also ging Jesus heraus und trug eine
Dornenkrone und Purpurkleid. Und er
sprach zu ihnen:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Sehet, welch ein Mensch!
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da ihn die Hohenpriester und die Diener
sahen, schrieen sie und sprachen:
21d. CHORCHORCHORCHOR Kreuzige, kreuzige!
21e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Pilatus sprach zu ihnen:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn;
denn ich finde keine Schuld an ihm.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Die Jüden antworteten ihm:
21f. CHORCHORCHORCHOR Wir haben ein Gesetz, und nach dem Ge-
setz soll er sterben; denn er hat sich
selbst zu Gottes Sohn gemacht.
21g. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
Baß I, IIBaß I, IIBaß I, IIBaß I, II
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet er
sich noch mehr und ging wieder hinein
in das Richthaus und spricht zu Jesu:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Von wannen bist du?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da
sprach Pilatus zu ihm:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Redest du nicht mit mir? Weißest du
nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreu-
zigen, und Macht habe, dich loszugeben?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Jesus antwortete:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Du hättest keine Macht über mich, wenn
sie dir nicht wäre von oben herab gege-
ben; darum, der mich dir überantwortet
hat, der hat's größre Sünde.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn
losließe.
22. CHORALCHORALCHORALCHORAL Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,
muß uns die Freiheit kommen,
dein Kerker ist der Gnadenthron,
die Freistatt aller Frommen;
denn gingst du nicht die Knechtschaft
ein,
müßt unsre Knechtschaft ewig sein.
23a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Die Jüden aber schrieen und sprachen:
23b. CHORCHORCHORCHOR Lässest du diesen los, so bist du des Kai-
sers Freund nicht; denn wer sich zum
Könige machet, der ist wider den Kaiser.
23c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da Pilatus das Wort hörete, führete er
Jesum heraus, und satzte sich auf den
Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet:
Hochpflaster, auf ebräisch aber:
Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in
Ostern um die sechste Stunde, und er
spricht zu den Jüden:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Sehet, das ist euer König!
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Sie schrieen aber:
23d. CHORCHORCHORCHOR Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!
23e. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Spricht Pilatus zu ihnen:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Soll ich euren König kreuzigen?
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Die Hohenpriester antworteten:
23f. CHORCHORCHORCHOR Wir haben keinen König denn den Kai-
ser.
23g. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da überantwortete er ihn, daß er gekreu-
ziget würde. Sie nahmen aber Jesum und
führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz
und ging hinaus zur Stätte, die da heißet
Schädelstätt, welche heißet auf ebräis
ch: Golgatha.
24. CHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIE
BaßBaßBaßBaß
Eilt, ihr angefochtnen Seelen,
geht aus euren Marterhöhlen,
eilt - Wohin? - nach Golgatha.
Nehmet an des Glaubens Flügel,
flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel,
eure Wohlfahrt blüht allda.
25a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm
zween andere zu beiden Seiten, Jesum
aber mitten inne. Pilatus aber schrieb
eine Überschrift und satzte sie auf das
Kreuz, und war geschrieben: »Jesus von
Nazareth, der Jüden König«. Diese Übers
chrift lasen viele Jüden; denn die Stätte
war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreu-
ziget ist. Und es war geschrieben auf
ebräische, griechische und lateinische
Sprache. Da sprachen die Hohenpriester
der Jüden zu Pilato:
25b. CHORCHORCHORCHOR Schreibe nicht: der Jüden König, sondern
daß er gesaget habe: Ich bin der Jüden
König.
25c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGEVANGEVANGEVANGELISTELISTELISTELIST
Pilatus antwortet:
PILATUSPILATUSPILATUSPILATUS
Was ich geschrieben habe, das habe ich
geschrieben.
26. CHORALCHORALCHORALCHORAL In meines Herzens Grunde
dein Nam und Kreuz allein
funkelt all Zeit und Stunde;
drauf kann ich fröhlich sein.
Erschein mir in dem Bilde
zu Trost in meiner Not,
wie du, Herr Christ, so milde
dich hast geblut' zu Tod.
27a. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum ge-
kreuziget hatten, nahmen seine Kleider
und machten vier Teile, einem jeglichen
Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den
Rock. Der Rock aber war ungenähet, von
oben an gewürket durch und durch. Da
sprachen sie untereinander:
27b. CHORCHORCHORCHOR Lasset uns den nicht zerteilen, sondern
darum losen, wes er sein soll.
27c. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da
saget: »Sie haben meine Kleider unter
sich geteilet und haben über meinen
Rock das Los geworfen«. Solches taten die
Kriegesknechte. Es stund aber bei dem
Kreuze Jesu seine Mutter und seiner
Mutter Schwester, Maria, Kleophas
Weib, und Maria Magdalena. Da nun
Jesus seine Mutter sahe und den Jünger
dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er
zu seiner Mutter:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Weib, siehe, das ist dein Sohn.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Darnach spricht er zu dem Jünger:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Siehe, das ist deine Mutter.
28. CHORALCHORALCHORALCHORAL Er nahm alles wohl in acht
in der letzten Stunde,
seine Mutter noch bedacht,
setzt ihr ein Vormunde.
o Mensch mache Richtigkeit,
Gott und Menschen liebe,
stirb darauf ohn alles Leid,
und dich nicht betrübe.
29. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
BaßBaßBaßBaß
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und von Stund an nahm sie der Jünger zu
sich. Darnach, als Jesus wußte, daß
schon alles vollbracht war, daß die
Schrift erfüllet würde, spricht er:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Mich dürstet.
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülle-
ten aber einen Schwamm mit Essig und
legten ihn um einen Isopen und hielten
es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den
Essig genommen hatte, sprach er:
JESUSJESUSJESUSJESUS
Es ist vollbracht.
30. ARIEARIEARIEARIE
AltAltAltAlt
Es ist vollbracht,
o Trost vor die gekränkten Seelen,
die Trauernacht
läßt nun die letzte Stunde zählen,
der Held aus Juda siegt mit Macht
und schließt den Kampf.
es ist vollbracht.
31. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und neiget das Haupt und verschied.
32. CHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIECHOR und ARIE
BaßBaßBaßBaß
Mein teurer Heiland, laß dich fragen,
da du nunmehr ans Kreuz geschlagen
und selbst gesagt, es ist vollbracht,
bin ich vom Sterben frei gemacht,
kann ich durch deine Pein und Sterben
das Himmelreich ererben.
ist aller Welt Erlösung da?
Du kannst vor Schmerzen zwar nichts
sagen;
doch neigest du das Haupt
und sprichst stillschweigend Ja.
Jesu, der du warest tot,
lebest nun ohn Ende,
in der letzten Todesnot,
nirgend mich hinwende
als zu dir, der mich versühnt,
o du lieber Herre,
gib mir nur, was du verdient,
mehr ich nicht begehre.
33. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Und siehe da, der Vorhang im Tempel
zerriß in zwei Stück von oben an bis un-
ten aus. Und die Erde erbebete, und die
Felsen zerrissen, und die Gräber täten
sich auf, und stunden auf viel Leiber der
Heiligen.
34. ARIOSOARIOSOARIOSOARIOSO
TenorTenorTenorTenor
Mein Herz, in dem die ganze Welt
bei Jesu Leiden gleichfalls leidet,
die Sonne sich in Trauer kleidet,
der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,
die Erde bebt, die Gräber spalten,
weil sie den Schöpfer sehn erkalten,
was willst du deines Ortes tun?
35. ARIEARIEARIEARIE
SopranSopranSopranSopran
Zerfließe, mein Herze, in Fluten der
Zähren
dem Höchsten zu Ehren.
Erzähle der Welt und dem Himmel
die Not,
dein Jesus ist tot.
36. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag
war, daß nicht die Leichname am Kreuze
blieben den Sabbat über (denn desselbi-
gen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie
Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und
sie abgenommen wür den. Da kamen die
Kriegsknechte und brachen dem ersten
die Beine und dem andern, der mit ihm
gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu ka-
men, da sie sahen, daß er schon
gestorben war, brachen sie ihm die Beine
nicht; sondern der Kriegsknechte einer
er&o uml;ffnete seine Seite mit einem
Speer, und alsobald ging Blut und Wasser
heraus. Und der das gesehen hat, der hat
es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr,
und derselbige weiß, daß er die Wahrheit
saget, auf daß ihr gläubet; denn sol ches
ist geschehen, auf daß die Schrift erfüllet
würde: »Ihr sollet ihm kein Bein zerbre-
chen.« Und abermal spricht eine andere
Schrift: »Sie werden sehen, in welchen
sie gestochen haben.«
37. CHORALCHORALCHORALCHORAL O hilf, Christe, Gottes Sohn,
durch dein bitter Leiden,
daß wir dir stets untertan
all Untugend meiden,
deinen Tod und sein Ursach
fruchtbarlich bedenken,
dafür, wiewohl arm und schwach,
dir Dankopfer schenken.
38. REZITATIVREZITATIVREZITATIVREZITATIV
TenorTenorTenorTenor
EVANGELISTEVANGELISTEVANGELISTEVANGELIST
Darnach bat Pilatum Joseph von Arima-
thia, der ein Jünger Jesu war (doch
heimlich, aus Furcht vor den Jüden), daß
er möchte abnehmen den Leichnam Jesu.
Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam
er und nahm den Leichnam Jesu herab.
Es kam aber auch Nikodemus, der vor-
mals bei der Nacht zu Jesu kommen war,
und brachte Myrrhen und Aloen unterei-
nander bei hundert Pfunden. Da nahmen
sie den Leichnam Jesu, und bunden ihn
in leinen Tücher mit Spezereien, wie die
Jüden pflegen zu beg raben. Es war aber
an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein
Garte, und im Garten ein neu Grab, in
welches niemand je geleget war. Daselbst
hin legten sie Jesum, um des Rüsttags
willen der Jüden, dieweil das Grab nahe
war.
39. CHORCHORCHORCHOR Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,
die ich nun weiter nicht beweine,
ruht wohl und bringt auch mich zur
Ruh.
Das Grab, so euch bestimmet ist,
und ferner keine Not umschließt,
macht mir den Himmel auf und
schließt die Hölle zu.
40. CHORALCHORALCHORALCHORAL Ach Herr, laß dein lieb Engelein
am letzten End die Seele mein
in Abrahams Schoß tragen,
den Leib in sein'm Schlafkämmerlein
gar sanft, ohn einge Qual und Pein,
ruhn bis am jüngsten Tage.
Alsdenn vom Tod erwecke mich,
daß meine Augen sehen dich
in aller Freud, o Gottes Sohn,
mein Heiland und Genadenthron,
Herr Jesu Christ, erhöre mich, erhöre
mich,
ich will dich preisen ewiglich.
Kammerchor der Hochschule für Musik Freiburg
Sopran
Annika Endres
Sophia Luz
Andrea Nübel
Sophie Harr
Luzie Franke
Dorothea Plehn
Friderike Martens
Elisabeth Fröschle
Ingeborg Leenen
Aerin Jung
Alt
Stephanie Glunk
Irena Heinrich
Jessica Poppe
Charlotte von Flotow
Lisa Wolf
SoEun Yoon
Frauke Weber
Tenor
Moritz Haardt
Tobias Roth
Sebastian Ruf
Moritz Heffter
Philippe Marwede
Kieran Staub
Bass
Manuel Nonnenmann
Philip Riviniuis
Edward Münch
Cornelius Leenen
Johannes Maier
Uli Bützer
Frieder Richter
Lorenzo de Cunzo
Julien Glick
Hendrik Edzards
Arien:
Andrea Nübel Sopran
Irena Heinrich, SoEun Yoon Alt
Richard Resch Tenor
Uli Bützer, Cornelius Leenen Bass
Soli:
Evangelist – Richard Resch (als Gast)
Jesus – Bernd Göpfert
Pilatus – Cornelius Leenen
Petrus – Johannes Maier
Servus I – Kieran Staub
Servus II – Tobias Roth
Ancilla – Luzie Franke
Barockorchester der Hochschule für Musik Freiburg
1. Violinen: Lorea Pardo*, Shio Ohshita, Anais Soucaille,
Leonore Gäbel, Kano Imada
2. Violinen: Charlotte Mercier, Francesca Schenk,
Viola Grömminger, Hsu-Mo Chien
Viola: Lisa Walther, Thabea Herzog
Violoncello: Johannes Haslacher, Victoria Gäbel,
Marlena Schillinger
Gambe: Ekkehard Weber
Kontrabass: Fran Petrac
Flöten: Claire Garde, Ayumi Tawa-Baffo
Oboe: Anke Nevermann, Judith Schneider
Fagott: Annette Winker
Orgel: Frederik Kranemann
*Konzertmeisterin
Leitung: Morten Schuldt-Jensen
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