planfeststellungsbeschluss vom 17.02.2010
Post on 11-Feb-2017
227 Views
Preview:
TRANSCRIPT
32-4354.2-2/08
REGIERUNG VON UNTERFRANKEN
Planfeststellungsbeschluss
für den
Ausbau der Bundesstraße B 27
(Würzburg - Karlstadt)
südlich Karlstadt
(Str.-km 34,780 bis Str.-km 37,845)
Würzburg, den 17.02.2010
- 2 -
- 3 -
Seite
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt 1
Übersichtsskizze 2
Inhaltsverzeichnis 3
Abkürzungsverzeichnis 10
A
Tenor
1. Feststellung des Plans 15
2. Festgestellte Unterlagen 16
3. Nebenbestimmungen 17
3.1 Zusagen 17
3.2 Unterrichtungspflichten 17
3.3 Immissionsschutz 18
3.4 Wasserwirtschaft (ohne Nebenbestimmungen zur Erlaubnis) 19
3.5 Naturschutz und Landschaftspflege 20
3.6 Bodenschutz und Abfallwirtschaft 22
3.7 Landwirtschaft und Wege 24
3.8 Denkmalpflege 24
3.9 Eisenbahnbelange 25
3.10 Brand- und Katastrophenschutz 26
3.11 Belange der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung 27
3.12 Bauausführung 27
3.13 Mittelbar enteignende Planfestsetzungen 27
4. Entscheidung über Einwendungen 28
5. Entscheidung über verfahrensrechtliche Anträge 28
6. Ausnahmen und Befreiungen 28
7. Gehobene Erlaubnis für Gewässerbenutzung 28
7.1 Gegenstand der Erlaubnis 28
7.2 Beschreibung der Anlagen 29
7.3 Nebenbestimmungen zur gehobenen Erlaubnis 30
8. Straßenrechtliche Verfügungen 31
8.1 Bundesfernstraßen 31
8.2 Straßenklassen nach Bayerischem Straßen- und Wegegesetz 31
9. Sondernutzungen 32
10. Kosten des Verfahrens 32
- 4 -
Seite
B
Sachverhalt 33
1. Antragstellung 33
2. Beschreibung des Vorhabens 33
2.1 Planerische Beschreibung 33
2.2 Bauliche Beschreibung 33
3. Vorgängige Planungsstufen 34
3.1 Bedarfsplan für Bundesfernstraßen 34
3.2 Raumordnung und Landesplanung 34
4. Ablauf des Planfeststellungsverfahrens 35
4.1 Auslegung 35
4.2 Beteiligung Träger öffentlicher Belange 36
4.3 Planänderung 36
4.4 Erörterungstermin 37
C
Entscheidungsgründe 38
1. Verfahrensrechtliche Beurteilung 38
1.1 Zuständigkeit der Regierung von Unterfranken 38
1.2 Erforderlichkeit der Planfeststellung 38
1.3 Verfahren zur Prüfung der Umweltverträglichkeit 39
1.4 Raumordnungsverfahren 39
1.5 Prüfung der Verträglichkeit gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie 39
2. Umweltverträglichkeitsprüfung 42
2.1 Grundsätzliche Vorgaben 42
2.2 Untersuchungsraum 44
2.3 Zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen des Vorhabens (§ 11 UVPG) 45
2.3.1 Beschreibung der Umwelt im Untersuchungsgebiet 46
2.3.1.1 Lage und landschaftliche Gliederung 46
2.3.1.2 Schutzgut Mensch 46
2.3.1.2.1 Siedlungsstruktur 46
2.3.1.2.2 Land- und Forstwirtschaft 46
2.3.1.2.3 Freizeit- und Erholung 47
2.3.1.3 Schutzgut Tiere und Pflanzen 47
2.3.1.3.1 Lebensräume 47
2.3.1.3.2 Lebensraumtypische Tierarten und Tierartengruppen 48
2.3.2.3.3 Lebensraumtypische Pflanzen und Pflanzenartengruppen 49
2.3.1.3.4 Austausch- und Wechselbeziehungen zwischen Teil- und Gesamt- lebensräumen 50
- 5 -
Seite
2.3.1.3.5 Schutzgebiete und Schutzobjekte sowie weitere Gebiete mit naturschutzfachlichen Festsetzungen 50
2.3.1.4 Schutzgut Boden 50
2.3.1.5 Schutzgut Wasser 51
2.3.1.5.1 Oberflächengewässer 51
2.3.1.5.2 Grundwasser 51
2.3.1.5.3 Vorbelastungen des Schutzgutes Wasser 51
2.3.1.6 Schutzgut Luft 52
2.3.1.7 Schutzgut Klima 52
2.3.1.8 Schutzgut Landschaft 53
2.3.1.9 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter 53
2.3.1.10 Wichtige Wechselbeziehungen 54
2.3.2 Umweltauswirkungen des Vorhabens 54
2.3.2.1 Schutzgut Mensch 55
2.3.2.1.1 Lärmauswirkungen 55
2.3.2.1.2 Luftinhaltsstoffe 56
2.3.2.1.3 Freizeit und Erholung 56
2.3.2.1.4 Land- und forstwirtschaftliche Nutzung 57
2.3.2.2 Schutzgut Tiere und Pflanzen 58
2.3.2.2.1 Allgemeines 58
2.3.2.2.2 Beschreibung der Einzelkonflikte 58
2.3.2.2.2.1 Anlagebedingte Beeinträchtigungen 58
2.3.2.2.2.2 Verkehrs- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen 59
2.3.2.2.2.3 Baubedingte Beeinträchtigungen 59
2.3.2.2.2.4 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verminderung von Eingriffen 59
2.3.2.2.3 Landschaftspflegerisches Maßnahmenkonzept 60
2.3.2.2.3.1 Planerisches Leitbild 60
2.3.2.2.3.2 Ausgleichsmaßnahmen 61
2.3.2.3 Schutzgut Boden 62
2.3.2.4 Schutzgut Wasser 65
2.3.2.4.1 Oberflächengewässer 65
2.3.2.4.2 Grundwasser 66
2.3.2.5 Schutzgut Luft 67
2.3.2.6 Schutzgut Klima 68
2.3.2.7 Schutzgut Landschaft 69
2.3.2.8 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter 69
2.3.2.9 Wechselwirkungen 69
2.4 Bewertung der Umweltauswirkungen 70
2.4.1 Schutzgut Mensch 70
2.4.1.1 Lärmauswirkungen 70
2.4.1.2 Luftschadstoffe 73
2.4.1.3 Freizeit und Erholung 73
2.4.2 Schutzgut Tiere und Pflanzen 74
2.4.3 Schutzgut Boden 77
- 6 -
Seite
2.4.4 Schutzgut Wasser 79
2.4.4.1 Oberflächengewässer 80
2.4.4.2 Grundwasser 81
2.4.5 Schutzgut Luft 81
2.4.6 Schutzgut Klima 82
2.4.7 Schutzgut Landschaft 83
2.4.8 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter 86
2.5 Gesamtbewertung 86
3. Materiell-rechtliche Würdigung 87
3.1 Rechtsgrundlage 87
3.2 Rechtswirkungen der Planfeststellung 87
3.3 Planungsermessen 89
3.4 Linienführung 89
3.5 Planrechtfertigung 90
3.5.1 Bedarfsplan 90
3.5.2 Planrechtfertigung nach allgemeinen Grundsätzen 90
3.5.2.1 Notwendigkeit der Maßnahme 90
3.5.2.2 Funktion im Straßennetz, Verkehrsbelastung und Verkehrsentwicklung 91
3.5.2.3 Kosten-Nutzen-Analyse, Finanzierbarkeit 93
3.5.3 Projektalternativen zur Erreichung des Planziels 93
3.5.4 Zusammenfassung 94
3.6 Einhaltung der gesetzlichen Planungsleitsätze 94
3.7 Würdigung und Abwägung öffentlicher Belange 95
3.7.1 Raumordnung, Landes- und Regionalplanung 95
3.7.2 Planungsvarianten 96
3.7.3 Ausbaustandard 99
3.7.3.1 Trassierung 99
3.7.3.2 Querschnitt 100
3.7.3.3 Einmündungen, Parkplätze und Änderungen im Wegenetz 101
3.7.4 Immissionsschutz 103
3.7.4.1 Trassierung (§ 50 BImSchG) 104
3.7.4.2 Lärmschutz 105
3.7.4.2.1 Rechtsgrundlagen und Lärmschutzmaßnahmen 105
3.7.4.2.2 Abwägung hinsichtlich des Lärmschutzes 109
3.7.4.3 Schadstoffbelastung 110
3.7.4.3.1 Schadstoffeintrag in die Luft 110
3.7.4.3.2 Schadstoffeintrag in den Boden 113
3.7.4.3.3 Schadstoffeintrag in Gewässer 115
3.7.4.3.4 Abwägung hinsichtlich des Schadstoffeintrags 115
3.7.4.4 Abwägung der Immissionsschutzbelange 115
3.7.5 Naturschutz und Landschaftspflege 116
3.7.5.1 Rechtsgrundlagen 116
3.7.5.2 Eingriffsregelung 116
3.7.5.2.1 Vermeidungsgebot 118
- 7 -
Seite
3.7.5.2.2 Beschreibung der Beeinträchtigungen 119
3.7.5.2.3 Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen 121
3.7.5.2.4 Unvermeidbarkeit der Beeinträchtigungen 121
3.7.5.2.5 Ausgleichsmaßnahmen 122
3.7.5.2.5.1 Abgrenzung der Ausgleichsmaßnahmen von Ersatzmaßnahmen 122
3.7.5.2.5.2 Ausgleichbarkeit/Nichtausgleichbarkeit der Beeinträchtigungen 124
3.7.5.2.5.3 Ermittlung des Bedarfs an Ausgleichsflächen 127
3.7.5.2.5.4 Zuordnung und gegenüberstellende Bilanzierung von Eingriff und Ausgleichsmaßnahmen 129
3.7.5.2.5.5 Beschreibung, Lage, Umfang und Ausführung der Ausgleichsmaßnahmen 132
3.7.5.2.5.6 Funktion und Eignung der Ausgleichsmaßnahmen 139
3.7.5.2.5.7 Erforderlichkeit der Ausgleichsmaßnahmen, Enteignungsmöglichkeit 148
3.7.5.2.5.8 Biotope streng geschützter Arten 149
3.7.5.2.6 Zwischenergebnis 152
3.7.5.2.7 Gesetzlich geschützte Biotope und Schutz besonderer Lebensstätten 152
3.7.5.3 Vereinbarkeit mit europäischem Habitatschutzrecht 154
3.7.5.3.1 Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" 156
3.7.5.3.1.1 Aufgaben und Rechtsgrundlagen der Verträglichkeitsprüfung 156
3.7.5.3.1.2 Übersicht über das Schutzgebiet und die für seine Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile 160
3.7.5.3.1.2.1 Übersicht über das Schutzgebiet 160
3.7.5.3.1.2.2 Erhaltungsziele und Bedeutung des Schutzgebietes 161
3.7.5.3.1.2.2.1 Überblick über die Lebensräume des Anhangs I der FFH-RL 163
3.7.5.3.1.2.2.2 Überblick über die Arten des Anhangs II der FFH-RL 166
3.7.5.3.1.3 Beschreibung des Vorhabens 167
3.7.5.3.1.3.1 Technische Beschreibung des Vorhabens 167
3.7.5.3.1.3.2 Wirkfaktoren 167
3.7.5.3.1.4 Detailliert untersuchter Bereich 168
3.7.5.3.1.4.1 Abgrenzung des Untersuchungsraumes 169
3.7.5.3.1.4.2 Betroffene Lebensräume und Arten im Wirkraum 169
3.7.5.3.1.5 Beurteilung der vorhabensbedingten Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele 171
3.7.5.3.1.5.1 Beeinträchtigungen von Lebensräumen des Anhangs I der FFH-RL 175
3.7.5.3.1.5.2 Beeinträchtigungen von Arten des Anhangs II der FFH-RL 179
3.7.5.3.1.6 Vorhabensbezogene Maßnahmen zur Schadensbegrenzung 180
3.7.5.3.1.7 Beurteilung der Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes durch Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten 182
3.7.5.3.1.8 Zusammenfassende Bewertung der FFH-Verträglichkeit unter Berücksichtigung der Maßnahmen zur Schadensbegrenzung 183
3.7.5.3.1.9 Zusammenfassung der FFH-Verträglichkeitsprüfung 185
3.7.5.3.2 Ausnahmeprüfung für das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" 185
3.7.5.3.2.1 Rechtsgrundlagen der FFH-Ausnahmeprüfung 185
3.7.5.3.2.2 Gründe für die Ausnahme 186
- 8 -
Seite
3.7.5.3.2.3 Alternativenvergleich im Rahmen der FFH-Ausnahmeprüfung 190
3.7.5.3.2.4 Maßnahmen zur Kohärenzsicherung 192
3.7.5.3.3 Zusammenfassung 195
3.7.5.4 Artenschutz 196
3.7.5.4.1 Rechtsgrundlagen 196
3.7.5.4.2 Bestand und Betroffenheit aufgrund von Gemeinschaftsrecht streng oder besonders geschützter Tierarten 200
3.7.5.4.3 Artenschutzrechtliche Ausnahmevoraussetzungen 201
3.7.5.5 Entscheidungen im Rahmen der Konzentrationswirkung 205
3.7.5.6 Abwägung 206
3.7.6 Bodenschutz 207
3.7.7 Gewässerschutz/Wasserwirtschaft 215
3.7.7.1 Gewässerschutz 215
3.7.7.2 Entscheidungen im Rahmen der Konzentrationswirkung 217
3.7.7.3 Begründung der wasserrechtlichen Erlaubnis 226
3.7.7.4 Abwägung 239
3.7.8 Landwirtschaft als öffentlicher Belang 239
3.7.8.1 Flächeninanspruchnahme 239
3.7.8.2 Landwirtschaftliches Wegenetz 240
3.7.8.3 Existenzgefährdung landwirtschaftlicher Betriebe 241
3.7.8.4 Sonstige Belange der Landwirtschaft 245
3.7.8.5 Abwägung 246
3.7.9 Forstwirtschaft 246
3.7.10 Fischerei 249
3.7.11 Jagdwesen 249
3.7.12 Denkmalpflege 250
3.7.13 Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht 256
3.7.14 Träger von Versorgungsleitungen 259
3.7.14.1 Deutsche Telekom 260
3.7.14.2 Die Energie - Energieversorgung Lohr - Karlstadt und Umgebung GmbH & Co- KG 260
3.7.14.3 E.ON Bayern AG 260
3.7.14.4 Abwägung 261
3.7.15 Belange der Eisenbahn 261
3.7.16 Kommunale Belange 266
3.7.16.1 Landkreis Main-Spessart 266
3.7.16.2 Stadt Karlstadt 267
3.7.16.3 Abwägung 269
3.7.17 Belange des Brand- und Katastrophenschutzes 269
3.7.18 Wasser- und Schifffahrtsverwaltung 270
3.7.19 Weitere Belange 272
3.8 Würdigung und Abwägung privater Belange 272
3.8.1 Private Belange von allgemeiner Bedeutung 273
3.8.1.1 Gesundheitsschutz, Immissionsschutz 273
- 9 -
Seite
3.8.1.2 Entzug von privatem Eigentum 275
3.8.1.2.1 Flächenverlust bzw. -inanspruchnahme 275
3.8.1.2.2 Übernahme von Restflächen 276
3.8.1.2.3 Ersatzlandgestellung 277
3.8.1.3 Sonstige (mittelbar eigentumsrelevante) Planfestsetzungen 277
3.8.1.3.1 Zufahrten, Umwege 278
3.8.1.3.2 Nachteile durch Bauwerke und Bepflanzung für Nachbargrundstücke 279
3.8.1.3.3 Grundwasserverhältnisse 280
3.8.1.4 Abwägung 280
3.8.2 Allgemeines zu einzelnen Einwendungen 281
3.8.2.1 Einwendung Nr. 1 281
3.8.2.2 Einwendung Nr. 2 283
3.8.2.3 Einwendung Nr. 3 287
3.8.2.4 Einwendung Nr. 4 290
3.8.2.5 Einwendung Nr. 5 291
3.8.2.6 Einwendung Nr. 6 292
3.8.2.7 Einwendung Nr. 7 294 3.8.2.8 Einwendung Nr. 8 296
3.8.2.9 Einwendung Nr. 9 299
3.8.2.10 Einwendung Nr. 10 302
3.8.2.11 Einwendung Nr. 11 303
3.8.2.12 Einwendung Nr. 12 305
3.8.2.13 Einwendung Nr. 13 306
3.9 Gesamtergebnis der Abwägung 307
4. Straßenrechtliche Entscheidungen 308
4.1 Begründung der straßenrechtlichen Verfügungen 308
4.2 Sondernutzungen 309
5. Kostenentscheidung 310
D
Rechtsbehelfsbelehrung 310
E
Hinweise zur Zustellung und Auslegung des Plans 311
- 10 -
Abkürzungsverzeichnis
A Autobahn
a. a. O. am angegebenen Ort
ABl. EG Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften
ABl. EU Amtsblatt der Europäischen Union
ABSP Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern
ALE Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
AELF Amt für Ernähung, Landwirtschaft und Forsten
AH-RAL-K-2 Aktuelle Hinweise zur Gestaltung planfreier Knotenpunkte außerhalb bebauter Gebiete, Ergänzungen zu den RAL-K-2
AllMBl Allgemeines Ministerialblatt
ARS Allgemeines Rundschreiben Straßenbau des BMV (BW bzw. jetzt: BS)
a. U. amtlicher Umdruck (bei gerichtlichen Entscheidungen)
B Bundesstraße
BAB Bundesautobahn
BArtSchV Bundesartenschutzverordnung
BASt Bundesanstalt für Straßenwesen
BauGB Baugesetzbuch
BauR baurecht (Zeitschrift)
BayBO Bayerische Bauordnung
BayBodSchG Bayerisches Bodenschutzgesetz
BayEG Bayerisches Gesetz über die entschädigungspflichtige Enteignung
BayHO Bayerische Haushaltsordnung
BayJG Bayerisches Jagdgesetz
BayLplG Bayerisches Landesplanungsgesetz
BayNatSchG Bayerisches Naturschutzgesetz
BayStMI Bayerisches Staatsministerium des Innern
BayStMLF Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten
BayStrWG Bayerisches Straßen- und Wegegesetz
BayVBl Bayerische Verwaltungsblätter (Zeitschrift)
BayVGH Bayerischer Verwaltungsgerichtshof
BayVwVfG Bayerisches Verwaltungsverfahrensgesetz
BayWaldG Bayerisches Waldgesetz
BayWG Bayerisches Wassergesetz
BBodSchG Bundes-Bodenschutzgesetz
BBodSchV Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung
Bek Bekanntmachung
BGBl Bundesgesetzblatt
BGH Bundesgerichtshof
BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz
16. BImSchV Sechzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Verkehrslärmschutzverordnung)
- 11 -
22. BImSchV Zweiundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft)
24. BImSchV Vierundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Verkehrswege-Schallschutzmaßnahmen- verordnung)
32. BImSchV Zweiunddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschinenlärmschutzver- ordnung)
BJagdG Bundesjagdgesetz
BMV(BS) Bundesministerium für Verkehr (Bau und Stadtentwicklung)
BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz
BRS Baurechtssammlung
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BVerwG Bundesverwaltungsgericht
BWaldG Bundeswaldgesetz
BWV Bauwerksverzeichnis
dB(A) Dezibel (Adjusted/Angepasst - Frequenzbewertung A nach DIN IEC 651, Ausgabe Dezember 1981)
DIN Deutsche Industrie-Norm(en), Verbandszeichen des Deutschen Instituts für Normung e.V.
DÖV Die öffentliche Verwaltung (Zeitschrift)
DSchG Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler (Denkmalschutzgesetz)
DTV Durchschnittlicher täglicher Verkehr
DVBl Deutsches Verwaltungsblatt (Zeitschrift)
DWA-M 153 Merkblatt "Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwasser" der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.
DWA-A 117 Arbeitsblatt "Bemessung von Regenrückhalteräumen“ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.
EKrG Gesetz über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen (Eisenbahnkreuzungsgesetz)
1. EKrV Verordnung über die Kosten und Maßnahmen nach dem Eisenbahn- kreuzungsgesetz (1. Eisenbahnkreuzungsverordnung)
E/Z/B/K Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger, Baugesetzbuch, Loseblatt-Kommentar
FFH-RL Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)
FiG Fischereigesetz für Bayern
Fl.Nr. Flurstücksnummer
FStrAbG Fernstraßenausbaugesetz
FStrG Bundesfernstraßengesetz
FuE-Endbericht Fachinformationssystem und Fachkonventionen zur Bestimmung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH-VP, Schlussstand Juni 2007, erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz
GemBek Gemeinsame Bekanntmachung mehrerer Staatsministerien
GG Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
- 12 -
GMBl Gemeinsames Ministerialblatt
GVBl Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt
GVS Gemeindeverbindungsstraße
HBS Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen
i.d.F. in der Fassung
IMS Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern
i.V.m. in Verbindung mit
KG Bayerisches Kostengesetz
Kr. Kreisstraße
LAGA Länderarbeitsgemeinschaft Abfall, Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen - Technische Regeln - (Mitteilung 20)
LEP Landesentwicklungsprogramm
Leitfaden FFH-VP Leitfaden zur FFH-Verträglichkeitsuntersuchung im Bundesfernstraßenbau des BMVBW - Ausgabe 2004
LfU Bayerisches Landesamt für Umwelt
LT-Drs. Landtagsdrucksache (Bayerischer Landtag)
LwG Landwirtschaftsgesetz
MABl Ministerialamtsblatt der Bayerischen Inneren Verwaltung
MLuS Merkblatt über Luftverunreinigungen an Straßen ohne oder mit lockerer Randbebauung, Ausgabe 2002, geänderte Fassung 2005
m. w. N. mit weiteren Nachweisen
NJW Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift)
NuR Natur und Recht (Zeitschrift)
NVwZ Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (Zeitschrift)
NVwZ-RR NVwZ-Rechtsprechungs-Report (Zeitschrift)
OVG Oberverwaltungsgericht
PlafeR Planfeststellungsrichtlinien
RAL Richtlinie für die Anlage von Landstraßen
RAL-K-2 Richtlinie für die Anlage von Landstraßen, Abschnitt 2: Planfreie Knotenpunkte
RAS-Ew Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil: Entwässerung, Ausgabe 2005
RAS-L Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil Linienführung
RAS-LG 4 Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil Landschaftsgestaltung, Abschnitt 4: Schutz von Bäumen und Sträuchern im Bereich von
Baustellen
RAS-K-1 Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil Plangleiche Knotenpunkte
RAS-K-2 Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil Planfreie Knotenpunkte
RAS-Q 96 Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil Querschnitte, Stand 1996
RdL Recht der Landwirtschaft (Zeitschrift)
Rd.Nr. Randnummer
RE Richtlinien für die Gestaltung von einheitlichen Entwurfsunterlagen im Straßenbau
RiStWag Richtlinien für bautechnische Maßnahmen an Straßen in Wasserschutzgebieten, Ausgabe 2002
- 13 -
RLS-90 Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen, Ausgabe 1990
RLW 1999 Richtlinien für den ländlichen Wegebau, Stand: 1999
ROG Raumordnungsgesetz
RP Regionalplan
RQ Regelquerschnitt
RRB Regenklär- und Regenrückhaltbecken (Regenrückhalte- und Absetzbecken)
RStO 01 Richtlinien zur Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen, Ausgabe 2001
St Staatsstraße
StBA Staatliches Bauamt
StMI Bayerisches Staatsministerium des Innern
StMI-OBB Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern
StMLU Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen
StraKR Richtlinien über die Verhältnisse an Kreuzungen und Einmündungen von Bundesstraßen und anderen öffentlichen Straßen
StraWaKR Fernstraßen/Gewässer-Kreuzungsrichtlinien
StVO Straßenverkehrsordnung
TA Luft Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft
TKG Telekommunikationsgesetz
UPR Umwelt- und Planungsrecht (Zeitschrift)
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung
UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung
UVP-RL Richtlinie 85/337/EWG des Rates vom 27.06.1985 über die Umwelt- verträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Pro- jekten (UVP-Richtlinie), ABl. EG Nr. L 175 vom 05.07.1985, S. 40
UVP-ÄndRL Richtlinie 97/11/EG des Rates vom 03.03.1997 zur Änderung der UVP-Richtlinie, ABl. EG Nr. L 73 vom 14.03.1997, S. 5
UVPVwV Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Ausführung des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung vom 18.09.1995 (GMBl 1995, S. 671 ff.)
VAwS Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (Anlagenverordnung)
VDE Verband Deutscher Elektrotechniker
VDI Verein Deutscher Ingenieure
VLärmSchR 97 Richtlinien für den Verkehrslärmschutz an Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes - Verkehrslärmschutzrichtlinien 1997 - (VkBl. 1997, S. 434 ff.)
VoGEV Verordnung über die Festlegung von Europäischen Vogelschutz- gebieten sowie den Gebietesbegrenzungen und Erhaltungszielen (Vogelschutzverordnung)
V-RL Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie)
VV Verwaltungsvorschrift(en)
VwGO Verwaltungsgerichtsordnung
WaStrG Bundeswasserstraßengesetz
- 14 -
WHG Wasserhaushaltsgesetz
ZTV LW 99/01 Zusätzliche technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Befestigung ländlicher Wege, Ausgabe 1999/Fassung 2001
ZUR Zeitschrift für Umweltrecht (Zeitschrift)
- 15 -
Nr. 32-4354.2-2/08 Vollzug des Bundesfernstraßengesetzes und des Bayerischen Verwaltungsverfahrens-gesetzes; Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Bundesstraße B 27 (Würzburg - Karlstadt) südlich Karlstadt (Str.-km 34,780 bis Str.-km 37,845)
Die Regierung von Unterfranken, Würzburg, erlässt folgenden
Planfeststellungsbeschluss:
A
Tenor
1. Feststellung des Plans
Der Plan für den Ausbau der Bundesstraße B 27 südlich Karlstadt
(Str.-km 34,780 bis Str.-km 37,845 bzw. Bau-km 0+265 bis Bau-km 3+330)
wird mit den sich aus diesem Planfeststellungsbeschluss sowie aus den
Roteintragungen in den Planunterlagen ergebenden Änderungen und Er-
gänzungen festgestellt.
- 16 -
2. Festgestellte Unterlagen
Der festgestellte Plan umfasst folgende Unterlagen:
Unterlage Nr.
Blatt Nr.
Bezeichnung Maßstab
1 Erläuterungsbericht
in der Fassung der Planänderung vom 20.10.2009
2 Übersichtskarte 1:25.000 6 1 Straßenquerschnitt B 27 mit Mehrzweckweg 1:50 7.1 1a Lageplan, Bau-km 0+265 bis Bau-km 1+300 1:1.000
ersetzt
7.1 1 Lageplan, Bau-km 0+265 bis Bau-km 1+300 1:1.000
7.1 2a Lageplan, Bau-km 1+100 bis Bau-km 2+500 1:1.000
ersetzt
7.1 2 Lageplan, Bau-km 1+100 bis Bau-km 2+500 1:1.000
7.1 3a Lageplan, Bau-km 2+300 bis Bau-km 3+330 1:1.000
ersetzt 7.1 3 Lageplan, Bau-km 2+300 bis Bau-km 3+330 1:1.000
7.2 Bauwerksverzeichnis in der Fassung der Planänderung vom 20.10.2009
7.3 1 Lageplan straßenrechtliche Verfügungen 1:2.500 8 1 Höhenplan B 27, Bau-km 0+265 bis Bau-km 1+300 1:1.000/100
8 2 Höhenplan B 27, Bau-km 1+100 bis Bau-km 2+500 1:1.000/100
8 3 Höhenplan B 27, Bau-km 2+300 bis Bau-km 3+330 1:1.000/100
8 4 Höhenplan Mehrzweckweg, Bau-km 0+000 bis Bau-km 1+700 1:2.500/250
8 5 Höhenplan Mehrzweckweg, Bau-km 1+700 bis Bau-km 3+200 1:2.500/250 11.1 Ergebnisse schalltechnischer Berechnungen
11.2 1 Lageplan schalltechnische Berechnungen 1:1.000 12.1 Landschaftspflegerischen Begleitplan - Erläuterungsbericht
in der Fassung der Planänderung vom 20.10.2009
12.2 Landschaftspflegerischer Begleitplan - Bestand und Konflikte 1:2.500
12.3 1 Landschaftspflegerischer Begleitplan - Maßnahmen Bau-km 0+000 bis Bau-km 1+200
1:1.000
12.3 2 Landschaftspflegerischer Begleitplan - Maßnahmen Bau-km 1+200 bis Bau-km 2+300
1:1.000
12.3 3 Landschaftspflegerischer Begleitplan - Maßnahmen Bau-km 2+300 bis Bau-km 3+330
1:1.000
12.4 Landschaftspflegerischer Begleitplan - naturschutzfachliche Angaben zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP)
12.5 Unterlage zur FFH-Verträglichkeit - nachrichtlich - 13.1 Unterlagen zu den wasserrechtlichen Erlaubnissen
13.2 1 Übersichtslageplan der Einleitungsstellen 1:2.500 14.1 1a Grunderwerbsplan, Bau-km 0+265 bis Bau-km 1+400 1:1.000
ersetzt
14.1 1 Grunderwerbsplan, Bau-km 0+265 bis Bau-km 1+400 1:1.000
14.1 2a Grunderwerbsplan, Bau-km 1+200 bis Bau-km 2+600 1:1.000
ersetzt
14.1 2 Grunderwerbsplan, Bau-km 1+200 bis Bau-km 2+600 1:1.000
14.1 3 Grunderwerbsplan, Bau-km 2+300 bis Bau-km 3+330 1:1.000
ersetzt
- 17 -
Unterlage Nr.
Blatt Nr.
Bezeichnung Maßstab
14.1 3 Grunderwerbsplan, Bau-km 2+300 bis Bau-km 3+330 1:1.000
14.2 Grunderwerbsverzeichnis in der Fassung der Planänderung vom 20.10.2009
15 1 Bes. Querschnitt Bau-km 0+880 1:100
15 2 Bes. Querschnitt Bau-km 1+200 1:100
15 3 Bes. Querschnitt Bau-km 2+840 1:100
Die kursiv gedruckten Unterlagen sind lediglich nachrichtlich enthalten!
3. Nebenbestimmungen
3.1 Zusagen
Regelungen bzw. Maßnahmen, über die im Laufe des Verfahrens eine Zu-
sage vonseiten des Vorhabensträgers bindend abgegeben wurde bzw.
über die mit Dritten eine Vereinbarung geschlossen wurde, sind zu beach-
ten bzw. durchzuführen. Sie sind jedoch nur insoweit Gegenstand dieses
Planfeststellungsbeschlusses, als sie ihren Niederschlag in den festgestell-
ten Unterlagen oder dem verfahrensgegenständlichen Schriftverkehr ge-
funden haben und sich aus dem Planfeststellungsbeschluss nichts anderes
ergibt.
3.2 Unterrichtungspflichten
Der Zeitpunkt des Baubeginns ist folgenden Stellen möglichst frühzeitig be-
kanntzugeben:
3.2.1 Der Beginn von Erdarbeiten ist vom Vorhabensträger unverzüglich, späte-
stens zwei Monate vorher, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpfle-
ge, Hofgraben 4, 80539 München (Abteilung B, Praktische Bodendenkmal-
pflege Lineare Projekte), anzuzeigen, um mit dem Landesamt einvernehm-
lich die erforderlichen Schritte zur Vermeidung einer Beeinträchtigung von
Bodendenkmälern bzw. bei nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen die er-
forderlichen denkmalpflegerischen Maßnahmen (einschließlich der Pro-
spektion von Verdachtsflächen) festzulegen (vgl. auch A 3.8).
3.2.2 Dem Landratsamt Main-Spessart, Marktplatz 8, 97753 Karlstadt, dem Was-
serwirtschaftsamt Aschaffenburg, Servicestelle Würzburg, Tiepolostraße 6,
97070 Würzburg, und der Regierung von Unterfranken, Peterplatz 9,
97070 Würzburg, sind rechtzeitig sowohl Beginn als auch Vollendung der
Bauarbeiten anzuzeigen. Werden die Anlagen in mehreren Bauabschnitten
ausgeführt, so sind Beginn und Vollendung jedes Bauabschnittes anzuzei-
gen.
- 18 -
3.2.3 Die Deutsche Telekom Netzproduktion Würzburg GmbH, Schürerstr. 9 a,
97080 Würzburg, ist vom Vorhabensträger zur Vorbereitung der gegebe-
nenfalls erforderlichen Maßnahmen an der Freileitung der Deutschen Tele-
kom zur Anpassung an die neuen Verhältnisse rechtzeitig vom Baubeginn
und den geplanten Maßnahmen dort zu informieren.
3.2.4 Die von den Baumaßnahmen betroffenen Waldbesitzer sind rechtzeitig
über den Zeitplan und den Fortgang der Bauarbeiten zu informieren.
3.3 Immissionsschutz
3.3.1 Für die Fahrbahndecke ist ein Belag zu verwenden, der den Ansatz eines
Korrekturwertes von - 2,0 dB(A) für dauerhaft lärmmindernde Straßenober-
flächen (DStrO) bei der Berechnung nach der Fußnote zur Tabelle B der An-
lage 1 zu § 3 der 16. BImSchV (Tabelle 4 der RLS-90) rechtfertigt. Der
Vorhabensträger hat die lärmmindernde Wirkung von - 2 dB(A) auf Dauer
zu gewährleisten.
3.3.2 Soweit nach den Planunterlagen (vgl. Unterlagen 1, 11.1 und 11.2) betrof-
fenen Grundstückseigentümern vom Vorhabensträger dem Grunde nach
Maßnahmen des passiven Schallschutzes zugesagt wurde (nämlich Im-
missionsorte 1 und 2), richtet sich dieser Anspruch auf Erstattung der Ko-
sten für den Einbau der erforderlichen lärmdämmenden Einrichtung in zum
Wohnen bestimmten baulichen Anlagen (passiver Lärmschutz). Art und
Umfang der passiven Schallschutzmaßnahmen für schutzbedürftige Räu-
me in baulichen Anlagen bestimmen sich nach der Verkehrswege-
Schallschutzmaßnahmenverordnung (24. BImSchV). Passive Lärmschutz-
maßnahmen werden dann erforderlich, wenn keine ausreichende Schall-
dämmung der Umfassungsbauteile schutzbedürftiger Räume im Sinne der
24. BImSchV vorhanden ist. Schallschutzmaßnahmen im Sinne dieser Ver-
ordnung sind bauliche Verbesserungen an Umfassungsbauteilen schutz-
bedürftiger Räume, die die Einwirkungen durch Verkehrslärm mindern. Zu
den Schallschutzmaßnahmen gehört auch der Einbau von Lüftungseinrich-
tungen in Räumen, die überwiegend zum Schlafen benutzt werden, und in
schutzbedürftigen Räumen mit sauerstoffverbrauchender Energiequelle.
Schutzbedürftig sind die in Tabelle 1 Spalte 1 der Anlage zur 24. BImSchV
genannten Aufenthaltsräume. Die Betroffenen sind darauf hinzuweisen,
dass dieser Anspruch auf entsprechende Entschädigungen nur bis späte-
stens fünf Jahre nach Unanfechtbarkeit dieses Beschlusses geltend ge-
macht werden kann, soweit die betroffenen Eigentümer noch nicht entspre-
chende Forderungen erhoben haben.
- 19 -
3.3.3 Die einschlägigen Vorschriften zum Schutz gegen Bau-, Geräte- und Ma-
schinenlärm sowie über die Zulässigkeit von Sonn-, Feiertags- und Nacht-
arbeit sind zu beachten.
3.4 Wasserwirtschaft (ohne Nebenbestimmungen zur Erlaubnis)
3.4.1 Die Vorschriften der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wasserge-
fährdenden Stoffen und über Fachbetriebe (Anlagenverordnung - VAwS) in
der jeweils gültigen Fassung sind zu beachten.
3.4.2 An Gewässern oder zuführenden Gräben dürfen weder wassergefährdende
Stoffe gelagert noch Fahrzeuge betankt werden.
3.4.3 Die Bauarbeiten im Nahbereich der Gewässer haben so gewässerscho-
nend wie möglich zu erfolgen. Eine Verunreinigung der Gewässer und das
Einbringen von Stoffen in Gewässer, z.B. durch Abschwemmungen, sind
während der Bauarbeiten außerhalb der zugelassenen Gewässerbenut-
zungen (vgl. A 7) zu vermeiden.
3.4.4 In den Main dürfen kein Humus, Abfall oder sonstige wassergefährdende
Stoffe eingebracht werden.
3.4.5 Überschüssiges, unbelastetes Bodenmaterial darf nur außerhalb des Über-
schwemmungsgebietes des Mains eingebaut werden.
3.4.6 Vorhandener Bewuchs im Überschwemmungsgebiet ist, soweit möglich, zu
erhalten. Neupflanzungen im Überschwemmungsgebiet sind fachgerecht
anzulegen.
3.4.7 Die Arbeiten im Überschwemmungsbiet sind möglichst zügig durchzufüh-
ren.
3.4.8 Sämtliche durch Baumaßnahmen im Überschwemmungsgebiet des Mains
berührten Flächen sind nach Abschluss der Arbeiten so zu begrünen, dass
Erosionen sicher verhindert werden können.
3.4.9 Wenn Baumaßnahmen im Überschwemmungsgebiet durchzuführen sind,
sind bei Hochwasser während der Bauzeit alle beweglichen Gegenstände,
Geräte und Maschinen gegen Abtreiben zu sichern oder aus dem über-
schwemmungsgefährdeten Bereich zu entfernen.
3.4.10 Die Lagerung wassergefährdender Stoffe sowie das Betanken von Fahr-
zeugen dürfen nicht an Gewässern erfolgen.
- 20 -
3.4.11 Die Vorlandabtragung zum Retentionsausgleich (Bau-km 1+800 und Bau-
km 2+150) ist zwischen den dort naturnah zu gestaltenden Entwässe-
rungsgräben so vorzunehmen, dass keine Fischfallen entstehen. Die Flä-
che der Vorlandabtragungen ist vollkommen ablaufbar mit durchgehendem
Sohlgefälle möglichst in einer Gehölzlücke bzw. einer Engstelle zwischen
der Abtragungsfläche und dem Main direkt an den Flusslauf oder an die
beiden Entwässerungsgräben anzubinden. Mulden, Senken, Tümpel etc.,
die nach Rückgang von Hochwässern überstaut blieben, dürfen nicht auf
der Abtragungsfläche modelliert werden.
3.5 Naturschutz und Landschaftspflege
3.5.1 Die in den Planunterlagen dargestellten landschaftspflegerischen Maß-
nahmen (einschl. Ausgleichsmaßnahmen) sind spätestens bis zum Zeit-
punkt der Beendigung der Straßenbaumaßnahme (baulich) fertig zu stellen.
Nach Abschluss der Arbeiten ist der Regierung von Unterfranken ein Ver-
zeichnis in aufbereitbarer Form für das Ökoflächenkataster zu übermitteln
(Art. 6b Abs. 7 BayNatSchG).
3.5.2 Die einzelnen Schritte der vorgesehenen landschaftspflegerischen Maß-
nahmen einschließlich der Erstellung der Bepflanzungspläne sowie der
Festlegung der Entwicklungsziele und Pflegekonzepte im Detail sind vor
den Ausführungen mit der zuständigen unteren Naturschutzbehörde (Land-
ratsamt Main-Spessart) einvernehmlich festzulegen.
3.5.3 Zur Abstimmung bei der Ausführung der landschaftspflegerischen Maß-
nahmen sind mit der zuständigen unteren Naturschutzbehörde (Land-
ratsamt Main-Spessart) Baustellenbesprechungen durchzuführen.
3.5.4 Bei Ausführung der Baumaßnahme ist durch fachkompetentes Personal
sicherzustellen, dass die ausführenden Firmen nicht gegen die Belange
des Naturschutzes und der Landschaftspflege verstoßen (ökologische
Bauüberwachung).
3.5.5 Die Rodung von Bäumen und Waldflächen sowie das Roden, Abschneiden
und Fällen oder eine sonstige Beeinträchtigung von Hecken, lebenden
Zäunen, Feldgehölzen oder -gebüschen ist nur während der Vegetations-
ruhe (01. Oktober bis 28. Februar) zulässig.
Abweichungen hiervon bedürfen der Zustimmung der unteren Naturschutz-
behörde, soweit nicht eine gesonderte artenschutzrechtliche Ausnahme
nach § 43 Abs. 8 BNatSchG bei der höheren Naturschutzbehörde einzuho-
len ist.
- 21 -
3.5.6 Bäume, bei denen der Verdacht besteht, dass sie Fledermausquartiere
(Baumhöhlen, abstehende Rinde etc.) aufweisen, dürfen ausschließlich im
Oktober gefällt werden. Die dafür im Vorfeld notwendige Markierung der
Bäume hat in dem Winter/Frühjahr, der/das der Fällung vorausgeht (laub-
freier Zustand der Bäume), zu erfolgen.
3.5.7 Nach baulicher Herstellung sowie nach Erbringung der Fertigstellungs-,
und Entwicklungspflege für die festgesetzten Ausgleichsmaßnahmen ist in
einer gemeinsamen Begehung durch Vertreter des Vorhabensträgers und
der Naturschutzbehörde zu prüfen, ob die Ausgleichsmaßnahmen ord-
nungsgemäß ausgeführt bzw. die Zielsetzung der landschaftspflegerischen
Begleitplanung insoweit erreicht ist. Hierüber ist die Planfeststellungsbe-
hörde in Kenntnis zu setzen. Bei festgestellten fachlichen Mängeln in der
Bauausführung ist eine Mängelbeseitigung durchzuführen; ggf. ist auch ei-
ne qualitative Nachbesserung der bereits hergestellten Maßnahmen vorzu-
nehmen.
3.5.8 Beim Straßenbau anfallendes überschüssiges Erdmaterial darf nicht auf
ökologisch wertvollen Flächen abgelagert werden.
3.5.9 In Abhängigkeit vom Baufortschritt sind Pflanzmaßnahmen nach Möglich-
keit abschnittsweise unmittelbar in der auf die technische Fertigstellung des
Bauabschnittes folgenden Pflanzzeit vorzunehmen, damit die ökologische
Ausgleichsfunktion möglichst frühzeitig ihre Wirksamkeit entfalten kann.
3.5.10 Für Flächen, die im Rahmen freiwilliger Vereinbarungen mit den Grund-
stückseigentümern zur Bauausführung vorübergehend in Anspruch ge-
nommen werden, ist noch eine entsprechende naturschutzrechtliche Kom-
pensation nach den „Grundsätzen“ durchzuführen. Umfang und Standard
der entsprechenden Kompensationsmaßnahmen sind einvernehmlich mit
der höheren Naturschutzbehörde festzulegen. Sofern ein evtl. vorhandener
Überschuss an Kompensationsmaßnahmen dafür in Rechnung gestellt
werden soll, ist auch dies einvernehmlich mit der höheren Naturschutzbe-
hörde festzulegen.
Falls kein Einvernehmen mit der höheren Naturschutzbehörde zustande
kommt, ist eine Entscheidung der Planfeststellungsbehörde herbeizufüh-
ren.
3.5.11 Das Aufkommen des Orientalischen Zackenschötchens (Bunias orientalis)
im Baufeld ist auch nach Abschluss der Bauarbeiten durch geeignete Pfle-
gemaßnahmen auf den Straßennebenflächen zu bekämpfen.
3.5.12 Bei allen Pflanz- und Saatmaßnahmen darf nur autochthones Material ver-
wendet werden.
- 22 -
3.6 Bodenschutz und Abfallwirtschaft
3.6.1 Bei der Verwertung von Abfällen (z.B. Bauschutt, Bodenaushub, Oberbo-
den, Straßenaufbruch, Ausbauasphalt, Bankettschälgut) im Rahmen der
Baumaßnahme sind grundsätzlich zu beachten:
- LAGA "Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen
Reststoffen/Abfällen - Technische Regeln -",
- "Eckpunktepapier“ des BayStMLU (Anforderungen an die Verfüllung von
Gruben und Brüchen),
- LfU-Merkblatt 3.4/1 (Wasserwirtschaftliche Beurteilung der Lagerung,
Aufbereitung und Verwertung von bituminösem Straßenaufbruch) sowie
- Leitfaden „Anforderungen an die Verwertung von Bauschutt in techni-
schen Bauwerken" sowie
- Bundes Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV).
Für die Ablagerung inerter Abfälle (insbesondere Bodenaushub, bisheriger
Fahrbahnunterbau usw.), die im Rahmen der Baumaßnahme anfallen, im
Bereich der plangegenständlichen Auffüllungen gelten die darin geregelten
Anforderungen entsprechend.
3.6.2 Werden Bankette, Oberboden oder Dämme abgetragen, ist im Hinblick auf
die mögliche erhebliche Schadstoffbelastung im Bereich der Bundesstraße
und vor allem des Bankettschälguts eine Deklarationsanalytik durchzufüh-
ren und, soweit bautechnisch möglich und vertretbar, diese obere Boden-
schicht getrennt vom übrigen Abtrag zu gewinnen. Das Bankettschälgut ist
unter Beachtung des Untersuchungsergebnisses zu verwerten (LAGA "An-
forderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststof-
fen/Abfällen - Technische Regeln -", Boden II.1.2) oder zu beseitigen.
3.6.3 Soll Aushubmaterial mit einer Belastung > Z 0 und < Z 2 (LAGA "Anforde-
rungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen
- Technische Regeln -", Boden II.1.2) mittels Wiedereinbaus verwertet, zwi-
schengelagert oder abgelagert werden, ist der Nachweis der wasserwirt-
schaftlichen Eignung des jeweiligen Grundstücks zu erbringen. Für Zwi-
schenlagerungen bis zu 14 Tagen ist kein Nachweis erforderlich.
3.6.4 Sofern bei Erdarbeiten auffälliges Material anfällt, das nicht eindeutig zuge-
ordnet werden kann, ist zur Abstimmung des weiteren Vorgehens das zu-
ständige Wasserwirtschaftsamt zu informieren.
3.6.5 Der bei Abbrucharbeiten anfallende Bauschutt (Entwässerungseinrichtun-
gen, Durchlässe etc.) ist zur Klärung des möglichen Verwertungs- bzw.
Entsorgungsweges den gesetzlichen Vorschriften entsprechend zu dekla-
- 23 -
rieren (Leitfaden "Anforderungen an die Verwertung von Bauschutt in tech-
nischen Bauwerken“).
3.6.6 Bei den Bauarbeiten angetroffene Ablagerungen (Hausmüll, Bauschutt
o.ä.) sind in Abstimmung mit dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt ord-
nungsgemäß zu entsorgen.
3.6.7 Oberboden ist grundsätzlich gesondert zu gewinnen und für den Fall, dass
er nicht sofort weiterverwendet wird, getrennt vom Unterboden zu lagern.
Für Oberboden darf während der Zwischenlagerung eine maximale Schütt-
höhe von 2 m nicht überschritten werden. Ein Befahren oder eine Verdich-
tung auf andere Weise ist zu vermeiden (DIN 18 300).
3.6.8 Werden für Baustelleneinrichtungen zeitweise landwirtschaftliche Nutzflä-
chen im Rahmen freiwilliger Vereinbarungen mit den jeweiligen Grund-
stückseigentümern beansprucht, so ist vor der Inanspruchnahme dieser
Flächen der Oberboden abzutragen und zwischenzulagern (vgl. auch
A 3.6.7). Vorübergehend in Anspruch genommene Flächen sind zu rekulti-
vieren. Dabei ist zu beachten, dass eingebrachtes Fremdmaterial bis in ei-
ne Tiefe von mindestens 80 cm entfernt werden muss. Die zu rekultivieren-
de Fläche ist vor dem Aufbringen des vorher abgeschobenen Bodens mit
einem Tieflockerungsgerät nach DIN 1185, Scharbreite mindestens 20 cm,
auf mindestens 70 cm zu lockern und es ist ein Bodenschluss herzustellen.
Danach ist der zwischengelagerte Oberboden aufzutragen und ein Boden-
schluss zum Untergrund herzustellen.
3.6.9 Bei Verunreinigung des Bodens von (auch im Rahmen freiwilliger Vereinba-
rungen mit den jeweiligen Grundstückseigentümern vorübergehend in An-
spruch genommenen land- oder forstwirtschaftlichen Nutzflächen) durch
Fette, Öle u.a. ist der verunreinigte Boden nach Maßgabe des zuständigen
Wasserwirtschaftsamtes, der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde bzw.
der betroffenen Gemeinde auszutauschen.
3.6.10 Überschüssige Erdmassen dürfen nicht im Überschwemmungsgebiet des
Mains einplaniert werden.
3.6.11 Bei Inanspruchnahme der Grundstücke mit Altlastverdacht (Fl.Nrn. 3638
bis 3641, 3417, 5738, 5739, 5746 bis 5754, 5759 bis 5761 und 5762/2 der
Gemarkung Karlstadt) hat der Vorhabensträger im Einvernehmen mit dem
Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und dem Landratsamt Main-Spessart
dafür zu sorgen, dass im Zuge der Bauausführung eventuell auftretende
Abfälle sachgerecht entsorgt werden, die dort vorhandenen Grundwasser-
messstellen für die Überwachung des bestehenden Grundwasserschadens
erhalten werden bzw., wenn dies nicht möglich ist, ein gleichwertiger Ersatz
- 24 -
geschaffen wird, und die notwendige Sanierung (Grundwasserentnahme
mit Abreinigung und Ableitung) weiterhin möglich bleibt.
Wenn kein Einvernehmen erzielt werden kann, ist eine ergänzende Ent-
scheidung der Planfeststellungsbehörde herbeizuführen.
3.7 Landwirtschaft und Wege
3.7.1 Es ist sicherzustellen, dass alle vom Straßenbau berührten und von ihren
bisherigen Zufahrten abgeschnittenen Grundstücke wieder eine ordnungs-
gemäße Anbindung an das öffentliche Wegenetz erhalten. Dies gilt auch
während der Bauzeit; notfalls sind vorübergehend provisorische Zufahrten
einzurichten.
3.7.2 Während der Bauzeit darf, soweit möglich, der land- und forstwirtschaftliche
Verkehr nur kurzzeitig unterbrochen werden. Entsprechende Lichtraumpro-
file sind während der Erntezeit möglichst freizuhalten oder es ist zumindest
eine Umfahrung in zumutbarer Entfernung zu ermöglichen. Unvermeidbare
kurzzeitige Sperrungen sind rechtzeitig vorher bekanntzugeben.
3.7.3 Die Funktionsfähigkeit des Grabensystems in der Flur ist auch während der
Bauzeit sicherzustellen.
3.7.4 Bestehende Drainagen sind funktionsfähig zu erhalten bzw. wieder herzu-
stellen.
3.8 Denkmalpflege
3.8.1 Alle mit der Durchführung des Projektes betrauten Personen sind darauf
hinzuweisen, dass bei den Erdarbeiten auftretende Funde von Boden-
denkmälern unverzüglich dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
oder der zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde (Landratsamt Main-
Spessart) zu melden sind (Art. 8 Abs. 1 DSchG) und die aufgefundenen
Gegenstände und der Fundort bis zum Ablauf von einer Woche nach der
Anzeige unverändert zu belassen sind, wenn nicht die zuständige Untere
Denkmalschutzbehörde die Gegenstände vorher freigibt oder die Fortset-
zung der Arbeiten gestattet (Art. 8 Abs. 2 DSchG).
3.8.2 Soweit durch Vorkehrungen im Rahmen der Ausführungsplanung, des
Bauablaufs oder der Bauausführung möglich, sind Beeinträchtigungen von
Bodendenkmälern zu vermeiden (z.B. durch Überdeckungen) oder auf den
zur Durchführung des planfestgestellten Vorhabens unverzichtbaren Um-
fang zu begrenzen.
- 25 -
3.8.3 Bei unvermeidbaren, unmittelbar vorhabensbedingten Beeinträchtigungen
von Bodendenkmälern hat der Vorhabensträger die fachgerechte Freile-
gung, Ausgrabung und Dokumentation der Befunde und Funde (Siche-
rungsmaßnahmen) unter Beachtung der Grundsätze der Erforderlichkeit,
Verhältnismäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu veranlassen und die hierfür
anfallenden Aufwendungen zu tragen. Kosten für eine wissenschaftliche
Auswertung der Befunde und Funde zählen nicht zu den für Sicherungs-
maßnahmen erforderlichen Aufwendungen. Die Sicherungsmaßnahmen
sind mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen und
unter dessen fachlicher Begleitung durchzuführen.
Einzelheiten des Umfangs, der Abwicklung und der Kostentragung für die
archäologischen Sicherungsmaßnahmen sind im vorgenannten Rahmen in
einer Vereinbarung zwischen dem Vorhabensträger und dem Bayerischen
Landesamt für Denkmalpflege festzulegen. Die Planfeststellungsbehörde
ist durch Abschrift der Vereinbarung zu unterrichten. Kommt eine solche
Vereinbarung nicht zustande, ist eine ergänzende Entscheidung der Plan-
feststellungsbehörde herbeizuführen.
3.8.4 Das auf dem Grundstück Fl.Nr. 5847 der Gemarkung Karlstadt vorhandene
Flurdenkmal (Bildstock bzw. "Flurkapelle") ist im Einvernehmen mit dem
Grundstückseigentümer auf dem selben Grundstück so zu versetzen, dass
es wieder von der Fahrbahn der B 27 bzw. des parallenen öffentlichen
Feld- und Waldweges gut sichtbar ist.
3.9 Eisenbahnbelange
3.9.1 Mit der DB Netz AG, Produktionsstandort Würzburg, ist vor Baubeginn eine
Baudurchführungsvereinbarung hinsichtlich der Bahnlinie Würzburg -
Aschaffenburg abzuschließen. Dabei ist auch die weitere Vorgehensweise
abzuklären, insbesondere hinsichtlich der betroffenen Durchlässe unter der
Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg.
3.9.2 Hinsichtlich des notwendigen Erwerbs von Grundstücken der Deutschen
Bahn AG bzw. einer ihrer Gesellschaften ist vom Vorhabensträger frühzei-
tig vor Beginn der Maßnahmen ein Kaufantrag an die DB Services Immobi-
lien GmbH, Abteilung Vertrieb, zu stellen.
3.9.3 Vorhandene Bahnentwässerungsanlagen dürfen durch die gegenständliche
Maßnahme in ihrer Funktion nicht beeinträchtigt werden, die vorhandenen
Vorflutverhältnisse nicht zum Nachteil der Bahn verändert werden.
3.9.4 Erdaushub und Baumaterial dürfen nicht auf Bahngrund zwischen- oder
abgelagert werden. Lagerungen von Baumaterialien entlang der Bahnge-
- 26 -
ländegrenze sind so vorzunehmen, dass Baustoffe bzw. Abfälle nicht in
den Gleisbereich - auch nicht durch Verwehungen - gelangen können.
3.9.5 Abstand und Art der Bepflanzung des gegenständlichen Vorhabens müs-
sen so gewählt werden, dass diese bei Windbruch nicht in die Gleisanlagen
fallen könnten. Der Mindestpflanzabstand zur nächstliegenden Gleisachse
ergibt sich aus der Endwuchshöhe und einem Sicherheitsabstand von
2,50 m. Diese Abstände sind durch geeignete Maßnahmen (Rückschnitt
und ähnliches) ständig zu gewährleisten.
3.9.6 Mit der DB Netz AG ist eine Kranvereinbarung abzuschließen, die minde-
stens acht Wochen vor Kranaufstellung zu beantragen ist, wenn bei einem
Kraneinsatz Betriebsanlagen der Eisenbahn überschwenkt werden müs-
sen. Der Antrag zur Kranaufstellung ist bei der DB Netz AG, Immobilien-
management, Sandstraße 38 - 40, 90443 Nürnberg, einzureichen. Generell
ist auch ein maßstäblicher Lageplan (M 1 : 1.000) mit dem vorgesehenen
Schwenkradius vorzulegen.
3.9.7 Gegenüber den stromführenden Teilen der Oberleitungsanlagen, bei denen
Lebensgefahr durch die 15-kV-Hochspannung bestehen, sind Sicherheits-
abstände bzw. Sicherheitsvorkehrungen gemäß den VDE-Richtlinien ein-
zuhalten.
3.9.8 Die Standsicherheit der Fahrleitungsmasten ist auch während der Bau-
maßnahme stets zu gewährleisten. Die Erdoberkante darf im Umkreis von
5,00 m um die Fahrleitungsmasten nicht verändert werden. Bei einer Un-
terschreitung ist der DB Services Immobilien GmbH ein geprüfter statischer
Nachweis vom Vorhabensträger vorzulegen.
3.9.9 Zwischen der Bahnlinie und der B 27 ist vom Vorhabensträger ein Blend-
schutz zu errichten, wenn durch den Ausbau der Bundesstraße das Trieb-
fahrzeugpersonal durch die Kfz-Beleuchtungen geblendet wird.
3.10 Brand- und Katastrophenschutz
3.10.1 Die Zufahrt zur oder zu den Baustellen muss für Feuerfahrzeuge mit min-
destens 10 t Achslast, einer Breite von 2,50 m und einer Höhe von 3,50 m
möglich sein.
3.10.2 Die Brand- und Unfallmeldung muss auch für die Bauzeit sichergestellt
sein.
3.10.3 Falls im Zuge der Baumaßnahmen bestehende Übergänge, Auffahrten
oder auch andere Straßen und Verkehrswege gesperrt werden und nicht
benutzt werden können, sind die betroffenen Feuerwehren und die für die
- 27 -
Feuerwehralarmierung zuständigen Stellen sowie die Kreisbrandinspektion
rechtzeitig zu informieren.
3.10.4 Während der Baumaßnahme ist für anliegende Schutzobjekte weiterhin
eine ausreichende Löschwasserversorgung sicherzustellen. Falls vorhan-
dene Wasserleitungen und auch Hydranten abgesperrt, abgebaut oder ver-
legt werden, sind dafür Ersatzmaßnahmen in Abstimmung mit der Kreis-
brandinspektion vorzusehen.
3.11 Belange der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
3.11.1 Die Inanspruchnahme der benötigten Grundstücke der Wasser- und Schiff-
fahrtsverwaltung ist im Wege einer Verwaltungsvereinbarung zu regeln.
3.11.2 Der Vorhabensträger hat auf Verlangen der Wasser- und Schifffahrtsver-
waltung auf seine Kosten Auskolkungen, Verflachungen oder ähnliche Be-
einträchtigungen der Bundeswasserstraße oder sonstige Schäden an den
Grundstücken der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung infolge der Bauaus-
führung bzw. Nutzung und Unterhaltung der Entwässerungseinrichtungen
zu beseitigen.
3.12 Bauausführung
3.12.1 Vor Beginn der Baumaßnahmen ist für die auf dem Grundstück Fl.Nr.
5854/2 der Gemarkung Karlstadt vorhandene Stützmauer ein Beweissiche-
rungsverfahren durchzuführen.
3.12.2 Bei Tiefbauarbeiten im Nahbereich der vorhandenen Mittelspannungskabel
der E.ON Bayern AG mit ihrer Schutzzone von jeweils 1,0 m beiderseits
der Leitungsachse hat sich nach DIN RDE 0105 die für diese Arbeiten ver-
antwortliche Person mit dem Netzcenter der E.ON Bayern AG in Schwein-
furt in Verbindung setzen.
3.13 Mittelbar enteignende Planfestsetzungen
3.13.1 Die im Bereich von 10 m, gemessen ab dem Fahrbahnrand der B 27, gele-
genen Teile von Grundstücken, die nach der verfahrensgegenständlichen
Maßnahme noch für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehen,
sind auf entsprechende Anforderung des jeweiligen Eigentümers hin gegen
entsprechende Entschädigung zu übernehmen. Alternativ ist auf entspre-
chende Anforderung des jeweiligen Eigentümers hin eine Entschädigung
dafür zu gewähren, dass diese Teile der Grundstücke aufgrund der Konta-
mination des Bodens nicht weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Diese
Rechte können binnen fünf Jahren nach Verkehrsfreigabe der plangegen-
ständlichen Maßnahme geltend gemacht werden. Der Vorhabensträger hat
- 28 -
die betroffenen Eigentümer auf diese Rechte und die vorgenannte Befri-
stung spätestens mit der Verkehrsfreigabe der plangegenständlichen Maß-
nahme hinzuweisen.
3.13.2 Bei der Bepflanzung der Straßen- und Ausgleichsflächen sind mindestens
die Abstandsregelungen des AGBGB einzuhalten. Auf die Nutzung der an-
grenzenden Grundstücke ist darüber hinaus Rücksicht zu nehmen, insbe-
sondere sollen bei Baumpflanzungen entlang landwirtschaftlicher Nutzflä-
chen die nachteiligen Auswirkungen durch Schatten, Laubfall und Wurzel-
werk auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden.
4. Entscheidung über Einwendungen
Die im Verfahren erhobenen Einwendungen werden zurückgewiesen, so-
weit sie nicht durch Nebenbestimmungen in diesem Beschluss, durch
Planänderungen bzw. Roteintragungen oder durch Zusagen des Maßnah-
meträgers berücksichtigt worden sind oder sich im Laufe des Verfahrens
auf andere Weise erledigt haben.
5. Entscheidung über verfahrensrechtliche Anträge
Die im Laufe des Verfahrens gestellten und noch nicht verbeschiedenen
Anträge werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht entsprochen wurde
oder sie sich nicht auf andere Weise erledigt haben.
6. Ausnahmen und Befreiungen
Die nach Art. 13 d, Art. 13 e, Art. 49 Abs. 1 BayNatSchG und § 43 Abs. 8
BNatSchG erforderlichen Ausnahmen und Befreiungen von den Verboten,
Geboten und Beschränkungen des BayNatSchG und des BNatSchG sowie
der aufgrund dieser Gesetze erlassenen Rechtsverordnungen werden
durch diesen Planfeststellungsbeschluss ersetzt.
Dieser Planfeststellungsbeschluss ersetzt auch die nach § 27 Abs. 2
KrW/AbfG erforderliche Ausnahme von der Verpflichtung, Abfälle nur in den
dafür zugelassenen Anlagen oder Einrichtungen (Abfallentsorgungsanla-
gen) zu behandeln, zu lagern oder abzulagern, und steht insoweit unter
dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs.
7. Gehobene Erlaubnis für Gewässerbenutzung
7.1 Gegenstand der Erlaubnis
7.1.1 Dem Vorhabensträger wird gemäß Art. 16 Abs. 1 BayWG i.V.m. § 7 WHG
die widerrufliche gehobene Erlaubnis erteilt, Oberflächenwasser aus der
- 29 -
Straßenentwässerung der verfahrensgegenständlichen B 27 einschließlich
des parallel laufenden Mehrzweckweges in weiterführende Gräben und den
Main einzuleiten und von Straßenflächen abfließendes Oberflächenwasser
in Wegseitengräben zu versickern.
7.1.2 Die erlaubten Gewässerbenutzungen dienen dem Zweck der Beseitigung
des Niederschlagswassers von der Straßenoberfläche einschließlich Ne-
benflächen wie Böschungen, Bankette oder Parkflächen und Außenein-
zugsgebieten.
7.1.3 Den Benutzungen liegen die ausgelegten und unter A 2 diese Beschlusses
aufgeführten Planfeststellungsunterlagen, insbesondere die Unterlagen zu
den wasserrechtlichen Erlaubnissen (Unterlage 13.1), der Lageplan Ein-
zugsgebiete (Unterlage 13.2) zugrunde, sofern in diesem Beschluss nichts
anderes bestimmt ist.
7.1.4 Umfang der erlaubten Benutzung
Die Erlaubnis gewährt die widerrufliche Befugnis, das anfallende Nieder-
schlagswasser in dem in nachfolgender Tabelle genannten Umfang (Ge-
samteinleitung) an der jeweiligen Einleitungsstelle in den angegebenen
Vorfluter einzuleiten. Sie gewährt zudem die widerrufliche Befugnis, das
von den Straßenflächen abfließende Oberflächenwasser in den Entwässe-
rungsgräben teilweise zu versickern.
Zusammenstellung der Einleitungen
Bau-km bei Fl.Nr. Vorfluter Gesamt-
einleitung max. l/s
Vorbehandlung/Rückhaltung
E 1 0 + 311 6184 Main 13,1 über trockenfallenden Seitengraben E 2 0 + 732 1400 Main 55,9 über trockenfallenden Seitengraben E 3 0 + 940 1400 Main 44,7 über trockenfallenden Seitengraben E 4 1 + 515 1400 Main 30,8 über trockenfallenden Seitengraben E 5 1 + 886 5828/2 Main 65,7 über trockenfallenden Seitengraben E 6 2 + 150 5808/2 Main 24,3 über trockenfallenden Seitengraben E 7 2 + 375 5801 Main 75,3 über trockenfallenden Seitengraben
7.2 Beschreibung der Anlagen
Die Anlagen der Straßenentwässerung sind in den planfestgestellten Unter-
lagen, insbesondere in den Unterlagen 1, 7.2 und 13, dargestellt und be-
schrieben, worauf hier Bezug genommen wird.
- 30 -
7.3 Nebenbestimmungen zur gehobenen Erlaubnis
Für die erlaubten Gewässerbenutzungen sind die einschlägigen Vorschrif-
ten des Wasserhaushaltsgesetzes und des Bayerischen Wassergesetzes
mit den dazu ergangenen Verordnungen gemäß den hiernach bestehenden
Rechten, Verpflichtungen und Vorbehalten maßgebend.
Darüber hinaus gelten folgende Nebenbestimmungen (vgl. auch A 3.4):
7.3.1 Der Vorhabensträger hat die gesamten Anlagen der Straßenentwässerung
plan- und sachgemäß unter Beachtung der in diesem Beschluss angeord-
neten Nebenbestimmungen sowie nach den geltenden Vorschriften und
allgemein anerkannten Regeln der Technik auszuführen.
7.3.2 Die Einleitungsstellen sind in Abstimmung mit dem Gewässerunterhal-
tungspflichtigen zu sichern (z. B.) durch Steinwurf, sodass Auskolkungen
vermieden werden.
7.3.3 Der Vorhabensträger ist für die ordnungsgemäße Überwachung, den ord-
nungsgemäßen Betrieb und die ordnungsgemäße Unterhaltung der Ent-
wässerungseinrichtungen zuständig. Die Entwässerungsanlage ist dauer-
haft in einem guten und betriebssicheren Zustand zu halten.
7.3.4 Das einzuleitende Niederschlagswasser darf keine für die aufnehmenden
Gewässer schädlichen Konzentrationen an Giftstoffen sowie mit dem Auge
wahrnehmbare Schwimmstoffe oder Ölschlieren aufweisen.
7.3.5 Die Entwässerungsgräben (trockenfallende, bewachsene Seitengräben)
BWV lfd.Nrn. W 8 und W 21 (Unterlage 7.2) sind zwischen der Bahnlinie
und dem Main auf einer Länge von 5 m zur Aufrechterhaltung der vorhan-
denen Wegebeziehungen als befahrbare Mulden auszubilden.
7.3.6 Die genaue Lage und bauliche Ausbildung der Entwässerungsgräben BWV
lfd.Nrn. W 3, W 6, W 9, W 15, W 18 und W 21 (Unterlage 7.2) auf Flächen
der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und ihre Einleitungs-
stellen in den Main sind unter Berücksichtigung der übrigen Nebenbestim-
mungen dieses Beschlusses mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt
Schweinfurt abzustimmen.
7.3.7 Durch die Einleitung von Oberflächenwasser in den Main dürfen keine
schädigenden Querströmungen für die Schifffahrt einschließlich der Sport-
schifffahrt entstehen.
7.3.8 Änderungen der einzelnen Einleitungsstellen, sowohl baulicher Art als auch
in den Einleitungsmengen, sind im Vorfeld mit der Wasser- und Schiff-
- 31 -
fahrtsverwaltung abzustimmen, bevor die dafür gegebenenfalls notwendi-
gen Erlaubnisse beantragt werden.
7.3.9 Die Erlaubnis wird unbefristet erteilt.
8. Straßenrechtliche Verfügungen
8.1 Bundesfernstraßen
Hinsichtlich der Bundesfernstraßen wird - soweit nicht § 2 Abs. 6 a FStrG
gilt - verfügt, dass
- die nach den Planunterlagen neu zu erstellenden Teile zu Bundesfern-
straßen mit der Maßgabe gewidmet werden, dass die Widmung mit der
Verkehrsübergabe wirksam wird, sofern die Widmungsvoraussetzungen
zum Zeitpunkt der Verkehrsübergabe vorliegen,
- die nach den Planunterlagen umzustufenden Teile mit der Maßgabe
umgestuft werden, dass die Umstufung mit der Ingebrauchnahme für
den neuen Verkehrszweck wirksam wird,
- die nach den Planunterlagen aufzulassenden Teile mit der Maßgabe
eingezogen werden, dass die Einziehung mit der Sperrung wirksam
wird.
Die einzelnen Regelungen ergeben sich aus dem Bauwerksverzeichnis
(Unterlage 7.2) und dem Lageplan "Straßenrechtliche Verfügungen" (Unter-
lage 7.3). Die betroffenen Straßen- und Wegeabschnitte sind dort hinrei-
chend bestimmt beschrieben.
8.2 Straßenklassen nach Bayerischem Straßen- und Wegegesetz
Hinsichtlich Staatsstraßen, Kreisstraßen, Gemeindestraßen und sonstigen
öffentlichen Straßen wird verfügt - soweit nicht Art. 6 Abs. 8, Art. 7 Abs. 6
und Art. 8 Abs. 6 BayStrWG gelten -, dass
- die nach den Planunterlagen aufzulassenden Teile mit der Maßgabe
eingezogen werden, dass die Einziehung mit der Sperrung wirksam
wird,
- die nach den Planunterlagen zur Umstufung vorgesehenen Teile mit der
Maßgabe umgestuft werden, dass die Umstufung mit der Ingebrauch-
nahme für den neuen Verkehrszweck wirksam wird und
- 32 -
- die nach den Planunterlagen neu zu erstellenden Teile zu den jeweils
dort vorgesehenen Straßenklassen mit der Maßgabe gewidmet werden,
dass die Widmung mit der Verkehrsübergabe wirksam wird, sofern die
Widmungsvoraussetzungen zum Zeitpunkt der Verkehrsübergabe vor-
liegen.
Die einzelnen Regelungen ergeben sich aus dem Bauwerksverzeichnis
(Unterlage 7.2) und dem Lageplan "Straßenrechtliche Verfügungen" (Unter-
lage 7.3). Die betroffenen Straßen- und Wegeabschnitte sind dort hinrei-
chend bestimmt beschrieben. Das Wirksamwerden der Verfügung ist der
das Straßenverzeichnis führenden Behörde mitzuteilen.
9. Sondernutzungen
Das im Bereich des planfestgestellten Bauvorhabens gelegene öffentliche
Straßen- und Wegenetz - mit Ausnahme der öffentlichen Feld- und Wald-
wege (dafür bedarf es einer gesonderten bürgerlich-rechtlichen Gestat-
tung) - darf, soweit und solange es für die Realisierung des Vorhabens er-
forderlich ist, durch Baufahrzeuge auch insoweit in Anspruch genommen
werden, als diese Benutzung über den Gemeingebrauch hinausgeht.
Rechtzeitig vor Baubeginn hat der Vorhabensträger den jeweils betroffenen
Baulastträgern mitzuteilen, welche Straßen und Wege von dieser Sonder-
nutzung betroffen sind. Gleichzeitig hat der Vorhabensträger den Zustand
der betroffenen Straße und Wege zum Zweck der Beweissicherung - unter
Beteiligung des jeweiligen Straßenbaulastträgers - festzuhalten.
Die betroffenen Straßen und Wege sind vom Vorhabensträger auf dessen
Kosten nach Durchführung der Baumaßnahme wieder in den Zustand zu
versetzen, der im Zuge der Beweissicherung festgehalten worden ist.
Ungeachtet der Tatsache, dass es für die Sondernutzung an öffentlichen
Feld- und Waldwegen einer gesonderten bürgerlich-rechtlichen Gestattung
bedarf, werden die soeben genannten Maßnahmen zur rechtzeitigen Infor-
mation, Beweissicherung und Wiederherstellung dem Vorhabensträger
auch für diese Wege auferlegt, außer im Rahmen der bürgerlich-rechtlichen
Gestattung der Sondernutzung wird abweichend hiervon ausdrücklich et-
was anderes geregelt.
10. Kosten des Verfahrens
Der Freistaat Bayern trägt die Kosten des Verfahrens. Für diesen Planfest-
stellungsbeschluss werden keine Gebühren und Auslagen erhoben.
- 33 -
B
Sachverhalt
1. Antragstellung
Die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Staatliche Bauamt Würz-
burg, Weißenburgstr. 6, 97082 Würzburg (Vorhabensträger), hat mit Schreiben
vom 17.04.2009 die Planfeststellung für den Ausbau der B 27 (Würzburg -
Karlstadt) südlich von Karlstadt beantragt (Str.-km 34,780 – Str.-km 37,845 bzw.
Bau-km 0+265 bis Bau-km 3+330).
2. Beschreibung des Vorhabens
2.1 Planerische Beschreibung
Die vorliegende Planung hat den Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt zum
Gegenstand. Die Bundesstraße, die zwischen Würzburg und Karlstadt verläuft,
soll etwa von der Einmündung der Kreisstraße MSP 8, die nördlich von Retzbach
in Richtung Karlstadt-Stetten abzweigt, und dem südlichen Ortsrand von Karl-
stadt ausgebaut werden.
Die Ausbaustrecke hat eine Länge von ca. 3.065 m. Des Weiteren ist vorgese-
hen, parallel zur B 27 einen öffentlichen Feld- und Waldweg mit einer Länge von
ca. 3.200 m anzulegen.
2.2 Bauliche Beschreibung
Der auszubauende Teil der B 27 hat im gegenständlichen Abschnitt eine Länge
von 3.065 m, er beginnt bei Str.-km 34,780 und endet bei Str.-km 37,845. Östlich
der B 27 soll parallel zur Bundesstraße des Weiteren ein öffentlicher Feld- und
Waldweg mit einer Länge von ca. 3.200 m errichtet werden.
Die vorhandene B 27 wird im Rahmen der gegenständlichen Maßnahme in ihrem
Verlauf und in ihrer Lage im Wesentlichen beibehalten. Die derzeit vorhandene
relativ schmale Fahrbahnbreite und die unstetige Linienführung in Grund- und
Aufriss sollen an die derzeitigen Anforderungen angepasst werden. Als Ausbau-
querschnitt für die Bundesstraße ist entsprechend den RAS-Q 96 ein Regelquer-
schnitt von 10,5 mit einer befestigten Fahrbahnbreite von 8,00 m vorgesehen.
Der parallel zur B 27 vorgesehene öffentliche Feld- und Waldweg erhält nach den
RLW eine befestigte Breite von 3,00 m. Dieser Weg dient der Aufnahme des ge-
samten landwirtschaftlichen Verkehrs, aber auch des sonstigen langsamen Ver-
kehrs, die z.B. des Radverkehrs. Der öffentliche Feld- und Waldweg, der an der
Einmündung der Kreisstraße MSP 8 in die B 27 beginnt und am südlichen Orts-
- 34 -
rand von Karlstadt endet, wird asphaltiert. Er erhält beidseitig ein Bankett von
0,75 m.
Um auf dem parallel zur B 27 vorgesehenen öffentlichen Feld- und Waldweg Be-
gegnungsverkehr zu ermöglichen, wurden im Rahmen der Planänderung vom
20.10.2009 an diesem Feldweg sechs Ausweichbuchten in den Planfeststel-
lungsunterlagen berücksichtigt.
Von Bau-km 0+820 bis Bau-km 0+945 wird der öffentliche Feld- und Waldweg
von einem Rastplatz unterbrochen, der Bestandteil der B 27 sein wird.
Wegen der Einzelheiten wird auf die Planfeststellungsunterlagen Bezug genom-
men.
3. Vorgängige Planungsstufen
3.1 Bedarfsplan für Bundesfernstraßen
Der verfahrensgegenständliche Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt ist im der-
zeitig gültigen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen nicht ausgewiesen.
3.2 Raumordnung und Landesplanung
Im Landesentwicklungsprogramm Bayern (Verordnung über das Landesentwick-
lungsprogramm Bayern - LEP - vom 08.08.2006, GVBl. S. 471) sind im Teil B V
in den Nrn. 1.1.6, 1.4.1 und 1.4.2 die für das Verkehrswesen im Allgemeinen und
den Straßenbau im Besonderen betreffenden fachlichen Ziele und Grundsätze
definiert. Danach kommt der Schaffung einer leistungsfähigen Straßeninfrastruk-
tur im Hinblick auf die prognostizierte Verkehrszunahme, bedingt durch geänder-
te Mobilitätsansprüche der Gesellschaft und die zunehmende Arbeitsteilung in
der Wirtschaft, besondere Bedeutung zu. Die Bundesfernstraßen sollen ein zu-
sammenhängendes Verkehrsnetz für den weiträumigen Verkehr bilden. Um bei
steigendem Verkehrsaufkommen ihre Funktion weiter erfüllen zu können, sollen
die Bundesfernstraßen erhalten, saniert und bedarfsgerecht ausgebaut werden.
Die Aspekte des Naturschutzes, der Landschaftspflege, des Flächensparens und
des Immissionsschutzes sollen dabei berücksichtigt werden.
Der Regionalplan der Region Würzburg (2) weist darauf hin, dass der Verbesse-
rung, Ergänzung und Vervollständigung des Straßennetzes in der Region Würz-
burg besondere Bedeutung zukommt. Zu diesem Zweck sind ein besserer Ver-
kehrsaustausch zwischen den zentralen Orten und ihren Verflechtungsbereichen,
insbesondere auch mit dem Oberzentrum Würzburg und die Beseitigung von
Engstellen, Unfallschwerpunkten und Umweltbelästigungen anzustreben (vgl.
B IX Nr. 3.1). Um das Oberzentrum Würzburg besser an das Bundesfernstra-
ßennetz anzubinden und den Verkehrsaustausch innerhalb der Region mit dem
- 35 -
Oberzentrum Würzburg zu erleichtern, sind am Straßennetz im Verdichtungs-
raum Würzburg und im angrenzenden ländlichen Raum Ausbauten und Verle-
gungen anzustreben, vor allem im Verlauf der Hauptverkehrsachsen, die auf das
Oberzentrum Würzburg zulaufen (vgl. B IX Nr. 3.3).
4. Ablauf des Planfeststellungsverfahrens
4.1 Auslegung
Nach Beantragung der Planfeststellung durch den Vorhabensträger mit Schrei-
ben vom 17.04.2009 lagen die Planfeststellungsunterlagen nach öffentlicher und
ortsüblicher Bekanntmachung bei der Stadt Karlstadt, Zum Helfenstein 2,
97753 Karlstadt, zur allgemeinen Einsicht aus.
In der ortsüblichen Bekanntmachung der Stadt Karlstadt wurde darauf hingewie-
sen, dass jeder, dessen Belange durch das Vorhaben berührt werden, bis späte-
stens zwei Wochen nach Ablauf der jeweiligen Auslegungsfrist gegen den Plan
Einwendungen erheben kann und dass die nach Naturschutzrecht anerkannten
Vereine sowie sonstige Vereinigungen, soweit diese sich für den Umweltschutz
einsetzen und nach den gesetzlichen Vorschriften zur Einlegung von Rechtsbe-
helfen in Umweltangelegenheiten vorgesehenen Verfahren anerkannt sind (Ver-
einigungen), bis zum Ablauf der vorgenannten Frist zu dem Vorhaben Stellung
nehmen können. Hingewiesen wurde des Weiteren darauf, dass Einwendungen
oder Äußerungen schriftlich oder zur Niederschrift bei der Stadt Karlstadt oder
bei der Regierung von Unterfranken zu erheben bzw. abzugeben sind, dass Ein-
wendungen und Stellungnahmen, die elektronisch übermittelt werden (E-Mail),
unzulässig sind und dass Einwendungen, aber auch Stellungnahmen von Verei-
nigungen, nach Ablauf der jeweiligen Einwendungs- bzw. Stellungnahmefrist
ausgeschlossen sind.
Durch öffentliche Bekanntmachung gemäß § 17 FStrG i.V.m. Art. 72 Abs. 2 und
Art. 17 Abs. 2 Satz 2 BayVwVfG wurde in der einschlägigen regionalen Tageszei-
tung und im Amtsblatt der Regierung von Unterfranken auf die Auslegung durch
die Stadt Karlstadt hingewiesen.
Es wurde u.a. auch darauf hingewiesen, dass bei Äußerungen, die von mehr als
50 Personen auf Unterschriftenlisten unterzeichnet oder in Form vervielfältigter
gleichlautender Texte eingereicht werden (gleichförmige Eingaben), ein Unter-
zeichner mit Namen, Beruf und Anschrift als Vertreter der übrigen Unterzeichner
für das Verfahren zu bezeichnen ist, soweit er nicht von ihnen als Bevollmächtig-
ter bestellt ist, dass diese Angaben deutlich sichtbar auf jeder mit einer Unter-
schrift versehenen Seite enthalten sein müssen und Vertreter nur eine natürliche
Person sein kann, da andernfalls diese Äußerungen unberücksichtigt bleiben
können (§ 17 FStrG i.V.m. Art. 17 Abs. 2 und Abs. 1 BayVwVfG).
- 36 -
Die namentlich nicht bekannten, nicht ortsansässigen Betroffenen wurden, soweit
geboten, durch die Stadt Karlstadt vom Anhörungsverfahren benachrichtigt.
4.2 Beteiligung Träger öffentlicher Belange
Mit Schreiben vom 30.04.2009 forderte die Regierung von Unterfranken die
nachfolgend genannten Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange auf,
zu dem Vorhaben Stellung zu nehmen:
1. Stadt Karlstadt
2. Bayer. Bauernverband
3. Bayerischer Waldbesitzerverband e.V.
4. Bezirk Unterfranken
5. DB Services Immobilien GmbH
6. Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH
7. Die Energie - Energieversorgung Lohr - Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG
8. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg
9. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen
10. Bayer. Landesamt für Denkmalpflege
11. Landratsamt Main-Spessart
12. Regionaler Planungsverband Würzburg
13. Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
14. Eisenbahn-Bundesamt - Außenstelle Nürnberg -
15. Polizeipräsidium Unterfranken
16. Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg - Servicestelle Würzburg -
17. Vermessungsamt Lohr a. Main
18. Kreisheimatpfleger (für den früheren Landkreis Karlstadt)
19. Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt
20. Regierung von Oberfranken - Bergamt Nordbayern -
21. E.ON Bayern AG
Außerdem wurden die Sachgebiete 10 (Sicherheit und Ordnung, Prozessvertre-
tung), 12 (Kommunale Angelegenheiten), 20 (Wirtschaftsförderung, Beschäfti-
gung), 24 (Raumordnung, Landes- und Regionalplanung), 30.1 (Hochbau), 31
(Straßenbau), 34 (Städtebau, Wohnungswesen), 50 (Technischer Umwelt-
schutz), 51 (Naturschutz), 52 (Wasserwirtschaft) und 55.1 (Rechtsfragen Umwelt)
der Regierung von Unterfranken beteiligt bzw. von der Planung in Kenntnis ge-
setzt.
4.3 Planänderung
Aufgrund der im Anhörungsverfahren vorgebrachten Einwendungen und Stel-
lungnahmen bzw. aus Anlass von sonst gewonnenen Erkenntnissen hat der Vor-
habensträger Planänderungen (Tekturen) vorgenommen und mit Datum vom
- 37 -
20.10.2009 in das Verfahren eingebracht. Diese Planänderungen haben im We-
sentlichen die Schaffung von sechs Ausweichbuchten am öffentlichen Feld- und
Waldweg, der parallel zu B 27 vorgesehen ist, zum Gegenstand. Durch sie soll
auf diesem Feldweg die Möglichkeit geschaffen werden, Begegnungsverkehr
auszuweichen.
Zu den mit Schreiben vom 29.10.2009 vorgelegten Planänderungen beteiligte die
Regierung von Unterfranken mit Schreiben vom 30.10.2009 die jeweils von die-
sen Planänderungen Betroffenen (Träger öffentlicher Belange, Inhaber subjekti-
ver Rechte und Private) und gab ihnen Gelegenheit, innerhalb von zwei Wochen
zu den Änderungen Stellung zu nehmen (§ 17 Satz 4 FStrG i.V.m. Art. 73 Abs. 8
BayVwVfG). Die Vereinigungen i.S.d. § 17a Nr. 2 Satz 1 FStrG wurden durch
ortsübliche Bekanntmachung und Auslegung bei der Stadt Karlstadt von der
Planänderung benachrichtigt und erhielten Gelegenheit zur Stellungnahme (§ 17
Nr. 6 i.V.m. Nr. 2 FStrG).
4.4 Erörterungstermin
Die Einwendungen und Stellungnahmen wurden am 19.11.2009 im Rathaus der
Stadt Karlstadt, Zum Helfenstein 2, 97753 Karlstadt, erörtert.
Der Vorhabensträger, die Einwendungsführer sowie die Träger öffentlicher Be-
lange wurden mit Schreiben der Regierung von Unterfranken von Unterfranken
vom 05.10.2009 benachrichtigt. Im Übrigen erfolgte die vorgeschriebene ortsübli-
che Bekanntmachung. Das Ergebnis dieses Termins ist in einer Niederschrift
festgehalten.
Im Einzelnen wird zum Verfahrensablauf auf die einschlägigen Verfahrensakten
Bezug genommen sowie ferner auf weitere Ausführungen zum Verfahren in die-
sem Beschluss im jeweiligen systematischen Zusammenhang verwiesen.
- 38 -
C
Entscheidungsgründe
Der Plan wird entsprechend dem Antrag der Autobahndirektion Nordbayern, jedoch mit ver-
schiedenen Nebenbestimmungen festgestellt, da das Projekt im Interesse des öffentlichen
Wohls unter Beachtung der Rechte Dritter im Rahmen der planerischen Gestaltungsfreiheit
vernünftigerweise geboten ist. Die verbindlich festgestellte Straßenplanung entspricht den
Ergebnissen der vorbereitenden Planung. Sie ist auch im Hinblick auf die enteignungsrechtli-
che Vorwirkung gerechtfertigt. Sie berücksichtigt die in den Straßengesetzen und anderen
gesetzlichen Vorschriften zum Ausdruck kommenden Planungsleitsätze, Gebote und Verbote
bzw. kann auf der Grundlage entsprechender Ausnahmen oder Befreiungen zugelassen
werden. Die Planung entspricht schließlich den Anforderungen des Abwägungsgebotes.
Dieses Ergebnis beruht auf folgenden Gegebenheiten und Überlegungen:
1. Verfahrensrechtliche Beurteilung
1.1 Zuständigkeit der Regierung von Unterfranken
Die Regierung von Unterfranken ist sachlich (§ 17 b Nr. 6 Satz 1 und § 22
Abs. 4 Satz 2 FStrG i.V.m. Art. 39 Abs. 1 und 2 BayStrWG) und örtlich
(Art. 3 Abs. 1 Nr. 1 BayVwVfG) zuständig, um das Anhörungsverfahren
durchzuführen und den Plan festzustellen.
1.2 Erforderlichkeit der Planfeststellung
Bundesfernstraßen dürfen nur gebaut oder geändert werden, wenn der
Plan vorher festgestellt ist (§ 17 Satz 1 FStrG).
Durch die Planfeststellung wird die Zulässigkeit des Vorhabens einschließ-
lich der notwendigen Folgemaßnahmen im Hinblick auf alle von ihm berühr-
ten öffentlichen Belange festgestellt und es werden alle öffentlich-
rechtlichen Beziehungen zwischen dem Träger des Vorhabens und den
durch den Plan Betroffenen rechtsgestaltend geregelt (§ 17 Satz 1 FStrG
i.V.m. Art. 75 Abs. 1 BayVwVfG).
Die straßenrechtliche Planfeststellung ersetzt alle nach anderen Rechts-
vorschriften notwendigen öffentlich-rechtlichen Genehmigungen, Verlei-
hungen, Erlaubnisse, Bewilligungen, Zustimmungen und Planfeststellungen
(§ 17 Satz 1 FStrG i.V.m. Art. 75 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG). Hiervon aus-
genommen ist die wasserrechtliche Erlaubnis nach § 7 WHG. Die Regie-
rung kann jedoch auch über die Erteilung der Erlaubnis in diesem Planfest-
stellungsbeschluss entscheiden (§ 14 WHG). Gleiches gilt für die straßen-
- 39 -
rechtlichen Verfügungen nach dem Bundesfernstraßengesetz und dem
Bayerischen Straßen- und Wegegesetz.
1.3 Verfahren zur Prüfung der Umweltverträglichkeit
Für den geplanten Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt ist eine Umweltver-
träglichkeitsprüfung durchzuführen (§ 3 e Abs. 1 Nr. 2 UVPG). Es handelt
sich um die Änderung eines Vorhabens, nämlich einer Bundesstraße, für das
eine Prüfung im Einzelfall eine UVP-Pflicht ergäbe, vor allem im Hinblick auf
die Auswirkungen auf das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach
und Veitshöchheim" (vgl. § 3 c Satz 1 i.V.m. § 3 b Abs. 1 Satz 1 und Anlage
1, Nr. 14.6, sowie Anlage 2, Nrn. 2.3.1 und 3.3 UVPG). Daher kann davon
ausgegangen werden, dass der Ausbau der B 27 südlich Karlstadt i.V.m. der
Anlage eines öffentlichen Feld- und Waldweges parallel zur Bundesstraße
erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen haben kann (vgl. im Einzelnen
C 2 dieses Planfeststellungsbeschlusses).
Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist unselbständiger Teil des Planfeststel-
lungsverfahrens. Die Einbeziehung der Öffentlichkeit nach § 9 Abs. 1
UVPG erfolgt deshalb durch das Anhörungsverfahren (§§ 17, 17 a FStrG
i.V.m. Art. 73 Abs. 3-7 BayVwVfG).
1.4 Raumordnungsverfahren
Ein Raumordnungsverfahren ist für die gegenständliche Maßnahme, die
lediglich den Bau eines öffentlichen Feld- und Waldweges sowie den Aus-
bau einer Bundesstraße umfasst, nicht erforderlich. Ein Widerspruch zu
den Grundsätzen und Zielen der Raumordnung und Landesplanung ist
nicht ersichtlich (vgl. dazu auch C 3.7.1).
1.5 Prüfung der Verträglichkeit gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und
der Vogelschutzrichtlinie.
Im Untersuchungsgebiet der plangegenständlichen Maßnahme liegt die
Teilfläche 6124-372.03 des FFH-Gebietes "Maintalhänge zwischen Gam-
bach und Veitshöchheim", das als solches an die EU-Kommission gemel-
det wurde. Mit Entscheidung der EU-Kommission vom 22.12.2009 wurde
es in die Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung nach der
FFH-RL unter der Bezeichnung DE6124372 - Maintalhänge zwischen
Gambach und Veitshöchheim - aufgenommen (vgl. ABl. EU Nr. L 30 vom
02.02.2010, S. 120 und 233).
Europäische Vogelschutzgebiete befinden sich nicht im Untersuchungsge-
biet.
- 40 -
Pläne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung eines FFH-
Gebietes in Verbindung stehen oder hierfür nicht notwendig sind, die ein
solches Gebiet jedoch einzeln oder in Zusammenwirkung mit anderen Plä-
nen und Projekten erheblich beeinträchtigen könnten, erfordern eine Prü-
fung auf Verträglichkeit mit den für dieses Gebiet festgesetzten Erhaltungs-
zielen (Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL). Das Gleiche gilt für Europäische Vo-
gelschutzgebiete, die in der VoGEV aufgeführt sind (Art. 7 FFH-RL). Vor ih-
rer Zulassung sind solche Projekte auf ihre Verträglichkeit mit den Erhal-
tungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines
Europäischen Vogelschutzgebietes zu überprüfen (§ 34 Abs. 1 Satz 1
BNatSchG; Art. 49 a Abs. 1 i.V.m. Art. 13 c Abs. 2 BayNatSchG). Projekte
sind dabei Vorhaben und Maßnahmen innerhalb (oder außerhalb) eines
Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen Vo-
gelschutzgebietes, soweit sie, einzeln oder im Zusammenwirken mit ande-
ren Projekten oder Plänen, geeignet sind, ein Gebiet von gemeinschaftli-
cher Bedeutung oder ein Europäisches Vogelschutzgebiet erheblich zu be-
einträchtigen (Art. 13 c Abs. 2 BayNatSchG).
Das Verfahren zur Prüfung der Zulässigkeit eines geplanten Projekts um-
fasst drei Phasen, denen jeweils unterschiedliche Fragestellungen zugrun-
de liegen:
Phase 1: FFH-Vorprüfung
Die FFH-Vorprüfung hat die Frage zu beantworten, ob die Durchführung
einer FFH-Verträglichkeitsprüfung erforderlich ist oder nicht. Es kommt im
Sinne einer Vorabschätzung hier nur darauf an, ob ein Vorhaben im kon-
kreten Einzelfall überhaupt geeignet ist, ein Natura-2000-Gebiet erheblich
beeinträchtigen zu können (Möglichkeitsmaßstab). Ist die Möglichkeit einer
erheblichen Beeinträchtigung nicht auszuschließen, dann ist eine FFH-
Verträglichkeitsprüfung durchzuführen (vgl. Nr. 4.1 Leitfaden FFH-VP).
Phase 2: FFH-Verträglichkeitsprüfung
Können erhebliche Beeinträchtigungen eines Natura-2000-Gebietes in sei-
nen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestand-
teilen nach Durchführung der FFH-Vorprüfung nicht offensichtlich ausge-
schlossen werden, ist eine Prüfung der FFH-Verträglichkeit des Projekts er-
forderlich, die mit jeweils hinreichender Wahrscheinlichkeit feststellt, ob das
Vorhaben das FFH-Gebiet im Zusammenwirken mit anderen Plänen und
Projekten (erheblich) beeinträchtigt (Wahrscheinlichkeitsmaßstab). In der
FFH-Verträglichkeitsprüfung sind eine differenzierte Ermittlung von Beein-
trächtigungen und eine Beurteilung der Erheblichkeit dieser Beeinträchti-
gungen des betroffenen Schutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele
oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen vorzunehmen (vgl.
Nrn. 4.1 und 5.1 Leitfaden FFH-VP).
- 41 -
Phase 3: FFH-Ausnahmeprüfung
Ergibt die FFH-Verträglichkeitsprüfung, dass das Vorhaben zu erheblichen
Beeinträchtigungen eines Natura-2000-Gebietes in seinen für die Erhal-
tungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen
kann, ist es grundsätzlich unzulässig (§ 34 Abs. 2 BNatSchG, Art. 13 c
Abs. 2 BayNatSchG). Es kann nur dann ausnahmsweise bzw. im Wege ei-
ner Befreiung zugelassen werden, wenn das Vorhaben aus zwingenden
Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher
sozialer oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist (§ 34 Abs. 3 Nr. 1
BNatSchG, Art. 49 a Abs. 2 Sätze 1 und 2 BayNatSchG), zumutbare Alter-
nativen, die den mit dem Vorhaben verfolgten Zweck an anderer Stelle oh-
ne oder mit geringeren Beeinträchtigungen erreichen, nicht gegeben sind
(§ 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG) und die zur Sicherung des Zusammenhangs
des Europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 notwendigen Maß-
nahmen durchgeführt werden (§ 34 Abs. 5 BNatSchG, Art. 49 a Abs. 4
BayNatSchG). Werden prioritäre Lebensräume und/oder Arten erheblich
beeinträchtigt, können als zwingende Gründe des überwiegenden öffentli-
chen Interesses nur solche im Zusammenhang mit der Gesundheit des
Menschen, der öffentlichen Sicherheit, einschließlich der Landesverteidi-
gung und des Schutzes der Zivilbevölkerung, oder den maßgeblich günsti-
gen Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt geltend gemacht wer-
den. Sonstige Gründe können nur dann berücksichtigt werden, wenn zuvor
eine Stellungnahme der EU-Kommission eingeholt wurde (§ 34 Abs. 4
BNatSchG, Art. 49 a Abs. 2 Satz 3 BayNatSchG). Dies festzustellen ist Sa-
che der FFH-Ausnahmeprüfung, die sich an die FFH-Verträglichkeits-
prüfung anschließt, wenn dort festgestellt wurde, dass das Vorhaben
grundsätzlich unzulässig ist (vgl. Nr. 6.1 Leitfaden FFH-VP).
Nach Prüfung des Fachbeitrags zur Beurteilung der Verträglichkeit der ge-
genständlichen Maßnahme hinsichtlich des FFH-Gebietes "Maintalhänge
zwischen Gambach und Veitshöchheim", die den Antragsunterlagen beilag
(vgl. Unterlage 12.5), kam die Planfeststellungsbehörde - anders als der
Vorhabensträger in den ausgelegten Unterlagen (vgl. Unterlage 1, Seite 5,
und Unterlage 12.5) - zu dem Ergebnis, dass durch die gegenständliche
Maßnahme selbst Beeinträchtigungen der angrenzenden Teilfläche des
FFH-Gebietes nicht ausgeschlossen werden können (Phase 1). Daher war
eine FFH-Verträglichkeitsprüfung im engeren Sinne vorzunehmen (Pha-
se 2). Die FFH-Verträglichkeitsprüfung ist ein unselbständiger Teil dieses
Planfeststellungsverfahrens.
Dabei war nach folgenden Schritten vorzugehen:
- Beschreibung der Natura-2000-Gebiete sowie der für ihre Erhaltungszie-
le maßgeblichen Bestandteile
- 42 -
- Beschreibung des Ausbauvorhabens
- Abgrenzung und Beschreibung des detailliert untersuchten Bereichs
- Beurteilung der vorhabensbedingten Beeinträchtigungen der Erhal-
tungsziele der Schutzgebiete
- Darstellung der vorhabensbezogenen Maßnahmen zur Schadensbe-
grenzung
- Beurteilung der Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele der Schutzge-
biete durch andere, mit dem gegenständlichen Projekt zusammenwir-
kende Pläne oder Projekte
- Zusammenfassung der Ergebnisse.
Die FFH-Verträglichkeitsprüfung hat ergeben, dass mit erheblichen Beein-
trächtigungen des Natura-2000-Gebietes zu rechnen ist. Daher war eine
FFH-Ausnahmeprüfung (Phase 3) bzw. die Erteilung einer Befreiung i.S.d.
Art. 49 a Abs. 2 Satz 1 BayNatSchG (vgl. auch § 34 Abs. 3 BNatSchG, Art.
6 Abs. 4 FFH-RL) notwendig. Dabei war zu berücksichtigen, dass
- keine zumutbare Alternative, die den mit dem gegenständlichen Projekt
verbundenen Zweck an anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beein-
trächtigungen erreichen würde, vorhanden ist,
- zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses vorliegen
und
- ein entsprechender Kohärenzausgleich gewährleistet ist.
Die FFH-Ausnahmeprüfung hat ergeben, dass eine Befreiung i.S.d.
Art. 49 a Abs. 2 Satz 1 BayNatSchG möglich war. Auf die Ausführungen
unter C 3.7.5.3 wird Bezug genommen.
Einzelne weitere verfahrensrechtliche Fragen sind - soweit geboten - in sy-
stematischem Zusammenhang an anderer Stelle dieses Beschlusses be-
handelt. Darauf wird Bezug genommen (vgl. auch A 5).
2. Umweltverträglichkeitsprüfung
2.1 Grundsätzliche Vorgaben
Der Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt ist im Rahmen des Planfeststel-
lungsverfahrens als unselbständiger Teil des Verfahrens (§ 2 Abs. 1 Satz 1
- 43 -
UVPG) einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen (§ 3 e Abs. 1
Nr. 2 i.V.m. § 3 c Sätze 1 und 2 und § 3 b Abs. 1 Satz 1 UVPG sowie
Nr. 14.6 der Anlage 1 sowie Anlage 2, Nrn. 2.3.1 und 3.3 zum UVPG; vgl.
oben C 1.3 dieses Beschlusses).
Die Umweltverträglichkeitsprüfung umfasst die Ermittlung, Beschreibung
und Bewertung der unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen eines
Vorhabens auf Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima
und Landschaft, Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie auf die Wech-
selwirkungen zwischen den vorgenannten Schutzgütern (§ 2 Abs. 1 Satz 2
UVPG).
Sie wird unter Einbeziehung der Öffentlichkeit durchgeführt (§ 2 Abs. 1
Satz 3 UVPG). Die Planfeststellungsbehörde erarbeitet auf der Grundlage
der vom Träger des Vorhabens vorgelegten Unterlagen, der behördlichen
Stellungnahmen sowie der Äußerungen der Öffentlichkeit eine zusammen-
fassende Darstellung der Umweltauswirkungen des Vorhabens sowie der
Maßnahmen, mit denen erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen ver-
mieden, vermindert oder ausgeglichen werden, einschließlich der Ersatz-
maßnahmen bei nicht ausgleichbaren, aber vorrangigen Eingriffen in Natur
und Landschaft (§ 11 Satz 1 UVPG). Die Ergebnisse eigener Ermittlungen
sind dabei einzubeziehen (§ 11 Satz 2 UVPG).
Auf der Grundlage der zusammenfassenden Darstellung bewertet die Plan-
feststellungsbehörde die Umweltauswirkungen des Vorhabens und berück-
sichtigt diese Bewertung bei ihrer Entscheidung über die Zulässigkeit des
Vorhabens im Hinblick auf eine wirksame Umweltvorsorge nach Maßgabe
der geltenden Gesetze (§ 12 UVPG).
An die Ermittlung und Bewertung der Umweltauswirkungen eines Vorha-
bens dürfen jedoch nach höchstrichterlicher Rechtsprechung (vgl. insbe-
sondere BVerwG, Urteil vom 21.03.1996, Az. 4 C 19.94, NVwZ 1996, 1016)
keine überhöhten Anforderungen gestellt werden. Insbesondere gebieten
weder das UVPG noch die UVP-Richtlinie, dass Umweltauswirkungen an-
hand schematisierter Maßstäbe oder in standardisierten oder schematisier-
ten und rechenhaft handhabbaren Verfahren ermittelt und bewertet werden,
oder dass, solange es an solchen Verfahren fehlt, dies durch einen Dialog
der Fachleute beider Seiten bis zur Erreichung eines Kompromisses aus-
zugleichen wäre.
Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist auch kein "Suchverfahren", in dem al-
le nur erdenklichen Auswirkungen eines Vorhabens auf Umweltgüter und
deren Wertigkeit bis in alle Einzelheiten untersucht oder sogar wissen-
schaftlich bislang ungelöste Fragen geklärt werden müssen. Vielmehr soll
die Umweltverträglichkeitsprüfung die Grundlagen für die Beurteilung der
- 44 -
möglichen erheblichen Umweltauswirkungen eines Projekts liefern (vgl.
UVP-Richtlinie, Erwägungsgrund 6). In sachlicher Übereinstimmung mit der
UVP-Richtlinie (vgl. Art. 5 Abs. 2) verpflichtet daher § 6 Abs. 3 UVPG den
Vorhabensträger, entsprechend aussagekräftige Unterlagen vorzulegen.
2.2 Untersuchungsraum
Das Untersuchungsgebiet liegt im Landkreis Main-Spessart und beginnt im
Süden bei der Einmündung der Kreisstraße MSP 8, die nördlich von Retz-
bach nach Karlstadt-Stetten führt, und endet im Norden am südlichen Orts-
rand von Karlstadt im Bereich der Johann-Schöner-Straße bzw. des Kreis-
bauhofs. Der Untersuchungsraum hat eine Länge von ca. 3,3 km und um-
fasst einen Korridor von regelmäßig 300 m nach Osten, während er sich im
Westen über die Bahnlinie bis zum Ufer des Mains erstreckt. Das Untersu-
chungsgebiet liegt in den Gemarkungen Stetten und Karlstadt im Bereich
der Stadt Karlstadt.
Die Abgrenzung des Untersuchungsgebietes erfolgte durch den Vorha-
bensträger in Abstimmung mit der höheren Naturschutzbehörde entspre-
chend der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf den Natur-
haushalt und das Landschaftsbild. Die Auswahl des Untersuchungsraumes
stellt weder eine unzulässige Abschnittsbildung noch eine unzulässige Ein-
schränkung zur Untersuchung der Varianten dar.
Das gegenständliche Vorhaben schließt die Ausbaulücke der B 27 zwi-
schen Würzburg und Karlstadt, im südlich anschließenden Raum ist der
Ausbau der B 27 bereits erfolgt.
Im Übrigen ist der Ausbauabschnitt auch für sich verkehrswirksam, da die
vorhandene Bundesstraße ausgebaut wird, ohne dass sich am Beginn oder
der Weiterführung der Bundesstraße etwas ändern würde.
Die Auswahl des Untersuchungsraumes stellt keine unzulässige Ein-
schränkung zu untersuchender Varianten dar. Die Planfeststellungsbehör-
de war nicht verpflichtet, jede mögliche oder von Dritten zur Sprache ge-
brachte Planungsalternative gleichermaßen detailliert und umfassend zu
prüfen. Vielmehr konnten Varianten, die nach einer Grobanalyse in einem
früheren Planungsstadium nicht in Betracht kommen, für die weitere Detail-
prüfung ausgeschieden werden (vgl. BVerwG, Beschluss vom 16.08.1995,
Az. 4 B 22.95, UPR 1995, 445).
Ist der Planungsbehörde mithin bei der Betrachtung von Planungsalternati-
ven ein gestuftes Vorgehen gestattet, so ist es ihr nicht verwehrt, im Fort-
gang des Verfahrens die Umweltverträglichkeitsprüfung auf diejenige Vari-
ante zu beschränken, die nach dem jeweils aktuellen Planungsstand noch
- 45 -
ernsthaft in Betracht kommt (BVerwG, Urteil vom 25.01.1996, Az. 4 C 5.95,
DVBl. 1996, 677).
In Kapitel C 3.7.2 dieses Beschlusses hat die Planfeststellungsbehörde die
Möglichkeit von Varianten, insbesondere unter dem Aspekt der Umweltver-
träglichkeit untersucht. Mit Bezug auf die dortigen Ausführungen lässt sich
an dieser Stelle festhalten, dass die Auswahl zugunsten der dieser Ent-
scheidung zugrundeliegenden Trassenführung nicht zu beanstanden ist.
Den Anforderungen des § 6 Abs. 3 UVPG ist damit Rechnung getragen.
Diese Vorschrift verlangt keine förmliche Umweltverträglichkeitsprüfung für
sämtliche in Betracht kommenden Varianten, sondern nur eine "Übersicht
über die wichtigsten, vom Träger des Verfahrens geprüften Lösungsmög-
lichkeiten und Angabe der wesentlichen Auswahlgründe im Hinblick auf die
Umweltauswirkungen des Vorhabens" (BVerwG, Beschluss vom
16.08.1995, Az. 4 B 92.95, UPR 1995, 445). Auch § 17 Satz 2 FStrG ver-
langt insoweit nicht mehr (BVerwG, Urteil vom 25.01.1996, Az. 4 C 5.95,
DVBl. 1996, 667).
Bei dem Vorhaben handelt es sich im Übrigen konkret um den Ausbau ei-
ner bestehenden Bundesstraße. Der geplante bestandsorientierte Ausbau
der B 27 bedingt keine Neuzerschneidungen oder Immissionswirkungen in
bisher unbelasteten Gebieten. Vorhabensalternativen hinsichtlich der Tras-
senführung haben sich auch im Hinblick auf Vermeidung bzw. Minimierung
von Umweltauswirkungen nicht aufgedrängt.
Bei der Darstellung des Ergebnisses dieser Umweltverträglichkeitsprüfung
und dessen Einbeziehung in die Entscheidungsfindung des verfahrensge-
genständliche Vorhaben konnte sich die Planfeststellungsbehörde im We-
sentlichen auf die Auswirkungen, die diesen räumlich begrenzten Bereich
betreffen, beschränken. Das Untersuchungsgebiet ist von seinem räumli-
chen Umfang her so gewählt, dass die Auswirkungen auf die Umwelt hin-
reichend erfasst werden. Dies gilt insbesondere für die gewählte Breite des
Untersuchungsgebietes, das in die Umweltverträglichkeitsprüfung einge-
stellt wurde. Es umfasst eine Länge von ca. 3,3 km und reicht von der Bun-
desstraße etwa 300 m nach Osten bzw. Nordosten bis zu den Maintalhän-
gen und auf der anderen Seite bis zum Main. Die genaue Abgrenzung des
Untersuchungsgebietes orientiert sich an den Nutzungsgrenzen in der
Landschaft, an den Lebensräumen von Tieren und Pflanzen und an den
geplanten Ausgleichsmaßnahmen (vgl. Unterlage 12.2).
2.3 Zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen des Vorhabens
(§ 11 UVPG)
Die zusammenfassende Darstellung der Umweltauswirkungen soll gemäß
Nr. 0.5.2.2 Abs. 4 der UVPVwV zum einen eine Bestandsaufnahme des
- 46 -
räumlichen Zustands der Umwelt im räumlichen Auswirkungsbereich des
Vorhabens (Ist-Zustand der Umwelt), zum anderen eine Prognose der vor-
aussichtlichen Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt (voraussichtli-
che Veränderung der Umwelt infolge des geplanten Vorhabens) enthalten.
In der zusammenfassenden Darstellung sollen Aussagen über Art und Um-
fang sowie die Häufigkeit oder - soweit fachrechtlich geboten - die Eintritts-
wahrscheinlichkeit bestimmter Umweltauswirkungen getroffen werden. Dar-
über hinaus soll angegeben werden, aus welcher Informationsquelle die
wesentlichen Angaben stammen (vgl. Nr. 0.5.2.2 Abs. 1 und 3 UVPVwV).
2.3.1 Beschreibung der Umwelt im Untersuchungsgebiet
2.3.1.1 Lage und landschaftliche Gliederung
Der Planfeststellungsabschnitt beginnt ca. 3,3 km südlich von Karlstadt im
Bereich der Einmündung der Kreisstraße MSP 8 in die B 27. Der weitaus
größte Teil des Plangebietes umfasst Flächen der Stadt Karlstadt, ein. Das
Plangebiet liegt im Naturraum "mittleres Maintal" (133) und gliedert sich in
die naturräumlichen Einheiten "Maintal" (133-A) und "Maintalhänge" (133-
B).
Auf der Hochfläche an seinem Ostrand greift das Plangebiet auf den Natur-
raum Wern-Lauer-Platte (135) der Untereinheit "Stettener Riedel, unteres
Werntal und Retzbachtal" (135 D) über. Das Plangebiet zeichnet sich durch
hohe Reliefenergie aus. Das Gelände stürzt von den landwirtschaftlich ge-
nutzten Platten (um 270 m üNN) über steile Hanglangen und bis zu 30 m
hohe Felswände zum Maintal auf 160 m üNN ab.
2.3.1.2 Schutzgut Mensch
2.3.1.2.1 Siedlungsstruktur
Als nennenswerte Siedlungsstrukturen befinden sich im Untersuchungsge-
biet der südliche Ortsrand von Karlstadt sowie entlang der B 27 zwei ein-
zelne Wohnanwesen. Südlich des Untersuchungsgebietes folgt dann jen-
seits des Mains Himmelstadt.
2.3.1.2.2 Land- und Forstwirtschaft
Die Mainaue unterliegt intensiver landwirtschaftlicher, meist ackerbaulicher
Nutzung. Östlich der B 27 liegen dann schwach geneigte bis mäßig steile
Unterhänge, auf denen sich Weingärten und Weinbergsbrachen als Gras-
fluren und Streuobstwiesen befinden. Der steile Oberhang der Maintal-
- 47 -
hänge wird meist von Weinbergen eingenommen. Im Norden des Plange-
bietes liegen auf einem Hang mit gleichmäßigem Relief Flächen mit mäßig
intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.
Die flacher geneigten, flachgründigen Oberhänge sind mit Wald bedeckt,
wo neben großflächigen Wäldern aus Kiefern und österreichischer
Schwarzkiefer wärmeliebende Orchideen-Kalkbuchenwälder im Übergang
zu mesophilen Buchenwäldern liegen. Der steile Oberhang der Maintal-
hänge umfasst neben den Weinbergen auch Waldflächen. Schließlich
stockt entlang des Mainufers ein ununterbrochener, galerieförmiger Au-
waldrest mit Hochstaudenfluren und Röhrichten, insbesondere an den Buh-
nenfeldern.
2.3.1.2.3 Freizeit und Erholung
Aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten ermöglicht das Untersu-
chungsgebiet Erholungsaktivitäten wie Spazierengehen und Wandern. Der
Maintalwanderweg verläuft im Abschnitt zwischen Karlstadt und Retzbach
oberhalb der Weinberge durch das Plangebiet. Außerdem liegen gärtne-
risch genutzte Flächen und Wochenendgrundstücke an der B 27 sowie am
Mittelhang des Kalvarienberges im Nordosten des Plangebiets. Das Unter-
suchungsgebiet wird von der Bevölkerung Karlstadts zur Naherholung ge-
nutzt.
2.3.1.3 Schutzgut Tiere und Pflanzen
2.3.1.3.1 Lebensräume
Große Teile des Plangebietes haben hohe und sehr hohe Bedeutung als
Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Besondere Bedeutung kommt dabei
den Lebensräumen zu, die sich durch ihre seltenen Standortbedingungen
und langen Entwicklungszeiten auszeichnen und in denen sich die Vor-
kommen gefährdeter und geschützter Arten konzentrieren. Dabei kommt
zuvorderst dem xerothermen Lebensraumkomplex der Maintalhänge mit
der Steilstufe der Felswand und den anschließenden Unterhängen äußerst
hohe Bedeutung zu. Die Maintalhänge sind Bestandteil des FFH-Gebietes
"Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" (Nr. 6124-372) und
enthalten eine Reihe unterschiedlicher Lebensraumtypen des Anhangs I
der FFH-RL. Sie bieten einer Vielzahl gefährderter Tier- und Pflanzenarten
Lebensraum, darunter mit Zippammer, Rotflügeliger Ödlandschrecke,
Langfühlerigem Schmetterlingshaft und Lauer vier Arten, die vom Ausster-
ben bedroht sind.
Sehr hohe Bedeutung haben der Auwald am Main, die Orchideen-
Kalkbuchenwälder im Übergang der Oberhänge zu den Platten und die
- 48 -
Kalkmagerrasen auf den Einhängen der zum Main führenden Talklingen.
Zu den Lebensräumen mit hoher Bedeutung für Tier und Pflanzen im Plan-
gebiet zählen Streuobstwiesen, artenreiche Gebüsche und Säume sowie
die Extensivwiesen am Kalvarienberg.
Den weniger struktur- und artenreichen Hecken, Gebüschen und Gehölzen
kommt eine mittlere Bedeutung zu. Geringe Bedeutung als Lebensraum für
Tiere und Pflanzen haben die intensiv genutzten Äcker, Fettwiesen und
Weinberge, artenarme Altgras- und Ruderalfluren sowie Schwarzkiefern-
forste.
Im Übrigen wird auf die Unterlage 12.1 Bezug genommen.
2.3.1.3.2 Lebensraumtypische Tierarten und Tierartengruppen
Das Plangebiet ist in seiner Gesamtheit ausgesprochen individuen- und ar-
tenreich. Insgesamt wurden 45 Vogelarten nachgewiesen, von denen
34 Arten sicher als Brutvögel eingestuft werden können. Das Plangebiet
weist hier eine durchschnittliche Artenzahl auf. Unter den Brutvögeln kom-
men mit Baumpieper, Gartenrotschwanz, Uhu und Zippammer vier bay-
ernweit oder im Naturraum Schichtstufenland gefährdete Arten vor. Hinzu
kommen mit Feldsperling, Goldammer und Kuckuck drei weitere Brutvögel,
die in den Vorwarnlisten geführt werden. Landkreisweit sind auch die Brut-
vorkommen der Arten Dorngrasmücke und Nachtigall bedeutsam. Bemer-
kenswert sind auch Nachweise von Mäusebussard, Sperber, Mauersegler
und Schwarzmilan, die das Plangebiet als Nahrungsgäste aufsuchen. Das
Artenspektrum wird aber von gebüsch- und gehölzbewohnenden Arten
dominiert. Besonders bemerkenswert ist hier das Vorkommen der Zipp-
ammer im südlichen Teil des Plangebietes, die bayern- und bundesweit zu
den seltensten Brutvogelarten gehört.
Im Rahmen der Artenschutzkartierung Bayern ist das Vorkommen der
Zauneidechse an einem Fundort an den Maintalhängen belegt und für den
gesamten Lebensraumkomplex zu erwarten. Das Vorkommen der regional
gefährdeten, in Bayern stark gefährdeten Schlingnatter an den Maintalhän-
gen ist nicht belegt, aber mit hinreichender Sicherheit zu erwarten.
Insgesamt wurden im Rahmen der faunistischen Erhebungen
33 Laufkäferarten nachgewiesen, darunter acht Arten, die in den Roten Li-
sten Bayerns geführt werden. Die meisten Käfer gehören in die Artengrup-
pe xerothermophiler oder trockener, offener Standorte. Eine Besonderheit
stellt der Fund eines Hirschkäferweibchens im Auwald des Mains dar.
Des Weiteren wurden im Untersuchungsgebiet am Unterhang der Fels-
wand neun Heuschreckenarten nachgewiesen, von denen der Verkannte
- 49 -
Grashüpfer, die Westliche Beißschrecke und die Zweipunkt-Dornschrecke
in Bayern gefährdet sind. Eine Besonderheit stellt der Nachweis von drei
Individuen der Rotflügeligen Ödlandschrecke dar, die in Bayern vom Aus-
sterben bedroht ist.
Außerdem wurden im Untersuchungsgebiet insgesamt 108 Spinnenarten
nachgewiesen, worunter 30 Arten in den Roten Listen Bayerns oder
Deutschlands in einer der Gefährdungskategorien geführt werden. Beson-
ders hoch ist der Anteil gefährdeter Arten in xerothermen Lebensräumen.
An den Unterhängen der Felswände sind vier Schneckenarten dokumen-
tiert. Neben der in Bayern ungefährdeten Weinbergschnecke kommen im
Plangebiet mit der Wulstigen Kornschnecke, der Märzenschnecke und dem
Steinpicker drei Arten vor, die in Bayern stark gefährdet sind bzw. in der
Vorwarnliste geführt werden.
Des Weiteren kommt besondere Bedeutung dem Nachweis der in Bayern
vom Aussterben bedrohten Arten Langflügeliger Schmetterlingshaft und
Lauer zu. Beide Insektenarten besiedeln extrem trockenwarme, wenig bis
teilweise verbuschte Felshänge bzw. Weinbergslagen. Die Fundorte von
Libellen im Plangebiet beschränken sich auf den Uferstreifen des Mains.
Am Nordwestrand des Plangebietes ist die die Bayern und regional stark
gefährdete gemeine Keiljungfer nachgewiesen.
2.3.1.3.3 Lebensraumtypische Pflanzen und Pflanzenartengruppen
Im Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 78 gefährdete, geschützte oder
landkreisbedeutsame Arten nachgewiesen, darunter 39 in Bayern und der
Region gefährdete Arten. Das Pflanzenartenspektrum setzt sich dabei im
Wesentlichen aus Arten der Trocken- und Magerrasen, Felsfluren und Ac-
ker-Wildkrautgesellschaften zusammen. In der Mainaue treten Arten der
Feuchtwiesen und Auwälder hinzu. Pflanzenarten der Roten Listen strahlen
von den Felshalden und der Schaumkalkstufe in den Übergangsbereich
zwischen den Felswänden und den Unterhängen aus. Besonders bemer-
kenswert sind die Vorkommen von Gewöhnlicher Ochsenzunge, Nelken-
Sommerwurz, Früher Segge und Berg-Haarstrang in der Krautschicht einer
Streuobstwiese am Parkplatz der B 27, die innerhalb des Plangebietes nur
im Eingriffsraum nachgewiesen wurden. Die Krautschicht ist als magere
Stromtalwiese anzusprechen, ein sehr seltener Wiesentyp und floristisches
Relikt der Auenvegetation, dessen Vorkommen in dieser Ausprägung sich
auf Sandböden beschränkt. Mit dem Europäischen Frauenschuh wurde
außerdem im Plangebiet eine Pflanzenart der Anhänge II und IV der FFH-
RL bzw. eine streng geschützte Art i.S.d. Art. 6 a BayNatSchG nachgewie-
sen.
- 50 -
Im Übrigen wird auf die Unterlagen 12.1 und 12.2 Bezug genommen.
2.3.1.3.4 Austausch- und Wechselbeziehungen zwischen Teil- und Gesamtlebens-
räumen
Die Landschaft des Plangebiets setzt sich aus der rechtsseitigen Mainaue,
dem mäßig steilen Unterhang, der Felswandstufe, dem steilen Oberhang
der Maintalhänge und der mäßig geneigten Hochfläche zusammen. Dem
Komplex der Maintalhänge kommt allein schon wegen seiner Größe und
relativer Ungestörtheit besondere Bedeutung zu. Die Maintalhänge im
Plangebiet sind ein Bindeglied mit sehr hoher Bedeutung für den Biotop-
verbund zwischen den anderen landesweit bedeutsamen Lebensräumen
bei Gambach, Retzbach und Veitshöchheim.
2.3.1.3.5 Schutzgebiet und Schutzobjekte sowie weitere Gebiete mit naturschutz-
fachlichen Festsetzungen
Der Unterhang des Maintalhangs ab der Grundstücksgrenze der B 27, die
Felswand der Schaumkalkstufe und große Teile der Waldflächen auf den
Einhängen der zum Main hin führenden Klingen und auf der anschließen-
den Hochfläche sind Bestandteil des FFH-Gebietes "Maintalhänge zwi-
schen Gambach und Veitshöchheim" (Nr. 6124-372).
Die Steilhänge am Stettener Berg südlich von Karlstadt sind zur Auswei-
sung als Naturschutzgebiet vorgeschlagen, der Lebensraumkomplex am
Kalvarienberg südlich von Karlstadt als geschützter Landschaftsbestandteil.
Rechtsverbindlich festgesetzte Schutzgebiete oder Landschaftsbestandtei-
le sind im Untersuchungsgebiet nicht vorhanden.
Gesetzlich geschützte Biotope nach Art. 13 d und Art. 13 e sind im Unter-
suchungsgebiet vorhanden und in der Unterlage 12.2 dargestellt. Dabei
handelt es sich um wärmeliebende Buchenwälder und Säume, basenreiche
Magerrasen, Felsvegetation, Schuttfluren und Blockhalden sowie Auwäl-
der, feuchte Hochstaudenfluren und Röhrichte.
2.3.1.4 Schutzgut Boden
Im Plangebiet stehen überwiegend Gesteine des unteren, mittleren und
oberen Muschelkalks an, die einander bandförmig von West nach Ost ab-
lösen. Im äußersten Osten des Plangebietes finden sich Lößlehmdecken.
Der Muschelkalk ist am Stadtrand von Karlstadt von pleistozänen Ablage-
rungen der Mittel- und Niederterrassen überdeckt, denen in weiterer Ent-
fernung zum Main dünne, jungpleistozäne Flugsanddecken aufgelagert
sind, die wiederum von Hangschutt und Hanglehm des oberhalb anstehen-
den Muschelkalks überdeckt sind. In der Mainaue stehen jüngste alluviale
- 51 -
Talfüllungen an. Die Bahnlinie wurde auf künstlichen Aufschüttungen ange-
legt. Während der untere Muschelkalk vorwiegend flachgründige Rendzi-
nen liefert und Felsfreistellungen bildet, haben sich aus dem mittleren und
oberen Muschelkalk auch tiefgründigere Böden im Übergang zu Kalk-
braunerden und Braunerden entwickelt. Unter neu angelegten oder stark
bodenbearbeiteten Weinbergen haben sich stellenweise tiefgründige Rigo-
sole entwickelt. Über Löß haben sich Parabraunerden gebildet. Bei den
Böden der Mainterrassen handelt es sich um Braunerden großer Entwick-
lungstiefe aus kiesig-sandigen Ablagerungen, die über Flugsandauflagen
zur Podsolierung neigen. Die ufernahen Böden aus sandigen oder lehmi-
gen Flussablagerungen werden seit der Regulierung des Mains nur noch
selten überflutet, sind aber noch grundwasserbeeinflusst.
Vorbelastungen der Böden bestehen durch die landwirtschaftliche Nutzung
und durch den Verkehr (Versiegelung, Schadstoffimmissionen).
2.3.1.5 Schutzgut Wasser
2.3.1.5.1 Oberflächengewässer
Das Untersuchungsgebiet ist - mit Ausnahme der Buhnenweiher des
Mains - frei von Fließ- oder Standgewässern. Am Baubeginn greift das Un-
tersuchungsgebiet auf einen Trockengraben über, der die oberhalb gelege-
nen Weinberge zum Main entwässert und nach Starkregen temporär Was-
ser führt. Der Main selbst liegt bereits außerhalb des Untersuchungsgebie-
tes, er weist in diesem Abschnitt eine Gewässergüteklasse von II (mäßig
belastet) auf. Zwischen Bau-km 1+450 und Bau-km 2+150 verläuft die B 27
durch das festgesetzte Überschwemmungsgebiet des Mains.
2.3.1.5.2 Grundwasser
Im Untersuchungsgebiet steht der Grundwasserspiegel nur in der Aue und
den Terrassen des Maintals oberflächennah an. Der vom Muschelkalk aus-
gebaute Bereich ist an der Oberfläche äußerst wasserarm und durch
Karsterscheinungen geprägt. Wasserschutzgebiete kommen im Untersu-
chungsgebiet nicht vor.
2.3.1.5.3 Vorbelastungen des Schutzgutes Wasser
Die Vorbelastungen des Schutzgutes Wasser bestehen ebenfalls durch die
landwirtschaftliche Nutzung und durch den Verkehr (Versiegelung, Schad-
stoffimmissionen). Das Oberflächenwasser der bestehenden B 27 wird in
den Main abgeschlagen.
- 52 -
Schon die vorhandene B 27 verläuft streckenweise im festgesetzten Über-
schwemmungsgebiet des Mains.
2.3.1.6 Schutzgut Luft
Die Luft stellt in ihrer spezifischen Zusammensetzung eine besondere Le-
bensgrundlage für Mensch, Tiere und Pflanzen dar. Bei der Betrachtung
des Schutzgutes Luft werden im Wesentlichen Aspekte der Luftreinhaltung
erfasst. Das Schutzgut Luft wird bestimmt von der vorhandenen Vor- bzw.
Grundbelastung sowie der straßen- und verkehrsbedingten Zusatzbela-
stung.
Immissionsgrenzwerte und Zielwerte für Luftschadstoffe sind in der
22. BImSchV enthalten. Weitere Orientierungswerte finden sich in der
"Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft" (TA Luft) und in der VDI-
Richtlinie 2310 "Maximale Immissionswerte". Die Vorbelastung setzt sich
aus den Beiträgen von Hausbrand, Gewerbe, Industrie und Straßen sowie
dem Ferntransport zusammen. Dem Merkblatt über Luftverunreinigungen
an Straßen (MLuS 02) können Anhaltswerte für die Grundbelastung ent-
nommen werden. Weiterhin können mit dem im Merkblatt enthaltenen Re-
chenverfahren die verkehrsbedingten Immissionen abgeschätzt werden.
Im Plangebiet bestehen lufthygienische Vorbelastungen durch Emissionen
aus dem Straßenverkehr, aus Hausbrand, Industrie und Gewerbe.
2.3.1.7 Schutzgut Klima
Das Untersuchungsgebiet gehört bei mehr als 9°C mittlerer Jahrestempera-
tur und weniger als 680 mm Niederschlag im Jahr dem trockenwarmen
mainfränkischen Klimabezirk an. Die Klimagunst des Gebiets zeigt sich
auch im Weinbau, der auf zusätzlich begünstigten, süd- bis westexponier-
ten Hängen betrieben wird. Diese Hänge weisen ein extremes xerothermes
Kleinklima auf. Das Plangebiet umfasst im Wesentlichen die Maintalhänge
und weist zwischen Maintal und den Hochflächen der Platten große Hö-
henunterschiede auf. Die Wälder, Äcker und Weinberge im Plangebiet
selbst und in dessen Umgriff dienen der Entstehung von Reinluft bzw. Kalt-
luft, die von den Hängen talwärts strömen. Das Maintal selbst hat aufgrund
des sehr geringen Längsgefälles keine besondere Bedeutung als Luftaus-
tauschbahn.
Von den großflächigen und weitgehend versiegelten Gewerbe- und Indu-
strieanlagen am Stadtrand von Karlstadt geht eine lokalklimatisch nicht un-
erhebliche Wärmebelastung aus.
- 53 -
2.3.1.8 Schutzgut Landschaft
Das Untersuchungsgebiet bildet einen typischen und repräsentativen
Querschnitt der Landschaft auf der rechten Seite des mittleren Maintals ab.
Das Landschaftsbild setzt sich aus fünf Teilräumen zusammen, die Main-
aue, den mäßig steilen, kleinteilig genutzten Unterhang der Maintalhänge,
die Felswände aus Schaumkalk, die Weinberge am Oberhang und die
schwach geneigte Hochfläche der Muschelkalkplatte mit ihren Äckern und
Wäldern. Die Eigenart der Landschaft besteht in der charakteristischen und
standortgemäßen Landnutzung, die sich in der Kulturlandschaft deutlich er-
kennen und ablesen lässt, und in der Einzigartigkeit der mehr als 20 m ho-
hen Felsstufe. Die Landschaft zeichnet sich somit durch eine große Vielfalt,
Eigenart und Schönheit aus.
Das Landschaftsbild wird von der Weite des Maintals geprägt und vom Hö-
henunterschied seiner Landschaftsteile sowie vom Kontrast der naturnahen
Wälder und Felsheiden zu den Weinbergen und der Flusslandschaft belebt.
Charakteristisch ist die Offenheit und Durchsichtigkeit der Landschaft, die
sich weit einsehen lässt. Vom Stettener Berg und auch vom Kalvarienberg
bestehen Sichtbeziehungen sowohl das Maintal entlang als auch über den
Talraum im Vordergrund hinweg in die Landschaften auf der linken Main-
seite.
Beeinträchtigungen des Landschafts- und Ortsbildes gehen von dem Kalk-
steinbruch zwischen Laudenbach und Mühlbach (außerhalb des Untersu-
chungsbereichs), den Betriebsgebäuden der Baustoffindustrie, den aufge-
lassenen Kiesgruben und dem unzureichend eingegrünten Stadtrand Karl-
stadts mit seinen Gewerbegebieten aus.
2.3.1.9 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter
Am Stadtrand von Karlstadt sind zwei Bodendenkmäler bekannt, dabei
handelt es sich um eine Gräbersiedlung östlich der B 27, die als Ensemble
unter Denkmalschutz steht, sowie um ein einzelnes Objekt in der Mainaue
westlich der Bahnlinie.
Mit Schreiben vom 26.06.2009 machte das Bayerische Landesamt für
Denkmalpflege darauf aufmerksam, dass im Umfeld der in den Unterlagen
eingetragenen Vermutungsfläche (V-6-6024-0001) einige Einzelfundstellen
bekannt seien. Am rechtsseitigen Ufer des Mains scheine sich schon sehr
früh die Hauptverbindungsstraße nach Karlstadt befunden zu haben.
Auf dem Grundstück Fl.Nr. 5487 der Gemarkung Karlstadt befindet sich am
Grundstücksrand zur B 27 hin ein eingetragenes Einzeldenkmal (Bildstock
- 54 -
bzw. nicht begehbare "Flurkapelle"), das infolge der gegenständlichen
Maßnahme zu versetzen ist.
2.3.1.10 Wichtige Wechselbeziehungen
Wechselwirkungen bestehen im Untersuchungsgebiet insbesondere zwi-
schen den Schutzgütern Klima, Boden, Tier und Pflanzen sowie dem Land-
schaftsbild.
Die Qualität der xerothermen Felsheiden und mageren Trockenstandorte
im Plangebiet hängt unmittelbar von den extremen klimatischen Bedingun-
gen ab, die durch die Bodentrockenheit noch verstärkt werden. Umgekehrt
tragen die natürlichen Lebensräume von Tieren und Pflanzen erheblich zur
Erlebbarkeit der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft bei.
2.3.2 Umweltauswirkungen des Vorhabens
Allgemein lassen sich die Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt
- ohne Bezug auf ein konkretes Schutzgut - wie folgt differenzieren:
- Anlagebedingte Auswirkungen sind Flächenüberbauung und Flächen-
versiegelung, verbunden mit quantitativen und qualitativen Verlusten an
Vegetation und frei lebender Tierwelt sowie von Flächen für land- und
forstwirtschaftliche Zielsetzungen, Barriere- und Zerschneidungseffekte,
kleinklimatische Veränderungen der Umwelt, Beeinflussung natürlicher
Ressourcen und des Naturhaushalts, Veränderung des Landschaftsbil-
des, Beeinträchtigung des Wohnumfeldes und der Erholungsqualität der
Landschaft;
- Baubedingte Auswirkungen ergeben sich aus Baustelleneinrichtungen
(u.a. Bauwege, Arbeitsstreifen, Lagerplätze usw.), Entnahmen und De-
ponierung von Erdmassen, temporären Gewässerverunreinigungen,
Lärm-, Staub-, Abgasemissionen und Erschütterungen;
- Verkehrsbedingte Auswirkungen können sein Verlärmung, Schadstoff-
emissionen, Erschütterungen, Bewegungs- und Lichtemissionen mit
Auswirkungen auf die Tierwelt und Beeinträchtigungen des Land-
schaftsbildes;
- Entlastungswirkungen entstehen durch die Entlastung von Ortsdurch-
fahrten und die Möglichkeit städtebaulicher Verbesserungen;
- Sekundär- und Tertiärwirkungen können sein Nutzungsänderungen, z.B.
durch Erweiterungen von Siedlungsflächen, weiteren Straßenbaumaß-
- 55 -
nahmen in Form von Neu- und Ausbauten im nachgeordneten Straßen-
netz.
Die einzelnen Faktoren wirken in Stärke und Ausmaß unterschiedlich auf
die Umwelt ein. Teilweise sind sie leicht zu quantifizieren (z.B. die Flächen-
überbauung), zum Teil lassen sie sich jedoch kaum in Werten ausdrücken
(z.B. die Folgen einer Fließgewässerüberbauung für die Fauna).
Auf der Grundlage der vom Vorhabensträger vorgelegten Unterlagen, der
behördlichen Stellungnahmen, von Äußerungen und Einwendungen Dritter
sowie eigener Ermittlungen der Planfeststellungsbehörde sind nachfolgend
genannte Auswirkungen und Wechselwirkungen auf die in § 2 UVPG ge-
nannten Schutzgüter zu erwarten. Dargestellt werden dabei auch die Maß-
nahmen, mit denen erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen vermie-
den, vermindert oder ausgeglichen werden, einschließlich der Ersatzmaß-
nahmen (§ 11 UVPG).
2.3.2.1 Schutzgut Mensch
2.3.2.1.1 Lärmauswirkungen
In Bezug auf das Schutzgut Mensch sind zunächst die Lärmauswirkungen
zu nennen. Entsprechend der Verkehrsbedeutung ist die Verkehrsbela-
stung auf der B 27 in den letzten Jahren gleichmäßig angestiegen. Die Ent-
wicklung des Straßenverkehrs lässt eine weitere Steigerung der Verkehrs-
belastung erwarten. Die großräumige Verkehrsuntersuchung für die Pla-
nung der B 26 neu (Westumfahrung Würzburg) prognostiziert für den ge-
genständlichen Abschnitt der B 27 schon für das Jahr 2020
ca. 15.000 Kfz/24 h. Selbst wenn bis dahin die B 26 n vollständig realisiert
sein sollte, sind immer noch 11.600 Kfz/24 h zu erwarten. Nach dem
HBS 2001 wurden die Zahlen der Verkehrszählung 2000 auf das Jahr 2020
mit dem Faktor 1,13 zugunsten der Betroffenen hochgerechnet, der Wert
liegt über demjenigen, der im Rahmen der Verkehrsprognose für die B 26 n
ermittelt wurde, und damit auch im Sinne der Betroffenen "auf der sicheren
Seite". Daher wurde für die schalltechnischen Berechnungen ein durch-
schnittlicher täglicher Verkehr von 16.996 Kfz/24 h angesetzt. Die allge-
meine Verkehrszunahme bedingt damit im gegenständlichen Abschnitt eine
Erhöhung des Lärmemissionspegels der B 27. Die Verkehrsgeräusche
werden auch noch in weiterer Entfernung wahrnehmbar sein und sich damit
auf die Umgebung auswirken. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die
beiden Anwesen im Außenbereich an der B 27.
Die schalltechnischen Berechnungen (Unterlage 11.1) zeigen, dass am
Anwesen Fl.Nr. 6132/2 der Gemarkung Karlstadt tagsüber Werte von max.
70,4 dB(A) und in der Nacht maximal 64,3 dB(A) zu erwarten sind. Am An-
- 56 -
wesen Fl.Nr. 5405 der Gemarkung Karlstadt sind tagsüber maximal
61,0 dB(A) und nachts maximal 54,9 dB(A) zu erwarten.
Dies bedeutet, dass am erstgenannten Anwesen die Nachtgrenzwerte der
16. BImSchV um bis zu 10,3 dB(A) und der Taggrenzwert um bis zu
6,4 dB(A) überschritten werden, am anderen Anwesen der Nachtgrenzwert
um bis zu 0,9 dB(A).
Für beide Anwesen hat der Vorhabensträger in den Planfeststellungsunter-
lagen passive Lärmschutzmaßnahmen für die Wohngebäude zugesagt.
Dadurch wird sichergestellt, dass Gefahren, Nachteilen und erheblichen
Belästigungen für den Menschen außerhalb der Straßenverkehrsfläche
wirksam vorgebeugt wird. Außenwohnbereiche sind nach den Angaben des
Vorhabensträgers bei den dortigen Anwesen nicht vorhanden.
2.3.2.1.2 Luftinhaltsstoffe
Zu den Auswirkungen auf den Menschen kann des Weiteren der durch den
Kfz-Verkehr bedingte Luftschadstoffausstoß führen. Auch bei den folgen-
den Betrachtungen zu den Schadstoffemissionen wurde vom prognostizier-
ten durchschnittlichen Verkehr für das Jahr 2020 ausgegangen.
Auf die Schadstoffemissionen wirkt sich zunächst die allgemein zu erwar-
tende Verkehrszunahme bis zum Jahr 2020 ungünstig aus, weil sich da-
durch die vorhandene Belastung erhöht. Einen entgegengesetzten Einfluss
hat jedoch die Abnahme der spezifischen Kfz-Emissionen, die durch die
fortschreitende Verbesserung der Fahrzeugtechnik bedingt ist.
Für das gegenständliche Vorhaben wurden die Schadstoffbelastungen
nach dem MLuS 02 (Fassung 2005) für die Verhältnisse nach Durchfüh-
rung des geplanten Ausbaus der B 27 ermittelt und mit den Emissions-
grenzwerten der 22. BImSchV verglichen (vgl. näher C 3.7.4.3.1).
Unter Ansatz der vorgegebenen Verkehrsmengen kann danach festgehal-
ten werden, dass im Planfeststellungsbereich aufgrund von Kfz-Abgasen
lufthygienische Grenz- und Orientierungswerte der 22. BImSchV an den
nächstgelegenen Anwesen nicht erreicht oder überschritten werden.
2.3.2.1.3 Freizeit und Erholung
Im Nahbereich der B 27 sind die Flächen bereits starken Lärm- und Schad-
stoffemissionen der Bundesstraße und der Bahnlinie Würzburg - Aschaf-
fenburg ausgesetzt. Die Unterhänge der Maintalhänge sind mit privaten,
aktuell genutzten oder aufgelassenen Obst-, Wein- und Gartengrundstüc-
- 57 -
ken belegt, die für die Öffentlichkeit unzugänglich sind. In diesem Bereich
werden Grundstücksinanspruchnahmen für die Schaffung des parallel zur
B 27 vorgesehenen öffentlichen Feld- und Waldweges (samt Ausweich-
buchten) notwendig. Dieser sorgt für eine bessere Erreichbarkeit und Er-
schließung dieser Grundstücke.
Beeinträchtigungen durch Schall- und Luftschadstoffimmissionen infolge
des Verkehrs auf der B 27 und auf der Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg
werden sich im Rahmen der allgemeinen Verkehrszunahme bewegen.
Durch das gegenständliche Vorhaben wird kein zusätzlicher Verkehr he-
rangezogen, der zu zusätzlichen Auswirkungen führen würde.
Die Wege innerhalb des Untersuchungsgebietes, die zum Wandern und
Spazierengehen genutzt werden, werden nur durch die allgemeine Ver-
kehrszunahme auf der Bundesstraße bzw. Bahnlinie stärker durch Schall-
und Luftschadstoffimmissionen unwesentlich höher beeinträchtigt.
Bauzeitlich ist mit einer Verlärmung ausgewiesener Wanderwege sowie mit
einer entsprechenden Lärm- und Staubbelastung an den Grundstücken
entlang der B 27 sowie auf den Wanderwegen zu rechnen.
Insgesamt wird die Erholungsfunktion (außerhalb der Bauzeit) durch die
plangegenständliche Maßnahme nicht wesentlich (stärker) beeinträchtigt.
Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild und damit auch die für die Eig-
nung des Gebietes für Zwecke der Erholung betreffenden Aspekte der
Landschaftsästhetik werden nachfolgend unter C 2.3.2.7 behandelt.
2.3.2.1.4 Land- und forstwirtschaftliche Nutzung
Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch hat das gegenständliche Vorha-
ben ferner insoweit, als landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch
genommen werden, die damit als Produktionsflächen ausfallen. Das Vor-
haben wirkt sich dabei auf den Menschen als Nutzer von Naturgütern aus,
in dem an landwirtschaftlichen Flächen 3,94 ha benötigt werden.
Wald im Sinne des Waldgesetzes ist vom gegenständlichen Ausbau der
B 27 nicht betroffen. Der Auwald am Main wird während der Bauzeit durch
den Bau von Entwässerungsgräben und Einleitungsstrecken an mehreren
Flächen kleinflächig überbaut. Die Bestände werden nur punktuell beein-
trächtigt.
- 58 -
2.3.2.2 Schutzgut Tiere und Pflanzen
2.3.2.2.1 Allgemeines
Das Schutzgut Tiere und Pflanzen wird durch unterschiedliche Wirkfakto-
ren, die im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung auch in Bezug auf
die sonstigen Schutzgüter von Relevanz sind, beeinflusst. Zu nennen sind
in diesem Zusammenhang der vorhabensbedingte Schadstoffaustrag in die
Luft, Verkehrslärm, die Ableitung des Straßenoberflächenwassers, vorha-
bensbedingte Flächenumwandlung und Bodenversiegelung sowie Durch-
schneidungs- und Trenneffekte. Hinzu kommen (mittelbare) Auswirkungen
auf angrenzende Flächen.
Geprüft wurden insbesondere folgende mögliche Auswirkungen des Pro-
jekts bzw. Konfliktbereiche:
2.3.2.2.2 Beschreibung der Einzelkonflikte
2.3.2.2.2.1 Anlagebedingte Beeinträchtigungen
Acker, Grünland und Kleinstrukturen werden in einem Umfang von
0,3480 ha versiegelt, Streuobst, mesophile Gebüsche bzw. Streuobstberei-
che mit magerer Flachlandmähwiese in der Krautschicht werden in einem
Umfang von 1,5070 ha bzw. 0,0280 ha versiegelt und überbaut, Auwald
wird in einem Umfang von 0,125 ha überbaut und hinsichtlich mesophiler
Gebüsche bzw. Hecken erfolgt eine Versiegelung und Überbauung in ei-
nem Umfang von 0,1680 ha bzw. 0,18 ha (vgl. Unterlage 12.1, Tabelle 1 -
Gegenüberstellung von Eingriff und Ausgleich in der Fassung der Planän-
derung vom 20.10.2009).
Neben dem Verlust von Lebensraum für Tiere und Pflanzen kommt es zu
einem Verlust von Flächen, die nach Art. 13 d BayNatSchG gesetzlich ge-
schützt sind, in einem Umfang von 0,13 ha. Neben der Versiegelung und
Überbauung belebten Bodens und dem Verlust landwirtschaftlicher Flächen
ist auch mit einer Beeinträchtigung des Gebietswasserhaushaltes durch er-
höhten Regenwasserabfluss und verringerte Retention zu rechnen, mit ei-
nem Verlust von Flächen mit Kaltluft- oder Frischluftproduktion und einem
Verlust von landschaftsbildprägenden Lebensraumstrukturen und Land-
schaftselementen, insbesondere Streuobstbestände, Hecken und Gebü-
sche.
Des Weiteren kommt es durch die gegenständliche Maßnahme zur Inan-
spruchnahme eines Lebensraumtyps innerhalb des FFH-Gebietes "Main-
talhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim". Es handelt sich dabei
- 59 -
um eine Flachlandmähwiese, die sich dem Lebensraumtyp 6510 (magere
Flachlandmähwiesen) zuordnen lässt. Sie liegt auf den Grundstücken
Fl.Nrn. 6155/1, 6155/2, 6155/3 und 6156 der Gemarkung Karlstadt. Die in-
soweit erheblichen Auswirkungen auf das FFH-Gebiet können jedoch im
Rahmen einer Befreiung (Ausnahme i.S.d. der FFH-RL) zugelassen wer-
den, ein entsprechender Kohärenzausgleich erfolgt. Auf die Ausführungen
unter C 3.7.5.3 wird insoweit Bezug genommen.
2.3.2.2.2.2 Verkehrs- und Betriebsbedingte Beeinträchtigungen
Das gegenständliche Vorhaben führt zu einer Beeinträchtigung benachbar-
ter Lebensräume durch Immissionen (Lärm, Abgase, Abwässer, Stäube,
Licht, Salz und Erschütterungen), zu einer Beeinträchtigung von Populatio-
nen durch Störungen und lässt bei Unfällen die Freisetzung umweltgefähr-
dender Stoffe befürchten.
2.3.2.2.2.3 Baubedingte Beeinträchtigungen
Beim Bau der gegenständlichen Maßnahme ist mit einer Flächeninan-
spruchnahme auch für Baustelleneinrichtungen, Arbeitsstreifen, Lagerplät-
ze usw. zu rechnen, die auf den auch für den Bau benötigten Grundstücks-
flächen stattfinden soll. Es sollen keine Grundstücke lediglich vorüberge-
hend in Anspruch genommen werden. Des Weiteren ist mit einer Beein-
trächtigung benachbarter Lebensräume durch Immissionen (Lärm, Abgase,
Abwässer, Stäube, Licht und Erschütterung) während der Bauzeit zu rech-
nen und eine Gefährdung des Naturhaushalts durch Verunreinigung von
Boden, Grund- und Oberflächenwasser nicht auszuschließen.
2.3.2.2.2.4 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verminderung von Eingriffen
Zur Minimierung der Eingriffe sind insbesondere folgende Maßnahmen
vorgesehen (vgl. im Übrigen Unterlage 12.1, Kapitel 4.2):
Mit dem bestandsorientierten Ausbau der B 27 können Beeinträchtigungen
angrenzender Lebensräume durch Überbauung oder mittelbare Beeinträch-
tigungen fast vollständig vermieden werden, nur zwischen Bau-km 2+800
und Bau-km 2+920 wird die Straßenachse um bis zu 10 m gegenüber der
der bestehenden Straße verschwenkt. Die Neuversiegelung wird somit auf
ein geringes Maß begrenzt. Durch eine möglichst enge Führung des vorge-
sehenen öffentlichen Feld- und Waldweges parallel zur B 27 können wei-
tergehende Beeinträchtigungen der Unterhänge oder der äußerst wertvol-
len Felsheiden des Maintals vermieden werden.
Das auf der B 27 und dem parallel verlaufenden öffentlichen Feld- und
Waldweg anfallende Oberflächenwasser wird ordnungsgemäß in den Main
- 60 -
geleitet bzw. versickert. Insofern ist mit unkontrollierten Abläufen nicht zu
rechnen.
Beim Ausbau der B 27 und dem Bau des parallelen öffentlichen Feld- und
Waldweges soll der Arbeitsstreifen der Flächen, die vorübergehend in An-
spruch genommen werden, innerhalb des FFH-Gebietes grundsätzlich auf
5 m begrenzt werden, der öffentliche Feld- und Waldweg kann zugleich als
Baustraße dienen, was die Anlage zusätzlicher Baustraßen überflüssig
macht. Abgetragener Oberboden wird nicht innerhalb des FFH-Gebietes
gelagert, um das Eindringen des orientalischen Zackenschötchens in die
Lebensräume des FFH-Gebietes zu verhindern. Schutzwürdige Biotope
und den Kriterien der Biotopkartierung entsprechende Ökoflächen werden
durch Schutzmaßnahmen nach RAS-LP 4 und DIN 18 920 in ihrem Erhal-
tungszustand gesichert.
Potenzielle Quartierbäume von Fledermäusen im Baufeld werden vor Be-
ginn der Rodungsarbeiten markiert und im Oktober vorab gefällt. In dieser
Zeit haben sich einerseits potenzielle Wochenstuben bereits aufgelöst, an-
dererseits sind Fledermäuse, die Baumhöhlen zum Überwintern nutzen,
noch nicht im festen Winterschlaf.
Beim Bau der Entwässerungsgräben und der Einleitungsstrecken in der
Mainaue wird im Rahmen der Bauausführung auf den Bestand Rücksicht
genommen. Die Krautschicht der in Anspruch genommenen Lebensräume
in der Mainaue wird mit Abschluss der Bauarbeiten über natürliche Suk-
zession artgleich wiederhergestellt, dies gilt insbesondere für den Ufer-
Auwald am Main und an den Buhnen.
Schließlich soll das Aufkommen des invasiven Orientalischen Zacken-
schötchens im Baufeld nach Abschluss der Baumaßnahme durch Pflege-
maßnahmen auf den Straßennebenflächen bekämpft werden (vgl.
A 3.5.11).
2.3.2.2.3 Landschaftspflegerisches Maßnahmenkonzept
2.3.2.2.3.1 Planerisches Leitbild
Unter Berücksichtigung des Landesentwicklungsprogramms, des Regio-
nalplans für die Region Würzburg und des Arten- und Biotopschutzpro-
gramms für den Landkreis Main-Spessart sowie der FFH-RL und der Er-
gebnisse der Bestandserfassungen lässt sich festhalten, dass dem großflä-
chigen Trockenlebensraumkomplex um die Felsbänder der Schaumkalkstu-
fe überwiegend landesweite Bedeutung als Lebensraum für Tier- und
Pflanzenarten der Wälder zukommt, was auch durch die Meldung als FFH-
Gebiet zum Ausdruck kommt. Vom Eingriff sind insbesondere Hecken,
- 61 -
Streuobstbestände und deren Brachstadien bis zu flächigen Gebüschen
betroffen, aber auch magere Flachlandmähwiesen und der Auwaldstreifen
am Main. Der Entwicklung offener, trockenwarmer Lebensräume und maß-
geblicher Lebensraumtypen des FFH-Gebietes kommt im landschaftlichen
Leitbild gegenüber der Herstellung mesophiler Gehölze Vorrang zu. Zur
Kompensation des Eingriffs sollen daher im Anschluss an das FFH-Gebiet
magere Stromtalwiesen, Obst- und Magerwiesen sowie wärmeliebende
Säume entwickelt werden.
Die Beeinträchtigungen der Flachland-Mähwiese und des Auwaldstreifens
werden durch die Entwicklung einer Flachland-Mähwiese am Rand des
Maintals ausgeglichen. Die flächenmäßig umfangreicheren Beeinträchti-
gungen der Gehölzlebensräume werden durch die Entwicklung von Obst-
und Magerwiesen ausgeglichen. Beide Ausgleichsmaßnahmen liegen in
den naturräumlichen Einheiten Maintal bzw. Maintalhänge und werden in-
nerhalb des Plangebiets im engen räumlichen und funktionalen Zusam-
menhang zum Eingriff durchgeführt. Sie tragen zur Entwicklung naturraum-
typischer Landschaftselemente und damit auch zur Neugestaltung des
Landschaftsbildes bei.
2.3.2.2.3.2 Ausgleichsmaßnahmen
Folgende Ausgleichsmaßnahmen sind vorgesehen (vgl. auch Unterla-
ge 12.1, Kapitel 5.2, in der Fassung der Planänderung vom 20.10.2009):
- A 1: Flachlandmähwiese am Rand des Maintals
Nördlich der Einmündung der Kreisstraße MSP 8 werden auf einer Flä-
che von 0,9140 ha magere Flachlandmähwiesen vom Typ Stromtalwie-
sen entwickelt. Der Standort wird hierfür durch Oberbodenabtrag und
den Auftrag naturraumtypischer Sande (z.B. von den Sandgruben Him-
melstadt) mit einer Mächtigkeit von mindestens 100 cm vorbereitet. Auf
den vorbereiteten Standort werden Grassoden der 400 m weiter nördlich
gelegener Flachlandmähwiese (ca. 200 m² der besten entwickelten Be-
reiche) als Initialpflanzung eingebracht. Die restlichen Flächen werden
durch Ansaat mit autochthonem Mähgut von benachbarten Sandmager-
rasen in Grünland umgewandelt. Aufgrund der Lage der Ausgleichsflä-
che innerhalb der Beeinträchtigungszone der B 27 und der MSP 8 be-
trägt die anrechenbare Fläche dieser Maßnahme 0,5215 ha.
- A 2: Obst- und Magerwiesen südlich von Karlstadt
Südlich von Karlstadt werden auf einer Gesamtfläche von 1,4562 ha
Obst- und Magerwiesen entwickelt. Die Ackerflächen werden durch An-
saat mit autochthonem Mähgut von benachbarten Kalkmagerrasen in
Grünland umgewandelt, Teilbereiche werden mit Hochstämmen regio-
naltypischer Obstbäume bepflanzt. Dabei werden die struktur- und ge-
- 62 -
hölzreichen Landschaftsteile am Oberhang der Maintalhänge mit den
Magerrasen und Felsheiden der Felsstufe vernetzt. Am östlichen Rand
der Ausgleichsfläche werden im Anschluss an die bestehenden Gebü-
sche über gelenkte Sukzession wärmeliebende Säume entwickelt. Die
anrechenbare Fläche beträgt nach Abzug der bestehenden Biotopflä-
chen 1,2988 ha.
Wegen der Einzelheiten wird auf die Ausführungen zum Naturschutz unter
C 3.7.5, insbesondere C 3.7.5.2.5 dieses Planfeststellungsbeschlusses
verwiesen.
2.3.2.3 Schutzgut Boden
Zur Beurteilung der Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf das
Schutzgut Boden in seiner Eigenschaft als Speicher und Puffer im Natur-
kreislauf, als Lebensraum und als Ertragsgrundlage für die land- und forst-
wirtschaftliche Produktion sind im Wesentlichen folgende Faktoren als rele-
vant anzusehen:
- Flächenumwandlung
- (Neu-)Versiegelung der biologisch aktiven Bodenoberfläche
- Schadstoffeintrag, vor allem infolge einer Konzentration von Schadstof-
fen am Fahrbahnrand
- Zerstörung des natürlichen Bodenaufbaus (Einschnitte, Überbauung und
Überschüttung des natürlich gewachsenen Bodens) sowie Bodenver-
dichtungen im Bereich von Seitenablagerungen, Deponien und Dämmen
- Beeinträchtigung der natürlichen Filter-, Schutz-, Puffer- und Stoffum-
wandlungseigenschaften des Bodens (u.a. Oberflächenwasserabfluss,
Beeinflussung der Grundwasserneubildung).
Daneben kommt es auch zu Beeinträchtigungen der Nutzungsfunktionen
des Bodens.
Der Flächenbedarf für das gegenständliche Vorhaben beträgt inklusive Be-
gleitgrün und sonstigen Nebenflächen 11,7 ha. Davon sind 3,6 ha versie-
gelt, wovon wiederum schon 2,0 ha bereits jetzt versiegelt sind und 1,6 ha
neu versiegelt werden, dem eine Entsiegelung 0,3 ha gegenübersteht. An
Grünflächen einschließlich der Bereiche der landschaftspflegerischen
Maßnahmen werden 8,1 ha benötigt. Lediglich vorübergehende
Inanspruchnahmen sind in der Planung nicht vorgesehen. Durch die Plan-
änderung vom 20.10.2009 nimmt der Flächenbedarf um 300 m² zu.
- 63 -
Neben der reinen Flächenumwandlung werden durch das geplante Bau-
vorhaben ca. 1,6 ha neu versiegelt. Dem steht eine Entsiegelung durch den
Rückbau bisheriger Straßenflächen von 0,3 ha gegenüber.
Die Versiegelung von Boden bedeutet neben dem dauerhaften Verlust aller
Bodenfunktionen die Inanspruchnahme eines nicht vermehrbaren Naturgu-
tes und stellt damit eine nachhaltige Beeinträchtigung des Bodenpotenzials
dar. Versiegelung, d.h. Verdichtung bzw. Abdichtung der Bodenoberfläche
mit durchlässigen Materialien, verhindert natürliche Austauschprozesse
zwischen Boden, Wasser und Luft (Wasserversickerung, Verdunstung), er-
höht den Oberflächenwasserabfluss und hat somit Auswirkungen auf Bo-
denlebewesen, Wasserhaushalt und Vegetation. Bebauung und Versiege-
lung führen demnach nicht nur zu einer quantitativen Inanspruchnahme von
Freiflächen, sondern auch zu einer qualitativen Veränderung der ökologi-
schen Bedingungen selbst. Wesentliche Folgen der neu zu errichteten Ver-
kehrsflächen sind deshalb
- beschleunigter Oberflächenwasserabfluss,
- Zerstörung des natürlichen Bodenaufbaus,
- Beeinflussung der Grundwasserneubildung.
Durch die Versiegelung wird in Regelfunktionen (Filterungs-, Puffer- und
Stoffumsetzungsfunktionen), die Produktionsfunktionen und die Lebens-
raumfunktionen eingegriffen. Die versiegelte Bodenfläche steht künftig nicht
mehr so wie bisher als Lebensraum für Menschen und Tiere zur Verfügung.
Die versiegelte Fläche und die Fläche der begleitenden Böschungen, Wege
und Nebenanlagen werden darüber hinaus der land- und forstwirtschaftli-
chen Produktion entzogen. Im Bereich der versiegelten Fläche entfällt die
Regulierungs- und Speicherfunktion (z.B. Niederschlagswasser) des Bo-
dens vollständig.
Im Rahmen der vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen ist eine Aufwertung
der Bodenfunktion auf natürlichen Bodenbildungen durch Extensivierung
bzw. Aufgabe der bisherigen Nutzung zu erwarten, insbesondere kann
durch die vorgesehenen landschaftspflegerischen Maßnahmen ein Aus-
gleich für die Bodenversiegelung erreicht werden (C 3.7.5.2.5.6). Außer-
dem ist zu berücksichtigen, dass im Bereich des Straßenkörpers 0,3 ha
entsiegelt werden.
Die vorliegende Ausbauplanung orientiert sich am Bestand der B 27 und
vermeidet dadurch erhebliche neue Reliefänderungen. Nicht mehr benötig-
te Straßenflächen werden entsiegelt.
- 64 -
Die an die Straßentrasse angrenzenden Böden können auch durch Schad-
stoffeinträge und Luftschadstoffe sowie baubedingt (Bodenverdichtungen,
Einsatz von Baumaschinen) beeinträchtigt werden. Der mittelbare Beein-
trächtigungskorridor verschiebt sich durch die plangegenständliche Maß-
nahme entsprechend.
Als Schadstoffquellen kommen z.B. Reststoffe aus der Kraftstoffverbren-
nung sowie der Abrieb von Reifen, Bremsbelägen und Fahrbahndecken
sowie Auftausalze in Betracht.
Grundsätzlich können die mit den Abgasen und von den Kraftfahrzeugen
selbst emittierten Schadstoffe zu einer Verminderung der Qualität des Bo-
dens führen und weitergehend auch negative Auswirkungen auf das
Schutzgut Wasser entfalten. Dies gilt auch dann, wenn die gesetzlich fest-
gesetzten Immissionsgrenzwerte der einzelnen Kraftfahrzeuge eingehalten
werden, weil sich auch in kleinen Mengen emittierte Schadstoffe im Boden
anreichern und zwar in der Regel im unmittelbaren Nahbereich der Trasse.
Die Schadstoffbelastung im Umfeld von - zum Teil verkehrlich hoch bela-
steten - Straßen wurde in der Vergangenheit wiederholt wissenschaftlich
untersucht. Dabei erstreckte sich das Untersuchungsprogramm vorwiegend
auf Schwermetalle, die Belastung mit polyzyklischen aromatischen Koh-
lenwasserstoffen sowie Einträge von Auftausalz. Eine Prognose der von
der B 27 ausgehenden Auswirkungen muss sich auf die allgemein vorlie-
genden wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen (vgl. § 6 Abs. 3 Nr. 3
UVPG).
Als Ergebnis der einschlägigen Studien und Untersuchungen lässt sich
feststellen, dass sich die Schadstoffbelastung des Bodens auf den unmit-
telbaren Trassenbereich und dort auf einen Geländestreifen von höchstens
etwa 10 m beidseits der verbreiterten Trasse konzentriert und mit zuneh-
mender Entfernung von der Trasse sowie zunehmender Bodentiefe ab-
nimmt. Durch die Baumaßnahme wird der bestehende mittelbare Beein-
trächtigungskorridor, in dem ein erhöhter Schadstoffeintrag bereits jetzt
stattfindet, entsprechend verbreitert bzw. um die neuen Fahrbahnbreiten
verlagert. Innerhalb dieser Beeinträchtigungszone der B 27 liegen dann
wiederum der geplante öffentliche Feld- und Waldweg und die Bahnlinie.
Prognosen, die unter Berücksichtigung einer Verkehrszunahme in den Jah-
ren 2000 bis 2020 erstellt wurden, ergeben aber, dass aufgrund der in Zu-
kunft verringerten Fahrzeugemissionen nicht mit vermehrten Schadstoffein-
trägen zu rechnen ist. Der betriebs- oder unfallbedingte Eintrag von Schad-
stoffen (Tausalzlösung, Reifenabrieb, Rußpartikel, Öl, etc.) ergibt sich vor
allem im bereits stark belasteten Nahbereich der Trasse. Die Untersuchun-
gen belegen, dass der Belastungspfad Tierfutter - tierische Nahrungsmit-
tel - Mensch nur eine untergeordnete Rolle spielt; auf dem Pfad Boden -
- 65 -
Pflanzen - Tier - Mensch ist eine Aufnahme von Schadstoffen noch un-
wahrscheinlicher.
Beeinträchtigungen des Bodens während des Baubetriebs durch den Bau-
stellenverkehr, das Betanken von Maschinen etc. werden entlang der Tras-
se und den Baustellenzufahrten nicht ganz auszuschließen sein. Hier sind
jedoch weitestgehende Sicherungs- und Vorsorgemaßnahmen vorgese-
hen.
Nicht übersehen werden darf die beim Betrieb einer Straße immer gegebe-
ne potenzielle Gefährdung des Bodens (und des Schutzgutes Wassers)
durch Unfälle mit Gefahrguttransporten. Die Gefahr der Ausbreitung unfall-
bedingter Kontaminationen und einer dauerhaften Schädigung des Bodens
lässt sich jedoch durch die heute praktizierten Sicherungsverfahren wie Ab-
trag und Austausch von Bodenmaterial in der Regel beherrschen.
Schließlich ist noch die erforderliche Zwischenlagerung bzw. der Einbau
von möglicherweise belastetem Aushubmaterial (insbesondere Bankett-
schälgut) zu erwähnen. Durch die vorgesehenen Schutzvorkehrungen wird
jedoch einer Gefährdung hinreichend vorgebeugt. Im Einzelnen wird auf die
Nebenbestimmungen unter A 3.6 sowie auf die Ausführungen unter C 3.7.6
und C 3.7.13 verwiesen.
Negative Einflüsse auf das Schutzgut Wasser durch den Schadstoffeintrag
in den Boden sind aufgrund der nachfolgend unter C 2.3.2.4 dargelegten
Faktoren weitgehend minimiert.
2.3.2.4 Schutzgut Wasser
2.3.2.4.1 Oberflächengewässer
Schutzwürdige Oberflächengewässer sind von den anlagebedingten Aus-
wirkungen der Baumaßnahme nicht unmittelbar betroffen.
Der Ausbau der B 27 vollzieht sich jedoch teilweise im festgesetzten Über-
schwemmungsgebiet des Mains. Der Verlust von Retentionsraum wird
durch eine volumengleiche Abgrabung in der Mainaue ausgeglichen (Ge-
staltungsmaßnahme G 3, vgl. Unterlage 12.3, Blatt 2).
Das auf der B 27 anfallende Oberflächenwasser wird über das Bankett,
Rasenmulden bzw. Mulden mit Sohlschalen oder über Pendelrinnen und
Straßenabläufe zu den im Bahndamm der Linie Würzburg - Aschaffenburg
bestehenden Durchlässen entwässert. Diese bestehenden Durchlässe
werden über neu anzulegende offene Gräben an den Main angeschlossen.
Das auf dem öffentlichen Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 ange-
- 66 -
legt wird, anfallende Oberflächenwasser wird in einer Rasenmulde zwi-
schen dem Weg und der Bundesstraße entwässert und versickert dort
breitflächig bzw. bei starken Niederschlägen erfolgt eine Entwässerung
über die Durchlässe unter der Bahnlinie in den Main. Die Erhöhung und
Beschleunigung des Oberflächenabflusses infolge der Versiegelung kann
zwar theoretisch zu einer Verschärfung durch Hochwassergefährdung füh-
ren und Schäden an den für die Straßenentwässerung herangezogenen
Vorflutern hervorrufen. Dies steht jedoch angesichts der Leistungsfähigkeit
des hier vorhandenen Vorfluters Main nicht zu befürchten.
Bei der Bauausführung selbst werden die Vorschriften zum Schutz der Ge-
wässer (Verhinderung von Schadstoffeinträgen in Grund- und Oberflä-
chenwasser) und im Umgang mit wassergefährdenden Stoffen eingehalten.
Bauzeitlich kann es bei heftigen Regenereignissen zu geringen Ein-
schwemmungen von Boden in die Abflussgräben und damit in den Vorfluter
Main kommen, was jedoch nicht zu erheblichen Eingriffen führt.
Die vorgesehene Entwässerung entspricht den üblichen technischen Re-
gelwerken und stellt damit auch im Hinblick auf die Versickerung eine übli-
che und angemessene Art der Entwässerung dar (vgl. dazu auch
C 3.7.7.3).
Der geplante Ausbau der B 27 und der Neubau des parallel verlaufenden
öffentlichen Feld- und Waldweges liegen teilweise im Überschwemmungs-
gebiet des Mains (von Main-km 229,2 bis 229,8). Nach Fertigstellung der
Ausbaumaßnahme beläuft sich der Retentionsraumverlust auf ca.
4.600 m³.
Der Retentionsraumverlust wird durch eine volumengleiche Abgrabung
ausgeglichen (vgl. Unterlage 12.3, Blatt 2).
Durch die künftige Behandlung des Straßenabwassers wird insgesamt eine
geringfügige Verbesserung erreicht (vgl. Unterlage 1, Kapitel 2.4).
2.3.2.4.2 Grundwasser
Besondere Aufmerksamkeit ist den bau- und betriebsbedingten Auswirkun-
gen des geplanten Ausbauvorhabens auf das vorhandene Grundwasserpo-
tential zu widmen.
Zu negativen Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung führt zunächst
die Neuversiegelung in einem Umfang von 1,6 ha. Die Planänderung vom
20.10.2009 führt zu einer Zunahme der Versiegelung in einem Umfang von
ca. 300 m².
- 67 -
Bezüglich des auf den Straßen- und Böschungsflächen anfallenden Ober-
flächenwassers ist zu erwarten, dass durch die Ausnutzung der Filterwir-
kung der über dem Grundwasser liegenden Bodenschichten weitgehend
vermieden werden kann, dass evtl. mitgeführte Schadstoffe in das Grund-
wasser gelangen. Auch durch Sedimentation sowie physikalische, chemi-
sche und mikrobiologische Vorgänge wird der Schadstoffgehalt des Ober-
flächenwassers auf dem Weg zum Grundwasser verringert.
Insgesamt ist festzuhalten, dass sich die Beeinträchtigungen für das
Schutzgut Wasser durch die in der Planung vorgesehenen Entwässe-
rungsmaßnahmen nicht verschlechtern, weil der Zunahme der versiegelten
Fläche durch einen angemessen Ausbau der Entwässerungseinrichtungen
nach den einschlägigen technischen Richtlinien Rechnung getragen wird
und negative Auswirkungen auf den notwendigen Retentionsraum des
Mains nicht zu erwarten sind.
2.3.2.5 Schutzgut Luft
Luftverunreinigungen an Straßen entstehen im Wesentlichen durch
Verbrennungsprozesse in Otto- und Dieselmotoren. Dabei anfallende
Emissionen treten überwiegend in gasförmigem, zum Teil auch in festem
Zustand auf. Ihre Stärke hängt neben den spezifischen Abgasemissions-
faktoren der einzelnen Fahrzeuge von der Verkehrsmenge, dem Lkw-Anteil
und der Geschwindigkeit ab. Die wichtigsten Substanzen, die emittiert wer-
den, sind Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid,
Staub und Ruß.
Die Ausbreitung der Emissionen aus dem Fahrzeugverkehr an freier Strec-
ke hängt von zahlreichen Faktoren ab. Zu nennen sind insbesondere me-
teorologische Bedingungen sowie fotochemische und physikalisch-
chemische Umwandlungsprozesse, aber auch die Topographie sowie An-
pflanzungen am Straßenrand. Tendenziell haben Untersuchungen jedoch
ergeben, dass die Schadstoffkonzentrationen mit zunehmendem Abstand
vom Fahrbahnrand relativ rasch abnehmen.
Der Vorhabensträger hat eine Abschätzung der Immissionsbelastung durch
Luftschadstoffe durchgeführt, die ergeben hat, dass alle Immissionsgrenz-
werte der 22. BImSchV an der nächstgelegenen Bebauung an der B 27
eingehalten werden (siehe Unterlage 1, Kapitel 5.2). Dies wurde auch vom
Sachgebiet "Technischer Umweltschutz" bei der Regierung von Unterfran-
ken bestätigt (vgl. C 3.7.4.3.1).
Die Wechselwirkungen verschiedener Schadstoffe untereinander werden
von der aktuellen Wirkungsforschung zwar diskutiert, sind jedoch in keiner
Weise greifbar oder quantifizierbar. Solange insoweit keine gesicherten Er-
- 68 -
kenntnisse vorliegen, bewegt man sich bei der Erwägung möglicher Syner-
gieeffekte im Bereich der Spekulation. In der Umweltverträglichkeitsprüfung
ist aber ausdrücklich die "Berücksichtigung des allgemeinen Kenntnisstan-
des und der allgemein anerkannten Prüfmethoden" gefordert, sodass zur
Beurteilung der Schadstoffbelastung der Luft und der Auswirkungen auf die
Umwelt die lufthygienischen Orientierungswerte weiterhin als maßgebliche
Bewertungskriterien anzusehen sind.
Die vorgenommenen Betrachtungen etwaiger Beeinträchtigungen des
Schutzgutes Luft korrelieren zwangsläufig mit Beeinträchtigungen anderer
Schutzgüter, wie z.B. Mensch, Tiere, Pflanzen, Boden und Wasser. Diese
Schutzgüter werden hinsichtlich des denkbaren Beeinträchtigungspotenzi-
als durch Luftschadstoffe an anderer Stelle dieses Planfeststellungsbe-
schlusses beurteilt. Insoweit wird in diesem Teil hierauf Bezug genommen.
Insgesamt ist festzustellen, dass der Verkehr auf der B 27, der sich auch
ohne die gegenständliche Maßnahme so entwickeln würde, bis zum Jahr
2020 zu einer Erhöhung der verkehrsbedingten Luftschadstoffe in einem
schmalen Bereich beidseits der verbreiterten bzw. leicht verschobenen
Trasse führt, wobei aber die bestehende B 27 und die damit verbundenen
Vorbelastungen zu berücksichtigen sind. In verhältnismäßig kurzer Entfer-
nung wird jedoch die vorhandene Grundbelastung wieder erreicht und wer-
den die Immissionswerte unterschritten. Zur Minderung der Ausbreitung
verkehrsbedingter Schadstoffimmissionen können in einem gewissen Um-
fang auch die in der Planung vorgesehenen Straßenrandbepflanzungen
sowie die vorhabensbedingte Verflüssigung des Verkehrs beitragen.
2.3.2.6 Schutzgut Klima
Eine Veränderung des (globalen) Klimas infolge der Auswirkungen des
Straßenverkehrs durch den Schadstoffeintrag in die Atmosphäre ist nicht
quantifizierbar, hier jedoch wegen eines annähernd gleichbleibenden
Schadstoffausstoßes jedenfalls vernachlässigbar. Zwar mag die Schad-
stoffmenge, die von dem auf dem Straßenabschnitt rollenden Verkehr emit-
tiert wird, mit zum Treibhauseffekt und damit zur Erwärmung der Atmo-
sphäre und zur Klimaänderung beitragen, dies ist jedoch nicht im Sinne der
juristischen Kausalitätslehre genau diesem Straßenabschnitt zuordenbar.
Insoweit wird hier der Bereich dessen, was ein konkretes Planfeststel-
lungsverfahren zu leisten vermag, verlassen und der Bereich des vorrecht-
lichen, jenseits verwaltungsbehördlicher Überprüfbarkeit liegenden poli-
tisch-administrativen Gestaltungsspielraums erreicht.
Im unmittelbaren Straßenumfeld können allerdings kleinräumige Änderun-
gen und Störungen des Kleinklimas auftreten. Bereiche mit lufthygienischer
- 69 -
Ausgleichsfunktion und Bezug zu Siedlungsgebieten werden durch das
Ausbauvorhaben jedoch nicht erheblich stärker beeinträchtigt als bisher.
2.3.2.7 Schutzgut Landschaft
Das Landschaftsbild wird durch die gegenständliche Maßnahme in Form
des Verlustes landschaftsbildprägender Lebensräume und Landschafts-
elemente wie Obstwiesen, Gebüsche, Hecken, blütenreiche Brachen und
Säume sowie Trockenmauern und durch die Schaffung moderner techni-
scher Bauwerke beeinträchtigt. Allerdings ist die Situation schon durch die
bestehende B 27 und die Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg geprägt.
Angesichts der Vorbelastungen wirkt sich die gegenständliche Maßnahme
durch eine Verbreiterung der B 27 und die Schaffung eines parallel verlau-
fenden öffentlichen Feld- und Waldweges nur geringfügig auf das Land-
schaftsbild aus.
2.3.2.8 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter
Das Bauvorhaben verläuft außerhalb zusammenhängend bebauter Gebie-
te. Nachteilige Auswirkungen auf die Kulturlandschaft und denkmalge-
schützter Ensembles und ihre räumlichen Beziehungen sowie Blickbezie-
hungen können ausgeschlossen werden. Ein eingetragenes Einzeldenkmal
ist von der gegenständlichen Maßnahme betroffen. Der auf dem Grund-
stück Fl.Nr. 5847 der Gemarkung Karlstadt vorhandene Bildstock (nicht
begehbare "Flurkapelle" auf dem gleichen Grundstück) muss durch die An-
lage eines öffentlichen Feld- und Waldweges verlegt werden, wird aber
nach Abschluss der Maßnahme wieder vorhanden sein.
Bei der Baumaßnahme kann in diesem Planfeststellungsabschnitt eine
Zerstörung bzw. Beeinträchtigung von auch bedeutenden Bodendenkmä-
lern nicht von vornherein absolut ausgeschlossen werden.
Allerdings wird dem Belang des Denkmalschutzes im Rahmen des Mögli-
chen durch entsprechende Auflagen Rechnung getragen (vgl. A 3.2.1,
A 3.8 sowie C 3.7.12).
2.3.2.9 Wechselwirkungen
Im Naturhaushalt besteht ein dichtes Wirkungsgefüge zwischen den ein-
zelnen Schutzgütern Boden, Wasser, Luft/Klima, Pflanzen und Tiere
(Wechselbeziehungen). Die Auswirkungen auf dieses Wirkungsgefügte
(Wechselwirkungen) wurden direkt oder indirekt bereits oben im Rahmen
der Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter beschrieben.
- 70 -
2.4 Bewertung der Umweltauswirkungen
Die in § 12 UVPG vorgeschriebene Bewertung dient der Entscheidungs-
vorbereitung im Zulassungsverfahren. Sie erfolgt im Prüfungsvorgang ge-
trennt von den übrigen Zulassungsvoraussetzungen nicht umweltbezoge-
ner Art. Eine Abwägung mit außerumweltrechtlichen Belangen wird an die-
ser Stelle nicht vorgenommen. Die Bewertung der Umweltauswirkungen er-
folgt durch Auslegung und Anwendung der umweltbezogenen Tatbe-
standsmerkmale der einschlägigen Fachgesetze auf den entscheidungser-
heblichen Sachverhalt (Nr. 0.6.1.1 UVPVwV). Da die Verwaltungsvorschrif-
ten zur Ausführung des UVPG für Straßenbauvorhaben bislang keine Be-
wertungskriterien (Konkretisierung der gesetzlichen Umweltanforderungen)
für Straßenbauvorhaben enthalten, sind die Umweltauswirkungen gemäß
Nr. 0.6.1.2 Abs. 3 UVPVwV nach Maßgabe der gesetzlichen Umweltanfor-
derungen aufgrund der Umstände des Einzelfalles zu bewerten (vgl. auch
BVerwG, Urteil vom 08.06.1995, Az. 4 C 4.95, UPR 1995, 391). Dabei ist
die Vorbelastung einzubeziehen (vgl. Nr. 0.6.1.3 Abs. 3 UVPVwV).
Die Qualifizierung der Projektauswirkungen, die erhebliche oder nachhalti-
ge Beeinträchtigungen eines Schutzgutes sowie Wechselwirkungen nach
sich ziehen, erfolgt als Umweltrisikoabschätzung anhand einer dreistufigen
ordinalen Skala mit den Begriffen
Mittel Hoch Sehr hoch.
Diese Methode ist sachgerecht und entspricht der derzeit üblichen Verfah-
rensweise. Die Erhebungstiefe ist ausreichend. Diese Bewertung fließt in
die Entscheidung über den Planfeststellungsantrag, insbesondere in die
Abwägung, ein (vgl. § 12 UVPG, § 17 Satz 2 FStrG).
2.4.1 Schutzgut Mensch
Die in C 2.3.2.1 dieses Beschlusses dargestellten unterschiedlichen Aus-
wirkungen auf das Schutzgut Mensch sind getrennt voneinander zu bewer-
ten, da sie wegen ihrer Verschiedenartigkeit einer Saldierung nicht zugäng-
lich erscheinen.
2.4.1.1 Lärmauswirkungen
Aufgrund der von ihnen ausgehenden Störwirkung sind Lärmbelastungen,
die im Aufenthaltsbereich von Menschen auftreten, als erheblich anzuse-
hen. Die Entstehung von Lärm in unserer Umwelt kann jedoch grundsätz-
lich nicht gänzlich vermieden werden.
- 71 -
Durch rechtliche sowie außerrechtliche Normen wurde ein System von Vor-
schriften geschaffen, aus dem sich entnehmen lässt, welche Lärmeinwir-
kungen als zumutbar erachtet werden und daher hinzunehmen sind.
In Beiblatt 1 zur DIN 18 005 werden Orientierungswerte für eine angemes-
sene Berücksichtigung des Schallschutzes in der städtebaulichen Planung
festgeschrieben. Die darin enthaltenen Werte sind als wünschenswert ein-
zuhaltende Zielwerte zu verstehen, bilden jedoch keine rechtsverbindlichen
Grenzwerte (vgl. AllMBl. 16/1988, S. 670). Je nach bauplanerischer Nut-
zung sollen bei Verkehrswegen die nachfolgend genannten Beurteilungs-
pegel eingehalten werden:
Nutzungen Tag/Nacht - reine Wohngebiete 50 dB(A)/40 dB(A)
- allgemeine Wohngebiete 55 dB(A)/45 dB(A)
- Friedhöfe, Kleingartenanlagen und Parkanlagen 55 dB(A)
- besondere Wohngebiete 60 dB(A)/45 dB(A)
- Dorfgebiete und Mischgebiete 60 dB(A)/50 dB(A)
- Kerngebiete und Gewerbegebiete 65 dB(A)/55 dB(A)
- sonstige Sondergebiete, soweit sie schutzbedürftig sind, je nach Nutzungsart
45 dB(A)/35 dB(A) bis bis
65 dB(A)/65 dB(A)
Der Gesetzgeber hat in § 2 der 16. BImSchV für den Bau oder die wesent-
liche Änderung von Straßen Immissionsgrenzwerte zum Schutz der Nach-
barschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche
festgelegt. Diese sollen grundsätzlich durch das Bauvorhaben nicht über-
schritten werden.
Die Immissionsgrenzwerte nach § 2 der 16. BImSchV betragen:
Nutzungen Tag/Nacht
- an Krankenhäusern, Schulen, Kurheimen und Altenheimen 57 dB(A)/47 dB(A)
- in reinen und allgemeinen Wohngebieten und Kleinsiedlungsgebieten
59 dB(A)/49 dB(A)
- in Kerngebieten, Dorfgebieten und Mischgebieten 64 dB(A)/54 dB(A)
- in Gewerbegebieten 69 dB(A)/59 dB(A)
Soweit diese Grenzwerte überschritten werden, besteht für die betroffenen
Anwesen Anspruch auf Schallschutz. Allerdings bleibt in diesen Fällen
auch zu prüfen, inwieweit die nicht schützbaren Außenwohnbereiche un-
zumutbar verlärmt werden bzw. inwieweit die Gesamtlärmsituation am An-
wesen die Gefahr einer Gesundheitsschädigung begründet. Die Zumutbar-
keitsschwelle, bei der sowohl eine schwere und unerträgliche Beeinträchti-
gung des Wohneigentums anzunehmen ist und bei der auch etwaige ge-
sundheitliche Gefährdungen nicht ausgeschlossen werden können, lässt
- 72 -
sich nach höchstrichterlicher Rechtsprechung zwar nicht exakt in allen
Fallgestaltungen an einem bestimmten Geräuschpegel ausdrücken, jedoch
wurde z.B. durch den Bundesgerichtshof diese Schwelle bei einem Lärm-
grenzwert von 69/64 dB(A) tags/nachts in einem Wohngebiet jedenfalls
wegen des Nachtwerts als überschritten angesehen (BGH, Urteil vom
06.02.1986, Az. III ZR 96/84, BayVBl. 1986, 537) bzw. ebenso bei einem
Wert von 70/60 dB(A) tags/nachts in einem Wohngebiet (BGH, Urteil vom
17.04.1986, Az. III ZR 202/84, DVBl. 1986, 998) und bei einem Wert von
72/62 dB(A) tags/nachts in einem Mischgebiet (BGH, Urteil vom
10.12.1987, Az. III ZR 204/86, NJW 1988, 900). Zwischenzeitlich wurde
den in den Richtlinien für den Verkehrslärmschutz an Bundesfernstraßen in
der Baulast des Bundes - VLärmSchR 97 - festgelegten Grenzwerten für
die Lärmsanierung Orientierungsfunktion für die Feststellung unzumutbarer
Lärmbelastung zugesprochen (OVG Lüneburg, Urteil vom 21.05.1997,
Az. VII K 7705/95, UPR 1998, 40). Diese Werte betragen
Nutzungen Tag/Nacht
- für Krankenhäuser, Schulen, Altenheime, allgemeine und reine Wohngebiete
70 dB(A)/60 dB(A)
- für Kern-, Dorf- und Mischgebiete 72 dB(A)/62 dB(A) - für Gewerbegebiete 75 dB(A)/65 dB(A).
Unter Beachtung dieser rechtlichen Vorgaben lassen sich die Umweltaus-
wirkungen des Vorhabens gemäß § 12 UVPG bezüglich der künftigen
Lärmsituation wie folgt bewerten:
a) Mittlere Beeinträchtigung:
Überschreitung der Orientierungswerte nach DIN 18 005 (Nachtwerte)
b) Hohe Beeinträchtigung:
Überschreitung der Grenzwerte der 16. BImSchV
c) Sehr hohe Beeinträchtigung:
- Überschreitung der Taggrenzwerte im Außenwohnbereich
- Überschreitung der enteignungsrechtlichen Zumutbarkeitsschwelle
Bei der folgenden Bewertung muss berücksichtigt werden, dass die B 27
schon besteht und die Belastungen nicht infolge der gegenständlichen Bau-
maßnahme hervorgerufen werden, sondern durch die allgemeine Ver-
kehrszunahme bedingt sind. Durch den Verkehr auf der B 27 werden sehr
hohe Beeinträchtigungen am Immissionsort 1 ausgelöst. Hohe Beeinträch-
tigungen haben beide Immissionsorte. Nicht berücksichtigt wurde bei dieser
Bewertung, dass der Vorhabensträger für beide - mangels Außenwohnbe-
reich auch schützbare - Immissionsorte Entschädigungen für passive Lärm-
schutzeinrichtungen in den Planfeststellungsunterlagen ausdrücklich zuge-
- 73 -
sagt hat (vgl. A 3.3.2). Unter Einbeziehung der letztgenannten Aspekte und
der im Ergebnis fehlenden Kausalität des Ausbauvorhabens für die Lärmsi-
tuation infolge der Tatsache, dass sich kein weiterer Verkehr auf die B 27
verlagern wird, gestaltet sich die Bewertung deutlich günstiger.
2.4.1.2 Luftschadstoffe
Für den Bereich der Luftschadstoffe ist in Anwendung des § 50 BImSchG
davon auszugehen, dass die Auswirkungen insbesondere dann als hoch
bzw. sehr hoch anzusehen sind, soweit gesundheitliche Gefahren zu be-
fürchten sind, d.h., wenn die lufthygienischen Grenzwerte der 22. BImSchV
überschritten werden. Bei der Bewertung dieser Auswirkungen wird weiter
dahingehend differenziert, ob Menschen in solchen Bereichen, in denen die
Grenzwerte der 22. BImSchV dauerhaft überschritten werden, ihren regel-
mäßigen Aufenthaltsort (Arbeits- und/oder Wohnort) haben, oder ob sie
sich innerhalb dieser Bereiche in der Regel nur vorübergehend aufhalten.
Bei dauerhaftem Aufenthalt innerhalb solcher Bereiche werden die Auswir-
kungen auf den Menschen als sehr hoch gewertet, bei vorübergehendem
Aufenthalt als hoch bis mittel. Schadstofferhöhungen unterhalb der Grenz-
werte sind bei dauerndem Aufenthalt als mittel einzustufen (vgl. § 50 Satz 2
BImSchG).
Aus den Planunterlagen ergibt sich, dass die Immissionsgrenzwerte der
22. BImSchV selbst für die der Bundesstraße nächstgelegenen Immis-
sionsorte im Außenbereich eingehalten werden.
2.4.1.3 Freizeit und Erholung
Für die Bewertung der Beeinträchtigungen des Schutzgutes Mensch durch
das Vorhaben infolge von Lärm- und Schadstoffimmissionen im Freizeit-
und Erholungsbereich ist in Anlehnung an die soeben aufgeführten Bewer-
tungskriterien festzustellen, dass Flächen im unmittelbaren Nahbereich der
B 27 an der Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg ohnehin aufgrund der dor-
tigen Vorbelastungen für die Erholung nicht attraktiv sind. Daran wird sich
nur unmaßgeblich etwas ändern. Auswirkungen in Form eines Verlustes
bzw. Beeinträchtigung erholungsgeeigneter Gebiete im weiteren Umfeld
der B 27, vor allem im Hinblick auf den Maintalwanderweg, sind nicht zu
erwarten.
Bei der Betrachtung der Umweltauswirkungen auf den Menschen sind auch
die Beeinträchtigungen des kulturellen Erbes zu bewerten. Dieses ist zwar
als Teil der Erholungsfunktion zu betrachten, allerdings nur insoweit auch
relevant, als es für die Menschen sichtbar und erlebbar ist, was vor allem
für Bau- und Bodendenkmäler gilt.
- 74 -
Nach den Planunterlagen ist davon auszugehen, dass - abgesehen von
dem zu versetzenden Bildstock - Baudenkmäler nicht weiter betroffen sind.
Jedoch kann eine Zerstörung oder Beeinträchtigung von Bodendenkmälern
nicht ausgeschlossen werden, was zu einer mindestens hohen Beeinträch-
tigung führen würde.
Die zuletzt genannten und bewerteten Aspekte des Vorhabens im Bereich
Freizeit und Erholung sind nur Teilaspekte der insgesamt zu bewertenden
Erholungseignung des in Betracht kommenden Raumes nach Verwirkli-
chung des Vorhabens. Hierzu ist jedoch eine umfassendere Gesamtbewer-
tung der Beeinträchtigung der Landschaftsräume notwendig. Deshalb wird
auf den nachfolgenden Gliederungspunkt C 2.4.7 verwiesen. Da gerade
der Bereich Freizeit- und Erholungseignung sehr verschiedene Aspekte
zum Inhalt hat, erscheint eine Saldierung hier nicht möglich. Insgesamt
werden jedoch alle Teilaspekte in die Abwägung eingestellt.
Die Auswirkungen des Vorhabens auf den Menschen als Nutzer land- und
forstwirtschaftlicher Flächen werden beim Schutzgut Boden bewertet. Auf
die nachfolgenden Ausführungen unter C 2.4.3 dieses Beschlusses wird
deshalb verwiesen.
2.4.2 Schutzgut Tiere und Pflanzen
Der Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen
werden folgende umweltbezogene Tatbestandsmerkmale der einschlägi-
gen Fachgesetze sowie sonstiger fachbezogener Unterlagen zugrunde ge-
legt:
- Art. 6 und Art. 6 a BayNatSchG: Eingriffe in Natur und Landschaft
- Art. 7 bis Art. 12 BayNatSchG, §§ 22 ff. BNatSchG: Schutzgebiete
- Art. 13 b und Art. 13 c BayNatSchG, §§ 32 ff. BNatSchG: FFH-Gebiete
und Europäische Vogelschutzgebiete
- Art. 13 d BayNatSchG, § 30 BNatSchG: Schutz bestimmter Biotope
- Art. 13 e BayNatSchG: Schutz der Lebensstätten
- § 42 BNatSchG, Art. 12, 13 FFH-RL, Art. 5 V-RL: Artenschutzrechtliche
Verbote
- § 9 BWaldG und Art. 9 BayWaldG: Erhaltung des Waldes
- 75 -
- "Grundsätze für die Ermittlung von Ausgleich und Ersatz nach Art. 6 und
Art. 6 a BayNatSchG bei staatlichen Straßenbauvorhaben" der Bayeri-
schen Staatsministerien des Innern sowie für Landesentwicklung und
Umweltfragen
- Biotopkartierung Bayern sowie sonstige Kartierungen schützenswerter
Biotope
- Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP)
- Rote Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen in Deutschland und Bayern
- Bundesartenschutzverordnung.
Auf der Grundlage dieser Vorschriften und Unterlagen werden die erhebli-
chen und/oder nachhaltigen Auswirkungen des Projekts auf das Schutzgut
Tiere und Pflanzen bestimmt und in die dreistufige ordinale Skala mit den
Begriffen "sehr hoch - hoch - mittel" eingeordnet. Diesen Begriffen werden
im Wesentlichen folgende Umweltauswirkungen zugeordnet:
a) Sehr hoch
- Überbauung und Beeinträchtigung von naturnahen Laubwaldbiotopen
- Lebensraumverlust sowie Zerschneidung oder Isolierung von Lebens-
räumen gefährdeter oder seltener Tier- und Pflanzenarten
- Verlust wertvoller Biotopstrukturen
- Funktionsbeeinträchtigung überregional bzw. regional bedeutsamer
Vernetzungsachsen
- Verwirklichung artenschutzrechtlicher Zugriffsverbote
b) Hoch
- Überbauung und Versiegelung von sonstigen Biotopstrukturen
- Überbauung und Beeinträchtigung von Waldbiotopen und Waldrän-
dern
- Zerschneidung und Beeinträchtigung von Biotopverbundsystemen
und Lebensraumbeziehungen
- Überbauung und Beeinträchtigung ökologisch wertvoller landwirt-
schaftlicher Nutzflächen
c) Mittel
- Beeinträchtigung von sonstigen Wald- und Gehölzstrukturen
- Beeinträchtigung von sonstigen Biotopstrukturen
- Versiegelung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen
- sonstige artenschutzrechtlich relevanten Beeinträchtigungen
- 76 -
Sehr hohe Beeinträchtigungen lässt die Planung erwarten durch die Ver-
siegelung und Überbauung einer mageren Flachlandmähwiese in der
Krautschicht, die auch als Lebensraumtyp i.S.d. Anhangs I der FFH-RL an-
zusehen ist (vgl. dazu C 3.7.5.3). Ebenfalls als sehr hohe Beeinträchtigung
ist die teilweise Überbauung eines Auwaldes anzusehen, der für die Ge-
wässerrinnen zwischen Bahndamm und Main in Anspruch genommen wer-
den muss. Die Überbauung von mesophilen Gebüsch und von Säumen, die
beide artenreich sind, muss hinsichtlich ihrer Auswirkung als hoch einge-
stuft werden, die Versiegelung und Überbauung von artenarmen Hecken
und von Acker, Grünland und Kleinstrukturen als mittlere Beeinträchtigung.
Die relevanten Beeinträchtigungen im Hinblick auf den Artenschutz sind le-
diglich als mittel einzustufen, da nicht gegen Zugriffsverbote verstoßen
wird, weil sich der Erhaltungszustand der lokalen Population nicht ver-
schlechtert (§ 42 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) bzw. weil die ökologische Funkti-
on der betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zu-
sammenhang weiterhin erfüllt wird (§ 42 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Das Tö-
tungsverbot i.S.d. § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht einschlägig, da es
nicht zu einer signifikanten Erhöhung des Kollisionsrisikos kommt. Im Übri-
gen wird auf die Unterlage 12.1, Tabelle 1, und Unterlage 12.4 (saP) Bezug
genommen.
Bei den vorstehend vorgenommenen Bewertungen ist zu berücksichtigen,
dass die betroffenen Flächen bereits erheblichen Vorbelastungen ausge-
setzt sind. Zudem fällt gravierend ins Gewicht, dass die vorstehend getrof-
fenen Wertungen im Wesentlichen noch ohne Berücksichtigung der vorge-
sehenen landschaftspflegerischen Maßnahmen, insbesondere der Aus-
gleichsmaßnahmen, vorgenommen sind (vgl. C 2.3.2.2.3 und C 3.7.5.2.5).
Aufgrund dieser landschaftspflegerischen Maßnahmen wird ein vollständi-
ger Ausgleich des Eingriffes erreicht. Da bei der Darstellung der Umwelt-
auswirkungen u.a. die Maßnahmen einzubeziehen sind, mit denen erhebli-
che nachteilige Umweltauswirkungen vermieden, vermindert oder ausgegli-
chen werden (§ 11 Satz 1 UVPG), und diese Darstellung Grundlage der
Bewertung ist (§ 12 UVPG), geht obige Bewertung zugunsten der Umwelt
von einer schlechteren Bewertungslage aus, als sie bei bzw. nach Realisie-
rung der landschaftspflegerischen Maßnahmen eintreten wird. Infolgedes-
sen lässt sich unter Einbeziehung aller Vermeidungs- und Ausgleichsmaß-
nahmen sogar eine deutlich positivere Bewertung rechtfertigen.
Ergänzend wird im Hinblick auf die Bewertung der Versiegelung auf die
nachfolgenden Ausführungen zum Schutzgut Boden unter C 2.4.3 verwie-
sen.
- 77 -
2.4.3 Schutzgut Boden
Die Bewertung der unter C 2.3.2 dieses Beschlusses aufgezeigten zu er-
wartenden Auswirkungen der Straßenbaumaßnahme auf das Schutzgut
Boden im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung hat sich primär an
den Bestimmungen des Bundes-Bodenschutzgesetzes und der Bundes-
Bodenschutzverordnung zu orientieren.
Zweck der bodenschutzrechtlichen Vorschriften ist es u.a., schädliche Bo-
denveränderungen abzuwehren und Vorsorge gegen nachteilige Einwir-
kungen auf den Boden zu treffen (vgl. § 1 Satz 2 BBodSchG). Zur Abwehr
vermuteter oder bereits eingetretener schädlicher Bodenveränderungen,
die auf stoffliche Belastungen zurückzuführen sind, legt die BBodSchV
Prüf- und Maßnahmenwerte (§ 8 Abs. 1 Nrn. 1 und 2 BBodSchG) und zur
Vorsorge gegen das (mittel- bis langfristige) Entstehen schädlicher Boden-
veränderungen Vorsorgewerte (vgl. § 8 Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG) fest.
Schädliche Bodenveränderungen sind Beeinträchtigungen der in § 2 Abs. 2
BBodSchG genannten Bodenfunktionen, die geeignet sind, Gefahren, er-
hebliche Nachteile oder erhebliche Beeinträchtigungen für den Einzelnen
oder die Allgemeinheit hervorzurufen (§ 2 Abs. 3 BBodSchG). Dabei ist
hervorzuheben, dass der Zweck des BBodSchG sich keineswegs nur auf
den Schutz der natürlichen Funktion des Bodens erstreckt. Neben diesen
ökologischen Funktionen werden vielmehr auch die Funktionen des Bo-
dens als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie die Nutzungsfunk-
tionen mit einbezogen (vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 2 und 3 BBodSchG). Als ge-
schützte Nutzungsfunktion wird hierbei in § 2 Abs. 2 Nr. 3 d BBodSchG
ausdrücklich auch die Funktion als Standort "für Verkehr" genannt.
Um die Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Boden gemäß § 12 UVPG
bewerten zu können, werden die natürlichen Funktionen, das heißt Spei-
cher- und Filterfunktionen vorhandener Bodentypen und Bodenarten,
ebenso betrachtet wie die Beeinträchtigung der Funktionen als Lebens-
grundlage und Lebensraum. Darüber hinaus werden auch die Auswirkun-
gen der Maßnahme für die Nutzungsfunktion des Bodens als land- und
forstwirtschaftliche Produktion in die Betrachtung einbezogen.
Hinsichtlich der Bewertung der Eingriffsintensität ist festzustellen, dass die
Beeinträchtigung der Speicher- und Filterfunktion durch Versiegelung und
Überbauung bei allen Bodentypen erheblich ist, da diese Funktionen nach
Durchführung der Maßnahme zumindest innerhalb des Trassenbereiches
nicht mehr wahrgenommen werden können. Im Bereich der versiegelten
Flächen des Vorhabens entfällt die Regulierungs- und Speicherfunktion
vollständig.
- 78 -
Betroffen hiervon sind vor allem sandige, nährstoffarme Braunerden. Der
Verlust dieser Funktionen über weite Strecken des Streckenabschnittes ist
daher als sehr hoch zu bewerten.
Die Bewertung der Umweltauswirkungen des Vorhabens auf die Lebens-
raumfunktion des Bodens ist ferner an dem Gesichtspunkt Verlust durch
Versiegelung sowie Schadstoffimmissionen im Trassennahbereich vorzu-
nehmen.
Der Eingriff durch das Vorhaben ist in jedem Fall dort als sehr hoch zu be-
werten, wo Flächen vollständig versiegelt werden und damit Lebensraum-
funktionen entfallen.
Durch die geplante Baumaßnahme erfolgen aber auch Flächenumwand-
lungen, bei denen davon auszugehen ist, dass die Lebensraumfunktionen
zumindest vorübergehend gestört werden und sich erst allmählich verän-
derte Lebensraumfunktionen in den Randbereichen neu aufbauen werden.
Dabei ist nicht davon auszugehen, dass die Lebensraumfunktionen in allen
Bereichen wieder in der bestehenden Form aufgebaut werden können, ins-
besondere ist bei vorübergehenden Flächeninanspruchnahmen und Rekul-
tivierungen nicht auszuschließen, dass die ursprünglichen Bodenfunktionen
nicht in vollem Umfang wieder aufleben können. Es ist somit unter diesem
Gesichtspunkt zumindest von einer hohen Beeinträchtigung der Umweltbe-
dingungen auszugehen.
Ferner werden die Lebensraumfunktionen in Trassennähe durch Schad-
stoffimmissionen beeinflusst, wobei sich erhöhte Schadstoffgehalte nach
dem vorliegenden und unter C 2.3.2.3 dieses Beschlusses erwähnten Un-
tersuchungsergebnissen im Wesentlichen auf den unmittelbaren Nahbe-
reich zum Fahrbahnrand, etwa auf einem Geländestreifen von ca. 10 m
beiderseits der Fahrbahntrasse, konzentrieren und nach außen hin deutlich
abnehmen werden. Innerhalb dieses besonders schadstoffbelasteten Ge-
ländestreifens sind die vorhabensbedingten Auswirkungen als hoch zu be-
werten, wobei die entsprechende Vorbelastung durch die bestehende B 27
zu berücksichtigen ist. Da die Kontamination des Bodens mit zunehmender
Entfernung vom Fahrbahnrand deutlich abnimmt, sind schadstoffbedingte
Auswirkungen auf außerhalb des 10-m-Bereichs liegende Böden als nicht
erheblich im Sinne des UVPG anzusehen.
Schließlich sind die Auswirkungen des Vorhabens auf den Bereich der
land- und forstwirtschaftlichen Produktionsbereiche zu bewerten, wobei die
Eingriffe dann als (sehr) hoch anzusehen sind, wenn günstige bzw. sehr
günstige Produktionsbedingungen bestehen und in diesen Bereichen Bo-
denverluste eintreten bzw. ertragsmindernde Schadstoffbelastungen für
landwirtschaftliche Betriebsflächen bestehen. Ungeachtet der allenfalls als
- 79 -
durchschnittlich einzustufenden Erzeugungsbedingungen ist allein schon
der Verlust an landwirtschaftlichen Nutzflächen aufgrund seines Umfangs
als hoch zu bewerten.
Hinsichtlich der Schadstoffbelastung wurde bereits vorstehend ausgeführt,
dass sich erhöhte Werte in einem Abstand von etwa bis zu 10 m vom
Fahrbahnrand aufgrund bisheriger Erfahrungswerte haben nachweisen las-
sen. Soweit landwirtschaftliche Betriebsflächen nach Verwirklichung der
Maßnahme in diesem Bereich vorliegend überhaupt (noch) vorhanden sind,
wird eine Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktion in diesem
Bereich für möglich gehalten und in diesem geringen Ausmaß als hoch be-
wertet.
Erhebliche Auswirkungen auf die Nahrung und damit nachteilige Wechsel-
wirkungen auf die Schutzgüter Mensch und Tier sind indes nicht zu erwar-
ten. Soweit innerhalb dieses 10-m-Bereiches landwirtschaftliche Bodennut-
zung betrieben werden sollte, wäre der Anteil der dort produzierten Nah-
rungspflanzen am Nahrungsgemisch der Bevölkerung zu gering, als dass
Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Beeinträchtigungen für den
Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden könnten. Hinzu
kommt, dass nach einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen (vgl.
C 2.3.2.3) der Belastungspfad Tierfutter - Tierische Nahrungsmittel -
Mensch eine nur untergeordnete Rolle spielt, auf dem Pfad Boden - Pflan-
ze - Tier - Mensch eine Aufnahme von Schadstoffen sogar noch unwahr-
scheinlicher ist. Schädliche Bodenveränderungen i.S.v. § 2 Abs. 3
BBodSchG sind somit nach derzeitigem Erkenntnisstand insoweit nicht zu
erwarten und daher als unerheblich zu bewerten.
2.4.4 Schutzgut Wasser
Der Bewertung der vorhabensbedingten Auswirkungen auf das Schutzgut
Wasser sind die bestehenden Schutzbestimmungen des Wasserhaushalts-
gesetzes, des Bayerischen Wassergesetzes sowie der hierzu ergangenen
Ausführungsbestimmungen zu legen. Insbesondere sind hierbei folgende
Bestimmungen zu beachten:
Jedermann ist verpflichtet, bei Maßnahmen, mit denen Einwirkungen auf
ein Gewässer verbunden sein können, die nach den Umständen erforderli-
che Sorgfalt anzuwenden, um eine Verunreinigung des Wassers oder eine
sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften zu verhüten, um
eine mit Rücksicht auf den Wasserhaushalt gebotene sparsame Verwen-
dung des Wassers zu erzielen, um die Leistungsfähigkeit des Wasser-
haushalts zu erhalten und um eine Vergrößerung und Beschleunigung des
Wasserabflusses zu vermeiden (§ 1 a Abs. 2 WHG).
- 80 -
Zur Verhütung von Gewässerverunreinigungen steht die Zulässigkeit der
Einleitung schadstoffbelasteten Abwassers in Gewässer unter dem Vorhalt
einer wasserrechtlichen Erlaubnis, die nur erteilt werden darf, wenn die
Schadstofffracht des Abwassers so gering gehalten wird, wie dies nach
dem durch Rechtsverordnung festgelegten Stand der Technik möglich ist
(§ 7 a Abs. 1 WHG, Art. 41 h BayWG). In diesem Zusammenhang regeln
die wasserrechtlichen Bestimmungen, wer zur Abwasserbeseitigung ver-
pflichtet ist und welche Unterlagen hierfür vorzulegen sind (§ 18 a WHG
i.V.m. Art. 41 b BayWG).
Zum besonderen Schutz des Grundwassers darf eine Erlaubnis für das
Einleiten von Stoffen in das Grundwasser nur erteilt werden, wenn eine
schädliche Verunreinigung des Grundwassers oder eine sonstige nachteili-
ge Veränderung seiner Eigenschaften nicht zu besorgen ist (§ 34 WHG).
Dem besonderen Gewässerschutz dient in diesem Zusammenhang auch
die Festsetzung von Wasserschutzgebieten (§ 19 WHG i.V.m. Art. 35
BayWG), nach denen im öffentlichen Interesse der Sicherstellung der be-
stehenden und künftigen öffentlichen Wasserversorgung in bestimmten Be-
reichen verschiedene Verbote, Beschränkungen und Duldungspflichten
festgelegt werden können.
Bei Ausbaumaßnahmen sind natürliche Rückhalteflächen zu erhalten, das
natürliche Abflussverhalten nicht wesentlich zu verändern, naturraumtypi-
sche Lebensgemeinschaften zu bewahren und sonstige erhebliche nachtei-
lige Veränderungen des natürlichen oder naturnahen Zustand des Gewäs-
sers zu vermeiden oder, soweit dies möglich ist, auszugleichen (§ 31
Abs. 5 WHG).
Dem Schutz vor Hochwassergefahren dienen insbesondere die Genehmi-
gungsvorbehalte gemäß Art. 59 Abs. 1 und Art. 61 h Abs. 1 BayWG.
Die mit dem Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt verbundenen Auswir-
kungen auf das Schutzgut Wasser sind unter Heranziehung dieser Prämis-
sen wie folgt zu beurteilen:
2.4..4.1 Oberflächengewässer
Die Planung berücksichtigt die Grundsätze zum Sammeln und Ableiten des
Straßenwassers, wonach u.a. das breitflächige Versickern von verschmutz-
tem Straßenwasser unter Ausnutzung des Reinigungsvermögens einer
möglichst ungestörten obersten Bodenschicht angestrebt werden soll. Beim
gegenständlichen Vorhaben wird das anfallende Niederschlagswasser so-
weit wie möglich über Bankette und Böschungen abgeführt, sodass ein
Versickern über die oberste Bodenschicht möglich wird. In den Straßenab-
- 81 -
schnitten, in denen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten das anfallende
Straßenwasser bzw. das Niederschlagswasser der angrenzenden Außen-
einzugsgebiete mittels Straßenmulden oder Bordrinnen und Straßenabläu-
fe gesammelt werden muss, erfolgt eine Zuführung mittels Durchlässe bzw.
Entwässerungsgräben zum leistungsfähigen Vorfluter Main, durch dessen
Selbstreinigungskraft der Gefahr einer Verschmutzung ebenfalls ausrei-
chend vorgebeugt wird.
Der mit der gegenständlichen Maßnahme verbundene Retentionsraumver-
lust wird durch eine volumengleiche Abgrabung ausgeglichen (vgl. Unterla-
ge 12.3, Blatt 2).
2.4.4.2 Grundwasser
Negative Einflüsse auf das Grundwasservorkommen sind lediglich durch
Überbauung insofern möglich, als hierdurch die Grundwasserneubildung
verhindert oder beeinträchtigt wird. Mit dem plangegenständlichen Vorha-
ben werden 1,6 ha versickerungsfähige Flächen neu undurchlässig versie-
gelt. Dies führt zu einer Verringerung der Grundwasserneubildung, was an-
gesichts der nicht hohen Niederschlagsmenge im Untersuchungsgebiet als
hoch zu bewerten ist.
Gefährdungen durch betriebs- oder unfallbedingten Eintrag von Schadstof-
fen (Tausalz, Lösung, Reifenabrieb, Russpartikel, Öl etc.) für das Grund-
wasser werden dadurch minimiert, dass im Rahmen der gegenständlichen
Entwässerungsplanung das Reinigungsvermögen einer möglichst unge-
störten obersten Bodenschicht ausgenutzt werden soll. Beim gegenständli-
chen Vorhaben wird das anfallende Niederschlagswasser soweit wie mög-
lich über Bankette und Böschungen abgeführt, sodass ein Versickern über
die oberste Bodenschicht möglich wird. In den Straßenabschnitten, in de-
nen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten das anfallende Straßenwasser
bzw. Niederschlagswasser der angrenzenden Außeneinzugsgebiete mittels
Straßenmulden oder Bordrinnen und Straßenabläufe gesammelt werden
muss, erfolgt eine Zuführung mittels Durchlässen bzw. Entwässerungsgrä-
ben zum Vorfluter Main, der insoweit über eine ausreichende Selbstreini-
gungskraft verfügt und Gefährdungen des Grundwassers insofern soweit
wie möglich vermieden werden, sodass vor dem Hintergrund der vorliegen-
den Erkenntnisse auch im Hinblick auf die Grundwassersituation allenfalls
die Annahme einer mittleren Bewertung gerechtfertigt ist.
2.4.5 Schutzgut Luft
Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen sind die für eine be-
stimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass
schädliche Umwelteinwirkungen (§ 3 Abs. 1 BImSchG) auf die ausschließ-
- 82 -
lich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige
schutzwürdige Gebiete so weit wie möglich vermieden werden. Zudem ist
in Gebieten, in denen die in Rechtsverordnungen nach § 48 a Abs. 1
BImSchG festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden,
bei der Abwägung der betroffenen Belange die Erhaltung der bestmögli-
chen Luftqualität als Belang zu berücksichtigen (vgl. § 50 BImSchG).
Schädliche Umwelteinwirkungen sind insbesondere dann als gegeben an-
zusehen, wenn sich Überschreitungen der Immissionswerte der
22. BImSchV bzw. der Orientierungswerte TA Luft und der VDI-Richtlinie
2310 ergeben.
Die unmittelbaren Auswirkungen des Straßenbauvorhabens auf das
Schutzgut Luft beschränken sich, soweit sie, gemessen an den fachgesetz-
lichen Bewertungsgrundlagen, als erheblich angesehen werden können,
auf einen räumlich eng begrenzten Bereich. Sie werden daher - unter Ein-
beziehung der Wechselwirkung mit den Schutzgütern Mensch und Boden
(vgl. C 2.3.2.1.2 und C 2.3.2.3 dieses Beschlusses) - als mittel bewertet, da
auch Schadstoffbelastungen unterhalb der Immissionsgrenzwerte zu be-
rücksichtigen sind (vgl. § 50 Satz 2 BImSchG). Da Außenwohnbereiche
nicht betroffen sind und die unmittelbar an die Fahrbahn angrenzenden
Flächen nicht dem dauernden Aufenthalt von Menschen dienen, rechtfertigt
sich eine mittlere bis hohe Bewertung in Abhängigkeit von der jeweiligen
Entfernung und in Abhängigkeit von der jeweiligen Nutzung (Freizeitnut-
zung), im Übrigen wird auch auf C 2.4.1.2 Bezug genommen.
2.4.6 Schutzgut Klima
Für die Bewertung der unter C 2.3.2.6 dieses Beschlusses aufgezeigten
voraussichtlichen Auswirkungen des Straßenbauvorhabens auf das
Schutzgut Klima fehlt es an fachgesetzlichen Bewertungsmaßstäben. Die
Bewertung muss sich daher - soweit die Auswirkungen überhaupt quantifi-
zierbar sind - auf allgemeine oder spezifische Sachverständigenaussagen
stützen.
Bei den dargestellten vorhabensbedingten Auswirkungen auf das Klima
handelt es sich um lokalklimatische Veränderungen im Umfeld der geplan-
ten Straße. Großräumige Beeinträchtigungen des Klimas sind hingegen
nicht zu erwarten und finden deshalb auch keine Berücksichtigung in der
nachfolgenden Bewertung.
Als erheblich im Sinne des UVPG sind lokalklimatische Veränderungen im
Trassenbereich zu bezeichnen. Als hoch zu bewerten wären infolge der
Entstehung neuer bzw. größerer Kaltluftstaugebiete eintretende klimatische
Veränderungen (erhöhte Frostgefahr, Nebelhäufigkeit und länger andau-
ernde Nebellagen). In die Bewertung fließt dabei mit ein, dass sich diese
- 83 -
klimatischen Veränderungen nicht nur auf die Vegetationsbedingungen,
sondern auch auf die Bodennutzung landwirtschaftlicher Flächen in diesen
Kaltluftstaugebieten auswirken können. Da durch die vorhandene B 27 be-
reits erhebliche Vorbelastungen bestehen, kommt es jedoch durch ihren
Ausbau in diesem Bereich allenfalls zu Beeinträchtigungen des Lokalkli-
mas, die als mittel einzustufen sind.
2.4.7 Schutzgut Landschaft
Der Bewertung der Eingriffe in das Schutzgut Landschaft werden folgende
umweltbezogene Tatbestandsmerkmale der einschlägigen Fachgesetze
sowie sonstige fachbezogene Unterlagen zugrundegelegt:
- Art. 6 und 6 a BayNatSchG: Eingriffe in Natur und Landschaft
- Art. 7 bis 12 BayNatSchG, §§ 23 ff. BNatSchG: Bestehende und geplan-
te Schutzgebiete
- § 9 BWaldG und Art. 9 BayWaldG: Erhaltung des Waldes
- § 13 BWaldG und Art. 12 BayWaldG: Erholungswald
- "Grundsätze für die Ermittlung von Ausgleich und Ersatz nach Art. 6 und
Art. 6 a BayNatSchG bei staatlichen Straßenbauvorhaben" der Bayeri-
schen Staatsministerien des Innern sowie für Landesentwicklung und
Umweltfragen
- Waldfunktionsplan
- Regionalplan
- Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP).
Dabei wird davon ausgegangen, dass eine mögliche Beeinträchtigung des
Landschaftsbildes u.a. wesentlich davon abhängt, inwieweit sich die Trasse
in das natürliche Gelände einfügt und an den vorhandenen Gegebenheiten
und Strukturen orientiert. Außer den rein technisch geprägten Elementen
wie Brücken und Lärmschutzbauwerken stellen vor allem Damm- und Ein-
schnittsstrecken Beeinträchtigungen für das Landschaftsbild dar.
Es ist davon auszugehen, dass eine Führung auf dem Damm aufgrund der
größeren Einsehbarkeit und Fernwirkung allgemein optisch als noch stö-
render empfunden wird als die Lage im Einschnitt. Deshalb wird in der vor-
genommenen Bewertung den Dammstrecken eine größere Eingriffsintensi-
tät zugeordnet als den im Einschnitt geführten Streckenabschnitten. Bei der
- 84 -
Höhe der Dämme bzw. der Tiefe der Einschnitte werden Schwellenwerte
angenommen, die sich an menschlichen Maßstäben orientieren. Dabei ent-
spricht der Wert von 1,5 m etwa der Augenhöhe des Menschen und der
Wert von 5 m etwa zwei Geschosshöhen eines Gebäudes.
Den Begriffen "Sehr hoch - Hoch - Mittel" werden im Wesentlichen folgende
Umweltauswirkungen zugeordnet:
a) Sehr hoch
- Durchschneidung von landschaftlichen Vorbehaltsgebieten laut Re-
gionalplan
- Durchschneidung oder Beeinträchtigung von bestehenden oder ge-
planten Naturschutzgebieten
- Durchschneidung von bestehenden oder geplanten Landschafts-
schutzgebieten oder Naturparkschutzzonen
- Zerstörung von bestehenden oder geplanten Naturdenkmälern
- Zerstörung von bestehenden oder geplanten geschützten Land-
schaftsbestandteilen oder Grünbeständen
- Überbauung von Wald- und Feldgehölzen
- Durchschneidung von Wald mit besonderer Bedeutung für das Land-
schaftsbild oder von Erholungswald
- Beeinträchtigung durch Großbrücken
- Beeinträchtigung durch Dämme mit einer Länge von mehr als 25 m
und einer Höhe von mehr als 5 m
b) Hoch
- Beeinträchtigung von landschaftlichen Vorbehaltsgebieten laut Re-
gionalplan
- Beeinträchtigung von bestehenden oder geplanten Landschafts-
schutzgebieten oder Naturparkschutzzonen
- Beeinträchtigung von bestehenden oder geplanten Naturdenkmälern
- 85 -
- Beeinträchtigung von bestehenden oder geplanten geschützten Land-
schaftsbestandteilen oder Grünbeständen
- Beeinträchtigung von Wald mit besonderer Bedeutung für das Land-
schaftsbild oder von Erholungswald
- Durchschneidung von sonstigem Wald
- Beeinträchtigung durch Dämme mit einer Länge von mehr als 25 m
und einer Höhe von 1,5 bis 5 m
- Beeinträchtigung durch Einschnitte mit einer Länge von mehr als
25 m und einer Tiefe von mehr als 5 m
c) Mittel
- Beeinträchtigung durch Einschnitte mit einer Länge von mehr als 25 m
und einer Tiefe von 1,5 bis 5 m
- Beeinträchtigung von sonstigem Wald
- Beeinträchtigung durch landschaftsuntypische Bandstrukturen.
Folgt man o.g. Kriterien, lässt sich feststellen, dass sehr hohe oder hohe
Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes nicht zu erwarten sind. Die Ver-
festigung der bestehenden Beeinträchtigung durch das landschaftsuntypi-
sche Band der B 27 durch die Anlage eines parallelen öffentlichen Feld-
und Waldweges ist als mittel einzustufen. Das Gleiche gilt für die Beein-
trächtigung von Auwald, die mit dem Ausbau der Entwässerungseinrich-
tungen verbunden ist.
Da auch die Minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen in die Darstellung
der Umweltauswirkungen einzubeziehen sind (§ 11 Satz 1 UVPG) und die
Bewertung auf der Grundlage dieser Darstellung zu erfolgen hat (§ 12
UVPG), ist festzuhalten, dass Minimierungs- und Gestaltungsmaßnahmen
geplant sind, die zur Einbindung des Vorhabens in die Landschaft beitra-
gen sollen. Abgesehen davon wirken sich auch die Ausgleichsmaßnahmen
positiv auf das Landschaftsbild aus. Insgesamt wird das Landschaftsbild
landschaftsgerecht wiederhergestellt bzw. neu gestaltet. Da die vorstehen-
de Bewertung der vorhabensbedingten Auswirkungen noch ohne Rücksicht
auf die vorgesehenen landschaftspflegerischen Maßnahmen getroffen ist,
geht diese zugunsten der Umwelt von einer schlechteren Bewertungslage
aus, als sie bei bzw. nach Realisierung der landschaftspflegerischen Maß-
nahmen eintreten wird. Infolgedessen lässt sich unter Einbeziehung der
Vermeidungs-, Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen sogar eine deut-
- 86 -
lich bessere Bewertung rechtfertigen, zumal durch das bestehende Stra-
ßenband schon eine erhebliche Vorbelastung festzustellen ist.
2.4.8 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter
Aufgrund der bestehenden gesetzlichen Vorgaben sind alle vorgeschichtli-
chen und geschichtlichen Bestände als äußerst wertvoll anzusehen, da sie
unwiederbringliche Vorgänge dokumentieren.
Bodendenkmäler stehen unter dem besonderen Schutz des Denkmal-
schutzes. Einer besonderen Erlaubnis bedarf derjenige, der auf einem
Grundstück Erdarbeiten vornehmen will, obwohl er weiß, vermutet oder den
Umständen nach annehmen muss, dass sich dort Bodendenkmäler befin-
den (Art. 7 Abs. 1 Satz 1 DSchG). Hinzu kommt, dass bei Einwirkungen auf
den Boden Beeinträchtigungen der Bodenfunktion als Archiv der Natur- und
Kulturgeschichte so weit wie möglich vermieden werden sollen (§ 1 Satz 3
BBodSchG).
Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist eine Beeinträchtigung von Bo-
dendenkmälern nicht auszuschließen. Sie können unmittelbar betroffen und
in ihrem Bestand sogar gefährdet sein. Den denkmalpflegerischen Belan-
gen wird jedoch durch die Nebenbestimmungen A 3.2.1 und A 3.8 so weit
wie möglich Rechnung getragen. Den unter C 2.3.2.8 dargestellten, aus
derzeitiger Sicht absehbaren Auswirkungen kommt deshalb je nach dem
tatsächlichen Umfang und der Intensität ihrer Beeinträchtigung mittlere bis
hohe Bedeutung zu. Eine mittlere Bewertung rechtfertigt sich auch ange-
sichts der Versetzung des Bildstocks (Flurkapelle).
2.5 Gesamtbewertung
Als Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprüfung lässt sich festhalten, dass
das vorliegende Projekt in vielfältiger Hinsicht erhebliche Umweltauswir-
kungen auf die verschiedenen Schutzgüter sowie Wechselwirkungen zur
Folge haben wird. Diese Auswirkungen werden bei der Entscheidung über
die Zulässigkeit des Vorhabens im Rahmen dieses Planfeststellungsbe-
schlusses im Hinblick auf eine wirksame Umweltvorsorge nach Maßgabe
der geltenden Gesetze berücksichtigt. Einzelheiten ergeben sich aus der
materiell-rechtlichen Würdigung dieses Beschlusses, insbesondere bei der
Würdigung und Abwägung der vom plangegenständlichen Vorhaben be-
rührten öffentlichen und privaten Belange.
- 87 -
3. Materiell-rechtliche Würdigung
3.1 Rechtsgrundlage
Der Planfeststellungsbeschluss beruht auf § 17 Satz 1 FStrG. Diese Rege-
lung erschöpft sich nicht in ihrer verfahrensrechtlichen Bedeutung. Viel-
mehr ist darin - vornehmlich - auch die materielle Ermächtigung der Plan-
feststellungsbehörde zur fernstraßenrechtlichen Fachplanung selbst enthal-
ten. Zentrales Element dieser Ermächtigung ist die mit ihr verbundene Ein-
räumung des Planungsermessens, das in seinem Wesen am zutreffend-
sten durch den Begriff der planerischen Gestaltungsfreiheit umschrieben
ist. Der planerische Spielraum, der der Planfeststellungsbehörde bei ihren
Entscheidungen zusteht, ist jedoch - anders als bei echten Planungen - be-
schränkt durch das Antragsrecht des Vorhabensträgers und durch dessen
Anspruch auf fehlerfreie Ausübung des Planungsermessens (Zeitler,
BayStrWG, Rd.Nr. 115 zu Art. 38 BayStrWG). Die der Gestaltungsfreiheit
gesetzten Grenzen ergeben sich aus den rechtlichen Bindungen, denen die
Planfeststellungsbehörde in vierfacher Hinsicht unterworfen ist (vgl. auch
Zeitler, BayStrWG, Rd.Nr. 120 zu Art. 38 BayStrWG):
- erstens bestimmt das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Woh-
nungswesen unter Beteiligung anderer Stellen Planung und Linienfüh-
rung der Bundesfernstraßen;
- zweitens bedarf die straßenrechtliche Planung einer - auch vor Art. 14
GG standhaltenden - Rechtfertigung;
- drittens muss sich die Planung an dem im Bundesfernstraßengesetz und
den in anderen gesetzlichen Vorschriften zum Ausdruck kommenden
zwingenden materiellen Rechtssätzen (Planungsleitsätzen) ausrichten;
- viertens steht alles, was die Planfeststellungsbehörde unter Berücksich-
tigung dieser rechtlichen Anforderung entscheidet, unter jenen Be-
schränkungen, die sich aus den Anforderungen des Abwägungsgebotes
ergeben (vgl. BVerwG, Urteil vom 14.02.1975, Az. 4 C 21.74, DVBl.
1975, 713; Zeitler, a.a.O.).
3.2 Rechtswirkungen der Planfeststellung
Durch die Planfeststellung wird die Zulässigkeit des Vorhabens einschließ-
lich der notwendigen Folgemaßnahmen im Hinblick auf alle von ihm berühr-
ten öffentlichen Belange festgestellt (Art. 75 Abs. 1 Satz 1 1. Hs.
BayVwVfG). Weiter werden alle öffentlich-rechtlichen Beziehungen zwi-
schen dem Träger des Vorhabens und den durch den Plan betroffenen
- 88 -
rechtsgestaltend geregelt (Art. 75 Abs. 1 Satz 2 BayVwVfG). Die Rechts-
wirkungen der Planfeststellung erstrecken sich darüber hinaus auch auf al-
le notwendigen Folgemaßnahmen an anderen Anlagen. Sie erfassen sämt-
liche Anlagen, die aus Anlass der Durchführung des konkret genehmigten
Vorhabens unumgänglich sind, also ausgeführt werden müssen. Notwendi-
ge Folgemaßnahmen werden auch dann von der Planfeststellung erfasst,
wenn sie selbst planfeststellungsbedürftig sind. In derartigen Fällen ist
dann Art. 78 BayVwVfG nicht anwendbar (Kopp/Ramsauer, VwVfG,
Rd.Nr. 6 zu § 75). Der Zweck der Planfeststellung ist dabei eine Gesamtre-
gelung grundsätzlich aller Probleme, die durch das Vorhaben aufgeworfen
werden. Es soll eine für alle Betroffenen gerechte Lösung in Übereinstim-
mung mit dem geltenden Recht herbeigeführt werden.
Soweit eine abschließende Entscheidung der Planfeststellungsbehörde
noch nicht möglich ist, ist diese im Planfeststellungsbeschluss vorzubehal-
ten; dem Träger des Vorhabens ist dabei aufzugeben, noch fehlende oder
von der Planfeststellungsbehörde bestimmte Unterlagen rechtzeitig vorzu-
legen (Art. 74 Abs. 3 BayVwVfG).
Die straßenrechtliche Planfeststellung ersetzt grundsätzlich alle nach ande-
ren Rechtsvorschriften notwendigen öffentlich-rechtlichen Genehmigungen,
Verleihungen, Erlaubnisse, Bewilligungen, Zustimmungen und Planfeststel-
lungen (Art. 75 Abs. 1 Satz 1 2. Hs. BayVwVfG).
Im Planfeststellungsbeschluss wird der Plan festgestellt und über Einwen-
dungen entschieden (Art. 74 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 Satz 1 BayVwVfG).
Dem Träger des Vorhabens sind Vorkehrungen oder die Errichtung von An-
lagen aufzuerlegen, die zum Wohl der Allgemeinheit oder zur Vermeidung
nachteiliger Wirkungen auf Rechte anderer erforderlich sind (Art. 74 Abs. 2
Satz 2 BayVwVfG). Unter den Begriff des Allgemeinwohls fallen alle öffent-
lichen Belange, die von der Rechtsordnung als schützenswerte Interessen
anerkannt sind (Kopp/Ramsauer, VwVfG, Rd.Nr. 113 zu § 74). Nachteilige
Wirkungen auf Rechte anderer liegen nicht nur vor, wenn in geschützte
Rechtspositionen oder Rechte Dritter eingegriffen wird oder entsprechende
Gefährdungen vorliegen, sondern auch dann, wenn es sich um Belästigun-
gen handelt, die den Betroffenen mit Rücksicht auf die Qualität des Ge-
biets, die konkreten tatsächlichen Verhältnisse, die Schutzwürdigkeit und
Schutzbedürftigkeit usw. billigerweise nicht ohne Ausgleich zugemutet wer-
den können. Ob ein solcher Nachteil erheblich ist, ist danach zu beurteilen,
ob er angesichts der Schutzbedürftigkeit und Schutzwürdigkeit der Rechte
oder Rechtsgüter, auf die er sich auswirkt, den Betroffenen noch zugemutet
werden kann, ohne dass Schutzvorkehrungen angeordnet werden oder ei-
ne Entschädigung (Art. 74 Abs. 2 Satz 3 BayVwVfG) erfolgt. Es muss sich
um Nachteile handeln, die nach den Grundsätzen der Güterabwägung
auch unter Berücksichtigung des Zwecks und der Bedeutung der geplanten
- 89 -
Anlage für die Allgemeinheit oder Dritte und der plangegebenen Vorbela-
stung des Gebiets billigerweise noch zumutbar ist. Soweit die Zumutbarkeit
gesetzlich geregelt ist, hat sich die Planfeststellungsbehörde daran zu hal-
ten. Fehlen nähere Regelungen hinsichtlich der Zumutbarkeit von Auswir-
kungen, ist die Zumutbarkeitsgrenze im konkreten Fall nach den Umstän-
den des Einzelfalls zu bestimmen.
3.3 Planungsermessen
Planungsentscheidungen haben naturgemäß das Problem zum Inhalt, dass
sie sowohl mit verschiedenen privaten Belangen kollidieren als auch dass
die mit der Planung verfolgten öffentlichen Belange mit anderen öffentli-
chen Belangen nicht vereinbar sind. Aus diesem Grunde muss sich die
planende Verwaltung für die Bevorzugung des einen und für die Zurückstel-
lung der anderen Belange entscheiden. Dabei darf von vornherein keinem
Belang besonderer Vorrang eingeräumt werden. Sämtliche betroffene Be-
lange sollen durch Abwägung miteinander und gegeneinander zum Aus-
gleich gebracht und erforderlichenfalls überwunden werden.
Das Abwägungsgebot verlangt, dass
- erstens überhaupt eine Abwägung stattfindet,
- zweitens, dass in die Abwägungen an Belangen eingestellt wird, was
nach Lage der Dinge in sie eingestellt werden muss,
- drittens die Bedeutung der betroffenen Belange nicht verkannt wird und
- viertens der Ausgleich zwischen den Belangen in einer Weise vorge-
nommen wird, die zur objektiven Gewichtigkeit einzelner Belange nicht
außer Verhältnis steht (vgl. BVerwG, Urteil vom 14.02.1975, Az.
4 C 21.74, DVBl. 1975, 713).
Daher stellt sich der Planfeststellungsbeschluss als Ermessensentschei-
dung dar. Er legt Art und Ausmaß des Vorhabens sowie die zu beachten-
den Nebenbestimmungen fest.
3.4 Linienführung
Da das verfahrensgegenständliche Bauvorhaben lediglich geringfügige
Abweichungen von der bestehenden Trasse der B 27 umfasst, war eine ei-
gene Linienbestimmung i.S.d. § 16 FStrG nicht erforderlich.
- 90 -
3.5 Planrechtfertigung
Voraussetzung einer jeden planerischen Entscheidung ist die Rechtferti-
gung des Vorhabens, da es in individuelle Rechtspositionen Dritter eingreift
und Grundlage der zur Ausführung des Planes etwa notwendig werdenden
Enteignungen ist. In diesem Sinne ist eine Straßenplanung gerechtfertigt,
wenn für das Vorhaben nach Maßgabe der allgemeinen Ziele der jeweili-
gen Straßengesetze ein Bedürfnis besteht, die Maßnahme unter diesem
Blickwinkel also erforderlich ist. Dies ist nicht erst bei Unausweichlichkeit
der Fall, sondern bereits dann, wenn es vernünftigerweise geboten ist
(BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006,
Rd.Nr. 182).
3.5.1 Bedarfsplan
Der Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt ist im Bedarfsplan für die Bun-
desfernstraßen, der nach § 1 Abs. 1 Satz 2 FStrAbG (zuletzt geändert
durch das 5. FStrAbÄndG vom 04.10.2004, BGBl I Seite 2574) dem
FStrAbG als Anlage beigefügt ist, nicht enthalten.
3.5.2 Planrechtfertigung nach allgemeinen Grundsätzen
Eine straßenrechtliche Planfeststellung findet ihre Rechtfertigung aus all-
gemeinen verkehrlichen Überlegungen darin, dass sie mit den von dem
einschlägigen Straßengesetz allgemein verfolgten öffentlichen Belangen im
Einklang steht und dass die geplante Maßnahme zur Verfolgung dieser Be-
lange objektiv erforderlich ist (BVerwG, Urteil vom 22.03.1985, Az.
4 C 15/83, DVBl. 1985, 900).
3.5.2.1 Notwendigkeit der Maßnahme
Der Ausbau der B 27 im Allgemeinen ist aus Gründen des Gemeinwohls
objektiv notwendig, da Bundesfernstraßen ein zusammenhängendes Ver-
kehrsnetz bilden und einem weiträumigen Verkehr dienen oder zu dienen
bestimmt sind (§ 1 Abs. 1 FStrG). Sie sind in einem dem regelmäßigen
Verkehrsbedürfnis genügenden Zustand zu bauen, zu unterhalten, zu er-
weitern oder sonst zu verbessern (§ 3 Abs. 1 FStrG). Dabei wäre es grund-
sätzlich ein planerischer Missgriff, wenn die Straße nur so dimensioniert
würde, dass sie für den zu erwartenden Verkehrsbedarf gerade noch aus-
reicht (BVerwG, Urteil vom 21.03.1996, Az. 4 A 10/95, NVwZ 1996, 1006).
Daneben ist die Rechtfertigung des konkreten Vorhabens erforderlich. Dies
bedeutet zwar nicht, dass die Maßnahme unabdingbar oder unausweichlich
notwendig sein muss; jedoch ist Voraussetzung, dass die Planung
- 91 -
- bezogen auf das konkrete Planungsvorhaben - erforderlich, d.h. vernünf-
tigerweise geboten ist. Da eine planerische Entscheidung notwendigerwei-
se immer in die Zukunft gerichtet ist, sind bei der Beantwortung der Frage,
ob das Vorhaben vernünftigerweise geboten ist, auch Prognosen einzube-
ziehen, die bezüglich künftiger Verkehrsentwicklungen aufgestellt werden.
Unter Zugrundelegung dieser Voraussetzungen ist die Planung für den
Ausbau der B 27 einschließlich der Anlage eines parallelen öffentlichen
Feld- und Waldweges gerechtfertigt. Gemessen an den o.g. Vorschriften
des Bundesfernstraßengesetzes begegnet sie keinen Bedenken. Auch im
Lichte der konkreten Situation ist die vorliegende Planung vernünftigerwei-
se geboten. Die für die das Vorhaben sprechenden Belange sind generell
geeignet, entgegenstehende Eigentumsrechte und sonstige Belange zu
überwinden. Darauf wird näher erst im Zusammenhang mit der Abwägung
der einzelnen Belange eingegangen.
3.5.2.2 Funktion und Straßennetz, Verkehrsbelastung und Verkehrsentwicklung
Die B 27 ist die kürzeste und leistungsfähigste Straßenverbindung zwi-
schen Karlstadt und Würzburg. Aufgrund der hohen Straßenbelastung ent-
spricht die Bundesstraße südlich von Karlstadt nicht mehr den Anforderun-
gen an eine leistungsfähige und verkehrssichere Straße. Sie weist südlich
von Karlstadt verschiedene Mängel auf. Die Trassierung entspricht weder
im Lage- noch im Höhenplan den derzeitigen Anforderungen. Unabhängig
davon ist der substanzielle Zustand der Straße mangelhaft, sodass be-
standserhaltende Maßnahmen kurz- bis mittelfristig durchgeführt werden
müssen.
Entsprechend der Verkehrsbedeutung ist die Verkehrsbelastung auf der
B 27 in den letzten Jahren gleichmäßig angestiegen. So lag der durch-
schnittliche tägliche Verkehr im Jahr 1993 bei 11.018 Kfz/24 h, im Jahr
2000 schon bei 15.041 Kfz/24 h, im Jahr 2005 dagegen wieder bei 11.770
kfz/24 h, im Jahr 2006 wurden bei einer 24-Stunden-Zählung im Rahmen
der großräumigen Verkehrsuntersuchung zur Planung der B 26 neu (West-
umfahrung Würzburg) wiederum 13.018 Kfz/24 h erfasst. Dies bedeutet,
dass die B 27 im betreffenden Streckenabschnitt weit überdurchschnittlich
belastet ist.
Hervorgerufen durch die Unstetigkeit der Strecke sowohl im Grund- wie im
Aufriss und die nicht geringe Anzahl an Grundstückszufahrten unmittelbar
zur Bundesstraße ereigneten sich auf dem betroffenen Teilstück der B 27
in den Jahren 2001 bis April 2009 insgesamt 94 Unfälle mit 25 Verletzten.
Die Entwicklung des Straßenverkehrs lässt eine weitere Steigerung der
Verkehrsbelastung erwarten. Die großräumige Verkehrsuntersuchung für
- 92 -
die B 26 neu (Westumfahrung Würzburg) prognostiziert für den betreffen-
den Abschnitt der B 27 schon im Jahr 2020 ca. 15.000 Kfz/24 h. Selbst un-
ter der Annahme einer vollständig realisierten B 26 neu sind immer noch
11.600 Kfz/24 h zu erwarten.
Abgesehen von den vorstehenden Ausführungen zur Verkehrsprognose gilt
es zu beachten, dass dem Wesen einer jeglichen Prognose zwingend ein
gewisser Grad an Unsicherheit immanent ist. Exakte Maßstäbe für Zu-
kunftsprognosen sind regelmäßig nicht vorhanden. Es kann bei der Über-
prüfung der vom Vorhabensträger vorgelegten Prognose daher nur darauf
ankommen, ob der Sachverhalt zutreffend ermittelt worden ist, also die Da-
ten zutreffend und vollständig erfasst worden sind, die die Grundlage für
die Prognose bilden, ob ein Prognoseverfahren angewandt worden ist, wel-
ches die Aussage vermitteln kann und ob dieses Verfahren zutreffend an-
gewandt worden ist. Schließlich muss das Ergebnis schlüssig sein
(BVerwG, Urteil vom 07.07.1978, Az. IV C 79.76, DVBl. 1978, 845).
Unter Beachtung dieser Voraussetzungen begegnet die Verkehrsprognose
auch unter Berücksichtigung der im Laufe des Verfahrens dazu gewonnen
Erkenntnisse im Ergebnis keinen Bedenken. Sie bildet eine taugliche Ent-
scheidungsgrundlage. Es ist nicht erkennbar, dass sie nicht unter Berück-
sichtigung aller verfügbaren Daten in einer der Materie angemessenen und
methodisch einwandfreien Weise erarbeitet worden ist. Das Prognosever-
fahren ist nicht zu beanstanden, ebenso sind die Ergebnisse nachvollzieh-
bar und schlüssig.
Durch den bestandsorientierten Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt mit
einer Verbreiterung der Fahrbahn und einer Anhebung der Gradiente ver-
bunden mit dem Bau eines öffentlichen Feld- und Waldweges parallel zur
Bundesstraße wird zwischen Karlstadt und dem Ende des zweistreifigen
Ausbaus bei Veitshöchheim ein einheitlicher Ausbaustandard erreicht. Die
B 27 wird damit auf ganzer Länge zwischen Würzburg und Karlstadt in der
Lage sein, den Verkehr ausreichend leistungsfähig und verkehrssicher ab-
zuwickeln. Durch den Schluss der Ausbaulücke wird die Erschließungs-
und die Verbindungsfunktion der B 27 für den Landkreis Main-Spessart
deutlich verbessert.
Des Weiteren sieht die Planung vor, parallel zur B 27 einen öffentlichen
Feld- und Waldweg auf einer Länge von 3.200 m zu bauen. Dieser Weg
soll es ermöglichen, den langsam fahrenden landwirtschaftlichen und son-
stigen Verkehr vom Verkehr auf der B 27 zu trennen sowie die unmittelbar
an die Bundesstraße angrenzenden Grundstücke erschließen und damit
die Unfallgefährdung infolge der Überholvorgänge und der Aus- und Ein-
fahrten auf die Grundstücke auf der teilweise überdurchschnittlich belaste-
- 93 -
ten Bundesstraße zu minimieren (vgl. dazu auch Niederschrift des Erörte-
rungstermins vom 19.11.2009, S. 3 f.).
3.5.2.3 Kosten-Nutzen-Analyse, Finanzierbarkeit
In Anbetracht der volkswirtschaftlichen Einbußen durch Fahrzeitverluste
und erhöhten Treibstoffverbrauch bei den derzeitigen Verkehrsverhältnis-
sen sind die Aufwendungen, durch die Verbesserungen zu erwarten sind,
vor allem im Verhältnis zu den reinen Erhaltungsmaßnahmen wirtschaftlich
sinnvoll und aus Kosten-Nutzen-Sicht gerechtfertigt.
Bei vorausschauender Beurteilung sind der Realisierung des geplanten
Bauvorhabens entgegenstehende unüberwindliche finanzielle Schranken
nicht ersichtlich (vgl. auch BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az.
4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 200).
3.5.3 Projektalternativen zur Erreichung des Planziels
Gleichermaßen geeignete Projektalternativen zur Erreichung des Planziels
sind nicht ersichtlich. Der ersatzlose Verzicht auf die Ausbaumaßnahme ist
keine sachgerechte und sinnvolle Projektalternative, da dadurch dem an-
gestrebten Planungsziel, insbesondere der Beseitigung der unzureichen-
den Verkehrsverhältnisse und der Verbesserung von Leistungsfähigkeit
und Verkehrssicherheit der B 27, nicht Genüge getan wird.
Die Notwendigkeit des Vorhabens ist indes auch nicht aus grundsätzlichen
Erwägungen in Zweifel zu ziehen. Bei alternativen Verkehrskonzepten (wie
der Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs und dem ver-
stärkten Ausbau des Schienennetzes mit Verlagerung des Verkehrs auf die
Schiene bzw. auf das Schiff) geht es vorrangig um Verkehrspolitik und das
Argument, dass neue Straßen zusätzlich Verkehr anziehen. Demgegen-
über ist jedoch der Charakter des Planfeststellungsverfahrens als gesetz-
lich geregeltes Verfahren zur Beurteilung der Zulässigkeit einer konkreten
Einzelmaßnahme (hier Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt) zu betonen.
Innerhalb dieses Verfahrens ist kein Raum für eine Grundsatzdiskussion
über die gegenwärtige oder künftige Verkehrspolitik. Es sind vielmehr die
Gesetzesbindung der Verwaltung und das Prinzip der Gewaltenteilung
(Art. 20 Abs. 2 und 3 GG) zu beachten.
Eine verkehrsträgerübergreifende Alternativenbetrachtung ist nicht Gegen-
stand dieses Verfahrens.
Im Zusammenhang mit der Planrechtfertigung spielen auch evtl. Planungs-
varianten keine Rolle. Mit diesen hat sich die Planfeststellungsbehörde erst
im Rahmen der Abwägung auseinander zu setzen (vgl. Zeitler, BayStrWG,
- 94 -
Rd.Nr. 129 zu Art. 38 m.w.N. zur Rechtsprechung). Auf Abschnitt C 3.7.2
dieses Beschlusses wird insoweit verwiesen.
3.5.4 Zusammenfassung
Insbesondere lässt sich festhalten, dass das Vorhaben erforderlich ist, um
den derzeitigen und insbesondere den künftig zu erwartenden Verkehr si-
cher und reibungslos bewältigen zu können. In diesen Aussagen sind die
am nachgeordneten Straßennetz erforderlich werdenden Anpassungs-
und/oder Verlegungsmaßnahmen (sog. notwendige Folgemaßnahmen)
einbezogen. Hierzu zählt insbesondere der Bau des parallel zur B 27 vor-
gesehenen öffentlichen Feld- und Waldweges, der die B 27 deutlich entla-
sten soll und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit einen wesentlichen Bei-
trag leisten wird. Im Übrigen wird auf die Unterlage 7.2 Bezug genommen.
Der Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt entspricht somit den allgemei-
nen Zielsetzungen des Fernstraßengesetzes und aus den vorstehend ge-
nannten Gründen vernünftigerweise geboten.
3.6 Einhaltung der gesetzlichen Planungsleitsätze
Im Rahmen der Planung eines Straßenbauvorhabens bzw. einer Änderung
sind weiterhin verschiedene gesetzliche Planungsleitsätze zu beachten.
Diese ergeben sich aus dem Fernstraßengesetz und anderen für die stra-
ßenrechtliche Planung einschlägigen Vorschriften. Hierbei handelt es sich
z.B. um die bereits im Rahmen der Planrechtfertigung angesprochenen ge-
setzlichen Vorschriften des FStrG, hinzu kommt insbesondere das natur-
schutzrechtliche Gebot, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und
Landschaft durch Eingriffe zu unterlassen, sowie das Gebot, im Falle der
Unvermeidbarkeit des Eingriffs mögliche Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnah-
men zu schaffen (Art. 6 a Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG).
Im vorliegenden Fall beachtet die Planung die vorliegenden Planungsleit-
sätze. Insbesondere werden die sich aus dem FStrG ergebenden Pla-
nungsleitsätze eingehalten, ebenso wie diejenigen nach den Naturschutz-
gesetzen. Wie noch ausgeführt wird, kommt die vorliegende Planung mit
der geringstmöglichen Beeinträchtigung von Natur und Landschaft aus und
schafft im Übrigen die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen. Dies ergibt
sich aus dem Erläuterungsbericht und der landschaftspflegerischen Be-
gleitplanung, auf welche insoweit Bezug genommen wird (Unterlagen 1 und
12). Hinsichtlich der rechtlichen Würdigung wird auch auf die Ausführungen
zu den einzelnen Themenbereichen im jeweiligen systematischen Zusam-
menhang unter C 3.7 dieses Beschlusses verwiesen.
- 95 -
3.7 Würdigung und Abwägung öffentlicher Belange
3.7.1 Raumordnung, Landes- und Regionalplanung
Den in den Raumordnungsplänen (Landesentwicklungsprogramm, Regio-
nalplan) konkretisierten Belangen der Raumordnung und Landesplanung
(vgl. § 3 Nrn. 2, 3 und 7 i.V.m. §§ 7, 8 und 9 ROG; Art. 1, 3 Abs. 1, Art. 11,
16 und 18 BayLplG) wird durch den Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt
voll Rechnung getragen. Insbesondere werden die einschlägigen Ziele der
Raumordnung beachtet (§ 4 Abs. 1 ROG). Zentrale Aufgabe der Landes-
entwicklung ist die Schaffung und Erhaltung möglichst gleichwertiger und
gesunder Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen (vgl. Art. 1
Abs. 1 Satz 2 BayLplG). Hierfür wird eine gute verkehrliche Erschließung
aller Teilräume des Landes benötigt. Dieses Ziel lässt sich in dem weiträu-
migen Flächenstaat Bayern mit leistungsfähigen Straßen entlang der
raumbedeutsamen Achsen erreichen. Des Weiteren ist es ein Grundsatz
der Raumordnung, dass Verkehrsanlagen so geplant werden, dass sie lei-
stungsfähige Verbindungen gewährleisten. Dabei sollen zentrale Orte und
Erholungsgebiete leicht erreichbar sein (vgl. Art. 2 Nr. 8 BayLplG).
Der Schaffung einer leistungsfähigen Straßeninfrastruktur kommt im Hin-
blick auf die prognostizierte Verkehrszunahme, bedingt durch geänderte
Mobilitätsansprüche der Gesellschaft, die zunehmende Arbeitsteilung in der
Wirtschaft sowie die Osterweiterung der Europäischen Union, besondere
Bedeutung zu (LEP 2006, B 5 ,1.4.1 - Grundsatz). Die Bundesfernstraßen
sollen ein zusammenhängendes Verkehrsnetz für den weiträumigen Ver-
kehr bilden. Um bei steigendem Verkehrsaufkommen ihre Funktion weiter
erfüllen zu können, sollen die Bundesfernstraßen erhalten, saniert und be-
darfsgerecht ausgebaut werden (LEP 2006, IV 1.4.2 - Ziel).
Der Verbesserung, Ergänzung und Vervollständigung des Straßennetzes in
der Planungsregion Würzburg (2) kommt besondere Bedeutung zu. Diesem
Zweck sind ein besserer Verkehrsaustausch zwischen den zentralen Orten
und ihren Verflechtungsbereichen, insbesondere auch mit dem Oberzen-
trum Würzburg und die Beseitigung von Engstellen, Unfallschwerpunkten
und Umweltbelästigungen anzustreben. Um das Oberzentrum Würzburg
besser an das Bundesfernstraßennetz anzubinden, den Verkehrsaustausch
innerhalb der Region mit dem Oberzentrum Würzburg zu erleichtern sowie
den Verkehr innerhalb des Verdichtungsraums Würzburg weiter zu ordnen
und Ortsdurchfahrten zu entlasten, sind am Straßennetz im Verdichtungs-
raum Würzburg und im angrenzenden ländlichen Raum Ausbauten und
Verlegungen anzustreben (vgl. Regionalplan der Region Würzburg (2), ge-
ändert durch 4. Verordnung zur Änderung des Regionalplans vom
09.12.2008, B IX 3.1 und B IX 3.3 - Grundsätze, RABl. 2009, 42). Würzburg
- 96 -
ist dabei als Oberzentrum einzustufen, Karlstadt, der andere Verbindungs-
punkt der B 27, als Mittelzentrum (vgl. LEP 2006, Anhang 2).
Mit Schreiben vom 25.06.2009 legte der Regionale Planungsverband
Würzburg dar, dass gegen das Vorhaben im Planfeststellungsverfahren
keine Bedenken bestünden. Hinsichtlich der in den Planunterlagen vorge-
sehenen Lärmschutzmaßnahmen, insbesondere an zwei Anwesen entlang
der B 27, werde auf das Kapitel B XII 3.1 des Regionalplans für die Region
Würzburg verwiesen, wonach Lärmbelästigungen im Bereich der stark be-
fahrenen Straßen und Bahnlinien, insbesondere entlang der Entwicklungs-
achsen von überregionaler Bedeutung, vermindert werden sollten.
Der Regionale Planungsverband Würzburg wies mit Schreiben vom
25.06.2009 darauf hin, dass das gegenständliche Vorhaben den Zielen des
Regionalplans der Region Würzburg (2), wie in den Planunterlagen ausge-
führt, entspreche. Es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass der Regio-
nalplan in der Zwischenzeit fortgeschrieben worden sei. Inhaltlich ergäben
sich für das Vorhaben dadurch keine Änderungen in der Rechtslage. Das
Maintal nördlich von Würzburg sei im aktuell gültigen Regionalplan nach
wie vor als Entwicklungsachse ausgewiesen. Auch liege der Landkreis
Main-Spessart nach dem Regionalplan nach wie vor in einem "ländlichen
Teilraum, dessen Entwicklung in besonderem Maße gefördert werden sol-
le". Außerdem seien Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur, bevorzugt
entlang der Verkehrsachsen, anzustreben (Kapitel A II, Punkt 2.6 des Re-
gionalplans). Dies gelte ganz besonders für Teilräume, deren Entwicklung
in besonderem Maße gestärkt werden soll. Außerdem seien die Mittelbe-
reiche Karlstadt besser an das Bundesfernstraßennetz anzubinden, um
den Verkehrsaustausch zwischen den zentralen Orten und innerhalb ihrer
Verflechtungsbereiche zu erleichtern (Teil B IX Verkehr, Punkt 3.4 des Re-
gionalplans).
Nach diesen Grundsätzen des Regionalplans für die Region Würzburg (vgl.
Anlage zu § 1 der 4. Verordnung zur Änderung des Regionalplans der Re-
gion Würzburg (2) vom 09.12.2008, RABl. 2009, S. 42) steht der plange-
genständliche Ausbau der B 27 in Übereinstimmung mit den Grundsätzen
der Raumordnung und Landesplanung und widerspricht keinem der dorti-
gen Ziele.
3.7.2 Planungsvarianten
Im Rahmen der Abwägung ist auch zu prüfen, ob Planungsalternativen be-
stehen, gegen die bei gleicher verkehrlicher Wirksamkeit weniger Belange
sprechen als gegen die beantragte Lösung. Dabei ist zu untersuchen, ob
sich das planerische Ziel mit geringerer Eingriffsintensität auf andere Weise
erreichen lässt. Hieraus folgt die Verpflichtung, der Frage nach etwaigen
- 97 -
schonenderen Alternativen nachzugehen (vgl. BVerwG, Urteil vom
07.03.1997, Az. 4 C 10.96, NVwZ 1997, 914; Zeitler, Rd.Nr. 139 zu Art. 38
BayStrWG). Kommen Alternativlösungen ernsthaft in Betracht, so muss sie
die Planfeststellungsbehörde als Teil des Abwägungsmaterials mit der ih-
nen objektiv zukommenden Bedeutung in die vergleichende Prüfung der
von den möglichen Varianten jeweils berührten öffentlichen und privaten
Belange unter Einschluss des Gesichtspunkts der Umweltverträglichkeit
einbeziehen (BVerwG, Beschluss vom 24.09.1997, Az. 4 VR 21.96, NuR
1998, 95).
Einer Planungsalternative muss der Vorzug gegeben werden, d.h. das be-
antragte Projekt ist abzulehnen, wenn die Planungsvariante bei gleicher
verkehrlicher Wirksamkeit Belange in geringerem Maße beeinträchtigt.
Schneidet eine Planungsalternative unter bestimmten Gesichtspunkten
besser, unter anderen Gesichtspunkten schlechter ab als die beantragte
Trasse, obliegt es der Planfeststellungsbehörde, sich im Rahmen der Ab-
wägung für oder gegen die beantragte Trasse zu entscheiden. Im vorlie-
genden Fall bedeutet dies die Prüfung, ob sich eine Alternative aufdrängt,
die bei gleicher Verkehrswirksamkeit das vom Maßnahmenträger gesteckte
Planungsziel auch auf andere Weise mit geringerer Eingriffsintensität und
deutlich weniger Beeinträchtigungen für andere Belange als beim beantrag-
ten Bauvorhaben erreichen kann.
Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um den Ausbau einer bestehenden
Bundesstraße. Der geplante bestandsorientierte Ausbau der B 27 bedingt
keine Neuzerschneidungen oder Immissionswirkungen in bisher unbelaste-
ten Gebieten. Vorhabensalternativen hinsichtlich der Trassenführung drän-
gen sich somit unter Berücksichtigung des Gebots der Vermeidung bzw.
Minimierung von Eingriffen in Natur und Landschaft nicht auf. Jede Neu-
trassierung würde erhebliche Nachteile nach sich ziehen, z.B. massiver als
bisher in das festgesetzte Überschwemmungsgebiet des Mains auf der an-
deren Seite des Bahndamms der Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg ein-
greifen oder erheblich größere Auswirkungen auf das FFH-Gebiet "Maintal-
hänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" haben.
Vom Vorhabensträger wurden vier Varianten näher untersucht, nämlich ei-
ne Fahrbahnverbreiterung unter Beibehaltung der bestehenden Achse und
Gradiente (V1), eine Fahrbahnverbreiterung in Verbindung mit einer Gra-
dientenanhebung (V2), eine Fahrbahnverbreiterung in Verbindung mit einer
Gradientenanhebung und der Anlage eines parallel zur B 27 verlaufenden
öffentlichen Feld- und Waldweges (V3) und ein dreistreifiger Ausbau mit
wechselseitigen Überholmöglichkeiten (V4).
Dabei stellte sich heraus, dass die Fahrbahnverbreiterung in Verbindung
mit einer Gradientenanhebung und der Anlage eines parallel geführten öf-
- 98 -
fentlichen Feld- und Waldweges die sinnvollste Alternative darstellt. Ge-
genüber den Varianten V1 und V2 ergeben sich entscheidende Vorteile.
Neben dem Fahrbahnquerschnitt können hier auch der unbefriedigende
Straßenverlauf im Höhenplan korrigiert werden, sodass neben einer Ver-
besserung des Straßenquerschnitts auch eine verbesserte Straßenentwäs-
serung und deutlich bessere Sichtverhältnisse innerhalb des Streckenver-
laufs hergestellt werden können. Der parallel zur B 27 vorgesehene öffent-
liche Feld- und Waldweg kann ergänzend dazu auch den gesamten land-
wirtschaftlichen Verkehr bzw. Radverkehr von der Bundesstraße getrennt
geführt werden, was zu einer Verringerung der Anzahl der Überholvorgän-
ge führt. Außerdem werden bestehende Wege nun an diesen neuen öffent-
lichen Feld- und Waldweg angeschlossen, was direkte Zufahrten von land-
wirtschaftlichen Wegen zur B 27 künftig weitgehend entfallen lässt. Auch
dies stellt eine deutliche Verbesserung der Verkehrssicherheit dar.
Ein dreistreifiger Ausbau, nämlich die Variante V4 (RQ 15,5 nach RAS-
Q 96) wurde vor dem Hintergrund der Verkehrsbelastung insbesondere des
hohen Schwerverkehrsanteils ebenfalls geprüft. Zum Abbau des Über-
holdrucks würde sich die Betriebsform 2+1 besonders auf halber Strecke
zwischen Veitshöchheim und Karlstadt anbieten. Für den vorliegenden
Planungsabschnitt wurde diese Variante wegen des direkten Anschlusses
an die Ortsdurchfahrt Karlstadt und der engen räumlichen Verhältnisse
zwischen den Bahnanlagen auf der einen und dem FFH-Gebiet "Maintal-
hänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" auf der anderen Seite ver-
worfen.
Weitere planerische Alternativen, insbesondere auch vollständige Verle-
gungen, stellen im Ergebnis keine geeigneten Lösungen dar, d.h. das Pla-
nungsziel lässt sich damit nicht erreichen.
Die Planung einer Maßnahme, die - wie auch die planfestgestellte Lösung -
zu einem nicht unerheblichen "Landschaftsverbrauch" führen wird, muss
schließlich auch dafür offen sein, dass die sog. "Null-Variante" in Frage
kommt, d.h., auf den Ausbau der Bundesstraße ganz verzichtet wird. Daher
hat die Planfeststellungsbehörde zu prüfen, ob in der Abwägung unüber-
windliche gegenläufige Belange dazu nötigen, von der Planung insgesamt
Abstand zu nehmen (vgl. BVerwG, Urteil vom 10.04.1997, Az. 4 C 5.96,
NVwZ 1998, 508). Gemessen an dieser Vorgabe sind die - zweifelsohne
vorhandenen - negativen Auswirkungen auf verschiedene öffentliche und
private Belange (insbesondere Bodenversiegelung, Inanspruchnahme land-
und forstwirtschaftlicher Eigentums- und Pachtflächen sowie Eingriffe in
Natur und Landschaft) jedoch nicht in der Lage, die für das Vorhaben spre-
chenden Gesichtspunkte zu überwiegen (vgl. C 3.5.2). Die Null-Variante
kommt somit mangels vergleichbarer Verkehrswirksamkeit nicht in Be-
- 99 -
tracht, weil damit die Planungsziele nicht erreicht werden können (vgl. auch
C 3.5.3).
Zusammenfassend ist festzustellen, dass unter Abwägung aller Gesichts-
punkte keine Alternative erkennbar ist, die sich gegenüber der Planfeststel-
lungsvariante als eindeutig vorzugswürdig aufdrängen würde.
3.7.3 Ausbaustandard
Die nach den Planunterlagen vorgesehene Dimensionierung der B 27 so-
wie die vorgesehenen Angleichungs- und Ausbaumaßnahmen im übrigen
Straßennetz sind geeignet und erforderlich, um die zu erwartende Ver-
kehrsbelastung aufzunehmen. Die Planung ist damit auch hinsichtlich des
vorgesehenen Ausbaustandards vernünftigerweise geboten und damit pla-
nerisch gerechtfertigt.
Die Dimensionierung und Ausgestaltung des planfestgestellten Vorhabens
sowie der Folgemaßnahmen entsprechen auch im Detail einer sachgerech-
ten Abwägung der widerstreitenden Belange. Die Überprüfung und Ent-
scheidung orientiert sich hierbei an den "Richtlinien für die Anlage von
Straßen - RAS". Die dort dargestellten verkehrsbezogenen Gesichtspunkte
und straßenbaulichen Erfordernisse sind jedoch keine absoluten Maßstäbe.
Vielmehr sind diese Erfordernisse auf den Einzelfall bezogen den sonstigen
berührten Belangen gegenüberzustellen. Die in den Richtlinien für die An-
lage von Straßen vorgesehenen technischen Ausbauparameter bringen je-
doch die anerkannten Regeln für die Anlagen von Straßen zum Ausdruck.
Eine Straßenplanung, die sich an deren Vorgaben orientiert, wird insoweit
nur unter besonderen Umständen gegen das fachplanerische Abwägungs-
gebot verstoßen (BVerwG, Urteil vom 19.03.2003, Az. 9 A 33.02, NVwZ
2003, 1120). Solche besonderen Umstände sind weder ersichtlich noch
geltend gemacht worden. Die festgestellte Planung entspricht auch in die-
ser Hinsicht dem Verhältnismäßigkeitsgebot.
3.7.3.1 Trassierung
Für die B 27 wurde eine Entwurfsgeschwindigkeit von Ve= 70 km/h nach
den RAS-L gewählt. Die Geschwindigkeit V85 ist mit 100 km/h ermittelt. Die
erforderlichen Haltesichtweiten werden nunmehr eingehalten, hinsichtlich
der Sichtweitenanalyse wird auf die Höhenpläne Bezug genommen (vgl.
Unterlage 8).
Zwangspunkte für die gegenständliche Trassierung waren die vorhandene
B 27, die vorhandene Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg und das FFH-
Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim".
- 100 -
Das Polizeipräsidium Unterfranken vertrat mit Schreiben vom 11.05.2009
die Auffassung, dass dem gegenständlichen Vorhaben aus fachlicher Sicht
zugestimmt werden könne.
3.7.3.2 Querschnitt
Nach dem Ergebnis der großräumigen Verkehrsuntersuchung zur Planung
der B 26 neu (Westumfahrung Würzburg) vom Juli 2007 ist die Verkehrs-
menge auf der B 27 südlich von Karlstadt zusammengesetzt aus Perso-
nenverkehr aus 13.018 Kfz/24 h und Güterverkehr von 1.380 Kfz/24 h.
Nach RAS-Q 96 wurde daher ein RQ 10,5 mit einer Fahrbahnbreite von
8,00 m gewählt.
Die Fahrbahnbefestigung erfolgt entsprechend den RStO 01. Für die Fahr-
bahnbefestigung der B 27 ist danach die Bauklasse II vorgesehen.
Der öffentliche Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 errichtet wird, wird
mit einer Fahrstreifenbreite von 3,00 m und einem beidseitigen Bankett von
0,75 m ausgebaut. Da der Weg als Umleitungsstrecke während der Bauzeit
genutzt wird, wird auch der Oberbau verstärkt ausgeführt.
Die Stadt Karlstadt forderte mit Schreiben vom 26.06.2009, dass der künf-
tige öffentliche Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 verlaufen soll, be-
darfsorientierte Ausweichbuchten für den Begegnungsverkehr von land-
wirtschaftlichen Großfahrzeugen und zur Bewirtschaftung der Weinberge
erhalten müsse.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 sagte der Vorhabensträger daraufhin zu, am
öffentlichen Feld- und Waldweg entlang der B 27 Ausweichbuchten mit ei-
ner Länge von 20 m, einer Breite von 2,50 m und je 15 m Ein- und Ausfahrt
vorzusehen. Die Ausweichbuchten sollen bei Bau-km (B 27) 0+400, 1+190,
1+630, 2+490, 2+740 und 3+080 geschaffen werden. Mit Schreiben vom
29.10.2009 brachte der Vorhabensträger mit Unterlagen vom 20.10.2009
diese Ausweichbuchten als Planänderung in das Planfeststellungsverfah-
ren ein (vgl. insbesondere Unterlage 7.1, Blätter 1a - 3a, und Unterlage 7.2,
lfd.Nr. 3).
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 erklärte die Stadt Karlstadt darauf-
hin, dass sich ihre Forderung nach Ausweichbuchten mit dieser Planände-
rung erledigt habe (vgl. Niederschrift, S. 2).
Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg forder-
te mit Schreiben vom 28.08.2009, dass der notwendige landwirtschaftliche
Verkehr auf dem öffentlichen Feld- und Waldweg gleichberechtigt mit dem
übrigen Verkehr (Fahrradverkehr) möglich sein müsse. Dies gelte auch für
- 101 -
Maschinen mit Überbreite. Die Wegebreite, die Bepflanzung und der Ban-
kettausbau müssten so gestaltet werden, dass Überholen und Gegenver-
kehr auch bei Maschinen mit erlaubter Überbreite ohne Gefahren möglich
sei.
Dem wird einerseits durch die Widmung als öffentlicher Feld- und Waldweg
(vgl. BWV lfd.Nr. 3, Unterlage 7.2), andererseits durch die Schaffung von
entsprechenden Ausweichbuchten im Rahmen der Planänderung vom
20.10.2009 (vgl. Unterlage 7.1) Rechnung getragen.
Bei der Dimensionierung des parallel zur B 27 verlaufenden öffentlichen
Feld- und Waldweges müsse auf die Befahrbarkeit mit Lastkraftwägen und
Forstmaschinen mit über 40 t Gesamtgewicht und 3,50 m Breite geachtet
werden, so forderte der Bayerische Waldbesitzerverband mit Schreiben
vom 17.06.2009.
Der Vorhabensträger erwiderte mit Schreiben vom 22.09.2009 pauschal,
dass dieser Punkt zur Kenntnis genommen und zu gegebener Zeit beachtet
werde.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ist dem Vorbringen des Bayeri-
schen Waldbesitzerverbandes über den vorgesehenen Ausbaustandard
des öffentlichen Feld- und Waldweges hinaus nicht Rechnung zu tragen.
Ein nach den RLW 1999 ausgelegter öffentlicher Feld- und Waldweg ist in
der Lage, den landwirtschaftlichen Verkehr mit entsprechen schweren
Fahrzeugen aufzunehmen. Mit forstwirtschaftlichem Verkehr ist auf diesem
Weg in eher geringerem Umfang zu rechnen, da Waldflächen durch ihn
nicht erschlossen werden. Insofern besteht nach Abwägung aller Gesichts-
punkte kein Anlass, dem Vorhabensträger über die RLW 1999 hinausge-
hende Vorgaben zu machen.
3.7.3.3 Einmündungen, Parkplätze und Änderungen im Wegenetz
Die Genehmigungswirkung des Planfeststellungsbeschlusses erfasst das
Vorhaben als solches, d.h. alle zum Vorhaben gehörenden baulichen und
sonstigen Anlagen. Notwendige Folgemaßnahmen in diesem Sinne sind
die Anpassungen von Einmündungen und die Änderungen im Wegenetz
sowie die Neuanlage bzw. die Änderungen von ggf. Anschlussstellen.
Bei Bau-km 0+900 wird in Fahrtrichtung Karlstadt ein ca. 60 m langer Park-
platz errichtet, bei Bau-km 1+480 wird das Anwesen Fl.Nr. 6132/2 der Ge-
markung Karlstadt an die Bundesstraße angebunden, das Gewerbegrund-
stück Fl.Nr. 3418 der Gemarkung Karlstadt wird bei Bau-km 3+210 ange-
bunden.
- 102 -
Alle sonstigen, bisher vorhandenen Wegeanschlüsse werden über den öf-
fentlichen Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 verläuft, wieder an das
öffentliche Wegenetz angebunden.
Mit Schreiben vom 26.06.2009 brachte die Stadt Karlstadt vor, dass die
bauliche Verbindung des Parkplatzes mit dem öffentlichen Feld- und
Waldweg parallel zur B 27 im Sinne der Gewährleistung der Verkehrssi-
cherheit überprüft werden solle, da nach derzeitigem Planungsstand Be-
gegnungsverkehr auf dem öffentlichen Feld- und Waldweg und damit auch
auf dem Parkplatz ermöglicht werde.
Der Vorhabensträger erwiderte darauf mit Schreiben vom 22.09.2009
nachvollziehbar, dass die Verkehrssicherheit bei dem durchaus möglichen
Begegnungsverkehr gewährleistet bleibt, da zum einen die Fahrgeschwin-
digkeit im Bereich des Parkplatzes niedrig ist, zum anderen ist die Ver-
kehrsfläche mit einem 3,50 m breiten Fahrstreifen und einem 2,50 m brei-
ten Parkstreifen ausreichend für eine Begegnung. Schließlich ist vorgese-
hen, so der Vorhabensträger, den Verkehrsteilnehmer durch eine entspre-
chende Beschilderung auf einen möglichen Begegnungsverkehr hinzuwei-
sen.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 erklärte die Stadt Karlstadt ihr Vor-
bringen in dieser Hinsicht mit der Erwiderung des Staatlichen Bauamts vom
22.09.2009 für erledigt (vgl. Niederschrift, S. 2).
Des Weiteren bat die Stadt Karlstadt mit Schreiben vom 26.06.2009 darum,
im Planfeststellungsverfahren zu prüfen, ob das landwirtschaftliche Anwe-
sen auf dem Grundstück Fl.Nr. 5405 der Gemarkung Karlstadt über den
Feldweg Fl.Nr. 5811 wie bisher unmittelbar an die B 27 angeschlossen
werden könne.
Auch der Bayerische Bauernverband forderte mit Schreiben vom
05.06.2009, für den landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Grundstück
Fl.Nr. 5405 der Gemarkung Karlstadt wieder eine direkte Zufahrt zur B 27
einzurichten. Große Fahrzeuge des Lieferverkehrs sollten direkt aus- bzw.
einfahren können und nicht den Anwandweg über lange Strecken nutzen
müssen.
Mit Schreiben vom 11.06.2009 brachte ein Einwendungsführer (vgl.
C 3.8.2.11) vor, dass nach den ausgelegten Unterlagen seine Zufahrt zu
seinem Haus und seinem landwirtschaftlichen Hof nicht mehr gewährleistet
sei. Es sei ihm nicht möglich, mit seinen schweren und breiten Arbeitsgerä-
ten, wie z.B. dem Mähdrescher (Außenbreite 3,36 m) oder einem Schlep-
per mit 3 m breiten Arbeitsgeräten, auf den vorgesehenen öffentlichen
Feld- und Waldweg zu fahren. Um zu seinen Ackerflächen zu gelangen,
- 103 -
müsse er sowohl in Richtung Karlstadt als auch in Richtung Himmelstadt
fahren, weshalb er auf jeden Fall eine direkte Zufahrt zur B 27 benötige.
Mit Schreiben vom 28.08.2009 führte auch das Amt für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten dazu aus, dass aus den Planfeststellungsunterlagen
die genaue Gestaltung der Einfahrt zum Betrieb nicht ersichtlich sei. Daher
werde gefordert, diese potenzielle Gefahrenstelle durch Rücknahme der
Bepflanzung, durch angemessene Kurvenradien und durch Beschilderung,
gegebenenfalls auch durch Aufstellen von Spiegeln, zu entschärfen. Auch
eine direkte Zufahrt zur B 27 würde dem landwirtschaftlichen Betrieb die-
nen, weil Transportfahrten dadurch erleichtert würden.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 sicherte der Vorhabensträger zu, den öffent-
lichen Feld- und Waldweg Fl.Nr. 5811 der Gemarkung Karlstadt über den
gegenständlichen, bundesstraßenparallelen öffentlichen Feld- und Wald-
weg hinweg wieder an die B 27 anzubinden, was dann Bestandteil der
Planänderung vom 20.10.2009 wurde (vgl. insbesondere Unterlage 7.1,
Blatt 2a).
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 erklärte die Stadt Karlstadt ihr Vor-
bringen in dieser Hinsicht mit der Erwiderung des Staatlichen Bauamts vom
22.09.2009 für erledigt (vgl. Niederschrift, S. 2).
Gesamt betrachtet ist die Planung damit auch insoweit ausgewogen und
verhältnismäßig.
3.7.4 Immissionsschutz
Das planfestgestellte Vorhaben ist mit den Belangen des Lärmschutzes
sowie mit den Belangen der Luftreinhaltung vereinbar. Die Planung stellt
sicher, dass keine schädlichen Umweltauswirkungen durch Verkehrsgeräu-
sche oder nachteilige Wirkungen infolge von Schadstoffbelastungen insbe-
sondere für die Luft ohne Ausgleich verbleiben (§§ 41 und 42 BImSchG;
Art. 74 Abs. 2 Satz 2 BayVwVfG).
Der Maßstab zur Bewertung, ob schädliche Umweltauswirkungen durch
Verkehrsgeräusche oder nachteilige Wirkungen infolge von Schadstoffbe-
lastungen ohne Ausgleich verbleiben, ergibt sich aus dem Immissions-
schutzrecht, insbesondere aus § 3 Abs. 1 und §§ 41 ff. BImSchG
(Kopp/Ramsauer, VwVfG, Rd.Nrn. 114 ff. zu § 74). Daraus folgt, dass die
Zumutbarkeitsgrenze dann nicht überschritten wird, wenn die Grenzwerte
der Verordnungen und technischen Regelwerke, die zur Konkretisierung
des Begriffs der schädlichen Umwelteinwirkung i.S.d. § 3 Abs. 1 BImSchG
vorliegen, eingehalten werden. Trotzdem sind auch Beeinträchtigungen, die
- 104 -
unterhalb der Zumutbarkeitsgrenze liegen, bei der Abwägung zu berück-
sichtigen (Kopp/Ramsauer, VwVfG, Rd.Nr. 116 zu § 74).
3.7.4.1 Trassierung (§ 50 BImSchG)
Bei der Planung wurde darauf geachtet, dass durch den Ausbau der B 27
keine vermeidbare Immissionsbelastung entsteht (§ 50 BImSchG).
Gemäß § 50 Satz 1 BImSchG sind bei raumbedeutsamen Planungen und
Maßnahmen, die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen ein-
ander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die aus-
schließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf
sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden.
Außerdem ist bei der Abwägung die Erhaltung der bestmöglichen Luftquali-
tät zu berücksichtigen (§ 50 Satz 2 BImSchG).
Die Planung für den Ausbau einer Bundesstraße auf längerer Strecke ist
grundsätzlich raumbedeutsam i.S.d. § 50 BImSchG. Es ist eine Linienfüh-
rung anzustreben, bei der schädliche Umwelteinwirkungen, z.B. Lärm, auf
ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienende Gebiete sowie auf
sonstige schutzbedürftige Gebiete (z.B. Kurgebiete, Gebiete mit Kranken-
häusern, Erholungsheime, Schulen) soweit wie möglich vermieden werden.
Schutzbedürftige Gebiete sind nach Möglichkeit weiträumig zu umfahren
oder durch andere planerische Maßnahmen zu schützen, z.B. durch Nut-
zung von Bodenerhebungen als Abschirmung oder durch Führung der
Straße im Einschnitt. Soweit andere öffentliche oder private Belange nicht
überwiegen, sind die planerischen Möglichkeiten und örtlichen Verhältnisse
für eine lärmmindernde Trassenführung auszuschöpfen.
Für den Lärmschutz durch Planung gelten die Immissionsgrenzwerte der
Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) nicht. Aus § 50 BImSchG
folgt, dass diese möglichst unterschritten werden sollen. Die in DIN 18 005,
Beiblatt 1, Ausgabe 1987, enthaltenen Orientierungswerte ("Schallschutz
Städtebau") können hier als Anhalt dienen. Insoweit kann auf die Ausfüh-
rungen in der Umweltverträglichkeitsprüfung unter C 2.3.2.1.1 und
C 2.4.1.1 verwiesen werden.
Unter Abwägung der im Verfahren bekannt gewordenen Belange ist die
gewählte bestandsorientierte Linie hinsichtlich der Anforderung des § 50
BImSchG die richtige Lösung. Wie im Rahmen der Variantenprüfung aus-
geführt (vgl. C 3.7.2 dieses Beschlusses), scheiden andere Trassenführun-
gen wegen der damit verbundenen erheblich größeren Beeinträchtigungen
der Umwelt aus. Durch eine Änderung der Maßnahme, den Verzicht auf
Teile der Maßnahme oder die Verlegung bestimmter Teile kann der Immis-
sionsschutz nicht weiter verbessert werden.
- 105 -
3.7.4.2 Lärmschutz
Der Schutz der Anlieger vor Straßenverkehrslärm erfolgt in verschiedenen,
in dieser Reihenfolge zu beachtenden Stufen:
Bei der Planung von Verkehrswegen ist darauf zu achten, dass schädliche
Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Woh-
nen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit
wie möglich vermieden werden (§ 50 Satz 1 BImSchG). Dies gilt zunächst
unabhängig von den Grenzwerten nach der 16. BImSchV (vgl. schon
C 3.7.4.1).
Beim Bau oder der wesentlichen Änderung von Verkehrswegen ist darüber
hinaus sicherzustellen, dass keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch
Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden, die nach dem Stand der Tech-
nik vermeidbar sind (§ 41 Abs. 1 BImSchG).
Wenn den vorgenannten Anforderungen nicht durch eine entsprechende
Planung oder technische Vorkehrungen Rechnung getragen werden kann,
hat der Betroffene gegen den Vorhabensträger einen Anspruch auf ange-
messene Entschädigung in Geld (§ 42 Abs. 1 und 2 BImSchG bzw. Art. 74
Abs. 2 Satz 3 BayVwVfG).
3.7.4.2.1 Rechtsgrundlagen und Lärmschutzmaßnahmen
Die Beurteilung der Zumutbarkeit von Lärmimmissionen ist auf der Grund-
lage von § 41 BImSchG i.V.m. der 16. BImSchV vorzunehmen. Beim Bau
oder der wesentlichen Änderung öffentlicher Straßen ist sicherzustellen,
dass durch diese keine schädlichen Umwelteinwirkungen, die nach dem
Stand der Technik vermeidbar sind, hervorgerufen werden (§ 41 Abs. 1
BImSchG). Als erheblich sind die Einwirkungen anzusehen, die
- unabhängig davon, ob der Gewährleistungsgehalt der Art. 2 und 14 GG
berührt ist - die Grenzen des Zumutbaren überschreiten. Die danach maß-
gebliche Zumutbarkeitsschwelle wird durch die in der 16. BImSchV be-
stimmten Grenzwerte normiert, die nach der Schutzwürdigkeit und der
Schutzbedürftigkeit der durch Verkehrslärm betroffenen Anlagen und Ge-
biete variieren (§ 43 Abs. 1 Satz 1 BImSchG; vgl. BVerwG, Urteil vom
28.01.1999, Az. 4 CN 5.98, BauR 1999, 867). Die Konkretisierung des Be-
griffs der schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche ist in
§ 2 Abs. 1 der 16. BImSchV im Regelfall abschließend erfolgt (VGH Baden-
Württemberg, Urteil vom 13.03.1996, Az. 5 S 1743/95, VBlBW 1996, 423).
Die Voraussetzungen einer wesentlichen Änderung i.S.d. § 41 Abs. 1
BImSchG sind in § 2 Abs. 2 der 16. BImSchV abschließend aufgeführt. Da-
- 106 -
zu gehört die bauliche Erweiterung einer Straße um einen oder mehrere
durchgehende Fahrstreifen für den Kraftfahrzeugverkehr (§ 1 Abs. 2 Satz 1
Nr. 1 der 16. BImSchV). Diese bauliche Erweiterung muss zwischen zwei
Verknüpfungen erfolgen. Ein erheblicher baulicher Eingriff liegt außerdem
vor, wenn durch ihn der bisher vorhandene Beurteilungspegel am jeweili-
gen Immissionsort um mindestens 3 dB(A) erhöht wird (§ 1 Abs. 2 Satz 1
Nr. 2 Alternative 1 der 16. BImSchV) oder eher auf mindestens 70 dB(A)
am Tag bzw. mindestens 60 dB(A) in der Nacht erhöht wird (§ 1 Abs. 2
Satz 1 Nr. 2 Alternative 2 der 16. BImSchV) oder der Beurteilungspegel von
mindestens 70 dB(A) am Tag bzw. mindestens 60 dB(A) in der Nacht wei-
ter erhöht wird (§ 1 Abs. 2 Satz 2 der 16. BImSchV). Kennzeichnend für ei-
nen "erheblichen baulichen Eingriff" sind solche Maßnahmen, die in die
bauliche Substanz und in die Funktion der Straße als Verkehrsweg eingrei-
fen. Der Eingriff muss auf eine Steigerung der verkehrlichen Leistungsfä-
higkeit der Straße abzielen. Eine Einbeziehung von Maßnahmen, die nicht
rein baulicher Art sind, die Substanz der Straße als solche und die vorhan-
dene Verkehrsfunktion unberührt lassen oder der Erhaltung dienen, ist
durch § 43 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 41 BImSchG nicht gedeckt (vgl. Nr. 10.1
Abs. 2 der VSchR 97).
Eine Änderung der Straße i.S.d. § 41 Abs. 1 BImSchG verlangt daher einen
inneren Bezug zu der beabsichtigten Maßnahme zu der bereits vorhande-
nen Verkehrsfunktion der Straße. Die "Änderung der Straße" muss sich auf
deren vorausgesetzte und planerisch gewollte Leistungsfähigkeit beziehen.
Dazu ist notwendig, dass die vorgesehene Maßnahme zu einer vermehrten
Aufnahme des Straßenverkehrs führt (vgl. BVerwG, Urteil vom 09.02.1995,
Az. 4 C 26.93, NVWZ 1995, 907).
Dies führt dazu, dass im vorliegenden Fall - entgegen den Ausführungen in
Unterlage 11.1 - nicht von einer "wesentlichen Änderung" der B 27 i.S.d.
§ 41 Abs. 1 BImSchG ausgegangen werden kann. Die gegenständliche
Maßnahme dient der Verbesserung der Verkehrssicherheit auf der B 27,
was jedoch nicht dazu führen wird, dass bisher verdrängter Verkehr von
anderen Straßen zurückfließen wird. Durch die baulichen Maßnahmen an
der B 27 selbst wird es nicht zu einer Zunahme des Verkehrs kommen, die
Verkehrsprognosen gehen von einer allgemeinen verkehrlichen Entwick-
lung aus, die auch ohne die gegenständliche Maßnahme stattfinden würde.
Da im Bereich der beiden Immissionsorte außerhalb der im Zusammen-
hang bebauten Gebiete von Karlstadt die Gradiente der B 27 nicht verän-
dert wird, führt dies auch dazu, dass es zu keinerlei Erhöhungen des Ver-
kehrslärms an den beiden Immissionsorten, die durch den Ausbau der B 27
bedingt wären, kommen wird.
- 107 -
Dessen ungeachtet hat der Vorhabensträger in den Antragsunterlagen eine
Verkehrslärmschutzberechnung nach der RLS-90 durchgeführt und dabei
festgestellt, dass unter Berücksichtigung eines durchschnittlichen täglichen
Verkehrs von 16.996 Kfz/24 h an beiden Immissionsorten im Außenbereich
von Karlstadt die Grenzwerte der 16. BImSchV - unterstellt, die Verkehrs-
lärmschutzverordnung wäre anwendbar - überschritten wären. Der hier
zugrunde gelegte DTV, der nach dem HBS 2001 ermittelt wurde, liegt dabei
über dem Wert, der sich aus der Verkehrsprognose für die B 26 n ergibt,
und liegt damit im Sinne der Betroffenen "auf der sicheren Seite". Der Vor-
habensträger hat daher in den Planfeststellungsunterlagen zugesagt, an
beiden Anwesen passive Lärmschutzeinrichtungen durchzuführen. Diese
Zusage ist rechtlich nicht zu beanstanden.
Das Landratsamt Main-Spessart führte mit Schreiben vom 19.06.2009 aus,
dass sich im Ausbauabschnitt der B 27 in geringen Abständen zur Bundes-
straße zwei Wohngebäude im Außenbereich befänden, die vom Schutz-
charakter her wie ein Mischgebiet zu beurteilen seien. Aus immissions-
technischer Sicht bestehe seitens des Landratsamtes Einverständnis mit
dem Ergebnis der schalltechnischen Berechnungen des Vorhabensträgers.
Bedenken und Anregungen seien hier nicht vorzubringen.
Das Sachgebiet Technischer Umweltschutz bei der Regierung von Unter-
franken überprüfte die schalltechnischen Berechnungen und teilte mit
Schreiben vom 06.05.2009 mit, dass insgesamt eine Plausibilität und rech-
nerische Korrektheit der Ergebnisse der Berechnungen des Vorhabensträ-
gers festgestellt werden könne.
Des Weiteren wurde vom Sachgebiet Technischer Umweltschutz bei der
Regierung von Unterfranken untersucht, wie die rechnerisch zu erwartende
Pegelminderung im Falle der Errichtung einer Lärmschutzwand ausfallen
würde. Um realistische Pegelminderungen von mindesten 5 dB(A) bezogen
auf Höhendifferenzen zwischen Immissionsort und Straßenniveau ab 5 m
zu erhalten, seien hier Wandhöhen von mindestens 4 m erforderlich. Inso-
fern werde auch vonseiten des Technischen Umweltschutzes bei der Re-
gierung von Unterfranken der Auffassung des Vorhabensträgers zuge-
stimmt, hier dem passiven Schallschutz Vorrang vor dem aktiven zu ge-
währen (vgl. Schreiben vom 06.05.2009).
Des Weiteren forderte das Sachgebiet Technischer Umweltschutz bei der
Regierung von Unterfranken mit Schreiben vom 06.05.2009, dass für dieje-
nigen Anwesen, für die der Vorhabensträger Lärmvorsorgemaßnahmen
zugesagt habe, ein passiver Schallschutz nach Maßgabe der 24. BImSchV
vorzusehen sei. Der Vorhabensträger stimmte dem mit Schreiben vom
22.09.2009 zu (vgl. auch A 3.3.2).
- 108 -
Soweit betroffene Grundstückseigentümer Anspruch auf passiven Schall-
schutz haben (vgl. Unterlage 1, Kapitel 5.1, sowie Unterlagen 11.1 und
11.2), richtet sich dieser Anspruch auf Erstattung der Kosten für den Ein-
bau der erforderlichen lärmdämmenden Einrichtungen in zum Wohnen be-
stimmten baulichen Anlagen (passiver Lärmschutz). Art und Umfang der
passiven Schallschutzmaßnahmen für schutzbedürftige Räume in bauli-
chen Anlagen bestimmen sich nach der Verkehrswege-Schallschutz-
maßnahmenverordnung (24. BImSchV). Passive Lärmschutzmaßnahmen
werden dann erforderlich, wenn keine ausreichende Schalldämmung der
Umfassungsbauteile schutzbedürftiger Räume i.S.d. 24. BImSchV vorhan-
den ist. Schallschutzmaßnahmen i.S.d. Verordnung sind bauliche Verbes-
serungen an Umfassungsbauteilen schutzbedürftiger Räume, die die Ein-
wirkungen durch Verkehrslärm mindern (§ 2 Abs. 1 Satz 1 der
24. BImSchV). Zu den Schallschutzmaßnahmen gehört auch der Einbau
von Lüftungseinrichtungen in Räumen, die überwiegend zum Schlafen ge-
nutzt werden und in schutzbedürftigen Räumen mit sauerstoffverbrauchen-
der Energiequelle (§ 2 Abs. 1 Satz 2 der 24. BImSchV). Schutzbedürftig
sind gemäß § 2 Abs. 2 der 24. BImSchV die in Tabelle 1 Spalte 1 der Anla-
ge zu dieser Verordnung genannten Aufenthaltsräume (A 3.3.2).
Im Planfeststellungsverfahren wird über den Anspruch auf passive Schall-
schutzmaßnahmen nur dem Grunde nach entschieden, über die Höhe der
Entschädigung dagegen nicht. Können sich die Beteiligten nicht einigen,
muss auf das Entschädigungsverfahren verwiesen werden. Bei baulichen
Anlagen werden Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt
von Menschen bestimmt sind, geschützt, wenn am Immissionsort der der
Raumnutzung entsprechende Tag- bzw. Nachtimmissionsgrenzwert über-
schritten ist; für den Schutz von Schlafräumen ist hingegen die Überschrei-
tung des Nachtwertes maßgeblich (§ 2 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 i.V.m. Tabel-
le 1 Spalte 1 der Anlage der 24. BImSchV; vgl. auch C VI.13
VLärmSchR 97). Dies bedeutet, dass in der 24. BImSchV abschließend ge-
regelt ist, welche Räume schutzbedürftig sind. Ein Anspruch auf passive
Lärmschutzmaßnahmen für das gesamte Gebäude besteht nicht.
Auch passive Lärmschutzmaßnahmen reichen aus, um Innenpegel zu ge-
währleisten, die verkehrslärmbedingte Kommunikations- und Schlafstörun-
gen ausschließen. Wenn der Gesetzgeber die Anwohner von neuen oder
wesentlich geänderten Verkehrswegen unter den in den §§ 41 ff. BImSchG
genannten Voraussetzungen auf passive Lärmschutzmaßnahmen verweist,
mutet er ihnen damit u.a. den Einbau von Schallschutzfenstern zu. Diese
sind nur wirksam, wenn sie geschlossen sind. Etwas Unzumutbares wird
den Anwohnern damit in der Regel nicht angesonnen, weil es Stand der
Technik ist, Schallschutzfenster bei Bedarf mit geeigneten Lüftungseinrich-
tungen zu versehen (vgl. A 3.3.2). Folglich ist in Kauf zu nehmen, dass
passiver Schallschutz in Form von Schallschutzfenstern die Anwohner nicht
- 109 -
davor schützt, bei gelegentlichem Öffnen der Fenster erheblichem Ver-
kehrslärm ausgesetzt zu sein (BVerwG, Urteil vom 18.04.1996,
Az. 11 A 86.95, NVwZ 1996, 901).
Nach den Angaben des Vorhabensträgers werden Außenwohnbereiche
nicht betroffen, da die möglichen Freiflächen tatsächlich nicht zum Wohnen
im Freien geeignet und bestimmt sind. Daher sagte er auch in nicht zu be-
anstandender Weise keine Entschädigung für Außenwohnbereiche zu.
Dabei ist es angemessen, eine Frist von fünf Jahren nach Verkehrsfreigabe
des plangegenständlichen Vorhabens zu setzen, in der die Rechte aus der
Auflage A 3.3.2 geltend gemacht werden können. Den Betroffenen obliegt
es, ihre Ansprüche im eigenen Interesse rechtzeitig geltend zu machen.
Der Vorhabensträger hat ein berechtigtes Interesse daran, Entschädi-
gungsleistungen in überschaubarer Zeit abzuwickeln (vgl. BVerwG, Urteil
vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 419).
Für eine noch weitergehende Entschädigung (wegen Verkehrswertminde-
rung bis hin zur Übernahme des Grundstücks) besteht kein Anspruch nach
Art. 74 Abs. 2 Sätze 2 und 3 BayVwVfG (vgl. BVerwG, Urteil vom
08.09.2004, Az. 4 B 42/04, juris PraxisReport 3/2004 vom 06.12.2004,
Anm. 6). Weder wurde dazu etwas konkret vorgetragen oder ein Anspruch
auf Übernahme geltend gemacht, noch sind Gründe dafür sonst ersichtlich,
sodass auch im Rahmen der Abwägung unter Berücksichtigung der Eigen-
tumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG keine Entschädigung für etwai-
ge Wertminderungen auszusprechen war (vgl. BVerwG, Urteil vom
16.03.2006, Az. 4 A 1075.4, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nrn. 400 ff. und
404 ff., vgl. DVBl. 2006, 1373, 1381).
Das Sachgebiet Technischer Umweltschutz bei der Regierung von Unter-
franken forderte außerdem mit Schreiben vom 06.05.2009, dass während
der Baumaßnahme die Bestimmungen der Allgemeinen Verwaltungsvor-
schrift zum Schutz gegen Baulärm zu beachten seien. Außerdem wurde
auf die Bestimmungen der 32. BImSchV in diesem Zusammenhang hinge-
wiesen. Der Vorhabensträger erklärte sich damit mit Schreiben vom
22.09.2009 einverstanden (vgl. A 3.3.3).
3.7.4.2.2 Abwägung hinsichtlich des Lärmschutzes
Die Lärmberechnungen des Vorhabensträgers und die daraus erfolgten
Zusagen des passiven Schallschutzes sind im Ergebnis nicht zu beanstan-
den. Der Vorhabensträger hat den Betroffenen zugesagt, sie durch passive
Lärmschutzmaßnahmen vor unzumutbaren Schallimmissionen zu schüt-
zen. Allerdings fällt sehr hoch zulasten der Baumaßnahme ins Gewicht,
dass sogar die Grenzwerte der 16. BImSchV für den Tag an einem Anwe-
- 110 -
sen überschritten werden. Auf der anderen Seite kann im Rahmen der Ab-
wägung eingestellt werden, dass die Maßnahme nicht nur zu einer Verbes-
serung der Verkehrssicherheit führen wird, sondern auch zu einer Verbes-
serung der Schallbelastungen bei den betroffenen Außenbereichsanwesen
an der B 27, weil der Vorhabensträger entsprechende passive Lärm-
schutzmaßnahmen in den Antragsunterlagen zugesagt hat. Des Weiteren
ist bei der Abwägung zu berücksichtigen, dass nach der höchstrichterlichen
Rechtsprechung der Außenbereich gerade auch zur Aufnahme von Ver-
kehrswegen bestimmt ist. Die Rechtstellung der Bewohner von Außenbe-
reichsgrundstücken ist deshalb aus Rechtsgründen insoweit vorbelastet,
als sie damit rechnen müssen, dass außerhalb ihrer Grundstücke öffentli-
che Verkehrswege projektiert werden (vgl. BayVGH, Beschluss vom
19.04.2005, Az.: 8 AS 02.40041, NuR 2006, 653).
Den Belangen des Lärmschutzes kommt daher kein entscheidendes Ge-
wicht gegen die Planung zu, zumal es auch nicht durch den Ausbau be-
dingt zu Lärmsteigerungen kommt, sondern diese sich im Rahmen der
normalen Verkehrsentwicklung bewegen.
3.7.4.3 Schadstoffbelastung
Das geplante Vorhaben ist mit den Belangen der Luftreinhaltung und des
Schutzes vor Schadstoffbelastungen zu vereinbaren. Diese Feststellung gilt
sowohl im Hinblick auf den Maßstab des § 50 BImSchG als auch unter Be-
achtung der Regelungen des Art. 74 Abs. 2 BayVwVfG.
Bei raumbedeutsamen Planungen sind schädliche Umwelteinwirkungen auf
die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete so-
wie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete möglichst zu vermeiden (§ 50
Satz 1 BImSchG). Außerdem ist die Erhaltung der bestmöglichen Luftquali-
tät in der Abwägung auch dann zu berücksichtigen, wenn die einschlägigen
Grenzwerte nicht überschritten werden. Die Verschlechterung der Luftquali-
tät unterhalb dieser Immissionsgrenzwerte ist mit entsprechendem Gewicht
in die Abwägung einzustellen (§ 50 Satz 2 BImSchG). Schädliche Umwelt-
einwirkungen im Sinne dieses Gesetzes sind Immissionen, die nach Art,
Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder
erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft her-
beizuführen (§ 3 Abs. 1 BImSchG).
3.7.4.3.1 Schadstoffeintrag in die Luft
Luftverunreinigungen an Straßen und damit Auswirkungen auf die Umwelt
entstehen im Wesentlichen durch Verbrennungsprozesse in Otto- und Die-
selmotoren. Die dabei anfallenden Emissionen treten überwiegend in gas-
förmigem, zum Teil auch in festem Zustand auf. Ihre Stärke hängt - neben
- 111 -
den spezifischen Abgasemissionsfaktoren der einzelnen Fahrzeuge - im
Wesentlichen von der Verkehrsmenge, dem Lkw-Anteil und der Geschwin-
digkeit ab. Die Ausbreitung der Emissionen (Kohlenmonoxid, Kohlendioxid,
Stickstoffdioxid, Staub, Ruß und andere Stoffe) hängt von verschiedenen
Faktoren ab. Zu nennen sind hier insbesondere meteorologische Bedin-
gungen, chemische Prozesse, aber auch die Topographie und Anpflanzun-
gen am Straßenrand.
Verbindliche, immissionsquellenunabhängige Grenzwerte für Luftschadstof-
fe sind in der 22. BImSchV enthalten. Weitere Orientierungswerte finden
sich in der "Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft - TA Luft" und
in der VDI-Richtlinie 2310.
Die in der Richtlinie 1999/30/EG des Rates vom 22.04.1999 gemein-
schaftsrechtlich vorgegebenen Grenzwerte und Alarmschwellen für Schwe-
feldioxid, Stickstoffdioxid (NO2), Stickstoffoxide (NOx), Partikel und Blei in
der Luft hat der Verordnungsgeber durch die 22. BImSchV in nationales
Recht umgesetzt. Danach beträgt zum Schutz der menschlichen Gesund-
heit der ab 01. Januar 2010 einzuhaltende und über ein Kalenderjahr ge-
mittelte Immissionsgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) 40 µg/m³ (§ 3 Abs. 4
der 22. BImSchV). Für Benzol ist ab dem 01. Januar 2010 ein über das Ka-
lenderjahr gemittelter Immissionsgrenzwert von 5 µg/m³ einzuhalten (§ 6
Abs. 1 der 22. BImSchV). Für Schwebstaub und Partikel (PM10) muss ab
01. Januar 2005 über ein Kalenderjahr gemittelt ein Immissionsgrenzwert
von 40 µg/m³ eingehalten werden (§ 4 Abs. 4 der 22. BImSchV).
Der ab 01. Januar 2010 einzuhaltende über eine volle Stunde gemittelte
Immissionsgrenzwert für NO2 beträgt 200 µg/m³ bei 18 zugelassenen
Überschreitungen im Kalenderjahr (§ 3 Abs. 2 der 22. BImSchV). Ab dem
01. Januar 2005 ist für Partikel PM10 ein über 24 Stunden gemittelter Im-
missionsgrenzwert von 50 µg/m³ bei 35 zugelassenen Überschreitungen im
Kalenderjahr einzuhalten (§ 4 Abs. 2 Satz 1 der 22. BImSchV).
Des Weiteren haben die zuständigen Behörden durch entsprechende Maß-
nahmen sicherzustellen, dass ab 31. Dezember 2012 die in § 15 der
22. BImSchV festgesetzten Zielwerte für Arsen (6 µg/m³), Kadmium
(5 µg/m³), Nickel (20 µg/m³) sowie für den PAK-Marker Benzo(a)pyren
(1 µg/m³) als über das Kalenderjahr gemittelte Gesamtgehalte in der PM10-
Fraktion nicht überschritten werden (vgl. § 16 Abs. 1 der 22. BImSchV).
Die Gesamtbelastung durch Luftinhaltsstoffe an einem Immissionsort in
Straßennähe setzt sich aus der Vorbelastung und der straßenverkehrsbe-
dingten Belastung (Zusatzbelastung) zusammen. Dem "Merkblatt über
Luftverunreinigungen an Straßen - MLuS" können - soweit keine spezielle-
ren Daten verfügbar sind - Anhaltswerte für die Vorbelastung in Bezug auf
- 112 -
die darin geregelten Schadstoffe entnommen werden. Schließlich können
mit dem im Merkblatt enthaltenen Berechnungsverfahren die verkehrsbe-
dingten Immissionen abgeschätzt werden.
Bezieht man die durch den Straßenverkehr verursachten Immissionen auf
ihren jeweiligen Grenzwert, dann stellen sich der NO2-Jahresmittelwert und
der PM10-Tagesmittelwert als diejenigen Schadstoffparameter dar, deren
Immissionen dem jeweils zugehörigen Immissionsgrenzwert am nächsten
kommen.
Hier ist ergänzend anzumerken, dass die gegenständliche Maßnahme der
Verbesserung der Verkehrssicherheit auf der B 27 dient, was jedoch nicht
dazu führen wird, dass bisher verdrängter Verkehr von anderen Straßen
zurückfließen wird. Durch die baulichen Maßnahmen an der B 27 selbst
wird es nicht zu einer Zunahme des Verkehrs kommen, die Verkehrspro-
gnosen gehen von einer allgemeinen verkehrlichen Entwicklung aus, die
auch ohne die gegenständliche Maßnahme stattfinden würde. Insofern
kann davon ausgegangen werden, dass die gegenständliche Maßnahme
auch bei einer Überschreitung der Luftschadstoffgrenzwerte dafür nicht
kausal wäre (vgl. dazu auch die entsprechenden Ausführungen unter
C 3.7.4.2.1).
Der Vorhabensträger hat dessen ungeachtet die Immissionsbelastungen
durch Luftinhaltsstoffe für den Ausbau der B 27 nach dem MLuS 02 (geän-
derte Fassung 2005) abgeschätzt (vgl. Unterlage 1, Kapitel 5.2).
Unter Ansatz der vorgegebenen Verkehrsmengen, die für das Jahr 2020
prognostiziert wurden, werden im Planfeststellungsbereich aufgrund von
Kfz-Abgasen lufthygienische Grenz- und Orientierungswerte der
22. BImSchV und der TA-Luft an den nächst gelegenen Anwesen nicht er-
reicht oder überschritten.
Die Regierung von Unterfranken als höhere Immissionsschutzbehörde,
Sachgebiet "Technischer Umweltschutz", erachtete zur überschlägigen Ab-
schätzung der Luftschadstoff-Belastungssituation das MLuS 05 im vorlie-
genden Fall als einsetzbar. Im Sinne einer konservativen Betrachtung seien
die Auswirkungen auf die Immissionssituation unter der Annahme einer
Verkehrsbelastung (vgl. Unterlage 11, Kapitel 2.1) von 16.996 Kfz/24 h und
eines Lkw-Anteils von 10,5 % ohne Ansatz von Reduktionsfaktoren für die
Vorbelastungssituation "Freiland Mittel" abgeschätzt worden. Als nächstge-
legener Immissionsort sei dabei das Wohnhaus auf dem Grundstück
Fl.Nr. 6132/2 der Gemarkung Karlstadt (Immissionsort 1, Unterlage 11.2)
betrachtet worden. Als Ergebnis lasse sich festhalten, dass die Immissi-
onswerte erwartungsgemäß deutlich unter den Beurteilungswerten der
22. BImSchV gelegen seien. Für NO2 wird der Stunden-
- 113 -
Immissionsgrenzwert von 200 µg/m³ bei 18 zugelassenen Überschreitun-
gen sechsmal überschritten. Bei PM10 werden die Tagesmittelwerte von
50 µg/m³ 20-mal überschritten bei 35 zugelassenen Überschreitungen (vgl.
Schreiben der höheren Immissionsschutzbehörde vom 07.05.2009).
Dabei wurde vonseiten des Sachgebiets "Technischer Umweltschutz" zu-
gunsten der Betroffenen von dem Wert ausgegangen, der nach dem HBS
2001 ermittelt wurde, dieser liegt über dem durchschnittlichen täglichen
Verkehr, der sich aus der Verkehrsprognose für die B 26 n ergibt, liegt da-
mit auch im Sinne der Betroffenen "auf der sicheren Seite".
Gleichwohl ist die Verschlechterung der Luftqualität unterhalb der Immissi-
onswerte ein abwägungserheblicher Belang gemäß § 50 Satz 2 BImSchG,
wonach die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität bei der Abwägung zu
berücksichtigen ist. Sollten wider Erwarten künftig Umstände eintreten, die
ein Überschreiten der Immissionsgrenzwerte erwarten lassen, könnte dem
noch durch Luftreinhalte- und Aktionspläne oder sonstige geeignete Maß-
nahmen der zuständigen Behörden entgegengewirkt werden (vgl. §§ 45
und 47 BImSchG und § 11 der 22. BImSchV). Die getroffene Abschätzung
der Schadstoffbelastung schlägt sich in der Abwägung zwar zulasten des
Vorhabens nieder, stellt aber auch angesichts der Vorbelastung weder
dessen Ausgewogenheit noch die Vollzugsfähigkeit der getroffenen Zulas-
sungsentscheidung in Frage. Hinzu kommt, dass sich aus heutiger Sicht
nicht abschließend feststellen lässt, ob sich die genannten Immissions-
grenzwerte im Jahr 2020 tatsächlich im prognostizierten Ausmaß entwic-
keln werden. Technische Verbesserungen, wie z.B. bei der Abgastechnik,
und weitergehende Abgasnormen lassen in Zukunft eher eine Abnahme
der Immissionen erwarten. Außerdem können die in der Planung vorgese-
henen Maßnahmen und Bepflanzungen sowie die angestrebte Verflüssi-
gung des Verkehrs ebenfalls zu einer Verbesserung der Schadstoffsituation
beitragen.
3.7.4.3.2 Schadstoffeintrag in den Boden
Neben dem Schadstoffeintrag in die Luft ist zu berücksichtigen, dass die
vorhabensbedingten, insbesondere die mit den Kraftfahrzeugabgasen emit-
tierten, Schadstoffe auch zu einer Verminderung der Qualität des Bodens
führen können.
Für jeden, der auf den Boden einwirkt, besteht die Pflicht, sich so zu verhal-
ten, dass schädliche Bodenveränderungen nicht hervorgerufen werden (§ 4
Abs. 1 BBodSchG). Dabei versteht man unter schädlichen Bodenverände-
rungen im Sinne dieses Gesetzes solche Beeinträchtigungen der Boden-
funktionen, die geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebli-
che Belästigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen
- 114 -
(§ 2 Abs. 3 BBodSchG). Der Begriff der schädlichen Bodenveränderung
i.S.d. § 2 Abs. 3 BBodSchG deckt sich dabei insbesondere mit der Formu-
lierung des § 3 Abs. 1 und des § 5 Abs. 1 Nr. 1 des BImSchG, soweit sie
durch Immissionen verursacht wird.
Bei der Abschätzung des vorhabensbedingten Schadstoffeintrags in den
Boden kann zunächst von den Ausführungen im Rahmen der Umweltver-
träglichkeitsprüfung zum Schutzgut Boden (C 2.3.2.3 und C 2.4.3 dieses
Beschlusses) ausgegangen werden. Danach lässt sich festhalten, dass vor
allem im unmittelbaren Nahbereich der Trasse, etwa in einem Streifen von
10 m beiderseits der Trasse, mit nicht unerheblichen Schadstoffeinträgen in
den Boden zu rechnen ist und dass diese Belastungen mit zunehmender
Entfernung von der Trasse bzw. mit zunehmender Bodentiefe deutlich ab-
nehmen. Veränderungen gegenüber der Situation vor Durchführung des
Straßenbauvorhabens sind zwar nicht zu vermeiden. Für die hier zu tref-
fende Entscheidung kann die Planfeststellungsbehörde allerdings auf die
ebenfalls bereits bei der Umweltverträglichkeitsprüfung erwähnten Unter-
suchungen zum Schadstoffeintrag in straßennahe Böden zurückgreifen
(vgl. dort unter C 2.3.2.3), die die Zulässigkeit des geplanten Vorhabens
unter dem Aspekt des Schadstoffeintrags in straßennahen Boden, auch mit
den sich hieraus ergebenden Konsequenzen für Mensch und Tier, nicht in
Frage stellen.
Eine Minimierung des Schadstoffeintrags wird durch die Neuanlage von
Bepflanzungen entlang der B 27 mit in die Vertikale wirkenden Gehölzen
als Staub- und Schadstofffilter erreicht. Bepflanzungen sind ausweislich der
landschaftspflegerischen Maßnahmenplanung (vgl. Unterlage 12.3) längs
der B 27 vorgesehen. Auch beginnt die landwirtschaftliche Nutzung infolge
des vorhabensbedingten Bau eines parallelen öffentlichen Feld- und Wald-
weges und der damit verbundenen Nebenflächen auf der einen Seite sowie
der Bahnlinie Würzburg - Aschaffenburg auf der anderen Seite der B 27 in
der Regel erst jenseits der o.g. Entfernung. Schließlich sind die Schadstoff-
emissionen des einzelnen Fahrzeugs infolge gesetzlicher Maßnahmen be-
reits heute geringer als sie zum oben angegebenen Referenzzeitraum wa-
ren, und werden künftig voraussichtlich noch weiter abnehmen. In der Ge-
samtschau ist daher davon auszugehen, dass die vorhabensbedingten
Schadstoffeinträge in den Boden ohne nennenswerte Auswirkungen auf
Mensch und Tier bleiben werden.
Schädliche Bodenveränderungen i.S.d. § 2 Abs. 3 BBodSchG sind dem-
nach nicht zu erwarten.
Im Einzelnen wird auf die Ausführungen dieses Beschlusses bei der Um-
weltverträglichkeitsprüfung unter C 2.3.2.3 verwiesen (vgl. auch C 3.7.6).
- 115 -
Der mit nicht unerheblichen Gewicht gegen die Planung in die Abwägung
einzustellende Aspekt der Schadstoffbelastung des Bodens vermag des-
halb die für die Planung sprechenden öffentlichen Belange auch angesichts
der schon gegebenen Vorbelastung durch die bestehende B 27 nicht zu
überwiegen.
3.7.4.3.3 Schadstoffeintrag in Gewässer
Schadstoffeinträgen in oberirdische Gewässer sowie Gefährdungen des
Grundwassers im Bereich der planfestzustellenden Trasse wird aufgrund
des Entwässerungskonzepts, das den Planunterlagen zugrunde liegt und in
enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg entwic-
kelt wurde, wirksam vorgebeugt.
Erhebliche Schadstoffeinträge und somit nachteilige Auswirkungen auf das
Schutzgut Wasser sind nicht zu erwarten (vgl. die Ausführungen im Rah-
men der Umweltverträglichkeitsprüfung unter C 2.3.2.4 sowie zum öffentli-
chen Belang Gewässerschutz unter C 3.7.7 dieses Beschlusses).
Der Belang des Schutzes der Gewässer vor Schadstoffeinträgen ist somit
nicht geeignet, das Vorhaben angesichts seiner positiven Auswirkungen in
Frage zu stellen.
3.7.4.3.4 Abwägung hinsichtlich des Schadstoffeintrags
Insgesamt kommen im Rahmen der Abwägung weder dem nicht bestreitba-
ren Beitrag zur allgemeinen Luftverschmutzung noch dem zu erwartenden
Eintrag luftgetragener bzw. sonstiger Schadstoffe in straßennah gelegene
Grundstücke ein entscheidendes Gewicht gegen das Vorhaben zu, zumal
mit der Ausbaumaßnahme auch gewisse Entlastungseffekte (z.B. für das
nachgeordnete Straßennetz) verbunden sind.
3.7.4.4 Abwägung der Immissionsschutzbelange
Aufgrund der vorangegangenen Ausführungen lässt sich im Gesamten be-
trachtet festhalten, dass die Planung in Bezug auf den öffentlichen Belang
Immissionsschutz (Schutz vor Lärm und Schadstoffbelastungen) ausgewo-
gen erscheint. Es ist nicht zu verkennen, dass den Belangen des Lärm-
schutzes sowie der Vermeidung von Schadstoffbelastungen (Luftreinhal-
tung/Bodeneintrag/Gewässerschutz) ein sehr großes Gewicht beizumessen
ist. Dabei sind auch solche Auswirkungen auf vom Straßenbau betroffene
Gebiete zu berücksichtigen, die nicht mit einer Überschreitung bestehender
Grenz- bzw. Orientierungswerte verbunden sind. Mit Rücksicht auf die vo-
rangegangenen Ausführungen, aufgrund der in der Planung vorgesehenen
Schutzmaßnahmen und der in diesem Beschluss angeordneten Nebenbe-
- 116 -
stimmungen sowie angesichts der bestehenden Vorbelastung verlieren die
Belange des Immissionsschutzes aber derart an Gewicht, dass die für den
Plan sprechenden Argumente insgesamt gesehen schwerer wiegen.
3.7.5 Naturschutz und Landschaftspflege
3.7.5.1 Rechtsgrundlagen
Bei der Planfeststellung ist die Umweltverträglichkeit im Rahmen der Ab-
wägung zu berücksichtigen (§ 17 Satz 2 FStrG). Für Natur und Landschaft
werden diese Belange konkretisiert durch die in Art. 1 BayNatSchG enthal-
tenen Ziele und Grundsätze des Naturschutzes, der Landschaftspflege und
des Schutzes von Lebensräumen. Die sich hieraus ergebenden Anforde-
rungen sind untereinander und gegen die sonstigen Anforderungen der All-
gemeinheit an Natur und Landschaft abzuwägen.
Mit Grund und Boden ist sparsam umzugehen. Bodenversiegelungen sind
auf das notwendige Maß zu begrenzen (siehe z.B. § 1 a Abs. 2 BauGB und
§ 1 BBodSchG).
Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Eingriffsrege-
lung (Art. 6 und 6 a BayNatSchG) zu. Die rahmrechtlichen Regelungen der
§§ 18 ff. gelten nicht unmittelbar (vgl. § 11 Satz 1 BNatSchG).
Schließlich sind die Vorgaben der FFH- und Vogelschutz-Richtlinie und ihre
nationalen Umsetzungsvorschriften sowohl im Hinblick auf den Gebiets- als
auch den Artenschutz zu beachten.
3.7.5.2 Eingriffsregelung
Eingriffe in Natur und Landschaft sind Veränderungen der Gestalt oder
Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bo-
denschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Lei-
stungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschafts-
bild erheblich beeinträchtigen können (Art. 6 Abs. 1 BayNatSchG).
Der Vorhabensträger, der einen Eingriff in Natur und Landschaft vornimmt,
ist verpflichtet,
- vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlas-
sen,
- unvermeidbare Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten und
- 117 -
- verbleibende erhebliche Beeinträchtigungen vorrangig auszugleichen
(Ausgleichsmaßnahmen) oder in sonstiger Weise zu kompensieren (Er-
satzmaßnahmen), soweit es zur Verwirklichung der Ziele des Natur-
schutzes und der Landschaftspflege erforderlich ist (Art. 6 a Abs. 1
Satz 1 BayNatSchG).
Vermeidung, Ausgleich und Ersatz haben im erforderlichen Umfang zu er-
folgen und müssen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen
(Gesetzesbegründung zu Art. 6 a BayNatSchG, Bayerischer Landtag,
Drucksache 15/3477 vom 02.06.2005, S. 22).
Voraussetzung einer derartigen Verpflichtung ist, dass für den Eingriff eine
behördliche Bewilligung, Erlaubnis, Genehmigung, Zustimmung, Planfest-
stellung, sonstige Entscheidung oder eine Anzeige an einer Behörde vor-
geschrieben ist (Art. 6 a Abs. 1 Satz 2 BayNatSchG). Beeinträchtigungen
sind dabei auch vermeidbar, wenn das mit dem Eingriff verfolgte Ziel auf
andere zumutbare, die Natur und Umwelt schonendere Weise erreicht wer-
den kann (Art. 6 a Abs. 1 Satz 3 BayNatSchG). Ausgeglichen ist eine Be-
einträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Na-
turhaushalts wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsge-
recht wiederhergestellt oder neu gestaltet ist (Art. 6 a Abs. 1 Satz 4
BayNatSchG). In sonstiger Weise kompensiert ist eine Beeinträchtigung,
wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts mög-
lichst in dem vom Eingriff betroffenen Landschaftsraum in gleichwertiger
Weise ersetzt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestal-
tet ist (Art. 6 a Abs. 1 Satz 5 BayNatSchG).
Die Maßnahme ist zu untersagen, wenn die Beeinträchtigungen nicht zu
vermeiden oder nicht im erforderlichen Maß in angemessener Frist auszu-
gleichen oder in sonstiger Weise zu kompensieren sind und die Belange
des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Abwägung aller An-
forderungen an Natur und Landschaft im Rang vorgehen (Art. 6 a Abs. 2
Satz 1 BayNatSchG). Werden als Folge eines Eingriffs Biotope zerstört, die
für dort wild lebende Tiere und Pflanzen der streng geschützten Arten nicht
ersetzbar sind, ist der Eingriff nur zulässig, wenn er aus zwingenden Grün-
den des überwiegenden öffentlichen Interesses gerechtfertigt ist (Art. 6 a
Abs. 2 Satz 2 BayNatSchG). Sofern eine Art nach Anhang IV der FFH-RL
betroffen ist, muss außerdem ein günstiger Erhaltungszustand der Popula-
tionen der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gewährleistet und es
darf keine zumutbare Alternative vorhanden sein (Art. 6 a Abs. 2 Satz 3
BayNatSchG).
Ist der Eingriff weder ausgleichbar noch in sonstiger Weise kompensierbar
und gehen die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht
- 118 -
vor, kann vom Verursacher eine Ersatzzahlung verlangt werden (Art. 6 a
Abs. 3 Satz 1 BayNatSchG).
Dieses Entscheidungsprogramm des Bayerischen Naturschutzgesetzes
steht selbstständig neben den fachplanungsrechtlichen Zulassungsregeln
(BVerwG, Urteil vom 27.09.1990, Az. 4 C 44.87, DVBl. 1991, 209; Urteil
vom 07.03.1997, Az. 4 C 10.96, UPR 1997, 329).
Für Vorhaben, die den Naturgenuss erheblich und nachhaltig beeinträchti-
gen oder den Zugang zur freien Natur ausschließen oder erheblich oder
nachhaltig beeinträchtigen, gelten die Regelungen für Eingriffe entspre-
chend (Art. 6 Abs. 4 BayNatSchG).
3.7.5.2.1 Vermeidungsgebot
Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG, Urteil
vom 30.10.1992, Az. 4 A 4.92, NVwZ 1993, 565) stellt das Gebot, vermeid-
bare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft im Falle eines Eingriffs
(Art. 6 a Abs. 1 Sätze 1 und 3 BayNatSchG) zu unterlassen, striktes Recht
dar.
Die Planfeststellungsbehörde hat dieses Vermeidungsgebot zu beachten,
wobei jedoch der Begriff der Vermeidbarkeit nicht in einem naturwissen-
schaftlichen Sinn zu verstehen ist, sondern der rechtlichen Eingrenzung
anhand der Zielsetzung des Naturschutzrechts bedarf. Als vermeidbar ist
im Ergebnis eine Beeinträchtigung anzusehen, wenn das erforderliche Vor-
haben an der vorgesehenen Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchti-
gungen unter verhältnismäßigem Mitteleinsatz verwirklicht werden kann.
Das Vermeidungsgebot verlangt also nicht eine Unterlassung des Vorha-
bens, sondern die Vermeidung zu erwartender Beeinträchtigungen. Eine
Beeinträchtigung ist auch vermeidbar, wenn das mit dem Eingriff verfolgte
Ziel auf andere zumutbare, die Natur und Umwelt schonendere Weise er-
reicht werden kann (Art. 6 a Abs. 1 Satz 3 BayNatSchG).
Die am Ort des Eingriffs selbst zwangsläufig hervorgerufenen Beeinträchti-
gungen nimmt das Naturschutzrecht als unvermeidbar hin. Das Vermei-
dungsgebot des Art. 6 a Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG zwingt die Planfeststel-
lungsbehörde auch nicht zur Wahl der ökologisch günstigsten Planungsal-
ternative (vgl. BVerwG, Urteil vom 07.03.1997, Az. 4 C 10.96, UPR 1997,
329). Ob ein Vorhaben an einem bestimmten Standort zulässig ist, richtet
sich nach den materiellen Vorgaben des Fachrechts. Die naturschutzrecht-
lichen Eingriffsregelungen ergänzen lediglich die fachrechtlichen Zulas-
sungstatbestände. Dabei knüpfen die in Art. 6 a Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG
normierten Verpflichtungen an die gewählte Variante an, d.h., der Vermei-
- 119 -
dungsgrundsatz ist nicht bei Auswahl der Alternativen anzuwenden, son-
dern nur auf die nach Fachplanungskriterien ausgewählte Variante.
Bei Modifizierungen an der vom Vorhabensträger gewählten Trasse hängt
es weitgehend von den konkreten Umständen des Einzelfalles ab, ob es
sich um Planungsalternativen oder bloße Vermeidungsmaßnahmen han-
delt. Die Unterscheidung hat im Wesentlichen danach zu erfolgen, ob eine
in Erwägung gezogene Vermeidungsmaßnahme eine so erhebliche Umge-
staltung des konkreten Vorhabens zur Folge hätte, dass sie bei objektiver
Betrachtung nicht mehr als vom Antrag des Vorhabensträgers umfasst an-
gesehen werden kann. Dann stellt sie sich als eine nicht vom Vermei-
dungsgebot erfasste Alternativmaßnahme dar. Aber selbst bei der Qualifi-
zierung als naturschutzrechtliche Vermeidungsmaßnahme ist weiter der
Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu beachten (BVerwG, Urteil vom
19.03.2003, Az. 9 A 33.02, DVBl. 2003, 1069)
3.7.5.2.2 Beschreibung der Beeinträchtigungen
Eine ausführliche Beschreibung des betroffenen Gebietes, des vorhande-
nen Bestandes von Natur und Landschaft sowie der Umweltauswirkungen
findet sich bei den Ausführungen zur Umweltverträglichkeitsprüfung unter
C 2 sowie in der festgestellten Unterlage 12, auf die im Einzelnen verwie-
sen wird.
Durch das Vorhaben werden verschiedene Beeinträchtigungen des Natur-
haushalts und des Landschaftsbildes hervorgerufen. Auf die Ausführungen
im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (C 2.3) wird verwiesen. Dort
sind die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt, unter Einbeziehung
der einzelnen Biotoptypen und tierökologischen Funktionsräume, sowie auf
das Landschaftsbild detailliert dargestellt. Die Grundlage hierfür bildet die
landschaftspflegerische Begleitplanung (Unterlage 12).
Die mit dem Eingriff verbundenen Beeinträchtigungen von Natur und Land-
schaft lassen sich wie folgt skizzieren (unter Berücksichtigung der Planän-
derung vom 20.10.2009):
Durch das Vorhaben kommt es zu einer Beeinträchtigung des Naturhaus-
halts durch Versiegelung landwirtschaftlicher Flur, Gärten, Gräben und
Kleinstrukturen in einem Umfang von 3.480 m², zu einer Beeinträchtigung
von Streuobstwiesen mit magerer Flachlandmähwiese im Unterwuchs
durch Überbauung in einem Umfang von 280 m², zu einer Beeinträchtigung
von Streuobstbeständen und mesophilen Gebüschen durch Überbauung in
einem Umfang von 16.750 m², zu Beeinträchtigungen naturnaher Hecken
durch Überbauung auf 1.800 m², zu Überbauung von Auwald durch die An-
lage von Entwässerungsgräben auf einer Fläche von 1.250 m² und schließ-
- 120 -
lich zu einer Verstärkung der Trennwirkung der Verkehrswege zwischen
der Mainaue und den Maintalhängen durch die Anlage des neuen öffentli-
chen Feld- und Waldweges parallel zur B 27.
Östlich der B 27 liegt die Teilfläche 03 des FFH-Gebietes "Maintalhänge
zwischen Gambach und Veitshöchheim". Nach den Feststellungen der
Planfeststellungsbehörde bringt das Ausbauvorhaben in Verbindung mit
der Anlage des parallel geführten öffentlichen Feld- und Waldweges erheb-
liche Beeinträchtigungen mit sich, die jedoch im Rahmen einer entspre-
chenden naturschutzrechtlichen Befreiung (bzw. Ausnahme nach FFH-RL)
zugelassen werden konnten.
Belebter Boden wird des Weiteren durch Baufelder, Baustraßen und die
Lagerung von Erdaushubmassen beansprucht. Diese Flächen, die bereits
im Eigentum des Vorhabensträgers stehen bzw. von ihm dauerhaft erwor-
ben werden sollen, werden, sofern sie nicht überbaut werden, neu gestaltet
bzw. renaturiert, sodass die Speicher- und Reglerfunktion als auch die bio-
tischen Lebensraumfunktionen nicht nachhaltig verlorengehen.
Bauzeitlich kann es des Weiteren bei heftigen Regenereignissen zu gerin-
gen Einschwemmungen von Boden in den Vorfluter Main kommen. Erheb-
liche Beeinträchtigungen sind damit nicht verbunden.
Hinsichtlich der Auswirkungen auf streng geschützte Arten wird auf die
Ausführung unter C 3.7.5.4 dieses Beschlusses sowie auf Unterlage 12.4
(saP) Bezug genommen.
Wegen weiterer Einzelheiten zu den vorhabensbedingten Beeinträchtigun-
gen von Natur und Landschaft wird insbesondere auf Nr. 4 des Erläute-
rungsberichts zum landschaftspflegerischen Begleitplan (Unterlage 12.1)
sowie auf den Erläuterungsbericht (Unterlage 1) und auf die Darstellungen
in Unterlage 12.2 Bezug genommen. Des Weiteren wird hinsichtlich der
fachlichen Schilderungen der Auswirkungen auf Unterlage 12.5, die sich
mit den Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes befasst, verwiesen, die
nachrichtlich den Planfeststellungsunterlagen beiliegt. In diesen Unterlagen
ist eine sachangemessene ökologische Bestandsaufnahme enthalten. Die
zeichnerische Darstellung einschließlich der genauen Lage im Untersu-
chungsgebiet findet sich im landschaftspflegerischen Bestands- und Kon-
fliktplan (Unterlage 12.2).
Grundlage der Eingriffsermittlung ist eine detaillierte Bilanzierung der vom
Eingriff betroffenen Flächen und der damit verbundenen Funktionen, die in
den landschaftspflegerischen Begleitplan, insbesondere in den Bestands-
und Konfliktplan, eingeflossen ist. Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass
der Vorhabensträger in den festgestellten Unterlagen hinreichend aussa-
- 121 -
gekräftiges Datenmaterial zur Beurteilung der vorhabensbedingten Beein-
trächtigungen ermittelt hat, indem er u.a. repräsentative Tier- und Pflan-
zenarten bzw. Vegetationsstrukturen als Indikatoren für die Lebensraum-
funktionen und die faunistische und floristische Ausstattung herangezogen
hat (vgl. BVerwG, Urteil vom 15.01.2004, Az. 4 A 11.02, DVBl. 2004, 642).
3.7.5.2.3 Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen
Angesichts der vorgesehenen, bereits im Rahmen der Umweltverträglich-
keitsprüfung skizzierten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen
(C 2.3.2.2.2.4 dieses Beschlusses) lässt sich festhalten, dass das Vorha-
ben dem naturschutzrechtlichen Gebot, Beeinträchtigungen von Natur und
Landschaft zu vermeiden bzw. zu minimieren (vgl. C 3.7.5.1), gerecht wird.
Die Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen sind im Einzelnen im
landschaftspflegerischen Begleitplan (Unterlage 12.1) beschrieben, auf
dessen Kapitel 4.2 hier ausdrücklich Bezug genommen wird.
Nach der Nebenbestimmung A 3.5.5 ist die Rodung von Bäumen und
Waldflächen sowie das Roden, Abschneiden, Fällen oder eine sonstige
Beeinträchtigung von Hecken, lebenden Zäunen, Feldgehölzen oder
-gebüschen nur während der Vegetationsruhe (01. Oktober bis
28. Februar) zulässig. Abweichungen hiervon bedürfen der Zustimmung
der unteren Naturschutzbehörde, soweit nicht eine gesonderte artenschutz-
rechtliche Ausnahme gemäß § 43 Abs. 8 BNatSchG bei der höheren Na-
turschutzbehörde einzuholen ist.
Im Hinblick auf den Artenschutz wird außerdem auf A 3.5.6 verwiesen (vgl.
dazu C 3.7.5.4).
Unter Würdigung und Abwägung aller bekannten Aspekte sind die vorge-
sehenen Minimierungs- und Vermeidungsmaßnahmen ausreichend. Wei-
tergehende Forderungen wurden auch nicht erhoben.
3.7.5.2.4 Unvermeidbarkeit der Beeinträchtigungen
Trotz aller Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen verursacht die
Planung erhebliche Beeinträchtigungen des Naturhaushalts, des Land-
schaftsbildes und der Erholungsnutzung. Die Beeinträchtigungen sind als
unvermeidbar anzusehen, da das Vorhaben an der vorgesehenen Stelle
unter verhältnismäßigem Mitteleinsatz nicht mit geringeren Beeinträchti-
gungen oder gar ohne Beeinträchtigungen verwirklicht werden kann. Dabei
verbleiben insbesondere folgende unvermeidbare Beeinträchtigungen:
- 122 -
- Versiegelung von Acker, Grünland und Kleinstrukturen
- Versiegelung und Überbauung von Streuobst, mesophilen Gebüschen
(zum Teil mit Biotopcharakter)
- Versiegelung und Überbauung von Streuobstflächen mit magerer Flach-
landmähwiese in der Krautschicht
- Überbauung von Auwald
- Versiegelung und Überbauung von mesophilen Gebüschen
- Versiegelung und Überbauung von Hecken.
Das mit dem Eingriff verfolgte Ziel kann nicht auf andere zumutbare, die
Natur und Umwelt schonendere Weise (Art. 6 a Abs. 1 Satz 3
BayNatSchG) erreicht werden.
3.7.5.2.5 Ausgleichsmaßnahmen
Die vom vorhabensbedingten Eingriff ausgehenden unvermeidbaren Beein-
trächtigungen müssen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der
Landschaftspflege vorrangig ausgeglichen oder in sonstiger Weise kom-
pensiert werden, soweit dies zur Verwirklichung der Ziele des Naturschut-
zes und der Landschaftspflege erforderlich ist (Art. 6 a Abs. 1 Satz 1
BayNatSchG). Die Pflicht zu möglichen Kompensationsmaßnahmen ist
nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts striktes Recht
(Urteil vom 30.10.1992, Az. 4 A 4.92, NVwZ 1993, 565; Urteil vom
01.09.1997, Az. 4 A 36.96, NuR 1998, 41). Eine Abwägung findet natur-
schutzrechtlich erst im Rahmen des Art. 6 a Abs. 2 BayNatSchG statt (spe-
zifische naturschutzrechtliche Abwägung), wenn die mit einem Eingriff ver-
bundenen Beeinträchtigungen nicht auszugleichen oder in sonstiger Weise
zu kompensieren sind. Ergibt die spezifisch naturschutzrechtliche Abwä-
gung, dass die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei
Abwägung aller, d.h. auch der vom Vorhaben ausgehenden Anforderungen
an Natur und Landschaft zurückzutreten haben, können vom Vorhabensträ-
ger Ersatzzahlungen verlangt werden (Art. 6 a Abs. 3 Satz 1 BayNatSchG).
3.7.5.2.5.1 Abgrenzung der Ausgleichsmaßnahmen von Ersatzmaßnahmen
Die Abgrenzung zwischen Ausgleichsmaßnahmen und Ersatzmaßnahmen
ist z.T. problematisch und schwierig. Ein Eingriff ist ausgeglichen, wenn
und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts wiederher-
gestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt
oder neu gestaltet ist (Art. 6 a Abs. 1 Satz 4 BayNatSchG). Ersatzmaß-
nahmen müssen so beschaffen sein, dass sie die durch den Eingriff beein-
trächtigten Funktionen des Naturhaushalts möglichst in dem vom Eingriff
betroffenen Landschaftsraum in gleichwertiger Weise ersetzen und das
Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestalten (Art. 6 a Abs. 1 Satz 5
BayNatSchG).
- 123 -
Ausgleichsmaßnahmen müssen aufgrund ihrer Zielsetzung, die auf die
Wiederherstellung der durch den Eingriff gestörten Funktion des Natur-
haushalts oder des Landschaftsbildes gerichtet ist, im optimalen Fall so be-
schaffen sein, dass in dem betroffenen Landschaftsraum ein Zustand her-
beigeführt werden kann, der den früheren Zustand in gleicher Weise und
mit gleicher Wirkung fortführt. Erforderlich ist damit ein Funktionszusam-
menhang zwischen vorhabensbedingter Beeinträchtigung und Ausgleichs-
maßnahme, der durch eine qualitative und räumliche Komponente gekenn-
zeichnet ist. Nicht erforderlich ist, dass die Maßnahmen im unmittelbaren
Umkreis des Eingriffs ausgeführt werden. Allerdings wird vorausgesetzt,
dass sie sich in dem räumlichen Bereich auswirken, in dem die mit dem
Vorhaben verbundenen Beeinträchtigungen auftreten (vgl. BVerwG, Urteil
vom 27.10.2000, Az. 4 A 18.99, DVBl. 2001, 386; Urteil vom 23.08.1996,
Az. 4 A 29.95, DVBl. 1997, 68; Beschluss vom 17.02.1997, Az. 4 VR 17.96,
LKV 1997, 328; BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-
Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 532).
Bei Ersatzmaßnahmen handelt es sich dagegen um Maßnahmen an ande-
rer Stelle innerhalb des vom Eingriff betroffenen Landschaftsraums, die
zwar nach naturwissenschaftlicher und ökologischer Erkenntnis die Schä-
digung nicht wiedergutmachen können, die aber doch die Chance geben
(sollen), dass sich an anderer Stelle ähnliches Leben wieder ausbreitet
oder vergleichbare Lebensräume geschaffen werden können.
Fachlich muss der Ausgleich eine Wiederherstellung der wesentlichen vom
Eingriff betroffenen Funktionen und Werte des Naturhaushaltes und des
Landschaftsbildes in einem gewissen funktionalen, räumlichen und zeitli-
chen Bezug ermöglichen. Da eine vollständige Wiederherstellung aller ge-
störten Funktionen nach Art, Ort und Zeit im naturwissenschaftlichen Sinn
nicht möglich ist, werden unter Ausgleich alle Maßnahmen verstanden, die
der Verbesserung der jeweiligen Funktion dienen, im engeren vom Eingriff
betroffenen Landschaftsraum stattfinden und ihre angestrebte Funktionsfä-
higkeit innerhalb eines absehbaren Zeitraums annähernd erreichen. Natur-
schutzfachlich wünschenswert ist es, wenn der Ausgleich möglichst zeitnah
zum Eingriff erfolgt, idealerweise vor der Durchführung des Eingriffs. Eine
Dauer von 25 bis 30 Jahren kann noch als angemessen betrachtet werden.
Ein entsprechender Anspruch ist jedoch nach der Definition des
BayNatSchG - allerdings mit gewissen Abstrichen - auch für die Ersatz-
maßnahmen gegeben, die die gestörten Funktionen möglichst im betroffe-
nen Landschaftsraum gleichwertig gewährleisten, also in möglichst ver-
gleichbarer Weise wiederherstellen sollen (vgl. Gesetzesbegründung zum
Art. 6 a BayNatSchG, Bayerischer Landtag, Drucksache 15/3477 vom
02.06.2005, S. 22; vgl. auch BVerwG, Urteil vom 27.10.2000,
Az. 4 A 18.99, DVBl. 2001, 386).
- 124 -
Wenn auch in fachlicher Hinsicht die Übergänge zwischen Ausgleichs- und
Ersatzmaßnahmen in der Praxis vielfach fließend sind und eine scharfe na-
turschutzfachliche Abgrenzung schwierig ist, sind beide Kategorien von der
Gesetzessystematik her auch weiterhin klar zu unterscheiden. In der Prü-
fungsabfolge der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung haben Ersatz-
maßnahmen ihren Standort erst im Anschluss an die Feststellung der feh-
lenden Ausgleichbarkeit von Beeinträchtigungen, denn Ausgleichsmaß-
nahmen sind vorrangig vor Ersatzmaßnahmen (vgl. Gesetzesbegründung
zum Art. 6 a BayNatSchG, Bayerischer Landtag, Drucksache 15/3477 vom
02.06.2005, S. 22; ferner BVerwG, Urteil vom 27.10.2000, Az. 4 A 18.99,
DVBl. 2001, 386).
3.7.5.2.5.2 Ausgleichbarkeit/Nichtausgleichbarkeit der Beeinträchtigungen
Die weitere Prüfung setzt die konkrete Klärung voraus, in welchem Umfang
das Vorhaben ausgleichbare bzw. nicht ausgleichbare Beeinträchtigungen
hervorruft (vgl. BVerwG, Urteil vom 27.10.2000, Az. 4 A 18.99, DVBl. 2001,
386). Ausgehend von der Konfliktsituation bzw. Eingriffsituation wird eine
Beurteilung der Ausgleichbarkeit der Beeinträchtigungen vorgenommen.
Die Prüfung und Beurteilung der Ausgleichbarkeit erfolgt vor dem Hinter-
grund der oben getroffenen Abgrenzung von Ausgleich und Ersatz (vgl. un-
ter C 3.7.5.2.5.1) auf der Grundlage der Wertigkeit/Wiederherstellbarkeit
der beeinträchtigten Flächen und Funktionen, wobei als Wertmaßstab bzw.
Indikator Art und Größe der betroffenen Grundfläche herangezogen wer-
den, mit denen die Funktionen verbunden sind. Dabei prägen sich die
Funktionen in erster Linie im Biotoptyp mit dessen jeweiligem Ent-
wicklungs- und Erhaltungszustand aus. Außerdem sind die weiteren kon-
kreten örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten im Landschaftsraum,
z.B. das Vorhandensein geeigneter Ausgleichsflächen, zu berücksichtigen.
Bei der Einstufung in "ausgleichbar" oder "nicht ausgleichbar" werden
- Beeinträchtigungen überbauter und versiegelter, intensiv land- und
forstwirtschaftlich genutzter Flächen bzw. "wiederherstellbarer Biotope"
am ehesten als ausgleichbar,
- Beeinträchtigungen überbauter "nicht wiederherstellbarer Biotope" am
ehesten als nicht ausgleichbar erachtet und
- funktionale Beeinträchtigungen dementsprechend für den Einzelfall be-
trachtet.
Basierend auf den Erhebungen des Vorhabensträgers, die insbesondere in
den landschaftspflegerischen Begleitplan eingeflossen sind (Unterlage 12),
werden die in ihrer Betroffenheit als einheitlich zu bewertenden Elemente
- 125 -
des Naturhaushaltes (in Flächen und Funktionen) und ihre Beeinträchti-
gungen beurteilt. Das Landschaftsbild bleibt bei dieser Betrachtung zu-
nächst außen vor, da eine sachgerechte Aufarbeitung eine Differenzierung
zwischen den Kategorien Naturhaushalt und Landschaftsbild erforderlich
macht, insbesondere um im Teilbereich Naturhaushalt eine nachvollziehba-
re Zuordnung von Eingriff und Ausgleichsmaßnahmen zu treffen.
Die vom Bauvorhaben beeinträchtigten Lebensräume geringer und mittlerer
ökologischer Bedeutung, wie artenarme Altgras- und Ruderalfluren, struk-
tur- und artenarme Hecken, Gebüsche und Gehölze, können kurz- bis mit-
telfristig wiederhergestellt werden, die Beeinträchtigungen sind insofern
ausgleichbar. Die Beeinträchtigungen der Streuobstwiesen und der arten-
reichen Gebüsche und Säume betreffen Lebensräume, die bei entspre-
chenden Standortbedingungen in längeren Zeiträumen in Art und Funktion
wiederhergestellt werden können. Die Beeinträchtigungen dieser Lebens-
räume werden über Ausgleichsmaßnahmen kompensiert. Der Auwald am
Main wird während der Bauzeit durch den Bau von Entwässerungsgräben
und Einleitungsstrecken an mehreren Stellen kleinflächig überbaut. Die Be-
stände werden nur punktuell beeinträchtigt und lassen sich trotz ihrer sehr
hohen ökologischen Bedeutung mittel- bis langfristig wiederherstellen. Die
Beeinträchtigungen der Arten- und Biotopausstattung sowie des landschaft-
lichen Funktionsgefüges können innerhalb des Plangebietes in engem
räumlichem und funktionalem Zusammenhang zum Eingriff ausgeglichen
werden. Beeinträchtigungen der Naturgüter Boden, Wasser, Klima und Luft
werden insbesondere durch die Versiegelung hervorgerufen, die innerhalb
des betroffenen Naturraums mit größerer räumlicher Flexibilität ausgegli-
chen werden. Die Beeinträchtigungen von Landschaftsbild, Naturgenuss
und Erholung können im Rahmen der Maßnahmen zur Gestaltung des
Straßenraumes auf den Straßennebenflächen (Böschungen, Verschnitt-
und Nebenflächen etc.) so weit minimiert werden, dass keine zusätzlichen
Maßnahmen zur Neugestaltung des Landschaftsbildes erforderlich werden.
Auf die "Gegenüberstellung von Eingriff und Ausgleich" in der Unterlage 12
(Tabelle 1) in der Fassung der Planänderung vom 20.10.2009 wird Bezug
genommen. Dort wird der Eingriff in einzelne Beeinträchtigungen für die je-
weiligen Elemente des Naturhaushalts (betroffener Bestand) unterteilt, kurz
beschrieben und zum Konfliktbereich K 1 in Beziehung gesetzt. Dem folgen
Angaben zur jeweils beeinträchtigten Fläche, die aus dem Eingriff in den
Naturhaushalt resultieren. Anschließend wird für die jeweilige eingriffsbe-
dingte Beeinträchtigung - bezogen auf die davon jeweils beeinträchtigte
Fläche - nach den vorgenannten Kriterien die Ausgleichbarkeit ermittelt.
Vorliegend ist hiernach von einer insgesamt beeinträchtigten Fläche des
Naturhaushalts von 2,3560 ha (wobei hierbei schon die Entlastungen be-
rücksichtigt sind) auszugehen. Alle Eingriffe sind, wie bereits dargestellt,
ausgleichbar.
- 126 -
Die konkreten Beeinträchtigungen und ihre Lage lassen sich dem festge-
stellten landschaftspflegerischen Begleitplan (insbesondere dem Bestands-
und Konfliktplan, Unterlage 12.2) hinreichend bestimmt entnehmen. Eine
noch weitergehende, parzellenscharfe Darstellung ist nicht geboten. Hier ist
nachvollziehbar, welche Beeinträchtigungen bei welchem Konflikt für die
jeweilige Nutzung auftreten.
Neben dem Naturhaushalt ist das Landschaftsbild zu betrachten, das zwar
nach der Verwirklichung des Vorhabens in seiner ursprünglichen Form
nicht voll wiederhergestellt, aber entsprechend den rechtlichen Vorgaben
im Sinne eines Ausgleichs zumindest landschaftsgerecht neu gestaltet
werden kann. In dem betroffenen Landschaftsraum soll ein Zustand ge-
schaffen werden, der in gleicher Art, mit gleichen Funktionen und ohne
Preisgabe wesentlicher Faktoren des optischen Beziehungsgefüges den
vorher vorhandenen Zustand in größtmöglicher Annäherung fortführt. Dabei
ist nicht erforderlich, dass alle optischen Eindrücke unverändert erhalten
bleiben. Zwar müssen auch bei einer landschaftsgerechten Neugestaltung
die ursprünglichen landschaftsästhetischen Funktionen und Werte wieder
vorhanden sein; gegenüber dem Ausgangszustand sind aber auch visuell
wahrnehmbare Veränderungen möglich, sofern der grundsätzliche Land-
schaftscharakter gewahrt bleibt. Der Umstand der (landschaftsgerechten)
Neugestaltung bedeutet zwangsläufig, dass damit zugleich eine Verände-
rung und die Tatsache des Eingriffs sichtbar bleiben (OVG Münster, Urteil
vom 30.06.1999, Az. 7 a D 144/97.NE, NuR 2000, 173). Dass Maßnahmen,
die darauf abzielen, das Landschaftsbild neu zu gestalten, Ausgleichscha-
rakter haben können, ergibt sich unmittelbar aus Art. 6 a Abs. 1 Satz 4
BayNatSchG. Dass Straßenbegleitgrün nicht alle Funktionen erfüllt, die für
Feldgehölze oder Baumreihen in der freien Landschaft charakteristisch
sind, rechtfertigt es nicht, ihm - gerade mit Blick auf das Landschaftsbild -
jegliches Ausgleichspotenzial abzusprechen (BVerwG, Urteil vom
16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 533).
Der vorgesehenen landschaftsgerechten Neugestaltung des Landschafts-
bildes dienen die Gestaltungsmaßnahmen auf den Straßennebenflächen
sowie - unter Berücksichtigung der Mehrfachfunktion der Ausgleichsflächen
zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts - auch die beiden
Ausgleichsmaßnahmen A 1 und A 2. Alle diese Maßnahmen in ihrer Ge-
samtheit tragen zur landschaftsgerechten Neugestaltung des Landschafts-
bildes und zur vollständigen Ausgleichbarkeit des Eingriffs in das Land-
schaftsbild bei. Im Ergebnis lässt sich zusammenfassend festhalten, dass
der vorhabensbedingte Gesamteingriff in Natur und Landschaft ausgleich-
bar ist (und mit der Realisierung der vorgesehenen landschaftspflegeri-
schen Maßnahmen) auch ausgeglichen wird.
- 127 -
3.7.5.2.5.3 Ermittlung des Bedarfs an Ausgleichsflächen
Die Ermittlung des Flächenbedarfs für die Ausgleichsflächen erfolgt auf der
Basis der "Grundsätze für die Ermittlung von Ausgleich und Ersatz nach
Art. 6 und 6 a BayNatSchG bei staatlichen Straßenbauvorhaben" vom
21.06.1993 (künftig: "Grundsätze"), welche die Staatsministerien des In-
nern sowie für Landesentwicklung und Umweltfragen zur Erleichterung des
Gesetzesvollzugs erarbeitet haben. Für die Ermittlung des Ausgleichsflä-
chenbedarfs sind dabei maßgebliche Gesichtspunkte die Auswirkungen der
Straßenbaumaßnahme auf die Arten- und Biotopausstattung im betroffenen
Raum unter Einbeziehung der dadurch bedingten Unterbrechungen bzw.
Störungen der Wechselbeziehungen auf das Funktionsgefüge der Natur,
das Landschaftsbild, die Erholung und den Naturgenuss sowie auf Boden,
Wasser, Klima und Luft.
Nach diesen "Grundsätzen" sind für bestimmte, dort näher umschriebene
Eingriffsarten je nach Intensität des Eingriffs Flächen für den Ausgleich
oder Ersatz vorgesehen, deren Umfang nach bestimmten Faktoren zu be-
messen ist. Da wissenschaftlich anerkannte Methoden zur Ermittlung des
Ausgleichs derzeit nicht vorliegen und auch kaum zu erwarten sind, geben
die "Grundsätze" im Interesse einer einfachen und gleichmäßigen Beurtei-
lung Grundsätze und Richtwerte für die Ermittlung des Umfangs der Flä-
chen an, auf denen die zur Erreichung des Ausgleichs erforderlichen Maß-
nahmen durchzuführen sind. Die "Grundsätze" ermöglichen die Ermittlung
für den Ausgleichsumfang im Einzelfall auf der Grundlage vereinfachter
standardisierter fachlicher Gesichtspunkte und gewährleisten im Regelfall
einen flächenmäßig ausreichenden Ausgleich. Für die Planfeststellungsbe-
hörde besteht kein Anlass, die genannten Grundsätze und Richtwerte in
Frage zu stellen, zumal in besonderen Einzelfällen von den Grundsätzen
und Richtwerten abgewichen werden kann, sofern hierfür eine stichhaltige
und individuelle Begründung vorgelegt wird. Die Heranziehung dieser
"Grundsätze" wird in der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes
ausdrücklich nicht beanstandet (vgl. BVerwG, Urteil vom 11.01.2001, Az.
4 A 13.99, NVwZ 2001, 1154; Urteil vom 15.01.2004, Az. 4 A 11.02, DVBl.
2004, 642).
Die erforderlichen Bestandsaufnahmen und Bewertungen hat der Vorha-
bensträger im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens durchgeführt. Die im
Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung anzustellenden Er-
mittlungen sind in einem Umfang durchzuführen, der eine sachgerechte
Planungsentscheidung ermöglicht. Eine vollständige Erfassung aller betrof-
fenen Tier- und Pflanzenarten ist regelmäßig nicht erforderlich. Es reicht
vielmehr aus, wenn für den Untersuchungsraum besonders bedeutsame
Repräsentanten an Tier- und Pflanzengruppen festgestellt werden und für
- 128 -
die Bewertung des Eingriffs auf bestimmte Indikatorgruppen abgestellt wird
(BVerwG, Beschluss vom 21.02.1997, Az. 4 B 177/96, UPR 1997, 295; vgl.
auch BVerwG, Urteil vom 15.01.2004, Az. 4 A 11.02, DVBl. 2004, 642).
Dabei hängen die Anforderungen an die Untersuchungstiefe nicht zuletzt
von den jeweiligen naturräumlichen Gegebenheiten ab. Lassen bestimmte
Vegetationsstrukturen hinreichend sichere Rückschlüsse auf die faunisti-
sche und die floristische Ausstattung eines Gebiets zu, so kann es mit der
gezielten Erhebung repräsentativer Daten sein Bewenden haben. Die Eig-
nung eines solchen Bewertungsverfahrens lässt sich nicht allein mit dem
Hinweis in Frage stellen, dass sich bei Verwendung anderer Parameter
möglicherweise ein höherer Ausgleichsbedarf errechnen ließe. Zu Bean-
standungen besteht erst dann Anlass, wenn die Erfassungsmethode sich
als unzulängliches oder gar als untaugliches Mittel erweist, um ein zutref-
fendes Bild von der Eingriffsintensität zu vermitteln (BVerwG, Urteil vom
16.03.2006, Az. 4 A 1075.05, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 522). Den
von der Rechtsprechung gestellten Anforderungen wird vorliegend die
durchgeführte Bestandserhebung nach Auffassung der Planfeststellungs-
behörde gerecht.
Auf der Grundlage der bewerteten Bestandserhebung und der ebenfalls
bewerteten konkreten eingriffsbedingten Beeinträchtigungen von Natur und
Landschaft erfolgt in einem weiteren Schritt die Bestimmung des qualitati-
ven Umfangs der erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen auf der Basis der
oben zitierten "Grundsätze". Auf die Unterlage 12.1, Anlage 1, wird diesbe-
züglich verwiesen. In den genannten Unterlagen ist das Kompensationser-
fordernis konkret ermittelt. Danach errechnet sich ausgehend von einer
insgesamt durch den Eingriff betroffenen Fläche von 2,3560 ha (unter Be-
rücksichtigung der mit der Baumaßnahme verbundenen Entlastungen) ein
flächenmäßiger Kompensationsbedarf von 1,8186 ha. Das Landschaftsbild
bleibt dabei außer Betracht. Durch die Planänderung vom 20.10.2009, die
zusätzliche Versiegelungen und Überbauungen für die Schaffung von
sechs weiteren Ausweichbuchten und einer direkten Zufahrt eines landwirt-
schaftlichen Anwesens zur B 27 umfasst, erhöhte sich die betroffene Flä-
che von 2,3250 ha auf 2,3560 ha und der damit verbundene Flächenbedarf
für Kompensationsmaßnahmen von 1,7957 ha auf 1,8186 ha.
Als Ausgleich für das Landschaftsbild sind insbesondere Gestaltungsmaß-
nahmen vorgesehen (vgl. Unterlagen 12.3 und 12.1, Kapitel 5.5). Die in er-
ster Linie naturschutzfachlich begründeten Ausgleichsmaßnahmen über-
nehmen insoweit jedoch eine wichtige komplementäre Funktion.
Die Naturschutzbehörden haben der landschaftspflegerischen Begleitpla-
nung auch im Hinblick auf den flächenmäßigen Umfang zugestimmt oder
zumindest dahingehend keine Einwendungen erhoben (Landratsamt Main-
- 129 -
Spessart mit Schreiben vom 19.06.2009, höhere Naturschutzbehörde mit
Schreiben vom 22.06.2009).
Der Bayerische Bauernverband führte mit Schreiben vom 05.06.2009 aus,
dass die Ermittlung des Kompensationsbedarfs aus seiner Sicht zu hoch
angesetzt sei. Die Neuinanspruchnahme von Fläche bewege sich im We-
sentlichen im Bereich des geplanten, parallel zur B 27 verlaufenden öffent-
lichen Feld- und Waldweges. Dort sei schon eine erhebliche Vorbelastung
durch die Bundesstraße gegeben. Außerdem handle es sich bei dem vor-
handenen Bewuchs um auch naturschutzfachlich im Wesentlichen "wertlo-
sen Dornenbestand". Die Einstufung über die "Grundsätze" 1.2 und 1.4 mit
0,9 werde für deutlich zu hoch gehalten. Die Einstufung solle sich an der
unteren Grenze mit maximal 0,6 einfinden (1,1 abzüglich 0,5). Solle nur aus
dem Grund der Schaffung des Begleitweges der hohe Kompensationsbe-
darf gegeben sein, müsse die Anlage dieses Weges generell hinterfragt
werden. Die wenigen verbleibenden, weinbaulich oder gärtnerisch genutz-
ten Flächen könnten auch direkt über die B 27 angefahren werden.
Der Vorhabensträger hielt dem mit Schreiben vom 22.09.2009 zu Recht
entgegen, dass sich die Ermittlung des Bedarfs an den "Grundsätzen" ori-
entiert. Bei den angesprochenen Lebensräumen handelt es sich regelmä-
ßig um Streuobstbestände, mesophile Gebüsche und Hecken mit längerer
Entwicklungszeit, die nach dem Grundsatz 1.2 mit einer Faktorenspanne
von 1,1 bis 1,5 auszugleichen sind. Die Bestände sind überwiegend Teilflä-
chen der amtlich kartierten Biotope Nr. 165.1 oder entsprechen den Kriteri-
en der mittlerweile mehrmals fortgeschriebenen Biotopkartierung. Dabei
handelt es sich nicht um "naturschutzfachlich im Wesentlichen wertlosen
Dornenbestand", sondern um artenreiche Teilflächen des FFH-Gebietes
"Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" mit Vorkommen
zahlreicher Arten der Roten Listen. Die weniger wertvollen, jüngeren Ge-
hölzbestände im Norden des Plangebietes wurden dagegen tatsächlich mit
einem Faktor von 0,6 (1,1 - 0,5) bei der Ermittlung des Ausgleichsbedarfs
in Ansatz gebracht.
3.7.5.2.5.4 Zuordnung und gegenüberstellende Bilanzierung von Eingriff und Aus-
gleichsmaßnahmen
Um ausgehend von den gesetzlichen Vorgaben Eingriff und Ausgleichs-
maßnahmen differenziert anhand einer konkret gegenüberstellenden Bilan-
zierung zutreffend zu beurteilen, sind die geplanten Maßnahmen, die den
Eingriff in Natur und Landschaft ausgleichen sollen, konkret zu den ein-
griffsbedingten Beeinträchtigungen in Beziehung zu setzen (vgl. BVerwG,
Urteil vom 27.10.2000, Az. 4 A 18.99, DVBl. 2001, 386).
- 130 -
Die in Unterlage 12.1, Tabelle 1 (in der Fassung der Planänderung vom
20.10.2009), enthaltene Gegenüberstellung von Eingriff und Ausgleich geht
von den einzelnen Beeinträchtigungen und der beeinträchtigten Fläche
aus. Sie enthält Angaben zu deren Ausgleichbarkeit sowie zu dem auf der
Basis der "Grundsätze" ermittelten flächenmäßigen Ausgleichsbedarf und
stellt dem Eingriff bestimmte landschaftspflegerische Maßnahmen gegen-
über. In dieser tabellarischen Gegenüberstellung werden einzelne genau
bezeichnete Ausgleichsmaßnahmen, die kurz beschrieben sind und deren
flächenmäßiger Umgriff aufgrund der festgestellten Unterlagen einschließ-
lich der zeichnerischen Darstellung exakt feststeht, konkret bestimmten
eingriffsbedingten Beeinträchtigungen zugeordnet.
Eine noch weitergehende, parzellenscharfe Darstellung oder Auflistung der
einzelnen Beeinträchtigungen mit den jeweils zugeordneten Maßnahmen
ist weder gesetzlich geboten noch naturschutzfachlich sachgerecht, weil
eine Verengung des Blicks auf einen punktuellen Ausgleich von Einzelfunk-
tionen statt der Verfolgung eines einheitlichen Ausgleichskonzepts für den
Eingriff in seiner Gesamtheit dem Ausgleichsgedanken nicht hinreichend
Rechnung trägt. Rechtlich genügt eine Beschränkung auf die prägenden
Eigenschaften und Elemente des Naturraums und eine schwerpunktmäßi-
ge Ausrichtung des Ausgleichs auf das Typische (vgl. OVG Münster, Urteil
vom 10.11.1993, Az. 23 D 52/92. AK, NVwZ-RR 1995, 10, vgl. auch
BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.05, NVwZ-Beilage I 8/2006,
Rd.Nr. 530).
Anhand der festgestellten Unterlagen lässt sich konkret nachvollziehen,
welche Maßnahme auf welcher Fläche dem Ausgleich von bestimmten ein-
griffsbedingten Beeinträchtigungen dienen soll. Differenzierung und Zuord-
nung lassen sich auch exakt anhand der tatsächlichen Gegebenheiten be-
legen.
Im Rahmen der Planänderung vom 20.10.2009 wurde im Bereich der Aus-
gleichsmaßnahme A 1 die Schaffung einer Ausweichbucht vorgesehen.
Dadurch verkleinerte sich die Fläche der Ausgleichsmaßnahme A 1 von
0,9230 ha (anrechenbare Größe 0,5260 ha) auf 0,9140 ha (anrechenbare
Größe 0,5215 ha). Gleichzeitig erhöhte sich durch die zusätzlichen Versie-
gelungen und Überbauungen für die Schaffung von fünf weiteren Aus-
weichbuchten und einer direkten Zufahrt eines landwirtschaftlichen Anwe-
sens zur B 27 die betroffene Fläche von 2,3250 ha auf 2,3560 ha und der
damit verbundene Flächenbedarf für Kompensationsmaßnahmen von
1,7957 ha auf 1,8186 ha.
Mit Schreiben vom 03.11.2009 erklärte sich die höhere Naturschutzbehör-
de mit den neuen Zahlen einverstanden.
- 131 -
Die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen mit einer Fläche von insgesamt
2,3702 ha, davon 1,8203 ha anrechenbar, übersteigen den ermittelten Aus-
gleichsflächenbedarf von 1,8186 ha. Der Überhang dient zusätzlich der
landschaftsgerechten Neugestaltung des Landschaftsbildes und führt u.a.
zusammen mit den Gestaltungsmaßnahmen sowie den sonst vorgesehe-
nen Maßnahmen zu einem Ausgleich des Eingriffs in das Landschaftsbild.
Aufgrund dessen war ein vollständiger Ausgleich möglich, Ersatzmaßnah-
men mussten nicht angeordnet werden.
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg führte mit
Schreiben vom 16.06.2009 aus, dass in der Unterlage 12.1 die Aus-
gleichsmaßnahmen auf zwei Flächen mit einer Größe von insgesamt
2,3792 ha umgesetzt würden (nach der Planänderung vom 20.10.2009
Umsetzung auf einer Fläche von 2,3702 ha). Von diesen Flächen würden
nur 1,8248 ha (nach der Planänderung vom 20.10.2009 1,8203 ha) als tat-
sächlicher Ausgleich angerechnet, wobei hier vermutet werde, dass diese
Flächendifferenz daher rühre, dass auf den fehlenden 0,5544 ha (bzw.
0,5499 ha nach der Planänderung vom 20.10.2009) der beiden Ausgleichs-
flächen bereits Hecken und ähnliche Strukturen vorhanden seien. Eine Er-
klärung für die fehlende Anerkennung fehle in den vorgelegten Unterlagen.
Der Vorhabensträger verwies demgegenüber mit Schreiben vom
22.09.2009 zu Recht auf die Ausführungen in Unterlage 12.1, Kapitel 5.3.
Bei der Ausgleichsmaßnahme A 1 ergibt sich die Differenz zwischen ihrer
absoluten und ihrer anrechenbaren Fläche aus ihrer teilweisen Lage inner-
halb der Beeinträchtigungszone der B 27 und der Kreisstraße MSP 8. Nach
den "Grundsätzen" können solche Flächen auf den Ausgleich nur zur Hälfte
angerechnet werden. Bei der Ausgleichsmaßnahme A 2 ergibt sich die Flä-
chendifferenz daraus, dass dieser Bereich schon teilweise mit nicht mehr
aufwertbaren Biotopen bestanden ist.
Auch bei der Ausgleichsmaßnahme A 2, so das Amt für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten Würzburg mit Schreiben vom 16.06.2009, dürfte die
von der Gesamtfläche nicht angerechnete Teilfläche von 0,1574 ha mit He-
cken bzw. Sträuchern bewachsen sein. Das Maßnahmenblatt in der Unter-
lage 12.1 zähle regelmäßige Maßnahmen zur Pflege der Hecken und Hec-
kensäume auf. Damit werde auch diese Teilfläche nachhaltig ökologisch
aufgewertet, sie sollte deshalb auch bei der Berechnung von Ausgleichsflä-
chen in Ansatz gebracht werden. Eine Neuberechnung sei nachzureichen
und bei der Festsetzung der Ausgleichsflächen zu berücksichtigen.
Der Vorhabensträger führte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 zutreffend
aus, dass eine Teilfläche der Ausgleichsmaßnahme nicht auf die Kompen-
sation angerechnet werden kann, da dort tatsächlich Biotope vorkommen,
- 132 -
die nicht wesentlich weiter verbessert und somit im Sinne eines Ausgleichs
aufgewertet werden können (vgl. dazu näher C 3.7.5.2.5.6). Die wärmelie-
benden Säume werden auf bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen im
Anschluss an bestehende Gebüsche entwickelt und zählen somit im vollen
Umfang zum Ausgleich. Die bestehenden Hecken und Gebüsche im Nor-
den bzw. Osten der Ausgleichsfläche stehen im Eigentum des Vorhabens-
trägers und werden im Rahmen der gegenständlichen Maßnahme entwic-
kelt und gepflegt. Eine erhebliche Verbesserung der Bedeutung dieser amt-
lich kartierten Biotope für den Naturschutz ist damit nicht verbunden, wes-
halb diese Pflegemaßnahmen nicht auf den Ausgleichsbedarf angerechnet
werden können. Daher ist eine Neuberechnung oder auch nur eine Fort-
schreibung der anrechenbaren Ausgleichsfläche nicht angezeigt.
Der Bayerische Bauernverband brachte mit Schreiben vom 05.06.2009 vor,
dass bei der Maßnahme A 2 aus dem Maßnahmenblatt nicht erkennbar sei,
warum die Fläche nicht vollständig anrechenbar sei.
Der Vorhabensträger legte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 zutreffend
dar, dass sich die Differenz zwischen der absoluten Flächengröße und der
anrechenbaren Fläche bei der Ausgleichsmaßnahme A 2 aus der Unterla-
ge 12.1, Kapitel 5.3, ergibt. Die Differenz ergibt sich daraus, dass auf Teil-
bereichen der Ausgleichsfläche schon Biotope bestehen, die nicht aufwert-
bar sind und daher auf die Kompensation nicht angerechnet werden kön-
nen.
Bezüglich der dem Ausgleich für die Beeinträchtigungen des Landschafts-
bildes dienenden Maßnahmen und deren Zuordnung kann auf die Ausfüh-
rungen unter C 3.7.5.2.5.2 und C 3.7.5.2.5.6 dieses Beschlusses verwiesen
werden.
3.7.5.2.5.5 Beschreibung, Lage, Umfang und Ausführung der Ausgleichsmaßnahmen
Die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen (wie auch die vorgesehenen
sonstigen landschaftspflegerischen Maßnahmen) werden im landschafts-
pflegerischen Maßnahmenplan, der Bestandteil des festgestellten land-
schaftspflegerischen Begleitplanes ist, im Einzelnen dargestellt (vgl. Unter-
lage 12.3 sowie 12.1, Kapitel 5). Dort findet sich auch eine zeichnerische
Darstellung der Ausgleichsmaßnahmen und ihre genaue Lage und Abgren-
zung.
Für den vorgesehenen Eingriff ergibt sich ein Kompensationsbedarf von
insgesamt 1,8186 ha. Die nach der festgestellten Planung vorgesehenen
Ausgleichsmaßnahmen haben einen tatsächlichen Flächenumfang von
2,3702 ha, wovon 1,8203 ha auf den Kompensationsbedarf anrechenbar
sind.
- 133 -
Konkret sind folgende Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen (nach der Plan-
änderung vom 20.10.2009):
- A 1 (0,9140 ha): Flachlandmähwiese am Rand des Maintals
Die Maßnahme umfasst die Umwandlung einer Ackerbrache im Grün-
land durch Ansaat mit autochthonem Mähgut von benachbarten Sand-
magerrasen, eine Standortvorbereitung durch Oberbodenabtrag und
Auftrag naturraumtypischer Sande, die Initialpflanzung durch Verpflan-
zung von Rasensoden aus dem vom Eingriff betroffenen Bestand und
die Pflege und Entwicklung der Flachlandmähwiese durch Mahd und Ab-
fuhr des Mähgutes.
Ausgeglichen werden soll hierdurch die Beeinträchtigung von Äckern,
Weingärten, Gärten, Auwald, Altgras- und Ruderalfluren sowie die Be-
einträchtigung des Naturhaushaltes durch Versiegelung. Aufgrund der
Lage der Ausgleichsfläche innerhalb der Beeinträchtigungszone der
B 27 und der Kreisstraße MSP 8 beträgt die anrechenbare Fläche hier
nur 0,5215 ha.
Die Maßnahme A 1 trägt zum Ausgleich der Beeinträchtigungen von Ar-
ten und Lebensräumen der betroffenen Landschaft, der Beeinträchti-
gungen des Naturhaushalts durch Versiegelung sowie zur Neugestal-
tung des Landschaftsbildes bei. Darüber hinaus werden magere Flach-
land-Mähwiesen entwickelt, die zu den maßgeblichen Lebensraumtypen
des angrenzenden FFH-Gebietes "Maintalhänge zwischen Gambach
und Veitshöchheim" zählen. Insoweit handelt es sich nach ihrer Funktion
auch um eine Kohärenzsicherungsmaßnahme (vgl. dazu C 3.7.5.3).
Durchgeführt werden soll die Maßnahme auf den Grundstücken Fl.Nrn.
5047/1 der Gemarkung Stetten und 6181, 6178 und 6167 der Gemar-
kung Karlstadt.
- A 2 (1,4562 ha): Obst- und Magerwiesen südlich von Karlstadt
Im Rahmen der Maßnahme werden Obst- und Magerwiesen angelegt
und je nach standörtlicher Ausprägung differenziert entwickelt. Die Ac-
kerflächen werden durch Ansaat mit autochthonem Mähgut von benach-
bartem Kalkmagerrasen in Grünland umgewandelt. Teilbereiche werden
mit Hochstämmen regionaltypischer Obstbäume bepflanzt. Dabei wer-
den die struktur- und gehölzreichen Landschaftsbestandteile am Ober-
hang der Maintalhänge mit den Magerrasen und Felsheiden der Felsstu-
fe vernetzt. Am östlichen Rand der Ausgleichsfläche werden im An-
schluss an die bestehenden Gebüsche über Geländesukzession wärme-
liebende Säume entwickelt. Die initiierten Säume werden nach Bedarf
durch abschnittsweise Mahd bzw. Entbuschung entwickelt und gepflegt,
die bestehenden Hecken und Gebüsche werden erhalten und gepflegt.
- 134 -
Nach Abzug der bestehenden Biotopflächen beträgt die anrechenbare
Fläche 1,2988 ha.
Die Maßnahme A 2 trägt in besonderem Maße zum Ausgleich der Be-
einträchtigung von mesophilen Gebüschen, Streuobstbeständen, Hec-
ken und Feldgehölzen bei. Darüber hinaus werden im Anschluss an das
betroffene FFH-Gebiet Lebensräume für Arten bereitgestellt, die halbof-
fenen Landschaften und Obstwiesen als Brut- oder Nahrungshabitat nut-
zen.
Durchgeführt werden soll die Maßnahme auf den Grundstücken Fl.Nrn.
5671, 5672, 5673, 5673/2, 5674, 5676, 5677, 5678 und 5679 der Ge-
markung Karlstadt.
Darüber hinaus werden zum Ausgleich für Beeinträchtigungen des Land-
schaftsbildes Gestaltungsmaßnahmen an Straßennebenflächen durchge-
führt (vgl. Unterlagen 12.1 und 12.3).
Im Rahmen der Planänderung vom 20.10.2009 wurde im Bereich der Aus-
gleichsmaßnahme A 1 die Schaffung einer Ausweichbucht vorgesehen.
Dadurch verkleinerte sich die Fläche der Ausgleichsmaßnahme A 1 von
0,9230 ha (anrechenbare Größe 0,5260 ha) auf 0,9140 ha (anrechenbare
Größe 0,5215 ha).
Mit Schreiben vom 03.11.2009 erklärte sich die höhere Naturschutzbehör-
de damit einverstanden.
Einzelne Vorgaben für die konkrete Durch- und Ausführung der land-
schaftspflegerischen Maßnahmen, insbesondere auch der Ausgleichsmaß-
nahmen, sind in den Nebenbestimmungen unter A 3.5 angeordnet. So hat
der Vorhabensträger, um eine rasche Wirksamkeit der Ausgleichsmaß-
nahmen zu gewährleisten, nach A 3.5.1 die nach dem landschaftspflegeri-
schen Begleitplan erforderlichen landschaftspflegerischen Maßnahmen
(einschließlich Ausgleichsmaßnahmen) spätestens bis zum Zeitpunkt der
Beendigung der Straßenbaumaßnahme (baulich) fertigzustellen. Nach Ab-
schluss der Arbeiten ist der Regierung von Unterfranken ein Verzeichnis in
für das Ökoflächenkataster aufbereitbarer Form zu übermitteln (Art. 6 b
Abs. 7 BayNatSchG). Die einzelnen Schritte der vorgesehenen land-
schaftspflegerischen Maßnahmen einschließlich der Erstellung der Be-
pflanzungspläne sowie der Festlegung der Entwicklungsziele und Pflege-
konzepte im Detail sind vor deren Ausführung mit der unteren Naturschutz-
behörde (Landratsamt Main-Spessart) einvernehmlich festzulegen
(A 3.5.2), um durch die Beteiligung der mit den örtlichen Gegebenheiten
vertrauten Vertreter der Naturschutzbehörden eine für den Naturhaushalt
- 135 -
möglichst optimale Umsetzung der einzelnen Maßnahmen zu gewährlei-
sten.
Mit Schreiben vom 19.06.2009 führte die untere Naturschutzbehörde aus,
dass für Ansaaten autochthones Saatgut verwendet werden solle. Auch die
höhere Naturschutzbehörde forderte mit Schreiben vom 22.06.2009, dass
bei allen Pflanz- und Saatmaßnahmen autochthones Material zu verwen-
den sei, was der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 zusagte
(vgl. A 3.5.12).
Verpflichtet die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung zur Wahrung der
Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, so verpflichtet sie sich somit auch
zur Wahrung genetischer Besonderheiten der Gehölze in den jeweils be-
troffenen Gebieten. Die Planfeststellungsbehörde ist daher nach der Ein-
griffsregelung sogar gehalten, im Falle genetischer Besonderheiten nur
solche Pflanzmaßnahmen als Kompensation anzuerkennen, welche die
konkret betroffenen Funktionen einschließlich der genetischen Besonder-
heiten wiederherstellen oder in gleicher Weise ersetzen. Dies ist dann nicht
der Fall, wenn eine Kompensationsmaßnahme den Erfordernissen hinsicht-
lich des Schutzes der biologischen Vielfalt auf populationsgenetischer Ebe-
ne nicht Rechnung trägt. Es ist daher nach den Vorgaben der naturschutz-
rechtlichen Eingriffsregelung im Rahmen der Verhältnismäßigkeit grund-
sätzlich geboten, erforderlich werdende Gehölzanpflanzungen mit gebiets-
eigenem Pflanzmaterial vorzunehmen bzw. dies dem Veranlasser entspre-
chend aufzuerlegen (vgl. Hellenbroich/Frenz, Naturschutzrechtliche Vorga-
ben zur Verwendung gebietseigener Gehölze, NuR 2008, 449).
Mit Schreiben vom 16.06.2009 machte das Amt für Ernährung, Landwirt-
schaft und Forsten Würzburg darauf aufmerksam, dass die Landwirtschaft
durch Ausgleichsmaßnahmen drei Ackerflächen mit insgesamt 4,2 ha ver-
liere. Bei der Ausgleichsmaßnahme A 1 werde mit sehr hohem Aufwand
(Austausch des Oberbodens bis 1 m) unwiederbringlich eine Fläche für die
landwirtschaftliche Erzeugung unbrauchbar gemacht. In der vorliegenden
Planung fehle ein Konzept zur Verbringung des abzutragenden Oberbo-
dens der Fläche. Der abgetragene humushaltige Oberboden sollte zur Ver-
besserung von flachgründigen Ackerflächen genutzt werden, eine entspre-
chende Planung von Aufbringungsflächen sei nachzureichen. Die von der
Gesamtfläche A 1 nicht angerechnete Teilfläche von 0,3970 ha sei vermut-
lich mit Hecken bzw. Sträuchern bewachsen. Wenn diese regelmäßig ge-
mäß eines zu erstellenden Konzeptes vom neuen Eigentümer gepflegt
würden, dann werde auch diese Fläche ökologisch aufgewertet. Sie sollte
dann bei der Berechnung der Ausgleichsflächen in Ansatz gebracht wer-
den, ein entsprechender Pflegeplan und eine Neuberechnung seien nach-
zureichen.
- 136 -
Der Vorhabensträger gestand mit Schreiben vom 22.09.2009 zu, dass ein
Konzept zur Verbringung des abzutragenden Oberbodens nicht Gegen-
stand der Planfeststellungsunterlagen ist, kündigte aber an, Abtrag, Wie-
derverwendung und Andeckung in der landschaftspflegerischen Ausfüh-
rungsplanung zu behandeln.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ist es nicht notwendig, schon im
Planfeststellungsverfahren ein solches - die Einzelheiten der Bauausfüh-
rung betreffendes - Konzept vorzulegen. Die hier in Frage stehenden Erd-
massen sind für Straßenbau- oder -ausbaumaßnahmen vergleichsweise
gering. Der Oberboden kann - zumindest bei einem solchen Massenanfall -
in eigener Verantwortung des Vorhabensträgers sinnvoll verwertet werden,
z.B. durch Aufbringung auf andere landwirtschaftliche Flächen. Ein in der
Abwägung bewältigungsbedürftiger Konflikt ergibt sich daraus nicht.
Außerdem wies der Vorhabensträger zum Vorbringen des Amtes für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg zutreffend darauf hin, dass sich
die geringere Anrechenbarkeit der Ausgleichsfläche A 1 aus ihrer teilwei-
sen Lage innerhalb der Beeinträchtigungszone der B 27 und der Kreisstra-
ße MSP 8 ergibt. Hecken befinden sich auf der Fläche der Ausgleichsmaß-
nahme A 1 nicht, Maßnahmen zur Pflege oder Entwicklung von Hecken
sind dort auch nicht Gegenstand des Kompensationskonzeptes.
Mit Schreiben vom 26.06.2009 forderte die Stadt Karlstadt eine Überarbei-
tung der Planfeststellungsunterlagen, da für die Eingriffe in die Natur und
Landschaft sowie in die Überschwemmungsgebiete des Mains für Aus-
gleichsmaßnahmen bzw. Retentionsraumverluste jeweils betriebsnotwen-
dige, hochwertige Ackerflächen in Anspruch genommen werden sollten.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 verwies der Vorhabensträger zu Recht auf
die Unterlag 12.1 und darauf, dass der Bedarf an Kompensationsflächen
nach den "Grundsätzen" ermittelt wurde.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 wiederholte die Stadt Karlstadt ihre
Forderung und schloss sich dem Vorbringen des Bayerischen Bauernver-
bandes dazu im Erörterungstermin an (vgl. Niederschrift, S. 2).
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten führte mit Schreiben
vom 16.06.2009 aus, dass durch die geplante Neuanlage der Streuobst-
wiese im Rahmen der Ausgleichsmaßnahme A 2 die Schlaglänge des Ac-
kers verkürzt und die Bearbeitung erschwert werde. Eine Flächenplanung
längs der Höhenlinie würde dieses Problem vermindern. Die Pflege der
Streuobstbestände durch jährlichen Erziehungsschnitt sei für zehn Jahre
sichergestellt, ein Konzept für die weitere Nutzung bzw. die Benennung ei-
nes Nutzers der zu erstellenden Anlage fehle jedoch. Die Lebensdauer und
- 137 -
die nachhaltige positive ökologische Wirkung von Streuobstanlagen seien
stark abhängig von einer kontinuierlichen Pflege der Bäume. Diese seien
nachhaltig sicherzustellen.
Der Vorhabensträger legte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 zutreffend
dar, dass mit der geplanten Anordnung der Ausgleichsfläche A 2 Beein-
trächtigungen durch Störungen und Schadstoffeinträge aus angrenzenden
Nutzungen vermieden werden können. Zudem wird ein geschlossener Bio-
topverbund zwischen den umgebenden FFH-Gebietsteilflächen und den an
die Ausgleichsfläche angrenzenden schutzwürdigen Biotopen geschaffen.
Mit einer Flächenplanung längs der Höhenlinien könnten diese Ziele nicht
erreicht werden. Pflege und Entwicklung der Ausgleichsfläche obliegen auf
Dauer dem Vorhabensträger und werden von ihm auch nachhaltig sicher-
gestellt.
Der Bayerische Bauernverband erklärte sich mit Schreiben vom 05.06.2009
mit der Ausgleichsmaßnahme A 1 im Prinzip einverstanden. Der Abtrag
von Oberboden sei jedoch zu überprüfen, da dies eine dauerhafte Zerstö-
rung der pflanzenbaulich wichtigen Schicht zur Folge habe. Gegebenenfalls
könne das Ziel auch durch aus Aushagerung erreicht werden. Sande seien
in diesem Bereich am Hangfuß nicht gerade typisch. Eine künstliche Bio-
topherstellung in solcher Art sei durch Massenbewegungen erheblich teurer
und auch deshalb zu hinterfragen. Eine Rückumwandlung in Notzeiten sei
ebenso nicht möglich.
Der Vorhabensträger hielt dem mit Schreiben vom 22.09.2009 zu Recht
entgegen, dass der Abtrag von Oberboden bei der Ausgleichsmaßnahme
A 1 aus Gründen des Naturschutzes und der Landschaftspflege erforderlich
ist. Diese Fläche dient dem Ausgleich und der Wiederherstellung einer
überbauten Streuobstwiese über extensiv genutztem Gründland, das dem
Lebensraumtyp 6510 "magere Flachlandmähwiese" entspricht und inner-
halb des FFH-Gebietes liegt. Da es sich bei diesem Bestand um ein be-
sonders wertvolles Grünlandrelikt handelt, sind besondere Maßnahmen
zum Ausgleich der Beeinträchtigungen und zur Erhaltung des Lebensraum-
typs im FFH-Gebiet erforderlich. Diese betreffen den Oberbodenabtrag,
den Auftrag naturraumtypischer Sande, die Verpflanzung von Rasensoden
aus dem zu überbauenden Bestand und die Ansaat mit autochthonem
Mähgut von benachbarten Sandmagerrasen.
Der Bayerische Bauernverband wiederholte beim Erörterungstermin am
19.11.2009 in Karlstadt, dass die Fläche A 1 an der B 27 aus landwirt-
schaftlicher Sicht nicht grundsätzlich ungeeignet für eine Kompensations-
maßnahme sei. Aber es sei unwirtschaftlich, dass dort ein Bodenaustausch
stattfinden und Sand aufgebracht werden solle. Wenn man dagegen den
- 138 -
Oberboden belasse, ginge zumindest die Nutzbarkeit für die Landwirtschaft
nicht für alle Zukunft verloren (vgl. Niederschrift, S. 3).
Der Vorhabensträger erwiderte darauf beim Erörterungstermin am
19.11.2009 zu Recht, dass die betroffenen Eingriffe in Mager- und Trocken-
lebensräume an passender Stelle ausgeglichen werden müssen. Zusätzlich
sind die Vorgaben aus der Untersuchung der FFH-Verträglichkeit der Aus-
baumaßnahme, die von der höheren Naturschutzbehörde bestätigt worden
sind, zu berücksichtigen. Aus diesen Punkten ergibt sich, dass die Aus-
gleichflächen eine möglichst große Nähe zu den beeinträchtigten Flächen
aufweisen müssen. Des Weiteren ist zu gewährleisten, dass sich der Erhal-
tungszustand der Lebensräume der in den beeinträchtigten Flächen vor-
kommenden geschützten Arten nicht verschlechtern dürfe. Südlich des be-
stehenden Parkplatzes an der B 27 liegt eine Wiese, die als Grünlandrelikt
anzusehen ist, die es im Maintal mittlerweile nur noch an sehr wenigen
Stellen gibt und einen in einem FFH-Gebiet zu schützenden Lebensraum-
typ darstellt. Um den funktionellen Zusammenhang zu erhalten, gibt es kei-
ne andere Möglichkeit, als im Bereich der Fläche A 1 diesen Bestand
künstlich wiederherzustellen, um die Standortbedingungen für Tiere und
Pflanzen weiter zu gewährleisten, die die bestehende Wiese aufweist. Dies
ist zwar mit einem großen Aufwand verbunden, ist aber notwendig, um die
FFH-Verträglichkeit der Straßenausbaumaßnahme gewährleisten zu kön-
nen (vgl. Niederschrift, S. 7 f.). Im Übrigen wird auf die Ausführungen unter
C 3.7.5.3 in diesem Zusammenhang Bezug genommen.
Hinsichtlich der Ausgleichsmaßnahme A 2 führte der Bayerische Bauern-
verband mit Schreiben vom 05.06.2009 aus, dass die Pflanzung von Streu-
obstbäumen ein Kunstgebilde sei. Kulturlandschaft lebe immer von der
wirtschaftlichen Nutzung. So entstünden Strukturen oder sie gingen wieder
unter. Eine künstliche Erstellung und Pflege ohne Nutzungs- und Vermark-
tungskonzept sei auch volkswirtschaftlicher "Unsinn". Für einen Magerra-
sen müsse ebenfalls eine sinnvolle Verwertung, z.B. über einen Schäfer,
gefunden werden.
Der Vorhabensträger legte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 zutreffend
dar, dass Entwicklung, Pflege und Unterhaltung der im Rahmen der Aus-
gleichsmaßnahme A 2 vorgesehenen Streuobstwiesen der Straßenbau-
verwaltung obliegen. Vonseiten der Planfeststellungsbehörde ist hier noch
zu ergänzen, dass es im Rahmen von naturschutzrechtlichen Kompensa-
tionen auf die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts an-
kommt, weitergehende Überlegungen zu möglichen sinnvollen Nutzungs-
und Vermarktungskonzepten können dabei allenfalls nachrangige Beglei-
terscheinungen sein.
- 139 -
3.7.5.2.5.6 Funktion und Eignung der Ausgleichsflächen
Die oben zitierten "Grundsätze" sind in erster Linie ein Hilfsmittel für die
Bestimmung des quantitativen Umfangs von Ausgleichsmaßnahmen. De-
ren Qualität, d.h. ihre Eignung, den Eingriff in adäquater Weise funktional
gleichartig im Sinne eines Ausgleichs zu kompensieren, muss in einem be-
sonderen Schritt überprüft werden.
Dabei ist der vom Bundesverwaltungsgericht für die Planung von Kompen-
sationsmaßnahmen aufgestellte Grundsatz zu beachten, dass auf Flächen,
die bereits vor der Durchführung der Kompensationsmaßnahme wichtige
Biotopfunktionen erfüllen, in aller Regel kein wirksamer Ausgleich geschaf-
fen werden kann. Solche Bereiche sind für die Durchführung des Aus-
gleichs von vorneherein auszusondern, weil es ihnen an Aufwertungsbe-
dürftigkeit und -fähigkeit mangelt (vgl. BVerwG, Urteil vom 23.08.1996, Az.
4 a 29.95, NVwZ 1997, 486; OVG Schleswig, Urteil vom 24.06.2008, Az.
12 A 1627/00, NuR 2009, 210; BVerwG, Beschluss vom 28.01.2009, Az.
7 B 45.08, NVwZ 2009, 521). Dies gälte im Übrigen auch für Ersatzmaß-
nahmen (vgl. BVerwG, Urteil vom 28.01.1999, Az. 4 A 18.98, NVwZ-RR
1999, 629).
Die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen sind, bezogen auf die jeweiligen
ausgleichbaren Beeinträchtigungen, nicht nur quantitativ, sondern auch
qualitativ zum Ausgleich geeignet. Der Vorhabensträger hat die vorgese-
henen Ausgleichsmaßnahmen und die damit verbundenen Ziele nachvoll-
ziehbar und umfassend erläutert (vgl. Unterlage 12.1). Auch die Regierung
von Unterfranken kommt zu dem Schluss, dass die Eignung der einzelnen
Ausgleichsmaßnahmen und das vorgesehene Ausgleichskonzept in seiner
Gesamtheit nicht zu beanstanden sind (vgl. auch schon die vorstehenden
Ausführungen unter C 3.7.5.2.5.5). Den landschaftspflegerischen Begleit-
plänen liegt ein Leitbild bzw. Konzept zugrunde, das der Vorhabensträger
schon im Vorfeld der Planfeststellung mit den zuständigen Naturschutzbe-
hörden abgestimmt hat. Das Konzept orientiert sich am vorhandenen Be-
stand und den raumspezifischen Erfordernissen. Es berücksichtigt die
Rahmenbedingungen und Zielvorstellungen für Natur und Landschaft im
Planungsgebiet in ihrer Gesamtheit.
Ziel des Ausgleichskonzeptes ist es, im Anschluss an das bestehende
FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" mage-
re Stromtalwiesen, Obst- und Magerwiesen sowie wärmeliebende Säume
zu entwickeln. Dem großflächigen Trockenlebensraumkomplex und den
Felsbändern der Schaumkalkstufe kommen überwiegend landesweite Be-
deutung als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten zu, was auch in sei-
nem Status als FFH-Gebiet zum Ausdruck kommt. Vom Eingriff sind insbe-
- 140 -
sondere Hecken, Streuobstbestände und deren Brachestadien bis zu flä-
chigen Gebüschen betroffen, aber auch magere Flachland-Mähwiesen und
der Auwaldstreifen am Main. Der Entwicklung offener, trockenwarmer Le-
bensräume und maßgeblicher Lebensraumtypen des FFH-Gebietes kommt
daher im landschaftlichen Leitbild gegenüber der Wiederherstellung me-
sophiler Gehölze Vorrang zu (vgl. Unterlage 12.1, Kapitel 5.1).
Die Ausgleichsflächen sind nach der landschaftspflegerischen Zielsetzung
sowohl nach Größe und Standort als auch qualitativ im zeitlichen Zusam-
menhang zur Funktionsübernahme im ökologischen Wirkungsgefüge ge-
eignet. Dabei übernehmen die jeweiligen Flächen i.d.R. mehrere Aus-
gleichsfunktionen. Wie sich eingriffsbedingte Beeinträchtigungen nicht nur
punktuell und isoliert auf einzelne Funktionen oder Flächen auswirken,
sondern gleichzeitig unterschiedliche Funktionen tangieren, können Aus-
gleichsmaßnahmen ebenfalls zugleich etwa biotische (für Tiere und Pflan-
zen) und abiotische (für Boden, Wasser, Luft und Kleinklima) Ausgleichs-
funktionen erfüllen oder neben der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts
auch der landschaftsgerechten Neugestaltung des Landschaftsbildes die-
nen. Infolgedessen stellen zusammenhängende Ausgleichsmaßnahmen
gleichzeitig den Ausgleich für mehrere Beeinträchtigungen und unter-
schiedliche Konfliktbereiche dar. Im Ergebnis werden aber alle gestörten
Funktionen der ausgleichbaren erheblichen bzw. nachhaltigen Beeinträch-
tigungen kompensiert.
Bei der Beurteilung der Ausgleichbarkeit einer Beeinträchtigung und der
Eignung der darauf bezogenen Ausgleichsmaßnahmen wird nach den Um-
ständen des Einzelfalls vom tatsächlichen Entwicklungs- und Erhaltungs-
zustand der betroffenen Fläche und von der konkreten Ausprägung der be-
einträchtigten Funktionen innerhalb eines Biotoptyps vor Ort ausgegangen.
Sämtliche vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen dienen insbesondere
auch dem Ausgleich für Beeinträchtigungen des Naturhaushalts durch
(neue) Flächenversiegelungen. Erreicht wird ein Ausgleich im vorliegenden
Fall durch eine Überführung von geeigneten Flächen in einen - bezogen
auf die beeinträchtigten Funktionen (Verluste der Bodenfunktionen: Le-
bensraum, Pflanzen und Tiere, Grundwasserneubildung, Filter-, Speicher-
und Reglerfunktion einschließlich Luftaustauschfunktion) - höherwertigen
Zustand, sodass die Ausgleichsflächen in erhöhtem Maße die Funktionen
der versiegelten Flächen übernehmen. Die geplante Gestaltung der Aus-
gleichsflächen stärkt die durch die Versiegelung beeinträchtigten Funktio-
nen des Boden- und Wasserhaushalts. Die vorgesehene Bepflanzung er-
höht dabei die Aufnahme- und Speicherfähigkeit der Ausgleichsflächen;
zugleich können sich verstärkt Bodenorganismen und eine den betreffen-
den Naturraum bereichernde Vegetation entfalten, sodass sich die Lebens-
raumfunktion für Tiere und Pflanzen verbessert (vgl. OVG Münster, Urteil
- 141 -
vom 10.11.1993, Az. 23 D 52/92.AK, NVwZ-RR 1995, 10). Auch im Hinblick
auf den Schadstoffeintrag ergibt sich mittelbar ein Ausgleich durch die Ver-
ringerung landwirtschaftlich genutzter Flächen, auf denen künftig der Ein-
trag von Kunstdüngern und Pestiziden unterbleibt.
Damit die Ausgleichsflächen ihre ökologische Funktion möglichst frühzeitig
und aus fachlicher Sicht optimal erfüllen können, sind zur Abstimmung bei
der Ausführung der landschaftspflegerischen Maßnahmen mit der unteren
Naturschutzbehörde (Landratsamt Main-Spessart) Baustellenbesprechun-
gen durchzuführen (A 3.5.3). Gemäß Nebenbestimmung A 3.5.4 ist bei
Ausführung der Baumaßnahme durch fachkompetentes Personal sicherzu-
stellen, dass die ausführenden Firmen nicht gegen die Belange des Natur-
schutzes und der Landschaftspflege verstoßen (ökologische Bauüberwa-
chung). Nach baulicher Herstellung sowie nach Erbringung der Fertigstel-
lungs- und Entwicklungspflege für die festgesetzten Ausgleichsmaßnah-
men ist jeweils in einer gemeinsamen Begehung durch Vertreter des Vor-
habensträgers und der Naturschutzbehörden zu prüfen, ob die Aus-
gleichsmaßnahmen ordnungsgemäß ausgeführt sind bzw. die Zielsetzung
der landschaftspflegerischen Begleitplanung erreicht ist. Hierüber ist die
Planfeststellungsbehörde in Kenntnis zu setzen. Bei festgestellten fachli-
chen Mängeln in der Bauausführung ist eine Mängelbeseitigung durchzu-
führen; ggf. ist auch eine qualitative Nachbesserung der bereits hergestell-
ten Maßnahmen vorzunehmen (A 3.5.7). In Abhängigkeit vom Baufort-
schritt sind Pflanzmaßnahmen nach Möglichkeit abschnittsweise unmittel-
bar in der auf die technische Fertigstellung des Bauabschnitts folgenden
Pflanzzeit vorzunehmen, damit die ökologische Ausgleichsfunktion mög-
lichst frühzeitig ihre Wirksamkeit entfalten kann (A 3.5.9).
Der Bayerische Bauernverband forderte mit Schreiben vom 05.06.2009, die
vorgesehene Fläche für den Retentionsraumausgleich nicht als reine Ge-
staltungsfläche G 3 anzusehen, sondern sie als vollwertige Ausgleichs-
bzw. Ersatzfläche einzuplanen. Es sei aus landwirtschaftlicher, haushalts-
rechtlicher und volkswirtschaftlicher Sicht nicht hinzunehmen, dass land-
wirtschaftliche Fläche und Steuergelder vergeudet würden. Wasserwirt-
schaftliche Entwicklung müsse eine "Doppelnutzung" mit naturschutzfachli-
chen Zielen ermöglichen.
Der Vorhabensträger entgegnete darauf mit Schreiben vom 22.09.2009 zu
Recht, dass es zwar grundsätzlich möglich sei, naturschutzrechtliche Kom-
pensationsmaßnahmen und wasserwirtschaftlichen Retentionsraumaus-
gleich auf derselben Fläche durchzuführen. Der Bereich der Gestaltungs-
fläche G 3 eignet sich jedoch nicht als Ausgleichsfläche für die Eingriffe der
gegenständlichen Maßnahme, da überwiegend Mager- und Trockenlebens-
räume in Anspruch genommen werden, für deren Ausgleich auf der main-
- 142 -
nahen Gestaltungsfläche G 3 die Standortvoraussetzungen nicht geschaf-
fen werden können.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 wies der Bayerische Bauernver-
band nochmals darauf hin, dass Fläche G 3 oft überschwemmt werde. Falls
die Maßnahme G 3 verwirklicht werde, dann müsse die Retentionsaus-
gleichsfläche auch als naturschutzrechtlicher Ausgleich gewertet werden.
Der Bayerische Bauernverband verwies in diesem Zusammenhang auch
noch auf die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes. Danach könn-
ten statt Ausgleichsmaßnahmen - hier in Form von Magerflächen - de facto
rechtlich problemlos gleichwertige Ersatzmaßnahmen - hier in Form von
Feuchtflächen - geschaffen werden (vgl. Niederschrift, S. 6).
Der Vorhabensträger betonte dagegen beim Erörterungstermin am
19.11.2009 in Karlstadt zu Recht, dass bei der Auswahl der Ausgleichsflä-
chen von den verlorengegangenen und betroffenen Lebensräumen auszu-
gehen sei. Beim Ausbau der B 27 sind Trocken- und Magerlebensräume
betroffen, die auf der im Vergleich zu bisher noch feuchteren Fläche G 3
nicht wiederhergestellt werden können. Daher ist die sonst angestrebte und
übliche Doppelnutzung von Retentionsraumausgleichsflächen auch als na-
turschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen bei diesem Vorhaben ge-
rade nicht möglich (vgl. Niederschrift, S. 6 f.).
Die höhere Naturschutzbehörde stellte in diesem Zusammenhang mit
Schreiben vom 17.12.2009 fest, dass die für den Retentionsausgleich vor-
gesehenen Flächen (Gestaltungsmaßnahme G 3) intensiv genutztes Grün-
land sind. Nach der beantragten Planung werden sie nach dem Bodenab-
trag ebenfalls wieder ohne Einschränkung als Grünland nutzbar sein, für
eine Anerkennung als Kompensationsmaßnahme fehlt somit eine natur-
schutzfachliche Aufwertung der Flächen. Um eine Aufwertung der Fläche
zu erreichen, wäre es nötig, eine Abgrabung bis dicht über Grundwasserni-
veau (ca. 30 cm) vorzunehmen, dabei eine unregelmäßige Oberflächen-
struktur zu schaffen und eine ungestörte Sukzession zu Auwald zu gewähr-
leisten. Dabei dürften lediglich steuernde Eingriffe bei Aufkommen uner-
wünschter Arten (z.B. Pappel) sowie gegebenenfalls Maßnahmen zur Ver-
kehrssicherungspflicht an der Bahnlinie vorgenommen werden.
Der Vorhabensträger entgegnete darauf mit Schreiben vom 14.01.2010,
dass bei Realisierung von Ersatzmaßnahmen auf der Gestaltungsfläche
G 3 statt auf den Flächen der Ausgleichsmaßnahme A 2 zugleich Maß-
nahmen zum Ausgleich direkter und indirekter Beeinträchtigungen des
FFH-Gebietes ersatzlos entfallen würden. Dies gelte sinngemäß auch für
die Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltungszustandes der vom Eingriff
betroffenen streng geschützten Arten. Aspekte des speziellen Artenschut-
zes und des FFH-Gebietsschutzes seien bei den Ausführungen der höhe-
- 143 -
ren Naturschutzbehörde nicht näher behandelt. Es sei fraglich, ob die Rea-
lisierung von Ersatzmaßnahmen auf der Gestaltungsfläche G 3 anstelle der
Ausgleichsmaßnahme A 2 für die Ergebnisse der FFH-Verträglichkeit und
der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung unschädlich sei.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 verwies der Bayerische Bauern-
verband in diesem Zusammenhang auf die Novellierung des Bundesnatur-
schutzgesetzes vom 29.07.2009. Danach könnten statt Ausgleichsmaß-
nahmen - hier in Form von Magerflächen - de facto rechtlich problemlos
gleichwertige Ersatzmaßnahmen - hier in Form von Feuchtflächen - ge-
schaffen werden.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde kommt es damit nicht darauf an, ob
die Realisierung von Ersatzmaßnahmen auf der Gestaltungsfläche G 3 an-
stelle der Ausgleichsmaßnahme A 2 für die artenschutzrechtliche oder
FFH-rechtliche Prüfung entscheidend ist. Die vom Bayerischen Bauernver-
band angesprochene Neuregelung des Bundesnaturschutzgesetzes tritt
(§ 15 Abs. 2) erst mit Wirkung vom 01.03.2010 in Kraft (vgl. Art. 27 des
Gesetzes zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Land-
schaftspflege vom 29.07.2009, BGBl I S. 2542). Daher kann sie im gegen-
ständlichen Verfahren nicht zur Anwendung kommen. Es gilt hier - als strikt
zu beachtendes Recht - weiterhin der Vorrang von Ausgleichsmaßnahmen
(Art. 6 a Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG), weshalb - wie hier - dann von mögli-
chen Ersatzmaßnahmen abzusehen ist, wenn ein naturschutzrechtlicher
Ausgleich möglich ist, weshalb es nicht möglich war, dem Vorhabensträger
anstelle der Ausgleichsmaßnahme A 2 die Schaffung einer Ersatzmaß-
nahme aufzuerlegen.
Zur Ausgleichsmaßnahme A 2 führte der Bayerische Bauernverband mit
Schreiben vom 05.06.2009 aus, dass es sich dabei um gut zu bewirtschaf-
tendes Ackerland im Privatbesitz handle, was auch so bleiben solle. Bei
Berücksichtigung der Retentionsfläche sei der notwendige Ausgleich für
Natur und Landschaft an anderer Stelle erbracht. Außerdem werde in Un-
terlage 12.1 ausgeführt, dass große Bereiche ehemaliger Hutungen, Halb-
trockenrasen und Magerrasen in der Vergangenheit aufgelassen und in-
zwischen verbuscht oder bewaldet seien. Hinsichtlich der Ausgleichsziele
sehe es der Bayerische Bauernverband als vorrangig an, vor Umwandlung
bestehender Ackernutzung solche Bereiche in den aus Naturschutzsicht
besseren Zustand zurückzuführen. Eine Aufwertung solcher Altbestände,
aufgrund der Lage und der Bodenbeschaffenheit komme sicher auch eher
dem fachlichen Ziel entgegen als genutzter Acker. Wären die ehemaligen
Hutungsflächen landwirtschaftlich interessant gewesen, wären sie wohl
noch immer Grünland oder Acker. Unter diesen Umständen sei es nicht zu
rechtfertigen, Äcker aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, wäh-
- 144 -
rend es von Naturschutzseite nicht möglich sei, entsprechend wertvolle und
zielführende Flächen in der unmittelbaren Umgebung richtig zu pflegen. Ei-
ne Pflege und dauerhafte Sicherung über den Straßenbaulastträger sei
somit sowohl der Landwirtschaft als auch den naturschutzfachlichen Zielen
zuträglich. Als aus seiner Sicht nachrangige Alternative könnten statt der
Ausgleichsmaßnahme A 2 auch die Grundstücke Fl.Nrn. 5711 bis 5717/2
der Gemarkung Karlstadt als Kompensationsflächen vorgesehen werden.
Diese Flächen seien Äcker und nicht, wie im landschaftspflegerischen Kon-
fliktplan (Unterlage 12.2) eingezeichnet, intensives Grünland. Die Flächen
seien steiler und auch aufgrund der Ertragslage stillgelegt. Sie lägen zwi-
schen naturnahen Flächen und Ruderalflächen.
Hierzu führte der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 - mit
Blick auf die hier zu erfüllenden naturschutzfachlichen Anforderungen zu
Recht - aus, dass auch die Ausgleichsmaßnahme A 2 in dieser Form für
die naturschutzrechtliche Kompensation erforderlich ist und nicht durch die
Gestaltungsfläche G 3 ersetzt werden kann, da im Rahmen eines Aus-
gleichs Mager- und Trockenlebensräume, die an anderer Stelle verloren-
gehen, hier nicht hergestellt werden können. Mit der Ausgleichsmaßnahme
A 2 wird ein geschlossener Biotopverbund zwischen dem umgebenden
FFH-Gebiet und den außerhalb der Kompensationsfläche liegenden
schutzwürdigen Biotopen geschaffen. Damit können auch die Beeinträchti-
gungen von Lebensräumen und Arten im unmittelbaren funktionalen Zu-
sammenhang zum FFH-Gebiet ausgeglichen werden. Art. 6 a BayNatSchG
erfordert eine nicht nur unwesentliche, sondern vielmehr erhebliche sub-
stanzielle Aufwertung des Ausgangszustandes durch Maßnahmen des Na-
turschutzes und der Landschaftspflege. Den als Alternative vorgeschlage-
nen Grundstücken Fl.Nrn. 5711 bis 5712/2 der Gemarkung Karlstadt
kommt aufgrund ihrer aktuellen Vegetation (stillgelegte Ackerflächen zwi-
schen naturnahen Flächen und Ruderalflächen) offensichtlich bereits eine
höhere Bedeutung für Natur und Landschaft zu, die an der Eignung für
Kompensationsmaßnahmen zweifeln lässt. Zudem fehlt hier der sinnvolle
Anschluss zum FFH-Gebiet als Ausgleich der beeinträchtigten funktionalen
Beziehungen.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt brachte der Bayerische
Bauernverband wiederum vor, dass der Bereich der Ausgleichsmaßnahme
A 2 relativ eben und gut zu bewirtschaften sei. Es handele sich um stillge-
legte Ackerflächen. Es sei auch nicht in Ordnung, dass wieder Flächen sei-
tens des Vorhabensträgers einfach vorab gekauft würden, ohne den Plan-
feststellungsbeschluss abzuwarten. Dies sei im Vorfeld auch nicht mit Ver-
tretern des Bayerischen Bauernverbandes oder des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten abgestimmt worden. Er wolle, dass künftig bei
der Auswahl der naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen nicht nur der
Naturschutz, sondern auch diese beiden Stellen einbezogen würden.
- 145 -
Schon bei der Fläche A 1 würden Magerflächen durch Aufbringen des dort
eigentlich nicht vorhandenen Sandes geschaffen, Magerflächen müssten
daher nicht auch noch bei der Ausgleichsmaßnahme A 2 vorgesehen wer-
den (vgl. Niederschrift, S. 7 f.). Weiter wurde seitens des Bayerischen Bau-
ernverbandes hervorgehoben, dass die angesprochenen, vorgeschlagenen
Alternativbereiche als stillgelegten Ackerflächen eingetragen und auch so
zu werten seien. Da sie jederzeit von den Landwirten umgebrochen werden
könnten, seien sie wie eine normale Ackerscholle anzusehen. Wenn schon
naturschutzfachlich höherwertige Flächen zur Verfügung stünden, solle der
Vorhabensträger diese erwerben und dauerhaft pflegen. Es sei nicht erfor-
derlich, zusätzlich wertvolles Ackerland in Anspruch zu nehmen. Zur Lage
und zur Entfernung von FFH-Gebieten weist er auf die Ausdehnung als
lang gestreckte Kette von Teilflächen hin. Auch bei 100 m bis 200 m Ent-
fernung im Hangbereich seien die Flächen immer noch sehr gut für Aus-
gleichsmaßnahmen auch im Zusammenhang mit dem FFH-Gebiet geeig-
net. Die Inanspruchnahme der betroffenen Gründstücke für die Aus-
gleichsmaßnahme A 2 würde gerade mit Blick auf die bestehenbleibende
landwirtschaftliche Fläche daneben zu erheblichen Nachteilen für die
Landwirtschaft führen. Im Übrigen wurde auf andere Planfeststellungen
verwiesen, bei denen auch andere Flächen für Kompensationsmaßnahmen
herangezogen würden, etwa würden dort dauerhafte Pflegemaßnahmen in
die Kompensation mit aufgenommen werden.
Der Vorhabensträger hielt dem beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in
Karlstadt zutreffend entgegen, dass der Bedarf an Ausgleichsflächen nach
den insoweit maßgeblichen "Grundsätzen" ermittelt worden sind. Die Größe
des Bedarfs resultiert nicht nur aus der Verbreiterung der B 27, sondern
auch aus den Eingriffen durch den vorgesehenen öffentlichen Feld- und
Waldweg. Neben der betroffenen Flächengröße ist auch ihre naturschutz-
fachliche Qualität zu berücksichtigen. Betroffen sind hier Randbereiche des
FFH-Gebiets "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim", die
schon wegen ihrer Lage naturschutzfachlich sehr wertvoll sind. Des Weite-
ren sind weite Bereiche, die durch die gegenständliche Maßnahme über-
baut würden, als Biotop kartiert. Dies führt zu einem - angesichts der beein-
trächtigten Fläche - relativ hohen Bedarf an Ausgleichsflächen. Überwie-
gend werden Mager- und Trockenlebensräume (Streuobstbestände, zum
Teil mit alten Bäumen und zum Teil verbuscht) durch den Straßenausbau
in Anspruch genommen. Die Eingriffe in diese Mager- und Trockenlebens-
räume müssen an passender Stelle ausgeglichen werden. Zusätzlich sind
die Vorgaben aus der Untersuchung der FFH-Verträglichkeit der Ausbau-
maßnahme, die von der höheren Naturschutzbehörde bestätigt worden
sind, zu berücksichtigen. Aus diesen Punkten ergibt sich, dass die Aus-
gleichflächen eine möglichst große Nähe zu den beeinträchtigten Flächen
aufweisen müssen. Des Weiteren ist zu gewährleisten, dass sich der Erhal-
tungszustand der Lebensräume der in den beeinträchtigten Flächen vor-
- 146 -
kommenden geschützten Arten nicht verschlechtern dürfe. Die Fläche A 2
liegt direkt am FFH-Gebiet, das die Fläche A 2 teilweise umschließt. So
können im Kontakt zum FFH-Gebiet die Beeinträchtigungen von Natur und
Landschaft ausgeglichen werden. Zu den vom Bayerischen Bauernverband
vorgeschlagenen alternativen Flächen erklärte der Vorhabensträger weiter,
dass sie nicht im engen Zusammenhang zum FFH-Gebiet liegen und daher
den funktionalen Zusammenhang dazu nicht herstellen können. Im Übrigen
liegen sie schon länger brach. Der Naturschutz muss auf den aktuellen Be-
stand abstellen. Daher ist es schwierig, diesen Bereich noch als Aus-
gleichsflächen heranziehen zu können. Bei diesen Flächen ist schon eine
Entwicklung in naturschutzfachlich höherwertigere Zustände in Gang ge-
kommen. Insofern sind die Flächen nicht mehr wesentlich weiter aufwer-
tungsfähig und würden im Großen und Ganzen von den Naturschutzbehör-
den nicht als Ausgleichsflächen anerkannt werden. Wesentlich ist, dass für
den Ausgleich geeignete Flächen deutlich aufwertungsfähig sein müssen.
Besser dafür sind schlicht landwirtschaftlich genutzte Flächen geeignet.
Die höhere Naturschutzbehörde unterzog den Vorschlag des Bayerischen
Bauernverbandes hinsichtlich der Verlegung der Ausgleichsfläche A 2 einer
näheren Prüfung. Dabei stellte sie fest, dass sich die derzeit geplante Aus-
gleichsfläche A 2 auf als Acker genutzten Grundstücken in unmittelbarer
Nachbarschaft zum FFH-Gebiet 6124-372 befindet. Neben der Extensivie-
rung und Aufwertung der Flächen selbst übernehmen sie damit auch eine
Pufferfunktion für den angrenzenden Trockenhang und das FFH-Gebiet.
Aus naturschutzfachlicher Sicht sind die Grundstücke deshalb als Aus-
gleichsflächen gut geeignet. Die vom Bayerischen Bauernverband vorge-
schlagenen Alternativflächen auf den Grundstücken Fl.Nrn. 5711 bis 5713
der Gemarkung Karlstadt sind mit Krüppelschlehen und lockerem Gehölz-
bestand bewachsen, bei den übrigen Grundstücken handelt es sich um re-
lativ mageres Grünland, das in dem Randbereich mit Gebüsch bewachsen
ist. Die gehölzbestandenen Grundstücke könnten nicht als Ausgleichsflä-
chen anerkannt werden. Die Grundstücke Fl.Nrn. 5714 bis 5717/2 der Ge-
markung Karlstadt könnten mit Ausnahme der Hecken- und Gebüschantei-
le als Ausgleichsmaßnahmen anerkannt werden, wenn eine Pflege zur wei-
teren Aushagerung und Offenhaltung der Grundstücke erfolgen und auf
den Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln sowie auf Pflanzun-
gen verzichtet würde. Als Kompensationsfaktor könnte hier nach den
"Grundsätzen" lediglich 0,4 angesetzt werden, da die vorhandenen Flächen
schon eine relativ hohe Wertigkeit besitzen und der Maßnahmenumfang
selbst nur gering ist, d.h. eine nur geringe Aufwertung erfolgen kann. Die
vorgeschlagenen Grundstücke reichen demnach nicht aus, um die notwen-
dige Kompensation der Eingriffe zu bewirken. Die höhere Naturschutzbe-
hörde hielt mit überzeugender Argumentation fest, dass aus naturschutz-
fachlicher Sicht die in den Planfeststellungsunterlagen dargestellte Aus-
gleichsmaßnahme A 2 umzusetzen sei. Sie ersetzt den Großteil der beein-
- 147 -
trächtigten Biotope am ähnlichsten und erfüllt gleichzeitig eine Pufferfunkti-
on für die Trockenhänge und das angrenzende und durch die Baumaß-
nahme direkt bzw. indirekt betroffene FFH-Gebiet. Eine Heranziehung der
Gestaltungsmaßnahme G 3 mit entsprechenden Aufwertungsmaßnahmen
und Entwicklung zu Auwald aufgrund der andersartigen Ausprägung im
Vergleich zu den durch den Eingriff im Wesentlichen betroffenen Biotopen
ist nur als Ersatzfläche einzustufen.
Der Vorhabensträger wies mit Schreiben vom 14.01.2010 außerdem darauf
hin, dass die vom Bayerischen Bauernverband vorgeschlagenen Alternativ-
flächen hinsichtlich ihrer Fläche nicht ausreichen, um die geplante Aus-
gleichsmaßnahme A 2 zu ersetzen. Infolgedessen wären neue Flächen für
die naturschutzrechtliche Kompensation heranzuziehen, was wiederum da-
zu führen würde, dass die Grundstücke, die bisher nicht in Anspruch ge-
nommen werden sollten, herangezogen werden müssten, was wiederum zu
Interessenkonflikten mit der Landwirtschaft führen könnte.
Daher kann auch aus Sicht der Planfeststellungsbehörde von der beantrag-
ten Planung insoweit nicht abgewichen werden. Die Alternativflächen zur
Ausgleichsmaßnahme A 2 führen nicht zu einer entsprechenden Kompen-
sation des Eingriffes. Die Heranziehung der Gestaltungsmaßnahme G 3 mit
entsprechender Entwicklung zu Auwald widerspricht den Vorgaben des
Bayerischen Naturschutzgesetzes, wonach ein Eingriff vorrangig auszu-
gleichen ist (vgl. Art. 6 a Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG).
Schließlich werden auch die vorhabensbedingten Beeinträchtigungen des
Landschaftsbildes durch geeignete Maßnahmen grundsätzlich ausgegli-
chen (vgl. oben C 3.7.5.2.5.2 dieses Beschlusses; vgl. zum Ganzen auch
OVG Münster, Urteil vom 30.06.1999, Az. 7 a D 144/97.NE, NuR 2000,
173). Konkret erfolgt vorliegend eine landschaftsgerechte Neugestaltung
des Landschaftsbildes nach einem einheitlichen Konzept durch verschie-
dene optisch wirksame Maßnahmen, die zusammenwirken und sich ge-
genseitig ergänzen. Dabei dienen die Ausgleichsmaßnahmen aufgrund ih-
rer räumlichen Nähe zum Eingriffsort und der Art der geplanten Maßnahme
über ihre Funktionen für den Naturhaushalt hinaus der landschaftsgerech-
ten Neugestaltung des Landschaftsbildes im Sinne eines Ausgleichs (Dop-
pelfunktion, vgl. Grundsatz 9). Die vorgesehenen Flächen werden in Bezug
auf das Landschaftsbild in höherwertige Flächen so umgewandelt, wie sie
für den ursprünglichen Naturraum typisch sind. Sie haben auch eine das
Landschaftsbild optisch belebende und damit ausgleichende Bedeutung für
Störungen im Beziehungsgefüge des Landschaftsbildes.
Die vorgesehenen Maßnahmen sind geeignet, die Beeinträchtigungen in
einer Weise auszugleichen, dass nach Beendigung des Eingriffs im Sinne
einer landschaftsgerechten Neugestaltung ohne Preisgabe wesentlicher
- 148 -
Funktionen das optische Beziehungsgefüge des vorher vorhandenen Zu-
standes - geprägt durch das bestehende Verkehrsband der B 27 - in
größtmöglicher Annäherung fortgeführt wird, ohne dass auf Dauer schwer-
wiegende, nicht mehr landschaftsgerechte Veränderungen der Landschaft
zurückbleiben. Aus naturschutzrechtlicher Sicht ist es nicht erforderlich,
dass jegliche optische Umgestaltung unterbleibt. Gerade bei einer land-
schaftsgerechten Neugestaltung kann ein Ausgleich auch dann vorliegen,
wenn eine Veränderung und die Tatsache des Eingriffs sichtbar bleiben. Es
reicht, wenn - wie hier - die Beeinträchtigungen in landschaftsgerechter
Weise aufgefangen werden, sodass das Landschaftsbild nach der Neuge-
staltung in seinen ästhetischen Merkmalen den vergleichbaren Land-
schaftseinheiten im betroffenen Naturraum im Wesentlichen entspricht.
In der Planung ist eine Vielzahl von Festsetzungen getroffen, die auf einen
Ausgleich für die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes zielen (siehe
die landschaftspflegerischen Maßnahmenpläne, Unterlage 12.3). Aus-
schlaggebend ist nicht eine mathematische oder formalistische Sichtweise,
sondern die Benennung von konkret optisch wirksamen Maßnahmen in ei-
ner qualitativen Betrachtung. Die Veränderungen durch den Eingriff in das
Landschaftsrelief sowie die visuellen Zerschneidungs- und Trennwirkungen
bzw. deren Verstärkungen können insbesondere durch die landschaftsge-
rechte Einbindung der Trasse bzw. ihrer Erweiterung in die umgehende
Landschaft durch Maßnahmen wie z.B. geeignete Gehölzpflanzungen zur
Einbindung der Bauwerke und die Neugestaltung von Straßenbegleitflä-
chen sowie der Gestaltung von Ausgleichs- bzw. Ersatzflächen in einer für
den ursprünglichen Naturraum typischen Weise aufgefangen werden. Im
Ergebnis wird das Landschaftsbild durch die gesamten Regelungen, die für
das Landschaftsbild relevant sind, im Sinne eines Ausgleichs landschafts-
gerecht neu gestaltet, zumal es vorliegend um den Ausbau einer beste-
henden, das Landschaftsbild prägenden Bundesstraße geht.
Die zuständigen Naturschutzbehörden haben ihr Einvernehmen zu der
Planung erteilt. Weder aus den im Verfahren eingegangenen Stellungnah-
men und Einwendungen noch aus sonstigen Erkenntnissen ergeben sich
für die Planfeststellungsbehörde begründete Zweifel an der Funktion und
Eignung der landschaftspflegerischen Maßnahmen.
3.7.5.2.5.7 Erforderlichkeit der Ausgleichsmaßnahmen, Enteignungsmöglichkeit
Ausgleichs- und Gestaltungsmaßnahmen sind integrierter Bestandteil der
Planfeststellung und daher fachlich und rechtlich notwendig. Sie sollen die
Funktionen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes im betroffenen
Natur- und Landschaftsraum, die durch den Eingriff gestört wurden, gleich-
artig bzw. gleichwertig gewährleisten. Da ein räumlich-funktionaler Zusam-
menhang mit den Beeinträchtigungen bestehen muss, können nicht belie-
- 149 -
bige Flächen verwendet werden. Die vom Vorhabensträger vorgesehenen
Ausgleichs- und Gestaltungsmaßnahmen sind zur Verwirklichung des
Kompensationskonzepts, das der landschaftspflegerischen Begleitplanung
zugrunde liegt, sowohl nach ihrer Art als auch nach ihrem Umfang und
Standort erforderlich.
Da das Vorhaben in der Regel nur zugelassen werden darf, wenn die
Durchführung der Kompensationsmaßnahmen rechtlich sichergestellt ist,
besteht für die Grundstücke und Teilflächen, auf denen solche Maßnahmen
erforderlich sind, grundsätzlich die Möglichkeit bzw. Notwendigkeit der Ent-
eignung oder Zwangsbelastung (BVerwG, Urteil vom 23.08.1996,
Az. 4 A 29.95, DVBl. 1997, 68; Beschluss vom 17.02.1997, Az. 4 VR 17.96,
LKV 1997, 328; Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage
I 8/2006, Rd.Nr. 542). Was für Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen gilt,
beansprucht gleichermaßen Geltung für Vermeidungsmaßnahmen, die als
erste Stufe ein integraler Bestandteil der Eingriffsregelung sind (BVerwG,
Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006,
Rd.Nr. 542).
Die von dieser Enteignungsmöglichkeit im Einzelnen betroffenen Grundstü-
cke sind in den Grunderwerbsunterlagen (Unterlage 14) aufgeführt. Der
Träger der Straßenbaulast erhält damit, ebenso wie für die Straßenbe-
standteile, das Enteignungsrecht. Er behält aber die Möglichkeit zu späte-
ren Änderungen im Einvernehmen mit der Planfeststellungsbehörde (vgl.
z.B. Art. 76 BayVwVfG). Auf die Belange der Eigentümer wird dabei Rück-
sicht genommen.
3.7.5.2.5.8 Biotope streng geschützter Arten
Die Realisierung der verfahrensgegenständlichen Baumaßnahme lässt
auch nicht erwarten, dass Biotope (Art. 2 c BayNatSchG i.V.m. § 10 Abs. 1
Nr. 2 BNatSchG) zerstört werden, die für die dort wild lebenden Tiere und
Pflanzen der streng geschützten Arten nicht ersetzbar sind. Andernfalls wä-
re der Eingriff nur zulässig, wenn er aus zwingenden Gründen des über-
wiegenden öffentlichen Interesses gerechtfertigt ist (Art. 6 a Abs. 2 Satz 2
BayNatSchG). Sofern eine Art nach Anhang IV der FFH-RL betroffen ist,
muss außerdem ein günstiger Erhaltungszustand der Populationen in ihrem
natürlichen Verbreitungsgebiet gewährleistet und es darf keine zumutbare
Alternative vorhanden sein (Art. 6 a Abs. 2 Satz 3 BayNatSchG).
"Streng geschützte Arten" in diesem Sinne sind - eine Landesartenschutz-
verordnung ist noch nicht erlassen - die in Anhang A der Verordnung (EG)
Nr. 338/97, in Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG oder in einer Rechts-
verordnung nach § 52 Abs. 2 BNatSchG aufgeführten besonders geschütz-
- 150 -
ten Arten (Art. 2 c BayNatSchG i.V.m. § 10 Abs. 2 Nr. 11 BNatSchG; vgl.
auch § 1 i.V.m. Anlage 1, Spalte 3 BArtSchV).
Die Vorschrift des Art. 6 a Abs. 2 Satz 2 BayNatSchG kommt jedoch nur
unter der Voraussetzung zur Anwendung, dass
- es sich nicht um Individuen handelt, die sich nur zufällig und vorüberge-
hend auf der Fläche aufhalten,
- die für die gefundenen Arten typischen Standorteigenschaften vorhan-
den sind,
- es sich nicht nur um unwesentliche Beschränkungen des Lebensraums
handelt ("zerstört“) und
- der Lebensraum nicht "ersetzbar“ ist, d.h. er muss für das Überleben der
dortigen Population unverzichtbar sein.
Vorkommen streng geschützter Gefäßpflanzen und Flechten ohne gemein-
schaftsrechtlichen Schutzstatus lassen sich für das Untersuchungsgebiet
sicher ausschließen. Die relevanten Arten haben ihr Verbreitungsgebiet
außerhalb des betroffenen Naturraums Mainfränkische Platten bzw. kom-
men im Untersuchungsgebiet aufgrund des Fehlens der erforderlichen
Standorte nicht vor. Der Ausdauernde Lein konnte bei der Bestandsauf-
nahme im Untersuchungsgebiet nicht nachgewiesen werden. Der Tatbe-
stand des Art. 6 a Abs. 2 Satz 2 BayNatSchG ist daher hinsichtlich wild
wachsender Pflanzen der streng geschützten Arten nicht einschlägig.
Das Vorkommen relevanter Tierarten der Artengruppen Libellen, Heu-
schrecken, Käfer, Nachtfalter, Krebse, Spinnen und Muscheln im Untersu-
chungsgebiet, die streng geschützt sind, jedoch keinen europarechtlichen
Schutzstatus haben, lässt sich weitgehend ausschließen. Lediglich für den
Langfühlerigen Schmetterlingshaft, einer Netzflügler-Art, besteht ein gesi-
cherter Nachweis im Untersuchungsgebiet, der Fetthennen-Bläuling, eine
Tagfalter-Art, kommt potenziell vor.
Der Langfühlerige Schmetterlingshaft ist im Untersuchungsgebiet in einer
teilweise verbuschten Brache am Fuß der Felswand nachgewiesen (im
Jahr 2000). Die Art besiedelt extrem trockenwarme, wenig bis teilweise
verbuschte Felshänge. Der Fundort befindet sich in etwa 20 m Entfernung
zum vorgesehenen öffentlichen Feld- und Waldweg. Weitere Fundorte sind
im Untersuchungsgebiet nicht bekannt, aber an vergleichbaren Standorten
zu vermuten.
- 151 -
Der Ort des Nachweises dieser Netzflügler-Art und die anderen vergleich-
baren optimalen Biotope am Fuß der Felswände und an den Hängen selbst
bleiben als Lebensraum unbeeinträchtigt erhalten und werden durch
Schutzmaßnahmen vor Beeinträchtigungen geschützt. Es handelt sich da-
her nicht um wesentliche Beschränkungen des Lebensraumes dieser Art.
Der Fetthennen-Bläuling ist im Untersuchungsgebiet nicht nachgewiesen,
gilt jedoch aufgrund seiner Habitatansprüche und seines Verbreitungsge-
bietes als potenziell vorkommende Art. Er besiedelt in besonders wärme-
begünstigten Lagen Felsbereiche und alte Weinbergsmauern, an denen
Fetthennen als Raupenfutterpflanze wachsen. Das unterfränkische Kern-
vorkommen liegt in den alten Weinbergen im Retzbachtal in 4 km Entfer-
nung zum Plangebiet.
Die potenziellen Biotope des Fetthennen-Bläulings in den Felswänden und
den Trockenmauern am Unterhang der Felsstufe sind vom gegenständli-
chen Eingriff nicht betroffen. Es kommt daher nicht zu einer Zerstörung von
Biotopen.
Daher ist für beide Arten davon auszugehen, dass Art. 6 a Abs. 2 Satz 2
BayNatSchG nicht einschlägig ist.
Im Übrigen wird auf Unterlage 12.4 Bezug genommen.
Unter Berücksichtigung der Ausführungen in Unterlage 12.4 (saP) und der
Darlegungen unter C 3.7.5.4 zum Artenschutz in diesem Beschluss lässt
sich festhalten, dass die Lebensräume der im Untersuchungsgebiet (poten-
ziell) vorkommenden streng geschützten Arten durch das verfahrensge-
genständliche Bauvorhaben entweder nicht, nicht unmittelbar oder nur ge-
ringfügig bzw. randlich betroffen werden. Bei Zugrundelegung der o.g. Kri-
terien kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass die vorhandenen
Beeinträchtigungen zu einer Zerstörung der betroffenen Biotope dieser
Tierarten führen bzw. die Lebensräume nicht ersetzbar sind.
Ergänzend lässt sich in diesem Zusammenhang ebenfalls feststellen, dass
die mit der verfahrensgegenständlichen Straßenbaumaßnahme verbunde-
nen positiven Wirkungen als "zwingende Gründe des überwiegenden öf-
fentlichen Interesses" selbst im Falle einer Zerstörung von Biotopen i.S.d.
Art. 6 a Abs. 2 Satz 2 BayNatSchG für die Zulässigkeit des Vorhabens
sprächen. Der Eingriff, der mit dem plangegenständlichen Vorhaben ver-
bunden ist, ist aus besonders wichtigen Gründen des Gemeinwohls not-
wendig. Die Abwägung ergibt, dass die Verwirklichung des plangegen-
ständlichen Vorhabens aus Gemeinwohlbelangen erforderlich ist, die so
gewichtig sind, dass sie sogar in Erfüllung der Qualifikationsmerkmale des
Art. 14 Abs. 3 Satz 1 GG eine Enteignung rechtfertigen. Strengere Erfor-
- 152 -
dernisse als aus Art. 14 Abs. 3 Satz 1 GG lassen sich aus Art. 6 a Abs. 2
Satz 2 BayNatSchG nicht ableiten (vgl. BVerwG, Urteil vom 16.03.2006,
Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 537). Da die einzelnen
Vorkommen der oben genannten Arten nach Anhang IV der FFH-RL auch
nach dem allenfalls randlichen Eingriff in ihren Lebensraum in einen gün-
stigen Erhaltungszustand verweilen werden und eine zumutbare Alternative
durch den Bestand der B 27 nicht ersichtlich ist (vgl. C 2.2.2 und C 3.5.3),
wären auch die Voraussetzungen i.S.d. Art. 6 a Abs. 2 Satz 3 BayNatSchG
erfüllt (vgl. dazu auch C 3.7.5.4).
3.7.5.2.6 Zwischenergebnis
Insgesamt ist als Zwischenergebnis festzuhalten, dass nach Realisierung
der landschaftspflegerischen Kompensationsmaßnahmen die durch die
Baumaßnahme verursachten unvermeidbaren Beeinträchtigungen von Na-
tur und Landschaft gemäß Art. 6 a Abs. 1 Satz 4 BayNatSchG vollständig
ausgeglichen werden. Da infolge des Eingriffs auch keine Biotope zerstört
werden, die für die dort lebenden Tiere und Pflanzen der streng geschütz-
ten Arten nicht ersetzbar sind, ist dieser im Ergebnis naturschutzrechtlich
zulässig.
3.7.5.2.7 Gesetzlich geschützte Biotope und Schutz besonderer Lebensstätten
Im Untersuchungsgebiet hat sich ein 10 m bis 50 m breiter, geschlossener
Auwald erhalten, der von einem galerieförmigen, abschnittsweise auch flä-
chigen Silberweiden-Auwald gebildet wird. Im Süden des Plangebietes sind
die Hecken des nahe verlaufenden Bahndamms mit dem Auwald ver-
schmolzen. In den Auwald sind Buhnenfelder eingebracht, die Bestandteil
des Plangebietes sind, während der Main selbst zum Untersuchungsgebiet
zählt. Die nährstoff- und artenreiche Krautschicht des Auwaldes geht in of-
fenen Stellen und an den Ufern des Mains und der Buhnenweiher in Röh-
richte und feuchte Hochstaudenfluren über. In den Buhnenweihern wach-
sen Teichrosen und bilden bereichsweise Schwimmblattvegetation aus.
Diese gewässerbegleitenden Lebensräume zählen zu den nach Art. 13 d
Abs. 1 Nrn. 1, 2 und 3 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotopen.
In Teilbereichen an den steilen Oberhängen der Maintalhänge, den Ein-
hängen der eingeschnittenen Talklingen und im Übergang zu den landwirt-
schaftlich genutzten Platten der Hochfläche haben sich naturnahe Wälder
erhalten. Auf kalkreichen, flachgründigen und trockenen Standorten handelt
es sich dabei um wärmeliebende Buchenwälder bzw. mitteleuropäische
Orchideen-Kalk-Buchenwälder, die dem Schutz des Art. 13 d Abs. 1 Nr. 5
BayNatSchG unterliegen.
- 153 -
An den Maintalhängen befindet sich ein bedeutender Lebensraumkomplex,
der sich aus Felsheiden, Kalkmagerrasen, trockener Initialvegetation, Initi-
algebüschen, mesophilen Gebüschen und mageren Altgrasbeständen zu-
sammensetzt. Felsvegetation und Magerrasen, die dort vorkommen, sind
nach Art. 13 d Abs. 1 Nr. 4 BayNatSchG besonders geschützt.
Ein weiterer wertvoller Lebensraumkomplex befindet sich am Unter- und
Mittelhang des Kalvarienbergs. Dort hat sich zwischen kleinräumig land-
wirtschaftlich genutzten Flächen ein dichtes Netz wegbegleitender und
hangparalleler Hecken erhalten. Kleinflächig findet sich Extensivgrünland,
Streuobstwiesen, Magerrasen und magere Altgrasbestände. Aus den ex-
tensiv genutzten Beständen haben sich nach Brachfallen über Sukzession
flächige Gebüsche entwickelt. Ein ähnlicher Lebensraum findet sich im
Südosten des Untersuchungsgebiets im Übergang vom steilen, weinbaulich
genutzten Oberhang der Maintalhänge zur landwirtschaftlich genutzten
Platte. Im Westen des Biotops haben sich an den Weinbergsbrachen
Fragmente der Magerrasen erhalten. Diese Magerrasen unterliegen dem
Schutz nach Art. 13 d Abs. 1 Nr. 4 BayNatSchG.
Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen Beein-
trächtigung solcher Biotope führen können, sind unzulässig (Art. 13 d
Abs. 1 BayNatSchG). Eine erhebliche Beeinträchtigung oder gar eine Zer-
störung sonstiger Biotope kann ausnahmsweise zugelassen werden, wenn
die Beeinträchtigungen der jeweiligen Standorteigenschaften für wild le-
bende Pflanzen und Tiere ausgeglichen werden können oder wenn die
Maßnahme aus überwiegenden Gründen des Allgemeinwohls notwendig ist
(Art. 13 d Abs. 2 Satz 1 BayNatSchG). Die Entscheidung über die Aus-
nahme wird durch die Entscheidung über eine nach anderen Vorschriften
erforderliche behördliche Gestattung ersetzt (Art. 13 d Abs. 2 Satz 2
BayNatSchG).
Im vorliegenden Fall ist davon auszugehen, dass nach Art. 13 d
BayNatSchG geschützte Biotope in einem Umfang von etwa 0,13 ha anla-
gebedingt verlorengehen.
Die Ermessensausübung im Rahmen der Abwägung des Art. 13 d Abs. 2
Satz 1 BayNatSchG ergibt, dass überwiegende Gründe des Gemeinwohls
für das Vorhaben sprechen. Die für das Vorhaben sprechenden Argumente
sind so gewichtig, dass sie aus Sicht der Planfeststellungsbehörde auch
einen Eingriff in gesetzlich geschützte Biotope rechtfertigen. Des Weiteren
ist festzuhalten, dass vorliegend ein vollständiger Ausgleich des Eingriffs
erreicht wird. Dabei ist es nicht zu beanstanden, dass angesichts der vor-
handenen naturschutzfachlichen Zielsetzungen der Eingriff in den Auwald
nicht durch die Schaffung eines Auwalds an anderer Stelle in der Nähe
ausgeglichen wird. In diesem Zusammenhang ist es naturschutzfachlich
- 154 -
wichtiger, die Ausgleichsmaßnahmen an den Anforderungen des dort vor-
handenen FFH-Gebietes zu orientieren, wie unter C 3.7.5.2.5.5 und
C 3.7.5.2.5.6 dargelegt wird. Des Weiteren ist eine angemessene Entwäs-
serung der Flächen der B 27 (und des parallel geführten öffentlichen Feld-
und Waldweges) auch für die Natur sinnvoll, weil auf diese Art und Weise
das Grundwasser geschützt werden kann und eine breitflächige Versicke-
rung eventuell schadstoffbelasteter Straßenabwässer nicht stattfindet. Ge-
rade dieser Aspekt kommt auch dem Auwald, in den eingegriffen wird, zu-
gute.
Entsprechendes gilt für die Ausnahme von den Verboten nach Art. 13 e
Abs. 1 BayNatSchG. Nach Nrn. 1 und 2 dieser Bestimmung ist es insbe-
sondere verboten, in der freien Natur Hecken, lebende Zäune, Feldgehölze
oder -gebüsche zu roden, abzuschneiden, zu fällen oder auf sonstige Wei-
se zu beeinträchtigen bzw. diese in der Zeit vom 1. März bis 30. September
zurückzuschneiden oder auf den Stock zu setzen. Auch ist nicht gänzlich
auszuschließen, dass im Zuge der Realisierung der Ausbaumaßnahme
sonstige Lebensstätten, die dem gesetzlichen Schutz des Art. 13 e Abs. 1
BayNatSchG unterliegen, beeinträchtigt werden.
Die materiell-rechtlichen Voraussetzungen für die Erteilung der im Hinblick
auf die mit der Baumaßnahme verbundenen Beeinträchtigungen erforderli-
chen Ausnahme, die ebenfalls von der planfeststellungsrechtlichen Kon-
zentrationswirkung erfasst wird, liegen jedoch vor (vgl. Art. 13 e Abs. 3
i.V.m. Art. 13 d Abs. 2 BayNatSchG). Das verfahrensgegenständliche Bau-
vorhaben ist aufgrund der mit ihm verbundenen positiven Auswirkungen
aus überwiegenden Gründen des Gemeinwohls gerechtfertigt. Dem Vorha-
bensträger wurden unter A 3.5.5 entsprechende Vorgaben gemacht, die ei-
nen Mindestschutz in Anlehnung an Art. 13 e Abs. 1 Nr. 2 BayNatSchG si-
cherstellen und, soweit sie darüber hinaus auch die Rodung von Bäumen
und Waldflächen zeitlich einschränken, gleichzeitig den Belangen des Ar-
tenschutzes Rechnung tragen (vgl. C 3.7.5.4). Zudem wird der mit der Bau-
maßnahme verbundene Eingriff in vollem Umfang kompensiert (vgl.
C 3.7.5.2.5.2).
3.7.5.3 Vereinbarkeit mit europäischem Habitatschutzrecht
Das Vorhaben ist mit den Zielen und Grundsätzen der FFH-RL (Fauna-
Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG) und den zu deren Umsetzung erlasse-
nen bundes- bzw. landesrechtlichen Vorschriften (§§ 32 ff. BNatSchG,
Art. 13 b f. und Art. 49 a BayNatSchG) vereinbar. Erhebliche Beeinträchti-
gungen von FFH-Gebieten in den für ihren Schutzzweck oder für ihre Er-
haltungsziele maßgeblichen Bestandteilen sind jedoch zu erwarten. Die
Voraussetzungen für eine Befreiung i.S.d. Art. 49 a Abs. 1 BayNatSchG lie-
gen aber vor.
- 155 -
Die FFH-RL hat zum Ziel, zur Sicherung der Artenvielfalt durch die Erhal-
tung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und
Pflanzen beizutragen (Art. 2 Abs. 1 FFH-RL). Auf Vorschlag der einzelnen
Mitgliedstaaten soll ein kohärentes europäisches ökologisches Netz be-
sonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung "Natura 2000" errichtet wer-
den (Art. 3 Abs. 1 FFH-RL).
Anhand festgelegter Kriterien (Anhang III der FFH-RL) und einschlägiger
wissenschaftlicher Informationen legt jeder Mitgliedstaat eine Liste von Ge-
bieten vor, in denen ein günstiger Erhaltungszustand bestimmter natürli-
cher Lebensraumtypen (Anhang I) und Habitate einheimischer Arten (An-
hang II) durch den Schutz gewährleistet werden soll (Art. 4 Abs. 1 FFH-
RL). Daraus abgeleitet wird von der Kommission eine Liste von Gebieten
mit gemeinschaftlicher Bedeutung festgelegt, die von den Mitgliedstaaten
als besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden (Art. 4 Abs. 2 FFH-RL).
Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung sind somit nur solche, die in die
Liste eingetragen sind (Art. 4 Abs. 5 FFH-RL). Die in Art. 6 Abs. 2 - 4 der
FFH-RL vorgesehenen Schutzmaßnahmen müssen nur für die Gebiete ge-
troffen werden, welche nach Art. 4 Abs. 2 Unterabsatz 3 der FFH-RL in die
von der EU-Kommission nach dem Verfahren des Art. 21 FFH-RL festge-
legte Liste der Gebiete aufgenommen worden sind, die als Gebiete von
gemeinschaftlicher Bedeutung ausgewählt wurden. Die Mitgliedstaaten der
EU sind allerdings gleichwohl nach der FFH-RL in Bezug auf - nicht in die-
ser Liste enthaltene - Gebiete, die aber als Gebiete von gemeinschaftlicher
Bedeutung bestimmt werden könnten und die in den der EU-Kommission
zugeleiteten nationalen Listen aufgeführt sind, insbesondere solche, die
prioritäre natürliche Lebensraumtypen oder prioritäre Arten beherbergen,
verpflichtet, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die im Hinblick auf das mit
der Richtlinie verfolgte Erhaltungsziel geeignet sind, die erhebliche ökologi-
sche Bedeutung, die diesen Gebieten auf nationaler Ebene zukommt, zu
wahren (EuGH, Urteil vom 13.01.2005, Rs. C-117/03, NVwZ 2005, 311).
Für eine angemessene Schutzregelung für in einer der EU-Kommission
übermittelten nationalen Liste nach Art. 4 Abs. 1 FFH-RL aufgeführte Ge-
biete ist es erforderlich, dass die Mitgliedstaaten keine Eingriffe zulassen,
die die ökologische Bedeutung dieser Gebiete ernsthaft beeinträchtigen
können. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Eingriff die Fläche des Ge-
bietes wesentlich verringern oder zum Verschwinden von in diesem Gebiet
vorkommenden prioritären Arten führen oder aber die Zerstörung des Ge-
bietes oder die Beseitigung seiner repräsentativen Merkmale zur Folge ha-
ben könnte. Dabei sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, nach den Vorschrif-
ten des nationalen Rechts alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um
Eingriffe zu verhindern, die die ökologischen Merkmale der Gebiete, die der
EU-Kommission gemeldet wurden, ernsthaft beeinträchtigen können
(EuGH, Urteil vom 14.09.2006, Rs. C-244/05, DVBl. 2006, 1439).
- 156 -
3.7.5.3.1 Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim"
Der Unterhang des Maintalhangs auf der Grundstücksgrenze der B 27, die
Felswand der Schaumkalkstufe und große Teile der Waldflächen auf den
Einhängen der zum Main führenden Klingen und auf der anschließenden
Hochfläche bilden die Teilfläche 03 des FFH-Gebietes "Maintalhänge zwi-
schen Gambach und Veitshöchheim", Nr. 6124-372, das gemäß Entschei-
dung der EU-Kommission vom 22.12.2009 in die Liste von Gebieten mit
gemeinschaftlicher Bedeutung aufgenommen wurde (vgl. ABl. EU Nr. L 30
vom 02.02.2010, Seite 120, Nr. DE6124372).
3.7.5.3.1.1 Aufgaben und Rechtsgrundlagen der Verträglichkeitsprüfung
Pläne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung des FFH-
Gebietes in Verbindung stehen oder hierfür nicht notwendig sind, die ein
solches Gebiet jedoch einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Plä-
nen und Projekten erheblich beeinträchtigen könnten, erfordern eine Prü-
fung auf Verträglichkeit mit den für dieses Gebiet festgelegten Erhaltungs-
zielen (Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL, § 34 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 10 Abs. 1
Nr. 11 BNatSchG, Art. 13 c Abs. 1 und Art. 49 a Abs. 1 BayNatSchG).
Die FFH-Verträglichkeitsprüfung hat also die Beurteilung der Verträglichkeit
eines Vorhabens mit den Erhaltungszielen eines Natura-2000-Gebietes
zum Ziel. Die Prüfung der Verträglichkeit eines Vorhabens ist erforderlich,
wenn erhebliche Beeinträchtigungen eines Natura-2000-Gebietes in seinen
für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen
nicht offensichtlich ausgeschlossen werden können. In der Verträglich-
keitsprüfung sind eine differenzierte Ermittlung von Beeinträchtigungen und
eine Beurteilung der Erheblichkeit dieser Beeinträchtigungen des maßgeb-
lichen Schutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutz-
zweck maßgeblichen Bestandteilen vorzunehmen (BMVBW, Leitfaden zur
FFH-Verträglichkeitsprüfung im Bundesfernstraßenbau, Ausgabe 2004,
Nr. 5.1 - Leitfaden FFH-VP -).
Dabei ist die Vorprüfung, die die Frage klärt, inwieweit das Gebot des
Art. 13 c Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG greift, von der eigentlichen Verträg-
lichkeitsprüfung zu unterscheiden, die in Art. 49 a Abs. 1 BayNatSchG ge-
regelt ist. Für das vorab zu prüfende Erfordernis einer FFH-
Verträglichkeitsprüfung von Vorhaben reicht es aus, dass die Wahrschein-
lichkeit oder die Gefahr besteht, dass sie das betreffende Gebiet erheblich
beeinträchtigen. Der notwendige Grad der Wahrscheinlichkeit ist dann er-
reicht, wenn anhand objektiver Umstände nicht ausgeschlossen werden
kann, dass ein Vorhaben das fragliche Gebiet in dieser Weise beeinträch-
tigt (BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05, NuR 2007, 336,
- 157 -
Rd.Nrn. 40 und 58). Daher bedarf es einer Prüfung der Verträglichkeit nur
bei der ernsthaft in Betracht kommenden Möglichkeit, dass erhebliche Be-
einträchtigungen eintreten. Diese Möglichkeit ist zu bejahen, wenn auf-
grund einer überschlägigen Prüfung Anhaltspunkte für die Wahrscheinlich-
keit erheblicher oder in ihren Auswirkungen oder nähere Prüfung nicht ab-
schätzbarer Beeinträchtigungen bestehen (Nr. 9 der GemBek des BayStMI
und anderer vom 04.08.2000, Nr. 62-8654.4-2000/21, AllMBl. S. 544).
Parallel zur B 27 liegt die Teilfläche 03 des FFH-Gebietes 6124-372 "Main-
talhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim". Nach Vorlage der nach-
richtlichen Unterlage 12.5 kam die Regierung von Unterfranken zu dem Er-
gebnis, dass Beeinträchtigungen für die FFH-Gebietsmeldung durch das
plangegenständliche Vorhaben selbst oder gegebenenfalls durch Summa-
tionswirkungen in Verbindungen mit anderen Projekten oder Plänen nicht
von vorneherein ausgeschlossen werden können. Es war daher eine Ver-
träglichkeitsprüfung durchzuführen (vgl. schon C 1.5).
Vorprüfung und eigentliche Verträglichkeitsprüfung sind dadurch verknüpft,
dass jeweils auf die Verträglichkeit der Pläne oder Projekte mit den für das
FFH- bzw. Vogelschutzgebiet festgelegten Erhaltungszielen abgestellt wird.
Pläne oder Projekte können in diesem Sinne ein Gebiet erheblich beein-
trächtigen, wenn sie drohen, die für dieses Gebiet festgelegten Erhaltungs-
ziele zu gefährden. Die zuständigen Stellen dürfen unter Berücksichtigung
der Prüfung auf Verträglichkeit mit den für das betreffende Gebiet festge-
legten Erhaltungszielen die Pläne oder Projekte nur dann zulassen, wenn
sie Gewissheit darüber erlangt haben, dass diese sich nicht nachteilig auf
dieses Gebiet als solches auswirken. Trägt das Ergebnis der Verträglich-
keitsprüfung diese Feststellung nicht, so drohen diese Pläne und Projekte
weiterhin die für das betreffende Gebiet festgelegten Erhaltungsziele zu ge-
fährden. Dadurch steht fest, dass sie dieses Gebiet erheblich beeinträchti-
gen können. Grundsätzlich ist somit jede Beeinträchtigung von Erhaltungs-
zielen erheblich und muss als Beeinträchtigung des Gebiets als solches
gewertet werden. Unerheblich dürften im Rahmen der Verträglichkeitsprü-
fung nur Beeinträchtigungen sein, die keine Erhaltungsziele nachteilig be-
rühren (BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05, NuR 2007, 336,
Rd.Nr. 41). Ergibt also die Prüfung der Verträglichkeit, dass das Projekt
einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen zu
erheblichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes oder des Europäischen
Vogelschutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutz-
zweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig (Art. 13 c
Abs. 2 BayNatSchG).
Die Verträglichkeitsprüfung stellt fest, ob das Ausbauvorhaben unter Be-
rücksichtigung von Maßnahmen zur Schadensbegrenzung einzeln oder im
Zusammenwirken mit anderen hinreichend verfestigten Plänen oder Projek-
- 158 -
ten (Summationswirkung) zu erheblichen Beeinträchtigungen des gemelde-
ten FFH-Gebietes "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim"
in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Be-
standteilen führen kann. Dabei dürfen zugunsten des Straßenbauvorha-
bens die vom Vorhabensträger geplanten oder im Rahmen der Planfest-
stellung behördlich angeordneten Schutz- und Kompensationsmaßnahmen
berücksichtigt werden, sofern sie während der Bauarbeiten und nach der
Eröffnung des Verkehrs sicherstellen, dass erhebliche Beeinträchtigungen
verhindert werden. Wenn durch Schutz- und Kompensationsmaßnahmen
gewährleistet ist, dass ein günstiger Erhaltungszustand der geschützten
Lebensraumtypen und Arten stabil bleibt, bewegen sich nachteilige Wir-
kungen des Vorhabens unterhalb der Erheblichkeitsschwelle. Das Schutz-
konzept erlaubt dann die Zulassung des Vorhabens. Es macht aus der
Sicht des Habitatschutzes nämlich keinen Unterschied, ob durch ein Vor-
haben verursachte Beeinträchtigungen von vorneherein als unerheblich
einzustufen sind oder ob sie diese Eigenschaft erst dadurch erlangen, dass
Schutzvorkehrungen angeordnet und getroffen werden. Fortbestehende
vernünftige Zweifel an der Wirksamkeit dieses Schutzkonzeptes stehen der
Zulassung eines Vorhabens nach Art. 13 c Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG bzw.
Art. 6 Abs. 3 Satz 2 FFH-RL entgegen. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung
kann ebensowenig mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden,
wenn ein durch das Vorhaben verursachter ökologischer Schaden durch
die in der Planfeststellung angeordnete Maßnahmen nur abgemildert wür-
de. Die dann allenfalls konfliktmindernden Vorkehrungen sind nur als "Aus-
gleichsmaßnahmen" (vgl. Art. 6 Abs. 4 FFH-RL) zu werten, die als Kohä-
renzsicherungsmaßnahmen nach Art. 49 a Abs. 4 BayNatSchG zu berück-
sichtigen sind, falls eine Abweichungsentscheidung getroffen werden soll
(BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05, NuR 2007, 336,
Rd.Nrn. 53 und 56).
Das gemeinschaftsrechtliche Vorsorgeprinzip verlangt dabei nicht, die FFH-
Verträglichkeitsprüfung auf ein "Null-Risiko" auszurichten. Dies wäre im
Gegenteil schon deswegen unzulässig, weil dafür ein wissenschaftlicher
Nachweis nie geführt werden könnte. Schon bei der Vorprüfung, ob eine
FFH-Verträglichkeitsprüfung geboten ist, müssen zumindest vernünftige
Zweifel am Ausbleiben von erheblichen Beeinträchtigungen bestehen. Eine
FFH-Verträglichkeitsprüfung ist somit nur erforderlich, wenn und soweit
derartige Beeinträchtigungen "nicht offensichtlich ausgeschlossen werden
können". Verbleibt sodann nach Abschluss einer FFH-Verträglich-
keitsprüfung kein vernünftiger Zweifel, dass derart nachteilige Auswirkun-
gen vermieden werden, ist das Vorhaben zulässig. Rein theoretische Be-
sorgnisse begründen von vorneherein keine Prüfungspflicht und scheiden
ebenso als Grundlage für die Annahme erheblicher Beeinträchtigungen
aus, die dem Vorhaben entgegengehalten werden können (BVerwG, Urteil
vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05, NuR 2007, 336, Rd.Nr. 60).
- 159 -
Die FFH-Verträglichkeitsprüfung setzt dabei die Berücksichtigung der be-
sten einschlägigen wissenschaftlichen Erkenntnisse voraus und macht so-
mit die Ausschöpfung aller wissenschaftlichen Mittel und Quellen erforder-
lich. Für den Gang und das Ergebnis der Verträglichkeitsprüfung gilt damit
der Sache nach eine Beweisregel des Inhalts, dass ohne Rückgriff auf
Art. 6 Abs. 4 FFH-RL die Planfeststellungsbehörde ein Vorhaben nur dann
zulassen darf, wenn sie zuvor Gewissheit darüber erlangt hat, dass dieses
sich nicht nachteilig auf das Gebiet als solches auswirkt. Die zu fordernde
Gewissheit liegt nur dann vor, wenn aus wissenschaftlicher Sicht kein ver-
nünftiger Zweifel daran besteht, dass solche Auswirkungen nicht auftreten
werden. In Ansehung des Vorsorgegrundsatzes ist dabei die objektive
Wahrscheinlichkeit oder die Gefahr erheblicher Beeinträchtigungen im
Grundsatz nicht anders einzustufen als die Gewissheit eines Schadens.
Wenn bei einem Vorhaben aufgrund der Vorprüfung nach Lage der Dinge
ernsthaft die Besorgnis nachteiliger Auswirkungen entstanden ist, kann
dieser Verdacht nur durch eine schlüssige naturschutzfachliche Argumen-
tation ausgeräumt werden, mit der ein Gegenbeweis geführt wird. Somit
genügen bei der FFH-Verträglichkeitsprüfung in dieser Hinsicht verbleiben-
de künftige Zweifel, um eine Abweichungsprüfung erforderlich zu machen.
Der Gegenbeweis der Unschädlichkeit eines Vorhabens misslingt zum ei-
nen, wenn die Risikoanalyse, -prognose und -bewertung nicht den besten
Stand der Wissenschaften berücksichtigt, zum anderen aber auch dann,
wenn die einschlägigen wissenschaftlichen Erkenntnisse derzeit objektiv
nicht ausreichen, jeden vernünftigen Zweifel auszuschließen, dass erhebli-
che Beeinträchtigungen vermieden werden. Derzeit nicht ausräumbare
wissenschaftliche Unsicherheiten über Wirkungszusammenhänge sind al-
lerdings dann kein unüberwindliches Zulassungshindernis, wenn das
Schutzkonzept ein wirksames Risikomanagement entwickelt hat. Außer-
dem ist es zulässig, mit Prognosewahrscheinlichkeiten und Schätzungen
zu arbeiten. Ein Beispiel für eine gängige Methode dieser Art ist auch der
Analogieschluss, mit dem bei Einhaltung eines wissenschaftlichen Stan-
dards bestehende Wissenslücken überbrückt werden. Zur Abschätzung der
Auswirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele des Gebietes können
häufig sog. Schlüsselindikatoren verwendet werden. Als Form der wissen-
schaftlichen Schätzung gängig ist ebenso eine Worst-Case-Betrachtung,
die im Zweifelsfall verbleibende negative Auswirkungen des Vorhabens un-
terstellt, denn dies ist nichts anderes als eine in der Wissenschaft aner-
kannte konservative Risikoabschätzung. Allerdings muss dadurch ein Er-
gebnis erzielt werden, das hinsichtlich der untersuchten Fragestellung "auf
der sicheren Seite" liegt (BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05,
NuR 2007, 336, Rd.Nrn. 62 und 64).
Dabei wird verlangt, dass bestehende wissenschaftliche Unsicherheiten
nach Möglichkeit auf ein Minimum reduziert werden. Dies macht die Aus-
- 160 -
schöpfung aller wissenschaftlichen Mittel und Quellen erforderlich, bedeutet
aber nicht, dass im Rahmen einer FFH-Verträglichkeitsprüfung For-
schungsaufträge zu vergeben sind, um Erkenntnislücken und methodische
Unsicherheiten der Wissenschaft zu beheben. Die FFH-RL gebietet viel-
mehr hier nur den Einsatz der besten verfügbaren wissenschaftlichen Mit-
tel. Zur anerkannten wissenschaftlichen Methodik gehört es in diesem Fall,
die nicht innerhalb angemessener Zeit zu schließenden Wissenslücken
aufzuzeigen und ihre Relevanz für die Befunde einzuschätzen. Diese Risi-
kobewertung kann die Funktion haben, im Zuge der FFH-Verträglichkeits-
prüfung Vorschläge für ein wirksames Risikomanagement zu entwickeln,
nämlich zu bestimmen, welche Maßnahmen angemessen und erforderlich
sind, um eine Verwirklichung des Risikos zu verhindern. Dabei ist - soweit
ein Monitoring erforderlich erscheint - der Standard für Umweltmanage-
mentsysteme zu beachten (BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05,
NuR 2007, 336, Rd.Nrn. 66).
In der vorliegenden, nachrichtlich den Planfeststellungsunterlagen beige-
fügten Unterlage 12.5 werden als Prüfaspekte die Lebensraumtypen nach
dem Anhang I der FFH-RL im "Wirkraum" (Raum, innerhalb welchem sich
die zu betrachtenden Projektwirkungen auf ein Natura-2000-Gebiet erge-
ben können) betrachtet. Sie bildet zusammen mit der Unterlage 12.1 die
fachliche Voraussetzung für die gegenständliche FFH-Verträglichkeits-
prüfung.
3.7.5.3.1.2 Übersicht über das Schutzgebiet und die für seine Erhaltungsziele maß-
geblichen Bestandteile
3.7.5.3.1.2.1 Übersicht über das Schutzgebiet
Der Untersuchungsraum der Verträglichkeitsprüfung, also der Raum, der
zur Beurteilung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele
der Schutzgebiete herangezogen werden muss, umfasst das gesamte be-
troffene FFH-Gebiet und darüber hinaus die Strukturen, Funktionen und
funktionalen Beziehungen außerhalb der Schutzgebiete, die für einen gün-
stigen Erhaltungszustand der Erhaltungsziele der Schutzgebiete unerläss-
lich sind (vgl. Nr. 5.2.3.1 Leitfaden FFH-VP).
Das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim"
umfasst eine Fläche von insgesamt 866 ha. Davon liegen 82 % im Land-
kreis Main-Spessart und die übrigen 18% im Landkreis Würzburg. Es ge-
hört zur kontinentalen biogeographischen Region.
- 161 -
3.7.5.3.1.2.2 Erhaltungsziele und Bedeutung des Schutzgebietes
Unter "Erhaltungsziele" versteht man die Erhaltung oder Wiederherstellung
eines günstigen Erhaltungszustandes der in Anhang I der FFH-RL aufge-
führten natürlichen Lebensräume und der in Anhang II dieser Richtlinie
aufgeführten Tier- und Pflanzenarten, die in einem Gebiet von gemein-
schaftlicher Bedeutung vorkommen bzw. der in Anhang I der V-RL aufge-
führten und der in Art. 4 Abs. 2 dieser Richtlinie genannten Vogelarten so-
wie ihrer Lebensräume, die in einem Europäischen Vogelschutzgebiet vor-
kommen (Art. 2 c BayNatSchG i.V.m. § 10 Abs. 1 Nr. 9 BNatSchG). Als Er-
haltungsziele eines Schutzgebietes gelten die konkreten Festlegungen zur
Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes
der dort vorkommenden Arten und Lebensräume der Anhänge I und II der
FFH-RL bzw. in Europäischen Vogelschutzgebieten der in Anhang I aufge-
führten Arten sowie der Vogelarten nach Art. 4 Abs. 2 der V-RL und ihrer
Lebensräume. Diese Arten und Lebensräume sind Gegenstand der Ver-
träglichkeitsprüfung, sofern sie als signifikant eingestuft werden. Arten, die
in anderen Anhängen beider Richtlinien aufgeführt sind oder als besondere
Arten der Fauna und Flora eines Gebietes im Standard-Datenbogen ge-
nannt werden, sind nicht Gegenstand der FFH-Verträglichkeitsprüfung, es
sei denn, sie bestimmen als charakteristische Arten der Lebensräume des
Anhangs I der FFH-RL die Erhaltungsziele mit.
Der "Erhaltungszustand eines natürlichen Lebensraumes" umfasst die Ge-
samtheit der Einwirkungen, die den betreffenden Lebensraum und die darin
vorkommenden charakteristischen Arten beeinflussen und die sich langfri-
stig auf seine natürliche Verbreitung, seine Struktur und seine Funktionen
sowie das Überleben seiner charakteristischen Arten im Natura-2000-
Gebiet auswirken können. Der Erhaltungszustand eines natürlichen Le-
bensraumes wird als günstig erachtet, wenn sein natürliches Verbreitungs-
gebiet sowie die Flächen, die er in diesem Gebiet einnimmt, beständig sind
oder sich ausdehnen, die für seinen langfristigen Fortbestand notwendige
Struktur und spezifischen Funktionen bestehen und in absehbarer Zukunft
wahrscheinlich weiter bestehen werden sowie der Erhaltungszustand der
für ihn charakteristischen Arten günstig ist (Art. 1 Buchst. e FFH-RL).
Der "Erhaltungszustand einer Art" umfasst die Gesamtheit der Einflüsse,
die sich langfristig auf die Verbreitung und die Größe der Populationen der
betreffenden Arten in dem Natura-2000-Gebiet auswirken können. Der Er-
haltungszustand wird als günstig betrachtet, wenn aufgrund der Daten über
die Populationsdynamik der Art anzunehmen ist, dass diese Art ein lebens-
fähiges Element des natürlichen Lebensraumes, dem sie angehört, bildet
und langfristig weiterhin bilden wird, das natürliche Verbreitungsgebiet die-
ser Art weder abnimmt noch in absehbarer Zeit vermutlich abnehmen wird
und ein genügend großer Lebensraum vorhanden ist und wahrscheinlich
- 162 -
weiterhin vorhanden sein wird, um langfristig ein Überleben der Population
dieser Art zu sichern (Art. 1 Buchst. i FFH-RL).
Bei den "maßgeblichen Bestandteilen eines Gebietes" i.S.d. § 34 Abs. 2
BNatSchG bzw. des Art. 13 c Abs. 2 BayNatSchG handelt es sich um das
gesamte ökologische Arten-, Strukturen-, Standortfaktoren- und Bezie-
hungsgefüge, das für die Wahrung bzw. Wiederherstellung eines günstigen
Erhaltungszustandes der Lebensräume und Arten von Bedeutung ist. Maß-
gebliche Bestandteile sollen bei der Formulierung der Erhaltungsziele kon-
kret benannt sein.
Es wird unterschieden zwischen den Erhaltungszielen und dem Schutz-
zweck eines Gebietes. Beide sind durch die zuständige Fachbehörde fest-
zulegen und in der Verträglichkeitsprüfung zu berücksichtigen. Mit den Er-
haltungszielen wird festgelegt, für welche Lebensräume bzw. Arten eines
Gebietes ein günstiger Erhaltungszustand erhalten oder wiederhergestellt
werden soll. Sie sind somit von besonderer Bedeutung bei der Meldung
des Gebietes. Der Schutzzweck ergibt sich aus den Vorschriften über das
Schutzgebiet, nachdem die Länder die in der Liste der Gebiete gemein-
schaftlicher Bedeutung eingetragenen Gebiete zu Schutzgebieten i.S.d.
§ 22 Abs. 1 BNatSchG erklärt haben. Sobald diese Erklärung erfolgt ist, er-
geben sich die Maßstäbe für die Verträglichkeit aus dem jeweils bestimm-
ten Schutzzweck und den zur Erreichung des Schutzzwecks erlassenen
Vorschriften (§ 34 Abs. 1 BNatSchG). Der Schutzzweck bestimmt sich ent-
sprechend der jeweiligen Erhaltungsziele (§ 33 Abs. 3 BNatSchG). Die Er-
haltungsziele entfalten Rechtswirkung, d.h., sie sind Maßstab für die FFH-
Verträglichkeitsprüfung, solange und soweit Rechtskonkretisierungen in
Form von Schutzgebietserklärungen nach Landesrecht i.S.d. § 33 Abs. 2
i.V.m. § 22 Abs. 1 BNatSchG oder ein gleichwertiger Ersatz nach § 33
Abs. 4 BNatSchG (noch) nicht vorliegen.
Die Festlegung der Erhaltungsziele ist grundsätzlich Aufgabe der zuständi-
gen Fachbehörde. Nach der Ausweisung der Natura-2000-Gebiete wird
von den zuständigen Fachbehörden für jedes Gebiet ein Entwicklungskon-
zept ausgearbeitet, in welchem die benannten Erhaltungsziele weiter kon-
kretisiert werden und in dem die für diese Ziele maßgeblichen Pflege- und
Entwicklungsmaßnahmen dargestellt sind. Soweit dies noch nicht erfolgt
ist, bilden die für jedes Schutzgebiet im jeweiligen Standard-Datenbogen
zusammengestellten Gebietsbeschreibungen und sonstige Angaben zur
Beurteilung des Gebiets die maßgebende Grundlage (vgl. Nr. 5.2.3.2 Leit-
faden FFH-VP). Zu beachten ist dabei, dass Prüfmaßstab für eine FFH-
Verträglichkeitsprüfung nur die Erhaltungsziele sind, nicht etwaige im Ma-
nagementplan vorgeschlagene Maßnahmen (Gem. Schreiben der OBB im
BayStMI und des BayStMUGV vom 17.05.2005, Nr. IID2/IIB2-4382-002/03
bzw. 62-U8629.70-2005/2).
- 163 -
Daher bleibt es beim Allgemeinen besteht das Ziel der Erhaltung oder Wie-
derherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der in einem Gebiet
von gemeinschaftlicher Bedeutung vorkommenden Lebensräume nach An-
hang I und Arten nach Anhang II der FFH-RL (Art.2 c BayNatSchG i.V.m.
§ 10 Abs. 1 Nr. 9 BNatSchG). Dieses Ziel wurde die zuständigen Stellen
inzwischen konkretisiert, worauf im Zusammenhang mit der Betrachtung
der Verträglichkeit im Einzelnen eingegangen wird. Für alle Lebensraumty-
pen ist jedoch als übergeordnetes gebietsbezogenes Erhaltungsziel festge-
legt, dass auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Trockenvegetati-
onskomplexe auf Steilhängen und Kuppen des rechtsseitigen Prallufers
des Mains mit Magerrasen, Schuttfluren, Trockengebüschen und wärme-
liebenden Wäldern als landesweit bedeutsame Trockenstandorte und
Zeugnis traditioneller Kulturlandschaft mit Weinbergslebensräumen und
ehemals beweideten Trockenhängen hingewirkt werden soll.
3.7.5.3.1.2.2.1 Überblick über die Lebensräume des Anhangs I der FFH-RL
Der Anteil des Lebensraumtyps Dünen mit offenen Grasflächen mit Cory-
nephorus und Agrostis (LRT 2330) weist im gegenständlichen FFH-Gebiet
einen Anteil von weniger als 1 % auf. Er besitzt eine gute Repräsentativität
(B), die relative Fläche des Lebensraumtyps bezogen auf den gesamten
Bestand dieses Lebensraumtyps in Deutschland beträgt weniger als 2 %
(C). Der Erhaltungszustand wird als gut bzw. die Wiederherstellung in kur-
zen bis mittleren Zeiträumen als möglich angesehen (B). Die Bedeutung
des FFH-Gebietes für den Erhalt dieses Lebensraumtyps bezogen auf
Deutschland wird als mittel (C) eingestuft.
Mit einem Flächenanteil von 9 % innerhalb des FFH-Gebietes besitzt der
Lebensraumtyp Formationen mit Juniperus communis auf Kalkheiden und
-rasen (LRT 5130) eine gute Repräsentativität (B). Die relative Fläche des
Lebensraumtyps bezogen auf den gesamten Bestand in Deutschland be-
trägt weniger als 2 % (C), sein Erhaltungszustand wird als gut bzw. die
Wiederherstellung in kurzen bis mittleren Zeiträumen als möglich eingestuft
(B). Das gegenständliche FFH-Gebiet ist für den Erhalt dieses Lebens-
raumtyps bezogen auf Deutschland in der Gesamtbeurteilung als hoch (B)
einzustufen.
Der prioritäre Lebensraumtyp Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen
(Alysso-Sedion albi) umfasst nur 2 % des gegenständlichen FFH-Gebietes.
Der LRT 6110 besitzt hier aber eine hervorragende Repräsentativität (A).
Die relative Fläche dieses Lebensraumtyps bezogen auf den gesamten
Bestand in Deutschland beträgt 2 % bis 15 % (B), sein Erhaltungszustand
wird im gegenständlichen Gebiet als gut bzw. die Wiederherstellung in kur-
zen bis mittleren Zeiträumen als möglich eingestuft (B). In der Gesamtbeur-
- 164 -
teilung der Bedeutung des gegenständlichen Natura-2000-Gebietes für den
Erhalt dieses Lebensraumtyps wird die Einstufung mit hoch (B) vorgenom-
men.
Der ebenfalls prioritäre Lebensraumtyp Trockene, kalkreiche Sandrasen
(LRT 6120) umfasst im gegenständlichen FFH-Gebiet weniger als 1 % der
Fläche. Seine Repräsentativität wird mit gut (B) angegeben. Seine relative
Fläche bezogen auf den gesamten Bestand in Deutschland beträgt weniger
als 2 % (C). Der Erhaltungszustand wird als gut bzw. die Wiederherstellung
in kurzen bis mittleren Zeiträumen als möglich eingestuft (B). Das gegen-
ständliche FFH-Gebiet hat für den Erhalt dieses Lebensraumtyps in
Deutschland eine hohe (B) Bedeutung.
14 % der gesamten Fläche des FFH-Gebietes umfasst der Lebensraumtyp
naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-
Brometalia). Der LRT 6210 besitzt im gegenständlichen FFH-Gebiet eine
hervorragende Repräsentativität (A), seine relative Fläche bezogen auf den
gesamten Bestand in Deutschland beträgt jedoch weniger als 2 % (C). Der
Erhaltungszustand wird als sehr gut, unabhängig von der Wiederherstel-
lungsmöglichkeit eingestuft (A), die Bedeutung des FFH-Gebietes für den
Erhalt dieses Lebensraumtyps bezogen auf Deutschland wird als hoch (B)
eingeordnet.
12 % der Fläche des gegenständlichen FFH-Gebietes macht der Lebens-
raumtyp Magere Flachlandmähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba
officinialis) aus. Der LRT 6510 besitzt hier eine gute Repräsentativität (B),
die relative Fläche des Lebensraumtyps bezogen auf den gesamten Be-
stand in Deutschland beträgt hier weniger als 2 % (C). Sein Erhaltungszu-
stand wird als gut bzw. die Wiederherstellung in kurzen bis mittleren Zeit-
räumen als möglich eingestuft (B), in der Gesamtbeurteilung hat das ge-
genständliche FFH-Gebiet für den Erhalt dieses Lebensraumtyps in
Deutschland eine hohe Bedeutung (B).
Der Lebensraumtyp Kalktuffquellen (Cratoneurion) umfasst im gegenständ-
lichen Natura-2000-Gebiet weniger als 1 % der Fläche. Er besitzt eine her-
vorragende Repräsentativität (A), der LRT 7220 hat hier bezogen auf den
gesamten Bestand dieses Lebensraumtyps in Deutschland weniger als 2 %
relative Fläche (C). Sein Erhaltungszustand wird als gut bzw. die Wieder-
herstellung in kurzen bis mittleren Zeiträumen als möglich eingeordnet (B),
die Bedeutung des gegenständlichen FFH-Gebietes für den Erhalt dieses
Lebensraumtyps bezogen auf Deutschland ist als mittel anzusehen (C). Es
handelt sich hierbei um einen prioritären Lebensraum.
Der ebenfalls prioritäre Lebensraum Kalkhaltige Schutthalden der colinen
bis montanen Stufe Mitteleuropas (LRT 8160) hat im gegenständlichen
- 165 -
FFH-Gebiet ebenfalls einen Flächenanteil von weniger als 1 %. Er besitzt
aber eine hervorragende Repräsentativität (A), seine relative Fläche bezo-
gen auf den gesamten Bestand dieses Lebensraumtyps in Deutschland be-
trägt weniger als 2 % (C). Sein Erhaltungszustand wird als sehr gut, unab-
hängig von der Wiederherstellungsmöglichkeit (A) angesehen, die Bedeu-
tung des FFH-Gebietes für den Erhalt dieses Lebensraumtyps in Deutsch-
land ist sehr hoch (A).
Der Lebensraumtyp Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8210) um-
fasst ebenfalls weniger als 1 % der Fläche des gegenständlichen FFH-
Gebietes. Er besitzt ebenfalls eine hervorragende Repräsentativität (A),
seine relative Fläche bezogen auf den gesamten Bestand in Deutschland
beträgt hier weniger als 2 % (C). Sein Erhaltungszustand wird mit sehr gut,
unabhängig von der Wiederherstellungsmöglichkeit (A) angegeben, die
Bedeutung des gegenständlichen Natura-2000-Gebietes für den Erhalt die-
ses Lebensraumtyps wird als hoch (B) eingestuft.
Der Lebensraumtyp Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8220), der
weniger als 1 % der Fläche des FFH-Gebietes umfasst, besitzt eine hervor-
ragende Repräsentativität (A). Seine relative Fläche bezogen auf den ge-
samten Bestand in Deutschland beträgt hier weniger als 2 % (C). Der Er-
haltungszustand wird als gut bzw. die Wiederherstellung in kurzen bis mitt-
leren Zeiträumen als möglich eingestuft (B). Das FFH-Gebiet hat für den
Erhalt dieses Lebensraumtyps in Deutschland eine hohe Bedeutung (B).
Der Lebensraumtyp Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) umfasst im
gegenständlichen FFH-Gebiet ebenfalls weniger als 1 % der Fläche. Der
LRT 9110 besitzt hier eine gute Repräsentativität (B), seine relative Fläche
bezogen auf den gesamten Bestand in Deutschland beträgt hier weniger
als 2 % (C). Der Erhaltungszustand wird als gut bzw. die Wiederherstellung
in kurzen bis mittleren Zeiträumen als möglich eingeordnet (B), das FFH-
Gebiet weist für den Erhalt des Lebensraumtyps bezogen auf Deutschland
eine mittlere Bedeutung auf (C).
Der Lebensraumtyp Waldmeister-Buchenwälder (Asperulo-Fagetum) um-
fasst 15 % der Fläche des FFH-Gebietes. Der LRT 9130 besitzt hier eine
gute Repräsentativität (B), seine relative Fläche bezogen auf den gesamten
Bestand in Deutschland beträgt weniger als 2 % (C). Sein Erhaltungszu-
stand wird als gut bzw. die Wiederherstellung in kurzen bis mittleren Zeit-
räumen als möglich eingestuft (B). Das FFH-Gebiet weist für den Erhalt
dieses Lebensraumtyps bezogen auf Deutschland nur eine mittlere Bedeu-
tung auf (C).
Weniger als 1 % der Fläche des FFH-Gebietes macht der Lebensraumtyp
9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalkbuchenwald (Cephalanthero-
- 166 -
Fagion) aus. Er besitzt hier eine gute Repräsentativität (B), sein Anteil be-
zogen auf den gesamten Bestand in Deutschland beträgt weniger als 2 %
(C). Der Erhaltungszustand ist gut bzw. die Wiederherstellung in kurzen bis
mittleren Zeiträumen möglich (B). Das gegenständliche FFH-Gebiet hat ei-
ne mittlere Bedeutung für den Erhalt des Lebensraumtyps bezog auf
Deutschland (C).
3.7.5.3.1.2.2.2 Überblick über die Arten des Anhangs II der FFH-RL
Nachfolgend genannte Arten nach Anhang II der FFH-RL sind im Standard-
Datenbogen berücksichtigt:
Die Bechsteinfledermaus (Kennziffer 1323) bevorzugt als typische Waldfle-
dermaus große, mehrschichtige, teilweise feuchte Laub- und Mischwälder
mit hohem Altholzanteil. Seltener werden Kiefern (Misch-)Wälder, parkarti-
ge Offenlandbereiche sowie Streuobstwiesen oder Gärten besiedelt. Als
Wochenstuben nutzen Bechsteinfledermäuse im Sommerhalbjahr vor allem
Baumquartiere (z.B. Spechthöhlen) sowie Nistkästen. Die Tiere überwintern
in unterirdischen Winterquartieren wie Höhlen, Stollen, Kellern, Brunnen
usw. Es handelt sich hier um eine nichtziehende Art. Der Anteil der Popula-
tion im FFH-Gebiet in Relation zur Gesamtpopulation beträgt weniger als
2 % (C). Der Erhaltungszustand und die Wiederherstellungsmöglichkeit der
für die Art wichtigen Habitatelemente sind gut bzw. die Wiederherstellung
ist in kurzen bis mittleren Zeiträumen möglich (B). Im Vergleich zum natürli-
chen Verbreitungsgebiet der Bechsteinfledermaus ist die Population im
FFH-Gebiet innerhalb des erweiterten Verbreitungsgebietes nicht isoliert
(C). Das gegenständliche FFH-Gebiet hat für den Erhalt der Bechsteinfle-
dermaus in Deutschland einen signifikanten Wert (C).
Der Anteil der Population des Großen Mausohrs (Kennziffer 1324) im FFH-
Gebiet in Relation zur Gesamtpopulation beträgt weniger als 2 % (C). Der
Erhaltungszustand und die Wiederherstellungsmöglichkeit der für die Art
wichtigen Habitatelemente wird als gut bzw. die Wiederherstellung in kur-
zen bis mittleren Zeiträumen als möglich eingestuft (B). Innerhalb des er-
weiterten Verbreitungsgebietes ist die Population im Vergleich zum natürli-
chen Verbreitungsgebiet nicht isoliert (C). Das FFH-Gebiet hat für den Er-
halt des Großen Mausohrs in Deutschland nur eine signifikante Bedeutung
(C). Im Sommer schlafen die Tiere gerne in Dachstühlen und Kirchtürmen,
auch in Brückenwiderlagern. Als Jagdgebiet werden in Nordbayern vorran-
gig Wälder, untergeordnet Wiesen und Weiden genutzt. Überwintert wird in
Höhlen und Kellern.
Die prioritäre Schmetterlingsart Spanische Flagge (Kennziffer 1078) bevor-
zugt felsiges, kalkiges Gelände, wie z.B. Steinbrüche, Fluss- und Bachrän-
der, Trockenrasen und felsige Täler und Hänge. Sie ist in sonnigem, troc-
- 167 -
kenem als auch in feuchtem, halbschattigem Gelände zu finden. Im gegen-
ständlichen FFH-Gebiet kommt eine nichtziehende Population vor, die in
Relation zur Gesamtpopulation weniger als 2 % ausmacht (C). Der Erhal-
tungszustand und die Wiederherstellungsmöglichkeit der für die Art wichti-
gen Habitatelemente wird als durchschnittlich oder beschränkt, die Wieder-
herstellung als schwierig bis unmöglich angesehen (C). Die Population ist
innerhalb des FFH-Gebietes im Vergleich zum natürlichen Verbreitungsge-
biet nicht isoliert, innerhalb des erweiterten Verbreitungsgebietes (C). Für
den Erhalt der Spanischen Flagge hat das FFH-Gebiet in Deutschland ei-
nen signifikanten Wert (C).
Die Orchideenart Frauenschuh (Kennziffer 1902) wächst vereinzelt in
schattigen Laubwäldern (wie etwa Buchenwälder) oder an buschigen Berg-
hängen. Im gegenständlichen FFH-Gebiet ist sein Vorkommen in Relation
zum Gesamtvorkommen kleiner als 2 % (C). Der Erhaltungszustand bzw.
die Wiederherstellungsmöglichkeit der für den Frauenschuh wichtigen Habi-
tatelemente ist als durchschnittlich oder beschränkt anzusehen, die Wie-
derherstellung schwierig bis unmöglich (C). Das Vorkommen ist innerhalb
des erweiterten Verbreitungsgebietes im FFH-Gebiet im Vergleich zum na-
türlichen Verbreitungsgebiet nicht isoliert (C). Das FFH-Gebiet weist für die
Erhaltung dieser Pflanzenart einen signifikanten Wert auf (C).
3.7.5.3.1.3 Beschreibung des Vorhabens
3.7.5.3.1.3.1 Technische Beschreibung des Vorhabens
Hinsichtlich der technischen Beschreibung des verfahrensgegenständlichen
Vorhabens wird auf die Ausführungen unter B 2 und C 3.7.3 Bezug ge-
nommen. Im Übrigen wird auf die Unterlagen 1, 7.1 und 7.2 verwiesen.
3.7.5.3.1.3.2 Wirkfaktoren
Für die schutzgebietsbezogene Betrachtung der FFH-Verträglichkeitsprü-
fung sind im Gegensatz zu anderen Planungsbeiträgen (z.B. UVP) nur die-
jenigen Wirkfaktoren von Bedeutung, die sich auf die Erhaltung des
Schutzgebietes und die für sie maßgeblichen Bestandteile auswirken kön-
nen. Die Relevanz der Wirkfaktoren ergibt sich aus den spezifischen Betrof-
fenheiten der Erhaltungsziele (Nr. 5.2.4.2 Leitfaden FFH-VP).
Die auf das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöch-
heim" bezogenen Projektwirkungen stellen sich wie folgt dar:
- 168 -
a) Anlagebedingte Projektwirkungen
- Verluste von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen durch Versiege-
lung und sonstige Überbauung
- Versiegelung und Überbauung belebten Bodens
- Verlust landwirtschaftlicher Flächen
- Verlust von Flächen mit Kaltluft- oder Frischluftproduktion
- Verlust von landschaftsbildprägenden Lebensraumstrukturen und
Landschaftselementen, insbesondere Streuobstbestände, Hecken
und Gebüsche;
b) Betriebsbedingte Projektwirkungen
- Beeinträchtigung benachbarter Lebensräume durch Immissionen
(Lärm, Abgase, Abwässer, Stäube, Licht, Salz und Erschütterungen)
- Beeinträchtigung von Populationen durch Störungen
- Risiko der Freisetzung umweltgefährdender Stoffe bei Unfällen;
c) Baubedingte Projektwirkungen
- Vorübergehende Flächeninanspruchnahme für Baustelleneinrichtun-
gen, Arbeitsstreifen, Lagerplätze usw.
- Beeinträchtigung benachbarter Lebensräume durch Immissionen
während der Bauzeit (Lärm, Abgase, Abwässer, Stäube, Licht, Er-
schütterungen)
- Gefährdung des Naturhaushalts durch Verunreinigungen von Boden,
Grund- und Oberflächenwasser (potenziell).
Die Teilfläche 03 des FFH-Gebietes "Maintalhänge zwischen Veitshöch-
heim und Gambach" beginnt in etwa bei der Einmündung der Kreisstraße
MSP 8 in die B 27. Dort hat das FFH-Gebiet noch einen Abstand von mehr
als 30 m zur B 27. Etwa ab Bau-km 0+420 verläuft die Grenze der Teilflä-
che 03 des FFH-Gebietes weitgehend entlang der B 27 im derzeitigen Be-
stand. Etwa bei Bau-km 2+410 endet dann die Teilfläche 03 des FFH-
Gebietes. Während die Straße selbst nur im Rahmen des vorgesehenen
Parkplatzes in das FFH-Gebiet eingreift, liegt der neue öffentliche Feld- und
Waldweg etwa ab Bau-km 0+420 bis zum Ende der Teilfläche 03 (nahezu)
vollständig innerhalb des FFH-Gebietes. Auf die Unterlage 12.2 wird inso-
weit Bezug genommen.
3.7.5.3.1.4 Detailliert untersuchter Bereich
- 169 -
3.7.5.3.1.4.1 Abgrenzung des Untersuchungsraumes
Der "Untersuchungsraum" ist der Raum, der zur Beurteilung der Auswir-
kungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes heran-
gezogen werden muss. Er umfasst zumindest das gesamte betroffene
Schutzgebiet und darüber hinaus Strukturen, Funktionen und funktionale
Beziehungen außerhalb des Schutzgebietes, die für einen günstigen Erhal-
tungszustand der Erhaltungsziele des Schutzgebietes unerlässlich sind.
Die Verträglichkeitsprüfung bezieht sich grundsätzlich auf das betroffene
Schutzgebiet. Bei großen Schutzgebieten kann es aus praktischen Grün-
den sinnvoll sein, einen kleineren Bereich für notwendige detaillierte Unter-
suchungen abzugrenzen. Die detaillierten Untersuchungen beschränken
sich dann in der Regel auf den "Wirkraum" im Bereich des Schutzgebietes.
Die Untersuchung ist also auf diejenigen Teilräume des Gebietes einzu-
schränken, die in ihren für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maß-
geblichen Bestandteilen im konkreten Fall erheblich beeinträchtigt werden
könnten. Die Abgrenzung des detailliert zu untersuchenden Bereiches wird
durch die Überlagerung der für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestand-
teile mit der Reichweite der für sie relevanten Wirkprozesse des Vorhabens
bestimmt (vgl. Nr. 5.2.3.1 Leitfaden FFH-VP).
Als so genannter "Wirkraum" wurde ein ca. 300 m sich nach Osten erstrec-
kender Bereich der Teilfläche 03 des FFH-Gebietes "Maintalhänge zwi-
schen Gambach und Veitshöchheim" gewählt. Er ist insoweit identisch mit
dem Untersuchungsraum der landschaftspflegerischen Begleitplanung.
Hinsichtlich der Darstellung des Wirkraums mit den vorkommenden Arten
und Lebensraumtypen wird auf die Unterlagen 12.1, 12.2 und auf die nach-
richtlich beiliegende Unterlage 12.5 verwiesen.
3.7.5.3.1.4.2 Betroffene Lebensräume und Arten im Wirkraum
Im direkten Eingriffsbereich, d.h. durch baubedingte Auswirkungen betrof-
fen, ist lediglich der Lebensraumtyp "Magere Flachlandmähwiesen" (LRT
6510). Diese Flachlandmähwiese befindet sich auf den Grundstücken
Fl.Nrn. 6155/1, 6155/2, 6155/3 und 6156 der Gemarkung Karlstadt. Der
kleine Bestand ist aufgrund seiner Artenzusammensetzung eine Besonder-
heit im Maingebiet. Typische Arten dieser Gesellschaft sind Peucedanum
oreoselinum (einschürige Wiesen), Orobanche caryophyllacea, Thalictrum
minus und Armeria elongata (zweischürige Wiesen). Bei diesem Bestand
handelt es sich offensichtlich um ein besonderes Grünlandrelikt, das sonst
aus dem Raum Kitzingen (Marktsteft) und aus dem Raum Kreuzwertheim
bekannt ist. Der Erhaltungszustand der Fläche ist mit B bewertet (Habitat B,
Arten B, Beeinträchtigungen C). Die Fläche, die diesem Lebensraumtyp
zugeordnet wurde, weist eine Größe von ca. 550 m² auf.
- 170 -
Für den Lebensraumtyp Magere Flachland-Mähwiesen ist für das gegen-
ständliche FFH-Gebiet als konkretes Erhaltungsziel festgelegt, dass er in
seiner nutzungs- und pflegegeprägten Ausbildungsform erhalten bzw. wie-
derhergestellt werden soll. Das standörtlich bedingte weite Spektrum an
nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen Bodenverhältnissen soll erhal-
ten bzw. wiederhergestellt werden. Das Gleiche gilt im Hinblick auf den
charakteristischen Wasserhaushalt in frischen bis feuchten Beständen und
hinsichtlich der funktionalen Einbindung in Komplexlebensräume bzw. ihres
ungestörten Kontaktes mit Nachbarbiotopen wie Magerrasen, Magerwiesen
und -weiden, Streuobstbeständen, Säumen und Feuchtwiesen.
Neben dem direkt betroffenen Lebensraumtyp "Magere Flachlandmähwie-
sen" (LRT 6510) sind auch die Lebensraumtypen "Lückige basophile oder
Kalk-Pionierrasen" (LRT 6110), "Naturnahe Kalktrockenrasen und deren
Verbuschungsstadien" (LRT 6210), "Subpannonische Steppentrockenra-
sen" (LRT 6240), der jedoch nicht im Standard-Datenbogen aufgeführt ist,
und schließlich der Lebensraumtyp "Kalkhaltige Schutthalden der collinen
bis montanen Stufe Mitteleuropas" (LRT 8160) indirekt von den geplanten
Eingriffen betroffen.
Hinsichtlich des Lebensraumtyps 6510 "Lückige Kalk-Pionierrasen" soll auf
den Erhalt bzw. die Wiederherstellung ungestörter, besonderer Bestände
und nährstoffarmer Standortverhältnisse sowie auf die Offenheit und Lüc-
kigkeit der Standorte hingewirkt werden. Ein Mosaik aus Kalk-Pionierrasen,
vegetationsfreien Rohböden, Felsbändern und Felsschutt soll erhalten bzw.
wiederhergestellt werden. Das Gleiche gilt im Hinblick auf ein strukturrei-
ches Mikrorelief mit lückigen, niedrigwüchsigen und kleinräumig wechseln-
den Vegetationstypen aus Gefäßpflanzen-, Flechten- und Moosgemein-
schaften. Ein von Freizeitnutzungen ungestörter Zustand soll angestrebt
werden.
Im Hinblick auf die Kalk-Trockenrasen, die auch in ihren nutzungs- und
pflegegeprägten Ausbildungsformen erhalten bzw. wiederhergestellt wer-
den sollen, ist in den gebietsbezogenen Erhaltungszielen konkretisiert,
dass der Offenlandcharakter in weitgehend gehölzfreier Ausprägung ge-
nauso erhalten bzw. wiederhergestellt werden soll wie die Nährstoffarmut
der Standorte sowie die spezifischen Habitatelemente. Auch hier wird die
Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines Mosaiks aus Magerrasen, Mager-
wiesen und -weiden, Säumen, eingestreuten Rohbodenstellen, eingestreu-
ten Felsen, Felsschuttfluren, Steinen, kleinflächigen Steinhaufen, Trocken-
mauern, schwachwüchsigen Sträuchern, Einzelgehölzen, Gehölzgruppen
und Hecken sowie der charakteristischen Wald-Offenland-Übergänge an-
gestrebt. Ein hoher Artenreichtum an Orchideen bzw. bedeutender Orchi-
deen-Populationen sollen erreicht werden. Ebenso ist es ein Ziel, ein von
- 171 -
Freizeitnutzungen möglichst ungestörten Zustand zu erhalten bzw. wieder-
herzustellen.
Im Hinblick auf die kalkhaltigen Schutthalden mit ihren charakteristischen
Pflanzen- und Tierarten wird ebenfalls die Erhaltung bzw. Wiederherstel-
lung angestrebt, wobei die natürliche, biotopprägende Dynamik der offe-
nen, besonnten und nährstoffarmen Standorte erhalten bzw. wiederherge-
stellt werden soll. Das Gleiche gilt im Hinblick auf ein Standortmosaik aus
verschiedenen Gesteinskörnungen und Blockgrößen sowie bewegtem und
ruhendem Schutt. Ein strukturreiches Mikrorelief mit lückigen, niedrigwüch-
sigen und kleinräumig wechselnden Vegetationstypen aus Gefäßpflanzen-,
Flechten- und Moosgemeinschaften wird angestrebt. Auch hier soll ein
möglichst für Freizeitnutzung ungestörter Zustand erreicht werden.
Der Lebensraumtyp "Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation" (LRT 8210)
konnte im Einflussbereich nicht nachgewiesen werden. Punktuelle Vor-
kommen können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Die beiden Fledermausarten Bechsteinfledermaus (Kennziffer 1323) und
Großes Mausohr (Kennziffer 1324) nutzen möglicherweise Teilflächen des
Eingriffsbereiches und des Einflussbereiches der geplanten Maßnahme als
Jagdrevier.
Die Nachfalterart Spanische Flagge (Kennziffer 1078) hat möglicherweise
Vorkommen in den Einflussbereichen des Eingriffs.
Ein Vorkommen des Frauenschuhs (Kennziffer 1902) ist weder im Ein-
griffsbereich noch in dessen näherer Umgebung vorhanden.
3.7.5.3.1.5 Beurteilung der vorhabensbedingten Beeinträchtigungen der Erhaltungszie-
le
Die Erheblichkeit einer Beeinträchtigung ist das entscheidende Kriterium für
die Zulassungsfähigkeit eines Vorhabens (§ 34 Abs. 2 BNatSchG, Art. 13 c
Abs. 2 BayNatSchG). Ziel ist es, den günstigen Erhaltungszustand der Ar-
ten und Lebensräume der Anhänge I und II der FFH-RL bzw. der Vogelar-
ten i.S.d. Anhangs I sowie der Zugvogelarten nach Art. 4 Abs. 2 der V-RL
zu wahren (Art. 2 Abs. 2, Art. 7 FFH-RL). Die Bewertung der Erheblichkeit
von Beeinträchtigungen ist somit am Kernbegriff der Stabilität des Erhal-
tungszustandes zu orientieren. Die Erheblichkeit ist dann gegeben, wenn
die Vorhabenswirkungen eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes
einer Art oder eines Lebensraumes auslösen. Bleibt der Erhaltungszustand
(einschließlich seiner Wiederherstellungsmöglichkeiten) hingegen stabil, so
ist davon auszugehen, dass die Aussichten, ihn in Zukunft zu verbessern,
nicht beeinträchtigt werden. Das zukünftige Entwicklungspotenzial der Er-
- 172 -
haltungsziele bleibt somit gewahrt. Da in der FFH-Verträglichkeitsprüfung
Beeinträchtigungen bewertet werden, besteht keine direkte Entsprechung
zwischen dem ermittelten Ausmaß der Beeinträchtigung und der Bewer-
tung des Erhaltungszustandes von Arten oder Lebensräumen im Standard-
Datenbogen. Als Bewertungskriterien sind für Lebensräume im Sinne des
Anhangs I der FFH-RL die Struktur des Lebensraumes (Beschreiben der
Kriterien des Lebensraumes im Gebiet einschließlich Flächengröße, Aus-
prägungsvielfalt und charakteristischer Arten), die Funktionen (das Fakto-
rengefüge, das zum langfristigen Fortbestand der beschriebenen Struktu-
ren notwendig ist) und die Wiederherstellbarkeit der Lebensräume heran-
zuziehen. Für die Arten des Anhangs II der FFH-RL sind als Bewertungskri-
terien die Struktur des Bestandes (beschreibende Kriterien der Population
einschließlich Größe und Entwicklungstrends), die Funktionen der Habitate
des Bestandes (das Faktorengefüge, das zum langfristigen Fortbestand der
Art im Gebiet notwendig ist) sowie die Wiederherstellbarkeit der Habitate
der Arten heranzuziehen. Für die Bewertung von Beeinträchtigungen von
Vogelarten des Anhangs I der V-RL sowie von Zugvogelarten nach Art. 4
Abs. 2 V-RL sind - analog zur Vorgehensweise für Arten des Anhangs II
der FFH-RL - als Kriterien des günstigen Erhaltungszustands die Struktur
des Bestands, die Funktion der Habitate, entsprechend der spezifischen
ornithologisch relevanten Kriterien, und die Wiederherstellbarkeit der Le-
bensstätten der Vögel zugrunde zu legen.
Mit dem Vorliegen von erheblichen Beeinträchtigungen wird eine Schwelle
markiert, deren Überschreitung zugleich mit der Unzulässigkeit eines Vor-
habens einhergeht (§ 34 Abs. 2 BNatSchG, Art. 13 c Abs. 2 BayNatSchG).
Diese Schwelle ist nicht standardisierbar. Ihr Erreichen ist stets abhängig
von der im Einzelfall vorliegenden Art, Dauer, Reichweite und Intensität ei-
ner Wirkung in Überlagerung mit den spezifischen Empfindlichkeiten der
gebietsbezogen festgelegten Erhaltungsziele und der für sie maßgeblichen
Strukturen und Funktionen. Allgemeine Orientierungswerte für die Erheb-
lichkeit von Beeinträchtigungen können beispielsweise für individuelle Pa-
rameter definiert werden, die mit ausreichender Konstanz unabhängig von
einem bestimmten Standort ausgeprägt sind. Hierzu gehören z.B. die Min-
destareale, bei deren Unterschreitung die Population einer Tierart nicht
mehr überlebensfähig ist, die Mindestgröße eines Lebensraumes, unter-
halb derer die Randeffekte so hoch sind, dass eine lebensraumtypische
Ausprägung in einer Kernzone nicht mehr möglich ist, und die Höchstgren-
zen der Lärmbelastung (vgl. Nr. 5.2.5.2 Leitfaden FFH-VP).
Ob ein Straßenbauvorhaben nach dem so konkretisierten Prüfungsmaß-
stab des Art. 13 c Abs. 1 Satz 1 BayNatSchG zu "erheblichen Beeinträchti-
gungen" führen kann, ist danach vorrangig eine naturschutzfachliche Fra-
gestellung, die anhand der Umstände des jeweiligen Einzelfalles beantwor-
tet werden muss. Mit Blick auf die Erhaltungsziele des FFH-Gebiets stellt
- 173 -
insofern allein der günstige Erhaltungszustand der geschützten Lebens-
räume und Arten ein geeignetes Bewertungskriterium dar (vgl. Art. 2 c
BayNatSchG i.V.m. § 10 Abs. 1 Nr. 9 BNatSchG). Dabei ist zu fragen, ob
sicher ist, dass ein günstiger Erhaltungszustand trotz der Durchführung des
Vorhabens stabil bleiben wird. In der Ökosystemforschung bezeichnet
"Stabilität" die Fähigkeit, nach einer Störung wieder zum ursprünglichen
Gleichgewicht zurückzukehren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass einzelne
Lebensräume und Arten in der Regel jeweils unterschiedliche Empfindlich-
keiten, d.h. Reaktions- und Belastungsschwellen haben.
Beim günstigen Erhaltungszustand einer vom Erhaltungsziel des FFH-
Gebiets umfassten Tier- oder Pflanzenart geht es um ihr Verbreitungsge-
biet und ihre Populationsgröße; in beiden Bereichen soll langfristig gesehen
eine Qualitätseinbuße vermieden werden. Stressfaktoren, die von einem
Straßenbauvorhaben ausgehen, dürfen die artspezifische Populationsdy-
namik keinesfalls so weit stören, dass die Art nicht mehr "ein lebensfähiges
Element des natürlichen Lebensraumes, dem sie angehört, bildet und lang-
fristig weiterhin bilden wird" (vgl. Art. 1 Buchst. i FFH-RL). Die damit be-
schriebene Reaktions- und Belastungsschwelle kann unter Berücksichti-
gung der konkreten Gegebenheiten des Einzelfalls gewisse Einwirkungen
zulassen. Diese berühren das Erhaltungsziel nicht nachteilig, wenn es etwa
um den Schutz von Tierarten geht, die sich nachweisbar von den in Rede
stehenden Stressfaktoren nicht stören lassen. Bei einer entsprechenden
Standortdynamik der betroffenen Tierart führt nicht jeder Verlust eines loka-
len Vorkommens oder Reviers zwangsläufig zu einer Verschlechterung des
Erhaltungszustands. Selbst eine Rückentwicklung der Population mag nicht
als Überschreitung der Reaktions- und Belastungsschwelle zu werten sein,
solange sicher davon ausgegangen werden kann, dass dies eine kurzzeiti-
ge Episode bleiben wird. Soweit als weiteres Ziel genannt wird, dass das
"natürliche Verbreitungsgebiet dieser Art weder abnimmt noch in absehba-
rer Zeit vermutlich abnehmen wird" (vgl. Art. 1 Buchst. i FFH-RL), ist auch
nicht jeder Flächenverlust, den ein FFH-Gebiet infolge eines Straßenbau-
vorhabens erleidet, notwendig mit einer Abnahme des Verbreitungsgebie-
tes gleichzusetzen, weil der Gebietsschutz insoweit ein dynamisches Kon-
zept verfolgen dürfte. So ist es denkbar, dass die betroffene Art mit einer
Standortdynamik ausgestattet ist, die es ihr unter den gegebenen Umstän-
den gestattet, Flächenverluste selbst auszugleichen. Wenn auch der Erhal-
tung vorhandener Lebensräume regelmäßig Vorrang vor ihrer Verlagerung
zukommt, kann in diesem Fall im Wege der Kompensation durch die Schaf-
fung geeigneter Ausweichhabitate der günstige Erhaltungszustand der be-
troffenen Art gewährleistet werden (BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az.
9 A 20.05, NuR 2007, 336, Rd.Nrn. 43 und 45).
Eher noch größeren praktischen Schwierigkeiten begegnet es, die Reakti-
ons- und Belastungsschwellen bei Lebensraumtypen zu ermitteln. Es han-
- 174 -
delt sich dabei um biogeographische Systeme, die durch vielfältige Vernet-
zung und entsprechend komplexe Wechselwirkungen gekennzeichnet sind.
Trotz der daraus resultierenden Unsicherheiten werden aus der Definition
des günstigen Erhaltungszustands (Art. 1 Buchst. e FFH-RL) derartige
Reaktions- und Belastungsschwellen herzuleiten sein. Die dort aufgezähl-
ten Parameter, z.B. charakteristische Arten, für den Fortbestand notwendi-
ge Strukturelemente und spezifische Funktionen, sind der ökologischen
Systemtheorie entnommen, die Lebensraumtypen in gewissen Grenzen
ebenfalls eine Elastizität und Belastbarkeit zuschreibt. Wie eine Art kann
auch ein natürlicher Lebensraum trotz einer vorübergehenden Störung zu-
mindest dann stabil bleiben, wenn nach kurzer Frist eine Regeneration ein-
setzt. Zu beachten ist dabei, dass der Erhaltungszustand eines Lebens-
raums nur dann als günstig einzustufen ist, wenn zugleich der Erhaltungs-
zustand der für ihn charakteristischen Arten nach Art. 1 Buchst. i FFH-RL
günstig ist (vgl. Art. 1 Buchst. e FFH-RL). Wie in Art. 2 c BayNatSchG
i.V.m. § 10 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG zum Ausdruck kommt, sind die Lebens-
raumtypen somit auch als Lebensstätten und Lebensräume wild lebender
Tiere und Pflanzen geschützt (BVerwG, Urteil vom 17.01.2007,
Az. 9 A 20.05, NuR 2007, 336, Rd.Nr. 48).
Die FFH-Gebiete werden anhand ihres signifikanten Beitrags zum günsti-
gen Erhaltungszustand von Lebensraumtypen oder Arten der Anhänge I
und II der FFH-RL, zur Kohärenz des Netzes "Natura-2000" und/oder zur
biologischen Vielfalt in der betreffenden biogeographischen Region ausge-
wählt und abgegrenzt. Lebensräume des Anhangs I der FFH-RL, nach de-
nen das Gebiet ausgewählt worden ist, sind dementsprechend immer für
die Erhaltungsziele maßgebliche Bestandteile i.S.d. Art. 13 c Abs. 1 Satz 1
BayNatSchG. Bei den Arten sind nicht sämtliche im Gebiet vorhandenen
Arten zum Gegenstand der FFH-Verträglichkeitsprüfung zu machen, son-
dern nur die Arten nach Anhang II der FFH-RL, aufgrund derer das Gebiet
ausgewählt wurde, sowie als Bestandteile der geschützten Lebensraumty-
pen, die darin vorkommenden charakteristischen Arten (vgl. Art. 1
Buchst. e FFH-RL).
Solange, wie hier, ein FFH-Gebiet noch nicht unter Festlegung des Schutz-
zwecks zu einem besonderen Schutzgebiet erklärt worden ist, sind die Er-
haltungsziele durch Auswertung der zur Vorbereitung der Gebietsmeldung
gefertigten Standard-Datenbögen zu ermitteln, in denen die Merkmale des
Gebietes beschrieben werden, die aus nationaler Sicht erhebliche ökologi-
sche Bedeutung für das Ziel der Erhaltung der natürlichen Lebensräume
und Arten haben. Maßgebliche - den Gegenstand der Verträglichkeitsprü-
fung bildende - Gebietsbestandteile sind hiernach in der Regel die Lebens-
raumtypen des Anhangs I der FFH-RL, nach denen das Gebiet ausgewählt
worden ist, einschließlich der darin vorkommenden charakteristischen Ar-
ten sowie die Arten des Anhangs II der FFH-RL, die für die Gebietsauswahl
- 175 -
bestimmend waren. Lebensraumtypen und Arten, die im Standard-
Datenbogen nicht genannt sind, können dagegen kein Erhaltungsziel des
Gebietes darstellen (vgl. BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05,
NuR 2007, 337, Rd.Nr. 77; BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06,
NuR 2008, 633, Rd.Nr. 72).
Die Erheblichkeit von Flächenverlusten von Lebensraumtypen ist nach dem
Kriterium des günstigen Erhaltungszustandes zu beurteilen. Die Legaldefi-
nition des günstigen Erhaltungszustandes eines natürlichen Lebensraums
in der FFH-RL stellt u.a. darauf ab, ob das natürliche Verbreitungsgebiet
des Lebensraums sowie die Flächen, die er in diesem Gebiet einnimmt,
beständig sind oder sich ausbreiten. Das legt es nahe, grundsätzlich jeden
direkten Flächenverlust als erheblich zu werten. Dafür spricht auch, dass
es anders als bei sonstigen Einwirkungen für dauerhafte Flächeni-
nanspruchnahmen streng genommen keine Toleranzschwellen gibt, unter-
halb derer der geschützte Lebensraum nach einer Störung wieder zum ur-
sprünglichen Gleichgewicht zurückkehren kann. Direkte Flächenverluste
können nur dann ausnahmsweise unerheblich sein, wenn sie lediglich Ba-
gatellcharakter haben (BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR
2008, 633, Rd.Nr. 124).
Eine Orientierungshilfe für die Beurteilung, ob ein Flächenverlust noch Ba-
gatellcharakter hat, bietet der Endbericht zum Teil Fachkonventionen des
im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz durchgeführten Forschungs-
vorhabens "Fachinformationssystem und Fachkonventionen zur Bestim-
mung der Erheblichkeit der im Rahmen der FFH-VP", Schlussstand Juni
2007 (FuE-Endbericht). Dem darin unterbreiteten Fachkonventionsvor-
schlag liegt die gesetzeskonforme Annahme zugrunde, Lebensraumtyp-
Flächenverluste stellten in der Regel eine erhebliche Beeinträchtigung dar.
Ausnahmen von der Grundannahme knüpft der Konventionsvorschlag an
sehr enge Voraussetzungen und stellt dabei kumulativ neben anderen Kri-
terien auf Orientierungswerte absoluten und relativen Flächenverlustes ab.
Die vorgeschlagenen Werte stützen sich auf Analysen der ökologischen
Parameter und Eigenschaften der Lebensraumtypen wie Seltenheit, Ge-
fährdung und Regenerationsfähigkeit sowie eine Auswertung der FFH-
Gebietskulisse. In ihrer Funktion können die Kriterien des FuE-Endberichts
nach derzeitigem Wissensstand als Entscheidungshilfe genutzt werden
(BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633,
Rd.Nr. 125).
3.7.5.3.1.5.1 Beeinträchtigungen von Lebensräumen des Anhangs I der FFH-RL
In dem direkt von den geplanten Eingriffen betroffenen Bereich wurde eine
Flachlandmähwiese auf den Grundstücken Fl.Nrn. 6155/1, 6155/2, 6155/3
und 6156 der Gemarkung Heidingsfeld festgestellt, die sich dem Lebens-
- 176 -
raumtyp "Magere Flachlandmähwiesen" (LRT 6510) zuordnen lässt. Sie hat
eine Fläche von ca. 550 m². Dieser Bereich wird vollständig überbaut.
Das gesamte FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veits-
höchheim" hat eine Größe von 866 ha, wovon 12 % laut dem Standard-
Datenbogen auf den LRT 6510 entfallen, also etwa 104 ha. Ein Verlust von
550 m² entspricht daher lediglich 0,05 % der Gesamtfläche des Lebens-
raumtyps.
Da eine direkte Flächeninanspruchnahme eines Lebensraumtyps nach An-
hang I der FFH-RL erfolgt, ist von der Erheblichkeit auszugehen. Im vorlie-
genden Fall ist nicht anzunehmen, dass der Flächenverlust eines Lebens-
raumtyps lediglich Bagatellcharakter hat. Eine Abweichung von der Grund-
annahme, dass jede direkte und dauerhafte Inanspruchnahme eines Le-
bensraums nach Anhang I der RRH-RL eine erhebliche Beeinträchtigung
darstellt, kann nämlich nur dann angenommen werden, wenn kumulativ fol-
gende Bedingungen erfüllt werden (vgl. FuE-Endbericht, Seite 33):
a) Qualitativ-funktionale Besonderheiten
Auf der betroffenen Fläche sind keine speziellen Ausprägungen des Le-
bensraumtyps vorhanden, die innerhalb der Fläche, die den Lebens-
raum einnimmt, z.B. eine Besonderheit darstellen bzw. in wesentlichem
Umfang zur biotischen Diversität des Lebensraumtyps in dem Gebiet
von gemeinschaftlicher Bedeutung beitragen. Hierbei ist auch eine be-
sondere Lebensraumfunktion für charakteristische Arten zu berücksich-
tigen.
b) Orientierungswert "Quantitativ-absoluter Flächenverlust"
Der Umfang der direkten Flächeninanspruchnahme eines Lebensraum-
typs überschreitet nicht die in Tabelle Kapitel D.1 des FuE-Endberichts
aufgeführten Werte.
c) Ergänzender Orientierungswert "Quantitativ-relativer Flächenverlust"
(1 %-Kriterium)
Der Umfang der direkten Flächeninanspruchnahme eines Lebensraum-
typs ist nicht größer als 1 % der Gesamtfläche des jeweiligen Lebens-
raumtyps im Gebiet bzw. einem definierten Teilgebiet.
d) Kumulation "Flächenentzug durch andere Pläne bzw. Projekte"
Auch nach Einbeziehung von Flächenverlusten durch kumulativ zu be-
rücksichtigende Pläne und Projekte werden die Orientierungswerte nach
b) und c) nicht überschritten.
e) Kumulation mit "anderen Wirkfaktoren"
Auch durch andere Wirkfaktoren des jeweiligen Projekts oder Plans
(einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen)
werden keine erheblichen Beeinträchtigungen verursacht.
- 177 -
Da der relative Verlust an Fläche des Lebensraumtyps 6510 weniger als
0,1 % der dem Standarddatenbogen zu entnehmenden Gesamtfläche die-
ses Lebensraumtyps im FFH-Gebiet ausmacht, liegt die Grenze für den
Orientierungswert "Quantitativ-absoluter Flächenverlust" bei 1.000 m², die
hier nur etwa zur Hälfte erreicht werden. Trotzdem kann nicht von einer
Unerheblichkeit und damit von einem Bagatellcharakter der Beeinträchti-
gung ausgegangen werden, da der Lebensraumtyp hier qualitativ-
funktionale Besonderheiten aufweist. Der kleine Bestand dieses Lebens-
raumtyps ist aufgrund seiner Artenzusammensetzung eine Besonderheit für
das Maingebiet. Typische Arten dieser Gemeinschaft sind Peucedanum
oreoselinum (einschürige Wiesen), Orobanche caryophyllacea, Thalictrum
minus und Armeria elongata (zweischürige Wiesen). Aus dem Raum Kit-
zingen (Marktsteft) und Kreuzwertheim sind entsprechende Gesellschaften
für extensiv genutzte Mähwiesen über sandigen Böden in Mainnähe be-
kannt. Bei dem erfassten Bestand handelt es sich damit um ein besonderes
Grünlandrelikt. Sie stellen damit innerhalb der Fläche, die der Lebensraum
einnimmt, eine Besonderheit dar (Kriterium "Qualitativ-funktionale Beson-
derheiten").
Während der Bauphase sind Beeinträchtigungen von typischen Arten der
FFH-Lebensraumtypen nicht zu vermeiden (Lärm, Staub). Da es sich je-
doch um jeweils räumlich und zeitlich begrenzte Beeinträchtigungen han-
delt, kann insoweit davon ausgegangen werden, dass die Auswirkungen
auf die Lebensraumtypen als nicht erheblich einzustufen sind.
Neben dem direkt betroffenen Lebensraumtyp 6510 sind auch die Lebens-
raumtypen 6110 (Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen), 6210 (Natur-
nahe Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien), 6240 (Subpan-
nonische-Steppentrockenrasen), wobei dieser nicht im Standard-
Datenbogen aufgeführt ist, und 8160 (Kalkhaltige Schutthalden der collinen
bis montanen Stufe Mitteleuropas) indirekt von den geplanten Eingriffen be-
troffen.
Vom Lebensraumtyps 8210 (Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation) konnten
keine Vorkommen im Einflussbereich des Eingriffes nachgewiesen werden,
Punktuelle Vorkommen können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Bei einer Eingriffstiefe von 9 m bis 15 m (durchschnittlich 12 m, gemessen
vom derzeitigen Fahrbahnrand der B 27) ergeben sich rechnerisch Lebens-
raumverluste von ca. 24.000 m² im FFH-Gebiet, was in etwa 6 % Verlust in
dem betroffenen Bereich bedeutet. Bezogen auf die Teilfläche 03 des FFH-
Gebietes sind das ca. 1,5 %, bezogen auf das gesamte FFH-Gebiet ca.
0,3 %.
- 178 -
Mittelbare Beeinträchtigungen von FFH-Lebensraumtypen sind auf
80.000 m² im Wirkraum möglich. Dies entspricht ca. 20 % der Fläche des
untersuchten Bereichs, 5 % bezogen auf die Teilfläche 03 des FFH-Gebiets
bzw. 0,9 % des Gesamtgebiets. An anlage- und betriebsbedingten Auswir-
kungen ist damit zu rechnen, dass es zu einem Lebensraumverlust für typi-
sche Tierarten der Lebensraumtypen kommt, die die entfallenden Bereiche
außerhalb der kartierten Lebensraumtypen als Teilhabitat (z.B. Jagdrevier
für Vögel, Reptilien, Arthropoden) nutzen oder bei widrigen Bedingungen in
diese ausweichen. Dabei ist davon auszugehen, dass bei extremen Witte-
rungseinflüssen (Trockenheit) die als relativ schmale Bänder entwickelten
betroffenen FFH-Lebensraumtypen den auf diese Lebensräume speziali-
sierten Tierarten keine ausreichenden Ressourcen bieten können. Diese
Arten müssen dann in die angrenzenden Habitate ausweichen können, um
die ungünstigen Bedingungen zu überdauern. Eine Verkleinerung oder Zer-
schneidung dieser angrenzenden Lebensräume kann sich daher negativ
auf die Populationen der Leitarten und damit auf die Ausprägung der Le-
bensraumtypen auswirken.
Die zusätzliche Versiegelung führt dazu, dass sich die Temperaturextreme
verstärken (stärkere Abkühlung und Aufheizung). Bei den betroffenen Le-
bensraumtypen handelt es sich durchgehend um xerotherme, d.h. trocken-
warme (bezogen auf Lebensräume, z.B. Wüste, Steppe), was wiederum
bedeutet, dass für solche Lebensraumtypen durch eine Veränderung des
Mikroklimas keine gravierenden Auswirkungen zu erwarten sind.
Durch den Ausbau der B 27 und die Anlage eines parallel geführten öffent-
lichen Feld- und Waldweges verändern sich die Zuschnitte und die Er-
schließung der Grundstücke zwischen der B 27 und den Lebensraumtypen
des Anhangs I der FFH-RL im FFH-Gebiet nachhaltig. Dies kann einerseits
dazu führen, dass auf Flächen die Nutzung (z.B. Weinberge, Streuobst)
aufgegeben wird. Eine folgende Verbuschung oder Bewaldung kann zu ei-
ner starken Beeinträchtigung der Lebensraumtypen führen. Andererseits
kann die verbesserte Erschließung auch zu neuen Nutzungsformen auf den
Restgrundstücken führen (Freizeitnutzung).
Das Orientalische Zackenschötchen, eine Pflanzenart aus der Familie der
Kreuzblütengewächse, erweist sich zunehmend als Problemart für den Na-
tur- und Artenschutz. Die Art breitet sich in den wärmeren Tallagen der Re-
gion insbesondere in der Nähe von Straßen aus und dringt zunehmend in
die angrenzenden Vegetationsbestände ein. Als wichtigste fördernde Fak-
toren für die Ausbreitung der Art sind derzeit der Straßenbau und Unterhal-
tungsmaßnahmen entlang von Straßen anzusehen. Es kann daher davon
ausgegangen werden, dass das Orientalische Zackenschötchen durch die
geplante Baumaßnahme weiter gefördert wird, ein Eindringen in die FFH-
- 179 -
Lebensraumtypen ist daher als wahrscheinlich anzusehen, was zu Vegeta-
tionsveränderungen führen kann.
Insbesondere der Bau des parallel zur B 27 vorgesehenen öffentlichen
Feld- und Waldweges führt zu einer besseren Erschließung des Gebietes.
Es ist daher abzusehen, dass dieser - zumindest auch - als Rad- und Spa-
zierweg genutzt werden wird. Dies bringt zwangsläufig Beunruhigungen in
das FFH-Gebiet, die sich störend auf die Vögel auswirken können (z.B.
hinsichtlich des Brutvorkommens der Zipammer). Mitgeführte Hunde kön-
nen, wenn sie nicht angeleint sind, in das Gebiet eindringen, wodurch sich
ebenfalls Beeinträchtigungen ergeben können, insbesondere für Bodenbrü-
ter.
Maßnahmen zur Eingrünung von Verkehrswegen dienen normalerweise
der zeitnahen Einbindung neuer Verkehrsanlagen in die Landschaft und
sollen andererseits negative Einflüsse auf die Schutzgüter Boden und
Wasser minimieren. Das Ausbringen von Pflanzenarten aus nicht auto-
chthonen Populationen stellt immer eine Gefährdung des regionalen Gen-
pools dar, was die Eignung derartiger Maßnahmen zur Kompensation von
Eingriffen in das Schutzgut Tiere, Pflanzen und deren Lebensräume in Fra-
ge stellt.
Daher unterliegen die Lebensraumtypen 6110, 6210, 8160 und (sofern vor-
handen) 8210 sowie 6240 indirekten Beeinträchtigungen, die letztlich aber
durch die vorgesehenen schadensbegrenzenden Maßnahmen nicht erheb-
lich sind (vgl. C 3.7.5.3.1.6 und C 3.7.5.3.1.7).
3.7.5.3.1.5.2 Beeinträchtigungen von Arten des Anhangs II der FFH-RL
Die beiden Fledermausarten Bechsteinfledermaus und Großes Mausohr
nutzen möglicherweise Teilflächen des Eingriffsbereiches und des Ein-
flussbereiches der gegenständlichen Maßnahme als Jagdrevier. Die
Schwerpunkte der Jagdreviere und mögliche Bereiche mit Wochenstuben
liegen jedoch außerhalb des Eingriffsbereiches.
Die Nachtfalterart Spanische Flagge hat möglicherweise Vorkommen in
den Einflussbereichen des Eingriffes. Erhebliche Auswirkungen sind jedoch
nicht zu erwarten, da die Hauptvorkommen außerhalb des Wirkraums lie-
gen. Potenzielle Lebensraumverluste können durch Kompensationsmaß-
nahmen im Rahmen der Eingriffsregelung ausgeglichen werden (vgl. dazu
C 3.7.5.2.5.5 und Unterlage 12.3).
Für das Vorkommen des Frauenschuhs sind negative Auswirkungen aus-
zuschließen, da die Art weder im Eingriffsbereich noch in dessen näherer
Umgebung vorkommt. Daher unterliegt lediglich die Nachtfalterart Spani-
- 180 -
sche Flagge indirekten Beeinträchtigungen, die jedoch als unerheblich ein-
gestuft werden können.
3.7.5.3.1.6 Vorhabensbezogene Maßnahmen zur Schadensbegrenzung
Der Begriff "Maßnahme zur Schadensbegrenzung" ist im BayNatSchG,
BNatSchG oder in der FFH-RL nicht enthalten. Er wird in den Arbeitspapie-
ren der EU-Kommission anstelle des aus der Eingriffsregelung vertrauten
Begriffes "Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen" als Übersetzung für
den englischen Begriff "mitigation measure" verwendet. Das Erfordernis zur
Durchführung von vorhabensbezogenen Maßnahmen zur Schadensbe-
grenzung leitet sich unmittelbar aus den Ergebnissen der Bewertung der
Beeinträchtigungen ab. Für erhebliche Beeinträchtigungen sind aufgrund
der strikten Rechtsfolgen des Schutzregimes des § 34 BNatSchG bzw. des
Art. 13 c Abs. 2 BayNatSchG Maßnahmen zur Schadensbegrenzung im
Rahmen der Verhältnismäßigkeit verpflichtend. In diesem Fall lässt sich die
Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen nur durch geeigne-
te Maßnahmen zur Schadensbegrenzung sicherstellen (vgl. Nr. 5.2.5.4
Leitfaden FFH-VP).
Maßnahmen zur Schadensbegrenzung haben die Aufgabe, die negativen
Auswirkungen von vorhabensbedingten Wirkprozessen auf die Erhaltungs-
ziele eines Schutzgebietes zu verhindern bzw. zu begrenzen, und tragen
somit zur Verträglichkeit des Vorhabens bei. Aufgrund der habitatspezifi-
schen Fragestellung können sie über die gemäß Art. 6 a Abs. 1
BayNatSchG erforderlichen Maßnahmen zur Vermeidung/Minimierung von
Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft hinausgehen. Gleichwohl
können die aufgrund der Anforderungen der Eingriffsregelung erforderli-
chen Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung mit den Maßnahmen
zur Schadensbegrenzung identisch sein (vgl. Nr. 5.2.5.4 Leitfaden FFH-
VP). Ist der Planungsträger in der Lage, durch Schutzvorkehrungen sicher-
zustellen, dass der Grad der Beeinträchtigung, den die FFH-RL durch das
Merkmal der Erheblichkeit kennzeichnet, nicht erreicht wird, so ist dem In-
tegritätsinteresse, das nach der Konzeption der Richtlinie vorrangig zu
wahren ist, Genüge getan. Denn aus Sicht des FFH-Rechts spielt es keine
Rolle, ob Auswirkungen, die durch ein Vorhaben verursacht werden, von
vornherein als unerheblich einzustufen sind, oder zwar, für sich betrachtet,
erheblich zu Buche schlagen, trotzdem aber keine Beeinträchtigungen
i.S.d. Art. 6 Abs. 3 FFH-RL erwarten lassen, weil sie durch Schutzmaß-
nahmen so weit vermindert werden können, dass die bei der im FFH-Recht
gebotenen schutzobjektbezogenen Betrachtungsweise als Gefährdungspo-
tenzial nicht mehr in Betracht kommen (BVerwG, Urteil vom 27.02.2003,
Az. 4 A 59.01, NVwZ 2003, 1253; Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04,
NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 491; Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05,
NuR 2007, 336, Rd.Nr. 53).
- 181 -
Für Kompensationsmaßnahmen i.S.d. naturschutzrechtlichen Eingriffsrege-
lung wird sich diese Feststellung allerdings nur ausnahmsweise treffen las-
sen, da solche Maßnahmen in der Regel erst deutlich verzögert wirken und
ihr Erfolg selten mit einer jeden vernünftigen Zweifel ausschließenden Si-
cherheit vorhergesagt werden kann (vgl. BVerwG, Urteil vom 12.03.2008,
Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 94 m.w.N.).
Durch den bestandsorientierten Ausbau der B 27 können Beeinträchtigun-
gen angrenzender Lebensraumtypen durch Überbauung oder mittelbare
Beeinträchtigungen nahezu vollständig ausgeschlossen werden. Nur zwi-
schen Bau-km 2+800 und Bau-km 2+920 ist die Straßenachse um bis zu
10 m gegenüber dem derzeitigen Zustand verschwenkt. Die Beeinträchti-
gungen, die vom öffentlichen Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 er-
richtet wird, ausgehen, betreffen die in der Regel weniger wertvollen und
vorbelasteten Lebensräume der Unterhänge der Maintalhänge (mit Aus-
nahme der Beeinträchtigung des Lebensraumtyps 6510).
Bei einem Baubetrieb wird zur Minimierung der baubedingten Beeinträchti-
gungen der Arbeitsstreifen, in dem Flächen seitlich der Böschungen vorü-
bergehend in Anspruch genommen werden, innerhalb des FFH-Gebietes
grundsätzlich auf 5 m begrenzt. Auf die Lagerung von abgetragenem Ober-
boden innerhalb des FFH-Gebietes wird verzichtet, um das Eindringen des
Orientalischen Zackenschötchens in die Lebensräume des FFH-Gebietes
zu verhindern. Potenzielle Quartierbäume von Fledermäusen im Baufeld
werden vor Beginn der Rodungsarbeiten markiert und im Oktober vorab ge-
fällt. In dieser Zeit haben sich einerseits potenzielle Wochenstuben bereits
aufgelöst, andererseits sind Fledermäuse, die Baumhöhlen zum Überwin-
tern nutzen, noch nicht im festen Winterschlaf. Zur Sicherung der Popula-
tionen gefährdeter Pflanzenarten werden vegetationstechnische Maßnah-
men vorgenommen. Innerhalb des FFH-Gebietes werden Störungen, Stoff-
einträge und andere mittelbare Beeinträchtigungen der maßgeblichen Le-
bensraumtypen und Arten durch Wegegebot für die Nutzer des öffentlichen
Feld- und Waldweges und Leinenzwang für Hunde vermieden. Schließlich
wird das Aufkommen des invasiven Orientalischen Zackenschötchens im
Baufeld auch nach Abschluss der Baumaßnahme durch Pflegemaßnahmen
auf den Straßennebenflächen bekämpft (vgl. A 3.5.11).
Die Ausgleichsmaßnahme A 1 kann - im Gegensatz zu den Ausführungen
in den Planunterlagen - nicht als schadensbegrenzende Maßnahme ange-
sehen werden. Sie kann insbesondere nicht im Vorfeld des geplanten Ein-
griffs ausgeführt werden, da die Rasensoden, die hier als Initialpflanzung
aufgebracht werden sollen, erst der eigentlichen Fläche des Lebensraum-
typs entnommen werden sollen und damit schon eine Beeinträchtigung
dieses Lebensraumtyps darstellen.
- 182 -
Ergänzend wird auf die Ausführungen zum Artenschutz unter C 3.7.5.4
verwiesen.
Als Zwischenergebnis ist festzuhalten, dass auch unter Berücksichtigung
schadensbegrenzender Maßnahmen erhebliche Beeinträchtigungen des
FFH-Gebietes verbleiben.
3.7.5.3.1.7 Beurteilung der Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes
durch Zusammenwirken mit anderen Plänen oder Projekten
Vorhaben können gegebenenfalls erst im Zusammenwirken mit anderen
Plänen oder Projekten zu erheblichen Beeinträchtigungen eines Natura-
2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandtei-
len führen (Art. 6 Abs. 3 FFH-RL, § 34 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 10 Abs. 1
Nrn. 11 und 12 BNatSchG, Art. 13 c Abs. 2 i.V.m. Art. 2 c BayNatSchG und
§ 10 Abs. 1 Nrn. 11 und 12 BNatSchG). Voraussetzung für eine mögliche
Kumulation von Auswirkungen durch das Zusammenwirken mit anderen
Plänen und Projekten sind mögliche Auswirkungen anderer Pläne und Pro-
jekte auf das jeweils von dem zu prüfenden Vorhaben betroffene gleiche
Erhaltungsziel. Hierbei kommt es nicht darauf an, dass das Erhaltungsziel
durch die gleichen Wirkungsprozesse beeinträchtigt wird, sondern nur,
dass es sowohl von dem zu prüfenden Vorhaben als auch von anderen
Plänen und Projekten betroffen sein könnte.
Andere Pläne sind grundsätzlich erst dann relevant, wenn sie rechtsver-
bindlich, d.h. in Kraft getreten sind. Sie sind ausnahmsweise relevant, wenn
sie wenigstens beschlossen wurden, ohne dass noch eine etwa einzuho-
lende Genehmigung oder die Bekanntmachung vorliegt. Dem steht gleich,
dass ein Bebauungsplan die Planreife nach § 33 BauGB erreicht hat. In
Aufstellung befindliche Ziele der Raumordnung (§ 3 Nr. 4 ROG) sind nur
dann relevant, wenn die zuständige Behörde eine befristete Untersagung
ausspricht (§ 12 Abs. 1 Nr. 2 ROG). Projekte sind erst dann zu berücksich-
tigen, wenn sie von einer Behörde zugelassen oder durchgeführt bzw. - im
Falle der Anzeige - zur Kenntnis genommen werden. Dem steht der Fall der
planerischen Verfestigung gleich, der vorliegt, wenn ein Projekt im Zulas-
sungsverfahren entsprechend weit gediehen ist, z.B. das Anhörungsverfah-
ren nach § 17 a FStrG, nach Art. 73 BayVwVfG oder nach §§ 8 ff. der
9. BImSchV eingeleitet ist (vgl. Nr. 5.2.5.5 Leitfaden FFH-VP).
Erkenntnisse über relevante Pläne oder Projekte in diesem Sinne, die
Schutzziele des FFH-Gebietes berühren bzw. in gleiche Weise wie der
Ausbau der B 27 mit dem Bau eines parallelen öffentlichen Feld- und
Waldweges auf dieses FFH-Gebiet einwirken könnten, sind für die Plan-
- 183 -
feststellungsbehörde nicht ersichtlich und wurden im Übrigen auch im
Rahmen des Verfahrens nicht vorgetragen.
3.7.5.3.1.8 Zusammenfassende Bewertung der FFH-Verträglichkeit unter Berücksichti-
gung der Maßnahmen zur Schadensbegrenzung
Unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen kann davon ausge-
gangen werden, dass die Fledermausarten Bechsteinfledermaus und Gro-
ßes Mausohr nicht betroffen werden. Die Auswirkungen auf das Jagdrevier
sind als unerheblich einzustufen, relevante Quartierbäume werden im Vor-
feld der Baumaßnahme gesichtet und unter größtmöglicher Vermeidung
von Individuenverlusten gefällt.
Hinsichtlich der Spanischen Flagge ist anzumerken, dass diese Schmetter-
lingsart felsiges, kalkiges Gelände, wie z.B. Trockenrasen und felsige Täler
und Hänge als Lebensraum benötigt. Genau solche Trockenrasen sollen im
Rahmen der Ausgleichsmaßnahme entstehen. Daher können insoweit Le-
bensraumverluste durch Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Ein-
griffsregelung ausgeglichen werden. Die Herstellung von Trocken- bzw.
Magerrasen ist als naturschutzfachliche Kompensationsmaßnahme seit
langem üblich, entsprechende Erfahrungswerte über die richtige Herstel-
lung und Entwicklung solcher Flächen liegen vor. Es bestehen daher kei-
nerlei vernünftige Zweifel, dass potenzielle Lebensraumverluste dieser
Nachtfalterart durch die Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden kön-
nen.
Lebensraumverluste für die Leittierarten der von indirekten Beeinträchti-
gungen betroffenen Lebensraumtypen können ebenfalls durch die vorge-
sehenen Ausgleichsmaßnahmen unter die Erheblichkeitsschwelle fallen.
Die im Rahmen der beiden Ausgleichsflächen A 1 und A 2 vorgesehenen
Flächen liegen zwischen den Hangbereichen und dem neuen öffentlichen
Feld- und Waldweg parallel zur B 27. In solche Habitate müssen die ent-
sprechenden Leittierarten der Lebensraumtypen ausweichen. Dichte Ver-
buschungen, Vorwaldstadien und ackerbaulich genutzte Flächen entfallen
dafür. Somit besteht für die Leittierarten auch nach Abschluss der Bau-
maßnahme ein entsprechend großes Habitatangebot.
Des Weiteren kann gerade durch die vorgesehenen Bekämpfungsmaß-
nahmen des Orientalischen Zackenschötchens während und nach der
Baumaßnahme sichergestellt werden, dass insoweit erhebliche Beeinträch-
tigungen ausgeschlossen werden. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die
besonders anfälligen Erdmieten, die im Rahmen der Zwischenlagerung von
Boden anfallen, außerhalb des FFH-Gebietes angelegt werden sollen.
Auch hier bestehen keinerlei vernünftige Zweifel daran, dass durch das
Entfernen des Orientalischen Zackenschötchens auf den entsprechenden
- 184 -
Flächen dafür Sorge getragen werden kann, dass eine weitere Ausbreitung
verhindert wird.
Die möglichen Beeinträchtigungen durch Freizeitnutzung auf dem öffentli-
chen Feld- und Waldweg will der Vorhabensträger dadurch reduzieren,
dass nicht nur ein Wegegebot erlassen, sondern auch eine entsprechende
Leinenpflicht für Hunde eingeführt werden soll (vgl. Unterlage 12.1, Kap.
4.2.5). In Verbindung mit der Tatsache, dass die straßennahen Bereiche
der B 27 schon jetzt entsprechenden Beeinträchtigungen unterliegen und
sich die Beeinträchtigungszone durch den Ausbau der B 27 nur marginal
verschiebt, der öffentliche Feld- und Waldweg jedoch innerhalb der Beein-
trächtigungszone angelegt wird, ist davon auszugehen, dass schon jetzt die
Flächen innerhalb dieser Beeinträchtigungszone für die Leittierarten ent-
sprechend unattraktiv sind. Soweit Menschen und Hunde auf dem neuen
öffentlichen Feld- und Waldweg bleiben, kann daher davon ausgegangen
werden, dass die Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes in lediglich uner-
heblichem Maße steigen.
Eine Gefährdung des regionalen Genpools durch die Anlage von Begrü-
nungsmaßnahmen entlang der B 27 bzw. des Feldweges wird vom Vorha-
bensträger dadurch ausgeschlossen, dass ausschließlich Landschaftsra-
sen und Gehölze autochthoner Herkunft verwendet wird (vgl. Unterlage
12.1, Maßnahmenblatt G 1, und A 3.5.12 dieses Beschlusses). Auch hier
bestehen keine vernünftigen Zweifel daran, dass gerade die Verwendung
autochthonen Pflanzguts den regionalen Genpool erhält.
Lediglich die Inanspruchnahme einer besonders herausragenden regional
gesehen besonderen Ausprägung des Lebensraumtyps "Magere Flach-
landmähwiesen" ist aus o.g. Gründen als erheblich einzustufen. Da die Flä-
che direkt in Anspruch genommen wird, sind entsprechende Schutzmaß-
nahmen nicht möglich.
Daher ist davon auszugehen, dass mit einer Ausnahme die Erhaltungsziele
für die Lebensraumtypen, die im Untersuchungsraum der verfahrensge-
genständlichen Ausbaumaßnahme vorkommen, mit den dafür charakteri-
stischen Arten nicht erheblich beeinträchtigt werden. Dem Erhalt bzw. der
Wiederherstellung des günstigen Erhaltungszustandes der natürlichen Le-
bensräume nach Anhang I FFH-RL wird nicht entgegengewirkt. Insbeson-
dere kann durch die vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen sogar dazu
beigetragen werden, da sie von der öffentlichen Hand bewirtschaftet bzw.
gepflegt werden, so dass sich der Erhaltungszustand dieser Lebensraum-
typen bzw. das Habitatangebot für die entsprechenden Leitarten dauerhaft
besser sichergestellt ist als bisher.
- 185 -
Hinsichtlich der Arten nach Anhang II der FFH-RL ist ebenfalls festzustel-
len, dass die Erhaltungsziele durch die gegenständliche Baumaßnahme
nicht erheblich beeinträchtigt werden. An der Struktur des Bestandes der
Arten i.S.d. Anhangs II der FFH-RL, an den Funktionen der Habitate der
entsprechenden Bestände sowie an der eventuellen Wiederherstellbarkeit
der Habitate dieser Arten wird durch das gegenständliche Vorhaben nichts
erhebliches geändert. Dem Erhalt bzw. der Wiederherstellung des günsti-
gen Erhaltungszustandes der Arten nach Anhang II der FFH-RL wird daher
nicht entgegengewirkt (Art. 2 Abs. 2 FFH-FL).
3.7.5.3.1.9 Zusammenfassung der FFH-Verträglichkeitsprüfung
Der Ausbau der B 27 südlich Karlstadt in Verbindung mit dem Bau eines
parallel geführten öffentlichen Feld- und Waldweges beeinträchtigt das
FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" bzw.
die für seine Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile erheblich
(Art. 13 c Abs. 2 BayNatSchG). Es ist daher nur zulässig, wenn eine Be-
freiung i.S.d. Art.49 bzw. Art. 49 a BayNatSchG erteilt wird.
3.7.5.3.2 Ausnahmeprüfung für das FFH-Gebiet "Maintalhänge zwischen Gambach
und Veitshöchheim"
3.7.5.3.2.1 Rechtsgrundlagen der FFH-Ausnahmeprüfung
Ergibt die Prüfung der Verträglichkeit, dass das Vorhaben zu erheblichen
Beeinträchtigungen eines Natura-2000-Gebietes in seinen für die Erhal-
tungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen
kann, ist es grundsätzlich unzulässig. Ein Vorhaben kann dennoch aus-
nahmsweise nur dann zugelassen werden, wenn
1. das Vorhaben aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentli-
chen Interesses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art,
notwendig ist (Art. 49 a Abs. 2 Sätze 1 und 2 BayNatSchG, § 34 Abs. 3
Nr. 1 BNatSchG),
2. zumutbare Alternativen, die den mit dem Vorhaben verfolgten Zweck an
anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen erreichen,
nicht gegeben sind (vgl. § 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG) und
3. die zur Sicherung des Zusammenhangs des europäischen ökologischen
Netzes Natura 2000 notwendigen Maßnahmen durchgeführt werden
(Art. 49 a Abs. 4 BayNatSchG, § 34 Abs. 5 BNatSchG).
Alle vorgenannten Voraussetzungen müssen erfüllt sein (vgl. auch Art. 6
Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL).
- 186 -
Werden darüber hinaus prioritäre Lebensräume und/oder Arten erheblich
beeinträchtigt, können als zwingende Gründe des überwiegenden öffentli-
chen Interesses nur solche im Zusammenhang mit der Gesundheit des
Menschen, der öffentlichen Sicherheit, einschließlich der Landesverteidi-
gung und des Schutzes der Zivilbevölkerung, oder den maßgeblich günsti-
gen Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt geltend gemacht wer-
den. Sonstige Gründe können nur berücksichtigt werden, wenn zuvor eine
Stellungnahme der Kommission eingeholt wurde (vgl. Art. 49 a Abs. 2
Satz 3 BayNatSchG, § 34 Abs. 4 BNatSchG, Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 2
FFH-RL).
3.7.5.3.2.2 Gründe für die Ausnahme
Eine Abweichung setzt voraus, dass das Vorhaben aus zwingenden Grün-
den des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher so-
zialer oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist (Art. 49 a Abs.2 Sätze 1 und 2
BayNatSchG).
Als Abweichungsgründe kommen für Vorhaben, die nur nicht prioritäre Le-
bensraumtypen oder Arten erheblich beeinträchtigen, prioritäre Lebens-
raumtypen oder Arten jedoch nicht beeinträchtigen können, neben solchen
sozialer oder wirtschaftlicher Art sowie den Gründen des Art. 6 Abs. 4 Un-
terabs. 2 FFH-RL auch vielfältige andere Gründe in Betracht. Damit sich
die Gründe gegenüber dem Belang des Gebietsschutzes durchsetzen kön-
nen, müssen keine Sachzwänge vorliegen, denen niemand ausweichen
kann, Art. 6 Abs. 4 FFH-RL und damit Art. 49 Abs. 2 Sätze 1 und 2
BayNatSchG setzen lediglich ein durch Vernunft und Verantwortungsbe-
wusstsein geleitetes staatliches Handeln voraus (vgl. BVerwG, Urteil vom
12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 153).
Als öffentliches Interesse kommen dabei alle Belange in Betracht, die dem
Wohl der Allgemeinheit dienen. Hierzu zählen neben den in Art.49 a Abs. 2
BayNatSchG genannten Gründen u.a. auch wirtschaftliche Interessen oder
solche sozialer Art. Dazu gehören auch die verkehrlichen Belange. Die öf-
fentlichen Interessen können jedoch eine Zulassung des Projekts nur recht-
fertigen, wenn sie im konkreten Einzelfall die Belange des europäischen
Schutzgebietssystems Natura 2000, das als solches ein öffentliches Inter-
esse darstellt, überwiegen. Die Tatsache, dass ein Schutzgebiet von euro-
päischem Interesse vorliegt, verleiht den Belangen von Natur und Umwelt
gegenüber anderen Belangen ein erhebliches Gewicht. Dieses Gewicht
wiegt umso schwerer, je größer die Bedeutung des betroffenen Gebietes
für die Kohärenz des europäischen Netzes Natura 2000 und je höher das
Maß der konkreten Beeinträchtigung ist. Je höherwertig das Schutzgebiet
ist und je stärker es beeinträchtigt wird, desto gewichtiger müssen dem-
- 187 -
nach die mit dem Vorhaben verfolgten öffentlichen Interessen sein, um das
erforderliche Überwiegen nachweisen zu können (vgl. Nr. 6.3.1 Leitfaden
FFH-VP).
Die Abwägung knüpft damit an das Ergebnis der Verträglichkeitsprüfung
an. Da sie einzelfallbezogen zu erfolgen hat, hängt das Gewicht, mit dem
Integritätsinteresse des FFH-Gebietes in sie einzustellen ist, entscheidend
vom Ausmaß der Beeinträchtigung ab (vgl. BVerwG, Urteil vom
12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 154). Ihrer Art nach trag-
fähige Abweichungsgründe können auch die raumordnerische Dringlichkeit
sowie die Erhöhung der Verkehrssicherheit im Straßennetz sein (vgl.
BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 157).
Der Regionalplan für die Region Würzburg (2) führt als Grundsatz an, dass
der Verbesserung, Ergänzung und Vervollständigung des Straßennetzes in
der Region Würzburg besondere Bedeutung zukommt. Zu diesem Zweck
ist ein besserer Verkehrsaustausch zwischen den zentralen Orten mit ihren
Verflechtungsbereichen, insbesondere auch mit dem Oberzentrum Würz-
burg, und die Beseitigung von Engstellen, Unfallschwerpunkten und Um-
weltbelästigungen anzustreben (B IX 3.1). Um das Oberzentrum Würzburg
besser an das Bundesfernstraßennetz anzubinden, den Verkehrsaustausch
innerhalb der Region mit dem Oberzentrum Würzburg zu erleichtern sowie
um den Verkehr innerhalb des Verdichtungsraumes Würzburg weiter zu
ordnen, sind am Straßennetz im Verdichtungsraum Würzburg und im an-
grenzenden ländlichen Raum Ausbauten und Verlegungen anzustreben,
vor allem im Verlauf der Hauptverkehrsachsen, die auf das Oberzentrum
Würzburg zulaufen (vgl. B IX 3.3). Beiden Grundsätzen der Regionalpla-
nung (vgl. 4. Verordnung zur Änderung des Regionalplans der Region
Würzburg vom 09.12.2008, RABl. 2009, 42) trägt die gegenständliche
Maßnahme Rechnung. Die B 27 ist eine wesentliche Verkehrsader zwi-
schen Würzburg und Karlstadt und stellt in ihrem Verlauf selbst eine regio-
nalplanerische Entwicklungsachse dar (vgl. 2. Verordnung zur Änderung
des Regionalplans der Region Würzburg vom 09.12.2008, Kapitel A II, Tek-
turkarte 1 zu Karte 1 "Raumstruktur", RABl. 2009, 35). Gerade die Aus-
baumaßnahme gewährleistet einen flüssigeren Straßenverkehr und damit
einen besseren Verkehrsaustausch zwischen dem Mittelzentrum Karlstadt
und dem Oberzentrum Würzburg. Des Weiteren hat sich die B 27 in diesem
Bereich als unfallträchtig erwiesen. Diese Maßnahme soll durch den Aus-
bau und die Anlage des parallel geführten öffentlichen Feld- und Waldwe-
ges gerade diesem Punkt Rechnung tragen. Schließlich stellt gerade die
B 27 eine Hauptverkehrsachse dar, die auf das Oberzentrum Würzburg zu-
läuft. Damit entspricht gerade der Ausbau der B 27 den regionalplaneri-
schen Grundsätzen, die von der Planfeststellungsbehörde in der Abwägung
besonders zu berücksichtigen sind (vgl. § 4 Abs. 2 ROG).
- 188 -
Ebenso gehören eine Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie die Min-
derung schädlicher Umwelteinwirkungen zu den Gründen, die bei der Ab-
wägungsentscheidung berücksichtigungsfähig sind. Das Bundesverwal-
tungsgericht hat dies im Rahmen der Abweichungsregelung des Art. 6
Abs. 4 und Abs. 2 FFH-RL unter dem Gesichtspunkt des Gesundheits-
schutzes anerkannt. Allgemeinbelange der Verkehrssicherheit oder des
Umweltschutzes können Berücksichtigung finden, wenn die positiven Wir-
kungen des Vorhabens auf diese Belange durch Erfahrungswissen abgesi-
chert sind (vgl. BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008,
633, Rd.Nr. 160).
Die B 27 weist des Weiteren im Abschnitt südlich von Karlstadt verschiede-
ne Mängel auf. Die Trassierung entspricht weder im Lage- noch im Höhen-
plan den aktuellen Anforderungen. Unabhängig davon ist der substanzielle
Zustand der Straße mangelhaft, sodass bestandserhaltende Maßnahmen
kurz- bis mittelfristig durchgeführt werden müssen. Mit einem durchschnitt-
lichen täglichen Verkehr von ca. 11.000 Kfz/24 h (bis hin zu über
15.000 Kfz/24 h im Jahr 2000 und über 13.000 Kfz/24 h im Jahr 2006) in
den letzten Jahren ist die B 27 in diesem Bereich relativ stark belastet.
Hervorgerufen durch die Unstetigkeit der Strecke, sowohl im Grund- wie im
Aufriss, und die große Zahl an Grundstückszufahrten entlang der B 27 er-
eigneten sich auf dem betroffenen Teilstück der B 27 in den Jahren 2001
bis zum Beginn der Planfeststellung insgesamt 94 Unfälle mit 25 Verletz-
ten. Damit entspricht die B 27 südlich von Karlstadt nicht mehr den Anfor-
derungen an eine leistungsfähige und verkehrssichere Straße. Die Entwick-
lung des Straßenverkehrs lässt zudem eine weitere Steigerung der Ver-
kehrsbelastung erwarten. Die großräumige Verkehrsuntersuchung für die
B 26 neu (Westumfahrung Würzburg) prognostiziert für den gegenständli-
chen Abschnitt der B 27 für das Jahr 2020 ca. 15.000 Kfz/24 h. Selbst unter
der Annahme einer bis dahin vollständig realisierten B 26 neu sind noch
immer ca. 11.600 Kfz/24 h zu erwarten. Durch den bestandsorientierten
Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt mit einer Verbreiterung der Fahr-
bahn und einer Anhebung der Gradiente, verbunden mit der Anlage eines
öffentlichen Feld- und Waldweges, wird zwischen Karlstadt und dem Ende
des zweistreifigen Ausbaus bei Veitshöchheim ein einheitlicher Ausbau-
standard erreicht. Die B 27 ist damit auf ganzer Länge zwischen Würzburg
und Karlstadt in der Lage, den Verkehr ausreichend leistungsfähig und ver-
kehrssicher abzuwickeln. Des Weiteren wird ein erhebliches Unfallrisiko für
den Verkehr auf der Bundesstraße dadurch entfernt, dass die parallel an
die B 27 anliegenden Grundstücke künftig nicht mehr direkt in die Bundes-
straße einmünden, sondern künftig über den parallel geführten öffentlichen
Feld- und Waldweg erschlossen werden. Die B 27 kann damit ihrer Funkti-
on als überregionale Straße und regional bedeutsame Verbindungsstrecke
zwischen den Zentren Karlstadt und Würzburg wieder besser gerecht wer-
den, wenn sie nicht mehr gleichzeitig als Erschließungsstraße für die an-
- 189 -
grenzenden Grundstücke, die für die Landwirtschaft bzw. für die Freizeitge-
staltung genutzt werden, dienen muss. Gefährdungssituationen, die durch
ein Abbiegen auf diese Grundstücke von der B 27 entstehen bzw. durch ein
Ausfahren von diesen Grundstücken auf die B 27, können damit künftig
entfallen. Gleichzeitig führt der parallel geführte öffentliche Feld- und
Waldweg nicht nur dazu, dass die anschließenden Grundstücke besser er-
schlossen werden können, sondern auch dazu, dass der Erschließungs-
verkehr für diese Grundstücke, also der insoweit langsam fahrende land-
wirtschaftliche Verkehr bzw. Privatverkehr, nicht mehr auf der B 27 selbst
laufen muss. Dies wiederum führt zu einer deutlichen Verminderung von
notwendigen Überholvorgängen, die gerade auf der B 27 mitunter riskant
und unfallträchtig sind. Gerade die Bildung von längeren Kolonnen hinter
langsam fahrenden (landwirtschaftlichen) Fahrzeugen, die dann zu gefähr-
lichen Überholmanövern entlang der Kolonnen führen und sowohl den Ge-
genverkehr als auch den Verkehr auf dem eigenen Fahrstreifen beim Wie-
dereinfädeln gefährden, kann damit erheblich reduziert werden. Die nicht
geringe Zahl von 25 Verletzten bei 94 Unfällen allein in den Jahren seit
2001 kann daher wohl deutlich reduziert werden. Im Übrigen trägt eine Ver-
flüssigung des Verkehrs auch zur Minderung von Umweltbelastungen bei,
insbesondere im Hinblick auf die Luftschadstoffsituation. Daher kann davon
ausgegangen werden, dass die gegenständliche Maßnahme zumindest
auch der Gesundheit der Verkehrsteilnehmer dient, im Übrigen aber auch
den wirtschaftlichen und sozialen Interessen, zu denen gerade die verkehr-
lichen Belange zählen.
Angesichts dessen ist herauszustellen, dass das gegenständliche Vorha-
ben einen Lebensraumtyp beeinträchtigt, der in Deutschland noch weit ver-
breitet ist, nämlich "Magere Flachlandmähwiesen". Sogar im gegenständli-
chen FFH-Gebiet macht dieser Lebensraumtyp 6510 immerhin 12 % der
Gesamtfläche aus. Für das gegenständliche Vorhaben gehen lediglich
550 m² verloren, die sowohl nach der Kartierungsanleitung als auch nach
dem FuE-Endbericht in der absoluten Flächengröße als unerheblich anzu-
sehen wären. Des Weiteren kann bei dieser Abwägung berücksichtigt wer-
den, dass hier gerade nicht nach dem "Windhundprinzip" eine Fläche nach
der anderen dieses Lebensraumtyps in Anspruch genommen werden soll,
sondern hier entsprechende Maßnahmen zur Kompensation vorliegen,
nämlich die Neuanlage einer vergleichbaren Fläche (Ausgleichsfläche A 1).
Auch wenn dies ein weiterer Tatbestand für die Ausnahmeprüfung ist, er-
scheint doch die Möglichkeit der Wiederanlage dieses Lebensraumtyps auf
einer größeren Fläche geeignet, das Interesse an der uneingeschränkten
Erhaltung der Mageren Flachlandmähwiese im Bereich des künftigen öf-
fentlichen Feld- und Waldweges als geringer einzustufen. Ebenso kann das
Gewicht der gegen das Vorhaben sprechenden Gründe weiter durch die
landschaftspflegerische Maßnahmenplanung bzw. die entsprechenden Auf-
lagen in diesem Planfeststellungsbeschluss reduziert werden, sodass im
- 190 -
Ergebnis festgestellt werden kann, dass die gegenständliche Maßnahme
ein durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein geleitetes staatliches
Handeln darstellt und somit durchaus zwingende Gründe des überwiegen-
den öffentlichen Interesses i.S.d. Art. 49 a Abs. 2 Sätze 1 und 2
BayNatSchG vorliegen.
3.7.5.3.2.3 Alternativenvergleich im Rahmen der FFH-Ausnahmeprüfung
Soll ein Vorhaben, das zu erheblichen Beeinträchtigungen eines Natura-
2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck
maßgeblichen Bestandteilen führt, ausnahmsweise zugelassen werden,
besteht im Rahmen der Prüfung nach Art. 49 a Abs. 2 BayNatSchG (bzw.
§ 34 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG und Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL) eine
generelle rechtliche Verpflichtung zur Prüfung von Alternativen. Anders als
die fachplanerische Alternativenprüfung ist die FFH-rechtliche Alternativen-
prüfung nicht Teil einer planerischen Abwägung. Der Planfeststellungsbe-
hörde ist für den Alternativenvergleich kein Ermessen eingeräumt (vgl.
BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 169).
Der Begriff der Alternative i.S.d. Art.6 Abs. 4 FFH-RL und der einschlägigen
Umsetzungsregelung steht in engem Zusammenhang mit den Planungszie-
len, die mit dem Vorhaben verfolgt werden. Eine Alternativlösung setzt vor-
aus, dass sich die zulässigerweise verfolgten Planungsziele trotz gegebe-
nenfalls hinnehmbarer Abstriche auch mit ihr erreichen lassen. Ausle-
gungsleitend für das Verständnis der vorzugswürdigen Alternativen muss
die Funktion sein, die das Schutzregime Art. 4 FFH-RL erfüllt. Eine Stand-
ort- oder Ausführungsalternative ist vorzugswürdig, wenn sich mit ihr die
Planungsziele an einem nach dem Schutzkonzept der Habitatrichtlinie gün-
stigeren Standort oder mit geringerer Eingriffsintensität verwirklichen las-
sen. Berühren sowohl die planfestgestellte Lösung als auch eine Pla-
nungsalternative FFH-Gebiete, so ist es unzulässig, die Beeinträchti-
gungspotenziale in dem einen und in dem anderen FFH-Gebiet unbesehen
gleichzusetzen. Abzustellen ist vielmehr auf die Maßgabe der Differenzie-
rungsmerkmale der in Art. 6 FFH-RL bestimmten Schwere der Beeinträch-
tigung.
Dabei ist in einer gestuften Prüfung zunächst zu fragen, ob auch im Falle
einer Alternativlösung Lebensraumtypen des Anhangs I oder Tierarten des
Anhangs II der FFH-RL erheblich beeinträchtigt werden.
In zweiter Hinsicht kommt es darauf an, ob die beeinträchtigten Lebens-
raumtypen oder Arten prioritär oder nicht prioritär sind. Von entscheidender
Bedeutung ist daher, ob am Alternativstandort eine Linienführung möglich
ist, bei der keine als Lebensraumtypen oder Habitate besonders schutz-
würdigen Flächen erheblich beeinträchtigt werden oder jedenfalls prioritäre
- 191 -
Biotope und Arten verschont bleiben (vgl. BVerwG, Urteil vom 12.03.2008,
Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 170).
Prüfungsalternativen brauchen nicht erschöpfend, sondern nur so weitge-
hend ausgearbeitet und untersucht werden, dass sich einschätzen lässt, ob
sie für - prioritäre oder nicht prioritäre - FFH-Schutzgüter ein erhebliches
Beeinträchtigungspotenzial bergen. Vergleichbar der durch das planungs-
rechtliche Abwägungsgebot geforderten allgemeinen Alternativenprüfung
wird zur Beurteilung dieser Fragestellung häufig eine bloße Grobanalyse
ausreichen (vgl. BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008,
633, Rd.Nr. 171).
Der gemeinschaftsrechtliche Grundsatz der Verhältnismäßigkeit kann es
darüber hinaus rechtfertigen, selbst naturschutzfachlich vorzugswürdige Al-
ternativen aus gewichtigen naturschutzexternen Gründen auszuscheiden.
Das dem Planungsträger zugemutete Maß an Vermeidungsanstrengungen
darf nicht außerhalb jedes vernünftigen Verhältnisses zu dem damit erziel-
baren Gewinn für die betroffenen gemeinschaftsrechtlichen Schutzgüter
stehen. In diesem Zusammenhang können neben verkehrstechnischen
auch finanzielle Erwägungen den Ausschlag geben (BVerwG, Urteil vom
12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 172).
Ausgehend von diesen Prämissen existieren vorliegend keine zumutbaren
Alternativen.
Neben der Planfeststellungsvariante wurden im vorliegenden Fall, wie in
Unterlage 1, Kapitel 3.1, und unter C 3.7.2 beschrieben, drei weitere Vari-
anten des Ausbaus der B 27 untersucht. Dabei handelt es sich um eine
Fahrbahnverbreiterung unter Beibehaltung der Achse bzw. Gradiente, einer
Fahrbahnverbreiterung in Verbindung mit einer Gradientenanhebung und
einem dreistreifigen Ausbau mit wechselseitigen Überholmöglichkeiten.
Ein dreistreifiger Ausbau mit einem Regelquerschnitt von 15,5 nach RAS-
Q 96 würde zu einem deutlich erhöhten Flächenverbrauch gerade im FFH-
Gebiet Nr. 6124-372 in der Teilfläche 03 führen. Die mit dem gegenständli-
chen Ausbau verbundenen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes würden
dadurch nicht nur nicht vermieden, sondern sogar noch eher gesteigert.
Die Variante "Fahrbahnverbreiterung unter Beibehaltung der Achse bzw.
Gradiente" oder mit einer Gradientenanhebung würde zwar neben einer
Verbesserung des Straßenquerschnitts auch eine verbesserte Straßenent-
wässerung und deutlich bessere Sichtverhältnisse innerhalb des Strecken-
verlaufes der B 27 herstellen. Das verfolgte Planungsziel, die Verkehrssi-
cherheit jedoch deutlich zu erhöhen und den Überholdruck auf der Strecke
gerade bei langsam fahrenden Fahrzeugen zu mindern, könnte durch die
- 192 -
gegenständliche Maßnahme nicht erreicht werden. Gerade der landwirt-
schaftliche Verkehr auf der B 27, der entsprechend langsam fährt, führt zu
großen Fahrzeugkolonnen, in denen es wiederum zu unfallträchtigen Über-
holvorgänge kommt. Daher ginge ein Ausbau der B 27 ohne Anlage eines
öffentlichen Feld- und Waldweges parallel zur Bundesstraße im Vergleich
zur Planfeststellungsvariante über das Maß hinnehmbarer Abstriche deut-
lich hinaus. Das Planungsziel ließe sich auf diese Art und Weise nicht er-
reichen. Andererseits ist die B 27 auf ihrer anderen Seite begrenzt durch
die vorhandene Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg. Daher kann letztlich
davon ausgegangen werden, dass eine Linienführung an einem Alternativ-
standort, bei der keine der als Lebensraumtypen oder Habitate besonders
schutzwürdigen Flächen erheblich beeinträchtigt würden, das Planungsziel
jedoch trotzdem erreicht würde, nicht möglich ist.
3.7.5.3.2.4 Maßnahmen zur Kohärenzsicherung
Soll ein Vorhaben nach Alternativenprüfung aufgrund des Vorliegens zwin-
gender Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses zugelassen
oder durchgeführt werden, sind des Weiteren die notwendigen Maßnahmen
zur Sicherung des Zusammenhangs des europäischen ökologischen Net-
zes Natura 2000 vorzusehen (Art. 49 a Abs. 4 BayNatSchG, § 34 Abs. 5
Satz 1 BNatSchG, Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL). Die Kohärenzsiche-
rung ist wesentlicher Teil des Rechtsaktes, der das Vorhaben zulässt. Sie
ist ebenso Zulassungsvoraussetzung wie das Vorliegen zwingender Grün-
de des überwiegenden öffentlichen Interesses und das Nichtvorliegen zu-
mutbarer Alternativen (Nr. 6.4.1 Leitfaden FFH-VP).
Der Begriff der Ausgleichsmaßnahme zur Kohärenzsicherung i.S.d. Art. 6
Abs. 4 wird gesetzlich nicht definiert, sein Bedeutungsgehalt erschließt sich
jedoch aus dem Sinnzusammenhang. FFH-Gebiete bilden ein zusammen-
hängendes ökologisches Netz, das einen günstigen Erhaltungszustand der
natürlichen Lebensräume und der Arten von gemeinschaftlichem Interesse
wahren soll. Dazu leisten die einzelnen Gebiete entsprechend ihren Erhal-
tungszielen einen Beitrag. Führt ein Projekt zu einer erheblichen Beein-
trächtigung geschützter Gebietsbestandteile mit der Folge, dass das Gebiet
diese Funktion nicht mehr voll wahrnehmen kann, so soll dies nicht ohne
einen Ausgleich in Kauf genommen werden. Die Funktionseinbuße für die
Erhaltungsziele ist durch Maßnahmen, die zu dem Projekt hinzutreten, zu
kompensieren. Die Ausgestaltung der Kohärenzsicherungsmaßnahme hat
sich deshalb funktionsbezogen an der jeweiligen erheblichen Beeinträchti-
gung auszurichten, deretwegen sie ergriffen wird. Dies gilt sowohl für die
Art als auch für den Umfang der Maßnahme. Dementsprechend fallen dar-
unter die Wiederherstellung des beeinträchtigten oder die Verbesserung
des verbleibenden Lebensraums, die Neuanlage eines Lebensraums und
die Beantragung der Eingliederung eines neuen Gebiets in das Netz Natura
- 193 -
2000 als Beispiele für Kohärenzsicherungsmaßnahmen (vgl. BVerwG, Ur-
teil vom 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 199).
Der Funktionsbezug ist das maßgebliche Kriterium insbesondere auch zur
Bestimmung des notwendigen räumlichen und zeitlichen Zusammenhangs
zwischen Gebietsbeeinträchtigung und Kohärenzsicherung. Der Ausgleich
muss nicht notwendig unmittelbar am Ort der Beeinträchtigung erfolgen, es
reicht vielmehr aus, dass die Einbuße ersetzt wird, die das Gebiet hinsicht-
lich seiner Funktion für die biogeographische Verteilung der beeinträchtig-
ten Lebensräume und Arten erleidet. In zeitlicher Hinsicht muss mindestens
sichergestellt sein, dass das Gebiet unter dem Aspekt des beeinträchtigten
Erhaltungsziels nicht irreversibel geschädigt wird. Ist dies gewährleistet,
lässt sich die Beeinträchtigung aber - wie im Regelfall - nicht zeitnah aus-
gleichen, so ist hinnehmbar, wenn die Kohärenzsicherungsmaßnahmen
rechtzeitig bis zur Vollendung des Vorhabens ergriffen werden, die Funkti-
onseinbußen hingegen erst auf längere Zeit wettgemacht werden. Die Eig-
nung einer Kohärenzsicherungsmaßnahme ist ausschließlich nach natur-
schutzfachlichen Maßstäben zu beurteilen. An die Beurteilung sind weniger
strenge Anforderungen zu stellen als diejenige der Eignung von Schadens-
vermeidungs- und Schadensminderungsmaßnahmen. Während für letztere
der volle Nachweis ihrer Wirksamkeit zu fordern ist, weil sich nur so die not-
wendige Gewissheit über die Verträglichkeit eines Plans oder Projekts ge-
winnen lässt, genügt es für die Eignung einer Kohärenzsicherungsmaß-
nahme, dass nach aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand eine hohe
Wahrscheinlichkeit ihrer Wirksamkeit besteht. Anders als bei der Scha-
densvermeidung und -minderung geht es bei der Kohärenzsicherung typi-
scherweise darum, Lebensräume oder Habitate wiederherzustellen oder
neu zu entwickeln. Dieser Prozess ist in aller Regel mit Unwägbarkeiten
verbunden. Deshalb lässt sich der Erfolg der Maßnahme nicht von vorne-
herein sicher feststellen, sondern nur prognostisch abschätzen (BVerwG,
Urteil vom 12.03.2008, Az. 9 A3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nrn. 201 f.).
Im Rahmen der gegenständlichen Maßnahme erfolgt eine erhebliche Be-
einträchtigung des Lebensraumtyps "Magere Flachlandmähwiesen"
(LRT 6510) auf einer Fläche von 550 m² in Form einer vollständigen Über-
bauung. Diese relativ kleine Fläche gehört zu einem größeren Flächen-
komplex, der innerhalb des FFH-Gebietes immerhin 12 % der gesamten
Gebietsfläche ausmacht. Aufgrund seiner Artenzusammensetzung ist diese
Fläche eine Besonderheit für das Maingebiet als Ausprägung dieses Le-
bensraumtyps.
Die damit verbundene Funktionseinbuße wird durch die Ausgleichsmaß-
nahme A 1 kompensiert. Im Rahmen dieser Ausgleichsmaßnahme wird ei-
ne magere Flachlandmähwiese neu angelegt. Die Flächen liegen nördlich
der Einmündung der Kreisstraße MSP 8 und weisen eine Größe von
- 194 -
0,9140 ha auf (unter Berücksichtigung der Planänderung vom 20.10.2009).
Im Norden und Osten der Ausgleichsfläche A 1 befinden sich schon flächi-
ge, mesophile Gebüsche, die Bestandteil des FFH-Gebietes 6124-372
(Teilfläche 03) sind. Die vorgesehenen Grundstücke wurden noch im Jahr
2000 als Acker- bzw. Weinberg genutzt, liegen aber seit mehreren Jahren
brach. Vorgesehen ist nun im Rahmen der gegenständlichen Maßnahme,
den Standort durch Oberbodenabtrag und den Auftrag naturraumtypischer
Sande (z.B. von den Sandgruben Himmelstadt) mit einer Mächtigkeit von
mindestens 100 cm vorzubereiten. Auf den vorbereiteten Standort werden
dann Grassoden der 400 m weiter nördlich gelegenen Flachlandmähwiese,
also der Fläche, die als Lebensraumtyp 6510 anzusehen ist und im Zuge
der gegenständlichen Maßnahme überbaut wird, als Initialpflanzung einge-
bracht. Etwa 200 m² der am besten entwickelten Bereiche werden dort
ausgebaggert und in der neuen Ausgleichsfläche eingepflanzt (Initialpflan-
zungen an verschiedenen Stellen). Diese Verpflanzung erfolgt noch vor
Beginn der eigentlichen Baumaßnahmen an der B 27 bzw. am neuen öf-
fentlichen Feld- und Waldweg. Die restlichen Flächen der Ausgleichsfläche
werden durch Ansaat mit autochthonem Mähgut von benachbarten Sand-
magerrasen in Grünland umgewandelt.
Die mit der Überbauung der bestehenden Flachlandmähwiese verbunde-
nen Einbußen hinsichtlich der dort vorhandenen Lebensräume bzw. Arten
werden damit in engem räumlichem Zusammenhang und in unmittelbaren
Anschluss an das bestehende FFH-Gebiet gleichwertig ersetzt. Nach aktu-
ellem wissenschaftlichem Erkenntnisstand besteht kein Zweifel an der
Wirksamkeit der Maßnahme. Es ist nichts Ungewöhnliches, im Naturraum
des gegenständlichen Vorhabens als Ausgleichsmaßnahmen im Sinne des
Bayerischen Naturschutzgesetzes Magerrasen anzulegen, indem der
Oberboden entfernt wird und statt dessen entsprechende Sande aufge-
bracht werden. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen kann davon ausge-
gangen werden, dass sich auf dieser Grundlage hochwertige Magerflächen
entwickeln. Dass die Fläche, die bisher den Lebensraumtyp 6510 aus-
macht und auf einer Fläche von 550 m² überbaut wird, aufgrund ihrer Ar-
tenzusammensetzung eine regionale Besonderheit darstellt, wird gerade
dadurch Rechnung getragen, dass mehr als ein Drittel der vorhandenen
Grassoden ausgebaggert werden und als Initialpflanzung in die neue Flä-
che übertragen werden. Dadurch kann die Artenzusammensetzung auch
auf den neuen Flächen gewährleistet werden. Bis zur Herstellung einer ge-
schlossenen Grasnarbe werden auflaufende Exemplare des Orientalischen
Zackenschötchens im Rahmen der Entwicklungspflege in bis zu vier Pfle-
gegängen pro Jahr vollständig beseitigt. Die Ausgleichsfläche selber hat
eine Gesamtgröße von 0,9140 ha, wovon aufgrund der Lage in der Beein-
trächtigungszone von Straßen 0,5215 ha anrechenbar sind. Da auch die zu
überbauende Magere Flachlandmähwiese in der Beeinträchtigungszone
der B 27 liegt, erfolgt somit ein Flächenausgleich in mehr als ausreichen-
- 195 -
dem Maß. Da eine unmittelbare Anbindung an die Teilfläche 03 des FFH-
Gebietes "Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim" besteht,
kann davon ausgegangen werden, dass es keinerlei Nachteile für die Si-
cherung des Zusammenhangs des europäischen ökologischen Netzes Na-
tura 2000 geben wird.
Dass die Maßnahme nicht in vollem Umfang bereits wirksam ist, wenn die
Bauarbeiten beginnen bzw. der bisherige Lebensraumtyp überbaut wird, ist
im vorliegenden Falle hinnehmbar. Der außerordentliche Bestand und die
Artenzusammensetzung der bestehenden Flachlandmähwiese werden be-
wahrt. Der Lebensraumtyp "Magere Flachlandmähwiesen" (6510) macht
immerhin 12 % des gesamten FFH-Gebietes aus. Insoweit steht nicht zu
befürchten, dass durch die Überbauung und im Zeitraum bis zur endgülti-
gen Wirksamkeit der Ausgleichsmaßnahme A 1 irreversible Schäden am
ökologischen Netz Natura 2000 gerade im Hinblick auf diesen Lebens-
raumtyp und die dort vorkommenden Leitarten entstehen werden.
Dass die Maßnahme A 1 zugleich dazu dient, im Rahmen der naturschutz-
rechtlichen Eingriffsregelung Beeinträchtigungen des Naturhaushalts zu
kompensieren, stellt ihre Eignung als Kohärenzsicherungsmaßnahme nicht
in Frage (Nr. 6.4.1 Leitfaden FFH-VP, BVerwG, Urteil vom 12.03.2008, Az.
9 A 3.06, NuR 2008, 633, Rd.Nr. 203). Des Weiteren wurde vom Vorha-
bensträger selbst vorgeschlagen, den Bereich der Kohärenzsicherungs-
maßnahme in das FFH-Gebiet aufzunehmen (vgl. Unterlage 12.5, Kap.
4.2.1 und Kap. 5), was als verbindliches Einverständnis im Meldeverfahren
zu werten ist, auch wenn die Unterlage 12.5 aus Sicht der Planfeststel-
lungsbehörde anderen Gründen (durch die Vorgaben der Rechtsprechung
inzwischen überholtes Ergebnis, dass eine FFH-Verträglichkeitsprüfung
entfallen kann) nur nachrichtlichen Charakter hat (vgl. A 3.1).
3.7.5.3.3 Zusammenfassung
Die Überprüfung der Vereinbarkeit der gegenständlichen Maßnahme mit
dem Europäischen Gebietssschutzrecht hat ergeben, dass die Maßnahme
in weiten Teilen zu Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes "Maintalhänge
zwischen Gambach und Veitshöchheim" führt, die nicht erheblich sind. Im
Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung musste jedoch konstatiert wer-
den, dass hinsichtlich des Lebensraumtyps 6510 erhebliche Auswirkungen
zu erwarten sind.
Hinsichtlich der erheblichen Auswirkungen konnte jedoch eine Befreiung
i.S.d. Bayerischen Naturschutzgesetzes bzw. eine Abweichung i.S.d. FFH-
Rechts zugelassen werden.
- 196 -
Die notwendige Meldung der Kohärenzsicherungsmaßnahme an die Kom-
mission (Art.49 a Abs. 4 BayNatSchG, § 34 Abs.5 Satz 2 BNatSchG und
Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL) ist selbst nicht Gegenstand der Plan-
feststellung, da sie keine Zulassungsvoraussetzung des Vorhabens ist und
in einem Zeitraum bis spätestens bis zur Verkehrsfreigabe zu erfolgen hat
(vgl. Nr. 6.4.1 Leitfaden FFH-VP).
Nach alledem stehen dem Vorhaben auch keine europäischen Vorschriften
zum Schutz des Netzes Natura 2000 entgegen.
3.7.5.4 Artenschutz
3.7.5.4.1 Rechtsgrundlagen
Im Rahmen der Prüfung der naturschutzrechtlichen Zulässigkeit des Vor-
habens sind auch die einschlägigen Bestimmungen des Artenschutzrechts
zu beachten. Die Vorschriften des Artenschutzrechts dienen allgemein dem
Schutz und der Pflege der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten; besonde-
re Bedeutung kommt in Bezug auf die verfahrensgegenständliche Bau-
maßnahme den unmittelbar bundesrechtlich geregelten Verbotsbestim-
mungen des § 42 Abs. 1 BNatSchG (Zugriffsverbote) zu.
Hiernach ist es verboten,
- wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen,
sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen
aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören (§ 42
Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG),
- wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen
Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwin-
terungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche
Störung liegt dabei vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszu-
stand der lokalen Population einer Art verschlechtert (§ 42 Abs. 1 Nr. 2
BNatSchG),
- Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der beson-
ders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen
oder zu zerstören (§ 42 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) und
- wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Ent-
wicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte
zu beschädigen oder zu zerstören (§ 42 Abs. 1 Nr. 4 BNatSchG).
- 197 -
Den besonders bzw. streng geschützten Arten unterfallen insbesondere die
in Anhang IV der FFH-RL genannten Tier- und Pflanzenarten, die in Europa
heimischen wild lebenden Vogelarten i.S.d. Art. 1 der V-RL sowie die in der
Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) aufgeführten Arten (vgl. § 10
Abs. 2 Nr. 10 und 11 BNatSchG).
Für nach Art. 6 a BayNatSchG zulässige Eingriffe in Natur und Landschaft
gelten die Zugriffsverbote des § 42 Abs. 1 BNatSchG nur nach folgenden
Maßgaben: Sind in Anhang IVa der FFH-RL aufgeführte Tierarten oder eu-
ropäische Vogelarten betroffen, liegt ein Verstoß gegen das Verbot des
§ 42 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG und im Hinblick auf damit verbundene unver-
meidbare Beeinträchtigungen wild lebender Tiere auch gegen das Verbot
des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht vor, soweit die ökologische Funktion
der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ru-
hestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird (§ 42 Abs. 5
Satz 2 BNatSchG). An der ökologischen Gesamtsituation des von dem
Vorhaben betroffenen Bereichs darf im Hinblick auf seine Funktion als
Fortpflanzungs- und Ruhestätte keine Verschlechterung eintreten. Dazu
kann es erforderlich sein, funktionserhaltende oder konfliktminimierende
Maßnahmen zu treffen, die unmittelbar am voraussichtlich betroffenen Be-
stand ansetzen, mit diesem räumlich-funktional verbunden sind und zeitlich
so durchgeführt werden, dass zwischen dem Erfolg der Maßnahmen und
dem vorgesehenen Eingriff keine zeitliche Lücke entsteht. Soweit erforder-
lich, können auch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen festgesetzt werden
(§ 42 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG). Dabei wird davon ausgegangen, dass
dann, wenn im Sinne dieser Bestimmung sichergestellt ist, dass die ökolo-
gische Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ununter-
brochen gewährleistet bleibt, Beeinträchtigungshandlungen, die unvermeid-
lich im unmittelbaren Zusammenhang mit den zulässigen Einwirkungen auf
Fortpflanzungs- und Ruhestätten erfolgen, auch nicht die Verbotstatbe-
stände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG erfüllen. Aufgrund der Kontinuität
der ökologischen Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestät-
ten im vorstehend beschriebenen Sinne kann es nicht zu einer signifikanten
Beeinträchtigung des lokalen Bestands einer besonders geschützten Art
kommen. Für Standorte wild lebender Pflanzen der in Anhang IV Buchst. b
der FFH-RL aufgeführten Arten gilt dies entsprechend (§ 42 Abs. 5 Satz 4
BNatSchG). Sind andere, namentlich die ausschließlich nach nationalen
Rechtsvorschriften besonders geschützten Arten betroffen, liegt bei Hand-
lungen zur Durchführung eines Eingriffs oder Vorhabens ein Verstoß gegen
die Zugriffsverbote des § 42 Abs. 1 BNatSchG nicht vor (§ 42 Abs. 5 Satz 5
BNatSchG). Die Zugriffsverbote des § 42 Abs. 1 BNatSchG gelten auch
nicht für Handlungen zur Vorbereitung einer Umweltverträglichkeitsprüfung
(§ 42 Abs. 5 Satz 6 BNatSchG).
- 198 -
Unter einer lokalen Population i.S.d. § 42 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG versteht
man die Gesamtheit aller Individuen einer Art, die eine räumlich abgrenzba-
re Fortpflanzungs- oder Überdauerungsgemeinschaft bilden. Eine lokale
Population umfasst diejenigen (Teil-)Habitate und Aktivitätsbereiche der In-
dividuen einer Art, die in einem für die Lebens(-raum)ansprüche der Art
ausreichenden räumlich-funktionalen Zusammenhang stehen. Lokale Po-
pulation bedeutet also die Gesamtheit der Individuen einer Art, die während
bestimmter Phasen des jährlichen Zyklus in einem anhand ihrer Habitatan-
sprüche abgrenzbaren Raum vorkommen, und umfasst damit gleicherma-
ßen die räumlich abgrenzbaren Brut-, Rast- und Überwinterungsbestände
(vgl. Gellermann, Die "Kleine Novelle" des Bundesnaturschutzgesetzes,
NuR 2007, 783).
Der Verbotstatbestand des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist individuenbezo-
gen. Dabei ist dieser Tatbestand nach der Rechtsprechung des EuGH auch
dann erfüllt, wenn sich die Tötung als unausweichliche Konsequenz eines
im Übrigen rechtmäßigen Verwaltungshandelns erweist. Dass einzelne Ex-
emplare besonders geschützter Arten durch Kollisionen mit Kraftfahrzeu-
gen zu Schaden kommen können, dürfte indes bei lebensnaher Betrach-
tung nicht völlig auszuschließen sein. Dies gilt sowohl für die (erstmalige)
Aufnahme von Straßenverkehr im Gefolge der Zulassung eines neuen Ver-
kehrsweges in einem bislang (an diesem Ort) nicht von einer Straße durch-
zogenen Naturraum als auch für die Zunahme von Verkehr beim Ausbau
einer vorhandenen Straße. Solche kollisionsbedingten Einzelverluste sind
zwar nicht direkt "gewollt" im Sinne eines zielgerichteten "dolus directus",
müssen aber - wenn sie trotz aller Vermeidungsmaßnahmen doch vor-
kommen - als unvermeidlich hingenommen werden. Wäre der Tatbestand
des Tötungsverbots bereits bei der Kollision eines Einzelexemplars mit ei-
nem Kraftfahrzeug erfüllt, könnten Straßenbauvorhaben stets und aus-
schließlich nur noch im Wege einer Ausnahme nach § 43 Abs. 8 BNatSchG
zugelassen werden. Damit würden diese nach dem artenschutzrechtlichen
Regelungsgefüge als Ausnahmen konzipierten Vorschriften zum Regelfall.
Ein sachgerechtes Verständnis des Gesetzes führt daher zu der Ausle-
gung, dass der Tötungstatbestand des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nur er-
füllt ist, wenn sich das Kollisionsrisiko für die betroffenen Tierarten durch
das Straßenbauvorhaben in signifikanter Weise erhöht. Dabei sind Maß-
nahmen, mittels derer solche Kollisionen vermieden oder dieses Risiko
zumindest minimiert werden soll, wie Überflughilfen, Leitstrukturen u.ä., in
die Betrachtung einzubeziehen. Hiernach ist das Tötungsverbot dann nicht
erfüllt, wenn das Vorhaben nach naturschutzfachlicher Einschätzung jeden-
falls aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen kein signifikant
erhöhtes Risiko kollisionsbedingter Verluste von Einzelexemplaren verur-
sacht, mithin unter der Gefahrenschwelle in einem Risikobereich bleibt, der
mit einem Verkehrsweg im Naturraum immer verbunden ist, vergleichbar
dem ebenfalls stets gegebenen Risiko, dass einzelne Exemplare eine Art
- 199 -
im Rahmen des allgemeinen Naturgeschehens Opfer einer anderen wer-
den, z.B. von einem Raubvogel geschlagen werden (BVerwG, Urteil vom
09.07.2008, Az. 9 A 14.07, NVwZ 2009, 302, Rd.Nr. 91).
Werden durch die Ausführung des plangegenständlichen Vorhabens
Zugriffsverbote i.S.v. § 42 Abs. 1 BNatSchG verwirklicht und liegt eine Aus-
nahme nach § 42 Abs. 5 BNatSchG nicht vor, können von diesen Verboten
im Einzelfall weitere Ausnahmen unter anderem im Interesse der Gesund-
heit des Menschen, der öffentlichen Sicherheit, einschließlich der Landes-
verteidigung und des Schutzes der Zivilbevölkerung, oder der maßgeblich
günstigen Auswirkungen auf die Umwelt oder aus anderen zwingenden
Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher
sozialer und wirtschaftlicher Art zugelassen werden (§ 43 Abs. 8 Satz 1
Nrn. 4 und 5 BNatSchG). Eine solche Ausnahme darf nur zugelassen wer-
den, wenn zumutbare Alternativen nicht gegeben sind und sich der Erhal-
tungszustand der Population einer Art nicht verschlechtert, soweit nicht
Art. 16 Abs. 1 FFH-RL weitergehende Anforderungen enthält. Dabei sind
Art. 16 Abs. 3 der FFH-RL und Art. 9 Abs. 2 der V-RL zu beachten (§ 43
Abs. 8 Sätze 2 und 3 BNatSchG).
Die Güte des Erhaltungszustandes beurteilt sich insbesondere danach, ob
aufgrund der Daten über die Populationsdynamik anzunehmen ist, dass die
Art ein lebensfähiges Element des natürlichen Lebensraumes, dem sie an-
gehört, bildet und langfristig weiterhin bilden wird und wahrscheinlich auch
weiterhin vorhanden sein wird, um langfristig ein Überleben der Populatio-
nen der Art zu sichern (vgl. BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az.
4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2000, Rd.Nr. 571). Eine Verschlechterung
des Erhaltungszustandes ist insbesondere dann anzunehmen, wenn die
Überlebenschancen, der Bruterfolg oder die Reproduktionsfähigkeit ver-
mindert werden, wobei dies artspezifisch für den jeweiligen Einzelfall unter-
sucht und beurteilt werden muss. Dass einzelne Exemplare oder Sied-
lungsräume im Zuge der Verwirklichung eines Planvorhabens vernichtet
werden oder verlorengehen, schließt aber nicht aus, dass die Population
als solche in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet als lebensfähiges Ele-
ment erhalten bleibt (vgl. BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04,
NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 572).
Vor dem Hintergrund der vorstehend dargestellten Rechtslage hat der Vor-
habensträger diejenigen aufgrund europäischer Rechtsvorschriften streng
oder besonders geschützten Arten, die nach der vorhandenen Lebens-
raumausstattung im Untersuchungsgebiet vorkommen können, in Abstim-
mung mit der höheren Naturschutzbehörde einer vertieften Untersuchung
unterzogen. Für die betreffenden Tierarten - streng geschützte Pflanzenar-
ten i.S.d. Anhangs IV Buchst. b der FFH-RL kommen im Untersuchungsge-
biet nicht vor - ergibt sich in Bezug auf deren Bestand, ihre vorhabensbe-
- 200 -
dingten Beeinträchtigungen und ihren Erhaltungszustand nach Realisierung
des Bauvorhabens folgendes Bild:
3.7.5.4.2 Bestand und Betroffenheit aufgrund von Gemeinschaftsrecht streng oder
besonders geschützter Tierarten
Hinsichtlich der im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen bzw. potenziell
vorkommenden Tierarten, ihrer Lebensräume und ihrer Lebensgewohnhei-
ten wird auf Unterlage 12.4 (saP) Bezug genommen.
Wie aus dieser Unterlage hervorgeht, ist bei keiner der dort genannten
Tierarten durch Verwirklichung der plangegenständlichen Maßnahme ein
Verstoß gegen die Zugriffsverbote des § 42 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten.
Neben dem bestandsorientierten Ausbau der B 27 und der räumlichen Be-
schränkung des Baufeldes ist hier vor allem die zeitliche Beschränkung der
Bauarbeiten als konfliktvermeidende Maßnahme anzuführen. Wälder sowie
Gehölze und Röhrichte werden außerhalb der in Art. 13 e BayNatSchG ge-
nannten Brut- und Vegetationszeiten, also zwischen dem 1. März und dem
30. September, gerodet. Damit lassen sich Verluste oder Schädigungen
von Nestern, Eiern und Jungvögeln zuverlässig vermeiden. Des Weiteren
werden potenzielle Quartierbäume von Fledermäusen im Baufeld vorab
markiert und vor Räumung des Baufeldes im Oktober des Vorjahres gefällt.
In dieser Zeit haben sich einerseits potenzielle Wochenstuben bereits auf-
gelöst, andererseits sind Fledermäuse, die Baumhöhlen zum Überwintern
nutzen, noch nicht im festen Winterschlaf. Übertagende Fledermäuse kön-
nen die Baumhöhlen bei Fällarbeiten im Oktober selbständig und rechtzei-
tig verlassen. Damit können populationsrelevante Tierverluste bei der Ro-
dung vermieden werden. Des Weiteren kommt den betroffenen Tierarten
zugute, dass beim Bau der Entwässerungsgräben und Einleitungsstrecken
in der Mainaue im Rahmen der Bauausführung besondere Rücksicht auf
den Bestand genommen wird. Die Krautschicht der in Anspruch genomme-
nen Lebensräume in der Mainaue wird mit Abschluss der Bauarbeiten über
natürliche Sukzession artgleich wiederhergestellt, was insbesondere für
den Ufer-Auwald am Main und an den Buhnen gilt, was dazu führt, dass die
betroffenen Lebensräume im Zusammenhang weiter genutzt werden kön-
nen bzw. relevante Veränderungen der lokalen Populationen durch Le-
bensraumverlust nicht zu erwarten sind (vgl. Unterlage 12.4, Kapitel 3.1).
Die höhere Naturschutzbehörde forderte mit Schreiben vom 22.06.2009,
dass die Markierung potenzieller Fledermaus-Quartierbäume für die Ro-
dung im Oktober im unbelaubten Zustand, also im vorherigen Winterhalb-
jahr zu erfolgen habe. Die Vorab-Rodung potenzieller Quartierbäume im
Oktober gelte auch für die Mopsfledermaus, sie könne im Winterquartier
hinter abstehender Rinde besiedeln. Der Vorhabensträger sagte die Beach-
tung dieser Anforderungen mit Schreiben vom 22.09.2009 zu (vgl. A 3.5.6).
- 201 -
Da der Verkehr auf der B 27 durch die gegenständliche Maßnahme nicht
über das ohnehin zu erwartende Maß steigen wird, verbleibt das Tötungsri-
siko jedenfalls unter der Gefahrenschwelle in einem Risikobereich, der mit
einem Verkehrsweg in einem Naturraum immer verbunden ist, vergleichbar
mit dem Risiko, dass einzelne Exemplare etwa im Rahmen des allgemei-
nen Naturgeschehens Opfer einer anderen Art (z.B. Raubvogel) werden.
Eine deutliche Steigerung des Tötungsrisikos ist für die konkret betroffenen
Arten aufgrund ihrer spezifischen Verhaltensweisen und - auch populati-
onsrelevanten - Überlebensstrategien naturschutzfachlich nicht zu erwar-
ten. Es fehlt an einer Signifikanz der Risikozunahme gerade durch die
Straßenbaumaßnahme im Vergleich zur allgemein vorhandenen, artspezifi-
schen Mortalität, welche ohnehin im Regelfall periodischen Schwankungen
unterliegt.
3.7.5.4.3 Artenschutzrechtliche Ausnahmevoraussetzungen
Durch das plangegenständliche Vorhaben werden nach alledem keine Ver-
botstatbestände des § 42 Abs. 1 BNatSchG erfüllt.
Darüber hinaus ist ergänzend anzumerken, dass bei einer Verwirklichung
von Verbotstatbeständen die Voraussetzungen einer Ausnahme im Einzel-
fall i.S.d. § 43 Abs. 8 Satz 1 Nrn. 4 und 5 und Satz 2 BNatSchG auch im
Lichte der europarechtlichen Vorgaben vorlägen.
Ob zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses (§ 43
Abs. 8 Satz 1 Nr. 5 BayNatSchG, Art. 16 Abs. 1 Buchst. c FFH-RL, Art. 9
Abs. 1 Buchst. a V-RL) gegeben sind, ist nicht in dem Sinne zu verstehen,
dass dies das Vorliegen von Sachzwängen erfordert, denen jemand aus-
weichen kann. Gemeint ist mit der gewählten Ausdrucksweise vielmehr ein
durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein geleitetes staatliches
Handeln (vgl. BVerwG, Urteil vom 27.01.2000, Az. 4 C 2.99, NVwZ 2000,
1171). Zeichnen sich diese Belange durch die Qualifikationsmerkmale aus,
die den strengen Anforderungen des Enteignungsrechts genügen, so recht-
fertigen sie es auch, als zwingende Gründe des überwiegenden öffentli-
chen Interesses i.S.d. § 43 Abs. 8 Satz1 Nr. 5 BNatSchG eine Ausnahme
zuzulassen (vgl. dazu auch BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az.
4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8 2000, Rd.Nr. 566).
Des Weiteren sind die mit der Realisierung der verfahrensgegenständli-
chen Planung verbundenen Vorteile für die Allgemeinheit im Interesse der
öffentlichen Sicherheit geeignet, eine Ausnahme von den Verboten des
§ 42 BNatSchG zu rechtfertigen (§ 43 Abs. 8 Satz 1 Nr. 4 BNatSchG, Art. 9
Abs. 1 Buchst. a V-RL). Zu den hier berücksichtigungsfähigen Aspekten im
Sinne dieses Abweichungsgrundes gehören u.a. die Minderung von schäd-
- 202 -
lichen Umwelteinwirkungen für den Menschen sowie die Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse und der Verkehrssicherheit. Hierbei sind die besonde-
ren Anforderungen des Habitatschutzes, die dort auch nur Anwendung fin-
den, soweit prioritäre Lebensraumtypen und Arten betroffen sind, nicht an-
zuwenden. Es reicht aus, wenn das Vorliegen eines solchen Abweichungs-
grundes plausibel dargelegt wird, in eindeutigen Situationen kann sogar
ausreichen, wenn der Abweichungsgrund augenscheinlich und für jeder-
mann greifbar vorliegt (vgl. BVerwG, Urteil vom 09.07.2008, Az. 9 A 14.07,
NVwZ 2009, 302, Rd.Nr. 125).
Beide Voraussetzungen sind durch die gegenständliche Maßnahme erfüllt.
Die festgestellte Planung dient nicht lediglich einer Erhöhung der Lei-
stungsfähigkeit der Bundesstraße, sondern soll zugleich den Ausbauab-
schnitt den heutigen Anforderungen an die Verkehrssicherheit anpassen.
Durch die mit dem Ausbau verbundenen einzelnen Maßnahmen wird die
Verkehrssicherheit im Planungsabschnitt deutlich verbessert. Die Planfest-
stellungsbehörde geht davon aus, dass sich auch die Unfallzahlen entspre-
chend günstiger entwickeln werden. Der damit intendierte Schutz der von
der Rechtsordnung mit herausragender Bedeutung belegten Rechtsgüter
Leben und Gesundheit von Menschen, der durch die Erhöhung sowohl der
Leistungsfähigkeit als auch der Verkehrssicherheit der Straße eine erhebli-
che Verbesserung erfährt, rechtfertigt eine Abweichung nach Art. 9 Abs. 1
Buchst. a V-RL bzw. eine Ausnahme nach § 43 Abs. 8 Satz 1 Nr. 4
BNatSchG und somit auch unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Si-
cherheit. In der Literatur (vgl. Mayr/Sanktjohanser, Die Reform des nationa-
len Artenschutzrechts mit Blick auf das Urteil des EuGH vom 10.01.2006,
NuR 2006, 412; Gellermann, Das besondere Artenschutzrecht in der Bau-
leitplanung, NuR 2007, S. 132, 137) wird im Übrigen mit guten Gründen
vertreten, dass der Begriff der "öffentlichen Sicherheit" in Art. 9 Abs. 1
Buchst. a V-RL weit auszulegen ist und im Ergebnis einen Großteil der Fäl-
le erfasst, die im Rahmen des § 43 Abs. 8 Satz 1 Nr. 5 BNatSchG bzw. des
Art. 16 FFH-RL regelmäßig als zwingende Gründe des überwiegenden öf-
fentlichen Interesses eine Abweichung von den dortigen Verbotstatbestän-
den ermöglichen (vgl. auch BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az.
4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 566).
Des Weiteren ist festzustellen, dass es zur Erreichung des Planungsziels
keine zumutbare Alternative bzw. keine anderweitig zufriedenstellende Lö-
sung gibt (vgl. § 43 Abs. 8 Satz 2 BNatSchG bzw. Art. 16 Abs. 1 FFH-RL
und Art. 9 V-RL), die zu einer geringeren Betroffenheit gemeinschaftsrecht-
lich geschützter Arten führen würde. Die Verpflichtung, technisch mögliche
Alternativen zu nutzen, hat keine schrankenlose Bedeutung. Ein Vorha-
bensträger braucht sich auf eine Alternativlösung nicht verweisen zu las-
sen, wenn sich die maßgeblichen Schutzvorschriften am Alternativstandort
als ebenso wirksame Zulassungssperre erweisen wie an dem von ihm ge-
- 203 -
wählten Standort. Er darf von einer Alternativlösung Abstand nehmen, die
technisch an sich machbar und rechtlich zulässig ist, ihm aber Opfer abver-
langt, die außer Verhältnis zu dem mit ihr erreichbaren Gewinn für Natur
und Umwelt stehen. Eine Alternativlösung darf schließlich gegebenenfalls
auch aus naturschutzexternen Gründen als unverhältnismäßiges Mittel ver-
worfen werden (BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-
Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 567, BVerwG, Urteil vom 09.07.2008, Az.
9 A 14.07, NVwZ 2009, 302, Rd.Nr. 119).
Insoweit gelten für die artenschutzrechtliche Ausnahme zumindest keine
höheren Anforderungen als im Rahmen einer FFH-Ausnahmeprüfung. Da-
her sind hier die gleichen Erwägungen, die im Rahmen der Alternativenprü-
fung im Bereich des Habitatschutzes getroffen wurden, einschlägig (vgl.
C 3.7.5.3.2.3). Keine der vom Vorhabensträger untersuchten Varianten
(vgl. Unterlage 1, Kapitel 3.1) wäre gegenüber der festgestellten aus arten-
schutzrechlicher Sicht eindeutig vorzugswürdig; die Nullvariante wird dem
Planungsziel nicht gerecht. Das Gleiche gilt letztlich auch für den Ausbau
der B 27 ohne parallel geführten öffentlichen Feld- und Waldweg, wie be-
reits an anderer Stelle ausgeführt wurde (vgl. u.a. C 3.7.5.3.2.3). Ein drei-
streifiger Ausbau der B 27 würde nicht nur zu einer zusätzlichen Beein-
trächtigung des FFH-Gebietes führen, sondern auch hinsichtlich des Arten-
schutzes eher schlechter dastehen als die gegenständliche Variante.
Schließlich würde auch der Erhaltungszustand der Populationen der betrof-
fenen Arten auch im Falle einer Betroffenheit von Zugriffsverboten insge-
samt nicht leiden (vgl. § 43 Abs. 8 Satz 2 BNatSchG), wobei hier im Ge-
gensatz zu § 42 Abs. 1 Nr. 2 und Abs. 5 Satz 3 BNatSchG nicht auf die lo-
kale Populationen abgestellt wird. Population bedeutet in diesem Zusam-
menhang eine biologisch oder geographisch abgegrenzte Zahl von Indivi-
duen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie derselben Art oder Unter-
art angehören und innerhalb ihres Verbreitungsgebiets in generativen oder
vegetativen Vermehrungsbeziehungen stehen. Die Güte des Erhaltungszu-
standes beurteilt sich insbesondere danach, ob aufgrund der Daten über
die Populationsdynamik anzunehmen ist, dass die Art ein lebensfähiges
Element des natürlichen Lebensraumes, dem sie angehört, bildet und lang-
fristig weiterhin bilden wird und wahrscheinlich auch weiterhin vorhanden
sein wird, um langfristig ein Überleben der Populationen der Art zu sichern
(BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006,
Rd.Nr. 571). Diese Bezugsebene kann auch für die artenschutzrechtliche
Prüfung hinsichtlich der europäischen Vogelarten zugrundegelegt werden
(vgl. auch BVerwG, Urteil vom 17.01.2007, Az. 9 A 20.05, NuR 2007, 357,
Rd.Nr. 160).
Der Verlust einzelner Exemplare oder Siedlungsräume schließt auch in An-
sehung der durch § 43 Abs. 8 Satz 2 BNatSchG und Art. 16 FFH-RL bzw.
- 204 -
Art. 13 V-RL postulierten Verschlechterungsverbote nicht aus, dass die Po-
pulation der betreffenden Art als solche in ihrem natürlichen Verbreitungs-
gebiet als lebensfähiges Element erhalten bleibt (vgl. BVerwG, Urteil vom
16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 572). Zudem
ist es möglich, den Erhaltungszustand der von vorhabensbedingten Aus-
wirkungen betroffenen Arten durch aktive Maßnahmen des Naturschutzes,
insbesondere durch zur Kompensation von Eingriffen festgelegten Aus-
gleichsmaßnahmen zu sichern (Art. 42 Abs. 5 Sätze 2 und 3 BNatSchG,
vgl. auch BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, a.a.O.). § 43 Abs. 8 Satz 2
BNatSchG (bzw. Art. 16 Abs. 1 FFH-RL) etabliert zwar ein Verbot jedweder
Verschlechterung des Erhaltungszustandes einer Population, jedoch ist es
möglich und zulässig, die Bestandssituation durch aktive Maßnahmen des
Naturschutzes zu sichern. Hier können insbesondere naturschutzrechtliche
Ausgleichsmaßnahmen eine Rolle spielen, die planungsbedingt der jeweils
betroffenen Population so rechtzeitig zugute kommen, dass sie zur Ge-
währleistung eines günstigen Erhaltungszustandes beitragen können (vgl.
BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, a.a.O., Rd.Nr. 573). Befindet sich eine
Population in einem ungünstigen Erhaltungszustand, ist eine Ausnahme
i.S.d. Art. 16 Abs. 1 Satz 1 FFH-RL (§ 43 Abs. 8 Satz 2 BNatSchG) trotz-
dem weiterhin möglich, wenn hinreichend nachgewiesen ist, dass sie den
ungünstigen Erhaltungszustand der betroffenen Population nicht ver-
schlechtern oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustan-
des nicht behindern kann (EuGH, Urteil vom 14.06.2007, Az. C-342/05,
Rd.Nr. 29, NuR 2007, 477).
In Unterlage 12.4 (saP) und unter C 3.7.5.4.2 ist im Einzelnen dargelegt,
dass sich trotz der Baumaßnahme keine (weiteren) negativen Auswirkun-
gen auf die Populationen der jeweils betroffenen besonders geschützten
Arten ergeben, worauf hier Bezug genommen wird.
Art. 16 Abs. 1 und 3 FFH-RL sowie Art. 9 Abs. 2 V-RL stellen keine weiter-
gehenden Anforderungen.
Eine Gewährung der - von der Konzentrationswirkung des Planfeststel-
lungsbeschlusses erfaßten (vgl. C 3.7.5.5) - artenschutzrechtlichen Aus-
nahme würde auch pflichtgemäßer Ermessensausübung entsprechen. Die
hier in die Ermessensausübung einzustellenden Gemeinwohlbelange sind
bereits an anderer Stelle geschildert (vgl. C 3.7.2 und C 3.7.5.3.2.2). Dem
stehen artenschutzrechtliche Belange gegenüber, die von geringem Ge-
wicht sind. Die sogar mit dem Ausbauvorhaben verbundenen möglichen
Individuenverluste sind jedoch, da sie im Rahmen der Baufeldfreimachung
entstehen, schon vom Gesetzgeber von der Erfüllung des Verbotstatbe-
stands ausgenommen, wenn sie im Zusammenhang mit der Zerstörung der
Fortpflanzungs- und Ruhestätten unvermeidbar sind (vgl. § 42 Abs. 5
Satz 2 BNatSchG). Gerade angesichts der umfangreichen Ausgleichsmaß-
- 205 -
nahmen und ihrer Ausgestaltung kann davon ausgegangen werden, dass
sich für die Population der betroffenen Arten nicht einmal in ihrer lokalen
Ausprägung erhebliche Auswirkungen ergeben, im natürlichen Verbrei-
tungsgebiet können sie ausgeschlossen werden. Da naturschutzfachlich
hochwertige Flächen in größerem Umfang geschaffen werden, als sie (die
hochwertigen) durch die gegenständliche Maßnahme verlorengehen, wird
auch dem Artenschutz hinsichtlich der besonders geschützten Tiere aus-
reichend Rechnung getragen, sodass im Ergebnis die für das Vorhaben
sprechenden Belange, insbesondere im Hinblick auf die Verkehrssicherheit
schwerer wiegen als die Gründe, die dafür sprechen würden, trotz des Vor-
liegens der Tatbestände einer artenschutzrechtlichen Ausnahme das Vor-
haben abzulehnen.
Im Ergebnis ist festzustellen, dass der verfahrensgegenständlichen Bau-
maßnahme unter keinem Gesichtspunkt zwingenden Normen des europäi-
schen Naturschutzrechts bzw. deren nationale Umsetzungsvorschriften
entgegenstehen.
3.7.5.5 Entscheidungen im Rahmen der Konzentrationswirkung
Im Bereich des Untersuchungsgebietes befinden sich ökologisch beson-
ders wertvolle Biotope i.S.d. Art. 13 d Abs.1 BayNatSchG und Lebensstät-
ten, die nach Art. 13 e BayNatSchG unter Schutz stehen. Dabei handelt es
sich um wärmeliebende Buchenwälder und Säume, basenreiche Magerra-
sen, Felsvegetation, Schuttfluren und Blockhalden sowie Auwälder, feuchte
Hochstaudenfluren und Röhrichte (vgl. Unterlage 12.1, Kapitel 3.2, und Un-
terlage 12.2). Durch die gegenständliche Maßnahme gegen Flächen nach
Art.13 d BayNatSchG in einem Umfang von 0,13 ha anlagebedingt verlo-
ren.
Soweit die Baumaßnahme diesbezüglich zu Beeinträchtigungen führt, wer-
den die dafür erforderlichen naturschutzrechtlichen Zulassungsentschei-
dungen von der planfeststellungsrechtlichen Konzentrationswirkung erfasst.
Dieser Planfeststellungsbeschluss ersetzt die erforderlichen Befreiungen
von den Geboten, Verboten und Beschränkungen des Bayerischen Natur-
schutzgesetzes und der aufgrund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsver-
ordnungen (Art. 49 Abs. 3 Satz 2 BayNatSchG, vgl. auch A 6 dieses Be-
schlusses). Gleiches gilt für die Entscheidung über die Ausnahme von dem
Verbot, Maßnahmen durchzuführen, die zu einer Zerstörung bzw. sonsti-
gen erheblichen Beeinträchtigung der ökologisch besonders wertvollen Bio-
tope i.S.d. Art. 13 d Abs.1 BayNatSchG führen können (Art. 13 d Abs. 2
Satz 2 BayNatSchG), sowie von dem Verbot der Beeinträchtigung von Le-
bensstätten i.S.d. Art. 13 e Abs. 1 BayNatSchG (Art. 13 e Abs. 3 i.V.m.
Art. 13 d Abs. 2 Satz 2 BayNatSchG). Hinsichtlich des Vorliegens der mate-
riell-rechtlichen Voraussetzungen für die Erteilung der Ausnahmen wird auf
- 206 -
C 3.7.5.2.7 verwiesen. Die Maßnahmen sind aufgrund der mit dem Bau-
vorhaben verbundenen positiven Auswirkungen aus überwiegenden Grün-
den des Gemeinwohls gerechtfertigt. Auf Auflage A 3.5.5 zur Beachtung
der Vegetationsruhe wird verwiesen (vgl. auch A 3.5.6). Das erforderliche
Benehmen bzw. Einvernehmen mit der zuständigen unteren Naturschutz-
behörde wurde hergestellt (vgl. Schreiben des Landratsamtes Main-
Spessart vom 19.06.2009).
Von der Konzentrationswirkung des Planfeststellungsbeschlusses werden
schließlich auch eventuell nach § 43 Abs. 8 BNatSchG erforderliche Aus-
nahmen von den Verboten des § 42 BNatSchG erfasst. Auf die Ausführun-
gen unter C 3.7.5.4 dieses Beschlusses wird verwiesen (vgl. auch
C 3.7.5.2.5.8).
Des Weiteren erstreckt sich die Konzentrationswirkung auf die Befreiung
von den Verboten zum europäischen Habitatschutz (vgl. Art. 49 Abs. 3
Satz 2 BayNatSchG, Art. 49 a BayNatSchG). Auf die Ausführungen unter
C 3.7.5.3 wird insoweit Bezug genommen.
3.7.5.6 Abwägung
Abschließend lässt sich feststellen, dass die durch das Bauvorhaben zum
Teil erheblich beeinträchtigten Belange von Naturschutz und Landschafts-
pflege angesichts der vom Vorhabensträger vorgesehenen landschafts-
pflegerischen Maßnahmen und bei Berücksichtigung seiner Zusagen bzw.
der ihm auferlegten Nebenbestimmungen (vgl. insbesondere A 3.5) nicht in
der Lage sind, die für die Planung sprechenden Argumente aufzuwiegen.
Dabei wird nicht verkannt, dass die Straßenbaumaßnahme einen durchaus
schweren Eingriff in Natur und Landschaft mit sich bringt, dem - auch im
Hinblick auf die negativen Wechselwirkungen vor allem im Hinblick auf den
Menschen - im Rahmen der Abwägung ein ganz erhebliches Gewicht ge-
gen die geplante Baumaßnahme zukommt.
Allerdings ist das mit den Naturschutzbehörden abgestimmte landschafts-
pflegerische Konzept in seiner Gesamtheit geeignet, den Eingriff in den Na-
turhaushalt und in das Landschaftsbild in vollem Umfang auszugleichen.
Insgesamt gesehen entwickeln die verbleibenden Beeinträchtigungen des
öffentlichen Belanges Naturschutz und Landschaftspflege kein solches
Gewicht, das die positiven Aspekte der Planung aufzuwiegen und deren
Ausgewogenheit als Ganzes in Frage zu stellen vermag.
- 207 -
3.7.6 Bodenschutz
Das Bundes-Bodenschutzgesetz grenzt seinen Anwendungsbereich in § 3
Abs. 1 Nr. 8 von den Vorschriften über den Bau, die Änderung und den Be-
trieb von Verkehrswegen ab. Danach ist es auf schädliche Bodenverände-
rungen und Altlasten anwendbar, soweit diese Vorschriften Einwirkungen
auf den Boden nicht regeln. Das Verkehrswegeplanungsrecht weist boden-
schutzrechtliche Bezüge lediglich unter zwei Aspekten auf. Soweit sich
vorhandene Bodenbelastungen nachteilig auf das Planungskonzept aus-
wirken können, ist ihnen nach Maßgabe des in § 17 Satz 2 FStrG normier-
ten Abwägungsgebots Rechnung zu tragen. Zu den für die planerische Ent-
scheidung relevanten Tatsachen gehört auch die Beschaffenheit des Bo-
dens, auf dem das Planvorhaben verwirklicht werden soll. Die als Baugrund
vorgesehenen Grundstücke müssen für den ihnen zugedachten Zweck ge-
eignet sein. Daran kann es fehlen, wenn für das Vorhaben Flächen in An-
spruch genommen werden, die Bodenverunreinigungen aufweisen. Weder
in der Bau- noch in der Betriebsphase dürfen Gefahren oder erhebliche
Beeinträchtigungen hervorgerufen werden, die sich darauf zurückführen
lassen, dass als Baugrund kontaminierter Boden verwendet wird. Ob vom
Boden her Störungen drohen, richtet sich nach den Maßstäben des Boden-
schutzrechts (BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-
Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 457).
Weder das Bundesfernstraßengesetz noch das ergänzend heranziehbare
Bayerische Verwaltungsverfahrensgesetz enthalten Vorschriften, die den
Umgang mit schädlichen Bodenverunreinigungen oder Altlasten unabhän-
gig von dem Bau oder der Änderung des jeweiligen Verkehrsweges regeln.
Eine etwaige Sanierung hat nach Maßgabe des Bundes-
Bodenschutzgesetzes zu erfolgen. Dieses Gesetz ermächtigt die für den
Bodenschutz zuständige Behörde zu einer Vielzahl von Maßnahmen, die
darauf abzielen, schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren
zu bekämpfen, die durch Altlasten i.S.d. § 2 Abs. 5 BBodSchG (Altablage-
rungen und Altstandorte) hervorgerufen werden, z.B. Untersuchungen zur
Gefährdungsabschätzung, Sanierungsuntersuchungen, Sanierungsplan
samt der Möglichkeit, einen solchen Plan für verbindlich zu erklären
(BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006,
Rd.Nr. 463).
Mit Schreiben vom 19.06.2009 führte das Landratsamt Main-Spessart aus,
dass aus bodenschutzrechtlicher Sicht grundsätzlich mit dem Vorhaben
Einverständnis bestehe. Es werde jedoch darauf hingewiesen, dass für die
Grundstücke Fl.Nrn. 3638 bis 3641, 3417, 5738, 5739, 5746 bis 5754, 5759
bis 5761 und 5762/2 der Gemarkung Karlstadt ein Altlastenverdacht beste-
he. Das Landratsamt gehe jedoch davon aus, dass sich der geplante
Grunderwerb außerhalb bzw. nur am Rand der Auffüllflächen befinde.
- 208 -
Mit Schreiben vom 22.09.2009 kündigte der Vorhabensträger an, dem Hin-
weis auf den Altlastenverdacht nachzugehen.
Mit Schreiben vom 03.07.2009 wies eine Einwendungsführerin (vgl.
C 3.8.2.10) darauf hin, dass einige der Grundstücke, die teilweise vom Vor-
habensträger erworben werden sollen, sich am Rande von stillgelegten
Deponien befänden (Grundstücke Fl.Nrn. 3638, 3638/2, 3640, 5738 bis
5742, 5744, 5746 bis 5754, 5759, 5760, 5761 und 5762/2). Im Bereich der
Teile der Grundstücke Fl.Nrn. 5740 bis 5742 und 5744 der Gemarkung
Karlstadt seien Überwachungspegel eingerichtet, die im Randbereich des
geplanten öffentlichen Feld- und Waldweges lägen. Bei einem geplanten
Zukauf der Grundstücke seien daher die Entsorgung möglicher Altlasten im
Bereich der Baumaßnahmen, der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der
Überwachungspegel und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Depo-
nieeinzäunung im Bereich der Grundstücke Fl.Nrn. 5741 und 5742 (offen-
gelassene Erdaushub- und Bauschuttdeponie) zu klären.
Darüber hinaus, so die Einwendungsführerin mit Schreiben vom
03.07.2009 weiter, finde im noch offengelassenen Deponiebereich eine
Grundwasserentnahme statt. Aus diesem Grund stelle sich die Frage, ob
ein dauerhafter Anschluss der Pumpanlage über den öffentlichen Feld- und
Waldweg im Zuge der Baumaßnahmen erfolgen könne. Hierzu müssten ein
PE-Rohr und ein Stromversorgungskabel vom Grundstück Fl.Nr. 5744 der
Gemarkung Karlstadt zum Wendehammer der Johann-Schöner-Straße ver-
legt werden.
Hierzu führte der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 aus,
dass dem Klärungsbedarf zugestimmt werde. Dem dauerhaften Anschluss
einer Pumpanlage für eine Grundwasserentnahme über den öffentlichen
Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 verlaufen wird, werde seitens des
Vorhabensträgers ebenfalls zugestimmt, soweit der Entnahme seitens des
Wasserwirtschaftsamtes nichts entgegenstehe. Der Bereich der für die ge-
genständliche Maßnahme notwendigen Flächen ergibt sich aus den Unter-
lagen 14.1 und 14.2, die dort als dauerhafte Inanspruchnahmen dargestell-
ten Bereiche sind für die Umsetzung der gegenständlichen Maßnahme un-
bedingt notwendig. Zu Recht verwies der Vorhabensträger des Weiteren
auf die anstehenden Grunderwerbsverhandlungen bzw. das nachfolgende
Entschädigungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt wurden von beiden
Seiten keine neuen Aspekte vorgebracht (vgl. Niederschrift, S. 18 f.).
Ein Planfeststellungsbeschluss ist gleichzeitig Planungs- und Zulassungs-
entscheidung. Seine Konzentrationswirkung bedeutet, dass es für die Ver-
- 209 -
wirklichung des Vorhabens neben dem Planfeststellungsbeschluss keiner
weiteren Planungs- oder Zulassungsentscheidungen bedarf. Der Gesetz-
geber knüpft die Ersetzungswirkung an Regelungen, in denen er sich des
Mittels der vorherigen Kontrolle bedient, sei es eines präventiven Verbots
mit Erlaubnisvorbehalt oder eines repressiven Verbots mit Befreiungsvor-
behalt. Derartige Zulassungstatbestände kennt das Bundes-Bodenschutz-
gesetz nicht. Jenes Gesetz weist durchgängig eine gefahrenabwehrrechtli-
che Struktur auf. Es dient dazu, schädliche Bodenveränderungen abzuweh-
ren und, soweit ein Schaden bereits eingetreten ist, den Boden und Altla-
sten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigungen zu sanieren
(vgl. § 1 Satz 1 BBodSchG). Dies kann durch Dekontaminations- oder Si-
cherungsmaßnahmen geschehen, die schädliche Veränderungen der phy-
sikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit des Bodens be-
seitigen oder vermindern (vgl. § 2 Abs. 7 BBodSchG). Zu diesem Zweck
kann die Bodenschutzbehörde die in § 9 Abs. 2 BBodSchG und in § 13
Abs. 1 BBodSchG genannten Anordnungen treffen, die von den Verpflich-
teten zu befolgen sind. In eine Zulassungsentscheidung mutiert ein boden-
schutzrechtlicher Sanierungsplan auch dann nicht, wenn er gemäß § 13
Abs. 6 BBodSchG für verbindlich erklärt wird (vgl. BVerwG, Urteil vom
16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 466). Ist das
Bodenschutzrecht nach der Konzentration des Gesetzgebers eingriffsorien-
tiertes Gefahrenabwehrrecht, das keine auf eine Zulassungsprüfung vorge-
lagerten Kontrollmechanismen kennt, so bietet § 17 FStrG keine Grundlage
dafür, dass die Kompetenzen der Bodenschutzbehörde auf die Planfest-
stellungsbehörde übergehen. Darüber vermag auch das Gebot der Kon-
fliktbewältigung nicht hinwegzuhelfen. Aus ihm erwächst keine öffentlich-
rechtliche Allzuständigkeit kraft Natur der Sache. Erst recht ist die Planfest-
stellungsbehörde nicht in der Lage, den Eigentümern von Grundstücken,
die dem Zugriff des Planungsträgers von vornherein entzogen sind, Ver-
pflichtungen aufzuerlegen. Außerhalb des durch die Enteignungsbefugnis
abgesteckten räumlichen Rahmens bedarf es für Eingriffe einer besonde-
ren Legitimationsgrundlage. Die Planfeststellungsbehörde darf die durch
die Zuständigkeitsordnung ausgerichteten Schranken nicht dadurch über-
springen, dass sie die Anordnungen, die nach dem Bundes-Bodenschutz-
gesetz von der Bodenschutzbehörde getroffen werden dürfen, in das Ge-
wand von dem Planfeststellungsbeschluss beigefügten Auflagen kleidet.
Die Eingriffswirkung der Planfeststellung erschöpft sich darin, dass die ent-
eignungsrechtlich oder sonst nachteilig Betroffenen die mit dem Vorhaben
verbundenen Beeinträchtigungen bestehender Rechtspositionen oder
rechtlich geschützter Belange dulden. Dagegen kann die Planfeststellungs-
behörde ohne gesetzliche Grundlage Dritten keine Leistungspflichten aufer-
legen. Somit sind Untersuchungsanordnungen und Sanierungsplanfestle-
gungen nicht Aufgabe der Planfeststellungsbehörde (vgl. BVerwG, Urteil
vom 16.03.2006, Az. 4 A1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 467).
- 210 -
Im vorliegenden Fall bedeutet dies, dass vonseiten der Planfeststellungs-
behörde lediglich zu prüfen ist, ob durch die Inanspruchnahme von
Grundstücken mit Altlastverdacht sich nachteilige Wirkungen auf das Pla-
nungskonzept ergeben können, d.h. die als Baugrund vorgesehenen
Grundstücke für ihren Zweck geeignet sind bzw. wie mit baubedingt berühr-
ten Altlasten auf diesen Grundstücken zu verfahren ist.
Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg teilte dazu mit Schreiben vom
07.10.2009 mit, dass gegen die Nutzung der Grundstücke als Straße keine
Einwände bestünden. In den Planfeststellungsunterlagen seien die beste-
henden Grundwassermessstellen nicht eingezeichnet. Daher könne nicht
festgestellt werden, ob und wie diese betroffen seien. Es stehe aber fest,
dass alle vorhandenen Grundwassermessstellen für die Überwachung des
hier bestehenden Grundwasserschadens benötigt würden. Die Messstellen
seien daher zu erhalten, sofern dies nicht möglich sei, müsse ein gleich-
wertiger Ersatz geschaffen werden. Die Grundwasserentnahme mit zuge-
höriger Abreinigung und Ableitung sei aus wasserwirtschaftlicher Sicht zur
Sanierung des Grundwasserschadens notwendig, eine entsprechende Ent-
nahmeerlaubnis sei beantragt worden.
Schließlich wies das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg mit Schreiben
vom 07.10.2009 - entsprechend der Rechtslage - noch darauf hin, dass bei
einem Ausfall des Handlungsstörers der neue Grundstückseigentümer, al-
so der Vorhabensträger, als Zustandsstörer zur Durchführung von Sanie-
rungs- und Überwachungsmaßnahmen verpflichtet werden könne.
Mit Schreiben vom 22.10.2009 nahm der Vorhabensträger die Hinweise
des Wasserwirtschaftsamts zur Kenntnis und kündigte an, die seine Forde-
rungen zu beachten und umzusetzen.
Unter Berücksichtigung der Einwendungen, Stellungnahmen und Hinweise
zur Altlastenfrage wurde daher im Rahmen der Aufgaben der Planfeststel-
lungsbehörde dem Vorhabensträger aufgegeben, bei Inanspruchnahme der
Grundstücke mit Altlastverdacht (Fl.Nrn. 3638 bis 3641, 3417, 5738, 5739,
5746 bis 5754, 5759 bis 5761 und 5762/2 der Gemarkung Karlstadt) im
Einvernehmen mit dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und dem
Landratsamt Main-Spessart dafür zu sorgen, dass im Zuge der Bauausfüh-
rung eventuell auftretende Abfälle sachgerecht entsorgt werden, die dort
vorhandenen Grundwassermessstellen für die Überwachung des beste-
henden Grundwasserschadens erhalten werden bzw., wenn dies nicht
möglich ist, ein gleichwertiger Ersatz geschaffen wird, und die notwendige
Sanierung (Grundwasserentnahme mit Abreinigung und Ableitung) weiter-
hin möglich bleibt. Wenn kein Einvernehmen erzielt werden kann, ist eine
ergänzende Entscheidung der Planfeststellungsbehörde herbeizuführen
(vgl. A 3.6.11). Damit ist dem Gebot der Konfliktbewältigung ausreichend
- 211 -
Rechung getragen und sichergestellt, dass die bisher in Angriff genommen
Sanierungsmaßnahmen werden durch die gegenständliche Maßnahme
nicht behindert werden.
Dem Regime des Verkehrswegeplanungsrechts unterliegen ferner Boden-
einträge, die durch nach diesem Recht zulassungspflichtige Infrastruktur-
vorhaben selbst hervorgerufen werden. Dazu gehören Bodenverschmut-
zungen durch Luftschadstoffe, die sich, wie etwa Motorenverbrennungs-
rückstände oder sonstige Abgase des Kfz-Verkehrs, auf den Bau, die Än-
derung oder den Betrieb des Verkehrswegs zurückführen lassen. Dass be-
triebsbedingte Bodenverunreinigungen Teil des Abwägungsmaterials sind,
folgt unmittelbar aus § 17 Satz 2 FStrG, wonach in die Abwägung nicht zu-
letzt der Gesichtspunkt der Umweltverträglichkeit einzustellen ist. Wie aus
§ 3 Abs. 1 Satz 1 UVPG i.V.m. Anlage 1 (vgl. Nr. 14.3 bis 14.6) hervorgeht,
unterliegen alle bedeutenden Verkehrsvorhaben namentlich bei Bundes-
fernstraßen der Umweltverträglichkeitsprüfung. Aus § 2 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2
UVPG ergibt sich, dass diese Prüfung auch die Ermittlung, Beschreibung
und Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf den Boden umfasst.
Schädliche Bodenveränderungen sind gemäß § 2 Abs. 3 BBodSchG Beein-
trächtigungen der in § 2 Abs. 2 BBodSchG genannten Bodenfunktionen,
die geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Beein-
trächtigungen für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen.
Dabei ist hervorzuheben, dass der Zweck des BBodSchG sich keineswegs
nur auf den Schutz der natürlichen Funktionen des Bodens erstreckt. Ne-
ben diesen ökologischen Funktionen werden vielmehr auch die Funktionen
des Bodens als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie die Nut-
zungsfunktionen mit einbezogen (vgl. § 2 Abs. 2 Nrn. 2 und 3 BBodSchG).
Als geschützte Nutzungsfunktion wird hierbei in § 2 Abs. 2 Nr. 3 d
BBodSchG ausdrücklich auch die Funktion als Standort für Verkehr ge-
nannt.
Aufgrund der vielfach divergierenden Zielrichtungen der natürlichen Funk-
tionen des Bodens einerseits und dessen Nutzungsfunktionen andererseits
ist bereits im Rahmen der Feststellung, ob eine schädliche Bodenverände-
rung i.S.d. § 2 Abs. 3 BBodSchG vorliegt, eine wertende Betrachtung vor-
zunehmen. Der Bau öffentlicher Straßen führt zwangsläufig zu Bodenver-
änderungen; damit ist aber nicht ausgesagt, dass diese Bodenveränderun-
gen auch "schädlich" im Sinne dieses Gesetzes sind.
In Bezug auf die zu erwartenden Beeinträchtigungen der natürlichen Funk-
tionen des Bodens kann auf die im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprü-
fung erzielten Ergebnisse verwiesen werden (vgl. oben C 2.4.3). Aufgrund
der umfangreichen Neuversiegelung von Böden und der zu erwartenden
Belastung des Bodens vor allem im unmittelbaren Nahbereich der Trasse,
- 212 -
also etwa in einem Streifen von 10 m beidseits der Trasse, ist insoweit von
einer hohen Beeinträchtigung der natürlichen Funktion des Bodens auszu-
gehen (vgl. auch die Ausführungen zum Immissionsschutz unter
C 3.7.4.3.2 dieses Beschlusses).
Demgegenüber wird mit dem Straßenbauvorhaben gerade von der dem
Boden u.a. zugeordneten Nutzungsfunktion als Standort für Verkehrsein-
richtungen Gebrauch gemacht.
Im Verhältnis Straßenbau und Bodenschutz muss es Ziel sein, die konkret
geplante Baumaßnahme hinsichtlich ihrer Auswirkungen in Bezug auf die
natürlichen Funktionen des Bodens in einer Weise abzustimmen, die den
Belangen des Bodenschutzes hinreichend Rechnung trägt. Dieser Vorgabe
wird die Planung gerecht.
Die Beeinträchtigung der natürlichen Funktionen des Bodens durch die
Straßenbaumaßnahme ist zwar insgesamt als gravierend zu betrachten.
Nach den Erkenntnissen der Planfeststellungsbehörde über die heute pro-
gnostizierten Auswirkungen der verfahrensgegenständlichen Maßnahme ist
jedoch nicht damit zu rechnen, dass durch das Vorhaben Gefahren, erheb-
liche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die
Allgemeinheit herbeigeführt werden.
Die Bodenversiegelung wird auf das unbedingt notwendige Maß be-
schränkt. Die mit der Bodenversiegelung einhergehenden negativen Wech-
selwirkungen auf die Grundwasserneubildung bzw. den Oberflächenwas-
serabfluss und den Naturhaushalt können durch die Schaffung der neuen
Entwässerungseinrichtungen deutlich gemindert bzw. durch Ausgleichs-
maßnahmen kompensiert werden (vgl. C 2.3.2.4 und C 3.7.5.2.5.6 dieses
Beschlusses). Bei der Abschätzung der vorhabensbedingten Schadstoffein-
träge in den Boden lässt sich festhalten, dass vor allem in einem schmalen
Korridor im Bereich des eigentlichen Straßenbandes, etwa in einem Strei-
fen von 10 m beiderseits der Trasse, mit nicht unerheblichen Schadstoffein-
trägen in den Boden zu rechnen ist. Diese Belastungen nehmen jedoch mit
zunehmender Entfernung von der Straße bzw. zunehmender Bodentiefe
deutlich ab. Für den vorliegenden Zusammenhang kann zudem auf die
ebenfalls bereits in der Umweltverträglichkeitsprüfung getroffenen Feststel-
lungen und Bewertungen zu den Wechselwirkungen der geplanten Straße
unter dem Aspekt des Schadstoffeintrags in straßennahen Boden mit den
Schutzgütern Mensch sowie Tiere und Pflanzen verwiesen werden, wo-
nach insoweit keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen zu erwarten
sind (vgl. C 2.4.3). Im Übrigen ist auf die hohe Vorbelastung aufgrund der
bestehenden B 27 zu verweisen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass
weitgehend parallel zur B 27 die Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg ver-
läuft, die damit innerhalb des 10-m-Streifens liegt, d.h. auf dieser Seite wer-
- 213 -
den durch die B 27 unbelastete Böden durch den Ausbau der Bundesstra-
ße vorhabensbedingt nicht weiter beeinträchtigt. Im Übrigen sind auch von
der Bahnlinie Auswirkungen auf den Boden zu erwarten. Im Vergleich dazu
wird es zu keiner Verschiebung bzw. Erweiterung des belasteten 10-m-
Streifens kommen, sodass keine kausale Verschlechterung durch das Aus-
bauvorhaben erfolgt.
Allerdings lässt sich in Bezug auf die durch die Bodenversiegelung verur-
sachten Phänomene sowie auf die Schadstoffbelastung straßennaher Bö-
den nach derzeitigem Erkenntnisstand der Eintritt einer Gefahr im sicher-
heitsrechtlichen Sinn, wie sie in § 2 Abs. 3 BBodSchG angesprochen ist,
ausschließen.
Bei der weiteren Frage, ob die Baumaßnahme gegebenenfalls erhebliche
Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den Einzelnen oder die Allge-
meinheit herbeizuführen geeignet ist, kann nicht außer Betracht bleiben,
dass der Bau bzw. der Ausbau von Straßen eine gesetzliche Aufgabe ist
und im konkreten Fall auch den geltenden raumordnerischen Zielsetzungen
entspricht.
Im Ergebnis ist daher davon auszugehen, dass die mit der verfahrensge-
genständlichen Straßenbaumaßnahme notwendigerweise verbundenen
Einwirkungen auf den Boden nicht als schädliche Bodenveränderungen
i.S.d. § 2 Abs. 3 BBodSchG anzusehen sind und auch nicht zu solchen füh-
ren.
Gleichwohl gilt auch in diesem Fall das generelle Minimierungsgebot des
§ 1 Satz 3 BBodSchG, wonach bei Einwirkungen auf den Boden Beein-
trächtigungen seiner natürlichen Funktionen soweit wie möglich vermieden
werden sollen. Diesem Gebot trägt die Planung nach Auffassung der Plan-
feststellungsbehörde Rechnung. Wie das naturschutzrechtliche Vermei-
dungsgebot kann auch das bodenschutzrechtliche Vermeidungsgebot nicht
in dem Sinne absolut aufgefasst werden, dass das Bauvorhaben ganz zu
unterbleiben hat. Vielmehr geht es darum, die konkret geplante Baumaß-
nahme im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die natürlichen Funktionen
des Bodens zu optimieren. Dies ist hier geschehen; die Ausführungen zum
Naturschutz (vgl. C 3.7.5 dieses Beschlusses), gelten hier entsprechend.
Zum Schutz des Bodens sind insbesondere unter A 3.6 Nebenbestimmun-
gen angeordnet.
In welcher Größenordnung darüber hinaus künftig tatsächlich nachteilige
Veränderungen des Bodens aufgrund des betriebsbedingten Schadstoff-
austrags eintreten werden, lässt sich vorausschauend nicht mit letzter Si-
cherheit beantworten. Selbst wenn zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
zweifelsfrei abschätzbar ist, ob die in der BBodSchV festgelegten Vorsor-
- 214 -
gewerte eingehalten - wovon jedoch ausgegangen wird - oder zu irgendei-
nem Zeitpunkt nach Erneuerung der Brücke noch überschritten werden,
wird die Ausgewogenheit der Planung indes nicht in Frage gestellt.
Soweit es durch den künftigen Betrieb der verfahrensgegenständlichen
Straße wider Erwarten zu Überschreitungen von Vorsorgewerten nach An-
hang 2, Nr. 4.1 oder Nr. 4.2 der BBodSchV kommen sollte, was nach den
Ausführungen unter C 2.3.2.3 und C 2.4.3 der Umweltverträglichkeitsprü-
fung zwar unwahrscheinlich, jedoch für die Zukunft auch nicht völlig auszu-
schließen ist, würde insoweit grundsätzlich die Vorsorgepflicht des Grund-
stückseigentümers nach § 7 BBodSchG eingreifen, da das Überschreiten
der Vorsorgewerte nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG die Besorgnis einer
schädlichen Bodenveränderung indiziert. Maßnahmen zur Vermeidung
oder Verminderung der schädlichen Einwirkungen auf den Boden sind je-
doch nur dann zu treffen, wenn dies - auch im Hinblick auf den Zweck der
Nutzung des betroffenen Grundstücks - verhältnismäßig ist (vgl. § 7 Satz 3
BBodSchG).
Eventuell im Verlauf des Betriebs der Straße zukünftig gewonnene Er-
kenntnisse darüber, dass es verkehrsbedingt zu einer Überschreitung von
Vorsorgewerten im Straßenbereich kommt, hat der Straßenbaulastträger
unverzüglich der zuständigen Behörde mitzuteilen (Art. 12 Abs. 2
BayBodSchG). Jedenfalls könnte derartigen zukünftigen Entwicklungen un-
ter Heranziehung bodenschutzrechtlicher Vorschriften noch rechtzeitig ent-
gegengewirkt und der Eintritt schädlicher Bodenveränderungen verhindert
werden. Zu den vom verpflichteten Straßenbaulastträger - nach dem Re-
gime des Bodenschutzrechts - eventuell zu treffenden Vorkehrungen gehö-
ren auch solche technischer Art an Anlagen oder Verfahren sowie Maß-
nahmen zur Untersuchung und Überwachung von Böden. Von der Reali-
sierbarkeit solcher Vorkehrungen geht die Planfeststellungsbehörde aus.
Den Belangen des Bodenschutzes ist somit auch unter Vorsorgegesichts-
punkten durch die vorgelegte Planung, soweit dies, ohne das Vorhaben
gänzlich aufgeben zu wollen, möglich ist, Rechnung getragen. Weitere
Verbesserungen der Planung, die durch entsprechende Auflagen festgelegt
werden könnten, sind nicht ersichtlich.
Ergänzend wird auf die bodenrelevanten Ausführungen bei der Umweltver-
träglichkeitsprüfung (C 2.3.2.3 und C 2.4.3), beim Immissionsschutz
(C 3.7.4.3.2), beim Naturschutz (C 3.7.5) und bei der Denkmalpflege
(C 3.7.12) Bezug genommen. Soweit Fragen des Bodenschutzes noch bei
anderen Belangen, etwa beim Gewässerschutz, bei der Landwirtschaft, der
Kreislaufwirtschaft oder beim Eigentum relevant werden, wird bei der Be-
handlung des jeweiligen Belangs darauf eingegangen.
- 215 -
Bei Realisierung des Straßenbauvorhabens verbleiben demnach zwar er-
hebliche nachteilige Auswirkungen auf die natürlichen Funktionen des Bo-
dens. Der Belang Bodenschutz ist infolgedessen insgesamt gesehen mit
ganz erheblichem, gegen die Verwirklichung der Baumaßnahme sprechen-
dem Gewicht in die Abwägung einzustellen. Er hat jedoch hinter die Belan-
ge zurückzutreten, die für die Verwirklichung des Vorhabens sprechen, und
stellt die Ausgewogenheit der Planung insgesamt nicht in Frage.
3.7.7 Gewässerschutz/Wasserwirtschaft
3.7.7.1 Gewässerschutz
Dem Gewässerschutz ist sowohl im Hinblick auf das Oberflächenwasser
als auch auf das Grundwasser durch die vorliegenden Planung und die un-
ter A 3.4 und A 7 dieses Beschlusses angeordneten Nebenbestimmungen
bzw. angesichts der erteilten Zusagen Genüge getan (vgl. Stellungnahme
des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg vom 25.06.2009). Ein zusätzli-
cher allgemeiner Auflagenvorbehalt ist daneben weder erforderlich noch
rechtlich zulässig (vgl. BVerwG, Urteil vom 22.11.2000, Az. 11 C 2.00,
NVwZ 2001, 429; vgl. auch BayVGH, Urteil vom 18.12.2003, Az.
22 B 03.823, BayVBl. 2005, 115, mit Bezug auf § 10 Abs. 1 und 2 WHG).
Eine Beeinträchtigung des Grundwassers durch Schadstoffe ist nicht zu
besorgen (§ 34 WHG). Soweit Teile des Straßenabwassers bzw. unbela-
stetes Flurwasser breitflächig versickern, ist dies wasserwirtschaftlich von
untergeordneter Bedeutung und stellt keinen Benutzungstatbestand i.S.d.
§ 3 WHG dar. Die vorgesehene breitflächige Versickerung ist neben der
Behandlung in Regenrückhalte- und Klärsystemen die fachbehördlich emp-
fohlene Art der Beseitigung des auf Straßen anfallenden Niederschlags-
wassers. Soweit das von der Straßenfläche abfließende Oberflächenwas-
ser planmäßig teilweise in den Entwässerungsgräben (Wegseitengräben)
versickert, ist dies ebenfalls unbedenklich. Im Einzelnen wird auf C 3.7.7.3
verwiesen.
Mit Schreiben vom 19.06.2009 wies das Landratsamt Main-Spessart darauf
hin, dass für die Grundstücke Fl.Nrn. 3638 bis 3641, 3417, 5738, 5739,
5746 bis 5754, 5759 bis 5761 und 5762/2 der Gemarkung Karlstadt ein Alt-
lastenverdacht bestehe. Das Landratsamt gehe jedoch davon aus, dass
sich der geplante Grunderwerb außerhalb bzw. nur am Rand der Auffüllflä-
chen befinde. Ebenso wurde vonseiten einer Einwendungsführerin
(C 3.8.2.10) auf eine ehemalige Deponie auf diesen Grundstücken hinge-
wiesen. Die Fragen des Grundwasserschutzes in diesem Bereich werden
im Zusammenhang mit dem Bodenschutz unter C 3.7.6 behandelt.
- 216 -
Die Trasse der B 27 durchschneidet im verfahrensgegenständlichen Plan-
feststellungsabschnitt keine festgesetzten Wasserschutzgebiete.
Neben dem Schutz des Grundwassers findet auch der Schutz der Oberflä-
chengewässer Eingang in die Planung. Aufgrund der gewählten Trassie-
rung und der vorhandenen Vorflutverhältnisse wurden sieben Entwässe-
rungsabschnitte gebildet (vgl. nachfolgend C 3.7.7.3). Dabei wurde berück-
sichtigt, dass u.a. das breitflächige Versickern von verschmutztem Stra-
ßenwasser unter Ausnutzung des Reinigungsvermögens einer möglichst
ungestörten obersten Bodenschicht beim Sammeln und Ableiten des Stra-
ßenabwassers angestrebt werden soll. Dementsprechend wird das anfal-
lende Niederschlagswasser, soweit als möglich, über Bankette und Bö-
schungen abgeführt, sodass eine Versickerung über die oberste Boden-
schicht möglich wird. Auf der überwiegenden Streckenlänge erfolgt eine
Sammlung des anfallenden Wassers in Rasenmulden, Mulden mit Sohl-
schalenbefestigung und Pendelrinnen. Über bestehende Durchlässe unter
der Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg wird das Wasser über trockenfal-
lende und bewachsene Seitengräben versickert bzw. dem Vorfluter Main
zugeleitet. Diese Entwässerungseinrichtungen sind dem Stand der Abwas-
sertechnik entsprechend ausreichend dimensioniert und mit dem Wasser-
wirtschaftsamt Aschaffenburg abgestimmt (vgl. Stellungnahme des Was-
serwirtschaftsamts vom 25.06.2009). Zusammenfassend ist festzustellen,
dass durch die Straßenentwässerung weder eine qualitative Verschlechte-
rung der Gewässergüte des Mains noch eine merkliche Abflussverschär-
fung zu erwarten ist. Die wesentlichen Angaben zu den Entwässerungsab-
schnitten sind in Unterlage 1, Kapitel 4.6, und Unterlage 13 zusammenge-
fasst.
In diesem Zusammenhang forderte das Wasserwirtschaftsamt Aschaffen-
burg, Servicestelle Würzburg, mit Schreiben vom 25.06.2009, dass in den
Main kein Humus, Abfall oder sonstige wassergefährdende Stoffe einge-
bracht werden dürften. Angetroffene Altablagerungen (Hausmüll, Bauschutt
o.ä.) seien ordnungsgemäß zu beseitigen, was der Vorhabensträger mit
Schreiben vom 22.09.2009 zusagte (vgl. A 3.4.4, A 3.6.6 und C 3.7.6).
Die Lagerung wassergefährdender Stoffe sowie das Betanken von Fahr-
zeugen dürften nicht am Gewässer erfolgen, so das Wasserwirtschaftsamt
Aschaffenburg mit Schreiben vom 25.06.2009, was vom Vorhabensträger
mit Schreiben vom 22.06.2009 zugesichert wurde (vgl. A 3.4.10).
Zur Planänderung vom 20.10.2009, die im Wesentlichen die Schaffung von
sechs Ausweichbuchten am bundesstraßenparallelen öffentlichen Feld-
und Waldweg umfasst, führte das Wasserwirtschaftsamt mit Schreiben vom
04.11.2009 aus, dass aus seiner Sicht keine Änderungen oder Ergänzun-
gen seiner Stellungnahme vom 25.06.2009 veranlasst seien.
- 217 -
Unter Einbeziehung der mit diesem Beschluss ergänzend angeordneten
Nebenbestimmungen erreicht die Planung einen Stand, der eine Gefähr-
dung der weiterführenden Gräben, der Durchlässe und des Maines durch
Einleitung von Fahrbahnoberflächenwasser nicht befürchten lässt. Das
Gleiche gilt auch für das über die Böschungsflächen bzw. Gräben abflie-
ßende Niederschlagswasser bzw. die dortige Versickerung des Oberflä-
chenwassers.
3.7.7.2 Entscheidungen im Rahmen der Konzentrationswirkung
Von der planfeststellungsrechtlichen Konzentrationswirkung (Art. 75 Abs. 1
Satz 1 BayVwVfG) werden die erforderlichen wasserrechtlichen Entschei-
dungen, z.B. für den Ausbau von Gewässern, für den Straßenbau in Was-
serschutzgebieten und an Gewässern, den Oberflächenwasserablauf usw.
erfasst.
Im Rahmen dieses Bauvorhabens sind Ausbaumaßnahmen nach § 31
Abs. 2 WHG nicht vorgesehen, für die der Plan mit dem Beschluss nach
Art. 75 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG gleichfalls festzustellen wäre. Zwar sind im
Zuge der vorgesehenen Entwässerungsmaßnahmen der B 27 bzw. des pa-
rallel geführten öffentlichen Feld- und Waldweges neue Seitengräben vor-
gesehen, die auch im Mainvorland neu angelegt werden und an den Main
angeschlossen werden. Da es sich dabei jedoch um Entwässerungsgräben
handelt, ist das Wasserhaushaltsgesetz und das Bayerische Wassergesetz
darauf nicht anzuwenden (Art. 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 BayWG).
Anlagen, die nicht der Benutzung, der Unterhaltung oder dem Ausbau ei-
nes Gewässers dienen, insbesondere auch Brücken und Überführungen,
dürfen in einer Entfernung von weniger als 60 m zur Uferlinie von Gewäs-
sern I. oder II. Ordnung nur mit Genehmigung der Kreisverwaltungsbehör-
den bzw. der Planfeststellungsbehörde (Art. 75 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG)
errichtet werden (vgl. Art. 59 Abs. 1 BayWG). Der weitgehend parallel zur
B 27 in einer Entfernung von teilweise weniger als 60 m verlaufende Main
ist ein Gewässer I. Ordnung (Art. 2 Abs. 1 Nr. 1 BayWG i.V.m. Anlage I
Nr. 26 zum BayWG).
Die Genehmigung darf nur versagt, an Bedingungen oder Auflagen ge-
knüpft oder widerrufen werden, soweit es das Wohl der Allgemeinheit, ins-
besondere Gründe der Gewässerökologie, der öffentlichen Sicherheit, des
öffentlichen Verkehrs oder des Schutzes von Leben, Gesundheit oder Ei-
gentum erfordert (Art. 59 Abs. 4 Satz 2 BayWG). Bei der Entscheidung ist
auch das öffentliche Interesse an der Errichtung oder am Fortbestand der
Anlage zu berücksichtigen (Art. 59 Abs. 4 Satz 3 BayWG).
- 218 -
Die materiell-rechtlichen Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmi-
gung nach Art. 59 BayWG liegen in Bezug auf sämtliche im gegenständli-
chen Verfahren relevanten und gegenständlichen Anlagen vor.
Anhaltspunkte dafür, dass das Wohl der Allgemeinheit durch den Ausbau
der B 27 bzw. den Bau des parallel geführten öffentlichen Feld- und Wald-
weges in einer Weise tangiert wird, die eine Versagung erfordert, sind bei
Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der einschlägigen Neben-
bestimmungen dieses Planfeststellungsbeschlusses (vgl. A 3.4) nicht er-
sichtlich. Die im Zusammenhang mit der geplanten Baumaßnahme erfor-
derlichen und unter dem Bahndamm, der die B 27 vom Main trennt, vor-
handenen Durchlässe, sind so dimensioniert, dass Unter- und Oberlieger
keine nachteiligen Auswirkungen zu befürchten haben. Bauliche Ände-
rungsmaßnahmen daran sind nicht erforderlich (vgl. Schreiben des Vorha-
bensträgers vom 22.09.2009 zur Stellungnahme des Wasserwirtschaftsam-
tes und die dort beigefügten Nachweise).
Zwischen Bau-km 1+450 und Bau-km 2+150 verläuft die B 27 durch das
festgesetzte Überschwemmungsgebiet des Mains. In festgesetzten Über-
schwemmungsgebieten bedürfen das Errichten oder Ändern von Anlagen
der Genehmigung, soweit diese Handlungen nicht der Nutzung, der Unter-
haltung, dem Ausbau oder der hoheitlichen Gefahrenabwehr dienen
(Art. 61 h Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BayWG). Die Genehmigung kann erteilt wer-
den, wenn und soweit durch das Vorhaben die Hochwasserrückhaltung
nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt und der Verlust von Rückhalte-
raum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen wird, der Wasser-
stand und der Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig werden, der beste-
hende Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt wird und die mit dem Vorha-
ben verbundenen baulichen Anlagen hochwasserangepasst ausgeführt
werden, oder die nachteiligen Auswirkungen durch Auflagen oder Bedin-
gungen ausgeglichen werden können (Art. 61 h Abs. 2 Satz 1 BayWG).
Diese Genehmigung entfällt, sofern nach anderen Rechtsvorschriften eine
Gestattung notwendig ist (Art. 61 h Abs. 2 Satz 5 BayWG), was hier durch
den Planfeststellungsbeschluss der Fall ist (Art. 75 Abs. 1 Satz 1
BayVwVfG).
Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg forderte mit Schreiben vom
25.06.2009, dass der Verlust von Hochwasserrückhalteraum im Über-
schwemmungsgebiet des Mains (Main-km 229,2 bis Main-km 229,8) funk-
tional gleichwertig auszugleichen sei.
Durch die gegenständliche Ausbaumaßnahme entsteht ein Verlust an Re-
tentionsraum von ca. 4.600 m³. Dieser Retentionsraumverlust wird jedoch
durch eine volumengleiche Abgrabung auf verschiedenen Grundstücken in
der Gemarkung Karlstadt ausgeglichen (vgl. Unterlage 12.3, Blatt 2, und
- 219 -
BWV lfd.Nr. W 24, Unterlage 7.2). Damit wird sichergestellt, dass der Ver-
lust von Rückhalteraum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen
wird. Der Wasserstand und der Abfluss bei Hochwasser wird dadurch
ebenfalls nicht nachteilig verändert werden, die Straße wird entsprechend
an Hochwasser angepasst ausgeführt.
Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, Servicestelle Würzburg, forderte
mit Schreiben vom 25.06.2009, dass überschüssiges, unbelastetes Bo-
denmaterial außerhalb des Überschwemmungsgebietes einzubauen sei,
was der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 zusagte (A 3.4.5).
Des Weiteren brachte das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg mit
Schreiben vom 25.06.2009 vor, dass vorhandener Bewuchs im Über-
schwemmungsgebiet, soweit möglich, zu erhalten sei, Neupflanzungen
seien fachgerecht anzulegen. Mit Schreiben vom 22.09.2009 sicherte der
Vorhabensträger die Einhaltung dieser Forderung zu (vgl. A 3.4.6).
Die Arbeiten im Überschwemmungsgebiet, so das Wasserwirtschaftsamt
Aschaffenburg mit Schreiben vom 25.06.2009, seien möglichst zügig
durchzuführen, was der Vorhabensträger gemäß seinem Schreiben vom
22.09.2009 beachten will (vgl. A 3.4.7).
Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg forderte mit Schreiben vom
25.06.2009, dass sämtliche durch die Baumaßnahmen im Überschwem-
mungsgebiet berührten Flächen unverzüglich nach Abschluss der Arbeiten
so zu begrünen seien, dass Erosionen sicher verhindert werden könnten,
was vom Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 zugesichert wur-
de (vgl. A 3.4.8).
Seien Baumaßnahmen im Überschwemmungsgebiet durchzuführen, so
das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg mit Schreiben vom 25.06.2009,
so seien bei Hochwasser während der Bauzeit alle beweglichen Gegen-
stände, Geräte und Maschinen gegen Abtreiben zu sichern oder aus dem
überschwemmungsgefährdeten Bereich zu entfernen. Der Vorhabensträger
erklärte mit Schreiben vom 22.09.2009, dass er dies beachten wird (vgl.
A 3.4.9).
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt erklärte sich das Was-
serwirtschaftsamt Aschaffenburg mit den Erwiderungen des Vorhabensträ-
gers zu seinen Forderungen einverstanden (vgl. Niederschrift, S. 9).
Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unterfran-
ken forderte mit Schreiben vom 26.06.2009, dass die Vorlandabtragung
zum Retentionsausgleich (Bau-km 1+800 und Bau-km 2+150) zwischen
den dort naturnah zu gestaltenden Entwässerungsgräben so vorzunehmen
- 220 -
sei, dass keine Fischfallen entstünden. Die Fläche der Vorlandabtragungen
sei deshalb vollkommen ablaufbar mit durchgehendem Sohlgefälle mög-
lichst in einer Gehölzlücke bzw. einer Engstelle zwischen der Abtragungs-
fläche und dem Main direkt an den Flusslauf oder an die beiden Entwässe-
rungsgräben anzubinden. Mulden, Senken, Tümpel etc., die nach Rück-
gang von Hochwässern überstaut blieben, dürften nicht auf der Abtra-
gungsfläche modelliert werden (vgl. A 3.4.11).
Der Vorhabensträger verwies in diesem Zusammenhang mit Schreiben
vom 22.09.2009 auf die Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes, denen
er zugestimmt habe. Weitere Forderungen lehnte er ohne Begründung ab.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ergibt sich nicht unbedingt ein Wi-
derspruch zwischen den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes und
des Fachberaters und Sachverständigen für Fischerei. Damit Retentions-
ausgleichsflächen ihre Funktion erfüllen können, müssen sie nach dem
Hochwasserereignis leerlaufen können. Diese kann aus Sicht der Planfest-
stellungsbehörde zumutbar auch so ausgestaltet werden, dass keine Fisch-
fallen entstehen. Das Gleiche gilt für die Entwässerungsgräben. Daher
konnte die Auflage A 3.4.11 angeordnet werden, um den angesprochenen
Belangen Rechnung zu tragen, ohne dem Vorhabensträger etwas Unzu-
mutbares aufzubürden.
Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unterfran-
ken erhob mit Schreiben vom 26.06.2009 außerdem das Petitum, dass die
Vorlandabtragung im Überschwemmungsgebiet des Mains nach Möglich-
keit in der weniger hochwasserbedrohten Zeit (April - Oktober eines jeden
Jahres) durchzuführen sei, was der Vorhabensträger mit Schreiben vom
22.09.2009 unter Verweis auf die zugesagte Erfüllung der Forderungen des
Wasserwirtschaftsamtes ablehnte.
Mit Schreiben vom 29.10.2009 erklärte der Fachberater und Sachverstän-
dige für Fischerei, dass ihm inzwischen auch die Stellungnahme des Was-
serwirtschaftsamtes Aschaffenburg vom 25.06.2009 vorliege und die dort
geforderten Punkte nahezu deckungsgleich mit den Forderungen der Fi-
schereifachberatung seien. Bei Beachtung der Forderungen des Wasser-
wirtschaftsamtes werde dem Vorhaben zugestimmt.
Der Bayerische Bauernverband wies mit Schreiben vom 0506.2009 darauf
hin, dass aus den ausgelegten Planfeststellungsunterlagen die Berechnung
und genaue Ermittlung des notwendigen Retentionsraumes nicht hervorge-
he. Es werde lediglich in der Unterlage 1 behauptet, dass sich dieser Be-
darf auf 4.600 m³ belaufe. Die B 27 verlaufe östlich der Bahnlinie Würz-
burg – Aschaffenburg und damit auf der vom Main abgewandten Seite. Ein
Retentionsraumbedarf werde seitens des Bauernverbandes für "konstru-
- 221 -
iert" gehalten. Sollte zu diesem Straßenabschnitt Mainwasser hingelangen,
sei die ganze Region "Land unter". Ein in der vorgelegten Weise geplanter
Retentionsraum sei dabei völlig unwirksam, insbesondere könne er weder
eine Hochwasserspitze abfangen noch den Pegel senken. Die Fläche wer-
de schon vor Bodenabtrag, der ebenfalls nicht exakt beschrieben sei (Ab-
tragshöhe und genaue Lage), bei jedem kleineren Hochwasser über-
schwemmt. Sie sei damit im Sinne eines Retentionsraums wertlos. Offen-
sichtlich verfolge man mit der Maßnahme allgemeine wasserwirtschaftliche
Ziele und nicht ein konkretes Problem aus der Planfeststellung. Ein rein
rechnerisches Defizit bei irgendeinem "Extremereignis" könne, noch dazu
vollkommen ungenügend dargestellt, keine Retentionsraumschaffung be-
gründen.
Der Vorhabensträger erwiderte darauf zu Recht, dass die Gradientenanhe-
bung der B 27 eine Reduzierung des Retentionsraumes des Mains zur Fol-
ge hat. Der Retentionsraumverlust wird in Abstimmung mit dem Wasser-
wirtschaftsamt als zuständige und mit entsprechendem Sachverstand aus-
gestatteter Fachbehörde volumengleich auf der Gestaltungsfläche G 3
durchgeführt. Diese Fläche soll nach dem Geländeabtrag wieder landwirt-
schaftlich genutzt werden können. Plausible Unterlagen zur Berechung des
Retentionsraumverlustes lagen dem Schreiben des Vorhabensträgers bei.
Diese sind fachlich nicht zu beanstanden.
Zum vorgesehenen Retentionsraum führte der Bayerische Bauernverband
vom 05.06.2009 außerdem aus, dass der geplante Flächenumgriff aus den
Unterlagen nur umständlich über das Grunderwerbsverzeichnis oder den
Erläuterungsbericht zur landschaftspflegerischen Begleitplanung zu ent-
nehmen sei (Unterlagen 14.2 und 12.1). Eine Folgenutzung sei im Plan
nicht eingetragen und auch im Bauwerksverzeichnis nicht aufgeführt. In
Unterlage 12.1 sei lediglich zu lesen, dass vorübergehend in Anspruch ge-
nommene landwirtschaftliche Flächen nach Geländeabtrag wiederherge-
stellt würden. Wenn dies so zu verstehen sei, dass die Abtragsfläche wie-
der landwirtschaftlich genutzt werden soll, sei dem zu widersprechen, da
die Fläche noch schneller als heute vom Main überflutet werde und eine
Futternutzung damit zwecklos sei.
Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg führte
mit Schreiben vom 16.06.2009 aus, dass nach der Tieferlegung der Gestal-
tungsmaßnahme G 3 (Ausgleich für Retentionsraumverlust) und nach der
Ansaat mit Landschaftsrasen die als Retentionsraum ausgewiesene Fläche
überschwemmungsgefährdet und nicht landwirtschaftlich nutzbar sei. Es
werde daher angeregt, diese Fläche teilweise ökologisch zu gestalten
(Schilf, Auwald o.ä.) und bei der Berechnung als Ausgleichsfläche in An-
satz zu bringen, dann könnte die Umgestaltung der Fläche A 2 entfallen.
- 222 -
Der Vorhabensträger erwiderte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 zu
Recht, dass sich die abzutragenden Flächen der Gestaltungsmaßnahme
G 3 schon derzeit im vollen Umfang im Überschwemmungsgebiet des
Mains befinden. Die Abtragung wird maximal 50 cm betrage, eine landwirt-
schaftliche Nutzung (auf Pachtbasis) wird weiterhin möglich sein. Der Be-
reich der Gestaltungsmaßnahme G 3 eignet sich nach den zu beachtenden
naturschutzfachlichen Vorgaben nicht für einen Ausgleich der Beeinträchti-
gungen der gegenständlichen Maßnahme. Hier werden weit überwiegend
Mager- und Trockenlebensräume in Anspruch genommen, für die auf der
Gestaltungsfläche G 3 die Standortvoraussetzungen nicht geschaffen wer-
den können, weshalb dieser Bereich die Ausgleichsmaßnahme A 2 nicht
ersetzen kann (vgl. Art. 6 a Abs. 1 Satz 4 BayNatSchG). Im Übrigen wird
auf die Ausführungen unter C 3.7.5.2.5.6 Bezug genommen.
Schließlich forderte der Bayerische Bauernverband mit Schreiben vom
05.06.2009, dass bei rechtlich und fachlich haltbarer Begründung des Re-
tentionsbedarfs zu prüfen sei, ob die Kompensationsfläche auf weniger Flä-
che mit stärkerem Abtrag in den südlicheren Teil konzentriert werden kön-
ne.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt brachte der Bayerische
Bauernverband hinsichtlich des mit 4.600 m³ Umfang vorgesehenen Reten-
tionsraums am Main vor, dass trotz der vom Vorhabensträger nachgereich-
ten Unterlagen weder die Notwendigkeit und noch die Wirksamkeit für die-
se rein rechnerisch ermittelte Maßnahme gesehen werde. Es sei nicht
nachzuvollziehen, warum hier eine Wiese in Anspruch genommen werden
solle, die dann aufgrund der Nähe zum Main und zum Grundwasser nicht
mehr wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden könne. Die Retentionsfläche
liege an der falschen Stelle. Wenn auf ein hundertjährliches Hochwasser
abgestellt werde, müsse der Retentionsraumausgleich auch innerhalb die-
ses Bereiches und nicht im Bereich eines fünfjährigen Hochwassererei-
gnisses liegen. Lege man ein hundertjähriges Hochwasserereignis zugrun-
de, müsse die Fläche jenseits der Bahnlinie liegen, daher sei der Bereich
der naturschutzrechtlichen Ausgleichsfläche A 1 wasserwirtschaftlich ge-
nauso gut und aus landwirtschaftlicher Sicht besser geeignet. Die jetzige
Retentionsausgleichsfläche G 3 würde bei jedem Hochwasser überflutet,
daher sei die Behauptung, die Fläche G 3 könne weiter landwirtschaftlich
genutzt werden, reiner Unsinn. Die Fläche sei schon jetzt hochwasserge-
fährdet. Nach einer Abgrabung sei die Fläche künftig wegen der Feuchtig-
keit, der fehlenden Befahrbarkeit, der schlechten Ertragslage und der Ver-
schmutzung des Grünlands landwirtschaftlich fast nicht mehr zu nutzen.
Falls der Retentionsausgleich doch dort realisiert werden sollte, dann
müsste die Fläche gleichzeitig als naturschutzrechtliche Ausgleichsfläche
gewertet werden, um einen quasi doppelten Entzug landwirtschaftlicher
Fläche zu vermeiden (vgl. Niederschrift, S. 3 ff.).
- 223 -
Der Vorhabensträger hielt dem beim Erörterungstermin am 19.11.2009 zu
Recht entgegen, dass Retentionsraumausgleich da entstehen muss, wo
Retentionsraum verlorengeht. Von der Höhenlage her gesehen würde die
vorgesehene Maßnahme passen, was aus wasserwirtschaftlicher Sicht
fachlich untermauert ist, schließlich hat Wasserwirtschaftsamt dieser Maß-
nahme G 3 zugestimmt. Laut Planfeststellungsunterlagen ist ein dauerhaf-
ter Erwerb seitens des Vorhabensträgers vorgesehen. Falls aber der
Wunsch bestehe, könnte diese Fläche im Wege der Pacht auch weiterhin
einer landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellt werden. In die-
sem Zusammenhang machte der Vorhabensträger auf den bestehenden
Polder östlich der B 27 aufmerksam. Dabei handelt es sich um eine tiefer
liegende Fläche, die mit dem Main über den Durchlass, der im Bereich des
landwirtschaftlichen Anwesens auf dem Grundstück Fl.Nr. 5405 der Ge-
markung Karlstadt den Bahndamm unterquert, verbunden ist. Dieser Polder
auf der anderen Seite der Bahnlinie und der B 27 wird derzeit schon bei ge-
ringeren Hochwasserereignissen als einem hundertjährigem geflutet. Die
neue B 27 wird in diesen Polder bzw. in diesen Raum hineingelegt. Der
Verlust östlich der B 27 liegt genau im Bereich der Maßnahme G 3, wes-
halb die Fläche genau an dieser Stelle vom Wasserwirtschaftsamt als ge-
eignet angesehen wurde. Hinsichtlich der Nutzung des Retentionsraums
als Ausgleichsfläche wird auf die Ausführungen unter C 3.7.5.2.5.6 Bezug
genommen.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 erklärte das Wasserwirtschaftsamt
Aschaffenburg, dass die Planung mit dem Wasserwirtschaftsamt eng ab-
gestimmt sei - auch hinsichtlich des Retentionsraumverlusts und des Re-
tentionsausgleichs. So wie vom Vorhabensträger beschrieben, sei der jetzt
gewählte Retentionsausgleich räumlich und höhenmäßig wasserwirtschaft-
lich gesehen gut geeignet und fachlich in Ordnung. Er würde dem Bayeri-
schen Wassergesetz und dem Wasserhaushaltsgesetz entsprechen (vgl.
Niederschrift, S. 9).
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt betonte der Bayerische
Bauernverband, dass die Fläche im Bereich der Einleitungsstelle E 1 (Ent-
wässerungsgraben BWV lfd.Nr. W 3, Unterlage 7.2) agrarstrukturell besser
geeignet sei als der jetzt vorgesehene Retentionsausgleich. Er sehe aus
agrarstrukturellen Gründen schon einen erheblichen Unterschied zwischen
den beiden Flächen (vgl. Niederschrift, S. 10).
Das Wasserwirtschaftsamt hielt es beim Erörterungstermin am 19.11.2009
in einer vorläufigen Einschätzung für nicht ausgeschlossen, dass dort ein
Retentionsausgleich möglich wäre. Er wäre zwar weiter entfernt als der ab-
gestimmte Bereich, würde aber wohl höhenmäßig passen, wenn anderwei-
- 224 -
tig nachvollziehbare Gründe für eine Verlegung sprächen (vgl. Nieder-
schrift, S. 10).
Der Vorhabensträger äußerte dagegen Zweifel, ob die Fläche bei der Ein-
leitungsstelle E 1 (Entwässerungsgraben BWV lfd.Nr. W 3, Unterlage 7.2)
von der Größe her vergleichbar und ausreichend sei. Womöglich würden
weitere Grundstücke betroffen. Außerdem wäre die Maßnahme weiter vom
Eingriff entfernt. Im Prinzip handele es sich bei einer Verlegung des Reten-
tionsraumausgleichs nur um eine Verschiebung von Eigentumsbetroffen-
heiten. Im Übrigen sei der Erwerb von Flächen im geplanten Bereich des
vorgesehenen Retentionsausgleichs inzwischen schon möglich.
Der Vorhabensträger ergänzte dazu mit Schreiben vom 14.01.2010 nach-
vollziehbar, dass nach einer Besprechung mit dem Wasserwirtschaftsamt
Aschaffenburg festgehalten werden kann, dass aus wasserwirtschaftlicher
Sicht keine grundsätzliche Ablehnung der Verschiebung des Retentions-
raumausgleichs besteht, auch wenn vielleicht das Abflussverhalten des
Mains durch eine verlegte Abgrabung eventuell negativ beeinflusst werden
könnte. Da eine Verlegung der Retentionsfläche an die gewünschte Stelle
aus ökologischen Gründen nachteilig wäre - durch die Verlegung würde
bestehender Bewuchs entfallen und dadurch weiterer Ausgleichsbedarf
entstehen - und mindestens sechs weitere Grundstücke betroffen wären,
käme es nur zu einer Verschiebung von Eigentumsbetroffenheiten. Der
Vorhabensträger lehnte daher die Verschiebung des Retentionsraumes ab.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ergibt sich nicht, dass der vorge-
schlagene Alternativstandort des Retentionsraumausgleichs sich objektiv
eindeutig aufdrängen würde. Unbestritten ist, dass die wasserwirtschaftli-
che Problematik durch den Wegfall von Überschwemmungsgebiet bewältigt
werden muss. Unbestritten ist auch, dass dies an beiden Standorten mög-
lich ist, wobei der vom Vorhabensträger vorgeschlagene Standort wasser-
wirtschaftlich gut geeignet ist. Die vom Bayerischen Bauernverband vorge-
brachten Argumente hinsichtlich einer Verlegung entfalten kein so großes
Gewicht, als dass sie als eindeutig vorzugswürdig anzusehen wären. Bei
der Gegenüberstellung schneidet die gewählte Variante des Retentions-
raumausgleichs aus ökologischen Gründen besser ab, die vom Bayeri-
schen Bauernverband geforderte aus agrarstrukturellen. Daher besteht aus
Sicht der Planfeststellungsbehörde kein Anlass, die Auswahl des Vorha-
bensträgers in dieser Hinsicht zu beanstanden.
Mit Schreiben vom 16.06.2009 brachte das Amt für Ernährung, Landwirt-
schaft und Forsten Würzburg vor, dass bei der Gestaltungsfläche G 3, also
dem Bereich, in dem der verlorengehende Retentionsraum kompensiert
werden soll, in Mainnähe Oberboden abgetragen werden solle. Hier fehle
ein Konzept zur Verbringung des abzutragenden Oberbodens. Der abge-
- 225 -
tragene humushaltige Oberboden sollte zur Verbesserung von flachgründi-
gen Ackerflächen genutzt werden, eine entsprechende Planung von Auf-
bringungsflächen sei nachzureichen.
Der Vorhabensträger gestand mit Schreiben vom 22.09.2009 zu, dass ein
Konzept zur Verbringung des abzutragenden Oberbodens nicht Gegen-
stand der Planfeststellungsunterlagen ist, kündigte aber an, Abtrag, Wie-
derverwendung und Andeckung in der landschaftspflegerischen Ausfüh-
rungsplanung zu behandeln.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ist es nicht notwendig, schon im
Planfeststellungsverfahren ein solches detailliertes Konzept vorzulegen.
Diese ist Sache der konkreten Bauausführung. Die hier in Frage stehenden
Erdmassen sind für Straßenbau- oder -ausbaumaßnahmen vergleichswei-
se gering. Der Oberboden kann - zumindest bei einem solchen Massenan-
fall - in eigener Verantwortung des Vorhabensträgers sinnvoll verwertet
werden, z.B. durch Aufbringung auf andere landwirtschaftliche Flächen. Ein
in der Abwägung bewältigungsbedürftiger Konflikt ergibt sich daraus nicht
(vgl. auch Kapitel C 3.7.5.2.5.5 dieses Beschlusses).
Mit Schreiben vom 26.06.2009 forderte der Fachberater und Sachverstän-
dige für Fischerei beim Bezirk Unterfranken, dass Baumaterialien, Aushub,
wassergefährdende Stoffe und dergleichen nicht so gelagert werden dürf-
ten, dass diese bei Hochwasser abgeschwemmt würden oder eine Gewäs-
serverunreinigung verursachen könnten. Die Lagerung von Mineralölen,
Benzin und Schmiermitteln in Gewässernähe sei zu untersagen, ebenso
die Wartung der Baumaschinen und Fahrzeuge. Soweit möglich, seien
Fahrzeuge, Baumaschinen und -geräte sowie Baumaterialien, Schmiermit-
tel, Treibstoffe etc. außerhalb des Überschwemmungsgebietes abzustellen
bzw. zu lagern. Sei eine vorübergehende Lagerung dieser Materialien und
das Abstellen von Geräten im Überschwemmungsgebiet unvermeidbar, so
seien diese bei Überschwemmungsgefahr rechtzeitig hochwassersicher zu
bergen oder gegen Abschwemmen zu sichern.
Der Vorhabensträger verwies mit Schreiben vom 22.09.2009 auf seine Zu-
stimmung zu den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes. Damit erklärte
sich der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unter-
franken mit Schreiben vom 30.10.2009 einverstanden. Im Übrigen decken
sich diese Auflagen in der Sache weitgehend mit den vergleichbaren For-
derungen der Wasserwirtschaft (vgl. dazu A 3.4.9 und A 3.4.10).
Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unterfran-
ken forderte schließlich, dass der Vorhabensträger unter allen Umständen
dafür Sorge zu tragen habe, dass es beim Betrieb der Baugeräte nicht zu
- 226 -
einer Verunreinigung von Grund- und Oberflächenwasser durch Öl, Ben-
zing, Diesel und dergleichen kommen könne.
Der Vorhabensträger verwies mit Schreiben vom 22.09.2009 auf seine Zu-
stimmung zu den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ergibt sich nicht unbedingt ein Wi-
derspruch zwischen den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes und
des Fachberaters und Sachverständigen für Fischerei. Die hier geltend
gemachten Punkte sind bei Bautätigkeiten im Überschwemmungsgebiet
Selbstverständlichkeiten im Rahmen der üblichen Sorgfaltspflicht und die-
nen nicht nur dem Fischschutz, sondern dem Schutz von Oberflächenge-
wässer allgemein. Trotzdem kann mit zumutbarem Aufwand nicht "unter al-
len Umständen" sichergestellt werden, dass es nicht zu Verunreinigungen
kommt. Letztlich kommt mit der Forderung des Fachberaters und Sachver-
ständigen für Fischerei zum Ausdruck, dass hier - wie sonst nicht minder -
mit entsprechender Sorgfalt zu arbeiten ist. Falls es doch zu Verunreini-
gungen des Bodens kommen sollte, sind diese umgehend zu beseitigen
(vgl. A 3.6.9). Daher konnte auf die ausdrückliche Auflage mit diesem Wort-
laut verzichtet werden. In der Sache wird ihr mit den ohnehin erteilten Auf-
lagen Rechnung getragen. Damit erklärte sich der Fachberater und Sach-
verständige für Fischerei beim Bezirk Unterfranken mit Schreiben vom
30.10.2009 auch einverstanden.
3.7.7.3 Begründung der wasserrechtlichen Erlaubnis
Eine Ausnahme von der Konzentrationswirkung der Planfeststellung bilden
gemäß § 14 Abs. 1 WHG die wasserrechtlichen Erlaubnisse und Bewilli-
gungen. Die im Zusammenhang mit dem Straßenbauvorhaben erforderli-
che Erlaubnis wird daher unter A 7 des Tenors dieses Beschlusses geson-
dert ausgesprochen.
Sowohl das Einleiten von Oberflächenwasser in oberirdische Gewässer als
auch das Zutagefördern, Zutageleiten und Ableiten von Grundwasser im
Falle notwendiger Bauwasserhaltungen als auch das zweckgerichtete Ein-
leiten von Oberflächenwasser in das Grundwasser durch Versickern stellen
Gewässerbenutzungen dar (§ 3 Abs. 1 Nrn. 4, 5 und 6 i.V.m. Abs. 2 Nr. 1
WHG). Derartige Benutzungen von Gewässern bedürfen der behördlichen
Erlaubnis i.S.d. § 7 WHG oder der Bewilligung i.S.d. § 8 WHG (§ 2 Abs. 1
WHG).
Die Erlaubnis gewährt die widerrufliche Befugnis, ein Gewässer zu einem
bestimmten Zweck in einer nach Art und Maß bestimmten Weise zu benut-
zen (§ 7 Abs. 1 Satz 1 WHG). Soll eine Erlaubnis für eine Benutzung von
Gewässern erteilt werden, die im öffentlichen Interesse liegt, insbesondere
- 227 -
den Zwecken der öffentlichen Wasserversorgung, der öffentlichen Abwas-
serbeseitigung, der öffentlichen Energieversorgung sowie der Bewässe-
rung oder Entwässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen durch eine
Körperschaft des öffentlichen Rechts dienen, so gelten für diese Erlaubnis
§ 8 Abs. 3 sowie § 10 WHG und Art. 18 BayWG entsprechend; es handelt
sich dabei um eine sog. gehobene Erlaubnis (Art. 16 Abs. 1 Satz 1
BayWG).
Die Erlaubnis ist zu versagen, soweit von der beabsichtigten Benutzung ei-
ne Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere eine Ge-
fährdung der öffentlichen Wasserversorgung, zu erwarten ist, die nicht
durch Auflagen oder Maßnahmen einer Körperschaft des öffentlichen
Rechts verhütet oder ausgeglichen wird (§ 6 Abs. 1 WHG). Der Begriff des
Wohls der Allgemeinheit ist hier sehr weit zu verstehen. Unabhängig von
konkreten Nutzungsabsichten oder Bewirtschaftungszielen sollen schädli-
che Verunreinigungen ebenso wie sonstige nachteilige Veränderungen der
physikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit des Wassers
verhütet werden, damit dieses äußerst sensible Umweltmedium über den
gegenwärtigen Bedarf hinaus als intaktes Trinkwasserreservoir auch für die
Zukunft erhalten bleibt (vgl. BVerwG, Urteil vom 16.03.2006, Az.
4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2000, Rd.Nr. 471). Die gehobene Erlaubnis
ist auch zu versagen, soweit von der beabsichtigen Benutzung eine erheb-
liche Beeinträchtigung eines Gebiets von gemeinschaftlicher Bedeutung,
eines Europäischen Vogelschutzgebiets oder eines Konzertierungsgebiets
i.S.d. § 10 Abs. 1 Nr. 7 BNatSchG in seinen für die Erhaltungsziele oder
den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen zu erwarten ist und die Be-
einträchtigung nicht entsprechend § 19 Abs. 2 Satz 1 bis 3 BNatSchG aus-
geglichen oder in sonstiger Weise kompensiert werden kann (§ 6 Abs. 2
Satz 1 WHG). Ist zu erwarten, dass die Benutzung auf das Recht eines an-
deren nachteilig einwirkt und erhebt der Betroffene Einwendungen, so darf
die gehobene Erlaubnis nur erteilt werden, wenn die nachteiligen Wirkun-
gen durch Auflagen verhütet oder ausgeglichen werden. Ist dies nicht mög-
lich, so darf die gehobene Erlaubnis gleichwohl aus Gründen des Wohls
der Allgemeinheit erteilt werden (Art. 16 Abs. 1 Satz 1 BayWG i.V.m. § 8
Abs. 3 WHG).
Der vorliegende Planfeststellungsabschnitt ist entwässerungstechnisch in
sieben Einzugsgebiete eingeteilt (vgl. Unterlage 13.2). Beim gegenständli-
chen Vorhaben wird das breitflächige Versickern von verschmutztem Stra-
ßenwasser unter Ausnutzung des Reinigungsvermögens einer möglichst
ungestörten obersten Bodenschicht angestrebt. Dementsprechend wird das
anfallende Niederschlagswasser, so weit wie möglich, über Bankette und
Böschungen abgeführt, sodass eine Versickerung über die oberste Boden-
schicht möglich wird. Aufgrund der Lage der B 27 oberhalb der bestehen-
den Eisenbahnlinie Würzburg – Aschaffenburg ist eine freie Entwässerung
- 228 -
über Bankette und Böschungsflächen nur in wenigen Abschnitten der
Baustrecke möglich. Auf der überwiegenden Streckenlänge erfolgt daher
eine Sammlung des anfallenden Wassers in Rasenmulden, Mulden mit
Sohlschalenbefestigung und Pendelrinnen. Über bestehende Durchlässe
unter der Bahnlinie wird das Wasser über trockenfallende und bewachsene
Seitengräben versickert bzw. dem Main zugeleitet. Absetz- und Regen-
rückhaltebecken sind nicht vorgesehen und auch nicht erforderlich.
Im Einzelnen ist die Entwässerung wie nachfolgend beschrieben vorgese-
hen:
- Entwässerungsabschnitt 1
Das auf der Bundesstraße von Baubeginn bis Bau-km 0+320 anfallende
Oberflächenwasser wird, wie bisher, über das Bankett in eine Rasen-
mulde zwischen Bundesstraße und Bahnlinie entwässert. Diese Mulde
wird über einen bestehenden Durchlass und einen anzulegenden troc-
kenfallenden Seitengraben an den Main angebunden (Einleitungsstel-
le 1).
- Entwässerungsabschnitt 2
Das auf der Bundesstraße von Bau-km 0+320 bis Bau-km 0+800 anfal-
lende Oberflächenwasser wird über das Bankett in eine Mulde mit Sohl-
schalen und über Rohrleitungen durch einen bestehenden Durchlass un-
ter der Bahnlinie entwässert. Von dort gelangt das Wasser über einen
neu anzulegenden trockenfallenden Seitengraben in den Main (Einlei-
tungsstelle 2).
- Entwässerungsabschnitt 3
Das auf der Bundesstraße von Bau-km 0+800 bis Bau-km 0+940 anfal-
lende Oberflächenwasser wird über das Bankett in eine Mulde mit Sohl-
schalen und über eine Rohrleitung über dem bestehenden Durchlass
unter der Bahnlinie entwässert. Von dort läuft das Wasser dann über ei-
nen neu anzulegenden trockenfallenden Seitengraben in den Main (Ein-
leitungsstelle 3). Das auf der Bundesstraße von Bau-km 0+940 bis Bau-
km 1+230 anfallende Oberflächenwasser wird über eine Pendelrinne,
Straßenabläufe und eine Rohrleitung ebenfalls zu dem angesprochenen
Durchlass entwässert, von wo es dann in den Main gelangt.
- Entwässerungsabschnitt 4
Das auf der Bundesstraße von Bau-km 1+230 bis Bau-km 1+320 anfal-
lende Oberflächenwasser wird über eine Pendelrinne, Straßenabläufe
und eine Rohrleitung über dem bestehenden Durchlass unter der Bahn-
linie entwässert. Von dort gelangt das Wasser über einen neu anzule-
genden trockenfallenden Seitengraben in den Main (Einleitungsstelle 4).
Das von Bau-km 1+320 bis Bau-km 1+515 anfallende Oberflächenwas-
- 229 -
ser der Bundesstraße wird über das Bankett in eine Mulde mit Sohlscha-
len und über eine Rohrleitung in denselben Durchlass entwässert.
- Entwässerungsabschnitt 5
Das auf der Bundesstraße von Bau-km 1+515 bis Bau-km 2+150 anfal-
lende Oberflächenwasser wird, wie bisher, über das Bankett in eine Ra-
senmulde zwischen Bundesstraße und Bahnlinie entwässert. Diese
Mulde wird über den bestehenden Durchlass unter der Bahnlinie und
den neu anzulegenden trockenfallenden Seitengraben an den Main an-
gebunden (Einleitungsstelle 5).
- Entwässerungsabschnitt 6
Das auf der Bundesstraße von Bau-km 2+150 bis Bau-km 2+375 anfal-
lende Oberflächenwasser wird, wie bisher, über das Bankett in eine Ra-
senmulde zwischen Bundesstraße und Bahnlinie entwässert. Diese
Mulde wird über den bestehenden Durchlass unter der Bahnlinie und ei-
nen neu anzulegenden trocken fallenden Seitengraben an den Main an-
gebunden (Einleitungsstelle 6).
- Entwässerungsabschnitt 7
Von Bau-km 2+375 bis Bau-km 2+550 wird das anfallende Oberflä-
chenwasser der B 27, wie bisher, über das Bankett in eine Rasenmulde
zwischen Bundesstraße und Bahnlinie entwässert. Von dort gelangt das
Wasser über den bestehenden Durchlass unter der Bahnlinie und einen
neu anzulegenden trockenfallenden Seitengraben in den Main (Einlei-
tungsstelle 7). Das auf der B 27 von Bau-km 2+550 bis Bau-km 3+060
anfallende Oberflächenwasser wird über das Bankett in eine Rasenmul-
de östlich der Bundesstraße entwässert. Diese Mulde ist ebenfalls an
den bestehenden angesprochenen Durchlass unter der Bahnlinie ange-
bunden, von dort gelangt das Wasser über den neu anzulegenden Gra-
ben in den Main.
Das auf der Bundesstraße von Bau-km 3+060 bis zum Ende des Planfest-
stellungsabschnittes anfallende Oberflächenwasser wird, wie bisher, über
das Bankett in die angrenzenden Grundstücke breitflächig versickert.
Bei Beachtung der unter A 7 dieses Beschlusses angeordneten Nebenbe-
stimmungen sind Beeinträchtigungen des öffentlichen Wohls (§ 6 WHG)
sowie Rechtsbeeinträchtigungen und Nachteile für Dritte (Art. 16 Abs. 1
und Art. 18 BayWG i.V.m. § 8 Abs. 3 WHG) nicht zu erwarten. Die festge-
setzten Nebenbestimmungen beruhen auf § 4 WHG, sie gehen überwie-
gend auf Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes zurück. Danach kann
die gehobene Erlaubnis unter Festsetzung von Benutzungsbedingungen
und Auflagen erteilt werden. Auflagen sind auch zulässig, um nachteilige
Wirkungen für andere zu verhüten und auszugleichen (§ 4 Abs. 1 WHG).
- 230 -
Durch die Einleitung in den Main (großer, pufferungsfähiger Vorfluter) seien
Rückhalteeinrichtungen zur Abflussdämpfung an den sieben Einleitungs-
stellen nicht erforderlich, so stellte das Wasserwirtschaftsamt mit Schreiben
vom 25.06.2009 ausdrücklich fest. Anhand der Vorgaben des DWA-
Merkblattes M 153 sei nachgewiesen worden, dass die qualitative Gewäs-
serbelastung des Mains durch Einleitung von verunreinigtem Straßenwas-
ser mittels der Behandlungsmaßnahme "trockenfallender Seitengraben"
ausreichend vermindert werde. Es werde angestrebt, verschmutztes Stra-
ßenwasser unter Ausnutzung des Reinigungsvermögens einer möglichst
ungestörten obersten Bodenschicht breitflächig zu versickern. Dazu werde
das anfallende Niederschlagswasser, soweit wie möglich, über Bankette
und Böschungen abgeleitet. Dadurch werde ein Versickern über die ober-
ste Bodenschicht ermöglicht.
Mit Schreiben vom 25.06.2009 forderte das Wasserwirtschaftsamt Aschaf-
fenburg, Servicestelle Würzburg, dass der Durchführung der Baumaßnah-
men die Planunterlagen des Staatlichen Bauamtes Würzburg vom
15.04.2009 zugrunde zu legen seien (vgl. A 7.3.1). In die Buhnenfelder sol-
le gesammeltes Oberflächenwasser nicht eingeleitet werden. Die Einlei-
tungsstelle E 4 sei dahingehend zu überprüfen.
Der Vorhabensträger wies mit Schreiben vom 22.09.2009 nachvollziehbar
darauf hin, dass die Einleitungsstelle E 4 in räumlicher Abhängigkeit zum
bestehenden Durchlass bei Bahn-km 21,047 steht und es daher als Alter-
native nur möglich ist, den Seitengraben zwischen den Buhnenfeldern di-
rekt zum Main statt am Bahndamm entlang zu führen.
Beim Erörterungstermin plädierte das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg
wiederum dafür, die Einleitungsstelle E 4 nicht in das stehende Buhnenfeld,
sondern direkt in das fließende Gewässer Main einzuleiten, um im Buhnen-
feld Sedimentationen von auch mit Schadstoffen belastetem Schlamm zu
vermeiden. Aus wasserwirtschaftlichen Gründen sei aber weiter darauf zu
beharren, dass der Graben mindestens 50 m lang sein müsse, damit eine
ausreichende Reinigungswirkung des trockenfallenden Seitengrabens vor-
liege, sodass eine Direkteinleitung in den Main nach dem Durchlass unter
der Bahnlinie nicht in Betracht käme, sondern der Graben eher noch ver-
längert werden müsste, um die nächste Einleitungsmöglichkeit zu erreichen
(vgl. Niederschrift, S. 9).
Der Vorhabensträger erwiderte darauf nachvollziehbar, dass eine direkte
Einleitung aufgrund der 50-m-Vorgabe nicht in Betracht kommt. Das Stra-
ßenabwasser wird schon jetzt breitflächig ins Buhnenfeld eingeleitet. Durch
die in der Planung vorgesehene Einleitung wird keine wesentliche Ver-
schlechterung entstehen, vielmehr stellt der trockenfallende Seitengraben
- 231 -
eher eine Verbesserung dar. Eine Verlängerung der Einleitung zu einer an-
deren Stelle hätte gegebenenfalls weitere Nachteile (Störung des dortigen
Uferbereichs mit entsprechender naturschutzfachlicher Wertigkeit), die den
möglichen wasserwirtschaftlichen Vorteilen gegenüberzustellen wären. An
der Einleitungsstelle E 4 wird nur ein relativ kleiner Bereich der B 27 und
des Mehrzweckweges entwässert (vgl. Unterlage 13.2), eine Erhöhung der
Abwassermenge erfolgt nur durch den Bau des öffentlichen Feld- und
Waldweges parallel zur B 27. Bei einer Einleitung neben dem Buhnenfeld
würde dann auch der Übergangsbereich zwischen zwei Buhnenfeldern ge-
stört werden. Insgesamt wird die planmäßig vorgesehene Lösung zu keiner
wesentlichen Verschlechterung führen, die Verschlechterung durch die zu-
sätzliche Wassermenge wird voraussichtlich durch die Anlage des trocken-
fallenden Seitengrabens mit entsprechender Reinigungswirkung ausgegli-
chen (vgl. Niederschrift, S. 10).
Angesichts dessen bestand nach Abwägung aller Gesichtspunkte für die
Planfeststellungsbehörde kein Anlass, aus diesem Grund die gegenständli-
che Planung abzulehnen bzw. eine Planänderung zu verlangen.
Die Einleitungsstellen, so das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg mit
Schreiben vom 25.06.2009, seien in Abstimmung mit dem Gewässerunter-
haltungspflichtigen ausreichend zu sichern (z.B. durch Steinwurf), sodass
Auskolkungen vermieden würden, was der Vorhabensträger gemäß seinem
Schreiben vom 22.09.2009 umsetzen will (vgl. A 7.3.2).
Mit Schreiben vom 25.06.2009 legte das Wasserwirtschaftsamt Aschaffen-
burg dar, dass durch die Fahrbahnverbreiterung um 1 m sowie den Bau
des parallel verlaufenden öffentlichen Feld- und Waldweges der gesammel-
te Oberflächenabfluss gegenüber dem derzeitigen Zustand erhöht werde.
Die sieben vorhandenen Durchlässe unter der Bahnlinie Würzburg –
Aschaffenburg würden dadurch in einem (gegenüber dem Bestand) erhöh-
ten Abfluss beaufschlagt. Ob diese "Verschärfung" vertretbar sei, müsse
geprüft werden, z.B. mittels des jeweiligen prozentualen Verhältnisses des
zusätzlichen Abflusses zur Leistungsfähigkeit des Durchlasses.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 legte der Vorhabensträger den geforderten
Nachweis der Leistungsfähigkeit der Durchlässe vor. Beim Erörterungster-
min am 19.11.2009 in Karlstadt bestätigte das Wasserwirtschaftsamt Asch-
affenburg, dass die in der Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes an-
gesprochene Überprüfung der Leistungsfähigkeit der bestehenden Durch-
lässe unter der Bahnlinie erfolgt sei und die Durchlässe ausreichend be-
messen seien (vgl. Niederschrift, S. 10).
Für die ordnungsgemäße Überwachung, Betrieb und Unterhaltung der
Entwässerungseinrichtungen sei der Vorhabensträger zuständig, so führte
- 232 -
das Wasserwirtschaftsamt mit Schreiben vom 25.06.2009 aus. Diese Bau-
werke seien in einem guten und betriebssicheren Zustand zu halten (vgl.
A 7.3.3). Der Vorhabensträger nahm dies mit Schreiben vom 22.09.2009
zur Kenntnis und wird dies befolgen.
Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg stellte mit Schreiben vom
25.06.2009 fest, dass die im Zuge der Maßnahme notwendige Erlaubnis
der Einleitung in den Main sich auf das Einleiten von Niederschlagswasser
aus dem Bereich der Fahrbahnflächen, des öffentlichen Feld- und Waldwe-
ges sowie den direkt damit zusammenhängenden Flächen, wie Bankette,
Mulden und Böschungen, beschränke (vgl. A 7.1.4). Schließlich forderte
das Wasserwirtschaftsamt mit Schreiben vom 25.06.2009, dass das einge-
leitete Niederschlagswasser keine schädlichen Konzentrationen an Giftstof-
fen sowie mit dem Auge wahrnehmbaren Schwimmstoffe oder Ölschlieren
aufweisen dürfe. Der Vorhabensträger sagte mit Schreiben vom
22.09.2009 die Beachtung dieser Forderung zu (vgl. A 7.3.4).
Zur Planänderung vom 20.10.2009, die im Wesentlichen die Schaffung von
sechs Ausweichbuchten am bundesstraßenparallelen öffentlichen Feld-
und Waldweg umfasst, führte das Wasserwirtschaftsamt mit Schreiben vom
04.11.2009 aus, dass aus seiner Sicht keine Änderungen oder Ergänzun-
gen seiner Stellungnahme vom 25.06.2009 veranlasst seien.
Die DB Services Immobilien GmbH führte mit Schreiben vom 18.06.2009
aus, dass die Baumaßnahme die Bahndurchlässe bei Bahn-km 19,852,
Bahn-km 20,275, Bahn-km 20,480 und Bahn-km 21,047 der Strecke 5200
Würzburg – Aschaffenburg berühre. Diese sollen, wie bereits derzeit, auch
künftig die zulaufenden Tagwässer zur Vorflut Main leiten. Die Forderun-
gen, die weiterhin zu beachten seien, habe bereits die DB Services Immo-
bilien GmbH mit Schreiben vom 30.11.2004 dem Vorhabensträger mitge-
teilt. Wegen des schlechten Zustandes der vorgenannten Durchlassbau-
werke sollten diese verrohrt werden. Zweckmäßig erfolge dies im Zuge der
Bauarbeiten an der Straße durch das ausführende Unternehmen, da die
Straßenanlagen unmittelbar in die bahneigenen Bauwerke übergingen. Die
weitere Vorgehensweise solle nach dem Planfeststellungsverfahren zwi-
schen dem Vorhabensträger und der DB Netz AG abgeklärt werden, was
der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 zusagte (vgl. auch
A 3.9.1).
Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unterfran-
ken forderte mit Schreiben vom 26.06.2009, dass das nicht durch Versicke-
rung über die belebte Bodenzone in den Main einzuleitende Straßenober-
flächenwasser keine für das Gewässer und für Fische schädlichen Konzen-
trationen, z.B. an Streusalz, Reifenabrieb, Rußpartikeln, Benzin- und Öl-
rückständen aufweisen dürfe.
- 233 -
Der Vorhabensträger verwies mit Schreiben vom 22.09.2009 auf seine Zu-
stimmung zu den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes und lehnte die
Erfüllung dieser Anforderungen ohne weitere Begründung ab.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ergibt sich nicht unbedingt ein Wi-
derspruch zwischen den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes und
des Fachberaters und Sachverständigen für Fischerei. Die hier geltend
gemachten Punkte sind bei Gewässerbenutzungen in Form von Einleitun-
gen weitgehend selbstverständlich und dienen nicht nur dem Fischschutz,
sondern dem Schutz von Oberflächengewässer allgemein. Die Erfüllung
dieser Anforderungen ist auch technisch und im Rahmen des Bauablaufs
weitgehend zumutbar, etwas anderes wurde auch vonseiten des Vorha-
bensträges nicht vorgetragen (vgl. A 7.3.4).
Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unterfran-
ken forderte mit Schreiben vom 26.06.2009, dass die Entwässerungsgrä-
ben im Vorland des Mains zumindest abschnittsweise aufgeweitet werden
sollten, damit eine breitflächige Versickerung gefördert und die Einleitung
mit möglichst geringer Geschwindigkeit erfolge. Die Entwässerungsgräben
seien aber mit durchgehendem Sohlgefälle vollkommen ablaufbar an den
Main anzubinden.
Außerdem, so der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim
Bezirk Unterfranken mit Schreiben vom 26.06.2009 weiter, sei die Verlän-
gerung der Durchlässe und der Aus- und Neubau von Entwässerungsgrä-
ben im Überschwemmungsgebiet des Mains nach Möglichkeit in der weni-
ger hochwasserbedrohten Zeit (April - Oktober eines jeden Jahres) durch-
zuführen.
Der Vorhabensträger verwies mit Schreiben vom 22.09.2009 auf seine Zu-
stimmung zu den Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes und lehnte die
Erfüllung dieser Anforderungen ohne weitere Begründung ab.
Mit Schreiben vom 29.10.2009 erklärte der Fachberater und Sachverstän-
dige für Fischerei, dass ihm inzwischen auch die Stellungnahme des Was-
serwirtschaftsamtes Aschaffenburg vom 25.06.2009 vorliege und die dort
geforderten Punkte nahezu deckungsgleich mit den Forderungen der Fi-
schereifachberatung seien. Bei Beachtung der Forderungen des Wasser-
wirtschaftsamtes werde dem Vorhaben zugestimmt.
Der Bayerische Bauernverband brachte mit Schreiben vom 05.06.2009 vor,
dass eine Beschreibung der Grabenbreite bzw. Muldenausformung, der
Breite der Abmarkung und ein Querschnitt der Entwässerungsgräben zum
- 234 -
Main in den Planfeststellungsunterlagen nicht enthalten sei. Es werde ge-
beten, dies nachzureichen.
Der Vorhabensträger legte daraufhin mit Schreiben vom 22.06.2009 dar,
dass die in den Plänen dargestellten Entwässerungsgräben als trockenfal-
lende, bewachsene Seitengräben (Sedimentationseinrichtung zur Behand-
lung von Straßenabwässer) auszuführen sind. Der Querschnitt setzt sich
aus einer Grabensohle mit 50 cm, einer Böschungsneigung 1 : 1,5 (ca.
2 m x 1,50 m Breite) und 2 x 75 cm Böschungskopf zusammen, was eine
Abmarkungsbreite von ca. 5 m ergibt.
Der Bayerische Bauernverband forderte mit Schreiben vom 05.06.2009,
dass die Entwässerungsgräben im Rahmen der Gestaltungsmaßnahme
G 2 nicht der Sukzession überlassen werden dürften. Zumindest die Maß-
nahmen W 3 und W 21 lägen inmitten bewirtschafteter Grundstücke. Selbst
wenn es durch Lageoptimierung an den Kopf eines Grundstückes zu liegen
käme, störe Gebüsch- oder Gehölzaufwuchs bei der Bewirtschaftung der
landwirtschaftlichen Nachbarfläche.
Der Vorhabensträger führte mit Schreiben vom 22.09.2009 dazu nachvoll-
ziehbar aus, dass die Entwässerungsgräben im Rahmen der Gestaltungs-
maßnahme G 2 unter Verzicht auf technische Befestigungen naturnah ge-
staltet werden. Die Böschungen werden je nach Erfordernis über Sukzessi-
on begrünt oder mit Landschaftsrasen angesät, nach erfolgter Begrünung
werden die Entwässerungsgräben vom Vorhabensträger fachgerecht un-
terhalten. Im Übrigen wird auf A 3.13.2 zu C 3.8.1.3.2 zur Rücksichtnahme
bei den Bepflanzungen auf Nachbargrundstücken verwiesen.
Der Bayerische Bauernverband wies mit Schreiben vom 05.06.2009 darauf
hin, dass im Bereich der trockenfallenden bewachsenen Seitengräben zwi-
schen der B 27 und dem Main W 18 und W 21 kein selbständig ausgewie-
senes Wegegrundstück vorhanden sei. Es befindet sich ein gewohnheits-
mäßig angelegter bzw. genutzter Erdweg an der Grundstücksgrenze zur
Mainaue. Dieser Weg müsse über die Gräben bzw. Rasenmulden W 18
und W 21 im heute vorhandenen Bestand überführt werden. Letztlich wer-
de dieser Weg auch von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung genutzt
und auch die vorgesehene Retentionsfläche sei, um sie zu pflegen, nur
über diesen Weg zu erreichen.
Der Vorhabensträger sagte mit Schreiben vom 22.09.2009 zu, die vorhan-
denen, aber nicht abgemarkten Wegeverbindungen jenseits der Bahnlinie
dadurch aufrechtzuerhalten, dass die Seitengräben auf einer Länge von
5 m als befahrbare Furt ausgebildet werden (vgl. A 7.3.5).
- 235 -
Des Weiteren forderte der Bayerische Bauernverband mit Schreiben vom
05.06.2009, dass die Lage des trockenfallenden bewachsenden Seitengra-
bens W 21, der das Oberflächenwasser der B 27 zum Main führen soll, vor
Ort mit der Bewirtschaftungsstruktur abgestimmt und an eine vorhandene
Nutzungsgrenze gelegt werden müsse. Die Zerschneidung von Eigentums-
und Bewirtschaftungsflächen, z.B. des Grundstücks Fl.Nr. 5801 der Ge-
markung Karlstadt, sei nicht sinnvoll. Sofern die Durchlässe unter dem
Damm der Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg nicht veränderbar seien,
sei ein Verziehen nach dem Bahndamm notwendig, wie dies auch beim
Durchlass W 14 bzw. beim trockenfallenden bewachsenen Seitengraben
W 15 der Fall sei.
Der Vorhabensträger erklärte mit Schreiben vom 22.09.2009 dazu, dass
die Lage der Entwässerungseinrichtungen "noch vor Ort verhandelbar sei".
Sofern dadurch von der festgestellten Planung abgewichen würde und öf-
fentliche Belange oder private Belange Dritter berührt werden, wäre dafür
ein förmliches Planänderungsverfahren durchzuführen.
Der Bayerische Bauernverband führte mit Schreiben vom 05.06.2009 aus,
dass der trockenfallende bewachsene Seitengraben W 3 ein vorhandenes
landwirtschaftliches Grundstück durchschneide. Eigentums- und Bewirt-
schaftungsverhältnisse seien dem Bayerischen Bauernverband jedoch
nicht bekannt. Eine Erschließung müsse in jedem Fall aber gewährleistet
sein.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt brachte der Bayerische
Bauernverband erneut vor, dass bei den vorgesehenen Entwässerungs-
gräben zum Main, die mitten durch einzelne Grundstücke oder wirtschaft-
lich zusammenhängende Grundstücke verlaufen sollen, müsse über An-
passungen an Grundstücksgrenzen oder Wirtschaftseinheiten gesprochen
werden müsse. Durch die Gräben entstünden unwirtschaftliche Restflächen
auf beiden Seiten der Entwässerungsanlagen, die landwirtschaftlich un-
günstig zu bewirtschaften seien. Dies könne nicht so bleiben, weshalb eine
Bereinigung der Grundstücksgrenzen gefordert werde. Ergänzt wurde wei-
ter, dass schon ein Graben nach dem Durchlass unter der Bahnlinie verzo-
gen werde, daher handele es sich bei den Durchlässen wohl nicht um Fix-
punkte. Daher könnten die Gräben unter Berücksichtigung der Grenzen der
Grundstücke bzw. Bewirtschaftungseinheiten verlegt werden. Er forderte,
dass die Inanspruchnahmen mit den Eigentümern konkret bei den Grund-
erwerbsverhandlungen und vor Ort abgestimmt werden müssten, um auch
Bewirtschaftungseinheiten berücksichtigen zu können. Betont wurde sei-
tens des Bayerischen Bauernverbandes, dass gerades beim Graben zur
Einleitungsstelle E 1 eine größere Fläche in zwei Teile zerschnitten werde,
was unwirtschaftlich sei und zu ständigen Mehrkosten bei der Bewirtschaf-
tung führe (vgl. Niederschrift, S. 2 f.).
- 236 -
Zu den angesprochenen Entwässerungsgräben führt der Vorhabensträger
beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt zu Recht aus, dass die-
se nicht willkürlich geplant wurden. Unter der Bahnlinie bestehen schon
Entwässerungsdurchlässe, die zum Main hin fortgeführt werden. Der Vor-
habensträger kann aus wasserwirtschaftlichen Gründen keine Verrohrung
vornehmen, weil das Straßenabwasser über eine belebte Bodenzone ge-
führt werden muss, um eine Vorreinigung des Wassers von den mitgeführ-
ten Schmutzstoffen zu erzielen. Bei den Entwässerungsgräben handelt es
sich um Sedimentationsanlagen, also um trockenfallende Seitengräben mit
einem entsprechenden Profil, die für eine ausreichende Reinigungswirkung
mindestens 50 m lang über belebte Bodenzonen verlaufen müssen. Der
Graben BWV lfd.Nr. W 3 (Unterlage 7.2), der zur Einleitungsstelle E 1 führt,
durchschneidet tatsächlich mehrere Grundstücke, aber nur eine Bewirt-
schaftungsfläche, die über einen (nicht öffentlichen) Grünweg am Bahn-
damm erschlossen wird. In diesem Bereich wird die Querungsmöglichkeit
des Grabens durch eine Furt von 5 m Breite weiterhin sichergestellt (vgl.
A 7.3.5), sodass beide Seiten dieser Fläche zu erreichen sein werden. Die
Grundstücke werden durchtrennt, aber die Möglichkeit der Bewirtschaftung
ist weiterhin gegeben. Die Situierung des Grabens an der Einleitungsstelle
E 2 (BWV lfd.Nr. W 6, Unterlage 7.2) mit der Führung parallel zum Bahn-
damm ergibt sich aus der wasserwirtschaftlich notwendigen Mindestlänge
von 50 m. Das Gleiche gilt für die Gräben zu den Einleitungsstellen E 3,
E 4 und E 5 (BWV lfd.Nrn. W 9, W 12 und W 15, Unterlage 7.2). Bei der
Einleitungsstelle E 5 verläuft nach dem Durchlass unter der Bahnlinie eine
Mulde parallel neben dem Bahndamm, die dann für die Entwässerung ge-
nutzt wird (BWV lfd.Nr. W 12, Unterlage 7.2). Im weiteren Verlauf liegt dann
der Graben W 12 an der Grundstücksgrenze. Beim Graben zur Einlei-
tungsstelle E 6 (BWV lfd.Nr. W 18, Unterlage 7.2) existiert nach dem
Durchlass unter der Bahnlinie ein Grundstück etwa in der Breite, die für den
Graben notwendig ist, auch wenn dieses Grundstück in einer größeren
Bewirtschaftungseinheit liegt. Dieses Grundstück war offensichtlich schon
früher für die Entwässerung vorgesehen und wird nun wieder dafür benutzt.
Beim Graben zur Einleitungsstelle E 7 (BWV lfd.Nr. W 21, Unterlage 7.2)
besteht auch eine einheitliche Bewirtschaftung der umgebenden Fläche.
Dort liegt aber wiederum ein schmales Gründstück, das offensichtlich in der
Vergangenheit als Graben vorgesehen und angelegt wurde und nun wieder
dafür in Anspruch genommen werden und nach beiden Seiten verlängert
werden soll. Im Übrigen wurde seitens des Vorhabensträgers auf das
nachgeschaltete Entschädigungsverfahren verwiesen (vgl. Niederschrift,
S. 3 f.).
Für die Erteilung der beantragten gehobenen wasserrechtlichen Erlaubnis
ist entscheidend, dass durch die Einleitung von Straßenoberflächenwasser
in den Main keine Beeinträchtigungen des Wohls der Allgemeinheit ausge-
- 237 -
hen. Dies wird dadurch sichergestellt, dass das Oberflächenwasser vor der
Einleitung in den Main ausreichend gereinigt wird, indem es mindestens
50 m weit über eine belebte Bodenschicht geleitet wird, was durch die vor-
gesehene Lage und Länge der Gräben in der gegenständlichen Planung
nach derzeitigem Stand der Technik sichergestellt ist. Dem stehen land-
wirtschaftliche Belange von nicht unerheblichem Gewicht entgegen, weil es
durch ihre Lage und Länge zu Mehraufwendungen bei der Bewirtschaftung
der dortigen Flächen kommt, die bis zur Unwirtschaftlichkeit der weiteren
landwirtschaftlichen Nutzung gehen können. Aus Sicht der Planfeststel-
lungsbehörde ist jedoch die besondere Situation zu berücksichtigen. Die
vorhandenen Grundstücksgrenzen spiegeln nicht die tatsächliche Nutzung
wider. Schon bei den derzeitigen, eher kleinteiligen Grundstücksaufteilun-
gen kam es zu Erschwernissen bei der landwirtschaftlichen Nutzung, die
sogar so weit gingen, dass eine Nutzung, die sich an den Grundstücks-
grenzen orientiert, derzeit nicht (mehr) möglich ist. Schon jetzt kann eine
Nutzung überhaupt nur noch dann (sinnvoll) erfolgen, wenn die Grundstüc-
ke im Wege einer Verpachtung zu Bewirtschaftungseinheiten zusammen-
geführt werden und damit unter den Beteiligten quasi eine vorübergehende
Flurbereinigung in Form von Bewirtschaftungseinheiten stattfindet. Dass
der Bereich zwischen der Bahnlinie und dem Main für eine dauerhaft sinn-
volle und rechtlich gesicherte landwirtschaftliche Nutzung einer Bereinigung
der Grundstücksgrenzen unterzogen werden müsste, steht für alle Beteilig-
ten im Planfeststellungsverfahren einschließlich der Planfeststellungsbe-
hörde außer Zweifel. Doch ist es weder Sache des Vorhabensträgers noch
Aufgabe der Planfeststellungsbehörde, in diesem Bereich eine Neuordnung
der Flächen vorzunehmen. Durch die geplante Anlage der Entwässerungs-
gräben, die aus Gründen des Wohls der Allgemeinheit notwendig sind, wird
sich an der Situation nichts Wesentliches ändern. Die Bewirtschaftungsein-
heiten sind schon jetzt als Folge der Gegebenheiten entstanden, es wird
auch künftig möglich sein, unter den neuen Eigentums- und Grundstücks-
grenzverhältnissen landwirtschaftliche Nutzungseinheiten zu finden. So ist
es aus Sicht der Planfeststellungsbehörde unter Abwägung aller relevanten
Gesichtspunkte nicht zu beanstanden, wenn der Vorhabensträger sich bei
der Planung der notwendigen Entwässerungsgräben an den tatsächlich
vorhandenen Verhältnissen (Lage der Durchlässe unter der Bahnlinie) und
den verbindlichen Grundstücksgrenzen statt an den auf Pachtbasis ge-
schaffenen Bewirtschaftungseinheiten orientiert. Die Forderungen des
Bayerischen Bauerverbandes (und anderer) hinsichtlich einer Verlegung
der Straßenentwässerungsanlagen konnten in vertretbarer Weise zurück-
gewiesen werden.
Die Erlaubnis für die Einleitung und teilweise Versickerung von Oberflä-
chenwasser wurde im Rahmen pflichtgemäßer Ermessensausübung unbe-
fristet erteilt. Gemäß IMS vom 19.06.1990, Nr. IID/IIE/IIB-4536.1-003/90,
sollen die wasserrechtlichen Erlaubnisse für das Einleiten von Straßenab-
- 238 -
wässer in oberirdische Gewässer in der Regel unbefristet erteilt werden.
Eine Befristung ist nur erforderlich, wenn die Auswirkungen der Einleitung
aus bestimmten Gründen noch nicht abschließend beurteilt werden können
oder wenn die Einleitung sanierungsbedürftig ist oder aus anderen Grün-
den nur als Übergangslösung angesehen werden kann. Die Befristung ist
vor allem ein Mittel, um den Erfordernissen des Grundsatzes der Verhält-
nismäßigkeit Rechnung zu tragen, wenn die künftige Entwicklung der maß-
geblichen Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt des Erlasses noch nicht hin-
reichend übersehbar ist (Kopp/Ramsauer, VwVfG, Rd.Nr. 17 zu § 36). Ein
solcher Fall liegt hier aber nicht vor. Die Entwicklung der Entwässerungssi-
tuation ist aufgrund der fachlich nicht beanstandeten Berechnung des Vor-
habensträgers ermittelt, die neben der Leistungsfähigkeit der Vorfluter
Grundlage für die Ausgestaltung der Entwässerungsanlagen war. Die Ent-
wässerungs- und Einleitungsanlagen tragen dem derzeitigen Stand der
Technik Rechnung. Die vorgesehenen Einleitungen sind zudem weder sa-
nierungsbedürftig noch als Übergangslösung anzusehen, sondern als dau-
erhafte und endgültige Lösung gedacht. Des Weiteren sorgen die nun ge-
planten Einrichtungen für eine Verbesserung der bestehenden Situation,
indem nun nach den Durchlässen unter der Bahnlinie erstmals Entwässe-
rungsgräben angelegt werden, die das Wasser in den Vorfluter führen.
Auch nach Ablauf einer Befristung könnte, anders als bei anderen Vorha-
ben oder Einrichtungen, eine Einleitung nicht einfach gestoppt werden, da
die versiegelte Fläche der B 27 auch weiterhin vorhanden wäre. Schließlich
steht die Erteilung einer gehobenen Erlaubnis kraft Gesetzes unter dem
Vorbehalt des Widerrufs (§ 7 Abs. 1 Satz 1 WHG), während - im Gegensatz
zur Bewilligung - eine Befristung im Ermessen der Behörde steht. Somit ist
gewährleistet, dass vonseiten der Planfeststellungsbehörde jederzeit, z.B.
im Wege eines Teilwiderrufs, die Anforderungen an die Entwässerungsan-
lagen bei einem entsprechenden Fortschreiten des Stands der Technik an-
gepasst werden können.
Die Entscheidung über die gehobene Erlaubnis ist im Einvernehmen mit
der für das Wasser zuständigen Behörde zu treffen (§ 14 Abs. 3 WHG).
Zuständige Behörde ist hier das Landratsamt Main-Spessart (Art. 75 Abs. 1
BayWG i.V.m. Art. 3 Abs. 1 Nr. 1 BayVwVfG). Mit Schreiben vom
19.06.2009 erklärte das Landratsamt Main-Spessart, dass aus wasser-
rechtlicher Sicht mit dem Vorhaben Einverständnis bestehe.
Dem Gewässerschutz ist damit im Hinblick auf die Einleitungen Genüge
getan. Ein zusätzlicher allgemeiner Auflagenvorbehalt ist daneben weder
erforderlich noch rechtlich zulässig. Eine solche Entscheidung würde näm-
lich zumindest voraussetzen, dass überhaupt greifbare Anhaltspunkte für
nachteilige Wirkungen vorliegen, denen die Planfeststellungsbehörde zu
einem späteren Zeitpunkt - gegebenenfalls unter Hinzuziehung von Sach-
verständigen - noch nachgehen könnte. Dies ist aber hier nicht der Fall, für
- 239 -
eine weitere Aufklärung besteht kein Anlass. Sollten wider Erwarten den-
noch nachteilige Auswirkungen auf Dritte eintreten, müssen sich diese auf
die in § 10 Abs. 2 WHG normierten Möglichkeiten eines nachträglichen
Schutzes bzw. einer Entschädigung verweisen lassen (BayVGH, Urteil vom
18.12.2003, Az. 22 B 03.823, BayVBl 2005, 115).
Die Erlaubnis ist auch deshalb nicht zu versagen, weil durch die gegen-
ständliche Einleitung ein FFH-Gebiet in seinen für die Erhaltungsziele
maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt würde. Auf die Aus-
führungen unter C 3.7.5.3 wird verwiesen.
Zum Vorbringen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wird auf die Aus-
führungen unter C 3.7.18 verwiesen.
3.7.7.4 Abwägung
Den Belangen der Wasserwirtschaft, insbesondere des Gewässerschutzes,
wird durch die verfahrensgegenständliche Planung sowie die unter A 3.4,
A 3.6 und A 7 dieses Beschlusses ergänzend angeordneten Nebenbe-
stimmungen und die erteilten Zusagen hinreichend Rechnung getragen.
Insgesamt entfalten die Belange des Gewässerschutzes und der Wasser-
wirtschaft im Rahmen der Abwägung daher kein entscheidendes Gewicht
gegen die beantragte Straßenbaumaßnahme. Sie sind daher nicht geeig-
net, die für den Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt sprechenden Belan-
ge zu überwiegen.
3.7.8 Landwirtschaft als öffentlicher Belang
Die Belange der Landwirtschaft sind sowohl unter agrarstrukturellen Ge-
sichtspunkten als auch mit Blick auf die individuelle Betroffenheit einzelner
Betriebe berührt. Ursächlich hierfür ist in erster Linie der vorhabensbeding-
te Verbrauch bisher landwirtschaftlich genutzter Flächen. Hinzu kommen
weitere mittelbare Auswirkungen, insbesondere in Folge von Flächenan-
schneidungen sowie eventuell das Entstehen von Umwegen im landwirt-
schaftlichen Wegenetz oder auch mögliche Bodenbelastungen (vgl. auch
die diesbezüglichen Ausführungen im Zusammenhang mit der Umweltver-
träglichkeitsprüfung unter C 2, insbesondere zum Schutzgut Mensch und
Schutzgut Boden).
3.7.8.1 Flächeninanspruchnahme
Für das Straßenbauvorhaben einschließlich Ausgleichsflächen werden
rund 3,96 ha landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt (vgl. Unterlage 12.1,
Kapitel 4.1.2).
- 240 -
Hinsichtlich des Vorbringens des Bayerischen Bauernverbandes und des
Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu Flächeninanspruch-
nahme im Rahmen von Gestaltungs-, Ausgleichs- Retentionsflächen wird
auf die Ausführungen unter C 3.7.5.2.5.3, C 3.7.2.5.4, C 3.7.2.5.5,
C 3.7.2.5.6 und C 3.7.7.2 verwiesen.
Eine Minderung der Eingriffe in die Belange der Landwirtschaft ist wegen
der verkehrlichen Notwendigkeit und bei sachgerechter Bewertung anderer
Belange (insbesondere seitens der Wasserwirtschaft und des Naturschut-
zes) nicht möglich. Die Vergrößerung des Querschnitts und die Erweiterung
der Fahrbahnbreite durch den Ausbau sind im Hinblick auf die Verkehrs-
prognose, Güter- und Schwerverkehrs-/Lkw-Anteil sowie zur Anpassung an
die bestehenden Anschlussstrecken erforderlich. Der Landverbrauch kann
auch nicht durch Verzicht auf Teile der Maßnahme, insbesondere auf die
naturschutzrechtlich notwendigen Ausgleichsmaßnahmen sowie auf die
sonstigen landschaftspflegerischen Maßnahmen verringert werden, wie
sich aus der Erläuterungen zu Naturschutz und Landschaftspflege unter
C 3.7.5 dieses Beschlusses ergibt (vgl. auch C 3.7.7).
3.7.8.2 Landwirtschaftliches Wegenetz
Schon die bestehende B 27 und die Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg
trennen die landwirtschaftlich genutzten Flächen diesseits und jenseits der
Straße voneinander. Um die jenseits der Bundesstraße bzw. der Bahnlinie
liegenden landwirtschaftlichen Flächen erreichen zu können, sind schon
jetzt Mehrwege über die vorhandenen Querungsmöglichkeiten in Kauf zu
nehmen. An dieser Situation wird sich durch die Baumaßnahme nichts än-
dern.
Die bisher an die Bundesstraße B 27 an ihrer Ostseite angebundenen öf-
fentlichen Feld- und Waldwege bzw. die von ihr erschlossenen Grundstüc-
ke werden künftig über den parallel der B 27 vorgesehenen öffentlichen
Feld- und Waldweg an das öffentliche Wegenetz angebunden. Die Er-
schließung der landwirtschaftlichen Grundstücke bleibt damit sichergestellt.
Dies gilt auch für die Bauzeit (vgl. A 3.7.1). Im Übrigen bringt der Parallel-
weg gerade auch für den (langsamen) landwirtschaftlichen Verkehr eine
deutliche Verbesserung, wobei hier im Rahmen der Planänderung vom
20.10.2009 sechs Ausweichbuchten vorgesehen wurden, um auf diesem
Weg auch Begegnungsverkehr zu ermöglichen (vgl. Unterlage 7.1, Blätter
1a - 3a).
Des Weiteren wurde dem landwirtschaftlichen Anwesen auf dem Grund-
stück Fl.Nr. 5811 der Gemarkung Karlstadt im Zuge der Planänderung vom
20.10.2009 wieder die Möglichkeit eingeräumt, unmittelbar zur B 27 zufah-
ren zu können (vgl. insbesondere Unterlage 7.1, Blatt 2a).
- 241 -
In diesem Zusammenhang gilt es ferner festzuhalten, dass es grundsätzlich
keinen Rechtsanspruch auf den unveränderten Bestand öffentlicher Stra-
ßen und Wege gibt und Betroffenen, die vorhabensbedingt größere Umwe-
ge in Kauf nehmen müssen, insofern kein Rechtsanspruch auf Abhilfe oder
Entschädigung zusteht (vgl. Art. 74 Abs. 2 Sätze 2 und 3 BayVwVfG). § 8 a
Abs. 4 FStrG schützt als Rechtsposition in diesem Sinne nur allgemein Zu-
fahrten und Zugänge, also den unmittelbaren Kontakt nach außen, nicht je-
doch die darüber hinausgehenden Verbindungen zu anderen Grundstücken
(BVerwG, Urteil vom 27.04.1990, Az. 4 C 18.88, NVwZ 1990, 1165). § 8 a
FStrG garantiert nicht eine optimale, sondern nur eine nach den jeweiligen
Zuständen zumutbare Erreichbarkeit. Die Art und Weise der Verbindung ei-
nes Grundstücks mit anderen Grundstücken mittels des öffentlichen Wege-
netzes oder der unveränderte Fortbestand einer bestimmten, auf den Ge-
meingebrauch beruhenden Verbindung, stellt keine Rechtsposition in die-
sem Sinne dar. Allerdings sind Anliegerinteressen auch unterhalb der
Schwelle des § 8 a FStrG, sofern sie nicht als geringfügig ausnahmsweise
außer Betracht zu bleiben haben, in die Abwägung einzustellen; sie können
jedoch durch überwiegende Gemeinwohlbelange zurückgedrängt werden
(BVerwG, Beschluss vom 11.05.1999, Az. 4 VR 7.99, BayVBl. 1999, 634).
Die Bemessung landwirtschaftlicher bzw. straßenbegleitender Wege nach
der RLW 1999 entspricht sachgemäßer Ermessensausübung und damit
dem Abwägungsgebot (vgl. BVerwG, Urteil vom 19.03.2003, Az. 9 A33.02,
NVwZ 2003, 1120). Darüber hinausgehende Forderungen können grund-
sätzlich nicht auf Kosten des Baulastträgers der Bundesfernstraße befrie-
digt werden.
3.7.8.3 Existenzgefährdung landwirtschaftlicher Betriebe
Von einem Einwendungsführer (vgl. C 3.8.2.11) wurde die Gefährdung sei-
nes landwirtschaftlichen Betriebes durch die Inanspruchnahme von Flä-
chen durch die Baumaßnahme geltend gemacht.
Die Planfeststellungsbehörde hat den geltend gemachten Existenzgefähr-
dungen nachzugehen. Der Gesichtspunkt der Existenzgefährdung berührt
nicht nur die privaten Belange der betroffenen Eigentümer (Art. 14 und
Art. 12 GG), sondern auch den öffentlichen Belang der Erhaltung leistungs-
fähiger landwirtschaftlicher Betriebe, der sich u.a. aus § 1 LwG ergibt.
Nach den Agrarberichten gemäß § 5 LwG sollen die Lebensverhältnisse im
ländlichen Raum verbessert werden und die in der Landwirtschaft Tätigen
an der allgemeinen Einkommens- und Wohlstandsentwicklung teilhaben.
Zu diesem Zweck ist eine leistungsfähige bäuerliche Landwirtschaft und ih-
re Wettbewerbsfähigkeit zu sichern (vgl. § 1 LwG).
- 242 -
Soweit es darum geht, unter welchen Voraussetzungen ein Betrieb an sich
existenzfähig ist, ist von objektivierten Kriterien auszugehen. Eine gegebe-
ne - langfristige - Existenzfähigkeit eines Betriebes ist danach zu beurtei-
len, ob er außer einem angemessenen Lebensunterhalt für den Betriebslei-
ter und seine Familie auch ausreichend Rücklagen für die Substanzerhal-
tung und für die Neuanschaffungen erwirtschaften kann. Dabei darf aller-
dings die besondere Struktur und Arbeitsweise des einzelnen Betriebes
nicht gänzlich außer Betracht bleiben. Dagegen können die individuellen
Bedürfnisse der einzelnen Landwirte und auch die Tatsache, dass ein Be-
trieb tatsächlich über längere Zeit besteht, nicht ausschlaggebend sein
(BVerwG, Beschluss vom 31.10.1990, Az. 4 C 25.90, 4 ER 302.90, juris).
Soweit nach diesen Maßstäben eine gesicherte Existenzfähigkeit schon vor
dem Eingriff nicht bestanden hat, kann eine Existenzvernichtung nicht die
Folge eines Planvorhabens sein. Die weitere Verschlechterung eines nicht
existenzfähigen Betriebes ist somit kein eigenständiger Rechtseingriff (vgl.
Rundschreiben der OBB im BayStMI vom 11.01.1994, Nr. IIB2-43540-
001/94).
Nach der landwirtschaftlichen Betriebslehre kann man von einem Voller-
werbsbetrieb als Existenzgrundlage ausgehen, wenn 1 bis 1,5 Arbeitskräfte
bzw. 1.800 bis 2.300 Arbeitskräftestunden pro Jahr rationell eingesetzt wer-
den. Fehlen bei einem Betrieb (z. B. einem Zu- oder Nebenerwerbsbetrieb)
diese Voraussetzungen bereits vor dem Flächenverlust durch den Stra-
ßenbau, stellt dieser keine gesicherte alleinige Existenzgrundlage dar.
Reine Pachtbetriebe scheiden grundsätzlich - jedenfalls bei kurzfristiger
Anpachtung der bewirtschafteten Flächen - als Existenzgrundlage aus. An-
ders ist es in der Regel bei gemischten Betrieben mit einem gewissen Min-
destbestand an Eigenflächen und langfristig angepachteten Flächen, da
das Pachtrecht im Rahmen des Vertrages Bestandsschutz und damit den
Eigentumsschutz des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG genießt (vgl. BVerfG, Urteil
vom 08.04.1997, Az. 1 BvR 48/94, BVerfGE 95, 267).
Eine Ausnahme von dem Grundsatz, dass kurzfristiges Pachtland bei der
Frage der Existenzgefährdungen des landwirtschaftlichen Betriebes außer
Betracht bleiben muss, gilt jedoch dann, wenn der betroffene Landwirt die
mündlich oder schriftlich kurzfristig angepachteten Flächen schon seit lan-
gem bewirtschaftet. Sofern die Eigentümer der betreffenden Grundstücke
keine Landwirtschaft betreiben und zudem vom Grundsatz her ein Überan-
gebot an Pachtland mit entsprechend günstigen Preisen besteht, kann der
Pächter darauf vertrauen, dass ihm die Flächen auch langfristig zur Verfü-
gung stehen. Wenn die Pachtverhältnisse rechtlich auch nicht langfristig
abgesichert seien, stehen sie den Landwirten doch faktisch langfristig zur
Verfügung. Diese Überlegung wird dadurch gestützt, dass das Bundesver-
- 243 -
waltungsgericht die Stellung des Pächters im auf das Planfeststellungsver-
fahren folgenden Klageverfahren gestärkt hat und ihm eigene, von der Ei-
gentümerstellung unabhängige Rechte zubilligt (vgl. Urteil vom 01.09.1997,
Az. 4 A 36.96, DVBl. 1998, 44).
Unterschreitet bei einem Vollerwerbsbetrieb der durch die Straßenbau-
maßnahme ausgelöste Flächenverlust 5 % der gesamten anrechenbaren
landwirtschaftlichen Nutzfläche, scheidet im Regelfall eine Existenzgefähr-
dung aus (vgl. BayVGH, Urteil vom 19.10.1993, Az. 8 A 93.40001, juris; Ur-
teil vom 29.09.1998, Az. 8 A 97.40042, nicht veröffentlicht).
Nach Erkenntnissen der landwirtschaftlichen Betriebslehre können derart
geringe Flächenverluste durch eine entsprechende Betriebsorganisation im
Regelfall ohne Nachteile ausgeglichen werden. Anderes kann allenfalls
dann gelten, wenn im Einzelfall besondere Bewirtschaftungserfordernisse
(z.B. bei Sonderkulturen) vorliegen. Vorübergehende Inanspruchnahmen,
z.B. für Arbeitsstreifen, Ablagerungsflächen oder ähnliches, werden im Re-
gelfall die Existenzfähigkeit nicht nachteilig beeinträchtigen, da diese Flä-
chen dem Betrieb nicht auf Dauer entzogen werden und für die Zeit der In-
anspruchnahme zudem eine Nutzungsausfallentschädigung gezahlt wird
(vgl. Rundschreiben der OBB im BayStMI vom 11.01.1994, a.a.O.).
Bei der Prüfung der Existenzgefährdung ist zu unterscheiden zwischen der
Existenz des landwirtschaftlichen Betriebes einerseits und der wirtschaftli-
chen Existenz seiner Bewirtschafter andererseits. Es kann z. B. bei der Ge-
fährdung der Existenz des Betriebes in einem Haupterwerbsbetrieb auch
die wirtschaftliche Existenz seiner Bewirtschafter gefährdet sein. Bei einem
Nebenerwerbsbetrieb ist dies dagegen meist nicht der Fall, da dessen Ein-
kommensschwerpunkt in der Regel aus anderen Quellen stammt.
Eine Gefährdung der betrieblichen Existenz kommt demnach für folgende
Betriebe bzw. Betriebsarten regelmäßig nicht in Betracht:
- Nebenerwerbsbetriebe, die für sich allein nicht die Voraussetzungen ei-
ner gesicherten Existenzgrundlage aufweisen;
- Haupterwerbsbetriebe, bei denen der Flächenentzug unterhalb der Ba-
gatellgrenze von 0,5 ha der "anrechenbaren" landwirtschaftlichen Nutz-
fläche oder unterhalb von 5 % dieser Fläche liegt,
- inzwischen aufgegebene Betriebe,
- Betriebe, die nur von einem vorübergehenden Flächenentzug betroffen
sind.
- 244 -
Überschreitet der vorhabensbedingte Flächenverlust die Grenze von 5 %,
ist in der Regel genauer zu überprüfen, ob der jeweilige Betrieb die o. g.
Anforderungen, die die höchstrichterliche Rechtsprechung an die Beurtei-
lung der - langfristigen - Existenzfähigkeit stellt, vor bzw. auch nach der
Flächeninanspruchnahme (noch) erfüllt. Anhaltspunkt für die Überprüfung
der Existenzfähigkeit ist der Betriebsgewinn.
Die Grenze für die Existenz eines Haupterwerbsbetriebes wird dort anzu-
setzen sein, wo
- die Lebenshaltungskosten der Bewirtschafterfamilie bzw.
- der Lohnansatz des Betriebsleiters sowie
- die Untergrenze der erforderlichen Eigenkapitalbildung
nicht mehr erwirtschaftet werden.
Betriebe, die bereits vor der straßenbaubedingten Flächeninanspruchnah-
me deutlich unter dieser Gewinnschwelle liegen, stellen gemessen an den
objektiven Kriterien der Rechtsprechung keine gesicherte Existenz dar. Die
Tatsache, dass die Einnahmen, z. B. wegen besonderer Bescheidenheit
bei den Privatentnahmen oder dem Verzicht auf Rücklagen und Investitio-
nen, längere Zeit für die derzeitigen Betriebsinhaber ausreichen, vermag an
diesem am Betrieb orientierten Ergebnis nichts zu ändern.
Die Planfeststellungsbehörde darf sich bei der Würdigung der Auswirkun-
gen des Straßenbauvorhabens auf die betroffenen betrieblichen Existenzen
nicht gleichsam mit einer Momentaufnahme begnügen. Wird durch die Zu-
lassung des Planvorhabens eine Grundstücksnutzung unmöglich gemacht
oder wesentlich erschwert, die zwar im Zeitpunkt der Planfeststellung noch
nicht ausgeübt wird, sich aber nach Lage und Beschaffenheit des Grund-
stücks bei vernünftiger und wirtschaftlicher Betrachtungsweise objektiv an-
bietet und nach dem Willen des Eigentümers in absehbarer Zeit verwirklicht
werden soll, so handelt es sich um einen Umstand der für den Grad der Be-
troffenheit bedeutsam ist (vgl. BVerwG, Urt. v. 28.01.1999, Az. 4 A 18.98,
NVwZ-RR 1999, 629).
Ein Anspruch der Betroffenen, bereits im Planfeststellungsbeschluss die
Notwendigkeit einer Entschädigung in Ersatzland verbindlich festzustellen,
gibt es nicht. Wird die betriebliche Existenz eines landwirtschaftlichen Un-
ternehmens weder vernichtet noch gefährdet, kann sich die Planfeststel-
lungsbehörde damit begnügen, dem betroffenen Grundeigentümer auf das
nachfolgende Enteignungsverfahren zu verweisen (vgl. BVerwG, Urt. v.
28.01.1999, Az. 4 A 18.98, NVwZ-RR 1999, 629).
Die Frage der Existenzgefährdung wurde anhand der vorstehend aufge-
zeigten Kriterien unter Mitwirkung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft
- 245 -
und Forsten Würzburg aufgrund der von den Betroffenen im Anhörungsver-
fahren gemachten Angaben näher überprüft. Voraussetzung für die Über-
prüfung der Existenzgefährdung war, dass der Betroffene seine Einwen-
dungen entsprechend konkretisiert hat und auch sonst seiner Mitwirkungs-
pflicht nachgekommen ist. Die Besorgnis weiterer Existenzgefährdungen
landwirtschaftlicher Betriebe, deren Inhaber gegebenenfalls keine Einwen-
dungen erhoben haben, besteht nach Erkenntnissen der Planfeststellungs-
behörde nicht.
Das Ergebnis der Einzelprüfungen ist im vorliegenden Planfeststellungsbe-
schluss im Zusammenhang mit der Behandlung der jeweiligen Einwendun-
gen dargestellt (vgl. unter C 3.8.2).
Die Überprüfung ergab, dass nach den vorgenannten Beurteilungskriterien
keine wirkliche Gefährdung der Existenz eines landwirtschaftlichen Haupt-
oder Nebenerwerbsbetriebes vorliegt. Auf die Ausführungen unter C 3.8.2,
insbesondere C 3.8.2.11, wird verwiesen.
Gleichwohl stellt die Planfeststellungsbehörde vorliegend die Aspekte der
Beeinträchtigung der Wirtschaftskraft des angesprochenen landwirtschaftli-
chen Betriebes in die Gewichtung des öffentlichen Belangs Landwirtschaft
mit ein. Ebenso wird dies als entsprechender privater Belang in der Abwä-
gung berücksichtigt.
In der Summe erreichen diese Auswirkungen jedoch keinen Umfang, der
erhebliche Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Struktur in dem von
der geplanten Baumaßnahme betroffenen Raum erwarten lässt. Als priva-
ter Belang hingegen entwickeln die Auswirkungen auf landwirtschaftliche
ein Betriebe großes Gewicht gegen die Planung, angesichts der deutlich
schwerer wiegenden positiven Auswirkungen des Projekts (vgl. C 3.8.2) ist
er jedoch nicht geeignet, die Abwägung entscheidend gegen die Baumaß-
nahme zu steuern.
3.7.8.4 Sonstige Belange der Landwirtschaft
Im Rahmen der Belange der Landwirtschaft ist grundsätzlich auch die Fra-
ge von Bodenbelastungen zu thematisieren, die durch den Betrieb der B 27
in diesem Bereich entstehen können. Die Auswirkungen des verfahrensge-
genständlichen Vorhabens auf den Boden sowie auf die landwirtschaftli-
chen Nutzpflanzen werden im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung
(vgl. oben C 2.3.2.3 und C 2.4.3) bzw. bei der Würdigung der Belange des
Immissionsschutzes (vgl. C 3.7.4.3.2 dieses Beschlusses) und des Boden-
schutzes (vgl. C 3.7.6 dieses Beschlusses) behandelt. Auf die betreffenden
Ausführungen kann insoweit Bezug genommen werden, dort ist auch schon
auf die Vorbelastung durch die bestehende B 27 und die Bahnlinie Würz-
- 246 -
burg – Aschaffenburg hingewiesen. Eine nennenswerte Beeinträchtigung
der landwirtschaftlichen Nutzung ist danach nicht zu erwarten. Nach An-
sicht der Planfeststellungsbehörde ist aufgrund der vorliegenden Erkennt-
nisse davon auszugehen, dass sich die vorhabensbedingten Schadstoff-
emissionen auf den unmittelbaren Nahbereich zum Fahrbahnrand (etwa
10 m beidseits der Fahrbahntrasse) konzentrieren und nach außen hin
deutlich abnehmen. Da auf der einen Seite der B 27 weitgehend die Bahn-
linie Würzburg – Aschaffenburg verläuft und auf der anderen Seite neu ein
öffentlicher Feld- und Waldweg angelegt wird, liegen voraussichtlich keine
landwirtschaftlichen Grundstücke innerhalb des 10-m-Bereichs. Soweit dies
doch der Fall sein sollte, wird den Interessen der landwirtschaftlichen
Grundstückseigentümer durch die Nebenbestimmung A 3.13.1 Rechnung
getragen.
3.7.8.5 Abwägung
Die Abwägung aller betroffenen Interessen ergibt, dass der Ausbau der
B 27 südlich von Karlstadt einschließlich des Baus eines parallel geführten
öffentlichen Feld- und Waldwegs im verfahrensgegenständlichen Abschnitt
insgesamt mit den Belangen der Landwirtschaft vereinbar ist, zumal die Si-
tuation schon durch die bestehende Bundesstraße und die Bahnlinie Würz-
burg – Aschaffenburg geprägt ist. Die Beeinträchtigung der Belange der
Landwirtschaft ist so weit als möglich auf ein Mindestmaß reduziert. Eine
weitere Minderung der Eingriffe in die Belange der Landwirtschaft ist wegen
der verkehrlichen Notwendigkeit und bei sachgerechter Bewertung anderer
Belange nicht möglich. Die Auswirkungen der geplanten Baumaßnahme
auf die Struktur des landwirtschaftlich geprägten Gebietes als öffentlicher
Belang "Landwirtschaft" sind in dem betroffenen Raum nicht so gravierend.
Gleichwohl werden die Nachteile für die Landwirtschaft nicht verkannt und
mit entsprechendem Gewicht zulasten der Baumaßnahme in die Abwägung
eingestellt.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die verbleibenden Beeinträchtigungen
der Belange der Landwirtschaft nach Abwägung der widerstreitenden Inter-
essen hinnehmbar sind. Sie überwiegen im Ergebnis nicht die für die Reali-
sierung des gegenständlichen Vorhabens sprechenden Argumente und
stellen die Ausgewogenheit der verfahrensgegenständlichen Planung nicht
in Frage.
3.7.9 Forstwirtschaft
Durch die gegenständliche Maßnahme wird kein Wald im Sinne des Baye-
rischen Waldgesetzes berührt. Kleinräumig muss in einen vorhandenen
Auwald eingegriffen werden, um eine Entwässerungsmulde von der Bun-
- 247 -
desstraße zum Main zu schaffen. Dies stellt jedoch keinen forstwirtschaft-
lich relevanten Eingriff dar.
Mit Schreiben vom 17.06.2009 forderte der Bayerische Waldbesitzerver-
band, dass zu den Waldflächen ein Abstand von mindestens einer Baum-
länge (ca. 30 m) von der Maßnahme einzuhalten sei. Durch umfallende
Bäume und herabstürzende Äste sei hier mit einer erheblichen Gefährdung
des verkehrssicheren Zustandes zu rechnen. Der hierdurch zusätzlich ent-
stehende Kontrollaufwand für Waldbesitzer sei nicht praktikabel und würde
eine geregelte forstliche Nutzung unmöglich machen.
Vonseiten der Planfeststellungsbehörde ist anzuführen, dass der vom Bay-
erische Waldbesitzerverband e.V. geforderte Abstand von 30 m zu Wald-
grundstücken sich, sofern überhaupt Waldflächen betroffen sind, allenfalls
durch eine Rodung weiterer Gehölzflächen, die z.T. deutlich über den in
der Planung dargestellten Umfang hinausginge, realisieren ließe. Ungeach-
tet dessen, dass dem das naturschutzrechtliche Vermeidungsgebot nach
Art. 6 Abs. 1 Sätze 1 und 3 BayNatSchG entgegenstünde (vgl. hierzu Ab-
schnitt C 3.7.5.2.1), ist für eine solche zusätzliche Rodung eine rechtliche
Grundlage nicht ersichtlich. Insbesondere lässt sich ein solcher Eingriff
nicht auf § 11 Abs. 2 FStrG stützen, wonach Grundstückseigentümer u.a.
die Beseitigung vorhandener Anpflanzungen zu dulden haben, wenn diese
die Verkehrssicherheit der Bundesfernstraße beeinträchtigen. Die Anwen-
dung dieser Bestimmung setzt eine konkrete Beeinträchtigung der Sicher-
heit und Leichtigkeit des Verkehrs auf der Straße voraus, die bloße Mög-
lichkeit einer Beeinträchtigung genügt hierfür nicht (vgl. Mar-
schall/Schroeter/Kastner, FStrG, § 11 Rd.Nr. 3 sowie VG Freiburg, Urteil
vom 26.03.2008, Az. 1 K 894/06, juris, zur Parallelvorschrift des
§ 28 Abs. 2 StrG BW). Einen entsprechenden Sachvortrag, nach dem mit
Realisierung des plangegenständlichen Ausbaus eine derart konkrete Ge-
fährdung des Straßenverkehrs eintritt, hat der Bayerische Waldbesitzerver-
band e.V. jedoch nicht geleistet, sondern lediglich auf die abstrakte Mög-
lichkeit von Beeinträchtigungen durch umfallende Bäume etc. hingewiesen.
Im Übrigen hat nach geltender Rechtsprechung derjenige, der die Verfü-
gungsgewalt über ein Grundstück ausübt, im Rahmen seiner Verkehrssi-
cherungspflicht dafür zu sorgen, dass von den dort stehenden Bäumen
keine Gefahr für andere ausgeht, der Baumbestand vielmehr so angelegt
ist, dass er im Rahmen des nach forstwissenschaftlichen Erkenntnissen
möglichen gegen Windbruch und Windwurf, insbesondere aber auch gegen
Umstürzen aufgrund fehlender Standfestigkeit gesichert ist (vgl. BGH, Urteil
vom 31.05.1988, Az. VI ZR 275/87; Urteil vom 21.03.2003, Az.
V ZR 319/02, NJW 2003, 1732; OLG Hamm, Urteil vom 30.03.2007, Az.
13 U 62/06, NuR 2007, 845). Eine durch Anschneidung eines Waldgrund-
stücks im Zuge einer Straßenbaumaßnahme für dessen Eigentümer erhöh-
te Verkehrssicherungspflicht kann sich allenfalls auf die Höhe der für die
- 248 -
Inanspruchnahme des Grundstücks zu leistende Entschädigung auswirken.
Diese ist jedoch nicht Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens, son-
dern bleibt den Grunderwerbsverhandlungen bzw. einem gesonderten Ent-
schädigungsverfahren vorbehalten.
Der Bayerische Waldbesitzerverband forderte mit Schreiben vom
17.06.2009 als Ersatz, den Anschluss der vorhandenen Waldwege an das
bestehende Verkehrsnetz wiederherzustellen, wenn infolge der gegen-
ständlichen Maßnahme Wege unbrauchbar würden (vgl. A 3.7.1 und
A 3.7.2).
Schließlich bat der Bayerische Waldbesitzerverband mit Schreiben vom
17.06.2009 darum, die betroffenen Waldbesitzer über den Zeitplan und den
Fortgang der Bauarbeiten zu informieren. Dadurch sei gewährleistet, dass
es nicht zu Behinderungen in der Waldbewirtschaftung komme (vgl.
A 3.2.4).
Hinsichtlich des Vorbringens des Bayerischen Waldbesitzerverbands zur
Dimensionierung des öffentlichen Feld- und Waldweges BWV lfd.Nr. 3 (Un-
terlage 7.2) wird auf C 3.7.3.2 verwiesen.
Der Vorhabensträger nahm mit Schreiben vom 22.09.2009 die vom Bayeri-
schen Waldbesitzerverband geforderten Punkte, die zur Wahrung einer
ordnungsgemäßen Forstwirtschaft beachtet werden müssten, zur Kenntnis
und kündigte an, sie "zu gegebener Zeit" zu beachten. In der Sache ist den
genannten Belangen - soweit zumutbar und geboten - durch die erteilten
Auflagen rechnung getragen.
Der Bayerische Waldbesitzerverband äußerte mit Schreiben vom
17.06.2009 die Befürchtung, dass durch plötzlichen Freistand der umge-
benden Bäume bei Rodung des Baugrundstückes Schäden durch Sonnen-
einstrahlung und Sturmereignisse zu befürchten seien. Hier sei in den
nachgeordneten Verfahren im Rahmen von Schadensersatzzahlungen ein
entsprechender Ausgleich zu schaffen. Gleiches gälte für Dürreschäden in-
folge der Grundwasserabsenkung.
Dazu ist anzumerken, dass die bloße Äußerung einer entsprechenden Be-
fürchtung nicht ausreicht, die konkrete Gefahr eines entsprechenden Scha-
dens zu substanziieren. Im Übrigen kommt es zu keinen planmäßigen
Waldrodungen. Außerdem haben betroffene Waldbesitzer keine Einwen-
dungen erhoben. Gleichermaßen hatte das Wasserwirtschaftsamt nicht auf
erhebliche Grundwasserabsenkungen hingewiesen (vgl. auch C 3.8.1.3.3).
Infolgedessen war seitens der Planfeststellungsbehörde nichts weiter zu
veranlassen.
- 249 -
Mit Schreiben vom 22.09.2009 wies der Vorhabensträger des Weiteren zu
Recht darauf hin, dass Entschädigungsfragen nicht im Planfeststellungs-
verfahren zu behandeln sind und den Verhandlungen zwischen dem Vor-
habensträger und den Betroffenen bzw. einem späteren Entschädigungs-
verfahren vorbehalten sind.
Daher entfalten die Auswirkungen des gegenständlichen Vorhabens auf die
Belange der Forstwirtschaft kein solches Gewicht, um die für das Vorhaben
sprechenden Belange überwiegen zu können.
3.7.10 Fischerei
Der Fachberater und Sachverständige für Fischerei beim Bezirk Unterfran-
ken äußerte sich mit Schreiben vom 26.06.2009 und 29.10.2009 zum ge-
genständlichen Vorhaben. Grundsätzliche Einwände wurden nicht vorge-
bracht. Die Belange der Fischerei und das Vorbringen des Fachberaters
und Sachverständigen für Fischerei wurden in der Sache unter C 3.7.7 mit
abgehandelt. Darauf wird Bezug genommen.
Den öffentlichen Belangen der Fischerei kommt, soweit dem Vorhaben sei-
tens der Träger öffentlicher Belange nicht vorbehaltlos zugestimmt wurde,
bzw. den Forderungen nicht durch Nebenbestimmungen Rechnung getra-
gen wurde, allenfalls geringes Gewicht gegen die Planung zu, die deren
Ausgewogenheit jedoch nicht in Frage stellen.
3.7.11 Jagdwesen
Zum öffentlichen Belang Jagdwesen wurden im Planfeststellungsverfahren
keine Einwendungen erhoben.
Die Frage der Wertminderung der Jagdgebiete im Zuge des Ausbaus der
B 27 und des Baus eines parallel geführten öffentlichen Feld- und Waldwe-
ges ist außerhalb des Planfeststellungsverfahrens in entschädigungsrecht-
lichen Verfahren zu klären (vgl. BGH, Urteil vom 15.02.1996, Az.
3 ZR 143/94, DVBl. 1996, 669).
Insgesamt verbleiben letztlich gewisse Beeinträchtigungen der jagdlichen
Interessen durch die Verbreiterung der Verkehrsflächen. Im Rahmen der
Güterabwägung entwickeln die öffentlichen Belange des Jagdwesens kein
entscheidendes Gewicht gegen die Baumaßnahme, zumal die Vorbela-
stung durch die bestehende B 27 und die Bahnlinie Würzburg – Aschaffen-
burg zu berücksichtigen ist und eventuell entstehende Wertminderungen
entschädigt werden können.
- 250 -
3.7.12 Denkmalpflege
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, Referat A IV, Schloss See-
hof, wies mit Schreiben vom 03.09.2009 darauf hin, dass sich auf dem
Grundsstück Fl.Nr. 5847 der Gemarkung Karlstadt ein Bildstock befinde,
der als Denkmal geschützt sei. Dieser Bildstock ist vom gegenständlichen
Vorhaben betroffen und muss versetzt werden.
Die notwendige Versetzung des Baudenkmals (Bildstocks) bedarf der
denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis (Art. 6 Abs. 1 Nr. 1 DSchG), die vom
gegenständlichen Planfeststellungsbeschluss mit umfasst ist (§§ 17 Satz 4
und 17 c FStrG i.V.m. Art. 75 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG). Diese Erlaubnis
kann versagt werden, soweit gewichtige Gründe des Denkmalschutzes für
die unveränderte Beibehaltung des bisherigen Zustands sprechen (Art. 6
Abs. 2 Satz 1 DSchG), was hier nicht der Fall ist.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege führte mit Schreiben vom
03.09.2009 aus, dass aus seiner Sicht keine Bedenken gegen die Verset-
zung des Bildstocks bestünden, wenn er auf derselben Parzelle nahe der
Fahrbahn der Bundesstraße einen neuen Aufstellungsort erhalte. Wichtig
sei, dass er auch nach dem Ausbau der B 27 von der Bundesstraße aus
gut sichtbar sei. Der Eigentümer habe dagegen keine Bedenken, wie eine
Rücksprache des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege mit ihm er-
geben habe. Mit Schreiben vom 29.09.2009 stimmte der Vorhabensträger
dem zu (vgl. A 3.8.4)
Mit Schreiben vom 26.06.2009 machte das Bayerische Landesamt für
Denkmalpflege (Abteilung B, Praktische Bodendenkmalpflege Lineare Pro-
jekte), München, darauf aufmerksam, dass im Umfeld der in den Unterla-
gen eingetragenen Vermutungsfläche (V-6-6024-0001) einige Einzelfund-
stellen bekannt seien. Am rechtsseitigen Ufer des Mains scheine sich
schon sehr früh die Hauptverbindungsstraße nach Karlstadt befunden zu
haben, es sei daher nicht auszuschließen, dass beim Ausbau der B 27
Spuren älterer Straßen entdeckt werden könnten.
Bodendenkmäler, so das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit
Schreiben vom 26.06.2009, seien Hinterlassenschaften von Menschen, vor
allem aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit, und seien einzigartige Zeugnis-
se der bayerischen Landesgeschichte. Unter diesen Hinterlassenschaften
verstehe man nicht nur die Funde (Werkzeuge, Geräte, Behältnisse, Be-
kleidung, Trachtzubehör etc.), die aus unterschiedlichsten Materialien her-
gestellt sein könnten, sondern auch die im Boden meist direkt unter dem
Humushorizont erkennbaren und erhaltenen Gruben, Gräber, Gräben,
Mauern oder auch Schichtpakete (Siedlungsschichten) usw. Funde und im
Boden enthaltene, auf den Menschen zurückgehende bauliche Verände-
- 251 -
rungen ergeben damit ein Zeugnis über Siedlungsform, Bestattungsbrauch
und Wirtschaftsgrundlage. Indirekt seien damit auch Rückschlüsse auf Ge-
sellschaftsform und religiöse Vorstellungen möglich. Diese Bodendenkmä-
ler würden nun bereits durch das Abnehmen des Oberbodens, was die ei-
gentliche Baumaßnahme vorbereite, oder wie in diesem Fall durch die Bo-
denentnahme, zerstört. Diese Beeinträchtigungen stünden sowohl baube-
dingt durch die Verbreiterung und den Neubau der Straße, der Baustellen-
einrichtung, durch die Anlage einer Baustraße, durch eine Dammschüttung
oder die mit der Baumaßnahme in Zusammenhang stehenden Bau- und
Ausgleichsmaßnahmen. Der Erhalt des archäologischen Erbes, unabhän-
gig davon, ob es bekannt sei oder erst während der Baumaßnahme ent-
deckt werde, sei durch Umplanungen, Überdeckungen, aber auch, falls
keine andere das Bodendenkmal erhaltende Alternative umsetzbar sei,
durch eine fachgerechte und durch den Vorhabensträger zu finanzierende
Ausgrabung zu gewährleisten. Auf diese Weise könne das Bodendenkmal
zumindest als Archivquelle erhalten werden. Eine Einbindung von Boden-
denkmälern in Ausgleichsmaßnahmen, die mit bodeneingriffsschonenden
Maßnahmen (extensive Bewirtschaftung usw.) ausgeführt würden, soll in
Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bei der
Auswahl der Flächen berücksichtigt werden.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege regte daher mit Schreiben
vom 26.06.2009 an, im Bereich der Vermutungsfläche am nördlichen Ende
der Straßenbaumaßnahme durch bauvorgreifende Sondagen zu überprü-
fen, ob archäologische Befunde vorhanden seien. Bei den Baumaßnahmen
sollte im Anschluss an den Oberbodenabtrag die Gesamtsituation hinsicht-
lich von möglicherweise bis ins Mittelalter zurückreichenden Straßen über-
prüft werden. Das Ergebnis dieser vor der Ausführungsplanung durchzu-
führenden Sondagen stelle die Grundlage dar für die Festlegung des Ab-
laufs und Umfangs der bodendenkmalpflegerischen Maßnahmen in einer
gemeinsamen Vereinbarung. Aufgrund der vermuteten Bodendenkmäler
werde empfohlen, die Sondagen und die gegebenenfalls notwendigen
Ausgrabungen einige Monate vor dem Baubeginn zu planen und das Baye-
rische Landesamt für Denkmalpflege in die Planung einzubeziehen.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege forderte mit Schreiben vom
26.06.2009, dass die gegebenenfalls notwendigen Schutzmaßnahmen von
Bodendenkmälern unter der fachlichen Aufsicht des Bayerischen Lan-
desamtes für Denkmalpflege durchzuführen seien und vom Vorhabensträ-
ger zu veranlassen und zu finanzieren sei, da es nicht Aufgabe des Bayeri-
schen Landesamtes für Denkmalpflege sei, selbst Ausgrabungen als bau-
vorbereitende Maßnahmen vorzunehmen. Es sei die Pflicht des Vorha-
bensträgers, für Schutzmaßnahmen der gefährdeten Schutzgüter zu sor-
gen. Zur Durchführung der erforderlichen archäologischen Maßnahmen
(Begehung, Dokumentation, Ausgrabung, Bergung) stünden leistungsfähi-
- 252 -
ge Grabungsfirmen zur Verfügung. Durch die Berücksichtigung, Planung
und Umsetzung der archäologischen Sicherungsmaßnahmen, die bauvor-
greifend und/oder baubegleitend ausgeführt werden könnten, werde für den
Vorhabensträger Planungssicherheit erreicht. Ein weiteres Ziel sei, dass
die durch die Baumaßnahme bedrohten Bodendenkmäler vor ihrer Zerstö-
rung dokumentiert und auf diese Weise zumindest als Archivquelle erhalten
würden.
Daher bat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit Schreiben
vom 26.06.2009, als Nebenbestimmung in den Planfeststellungsbeschluss
aufzunehmen, dass Beeinträchtigungen von Bodendenkmälern zu vermei-
den (z.B. durch Überdeckungen in Dammlage) oder auf den zur Durchfüh-
rung des planfestgestellten Vorhabens unverzichtbaren Umfang zu begren-
zen sei, soweit es durch Vorkehrungen im Rahmen der Detailplanung, des
Bauablaufs oder der Bauausführung möglich sei.
Weiter forderte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit Schrei-
ben vom 26.06.2009, dass der Vorhabensträger die vom Bayerischen Lan-
desamt für Denkmalpflege mitgeteilten erforderlichen Schritte (einschl. der
Prospektion von Verdachtsflächen) zur Vermeidung einer vorhabensbe-
dingten Beeinträchtigung von Bodendenkmälern bzw. bei unvermeidbaren
Beeinträchtigungen die erforderlichen denkmalpflegerischen Maßnahmen
mit dem erforderlichen Zeitbedarf in seinen Bauablauf einbeziehe.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erhob des Weiteren mit
Schreiben vom 26.06.2009 das Petitum, dass der Vorhabensträger die
fachgerechte Freilegung, Ausgrabung und Dokumentation der Funde (Si-
cherungsmaßnahmen) unter Beachtung der Grundsätze der Erforderlich-
keit, Verhältnismäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu veranlassen und die hier-
für anfallenden Aufwendungen bei nicht vermeidbaren und unmittelbar vor-
habensbedingten Beeinträchtigungen von Bodendenkmälern zu tragen ha-
be. Kosten für eine wissenschaftliche Auswertung der Funde zählten nicht
zu den gebotenen Aufwendungen für Sicherungsmaßnahmen. Die Siche-
rungsmaßnahmen seien mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpfle-
ge abzustimmen und unter dessen fachlicher Begleitung durchzuführen.
Einzelheiten des Umfangs, der Abwicklung und der Kostentragung (ein-
schließlich eines Höchstbetrages) für die archäologischen Sicherungsmaß-
nahmen seien im o.g. Rahmen in einer Vereinbarung zwischen Vorhabens-
träger und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege festzulegen.
Die Planfeststellungsbehörde sei durch Abschrift der Vereinbarung zu un-
terrichten. Komme eine solche Vereinbarung nicht zustande, sei eine er-
gänzende Entscheidung der Planfeststellungsbehörde herbeizuführen.
Mit Schreiben vom 29.09.2009 führte der Vorhabensträger aus, dass für
das Vorkommen von Bodendenkmälern eine begründete Vermutung be-
- 253 -
stehen müsse, wenn daran planfeststellungsrechtliche Folgen geknüpft
werden sollten. Dabei seien solche Maßstäbe anzulegen, die das Vorhan-
densein eines Bodendenkmals an einer bestimmten Stelle aufgrund von
bestimmten Umständen als sehr wahrscheinlich annehmen ließen. Eine all-
gemeine Wahrscheinlichkeit (etwa wegen fehlender räumlich konkretisie-
render Eingrenzungen) sei ebenso wenig ausreichend wie eine generelle
Mutmaßung, dass üblicherweise aufgrund topographischer Gegebenheit
archäologische Funde nicht auszuschließen seien. Eine begründete Ver-
mutung könne sich deshalb nur aus einer wissenschaftlich abgesicherten
Darlegung der Denkmalfachbehörde ergeben, die zwingende Schlussfolge-
rungen aus im Einzelfall ausschlaggebenden Umständen zuließen. Einer
Prospektion im Vorfeld der Maßnahme werde zugestimmt. Zur Erkundung
der Verdachtsfläche im Bereich des Baufeldes würden gezielte Bagger-
schürfen gegebenenfalls nach Maßgabe und unter fachlicher Aufsicht des
Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege durchgeführt. In Abstimmung
mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege werde in zeitlicher Fol-
ge zum Planfeststellungsverfahren ein Erkundungstermin festgesetzt.
Wer auf einem Grundstück nach Bodendenkmälern graben oder zu einem
anderen Zweck Erdarbeiten auf einem Grundstück vornehmen will, obwohl
er weiß, vermutet oder den Umständen nach annehmen muss, dass sich
dort Bodendenkmäler befinden, bedarf der Erlaubnis. Die Erlaubnis kann
versagt werden, soweit dies zum Schutz eines Bodendenkmals erforderlich
ist (Art. 7 Abs. 1 DSchG). Die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis wird
durch den Planfeststellungsbeschluss ersetzt (Art. 75 Abs. 1 Satz 1
BayVwVfG). Zu den Erdarbeiten in diesem Sinne gehört auch die Anlage
einer Straße (Eberl/Martin, Bayerisches Denkmalschutzgesetz, 6. Auflage,
Rd.Nr. 4 zu Art. 7). Wenn die beabsichtigten Erdarbeiten eine Gefahr für
ein Bodendenkmal darstellen, steht es im pflichtgemäßem Ermessen, die
Erlaubnis zu versagen oder eine eingeschränkte Erlaubnis (unter Neben-
bestimmungen) zu erteilten. Eine Erlaubnis wird dann zu erteilen sein,
wenn nach Abwägung aller Umstände (Bedeutung der beabsichtigten Erd-
arbeiten einerseits und der durch die Arbeiten gefährdeten Bodendenkmä-
ler anderseits) die Belange der Bodendenkmalpflege im Einzelfall weniger
bedeutsam sind als die Belange, die für das Vorhaben sprechen
(Eberl/Martin, Bayerisches Denkmalschutzgesetz, 6. Auflage, Rd.Nr. 6 zu
Art. 7).
Die für das Vorhaben sprechenden Belange (vgl. C 3.5) gehen den Belan-
gen des Denkmalschutzes hier vor. Die aufgezeigten, zudem überwiegend
nur vermuteten Funde haben nach den in der Stellungnahme des Lan-
desamtes für Denkmalpflege dargestellten Gegebenheiten insgesamt unter
Berücksichtigung allgemeiner, auch völkerrechtlicher Verpflichtungen des
Staates zum Schutz des archäologischen Erbes nicht den Stellenwert, dass
im Ergebnis die Zulassung des Vorhabens unter Berücksichtigung der vor-
- 254 -
gesehenen Schutzauflagen trotz der damit verbundenen möglichen Zerstö-
rung von Bodendenkmälern abgelehnt werden müsste.
Als mögliche Auflage kommt in diesem Zusammenhang v.a. in Betracht,
dass der Vorhabensträger eine auf seine Kosten sachgemäß durchzufüh-
rende Grabung durch das Landesamt für Denkmalpflege zur wissenschaft-
lichen Auswertung bzw. Bergung des Bodendenkmals zu dulden hat oder
dass er selbst eine solche Grabung durch eine geeignete private Firma
durchführen lassen muss. Eine Pflicht zur Tragung der Kosten der fachge-
rechten Freilegung, Ausgrabung und Dokumentation der Funde (Siche-
rungsmaßnahmen) ergibt sich zwar nicht aus dem sog. Verursacherprinzip,
ist aber im Rahmen der Verhältnismäßigkeit dann möglich und gerechtfer-
tigt, wenn - wie hier - durch die geplanten Erdarbeiten Bodendenkmäler
beeinträchtigt oder zerstört werden könnten (vgl. Eberl/Martin, Bayerisches
Denkmalschutzgesetz, 6. Auflage, Rd.Nr. 8 zu Art. 7).
Daher wurde dem Vorhabensträger nach Abwägung aller Umstände aufge-
geben, den Beginn von Erdarbeiten unverzüglich, spätestens zwei Monate
vorher dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Hofgraben 4,
80539 München, anzuzeigen, um mit dem Landesamt einvernehmlich die
erforderlichen Schritte zur Vermeidung einer Beeinträchtigung von Boden-
denkmälern bzw. bei nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen die erforderli-
chen denkmalpflegerischen Maßnahmen (einschließlich der Prospektion
von Verdachtsflächen) festzulegen (A 3.2.1). Soweit durch Vorkehrungen
im Rahmen der Ausführungsplanung, des Bauablaufs oder der Bauausfüh-
rung möglich, sind Beeinträchtigungen von Bodendenkmälern zu vermei-
den (z.B. durch Überdeckungen) oder auf den zur Durchführung des plan-
festgestellten Vorhabens unverzichtbaren Umfang zu begrenzen (A 3.8.2).
Bei nicht vermeidbaren, unmittelbar vorhabensbedingten Beeinträchtigun-
gen von Bodendenkmälern hat der Vorhabensträger die fachgerechte Frei-
legung, Ausgrabung und Dokumentation der Befunde und Funde (Siche-
rungsmaßnahmen) unter Beachtung der Grundsätze der Erforderlichkeit,
Verhältnismäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu veranlassen und die hierfür
anfallenden Aufwendungen zu tragen. Kosten für eine wissenschaftliche
Auswertung der Befunde und Funde zählen nicht zu den für Sicherungs-
maßnahmen erforderlichen Aufwendungen. Die Sicherungsmaßnahmen
sind mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen und unter des-
sen fachlicher Begleitung durchzuführen. Einzelheiten des Umfangs, der
Abwicklung und der Kostentragung für die archäologischen Sicherungs-
maßnahmen sind im vorgenannten Rahmen in einer Vereinbarung zwi-
schen dem Vorhabensträger und dem Landesamt für Denkmalpflege fest-
zulegen. Im Rahmen dieser Vereinbarung kommt auch die Festschreibung
eines Höchstbetrages der für Sicherungsmaßnahmen anzusetzenden Auf-
wendungen in Betracht. Die Planfeststellungsbehörde ist durch Abschrift
der Vereinbarung zu unterrichten. Kommt eine solche Vereinbarung nicht
- 255 -
zustande, ist eine ergänzende Entscheidung der Planfeststellungsbehörde
herbeizuführen (vgl. A 3.8.3).
Diese Auflagen dienen dem vorrangigen, vom Vorhabensträger im Rahmen
der Ausführungsplanung oder der Baudurchführung möglicherweise noch
zu gewährleistenden Schutz der Bodendenkmäler vor Beeinträchtigungen
bzw. im Fall unvermeidbarer Beeinträchtigungen dem angemessenen Aus-
gleich für die mit deren Zulassung verbundenen Zurückstellung der Belan-
ge der Denkmalpflege gegenüber den für das Vorhaben sprechenden Be-
langen. Obgleich die damit angeordnete fachkundige Freilegung, Ausgra-
bung und Dokumentation der Funde im Rahmen von Sicherungsmaßnah-
men gegenüber dem unveränderten Verbleib im Boden nur sekundäre In-
teressen der Denkmalpflege zu berücksichtigen vermag, bleibt auch diese
Verpflichtung durch die für jedes staatliche Handeln geltenden Grundsätze
der Erforderlichkeit, Verhältnismäßigkeit und Wirtschaftlichkeit bei der Fest-
legung des Umfangs der gebotenen Sicherungsmaßnahmen begrenzt. Da
diese Festlegungen beim jetzigen Planungsstand noch nicht abschließend
möglich sind, bleiben sie zunächst einer einvernehmlichen Regelung zwi-
schen Vorhabensträger und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpfle-
ge vorbehalten, an deren Stelle, soweit erforderlich, auch eine ergänzende
Entscheidung der Planfeststellungsbehörde möglich bleibt. Die Grundzüge
des Plans werden durch diese Regelung nicht tangiert, weil durch diese
Regelung für den Fall, dass - wider Erwarten - keine Einigung zwischen
dem Vorhabensträger und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
zustande kommt, lediglich über einzelne Schutzauflagen entschieden wer-
den muss, die für das Vorhaben - auch angesichts der gewichtigen Belan-
ge, die für die Planung sprechen - nicht von entscheidender Bedeutung
sind (vgl. Kopp/Ramsauer, VwVfG, 9. Auflage, Rd.Nr. 138 zu § 74). Damit
ist auch dem Postulat der Konfliktbewältigung Rechnung getragen.
Sollten im Zuge der Bauausführung auch in der Stellungnahme des Lan-
desamtes für Denkmalpflege nicht aufgezeigte Zufallsfunde von Boden-
denkmälern mit herausragender kulturhistorischer Bedeutung auftreten, de-
ren Schutz durch die vorgesehenen Auflagen bzw. die abzuschließende
Vereinbarung zwischen Vorhabensträger und dem Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege nicht hinreichend gewährleistet wäre, hat die Planfest-
stellungsbehörde die Möglichkeit, über dann möglicherweise gebotene er-
gänzende Schutzauflagen zur Abwendung unvorhergesehener Nachteile
für Belange der Denkmalpflege zu entscheiden. In allen anderen Fällen
umfasst dagegen die vorliegende Entscheidung die denkmalschutzrechtli-
che Erlaubnis nach Art. 7 Abs. 1 DSchG sowohl hinsichtlich der bekannten
Bodendenkmäler, der bezeichneten Verdachtsflächen als auch eventueller
Zufallsfunde unter Beachtung der durch die Auflagen A 3.2.1, A 3.8.2 und
A 3.8.3 vorgesehenen Maßgaben.
- 256 -
Im Hinblick auf mögliche Zufallsfunde hat der Vorhabensträger nach der
Nebenbestimmung A 3.8.1 überdies alle mit der Durchführung des Projek-
tes betrauten Personen auf die gesetzliche Verpflichtung hinzuweisen,
dass bei den Erdarbeiten auftretende Funde von Bodendenkmälern unver-
züglich dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege oder der zuständi-
gen Unteren Denkmalschutzbehörde (Landratsamt Main-Spessart) zu mel-
den sind (Art. 8 Abs. 1 DSchG) und die aufgefundenen Gegenstände und
der Fundort bis zum Ablauf von einer Woche nach der Anzeige unverändert
zu belassen sind, wenn nicht die zuständige Untere Denkmalschutzbehör-
de die Gegenstände vorher freigibt oder die Fortsetzung der Arbeiten ge-
stattet (Art. 8 Abs. 2 DSchG). Dies gilt nicht für Funde, die im Zuge von Si-
cherungsmaßnahmen im Sinne der Nebenbestimmung A 3.8.3 auftreten.
Der öffentliche Belang der Denkmalpflege wurde in der Umweltverträglich-
keitsprüfung bereits unter C 2.3.1.9, C 2.3.2.8 und C 2.4.8 für den Bereich
der Kulturgüter und sonstigen Sachgüter ausführlich behandelt. Das Er-
gebnis der dabei erfolgten Bewertung der Umweltauswirkungen wird an
dieser Stelle in die Abwägung eingestellt. Die Belange der Denkmalpflege
sind, v.a. angesichts der Ungewissheit über eine mögliche Betroffenheit
bislang unbebauter Bodendenkmäler, mit hohem Gewicht gegen die Maß-
nahme in die Abwägung einzustellen. Dennoch sind die für die Verwirkli-
chung der Straßenbaumaßnahme sprechenden Gründe so gewichtig, dass
die Belange der Denkmalpflege diese nicht zu überwiegen vermögen. Die
Ausgewogenheit der Planung ist unter Berücksichtigung der getroffenen
Nebenbestimmungen gewahrt.
3.7.13 Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht
Abfälle, die bei Ausführung der gegenständlichen Maßnahme nicht vermie-
den werden können, sind zu verwerten (§ 4 Abs. 1 Nr. 2 KrW-/AbfG) oder
zu beseitigen (§ 11 Abs. 1 KrW-/AbfG).
Im Zuge des Ausbaus der B 27 finden keine großen Erdmassenbewegun-
gen oder gar größere dauerhafte Ablagerungen statt, da die Gardiente im
Wesentlichen beibehalten wird. Im Rahmen der Bauausführung muss aber
ein Konzept zur Verbringung des anfallenden Oberbodens erstellt werden.
Im Planfeststellungsverfahren kann auch über die Ablagerung von beim
Straßenbau anfallenden Erdmassen entschieden werden. Diese sind Teil
des planfestzustellenden Vorhabens i.S.d. § 1 Abs. 2 Nr. 4 FStrG (vgl.
Marschall/Schroeter/Kastner, FStrG, Rd.Nr. 56 zu § 1). Beim Ausbau der
B 27 fällt unbelastetes Erdmaterial im gegenständlichen Abschnitt an, das
als Abfall i.S.d. § 3 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. Anhang I, Q16, KrW-/AbfG anzu-
sehen ist (subjektiver Abfallbegriff). Werden diese Überschussmassen da-
zu verwendet, im Zusammenhang mit dem Ausbauvorhaben rechtlich ge-
- 257 -
botene oder sachlich notwendige Aufschüttungen vorzunehmen, z.B. für
Lärmschutzwälle, die als aktive Lärmschutzmaßnahmen anzusehen sind
(§ 41 Abs. 1 BImSchG), oder für Aufschüttungen von Brückenwiderlagern,
handelt es sich um die Verwertung von Abfällen (§ 3 Abs. 1 Satz 2 Halb-
satz 1 KrW-/AbfG). Steht dagegen die Beseitigung im Vordergrund, obwohl
mit solchen Seitendeponien auch positive Wirkungen auf den Lärmschutz
und gegebenenfalls auf das Landschaftsbild verbunden sein können, wird
es sich im Zweifel um Abfälle zur Beseitigung (§ 3 Abs. 1 Satz 2 Halbsatz 2
KrW-/AbfG) handeln. In letzterem Fall dürfen diese Abfälle grundsätzlich
nur in den dafür zugelassenen Anlagen oder Einrichtungen (Abfallbeseiti-
gungsanlagen) abgelagert werden (§ 27 Abs. 1 Satz 1 KrW-/AbfG). Ihre
Aufbringung auf die vorgesehenen Bereiche würde daher grundsätzlich die
Errichtung einer Deponie i.S.v. § 3 Abs. 10 Satz 1 KrW-/AbfG darstellen,
die der Planfeststellung durch die zuständige Behörde bedürfte (§ 31
Abs. 2 KrW-/AbfG). Aufgrund der aus Art. 75 Abs. 1 Satz 1 BayVwVfG fol-
genden Konzentrationswirkung des straßenrechtlichen Planfeststellungs-
verfahrens ist eine eigene abfallrechtliche Planfeststellung jedoch nicht er-
forderlich (vgl. VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.12.1994,
Az. 5 S 1648/94, NuR 1996, 297). Vielmehr sind Zuständigkeit, Verfahren
und Entscheidungsbefugnisse bei der straßenrechtlichen Planfeststel-
lungsbehörde konzentriert und es muss nur ein Verfahren nach den Vor-
schriften des FStrG als des anzuwendenden Fachplanungsgesetztes
durchgeführt werden (vgl. OVG Koblenz, Urteil vom 28.10.2004, Az.
1 C 10517/04, NVwZ-RR 2005, 404).
Wenn das Wohl der Allgemeinheit hierdurch nicht beeinträchtigt wird, kann
die Planfeststellungsbehörde im Einzelfall unter dem Vorbehalt des Wider-
rufs Ausnahmen von der Pflicht, die Überschussmassen nur in zugelasse-
nen Abfallbeseitigungsanlagen ablagern zu dürfen, zulassen (§ 27 Abs. 2
KrW-/ AbfG). Auch diese Ausnahmeentscheidung unterfällt der Konzentra-
tion des straßenrechtlichen Planfeststellungsbeschlusses. Eine solche
Ausnahme ist insbesondere in Fällen denkbar, wenn - wie hier - inerte Ab-
fälle, z.B. Bodenaushub, ohne Beeinträchtigung des Wohls der Allgemein-
heit auf dafür geeigneten Flächen abgelagert werden können (vgl. v. Lers-
ner in: v. Lersner/Wendenburg, Recht der Abfallbeseitigung, Kz. 0127,
Rd.Nr. 32). Die hier abzulagernden Überschussmassen sind nach Art und
Menge klar überschaubar. Durch entsprechende Auflagen kann sicherge-
stellt werden, dass an Standort und Ausbildung der Ablagerungen die glei-
chen Anforderungen eingehalten werden, die bei einer Verwertung i.S.d.
§ 3 Abs. 1 Satz 2 KrW-/AbfG z.B. in Form eines Lärmschutzwalls zu stellen
sind.
Daher wurde dem Vorhabensträger aufgegeben, bei der Verwertung von
Abfällen (z.B. Bauschutt, Bodenaushub, Oberboden, Straßenaufbruch,
Ausbauasphalt, Bankettschälgut) im Rahmen der Baumaßnahme grund-
- 258 -
sätzlich die Vorgaben der LAGA ("Anforderungen an die stoffliche Verwer-
tung von mineralischen Reststoffen/Abfällen - Technische Regeln"), das
"Eckpunktepapier“ des BayStMUGV (Anforderungen an die Verfüllung von
Gruben und Brüchen), das LfU-Merkblatt 3.4/1 (Wasserwirtschaftliche Be-
urteilung der Lagerung, Aufbereitung und Verwertung von bituminösem
Straßenaufbruch) sowie die "Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingun-
gen und Technischen Lieferbedingungen für die einzuhaltenden wasser-
wirtschaftlichen Gütemerkmale bei der Verwendung von Recyclingbaustof-
fen im Straßenbau in Bayern“ zu beachten. Für die Ablagerung inerter Ab-
fälle (insbesondere Bodenaushub, bisheriger Fahrbahnunterbau usw.), die
im Rahmen der Baumaßnahme anfallen, im Bereich der plangegenständli-
chen Auffüllungen gelten die darin geregelten Anforderungen entsprechend
(A 3.6.1). Soll Aushubmaterial mit einer Belastung > Z 0 und < Z 2 (LAGA
"Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststof-
fen/Abfällen - Technische Regeln -", Boden II.1.2) mittels Wiedereinbaus
verwertet, zwischengelagert oder abgelagert werden, ist der Nachweis der
wasserwirtschaftlichen Eignung des jeweiligen Grundstücks zu erbringen.
Für Zwischenlagerungen bis zu 14 Tagen ist kein Nachweis erforderlich
(A 3.6.3).
Mit Schreiben vom 25.06.2009 forderte das Wasserwirtschaftsamt Aschaf-
fenburg, dass im Zuge der Baumaßnahme angetroffene Altablagerungen
(Hausmüll, Bauschutt o.ä.) ordnungsgemäß zu beseitigen seien, was vom
Vorhabensträger, wie er mit Schreiben vom 22.09.2009 mitteilte, befolgt
wird (vgl. A 3.6.6). Im Übrigen wird - auch im Hinblick auf den bestehenden
Altlastenverdacht - auf die Ausführungen unter C 3.7.6 verwiesen.
Schließlich wurde mit Schreiben vom 25.06.2009 seitens des Wasserwirt-
schaftsamtes Aschaffenburg darauf verwiesen, dass bei der Durchführung
der gegenständlichen Maßnahme möglicherweise Bankette, Böschungen,
Oberboden und Dämme zurückgenommen würden. Der direkt anstehende
Boden im Bereich der dicht befahrenen Bundesstraße sowie auch das
Bankettschälgut könnten erheblich mit Schadstoff belastet sein (PAK und
Schwermetalle). Im Hinblick darauf solle eine Deklarationsanalytik durchge-
führt werden, es solle versucht werden, sofern bautechnisch möglich, diese
obere Bodenschicht getrennt vom restlichen Abtrag zu gewinnen. Mit
Schreiben vom 22.09.2009 sagte der Vorhabensträger die Beachtung die-
ser Anforderungen zu.
Daher wurde zur Auflage gemacht, dass wenn Bankette, Oberboden oder
Dämme abgetragen werden, im Hinblick auf die mögliche erhebliche
Schadstoffbelastung im Bereich der Bundesstraße und v.a. des Bankett-
schälguts eine Deklarationsanalytik durchzuführen und, soweit bautech-
nisch möglich und vertretbar, diese obere Bodenschicht getrennt vom übri-
gen Abtrag zu gewinnen ist. Das Bankettschälgut ist unter Beachtung des
- 259 -
Untersuchungsergebnisses zu verwerten (LAGA "Anforderungen an die
stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen - Technische
Regeln -", Boden II.1.2) oder zu beseitigen (A 3.6.2).
Das Wasserwirtschaftsamt machte mit Schreiben vom 25.06.2009 geltend,
dass es zur Abstimmung des weiteren Vorgehens zu informieren sei, wenn
bei den Erdarbeiten auffälliges Material anfalle, das nicht eindeutig zuge-
ordnet werden könne, womit sich der Vorhabensträger mit Schreiben vom
22.09.2009 einverstanden erklärte (vgl. A 3.6.4). Im Übrigen wird - auch im
Hinblick auf den bestehenden Altlastenverdacht - auf die Ausführungen un-
ter C 3.7.6 verwiesen.
Weiter wurde dem Vorhabensträger in diesem Zusammenhang aufgege-
ben, bei Abbrucharbeiten anfallenden Bauschutt (Entwässerungseinrich-
tung, Durchlässe etc.) zur Klärung des möglichen Verwertungs- bzw. Ent-
sorgungsweges den Vorschriften entsprechend (LAGA "Anforderungen an
die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen - Techni-
sche Regeln", Bauschutt II.1.4) zu deklarieren (vgl. A 3.6.5).
Insgesamt stehen abfallwirtschaftliche Belange dem Straßenbauvorhaben
somit nicht entgegen.
Weitere betroffene abfallwirtschaftliche Belange sind nicht ersichtlich. Die
dem Vorhabensträger auferlegten Verpflichtungen (vgl. A 3.6) stellen si-
cher, dass die materiell-rechtlichen Voraussetzungen des Kreislaufwirt-
schafts- und Abfallrechts erfüllt sind. Insbesondere ist sichergestellt, dass
das Wohl der Allgemeinheit nicht beeinträchtigt wird und keine nachteiligen
Wirkungen auf das Recht eines anderen zu erwarten sind. Ergänzend wird
auf die Ausführungen zum Bodenschutz unter C 3.7.6 verwiesen.
Die Belange der Abfallrechtwirtschaft sind mit hohem Gewicht gegen die
Maßnahme in die Abwägung einzustellen. Dennoch sind die für die Ver-
wirklichung der Straßenbaumaßnahme sprechenden Gründe so gewichtig,
dass die Belange der Abfallwirtschaft diese nicht zu überwiegen vermögen.
3.7.14 Träger von Versorgungsleitungen
Als öffentliche Belange sind im Rahmen der Abwägung im Planfeststel-
lungsverfahren auch die Interessen der Träger der öffentlichen Ver- und
Entsorgung, die im Bereich der Straßenbaumaßnahme Leitungen, Kabel
o.ä. betreiben, zu berücksichtigen. Dabei wird hier grundsätzlich nur auf
das "Ob" und das "Wie" der Leitungsänderungen eingegangen, nicht je-
doch z.B. über die Kostentragung entschieden, die sich nach bürgerlichem
Recht bzw. nach bestehenden oder noch zu treffenden vertraglichen Ver-
einbarungen richtet (vgl. § 8 Abs. 10 FStrG). Etwas anderes gilt für die Ko-
- 260 -
stentragung bei Änderungen an Fernmeldeleitungen, die sich nach dem
TKG bestimmt.
3.7.14.1 Deutsche Telekom
Von Bau-km 1+480 bis zum Ende des Planfeststellungsabschnittes läuft ei-
ne oberirdische Telekommunikationsleitung der Deutschen Telekom. Diese
Anlage wird, soweit erforderlich, den geänderten Verhältnissen angepasst
(vgl. BWV lfd.Nr. L 3, Unterlage 7.2).
Die Deutsche Telekom Netz Produktion GmbH führte mit Schreiben vom
19.06.2009 aus, dass gegen den Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt
keine Einwände bestünden. Im Geltungsbereich befinde sich eine Freilei-
tung ihres Unternehmens. Diese sei sowohl im Bauwerksverzeichnis als
auch in den Lageplänen dokumentiert. Eventuell müsse die vorhandene
Anlage den geänderten Verhältnissen angepasst werden, zur Vorbereitung
der erforderlichen Maßnahmen werde um rechtzeitige Information gebeten.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 sagte der Vorhabensträger eine rechtzeitige
Information zu (vgl. A 3.2.3).
3.7.14.2 Die Energie - Energieversorgung Lohr - Karlstadt und Umgebung GmbH &
Co. KG
Am westlichen Fahrbahnrand der B 27 verläuft von Bau-km 0+260 bis Bau-
km 2+700 eine Erdgashochdruckleitung der Energieversorgung Lohr –
Karlstadt und Umgebung GmbH & Co. KG, die im Zuge der gegenständli-
chen Maßnahme planmäßig in den vorgesehenen parallel zur B 27 verlau-
fenden öffentlichen Feld- und Waldweg verlegt werden soll (vgl. BWV
lfd.Nr. L 1, Unterlage 7.2).
Die Energie - Energieversorgung Lohr – Karlstadt und Umgebung GmbH &
Co. KG führte mit Schreiben vom 08.05.2009 aus, dass von ihrer Seite kei-
ne Einwände gegen die gegenständliche Maßnahme bestünden. Es wurde
jedoch darauf hingewiesen, dass im Zuge des Ausbaus der B 27 die Erd-
gashochdruckleitung Veitshöchheim – Karlstadt in den parallel verlaufen-
den öffentlichen Feld- und Waldweg verlegt werde. Eine Mitverlegung von
Leerrohren sei ebenfalls vorgesehen.
3.7.14.3 E.ON Bayern AG
Die E.ON Bayern AG teilte mit Schreiben vom 03.07.2009 mit, dass sich im
Bereich der Baumaßnahme Mittelspannungskabel ihres Unternehmens be-
fänden. Der Schutzzonenbereich bei Mittelspannungskabeln betrage 1,0 m
beiderseits der Leitungsachse. Sollten sich im Nahbereich der Versor-
- 261 -
gungsleitungen Tiefbauarbeiten als erforderlich erweisen, müsse sich nach
DIN RDE 0105 die für diese Arbeiten verantwortliche Person mit dem Netz-
sender der E.ON Bayern AG in Schweinfurt in Verbindung setzen.
Der Vorhabensträger nahm mit Schreiben vom 22.09.2009 die Mittelspan-
nungskabel zur Kenntnis und sagte ihre Berücksichtigung bei der Bauaus-
führung zu (vgl. A 3.12.2).
Die E.ON Netz GmbH teilte mit Schreiben vom 22.06.2009 mit, dass im Be-
reich der gegenständlichen Maßnahme keine Anlagen ihrer Gesellschaft
vorhanden seien.
3.7.14.4 Abwägung
Die Träger der betroffenen Leitungen haben keine grundsätzlichen Beden-
ken gegen die Planung vorgetragen, sondern vielmehr Ausführungsmodali-
täten angesprochen. Den Belangen der Träger von Ver- und Entsorgungs-
leitungen wird durch die festgestellte Planung, die auch die Nebenbestim-
mungen sowie die genannten Zusagen des Vorhabensträgers umfasst,
Rechnung getragen. Im Rahmen der Gesamtabwägung der für und gegen
das Vorhaben sprechenden Belange entwickeln sie daher kein großes Ge-
wicht zu Lasten der Baumaßnahme.
3.7.15 Belange der Eisenbahn
Parallel zur B 27 verläuft die Bahnlinie Würzburg – Aschaffenburg der Deut-
schen Bahn AG, die weitgehend durch die gegenständliche Baumaßnahme
nicht berührt wird. Vom Beginn des Planfeststellungsabschnittes bis Bau-
km 2+700 werden die am westlichen Fahrbahnrand der B 27 verlaufenden
erdverlegten Kabel der Deutschen Bahn AG von der gegenständlichen
Maßnahme berührt und müssen, soweit erforderlich, den geänderten Ver-
hältnissen angepasst bzw. entsprechend gesichert werden (vgl. BWV
lfd.Nr. L 2, Unterlage 7.2).
Das Eisenbahn-Bundesamt teilte mit Schreiben vom 28.05.2009 mit, dass
es gegen das Vorhaben keine Einwände habe, wenn die Stellungnahme
der DB Services Immobilien GmbH beachtet werde.
Mit Schreiben vom 18.06.2009 führte die DB Services Immobilien GmbH
aus, dass das gegenständliche Vorhaben sich rechts der zweigleisigen
elektrifizierten Hauptlinie 5200 Würzburg/Hauptbahnhof – Aschaffenburg/
Hauptbahnhof von ca. Bahn-km 19,8 bis Bahn-km 22,4 erstrecke.
Mit der DB Netz AG, Produktionsstandort Würzburg, sei, so die DB Ser-
vices Immobilien GmbH mit Schreiben vom 18.06.2009, vor Baubeginn ei-
- 262 -
ne Baudurchführungsvereinbarung abzuschließen, was der Vorhabensträ-
ger mit Schreiben vom 22.09.2009 zusagte (vgl. A 3.9.1).
Hinsichtlich des notwendigen Grunderwerbs, so die DB Services Immobili-
en GmbH mit Schreiben vom 18.06.2009, sei vom Vorhabensträger frühzei-
tig vor Beginn der Maßnahmen ein Kaufantrag an sie, Abteilung Vertrieb,
zu stellen, was der Vorhabensträger ebenfalls mit Schreiben vom
22.09.2009 zusagte (A 3.9.2).
Hinsichtlich des Vorbringens der DB Services Immobilien GmbH zu den
Entwässerungseinrichtungen im Damm der Bahnlinie wird auf C 3.7.7.3
Bezug genommen.
Die DB Services Immobilien GmbH forderte mit Schreiben vom 18.06.2009,
dass der Vorhabensträger sich unmittelbar nach Beendigung des Planfest-
stellungsverfahrens an die Infrastrukturplanung der DB Netz AG wenden
solle, um die weitere Vorgehensweise abzuklären, insbesondere hinsicht-
lich der betroffenen Durchlässe unter der Bahnlinie Würzburg – Aschaffen-
burg, was vom Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 zugesagt
wurde (vgl. A 3.9.1).
Die DB Services Immobilien GmbH forderte mit Schreiben vom 18.06.2009,
dass vorhandene Bahnentwässerungsanlagen in ihrer Funktion nicht beein-
trächtigt werden dürften. Ebenso dürften die vorhandenen Vorflutverhält-
nisse nicht zum Nachteil der Bahn verändert werden (vgl. A 3.9.3).
Der Vorhabensträger kündigte mit Schreiben vom 22.09.2009 an, diese
Forderungen zu beachten. Im Übrigen wird hierzu auch auf die entspre-
chenden Ausführungen unter C 3.7.7.3 Bezug genommen.
Erdaushub und Baumaterial, so die DB Services Immobilien GmbH weiter
mit Schreiben vom 18.06.2009, dürfte nicht auf Bahngrund zwischen- oder
abgelagert werden. Lagerungen von Baumaterialien entlang der Bahnge-
ländegrenze seien so vorzunehmen, dass unter keinen Umständen Bau-
stoffe bzw. Abfälle in den Gleisbereich - auch nicht durch Verwehungen -
gelangen könnten, womit sich der Vorhabensträger mit Schreiben vom
22.09.2009 einverstanden erklärte (A 3.9.4).
Die DB Services Immobilien GmbH machte mit Schreiben vom 18.06.2009
weiter deutlich, dass Abstand und Art der Bepflanzung des gegenständli-
chen Vorhabens so gewählt werden müssten, dass diese bei Windbruch
nicht in die Gleisanlagen fallen könnten. Der Mindestpflanzabstand zur
nächstliegenden Gleisachse ergebe sich aus der Endwuchshöhe und ei-
nem Sicherheitsabstand von 2,50 m. Diese Abstände seien durch geeigne-
te Maßnahmen (Rückschnitt und ähnliches) ständig zu gewährleisten (vgl.
- 263 -
A 3.9.5). Der Vorhabensträger sagte mir Schreiben vom 22.09.2009 die Er-
füllung dieser Forderung zu.
Des Weiteren wurde von der DB Services Immobilien GmbH auch auf die
Verkehrssicherungspflicht des Grundstückseigentümers hingewiesen. So-
weit von bestehenden Anpflanzungen Beeinträchtigungen des Eisenbahn-
betriebes und der Verkehrssicherheit ausgehen könnten, müssten diese
entsprechend angepasst oder beseitigt werden. Bei Gefahr in Verzug be-
halte sich die Deutsche Bahn das Recht vor, die Bepflanzung auf Kosten
des Eigentümers zurückzuschneiden bzw. zu entfernen.
Eine entsprechende Auflage war aus Sicht der Planfeststellungsbehörde
nicht notwendig. Diese Forderung steht nicht mit dem Ausbau der B 27 in
Zusammenhang, sondern betrifft den weitergehenden Unterhalt der Stra-
ßenanlagen. Über das Bestehen von (privatrechtlichen) Verkehrssiche-
rungspflichten ist im Planfeststellungsverfahren nicht zu entscheiden, ent-
sprechende Anforderungen gelten von Rechts wegen ohnehin dauerhaft
unabhängig davon.
Weiter drang die DB Services Immobilien GmbH mit Schreiben vom
18.06.2009 darauf, dass mit der DB Netz AG eine kostenpflichtige Kran-
vereinbarung abzuschließen sei, die mindestens acht Wochen vor Kranauf-
stellung zu beantragen sei, wenn bei einem Kraneinsatz Betriebsanlagen
der Eisenbahn überschwenkt würden. Der Antrag zur Kranaufstellung sei
mit Beigabe der Stellungnahme der DB AG zum gegenständlichen Vorha-
ben bei der DB Netz AG, Immobilienmanagement, Sandstraße 38 - 40,
90443 Nürnberg, einzureichen. Generell sei auch ein maßstäblicher Lage-
plan (M 1:1.000) mit dem vorgesehenen Schwenkradius vorzulegen, was
vom Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 zugesagt wurde (vgl.
A 3.9.6).
Die DB Services Immobilien GmbH machte mit Schreiben vom 18.06.2009
darauf aufmerksam, dass gegenüber den stromführenden Teilen der Ober-
leitungsanlagen Sicherheitsabstände bzw. Sicherheitsvorkehrungen gemäß
den VDE-Richtlinien einzuhalten seien. Es bestehe Lebensgefahr durch die
15-kV-Hochspannung. Der Vorhabensträger erklärte sich damit mit Schrei-
ben vom 22.09.2009 einverstanden (vgl. A 3.9.7).
Weiter erhob die DB Services Immobilien GmbH mit Schreiben vom
18.06.2009 das Petitum, dass ein Betreten und Befahren von Bahngelände
sowie ein sonstiges Hineingelangen in den Gefahrenbereich der Bahnanla-
gen durch geeignete und wirksame Maßnahmen grundsätzlich und dauer-
haft auszuschließen sei. Der Vorhabensträger sicherte mit Schreiben vom
22.09.2009 die Einhaltung dieser Anforderungen zu (vgl. A 3.1).
- 264 -
Die DB Services Immobilien GmbH machte mit Schreiben vom 18.06.2009
darauf aufmerksam, dass Standsicherheit der Fahrleitungsmasten auch
während der Baumaßnahme stets gewährleistet sein müsse. Die Erdober-
kante dürfe im Umkreis von 5,00 m um die Fahrleitungsmasten nicht ver-
ändert werden. Bei einer Unterschreitung sei ein geprüfter statischer
Nachweis vom Vorhabensträger vorzulegen, was der Vorhabensträger mit
Schreiben vom 22.09.2009 zusagte (vgl. A 3.9.8).
Des Weiteren forderte die DB Services Immobilien GmbH mit Schreiben
vom 18.06.2009, dass zwischen Bahn und B 27 vom Vorhabensträger ein
Blendschutz zu errichten sei, wenn durch den Ausbau der Bundesstraße
das Triebfahrzeugpersonal durch die Kfz-Beleuchtungen geblendet werde,
womit sich der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 einverstan-
den erklärte (vgl. A 3.9.9).
Außerdem machte die DB Services Immobilien GmbH darauf aufmerksam,
dass der Vorhabensträger verpflichtet sei, die örtlich zuständigen Versor-
gungsunternehmen (Strom, Gas, Wasser, Kanal usw.) über eventuell vor-
handene Kabel oder Leitungen selbst zu befragen und deren Lage örtlich
festzulegen, was der Vorhabensträger gemäß seines Schreibens vom
22.09.2009 beachten wird (vgl. A 3.1).
Die DB Services Immobilien GmbH wies mit Schreiben vom 18.06.2009
darauf hin, dass Ansprüche gegen die Deutsche Bahn AG aus dem ge-
wöhnlichen Betrieb der Eisenbahn in seiner jeweiligen Form ausgeschlos-
sen seien. Alle Immissionen, die von Bahnanlagen und dem gewöhnlichen
Bahnbetrieb ausgingen, seien entschädigungslos hinzunehmen, Abwehr-
maßnahmen nach § 1004 i.V.m. § 906 BGB sowie nach dem BImSchG
seien vom jeweiligen Bauherrn (hier Vorhabensträger) zu tragen.
Der Vorhabensträger hat im Schreiben vom 22.09.2009 die Forderung zur
Kenntnis genommen und pauschal die Beachtung der "Bedingungen der
Baumaßnahme" zugesagt. Soweit hier auf die ohnehin geltende Rechtsla-
ge verwiesen wird, hat es damit sein Bewenden. Im Übrigen wird vonseiten
der Planfeststellungsbehörde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der
Planfeststellungsbeschluss grundsätzlich keine privatrechtsgestaltende
Wirkung hat. Allerdings genießt der Planfeststellungsbeschluss auch mit
Blick auf die §§ 906 und 1004 BGB Duldungswirkung für den von ihm er-
fassten Gegenstand (vgl. § 17 Satz 4 FStrG i.V.m. Art. 75 Abs. 2 Satz 1
BayVwVfG). Insofern tritt auch ein zivilrechtlicher Entschädigungsanspruch
nach § 906 Abs. 2 Satz 1 BGB hinter die im Planfeststellungsverfahren ge-
gebenen Rechtschutzmöglichkeiten zurück (BGH, Urteil vom 30.10.2009,
Az. V ZR 17/09, juris). Davon unabhängige Ansprüche Dritter gegen die
Deutsche Bahn AG und ihre Untergesellschaften bleiben unberührt. Mit
dem Planfeststellungsbeschluss ist keine pauschale Haftungsfreistellung
- 265 -
der Deutschen Bahn AG und ihrer Untergesellschaften verbunden. Zum
Immissionsschutz wird im Übrigen auf C 3.7.4 Bezug genommen.
Ebenso machte die DB Services Immobilien GmbH mit Schreiben vom
18.06.2009 darauf aufmerksam, dass in unmittelbarer Nähe ihrer elektrifi-
zierten Bahnstrecken mit Beeinflussung von auf magnetische Felder emp-
findlichen Geräten zu rechnen sei.
Mit Schreiben vom 18.06.2009 führte die DB Services Immobilien GmbH
des Weiteren aus, dass sich die Deutsche Bahn AG weitere Auflagen und
Bedingungen vorbehalte, wenn zu einem späteren Zeitpunkt sich Auswir-
kungen auf den Bahnbetrieb ergäben.
Die weitere Forderung, im Interesse des Bahnbetriebs einen Auflagenvor-
behalt vorzusehen, wird zurückgewiesen. Die Planfeststellungsbehörde
kann und muss nachteiligen Wirkungen des Vorhabens, die sich erst später
zeigen und mit denen die Beteiligten verständigerweise nicht rechnen kön-
nen, weil sich ihr Eintritt im Zeitpunkt des Planfeststellungsbeschlusses
noch nicht einmal als möglich abzeichnet, nicht Rechnung tragen. Für den
Schutz gegen derartige, nicht voraussehbare Wirkungen müssen sich die
Betroffenen auf die Ansprüche verweisen lassen, die ihnen Art. 75 Abs. 2
Sätze 2 - 4 BayVwVfG gewährt (vgl. auch § 10 Abs. 2 WHG, Art. 58 Abs. 4
BayWG). Dazu gehören auch solchen nachteiligen Wirkungen, deren zu-
künftiger Eintritt zwar theoretisch denkbar ist, sich aber mangels besonde-
rer Anhaltspunkte noch nicht konkret absehen lässt. Denn verständigerwei-
se ist nur mit solchen Wirkungen zu rechnen, deren Eintritt sich nicht nur
als abstrakte, sondern als konkrete Möglichkeit abzeichnet. Andernfalls
bliebe für die Anwendung des Art. 75 Abs. 2 Sätze 2 - 4 BayVwVfG prak-
tisch kein Raum. Nur dann, wenn sich im Zeitpunkt des Planfeststellungs-
beschlusses nachteilige Wirkungen weder mit der für eine Anordnung nach
Art. 74 Abs. 2 Sätze 2 und 5 BayVwVfG hinreichenden Zuverlässigkeit vor-
aussagen noch dem Bereich nicht voraussehbarer Wirkungen nach Art. 75
Abs. 2 Sätze 2 bis 4 BayVwVfG zuordnen lassen, kann gemäß Art. 74
Abs. 3 BayVwVfG die Frage eines Ausgleichs einer späteren abschließen-
den Prüfung und Entscheidung vorbehalten bleiben. Ein Auflagenvorbehalt
ist im Planfeststellungsrecht nur zulässig, wenn er den Voraussetzungen
des Art. 74 Abs. 3 BayVwVfG genügt (vgl. BVerwG, Urteil vom 22.11.2000,
Az. 11 C 2.00, NVwZ 2001, 429). Diese Voraussetzungen liegen im vorlie-
genden Fall nicht vor. Straßenbauarbeiten in der Nähe von Bahnstrecken
sind nichts Ungewöhnliches. Infolgedessen sind aufgrund der vorliegenden
Erfahrungen die Folgen einer Baumaßnahme in der Nähe von Bahnstrec-
ken im Allgemeinen gut abschätzbar. Daher kann nicht davon ausgegan-
gen werden, dass auch die Konflikte im Hinblick auf die Bahnlinie bei den
Maßnahmen an der B 27 durch diesen Planfeststellungsbeschluss nach
den vorliegenden Erkenntnissen abschließend geregelt werden können.
- 266 -
Selbst vonseiten der DB Services Immobilien GmbH wird eingeräumt, dass
für bestimmte Folgen geeignete Auflagen zur Vermeidung nicht möglich
sind. Treten trotz aller Sorgfalt bei der Bauausführung zurzeit nicht abseh-
bare Folgen für den Bahnverkehr auf, besteht noch immer die Möglichkeit,
dem Vorhabensträger geeignete Maßnahmen nach Art. 75 Abs. 2 Sätze 2
und 3 BayVwVfG aufzuerlegen. Für einen allgemeinen Auflagenvorbehalt
ist in dieser Hinsicht kein Raum.
Den Belangen der Eisenbahn bzw. der betroffenen Bahnlinie wird durch die
festgestellte Planung, die auch die Nebenbestimmungen sowie die genann-
ten Zusagen des Vorhabensträgers umfasst, Rechnung getragen. Im Rah-
men der Gesamtabwägung der für und gegen das Vorhaben sprechenden
Belange entwickeln sie daher kein großes Gewicht zu Lasten der Baumaß-
nahme.
3.7.16 Kommunale Belange
3.7.16.1 Landkreis Main-Spessart
Mit Schreiben vom 19.06.2009 führte das Landratsamt Main-Spessart aus,
dass der durchgehende Ausbau eines Mehrzweckweges, der auch für die
Benutzung für den Fahrradverkehr vorgesehen sei, begrüßt werde. In der
gegenständlichen Planung beginne dieser Wege ohne Anschluss an das
bestehende Radwegenetz bzw. ohne Anbindung an weitere verkehrsarme
Mehrzweckwege. Das Radwegenetz des Landkreises Main-Spessart kom-
me in Himmelstadt an der Brücke dem neu geplanten Mehrzweckweg am
nähesten. Eine Überquerung der B 27 an der Einmündung der Kreisstraße
MSP 8 in die B 27 erfordere vom Radfahrer äußerste Aufmerksamkeit und
berge für (Familien und) Kinder Gefahren in sich. Die Tourismusförderung
des Landkreises Main-Spessart bitte darum, bei weiteren Planungen bzw.
dem weiteren Ausbau darauf zu achten, diesen Mehrzweckweg in das be-
stehende Radroutennetz zu integrieren bzw. über weitere verkehrsarme
Mehrzweckwege an dieses anzubinden. Sobald dies erfolgt sei, integriere
der Landkreis Main-Spessart gerne dieses neue Wegstück in das einheit-
lich beschilderte regionale Radroutennetz.
Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ist hier anzumerken, dass es nicht
Ziel der Planung ist, den parallel zur B 27 geführten öffentlichen Feld- und
Waldweg als Radweg auszuweisen. Die angesprochenen eventuellen wei-
teren Planungen sind nicht Gegenstand dieses Verfahrens, insoweit kann
dem Vorbringen im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht Rech-
nung getragen werden.
Weitere Belange des Landkreises wurden nicht vorgetragen.
- 267 -
Insgesamt ist festzuhalten, dass das in die Abwägung einzustellende Vor-
bringen des Landkreises Main-Spessart - soweit es sich um rügefähige,
vom Selbstverwaltungsrecht gedeckte kommunale Belange bzw. um recht-
lich geschützte Eigentümerinteressen handelt, die ein Landkreis geltend
machen kann - nicht geeignet ist, die Ausgewogenheit der Planung in Fra-
ge zu stellen. Die Belange des Landkreises genießen jedenfalls keinen
Vorrang im Vergleich zu den für das Vorhaben sprechenden Belangen. Auf
die Ausführungen unter C 3.7.3, C 3.7.8, C 4.2 und A 3.7 sowie A 9 wird
ergänzend verwiesen.
Die kommunalen Belange des Landkreises werden in die Abwägung einge-
stellt, ohne dass ihnen entscheidendes Gewicht gegen die Planung zu-
kommt. Insgesamt sind die Einwendungen zurückzuweisen, soweit ihnen
nicht Rechnung getragen worden ist oder sie sich auf andere Weise erle-
digt haben.
3.7.16.2 Stadt Karlstadt
Die Stadt Karlstadt äußerte sich zum gegenständlichen Vorhaben mit
Schreiben vom 26.06.2009. Hinsichtlich der dort ausgeführten Forderungen
zur Ausgestaltung des parallel zur B 27 vorgesehenen öffentlichen Feld-
und Waldweges wird auf die Ausführungen unter C 3.7.3.3 und zur Inan-
spruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen für naturschutzrechtliche
Ausgleichs- und Gestaltungsmaßnahmen bzw. für den Ausgleich des Re-
tentionsraumverlustes wird auf C 3.7.5.2.5.3 - C 3.7.5.2.7 bzw. auf
C 3.7.7.2 Bezug genommen.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass eine Gemeinde
nicht Sachwalterin der Allgemeinheit ist, sondern - neben ihrer Position als
Grundeigentümerin - nur ihre vom gemeindlichen Selbstverwaltungsrecht
getragenen Belange im eigenen Namen geltend machen und verlangen
kann, dass ihre Selbstverwaltungs- und Eigentumsrechte ordnungsgemäß
in die Abwägung eingestellt werden. Eine Gemeinde kann also nicht etwa
allgemein Mängel des Immissionsschutzes oder des Naturschutzes rügen;
sie kann sich auch nicht generell gegenüber einer Fachplanung auf eine
fehlende Planrechtfertigung oder ein fehlerhaftes Raumordnungsverfahren
berufen. Dies gilt selbst dann, wenn gemeindliches Grundeigentum für das
geplante Vorhaben in Anspruch genommen wird. Weder aus Art. 28 Abs. 2
GG noch aus Art. 11 Abs. 2 BV folgt ein Anspruch der Gemeinde auf um-
fassende Überprüfung einer die Gemeinde betreffenden Planung unter al-
len in Betracht kommenden rechtlichen Gesichtspunkten (vgl. zum Ganzen
BVerwG, Beschluss vom 15.04.1999, Az. 4 VR 18.98, NVwZ-RR 1999,
S. 554, Urteil vom 11.01.2001, Az. 4 A 12.99, NVwZ 2001, S. 1160, 1162;
Beschluss vom 05.11.2002, Az. 9 V R 14.02, DVBl. S. 211, 213; BayVGH,
- 268 -
Urteil vom 19.04.2005, Az. 8 A 02.40058, BayVBl. 2006, S. 403, jeweils
m.w.N.).
Schließlich ist die Stadt Karlstadt selbst durch das verfahrensgegenständli-
che Vorhaben in ihrem Eigentum (Straßen, Wege und sonstige Flächen)
betroffen. Im Einzelnen wird auf die Grunderwerbsverzeichnisse (Unterlage
14.2) Bezug genommen.
Bezüglich der Inanspruchnahme von Grund und Boden hat es die Stadt
Karlstadt hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der im öf-
fentlichen Wohl stehenden Baumaßnahme entschieden worden ist und sie
deshalb gezwungen ist, gegen Entschädigung vorübergehend oder endgül-
tig auf ihr Eigentum zu verzichten. Dies gilt auch für die Inanspruchnahme
von Flächen für die Durchführung landschaftspflegerischer Begleitmaß-
nahmen. Die Regulierung des Grunderwerbs bzw. der Benutzung öffentli-
cher Feldwege bleibt einem nachfolgenden Entschädigungsverfahren vor-
behalten. Die Nutzung der betroffenen Feld- und Waldwege über den Ge-
meingebrauch hinaus nach privatem Recht kann u.U. auch durch Enteig-
nung erzwungen werden, wenn der Zweck der Nutzung dem Allgemeinwohl
dient (Kodal/Krämer, Straßenrecht, Rd.Nr. 6.5 zu Kapitel 27). Hinsichtlich
der Sondernutzung an öffentlichen Feld- und Waldwegen wird ergänzend
auf die Ausführungen unter C 4.2 verwiesen.
Die für das Vorhaben sprechenden Gründe überwiegen die eigentums-
rechtlichen Interessen der Stadt Karlstadt erheblich, zumal teilweise ge-
meindliche Wegegrundstücke und Gräben in Anspruch genommen werden,
die ohnehin bereits einer - die privatrechtlichen Rechtsbeziehungen überla-
gernden - öffentlichen Zweckbindung unterliegen, wodurch sich das Ge-
wicht der durch die Planung ausgelösten eigentumsrechtlichen Folgen
mindert (vgl. BVerwG, Urteil vom 27.10.2000, Az. 4 A 18.99, DVBl. 2001,
386). Die verfassungsrechtliche Stellung der Gemeinden bzw. des ge-
meindlichen Eigentums nach bayerischem Recht ändert nichts an dieser
Feststellung (vgl. dazu näher BVerwG, Urteil vom 11.01.2001, Az.
4 A 12.99, NVwZ 2001, 1160, unter Hinweis auf BayVGH, Urteil vom
05.07.1994, Az. 8 A 93.40054, BayVBl. 1995, 50).
Insgesamt ist festzuhalten, dass das in die Abwägung einzustellende Vor-
bringen der Stadt Karlstadt - soweit es sich um rügefähige, vom Selbstver-
waltungsrecht gedeckte gemeindliche Belange bzw. um rechtlich geschütz-
te Eigentümerinteressen handelt, die eine Gemeinde geltend machen
kann - nicht geeignet ist, die Ausgewogenheit der Planung in Frage zu stel-
len. Die gemeindlichen Belange genießen jedenfalls keinen Vorrang im
Vergleich zu den für das Vorhaben sprechenden Belangen. Auf die Ausfüh-
rungen unter C 3.7.3, C 3.7.8, C 4.2 und A 3.7 sowie A 9 wird ergänzend
verwiesen.
- 269 -
Die kommunalen Belange der Stadt Karlstadt werden - auch unter Berück-
sichtigung der Betroffenheit im gemeindlichen Eigentum - in die Abwägung
eingestellt, ohne dass ihnen entscheidendes Gewicht gegen die Planung
zukommt. Insgesamt sind die Einwendungen zurückzuweisen, soweit ihnen
nicht Rechnung getragen worden ist oder sie sich auf andere Weise erle-
digt haben.
3.7.16.3 Abwägung
Den Belangen der durch das Straßenbauvorhaben betroffenen Kommunen
trägt die Planung soweit wie möglich Rechnung. Positiv ist insbesondere
die nach Vollendung der Ausbaumaßnahme zu erwartende bessere ver-
kehrliche Verbindung zwischen Karlstadt und Würzburg zu sehen.
Demgegenüber sind jedoch zu Lasten der Baumaßnahme gewisse Beein-
trächtigungen der Kommunen durch das Vorhaben gegeben, die mit unter-
schiedlichem Gewicht in die Abwägung einzustellen sind.
Außer Betracht bleiben hier allerdings Aspekte, die die Kommunen weder
als Grundeigentümer noch in ihrem Selbstverwaltungsrecht betreffen, son-
dern die von einzelnen Gemeinden quasi als Sachwalter der Allgemeinheit
bzw. als Träger öffentlicher Belange vorgetragen wurden. Denn Kommunen
können keine allgemeine Rechtmäßigkeitskontrolle unter allen rechtlichen
Gesichtspunkten im Planfeststellungsverfahren verlangen, sondern nur,
dass ihre Selbstverwaltungs- und Eigentumsrechte ordnungsgemäß in die
Abwägung eingestellt werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 11.01.2001, Az.
4 A 12.99, NVwZ 2001, 1160; Urteil vom 15.04.1999, Az. 4 VR 18/98,
NVwZ-RR 1999, 554; BayVGH, Urteil vom 19.04.2005, Az. 8 A 02.40058,
NuR 2005, 592).
Insgesamt gesehen entwickeln die verbleibenden Beeinträchtigungen
kommunaler Belange kein solches Gewicht, dass sie die positiven Aspekte
der Planung aufzuwiegen vermögen.
3.7.17 Belange des Brand- und Katastrophenschutzes
Aus der Sicht des Brand- und Katastrophenschutzes bei der Regierung von
Unterfranken (vgl. Stellungnahme vom 04.05.2009) bestehen gegen das
plangegenständliche Vorhaben keine Einwendungen, wenn die Zufahrt zur
oder zu den Baustellen für Feuerwehrfahrzeuge mit mindestens 10 t Achs-
last, einer Breite von 2,50 m und einer Höhe von 3,50 m möglich und die
Brand- und Unfallmeldung auch für die Bauzeit sichergestellt ist. Falls im
Zuge der Baumaßnahme bestehende Übergänge, Auffahrten oder andere
Straßen und Verkehrswege gesperrt würden und nicht benutzt werden
- 270 -
könnten, seien die betroffenen Feuerwehren und die für die Feuerwehr-
alarmierung zuständigen Stellen sowie die Kreisbrandinspektion rechtzeitig
zu informieren. Während der Baumaßnahme sei für anliegende Schutzob-
jekte weiterhin eine ausreichende Löschwasserversorgung sicherzustellen.
Falls vorhandene Wasserleitungen und auch Hydranten abgesperrt, abge-
baut oder verlegt würden, seien dafür Ersatzmaßnahmen in Abstimmung
mit der Kreisbrandinspektion vorzusehen.
Der Vorhabensträger sagte mit Schreiben vom 22.09.2009 die Erfüllung
dieser Forderungen zu. Im Übrigen wird auf die Auflagen unter A 3.10 ver-
wiesen. Im Ergebnis ist den Belangen des Brand- und Katastrophenschut-
zes hinreichend Rechnung getragen.
3.7.18 Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
Mit Schreiben vom 12.05.2009 erklärte das Wasser- und Schifffahrtsamt
Schweinfurt, dass Belange der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des
Bundes durch die geplante Errichtung und den Betrieb von sieben Einlei-
tungsstellen in den Main betroffen seien. Der eigentliche Straßenbau liege
jedoch außerhalb des Interessenbereiches der Wasser- und Schifffahrts-
verwaltung.
Mit Schreiben vom 12.05.2009 legte das Wasser- und Schifffahrtsamt
Schweinfurt dar, dass die Flächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
Bestandteil der Bundeswasserstraße Main seien und deshalb nicht abge-
geben werden könnten. Sie müssten im Eigentum der Wasser- und Schiff-
fahrtsverwaltung verbleiben. Die Nutzung bundeseigener Land- und Was-
serflächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sei mit einer Verwal-
tungsvereinbarung zwischen dem Vorhabensträger und der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung zu regeln. Das Grunderwerbsverzeichnis und die
Grunderwerbspläne seien entsprechend anzupassen. Für die Einleitungen
würden Flächen der Bundesrepublik Deutschland (Bundeswasserstraßen-
verwaltung) benötigt. Auch diese müssten im Eigentum der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung bleiben. Ein Verkauf erfolge daher nicht, die Nutzung
sei privatrechtlich mit dem Vorhabensträger zu regeln.
Mit Schreiben vom 09.10.2009 erklärte sich der Vorhabensträger damit ein-
verstanden, die zukünftige Nutzung der benötigten Grundstücke der Was-
ser- und Schifffahrtsverwaltung im Wege einer Verwaltungsvereinbarung zu
regeln (vgl. A 3.11.1). Aus Sicht der Planfeststellungsbehörde ist zu ergän-
zen, dass ein Grunderwerb im privatrechtlichen Sinne hier ohnehin weder
notwendig oder auch nur möglich ist. Sowohl die Flächen der Bundeswas-
serstraßenverwaltung als auch die Flächen der Bundesstraßenverwaltung
befinden sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Von welcher
Stelle der Bund hier die Eigentums- und Besitzrechte ausüben lässt, ist ei-
- 271 -
ne verwaltungsinterne Frage, die nicht im Planfeststellungsverfahren zu
entscheiden ist. Insofern brauchten die Grunderwerbsunterlagen auch nicht
angepasst zu werden.
Die Einleitungsmengen, so das Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt
mit Schreiben vom 12.05.2009 weiter, betrügen zwischen 13,1 l/s und ma-
ximal 75,3 l/s. Eine Beeinträchtigung der Sicherheit und Leichtigkeit des
Schiffsverkehrs aufgrund Querströmungen werde daher nicht erwartet.
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes stimme der Baumaß-
nahme zu, wenn die genaue Lage und bauliche Ausbildung der Gräben auf
Flächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und die Einlei-
tungsstellen in den Main mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt
abgestimmt würden, was der Vorhabensträger mit Schreiben vom
09.10.2009 zusagte (vgl. A 7.3.6).
Weiter forderte das Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt mit Schreiben
vom 12.05.2009, dass der Vorhabensträger auf Verlangen der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung auf seine Kosten Auskolkungen, Verflachungen oder
ähnliche Beeinträchtigungen der Bundeswasserstraße oder sonstige Schä-
den an den Grundstücken der Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen zu
beseitigen habe, sofern diese durch die gegenständlichen Einleitungen
verursacht würden, was der Vorhabensträger mit Schreiben vom
09.10.2009 zusagte (vgl. A 3.11.2).
Des Weiteren erklärte das Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt mit
Schreiben vom 12.05.2009, dass durch die Einleitung keine schädigenden
Querströmungen für die Schifffahrt einschließlich der Sportschifffahrt, ent-
stehen dürften. Der Vorhabensträger erklärte sich damit mit Schreiben vom
09.10.2009 einverstanden (vgl. A 7.3.7).
Die Unterhaltung der Entwässerungsgräben, so das Wasser- und Schiff-
fahrtsamt Schweinfurt mit Schreiben vom 12.05.2009 weiter, sollen nach
dem Bauwerksverzeichnis der Bundesrepublik Deutschland obliegen. Um
Verwechslungen zu vermeiden, sei in den Spalten 4 b (künftiger Unter-
haltspflichtiger) und 5 (Regelung) bei allen betroffenen Bauwerken noch die
Bezeichnung des Bundesressorts "Bundesstraßenverwaltung" zu ergän-
zen.
Der Vorhabensträger erklärte dazu mit Schreiben vom 09.10.2009, bei
"künftigen Maßnahmen" die genaue Bezeichnung des Ressorts "Bundes-
wasserstraßenverwaltung" ergänzen zu wollen.
Von einer entsprechenden Ergänzung im Bauwerksverzeichnis konnte aus
Sicht der Planfeststellungsbehörde abgesehen werden. In Spalte 5 sind die
- 272 -
jeweiligen Regelungen des Bundesfernstraßengesetzes genannt, aus de-
nen hervorgeht, dass der Vorhabensträger auch für den Unterhalt der Stra-
ßenentwässerungsanlagen, die Bestandteil der Straße sind, zuständig ist.
Im Übrigen ist es nicht Sache der Planfeststellungsbehörde zu regeln, wel-
che Behörde hier für die Bundesrepublik Deutschland tätig wird.
Schließlich forderte das Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt mit
Schreiben vom 12.05.2009, dass die Änderungen der einzelnen Einlei-
tungsstellen, sowohl baulicher Art als auch in den Einleitungsmengen, im
Vorfeld mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung abzustimmen seien.
Dem stimmte der Vorhabensträger mit Schreiben vom 09.10.2009 zu (vgl.
A 7.3.8). Änderungen bedürfen im Übrigen gegebenenfalls auch einer er-
gänzenden wasserrechtlichen Zulassung.
Hinsichtlich der weiteren Fragen zu den Maßnahmen im Überschwem-
mungsgebiet und den Einleitungen in den Main wird auf die Ausführungen
unter C 3.7.7 Bezug genommen.
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hat im Ergebnis keine grundsätzli-
chen Bedenken gegen die Planung vorgetragen, sondern vielmehr Ausfüh-
rungsmodalitäten angesprochen. Den Belangen der Wasser- und Schiff-
fahrtsverwaltung wird durch die festgestellte Planung, die auch die Neben-
bestimmungen sowie die genannten Zusagen des Straßenbaulastträgers
umfasst, Rechnung getragen. In der Gesamtabwägung der für und gegen
das Vorhaben sprechenden Belange entwickeln sie daher kein großes Ge-
wicht zulasten der Baumaßnahme.
3.7.19 Weitere Belange
Weitere Träger öffentlicher Belange haben sich nicht geäußert oder mitge-
teilt, dass Einwendungen nicht veranlasst bzw. ihre Belange nicht beein-
trächtigt oder von ihnen wahrzunehmende Aufgaben überhaupt nicht be-
rührt sind. Der Umstand, dass diese sonstigen öffentlichen Belange durch
die Planung nicht beeinträchtigt werden, spricht für deren Ausgewogenheit.
3.8 Würdigung und Abwägung privater Belange
Das im Rechtsstaatsprinzip verwurzelte planerische Abwägungsgebot ver-
langt von der Planfeststellungsbehörde, neben den vom Vorhaben berühr-
ten öffentlichen auch die privaten Belange mit dem ihnen zukommenden
Gewicht in die Abwägung einzustellen. Herausragende Bedeutung kommt
in diesem Zusammenhang dem Grundrecht auf Leben und körperliche Un-
versehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG) im Hinblick auf den Schutz der Gesundheit
(z.B. vor Lärm oder Abgasen) sowie dem verfassungsrechtlich garantierten
Schutz des Eigentums (Art. 14 GG) zu.
- 273 -
Im Planfeststellungsbeschluss können neben Auflagen zum Wohl der All-
gemeinheit auch solche Schutzvorkehrungen und Schutzauflagen festge-
setzt werden, die zur Vermeidung nachteiliger Wirkungen auf Rechte ande-
rer, d.h., zum Schutz privater Belange, erforderlich sind (vgl. Art. 74 Abs. 2
Satz 2 BayVwVfG). Sind solche Vorkehrungen oder die Festsetzung von
Schutzauflagen untunlich oder mit dem Vorhaben unvereinbar, so hat der
Betroffene Anspruch auf angemessene Entschädigung in Geld (vgl. Art. 74
Abs. 2 Satz 3 BayVwVfG).
Die Festsetzung von Schutzauflagen ist eine gebundene Entscheidung,
d.h., eine Auflage ist anzuordnen, wenn die rechtlichen Voraussetzungen
gegeben sind, und sie darf nicht angeordnet werden, wenn diese fehlen.
Die Entscheidung zwischen mehreren geeigneten Maßnahmen kann - mit
der gebotenen Rücksichtnahme - im Rahmen der planerischen Gestal-
tungsfreiheit getroffen werden. Eine Entschädigung nach Art. 74 Abs. 2
Satz 3 BayVwVfG setzt einen Anspruch nach Art. 74 Abs. 2 Satz 2 voraus
(Surrogat-Prinzip), bildet also keine eigenständige Anspruchsgrundlage
und normiert keine allgemeine Billigkeitsentschädigung (vgl. BVerwG, Urteil
vom 24.05.1996, Az. 4 A 39.95, NJW 1997, 142).
3.8.1 Private Belange von allgemeiner Bedeutung
3.8.1.1 Gesundheitsschutz, Immissionsschutz
Der Staat darf keine verkehrlichen Maßnahmen zulassen, die im Ergebnis
einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die durch die Grundrechte nach
Art. 2 Abs. 2 Satz 1 und Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG geschützten Rechtsgüter
Gesundheit und Eigentum auslösen. Die Grenze für Lärmimmissionen, bei
der ein solch schwerwiegender Eingriff in Betracht kommt, liegt dort, wo die
Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und des Bundesgerichts-
hofs übereinstimmend von einer sog. "enteignenden Wirkung" ausgeht;
diese Schwelle ist für ein allgemeines Wohngebiet bei Werten von 70 bis
75 dB(A) tagsüber und von 60 bis 65 dB(A) nachts anzusetzen (vgl.
C 2.4.1.1). Als Anhaltspunkt können hier insoweit auch die in den
VLärmSchR 97 festgelegten Lärmsanierungswerte herangezogen werden.
Gegebenenfalls sind in diesem Zusammenhang auch Ansprüche auf Über-
nahme von Anwesen durch den Straßenbaulastträger zu prüfen.
Im vorliegenden Fall ist kein mittelbar enteignender bzw. gesundheitsschä-
digender Eingriff aufgrund der von der ausgebauten B 27 in diesem Ab-
schnitt ausgehenden Lärmimmissionen anzunehmen. Da die gegenständli-
che Ausbaumaßnahme nicht ursächlich für einen Verkehrszuwachs und
damit für eine Zunahme der Lärmimmissionen ist, kann sie auch nicht dazu
führen, dass durch sie künftig die von der Rechtsprechung zugrundegeleg-
- 274 -
ten Beurteilungspegel in bewohnten Bereichen erreicht oder überschritten
werden. Im Einzelnen wird auf die Ausführungen unter C 3.7.4.2 verwiesen.
Im Übrigen ist anzumerken, dass der Vorhabensträger passive Schall-
schutzmaßnahmen an den beiden entlang der B 27 im Außenbereich gele-
genen Immissionsorten zugesagt hat.
Dass ein Grundstück am Grundstücksmarkt wegen seiner Belegenheit zur
Bundesstraße an Wert verliert, ist keine nachteilige Wirkung auf ein Recht
des Grundstückseigentümers. Derartige Wertminderungen werden deshalb
nicht von § 17 Satz 4 FStrG i.V.m. Art. 74 Abs. 3 Satz 3 BayVwVfG erfasst.
Die darin liegende Beschränkung des finanziellen Ausgleichs ist mit Art. 14
GG vereinbar. Der Gesetzgeber muss nicht vorsehen, dass jede durch
staatliches Verhalten ausgelöste Wertminderung ausgeglichen wird. Ergibt
eine Gesamtschau aller Beeinträchtigungen, dass eine weitere Nutzung
des Grundstücks als unzumutbar erscheint, können die Betroffenen auf der
Grundlage von § 17 Satz 4 FStrG i.V.m. Art. 74 Abs. 2 Satz 3 BayVwVfG
die Übernahme des Grundstücks verlangen (vgl. BVerwG, Urteil vom
23.02.2005, Az. 4 A 4.04, NVwZ 2005, 803).
Mietwerteinbußen, die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens gegen
die plangegenständliche Maßnahme vorgebracht werden, gehören als sol-
che nicht zum Abwägungsmaterial. Für den Verkehrswert ist in der Recht-
sprechung des Bundesverwaltungsgerichts anerkannt, dass er keinen ei-
genständigen Abwägungsposten darstellt. Für den Mietwert kann nichts
anderes gelten. Er hängt ebenso wie der Verkehrswert von vielen Faktoren
ab, die im Rahmen der Planung nicht sämtlich berücksichtigt werden kön-
nen oder müssen. Für die Abwägung kommt es demgemäß nicht auf po-
tenzielle Änderungen des Mietwertes betroffener Wohnungen, sondern nur
auf die - nach ihrem Maß bewältigungsdürftigen - faktischen Auswirkungen
des Vorhabens an (vgl. BVerwG, Urteil vom 09.02.2005, Az. 9 A 80.03,
NVwZ-RR 2005, 453, siehe auch BVerwG; Urteil vom 16.03.2006, Az.
4 A 1075.4, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nrn. 400 ff. und 404 ff., vgl. DVBl.
2006, 1373, 1381).
Unter dem Gesichtspunkt möglicher enteignender Wirkungen ist auch die
Immissionsbelastung landwirtschaftlich genutzter Böden im unmittelbaren
Nahbereich der Trasse von Bedeutung. Auf die diesbezüglichen Ausfüh-
rungen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung und der Behandlung
des Immissionsschutzes bzw. des Bodenschutzes sowie der landwirtschaft-
lichen Belange, wird Bezug genommen (vgl. Auflage A 3.13.1 sowie
C 2.3.2.3, C 2.4.3, C 3.7.4.3, C 3.7.6 und C 3.7.8.4). Dabei ist es ange-
messen, eine Frist von fünf Jahren nach Verkehrsfreigabe des plangegen-
ständlichen Vorhabens zu setzen, in der die Rechte aus der Auflage
A 3.13.1 geltend gemacht werden können. Den Betroffenen obliegt es, ihre
Ansprüche im eigenen Interesse rechtzeitig geltend zu machen. Der Vor-
- 275 -
habensträger hat ein berechtigtes Interesse daran, Entschädigungsleistun-
gen in überschaubarer Zeit abzuwickeln (vgl. BVerwG, Urteil vom
16.03.2006, Az. 4 A 1075.04, NVwZ-Beilage I 8/2006, Rd.Nr. 419).
3.8.1.2 Entzug von privatem Eigentum
3.8.1.2.1 Flächenverlust bzw. -inanspruchnahme
Bei der Realisierung des Ausbaus der B 27 werden zahlreiche Grundstücke
verschiedener privater Eigentümer dauernd beansprucht. Im Einzelnen wird
hierzu auf die Grunderwerbspläne (Unterlage 14.1) und die Grunderwerbs-
verzeichnisse (Unterlage 14.2) Bezug genommen. Die Auswirkungen der
Baumaßnahme lassen sich nicht weiter durch eine schonendere Trassie-
rung, Querschnittsgestaltung oder ähnliches verringern.
Der Schutz des Eigentums ist mit diesen direkt auf den Entzug gerichteten
Planfestsetzungen unmittelbar tangiert und deshalb als privater Belang in
die zu treffende Abwägung im Planfeststellungsverfahren einzustellen. Dies
bedeutet jedoch nicht, dass das Privateigentum in diesem Zusammenhang
vor Eingriffen überhaupt geschützt wäre. Vielmehr ist auch die Eigentums-
garantie des Art. 14 GG der Abwägung unterworfen. Das heißt, die Belan-
ge der Eigentümer können bei der Abwägung gegebenenfalls zugunsten
anderer Belange zurückgestellt werden.
Es ist nicht zu verkennen, dass die dauerhafte Inanspruchnahme, eine vo-
rübergehende ist ausweislich der festgestellten Unterlagen nicht vorgese-
hen, von Eigentumsflächen sowie gegebenenfalls von Pachtflächen in der
Abwägung mit erheblichem Gewicht gegen die Planung zu Buche schlägt.
Dennoch haben es die Betroffenen hinzunehmen, dass in der Gesamtab-
wägung aufgrund der Argumente, die für das Projekt sprechen, zugunsten
des Bauvorhabens, das im öffentlichen Wohl steht, entschieden wird und
sie gezwungen sind, gegen Entschädigung vorübergehend bzw. endgültig
auf ihren Besitz oder ihr Eigentum bzw. die Bewirtschaftung von Pachtflä-
chen zu verzichten, soweit es die mit diesem Beschluss festgestellten
Planunterlagen vorsehen. Dies gilt sowohl für die Inanspruchnahme der
Flächen für die Straßentrasse selbst als auch für landschaftspflegerischen
Begleitmaßnahmen. Denn auch für Letztere besitzt der Vorhabensträger
aufgrund des Planfeststellungsbeschlusses grundsätzlich ein Enteignungs-
recht (vgl. BVerwG, Urteil vom 23.08.1996, Az. 4 A 29.95, DVBl. 1997, 68;
Gerichtsbescheid vom 10.09.1998, Az. 4 A 35.97, RdL 1999, 20; vgl. schon
unter C 3.7.5.2.5.7).
Rein enteignungsrechtliche Fragen wegen unmittelbarer Eingriffe in das
Grundeigentum sind dem nachfolgenden Entschädigungsverfahren vorbe-
halten. Hiernach ist Entschädigung für den eintretenden Rechtsverlust und
- 276 -
für sonstige durch die Enteignung eintretende Vermögensnachteile zu lei-
sten (§ 19 FStrG i.V.m. Art. 8 BayEG). Art und Höhe der Entschädigung
sind in den Grunderwerbsverhandlungen, die der Vorhabensträger direkt
mit den Betroffenen zu führen hat, oder im Enteignungs- bzw. Entschädi-
gungsfestsetzungsverfahren zu regeln.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Belang der Grundstücksinan-
spruchnahme im Rahmen der Abwägung sehr schwer wiegt, jedoch nicht
dazu führt, dass diesem Belang angesichts der überwiegenden Vorteile der
Planung Vorrang eingeräumt wird.
3.8.1.2.2 Übernahme von Restflächen
Bei nur teilweiser Inanspruchnahme von Grundstücken kann es vorkom-
men, dass im Einzelfall unwirtschaftliche Restflächen im Eigentum des Be-
troffenen verbleiben.
Für die Regulierung der unmittelbaren Folgen des planfestgestellten Vor-
habens, wie Grundverlust usw., ist gemäß Art. 14 Abs. 3 GG, § 19 FStrG
das Entschädigungsverfahren vorgesehen. Die Planfeststellung hat inso-
weit lediglich enteignungsrechtliche Vorwirkung, d.h. sie lässt zwar den
Rechtsentzug grundsätzlich zu, regelt aber den Rechtsübergang als sol-
chen nicht.
Das Entstehen einer unwirtschaftlichen Restfläche ist erst Folge des unmit-
telbaren Grundentzugs. Eine Anordnung der Übernahme der verbleibenden
Restfläche des Grundstücks durch den Vorhabensträger im Planfeststel-
lungsbeschluss kommt daher auch im Hinblick auf die Folgewirkungen
nicht in Betracht (vgl. BVerwG, Urteil vom 14.05.1992, Az. 4 C 9.89,
UPR 1992, 346; BVerwG, Urteil vom 07.07.2004, Az. 9 A 21.03, BayVBl.
2005, 120). Auch diese Entscheidung ist gemäß § 19 FStrG i.V.m. Art. 6
Abs. 3 BayEG dem Enteignungs- und Entschädigungsverfahren vorbehal-
ten.
Für die Betroffenen bietet diese Handhabung keine Nachteile, denn sie
können bei Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Übernahmepflicht
im Entschädigungsverfahren ebenfalls den Rechtsweg beschreiten.
Die Tatsache, dass unwirtschaftliche Restflächen entstehen, erlangt in der
Planfeststellung allerdings bei der Ermittlung der Betroffenheit (Grundver-
lust etc.) Bedeutung und geht mit entsprechendem Gewicht in die Abwä-
gung ein.
- 277 -
3.8.1.2.3 Ersatzlandgestellung
Mit Schreiben vom 05.06.2009 führte der Bayerische Bauernverband aus,
dass die Wiesen, auf denen der verlorengehende Retentionsraum ausge-
glichen werden soll, sich in Privatbesitz befänden und für die Futternutzung
im entsprechenden landwirtschaftlichen Betrieb (C 3.8.2.3) benötigt wür-
den. Sollte die Planung tatsächlich begründbar sein, sei für den jetzigen Ei-
gentümer und Bewirtschafter Ersatzland bereitzustellen.
Über die Frage der Ersatzlandgestellung für Flächenverluste hat die Plan-
feststellungsbehörde grundsätzlich ebenfalls nicht zu entscheiden, da
Art. 14 BayEG insoweit eine dem Art. 74 Abs. 2 BayVwVfG vorgehende
Spezialregelung enthält (vgl. BVerwG, Urteil vom 27.03.1980,
Az. 4 C 34.79, NJW 1981, 241, und Urteil vom 05.11.1997, Az. 11 A 54.96,
UPR 1998, 149). Wird durch den Flächenentzug die betriebliche Existenz
eines Eigentümers weder vernichtet noch gefährdet, kann sich die Plan-
feststellungsbehörde damit begnügen, diesen hinsichtlich seiner Forderung
nach Ersatzland auf das nachfolgende Enteignungsverfahren zu verweisen
(BVerwG, Urteil vom 28.01.1999, Az. 4 A 18.98, NVwZ-RR 1999, 629).
Nach Art. 14 Abs. 3 BayEG kann die Enteignungsbehörde nach Billigkeits-
grundsätzen, also nach denselben Grundsätzen wie bei fachplanerischen
Schutzauflagen, eine Ersatzlandgestellung anordnen. Allerdings ist diese
enteignungsrechtliche Vorschrift so ausgestaltet, dass eine Enteignung
selbst dann nicht unzulässig wird, falls ein bestehender Ersatzlandan-
spruch, z.B. wegen Fehlens von geeignetem Ersatzland (Art. 14 Abs. 1
Nrn. 1, 2 oder 3 BayEG), nicht befriedigt werden kann.
Bei möglichen Existenzgefährdungen hat die Frage von Ersatzland im
Rahmen der Abwägung bei der Gewichtung des betreffenden privaten Be-
langs eine erhebliche Bedeutung. Aber auch hier ist zu beachten, dass die
Planfeststellung noch nicht unmittelbar den Grundverlust bedeutet, also
das Problem erst im Entschädigungsverfahren entstehen kann und letztlich
auch erst dort zu lösen ist. Das Bereitstellen von Ersatzland ist eine beson-
dere Art der enteignungsrechtlichen Entschädigung, die in der Planfeststel-
lung auch unter dem Blickwinkel der Existenzgefährdung grundsätzlich
nicht abschließend erörtert und beschieden werden muss (BVerwG, Urteil
vom 11.01.2001, Az. 4 A 13.99, NVwZ 2001, 1154).
Im Übrigen wird in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen unter
C 3.7.8.3 verwiesen.
3.8.1.3 Sonstige (mittelbar eigentumsrelevante) Planfestsetzungen
- 278 -
3.8.1.3.1 Zufahrten, Umwege
In diesem Zusammenhang ist sowohl die Frage der Beeinträchtigung von
Zufahrten zu den von diesem Vorhaben betroffenen Grundstücken ein bei
der Abwägung zu berücksichtigender Belang als auch - gerade bei land-
wirtschaftlichen Betrieben - mögliche Nachteile durch die planbedingte Ent-
stehung von Umwegen.
Bei der Planung wurde versucht, die bestehenden öffentlichen Wegebezie-
hungen so weit wie möglich aufrechtzuerhalten bzw. zumindest keine er-
heblichen Umwege entstehen zu lassen. Die vorhabensbedingten Auswir-
kungen auf das (land- und forstwirtschaftliche) Wegenetz und die diesbe-
züglich erhobenen Forderungen sind unter C 3.7.3.3, C 3.7.8 und C 3.7.9
abgehandelt.
Zur Beurteilung der in Bezug auf Umwege bzw. Mehrwege zu prüfenden
Ansprüche ist zunächst festzustellen, dass die Planfeststellungsbehörde
nach Art. 74 Abs. 2 Satz 2 BayVwVfG entsprechende Auflagen dann zu er-
teilen hat, wenn diese zur Vermeidung nachteiliger Wirkungen auf Rechte
anderer erforderlich sind.
Grundsätzlich gibt es jedoch keinen Rechtsanspruch auf den unveränder-
ten Bestand öffentlicher Straßen und Wege. Betroffenen, die vorhabensbe-
dingt größere Umwege in Kauf nehmen müssen, steht insofern kein
Rechtsanspruch auf Abhilfe oder Entschädigung zu (vgl. Art. 74 Abs. 2
Sätze 2 und 3 BayVwVfG). § 8 a FStrG garantiert nicht eine optimale, son-
dern nur eine nach den jeweiligen Umständen zumutbare Erreichbarkeit.
Allerdings sind Anliegerinteressen auch unterhalb der Schwelle des § 8 a
FStrG, sofern sie nicht als geringfügig ausnahmsweise außer Betracht zu
bleiben haben, in die Abwägung einzustellen; sie können jedoch durch
überwiegende Gemeinwohlbelange zurückgedrängt werden (BVerwG, Be-
schluss vom 11.05.1999, Az. 4 VR 7.99, BayVBl. 1999, 634).
Bei Umwegen, die wegen der Durchtrennung von privaten Grundstücken
entstehen, ist an sich ein Recht i.S.d. Art. 74 Abs. 2 Satz 2 BayVwVfG be-
troffen (Eigentum oder Dienstbarkeit). Für derartige, unmittelbar durch die
Grundabtretung entstehende Nachteile gilt jedoch ausschließlich Entschä-
digungsrecht (Art. 11 BayEG), sodass diesbezügliche Regelungen im
Rahmen des Planfeststellungsverfahrens nicht zu treffen sind.
Im Übrigen sieht die verfahrensgegenständliche Planung gerade durch den
Bau eines parallelen öffentlichen Feld- und Waldweges vor, dass Zufahrten
nicht ersatzlos entzogen werden. Durch die angeordnete Nebenbestim-
mung unter A 3.7.1 ist die Erschließung der Grundstücke generell sicher-
gestellt und zudem gewährleistet, dass die vom Vorhaben betroffenen
- 279 -
Grundstücke auch während der Bauzeit eine ordnungsgemäße Anbindung
an das öffentliche Straßen- und Wegenetz erhalten. Im Einzelfall dennoch
bestehende Um- bzw. Mehrwege im Blick auf individuell gewünschte oder
bevorzugte Wegebeziehungen unvermeidbar und schlagen zulasten des
Vorhabens zu Buche, ohne jedoch die für das Vorhaben sprechenden Be-
lange zu überwiegen.
Insgesamt ist festzuhalten, dass durch den verfahrensgegenständlichen
Ausbau der B 27 keine wesentliche nachteilige Veränderung zur jetzt schon
bestehenden Situation eintritt.
Die noch verbleibenden Bewirtschaftungserschwernisse werden daher zu
Lasten der Baumaßnahme in die Abwägung eingestellt. Diese Gesichts-
punkte entwickeln jedoch kein Gewicht, das die Ausgewogenheit der Pla-
nung insgesamt in Frage stellen könnte.
3.8.3.1.2 Nachteile durch Bauwerke und Bepflanzung für Nachbargrundstücke
Der Planfeststellungsbeschluss bezweckt keine Überwindung der nachbar-
rechtlichen Ansprüche, wie unter Auflage A 3.13.2 klargestellt wird. Zusätz-
lich ist durch diese Regelung sichergestellt, dass es zu keinen Nachteilen
kommen wird, die gemäß Art. 74 Abs. 2 Satz 2 BayVwVfG billigerweise
nicht mehr zumutbar sein könnten. Dies gilt nicht nur für Bauwerke, son-
dern auch für die Straßenbepflanzung, die unter entsprechender Rück-
sichtnahme herzustellen ist.
Die Straßenbepflanzung gehört gemäß § 1 Abs. 4 Nr. 3 FStrG zum Zube-
hör der Straße. Sie ist wesentlicher Inhalt der Straßenplanung. Ein Verzicht
zugunsten anliegender Grundstücke ist auch unter Berücksichtigung der
Eigentümerinteressen nicht möglich.
Die rechtlichen Regelungen zum Abstand von Pflanzen sind im Bayeri-
schen Ausführungsgesetz zum BGB (AGBGB) enthalten. Die zivilrechtli-
chen Abstandsvorschriften der Art. 47 ff. AGBGB gelten nicht, soweit es
sich um die Bepflanzung längs einer öffentlichen Straße handelt (Art. 50
Abs. 1 AGBGB). Eine Entschädigung kommt erst bei einer erheblichen Be-
einträchtigung in Betracht (§ 8 a Abs. 7 FStrG). Eine größere Verschattung
von Grundstücken allein stellt noch keine derartige Beeinträchtigung dar,
solange sie sich im Rahmen des Zumutbaren bewegt (Art. 74 Abs. 2 Satz 2
BayVwVfG). Mangels anderer Maßstäbe kommt es auf die Umstände des
Einzelfalles an. Die Grenze der Zumutbarkeit dürfte erst erreicht sein, wenn
sich etwa durch die Verschattung die Besonnung eines Wohnhauses in den
sonnenarmen Wintermonaten um mehr als 20 % bis 30 % vermindert
(BVerwG, Urteil vom 23.02.2005, Az. 4 A 4.04, DVBl. 2005, 914, sowie juris
- 280 -
PraxisReport 18/2005 vom 29.08.2005, Anm. 2; vgl. im Einzelnen Zeitler,
BayStrWG, Rd.Nr. 52 ff. zu Art. 17 und Rd.Nrn. 1 ff. und 12 ff. zu Art. 30).
3.8.1.3.3 Grundwasserverhältnisse
Ungeachtet dessen, dass das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg in sei-
ner Stellungnahme vom 25.06.2009 nicht auf entsprechende Gefährdungen
hingewiesen hat, ist nicht völlig auszuschließen, dass die im Zuge des Stra-
ßenbauvorhabens geänderten Geländeeinschnitte oder etwa die Errichtung
der Unterführungen zu Veränderungen der Grundwasserverhältnisse füh-
ren können. Dies kann zur Folge haben, dass Nachbargrundstücken mögli-
cherweise weniger Grundwasser zufließt, der Grundwasserhorizont weiter
absinkt oder Hausbrunnen spürbar beeinträchtigt werden. Straßendämme
hingegen können zu Aufstauungen o.ä. führen.
Das Vorhaben nimmt nach dem derzeitigen Kenntnisstand die wirtschaftlich
vertretbare Rücksicht (§ 4 Abs. 1 Satz 2 WHG) auf derartige Interessen. Mit
einem Versiegen oder einer wesentlichen Beeinträchtigung von Wasser-
versorgungsanlagen oder erheblichen Auswirkungen auf die Nutzbarkeit
von Grundstücken ist nicht zu rechnen.
Ein rechtlicher Schutz gegen diese Auswirkungen besteht über das Rück-
sichtnahmegebot. Das öffentliche Wasserrecht vermittelt über §§ 4 und 8
WHG und Art. 18 BayWG eingeschränkte Berücksichtigungspflichten, weil
das Grundwasser keinen eigentumsrechtlichen Schutz genießt (§ 1 a
Abs. 4 WHG). Auch erlaubnisfreie Benutzungen (§ 33 WHG) vermitteln
kein Recht auf Zufluss von Wasser bestimmter Menge oder Güte.
Durch eine vertretbare Änderung der Straßenbaukonzeption könnten et-
waige Veränderungen der Grundwasserverhältnisse auch nicht mit letzter
Sicherheit ausgeschlossen werden.
Ergänzend wird auf die Ausführungen zum Gewässerschutz unter C 3.7.7
dieses Beschlusses verwiesen.
3.8.1.4 Abwägung
Insgesamt sind die angesprochenen privaten Belange - vor allem aber der
private Belang des Eigentumsschutzes, der durch die Flächeninanspruch-
nahme unmittelbar und erheblich beeinträchtigt wird - mit sehr hohem Ge-
wicht auf Seiten der gegen das Vorhaben streitenden Belange in die Ab-
wägung einzustellen, ohne jedoch angesichts der überwiegenden für das
Vorhaben sprechenden Belange die Ausgewogenheit der Planung insge-
samt in Frage zu stellen.
- 281 -
3.8.2 Allgemeines zu einzelnen Einwendungen
Die Planfeststellungsbehörde entscheidet über die Einwendungen (und die
gegebenenfalls dazu gestellten Anträge) derer, deren Belange durch das
Vorhaben berührt werden und über die bei der Erörterung keine Einigung
erzielt worden ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass über jede einzelne Ein-
wendung im Tenor des Planfeststellungsbeschlusses gesondert und mit
konkreter Bezeichnung des Einwendungsführers ausdrücklich und förmlich
entschieden werden muss.
Soweit sich die erhobenen Einwendungen mit Fragen beschäftigen, die be-
reits an anderer Stelle des Planfeststellungsbeschlusses, etwa bei der
Umweltverträglichkeitsprüfung, bei der Planrechtfertigung oder bei den öf-
fentlichen Belangen, die in die Abwägung eingestellt wurden, abgehandelt
worden sind, kann im Rahmen der Behandlung der jeweiligen Einwendun-
gen im Wesentlichen auf die dortigen Ausführungen Bezug genommen
werden.
Die von privater Seite erhobenen Einwendungen werden aus Datenschutz-
gründen in anonymisierter Form - und einer individuell vergebenen Ein-
wendungsnummer - abgehandelt. Die Einwendungsführer werden über die
ihnen zugeteilte Nummer, unter der ihr Vorbringen behandelt wird, rechtzei-
tig schriftlich benachrichtigt.
Das Einwendungsvorbringen, das sich auf die Inanspruchnahme kommu-
nalen Eigentums bezieht, ist im Zusammenhang mit der Behandlung der
Belange der Kommunen bereits unter C 3.7.16, das dieses Beschlusses
behandelt und in die Abwägung eingestellt. Um Wiederholungen zu ver-
meiden, wird auf die dortigen Ausführungen Bezug genommen.
Das Vorbringen der nach Art. 73 Abs. 2 BayVwVfG angehörten Behörden
bzw. Träger öffentlicher Belange und der Vereinigungen i.S.d. § 17 a Nr. 2
FStrG wird in der Sache, soweit geboten, bereits bei der Zusammenstel-
lung der abwägungserheblichen öffentlichen Belange im jeweiligen syste-
matischen Zusammenhang berücksichtigt und gegebenenfalls dort näher
behandelt.
3.8.2.1 Einwendung Nr. 1
Die Einwendungsführerin ist Alleinerbin des noch im Grundbuch eingetra-
genen Eigentümers des Grundstücks Fl.Nr. 6164 der Gemarkung Karlstadt.
Dieses Grundstück liegt bei Bau-km 0+460 und ist 1.180 m² groß, wovon
280 m² vom Vorhabensträger erworben werden sollen.
- 282 -
Mit Schreiben vom 08.07.2009 brachte die Einwendungsführerin vor, dass
ein Drittel der Grundstücksfläche für den Ausbau der B 27 bzw. der Anlage
des vorgesehenen öffentlichen Feld- und Waldweges notwendig sei. Durch
diese Flächenminderung sei eine Bewirtschaftung ihres Weinberges nicht
mehr wirtschaftlich, daher widerspreche sie dem Vorhaben.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 erwiderte der Vorhabensträger nachvoll-
ziehbar, dass die Inanspruchnahme für die gegenständliche Maßnahme
unbedingt nötig ist (vgl. C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3) und verwies auf die
noch anstehenden Verhandlungen bzw. das Entschädigungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt führte die Einwen-
dungsführerin aus, dass sie Eigentümerin der einen Weinbergsfläche
(Fl.Nr. 6164 der Gemarkung Karlstadt) sei, die andere (Fl.Nr. 6165 der
Gemarkung Karlstadt, vgl. dazu auch C 3.8.2.5) würde sie mit bewirtschaf-
ten. Durch die Maßnahme würden sie einen Teil der Fläche (etwa ein Drit-
tel) verlieren, wobei gerade der ebene Bereich betroffen sei. Auch sie wolle
entweder ganz oder gar nicht verkaufen, da die Restfläche für sie nicht
mehr wirtschaftlich nutzbar wäre. Weiter stellte sie die Frage, wie der Zeit-
faktor aussehe, ob sie nächstes Jahr noch bewirtschaften könne (vgl. Nie-
derschrift, S. 14).
Zum Grunderwerb kann auf die Ausführungen unter C 3.8.1.2 und
C 3.8.2.13 Bezug genommen werden. Der Vorhabensträger ergänzte beim
Erörterungstermin zur Zeitfrage, dass die Antwort von verschiedenen Fak-
toren wie Erlass des Planfeststellungsbeschlusses, Grunderwerb sowie
später auch die Finanzierung abhänge. Im Prinzip solle zügig vorgegangen
werden. Beim Bau werde mit dem öffentlichen Feld- und Waldweg begon-
nen, um eine Fahrspur der B 27 auf diesen Weg legen zu können, dann
werde die erste Hälfte der B 27 und später den Rest errichtet. Wahrschein-
lich werde mit dem Baubeginn nicht vor Herbst 2010 begonnen. Der Vor-
habensträger sicherte verbindlich zu, dass der Weinberg noch bis zum
Herbst bewirtschaftet werden kann (vgl. A 3.1).
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums hat es die Einwen-
dungsführerin hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der im
öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und sie
somit gezwungen ist, endgültig auf ihren Besitz bzw. ihr Eigentum zu ver-
zichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen dem Vorhabensträger und der Einwendungsfüh-
rerin bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. C 3.8.1.2).
- 283 -
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.2 Einwendung Nr. 2
Der Einwendungsführer ist Eigentümer des Grundstücks Fl.Nr. 5854/2 der
Gemarkung Karlstadt, das 1.840 m² groß ist, wovon 270 m² vom Vorha-
bensträger dauerhaft in Anspruch genommen werden sollen. Das Grund-
stück liegt bei Bau-km 1+960. Der Einwendungsführer ist außerdem Eigen-
tümer des Grundstücks Fl.Nr. 6158 der Gemarkung Karlstadt, das 1.920 m²
groß ist, wovon 730 m² dauerhaft erworben werden sollen.
Mit Schreiben vom 07.07.2009 brachte der Einwendungsführer vor, dass im
Rahmen der gegenständlichen Maßnahme zu viel Flächen verbraucht wür-
den. Eine Planung mit weniger Flächenverbrauch sei möglich, daher werde
gebeten, die Planung entsprechend zu überarbeiten.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 wies der Vorhabensträger dies zurück und
verwies zu Recht darauf, dass durch den gegenständlichen öffentlichen
Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 vorgesehen ist, direkte Grund-
stückszufahrten auf die B 27 entfallen werden und der landwirtschaftliche
Verkehr und der Radverkehr nicht mehr auf der Bundesstraße geführt wer-
den muss, was zu einer Verringerung der Anzahl der Überholvorgänge und
zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit führt.
Des Weiteren brachte der Einwendungsführer mit Schreiben vom
07.07.2009 vor, dass sein Grundstück Fl.Nr. 5854/2 der Gemarkung Karl-
stadt höhengleich mit der derzeitigen Trasse der B 27 beginne und mit dem
Auto problemlos befahren werden könne. Werde der vorgesehene öffentli-
che Feld- und Waldweg parallel zur B 27 gebaut und komme dieser höher
zu liegen, sei das Grundstück auf die Höhe des Anwandweges anzupas-
sen, um die Befahrbarkeit seines Grundstückes weiterhin sicherzustellen.
Der Vorhabensträger legte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 nachvoll-
ziehbar dar, dass beim Grundstück des Einwendungsführers die Befahr-
barkeit auch künftig durch den neuen öffentlichen Feld- und Waldweg, der
parallel zur B 27 verlaufen wird, ohne zusätzliche Maßnahmen sicherge-
stellt ist.
Schließlich wies der Einwendungsführer mit Schreiben vom 07.07.2009
darauf hin, dass auf etwa einem Drittel der Breite seines Grundstückes
Fl.Nr. 5854/2 der Gemarkung Karlstadt eine hohe Stützmauer errichtet sei.
Er wies auf mögliche Schäden hin, die auf die Baumaßnahmen im Zuge
des Ausbaus der B 27 zurückgeführt werden könnten. Er bat um Überprü-
- 284 -
fung mit entsprechender Bestandsaufnahme vor Beginn der Baumaßnah-
men bzw. um notwendige Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden.
Mit Schreiben vom 07.07.2009 brachte der Einwendungsführer außerdem
vor, dass die gegenständliche Planung die Hälfte der mit alten Obstbäumen
bewirtschafteten Fläche des Grundstücks Fl.Nr. 6158 der Gemarkung Karl-
stadt in Anspruch nehme. Eine Gefährdung durch Steinschlag erhöhe sich,
je weiter der Anwandweg zum Hang hin verlegt werde. Ein Nussbaum mit
einem Stamm von ca. 70 cm Durchmesser stehe ca. 9 m von der beste-
henden B 27 entfernt, es solle alles Mögliche zu seinem Erhalt getan wer-
den. Eine Planung mit weniger Flächenverbrauch sei möglich, daher werde
gebeten, die Planung mit weniger Flächenverbrauch abzuändern und den
Erhalt des bestehenden Nussbaumes zu sichern.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 legte der Vorhabensträger demgegenüber
nachvollziehbar dar, dass mit der Schaffung des parallel zur B 27 verlau-
fenden öffentlichen Feld- und Waldweges der gesamte landwirtschaftliche
Verkehr bzw. Radverkehr von der Bundesstraße getrennt geführt werden
kann, was die Anzahl der Überholvorgänge verringert und - weil auch direk-
te Zufahrten zur B 27 künftig entfallen -, die Verkehrssicherheit deutlich ver-
bessert. Die in den Planfeststellungsunterlagen (Unterlagen 14.1 und 14.2)
dargestellten Flächen sind für die Umsetzung der gegenständlichen Maß-
nahme unbedingt nötig (vgl. C 3.5.3, C 3.7.2 und C 3.7.3). Im Übrigen ver-
wies der Vorhabensträger auf die nachfolgenden Verhandlungen bzw. das
Entschädigungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 machte der Einwendungsführer
darauf aufmerksam, dass auch seine Grundstücke nicht mehr wirtschaftlich
nutzbar wären. Weiter ging er auf einen Nussbaum auf seinem Grundstück
ein, der etwa 9 m von der jetzigen Straße entfernt sei. Wenn der Anwand-
weg entfalle, sei er damit einverstanden, die dann notwendigen Flächen an
den Vorhabensträger abzutreten. Es sei von einem Radweg gesprochen
worden, der dann aus seiner Sicht nicht fortgeführt werde und daher über-
flüssig sei. Er sei mit der Erwiderung des Vorhabensträgers vom
22.09.2009 nicht einverstanden. Im Prinzip schließe er sich den Ausfüh-
rungen seiner Vorredner im Erörterungstermin, insbesondere des Bayeri-
schen Bauernverbandes, an und stelle die Notwendigkeit des Weges in
Frage (vgl. Niederschrift, S. 16). Der Einwendungsführer fügte noch die
Frage an, ob für die bewohnten Anwesen im Außenbereich auf der B 27 ei-
ne Linksabbiegespur vorgesehen sei. Er habe da schon gefährliche Situa-
tionen erlebt. Deshalb sei eine solche Linksabbiegespur ganz wichtig. Er
praktiziere es bisher so, dass er nicht links abbiege, sondern bis zur Ab-
zweigung nach Stetten fahre, dort drehe, um dann als Rechtsabbieger auf
sein Grundstück zu kommen. Die Erreichbarkeit seines Grundstückes wür-
- 285 -
de auch durch den öffentlichen Feld- und Waldweg nicht einfacher (vgl.
Niederschrift, S. 20).
Der Vorhabensträger erläuterte beim Erörterungstermin, dass nach der vor-
liegenden Planung eine solche Abbiegespur nicht vorgesehen sei. Falls Si-
cherheitsprobleme bestünden, könnte man theoretisch auch über den
Mehrzweckweg zu den Anwesen fahren. Der Vorhabensträger sagte des
Weiteren mit Schreiben vom 22.09.2009 eine Beweissicherung der beste-
henden Stützmauer zu (vgl. A 3.12.1). Im Übrigen kann auf die Ausführun-
gen unter C 3.5.2 und C 3.8.1 Bezug genommen werden.
Mit Schreiben vom 07.07.2009 brachte der Einwendungsführer weiter vor,
dass das Grundstück Fl.Nr. 6158 der Gemarkung Karlstadt ca. 0,90 m hö-
her als die jetzige B 27 liege und durch eine Treppe zugänglich sei. Komme
der künftige öffentliche Feld- und Waldweg tiefer zu liegen, sei das Grund-
stück mit einer Trockenmauer abzugrenzen. Eine Abböschung sei ein wei-
terer Verlust von wirtschaftlichen Flächen, der vermieden werden könne.
Über eine Einfahrt auf das Grundstück sei nachzudenken. Er bitte darum,
eine Trockenmauer statt Abböschung zu errichten und - wenn möglich - ei-
ne Einfahrt auf das Grundstück vorzusehen.
Der Vorhabensträger verwies demgegenüber mit Schreiben vom
22.09.2009 darauf, dass beim Grundstück Fl.Nr. 6158 der Gemarkung
Karlstadt die Befahrbarkeit vom neuen öffentlichen Feld- und Waldweg, der
parallel zur B 27 verlaufen wird, ohne zusätzliche Mauern sichergestellt ist.
Mit Schreiben vom 07.07.2009 machte der Einwendungsführer darauf auf-
merksam, dass beim Grundstück Fl.Nr. 6158 der Gemarkung Karlstadt die
Oberflächenwässer der oberhalb seines Grundstückes liegenden Wein-
bergslagen über drei Wasserrinnen ins Tal abgeleitet würden. Davon seien
zwei links und rechts seines Grundstückes vorhanden und leiteten das von
weiter oben kommende Wasser in den Straßengraben ab. Es sei wirksam,
die Wasserrinnen links und rechts seines Grundstückes direkt in den Main
zu verlängern. Die geplanten Wassergräben könnten entfallen bzw. es ge-
be nur einen Entwässerungsgraben zwischen der Bundesstraße und dem
Anwandweg. Eine Oberflächenwassergefährdung über sein Grundstück auf
den Anwandweg sei nicht zu erwarten. Das Regenwasser versickere auf
dem Grundstück. Er bitte, diesen Vorschlag zu prüfen und in der Planung
zu berücksichtigen.
Der Vorhabensträger hielt dem mit Schreiben vom 22.09.2009 nachvoll-
ziehbar entgegen, dass die östlich des öffentlichen Feld- und Waldweges
vorgesehene Entwässerungsmulde durchgängig angelegt wird, um das neu
entstehende in den Böschungen anfallende Oberflächenwasser abzufan-
- 286 -
gen. Im Übrigen sind die wasserwirtschaftlichen Belange mit dem Wasser-
wirtschaftsamt Aschaffenburg als zuständige Fachbehörde abgestimmt.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 sprach der Einwendungsführer
nochmals die Entwässerung des geplanten öffentlichen Feld- und Waldwe-
ges im Bereich des Grundstücks Fl.Nr. 6158 der Gemarkung Karlstadt an,
wo Wassergräben vorgesehen seien, deren Grund er nicht verstehe. Er
wies auf die Entwässerung der hangaufwärts gelegenen sog. "Bastion" hin.
Oberhalb der "Bastion" käme viel Wasser an und werde über drei Stellen
abgeleitet, laufe in Wassergräben an den Grenzen seines Grundstücks ent-
lang zur B 27. Bei stärkeren Regenereignissen käme es zur Zeit sogar zu
Überschwemmungen der Bundesstraße. Es sei sinnvoll, diese Entwässer-
ungsproblematik gleich mit zu lösen, gerade wenn man hier Baumaßnah-
men durchführe. Dies solle man in der Planung berücksichtigen (vgl. Nie-
derschrift, S. 16 f.).
Der Vorhabensträger erwiderte beim Erörterungstermin am 19.11.2009 zu
Recht, dass die Entwässerung der "Bastion" grundsätzlich nicht seine Auf-
gabe sei. Das Wasser von dort fließe wie jetzt über die offene Fläche. Der
Vorhabensträger ist nur für seinen Bereich verantwortlich. Dort, wo nichts
geändert wird, ist daher auch von seiner Seite nichts zu veranlassen.
Die Planfeststellungsbehörde ergänzte beim Erörterungstermin, dass die
mit der Entwässerung der B 27 und des öffentlichen Feld- und Waldweges
verbundenen Probleme und Änderungen insoweit Sache des Vorhabens-
trägers sind. Die Defizite der sonstigen Oberflächenentwässerung sind da-
von unabhängig zu sehen. Für die Entwässerung der "Bastion" ist der Vor-
habensträger nicht zuständig, diese Probleme müssten von den Stellen
angegangen, die dafür zuständig sind. Im Übrigen wird die Bundesstraße
angehoben; dies bedeutet, dass die derzeitige Senke im Bereich der B 27
entfallen wird, das Überschwemmungsproblem der Bundesstraße wird da-
durch voraussichtlich beseitigt.
Der Vorhabensträger erläuterte beim Erörterungstermin zutreffend, dass
die Entwässerungseinrichtungen an der B 27 einerseits das Oberflächen-
wasser der Bundesstraße und des öffentlichen Feld- und Waldweges und
andererseits das Oberflächenwasser, das von den benachbarten
Grundstücken dorthin fließe, ableitet. Einer Überflutung der B 27, wie sie
bisher aufgetreten sein kann, wird durch diesen Entwässerungsgraben und
durch die Höherlegung der Bundesstraße begegnet.
Schließlich machte der Einwendungsführer mit Schreiben vom 07.07.2009
darauf aufmerksam, dass die Planung nicht erkennen lasse, dass die Be-
lange der Grundstücksbesitzer (Flächenverbrauch, Grundstücksnutzung,
Wirtschaftlichkeit usw.) berücksichtigt worden seien. Es stelle sich die Fra-
- 287 -
ge, was ein Anwandweg bringe, wenn die wirtschaftlich nutzbaren Grund-
stücksflächen sich so verringerten, dass eine Bewirtschaftung wenig sinn-
voll sei.
Der Vorhabensträger erwiderte darauf mit Schreiben vom 22.09.2009, dass
die in den Grunderwerbsunterlagen dargestellten Flächen für das gegen-
ständliche Vorhaben unbedingt nötig seien und Fragen des Grunderwerbs
bzw. Fragen der Entschädigung außerhalb des Planfeststellungsverfahrens
geregelt werden. Des Weiteren kann zur Notwendigkeit der Planung und zu
möglichen Alternativen auf die Ausführungen unter C 3.5.2 und C 3.7.2
(vgl. auch C 3.7.3) verwiesen werden.
Bezüglich der Inanspruchnahme seines Grundeigentums hat es der Ein-
wendungsführer hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und er
somit gezwungen ist, endgültig auf seinen Besitz bzw. sein Eigentum zu
verzichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen dem Vorhabensträger und dem Einwendungsfüh-
rer bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. auch C 3.8.1.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.3 Einwendung Nr. 3
Die Einwendungsführerin ist Eigentümerin der Grundstücke Fl.Nrn. 5825,
5827, 5827/2, 5828 und 5830 der Gemarkung Karlstadt. Diese Flächen lie-
gen bei Bau-km 1+900 bis Bau-km 1+960 und haben eine Gesamtgröße
von 5.466 m². Diese Grundstücke sollen vollständig für den Ausgleich des
verloren gehenden Retentionsraums innerhalb des Überschwemmungsge-
bietes des Mains in Anspruch genommen werden.
Des Weiteren führte die Einwendungsführerin aus, Pächterin der an o.g.
Grundstücke anschließenden Fl.Nrn. 5820, 5821, 5823, 5823/2, 5824,
5828/2 und 5812 der Gemarkung Karlstadt zu sein.
Das Grundstück Fl.Nr. 5820 der Gemarkung Karlstadt wird von der gegen-
ständlichen Maßnahme nicht erfasst. Die Grundstücke Fl.Nrn. 5821
(1.968 m²), 5823 (760 m²), 5823/2 (50 m²), 5824 (1.510 m²), 5828/2
(380 m²), 5812 (7.704 m²) sollen für die Maßnahme jeweils vollständig in
Anspruch genommen werden.
- 288 -
Die Einwendungsführerin verwies in ihrem Schreiben vom 20.06.2009 dar-
auf, dass sie einen Vollerwerbsbetrieb bewirtschafte und sich auf die Milch-
viehhaltung spezialisiert habe. Der Betrieb umfasse 60 Milchkühe sowie die
vollständige weibliche Nachzucht, weshalb sie auf Futternutzung jeder ein-
zelnen Fläche angewiesen sei. Die zusammenhängende Fläche, die durch
das Vorhaben in Anspruch genommen werden soll, liege neben dem Main,
weswegen sie zu den ertragreichsten Futterflächen ihres Betriebes zähle.
Daher erhebe sie gegen die vorliegende Planung Einspruch. Sollte sich die
Planung als genehmigungsfähig herausstellen, würden von ihrer Seite ent-
sprechende Ersatzflächen zur Futternutzung gefordert.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 hielt dem der Vorhabensträger entgegen,
dass der geplante Ausbau der B 27 und der Neubau des parallelen öffentli-
chen Feld- und Waldweges teilweise im Überschwemmungsgebiet des
Maines erfolgt (von Main-km 229,2 bis 229,8). Nach Fertigstellung der
Ausbaumaßnahme beläuft sich der Retentionsraumverlust auf ca.
4.600 m³. Dies wird durch eine volumengleiche Abgrabung auf den
Grundstücken Fl.Nrn. 5812, 5821, 5820/2, 5823, 5823/2, 5824, 5825, 5827,
5827/2, 5828, 5828/2 und 5830 der Gemarkung Karlstadt ausgeglichen.
Die Inanspruchnahme dieser Flächen, wie sie in den Grunderwerbsunterla-
gen dargestellt sind, ist für die Verwirklichung der gegenständlichen Maß-
nahme unbedingt nötig (vgl. C 3.5.3, C 3.7.2 und C 3.7.3). Der Retentions-
ausgleich ist wasserwirtschaftlich erforderlich und mit dem Wasserwirt-
schaftsamt Aschaffenburg als zuständige Fachbehörde abgestimmt. Eine
Verschiebung würde nur zu einer Verlagerung der Betroffenheiten führen.
Zudem werden vorwiegend Flächen der Stadt Karlstadt beansprucht. Im
Übrigen verwies der Vorhabensträger auf die Grunderwerbsverhandlungen
bzw. auf das nachfolgende Entschädigungsverfahren. Auf die Ausführun-
gen unter C 3.7.7.2 wird ergänzend Bezug genommen.
Beim Erörterungstermin trugen die Einwendungsführerin und ihr Ehemann
vor, dass von ihnen gepachtete sowie Eigentumsgrundstücke im Bereich
des vorgesehenen Retentionsraumausgleichs beansprucht würden. Diese
Flächen würden landwirtschaftlich als Wiese genutzt und würden etwa
15 % der Futtergewinnungsfläche ihres landwirtschaftlichen Betriebes
ausmachen. Diese Fläche sei sehr gut nutzbar und ermögliche drei bis vier
Mahden im Jahr. Sie seien auf die Grundstücke und auf die landwirtschaft-
liche Nutzung seitens ihres Betriebs, gerade im Hinblick auf die Viehhal-
tung, angewiesen. Ein Verkauf komme für sie nicht in Betracht, sondern nur
ein Tausch gegen gleichwertige Flächen. Außerdem wurden die Entwässe-
rungsgräben zum Main hin angesprochen, wobei sie sich den Ausführun-
gen des Bayerischen Bauernverbandes anschlossen (vgl. C 3.7.7.3). Sie
wiesen darauf hin, dass es sich im Wesentlichen nur um drei Landwirte
handele, die dort tatsächlich Flächen bewirtschafteten. Hier sei im Zusam-
menhang mit den Grunderwerbs- und Entschädigungsverhandlungen
- 289 -
durchaus mit dem Vorhabensträger eine sinnvolle Zusammenlegung und
"Bereinigung" der Grenzen denkbar. Als weiterer Punkt wurde noch die Zu-
fahrt zum Retentionsraum thematisiert. Hier handele es sich um keinen öf-
fentlich gewidmeten Feld- und Waldweg, sondern um einen Fahrweg, der
über verschiedene Privatgrundstücke gehe und nur im Einverständnis mit
den jeweiligen Eigentümern und aufgrund deren Duldung benutzt werden
könne. Er interessiere sich dafür, wie dieser genutzt bzw. wie dieser even-
tuell wiederhergestellt werde (vgl. Niederschrift, S. 17 f.).
Der Vorhabensträger erläuterte beim Erörterungstermin zu einer möglichen
Beweissicherung zu Recht, dass grundsätzlich erhoben wird, wie ein Weg
aussieht und dann eine Betrachtung "vorher" und "nachher" erfolgt. Nach
der Inanspruchnahme wird der Weg wieder in den früheren Zustand ver-
setzt. Ob eine Beweissicherung nötig sei, müsse man von Fall zu Fall se-
hen.
Vonseiten der Planfeststellungsbehörde ist anzumerken, dass die zuletzt
angesprochenen vorübergehenden Inanspruchnahmen vom Vorhabensträ-
ger nicht zum Gegenstand dieses Planfeststellungsverfahrens gemacht
worden sind. Der Vorhabensträger erhält durch diesen Planfeststellungs-
beschluss nicht das Recht, Flächen im Eigentum Dritter (soweit diese nicht
in den Grunderwerbsunterlagen entsprechend ausgewiesen sind) ohne de-
ren ausdrückliche Zustimmung vorübergehend zu nutzen. Es bleibt daher
den Verhandlungen des Vorhabensträgers mit den betroffenen Eigentü-
mern und gegebenenfalls Pächtern überlassen, ob überhaupt und unter
welchen Voraussetzungen die von den Grundstückseigentümern unter sich
geduldete Zufahrt genutzt werden kann.
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums hat es die Einwen-
dungsführerin hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zu Gunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und sie
somit gezwungen ist, endgültig auf ihren Besitz bzw. ihr Eigentum zu ver-
zichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme bzw. die Ersatzlandgestellung ist nicht Gegenstand der Plan-
feststellung, sondern bleibt den Verhandlungen mit dem Vorhabensträger
bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten. Ergänzend kann auf die
Ausführungen unter C 3.8.1.2 Bezug genommen werden, wo u.a. auch das
Thema "Ersatzlandgestellung" behandelt wird. Zur Landwirtschaft wird auf
die Ausführungen unter C 3.7.8 verwiesen.
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
- 290 -
3.8.2.4 Einwendung Nr. 4
Der Einwendungsführer ist Eigentümer der Grundstücke Fl.Nrn. 3410, 5863
und 5863/2 der Gemarkung Karlstadt. Vom Grundstück Fl.Nr. 3410 der
Gemarkung Karlstadt, das 1.580 m² groß ist und bei Bau-km 3+110 liegt,
sollen 30 m² dauerhaft in Anspruch genommen werden. Das Grundstück
Fl.Nr. 5863 der Gemarkung Karlstadt ist 420 m² groß, wovon 100 m² bei
Bau-km 2+270 dauerhaft in Anspruch genommen werden sollen. Das
Grundstück Fl.Nr. 5863/2, das bei Bau-km 2+280 liegt, hat eine Größe von
630 m², wovon 170 m² dauerhaft in Anspruch genommen werden sollen.
Die Einwendungsführerin, die Tochter des Einwendungsführers, brachte im
Schreiben vom 05.07.2009 vor, dass sie Eigentümerin des Grundstücks
Fl.Nr. 5864 der Gemarkung Karlstadt sei. Von diesem Grundstück, das
500 m² groß ist und bei Bau-km 2+300 liegt, sollen 150 m² dauerhaft in An-
spruch genommen werden.
Des Weiteren trugen die Einwendungsführer mit Schreiben vom
05.07.2009 vor, dass sie Pächter des Grundstücks Fl.Nr. 5846 der Gemar-
kung Karlstadt seien. Das Grundstück liegt bei Bau-km 1+700 und hat eine
Fläche von 3.610 m², wovon 660 m² dauerhaft in Anspruch genommen
werden sollen.
Die Einwendungsführer brachten mit Schreiben vom 05.07.2009 vor, dass
durch die Wegnahme von Grundstücksflächen für die plangegenständliche
Maßnahme ihre Grundstücke zu weit verkürzt würden, sodass sich die Fra-
ge nach der Wirtschaftlichkeit stelle. Des Weiteren unterstützten sie auch
die Einwendungen des Eigentümers des Grundstücks Fl.Nr. 5846 der Ge-
markung Karlstadt (vgl. C 3.8.2.9).
Mit Schreiben vom 22.09.2009 erwiderte der Vorhabensträger, dass die In-
anspruchnahme für die gegenständliche Maßnahme unbedingt nötig ist
(vgl. C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3) und verwies auf die noch anstehenden
Verhandlungen bzw. das Entschädigungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 ergänzte die Einwendungsführerin,
dass vier ihrer Grundstücke, die weinbaulich genutzt würden, betroffen sei-
en, davon sei eines gepachtet, die anderen stünden in ihrem Eigentum. Sie
habe im Prinzip die gleichen Einwände wie ihre Vorredner (vgl. C 3.8.2.1,
C 3.8.2.7, C 3.8.2.8, C 3.8.2.11 und C 3.8.2.13). Sie ergänzte, dass aus ih-
rer Sicht der Weg unnötig sei. Sie sei die einzige mit einem kleinen Bulldog,
die unter 30 km/h fahre, für die der Mehrzweckweg sinnvoll wäre. Anfahrten
zu ihren den Grundstücken seien aber nicht jeden Tag nötig, sondern kä-
men eher selten vor. Auch parkende Autos seinen aus ihrer praktischen Er-
fahrung kein Problem für den Verkehr auf der B 27. Ein riesiger Aufwand
- 291 -
und auch Kostenaufwand werde betrieben, der nicht notwendig sei. sei
aber mit der Abgabe der notwendigen Grundstücksteile im Prinzip einver-
standen, wolle aber aus arbeits- und bewirtschaftungstechnischen Gründen
Auskünfte über den Zeitablauf. Sie rege an, die notwendigen Maßnahmen
außerhalb der Wachstums- und Erntezeit der Trauben durchzuführen (vgl.
Niederschrift, S. 14 f. und S. 19).
Der Vorhabensträger sagte zu, dass mit den Grundbetroffenen frühzeitig
Kontakt aufgenommen wird, um das Einzelne zu besprechen und das wei-
tere Vorgehen zu klären. Ein wichtiger Aspekt sei aber auch die Finanzie-
rung. Es könne durchaus sein, dass mit dem Bau erst 2011 begonnen wer-
den könne. Sollte während der Wachstumszeit auf die Grundstücke zuge-
griffen werden, werde auch dies entschädigt. Im Übrigen wird auf die Aus-
führungen unter C 3.5.2 verwiesen.
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums haben es die Ein-
wendungsführer hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und sie
somit gezwungen sind, endgültig auf ihren Besitz bzw. ihr Eigentum zu ver-
zichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen den Einwendungsführern und dem Vorhabens-
träger bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. auch C 3.8.1.2
und speziell zur Restflächenproblematik C 3.8.1.2.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.5 Einwendung Nr. 5
Der Einwendungsführer ist Eigentümer des Grundstücks Fl.Nr. 6165 der
Gemarkung Karlstadt. Das Grundstück ist 1.320 m² groß und liegt bei Bau-
km 0+460, von seiner Fläche sollen 250 m² dauerhaft in Anspruch genom-
men werden.
Mit Schreiben vom 07.07.2009 brachte der Einwendungsführer vor, dass
ca. ein Drittel seiner Grundstücksfläche für die gegenständliche Maßnahme
benötigt werde, wodurch die verbleibende Restfläche für ihn nicht mehr
wirtschaftlich sei.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 erwiderte der Vorhabensträger, dass die In-
anspruchnahme für die gegenständliche Maßnahme unbedingt nötig ist
- 292 -
(vgl. C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3) und verwies auf die noch anstehenden
Verhandlungen bzw. das Entschädigungsverfahren.
Bezüglich der Inanspruchnahme seines Grundeigentums hat es der Ein-
wendungsführer hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und er
somit gezwungen ist, endgültig auf seinen Besitz bzw. sein Eigentum zu
verzichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen dem Einwendungsführer und dem Vorhabensträ-
ger bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. C 3.8.1.2 und zur
Restflächenproblematik speziell C 3.8.1.2.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.6 Einwendung Nr. 6
Die Einwendungsführerinnen sind Eigentümerinnen des Grundstücks
Fl.Nr. 6187 der Gemarkung Karlstadt, das 2.630 m² groß ist, wovon 70 m²
dauerhaft in Anspruch genommen werden sollen. Das Grundstück liegt bei
Bau-km 0+310.
Mit Schreiben vom 29.06.2009 brachte die Einwendungsführerinnen jeweils
vor, dass sie bei der Einsichtnahme die ausgelegten Planunterlagen fest-
gestellt hätten, dass ihr Grundstück durch einen obererdig geplanten Ent-
wässerungsgraben mit der lfd.Nrn. W 3 (Unterlage 7.2) geteilt und damit
eine Zufahrt zur landwirtschaftlichen Nutzung nicht mehr möglich sei. Hier-
aus resultiere eine signifikante Wertminderung für das betroffene Grund-
stück, die eine einheitliche landwirtschaftliche Nutzbarkeit verhindere. Dar-
über hinaus würden an anderer Stelle Entwässerungsgräben unterirdisch
geplant, wodurch die landwirtschaftliche Nutzung nicht beeinträchtigt wer-
de.
Der Vorhabensträger erläuterte mit Schreiben vom 22.09.2009 plausibel,
dass im Zuge der vorgesehenen Entwässerung der Ausbaustrecke das an-
fallende Wasser über bestehende Durchlässe unter der Bahnlinie hin-
durchgeleitet und über trocken fallende und bewachsene Seitengräben
versickert bzw. dem Vorfluter Main zugeleitet wird. Diese Seitengräben,
wozu auch die lfd.Nr. W 3 des Bauwerkverzeichnisses (Unterlage 7.2)
zählt, werden im Mainvorland neu angelegt und an den Main angeschlos-
sen (vgl. auch C 3.7.7). Der Flächenumgriff ergibt sich aus den Grunder-
werbsunterlagen (Unterlagen 14.1 und 14.2). Die in Anspruch zu nehmen-
- 293 -
den Flächen sind für die gegenständliche Maßnahme unbedingt notwendig.
Darüber hinaus verwies der Vorhabensträger zu Recht auf die nachfolgen-
den Grunderwerbsverhandlungen bzw. das Entschädigungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt führte der Einwen-
dungsführer aus, dass das Grundstück Fl.Nr. 6187 der Gemarkung Karl-
stadt durch den Entwässerungsgraben W 3 betroffen sei. Dabei nahm er
auf die entsprechenden Ausführungen des Bayerischen Bauernverbandes
im Erörterungstermin Bezug (vgl. C 3.7.7.3). Der Graben W 3 würde sein
Grundstück zerschneiden, das dann nicht mehr wirtschaftlich zu nutzen sei.
Er sei auch dafür, dass sein Grund ganz vom Vorhabensträger erworben
oder Tauschland angeboten würde (vgl. Niederschrift, S. 15).
Der Vorhabensträger verwies beim Erörterungstermin am 19.11.2009
abermals auf das nachfolgende Grunderwerbs- und Entschädigungsverfah-
ren. Denkbar sei, dass links und rechts des Grabens die Grundstücke neu
eingeteilt würden. Dies ist aber eine Frage der Verhandlungen und im
Nachgang zum Planfeststellungsverfahren zu klären.
Auf Nachfrage des Einwendungsführers, ob man den Graben nicht unterir-
disch legen könne, verwies der Vorhabensträger beim Erörterungstermin
zu Recht auf die Forderung des Wasserwirtschaftsamtes. Der Vorhabens-
träger hat eine ausreichende Sedimentation der Schmutzstoffe zu ermögli-
chen, die nur über eine belebte Bodenschicht erfolgen kann, weshalb das
Straßenabwasser über einen offenen Graben geführt werden muss.
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums haben es die Ein-
wendungsführerinnen hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugun-
sten der im öffentlichen Wohls stehenden Maßnahme entschieden worden
ist und sie somit gezwungen sind, endgültig auf ihren Besitz bzw. ihr Eigen-
tum zu verzichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen den Einwendungsführerinnen und dem Vorha-
bensträger bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. auch
C 3.8.1.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
- 294 -
3.8.2.7 Einwendung Nr. 7
Die Einwendungsführer sind Mitglieder einer Gesellschaft bürgerlichen
Rechts (Einwendungsführerin). Sie sind beide Eigentümer der Grundstücke
Fl.Nrn. 5798/2, 5801 und 5812 der Gemarkung Karlstadt. Das Grundstück
Fl.Nr. 5798/2 liegt bei Bau-km 2+370 und soll mit seiner gesamten Größe
von 187 m² dauerhaft in Anspruch genommen werden. Das Grundstück
Fl.Nr. 5801 der Gemarkung Karlstadt liegt bei Bau-km 2+380 und hat eine
Größe von 1.330 m², wovon 240 m² dauerhaft in Anspruch genommen
werden sollen. Das Grundstück Fl.Nr. 5812 schließlich liegt bei Bau-km
2+100 und soll mit seiner gesamten Größe von 7.704 m² dauerhaft in An-
spruch genommen werden.
Mit Schreiben vom 09.07.2009 brachte die Einwendungsführerin vor, dass
das Grundstück Fl.Nr. 5812 zum Ausgleich des Retentionsraumverlusts he-
rangezogen werden solle. Dieses Grundstück werde aber im Zuge des
Fruchtwechsels als Tauschfläche mit anderen baumschulisch nutzbaren
Flächen von Landwirten benötigt.
Der Vorhabensträger führte dazu mit Schreiben vom 22.09.2009 aus, dass
für die gegenständliche Maßnahme die Verluste im Überschwemmungsge-
biet des Mains (von Main-km 229,2 bis 229,8) ein Retentionsraumverlust
von 4.600 m³ entsteht. Dieser Verlust wird durch eine volumengleiche Ab-
grabung auf den Grundstücken Fl.Nrn. 5812, 5821, 5820/2, 5823, 5823/2,
5824, 5825, 5827, 5827/2, 5828, 5828/2 und 5830 der Gemarkung Karl-
stadt ausgeglichen. Der Retentionsausgleich ist wasserwirtschaftlich erfor-
derlich und mit dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg als zuständige
Fachbehörde abgestimmt. Eine Verschiebung würde nur zu einer Verlage-
rung der Betroffenheiten führen. Zudem werden vorwiegend Flächen der
Stadt Karlstadt beansprucht. Ergänzend wird auf die Ausführungen unter
C 3.7.7.2 Bezug genommen.
Außerdem machte die Einwendungsführerin mit Schreiben vom 09.07.2009
darauf aufmerksam, dass auf den Grundstücken Fl.Nrn. 5798/2 und 5801
der Gemarkung Karlstadt ein offener Entwässerungsgraben (lfd.Nr. W 21,
Unterlage 7.2) gezogen werden solle. Durch diese Baumaßnahme würden
ihre dort im Zusammenhang liegenden Grundstücke zu unwirtschaftlichen
Teilstücken gemacht.
Hierzu legte der Vorhabensträger mit Schreiben vom 22.09.2009 dar, dass
im Zuge der vorgesehenen Entwässerung der gegenständlichen Maßnah-
me das anfallende Oberflächenwasser über bestehende Durchlässe unter
der Bahnlinie hindurchgeleitet und über trocken fallende und bewachsene
Seitengräben versickert bzw. dem Vorfluter Main zugeleitet wird. Diese be-
- 295 -
wachsenen Seitengräben werden im Mainvorland neu angelegt und an den
Main angeschlossen. Die hierdurch getrennten Wegeverbindungen werden
wiederhergestellt, indem die Seitengräben auf einer Länge von 5 m im di-
rekten Anschluss an das Bahngrundstück als befahrbare Furt ausgebildet
werden (vgl. A 7.3.5). Schließlich betonte der Vorhabensträger, dass die in
den Grunderwerbsplänen als dauerhafte Inanspruchnahme dargestellten
Flächen für den Bau der gegenständlichen Maßnahme unbedingt notwen-
dig sind (vgl. C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3). Im Übrigen verwies er zu Recht
auf die anstehenden Grunderwerbsverhandlungen bzw. auf das Entschädi-
gungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt brachten die Einwen-
dungsführer vor, dass ihr Baumschulbetrieb die weitere Nutzung der zu be-
anspruchenden Flächen angewiesen sei, da bei Baumschulen nicht ständig
auf den gleichen Flächen produziert werden könne. Nicht nachvollzogen
werden könne, dass und wie im Bereich der Einleitungsstellen E 6 und E 7
ohne Grund eine zusammenhängende Fläche aus mehreren Buch-
grundstücken durch einen Graben durchschnitten werden könne. Teile die-
ser Flächen seien dann gerade für die Bedürfnisse der Baumschule wenig
bis nicht mehr wirtschaftlich nutzbar. Es handle sich um eine "selbstgefälli-
ge" Planung auf dem Papier, in Wirklichkeit sehe die Sache anders aus.
Solange Fläche von der Baumschule bewirtschaftet werde, sei im Bereich
der Einleitungsstelle E 7 nie Wasser von der Straße gekommen, daher
werde seitens der Einwendungsführer nicht verstanden, warum hier ein
Graben angelegt werden müsse. Ihr landwirtschaftlicher Betrieb sei da-
durch erheblich betroffen. Ein schlichter Verkauf der Grundstücke käme für
sie nicht in Betracht. Allenfalls sei nur an einen Tausch zu denken. In die-
sem Zusammenhang sei eigentlich eine Teilbereinigung der Fläche sinnvoll
oder praktikabel, um für alle Betroffenen hinnehmbare Grundstücksgrößen
und -zuschnitte zu erhalten (vgl. Niederschrift, S. 13).
Auf die Überlegungen zur Gestaltung der Entwässerung (vgl. C 3.7.7.3)
und auf die Aussagen zur Ersatzlandgestellung (vgl. C 3.8.2.13 und
C 3.8.1.2.3) wird Bezug genommen.
Hinsichtlich des Vorbringens im Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karl-
stadt zu den Baustellenzufahrten und zur Nutzung der vorhandenen, nicht
gewidmeten Grundstücksüberfahrt wird auf die entsprechenden Ausfüh-
rungen unter C 3.8.2.7 Bezug genommen.
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums haben es die Ein-
wendungsführer (Mitglieder der GbR) hinzunehmen, dass im Abwägungs-
prozess zugunsten der im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme ent-
schieden worden ist und sie somit gezwungen sind, endgültig auf ihren Be-
sitz bzw. ihr Eigentum zu verzichten.
- 296 -
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen den Grundstückseigentümern und dem Vorha-
bensträger bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. auch
C 3.8.1.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.8 Einwendung Nr. 8
Der Einwendungsführer ist Eigentümer des Grundstücks Fl.Nr. 6162 der
Gemarkung Karlstadt, das 660 m² groß ist, wovon 240 m² dauerhaft in An-
spruch genommen werden sollen. Das Grundstück liegt bei Bau-km 0+540.
Des Weiteren ist der Einwendungsführer Eigentümer des daran unmittelbar
angrenzenden Grundstücks Fl.Nr. 6161 der Gemarkung Karlstadt, das
780 m² groß ist, wovon 260 m² dauerhaft in Anspruch genommen werden
sollen.
Mit Schreiben vom 09.07.2009 brachte der Einwendungsführer vor, dass
der Ausbau in dieser Art für ihn nicht akzeptabel sei, da der neue öffentli-
che Feld- und Waldweg mit einer nicht zu vertretenden Böschung ihm zu
viel Grundstücksfläche wegnehme. Die B 27 und der neue öffentliche Feld-
und Waldweg sollten daher auf eine Höhe gelegt werden, wodurch die vor-
gesehene Böschung ganz entfallen könne.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 erwiderte der Vorhabensträger, dass die In-
anspruchnahme für die gegenständliche Maßnahme unbedingt nötig ist
(vgl. C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3). und verwies auf die noch anstehenden
Verhandlungen bzw. das Entschädigungsverfahren.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt brachte der Einwen-
dungsführer vor, sein Grundstück werde auf einer Tiefe von 12,50 m bean-
sprucht. Die verbleibende Restfläche im Hangbereich sei nicht nutzbar und
ihr Wert würde sehr eingeschränkt. Er plädierte für einen Kauf des ganzen
Grundstückes bzw. für ein Tauschgrundstück, auf dem er wieder Obstbäu-
me anlegen könne. Im Übrigen hob er deutlich hervor, dass aus seiner
Sicht der Zweck und die Nutzung des Anwandwegs sehr fraglich seien. Er
sei für einen schnellen Ausbau der B 27, aber der vorgesehene Mehr-
zweckweg habe keinerlei Nutzen oder Sinn. Auf einer breiteren Straße
könnten Hindernisse umgangen werden. Außerdem frage er sich, was ein
Anwandweg nutzen solle, wenn alle potenziellen Nutzer künftig nicht mehr
landwirtschaftlich tätig sein könnten, weil ihre Flächen zu klein seien. Im
Übrigen seien nach seiner Meinung parkende Fahrzeuge in den letzten
- 297 -
Jahren nie ein Verkehrshindernis auf der B 27 gewesen. Viel besser sei es,
diesen Weg ganz wegzulassen und vielmehr nur die B 27 auszubauen.
Dies würde viel weniger Grundinanspruchnahmen bedeuten und die den
Anliegern verbleibenden Flächen wären noch sinnvoll nutzbar. Er plädiere
für einen dreistreifigen Ausbau und eine Verbreiterung der B 27 als eine
sinnvolle Alternative, die eine sinnvolle Bewirtschaftung der anschließen-
den Grundstücke noch zuließe (vgl. Niederschrift, S. 12).
Der Vorhabensträger betonte beim Erörterungstermin am 19.11.2009 zu
Recht, dass der öffentliche Feld- und Waldweg, der parallel zur B 27 vor-
gesehen ist, zum einen den Sinn hat, aus Verkehrssicherheitsgründen den
langsamen vom schnellen Verkehr zu trennen, und zum anderen die anlie-
genden Grundstücke zu erschließen. Insofern räumte der Vorhabensträger
ein, dass durch den Wegfall von Grundstücksfläche für den vorgesehenen
öffentlichen Feld- und Waldweg eine sinnvolle Bewirtschaftung von dann
anliegenden (Rest-)Gründstücken in Frage gestellt sein könne. Im Übrigen
verwies der Vorhabensträger nachvollziehbar darauf, dass im Vorfeld des
Planfeststellungsverfahrens (Erstellung des Vorentwurfs) ein dreistreifiger
Ausbau geprüft wurde. Bei dieser Lösung haben sich Widerstände insbe-
sondere seitens der Umweltbehörden und der Stadt Karlstadt abgezeich-
net. Bei der Abwägung des Vorhabensträgers hat sich im Vorfeld gezeigt,
dass die plangegenständliche Lösung insgesamt die ausgewogenste ist.
Auf die vom Einwendungsführer außerdem angesprochenen Böschungen
verwies der Vorhabensträger zutreffend auf die bestehende Topographie,
nach der das Gelände im Verlauf des Mehrzweckweges unterschiedlich
ansteigt und dieser Höhenunterschied entsprechend im Wegverlauf ausge-
glichen werden muss (vgl. Niederschrift, S. 12 f., im Übrigen C 3.5.3 und
3.7.2 dieses Beschlusses). Zu den angesprochenen Tauschgrundstücken
wird auf C 3.8.1.2.3 und 3.8.2.13 Bezug genommen.
Der Einwendungsführer brachte beim Erörterungstermin am 19.11.2009
nochmals vor, man solle doch prüfen, ob nicht einfach auch aus Kosten-
gründen Mauern anstatt breiter Böschungen gesetzt werden könnten, um
die Grundstücksinanspruchnahme Privater zu verringern.
Dazu erklärte der Vorhabensträger mit E-Mail vom 21.01.2010 nachvoll-
ziehbar, dass von seiner Seite der Bau von Stützmauern unter anderem
aus Kostengründen (Kunstbauwerke sind in jedem Fall teuerer als Erdbö-
schungen einschließlich des zugehörigen Grunderwerbs) abgelehnt wird.
Das Sachgebiet "Straßenbau" der Regierung von Unterfranken ergänzte
dazu mit E-Mail vom selben Tag, dass der parallele öffentliche Feld- und
Waldweg südlich Karlstadt bis auf die bereits vorhandene Wand im Bereich
zwischen Bau-km 1+150 und Bau-km 1+380 ohne Stützwände hergestellt
werden kann. Im Zuge des rund 3 km langen Bauabschnitts liegt die B 27
im Regelfall mehrere Meter tiefer als der geplante Mehrzweckweg. Der Ge-
- 298 -
ländesprung zwischen den beiden Wegen ist technisch problemlos mit ei-
ner Böschung herstellbar. Aus den Planfeststellungsunterlagen (Unterlagen
6 und 7.1) ergibt sich, dass der Grunderwerbsbedarf im Regelfall für die
Entwässerungsmulde (2 m), die Böschung (ca. 3 m bis 5 m) und für den öf-
fentlichen Feld- und Waldweg (0,75 m + 3,0 m+0,75 m + 0,50 m = 5,00 m)
- gegebenenfalls kommt noch eine Ausweichbucht mit 2,50 m hinzu - not-
wendig ist. Eine Stützwand benötigt rund 1,50 m Breite bzw. eine im Regel-
fall wesentlich wirtschaftlichere Gabionenwand (dreischichtig) benötigt ei-
nen ca. 2,50 m breiten Grundstücksstreifen. Durch die Anlage einer Stütz-
wand würde es nicht dazu kommen, dass ein Grundstück weniger in An-
spruch genommen würde. Die Inanspruchnahme würde sich lediglich bei
einer Stützwand von max. 12 m auf rund 9 m bzw. bei Gabionen von 12 m
auf rund 10 m Grundstückstiefe reduziert werden. Allerdings würde dies zu
deutlichen Mehrkosten für den Bau und den späteren Unterhalt führen.
Weiterhin wären Absturzsicherungen ggf. auch passive Schutzeinrichtun-
gen am Mehrzweckweg bzw. am Wandkopf vorzusehen. Nach überschlä-
giger Ermittlung wären rund 300 m Stützwand herzustellen, wobei sich die
Mehrkosten einer Gabionenwand im Vergleich zu einer Böschung bei auf
600.000 € (1000 €/m² bei 2 m Höhe und 300 m Länge) und die Mehrkosten
einer Stützwand (Stahlbeton) im Vergleich zu einer Böschung rund
1.200.000 € (2000 €/m² bei 2 m Höhe und 300 m Länge) belaufen würden.
Die Aufwendungen für eine Absturzsicherung und für passive Schutzein-
richtungen sind dabei noch nicht berücksichtigt. Angesichts dessen wird
auch vonseiten der Planfestellungsbehörde festgehalten, dass die mit
Stützwänden verbundene geringere Grundstücksinanspruchnahme außer
Verhältnis zu den Aufwendungen für den Baulastträger (und damit für die
Allgemeinheit) stände.
Bezüglich der Inanspruchnahme seines Grundeigentums hat es der Ein-
wendungsführer hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und er
somit gezwungen ist, endgültig bzw. vorübergehend auf seinen Besitz bzw.
sein Eigentum zu verzichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen zwischen dem Einwendungsführer und dem Vorhabensträ-
ger bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten (vgl. C 3.8.1.2).
Ergänzend wird zur Rechtfertigung und Ausgewogenheit der Planung so-
wie zu möglichen Varianten auf die Diskussion der öffentlichen Belange
verwiesen (vgl. insbesondere C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
- 299 -
3.8.2.9 Einwendung Nr. 9
Der Einwendungsführer ist Eigentümer des Grundstücks Fl.Nr. 5846 der
Gemarkung Karlstadt, das bei Bau-km 1+770 liegt und 3610 m² groß ist,
wovon 660 m² dauerhaft in Anspruch genommen werden sollen. Des Wei-
teren ist er Eigentümer des daran angrenzenden Grundstücks Fl.Nr. 5847
der Gemarkung Karlstadt, das 5.090 m² groß ist, wovon 780 m² dauerhaft
in Anspruch genommen werden sollen. Außerdem ist er Eigentümer des
Grundstücks Fl.Nr. 5851 der Gemarkung Karlstadt, das bei Bau-km 1+850
liegt und 1.850 m² groß ist, wovon 290 m² dauerhaft in Anspruch genom-
men werden sollen. Darüber hinaus ist er Eigentümer des Grundstücks
Fl.Nr. 5857/2 der Gemarkung Karlstadt, das bei Bau-km 2+090 liegt und
1.450 m² groß ist, wovon 330 m² in Anspruch genommen werden sollen.
Schließlich ist der Einwendungsführer Eigentümer des Grundstücks
Fl.Nr. 6150 der Gemarkung Karlstadt, das 1.140 m² groß ist, wovon 280 m²
dauerhaft in Anspruch genommen werden sollen.
Mit Schreiben vom 04.07.2009 brachte der Einwendungsführer vor, dass
die B 27, der Straßenseitengraben, der öffentliche Feld- und Waldweg und
der dortige Straßenseitengraben ihm zu großzügig bemessen erscheine.
Es stelle sich ihm die Frage, warum ein kombinierter Rad- und Wirt-
schaftsweg notwendig sei. Der auf der linken Mainseite verlaufende, 3 m
breite Radweg sei nach seiner Ansicht ausreichend und werde den Interes-
sen aller gerecht.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 wies der Vorhabensträger den Vorwurf, die
Planung sei zu großzügig, von sich. Mit der Schaffung eines parallel zur
B 27 verlaufenden öffentlichen Feld- und Waldweges kann der gesamte
landwirtschaftliche Verkehr bzw. der Radverkehr von der Bundesstraße ge-
trennt geführt werden, was die Anzahl der Überholvorgänge verringert. Des
Weiteren entfallen direkte Zufahrten zur B 27 von den anliegenden
Grundstücken. Beides führt zu einer deutlichen Verbesserung der Ver-
kehrssicherheit.
Des Weiteren brachte der Einwendungsführer mit Schreiben vom
04.07.2009 vor, dass er es für überzogen halte, den Verkehr, der für die
Bewirtschaftung der an die B 27 anliegenden Grundstücke notwendig ist,
auf einen separaten öffentlichen Feld- und Waldweg zu verlegen. Der für
die Bewirtschaftung dieser Flächen notwendige Verkehr sei im Verhältnis
äußerst gering einzustufen. Nach seiner Meinung sei es den Anliegern zu-
zumuten, bis zur Abzweigung in Richtung Stetten zu fahren, um umzudre-
hen und dann, ohne links abbiegen zu müssen, in ihr Grundstück einzufah-
ren bzw. in entsprechender Weise aus dem Grundstück herauszufahren.
Dies werde auch von ihm schon seit langer Zeit praktiziert. Der Verkehr
- 300 -
werde dadurch nicht beeinträchtigt. Durch vorhandene Zwangspunkte, wie
z.B. eine neue Weinbergsmauer, ein Bahnwärterhaus, Wendehämmer usw.
sei ein durchgängig breites Verkehrsband ohnehin nicht möglich. Dass es
auch anders gehe, beweise die Situation in Veitshöchheim vor der Lehran-
stalt.
Zu diesen Punkten kann auf die Ausführungen unter C 3.5.2, C 3.7.2 und
C 3.7.3 Bezug genommen werden.
Des Weiteren machte der Einwendungsführer gegen die vorgelegte Pla-
nung geltend, dass für den geplanten Ausbau der B 27 von seinem Anlie-
gergrundstück zu viel Fläche verloren gehe. Die Nutzung der Anlieger-
grundstücke an der B 27 sei bisher nicht auf jedem Grundstück intensiviert
worden, da seit Jahren der Ausbau der B 27 im Gespräch sei. Die Topo-
graphie des Geländes sei ansteigend, die relativ ebenen Flächen befänden
sich im Anschluss an den derzeitigen Straßenseitengraben. Nach der Aus-
bauplanung würden diese Flächen weitgehend von der Straße bean-
sprucht. Die Bewirtschaftung der restlichen Grundstücksflächen sei dann
sehr schwierig, in großen Teilen sogar unwirtschaftlich. Es sei in einem sol-
chen Fall ein adäquater Ausgleich herzustellen. Im Übrigen stelle der Ab-
stand zwischen den Felsen und der jetzigen Bundesstraße nur ein schma-
les Band dar. Beim geplanten Ausbau der B 27 werde die privatwirtschaftli-
che Nutzung der Grundstücke in Frage gestellt. Die Anlieger müssten
schon die Einschränkungen aus Naturschutz- bzw. FFH-Gründen dulden
und seien so in der Bewirtschaftung eingeschränkt.
Der Vorhabensträger hielt dem mit Schreiben vom 22.09.2009 entgegen,
dass die in den Grunderwerbsunterlagen (Unterlagen 14.1 und 14.2) dar-
gestellten Flächen für die Verwirklichung der gegenständlichen Maßnahme
unbedingt in Anspruch genommen werden müssen. Im Übrigen verwies der
Vorhabensträger zu Recht auf die nachfolgenden Grunderwerbsverhand-
lungen bzw. das Entschädigungsverfahren.
Der Einwendungsführer forderte mit Schreiben vom 04.07.2009, für sein
landwirtschaftliches Brennrecht keine Geldabfindung zu leisten, sondern
Ersatzflächen zu stellen. Sein Brenn-Kontingent habe er alljährlich ausge-
nutzt. Daher seien Ersatzflächen für das Fortbestehen des historischen
Brennrechtes erforderlich, denn gegenüber den Zollbehörden sei eine Min-
destgrundstücksfläche nachzuweisen.
Zur Frage von Tauschgrundstücken und Ersatzlandgestellung kann auf die
entsprechenden Ausführungen unter C 3.8.1.2.3 und C 3.8.2.13 Bezug ge-
nommen werden.
- 301 -
Der Einwendungsführer forderte mit Schreiben vom 04.07.2009, dass eine
Angleichung der Anliegergrundstücke nach dem Veranlasserprinzip zu er-
folgen habe, wenn das Straßenniveau höhenmäßig verändert werde.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 erwiderte der Vorhabensträger, dass die
Anliegergrundstücke höhengleich an den neuen öffentlichen Feld- und
Waldweg, der parallel zur B 27 verlaufen wird, angebunden werden.
Des Weiteren wies der Einwendungsführer mit Schreiben vom 04.07.2009
darauf hin, dass sich auf dem Grundstück Fl.Nr. 5847 ein renoviertes
Denkmal befinde. Dieses müsse auf Kosten des Vorhabensträgers inner-
halb des Grundstückes verlegt werden. Auf die Ausführungen unter
C 3.7.12 wird Bezug genommen.
Außerdem forderte der Einwendungsführer mit Schreiben vom 04.07.2009,
dass die Räumung der abzutretenden Flächen auf Kosten des Vorhabens-
trägers erfolgen müssten. Abschließend machte der Einwendungsführer mit
Schreiben vom 04.07.2009 darauf aufmerksam, dass für alle Eingriffe in
den Privatgrundbesitz (Räumung, Angleichung, Einfriedung, Wiederherstel-
lung von Einrichtungen usw.) Kostenersatz durch den Vorhabensträger zu
leisten sei.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 hielt der Vorhabensträger zu Recht fest,
dass die Kosten für die Räumung, Angleichung und Wiederherstellung der
Einfriedung des Grundstücks des Einwendungsführers von ihm (Vorha-
bensträger) getragen werden.
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt brachte der Einwen-
dungsführer vor, dass aus seiner Sicht nur der untere, flachere Teil seiner
Grundstücke abgetreten werden solle. Der Weg habe nur Vorteile für die
Stadt Karlstadt. Aus seiner Sicht sei das ein schlichter Radweg der Stadt
Karlstadt und habe auch wegen der Topographie keinen Nutzen für die An-
lieger, auch im Hinblick auf die parkenden Fahrzeuge. Der Weg sei aus
seiner Sicht verzichtbar. Er ergänzt, das Grundstück habe für ihn auch ei-
nen ideellen Wert, der nicht mit Geld entschädigt werden könne. Daher sei
eine monetäre Entschädigung nicht sachgerecht. Er plädiere für einen
Grundstückstausch, sein Grundstück werde er nicht verkaufen. Konse-
quenz sei, dass er allenfalls zu einem Tausch bereit sei. Schließlich ver-
wies er darauf, dass der betroffene Grundstückseigentümer angesichts der
Wünsche von Fachbehörden usw. aus seiner Sicht immer zurückzutreten
habe.
Der Vorhabensträger erklärte dazu beim Erörterungstermin am 19.11.2009,
dass er schon dabei sei, Grundstücke zu kaufen, um möglicherweise tau-
schen zu können. Die Einzelheiten und alles weitere bleibt den nachfolgen-
- 302 -
den Grunderwerbs- und Entschädigungsverhandlungen vorbehalten. Im
Übrigen wird auf die Ausführungen unter C 3.5.2, C 3.8.1 und C 3.8.2.13
Bezug genommen.
Bezüglich der Inanspruchnahme seines Grundeigentums hat es der Ein-
wendungsführer hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und er
somit gezwungen ist, endgültig auf seinen Besitz bzw. sein Eigentum zu
verzichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme bzw. die Ersatzlandgestellung ist nicht Gegenstand der Plan-
feststellung, sondern bleibt den Verhandlungen mit dem Vorhabensträger
bzw. dem Entschädigungsverfahren vorbehalten. Ergänzend kann auf die
Ausführungen unter C 3.8.1.2 Bezug genommen werden, dort ist u.a. auch
das Thema "Ersatzlandgestellung" behandelt.
Ergänzend wird zur Rechtfertigung und Ausgewogenheit der Planung so-
wie zu möglichen Varianten auf die Diskussion der öffentlichen Belange
verwiesen (vgl. insbesondere C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.10 Einwendung Nr. 10
Die Einwendungsführerin ist Eigentümerin von 25 Grundstücken, die unter-
schiedlich groß sind und von denen zwischen 90 m² und 1.110 m² dauer-
haft in Anspruch genommen werden sollen.
Im Rahmen der Planänderung vom 20.10.2009 verminderte sich die dauer-
hafte Inanspruchnahme des Grundstücks Fl.Nr. 5746 der Gemarkung Karl-
stadt um 150 m² (vgl. Unterlage 14.1, Blatt 3a, und Unterlage 14.2).
Mit Schreiben vom 03.07.2009 wies die Einwendungsführerin darauf hin,
dass sich einige der Grundstücke, die teilweise vom Vorhabensträger er-
worben werden sollen, am Rande von stillgelegten Deponien befänden
(Grundstücke Fl.Nrn. 3638, 3638/2, 3640, 5738 bis 5742, 5744, 5746 bis
5754, 5759, 5760, 5761 und 5762/2). Auf die Ausführungen unter C 3.7.6
wird verwiesen.
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums hat es die Einwen-
dungsführerin hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zu Gunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und sie
- 303 -
somit gezwungen ist, endgültig auf ihren Besitz bzw. ihr Eigentum zu ver-
zichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen mit dem Vorhabensträger bzw. dem Entschädigungsverfah-
ren vorbehalten (vgl. auch C 3.8.1.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.11 Einwendung Nr. 11
Der Einwendungsführer ist Eigentümer der Grundstücke Fl.Nrn. 5676 bis
5679 und 5858 bis 5861 der Gemarkung Karlstadt. Diese Grundstücke lie-
gen im Bereich von Bau-km 2+130 bis Bau-km 2+300. Die Grundstücke
Fl.Nrn. 5676 bis 5679 sollen dabei jeweils vollständig in Anspruch genom-
men werden, von den Grundstücken Fl.Nrn. 5558 bis 5861 der Gemarkung
jeweils Teilflächen von 180 m², 350 m², 300 m² und 140 m². Außerdem ist
er Inhaber des landwirtschaftlichen Anwesens auf dem Grundstück
Fl.Nr. 5405 der Gemarkung Karlstadt.
Mit Schreiben vom 11.06.2009 brachte der Einwendungsführer vor, dass
nach den ausgelegten Unterlagen seine Zufahrt zu seinem Haus und sei-
nem landwirtschaftlichen Hof nicht mehr gewährleistet sei, weshalb er wie-
der eine direkte Zufahrt zur B 27 fordere. Auf die Ausführungen unter
C 3.7.3.3 wird verwiesen.
Der Vorhabensträger hat dieser Forderung durch die Planänderung vom
20.10.2009 Rechnung getragen (vgl. insbesondere Unterlage 7.1, Blatt 2 a,
und Unterlage 14.1, Blatt 2 a).
Des Weiteren wandte sich der Einwendungsführer mit Schreiben vom
11.06.2009 gegen die vorgesehene Ausgleichsfläche A 2, die auf seinen
landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen umgesetzt werden solle. Es
handle sich dabei um eine Ackerfläche mit einer Gesamtgröße von 3,48 ha,
die zum Teil aus Eigentum und zum Teil aus gepachteten Feldstücken be-
stehe. Durch den vorgesehenen öffentlichen Feld- und Waldweg parallel
zur B 27 verliere er schon landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen von
0,22 ha. Da er auch im Rahmen der Ausgleichsmaßnahme A 2 landwirt-
schaftlich genutzte Ackerflächen einbüßen werde, sehe er sich dadurch in
seiner landwirtschaftlichen Existenz gefährdet.
Mit Schreiben vom 29.07.2009 wurde der Einwendungsführer von der Plan-
feststellungsbehörde gebeten, sein Vorbringen, in seiner landwirtschaftli-
- 304 -
chen Existenz gefährdet zu sein, zu substanziieren, was er mit Schreiben
vom 05.08.2009 tat.
Mit Schreiben vom 28.08.2009 teilte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Würzburg mit, dass der Einwendungsführer einen Nebener-
werbsbetrieb bewirtschafte. Von derzeit 52 ha bewirtschafteter Fläche ver-
liere der Einwendungsführer ca. 1,77 ha. Eine Existenzgefährdung sei dar-
aus nicht abzuleiten. Im Übrigen wird ergänzend auf die Ausführungen un-
ter C 3.7.8.3 Bezug genommen.
Der Vorhabensträger legte mit Schreiben vom 22.09.2009 zutreffend dar,
dass sich der erforderliche Ausgleichsflächenbedarf (hier im Rahmen der
Ausgleichsmaßnahme A 2) an den "Grundsätzen" orientiert. Die Aus-
gleichsfläche A 2 wird derzeit als Acker genutzt. Im Norden der Ausgleichs-
fläche stockt eine Hecke, jenseits der sich ein kleinteiliges Mosaik aus Fett-
und Obstwiesen, Gebüschen und mageren Altgrasbeständen anschließt.
Im Süden und Osten grenzen Magerrasen, Felsheiden und flächige Gebü-
sche der Felsstufe der Maintalhänge an. Daraus lässt sich die besondere
Eignung dieser Fläche für Kompensationsmaßnahmen herleiten. Der Vor-
habensträger betonte mit Schreiben vom 22.09.2009 außerdem, dass die
in den Grunderwerbsunterlagen (Unterlage 14.1 und 14.2) dargestellten
Bereiche der dauerhaften Inanspruchnahme für die Verwirklichung des Vor-
habens unbedingt notwendig sind. Er verwies des Weiteren zu Recht dar-
auf, dass Fragen des Grunderwerbs in den anstehenden Grunderwerbs-
verhandlungen bzw. im nachfolgenden Entschädigungsverfahren zu regeln
sind (vgl. auch C 3.7.5.2.5.7).
Schließlich forderte der Einwendungsführer mit Schreiben vom 11.06.2009,
da die B 27 seinem Wohnhaus immer näher komme, einen geeigneten
Lärmschutz.
Mit Schreiben vom 22.09.2009 sagte der Vorhabensträger, wie schon in
den Planfeststellungsunterlagen vorgesehen, für das Anwesen des Ein-
wendungsführers die Verwirklichung passiver Lärmschutzmaßnahmen
nach der Unterlage 11.1 und 11.2 zu (vgl. auch A 3.3.2 und C 3.7.4.2).
Beim Erörterungstermin am 19.11.2009 vertiefte der Einwendungsführer
sein Vorbringen. Er führte aus, dass er den parallel zur B 27 vorgesehenen
öffentliche Feld- und Waldweg für unsinnig und für nicht notwendig halte.
Heutzutage würden die Schlepper 50 km/h bis 60 km/h schnell fahren und
diesen neuen Weg wenig benutzen. Wenn der Weg weggelassen würde,
dann wäre zum einen die direkte Grundinanspruchnahme deswegen nicht
so groß und zum anderen würde weniger Ausgleichsfläche benötigt. Am
besten wäre, diesen Weg ganz wegzulassen. Genauso unsinnig halte er
die Entwässerungsgräben zum Main hin. Aus seiner Erfahrung sei bisher
- 305 -
kein Wasser da entlang geflossen. Sie seien ebenfalls entbehrlich. Auch
sei er Eigentümer bzw. Pächter der Flächen, die im Bereich der Aus-
gleichsmaßnahme A 2 lägen. Er könne mit den dort verbleibenden Restflä-
chen auch nichts anfangen, die Notwendigkeit dieser Ausgleichsmaßnah-
me an dieser Stelle ziehe er in Zweifel. Er sei allenfalls bereit, die Fläche
gegen einen Tausch herzugeben, etwas anderes käme für ihn nicht in Be-
tracht. Er sei als Landwirt auf diese Flächen angewiesen (vgl. Niederschrift,
S. 14).
Zu diesen Punkten kann auf die Ausführungen unter C 3.5.2, C 3.7.2,
C 3.7.3, C 3.7.7.3, C 3.7.5.2.5.6, C 3.8.1.2.3 und C 3.8.2.13 Bezug ge-
nommen werden.
Bezüglich der Inanspruchnahme seines Grundeigentums hat es der Ein-
wendungsführer hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der
im öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und er
somit gezwungen ist, endgültig auf seinen Besitz bzw. sein Eigentum zu
verzichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen mit dem Vorhabensträger bzw. dem Entschädigungsverfah-
ren vorbehalten (vgl. auch C 3.8.1.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.12 Einwendung Nr. 12
Die Einwendungsführerin ist Miteigentümerin des Grundstücks Fl.Nr. 5845
der Gemarkung Karlstadt. Zunächst wollte der Vorhabensträger von die-
sem Grundstück 280 m² dauerhaft in Anspruch nehmen. Im Rahmen der
Planänderung vom 20.10.2009 vergrößerte sich die dauerhaft in Anspruch
zu nehmende Fläche auf 340 m², um an dieser Stelle eine der sechs vor-
gesehenen Ausweichbuchten am parallel zur B 27 geführten öffentlichen
Feld- und Waldweg errichten zu können, die auf diesem Weg Begegnungs-
verkehr ermöglichen sollen (vgl. insbesondere Unterlage 14.1, Blatt 2 a,
und Unterlage 14.2).
Einwendungen zum ursprünglich vorgesehenen Rahmen der Inanspruch-
nahme ihres Grundstücks wurden von der Einwendungsführerin nicht erho-
ben. Zur Planänderung wurde die Einwendungsführerin mit Schreiben vom
20.10.2009 angehört, mit Schreiben vom 06.11.2009 erhob sie gegen die
Planänderung Einwendungen. Damit ist die Einwendungsführerin nur hin-
sichtlich der Aspekte ihres Vorbringens nicht präkludiert, welche die Plan-
- 306 -
änderung vom 20.06.2009 und die insoweit stärkeren Betroffenheiten um-
fassen (vgl. § 17 Satz 4 FStrG i.V.m. Art. 73 Abs. 8 Satz 1 BayVwVfG und
§ 17 a Nr. 7 FStrG). Ist die Einwendungsfrist für ein bestimmtes Vorhaben,
deren Pläne im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens öffentlich aus-
gelegt worden sind, abgelaufen, sind Einwendungen nur in dem Umfang
möglich, als eine Einwendungsführerin erstmals oder weitergehend als bis-
her durch die nach Ende der Einwendungsfrist zum Gesamtvorhaben er-
folgten Planänderungen betroffen wird (vgl. BVerwG, Urteil vom
19.12.2007, Az. 9 A 22.06, NVwZ 2008, 561, Rd.Nr. 20).
Mit Fax vom 06.11.2009 widersprach die Einwendungsführerin - auch im
Namen ihrer Schwester, der anderen Miteigentümerin des Grundstücks -
der geänderten Planung. Sie seien nicht bereit, dem zusätzlichen Grund-
erwerb zuzustimmen. Außerdem wünschten sie ein Kaufangebot für die ur-
sprünglich vorgesehenen 280 m². Eine Vollmacht ihrer Schwester legte die
Einwendungsführerin nicht vor.
Der Vorhabensträger hielt dem mit Schreiben vom 23.12.2009 entgegen,
dass die in den Grunderwerbsunterlagen (Unterlagen 14.1 und 14.2) dar-
gestellten Flächen für die Verwirklichung der gegenständlichen Maßnahme
unbedingt in Anspruch genommen werden müssen (vgl. C 3.5.2, C 3.7.2
und C 3.7.3). Im Übrigen verwies der Vorhabensträger zu Recht auf die
nachfolgenden Grunderwerbsverhandlungen bzw. das Entschädigungsver-
fahren.
Bezüglich der Inanspruchnahme ihres Grundeigentums hat es die Einwen-
dungsführerin hinzunehmen, dass im Abwägungsprozess zugunsten der im
öffentlichen Wohl stehenden Maßnahme entschieden worden ist und sie
somit gezwungen ist, endgültig auf ihren Besitz bzw. ihr Eigentum zu ver-
zichten.
Die Entscheidung über Art und Höhe der Entschädigung für die Inan-
spruchnahme ist nicht Gegenstand der Planfeststellung, sondern bleibt den
Verhandlungen mit dem Vorhabensträger bzw. dem Entschädigungsverfah-
ren vorbehalten (vgl. auch C 3.8.1.2).
Die Einwendungen werden zurückgewiesen, soweit ihnen nicht Rechnung
getragen wurde oder sie sich auf andere Art und Weise erledigt haben.
3.8.2.13 Einwendung Nr. 13
Der Einwendungsführer ist Miteigentümer des Grundstücks Fl.Nr. 6149 der
Gemarkung Karlstadt, von dem der Vorhabensträger 250 m² dauerhaft in
Anspruch nehmen will.
- 307 -
Der Einwendungsführer erhob schriftlich keine Einwendungen. Er brachte
sein Anliegen erstmals beim Erörterungstermin am 19.11.2009 in Karlstadt
vor. Da das Vorbringen des Einwendungsführers nicht schriftlich erfolgte
(vgl. § 17 FStrG i.V.m. Art. 73 Abs. 4 Satz 1 BayVwVfG) und im Übrigen
auch nicht rechtzeitig erhoben wurde, da die Einwendungsfrist mit Ablauf
des 10.07.2009 (vgl. Bekanntmachung der Stadt Karlstadt) endete, ist das
Vorbringen des Einwendungsführers materiell präkludiert, also kraft Geset-
zes ausgeschlossen (§ 17 a Nr. 7 Satz 1 FStrG). Dies wurde dem Einwen-
dungsführer beim Erörterungstermin am 19.11.2009 von der Planfeststel-
lungsbehörde auch dargelegt (vgl. Niederschrift vom 04.02.2009, Sei-
te 11 f.).
Unabhängig vom Einwendungsausschluss sind die Einwendungen auch in
der Sache unbegründet.
Der Einwendungsführer brachte beim Erörterungstermin vor, dass er von
seinem Grundstück, das in der Nähe des Parkplatzes liege, 250 m² abge-
ben solle und er dazu nicht bereit sei. Bei der Teilfläche handele es sich um
den besten Teil des Grundstücks. Er sei nur bereit, das Grundstück ganz
zu verkaufen oder zu tauschen. Alles andere werde er nicht hinnehmen
(vgl. Niederschrift vom 04.02.2009, Seite 11 f.).
Der Vorhabensträger erläuterte daraufhin beim Erörterungstermin noch-
mals nachvollziehbar die Notwendigkeit der konkreten Grundinanspruch-
nahme, genauso wie bei einer ganze Reihe weiterer Grundstücke entlang
der B 27, die für die Verbreiterung der B 27 sowie für den parallelen öffent-
lichen Feld- und Waldweg einen Streifen der jeweiligen Grundstücke abge-
geben müssten (vgl. dazu insbesondere C 3.5.2, C 3.7.2 und C 3.7.3).
Tauschgrundstücke würden grundsätzlich nicht angeboten, außer es wür-
den Spezialfälle vorliegen, wie etwa Existenzgefährdungen. Der Vorha-
bensträger wolle auch nicht das ganze Grundstück, sondern auf der Basis
des vom Gutachterausschuss ermittelten Preises nur den erforderlichen
Grundstücksstreifen erwerben. Im Übrigen ist dies, worauf der Vorhabens-
träger zu Recht hinwies, eine Frage der nachfolgenden Grunderwerbs- und
Grundentschädigungsverhandlungen.
Die Einwendungen sind daher als unzulässig zurückzuweisen, soweit ihnen
nicht Rechnung getragen wurde oder sie sich aus anderen Gründen erle-
digt haben. Im Übrigen sind sie auch, wie die weitere Prüfung ergeben hat,
unbegründet.
3.9 Gesamtergebnis der Abwägung
Abschließend und zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Vor-
haben auch unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt und
- 308 -
das Eigentum durch Planfeststellungsbeschluss zugelassen werden kann.
Den für das Vorhaben sprechenden Belangen wird der Vorrang einge-
räumt, denn die Realisierung der in diesem Beschluss aufgezeigten positi-
ven Auswirkungen des Ausbaus der B 27 südlich von Karlstadt in ihrer Ge-
samtheit erscheint für das öffentliche Wohl unverzichtbar. Die Belange, die
für den Ausbau der B 27 südlich von Karlstadt sprechen, überwiegen im
Rahmen der Abwägung und der Gesamtbetrachtung aller einzustellenden
öffentlichen und privaten Belange, insbesondere wegen zahlreicher beglei-
tender Maßnahmen, die mit unterschiedlichem Gewicht gegen das Vorha-
ben sprechenden öffentlichen und privaten Belange sowie die Umweltaus-
wirkungen. Diese konnten durch verschiedene Regelungen, die dem Vor-
habensträger aufzuerlegen waren, und durch diverse Zusagen des Vorha-
bensträgers derart abgemildert werden, dass unter Berücksichtigung dieses
Gesichtspunktes die Planungsentscheidung zugunsten des Bauvorhabens
ausgewogen erscheint und die entscheidungserheblichen Konflikte gelöst
sind.
Unüberwindliche Hindernisse oder Verstöße gegen striktes Recht sind nicht
ersichtlich, die gesetzlichen Optimierungsgebote sind beachtet.
Unter Beachtung aller Umstände ist keine Alternative ersichtlich, die sich
bei gleicher Verkehrswirksamkeit gegenüber der plangegenständlichen Va-
riante des Ausbaus der B 27 südlich von Karlstadt als eindeutig vorzugs-
würdig aufdrängen würde. Damit ist der vorgelegte Plan in der mit diesem
Beschluss festgelegten Form auch unter Berücksichtigung der Planungsva-
rianten unter allen Gesichtspunkten ausgewogen.
4. Straßenrechtliche Entscheidungen
4.1 Begründung der straßenrechtlichen Verfügungen
Eine Straße erhält die Eigenschaft einer Bundesfernstraße durch Widmung
(§ 2 Abs. 1 FStrG). Voraussetzung für die Widmung ist, dass der Träger
der Straßenbaulast Eigentümer des der Straße dienenden Grundstücks ist,
oder der Eigentümer und ein sonst zur Nutzung dinglich Berechtigter der
Widmung zugestimmt hat, oder der Träger der Straßenbaulast den Besitz
durch Vertrag, durch Einweisung nach § 18 f Abs. 1 FStrG oder in einem
sonstigen gesetzlichen Verfahren erlangt hat (§ 2 Abs. 2 FStrG).
Die Entscheidung über die Widmung kann auch in einem Planfeststel-
lungsbeschluss nach §§ 17 ff. FStrG mit der Maßgabe erfolgen, dass die
Widmung mit der Verkehrsübergabe, die Umstufung mit der Ingebrauch-
nahme für einen neuen Verkehrszweck und die Einziehung mit der Sper-
rung wirksam wird (§ 2 Abs. 6 Satz 2 FStrG). Wird eine Bundesfernstraße,
wie die B 27 (vgl. § 1 Abs. 2 Nr. 2 FStrG), verbreitert, begradigt, unerheb-
- 309 -
lich verlegt oder ergänzt, so gilt der neue Straßenteil durch die Verkehrs-
übergabe als gewidmet, sofern die Voraussetzungen des Abs. 2 vorliegen
(§ 2 Abs. 6 a Satz 1 FStrG). Wird im Zusammenhang mit einer vorgenann-
ten Maßnahme der Teil der Bundesfernstraße dem Verkehr auf Dauer ent-
zogen, so gilt dieser Straßenteil durch die Sperrung als eingezogen (§ 2
Abs. 6 a Satz 2 FStrG). Die aufzulassenden Teile der Bundesfernstraße
werden also mit ihrer Sperrung eingezogen, die neuen Teile mit der Ver-
kehrsübergabe gewidmet.
Die Einziehung, die Umstufung und die Widmung der von der Planung be-
troffenen Staatsstraßenabschnitte, Feld- und Wald- sowie der Eigentümer-
wege folgen aus Art. 6 Abs. 6, Art. 7 Abs. 5, Art. 8 Abs. 5 BayStrWG, so-
weit nicht Art. 6 Abs. 8, Art. 7 Abs. 6 oder Art. 8 Abs. 6 BayStrWG eingrei-
fen.
Auf die Ausführungen in den Planunterlagen (vgl. Unterlage 7.2 und Unter-
lage 7.3) sowie die Bestimmungen unter A 8 wird ergänzend verwiesen.
4.2 Sondernutzungen
Die Erschließung des Baufeldes ist über das vorhandene Straßen- und
Wegenetz gesichert. Dieses wird auch über den Gemeingebrauch hinaus
genutzt (Sondernutzung). Die für die Sondernutzungen nach öffentlichem
Recht erforderliche Sondernutzungserlaubnis (vgl. Art. 18 BayStrWG, § 8
FStrG) wird mit diesem Planfeststellungsbeschluss erteilt (vgl. Zeitler,
BayStrWG, Rd.Nr. 182 zu Art. 38 BayStrWG).
Im Übrigen wurde dem Vorhabensträger aufgegeben, rechtzeitig vor Bau-
beginn den jeweils betroffenen Baulastträgern durch den Vorhabensträger
mitzuteilen, welche Straßen und Wege von einer Sondernutzung betroffen
sind. Weiterhin wird danach der Zustand der betroffenen Straßen und We-
ge zum Zweck der Beweissicherung festgehalten. Der Vorhabensträger
wird dem jeweiligen Straßenbaulastträger dabei Gelegenheit zur Teilnahme
geben. Die betroffenen Straßen und Wege werden schließlich nach Durch-
führung der Baumaßnahme wieder in den Zustand versetzt, der im Zuge
der Beweissicherung festgehalten wurde. Auf die einschlägigen Nebenbe-
stimmungen unter A 9 wird verwiesen.
Die Sondernutzung an öffentlichen Feld- und Waldwegen richtet sich aller-
dings ausschließlich nach bürgerlichem Recht (Art. 56 Abs. 1 i.V.m. Art. 53
Nr. 1 BayStrWG); ihre Regelung erfolgt daher außerhalb des Planfeststel-
lungsverfahrens.
Die Gestattung von Sondernutzungen an diesen öffentlichen Feld- und
Waldwegen ist Sache desjenigen, der nach bürgerlichem Recht zur Verfü-
- 310 -
gung berechtigt ist. Bei ausgebauten Feldwegen ist dies die Gemeinde
(Art. 54 Abs. 1 Satz 1, Art. 13 Abs. 1 BayStrWG), bei nicht ausgebauten
Feldwegen die Träger der Straßenbaulast, also diejenigen, deren
Grundstücke über die Wege bewirtschaftet werden (Art. 54 Abs. 1 Satz 2
BayStrWG). Die Nutzung einer Straße nach privatem Recht kann u.U. auch
durch Enteignung erzwungen werden, wenn der Zweck der Nutzung dem
Allgemeinwohl dient (Kodal/Krämer, Straßenrecht, Rd.Nr. 6.5 zu Kapi-
tel 27). Dies bleibt jedoch einem gegebenenfalls nachfolgenden Enteig-
nungsverfahren überlassen.
Ergänzend kann auf die einschlägigen Ausführungen bei der betroffenen
Stadt Karlstadt (vgl. C 3.7.16.2) verwiesen werden.
Ungeachtet der Tatsache, dass es für die Sondernutzungen an öffentlichen
Feld- und Waldwegen einer gesonderten bürgerlich-rechtlichen Gestattung
außerhalb dieses Planfeststellungsverfahrens bedarf, werden die soeben
genannten Maßnahmen zur rechtzeitigen Information, Beweissicherung
und Wiederherstellung (vgl. A 9) dem Vorhabensträger als in jedem Fall
mindestens einzuhaltende Schutzvorkehrungen für diese Wege auferlegt,
um unzumutbare Nachteile für Rechte anderer bzw. für die Allgemeinheit
zu vermeiden, außer im Rahmen der bürgerlich-rechtlichen Gestattung der
Sondernutzung wird abweichend hiervon ausdrücklich etwas anderes ge-
regelt.
5. Kostenentscheidung
Die Entscheidung über die Kosten stützt sich auf Art. 1 Abs. 1 und Art. 2
Abs. 1 KG. Der Freistaat Bayern ist nach Art. 4 Satz 1 Nr. 1 KG von der
Zahlung einer Gebühr befreit. Die Regelung bezüglich der Auslagen ergibt
sich aus Art. 10 KG. Im Übrigen wird auf die VV zu Art. 61 Abs. 2 BayHO
verwiesen.
D
Rechtsbehelfsbelehrung
Gegen diesen Planfeststellungsbeschluss kann innerhalb eines Monats nach seiner Be-
kanntgabe Klage beim Bayer. Verwaltungsgerichtshof in 80539 München, Ludwigstraße 23,
schriftlich erhoben werden. Die Klage muss den Kläger, den Beklagten (Freistaat Bayern)
und den Gegenstand des Klagebegehrens bezeichnen und soll einen bestimmten Antrag
enthalten. Die zur Begründung dienenden Tatsachen und Beweismittel sind innerhalb einer
Frist von sechs Wochen nach Klageerhebung anzugeben.
Das Gericht kann Erklärungen oder Beweismittel, die erst nach Ablauf dieser Frist vorge-
bracht werden, zurückweisen und ohne weitere Ermittlungen entscheiden, wenn ihre Zulas-
sung nach der freien Überzeugung des Gerichts die Erledigung des Rechtsstreites verzögern
- 311 -
würde und der Kläger die Verspätung nicht genügend entschuldigt (§ 17e Abs. 5 FStrG
i.V.m. § 87 b Abs. 3 VwGO).
Der angefochtene Planfeststellungsbeschluss soll in Urschrift oder in Abschrift beigefügt
werden. Der Klage und allen Schriftsätzen sollen Abschriften für die übrigen Beteiligten bei-
gefügt werden.
Vor dem Bayer. Verwaltungsgerichtshof muss sich jeder Beteiligte, soweit er einen Antrag
stellt, durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer einer deutschen Hochschule im
Sinne des Hochschulrahmengesetzes mit Befähigung zum Richteramt als Bevollmächtigten
vertreten lassen. Dies gilt auch schon für die Erhebung der Klage. Ausnahmen gelten für
Behörden und juristische Personen des öffentlichen Rechts einschließlich der von ihnen zur
Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschlüsse (§ 67 Abs. 4 VwGO).
Hinweis:
Die Erhebung der Klage durch E-Mail ist nicht zulässig.
E
Hinweise zur Zustellung und Auslegung des Plans
Der Planfeststellungsbeschluss wird dem Träger des Vorhabens (Straßenbaulastträger), den
Trägern öffentlicher Belange und den Vereinigungen i.S.d. § 17 a Nr. 2 FStrG, die sich im
Verfahren geäußert haben sowie denjenigen, über deren Einwendungen entschieden wor-
den ist, individuell zugestellt.
Darüber hinaus werden der verfügende Teil des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses,
die Rechtsbehelfsbelehrung und ein Hinweis auf die Auslegung einer Ausfertigung des Plan-
feststellungsbeschlusses und des festgestellten Plans im Amtsblatt der Regierung von Unter-
franken sowie in den örtlichen Tageszeitungen öffentlich bekannt gemacht.
Eine Ausfertigung des Planfeststellungsbeschlusses wird mit einer Rechtsbehelfsbelehrung
und einer Ausfertigung des festgestellten Planes zwei Wochen bei der Stadt Karlstadt zur
Einsicht ausgelegt; Ort und Zeit der Auslegung werden ortsüblich gemacht und außerdem im
Zusammenhang mit der öffentlichen Bekanntmachung des Planfeststellungsbeschlusses
mitgeteilt.
Mit dem Ende der Auslegungsfrist gilt der Beschluss auch gegenüber allen Betroffenen, die
keine Einwendungen erhoben haben, und gegenüber den Vereinigungen i.S.d. § 17 a Nr. 2
FStrG, die sich im Verfahren nicht geäußert haben, als zugestellt. Nach der öffentlichen Be-
kanntmachung kann der Planfeststellungsbeschluss bis zum Ablauf der Rechtsbehelfsfrist
von diesen Betroffenen und Vereinigungen schriftlich bei der Regierung von Unterfranken
angefordert werden. Im Übrigen besteht die Möglichkeit, den Planfeststellungsbeschluss auf
- 312 -
den Internetseiten der Regierung von Unterfranken (www.regierung.unterfranken.bayern.de)
abzurufen.
Unabhängig von der öffentlichen Auslegung des Planfeststellungsbeschlusses können die
unter A 2 dieses Beschlusses genannten Planunterlagen auch beim Staatlichen Bauamt
Würzburg oder der Regierung von Unterfranken eingesehen werden.
Soweit der Planfeststellungsbeschluss individuell zugestellt wird, richtet sich der Beginn der
Rechtsbehelfsfrist nicht nach den Vorschriften über die öffentliche Bekanntmachung, son-
dern nach Maßgabe der Vorschriften über die individuelle Zustellung.
Würzburg, den 17.02.2010 Regierung von Unterfranken - Sachgebiet 32 -
Dr. Müller Regierungsdirektor
top related