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Prävention postoperativer Wundinfektionen:
Surveillance – was und wie
Christiane Waßmer
Staatlich anerkannte Hygienefachkraft
Zertifizierte Probenehmerin gemäß TrinkwV
Technische Sterilisationsassistentin FK1 gemäß DGSV
Gesetzliche Grundlage:
Infektionsschutzgesetz (IfSG)
2HygConcept / C. Waßmer
IfSG §23, Abs. 3
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Eine nosokomiale Infektion ist…
eine Infektion…
1. … mit lokalen oder systemischen Infektionszeichen als
Reaktion auf das Vorhandensein von Erregern oder
deren Toxine.
2. … die im zeitlichen Zusammenhang mit einer
stationären oder ambulanten medizinischen
Maßnahme steht.
3. … die vor dieser Maßnahme nicht bestand.
Begriff
✓ leitet sich her vom griechischen Wort „νοσοκομείο“ für
Krankenhaus.
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Surveillance bedeutet…
✓ … dass Daten fortlaufend und systematisch erfasst und
analysiert werden.
✓ … dass eine Interpretation der Daten durchgeführt wird.
✓ … dass diese Daten schriftlich ausgewertet werden.
✓ … dass die Daten und Ergebnisse an diejenigen
weitergeben, die diese Informationen benötigen →
also an die Mitarbeiter, die Patienten prä-, peri- und
postoperativ behandeln und versorgen.
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Ziel der Surveillance ist…
✓ … die Feststellung der endemischen Rate nosokomialer
Infektionen der jeweiligen Einrichtung.
✓ … das Erkennen von Veränderungen der Häufigkeit von
nosokomialen Infektionen der jeweiligen Einrichtung .
✓ … das Aufdecken von Problemsituationen und Einleitung
von Interventionsmaßnahmen der jeweiligen Einrichtung
✓ … der Nachweis der Effektivität dieser Maßnahmen im
Rahmen einer Evaluation der jeweiligen Einrichtung .
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KRINKO-Empfehlung
Prävention postoperativer Wundinfektionen
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KRINKO-Empfehlung
Prävention postoperativer Wundinfektionen
✓ Befasst sich mit der Prävention und Kontrolle von
nosokomialen Infektionen im Operationsgebiet und sich
davon ausbreitenden Infektionen.
✓ Im englischsprachigen Schrifttum als Surgical Site Infection
(SSI) bezeichnet.
✓ Nicht eingeschlossen sind die Behandlung von bestehenden
Wundinfektionen und Präventionsmaßnahmen in
Zusammenhang mit peripheren oder zentralen
Gefäßzugängen.
✓ Bisherige Empfehlungen zu SSI werden hiervon abgelöst,
bzw. in der neuen Empfehlung zusammengefasst.
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KRINKO-Empfehlung
Prävention postoperativer Wundinfektionen
Aufbereitung von Medizinprodukten
Reinigung und
Desinfektion von Flächen
Händehygiene
Empfehlungen der KRINKO
sind nicht isoliert zu sehen,
es haben immer weitere
Empfehlungen Gültigkeit,
wie zum Beispiel:
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Kategorien der KRINKO
Quelle: KRINKO, 2010, S. 755
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Vorgaben der KRINKO zur Umsetzung
der Surveillance
✓ Jede operative Abteilung / jedes ambulante OP-Zentrum
muss im Rahmen der gesetzlich verpflichtenden
Qualitätssicherung und den Vorgaben des IfSG sowie
der landesspezifischen Gesetze (§10 MedHygV Bayern)
eine Surveillance der SSI durchführen.
✓ Erfasst werden muss die wichtigste Indikator-Op der
Abteilung / Einrichtung.
✓ Grundlage der Beurteilung einer möglichen SSI sind die
Definitionen des NRZ für Surveillance von nosokomialen
Infektionen.
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Wichtigste Voraussetzung: KISS-Definitionen
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✓ Dadurch ist eine Vergleichbarkeit mit nationalen
Referenzdaten gewährleistet.
✓ Surveillance-Daten sollen regelmäßig (mind. 1x /a) mit
den Mitarbeitern, die die Patienten prä-, peri- und
postoperativ behandeln und pflegen, besprochen und
bewertet werden.
✓ Daraus sind Schlussfolgerungen abzuleiten (§ 23 IfSG).
✓ Außerdem sind Infektionsraten abzubilden in der
externen gesetzlichen Qualitätssicherung und dem
Qualitätsbericht gemäß § 137 SGB V.
✓ Gemäß den KRINKO Kategorien IA & IV ist die
Surveillance der SSI verpflichtend.
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Beispiel einer Indikator-OP
nach KISS
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https://www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/ambu-kiss/
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Was ist eine SSI?
✓ Es muss ein zeitlicher Zusammenhang mit OP bestehen:
– innerhalb 30 Tagen nach OP
– bis zu 90 Tagen bei Implantat
✓ Bestehen von lokalen oder systemischen Infektionszeichen:
– Rötung, Schwellung, Schmerz
– Eiter
– Fieber
– Anstieg der Entzündungsparameter
✓ Keimnachweis aus der Wunde
– Abstriche durchführen
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Korrekte Durchführung von Wundabstrichen
✓ Auf dem Laborschein Art und Ort der Wunde vermerken.
✓ Wundverband vollständig entfernen.
✓ Erst abstreichen, dann antiseptisch behandeln.
✓ Abstrich möglichst vom Wundgrund entnehmen, nicht
nur oberflächlich.
✓ Möglichst zeitnaher Transport ins Labor.
Quelle: http://shop.labworld.at
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Wo fange ich an?
✓ Festlegen welche OP-Art/en erfasst wird.
✓ Jeder Patient bei dem diese OP durchgeführt wird, muss
erfasst und dokumentiert werden.
✓ In der Regel kann hierzu das Praxisdokumentations-
system genutzt werden.
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Was muss einrichtungsbezogen
erfasst werden?
✓ Gesamtzahl dieser OP pro Jahr
✓ Anzahl der Infektionen pro Jahr
✓ Erfasst werden alle Wundinfektionen
– die bis zum 30. Tag auftreten
– bis zu 90 Tagen bei Implantat
✓ OP-Tag zählt als Tag 1
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Was muss patientenbezogen
erfasst werden?
Generell
✓ Grunddaten, wie Name & Geburtsdatum
✓ OP-Art
✓ OP-Datum
✓ OP-Dauer in Minuten
✓ Wundkontaminationsklasse
✓ (Dauer der Surveillance)
Bei SSI
✓ Infektionsart A1, A2 oder A3
✓ ASA-Score
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Wundkontaminationsklasse ASA-Score
Quelle: AMBU-KISS: Surveillance-Protokoll
Postoperative Wundinfektionen in Einrichtungen
für das ambulante Operieren / 2015
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https://www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/kiss-definitionen/
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https://www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/kiss-definitionen/
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Wundinfektionsrate selbst berechnen
✓ Die Wundinfektionsrate beschreibt die Anzahl der
Wundinfektionen im Beobachtungszeitraum pro 100
Indikatoroperationen.
Quelle: AMBU-KISS: Surveillance-Protokoll Postoperative Wundinfektionen in Einrichtungen für das
ambulante Operieren / 2015
✓ Vergleichsdaten sind die gepoolten Wundinfektionsraten
der jeweiligen Indikatoroperation aller AMBU-KISS
Teilnehmer.
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Mögliche Wege zur Durchführung der
ErfassungPatienten zur Nachuntersuchung einbestellen.
✓ Kommt der Patient nicht, was kann ich tun?
Varianten
✓ Den Zuweiser im Arztbrief auf seine Informationspflicht
hinweisen.
Vorschlag: „Der Patient stellt sich zur postoperativen
Betreuung in Ihrer Praxis vor. Nach §23 IfSG sind alle an
der Behandlung involvierten Ärzte zur gezielten Erfassung
von nosokomialen Infektionen verpflichtet. Daher möchten
wir Sie bitten, uns umgehend über eine eventuelle
Infektion zu informieren.“
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Mögliche Wege zur Durchführung der
Erfassung
✓ Oder: Telefonisch / schriftlich beim Patienten oder
behandelnden Arzt nachfragen.
✓ Oder: Alle Patienten vor der OP informieren, dass sie
sich melden sollen, falls irgendwas mit der OP-Wunde
nicht stimmt.
✓ Oder: Alle Patienten erhalten routinemäßig einen
Rücksendebogen für Komplikationen im Rahmen der
Qualitätssicherungsmaßnahmen.
✓ (Oder: Es besteht engster Kontakt zu den nach-
behandelnden Ärzten / Praxen → das ist die unsicherste
Variante und nur im Einzelfall sinnvoll!)
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Waßmer & Würstl GbR, Toni-Berger-Straße 5, 81249 München
Christiane Waßmer + 49 173 37 36 796, Dr. med. Benjamin Würstl + 49 171 38 44 613
info@hygconcept.de, www.hygconcept.de
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