rollen- bilder - bmfsfj.de · 4 6 »rollenbilder im wandel« – was ihnen diese broschüre bietet...
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ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
Bundesagentur für Arbeit
4
6 »RollenbilderimWandel«– WasIhnendieseBroschürebietet
8 Chancengleichheit FahrplanChancengleichheit
10 »Ichwillzeigen,dassichdaskann« PorträtKatharinaKopke
14 Chancengleichheit-Kurzporträts
16 Bewunderungdafür,großeGeschützezufahren PorträtAndreaDegenthof
20 Arbeitsmarkt GuteArbeitfürMännerundFrauen
22 ZwischenGabelstaplern,ComputernundlautermännlichenKollegen PorträtAndreaLöser-Heinze
26 Arbeitsmarkt-Kurzporträts
28 »MännerblockierenoftdenAufstiegvonFrauen« PorträtJürgenFulde
32 FamilieundBeruf VereinbarkeitvonKindernundBeruf
34 »Vereinbarkeitmussmanwollen« PorträtAntjeLabes
38 FamilieundBeruf-Kurzporträts
40 »Männer,trauteuch!« PorträtLarsSchubert
44 NeueWegefürMänner MännerkönnenmehralsKarriere
46 DerjenigefürsWerkzeugundfürdieKüche PorträtFelixHuber
50 NeueWegefürMänner-Kurzporträts
52 »Ichsehe,woraufandereVäterverzichten« PorträtDanielTokmadzic
56 Rollenbilder:DieBotschafterinnenundBotschafter
Inhalt
5
RoLLeNBILDeRIMWANDeL6
Über hundert Interviews von Frauen
und Männern zu den Themen Chancen-
gleichheit am Arbeitsmarkt und der Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf: Die
interaktive Ausstellung »Rollenbilder im
Wandel« zeigt, wie fantasievoll und cou-
ragiert Bürgerinnen und Bürger dieses
Landes eigene Lebensentwürfe jenseits
überholter Rollenbilder in die Tat um-
setzen.
Die Ausstellung übersetzt diese Themen aufeinedirektepersönlicheebene: InkurzenVi-deoserzählenFrauenundMänner,wie sie inihremberuflichenoder persönlichenUmfeldVorurteilen begegnen und wie sie ihre Zieleund Träume verwirklichen. eine junge Kfz-MechatronikerinerzähltvomAlltaginderBe-rufsschuleundihremehrgeizimBetrieboderein Manager erklärt, warum er seinen gutbezahlten JobandenNagelgehängthatundsich statt dessen jetzt um den Haushalt und
»RollenbilderimWandel«–WasIhnendieseBroschürebietet
RoLLeNBILDeRIMWANDeL 7
die Kindererziehung kümmert. So vielfältigwiedieGesellschaftselbstsindauchdieVideo-PorträtsderAusstellung.
Besonders junge Menschen ermutigen
Mehrere tausend Besucherinnen und Besu-cherhabensichdieAusstellungimJahr2008ininsgesamtzwölfdeutschenStädtenangese-hen,unter ihnenviele Jugendliche. ein schö-ner erfolg! Denn besonders junge Menschensollenheuteermutigtwerden,ihreBerufswahlnachpersönlichenVorliebenundFähigkeitenzu entscheiden – unabhängig von überkom-menen und doch oft noch so festgefahrenenRollenbildern.Nachwievorentscheidensichjunge Männer kaum für Tätigkeiten im zu-kunftsträchtigenSozialbereich, jungeFrauenhingegen schlagenhäufig schon frühBerufs-wege ein, die weniger Lohn und geringereAufstiegschanceneröffnen.
GerdHoofe,StaatssekretärimBundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend;NiaKünzer,Fußballweltmeisterin;Frank-J.Weise,VorstandsvorsitzenderderBundesagenturfürArbeit
In dieser Broschüre finden Sie daher ausge-wählteGeschichtenundGesichterderinterak-tivenAusstellung»RollenbilderimWandel«,
sowievielenützlicheInformationenrundumdasThemaChancengleichheit.
CHANCeNGLeICHHeIT8
FahrplanChancengleichheit
CHANCeNGLeICHHeIT 9
Ganz gleich in wel-
cher Lebenssituation
- Männern und Frauen
sollen alle Wege of-
fen stehen
Männern und Frauensollen alle Wege offenstehen – ob mit oderohne Kinder, alt oderjung und gleich in wel-cher Lebenssituation. esgeht um gleiche Chan-cenundgleicheVerant-wortunginallenLebens-bereichen und damitumneueMöglichkeitenjenseits einer traditio-nellenAufgabenverteilung.
Dazu bedarf es der Anstrengung aller Be-teiligten in Wirtschaft und Gesellschaft – in
Deutschlandundaufeuropäischerebene.DieFörderungderChancengleichheitisteinwich-tigesAnliegendereuropäischenUnion(eU).AusgutemGrund:Frauentragenüberwiegend
die Doppelbelastung von Familie und BerufundsindindenentscheidungspositionenvonPolitikundWirtschaftunterrepräsentiert.
Mitdem»FahrplanfürdieGleichstellungvonFrauen und Männern 2006 bis 2010« will dieeuropäische Union Chancengleichheit kon-kretfördern.einZieldesFahrplansistes,Rol-lenbilder aufzubrechen. Frauen und Männersollen gleichermaßen wirtschaftlich unab-hängigseinundBerufundFamiliebesserver-einbaren können. Chancengleichheit ist festin der Strategie der eU verankert und damiteinederLeitlinieneuropäischerWirtschafts-,Sozial-undBeschäftigungspolitik.
Die Lissabon-Strategie
Mit dieser Strategie der eUwerden seit 2000die Grundlagen für eine erfolgreiche Wirt-schafts- und Beschäftigungsentwicklung ineuropagelegt.
BesucherinnenbeiderAusstellungseröffnunginBerlin
Wesentliches Ziel sind mehr und bessere Ar-beitsplätze. Ausdrücklich verpflichten sichdieeU-Länderdarin,dieerwerbschancenvonFrauenzuverbessern.DieFrauenerwerbstäti-genquotesollindeneU-LändernbiszumJahr2010beiüber60Prozentliegen.DiesesZielhatDeutschland2006erreicht.
Quelle: Europäische Kommission, Schlussfolge-rungen des Vorsitzes des Europäischen Rats in Lissabon 2000
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Als angehende IT-Systemelektronikerin
behauptet sich Katharina Kopke in einer
Männerdomäne
KatharinaKopkeplant, installiertundwartetIT-Systeme,NetzwerkeundalledazugehörigenKomponenteneinschließlichderStromversor-gung. Die 20-Jährige macht eine AusbildungalsIT-SystemelektronikerinineinemAutomo-bilunternehmen in Hannover – und hat sichdamit für eine Männerdomäne entschieden:DerFrauenanteilunterAuszubildendenindenIT-Berufen lagdemBranchenverbandBitkomzufolge2007bei9,1Prozent.
Nicht einmal jede zehnte IT-Auszubildende ist eine Frau. Fühlen Sie sich da nicht als Exotin?
Ja,ichfühlemichschonalsexotininmeinemBeruf,daessehrseltenist,dasseineFrausoei-nenBeruferlernt.BeiunsimdrittenLehrjahrsind unter 12 Auszubildenden zwei Frauen.
UnddassindschonrichtigvieleFrauenfürdenIT-Bereich, in anderen Lehrjahren unter unsgibtesgarkeineodernureineFrau.
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschie-den?
MeinVateristInformatiker,dashatmichsehrgeprägt. Ich bin mit dem Computer aufge-wachsen, habe ihn schon ab dem sechstenLebensjahrgenutztunddamitistauchmeineNeugiergewachsen,was in einemComputerpassiert. Außerdem interessiere ich mich fürelektronikundmachegerneHandwerkliches– und ich wollte in einen sogenannten Män-nerberufundzeigen,dassichdaskann.
Ihre Familie hat Ihre Berufswahl dann vermut-lich unterstützt?
Ja,diefandendasvonAnfangansuper.
»Ichwillzeigen,dassichdaskann«
CHANCeNGLeICHHeIT
CHANCeNGLeICHHeIT12
Wie sind die Reaktionen im Kollegen- und Freun-deskreis?
MitKollegenhabeichgarkeineProbleme.Ichgehe sehroffenaufLeutezuundzeigeauch,dassichkompetentbin.IchhabenichtdasGe-fühl,dassichandersbetrachtetwerdealsMän-nerinmeinemBeruf.ÜberraschteReaktionenernteicheherinderFreizeit,wennichgefragtwerde, was ich mache. Dann heißt es öftersmal:»HastduwirklichAhnungdavon?«oder:»Wirklich?DastrauenSiesichzu,dasschaffenSie?« Vor allem Frauen sind verwundert undmanchmalfastgeschockt–geradejene,dieintypischenFrauenberufenarbeiten.Ichreagie-redaabersehrselbstbewusst.Ichbinstolzaufdas, was ich mache. Leider trauen sich vieleMädchennicht,ineineMännerbranchezuge-hen.DasmerkeichimmerwiederbeimeinerArbeitmitSchülerinnen.
Was machen Sie da?
Ich bin in zwei Berufsorientierungsprojektenengagiert. Ich begleite Schülerinnen bei derBerufsfindungundunterstützesiebeiBewer-bungen.Dabei sage ichdenMädchen immerwieder,dasssieaucheinentechnischenBerufschaffen können. Viele trauen sich das nichtzu, weil sie von ihrer Familie nicht ermutigtwerdenoderessogarausgeredetbekommen,beispielsweiseweildieMutteraucheinentypi-schenFrauenberufhat.
Glauben Sie, dass Frauen heute in männlich dominierten Berufen die gleichen Chancen haben wie Männer?
Ja. Ichhabe sogardasGefühl,dassgroßeUn-ternehmenFrauenbeigleichwertigerBewer-bung teilweise bevorzugen. So habe ich dasauf jedenFall inmeinemAusbildungsbetrieb
CHANCeNGLeICHHeIT 13
erfahren.FrauensinddortgernegesehenundderFrauenanteilsollerhöhtwerden.InKlein-unternehmen ist das vielleicht etwas anders,diesen eindruck hatte ich zumindest, als ichmich damals um einenAusbildungsplatz be-worben habe. Kleine Unternehmen trauensichda vielleichtnicht so recht ranundden-keneher,dassFrauendasnichtleistenkönnen–wasUnsinnist,alleinlogischDenkenkönnenwirwirklichbesser.
Und insgesamt in der Arbeitswelt: Haben Frauen die gleichen Chancen wie Männer?
Ja, weil Frauen das Gleiche leisten könnenundguteVoraussetzungenmitbringen.InderSchulesindFrauensogarbesserundihrSozial-verhalten ist manchmal wohl auch positiver,dasfördertdasArbeitsklima.
CHANCeNGLeICHHeIT- KURZPoRTRäTS14
Andrea T. findet es schade, dass sich nichtmehrFrauentrauen, inklassischenMänner-berufenzuarbeiten.IhrerMeinungnachgibtes nichts,was Frauen nicht können. Gleich-berechtigungaktiv selber leben–das ist ihrMotto.
Andrea T., 39 Jahre, Ver- und Entsorgerin, Hannover
Als Bildungsberater sieht Dietmar L. jedenTag, dass die Berufswahl junger MenschenheutzutagekaumnochantraditionellenRol-lenbildern orientiert ist. Allerdings solltensichseinerAnsichtnachFrauenöftertrauen,mehrGehaltzuverlangen.
Dietmar L., 53 Jahre, Bildungsberater, Chemnitz
DieKarrierealsDiplom-Ingenieurinelektro-technikunddasMutterseinuntereinenHutzu bringen, empfindet CameliaM. nicht alsProblem. Der Verzicht auf ihren Berufwärefür sie einVerzicht auf einenwichtigenTeilihresLebens.
Camelia M., 27 Jahre, Diplom-Ingenieurin Elektrotechnik, Stuttgart
In der Automobilindustrie sind Frauen im-mernoch eineAusnahme, doch inzwischenakzeptierendieMitarbeiterdieTeamleiterinals ihreweiblicheVorgesetzte. Ihrerfolgsre-zept:FachlicheKompetenzundeinfühlungs-vermögen.
Frauke W., 40 Jahre, Teamleiterin Fertigung in der Automobilindustrie, Hannover
CHANCeNGLeICHHeIT- KURZPoRTRäTS
Chancengleichheit beginnt für Jana V. beierziehungundBildung.AusihrerArbeitmitKindernundJugendlichenweißsie,dassderGrundstein für ein gleichberechtigtes Rol-lenverständnismöglichstfrühgelegtwerdenmuss.
Jana V., 31 Jahre, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Chemnitz
Autoszureparierenwarschonvonkleinaufder Berufswunsch der 22-Jährigen. Proble-me mit männlichen Kollegen hat Miriam F.selten, doch in der Berufsschule musste siesich erst durchbeißen, bevor sie akzeptiertwurde.
Miriam F., 22 Jahre, Kfz-Mechatronikerin, Hannover
AlsMann in einemklassischen Frauenberuffühlt sich David F. häufig wie ein Paradies-vogel. Seine männlichen Freunde sind alleHandwerkeroderKaufleute.Dennochwürdeer sich immer wieder für seinen Beruf ent-scheiden.
David F., 19 Jahre, Pharmazeutisch Technischer Assistent, Erfurt
Als Frau in einer Männerdomäne hatSteffiG. immerwiederProblememitmänn-lichenKollegenundMitarbeitern, dochmitGeduld,HumorundeinerordentlichenPorti-onSelbstbewusstseinsetztsichdie38-JährigeaufihrenBaustellenschließlichdurch.
Steffi G., 38 Jahre, Bauingenieurin,Saarbrücken
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CHANCeNGLeICHHeIT16
Busfahrerin Andrea Degenthof wünscht
sich mehr Frauen am Steuer - in den
Fahrzeugen und in der Unternehmens-
führung
»Frau am Steuer – Abenteuer!« Solche Sät-ze muss sich Andrea Degenthof, Busfahrerinin Kiel, an manchen Tagen anhören. AndereFahrgäste hingegen loben Frauen für ihrenbesonnenenFahrstil. »Vieles ist inBewegunggeraten«,sagtdie47-Jährige,»aberwasmirimUnternehmenfehlt,sindmehrFraueninFüh-rungspositionen.«
Busfahrerinzuwerden,daslagfürAndreaDe-genthof nahe, denn die Familie hatte bereitsinderzweitenGenerationeinReisebusunter-nehmen:»IchbindamitgroßgewordenundeswarimmereinGedankevonmir,dassichauchmal große Fahrzeuge fahren wollte«, erzähltsie.IhreelternwarenstolzaufihreBerufswahlundimFreundeskreiserntetesievorrangigBe-
wunderungdafür,»dass icheinsogroßesGe-schützfahre«,berichtetsie.
»Die Kollegen fanden das zu Anfang sehr
komisch«
ZurückhaltenderwarenzunächstdieKollegenbeiderKielerVerkehrsaktiengesellschaft,die2001 in die Kieler Verkehrsgesellschaft mbHumgewandelt wurde. Als Andrea Degenthofdort1991anfingzuarbeiten,warenunterden565BusfahrerinnenundBusfahrernnurgut10Frauen.»KlarfandendieKollegendaskomischund haben uns Frauen das nicht zugetraut -aber wir haben es geschafft«, betont sie mitNachdruck.Heute seien Frauen imKollegen-kreisinderWahrnehmungnichtsBesonderesmehr und von den derzeit 410 FahrerinnenundFahrernsindimmerhin58Frauen.
Wenn es Probleme gibt, dann eher mit denFahrgästen. Sprüche wie: »Frau am Steuer –
Bewunderungdafür,großeGeschützezufahren
CHANCeNGLeICHHeIT18
Abenteuer«gehörenfürAndreaDegenthofanmanchenTagenebenauchzumBerufsalltag.Vor allem auf bestimmten Buslinien, in Bal-lungsgebieten und sozialen Brennpunktensei derUmgangstonohnehin oft ruppig. »Dahörtman schon einiges, auchhärtereDinge,dieunterdieGürtelliniegehen«,berichtetsie:»DasmussmanabschüttelnunddieohrenaufDurchzugstellen;dasdarfmannichtallesmitnachHausenehmen.«
»Ich wünsche mir mehr Frauen in der
Führungsebene«
InsgesamtaberwürdendieFahrgästeeineBus-fahrerin viel positiver aufnehmen als früher,weilFrauenindiesemBeruflängstnichtmehraußergewöhnlichsind.»oftwirdunsauchge-sagt,dasswirFrauenbesserund ruhiger fah-ren«,erzähltdieKielerin,dieesbegrüßenwür-de,wennsichmehrFrauenalsBusfahrerinnenbewerben. »Ichweißnichtwarum, so schwer
istBusfahrenauchnicht«,meintsie.
Vor allemaberwünscht sichAndreaDegent-hofmehrFraueninderFührungsebene:»WirhabeneinePersonalchefin,aberdieStellenalsVerkehrsmeister, FahrermanagerundFahrer-betreuer sind allesamt mit Männern besetzt,da fehlen mir Frauen.« Nicht nur im Sinneder Gleichberechtigung, Andrea Degenthofist auch überzeugt, dass mehr Frauen in Lei-tungsfunktionendemBetriebguttunwürden,weilHerausforderungenundauchschwierigeSituationen dann aus unterschiedlichen Per-spektivenbeurteiltwerdenkönnen: »Wirun-terscheidenunsschon,denkenbeispielsweisekreativer,undwennesProblemedraußen imFahrdienstgibt,siehteineFraudasanders.«
ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
Foto
: Ann
ett A
hren
ds
Bundesagentur für Arbeit
LEITWOLF
Plakatmotiv»RollenbilderimWandel–eineinteraktiveAusstellung«
ARBeITSMARKT20
Mehr als die Hälfte
der Frauen und Män-
ner wünschen sich
eine partnerschaft-
liche Aufgaben vertei-
lung
Immer mehr jungeFrauen haben besse-re Bildungsabschlüsseals junge Männer. Aufdem Arbeitsmarkt aberteilen sich die Welten:Während33ProzentderFrauen in Teilzeit arbei-ten, tun dies lediglichfünf Prozent der Män-ner. In Führungs-positionen beträgt der Frauenanteil inDeutschland nur etwas über 20 Prozent. Ge-spalten sind auch die einkommensverhält-nisse: Je nach Branche und Berufsgruppe
verdienenFraueninDeutschlandbiszueinemViertelwenigeralsihremännlichenKollegen.
GuteArbeitfürMännerundFrauen
ARBeITSMARKT 21
»NochniegabessovielegutqualifizierteFrau-en.DennochmachensieinihremberuflichenUmfeldimmernochdieerfahrung,dassvoral-lemMännerndieaussichtsreichenPositionenund Führungsaufgaben übertragen werden– vielleicht, weil immer noch überwiegendMänner darüber entscheiden und überholteRollenbildernichthinterfragtwerden.«Frank-J. Weise, Vorstand der BundesagenturfürArbeit
SoverfestigtsichdasBild:Männersinddieer-nährer der Familie, Frauen verdienen dazu.Diese einfache Rollenverteilung entsprichtaber nicht den Wünschen: Die Sinus-StudiezurGleichberechtigungdesBundesministeri-umsfürFamilie,SeniorenFrauenundJugendzeigt:MehralsdieHälftederFrauenundMän-ner wünschen sich eine partnerschaftlicheAufgabenverteilung.
Girls‘ Day
Seit acht Jahren gebenArbeitgeber amMäd-chen-Zukunftstag Schülerinnen einblick inBerufsfelder, die sie bislang nur selten in Be-trachtgezogenhaben.Zielistes,diealtenVor-stellungenzuüberwinden,was»typischweib-lich«oder»typischmännlich«ist.
Vor allem technische Unternehmen, Betrie-be mit technischen Abteilungen und Aus-bildungen,HochschulenundForschungszent-renöffnenihreTüren.Schon650.000MädchenhabensichamGirls‘DayüberspannendeBe-rufsfelderinformiert.
DieAusstellunginderArbeitsagenturfürArbeitinBerlinMitte
ARBeITSMARKT 23
Andrea Löser-Heinze aus Hamburg ist die
bundesweit einzige Servicetechnikerin
Dumme Sprüche, lästernde Kollegen, nichtjugendfreieFotosandenWändenderSchwei-ßerkabinen – das hat Andrea Löser-HeinzewährendihrerAusbildungundden26folgen-den Berufsjahren als Servicetechnikern alleserlebt.
»es gibt immer noch einen nicht enden wol-lenden Vorrat an Männern, die zu einem indieWerkstatt kommenundmeinen,man isteigentlichzumKaffeekochenda«,kritisiertdie47-jährigeWerkstattleiterinausHamburg.»Damussmanschonmalkontern.«Alsbundesweiteinzige Servicetechnikerin repariert Löser-Heinze beispielsweise Gabelstapler, schreibtAngebote undmuss sich in der BuchhaltunggenausoauskennenwiemitComputern.Denndie Zeiten des »Motorhaube auf, Keilriemengewechselt, Motorhaube zu«, so die Service-
technikerin,sindlängstvorbei.Heutewerdenper Laptop die Fehler ausgelesen und analy-siert.KeilriemenwechselnkannAndreaLöser-Heinzetrotzdem.
Vorurteilen begegnen mit Kompetenz
und Sachlichkeit
InderSchuleseiRechtschreibungwenigerihrDing gewesen, erzählt sie. Dafür hat sie frühihre Vorliebe und ihr Talent fürs Schraubenentdeckt–ameigenenKleinkraftrad.Spontanhat sie sich auf eine Anzeige der Stadt Ham-burg in der Marktzeitung beworben, in derMädchen für gewerblich technische Berufegesucht wurden. So bekam sie ihren Ausbil-dungsplatzalsMaschinenschlosserin.»DashatmirgelegenundSpaßgemacht«,sagtsienochheute.
Trotzdem sei gerade die Ausbildungszeit imBetrieb nicht immer leicht gewesen. »Beson-
ZwischenGabelstaplern,ComputernundlautermännlichenKollegen
ARBeITSMARKT24 ARBeITSMARKT 25
Deshalbseiensieauchsogut inFührungspo-sitionen.NurmüssteesnochmehrFrauen inSpitzenpositionengeben.
Deshalb wünscht sie sich von ihren Mitmen-schen – Männern wie Frauen – einen fairenUmgang miteinander und »Toleranz gegen-überdenFrauen,diedenMuthaben, ihreei-genen entscheidungen zu treffen.« Denn, sofordertsie:»IchmöchtemeinLebensoleben,wieesistunddasmachen,wozuichLusthabe,ohnedassjemandhässlichdarüberredet«.
ders die älteren Kollegen haben Sprüche ge-macht.« Dem ist Andrea Löser-Heinze selbst-bewusst entgegen getreten, hat sich auf ihrefachlicheKompetenzberufen.Man»darfsichvon den Männern nicht unterkriegen lassen,indemman sich aufAnmacheneinlässt, son-dernmanmusssichaufseineFähigkeitenver-lassen.Auchwenndasmanchmalderschwie-rigere Weg ist«, weiß Löser-Heinze und hatdiesenRatauchihrerTochtermitaufdenWeggegeben,dieeineAusbildungzurelektronike-rinbegonnenhat.
Ihre Tochter hat es als Elektronikerin
heute leichter
Hier kann sie auch beobachten, wie sich dieRollenbilder verändern: Ihre Tochter habe esschon etwas leichter als sie selbst. Dennochfindetsie,dassdasFrauenbildineinigenBerei-chen immer noch einen schweren Stand hat–seiesbeiihrimBetrieboderbeiderFreiwilli-
genFeuerwehr,wosiealsoberlöschmeisterintätig ist. Da bekomme ihr Gegenüber »auchschonmalFeuerzurück«,betont sie,wennesverbalzurSachegehe.
UmBerufundFamiliezuvereinbaren,hatAnd-reaLöser-HeinzeihreKinderfrühinBetreuunggegeben, erst zur Tagesmutter, später in denHort. »Das hat einen positiven effekt auf dieentwicklung gehabt.Nicht nur, dass dort fürMittagessenunddieBetreuungderHausauf-gabengesorgtwar,meineKindersinddadurchauchzusozialoffenenMenschengeworden«,bilanziert sie ihre erfahrung.Was sie Frauenrät, umberuflichBestand zuhaben? »Immermachen,immertun«,präsentsein-undnicht,nachdemdieKinderdasind,zuHausezublei-ben.»Frauenagierenbewussterundweitsich-tiger«,findetAndreaLöser-Heinze.Sie»habeneinen anderen Führungsstil und sehen nichtnur Macht sondern auch Verantwortung«.
ARBeITSMARKT- KURZPoRTRäTS26
DerjungeBauten-undobjektbeschichterer-lebtbeiderArbeit jedenTag,dassweiblicheKolleginnen die gleiche Arbeit ebenso guterledigenwieerselbst.Undfürdasmensch-licheMiteinanderaufdemBauseienFrauenaufjedenFalleinGewinn.
David R., 21 Jahre, Bauten- und Ob-jektbeschichter, Halle/Saale
Anfangs wurde die elektronikerin als ›klei-nes Mädel‹ von ihren männlichen Kollegenverlacht – nachdem klar war, dass ChristinD. fachlicheinigeszubietenhatundzudemrichtig zupacken kann, sind diese Stimmenschnellverstummt.
Christin D., 23 Jahre, Elektronikerin für Betriebstechnik, Halle/Saale
WennFrauensichfür Jobs interessieren,diemit Technik zu tun haben, dann sollten sieauchdenMuthaben,darumzukämpfen,fin-detBirgitP.Siehatsichgetraut:SeitLangemarbeitet sie sehr erfolgreich für eine großeAutomobilzeitschrift.
Birgit P., 43 Jahre, Stellvertretende Chefredakteurin einer großen Automobilzeit-schrift, Stuttgart
Dzonie B. hat durchweg gute erfahrungenmit weiblichen Kollegen gemacht. In dernach wie vor männerdominierten Metall-branche gebe es nichts, was Männer besserkönntenalsFrauen.
Dzonie B., 36 Jahre, Ingenieur, Berlin
ARBeITSMARKT- KURZPoRTRäTS 27
ZuBeginn ihrerberuflichenLaufbahnhatteKatrin L. sehr mit Vorurteilen in ihrem Be-triebzukämpfen.Heuteseiesselbstverständ-lich,dassFrauendortdieselbeArbeitmachenwieihremännlichenKollegen–dafürhatdie53-Jährigegekämpft.
Katrin L., 53 Jahre, Werkzeugmacherin, Hamburg
AlsSvenK.sichumeineLehrstellebeieinemLifestylemagazinbewarb,bekamerzuhören,dasseralsMannnichtqualifiziertfürdenJobsei.VonsolchenVorurteilenentmutigenlas-senwillersichabernicht:erversuchteswei-terhin.
Sven K., 18 Jahre, auf Lehrstellensuche, Kiel
Immer noch müsse man als Frau beweisen,dass man fachlich ebenso gut sei wie diemännlichen Kollegen – oder sogar besser.Das ärgert die Raumausstatter-Meisterinaus Stuttgart. Doch anstatt zu kapitulieren,kämpftsie.
Nathalie S., 35 Jahre, Raumausstatter-Meisterin, Stuttgart
DieNürnbergerSchreinerinhatunterschied-licheerfahrungengemacht:Währendman-che Betriebe sich heutzutage geradezu mitihrenMitarbeiterinnenschmückten,stelltenanderenachwievornurMännerein.
Melanie K., 38 Jahre, Schreinerin, Nürnberg
ARBeITSMARKT28
Jürgen Fulde setzte in seinem Unter-
nehmen ausschließlich auf weibliche
Teamleitungen
JürgenFuldeleitete30JahrelangeinPersonal-beratungs- und Personalentwicklungsunter-nehmen in Düsseldorf – und setzte »bewusstund erfolgreich« auf Frauen in Führungspo-sitionen:DieachtProjektleitungen inseinemUnternehmenwarenallesamtinFrauenhand.
JürgenFuldeistfestdavonüberzeugt,dassge-radeimDienstleistungsbereichFrauenfürLei-tungspositionen häufig besser geeignet sindalsMänner: »Frauen zeichnen sichdurch an-dereundhöheresozialeKompetenzaus,sindemotionalerundmeistmenschlicher.Männermüsstenemotionenzeigen.«
FrauenagiertenauchalsTeamleiterinnenan-ders: »Sie leiten eine Gruppe als erste unterGleichen,männlicheChefssindgernePatriar-
chenodernegativ:Machtmenschen«,soseinepersönlicheerfahrung.
Eine Lagerdisponentin war 1958 eine
Sensation
In seinen fast 40 Berufsjahren hat der heute68-Jährige eine große Bandbreite des Wirt-schaftslebens kennen gelernt. In den sech-ziger Jahren absolvierte er zwei Ausbildun-gen-alsKfz-HandwerkersowiealsGroß-undAußenhandelskaufmann - und arbeitete an-schließend zwei Jahre als Verkaufsleiter inder Automobilbranche. Dann studierte erBetriebswirtschaftslehre (BWL)undwar vieleJahre Dozent für Personalwesen, organisati-onundBWLanderhöherenWirtschaftsfach-schuleinDüsseldorf.1975gründeteerseinUn-ternehmen.
In dieser Zeitspanne habe sich die Arbeits-marktsituation von Frauen grundlegend ver-
»MännerblockierenoftdenAufstiegvonFrauen«
ARBeITSMARKT30
bessert, meint er und erzählt, wie 1958 dieerste Lagerdisponentin in seinem damaligenAusbildungsbetrieb anfing: »Das war eineSensation. Wir Männer darum herum habengedacht, jetztwirddieWelt verrückt.«HeutehättenFrauenähnlichguteStartchancenwieMänner:»obsieeineBWL-Absolventinhabenodereinen-AbsolventenistkeinThemamehr–vor30 Jahrenwaresdasaber.«Undzumin-dest immittlerenManagement seien Frauenlängstangekommen, »vor20 Jahrengab‘sdanurMänner«,sagtJürgenFulde.
Gute Startchancen, steiniger Aufstieg
ZumThemaberuflicherAufstiegfügterhinzu:»Ich glaube, dass eine Frau auch heute nocherheblichmehrKraftaufwendenmuss,umineineadäquateBeschäftigung zukommenalseinMann.« In denmeistenUnternehmen seidieRegelnachwievor,dassderAufstiegvonMännern quasi natürlich weitergehe, »aber
bei Frauen ist irgendwann Schluss, weil wirMänner doch einiges blockieren – vor allemmitSandkastenspielen«,sagterundmeintda-mit die »unerträglich häufigen Besprechun-gen,indenenMännersichgegenseitigPostenundAufgabenzuschieben,wieimSandkasteneben.«Und was müsste sich ändern? »Männer müs-sen Frauen lassen und nicht so viel Hürdenaufbauen«, sagt Jürgen Fulde. Deshalb – undweil er als Unternehmer Marktwirtschaftlerist–siehterauchnichtdiePolitikinderPflicht,die inseinenAugenindenvergangenenJah-ren»unwahrscheinlichvielgetanhat.«DieUn-ternehmenselbstmüssten ihreeinstellungenändern, Frauen in Leitungspositionen als et-wasSelbstverständlicheserachtenunddanachhandeln.»VielleichtwäreunsdanndiejetzigeWirtschaftskriseerspartgebliebenodernichtso negativ verlaufen - Frauen investieren an-dersundvorsichtiger«,überlegtJürgenFulde.
STAATSDIENER
Plakatmotiv»RollenbilderimWandel–eineinteraktiveAusstellung«
STAATSDIENER
ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
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Bundesagentur für Arbeit
FAMILIeUNDBeRUF32
Immer wichtiger bei
der Jobsuche: die Ver-
einbarkeit von beruf-
lichen Aufgaben mit
denen in der Familie
Bei Berufswahl und Job-sucheistfürFrauenundimmermehrMännerdieFrage wichtig, wie sichdie beruflichen mit denAufgaben inderFamilievereinbaren lassen. Da-mit dies besser gelingt,brauchenwireine fami-lienfreundliche Arbeits-welt.
Davon profitieren nicht nur berufstätige el-tern,sondernauchUnternehmen.DieBertels-mann-Studie »Karrierek(n)ick Kinder« zeigt:Mütter sind stark engagierte und motivierte
Führungskräfte. Für ihren beruflichen erfolgist die Unterstützung durch den Partner beiderFamilienarbeitsehrwichtig.
VereinbarkeitvonKindernundBeruf
FAMILIeUNDBeRUF 33
»ImmermehrVätertrauensichzu,ZeitfürihreKinderzunehmen,weilihreinkommennichtkomplettwegbrichtunddaselterngeldgesetzmitseinemRechtaufPartnermonateihnenbeiihrenArbeitgeberndenRückenstärkt.«Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen
MitdemelterngeldhatdieBundesregierungdieWeichengestellt,damitMütterundVäterBerufstätigkeitundFamiliebesservereinbarenkönnen.einwichtigesAnliegenwares,mitdenPartnermonatendieVaterrollezustärkenundgesellschaftlichanzuerkennen.AuchwennesimmernochdieFrauensind,diehäufigerundlängerfamilienbedingtihreBerufstätigkeitre-duzieren, so lässt sichdoch festhalten: SchonimerstenJahrnahmjederzehntejungeVaterwenigstens zweiMonate elternzeit – vor ein-führungdeselterngeldeswareneswenigeralsvierProzentderVäter.Beim beruflichen Wiedereinstieg nach einer
FamilienphasesindnichtnurdieFrauengefor-dert.AuchhierwerdendieMännergebraucht.DiegesamteFamiliemuss sichneueinstellenaufeineandereAufgabenteilunginBezugaufFamilieundBeruf.
Elterngeld
elterngeld erhaltenMütterundVäter, die ihrKind nach der Geburt selbst betreuen undhöchstens 30 Stunden arbeiten. es beträgt 67Prozent des letzten Nettogehalts, höchstens1800euroundmindestens300euroimMonat.elterngeldwird längstens 14Monate gezahlt,wobeijezweiMonatedemVaterundzweiderMutterreserviertsind.DieAusstellungimHausderDeutschenWirtschaftinBerlin
FAMILIeUNDBeRUF34
Antje Labes arbeitet als Biologin in Voll-
zeit und hat eine kleine Tochter, um die
sich ihr Mann kümmert.
»DieFrage,wervonunsbeidenzuHausebleibt,wenndasKinddaist,wareinfachbeantwortetmit dem Blick ins Portemonnaie«, sagt AntjeLabes,BiologinausKiel.Die33-Jährigearbei-tet in einem großen Meeresforschungszent-rum,ihrMannstudiert.SieverdientweiterhindasGeld,ihrMannistjetztzuHause.
»Wir haben schon einen ziemlichen Rollen-tauschgemacht«,meintAntjeLabes.IhrMannpasstaufdievierjährigeTochterauf,erziehtsieundführtdenHaushalt.»Dasfindeter,glaubeich,ganzgutunddasmachtihmSpaß«,erzähltsie.Wasereherschwierigfände,seidas»erle-benaufdemSpielplatzoderimKindergarten.«DenndortistihrMannimmernochdereinzi-ge.DerKontaktmitanderenMütterngestaltesich eher distanziert. Fragen andererMütter,beispielsweisezurGesundheitderTochter,ge-
hendanndirektanAntjeLabes:»WennesumwichtigeDingebeiunsererTochtergeht,wirdimmererstbeimirnachgefragt.«»Schubladen im Kopf« sind gut – um sie
immer mal wieder umzuräumen
SeitderGeburt ihrerTochterunddemdamitverbundenenRollentauschhatsichauchAntjeLabes‘VerständnisfürRollenbilderverändert.»Was sich verschärft, ist der Blick dafür, werwas gut kann. Der individuelle Faktor ist da-bei ganzwichtig«, unterstreicht sie. Anderer-seits findet sie esmittlerweile auch gut, dasses»SchubladenimKopf«gibt,»mitderkleinenBedingung,daauchimmermalreinzugucken,wasdaeigentlichdrinistundgegebenenfallsmalumzuräumen«.
BeiihrerTochtererlebtAntjeLabes,wiewich-tig es ist, verschiedene Rollen auszuprobie-renunddamitzuspielen.»Sieerlebtgarkeinklassisches Rollenbild bei uns, aber sie spielt
»Vereinbarkeitmussmanwollen«
FAMILIeUNDBeRUF36
auch ihremMann gerne ermöglichen, arbei-ten zugehen. Letztendlich sei aberalles eineeinstellungssache: »Vereinbarkeit muss manwollen. Wer sich eine kognitive Liste machtmit‚Wassprichtdafür,wassprichtdagegen?‘der wird sich immer gegen Kinder entschei-den.Manmusseinfachsagen‚Losgeht’s‘unddannklapptdasauchirgendwie.«
ganzklar ‘Papageht zurArbeit,MamableibtzuHause‘«,wundertsiesich,»undichbinfestdavon überzeugt, dieses Rolleneinnehmenhilftihr,späterihreeigeneRollezufinden.«Andie verschiedenenRollenbilder gehe sie jetzt»ganzbiologischran,mancheDingesindhaltso. Vielleicht hat man da als elternteil auchnurbedingteineChance.Wichtig istes,demKinddasGefühlzuvermitteln,dassessichfreientscheiden kann, dass jemand für es da istundVertrauenaufzubauen. egal,welches el-ternteilzuHauseist«,sagtAntjeLabes.
Mutter und Vollzeit-Job bleibt ein
schwieriger Spagat
ManchmalallerdingsseiderSpagatzwischenFamilie und Beruf schwierig. »Ichmöchte anderentwicklungmeinerTochterteilhabenundkanndaauchnichtganzdieFingerherauslas-sen.AufderanderenSeitehabeicheinenVoll-zeitjob«.Siewünschtsichdafürbeispielsweisenoch mehr Teilzeitmodelle, denn sie würde
ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
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Bundesagentur für Arbeit
Plakatmotiv»RollenbilderimWandel–eineinteraktiveAusstellung«
FAMILIeUNDBeRUF- KURZPoRTRäTS38
Der Jura-Student aus Hamburg findet, dassalteRollenklischees inzwischen längstüber-holt sind.erkannsichgutvorstellen, spätereinmaldenHaushaltzuführenunddieKin-der zu betreuen, während seine Frau arbei-tengeht.
Achim V., 27 Jahre, Student, Hamburg
Alte Rollenbilder sind für die Reiseunter-nehmerin längst überholt. Zu arbeiten undgleichzeitigeineguteMutterzusein,sei fürviele Frauen heute ganz normal. Und fürMännerstelleesauchkeinProblemmehrdar,Wäschezuwaschenodereinzukaufen.
Claudia B., 29 Jahre, Reiseunternehmerin, Berlin
AndreaN.führtmitihremManngemeinsameinWeingut.Dabei istesselbstverständlich,dass sieebensoTraktor fährtwieallemänn-lichen Mitarbeiter. Frauen und Männer er-gänztensichimWeinbaugut,findetsie.
Andrea N., 41 Jahre, Winzerin, Stuttgart
DirkV.hat inseinemChemnitzerUnterneh-menschonvor JahreneinenBetriebskinder-gartengeschaffen.Familienfreundlichkeit seiwichtig, umqua-lifizierteMitarbeiterinnen langfristigandasUnternehmenzubinden.
Dirk V., 38 Jahre, Geschäftsführer, Chemnitz
FAMILIeUNDBeRUF- KURZPoRTRäTS
Die 44-jährige Nürnbergerin hat ihren Kin-dernbeigebracht,dassTalentundVorliebenbei IhrerBerufswahl entscheidend sein soll-ten–undkeineüberkommenenRollenbilder,dieheuteeherhinderlichsind.
Sigrid T., 44 Jahre, Soziologin, Nürnberg
JensK.wolltenichtnurein»Feierabendpapa«sein.DeshalbhatermitseinemChefeinTeil-zeit-Modell ausgehandelt, das ihm viel ZeitfürseineFamilie lässt.Nunkümmertersichmit seinerFraugemeinsamumseinekleineTochter.
Jens K., 33 Jahre, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Berlin
Hausarbeit und Kindererziehung will sichMatthiasG.aufjedenFallmitseinerFreundinteilen,wennsieineinpaarJahreneineFami-lie gründen. Wer dabei aber den größerenAnteilübernimmt,wirddannentschieden.
Matthias G., 23 Jahre, Student, Stuttgart
Ihre eltern haben Stella S. vorgelebt, dassFamilie und Beruf sich vereinbaren lassen.etwasanderesalseinegleichberechtigteRol-lenverteilungkannsichdie18-jährigeSchüle-rindaherauchfürihreeigenePartnerschaftundFamilienichtvorstellen.
Stella S., 18 Jahre,Schülerin, Saarbrücken
39
FAMILIeUNDBeRUF 41
Der erfolgreiche Banker Lars Schubert
hat ein Jahr Elternzeit genommen
Sie selbstständige Schneidermeisterin mit ei-genemAtelier,erProjektleiterundControllerin einergroßenBank.Beide erfolgreich.Wervonbeidenbleibt zuHause,wenndas zweiteKind da ist? Gemeinsam mit seiner Frau hatLars Schubert entschieden, dass er derjenigeseinwird,dersich imersten JahrumdieKin-derkümmert.
Keine leichte Entscheidung
»ersthabeichmirgedacht,ichmacheeinfacheinJahrPausevomJob,aberjenäherderZeit-punktkam,destoschwierigerwurdees«,sagtder40-Jährige.Dabeiseierfastüberseineeige-neCouragegestolpert:»IchhabedreiWochengebraucht, schlaflose Nächte gehabt.« AngstumdieKarriereunddieberuflichenPerspek-tivennachdenVätermonatenwarendiegröß-tenSorgenpunktefürihn.
Ohne das Elterngeld hätte der Vater die
Auszeit nicht genommen
»DerausschlaggebendePunktwareigentlich,dassdieArbeitmeiner Frau immer erfolgrei-cherwurdeunddasAtelierimmerbesserlief«,beschreibterdenHintergrunddesentschlus-ses.HättesichdasPaarzurumgekehrtenVari-anteentschlossen–ergehtweiterarbeiten,siebleibtzuHause–,hätteseineFrauihrenLadenschließen müssen. Das kam für beide jedochnichtinFrage.DaselterngeldhatfürSchuberteinemaßgeblicheRollebeiderentscheidunggespielt: »ohne das elterngeld hätte ich dasVaterjahrnichtgemacht.«
ersiehtdieseZeitauchfürsichalsChance,Luftzuholenundetwasandereskennenzulernenals das leistungsorientierte Arbeiten und dieAusrichtung anmateriellenWerten. »Das er-ziehenvonKinderngibteineandereFormderBefriedigungalsdererfolgimJob.Deshalbfällt
»Männer,trauteuch!«
FAMILIeUNDBeRUF42
esMännernamAnfangvielleichtschwereralsFrauen,erziehungauchalsBereicherungundLeistung anzuerkennen«, meint Schubert. erselbst ist sehr froh, diesen Schritt gewagt zuhaben.GernehätteerabernochmehrKontaktzuMännern,diewieermehralsdiezweiVäter-monate–dasobligatorischeMindestmaßum14undnichtnur 12Monateelterngeldzube-ziehen–inAnspruchnehmen.AufdemSpiel-platzisterwochentagsmeistnochdereinzigeVaterunterMüttern.
Aktivdabeisein,wenndasKindaufwächstSicher brauche es Mut zu der entscheidung,sich diese Auszeit zu nehmen und zu sagen»Ich möchte mich um meine Familie küm-mern«,meintSchubert.AberimGegenzugbe-kommemansehrvielzurück.Manistaktivda-bei,wenndieKinderaufwachsen.Geradevieleseiner älteren Kollegen hätten ihm zu seinerentscheidung gratuliert. »Ich erlebe das bei
Männern,diejetzt20JahrealteKinderhaben,undsichsagen:Ichhabedasverpasst.«
Innerhalb des letzten Jahres habe sich dochschoneinigesverändert,meintSchubert.Mitt-lerweile gäbe es Männergruppen, die auchtatsächlichstattfinden. Ihmaber istdasnochzu wenig: »Männer, traut euch! Ich wünschemirwirklichmehrMänner,dieJadazusagen.NehmteuchdieZeit,etwasandereszuerlebenals immer nur Leistungsdruck und Stress imJob.HabtdenMut,euchdieseAuszeitzuneh-men.«
Bundesagentur für Arbeit
ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
HEIMCHENAM HERD
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Plakatmotiv»RollenbilderimWandel–eineinteraktiveAusstellung«
NeUeWeGeFÜRMäNNeR44
Traditionell männlich
besetzte Berufsbilder
gehen zurück - Anfor-
derungen im Wissens-
und Dienstleistungs-
sektor wachsen
Direkt nach der SchulesindjungeMännermitt-lerweile häufiger vonJugendarbeitslosigkeitbetroffenalsjungeFrau-en.Traditionell männlichbesetzte Berufsbildergehen seit geraumerZeit zurück. Zugleichnehmen die Anforde-rungen imwachsendenWissens-undDienst-leistungssektor zu. Die Zukunftsplanung vie-lerjungerMänneristnachwievorauf»typischmännliche«Berufeausgerichtet.KFZ-Mechat
ronikerundIndustriemechanikersinddiebe-liebtestenAusbildungsberufejungerMänner.Als Grundschullehrer oder Altenpfleger sindsiedagegenkaumzufinden.Undwährendan
MännerkönnenmehralsKarriere
NeUeWeGeFÜRMäNNeR 45
denHochschulenderMänneranteilindenFä-chernelektrotechnikundMaschinenbauüber90Prozent liegt,findensich imFachPädago-giknurwenigeStudenten.
DieVorstellungenvomidealenBerufhängenbeiMännern(wiebeiFrauen)engmitdenVor-stellungenvonihrerRolleinderFamiliezusam-men.NachwievorwirdeineerstzuständigkeitfürdiefamiliärenFürsorgeaufgabenderFrauzugeschrieben,derMann istalsernährerderFamilieeherfürdenUnterhaltalsfürdieerzie-hungs-undPflegeaufgabenzuständig.
Jenseits überkommener Rollenbilder bietensichauch imBerufneueChancen.Unterneh-men erwarten von Bewerberinnen und Be-werbern zunehmend nicht nur Fachwissen,sondern legen Wert auf Team- und Kommu-nikationsfähigkeit–eigenschaften,diefrüheralstypischweiblichangesehenwurden.
Quelle: Statistisches Bundesamt, 20-jährige Frauen und Männer heute – Lebensentwürfe, Rollenbilder, Einstellungen zur Gleichstellung. Sinus-Milieustudie, 2007
Neue Wege für Jungs
DasBundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugendhatdasPilotprojektunter-stützt, das in der Praxis vor ort entstandeneAnsätzeeinerjungengerechtenBegleitungimÜbergangSchule-Berufbündelt,begleitetundweiterausbaut.
DerinhaltlicheSchwerpunktliegtinderUnter-stützungvonAngebotenfürJungen,dieeinenBeitragzurerweiterungdesBerufswahlspekt-rums,zurFlexibilisierungmännlicherRollen-bilder und zur Stärkung sozialer Kompetenzleisten.
MännerkönnenmehralsKarriere:FotoaktionzurAusstellungseröffnunginFrankfurt/Main
NeUeWeGeFÜRMäNNeR46
Felix Huber übernahm für mehrere Jahre
die Rolle des Hausmanns
erklärenmusste er schonmanchmal,warumerzuHausegebliebenist,umsichumdievierKinderzukümmern–undnichtseineFrau.Fe-lixHuberausHamburgistHausmann.»Dasisteinfachsogekommen«,sagter.Alssichdasers-teKindankündigte,studierteseineFraunoch,erhatteseineSchauspielausbildungabgebro-chenundwaraufderSuchenacheinerneuenPerspektive. »Die eröffnete sichdannmit derGeburtunsererTochter.«FelixHuberbliebzuHause, um für seine Kinder da zu sein, wäh-rendseineFrauihrMedizinstudiumbeendeteundbegann,alsärztinVollzeitzuarbeiten.
»Uns war immer klar, dass wir beide für dieKinder da sindunddasswir beide eineRollespielen,abereherdieelternrolleundnichtdieVater-oderMutterrolle«,erzähltder29-Jähri-ge. Schlussendlich haben sich beide zu einer
DerjenigefürsWerk-zeugundfürdieKüche
NeUeWeGeFÜRMäNNeR48
weniger starr wird. »Da, wo Rollen flexibelundimPrinzipaustauschbarsind,fühlensicheigentlichdiemeistenamwohlsten«,istseineerfahrung.
NeUeWeGeFÜRMäNNeR 49
seinerKinderbisherwenigbeeinflussten.
Vielmehrbeobachteter,dassbeiFamilien,indenen beide elternteile arbeiten und insbe-sondere dieVäter stark in ihren Beruf einge-bundensind,dieMütteroftmehroderweni-ger alleinerziehend seien. Dabei würde FelixHuberanderenVäternaufjedenFallempfeh-len,aucheinegewisseZeitzuHausezubleibenund sich um die Kinder zu kümmern. »ManmussdabeinichtunbedingtkomplettdieRol-lentauschen«,betonter,aberdieChance,deneigenen Kindern beim Aufwachsen zuzuse-hen, seiunwiederbringlich.»JedenTagerlebtmanetwasNeuesunddieBindungzudenKin-dernisteineganzandere.«
Jetzt hat seine Frau wieder das Wäsche-
waschen übernommen.
Seit Kurzemarbeitet FelixHuberwieder frei-beruflich als Promoter. Seine Frau hat dafür
erziehungsurlaub genommen. »Jetzt wird esspannend zu sehen, wie wir in unserer Rol-lenaufteilung damit umgehen.« Das sieht erjedochsehrentspannt:»SicherwerdeichnochderjenigefürsWerkzeugseinoderder,derdieSchaukel im Garten anhängt«, sagt er. DochauchinderKüchemöchteerweiterhinpräsentsein:»Dafürkocheicheinfachvielzugerne.«
AberandereDinge,dieerbislangerledigthat,wie beispielsweise das Wäschewaschen, wer-denjetztwiedervonseinerFrauerledigt.Die-serflexibleUmgangmitdemRollenverständ-nis, ist er sich sicher, zeigedenKindern,dasssowohldieMutteralsauchderVaterallesma-chenkönntenundnichtaufbestimmteAufga-benbeschränktseien.
Rollenbilder entspannter sehen
Generell wünscht sich Felix Huber, dass derUmgang mit Rollenbildern entspannter und
Rollenaufteilung entschlossen, die noch im-meralsuntypischgilt:erbliebbeidenvierKin-dern,siegingarbeiten.ImAlltagfühleersichdeshalb häufig »allein unter Frauen«, meintFelixHuber.
Die unwiederbringliche Chance seine
Kinder aufwachsen zu sehen
erundseineFrauhabensichaußerdemdazuentschieden,dieKinderfrühinBetreuungzugeben, damit sie in ein soziales Netz herein-wachsen und mit Gleichaltrigen zusammensind. Gerade im Umfeld seiner Frau ist dasaufgemischteReaktionengestoßen.»Dakamdann schon mal so ein Spruch wie ‚Man be-kommtdochkeineKinder,umsiedanngleichwiederabzugeben‘«,erinnertersich.Aberge-radedieoffeneAtmosphäre imKindergartenund die Tatsache, dass viele Mütter in ihremBekanntenkreisarbeiten,habedazubeigetra-gen, dass stereotype Rollenbilder den Alltag
Sich ein Jahr lang ausschließlich um seineTochter zu kümmern, empfindet Alf H. alsgroße Bereicherung. Trotz Hindernissen indenChefetagensolltenseinerMeinungnachmehrMännerdenMuthaben,erziehungsur-laubzunehmen.
Alf H., 39 Jahre, Fachangestellter für Arbeitsförderung, Hannover
FrederickJ.wolltegernmitMenschenarbei-ten,deshalbhater sich füreineAusbildungzum ergotherapeuten entschieden. Vielemännliche Kollegen hat er nicht: Der ergo-therapeut war während seiner AusbildungalleinunterFrauen.
Frederick J., 28 Jahre, Ergotherapeut, Berlin
erziehungsurlaub zu nehmen, war fürFrankF.selbstverständlich.AuchausseinempersönlichenUmfeld hat er Bestätigung fürdieseentscheidungerfahren:DieReaktionenvonFreundenundKollegenwarendurchwegpositiv.
Frank F., 39 Jahre, Diplom-Biologe, Frankfurt/Main
WeilseinerFraueineKarrierebeieinemgro-ßen Fernsehsender offenstand, hat der ehe-maligeGeschäftsmann seinen Beruf an denNagel gehängt und den Haushalt und dieKindererziehungkomplettübernommen.
Jan T., 43 Jahre, Hausmann, Berlin
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obwohldieHausarbeit ihmanfangs schwerfiel,empfiehltolafK.allenMännern,einebe-rufliche Auszeit für die Kindererziehung zunehmen.erhatdieZeitmitseinenzweiTöch-ternalsgroßeBereicherungempfunden.
Olaf K., 43 Jahre, Ver- und Entsorger, Hannover
DaselterngeldhatnachMeinungdes35-jäh-rigen Diplom-Pädagogen viel verändert inderGesellschaft: Für viele jungeMänner seies heute selbstverständlich, elternzeit zunehmenund sichumdenHaushaltunddieKinderzukümmern.
Michael H., 35 Jahre, Diplom-Pädagoge, Nürnberg
Thomas J. hat elternzeit genommen, wäh-rend seine Frau arbeiten ging – und würdeden Rollentausch jederzeit wieder machen.SeinerMeinungnachgibtesnichts,wasFrau-enbeidererziehungderKinderbesserkönn-tenalsMänner.
Thomas J., 36 Jahre, Facharbeiter im Öffentlichen Dienst, Hannover
oliver B. erlebt bei Traugesprächen immerhäufiger, dass es für junge Männer heuteselbstverständlich ist, sichandererziehungder Kinder aktiv zu beteiligen und sich diePflichtenimHaushaltzuteilen.
Oliver B., 39 Jahre, Evangelischer Pfarrer, Halle/Saale
NeUeWeGeFÜRMäNNeR- KURZPoRTRäTS50 51
NeUeWeGeFÜRMäNNeR52
Daniel Tokmadzic nimmt Elternzeit,
während seine Frau Vollzeit arbeitet
- als weit und breit Einziger in seinem
Umfeld.
BeimKinderarzt,inderSpielgruppe,beimKin-derturnen–der34-Jährigeistimmerdereinzi-geMann.SeineFrauarbeitetVollzeit,währenderseitderGeburtdesinzwischendreijährigenSohnes inelternzeit ist.DieFamilie lebt inei-nerKleinstadtbeiWürzburg.
Warum haben Sie die Elternzeit genommen?
Das war eine rationelle entscheidung, wirdachten,dassseifürunsbeidesoamSinnvolls-ten.MeineFrauhatdamalsschongearbeitet,als Regionalmanagerin im Landratsamt, undwollte ihren Beruf nicht aufgeben, währendich noch Rechnergestützte Wissenschaftenstudierte.Ichhabemichdann2005anderUnibeurlaubenlassen.
Wie hat Ihre Familie das aufgenommen?
Unsere eltern haben versucht, das größt-mögliche Verständnis zu zeigen – aber esfällt ihnen bis heute schwer zu akzeptie-ren, dass meine Frau arbeiten geht und ichzuhause bin und den Hausmann mache.Vor allem für meine Familie ist das unge-wohnt, ich bin Kroate und traditionell-kon-servative Werte spielen bei uns eine großeRolle. Meiner Frau und mir ging es teilweisenicht anders: Wir dachten wir sind modern,mussten aber feststellen, dass auch wir sehrtraditionell verhaftet sind. Anfangs habe ichselbst meiner Aufgabe kaum Anerkennunggezollt–obwohlesdasSchönsteist,wasmansich vorstellen kann. Doch wenn ich selbstmeine Rolle nicht anerkenne, wie sol-len andere das dann tun? Meine Frauund ich haben in den vergangenendrei Jahren viel über uns selbst gelernt,
»Ichsehe,woraufandereVäterverzichten«
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vor allem wie tief traditionelle Werte in unsschlummern,ohnedasswirdasgeahnthätten.
Und wie hat Ihr Umfeld reagiert?
es gibt viel politisch-korrekte Anerkennung,aber das erscheint oft geheuchelt und gehtnicht wirklich tief. Wenn man sich beispiels-weise auf Partys trifft und sich gegenseitigvorstellt,dannheißtes:»IchbinJuristineinergroßenKanzlei«oder»IchbinimFinanzweseninLondontätig.«Wennichdannsage:»IchbinHausmanninUnterfranken«,sagtmannatür-lichnicht:»Dutustmirwirklichleid«,sondern:»Das ist ja auch toll« – und dann ist das Ge-sprächbeendet.
Frauen reagieren am ehesten positiv und sa-gen, sie hättendamit kein Problem.Aber so-langemandasnichterlebthat,weißmannichtwasesbedeutet,»dieRollenzutauschen«und
dass man sich immer wieder rechtfertigenmuss. Letzten endes haben es viele Frauengern,wennderMann ihnenSicherheitgibt–auchwennsiedasniesagenwürden.
Sie leben in einer Kleinstadt ....
...undinderProvinz.IchbinimortdereinzigeMann indieserRolle.BeimKinderarzt, inderSpielgruppe,beimKinderturnen–ichbinim-merder einzigeMannunter Frauen.DawirdmannatürlichargwöhnischbetrachtetunddieFrauentrauensichnicht,aufeinenzuzugehen.Das war anfangs schon ein Thema für mich,manwillsichjaauchaustauschen.esbrauchteinfachmehrZeit,Kontaktezuknüpfen.
Würden Sie bei einem zweiten Kind gerne die Rol-len mit Ihrer Frau tauschen?
Wasicherlebendurfte,warsofantastisch,dass
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ichesmeinerFraunichtvorenthaltenmöchte,wenn siebei einemZweiten zuhausebleibenwill. Aber ich würde nicht auf einen Rollen-tausch bestehen. Ich habe bisher keine schö-nereTätigkeitgehabtundwolltedieZeitmitmeinemSohngegenkeinenJobderWeltein-tauschen. Ich sehe so viele andereVäter undworaufdieverzichtethaben,weilsiesehrvielarbeiten–undschwups sind ihreKinderdreiJahrealt.
Wie sehen Ihre beruflichen Pläne aus?
IchmöchtemichimSommersemesterwiedereinschreiben und mein Studium beenden.Aber das hat nicht Priorität, sondern die Fa-milie, das heißt, ich werde mein Studium indemUmfangverfolgen,wieesmöglichist.Ichselbst verspüre da keinen Druck, den machteherdasUmfeld,aberdavonhabeichmichinderelternzeitemanzipiert.
Was raten Sie anderen werdenden Vätern, die vor der Entscheidung stehen, Elternzeit zu neh-men?
WerdieseZeitmitseinemKinderlebthat,derbereut es nicht! Teilweise werfen die Arbeit-geberMännern,diegerneelternzeitnehmenwürden,KnüppelzwischendieBeine.oftsindesaberdieMännerselbst,dienichtüberihrenSchatten springenkönnen. Ichbefürchte,diemüsstemanzuihremGlückzwingen.
56
AchimV.,27Jahre,HamburgAlfH.,39Jahre,HannoverAliM.,20Jahre,BerlinAndreaD.,46Jahre,KielAndreaL.,47Jahre,HamburgAndreaN.,41Jahre,StuttgartAndreaT.,39Jahre,HannoverAndreasR.,34Jahre,ChemnitzAnnaM.,24Jahre,erfurtAnnelieseM.,55Jahre,NürnbergAntjeL.,33Jahre,KielAstridG.,44Jahre,NürnbergBeateJ.,50Jahre,StuttgartBennyB.,32Jahre,BerlinBettinaB.,41Jahre,ChemnitzBirgitF.,44Jahre,BerlinBirgitP.,43Jahre,StuttgartBrigitteM.,59Jahre,DüsseldorfCameliaM.,27Jahre,StuttgartCarstenS.,32Jahre,erfurtChristelR.-H.,61Jahre,Halle/SaaleChristianeo.,45Jahre,DüsseldorfChristinD.,23Jahre,Halle/SaaleChristinaJ.,32Jahre,StuttgartChristopherG.,26Jahre,HamburgClaraM.,35Jahre,Berlin
ClaudiaB.,29Jahre,BerlinDagmarR.&LotharB.,57und65Jahre,BerlinDanielT.,33Jahre,BerlinDanielaH.,37Jahre,StuttgartDavidF.,19Jahre,erfurtDavidR.,21Jahre,Halle/SaaleDetlefM.,43Jahre,ChemnitzDietmarL.,53Jahre,ChemnitzDirkV.,38Jahre,ChemnitzDonaldS.,Frankfurt/MainDoritA.,34Jahre,HannoverDzonieB.,36Jahre,BerlinelkeF.,50Jahre,SaarbrückenernaK.,77Jahre,Nürnbergeva-MariaF.,24Jahre,BerlinFelixH.,28Jahre,HamburgFrankF.,39Jahre,Frankfurt/MainFraukeW.,40Jahre,HannoverFrederickJ.,28Jahre,BerlinGabrieleB.,45Jahre,Halle/SaaleHeidiS.,36Jahre,HannoverHelgaS.,53Jahre,NürnbergHenningR.,42Jahre,BerlinHildegardM.,42Jahre,DüsseldorfIngaP.,43Jahre,KielIngaT.,61Jahre,Nürnberg
57
IngeL.,82Jahre,BerlinIngeW.,56Jahre,NürnbergJanK.,26Jahre,Halle/SaaleJanT.,43Jahre,BerlinJanaV.,31Jahre,ChemnitzJannaB.,16Jahre,DüsseldorfJensK.,33Jahre,BerlinJürgenF.,67Jahre,DüsseldorfKarinK.,49Jahre,DüsseldorfKarstenK.,34Jahre,ChemnitzKatharinaK.,19Jahre,HannoverKatrinL.,53Jahre,HamburgKristinaV.,17Jahre,erfurtLarsS.,39Jahre,KielMarcR.,22Jahre,StuttgartMarcusJ.,28Jahre,ChemnitzMargretW.-T.,73Jahre,StuttgartMariaTheresiav.S.,60Jahre,DüsseldorfMatthiasG.,23Jahre,StuttgartMelanieB.,24Jahre,erfurtMelanieK.,38Jahre,NürnbergMichaelH.,35Jahre,NürnbergMiriamF.,22Jahre,HannoverNadineB.,17Jahre,SaarbrückenNathalieS.,35Jahre,StuttgartNiaK.,28Jahre,Frankfurt
NicoK.,28Jahre,Halle/SaaleNiklasC.,19Jahre,Halle/SaaleolafK.,43Jahre,HannoveroliverB.,39Jahre,Halle/SaalePeterW.,42Jahre,ChemnitzPetrao.,46Jahre,Frankfurt/MainRobA.,43Jahre,BerlinRobertB.,32Jahre,BerlinRolandL.,44Jahre,StuttgartSabineG.,40Jahre,SaarbrückenSandraF.,33Jahre,StuttgartSebastianK.,20Jahre,KielSebastianS.,33Jahre,BerlinSigridT.,44Jahre,NürnbergSimoneF.,40Jahre,BerlinSolveighe.,42Jahre,KielSteffiG.,38Jahre,SaarbrückenStellaS.,18Jahre,SaarbrückenSvenK.,18Jahre,KielThomasJ.,36Jahre,HannoverUlrikeR.,41Jahre,ChemnitzUrselS.,61Jahre,ChemnitzUrsulaH.-H.,65Jahre,StuttgartUteA.,51Jahre,NürnbergUteS.,39Jahre,Frankfurt/MainWalterL.,51Jahre,Frankfurt/Main
WirdankenallenBotschafterinnenundBotschaftern
ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
ROLLEN-BILDEREINE INTERAKTIVE AUSSTELLUNG
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Bilder:Seite7,Seite8,Seite20:Herschelmann/KoMPAKTMeDIeNSeite11:Schalla/KoMPAKTMeDIeNSeite17,Seite35,Seite40:Zunke/KoMPAKTMeDIeNSeite22,Seite47:Tatalovic/KoMPAKTMeDIeNSeite26:B.Priemer/MotorpresseStuttgartSeite28:Wolff/KoMPAKTMeDIeNSeite32:Jankowiak/KoMPAKTMeDIeNSeite44:Rüther/KoMPAKTMeDIeNSeite53:Tokmadicz/privat
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Stand:
November2008
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