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SERVICE S. 11
Kulturtipps
BUCHTIPPS S. 10
Buchtipps
BERICHT S. 8 – 9
Dick durch mehr Firmicutes Bakterien?
BERICHT S. 5 – 7
Milchsäurebakterien als Blutfett-Senker der Zukunft
1 / 2016
BERICHT S. 3 – 4
Wie Xenobiotika die Darmfl ora verändern
* * * P R O B I O T I K A - M A G A Z I N * * *
Dick durch mehr Firmicutes Bakterien in der Darmflora?
Wie Xenobiotika die Darm� ora verändern
Unsere Darmfl ora
unterstützt uns tat -
kräftig. Egal ob Nähr stoff-
versorgung, Abwehr von
Krankheitserregern oder
Immunstimulation: die
Darm fl ora hilft. Doch das
danken wir ihr nicht – im
Gegenteil. Wir malträtieren
sie mit Fast Food, unter-
binden den bakteriellen
Nachzug von außen, indem wir unsere Umge-
bung penibel sauber halten und lassen immer
wieder Chemie-Cocktails auf unsere helfenden
Mitbewohner los. Die Darmfl ora reagiert wie
alle Ökosysteme: sie stellt sich auf die Belastun-
gen ein und formiert sich um. Damit kann die
Darmfl ora leben; bei den einzelnen Vertretern
gibt es immer Gewinner und Verlierer. Die Frage
ist nur, ob wir mit den Veränderungen in der
Besiedlung gut leben können.
Einer aktuellen Veröffentlichung im Fachmaga-
zin „Nature“ zufolge hat das am häufi gsten
verschriebene Medikament zur Behandlung
von Typ 2-Diabetes – das Metformin - einen
größeren Einfl uss auf die Zusammensetzung
der Darmbakterien als die Erkrankung selbst.
Das berichtet Forschungsleiter Peer Bork vom
Europäischen Laboratorium für Molekularbio-
logie (EMBL) in Heidelberg. Die Untersuchun-
gen an mehr als 700 Personen zeigten: an der
Darmfl ora lässt sich ablesen, ob ein Patient das
Präparat einnimmt. Über die Erkrankung selbst
gab die Darmfl ora allerdings keinen Aufschluss.
“Die Unterschiede, die wir bei der mikrobiellen
Zusammensetzung festgestellt haben, könnten
einige der Nebenwirkungen von Metformin er-
klären”, kommentierte Kristoffer Forslund - der
Erstautor der Studie - die Ergebnisse. Verände-
rungen im Ökosystem Darm können sich aber
auch positiv auswirken, wie zum Beispiel bei
bestimmten Chemotherapien. Mehr über die se
spannenden Zusammenhänge erfahren Sie im Ar-
tikel „Wie Xenobiotika die Darmfl ora ver än dern“.
Stimmt dagegen die Zusammensetzung der
Darmfl ora, arbeitet unser Körper eng mit den
Mikroben zusammen. Die Bakterien spielen
uns Metabolite zu, die wir nutzen und zum Teil
an die Mikroben zurückspielen. Oder anders
herum. Ein endloses Ping-Pong zwischen den
bakteriellen Enzymen und unseren Enzymen in
Darm und Leber. So bestimmen die Bakterien
zum Beispiel mit, wieviel Cholesterol durch un-
sere Adern fl ießt, ob wir satt sind und wieviel
Energie wir aus einer fettreichen Ernährung
ziehen können. Doch damit nicht genug.
Nehmen wir Medikamente ein, entscheiden die
Bakterien letztendlich über ihre Wirkung. Sie
können die Medikamente unverändert zu ihrem
Wirkort passieren lassen - oder aber sie verdau-
en die Medikamente, bevor sie ihre Wirkung
entfalten. Zum Teil aktivieren sie aber auch die
Medikamente und machen so eine wirksame
Therapie erst möglich. Noch beachten wir zu
wenig, welche Rolle die Darmbakterien bei
einer medikamentösen Therapie spielen, doch
das Bewusstsein für ihre Bedeutung wächst.
Der Zusammenhang zwischen Darmfl ora und
Gewicht hat sich im Vergleich dazu wie ein
Lauf feuer verbreitet. Zum Teil haben Verfasser
allerdings aus ersten Studienergebnissen vor-
schnelle, verallgemeinernde Schlüsse gezogen.
Ein aktueller Review hat deshalb mehrere
Stu dien verglichen und größere Datensätze
analysiert, um Licht ins Firmicutes- Bacteroi de-
tes-Dunkel zu bringen. Mehr zu den Ergebnis-
sen des Reviews im Artikel „Dick durch mehr
Firmicutes-Bakterien in der Darmfl ora?“.
Doch was hat der Review eigentlich unter die
Lupe genommen? Die Zusammensetzung der
Darmfl ora, der Mikrobiota oder des Mikro-
bioms? Für Autoren ist es derzeit schwierig,
einen korrekten und gleichzeitig verständlichen
Begriff zu verwenden. Der Begriff „Darmfl ora“
ist veraltet und wird sich über kurz oder lang
verabschieden, aber noch sind wir alle mit ihm
vertraut. Die „Mikrobiota“ ist fachlich korrekt,
aber sperrig. Der Ausdruck „Biota“ bezeich-
net alle Lebewesen in einem Lebensraum, in
diesem Fall die mikrobiellen Lebewesen. Das
„Mikrobiom“ beschreibt im weiteren Sinne die
Gesamtheit aller den Menschen oder andere
Lebewesen besiedelnden Mikroorganismen, im
engeren Sinn allerdings nur die Gesamtheit der
mikrobiellen Gene der den Menschen besiedeln -
den Mikroben. Wahrscheinlich wird sich das
Mikro biom durchsetzen, analog zum Genom
als Gesamtheit der Gene und zum Proteom als
Gesamtheit der Proteine. Doch bis dahin blei-
ben wir bei dem uns allen vertrauten Begriff
der Darmfl ora.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre
Dr. Lilian Schoefer
lilian.schoefer@symbio.de
EDITORIAL
02 / SymbioLact & mehr
WIR BEISSEN DIE HAND, DIE UNS FÜTTERT
Körperfremde Stoffe können die Zusam-
mensetzung der Darmfl ora empfi ndlich
stören. Das wirkt sich meistens negativ auf
den menschlichen Organismus aus, doch unter
einer Chemotherapie kann es sogar lebensret-
tend sein.
Die Darmfl ora ist ein komplexes Ökosystem aus
mehr als 100 Billionen Mikroorganismen, die
zusammen hundertmal mehr Gene besitzen als
das Genom des Menschen. Weil das Darmmikro-
biom wichtige physiologische Funktionen im
Körper übernimmt wie die Unterstützung der
Verdauung, die Stärkung des Immunsystems und
den Schutz der Darmschleimhaut vor Krankheits-
erregern oder Giftstoffen wird es immer öfter
zu den lebenswichtigen Organen des Menschen
gezählt.
Doch das menschliche Darmmikrobiom ist wand-
lungsfähig. Bereits die Art der Geburt beein-
fl usst, welche Bakterien sich bevorzugt im Darm
ansiedeln. Später nehmen unsere Ernährung, die
Einnahme von Antibiotika und Medikamenten
und andere Umweltfaktoren Einfl uss darauf,
welche Mikroben in unserem Innersten wachsen.
Gerät die Darmfl ora aus dem Gleichgewicht,
kann das weitreichende Folgen haben – vor
allem, wenn die Dysbiose über Wochen und
Monate bestehen bleibt. Denn dann kann sich
auch die Darmschleimhaut verändern und für
unverdaute Partikel und Giftstoffe durchlässig
werden. Ein Leaky gut-Syndrom entsteht.. Über
den Blutkreislauf gelangen die Schadstoffe dann
in die Gewebe und Organe. Eine Dysbiose wurde
bereits mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
Übergewicht, Typ-2-Diabetes, entzündlichen
Darmerkrankungen und Allergien in Verbindung
gebracht.1
Neuere Studien lieferten sogar Hinweise darauf,
dass die Darmbakterien Verhalten und Hirn-
funktionen beeinfl ussen und damit eine Rolle
bei psychiatrischen Störungen spielen können.2
Wie Hirn und Darm sich genau beeinfl ussen, ist
bisher noch nicht vollständig geklärt, denn die
Stoffwechselwege, die der Hirn-Darm-Achse zu-
grunde liegen, sind auf höchst komplexe Weise
miteinander verwoben. Man geht heute davon
aus, dass biochemische Vorgänge im Gehirn, der
Vagusnerv, proinfl ammatorische Zytokine und
der Tryptophan-Metabolismus an der Verbin-
dung von Darmfl ora und Psyche beteiligt sind.3
Die Darmfl ora des Menschen kann auf vielfäl-
tige Weise gestört werden und aus dem Gleich -
gewicht geraten. Gängige Störfaktoren sind
Xenobiotika mit systemischen Folgen wie
Al ko hol, Antibiotika, Chemotherapeutika und
Säureblocker – oft kombiniert mit nichtsteroi-
dalen Antirheumatika.
Säureblocker und NSAID
Säureblocker wie Antazida, Histamin-Rezeptor-
2-Antagonisten und Protonen-Pumpen-Inhibi-
toren (PPI) heben den pH-Wert im Magen
direkt oder indirekt an. Während Antazida
direkt die Magensäure neutralisieren, hem-
men Histamin-Rezeptor-2-Antagonisten und
Protonen-Pumpen-Inhibitoren die Sekretion
von Magensäure.
Bleibt der pH-Wert im Magen über einen län-
geren Zeitraum erhöht, siedeln sich im Magen
und Dünndarm vermehrt Bakterien an. Das
könnte vor allem für Menschen mit chroni-
schen Entzündungskrankheiten wie Multipler
Sklerose gefährlich sein, da die Bakterien durch
die indirekte Stimulation des Immunsystems die
Entzündungen weiter verschlimmern könnten.4
BERICHT
WIE XENOBIOTIKA DIE DARMFLORA VERÄNDERN
SymbioLact & mehr / 03
Xenobiotika schädigen die Darmschleimhaut direkt, indem sie zum Beispiel Entzündungen auslösen, und indirekt, indem sie die Darmfl ora verändern. Nicht nur der Mukus wird weniger und durchlässiger, sondern auch die Zotten bilden sich als Folge der Entzündung zurück.
Protonen-Pumpen-Inhibitoren sorgen für eine
starke Säureunterdrückung im Magen und
kommen hauptsächlich bei der Behandlung
einer Refl ux-Ösophagitis zum Einsatz. Für viele
von Sodbrennen geplagte Patienten bringen
die im Allgemeinen gut verträglichen Protonen-
Pumpen-Inhibitoren eine große Erleichterung
mit sich. Häufi g wird diese Substanzklasse
zusammen mit nichtsteroidalen Antirheumatika
verschrieben, um die
gastrointestinalen
Nebenwirkungen
letzterer abzumil-
dern. Doch wie Wis-
senschaft ler bereits
2011 zeigen konnten,
bewirkt das in Ratten
genau das Gegenteil:
Protonen-Pumpen-
Inhibitoren verschlim-
merten die kleinen,
durch nichtsteroidale
Antirheumatika verursachten Verletzungen im
Verdauungstrakt. In der Studie beobachteten die
Wissenschaftler außerdem, wie die Protonen-
Pumpen-Inhibitoren Omeprazol und lansoprazol
zu einem gestörten, mikrobiellen Gleichgewicht
im Darm der Ratten führten. Das Ungleichge-
wicht verschlimmerte wiederum die kleinen,
durch die nichtsteroidalen Antirheumatika be-
dingten, Verletzungen im Darm.5
Alkohol
Auch chronischer Alkoholkonsum wirkt sich
auf die Zusammensetzung der Darmfl ora aus.
Wissenschaftler konnten zeigen: Bei manchen
alkoholabhängigen Menschen erhöht sich die
Permeabilität der Darmwand. Das Phänomen
ging mit einem erhöhten Maß an depressiven
Verstimmungen, Angst und dem Verlangen nach
Alkohol nach einer dreiwöchigen Abstinenz ein-
her. Auch die Zusammensetzung und die Aktivi-
tät der Darmfl ora waren bei den alkoholkranken
Studienteilnehmern mit erhöhter Darmpermea-
bilität verändert. Die Forscher schließen daraus,
dass Darm und Gehirn bei alkoholabhängigen
Patienten miteinander verbunden sein müssen.
Demnach könnte die menschliche Darmfl ora ein
Angriffspunkt bei der Behandlung von chroni-
schem Alkoholmissbrauch sein.
Im Blut der alkoholkranken Probanden fan den
die Forscher außerdem vermehrt Bakterien-
produkte aus dem Verdauungstrakt wie Li-
po poly saccharide und Peptidoglykane. Die
Bak terienprodukte aktivierten wiederum
ent zündungsfördernde Stoffwechselwege.
Die gute Nachricht dabei: Nach drei Wochen
Al ko holabstinenz stellten manche der entzün-
dungsfördernden Stoffwechselwege ihre Akti-
vität wieder ein.6
Antibiotika
Die Einnahme von Antibiotika hat kurz- und
langfristige Folgen auf die Zusammensetzung
der Darmfl ora. Antibiotika können im Darm
das kompetitive Gefüge der Mikroorganismen
empfi ndlich stören und vor allem die Diversität
der Darmfl ora beeinfl ussen. Eine Studie aus
dem Jahr 2007 zeigte: auch zwei Jahre nach der
einwöchigen Einnahme eines Breitbandantibioti-
kums hatten sich die Bakterien aus dem Stamm
Bacteroides noch nicht erholt.7
Ein ähnliches Beispiel, wie sehr auch nur kurz-
zeitig eingenommene Antibiotika die Darmfl ora
stören können, zeigte sich bei der Behandlung
von Helicobacter pylori mit Clarithromycin. Die
Therapie reduzierte die Diversität der Actino-
bacteria dramatisch und bei manchen Patienten
hielt der Effekt mehr als vier Jahre lang an.8 Über
eine Antibiotikatherapie angereicherte Resistenz-
gene können außerdem inner halb der Darm-
fl ora weitergegeben werden. Im schlimmsten
Fall sammeln sich mehrere Resistenz gene an,
die nachfolgende Antibiotikakuren unwirksam
machen.9
Chemotherapeutika
Auch Chemotherapeutika können die mensch-
liche Darmfl ora empfi ndlich stören und zu
Übelkeit und Diarrhoe führen. Zu den Neben-
wirkungen des häufi g in Chemotherapeutika
vorkommenden Wirkstoffs Cyclophosphamid
zählen unter anderem Entzündungen der
Darmschleimhaut. Doch diese können offen-
bar auch etwas Positives bewirken: Unter einer
Cyclophosphamid-Therapie können Gram-posi-
tive Bakterien die Darmbarriere passieren und so
über den Blutstrom ins Innere des Körpers und
zu den Lymphknoten gelangen. Dort stimulieren
die Bakterien die Immunabwehr und verbessern
so zusammen mit dem Chemotherapeutikum
die Tumorbekämpfung.10
Den überraschenden Zusammenhang kommen-
tierte Studienleiter Prof. Laurence Zitvogel vom
INSERM - dem Institut national de la santé et de
la recherche médicale - folgendermaßen: „Nun,
da wir diese Tumor-bekämpfenden Bakterien ge-
funden haben, sollten wir herausfi nden, wie wir
dem Körper mehr davon zur Verfügung stellen
können. Ich denke dabei vor allem an Pro- und
Präbiotika und/oder eine spezielle Ernährung.“11
04 / SymbioLact & mehr
BERICHT
Eine Dysbiose kann über die Darm-Hirn-Achse auch zu Depressionen führen.
Xenobiotika können die Darmfl ora verändern. Die entstandene Dys-biose macht die Darm-schleimhaut durchlässig - ein Leaky Gut ist die Folge. Bakterien können so ins Blut gelangen und Entzündungen im Körper auslösen.
LITERATUR
1. Leclercq, S. et al. (2014): Intestinal permeability, gut-
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dependence severity. Proc Natl Acad Sci U S A. 2014
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doi: 10.1073/pnas.1415174111.
2. Finegold, S.M. et al. (2010): Pyrosequencing study
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Anaerobe. 2010 Aug;16(4):444-53.
doi: 10.1016/j.anaerobe.2010.06.008.
3. Cryan, J.F. and Dinan, T.G. (2012): Mind-altering
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Oct;13(10):701-12.
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BMC Med. 2012 Jun 7;10:57.
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doi: 10.1053/j.gastro.2011.06.075.
6. Leclercq, S. et al. (2014): Intestinal permeability, gut-
bacterial dysbiosis, and behavioral markers of alcohol-
dependence severity. Proc Natl Acad Sci U S A. 2014
Oct 21;111(42):E4485-93.
doi: 10.1073/pnas.1415174111.
7. Jernberg, C. et al. (2007): Long-term ecological
impacts of antibiotic administration on the human
intestinal microbiota. ISME J. 2007 May;1(1):56-66.
http://www.nature.com/ismej/journal/v1/n1/full/is-
mej20073a.html
8. Jakobsson, H.E. et al. (2010): Short-term antibiotic
treatment has differing long-term impacts on the
human throat and gut microbiome. PLoS One. 2010
Mar 24;5(3):e9836.
doi: 10.1371/journal.pone.0009836.
9. Smillie, C.S. et al. (2011): Ecology drives a global
network of gene exchange connecting the human
microbiome. Nature. 2011 Oct 30;480(7376):241-4.
doi: 10.1038/nature10571.
10. Viaud, S. et al. (2013): The intestinal microbiota mod-
ulates the anticancer immune effects of cyclophospha-
mide. Science. 2013 Nov 22;342(6161):971-6.
doi: 10.1126/science.1240537.
11. “http://presse.inserm.fr/en/chemotherapy-when-our-
intestinal-bacteria-provide-reinforcement/10217/”
Press release: Chemotherapy: whaen our intestinal
bacteria provide reinforcement.
22. November 2013. INSERM (Institut national de la
santé et de la recherche médicale), Abruf: 29.11.2015
MILCHSÄUREBAKTERIEN: BLUTFETT-SENKER DER ZUKUNFT?
BERICHT
SymbioLact & mehr / 05
Zirkuliert im Blut zu viel Fett, lagert es sich an
den Wänden der Gefäße ab und verstopft
sie. Als Alternative zu chemisch syn thetisierten
Cholesterolsenkern suchen Wissenschaftler
nach Milchsäurebakterien mit Cholesterin-
reduzierender Wirkung, die mit den harschen
Bedingungen im menschlichen Intestinaltrakt
zurecht kommen.
Hypercholesterolämie gilt als Risikofaktor für
kardiovaskuläre Erkrankungen - die Haupt-
todesursache in den westlichen Industriena-
tionen. Es gibt zwar ein breites Spektrum an
Medikamenten gegen erhöhte Cholesterol-
mengen im Blut, aber sie sind meist kostspielig
und führen immer wieder zu unerwünschten
Nebenwirkungen wie beispielsweise Gastroin-
testinal-Beschwerden. Bei manchen Patienten
bringen sie zudem nicht die gewünschten
Effekte – denn trotz der Medikamente bleibt
der Cholesterolwert erhöht. Wissenschaftler
sind daher auf der Suche nach Alternativen,
mit denen sich das Blutfett schonender und
kostengünstiger senken lässt.
Cholesterol ist wichtig für einen gesunden
Stoffwechsel
Cholesterol ist nicht grundsätzlich schlecht für
den menschlichen Körper – ganz im Gegenteil.
Das lebenswichtige Sterol ist der Ausgangs-
stoff für Steroidhormone und Gallensäuren
und zudem ein wichtiger Bestandteil der Plasma-
membran. Der menschliche Körper stellt 90%
seines Cholesterols selbst her – bei einem
Erwachsenen sind das etwa 1,5 g am Tag. Die
restlichen 10% nimmt er über die Nahrung
auf. Im Körper eines Erwachsenen befi nden
sich durchschnittlich etwa 140 g Cholesterol,
95% davon innerhalb der Zellen und Zellmem-
branen. Um die Zellen mit dem in Wasser un-
löslichen Cholesterol zu versorgen, bindet es
der Körper für den Transport im Blut an Lipo-
proteine. Diese können von unterschiedlicher
Dichte sein und werden nach ihrem Verhalten
beim Zentrifugieren oder in der Elektrophorese
unterteilt in Chylomikronen, VLDL, IDL, LDL,
HDL und Lipoprotein a.
Die Höhe des Cholesterolspiegels hängt vor
allem von der körpereigenen Produktion ab
und erst in zweiter Linie von der Zufuhr über
die Nahrung. Daneben gibt es eine Vielzahl
genetisch bedingter Hypercholesterolämien.
Auch als Folge von Erkrankungen wie einer
Schilddrüsenunterfunktion, einer Niereninsuf-
fi zienz oder dem metabolischen Syndrom kann
der Cholesterolspiegel erhöht sein.
Auf das richtige Verhältnis kommt es an
Doch Cholesterol ist nicht gleich Cholesterol:
Man geht heute davon aus, dass HDL-Cholesterol
sogar die Gefäße schützen kann, indem es Cho-
lesterol aus dem Blut entfernt. LDL-Cholesterol
hingegen beschleunigt die Arterienverkalkung,
weil es die Ansammlung von Cholesterol in den
Blutgefäßen fördert.
Die Art und Weise, wie Cholesterolsenker wirken,
ist vielfältig. Während einige Mittel den Gesamt -
cholesterolwert senken, verschieben andere das
Verhältnis von nützlichem HDL zu problematischem
LDL. Wieder andere hemmen die Fettverdauung
oder tricksen die Leber aus und zwingen sie dazu,
für die Produktion von Gallensäuren auf das
körpereigene Cholesterol zurückzugreifen.
Milchsäurebakterien im menschlichen
Darm können Blutfett senken
Im menschlichen Darm lebt eine komplexe
Mikroben-Gemeinschaft, die den Stoffwechsel
des Menschen beeinfl ussen kann. Die Darmbe-
wohner helfen dem menschlichen Körper bei
der Aufnahme und der Verdauung von Nähr-
stoffen, beim Energiegewinn und beim Fett-
stoffwechsel. Manche Darm-Bakterien versor-
gen den Körper sogar mit Stoffen, die er selbst
nicht herstellen kann. Einige dieser Organis-
men können auch den Gehalt von Cholesterol
im Blut senken, allen voran Bifi dobakterien und
Milchsäurebakterien wie die Laktobazillen.
Als Alternative zu chemischen Cholesterol-
senkern können diese Bakterienarten beim
Kampf gegen zu hohe Blutfettwerte helfen,
denn einige Stämme sind in der Lage, Choles-
terol abzubauen. Das haben Wissenschaftler
bereits in den 1970er Jahren an einem Lacto-
bacillus-Stamm in fermentierter Milch zeigen
können.1
BERICHT
06 / SymbioLact & mehr
So können Darmbakterien das Choles -terol im Blut senken
• Abbau der Gallensalze durch die Gallensalz-
Hydrolase die Galle zieht mehr Choles -
terol ab, um neue Gallensäuren herzustellen
reduziert die Aufnahme von Cholesterol
durch das Darmlumen
• Aufnahme von Cholesterol in die bakterielle
Zellmembran
• Produktion von kurzkettigen Fettsäuren
während des Wachstums probiotischer
Bakterien hemmen die Synthese von
Cholesterol
• Umwandlung von Cholesterol in Copros-
tanol wird über den Stuhl ausgeschieden
Lactobacillus rhamnosus senkt Blutfett bei
Ratten
Um herauszufi nden, wie das probiotische Bak-
terium Lactobacillus rhamnosus hsryfm 1301
den Fettstoffwechsel beeinfl usst, fütterten
Wissenschaftler Ratten über vier Wochen mit
einem besonders fettreichen Futter.
Bevor und nachdem sie den Tieren Lactoba-
cillus rhamnosus hsryfm 1301 und von dem
Bakterium fermentierte Milch verabreichten,
untersuchten die Forscher die Darmfl ora der
Ratten mittels Real-Time PCR.
Mit der molekularbiologischen Methode las-
sen sich auch anaerobe und fakultativ an-
aerobe Darmbewohner sicher erfassen, die
bei herkömmlichen Anzuchtmethoden leicht
durchs Raster fallen. Das Ergebnis: Die Gabe
des Bakte riums und der fermentierten Milch
konnten die Zusammensetzung der Darmfl ora
nachweislich ver än dern.
Während die Gruppen der Laktobazillen, Bifi -
dobakterien, Bacteroides und Entrokokken sig-
nifi kant zunahmen, reduzierten sich die Zahlen
von Clostridium leptum und Entero bakter
nach 28 Tagen signifi kant. Nach der Behand-
lung hatte sich außerdem der Fett anteil im
Blutserum und in der Leber signifi kant verrin-
gert. Die Wissenschaftler stellten fest: Clostri-
dium leptum und der Anteil von Cholesterol
im Serum hängen offenbar direkt miteinander
zusammen. Je weniger dieser Bakterien im
Darm lebten, desto niedriger war der Choles-
terolgehalt im Serum, von Trigly ceriden, LDL
und HDL. Aus den Beobachtungen schließen
die Forscher, dass das probiotische Bakterium
L. rhamnosus hsryfm 1301 und seine fermen-
tierte Milch den Fettstoffwechsel von fettreich
ernährten Ratten positiv beeinfl ussen können.2
Lactobacillus plantarum im Trio stark
Auch in in-vitro-Tests konnten drei Lactobacil-
lus plantarum-Stämme (CECT 7527, 7528 und
7529) die Forscher mit ihrer Funktionalität im
Kampf gegen überschüssiges Cholesterol über-
zeugen. Vor allem, wenn sie zusammen einge-
setzt wurden, produzierten die drei Stämme
große Mengen an Gallensalz-Hydrolasen, die
zum Abbau von Cholesterol benötigt werden.
Auch die harschen Bedingungen im Gastroin-
testinaltrakt scheinen den drei Stämmen kaum
etwas anhaben zu können. In Laborversuchen
überlebte eine Großzahl der Bakterien die Be-
dingungen im menschlichen Verdauungssys-
tem. Die drei Bakterienstämme nahmen Choles-
terol direkt aus dem Medium auf und banden
einen Teil davon an ihrer Zelloberfl äche.3
Lactobacillus rhamnosus und plantarum
effektiv in Mäusen
In einer weiteren Studie verglichen Wissen-
schaftler den Effekt der zwei Lactobacillus-
Stämme L. rhamnosus LA68 und L. plantarum
WCFS1 auf pathologische Zustände in Mäusen,
die durch eine fetthaltige Ernährung hervor-
gerufen worden waren.
Dazu verabreichten die Forscher den Tieren
die Milchsäurebakterien oral und untersuchten
ihre metabolischen und immunologischen Pa-
ra meter. Beide Stämme wirkten sich positiv
Cholesterol ist ein wichtiger Bestandteil der Plasmamembran aller Körperzellen.
SymbioLact & mehr / 07
BERICHT
LITERATUR
1. G. V. Mann and A. Spoerry, “Studies of a surfactant and cholesteremia in the Maasai,” The American Journal of Clinical Nutrition, vol. 27, no. 5, pp. 464–469, 1974.
2. Chen, D. et al., The effect of Lactobacillus rhamnosus hsryfm 1301 on the intestinal microbiota of a hyperlipidemic rat model. BMC Complementary and Alternative Medicine 2014,
14:386.
3. Bosch, M. et al., Lactobacillus plantarum CECT 7527, 7528 and 7529: probiotic candidates to reduce cholesterol levels. J Sci Food Agric. 2014 Mar 15;94(4):803-9.
4. Ivanovic, N. et al., Lactobacillus rhamnosus LA68 and Lactobacillus plantarum WCFS1 differently infl uence metabolic and immunological parameters in high fat diet-induced hypercho-
lesterolemia and hepatic steatosis. Food Funct. 2015 Feb 11;6(2):558-65.
5. Lim, H.J. et al., Isolation of cholesterol-lowering lactic acid bacteria from human intestine for probiotic use. J Vet Sci. 2004 Dec;5(4):391-5.
6. Öner, Ö. Et al., Mechanisms of cholesterol-lowering effects of lactobacilli and bifi dobacteria strains as potential probiotics with their bsh gene analysis. J Mol Microbiol Biotechnol.
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7. Tomaro-Duchesneau, C. et al., Cholesterol assimilation by Lactobacillus probiotic bacteria: an in vitro investigation. Biomed Res Int. 2014;2014:380316.
8. Tsai, C.C. et al., Cholesterol-lowering potentials of lactic acid bacteria based on bile-salt hydrolase activity and effect of potent strains on cholesterol metabolism in vitro and in vivo.
Scientifi cWorldJournal. 2014;2014:690752. Epub 2014 Nov 3.
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung sollte an erster Stelle stehen.
auf das Gewicht der Tiere, den Cholesterolge-
halt im Serum, auf das TNF-α Level und auf
die Leberhistologie aus. Jeder Stamm scheint
dabei seinen individuellen Vorzug zu haben:
LA68 konnte vornehmlich die Menge an Ge-
samtcholesterol und HDL senken, wohingegen
WCFS1 für einen Leptin-Anstieg sorgte, LDL
senkte und einen stärkeren immunmodulato-
rischen Effekt erzielte als LA68.4
Testsieger: Streptococcus HJS-1, Lactobacil-
lus HJL-37 und Bifi dobacterium HJB-4
Weil im menschlichen Darm auch natürlicher-
weise Bakterien leben, die den Cholesterol-
Abbau unterstützen, führte eine Gruppe von
Wissenschaftlern folgenden Versuch durch:
Die Forscher isolierten Vertreter der Bakte-
riengruppen Streptococcus, Lactobacillus und
Bifi dobacterium aus dem menschlichen Darm,
um einen oder mehrere Stämme zu fi nden,
die den Cholesterolspiegel besonders effektiv
senken können.
Um überhaupt im Darm anzukommen, müs-
sen oral verabreichte Bakterien den extrem
niedrigen pH-Wert im Magen unbeschadet
überleben und resistent gegen Gallensäuren
sein. Diese Kriterien erfüllten jeweils sieben
Stämme der isolierten Streptokokken und
Bifi dobakterien. Bei den Laktobazillen waren
es sogar elf Stämme.
In weiteren Labortests konnten die Stämme
Streptococcus HJS-1, Lactobacillus HJL-37 und
Bifi dobacterium HJB-4 Cholesterol am effek-
tivsten reduzieren.
Sie sind vielversprechende Kandidaten für Pro-
biotika, die den menschlichen Fettstoffwechsel
extrem effektiv unterstützen. 5
Ebenfalls bestanden: Bifi dobacterium breve
A26 und Lactobacillus plantarum LA3
In einer weiteren Studie zeigten sich Bifi dobac-
terium breve A26 und Lactobacillus plantarum
LA3 aus dem menschlichen Darm als sehr
effektive Cholesterol-Abbauer. Wissenschaftler
hatten in mehreren Isolaten die Aktivität der
Gallensalz-Hydrolase gemessen. Das Enzym
ist maßgeblich am Abbau von Cholesterol
aus Gallensäuren beteiligt. Am besten arbei-
teten die Bakterien, wenn die Konzentration
der Gallensäuren 0,2% betrug. Bei höheren
Konzentrationen konnten die Bakterien den
Cholesterolgehalt nicht mehr so gut senken
oder starben sogar ab.6
Auch Lactobacillus reuteri kann Choles-
terolspiegel senken
Auch in Lactobacillus reuteri scheint Choles-
terol-senkendes Potential zu stecken. Un-
ter Bedingungen, wie sie im menschlichen
Verdauungstrakt vorkommen, nahm L. reuteri
NCIMB 701089 von allen getesteten Stämmen
die größte Menge an Cholesterol auf und gilt
daher ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat
für ein cholesterolsenkendes Probiotikum.7
Weitere vielversprechende Cholesterol-Senker
entdeckten Wissenschaftler, als sie um die 800
verschiedene Milchsäurebakterienstämme auf
die Aktivität ihrer Gallensalz-Hydrolase hin un-
tersuchten. Die probiotischen Stämme Pedio-
coccus acidilactici NBHK002, Bifi dobacterium
adolescentis NBHK006, Lactobacillus rhamno-
sus NBHK007 und Lactobacillus acidophilus
NBHK008 schnitten dabei am besten ab.8
Auch wenn Milchsäurebakterien den Menschen
auf schonende Weise von überschüssigem
Blutfett befreien können, sollte eine gesunde,
ausgewogene Ernährung kombiniert mit aus-
reichend Bewegung und wenig negativem
Stress immer an erster Stelle stehen, wenn es
darum geht, den
Körper zurück
in ein gesundes
Gleichgewicht zu
bringen.
BERICHT
08 / SymbioLact & mehr
DICK DURCH MEHR FIRMICUTES-BAKTERIEN IN DER DARMFLORA?
nach Finucane et al., 2014
BMI
Prozent der Gesamtzellzahl
Abb. 1: Jede Zeile zeigt die relative Häufi gkeit der großen Bakterienstämme in der intestinalen Mikro-fl ora an, sortiert nach dem BMI. Die Schlussfolgerung: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem BMI und der Zusammensetzung der intestinalen Mikrofl ora auf Stammebene.
20
20
22
24
26
32
40 60 80 100
Prozent der Gesamtzellzahl
BMI
0
Firmicutes Bacteroidetes Actinobacteria Proteobacteria Fusobacteria Andere
nach Finucane et al., 2014
Die Ernährung, das eigene Verhalten und
die erbliche Veranlagung sind die bekann-
testen Risikofaktoren für die Ent steh ung von
Übergewicht. Aber auch die Mikro fl ora im
Darm hat einen Einfl uss auf das Ge wicht.
Stu dienergebnisse der letzten Jahre deuteten
an: im Darm adipöser Personen herrschen
möglicher weise Bakterien des Stamms Firmi-
cutes vor und Bakterien des Stamms Bacte-
roidetes sind vermindert. Die Medien haben
diese einfache und konkrete Aussage dankbar
und wiederholt aufgegriffen. Aber lässt sich
der Zusammenhang zwischen Mikrofl ora und
Gewicht wirklich auf die einfache FIrmicutes-
Bacteroidetes-Formel reduzieren?
Der menschliche Stoffwechsel und der Stoff-
wechsel der Mikrofl ora im Darm sind eng
miteinander verwoben. Die Darmbakterien
bereiten unverdauliche Nahrungsbestandteile
auf, ernähren die Darmschleimhaut zu 80
Prozent und greifen über ausgeschiedene
Substanzen in unseren Stoffhaushalt ein.
Das passiert im großen Stil, denn an Zellen
sind die Darmbakterien unserem Körper um
das Zehnfache überlegen. Auch an Stoffwech-
selmöglichkeiten lässt uns die Mikrofl ora weit
hinter sich, denn mit ihrer Artenvielfalt verfü-
gen die Darmbakterien über ein viel größeres
Enzymarsenal als wir. Deshalb hat es Auswir-
kungen auf den Körper, welche Bakterien sich
im Darm befi nden und welche Stoffwechsel-
produkte sie ausscheiden.
In Untersuchungen an Mäusen und in einer
kleineren Kohorte mit 19 Testpersonen fanden
Wissenschaftler im Stuhl adipöser Mäuse
und Menschen mehr Bakterien des Stamms
Firmicutes als des Stamms Bacteroidetes 1.
Die meisten Bakterien im menschlichen Darm
gehören einem der beiden Bakterienstämme
an. Die Ergebnisse erreichten die Publikums-
presse, die den neuen Hoffnungsträger zur
Gewichtskontrolle vielfach veröffentlichte.
Allerdings folgten Studien, die einen derar-
tigen Unterschied in der bakteriellen Besied-
lung nicht feststellen konnten oder sogar das
Gegenteil zeigten.
Review prüft Firmicutes-Bacteroidetes-
Formel
Um die Firmicutes-Bacteroidetes-Formel zu
überprüfen, haben Wissenschaftler um Mariel
Finucane die Daten größerer Studien zum
Thema ausgewertet und in einem Review
veröffentlicht 2. Darunter sind Daten des
Human Microbiome Projects und der MetaHIT-
Studie. Das Human Microbiome Project hat
das US-amerikanische National Institute of
Health im Jahr 2008 ins Leben gerufen: das
weltweite Projekt beschäftigt sich mit der
umfassenden Charakterisierung und Analyse
des menschlichen Mikrobioms in Bezug auf die
Gesundheit. Der Begriff Mikrobiom beschreibt
dabei die Gesamtheit der den Menschen besie-
delnden Mikroorganismen. Das MetaHIT Projekt
erforscht speziell die Zusammenhänge zwi-
schen den Genen der Mikrofl ora im Darm und
Gesundheit und Krankheit des Menschen. Im
Mittelpunkt stehen dabei chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen und Übergewicht.
Die Wissenschaftler um Finucane werteten die
Daten aus dem Human Microbiome Project
aus und setzten das Verhältnis zwischen Bac-
teroidetes und Firmicutes in Bezug zum Body
Mass Index der Probanden. Wie sich dabei
zeigte, ist das Verhältnis zwischen Bacteroi-
detes und Firmicutes vollkommen unabhängig
vom Body Mass Index (BMI). Entsprechend
sehen die Wissenschaftler keinen Zusammen-
hang zwischen dem BMI und dem Verhältnis
der beiden Bakterienstämme.
Individualität überwiegt
In einer weiteren Grafi k bildeten die Wissen-
schaftler die Verteilung der nachgewiesenen
Bakterien auf Stammebene ab, sortiert nach
dem BMI der Probanden (Abb. 1). Das Besied-
lungsmuster verschiebt sich in der Darstellung
nicht mit steigendem BMI, sondern ist indivi-
duell unterschiedlich. Auch ab einem BMI von
30, der laut Defi nition der WHO den Beginn
der Adipositas markiert, sind keine typischen
Veränderungen zu sehen.
Stattdessen unterscheidet sich die Bakterien-
zusammensetzung zwischen den untersuchten
Studien stärker als zwischen schlanken und
adipösen Personen innerhalb der einzelnen
Studien. Das zeigte ein Vergleich der Ergeb-
nisse aus den verschiedenen Studien (Abb. 2).
In der kleinen Kohorte von 2006 mit 7 schlan-
ken und 12 adipösen Personen fanden die Wis-
senschaftler bei Adipösen deutlich mehr Bak-
terien des Stamms Firmicutes als des Stamms
Bacteroidetes. In der Studie von 2009 mit 8
HMP V35
MetaHIT
Turnbaughet al., 2009Europäische Amerikaner V2
Turnbaughet al., 2009Afrikanische Amerikaner V2
Relative Häu� gkeit der Bacteroidetesnach Finucane et al., 2014 Relative Häu� gkeit der Firmicutes
Ley et. al.,2006
n = 29schlank
p = 0,30 p = 0,86
p = 0,07 p = 0,06
p = 0,29 p = 0,37
p = 0,05 p = 0,04
p < 0,01
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
p < 0,01
n = 32schlank
n = 24adipös
n = 29adipös
n = 42schlank
n = 26adipös
n = 62schlank
n = 8adipös
n = 12schlank
n = 7adipös
Abb. 2: Die Unterschiede in der relativen Häufi gkeit von Bacteroidetes und Firmicutes ist zwischen den Studien größer als zwischen den schlanken und adipösen Testpersonen innerhalb der einzelnen Studien. Ley et al. 2006 1, Turnbough et al. 2009 6
BERICHT
SymbioLact & mehr / 09
LITERATUR
1. Ley RE et al. (2006): Microbial ecology: human
gut microbes associated with obesity. Nature 444:
1022–1023.
2. Finucane MM et al. (2014): A Taxonomic Signature
of Obesity in the Microbiome? Getting to the Guts
of the Matter. PLoS ONE 9(1): e84689. doi:10.1371/
journal.pone.0084689
3. Schwiertz A et al. (2010): Microbiota and SCFA in
lean and overweight healthy subjects. Obesity 18(1):
190-195. doi: 10.1038/oby.2009.167
4. Woting A et al. (2014): Clostridium ramosum pro-
motes high-fat diet-induced obesity in gnotobiotic
mouse models. mBio 5(5): e01530-14. doi:10.1128/
mBio.01530-14.
5. Breton J et al. (2015): Gut Commensal E. coli
Proteins Activate Host Satiety Pathways following
Nutrient-Induced Bacterial Growth. Cell Metabo-
lism; DOI: 10.1016/j.cmet.2015.10.017
6. Turnbaugh PJ et al. (2009): A core gut microbiome
in obese and lean twins. Nature 457: 480–484.
schlan ken und 62 adipösen afrikanisch-stäm-
migen Amerikanern und 26 schlanken und 42
adipösen europäisch-stämmigen Amerikanern
war der Unterschied nicht mehr so deutlich.
Im Vergleich mit den Ergebnissen der MetaHIT-
Studie und dem größten Datensatz aus dem
Humane Microbiome Project mit 123 schlanken
und 24 adipösen Probanden treten die Ver-
schiebungen in den kleineren Studien hinter
die Unterschiede zwischen den Studien zurück.
Die Breite der Balken gerade in den größeren
Datensätzen zeigt aber starke individuelle Un-
terschiede in den einzelnen Gruppen an.
Fettsäuren und Erysipelotrichi
Auch wenn das Verhältnis von Firmicutes zu
Bacteroidetes bei Adipositas wohl keine Rolle
spielt, gibt es immer wieder Hinweise darauf,
wie die Mikrofl ora im Darm das Gewicht be-
einfl ussen kann. Einer Studie zufolge bilden
die Darmbakterien adipöser Probanden zum
Beispiel mehr kurzkettige Fettsäuren als die
Bakterien schlanker Personen 3. Damit führen
die Bakterien dem Körper zusätzliche Energie
zu, denn die kurzkettigen Fettsäuren entste-
hen vor allem aus Ballaststoffen, die unsere
körpereigenen Enzyme nicht verdauen können.
Allerdings sind die kurzkettigen Fettsäuren nicht
nur unerwünschte Energielieferanten. Vor allem
die Buttersäure versorgt unsere Darmepithel-
zellen und hält so die Darmschleimhaut gesund.
Außerdem hemmt sie entartete Zellen und
wirkt damit der Krebsentstehung entgegen.
Die Arbeitsgruppe um Michael Blaut vom
Deutschen Institut für Ernährungsforschung
in Potsdam ist einer Bakterieklasse innerhalb
der Firmicutes auf der Spur: den Erysipelotrichi
(4). Im Darm übergewichtiger Menschen und
Mäuse fanden die Wissenschaftler mehr Bak-
terien aus dieser Klasse. Ein Vertreter daraus
- Clostridium ramosum – förderte im Maus-
modell bei fettreicher Diät eine ernährungs-
bedingte Fettleibigkeit. Bei fettarmer Diät hatte
Clostridium ramosum dagegen keinen Einfl uss.
Die Wissenschaftler um Blaut wollen ihre
Beob achtungen in anderen Modellen über-
prüfen und verstehen, wie Bakterien unseren
Energiestoffwechsel beeinfl ussen.
Auch Darmbakterien sind mal satt
Untersuchungen von Sergueï Fetissov an der
Rouen University und dem INSERM’s Nutrition,
Gut & Brain Laboratory in Frankreich zufolge
teilen uns die Darmbakterien mit, wenn sie
satt sind. Etwa 20 Minuten nach einer Mahl-
zeit scheidet zum Beispiel E. coli Proteine
aus, die die Nahrungsaufnahme bei Tieren
unterdrücken können. In Mäuse oder Ratten
injiziert, wirken die Proteine auf das Gehirn
und verringern den Appetit. Nach Meinung
von Fetisov können die bakteriell produzierten
Proteine über einen längeren Zeitraum im Blut
zirkulieren und Stoffwechselvorgänge im Ge-
hirn beeinfl ussen.
Wie Forschungsergebnisse immer wieder zei-
gen, spielt die Mikrofl ora im Darm durchaus
eine Rolle für unser Gewicht. Allerdings sind
die Zusammenhänge komplex und bedürfen
weiterer Aufklärung. Der einfachen Firmicutes-
Bacteroidetes-Formel haben die Ergebnisse
der ausführlichen Analyse im Finucane-Review
jedoch eine Absage erteilt.
Hämatologie, Immu-
nologie und Mikrobi-
ologie ist ein Teil von
„Die Heilpraktiker-
Akademie in 14
Bänden“, zweite
Aufl age (ISBN 978-
3-437-58001-7)
249,99�€�
Die Heilpraktiker-
Akademie ist ein
umfangreiches Nach-
schlagewerk für das
komplette medizinische Basiswissen und den
Prüfungsstoff. Die einzelnen Kapitel sind in
überschaubare, handliche Einheiten eingeteilt,
wobei farbige Kästen zu Pathologie, Prüfungs-
hinweisen und Hinweisen des Autors den
Lehrstoff ergänzen. Zusammenfassungen am
Kapitelende und Merke-Kästchen erleichtern
das Lernen oder das schnelle Wiederauf-
frischen des Inhalts. Das gesamte Werk ist reich
bebildert. Da die einzelnen medizinischen
Fachbereiche voneinander nicht isoliert sind,
gibt es in den einzelnen Bänden Querverweise
auf die anderen Themenbände.
Der ausgewählte Band umfasst die Themen:
Blutbildende Organe und Bestandteile des
Blutes, Immunzellen, Immunorgane und Im-
munmechanismen, Grundlagen zu Viren, Bak-
terien, Pilzen, Protozoen und Würmern und
zahlreiche damit assoziierte Krankheiten.
Über den Autor:
Rudolf Schweitzer studierte Pharmazie und
Medizin und leitete anschließend mehrere
Jahre eine eigene Apotheke. Dann führte er
zehn Jahre lang als Facharzt für Allgemein-
medizin mit der Zusatzbezeichnung Chiro-
therapie und dem weiteren Schwerpunkt
Homöopathie eine eigene Praxis. Von 1996
bis 2008 war er als leitender Dozent an einer
großen Heilpraktiker-Schule tätig. In diesen
Jahren entstanden Skripte zu sämtlichen prü-
fungsrelevanten Fächern, aus denen 2010 –
2012 die Heilpraktiker-Akademie als Lehr-
buchreihe für die Heilpraktiker-Ausbildung
hervorging. Seit 2008 führt er eine eigene
Heilpraktiker-Schule in Bad Wurzach.
BUCHTIPPS
10/ SymbioLact & mehr
Dr. Anne Katharina Zschocke: Knaur Mens Sana HC
DARMBAKTERIEN ALS SCHLÜSSEL
Rudolf Schweitzer: Elsevier Urban & Fischer
HÄMATOLOGIE, IMMUNOLOGIE UND MIKROBIOLOGIE
Auf 368 Seiten setzt
sich Dr. Anne Katha-
rina Zschocke mit den
Darmbakterien und ihrer
Bedeutung für Krankheit
und Gesundheit ausein-
ander. Sie beschreibt,
wie Wissenschaftler
das Mikrobiom und die
vielfältigen Fähigkeiten
der Darmbakterien
entdeckten. Auch geht
sie ausführlich darauf
ein, wie sich das Mikrobiom eines Menschen
vom Mutterleib bis zum Erwachsenwerden
entwickelt. Zschocke bricht eine Lanze für die
natürlichen Bakterien: Um die Bakterien im
Darm zu fördern, sollten Mütter ihre Babys auf
natürlichem Weg gebären und sie stillen. Alle
sollten ausreichend Ballaststoffe verzehren.
Keimfrei aufgezogene Tiere, bei denen das
funktionierende Immunsystem fehlt, sieht sie
als warnendes Beispiel für unsere moderne,
keimarme Umwelt. Wir beseitigen immer mehr
Keime, indem wir die Hygiene übertreiben und
großzügig Antibiotika einsetzen, so Zschocke.
Als Folge treten zahlreiche Erkrankungen auf.
Ausführlich beschreibt Zschocke den „leaky
gut“ und die mit einer Immunstörung ver-
bundenen Erkrankungen wie Heuschnupfen,
Asthma, Neurodermitis, Lebensmittelunver-
träglichkeiten, Reizdarm, chronisch-entzünd-
liche Darmerkrankungen, Darmpolypen und
auch Darmkrebs. Auch die Verbindung zwi-
schen Kopf- und Bauchhirn betrachtet sie
eingehend. Mit zahlreichen Beispielen belegt
sie: Die Darmbakterien sind in vielen Fällen der
Schlüssel zur Gesundheit. Das ist ihre wichtig -
ste Erkenntnis, die sie immer wieder aufgreift.
Zschocke stört sich am kriegerischen Begriff
der Immunabwehr und möchte lieber den
friedlichen Begriff des Kommunikationssys-
tems verwenden. Das Immunsystem entsteht
erst durch den Kontakt mit den Bakterien,
entwickelt sich lebenslang mit den Bakterien
weiter und ist mit den Mikroorganismen kom-
plex vernetzt. Eine gestörte Kommunikation
zwischen dem menschlichen Körper und den
Bakterien ist die Ursache für viele Krankheiten.
Neben den Bakterien legt Zschocke auch Wert
auf die Pfl ege der Seele durch gesunde Lebens-
führung und auf eine gesunde Ernährung.
Darunter versteht sie nicht nur eine ausgewo-
gene Zufuhr aller notwendigen Nährstoffe,
Spurenelemente und Ballaststoffe, sondern vor
allem naturbelassene Lebensmittel aus biolo-
gischem Anbau. Denn nur in gesunden Böden
fi nden sich gesunde Mikrobenteams. Gesunde
Mikrobenteams empfi ehlt sie auch zur Förder-
ung der Darmgesundheit.
Probiotika und bakteriell fermentierte Le-
bensmittel wie Sauerkraut und Joghurt
unterstützen die körpereigene Bakterien-
gemeinschaft.
Für ihr Buch hat Zschocke zahlreiche Quellen
genutzt und viele, auch sehr neue wissen-
schaftliche Erkenntnisse verarbeitet. Leider
verzichtet der Verlag auf ein Literaturverzeich-
nis und gibt abschließend nur drei weitere
Bücher von Zschocke an.
Dr. Anne Katharina Zschocke studierte
Medizin in Freiburg und London. Bereits
während ihres Studiums und danach war sie
als Ärztin beim Deutschen Roten Kreuz tätig.
Sie bildete sich naturheilkundlich weiter und
arbeitete für kurze Zeit an einer internistisch-
onkologischen Klinik. Danach wechselte sie in
den praktischen Gartenbau. Zschocke arbeitet
heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin im
Naturzentrum Eifel, als freie Fachdozentin zu
vielfältigen Themen und als Buchautorin.
© FinePic, München
Staatsoper im Schiller TheaterBerlin
Simon Boccanegra, der im Jahre 1339 zum
Dogen von Genua gewählt wurde und mit
Unterbrechungen bis zu seinem plötzlichen
Tod 1363 erfolgreich regierte, bot dem spa-
nischen Dramatiker Antonio Garcia Gutier-
rez Stoff für ein Schauspiel mit den für ihn
typischen Intrigen, falschen Identitäten und
unheimlichen Schicksalsmächten. Giuseppe
Verdi, der mit »Il trovatore« schon einmal
ein Drama von Gutierrez vertont hatte,
konn te diesem Stoff für seine für 1857
geplante Oper nicht widerstehen.
Der italienische Opern- und Schauspiel re-
gisseur Federico Tiezzi erzählt Boccane gras
Lebensgeschichte in historisch über greifen-
den Bildern als Parabel auf die Funk tionsweise
der politischen Macht, wie sie sich im Aufstieg
Bocca negras aus dem Arbeiter-Milieu hinauf
zum höchst en Staatsamt manifestiert. Die
Re gie wird da bei der me lancholischen Grund-
stimmung des Werkes ebenso gerecht wie der
an Shakespeares Königsdramen geschulten
Dichte der szenischen Handlung.
Das hochkarätige Sängerensemble mit Pla cido
Domingo in der Titelrolle und die Staats ka pelle
Berlin versprechen unter der Leitung von Daniel
Barenboim in der Inszenierung von Federico
Tiezzi einen Höhepunkt der Pfl ege italienischer
Oper in Berlin.
Termine:• 05. Mai 2016 | 19:30 UHR
• 08. Mai 2016 | 19:30 UHR
• 11. Mai 2016 | 19:30 UHR
SERVICE
SymbioLact & mehr / 11
AUGUST MACKE UND SEIN HAUSERWEITERUNG UND SAMMLUNG
AUGUST MACKE HAUS, BONN BIS 01.05.2016
Joan Miró (1893–1983) gehört zu den größ ten
Künst lern des 20. Jahr hun derts. Die SCHIRN
präsen tiert in einer konzen trier ten Einzel aus stel-
lung einen bislang wenig disku tier ten Aspekt
im Œuvre des Kata la nen: Mirós Vorliebe für
große Formate und seine Faszi na tion für die
Wand. Von Beginn an bildet die Wand den Aus-
gangs punkt seiner Male rei – als Objekt, das
ab ge bil det wird und das zugleich die physi sche
und hapti sche Quali tät seiner Male rei bestimmt.
Miró löste sich von einer einfa chen Wieder gabe
der Wirk lich keit und setzte die Bild fl ä che mit
der Wand gleich. Indem er weiß grun dierte Lein-
wände, rohe Jute, Faser plat ten, Sand pa pier
oder Teer pappe verwen dete, ließ er ein ma li -
ge Bild wel ten von monu men ta ler Größe und
heraus ra gen der Mate ria li tät entste hen.
Mit rund 50 Kunst wer ken aus bedeu ten den
Museen und öffent li chen Samm lun gen welt-
weit, u. a. aus der Natio nal Gallery of Art,
Washing ton D.C., dem Solo mon R. Guggen-
heim Museum, New York, dem Museo Reina
Sofía Madrid und dem Centre Pompi dou Paris
sowie wich ti gen Privat samm lun gen, eröff net
die Ausstel lung der SCHIRN dem Publi kum
einen gänz lich neuen Zugang zu Mirós Kunst.
August Macke, Elisabeth mit buntem Buch, 1910,
SCHIRN KUNSTHALLE 26.02. - 12.06.2016
JOAN MIRÓ. WANDBILDER, WELTENBILDER
Joan Miró, Zwei Raubvögel (Deux oiseaux de proie), 29. Mai 1973
OPER VON GIUSEPPE VERDI
“SIMON BOCCANEGRA”MIT PLÁCIDO DOMINGO
Plácido Domingo feiert seinen 75. Geburtstag. Was hat er nicht alles erreicht! Als Operntenor ein Frühvollendeter, der sich seine fachlichen Lorbeeren bereits als junger Mann erwarb, legte er als reifer Sänger eine beispiellose internationale Karriere hin.
Bereits seit 1903, dem Jahr der ersten Begeg-
nung zwischen August Macke und seiner spä-
teren Frau Elisabeth, war der Künstler immer
wieder in der Bornheimer Straße in der Bonner
Nordstadt, zunächst im benachbarten Hause
seiner Schwiegereltern Gerhardt (heute Nr.
98) und ab Anfang 1911 im heutigen August
Macke Haus, das er mit seiner Familie bis zu
seiner Einberufung als Soldat im Ersten Welt-
krieg am 1. August 1914 bewohnte.
Seit 1991 ist das authentische Künstlerhaus
der Öffentlichkeit zugänglich, nachdem es
durch zielstrebiges bürgerschaftliches Engage-
ment vor der Spitzhacke gerettet und in seinen
ursprünglichen Zustand gebracht worden war.
Seither kann man darin im Dachgeschoss das
Atelier des international renommierten Expres-
sionisten mit zahlreichen Originalwerken besi-
chtigen und in den übrigen Etagen wechselnde
Ausstellungen, die sich mit August Macke und
seinem künstlerischen Umfeld beschäftigen.
Das von der Stiftung August Macke Haus
der Sparkasse in Bonn getragene und vom
Verein August Macke Haus e. V. seit nunmehr
fast 25 Jahren betriebene Künstlerhaus stieß
aufgrund der vielfältig entwickelten Aktivitäten
und des großen Besucherzuspruchs funktional
und räum lich schon bald an seine Grenzen, so
dass sich bereits Ende der 1990er Jahre immer
stärker die Notwendigkeit zusätzlicher Räum-
lichkeiten aufdrängte. Nachdem 2004 in unmit-
telbarer Nachbarschaft ein Grundstück erworben
werden konnte, ist es in den letzten Jahren
gelungen, die Finanzierung für einen Erweite-
rungsbau am August Macke Haus zu sichern.
Während der ersten Bauphase wird das Künst-
lerhaus noch bis zum 1. Mai 2016 geöffnet
bleiben können. Danach wird es für etwa ein
Jahr geschlossen werden, um die Dauerausstel-
lung zu August Macke einrichten zu können.
IMPRESSUM:
Herausgeber:Symbiopharm GmbHAuf den Lüppen 10D-35745 Herbornwww.symbiopharm.de
Redaktion:Holger Brunsmann, Dr. Lilian Schoefer
Redaktionsleitung:Symbiopharm GmbHAuf den Lüppen 10D-35745 Herborn
Autoren:Sonja Schmitzer, Dipl. Ing. für BiotechnologieFachjournalistin
Angelika Hecht, Biologin
Dr. Lilian SchoeferBiologin
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