say no! to cheese

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Portfolio of a fine-art portrait photographer (german)

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Say no! to cheese

Portraits Ronald Daedalus Vogel

« Das Bild ist ein Produkt des empirischen Vermögens und der produktiven Einbildungskraft. »

Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft, 1781

Portrait Fotogra!e

Say no! to cheeseRonald Daedalus Vogel

Bernhard Z.2009

Über dieses Buch

Sie !nden hier ausschließlich Portraits von Menschen — zumeist mit einem Fokus auf das Gesicht oder genauer: auf die Physiognomie des abgebildeten Modells. Diese direkten, hyper-realen Momentaufnahmen meiner Modelle sind gewöhnlich frei von jeder Ablenkung durch Accessoires und somit auf das Wesentliche der Portrait-Fotogra!e reduziert: den Ausdruck des jeweiligen Menschen im Moment der persönlichen Wahrnehmung durch den Betrachter.

Muss ein gutes Portrait authentisch sein?

Man mag den Eindruck gewinnen, dass ich in meinen Arbeiten authentische Charaktere abbilde. Gleichwohl, es geht mir nicht darum einen Menschen möglichst in seinem eigenen Wesen darzustellen, denn — abgesehen davon, dass ein Foto dies nur recht unvollständig zu leisten vermag — ist der Versuch völlig unnötig.

Es ist gut und schön, wenn der Fall eintritt, einen Menschen derart abzubilden, dass sein Portrait das Wesen angemessen spiegelt, aber es ist in der Regel schlicht nicht notwendig. Schauen wir auf den folgenden Gedanken: Wie viele Menschen kennen das Modell persönlich und sind im Stande «den wahren Charakter» des (Ab-)Bildes zu prüfen? Nur wenige vermutlich; jedenfalls die wenigsten, die das Bild betrachten werden.

Das Bild wird also von vielen betrachtet (welche die Authentizität nicht prüfen können), und — heureka! — es funktioniert für die meisten Betrachter trotzdem!Seltsam? Nein, denn der Betrachter induziert Bilder und Muster seiner eigenen Erfahrung auf diesen Menschen, frei von der «objektiven Eigenschaft» des abgebildeten Gegenstands.

Anders ausgedrückt: Wir erleben nicht das Modell oder das Werk des Künstlers, sondern in erster Linie uns selbst beim Betrachten meiner Arbeiten.

Sabine V.2009

Wolfgang H. 2010

Der Blick in die eigene Prägung

Das für das einzelne Portrait wichtige «charakteristische Moment» wird hier also zum wesentlichen Teil des Betrachters selbst, denn beim Anschauen werden Muster der eigenen Vergangenheit lebendig, welche das Bild beim Betrachten freisetzt bzw. durch den Betrachter auf das Modell projiziert werden. Mit anderen Worten: Man sieht beim Betrachten in seine eigene Vergangenheit und Prägung.

Ich habe diese Erfahrung prüfen können bei Portraits aus Afrika. Die Aufnahmen von zentralafrikanischen Stammesangehörigen mit dunkler Hautfarbe sind derart weit von der eigenen Sozialisation und unserem vertrauten, westlichen Phänotyp entfernt, dass ohne eine Identi!kation mit der Lebensweise oder einer gemeinsamen Vergangenheit des Abgebildeten ein Portrait in diesem Sinne nicht funktioniert; zumindest nicht so, wie es bei den meisten hier gezeigten Modellen der Fall ist.

Das Gegenüber aus einem fremden «Kulturraum» hat keine persönliche Relevanz, gemeinsame Geschichte oder Prägung mit dem Betrachter, es entzieht sich der Berührung und ist folglich weniger «betre"end».

Portraits von erwachsenen oder reifen Menschen eignen sich übrigens deutlich besser für meine Arbeit als Abbildungen junger Menschen oder Kinder, denn vom Leben gezeichnete Gesichter spiegeln die Erfahrung des Betrachters weit umfangreicher und tiefer.

Thomas M.2009

Kirstin L.2009

Sabine V.2009

Sonja W.2010

Heide G.2008

Warum sind die Portraits ernst statt heiter?

Wenn man sich den eigenen Tag mit einem Spiegel vor dem Gesicht vorstellt, wird man feststellen, dass man die meiste Zeit nicht mit einem «Cheese» auf den Lippen herumläuft; dies sähe wohl auch recht befremdlich, da unnatürlich aus. Im Dialog mit anderen Menschen grinst man selten so entrückt und inszeniert, wie auf den Portraits von Hochglanz-Magazinen oder auf den Hochzeits-Fotos der vielen Fotostudios seiner Stadt.

Ein von freundlichen Grimassen verzerrtes Gesicht ist mithin kaum ein natürlicher Gesichtsausdruck des jeweiligen Modells und damit für meine Arbeiten und Intention unbrauchbar.

Komposition und Erscheinung

Ich überarbeite bewusst keine Makel oder Falten, welche zu einem — im traditionellen Sinne — «schöneren Portrait» führen. Ich emp!nde ein Portrait dann als «echt», wenn Unzulänglichkeiten, wie zum Beispiel Haut#ecken, Falten oder verknitterte Kleidung vom Idealbild der überall präsenten und beliebigen Beauty-Fotogra!e abrücken.

Bernhard Z.2008

Anja B.2010

Davoud N.2009

Meine Aufnahmen sind gewöhnlich farblich zurückgenommen und in einem neutralen Ambiente platziert, welches wenig vom Modell selbst ablenkt. Tatsächlich fotogra!ere ich kontrollierend in schwarz-weiß, um das Licht und die Komposition umgehend prüfen zu können und bearbeite dann am Rechner die Farb-Aufnahme.

Marion Z.2010

Emma S.2008

Frankie W.2009

Sandra G.2009

Durch einen meist deutlichen Versatz von der Mittelachse wird dabei eine gewisse Zufälligkeit einerseits und kompositorische Spannung andererseits bewahrt. Gegenstände, egal, ob authentisch oder metaphorisch gewählt, werden nur rar verwendet, sie lenken ab, denn sie fügen der Präsentation selten einen gewinnbringenden Mehrwert hinzu.

Im schlimmsten Fall sind solche hinzugefügten Accessoires ohne Bezug und wirken wie ein kitschiges Moment eher aufgesetzt und belanglos. Authentische Accessoires hingegen ergänzen die Person und sind somit erstrebenswert und wertvoll.

Emma S.2008

Intime Augenblicke

Die Modelle schauen den Betrachter bei den meisten Arbeiten direkt an, dies ist mir sehr wichtig. Portraits, bei welchen das Modell ins O" schaut, haben nämlich einen deutlichen Mangel: Der Betrachter erfährt nicht, womit sich das Modell gerade beschäftigt bzw. was die Ursache für den abgewandten Blick ist. Folglich !ndet hier kein Dialog zwischen dem Betrachter und der abgebildeten Person statt. «Posing» ist zumeist das austauschbare Resultat.

Wird der Betrachter hingegen mit einem direkten Blick konfrontiert, so ist die Emp!ndung beim Betrachten wesentlich stärker. Die emotionales Bindung — egal ob angenehm berührt oder befremdlich abgestoßen — ist weitaus größer, weil direkter.

Es fällt schwer sich dem konfrontierenden Blick eines anderen Menschen zu entziehen, man prüft ihn zumindest. Je eindringlicher der Blick, desto strenger wird die eigene Prüfung.

Die realistische Darstellung der Modelle hat einen weiteren wesentlichen Aspekt. Der Betrachter kann mit dem Modell intim sein. Eine ähnliche Nähe zum Modell von beliebiger Dauer ist in der Realität nur selten möglich, denn die abgebildeten Details sind im realen Leben nur dann in diesem Maße der Nähe und Detail erlebbar, wenn man dem Modell räumlich sehr nahe kommt, eben intim ist.

Sandra G.2009

Ena H.2009

Sonja W.2010

Sonja W.2010

Frankie W.2009

Frankie W.2009

Frankie W.2009

Frankie W.2009

Bernhard Z.2009

Sven S.2008

Kenny S.2009

Peter S.2010

Ena H.2009

Aiven H.2008

Composing « Two space men arriving »2008

Ronald Daedalus Vogel

Aktuelle Arbeiten !nden Sie online unter www.daedalus-v.de

Titelfoto: Bernhard Z.©2010 Bild und Text Ronald D. Vogel

Die Reproduktion sämtlicher Inhalte istnur mit schriftlicher Genehmigung gestattet.

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