sprachstandkompetenzorientiert · 2017-10-16 · m diagnostik im kontext von mehrsprachigkeit...
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M
Diagnost ik imKontext vonMehrsprachigkei t
SPRACHstand KOMPETENZorientiertin DaZ erfassen und bewerten
MartinaWeigand,Lín undBeraterinMigrationUnterfranken– LandkreisSchweinfurt
Sprachstandserfassung – Wozu?– WelcheKompetenz?
Zuweisungs-funktion
für
Sprachförder-maßnahmen
„Abgrenzungs-(Unterscheidung
s-) funktion
„Sprachheil-pädagogisches
Interesse“
–
Diagnostik von Sprachentwicklungs-
störungen“
Förderfunktion
„Didaktisches Interesse“
Ableitung von Föderzielen und
Lernschritten, die sich an
sprachlichen Lernvoraussetzung
en orientieren“
Individuelle Bildungsziele
Übertritte in
Weiterführende
Schulen
Ü / V / BIJ
FoS-BoS
Arbeitsmarkt
Sprachstandserfassung– Wie?
durch umfassende Analyse von
mündlichen Spontansprachprobe
n
oder
schriftlichen Schüleräußerungen
Zusammenspiel von langfristiger Beobachtung
und punktuellen „Tests“
(soweit vorhanden)
Lernent-
wicklungs-
Berichte
Wann „reicht“ das Deutsch?
Wann „reicht“ das Deutsch?
MangelndeSprachäußerungwirkthäufigwieMangelan…
Es lohnt sich, genauer hinzusehen
• Kognitiven Fähigkeiten• Lernfähigkeit
• Interesse• Lernbereitschaft
• Mangelnde Integrationsfähigkeit
ZuerstsollteeineSprachstandserfassungerfolgen,dieeineLernentwicklungsprognosezulässt
Was ist Sprachkompetenz?
DieseistzugleichdiebesteBasisfürSprachförderarbeitundFörderplanerstellung
dem gleichen Fehler) Gelb: Fehler erscheinen in unterschiedlichen Formen = Lernergrammatik = Zone der nächsten Entwicklung
Ein Junge kuckt - im Fernsehen
wie der Weihnachtsmann mit den Schlitten fährt
Dann wollte er es auch ausprobieren
Da zieht ___ seine Rollschuhe an und befestigt
den Hund mit der Leine
Er fährt runter in den Park mit seinen Hund
Plötzlich sieht – (L zeigt auf Leine, mit der der
Junge sich von dem Hund ziehen lässt)
Mit sein Hund - mit der Leine - halte fest
Plötzlich sieht er eine Katze
Er bellt, dann geht er zu seine – zu der Katze
Der Junge stolperte - plötzlich stolperte der Junge
über einen Stein
Die Katze rannte zu den Baum und krabbelte
hoch
Der Hund verfolgte sie
Der Junge liegt auf den Gras mit schmutzigen
Kleidern
Und der Hund beruhigt sich
(L zeigt noch mal verdeutlichend auf das Bild…)
Er bellt die ganze Zeit noch die Katze an
korrekter Fall Verbendstellung, Artikel Satzanfang Satzstellung, Imperfekt, Personalpronomen trennbarer Verbteil, Possesivpronomen, differenzierter Wortschatz Kasus-Objektgruppen Bildungssprache – Stilmittel Aufsatz ungeplanter Ausdruck Selbstkorrektur Verben sehr differenziert Förderziel aufgrund von Fehlerschwerpunkt:
Präpositionalgruppen mit Akkusativ
Niveaustufenbeschrei‐bungen DaZ
Referenzrahmen zur altersspezifischen SprachaneignungKonrad Ehlich
Europäischer Referenzrahmen fürSprachen: A1 bis C2
Kompetenzorientierter Lehrplanplus DaZ für alle Schularten
Informelle ErfassungsbögenLernentwicklungsberichte
Leistungsmessung –Fördermaßnahmen – Zeugnisse –Zukunftschancen
Sprachkompetenz
Norm‐erwartung
Leistungs‐bewertung
Profilanalyse nach Grießhaber
ProfilanalysenachGrießhaber
ist erwachsen aus Ehlich u.a., FörMig, HAVAS 5 und dessen Fortsetzungen
Tulpenbeet, Bumerang, Konzept der durchgängigen Sprachbildung
AneignungderFormenbildungdesVerbs
- Ich Kuchen 0
- Das is Ente (Hilfsverb) - ich spielen (Vollwerb) I______________________________________________________________________________________________________
-Der woll bringen de Schifffe (Hilfsverb+Infinitv)-Ich werf nur runter das (keine Satzklammer)-Die muss da runter springen (Satzklammer) II
…………………………………………………………………………….
-Ich ziehe Hose an (Verb ….. Vorsilbe) II_____________________________________________________________________________________________________
-Ich ziehe meine Jacke an, weil ich nach Hause gehe-Gehst du nach Hause? III_____________________________________________________________________________________________________
AneignungderFormenbildungdesVerbs
-Die Kinder haben da draußen gespielt-Ich hatte gerade das Radio angeschaltet, da klingelte das Telefon IV_________________________________________________________-Ich werde operiert-Ich bin operiert-Er wird einkaufen gehen-Hans sagt, Susi telefoniere mit ihrem Vater V
Basisqualifikationen nach Ehlich, 2005-2008
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DieProfilanalysederdurchgängigenSprachbildungnachFörMig (Ehlich u.a.)
FortschreitendeEntwicklungenausHAVAS5:KonzeptderdurchgängigenSprachbildungnachFörMig
„Das Tulpenbeet“ Ein profilanalytisches Instrument am Übergang vom Primar- in den Sekundarbereich : Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 4 bis 6 ; Zweck: Erfassung des individuellen Sprachstands mit Schwerpunkt auf Text-und Erzählkompetenz (narrative Bildungssprache) Sprachen: Deutsch, Russisch, TürkischZeitumfang: Durchführung (in Gruppen möglich) max. 30 Minuten, Auswertung ca. 30 Minuten (pro Schüler bzw. Schülerin), je Sprache
„Der Bumerang“ Zielgruppe: Jugendliche am Übergang von der Sekundarstufe I in den Beruf
Zweck: Erfassung des individuellen Sprachstands bezogen auf die bildungs- und fachsprachliche KompetenzSprachen: Deutsch, Russisch, TürkischZeitumfang: Durchführung (in Gruppen möglich) max. 45 Minuten, Auswertung ca. 30 Minuten (pro Schüler bzw. Schülerin), je Sprache
„Prozessbegleitende Diagnose der Schreibentwicklung“ Ein Instrument zur Beobachtung bildungssprachlicher Entwicklungen in der Sekundarstufe I Zielgruppe: Schüler und Schülerinnen der Klassenstufen 5
bis 10Zweck: lernprozessbegleitende Beobachtung und Analyse
bildungssprachlicher Fähigkeiten Sprachen: DeutschZeitumfang: variabel
Niveaubeschreibungen DaZ – Primar und Sek I
NiveaubeschreibungenDaZ
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Download kostenlos:Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache – Primarstufe u. Sek. Iwww.publikationen‐sachsen.deDie ausführliche wissenschaftliche Grundlage des Verfahrens ist beschrieben bei:Döll, Marion: „Beobachtung der Aneignung des Deutschen bei mehrsprachigen Kindern und Jugendlichen“ – FÖRMIG Edition Band 8, Waxmann 20012ISBN 978‐3‐8309‐2702‐0
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Kompetenzbereich = Lernbereich
Teilbereich
Aufbau des Fachlehrplans
Kompetenzbereich = Lernbereich
Modul
Kompetenzerwartung
Teilbereich
Aufgabenbeispiele
Querverweise
Verweise zu den schulart- und fächerübergreifenden Bildungs-und Erziehungszielen
Materialien
Verlinkung zum Fachlehrplan fürDeutsch als Zweitsprache
Erläuterungen
Didaktische und methodische Hinweise
Inklusion
Servicebereich
In DaZ: Sprachliche Bildung Interkulturelles Lernen Soziales Lernen Werteerziehung Medienbildung Kulturelle Bildung
Serviceteil: Nur erreichbar über die verpflichtenden Lehrplanteile
Hilfedurch:AnalysevonSpontansprachproben
Ist auf den Dialog mit dem Lernenden gerichtet:Was kann das Kind schon? Was muss es noch lernen?
Was muss es als nächstes Lernen?(L. Vygotskij: „Zone der nächsten Entwicklung)
Die Aneignung erfolgt in charakteristischen „U-Kurven-förmigen“ Verläufen:
1. Sprachliche Mittel werden aufgrund von nicht analysierten, ganzheitlich aufgenommenen Elementen der Umgebungssprache richtig gebildet.
2. Durch den Eintritt des Lerners in die Regelbildung werden diese Formen analysiert, hinterfragt und eine Zeit lang nicht mehr oder seltener verwendet oder plötzlich „falsch“
gebildet dies sind jedoch
KEINE FEHLER – sondern ein unbedingt notwendiges Phänomen füreinen gelingenden Spracherwerb!
Das Auftreten dieser „nicht-zielsprachgerechten Übergangsformen“, wird als“aktuelle Übergangsgrammatik bezeichnet
(analog auch „Interimsgrammatik“,„Lernersprache“, „Interlanguage“)
Hierbei handelt es sich überwiegend um „Übergeneralisierungen“, die ein wichtiges Kennzeichen dafür sind, dass der nächste Aneignungsschritt unmittelbar bevor steht:
„Zone der nächsten Entwicklung“
3. Eigene Übergangsregeln werden so lange „innerlich korrigiert“, bis die zielsprachliche Norm schließlich regelgeleitet korrekt verwendet wird.
Aktuelle Übergangsgrammatik –„Zone der nächsten Entwicklung“
Er gehte in die Stadt
Er macht seine Heule weg
Wenn du rufst, ich komme.
Niemand hat ihn nicht gehört.
27 = „zwanzigundsieben“ oder „zweiundsiebzig“„Herebeset“ statt Herbst
darüber hinaus: Analyse-Blickpunkte
・ Selbstkorrekturverhalten?・ Überwinden vonWortschatzlücken?・ Reproduktion von Formulierungen durch L?・ Nachdenken über Sprache?・ Sprachplanung?
Bei der Analyse von Sprachentwicklungsstufen im Zweitspracherwerb ist neben dem Lebensalter vor allem auch zu unterscheiden und zuzuordnen nach
Kontaktalter (in welchem Alter war der erste Kontakt mit DaZ?)
Lernalter (seit wie vielen Monaten wird DaZ gelernt?)
Kontakthäufigkeit (wie häufig/wie lange ist L von DaZumgegeben, im Verhältnis zu Kontakten in der Erstsprache?)
Kontaktqualität (Vorbilder in der zielsprachlichen Umgebung)
9 Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer‐ und Aussiedlerkinder (SFD); 1‐4; Hobusch/Lutz/WiestBergedorfer Förderdiagnostik, Persen‐Verlag, 2006²
und dann das Kind fallen und dann er is – mm - dirty (hä?),
und die Katze liegen auf die Baum
und die Hund nicht kann -- hmmmm (zeigt eine Handbewegung) hinauf auf die KatzeWo sind die beiden gelandet?
In Gras
Spontansprachprobe:Bildergeschichte „Hundegespann“Viliam, 14 Jahre,7.Klasse, 6 Monate DeutschErstsprache Russisch bis zur 2. Klasse,danach 5 Jahre in Israel gelebt: Hebräisch, Englisch dort in der Schule gelernt
Also - das Kind - er – sehen fern mit er Hund
so er sehen dass ein Mensch mit zwei Hund er
und er sagt ich will auch mache diese ski
und er gehe raus mit sein Hund
und er gehen zu Park mit Rollerskating
und er skating schneller und schneller
und da das Hund sehen eine Katze - so
und das Kind sagt stop Hund
und das Hund schneller rennen auf die Katze
ist ,ähhh: skating, en snow - so ja?,
3 Farben: Grün: erworbene Strukturen (=nahezu keine Fehler mehr) Rot: noch nicht erworbene Strukturen (=Struktur erscheint immer mit
dem gleichen Fehler) Gelb: Fehler erscheinen in unterschiedlichen Formen = Lernergrammatik = Zone der nächsten Entwicklung
Also - das Kind - er – sehen fern mit er Hund so er sehen dass ein Mensch mit zwei Hund er ist , ähhh: skating, en snow - so ja?, und er sagt ich will auch mache diese ski und er gehe raus mit sein Hund und er gehen zu Park mit Rollerskating und er skating schneller und schneller und da das Hund sehen eine Katze - so und das Kind sagt stop Hund und das Hund schneller rennen auf die Katze und dann das Kind fallen und dann er is – mm - dirty (hä?), und die Katze liegen auf die Baum und die Hund nicht kann -- hmmmm (zeigt eine Handbewegung) hinauf auf die Katze Wo sind die beiden gelandet? In Gras
getrenntes Verb, Präpositional Gruppe: Präp+ - Kasus - Nebensatzbildung Verbform Überwinden der WS-Lücke Rückgriff auf Sprachen, Bezug zum Hörer, Nachfragen Personalform Verb Wörtliche Rede, Modalverb, Demonstrativpronomen korrekte Präpositionalgruppe literarisches Mittel, Komparativ korrekt Wörtliche Rede Erzählmittel Versuch präp. Gruppe Überwinden der WS-Lücke Versuch präp. Gruppe fortgeschrittene Negation Kasuspräposition Förderziel aufgrund von Fehlerschwerpunkt: - Verbkonjugation -Präpositionalobjekte
Möglichkeiten differenzierter Leistungsbewertung
Bewertung / Beschreiben von Anteilnahme, Aufmerksamkeit, Versuchen von Reaktivität auf den Unterricht - als mündliche Leistung mit großem Gewicht
Zeitzuschlag Bearbeiten von 1 bis 2/… Aufgaben eines
Hefteintrags - mit 5-10 fachlichen Schlüsselbegriffen oder - eigene, frei formulierte Wissensdarstellungen
Beantworten von Fragen anhand selbst erstellter Unterlagen
? Möglichkeit der „Simultanübersetzung“ –PC- im Unterricht/Smartphone
WesentlicheAspektedesZweitspracherwerbs
GrundwissenfüralleLehrkräfte
Basis:FeststehendeErkenntnis
Zweisprachigkeit ist nie die Ursache einer Sprachentwicklungsstörung
Eine Sprachentwicklungsstörung muss in Erst- und Zweitsprache gleichermaßen
feststellbar/vorhanden sein, um diese als solche diagnostizieren zu können
Interferenz= eine durch die Struktur der Erstsprache bedingte
fehlerhafte Verwendung der Zweitsprache
EinfatalerIrrtum
„Sprechen Sie auch zuhause mit Ihren Kindern nur noch Deutsch“
Je ausgeprägter und differenzierter die Erstsprache, desto entwicklungsfähiger die Zielsprache
…undanderefalsche(Glaubens)erkenntnisse ‐gelingenderZweitspracherwerbsei…
…eine Frage des Alters
…eine Frage der „Ausgangs“-=Erstsprache
…eine Frage des „Sprachtalents“
…eine Gefahr für die Sprach-/Intelligenz-/ und Schulerfolgsentwicklung insgesamt
Eher der Vorerfahrung von Lernen
Keine jedwede Erstsprache bildet eine vorhersehbar schädliche/ungünstige Voraussetzung für das Erlernen der Zielsprache –
Jeder, der eine Sprache lernen kann, kann im gleichen Maß eine weitere Lernen (bei gleichem Input)
Sprachentwicklungsstörungen, Intelligenzminderung, Teilleistungsstörungen sind in beiden/allen Sprachen und Anforderungssystemen manifest, oder nicht vorhanden!
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Lernfortschritt und die Lernstrategien sind „Lernerimmanent“
Affinität Motivation
Waswirnichtmehrdenkensollten
„Erst deutsch lernen, dann in die Schule“
„Alphabetisierung ist eine Aufgabe der 1. Klasse“
„Unsere Sorge und unser Mitleid überwiegt Defizitorientierung
„Nicht auch noch Englisch….“
SONDERNStagnierende Verläufe, zeitweise Rückentwicklung (U-Kurven-Effekt), Ermüdungsphasen sind
Deutsch lernen MIT dem Fach (nicht vor dem Fach) sprachsensibler Unterricht
Die soziale Gruppe befördert das Lernen: altersgemäße reife-/entwicklungsangepasste Klassenzuteilung!
Wann messen wir den Erfolg? Zukunftschance? Ressourcenorientierung
Warum nicht? Lernerorientierung! Individualisierung… dies sollte der
Lerner selbst entscheiden!
Normale und zwingend notwendige Phasen im Zweitspracherwerbsprozess
ErfolgsfaktorenfürZweisprachigkeit
Kontext‐/ Handlungsnotwendigkeit mit/durch Sprache
Emotionale Stabilität ‐ PSYCHE
Frequenz‐/Kontakthäufigkeit mit den Sprachen
Vorbildfunktion der Eltern –Aufgeschlossenheit zu Bildung
Meilensteine
Mindestens EIN HALBES JAHR darf das Kind NUR ankommen- geduldige wertfreie Beobachtungen machen und ggf. aufzeichnen
Bis zu zwei Jahre rezeptive Aufnahme (=nicht sprechen mögen) sind akzeptabel
Je weiter die Herkunftskultur von der der westlichen Welt entfernt ist, je weniger
Schulerfahrungje mehr psychische Belastung
Desto weniger ist ein Intelligenztest angezeigt
BedenkenSieimmer:KeinGehirnkannsicherwehren,dieSpracheDeutschwährenddesLebenshierzulernen
Wie viel, wie schnell und wie gut –das entscheidet alleine der Lerner
Verstehen ist eine Reise indas Land der anderen!
VielenDankfürIhreAufmerksamkeit!
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