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Aus dem Fachgebiet Geschichte der Veterinärmedizin und der Haustiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Transkription und Besprechung einer Handschrift über
„Hippotomie und Splanchnologie“ nach Friedrich Bock (1806)
INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer
DOKTORIN DER VETERINÄRMEDIZIN (Dr. med. vet.)
durch die Tierärztliche Hochschule Hannover
Vorgelegt von Stephanie Jette Petschat
aus Hamburg
Hannover 2002
Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Johann Schäffer 1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Johann Schäffer 2. Gutachter: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h. c. Helmut Meyer Tag der mündlichen Prüfung: 28. Mai 2002
TENEA
WISSENSCHAFT
Tenea (‘η Τενεα), Dorf im Gebiet von Korinthan einem der Wege in die → Argolis, etwas s. desh. Chiliomodi. Sehr geringe Reste. Kult des Apol-lon Teneates. T. galt im Alt. sprichwörtl. als glück-lich, wohl wegen der Kleinheit […]Aus: K. Ziegler, W. Sontheimer u. H. Gärtner(eds.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike.Bd. 5, Sp. 585. München (Deutscher Taschen-buch Verlag), 1979.
STEPHANIE JETTE PETSCHAT
Transkription und Besprechungeiner Handschrift über
»Hippotomie und Splanchnologie«nach Friedrich Bock (1806)
Stephanie Jette Petschat:Transkription und Besprechungeiner Handschrift über»Hippotomie und Splanchnologie«nach Friedrich Bock (1806)
Zugleich Tierärztliche Hochschule HannoverDissertation 2002
© TENEA Verlag für MedienBerlin 2002
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.Digitaldruck und Bindung:
docupoint GmbH· 39112 MagdeburgTENEA-Graphik: Walter Raabe, Berlin
Printed in Germany 2002
ISBN 3-936582-07-6
Für Alice Jette Petschat
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ......................................................................................................7 2 Methodik........................................................................................................9 3 Die Handschrift und ihr Schreiber...............................................................11
3.1 Beschreibung der Handschrift.........................................................11 3.1.1 Äußere Form........................................................................11 3.1.2 Formaler und inhaltlicher Aufbau .......................................18 3.1.3 Herkunft und Entstehungszeit .............................................19 3.1.4 Authentizität ........................................................................20
3.2 Der Schreiber Johann Friedrich Arnold In der Strohdt...................23 4 Biographie des Friedrich Andreas Daniel Bock..........................................28 5 Die Handschrift ...........................................................................................38
5.1 Methodik der Transkription ............................................................38 5.2 Transkription ...................................................................................41 5.3 Verwendete Nomenklatur ...............................................................83
6 Historischer Kontext....................................................................................85 6.1 Die Zeit der Koalitionskriege von 1792-1807 ................................85 6.2 Hannover zur Zeit der Koalitionskriege..........................................90
7 Die „Anatomie“ im Wandel der Zeit...........................................................96 7.1 Die Entwicklung der anatomischen Lehre vor der Gründung der
europäischen Tierarzneischulen .................................................... 96 7.2 Das Unterrichtsfach „Anatomie“ an den verschiedenen
Tierarzneischulen in den ersten Jahren ihres Bestehens ............... 97 7.2.1 Lyon und Alfort...................................................................98 7.2.2 Wien...................................................................................101 7.2.3 Göttingen ...........................................................................106 7.2.4 Dresden/ Leipzig ...............................................................107 7.2.5 Hannover ...........................................................................110 7.2.6 München ............................................................................115 7.2.7 Berlin .................................................................................118
8 Quellenuntersuchung.................................................................................123 8.1 Die Handschrift von 1806 .............................................................123 8.2 Literaturhinweise aus der Handschrift von 1806 ..........................134 8.3 Vergleich der drei Handschriften ..................................................141
8.3.1 Das Manuskript aus dem Jahr 1799 ..................................141 8.3.2 Vergleich der Manuskripte von 1799 und 1806................142 8.3.3 Das Manuskript aus dem Jahr 1820 ..................................144 8.3.4 Vergleich der Manuskripte von 1806 und 1820................147
8.4 Vergleich zweier Handschriften von In der Strohdt .....................162
8.5 Vergleich mit gedruckten Werken dieser Zeit ..............................165 8.6 Darstellung der Ergebnisse ...........................................................169
9 Veterinärmedizinhistorische Gesamtbewertung .......................................171 10 Zusammenfassung .....................................................................................177 11 Zeittafel......................................................................................................181 12 Anhang.......................................................................................................184 13 Quellen und Literaturverzeichnis ..............................................................188 14 Danksagung ...............................................................................................207
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1 Einleitung
„Vetera quae nunc sunt, fuerunt olim nova“ Anonym
Vorlesungsmitschriften von ehemaligen Schülern der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die seit ihrer Gründung im Jahr 1778 zu den ältesten tiermedizini-schen Ausbildungsstätten der Welt zählt, bilden eine wichtige Grundlage für die veterinärmedizinhistorische Forschung. Durch die Analyse dieser Mit- bzw. Ab-schriften lassen sich grundlegende Aussagen über die Vorbildung der Studenten, die Quantität und Qualität des vorgetragenen Lehrstoffes und den Ablauf des Unterrichts gewinnen. Bei der Untersuchung verschiedener Handschriften der-selben Zeitspanne ergeben sich häufig Hinweise auf eine Weiterentwicklung des Unterrichts, die in direktem Bezug zu den Kenntnissen des jeweiligen Lehrers stehen (vgl. Lochmann 1966, 352-353). Die dieser Arbeit zugrunde gelegte Handschrift wurde dem Fachgebiet Ge-schichte der Tierärztlichen Hochschule Hannover im September 1964 von einem ehemaligen Studenten, dem Tierarzt Hartmut Pohlmann aus Osnabrück, ge-schenkt. Sein Ururgroßvater Johann Friedrich Arnold In der Strohdt hatte während seines Studienaufenthaltes in Hannover 1805/06 mehrere Handschrif-ten verfaßt – darunter auch das im Original als
„Abhandlung über die Hipothomie et Splanchonolgia (sic!) oder die Zer-gliederungs-Kunst, und Eingeweide-Lehre der Pferde. Von Bock, Zweyter Lehrer der Königlichen und Churfürstlichen Pferdearzeneyschule zu Han-nover“
erhaltene Manuskript. Die übrigen Handschriften des Studenten In der Strohdt werden im Hofarchiv Fisse-Niewedde in Engter/Kreis Osnabrück verwahrt. Schon seit dem 17. Jahrhundert betätigte sich die Familie In der Strohdt im Os-nabrücker Land gewissermaßen tierärztlich. Waren die ersten Vorfahren noch Bauern mit rein landwirtschaftlicher Tätigkeit gewesen, so vollzog sich über mehrere Generationen hinweg ein Wechsel vom pferdeheilkundigen Schmied zum wissenschaftlich ausgebildeten Tierarzt (Kindling 1938, 24-26). Die Pferdearzneischule Hannover wurde während In der Strohdts Aufenthalt von Direktor August Konrad Havemann geleitet. Der zweite Lehrer, Friedrich
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Andreas Daniel Bock, war bereits 1801 an einem Schlaganfall gestorben. Im folgenden Jahr hatte man Ulrich Friedrich Hausmann, einen ehemaligen Schüler, zu Bocks Nachfolger ernannt. Als jedoch 1803 die Franzosen vor den Toren Hannovers standen, flüchtete Hausmann mit den königlichen Marstallpferden nach England. Havemann konnte den Unterricht nur notdürftig aufrechterhalten; dieser kam dann 1806 fast zum Erliegen, als die Besatzungsmächte erst ein Hos-pital für geschlechtskranke Dirnen und anschließend eine Feldapotheke in den Räumen der Pferdearzneischule einrichteten (Froehner 1941/42, 21-23).
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2 Methodik
Grundlage der Arbeit bildet die buchstabengetreue Transkription der in altdeut-scher Kurrentschrift verfaßten Handschrift in die lateinische Schrift. Das Manuskript wurde dankenswerterweise von Herrn Priv.-Doz. Dr. Claus Ahlzweig vom Seminar für deutsche Literatur und Sprache der Universität Han-nover auf sprachliche Besonderheiten untersucht. Durch seine Feststellungen ließen sich Aussagen über die Vorbildung des Schreibers sowie über die Art und Durchführung des Unterrichts machen. Außerdem war es möglich, das Manu-skript aufgrund der Sprache und des verwendeten Papiers als Produkt seiner Zeit zu verifizieren. Vor dem Hintergrund bedeutender Zeitereignisse stellt der Lebensweg eines Menschen einen wichtigen Bestandteil zur Beurteilung des historischen Ge-samtbildes dar. Geistige und körperliche Anlagen, die häusliche Umwelt und auch direkte persönliche Erfahrungen und Erlebnisse beeinflussen die äußere und innere Entwicklung einer Person vor dem Hintergrund ihrer Zeit (vgl. Artelt 1949, 144-145). Die Nachfahren des Schreibers konnten im Osnabrücker Raum ausfindig gemacht werden. Im Hofarchiv Fisse-Niewedde befanden sich zahlrei-che persönliche Dokumente, anhand derer das Leben von J. F. A. In der Strohdt nachgezeichnet werden konnte. Unterlagen des Kirchenbuchamtes Hannover und des Staatsarchivs Osnabrück vervollständigten die Vita des damaligen Schülers der Pferdearzneischule Hannover. Auch wenn F. A. D. Bock zu In der Strohdts hannoverschen Studienzeiten be-reits mehrere Jahre tot war, so schienen seine Vorlesungsaufzeichnungen weiterhin verwendet worden zu sein. Daher war es notwendig, Bocks Lebens-lauf und seine Berufsausbildung nachzuvollziehen, um die anatomische Lehre und Forschung an der Pferdearzneischule eingehender darstellen zu können. Mehrere Festschriften der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die Personalak-te Bocks im Hauptstaatsarchiv Hannover und Dokumente aus dem Stadtarchiv Celle verhalfen zu einem weitgehend vollständigen Bild dieses Lehrers. Die veterinärmedizinhistorische Betrachtung stellt nur ein Teilgebiet der allge-meinen Geschichtsforschung dar. Will man die Personen J. F. A. In der Strohdt und F. A. D. Bock in Verbindung mit der vorliegenden Handschrift umfassend beurteilen, so ist es unvermeidlich, auf die zeitgeschichtlichen Umstände einzu-gehen. Unter diesem Gesichtspunkt wurden die politischen Ereignisse, die in
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Gestalt der sog. Koalitionskriege ganz Europa in ihren Bann zogen, in gebotener Kürze betrachtet. Aber auch das Unterrichtsfach „Anatomie“ und dessen Lehrer an den verschiedenen europäischen Tierarzneischulen mußten zunächst mitein-ander in Beziehung gebracht werden, um eine vergleichbare Grundlage der verschiedenen Lehren und ihrer Ursprünge zu erhalten. Die Handschrift wurde auf Urheber, Entstehungszeit und -ort überprüft. Es muß-te festgestellt werden, ob sie in ihrer ursprünglichen Gestalt oder in abgeänderter Form bzw. vielleicht nur teilweise vorlag. Während der Recherchen tauchten zwei weitere Handschriften nahezu gleichen Inhalts aus den Jahren 1799 und um 1820 auf, die in der Bibliothek und im Fachgebiet Geschichte der Veterinärme-dizin und der Haustiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover aufbewahrt werden (Sign. HS-A 31 und o. Sign.). Der Vergleich dieser drei Handschriften bildete eine wesentliche Grundlage, um die Weiterentwicklung und den Stand des Faches „Anatomie“ an der Pferdearzneischule Hannover darstellen zu kön-nen. Zur Klärung der Ursprünge dieses Unterrichts wurden außerdem gedruckte Werke zeitgenössischer Gelehrter, wie beispielsweise Martin Albert Tögl aus Wien und Albrecht von Haller aus Göttingen, näherer Betrachtung unterzogen. Sie stellten bei der Textinterpretation der In der Strohdtschen Handschrift wich-tige Vergleichskriterien dar. Den Abschluß bildet die Beurteilung der vorliegenden Fakten in Form einer ve-terinärmedizinhistorischen Gesamtbewertung. Die hannoversche Lehre der Anatomie wird direkt mit dem Unterricht an anderen Tierarzneischulen dieser Zeit verglichen und beurteilt. Auf diese Weise ist eine konkrete Einschätzung des Anatomieunterrichts an der Pferdearzneischule Hannover möglich.
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3 Die Handschrift und ihr Schreiber
3.1 Beschreibung der Handschrift
3.1.1 Äußere Form
Die vorliegende Handschrift präsentiert sich als gebundenes Kollegheft im For-mat 16,4 cm x 20,5 cm. Der hellbraune Pappeinband ist an den Ecken und am Rücken mit braunem Leder eingefaßt. Auf dem Buchrücken ist mit goldener Schrift „Bock Zerglieder der Pferde“ zu lesen. Das Heft enthält 124 Seiten, die bläulich erscheinen und am Rand rot eingefärbt sind. Beim Aufschlagen des Heftes findet man im Buchinnendeckel am unteren Rand den Namenszug „In der Strohdt a. Engter“ mit dem Datum 24. Mai 1806. Des weiteren sind dort zwei Zettel eingeklebt, auf denen zum einen die Schenkung von „Onkel Wilbrand“ an Hartmut Pohlmann (3. Sept. 1934), zum anderen seine Übergabe an die Tierärztliche Hochschule (16. Sept. 1964) jeweils handschrift-lich von den Schenkenden vermerkt sind. Auf der ersten Seite hat Wilbrand Fisse-Niewedde eine stark vereinfachte Ahnentafel eingetragen, die den Ver-wandtschaftsgrad zwischen ihm, J. F. A. In der Strohdt und Hartmut Pohlmann darstellt. Umseitig klebt wiederum ein Zettel, auf dessen Vorderseite eine hand-schriftliche Abmachung In der Strohdts bezüglich einer Pachtvereinbarung steht (14. Febr. 1823). Diese ist Hartmut Pohlmann zum bestandenen tierärztlichen Examen vom Onkel überreicht worden (13. Jan. 1937), wie rückseitig von letz-terem vermerkt wurde (siehe Abb. 1-5, 13-17). Auf Seite 3 fängt mit dem Titelblatt die eigentliche Handschrift an. Es handelt sich um eine „Abhandlung über die Hipothomie et Splanchonolgia (sic!) oder die Zergliederungs-Kunst, und Eingeweide-Lehre der Pferde von Bock, Zweyter Lehrer der Königlichen und Churfürstlichen Pferdearzeneyschule zu Hannover“, datiert vom 15. Mai 1806 (siehe Abb. 7, 38). Die Paginierung beginnt auf der zweiten Seite und ist bis Seite 121 fortlaufend, wobei Seite 118 leer gelassen und Seite 119 nicht gekennzeichnet wurde. Die Seitenzahlen befinden sich jeweils an der äußeren oberen Ecke der Seite. Der Text ist in altdeutscher Kurrentschrift mit schwarzer Tinte verfaßt, allerdings werden lateinische Fachtermini sowie Eigennamen in lateinischer Schrift darge-stellt. Der Schreiber bedient sich der sog. Kanzleischrift: Jede Seite beginnt mit
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der Überschrift des jeweiligen Themas. Am Ende der Seite werden die letzten ein bis zwei Wörter unterstrichen und auf der folgenden Seite zu Beginn wie-derholt. Diese sog. Custoden und auch die laufenden Überschriften sprechen eindeutig für eine Abschrift mit Buchcharakter; bei einer Vorlesungsmitschrift wären sie schon aus Zeitgründen nicht möglich. Es handelt sich um Buchdruk-kerzeichen, die sicherstellen sollen, daß nach Faltung des Druckbogens die einzelnen Seiten auch in der richtigen Reihenfolge zu liegen kommen (Ahlzweig 2001, schriftl. Mitt.). Das Schriftbild ist – abgesehen von gelegentlichen Wort-einfügungen, durchgestrichenen oder doppelten Worten – klar, sauber und regelmäßig. Neben dem eigentlichen Text befinden sich auf einigen Seiten Randbemerkungen, die teilweise den ganzen äußeren Rand ausfüllen; sie sind mit einer anderen Tinte nachträglich eingesetzt worden, die eher bräunlich er-scheint. Im Manuskript ist das zentral angeordnete holländische „Pro Patria“–Emblem mit den Initialen „F. C. D.“ vorhanden (siehe Abb. 6, 22). Die Handschrift ist sehr gut erhalten und zeigt kaum Gebrauchsspuren.
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Abb. 1 Dem Ur-Ur-Enkel Hartmut Pohlmann in Hannover, da er dem gleichen
Berufszweige sich zugewandt, ward dies vom Ahn geschriebene Buch geschenkt am 3. September 1934 von Wilbrand Fisse-Niewedde Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt.
In der Strohdt. a. Engter d. 24ten May: 1806
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Abb. 2 Der Tierärztlichen Hochschule Hannover, meiner geschätzten Ausbil-
dungsstätte in den Jahren 1932 bis 1938, dieses alte Kollegheft aus dem Jahre 1806, ausgearbeitet von meinem Ururgroßvater Johann Friedrich Arnold In der Strohdt aus Engter bei Osnabrück, Schüler der Königli-chen und Churfürstlichen Pferdearzney Schule zu Hannover, für ihr Archiv überlassen.
Dr. med. vet. Hartmut Pohlmann
Venne bei Osnabrück, den 16. Sept. 1964
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Abb. 3 Nicht vollständige Ahnentafel der Familie In der Strohdt
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Abb. 4 Daß wir Endes Unterschriebene im heutigen Dato wegen obigen Capital
in Betreff der Zinße Vereinbahret haben! Nemlich die vom 196b16b3d Capital Lauffende Zinste, wird mit die Landheuer von die 3 Stücke Land, als 1ten auf dem Kampe, 2ten vor dem Berge und 3ten zwischen den Wegen gleich gerechnet. Ein solches Bescheinigt hirmit Engt:d 14ten Febr. 1823 J. F. A. In der Strohdt (van Strubbe)
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Abb. 5 Lieber Hartmut!
Auf diesem alten Blatt, das Deines Ururgroßvaters Hand berührte und beschrieb, mögen nun auch die Zeilen stehen, in denen ich Dir zum be-standenen Examen die herzlichsten Glückwünsche ausspreche. Euch allen ferner noch die besten Grüße und Wünsche für das Jahr 1937. On-kel Wilbrand. Kalkriese, 13. Jan. 1937
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3.1.2 Formaler und inhaltlicher Aufbau
Bei dem Manuskript scheint es sich um die Abschrift einer Vorlage zu handeln, die aus der Feder eines Schreibers stammt. Der Text stellt eine durchgehende Überarbeitung der Ausgangsvorlesung dar. Durch die laufenden Überschriften ist eine didaktische Einteilung des Lehrstoffes vorgenommen worden, die dem Lernenden Faktenwissen vermittelt und leichteres Nachschlagen ermöglicht. Die Orthographie in der Handschrift ist bemerkenswert konstant und auf der Höhe der Zeit (Ahlzweig 2001, schriftl. Mitt.). Die Rechtschreibung der lateini-schen Worte läßt eine entsprechende Vorbildung des Schreibers vermuten, die allerdings Kenntnisse in der griechischen Sprache ausschließt; bereits in der Überschrift findet sich dafür folgende Begründung: Der Begriff „Hippotomie“ wird dort mit nur einem „p“ und „th“ geschrieben. Bei entsprechender humani-stischer Schulbildung hätte der Schreiber wissen müssen, daß sich die „Hippotomie“ von den griechischen Begriffen „ιπποσ“ und „τεµνω“ ableitet. Laut Ahlzweig (2001, mündl. Mitt.) ist die falsche Transkription des griechi-schen „τ“ ein Indiz für die fehlende Ausbildung in der griechischen Sprache. Des weiteren finden sich mehrfach verschiedene Schreibweisen des Wortes „Splanchnologie“, die auch hier fehlendes Wissen um die Herkunft des Begrif-fes (griechisch „σπλαγχνον“ und „λογοσ“) vermuten lassen. Derartige orthographische „Entgleisungen“ sind bei den benutzten lateinischen Wörtern, auch wenn sie manchmal orthographische Fehler enthalten, nicht zu finden. Stel-lenweise kommt es zu syntaktischen Brüchen und Inkompatibilitäten auf semantischer Ebene, die wahrscheinlich von der bearbeiteten Vorlage über-nommen wurden. Der Schriftfluß der Handschrift ist jedoch so gleichmäßig, daß der Verfasser keine längeren Überlegungspausen gemacht haben kann (ebd., schriftl. Mitt.). Die Handschrift ist formal und inhaltlich wie ein Buch aufgebaut: Das Inhalts-verzeichnis auf den letzten Seiten des Kollegheftes zeigt eine klare und deutliche Einteilung des vorgetragenen Lehrstoffes. Die Reihenfolge der einzelnen The-men baut logisch aufeinander auf und beweist eine gedankliche Zusammenfügung. Wie auch in gedruckten anatomischen Werken dieser Zeit beginnt Bocks Vorlesung über Hippotomie und Splanchnologie mit der Be-griffsklärung des Unterrichtsfaches, dessen Inhalt kurz umrissen wird. Den Anfang macht dann die Einführung in die allgemeine Zellenlehre, gefolgt von der Betrachtung von Haut und Haaren. Eine kurze Abhandlung der Myologie schließt sich an; den größten Teil des Manuskripts nimmt allerdings die
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Splanchnologie ein, die zunächst die Bauchhöhle und den Verdauungstrakt be-handelt und schließlich noch auf die einzelnen Darmanhangsdrüsen eingeht. Den Schluß bildet die Angiologie, in der die Bedeutung von Venen, Arterien und lymphatischen Gefäßen erläutert wird. Laufende Überschriften verdeutlichen gedankliche Zusammenhänge im Text. Sie fassen die einzelnen Themen zusammen und ermöglichen eine logische Struktur des Inhalts. Jedes Kapitel ist in sich nochmals gegliedert: Es beginnt zunächst mit einer morphologischen Beschreibung des jeweiligen Organs und seiner Begriffserklärung sowie der Lage im Körper des Pferdes. Anhand von Vergleichen wird das betrachtete Objekt anschaulich dargestellt und dessen Funktion durch Schlußfolgerungen aus früheren Versuchen erklärt. Der Schreiber hat nachträglich Literaturhinweise und weiterführende Erklärun-gen an den Rand des Textes geschrieben. Er bezieht sich dabei auf Werke des Göttinger Physiologen Albrecht von Haller (1708-1777), aber auch auf Vorle-sungen, die er anscheinend am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ in Hannover besucht hat. Mehrfach zitiert er die „praktische Roßheilkunde“ von Carl Hoff-mann (Erfurt 1805). Untersuchungen von Direktor August Konrad Havemann (Pferdearzneischule Hannover) und Direktor Joseph Fehr (Tierarzneischule Münster) werden beiläufig erwähnt, während die Versuche Alexander von Humboldts aus Berlin ohne Namensnennung ausgiebig erklärt werden. 3.1.3 Herkunft und Entstehungszeit
Im September 1964 schenkte Dr. med. vet. Hartmut Pohlmann (1913-1978) aus dem Landkreis Osnabrück dem Fachgebiet Geschichte der Veterinärmedizin und der Haustiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover die hier bearbeitete Handschrift seines Vorfahren Johann Friedrich Arnold In der Strohdt. Pohlmann selbst hatte von 1932 bis 1938 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover stu-diert. Sein Onkel Wilbrand Fisse-Niewedde hatte ihm im September 1934 dieses Manuskript aufgrund derselben Berufswahl wie sein Vorfahr geschenkt. Johann Friedrich Arnold In der Strohdt entstammte einer alteingesessenen Fami-lie aus Engter/Osnabrück. Bereits seine Vorfahren hatten sich neben der Verwaltung des eigenen Besitzes als tierheilkundige Schmiede betätigt (Kind-ling 1938, 24-25). Sein Vater Hermann Heinrich In der Stroht (sic!) schickte ihn zum tiermedizinischen Studium an die Pferdearzneischule Hannover, wo In der Strohdt in den Jahren 1805 und 1806 bei Direktor Havemann die Tierheilkunde
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erlernte (StA OS Rep. 350 Vörden, Nr. 131). Am 15. Mai 1806 begann In der Strohdt mit der „Hipothomie et Splanchonolgia“ von F. A. D. Bock, mehrere Manuskripte für den eigenen Gebrauch abzuschreiben. Am 30. Mai folgte die „Osteologie“ nach Havemann, am 16. Juni die „Terminologie und Physiologie der Botanik“ von J. A. Blancke1 und im September die „Äußerlichen Krankhei-ten der Pferde“ von Havemann (die übrigen Manuskripte werden im Hofarchiv Fisse-Niewedde aufbewahrt, o. Sign.). Die Verwandtschaft Hartmut Pohlmanns mit In der Strohdt besteht mütterlicher-seits. Dessen 1816 geborene älteste Tochter Anna Maria Elise Amalie In der Strohdt war die Großmutter von Pohlmanns Mutter Paula. Pohlmanns Onkel Wilbrand Fisse-Niewedde ist durch seine Großmutter Anna Emilie Auguste (*1820), ebenfalls eine Tochter In der Strohdts, mit ihm verwandt. 3.1.4 Authentizität
Die Seiten der Handschrift bestehen aus einem bläulich erscheinenden Papier, das zur damaligen Zeit vielfach in Holland hergestellt wurde (sog. Zaanses Blaupapier). Es war durchaus üblich, größere Kontingente Papier auf ausländi-schen Auktionen zu erwerben und dann im eigenen Land zu verkaufen. Aber auch zahlreiche deutsche Papiermühlen stellten nach holländischer Vorlage Blaupapier her (Voorn 1960, 93). Eine erste Anfrage bezüglich des hier verwendeten Wasserzeichens an das Deut-sche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig erbrachte den Hinweis, daß es sich um eine Hollandia-Darstellung2 mit dem Gegenzeichen „FCD“ handelt (Lothe 2001, schriftl. Mitt.). Alle Bögen des Manuskripts enthalten dasselbe zentral an-geordnete Wasserzeichen, während das Gegenzeichen – hier die Initialen des Papiermühlenbesitzers – in der Mitte auf der jeweiligen zweiten Seite sichtbar ist. Seit dem 14. Jahrhundert weisen nahezu alle Papiere Wasserzeichen auf. Das Papier wurde damals mittels einer Schöpfform hergestellt, die aus einem hölzer-
1 Siehe dazu Papadopoulos, Daphne: „Transkription und Besprechung einer Handschrift über ‚Terminologie et Physiologie der Botanik‘ nach J. A. Blancke, Hannover 1806“. Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss. (in Vorbereitung). 2 Siehe auch Barth, Elke (1996): „Ein Buch von Zer Rahren undt Bewerten Medicinen für Allen ungemach Kranckheiten undt Schaden Der Pferden“ (Mitte 18. Jh.). Hannover, Tier-ärztliche Hochschule, Diss., 10-14.
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nen Rahmen mit einem Drahtgitter bestand. Auf diesem Drahtgitter wurden Buchstaben oder Zeichen angebracht, die später als sog. Wasserzeichen durch-schienen (Mazal 1986, 54). Diese Schöpfformen und auch die Haupt- bzw. Gegenzeichen wurden oft von spezialisierten Formmachern hergestellt und beim Verkauf an die jeweilige Papiermühle mit den gewünschten Wasserzeichenfor-men versehen (Weiß 1962, 75). Holländische Schöpfformen waren damals sehr begehrt; sie wurden an Außenstehende verkauft, auf Auktionen versteigert oder auch ins Ausland geschmuggelt, so daß sich die Herkunft des Papiers manchmal nur schwer bestimmen läßt (Voorn 1960, 93-97). Die Papiermühle Lachendorf bei Celle hat im 18./19. Jahrhundert über einen längeren Zeitraum hinweg Schöpfformen mit dem Hollandia-Wasserzeichen und verschiedenen Gegenzeichen verwendet (Gerardy 1958, 4). Sie wurde an Michaelis 1538 gegründet und erlangte später durch die Familie Drewsen einen großen Bekanntheitsgrad (Kleeberg 1978, 222; Weiß 1983, 50). 1798 übernahm Friedrich Christian Drewsen den Pachtvertrag seiner Mutter, die nach dem Tod seines Vaters 1794 die Mühle weiter betrieben hatte. Er modernisierte den Be-trieb, der fortan aus vier vollständigen Betriebseinheiten bestand. Die Papiermühle Lachendorf lieferte zu dieser Zeit große Mengen Konzept- und Schreibpapier an die hannoverschen Behörden und Buchdruckereien (Gerardy 1958, 3). Das hier vorliegende Papier mit dem Gegenzeichen „FCD“ scheint aus seiner Schaffenszeit bis 1822 zu stammen, denn in diesem Jahr nahm er seinen Sohn Georg Drewsen als Kompagnon in die Firma auf, und das Papier wurde seitdem mit dem Gegenzeichen „FCD & S“ hergestellt (Drewsen 2001, schriftl. Mitt.). Das Hollandia-Wasserzeichen, auch „Pro Patria“ oder „Hollandse Magd“ ge-nannt, erschien 1699 zum ersten Mal in der Papierindustrie. Das „Pro Patria“-Emblem, das bereits im 15. Jahrhundert im Siegel von holländischen Grafen auf-taucht, ist allerdings viel älter als das „Pro Patria“-Wasserzeichen. Zur Zeit der Französischen Revolution wurde diese Darstellung zu einem der populärsten und meist dargestellten Wasserzeichen (Voorn 1960, 116-121). Es zeigt eine sitzende weibliche Figur mit Helm, in der rechten Hand einen Dreizack. Vor ihr befindet sich ein aufrechter, schwertschwingender Löwe, der in der linken Pran-ke ein Bündel mit sieben Pfeilen hält. Beide Figuren werden von einem Palisadenzaun eingerahmt. Links oben über dem Löwen steht in lateinischen Großbuchstaben „Pro Patria“. Der Freiheitslöwe ist eine alte holländische Wap-penfigur der Oranier, die erbitterten Widerstand gegen die französische Besatzung leisteten. Das Bündel mit den Pfeilen stellt die sieben befreiten und in
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der Utrechter Union von 1579 vereinigten Provinzen dar. Die Gestalt mit dem Dreizack versinnbildlicht das Symbol für Volk und Staat, die „Hollandsche Magd“.3 Die Freiheitsstange mit dem Dreizack in ihrer Hand signalisiert den Sieg über die Spanier auf den Weltmeeren. Der Palisadenzaun, auch „Hag“ ge-nannt, ist ein holländisches Freiheitssymbol, dessen Bedeutung auf eine historische Begebenheit aus dem Jahr 1405 zurückgeht. Fast alle holländischen Papiermühlen haben dieses patriotische Wasserzeichen benutzt, aber auch in Deutschland, Frankreich, Rußland und in der Schweiz ist es vielfach nachge-ahmt worden (Voorn 1960, 116; Weiß 1981, o. S.).
Abb. 6 Hollandia Wasserzeichen von F. C. Drewsen (Gerady 1958, 4). Seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in den vier Ecken eines Büttenbo-gens Wasserzeichen üblich, die nicht auf eine bestimmte Papiermühle oder ein Format hinwiesen. Diese Eckwasserzeichen dienten als Schmuck des Papiers; meist waren es Blumen, häufig stellte man Nelken dar (Weiß 1962, 174). Wegen der hohen Herstellungskosten fertigten nur wenige Papiermühlen, darunter auch einige im Königreich Hannover, dieses Ecknelkenpapier. Es erschien völlig unabhängig und ohne Bezug auf die im Bogen befindlichen üblichen Wasserzeichen (ebd., 176). Auch wenn die „Hipothomie“- Handschrift von In
3 Einige Autoren behaupten, daß die weibliche Figur dieses Wasserzeichens die behelmte Göttin der Weisheit in der griechischen Mythologie, Pallas Athene, darstelle. Sie sei erst in spätere Darstellungen des Emblems eingefügt worden (vgl. Voorn 1960, 119; Barth 1996, 12).
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der Strohdt dieses Ecknelkenpapier nicht aufweist, so ist es jedoch in seinen an-deren Handschriften aus diesem Zeitraum vorhanden (siehe z. B. die „Osteologie“-Handschrift, Kapitel 8.4). Aufgrund der Gegenzeichen „JP“ und „M“ bei diesem Ecknelkenmotiv schließt Herr Elgar Drewsen (2001, schriftl. Mitt.), ein Ur-Ur-Großenkel von Friedrich Christian Drewsen, eine Herstellung in der Lachendorfer Papiermühle aus. Der Buchbinder in Hannover wird bei der Bindung des Manuskripts diese Bögen als Verzierung eingesetzt haben.
3.2 Der Schreiber Johann Friedrich Arnold In der Strohdt
Johann Friedrich Arnold In der Strohdt4 wurde am 30. September 1782 als drit-tes Kind seiner Eltern Hermann Heinrich In der Stroht, Markkötter5 und Tierarzt, und Anna Margarethe Adelheid Poggenbeck im Huxelort, einem Ortsteil von Engter, Haus Nr. 37, geboren (Kindling 1938, 31). Die Taufe erhielt er am 4. Oktober 1782 in der evangelischen Kirche zu Engter, heutiger Kreis Osnabrück (Taufregister ev. Kirchspiel Engter 1724-1794, Nr. 52). Die Familie In der Stroht war bereits im 17. Jahrhundert auf den Köttereien Nr. 36 und 37 im Huxelort ansässig. Im Laufe der Jahre vollzog sich der Wechsel im Beruf vom Landmann zum Schmied und schließlich zum Tierarzt. Die berufli-che Tätigkeit wurde somit vom Vater auf den Sohn „vererbt“. Nebenbei waren Mitglieder des in Vörden ansässigen Familienzweiges häufig noch als Ratsmit-glieder, Bürgermeister und Fleckenrichter tätig. Sie genossen in der Osnabrücker Gegend hohes Ansehen (Kindling 1938, 24-25). Johann wuchs in einer gut be-hüteten Umgebung auf. Seine Eltern hatten die Markkötterei Nr. 37 um Grundbesitz und Barvermögen vergrößern können, so daß die Familie eine sozi-al gesicherte Stellung innehatte. Wie hoch das Ansehen seines Vaters war, zeigte die Hochzeit seiner Schwester Marie Gertrud mit einem Großbauern im Jahre 1800 (ebd., 31). Hermann Heinrich In der Stroht schickte seinen Sohn zur weiteren schulischen Ausbildung an die Gresel-Schule nach Bramsche (Niewedde 2001, mündl.
4 Johann Friedrich Arnold änderte den väterlichen Namen „In der Stroht“ in „In der Strohdt“ (Niewedde 2001, mündl. Mitt.). 5 Bauer, der keinen Anteil am alten Ackerland hat, aber im übrigen nur Landwirtschaft be-treibt, ohne gewerblichen Nebenberuf. In den nordwestlichen Gebieten Deutschlands gelangten Markkötter später teilweise zu bedeutendem Besitz und weitreichenden Rechten (Haberkern, Wallach 1995, 341).
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Mitt.).6 Im Jahr 1790 besuchten ca. 170 Kinder diese Schule. Für den allgemei-nen Unterricht mußten 24 Mariengroschen pro Kind und Jahr gezahlt werden. Lateinunterricht erhielten nur besonders begabte Kinder (Fisse, Buhlrich, Köster 1990, 43). Wahrscheinlich lernte In der Strohdt dort Latein, denn er war „in die-ser Sprache nicht unerfahren“ (Kindling 1938, 47). Im Jahr 1805 reiste Johann Friedrich Arnold In der Strohdt nach Hannover, um dort am Unterricht von Direktor Havemann an der königlichen Pferdearznei-schule am Clever Tor teilzunehmen (StA OS Rep. 350 Vörden Nr. 131). Auch im folgenden Jahr ließ er sich in der Tierarzneikunde unterweisen, wie seine Kollegbücher zeigen. So sind folgende Handschriften von ihm erhalten geblie-ben: „Abhandlung über die Hipothomie und Splanchonolgia (sic!) von Bock“ (Fachgebiet Geschichte der Veterinärmedizin, TiHo Hannover), „Kurtze und Deutliche Fassung über die Terminologie et Physiologie der Botanick von Blancke“, „Abhandlung von der Osteologie oder beßer Hipposteologie von Ha-vemann“ und „Abhandlung über die Äußerlichen Krankheiten der Pferde von Havemann“. Außerdem befand sich ein „nachgelassenes Manuscript der Pfer-dearzneywissenschaft von Kersting“ aus dem Jahr 1789 in seinem Besitz (alle vier Manuskripte werden im Hofarchiv Fisse-Niewedde aufbewahrt, o. Sign.). In der Strohdt erhielt also seine tierärztliche Ausbildung in den Jahren 1805 und 1806 an der Pferdearzneischule Hannover bei Direktor Konrad August Have-mann (StA OS Rep. 350 Vörden, Nr. 131). Nach beendeter Ausbildung in Hannover ging In der Strohdt ins Holländische, wo er als Tierarzt tätig war und offenbar gut verdient hat. So soll er als Entgelt einmal Chinesische Vasen erhalten haben, die noch heute bei den Nachfahren stehen (Niewedde 2001, mündl. Mitt.). Am 8. Juli 1810 erhielt In der Strohdt vom damaligen Medizinal- und Sanitäts-kollegium und der Regierungsbehörde zu Osnabrück seine Konzession als Tierarzt. Er wurde für den heimatlichen Amtsbezirk und dessen Umgebung an-gestellt (StA OS Rep. 350 Vörden, Nr. 131). In den folgenden Jahren entlastete er mehr und mehr seinen Vater in dessen Geschäften, der 1819 verstarb. Sein Cousin Johann Henrich in der Stroht, dessen Leben eine Art Parallele zu Johann
6 Eine allgemeine Schulpflicht gab es im Osnabrücker Land seit 1693. Schon 1533 hatte Ja-cob Gresel, der in der Nähe von Osnabrück geboren und später Magister der Altphilologie geworden war, in Bramsche eine Lateinschule eröffnet, das heutige Greselius-Gymnasium (Fisse, Buhlrich, Köster 1990, 42-44).
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Friedrich Arnold aufwies, war als Tierarzt im benachbarten Vörden tätig. Er hat-te sein Studium bereits 1799 in Hannover abgeschlossen (Kindling 1938, 45). Am 6. Dezember 1815 heiratete Johann Friedrich Arnold In der Strohdt Anna Maria Henriette Niewedde (Trauregister ev. Kirchspiel Engter 1795-1821, Nr. 14), deren Familie die Verbindung mit dem wohlhabenden „Pferdespezialisten“ guthieß. Die Braut, ebenfalls aus einer sehr alt ansässigen Bauernfamilie stam-mend, brachte 1000 Taler, einen kompletten Brautwagen im Wert von 110 Talern und vier Kühe mit in die Ehe (Niewedde 1987, 32). Aus dieser Verbin-dung stammen acht Kinder: Anna Maria Elise Amalie (*1816), Julie Margarethe Ulrike (*1818), Anna Emilie Auguste (*1820), Marie Henriette Luise (*1822), Margarethe Caroline Pauline (*1824), ein totgeborener Sohn (*1826), Marie Olinde Lisette (*1827) und Gustav Friedrich Arnold (*1833) (Niewedde 2001, schriftl. Mitt.). In der Strohdt war seit seiner Rückkehr in die Heimat im „Landsturm Kompa-gnie Kalkriese/Engter“ tätig. In den Jahren 1815/16 wurde er zunächst zum „Capitain“ und anschließend zum Hauptmann befördert. Zahlreiche Sonntage verbrachte er nach dem Kirchenbesuch mit Exerzierübungen seiner Rekruten und stand in regelmäßigem Briefwechsel mit seinem Vorgesetzten, dem Batail-lonskommandanten Klußmann (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.). Aufgrund seiner florierenden Pferdepraxis errichtete In der Strohdt 1820 in sei-ner Scheune am Haus Nr. 37 im Huxelort/Engter ein eigenes „Pferdelazarett“ mit 10 Einstellplätzen (Niewedde 2001, mündl. Mitt.; Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.).7 Bereits ein Jahr später, 1821, ließ er von Baumeister Weißkittel Steine aus Mettingen kommen, um einen neuen Wohnspeicher direkt daneben zu errichten. Der massive Neubau erforderte einen Kapitalaufwand von 682 Talern. Eine sandsteinerne Inschriftentafel ist erhalten geblieben: JFIDS AMHGNW 1821 (Johann Friedrich In Der Strohdt Anna Maria Henriette Geb. Niewedde). Im Oberlicht der Haustür befinden sich die Initialen: JFSt (Johann Friedrich Arnold In der Strohdt). Sein Sohn Gustav erwähnte 1863 in seinem Lebenslauf, daß seine Eltern in guten Verhältnissen gelebt haben. In der Strohdt erhielt noch im selben Jahr (1821) die Kötterei Nr. 36 in Engter zurück, weil der Nachbar Rentzenbrink unter der Schuldenlast zusammenbrach (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.). Somit vereinigte er den gesamten ehemaligen Familienbe-
7 Die Scheune brannte am 6. Juli 1920 ab (Niewedde, mündl. Mitt. 2001).
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sitz der In der Strohdts, die Markköttereien Nr. 36 und 37, wieder in seiner Hand (Kindling 1938, 44). Neben seiner Privatpraxis war In der Strohdt offiziell für das Amt Vörden in Seuchenfragen tätig. Als im Jahr 1838 im Königreich Hannover die Maul- und Klauenseuche ausbrach, erreichte sie auch bald die Osnabrücker Gegend. In der Strohdt wurde angewiesen, mehrere unter Seuchenverdacht stehende Höfe au-ßerhalb seines Amtsbezirks zu besuchen. Er bestätigte den Ausbruch der Erkrankung, worauf der dort eigentlich zuständige Tierarzt zur Rechenschaft gezogen wurde. In der Strohdt stand in dieser Zeit im Briefwechsel mit Direktor Hausmann8 von der Pferdearzneischule Hannover, der ihm wesentliche Informationen über den Verlauf und die Behandlung der Maul- und Klauenseuche und den Milzbrand schickte (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.). In der Strohdts tierärztliche Leistung beurteilte man im Amt Vörden olgendermaßen: f
„Hat sich als Praktiker einen großen Ruf erworben und wird seine Hülfe daher nicht allein meilenweit im ganzen Umkreise des Amtes und der be-nachbarten Umgegend, sondern auch weit aus dem Ausland her gesucht“ (StA OS Rep. 350 Vörden, Nr. 131).
Mit zunehmendem Alter zog sich In der Strohdt von seinen Pflichten zurück, die letzten Jahre seines Lebens wollte er im Kreis der Familie verbringen (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.). Die Aussteuern seiner Töchter bemaß er großzügig, bis heute sind diverse Hausrats- und Kunstgegenstände erhalten geblieben. Ein Kaffeeservice mit Blumenkranzmotiv, in dem seine Initialen stehen und das sei-nerzeit in Thüringen angefertigt wurde, befindet sich heute noch in Familienbesitz (Niewedde 2001, mündl. Mitt.). Johann Friedrich Arnold In der Strohdt starb am 24. Februar 1846 im Huxelort, vier Tage später wurde er auf dem Dorffriedhof zu Engter zu Grabe getragen (Verzeichnis der Verstorbenen in dem ev. Kirchspiele Engter vom Jahre 1846, Nr. 17).
8 Ulrich Friedrich Hausmann übernahm 1819 nach Havemanns Tod die Leitung der Pferde-arzneischule in Hannover (Froehner 1941/42, 100).
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Mit seinem Sohn Gustav, einem promovierten Juristen, der 1872 unverheiratet in Thüringen starb, endete die Linie der In der Strohdts im Huxelort/Engter. Die tierärztliche Tätigkeit wurde zumindest durch seinen Cousin Carl Bartholomäus In der Strohdt aus der Vördener Familienlinie, der 1820 in Hannover studiert hatte (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.), weitergeführt. Dieser betrieb ab 1831 eine Praxis in Vörden (StA OS Rep. 350 Vörden Nr. 131).
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4 Biographie des Friedrich Andreas Daniel Bock
Seit Gründung der Pferdearzneischule Hannover im Jahr 1778 hatte das Oberhofmarstallamt dem amtierenden Direktor des Instituts jeweils einen zwei-ten Lehrer zur Unterstützung an die Seite gestellt. In den Jahren 1796-1801 hatte Bock diese Stelle inne. Friedrich Andreas Daniel Bock wurde am 3. August 1766 als Sohn des Kauf-manns Franz Bock und seiner Ehefrau Maria Magdalena Braband in Celle geboren. Seine Vornamen erhielt er bei der Taufe am 6. August von seinen Pa-ten Friedrich Kuchl sowie Andreas und Daniel Wolde (Hann. Kirchenbuchamt: Buch der Stadtkirche Celle 1756-1779, Nr. 104). Franz Bock ermöglichte seinem Sohn eine gute Schulausbildung (Froehner 1941/42, 20) an der damaligen Lateinschule in Celle, dem heutigen Gymnasium Ernestinum. Dort wurde er im Jahre 1781 inskribiert (Sta Celle L 13/ 465). Ob-wohl die Schule in dieser Zeit mit sinkenden Schülerzahlen, dem Fortfall der öffentlich gehaltenen Prüfungen, der Zusammenlegung von Stunden und Klas-sen sowie mit einem Übermaß an Ferien zu kämpfen hatte, legte der Rektor Steffens großes Gewicht auf den Unterricht der lateinischen Sprache. Neben Caesars „De Bello Gallico“ wurden außerdem Sallust, Horaz und Livius gele-sen, aber auch Fächer wie Landesgeschichte, Religion, Naturkunde, Mathematik, Stilistik und Hebräisch in Form von Privatunterricht in den Lehr-plan eingebunden. Das Singen der Schüler in der Kirche hörte mit den Jahren allmählich auf, die Verbindung zwischen Schule und Kirche wurde fast völlig gelöst (Alpers 1928, 64-72). Der junge Bock trat nach Beendigung der Schule in die Chirurgieakademie in Celle ein (Günther 1878, 155),9 die 1784 von Professor Daniel Scheller, dem früherem Prosektor an der Göttinger Humananatomie, gegründet worden war. Zunächst wurden dort nur Assistenten der Stadtchirurgen unterrichtet, aber schon bald erkannte man die Bedeutung der Ausbildung späterer Kompagniechi-rurgen für das Militär (Deichert 1908, 77). Neben Anatomie, Zoologie, Botanik, Chemie und ‚Materia medica‘ (Sta Celle 3B8) wurden auch Französisch und Englisch unterrichtet. Weitere zwei Lehrer, ein Prosektor, ein Pedell und ein Wärter waren als zusätzliches Lehr- und Hilfspersonal neben Professor Scheller eingestellt worden. Bald wurde die Notwendigkeit einer Bibliothek deutlich, die 9 Die Angaben sind Bocks Personalakte entnommen (Günther 1878, 155).
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1788 von der Landesregierung finanziell genehmigt wurde. Zwei Jahre später erhob man die Akademie zum landesherrlichen Institut mit besonderen Privile-gien und gab ihr den Namen ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ (Deichert 1908, 78). Bock erlernte hier zunächst die Wundarzneikunst (Froehner 1941/42, 20), und erhielt später eine Anstellung als Prosektor und Repetitor der Anatomie an diesem Institut (Staatskalender 1791, 151). Aber auch am ‚Collegium medi-co-chirurgicum‘ hielt er anatomische Vorlesungen und Übungen (Hinze 1980, 220). Im Jahr 1792 machten viele Schüler der Akademie als Kompagniechirurgen in der hannoverschen Armee den ersten Feldzug gegen Frankreich („Kanonade von Valmy“) mit (Deichert 1908, 78). Auch Friedrich Bock trat in das 4. Infanterie-regiment des hannoverschen Militärs ein und nahm an den Feldzügen zu Beginn des 1. Koalitionskriegs teil. Er zeichnete sich durch Klugheit, Geschicklichkeit und vorzügliche anatomische Kenntnisse aus, so daß die Heeresverwaltung sich dazu entschloß, ihn vorzuschlagen, als die Stelle des zweiten Lehrers an der Pferdearzneischule Hannover vakant wurde (Schrader, Hering 1863, 43). Am 2. Mai 1794 erfolgte die Genehmigung seiner tierärztlichen Ausbildung (Günther 1878, 155), und man schickte Bock mit dem Salär von 1 Gulden pro Tag nach Wien, damit er dort seine Anatomiekenntnisse in der Tierheilkunde erweitere und die Tierarzneikunst erlerne; er kam am 4. Juni 1794 in Wien an (Froehner 1941/42, 20). Sein Brief vom 1. April 1795 an die Heeresverwaltung beschreibt folgende Situation:
„Rapport vom März 1795 Die schöne und interessante Eingeweidelehre hat uns im letzten Monate vorzüglich beschäftigt. Der Anfang ist mit den Eingeweiden des Unterlei-bes gemacht und allen denjenigen, welche das Bauchfell einschließt, sind bis jetzt untersucht und abgehandelt worden. Da die Wiener Schule gar keine anatomischen Präparate besitzt, so haben wir uns bloß mit der natür-lichen Beschaffenheit dieser Teile befassen können. Wie nötig indes Einspritzungen und andere künstliche Vorrichtungen sind, um die genaue Einrichtung dieser Teile fassen und sie dem Blicke der Schüler darstellen zu können; das ist, wie mich dünckt, so auffallend, daß man sich wundern muß, wie der vorige Prosektor Wolstein diese Wahrheit verkünden konnte. Er ist an dem gänzlichen Mangel aller Präparate schuld; er beschrieb sie
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dem Kaiser Joseph als Verstellungen der Natur, als unnütze Spielereien, und brachte es dahin, daß Herr Tögl solche Arbeiten unterlassen mußte. Einige praktische Bemerkungen, die sich unter bei Betrachtung der Baucheingeweide des Pferdes offenbaret haben, glaube ich hier berühren zu dürfen: a) die älteren Koliken von unterdrückter Ausdünstung, welche man fast
täglich bemerkt, haben ihr Dasein der Lage der Eingeweide zu verdan-ken. Die Natur hat diese Tiere vorsetzlich zu dergleichen Krankheiten prädisponiert, indem sie die äußere Hülle der Gedärme zu dünn mach-te. Die Haut, welche äußerlich den Bauch umkleidet, mit den Bauchmuskeln sind nur 1 Zoll dick: unmittelbar dahinter sind die Därme gelagert. Der Ochs, das Schaf und andere Haustiere sind besser versorgt; das fettreiche Netz liegt bei diesen Tieren als ein weiches, wärmendes Kissen zwischen den Bauchmuskeln und den Därmen und beschützt die letzteren für alle Einwirkungen und Eindrücke des Win-des, der Kälte und Nässe. Daher wissen diese Tiere nichts von Koliken, die von unterdrückter Ausdünstung ihre Entstehung haben. Das Pferd hingegen, dessen Därme so schlecht umhüllt sind, das täglich von den Menschen Verkältungen ausgesetzt, bald heiß geritten ins Wasser wa-ten muß, wo die Wellen den Bauch benetzen; bald von Schweiße triefend kaltem Zugwinde ausgestellet wird; muß daher notwendig in heftige Koliken verfallen, die ihm nicht selten das Leben kosten. Man sollte ein Pferd, welches warm geritten ist, nie in die Schwemme füh-ren; man sollte ihm die Decke unter den Bauch anlegen und dieselbe auf den Rücken mit Bändern zuknüpfen, anstatt, daß man dieselbe ganz zwecklos über den Rücken legt: durch diese einfache Vorkehrung würde man manche Kolik verhindern, manches Tier gesund erhalten.
b) Die Öffnung 2er sogenannter Aufsetzer oder Krippenbeißer hat auf ei-nem Wink über die Natur und Ursache dieses häßlichen Fehlers gegeben. Ich konnte mich nie überzeugen, daß diese Krankheit ein an-gewöhnter Fehler sei, den ein Tier dem andern ablernen und aus Nachahmungssucht nachmache. Wer die krampfhafte Bewegung be-trachtet, welche den Ructus begleitet; der wird das Gegenteil glauben. Ich dachte mir diesen Fehler als einen kränklichen Zustand des Ma-genmundes, welcher wiedernatürlich reizbar schwach sei durch krampfstillende und schmerzstillende Mittel würde geheilt werden können. Wahrscheinlich rate ich: der Grund scheint in einem organi-schen Fehler des Zwerchfells zu liegen. Wenigstens war bei diesen beiden Pferden das Loch, durch welches die Speiseröhre mit den bei-
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den Nerven des 8.ten Paars geht (:Foramen pro oesophago:) wieder na-türlich weit und der Magenmund etwas ausgedehnter und weiter, als er im gesunden Zustande sein muß. Es ist der Mühe wert, auf diesen Ge-genstand aufmerksam zu sein: verhielte sich die Sache immer so, ist ein zu weites Loch im Zwerchfell die Ursache des Koppens, dann kann man ein Mittel zur Heilung versuchen; allen Mühe wird vergebens sein.
Durch die Güte des Herrn Tögl habe ich wieder 4 Operationen gemacht; zweimal habe ich englisiert10 und zweimal kastriert. Die letztere Operation werde ich immer nach der hiesigen Sitte verrichten, wo man mit der Töglschen Zange den Samenstrang faßt und den Hoden mit den Fingern abdrehet. Die Methode ist so einfach, leicht und sicher, daß sie mit Recht unter allen den ersten Rang verdient. Das Englisieren ist schon schwerer; trennt man nicht die Muskeln an beiden Seiten gleich genau, so trägt das Tier nachher den Stutz auf einer Seite, und man ist gezwungen, die Opera-tion zu wiederholen. Auch im Spitale sind seither eine Menge Patienten mancherlei Art gegen-wärtig gewesen. Es ist betrübt, daß die Kranken so erbärmlich behandelt werden: der unwissende Oberschmied Kurival ist allein der Kliniker, er behandelt alles über einen Leisten. Drei Koller waren unter anderem da. Sie erhielten 1 H. Bittersalz und darauf eine Purganz aus Chlor, bei dem Einbringen dieser Mittel wurde ihnen zugleich ein großes Eiterband vor die Stirn gezogen. Eines der kranken starb in wenigen Tagen; der andere fing, nachdem das Eiterband gezogen war, heftig zu rasen an: man expen-dierte ihn darauf für die Anatomie. Der 3te steht noch im Garten, schon halb tot und kein Mensch bekümmert sich mehr um ihn. So ist die Kur im k. k. Tierspital beschaffen: Gewiß nehme Herr Tögl mich nicht nach sei-nen Privat-Patienten mit, so lernte ich in Wien keine Krankheit erkennen und heilen. Mein Hauptbestreben geht insbesondere dahin, die äußere Bil-dung des Pferdes kennenzulernen: ausgerüstet mit der Kenntnis der Muskeln und Knochen fängt´s nur in dieser seiner Materie immer mehr zu tragen an. Das Herumwandeln mit Herrn Tögl, ferner öftere Besuche der kaiserlichen Reitschule und Ställe, wird mich in den Stand setzen dareinst in dieser schönen Wissenschaft etwas leisten zu können. Meine häuslichen Arbeiten beschränken sich insbesondere auf die Krankheiten der übrigen Haustiere; vorzüglich auf die des Hornviehes. Mein Lehrer gibt mir in die-
10 Nach Art der englischen Reitpferde wurde dabei das Endteil des Schweifes abgeschnitten und der Schweifniederzieher durchtrennt (Krebs 1991, 250).
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sem Fache die besten Aufschlüsse und kommuniziert mit mir alle seine Erfahrungen. Ich hoffe mit Zuversicht, über diese höchstwichtige Wissen-schaft dareinst einen vollkommenen Unterricht erteilen zu können. Wien, den 1. April 1795 Bock“
(NHStA Hann. 146 B, Nr. 9) Die Vorlesungen in Wien waren unterbrochen worden, weil sich die Kurschmie-de beim Militär in Flandern aufhielten. Daher erhielt Bock Privatunterricht bei Martin Albert Tögl; Johann Gottlieb Wolstein unterrichtete ihn im Spital, und bei Prosektor Meyer erlernte er gegen ein Honorar von 12 Dukaten das Herstel-len anatomischer Präparate. Außerdem erhielt er die Möglichkeit, die in der Steiermark ausgebrochene Rinderpest kennenzulernen und in Ungarn zahlreiche Gestüte zu besuchen, und er hörte Vorlesungen an der Universität. Als Tögl ei-nen Ruf an die Tierarzneischule in Prag erhielt, folgte ihm Bock am 15. Juni 1795. Er ging zu Fuß, um unterwegs den Stand der Viehzucht näher kennenzu-lernen, wie er in einem Brief später erklärte. Tögl beschäftigte Bock als Assistent, so daß er seine klinischen Kenntnisse im gut frequentierten Tierspital vertiefen konnte. Wenig später, am 29. September 1795, reiste Bock nach Berlin weiter. Die Berliner Pferdearzneischule beeindruckte ihn in keiner Weise, er war sogar enttäuscht, weil jeder Lehrer nur zwei Vorlesungen wöchentlich hielt. Den Aufenthalt nutzte er jedoch, um am ‚Collegium medico-chirurgicum‘11 bei Chri-stian Conrad Sprengel und Carl Ludwig Willdenow Botanik, Chemie und Physik zu hören (Günther 1878, 155-156). Bereits im Mai 1796 reiste Bock nach Dresden weiter, wo der theoretische Unterricht zwar mangelhaft, die Klinik aber voll von kranken Pferden war (Froehner 1941/42, 21). Am 1. Oktober 1796 trat Friedrich Andreas Daniel Bock seine Stelle als zweiter Lehrer der Pferdearzneischule Hannover an. Er erhielt freie Wohnung sowie 200 Taler Gehalt, 25 Taler für die Feuerung und 2/5 des Schulgeldes (Günther 1878, 33). Bereits 1799 wurde sein Gehalt auf 300 Taler heraufgesetzt, dazu kamen etwa 300 bis 350 Taler Anteil an den Schülerhonoraren (Froehner 1941/42, 21). Bock wurde der Unterricht in Anatomie, Physiologie, Chemie und Botanik über-tragen. Außerdem lehrte er in Übungen das Anfertigen von anatomischen Präparaten (Günther 1878, 33; Breickmann 1984, 38). 11 Die Gründung der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin erfolgte erst am 16. August 1809. Das ‚Collegium medico-chirurgicum‘ wurde mit dem Lehrpersonal übernommen und in den Universitätsbetrieb eingegliedert (Schnarrenberger, Scholz 1990, 1-3).
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Am 18. Januar 1797 heiratete Friedrich Bock die ebenfalls aus Celle stammende Bäckerstochter Eleonore Dorothea Lagershausen (*2.10.1779). Aus dieser Ver-bindung gingen die Töchter Henriette Dorothea (*16.03.1798) und Louise (*25.03.1800) hervor (Hann. Kirchenbuchamt: Verzeichnis der Schloßkirche Hannover, Nr. 0408). Direktor August Konrad Havemann hielt Bock von der klinischen Tätigkeit in der Pferdearzneischule fern. In einem Brief an Professor Wolstein in Wien äu-ßerte er sich dahingehend, daß Bock ein guter Zergliederer sei und vorzügliche Fähigkeiten sowie große wissenschaftliche Kenntnisse habe. Dennoch sei er zum praktischen Lehrer der Tierarzneikunde nicht geeignet, weil er sich in sei-ner Jugend nicht mit Pferden vertraut gemacht habe. Auch seine praktischen Fähigkeiten ließen zu wünschen übrig, weil er auf seinen Reisen nie selbst Hand angelegt habe (Schrader, Hering 1863, 43). Das Oberhofmarstallamt befürchtete, daß sich das Institut - wie zu Kerstings Zeiten - wieder in einen Ein-Mann-Betrieb verwandeln würde (Froehner 1953, 74). In einem Schreiben vom 22. Dezember 1797 forderte man die beiden Lehrer auf, Art und Inhalt des Unter-richts darzulegen. Havemann erläuterte in einem Antwortbrief vom 29. Dezember 1797 seinen Unterrichtsstil in den verschiedenen klinischen Diszipli-nen, die er in Vorlesungen und praktische Übungen gliederte. Dabei bemängelte er das Fehlen eines gutbesetzten Spitals, um den praktischen Unterricht ausrei-chend gut durchführen zu können. Dem zweiten Lehrer seien die Fächer Anatomie und Pflanzenkunde übertragen worden, somit stehe sein Unterricht mit dem Bocks in keinerlei Verbindung, ließ er verlauten (Günther 1878, 34-35; Liewers 1940, 10). Bock äußerte am 1. Januar 1798 über seinen Unterricht, daß er die Anatomie und Physiologie in ihrem ganzen Umfange lehre,
„... indem ich nicht nur alle Theile des Körpers vorlege und ihren Bau, ih-re Verhältnisse und Verrichtungen erkläre, sondern auch jedem Studirenden, so viel er nur immer Lust hat, Gelegenheit gebe, selbst zu zergliedern. Auch werden in jedem Winter mehrere Theile injicirt, die die Schüler alsdann ausarbeiten. Sie werden auch angehalten, sowohl ganze Körper als einzelne Theile derselben zu skelettiren, die Gelenke und Mus-keln auszuarbeiten und die Lage und Verhältnisse der Eingeweide in der Natur selbst aufzusuchen und zu studiren. Bei allen diesen Beschäftigun-gen bin ich allezeit gegenwärtig und ertheile dabei die nöthige Anweisung und Erläuterung. Die Methode und Ordnung meines anatomischen Unterrichts ist folgende: Eine allgemeine Einleitung macht den Anfang. Ich setze darin den Zweck
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und Nutzen der Anatomie auseinander, gebe eine kurze Uebersicht aller Theile des Körpers, theile sie in feste und flüssige ein, bestimme die ver-hältnismäßige Menge derselben zu einander, zeige den Unterschied zwischen todten und lebenden Theilen, zwischen Anatomie und Physiolo-gie und beweise die vortheilhafte Verbindung beider Lehren. Dann folgt die Erklärung von der Verrichtung des lebenden Zustandes: die bekannte Eintheilung in Lebens-, thierische-, natürliche- und Geschlechts-Verrichtungen, Feststellung des Begriffes der Gesundheit u.s.w. Ich be-fleißige mich dabei einer bündigen Kürze und suche meinen Vortrag so populär als möglich einzurichten. Hierauf folgt die Knochenlehre. Ich verbinde mit derselben die Abhand-lung von den Knorpeln und Bändern. Eine allgemeine Erklärung der Eigenschaften derselben geht voran, dann lasse ich die einzelne Beschrei-bung derselben folgen und suche dabei vorzüglich auf die Veränderungen aufmerksam zu machen, welchen die Knochen in verschiedenen Epochen des Lebens unterworfen sind. Nach der Knochenlehre folgt die Betrachtung der allgemeinen Decke. Ich erkläre ihren Bau, ihre verschiedene dicke an den einzelnen Stellen des Körpers, mache auf die Verschiedenheit derselben bei edlen und gemeinen Pferden aufmerksam, und suche sie als Hülle, als Aussonderungsorgan und als Sinnesorgan gehörig zu würdigen. Beiläufig wird auf den Consen-sus zwischen Haut und Darmkanal aufmerksam gemacht, auch werden praktische Winke über die beste Art und Weise, Hautschnitte zu machen, beigefügt. Als Fortsetzung der allgemeinen Hülle wird nun der Darmkanal oder die innere Oberfläche des Körpers betrachtet. Nachdem daher die Bauchhöhle im Allgemeinen, ihre Grenzen, Abtheilungen etc. untersucht sind, wird die Darmröhre nebst den übrigen Organen, welche zur Verdauung des Futters nahe oder entfernt einwirken, als Leber, Pancreas u.a. der Betrachtung un-terworfen und zugleich die Lehre von den Futterarten, von der Verdauung und der Ernährung des Körpers hinzugefügt. Hierauf lasse ich die Unter-suchung der Harn- und Geburtsorgane folgen, erkläre deren Bau, Einrichtung und Verrichtung. Nach Absolvirung der Bauchhöhle folgt die Betrachtung des Zwerchfell-muskels als natürliche Grenze zwischen Bauch und Brusthöhle, und dann diese und zwar zunächst die Betrachtung der Respirationsorgane und des Herzens hinsichtlich seiner Lage und Verhältnisse zu den Lungen, die nä-here Betrachtung desselben kommt bei der Gefäßlehre vor. Bei der Lehre vom Athmen werden die allgemeinen Eigenschaften der Luft insoweit er-
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klärt, als dieses ohne Experimente, die ich wegen Mangels eines che-misch-physikalischen Apparates nicht anstellen kann, nur irgend möglich ist. Nach dieser Unterrichtung folgt die Betrachtung des Auges, der Geruchs- und Gehörorgane und des Maules. Als Anhang zu diesem Theile der Ana-tomie lasse ich eine allgemeine Betrachtung der Drüsen folgen; die einzelnen Drüsen selbst werden zugleich mit den Theilen abgehandelt, zu welchen sie gehören, so die Speicheldrüsen bei der Maulhöhle, die Lymphdrüsen bei der Saugaderlehre u.s.w. Hier mache ich eine Pause und stelle 8-10 Tage examinatorische Repeti-tionen an. Mit der zweiten Hälfte der Anatomie wird gleich nach Neujahr begonnen und mit der Muskellehre der Anfang gemacht. Nach allgemeiner Einleitung werden die einzelnen Muskeln in der Reihenfolge demonstrirt, wie sie sich dem Auge beim Präpariren darbieten und ihre Lage, Grenze u.s.w. am lebenden Pferde gezeigt. Bei der Muskellehre verweile ich ihrer großen Wichtigkeit halber etwas länger und repetire häufiger. Dann wende ich mich zur Gefäßlehre, beschreibe das Herz, die Arterien, Venen und Saugadern, erkläre den Kreislauf des Blutes und die Natur desselben. Die größeren Gefäßstämme werden ohne Anfüllung mit Masse in der frischen Natur vorgezeigt, die kleineren an injicirten Präparaten. Die Beschreibung des Gehirns, des Rückenmarks und der Nerven nebst Betrachtung der Wir-kung dieser Theile im lebenden Zustande macht den Beschluß der Anatomie. Wegen des Mangels eines brauchbaren Handbuches der Anatomie dictire ich gleich zu Anfang die Hauptsätze der Wissenschaft in die Feder, diese kurzen Data nebst Bourgelat‘s Buch müssen zur Zeit das Handbuch erset-zen, dessen Erscheinen man möglichst bald zu realisiren sucht. Auf die Anatomie der Wiederkäuer wird die erforderliche Rücksicht ge-nommen. So wird unter anderem das Gerippe des Pferdes mit dem des Ochsen verglichen, der Bau und die Einrichtung des vierfachen Magens und der Mechanismus des Wiederkäuens etc. erklärt. Der Vortrag über die Anatomie dauert etwas über sieben Monat und be-ginnt im September, ohngefähr Mitte October ist die Knochenlehre beendet, von da an wird wöchentlich ein Pferd geschlachtet und mit der praktischen Zergliederung begonnen, welche bis gegen Ostern, so lange es die Witterung irgend gestattet, fortgesetzt wird. Die Unterrichtung in der Botanik geschieht in der folgenden Weise: Nachdem die verschiedenen Theile der Pflanzen erklärt und den Schülern ein Begriff von den Klassen und Ordnungen des Linné‘schen Systems
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beigebracht worden, beginnen sofort die botanischen Excursionen. Wir besuchen die Wälder, Heiden, alle Gattungen von Wiesen, die Hügel und Ufer der Teiche und Flüsse. Alles was blüht wird untersucht, der Standort, Blüthezeit, botanische Bestimmung, Nutzen oder Schaden, Aufbewahrung und Gebrauch der Pflanzen wird bekannt gemacht. Die botanischen Ex-cursionen haben wöchentlich einmal vom ersten Frühling bis zum Spätherbst statt. Um meinen Vortrag mit dem des Herrn Directors Havemann in Ueberein-stimmung zu bringen, demselben auf keine Weise zu widersprechen und von demselben abweichende Ideen unter die Schüler zu bringen, habe ich die Vorlesungen des Herrn immer fleißig besucht und mir seine Vorstel-lungsarten und Erklärungen zu eigen zu machen gesucht. Indem ich durch dieses Benehmen allen Zweideutigkeiten und Widersprüchen ausgewichen bin und die Schüler gegen schwankende Begriffe sicher gestellt habe, habe ich dadurch zugleich meinen Unterricht mit dem des Directors in Zusam-menhang gebracht. Hannover, den 1. Januar 1798 Bock“
(Günther 1878, 34-38) Im Hauptstaatsarchiv Hannover (Hann. 146 B, Nr. 9) befindet sich ein weiterer Brief Bocks, leider undatiert, in dem er erneut Stellung zum Unterrichtsgesche-hen bezieht:
„Zur Beantwortung der zwey, vom Oberhof-Marstalls-Departement aufge-worfenen Fragen, nahm ich mir die Freiheit, dem Herrn Director folgendes zu propagieren.
1. Was die Zeiträume anbelangt, so glaube ich, sei es am zweckmäßig-sten, die anatomischen Demonstrazionen mit dem ersten October an zu fangen, und in 6 Stunden wöchentlich, nachmittags von 1 bis 2 Uhr, bis zum Ausgang des März, durch fort zu fahren. Die übrigen Stunden des Nachmittags können zum Präparierrn angewendet werden. Für die Na-turwissenschaften würde ich im Sommerhalbjahre wöchentlich 2 Stunden, entweder von 8 bis 9 oder von 1 bis 2, nöthig haben. Ich schlage dazu den Montag und Donnerstag vor. Dieselben zwey Stun-den könnten des dienstags und freitags für die Diäthetik bestimmt werden. Jeden Sonnabend oder Sonntag will ich eine botanische Ex-kursion veranstalten.
2. In Hinsicht des Lehrgeldes, wage ich nicht, etwas zu bestimmen, son-dern unterwerfe mich ohne Wiederrede, dem Willen des Herrn
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Directors. Das ich gar keine Praepositionen machen kann, leuchtet ei-nem jeden ein. Ich weiß es recht gut, wie äußerst gering meinerseits der Beitrag zur Bildung der Zöglinge ist, und es ist wohl ausgemacht, daß derjenige, welcher sie ganz ihrer Bestimmung entgegen führt, auch da-für hinreichend belohnt werden muß. Bock“12
In einer Ordre vom 22. Mai 1798 teilte das ‚Oberhof-Marstalls-Departement‘ den beiden Lehrern mit, „daß Herr Bock von jetzt an im Hospitale bei den Pati-enten admittiert werde“. Außerdem solle er die tierärztliche Naturwissenschaft, die Gesundheitslehre und die Anatomie mit der Physiologie einschließlich der Präparateherstellung unterrichten. Herr Direktor Havemann dagegen habe Vor-lesungen über das Äußere des Pferdes, innere und äußere Krankheiten, Hufbeschlag und die Pferdezucht zu halten. Weiterhin erwartete das Departe-ment einen dementsprechend ausgearbeiteten Stundenplan sowie eine neuerliche Festlegung des Schulgeldes (NHStA Hann. 146 B, Nr. 9). Havemann antwortete am 4. April 1798, daß er in der Klinik von nun an mit Bock zusammenarbeiten werde, wie es zum Beispiel Abildgaard und Viborg schon lange in Kopenhagen erfolgreich praktizierten (Froehner 1953, 74). Bock ging besonders bei seinen anatomischen Vorträgen wesentlich systemati-scher als Havemann vor. Seine Anstellung als zweiter Lehrer muß ein erheblicher Fortschritt für den Unterricht gewesen sein. Er führte erstmals mündliche Leistungkontrollen ein, um den Wissensstand der Studenten zu prü-fen (Breickmann 1984, 42). Bock war ein wissenschaftlich gebildeter, talentierter Mann, der zu großen Hoffnungen Anlaß gab. Er arbeitete an der Herausgabe eines anatomischen Handbuches, konnte sie jedoch nicht mehr ver-wirklichen (Gerlach 1868, 20; Troll-Obergfell 1941, 166; Froehner 1953, 22). Am 12. Oktober 1801 erlitt Friedrich Andreas Daniel Bock während einer Vor-lesung einen Schlaganfall (Günther 1878, 157) und verstarb wenige Stunden später (Hann. Kirchenbuchamt: Kirchenbuch Schloßkirche 1798-1852, Nr. 43). Seine Witwe wohnte noch 1804 mit den Kindern im alten Gebäude auf dem Ge-lände der Pferdearzneischule am Clever Tor (Rudolphi 1804, 74).
12 Günther hat 1878 noch viele Briefe Bocks an den Marstallkommissar Petersen und Monats-rapporte benutzen können, die jetzt nicht mehr bei den Akten sind. Darin wurden aufschlußreiche Mitteilungen über die Verhältnisse an den Schulen in Wien, Berlin und Dres-den gemacht (Froehner 1953, 20).
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5 Die Handschrift
5.1 Methodik der Transkription
Das Manuskript ist seiten-, absatz- und buchstabengetreu von der altdeutschen Kurrentschrift in die lateinische Schrift übertragen worden. Die Paginierung des Originaltextes wurde in Form von fett gedruckten Ziffern den entsprechenden Seiten in der Transkription nachgestellt. Die persönlichen Randbemerkungen des Schreibers, die meistens mit dem Kürzel „NB“ (= Nota bene) beginnen, er-scheinen auf den jeweiligen Seiten als Fußnoten. Der vollständige Text der Literaturhinweise ist in Kapitel 8.2 dargestellt. Die absatzgetreue Transkription erleichtert das Auffinden bestimmter Textpassagen im Originaltext. Dazu dient auch das Inhaltsverzeichnis, das sich – wie auch im Manuskript – auf den letzten Seiten befindet. Die Orthographie und Interpunktion des Originaltextes sind ohne Änderungen übernommen worden, auch wenn sie teilweise fehlerhaft sind. Überzählige Wör-ter wurden in die Transkription eingefügt, durchgestrichene in runde Klammern gesetzt. Die im Manuskript in lateinischer Schrift geschriebenen Fremdwörter wurden in der Textedition kursiv gedruckt. Die vom Schreiber verwendete ana-tomische Nomenklatur wird im Anschluß an die Transkription in einem kurzen Kommentar erläutert. In manchen Sätzen des Manuskriptes von 1806 ist das Verständnis durch Weg-lassen bestimmter Satzteile nicht mehr gegeben. Durch den Vergleich mit den Handschriften von 1799 und 1820 konnte der Inhalt dieser Sätze jedoch sinnge-mäß rekonstruiert werden. In der Transkription ist jedoch der unverständliche Originaltext wiedergegeben worden, erläuternde Erklärungen folgen in Kapitel 8.3.2. Auf ein Glossar für spezielle fachbezogene Begriffe und Maßangaben wurde an dieser Stelle verzichtet. Es wird stattdessen auf die veterinärmedizinischen Dis-sertationen von Föcking (Hannover 1973), Marx (Hannover 1981) und Miersch-Berger (Hannover 2000) verwiesen.
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Abb. 7: Abhandlung über die Hipothomie et Splanchonolgia oder die Zergliede-
rungs-Kunst, und Eingeweide-Lehre, der Pferde. Von Bock Zweyter Lehrer der Königlichen und Churfürstlichen Pferdearzeney-schule zu Hannover. Hannover. d.15.ten May: 1806.
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Abb. 8 Erste Seite der Handschrift von 1806
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5.2 Transkription
Hipothomie oder Zergliederungs-Kunst Todter Thiere! S. 1 Hipothomie Ist die Wißenschaft die dem Körper des Pferdes zerlegen, und jeden seiner Theile kennen lernen; ihr Gegenstand ist der Todte Körper, und die Kenntniß seines Baues, ihre Entzweck, alle Theile des Thierischen Körpers, sind entweder flüßig oder fest. Die flüßigen machen die größte Menge aus, denn es sind auch in den festen Theilen viele Feuchtigkeiten enthalten, wie die Chemie lehret. Auf eine Maße Körper von 100 Lb, rechnet man im allgemeinen 80 Lb flüßig und 20 Lb feste Theile. Die festen Theile werden nun eingetheilt in harte und weiche Theile; zu den har-ten zählet man die Knochen, die Knorpel, Hüfe u. Hörnern. Zu den Hipothomie oder Zergliederungs-Kunst! S. 2 Zu den weichen zählet man die Muskeln, Flecksen, Bänder, Häute, Eingeweide, Gefäße, Nerven und Drüßen. Nach der Verschiedenheit dieser Theile, zerfällt die Zergliederungs-Kunst in folgende Lehre: 1. In Knochen Knorpel und Bänder Lehre. 2. In die Muskel Lehre. 3. In die Lehre von den Eingeweiden. 4. In die Gefäß Lehre, und endlich 5. In die Nerven Lehre Von den Fasern. Fiber, Alle festen Theile sie mögen Nahmen haben wie sie wollen, sind aus Faßern zu-sammen gesetzt, Faßern sind kleine Fädchen, die mit mehr oder weniger Schnellkraft versehen, und bis ins unendliche Theilbar sind, deshalb kann keine einzelne gesehen werden. 13Die Von den Faßern.14 S. 3 Die Faßern bestehen aus kleinen Erdtheilchen, die der Länge nach an einander liegen, und von einem bindenden Leim zusammen gehalten werden; Ihre Natur ist so verschieden, als das Wesen der Theile verschieden ist die sie Bilden, es giebt Knochenartige, Knorpelichte, Bandigte, Häutige, Sehnigte, Fleischigte und
13 NB.: H. Physiol: Siehe § 6 &. Pag: 4. 14 NB: Siehe H. Phys. § 3. Pagn: 3.
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andre Fasern, So wie es in dem Körper, Knochen, Knorpel, Bänder, Häute, Seh-nen, Muskeln, und andere Theile giebt. Von der Ordnung, der Richtung und der Art Zusammenfügung der Fasern, hängt der der Bau die Gestallt und Beschaffenheit aller Theile des Körpers ab. Vom Zellengewebe. Das allgemeine Band oder Verbindungsmittel, durch welches alle Theile des Körpers befestiget, und Vom Zellengewebe. S. 4 und in ihre Bestimmte Lage erhalten werden, ist das Zellengewebe: Das Zellengewebe bestehet aus kleinen Blätchen, welche Höhlen, Zellen oder Räume zwischen sich laßen, die durch den gantzen Körper ununterbrochen an ein ander hängen, und auf diese weise bildet das Zellengewebe eine über den ganzen Körper eine zusammenhängende Höhle. Die Beweise davon sind folgen-de. 1. Roß-Kämme blaßen den Magern Pferden öfters an einer stelle Luft unter der Haut, dadurch erhebt sich die selbe in kurtzer Zeit über den ganzen Körper, und daß Thier bekömmt einen dicken fetten Leib. 2. Bey einer Brust-Wunde wobey die Lunge verletzt ist, tritt von daher Luft ins Zellengewebe, und es entstehet daher eine Wundgeschwulst über den Vom Zellengewebe. S. 5 den ganzen Körper. 3.ten Kugeln, Schrottkörnern und andere frömde Körper die zwischen die Mus-keln oder unter die Haut gedrungen sind, kommen oft an einer andern oft weit entferntern Stelle zum Vorschein.15 4. Ein Abzeß oder Eiter Geschwulst verschwindet oftmals, und wird an einer ganzen andern Stelle wieder sichtbar, und endlich vors 5. Eine allgemeine Waßersucht kann oftmals durch kleine Einschnitte an einer Stelle ganz ausgeleeret werden. Das Zellengewebe ist auf eine 3fache weise verschieden 1. Es ist locker Weit-Zellig und dehnbar, dieses verbindet die größern Theile des Körpers, als die Muskeln, die Eingeweide und größern Gefäße, daß allerweiteste liegt zwischen
15 NB: Siehe Hall: Phys: Pag: 14. §. 21&.
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Vom Zellengewebe S. 6 zwischen den Schultern und Muskeln, und zwischen den Schultern und der Brust. 2. Kurtz gespannt und weniger nachgebend. Auf die Art entstehen die Hirnhäute, daß Brust- und Bauch-fell, die Scheiden Haut des Hoden und die Ue-berzüge des Eingeweide. Der Nutzen deßelben bestehet in folgendem:16 1. Es Bindet die Faßern woraus die Theile bestehen aneinander, hällt die einzeln Drüßen zusammen, und macht daraus die Drüßigen Körper, und giebt den Thei-len ihre gehörige Feste und hält sie zusammen. 2. Es giebt und erhällt den Theilen ihre bestimmte Gestallt und Lage. 3. Es bindet mit Hülfe der Faßern, der Nerven, und Adern, alle Sehnen, Muskeln, Eingeweide, Nerven und Gefäße. Die Zellen des Zellengewebes, sind nicht leer Vom Zellengewebe. S. 7 leer, sondern mit einem Dunst angefüllt, die von den Schlag Adern abgesondert wird, und von den Limpfatischen Gefäßen wieder Aufgenommen werden, also so lange dieser Dunst regelmäßig abgesetzt und weggeführt wird, ist daß Zellengewebe gesund, wird er aber nicht mehr abgesetzt, so Trocknet das Zellengewebe aus, die Zellen kleben zusammen, das Zellengewebe wird Seh-nigt, die Theile Schmelzen zusammen und die Beweglichkeit höret auf; Entgegengesetzt aber; daß wenn sich dieser Dunst in zu großer Menge ansamm-let, so wird er zu Waßer verdichtet, und es entstehet die Waßersucht.17 Von dem Fett des Zellengewebes. Der Sitz des Fettes ist das Zellengewebe, Fett ist ein gelbliches weiches unelasti-scher Körper, der leichter als Waßer und ohne Geschmack ist, leicht brennt Von dem Fett des Zellengewebes. S. 8 brennt einen gewißen Grad von Flüßigkeit besitzt, in der Kälte aber gerinnt und Stetig wird. Das Fett wird durch die Schlag Adern aus dem Blute abgeschieden. Vorzüglich häufig wird das Fett abgesetzt, wenn der Körper und die Sinne Ru-hen, daher ist der Schlaff die Absetzung des Fetts.18 Aus diesem Grunde werden Ochsen bald fett, wenn sie von dem Joche befreit und auf die Mast gestellt werden.
16 NB.: Siehe H. Phys: Pag: 15. §. 22. et Pag: 16. §. 24. 17 Siehe H. Ph: Pag: 17. §. 25. 18 NB.: Siehe H. Phys. Pag: 17. §. 25.
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Daher erreichen Hühner und Gänse den man die Augen aussticht und eng ein-sperrt, in kurtzer Zeit den Höchsten Grad von Fettigkeit. Ueberhaupt vermehrt alles daß: was der Kreißlauf des Bluts langsamer macht, die Menge des Fetts. Daher man auch den jungen Kälbern die schnell fett Von dem Nutzen des Fettes. S. 9 fett werden sollen, oft das Blut abgezapft. Der Nutzen des Fettes ist folgende.19 1. Das Blut entlehret sich von den zu Nahrhaften Theilen darin aus, und daß aus dem Blute abgesetzte Fett wird auf bewahret; und wenn daß Thier Kranck ist oder lange hungert, oder sonst Mager und abgezehrt wird, wieder eingezogen und dadurch der Körper ernähret. Thiere die lange Kranck gewesen sind werden daher Mager, also auch Fette Thiere können lenger hungern als Magere, verlieh-ren aber dabey ihr Fett. 2. Indem sich das Fett zwischen die Muskeln, und Eingeweide legt, füllet es die Lücken zwischen dieselben aus, vermindert das Reiben der Theile aneinander, und befördert die Bewegung, hindert die Steifigkeit und das Verwachsen der Theile aneinander, und dient den Von dem Nutzen des Fettes. S. 10 den Theilen bey der Ruhe als ein weiches Polster. 3. Der Letzte Nutzen ist, indem es die Haut gleich mäßig ausdehnet, und aus-spannt, giebt es den Thieren ein rundes fettes ansehen u. macht es schön und dem Auge recht gefällig. Daher der Unterschied zwischen einem jungen Saftvollen Pferde, und einem Al-ten Magern abgetriebenen Gaul, daher den auch der schöne Anblick des erstern und die Häßlichkeit des Letztern ist. Von der allgemeinen Bedeckung. Die Hülle welche äußerlich den ganzen Körper überziehet, wird die allgemeine Bedeckung, die Haut oder das Fell genannt, diese allgemeine Bedeckung beste-het aus den Haare, den Oberhäutchen oder Oberhaut, den Schleimhäutchen, der Eigentlichen Haut oder das Fell, und dem Zellengewebe darunter. Eigen
19 NB.: Siehe H. Physiol. Pag: 16. §. 24.
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Von den Eigenschaften der Haut. S. 11 Die Haut besitzt einen beträglichen Grad von Elastisität oder Schnellkraft, daher giebt sie nach wenn daß Thier fetter wird, und ziehet sich wieder zusammen, wenn es abmagert. Die Haut ist an allen Stellen meist gleich dick, am dickesten ist sie am Kamm auf dem Rücken am Schweiff und an den Schenkeln; dünner ist sie am Kopfe am Halse an der Brust über den Rippen am Bauch und an den Flanken, am dünnsten ist sie an den Augenliedern zwischen den Nasenlöchern auf den Lip-pen und dem After und die Zeugungs-Theile. Die Dicke der Haut ist ferner verschieden, nach dem Alter dem Geschlechte der Race: bey jungen Thieren ist sie dünner, weich locker und geschmeidig, mit dem zunehmenden Alter wird sie dicker fester und ihre Faßern Strammer. Bey Hengsten ist sie stärker als bey Stuten, bey Von den Eigenschaften der Haut. S. 12 bey Edlen Pferden feiner als bey gemeinen, und bey Zug Pfd. dicker als bey Reit Pfd., und bey Ochsen weit gröber als bey Pferden. Praepariert man die Haut von dem Gantzen Körper ab, so zeigen sich verschie-dene Löcher in ihr, die von den natürlichen Oefnungen herrühren, welche Äußerlich am Körper sichtbar sind, einige davon sind groß wie daß Maul, die Nase, die Augen, die Ohren, der After, die Schamm u. der Schlaug, andere sind kleiner wie die Oefnungen an den Zittzen, und ganz unmerckbar sind die Oef-nungen, der Einsaugadern und Ausdünstenden Gefäße. Von dem Bau der Haut. Die Außen seite der Haut, ist mit einem unempfindlichen Häutgen bedeckt, wel-ches die Oberhaut oder Epiedermes genannt wird, sehr dünne, und von Von dem Bau der Haut. S. 13 von den Haaren überzogen ist. Seine Verbindung mit der Haut ist so fest, das sie nicht anders als durch Kochen, durch Blasen ziehende Mitteln, durch Feuer und durch Fäulniß gelößet werden kann; Seine Farbe ist dreyfach Schwartz, Braun, und Weiß, seine Unempfindlichkeit kömmt von dem Mangel an Nerven, die sich allein in der Haut verlieren, und nicht daß Oberhäutgen erreichen, daß Oberhäut-gen ist bestimmt, um die Haut und ihre Nerven zu beschützen, die Empfindlichkeit zu vermindern, und die heftigen Eindrücke von äußern Gegen-stände zum Theil abzuhalten und zu vermindern.
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Von den Haaren. Die Haare die daß Oberhäutgen bedecken sind nach Verschiedenheit Örter des Körpers, länger oder kürtzer, dicker oder dünner, in größern oder geringern maaße vor Von den Haaren. S. 14 vorhanden. Alle Haare entspringen im Gewebe der Haut, aus kleinen Bläßchen von Eyrun-der Gestallt, in welche kleine Schlagadern tretten, welche einen Saft absondern, der eine verschiedene Farbe hat. Und den Haaren wieder seine verschiedene Farbe giebt. Die Vortheile welche die Thiere von den Haaren haben, sind groß! Sie schützen den Körper gegen alles ungemach, der Luft, der Kälte, und den Regen, sie be-fördern die unbemerkliche Ausdünstung, und erheben die Schönheit des Körpers. Von der Myologie oder Muskel Lehre. A. Der Todte Muskel. Daß Fleisch oder die Muskeln bestehen aus rothen wenig Elastischen Fäden, die durch Zellengewebe aneinander hängen, und mit Arterien, Vehnen, Nerven Von der Myologie oder Muskel Lehre S. 15 Nerven, und mit Limpfatischen Gefäßen versehen sind. Die Farbe und das We-sen der Muskeln sind nach dem Alter, der Lebenskraft, dem Geschlechte und der Race der Thiere veränderlich, und nach der Jahrszeit, den Aufenthaltsörtern, der Nahrung und Pflege verschieden. Im frühern Alter der der Füllen, haben alle Muskeln eine blaße Farbe, ihre Faßern sind weich zarth und hängen locker zu-sammen, im Embrion ist die Farbe kaum gelblich, und im hohen Alter des Thieres wird sie wieder etwas Bläßer, und die Faßern werden Zähe und steif, und verlieren zum Theil ihre Würcksamkeit. Ein Thier was fleißig arbeitet, hat straffer und röther Muskeln, als ein Müßig-gänger: Daher können unansehnliche Kläpper, Mieths-Pferde, Karren-Gäule mehr und länger arbeit Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 16 Arbeiten als Große Herrn- und Maarstalls-Pferde. Aus diesem Grunde hat das Wildprett eine dunckel-rothe Farbe, weil diese Thiere fast ihr ganz Lebenszeit lauffen, und mithin sich viel bewegen: und auch eben deswegen ist das Brust-fleisch unser Zahmen Hühner so weiß, weil sie gar nicht fliegen.
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Hengste haben im ganzen genommen, ein rötheres und strafferes Fleisch als Stu-ten. Das blaßeste und welkeste ist den Wallachen eigen. Die Race der Thiere hat Einfluß auf das Wesen und Farbe der Muskeln, bey Edeln Pferden sind ihre Fa-sern mehr gespannt, näher aneinander gedrängt und auch röther bey gemeinen Pferden. Die Jahrszeiten würken auffallend auf daß Wesen der Muskeln, im Winter gegen Früh- Jahr hin, und bei gesunder Witterung und Gesundem Körper sind sie am röthesten und festesten! Dahingegen Mater Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 17 Materer ist ihre Farbe, und welckerer ist ihr Wesen im Sommer und Herbst, Ue-berhaupt Dependirt die Farbe der Muskeln von der Mischung des Bluts: Je dicker daß Blut ist und desto dunkeler sind die Muskeln roth gefärbt. Je wäße-rigter daß Blut ist, desto Bläßer sind die Muskeln; Waßersüchtige haben ausgewäßrigte dunkeler und blaßerer Muskeln; und Kälber denen oft Blut abge-zapft wird, bekommen ganz weißes Fleisch. Wenn man hohlen und die kreißförmigen Muskeln ausnimt, so hat jeder Muskel einen mittlern Theil und 2 Enden, der Mittlere Theil ist roth, und heißt Körper, er ist der einzige Theil der sich zusammen ziehet wenn der Muskel würckt, die Enden sind Weißglänzend, nicht von Fleisch-Faße Von der Myologie oder Muskel-Lehre.20 S. 18 Faßern, sondern von Zellengewebe zusammengesetzt, sind entweder Rund und Glatt, und heißen als denn Sehnen! oder sie sind in der Breite aus gedehnet, und werden als dann Sehnenhäute genannt. Die Sehnen unterscheiden sich dadurch vom Fleische, daß sie härter zäher Elastischer Weiß oder Silberfärbig sind, auch feiner oder weniger Blut Gefäße haben, und wegen Mangel an Nerven, weder Reitzbarkeit noch Empfindung haben oder besitzen.
20 NB: Hoff: M: Heyne: Erklährten im Collg. das der Substanz der Dentus /:Sehnen:/ blos ein zusammen gedrängtes Zellengewebe sey! wie auch zum beyspl. alle Tentunöesen und mem-branöese Häute als: Bauchfell, Netz & daher deßen Trennung bey Menschen, durch eine sorgfältige u. beobachtende unbeweglichkeit u. Ruhe, u. in eine möchlichst angebrachte Be-rührung der Enden, selbst die Achjlles Sehne, sich bald wieder vereinigt! u. oft eine ganze zwischen Lücke, erst durch zellengewebe, demnächst zur Sehne sich vereiniget, u. wieder brauchbar wird.
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B. Der Lebendige Muskel. Der Eigenthümliche Character des lebendigen Muskel bestehet darin: Daß er sich durch einen Reitz der auf ihn selbst würckt oder auf seine Nerven, sie zu-sammenziehet und dadurch kürtzer oder Von der Myologie oder Muskellehre. S. 19 oder härter wird, oder daß er erzittert; diese Eigenschaft des Muskels heißt die Reitzbarkeit oder Irretabilität, oder nach einem neuern Ausdruck Spannkraft. Wenn eine solche, durch jrgendeinen Reitz verursachten Zusammenziehung an-haltend starck und lange dauert, so wird diese Erscheinung ein Krampf genannt. Ofte und schnelle wiederhohlende Zusammenziehung und Erschlaffung der Muskeln bringen eine Erscheinung hervor welche man Convullsionen oder Zuk-kung nennt. Die Reitzbarkeit muß von der Schnellkraft Contralitäet unterschieden werden, letzteres ist eine vorzügliche Eigenschaft der Zell-fasern, sie würckt langsam und unterbrochen fort, bleibt noch zum Theil nach dem Tode gegenwärtig, und ist durch Opium nicht zu zerstören. Die Reitz- Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 20 Reitzbarkeit hingegen wird schnell nach angebrachtem Reitze und Rege, sie würckt abwechselnd, und kann durch Opium (Mohnsaft) gehemmt ja wohl ganz getödtet werden. Alle Muskeln zerfallen, wenn man die mancherley Reitzungen betrachtet, wo-durch ihre Spannkraft rege gemacht wird, in 3 Klaßen. 1. In willkührliche, daß sind solche; welche daß Thier nach gefallen anspannen und erschlaffen laßen kann: hieher gehören die Muskeln des Kopfes, des Halses, des Rumpfes, Extremitäeten, und Ueberhaupt alle Muskeln welche das Gerüste bewegen. 2. In unwillkührliche die daß Thier nicht nach gefallen würken laßen kann; die folglich nicht vom Gehirrn abhängen und also dem Willen nicht Gehorchen, die-ses sind daß Hertz, und die Gedärme. 3. In Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 21 3. In Gemischte Muskeln, die Theils Willkührlich Theils unwillkührlich bewegt werden als: die Respirations-Muskeln. Diese bewegen sich ohne den Willen des Thiers im Schlafe fort, sie hängen aber beym wachenden mehrentheils ganz von der Willkühr des Thiers ab.
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Die Reitze für die Muskeln sind unendlich mannigfaltig, können doch aber be-quem in 2 Klaßen gebracht werden! in die Ersten Klaße gehören die Natürlichen, in die Zweiten Klaßen die Wiedernatürlichen Reitze; die Natürli-chen Reitze sind fürs Hertz das Blut, für den Magen und die Gedärme die Speisen; für die Blendung des Auges daß daß Licht, für die Saamen Bläßgen der Saame, für die Gebährmutter der Föetus, für die Haarn-blaße Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 22 blaße der Urin, für die Gallen blaße die Gallen, und für die Willkührlichen Mus-keln etwas daß vom Gehirrn durch die Nerven nach sie hingebracht wird. (als ein flüchtiger Nerven Spiritus.) Wiedernatürliche Reitze sind alle dinge, die Zufällig oder sonst von außen her auf den Muskeln würken, als Schneiden, Stechen, Kneippen, Waßer, Luft, Säu-re, scharfe Säfte u.s.w. der stärkeste Reitz von außen ist der Eleckterische Funck. Alle diese Reitze bewürcken eine schnelle heftige Zusammenziehung und Er-schütterung der Muskeln. Um die Muskeln zur Zusammenziehung zu bringen, ist es gleich viel, ob man ihn selbst oder seine Nerven Reitzt, bindet man mit einem Bande einen Nerven, der nach einer Muskeln hingehet zusammen; so Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 23 so wird der Muskel gelähmt, ein Reitz der denn in die Nerven zwischen dem Bande und dem Gehirrn angebracht wird, kann dann dem Muskeln nicht weiter zum zusammen ziehen bringen. Berühret aber der Reitz den Nerven unter dem Bande, so folgt noch eine Zeitlang die Bewegung der Muskel; Wenn das Rük-kenmarck gereitzt wird, so kommen alle Muskeln in Zuckung welche unter der ge-gereitzten Stelle daraus ihre Nerven bekommen, schneidet man einen Nerven der nach jrgend einen Muskeln gehet durch, so kann dieser Muskel weder durch den Willen, noch durch den Reitz der über dem Schnitt an die Nerven gebracht wird, zur Zusammenziehung befördert werden, eine solche Lähmung des Mus-keln, welche auf die Durchschneidung seines Nervens erfolgt, verschwindet oft wieder nach der Zusam-
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Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 24 Zusammenziehung des zerschnittenen Nervens, und unterbindet man die Arterie welche sich in einem Muskel verbreitet,21 so wird der Muskel ebenfalls geläh-met, doch geschiehet dieses nur langsam, weil dem Muskel jetzt die Nahrung entzogen werden. Die Reitzbarsten Muskeln sind die Unwillkührlichsten, als die Gedärme und ganz Vorzüglich das Hertz. Denn diese äußern ihre Spannkraft unaufhörlich durchs ganze Leben ohne zu ermüden, da die andern Muskeln von Zeit zu Zeit Erhohlung nöthig haben, und bald erschlaffen selbst nach dem Tode, und ganz von dem Körper getrennt, behallten die Gedärme und besonders das Hertz, noch oft viele Stunden lang ihre Reitzbarkeit. Ein Gelehrter in Berlien hat neulich die Entdeckung gemacht, daß man aus dem Körper gerißen Von der Myologie oder Muskel-Lehre. S. 25 Gerißener Frosch Hertzen nach 24 Stunden noch zur Zusammenziehung bringen kann; aus allen diesen Erfahrungs-Sätzen ergiebt es sich nun, daß die Reitzbar-keit eine der Fleisch-faßern eigenthümliche angebohrene Kraft sey! die aber schlechterdings den Einfluß der Nerven hat, um Rege zu werden und um ihre Würckung äußern zu können; Den 1.lich es ist einerley ob man um die Reitzbar-keit rege zu machen, den Nerven der Muskeln oder den Muskeln selbst irritirt man Trift in Beyden Fällen den Nerven, denn dieser ist so durch den ganzen Muskel verbreitet, daß man auch nicht selbst die Kleinste Stelle deßelben berüh-ren kann, ohne zugleich den Nerven mitzuberühren. 2. Um die Reitzbarkeit des Muskels zu Tödten, ist es gleich viel ob man das O-pium an den Nerven oder Von der Myologie oder Muskellehre. S. 26 oder an den Muskeln selbst bringt. 3. Je weniger ein Muskel Nerven hat, und desto weniger wird auch seine Reitz-barkeit durch Opium geschwächt, daher können schon alle Muskeln dadurch erschlaft seyn, und daß Hertz würckt noch mit ungeschwächter Kraft fort, weil es von allen Muskeln die wenigsten Nerven hat. 4. Die Reitzbarkeit und die Nervenkraft bestehen immer im Gleichen Verhältnis, und werden durch dieselben Ursachen erhöhet und geschwächet; Je jünger ein 21 NB.: Hoff: M: Heyne: Indem eine jede Nerve, ihre eigene Arterie u. Vene erhält.- Und die Abzweigungen der Arterien verbinden sich an keinen bestimmten Ort, sondern machen Ab-weichungen.
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Thier ist, und desto Reitzbarer sind seine Fleisch-Faßern, und auch seine Ner-ven-Fäden. Unempfindliche Reitzbarkeit und Nervenkraft, sind also zwey ganz verschiedene Kräfte: aber die Reitzbarkeit kann nicht ohne den Einfluß der Ner-ven rege werden, und wo Muskeln Agieren sollen, müßen Von der Myologie oder Muskellehre. S. 27 müßen nothwendig die Nerven entweder vorher, die Reitzbarkeit des Muskels zur Thätigkeit ansporren.- Unter allen Thieren oder Geschöpfen; besitzt nach der Richtigsten Verglei-chung, eine Flohe die mehreste u. stärckeste Muskel-Kraft! Denn wenn man nach Ihrer Größe, die Außerordentliche Elastisitaet ihrer Muskeln im Springen beobachtet; und man wolte diese Elastische Muskelkraft, im gleichen Verhält-nißmaße, in der Größe eines Pferdes vergleichen, so würde man sich überzeugen, daß wenn Ihr auch als denn an jedem Fuß ein Centner hinge, Sie doch noch Elastischere Sprünge machen würde, als der beste Englische Wett-läuffer. Eclipps. Von Von der Splanchnologia oder Eingeweide Lehre. S. 28 Die Splanchnologia ist derjenige Theil der Zotonomie welcher den Bau, die La-ge, und die Verrichtung der Eingeweide erklähren. Eingeweide werden alle Theile genannt, welche in den Höhlen des Körpers ihre Lage haben: Nehmlich im Schädel das Gehirrn, in den Augenhöhlen, die Augen, in der Nasenhöhlen die Riechhaut, in der Höhle des Mauls die Zunge und Gaumenhaut, in der Höhle des Felsenbeins die Innern Gehör-Werckzeuge, in der Brusthöhle daß Hertz und die Lungen, in der Bauchhöhle die Organe der Verdauung, der Harrn Absonderung, und die Innern Geburths-theile. Von der Von der Splanchnologia oder Eingeweide Lehre. S. 29 Von der Bauchhöhle. Unter allen Höhlen des Körpers ist die Bauchhöhle die weiteste, und enthält die mehresten Eingeweide. Sie erstreckt sich vom Zwerg-Muskel, hinten das Bäek-ken, seitwärts die Letzten Rippen und die Flancken; Um die Lage der einzeln Eingeweide genauer bestimmen zu können, Theilt man die Bauchhöhle in 3 be-sondere Gegenden ab, als: 1. In die Vordere Bauchhöhle. 2. In die Mittlere oder Nabel Gegend. 3. In die hintere Bauchhöhle. Die Vordere Bauchgegend erstreckt sich vom brei-ten Knorpel des Brustbeins bis ohngefähr 5 quer fingerbreit vor den Nabel, an
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dieser Stelle fängt die Mittlere Bauchgegend an, und erstreckt sich eben so weit hinter den Von der Splanchnologia oder Eingeweide Lehre. S. 30 den Nabel! hier nimt die hintere Gegend ihren Anfang, und gehet bis in den Grund des Bäeckens. Zu den Eingeweiden welche im Bauche enthalten sind, gehören das Netz, der Magen, die Gedärme, daß Gekröße, die Milch-gefäße, die Leber, den Gallen Kanal, die Miltz, die Bauchspeicheldrüße, die Nieren, die Harrn Gänge, die Harrnblaße, die innern Geburths Theile, und eine unzähnliche Menge Gefäße, Nerven, und Drüßen. Alle diese Theile sind von einer weißen feinen dicht zusammen gewebten Haut eingeschloßen, die unter dem Nahmen des Peritenea oder Bauch-fell bekannt ist. Vom Bauch-fell. Das Bauchfell oder Darm-fell, zeigt sich gleich wenn die Bauch-Muskeln lang-sam getrennt und behut- Von der Splanchnologia oder Eingeweide Lehre. S. 31 behutsam entfernt werden. Es bestehet aus ein einziges Blatt, das 2 verschiedene Flächen hat, eine äußere rauhe und lockere, und eine innere feste und glatte Fläche. Das Zellengewebe welches die äußere Fläche besetzt, verbindet das Bauch-fell mit allen Theilen die es bedecken, und füllet die Zwischenräume aller Eingewei-de aus, die es einschließt und bekleidet. In ihnen legt sich bey gesunden und gut erhaltenen Pferden oft ein sehr großer Vorrath von Fett an. Seine Menge ist ungleich, an eine Orte ist es sehr häufig, an andern aber kaum merckbar; Von dieser Ungleichheit, kommen die ungleichen Befestigungen des Bauchfells her: Da wo das Zellengewebe am häufigsten ist, hängt das Bauch-fell am lockersten Von der Splanchnologia oder Eingeweide Lehre. S. 32 lockersten, dort hingegen am festesten an, wo das Zellengewebe am wenigsten ist. Das wenigste davon Trift man an der Sehne des Zwerg-Muskel an, des wegen klebt es an diesem so feste. Die Innere Fläche des Bauchfells, wird beständig von einem feinen wäßerrigten Dampf befeuchtet, den die Absondernden Gefäße ausdünsten, und die Einsaugenden wieder aufnehmen; durch diese Einrichtung wird das Bauchfell immer Glatt erhallten, die Reibung der Gedärme und ihre Zusammenwachsung verhindert, und einer schädlichen Ansamlung des Waßers
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im Bauche (NB.: Waßersucht etc.) vorgebeugt. Daß Bauch-fell breitet sich un-unterbrochen vom Zwerg Muskel bis an die Harrn Blaße aus, und bedeckt wenn Von der Splanchnologia oder Eingeweide Lehre. S. 33 wenn die Blaße voll ist ihren Grund, und einen Theil der obern und untern flä-che, im Leeren Zustande ist die Blase nur mit dem Zellengewebe überzogen. Von da steigt das Bauchfell nach dem Mastdarm in die Höhe, steigt auf diesem wege bey Stuten, an die Gebährmutter und bildet die Mutter bände, umgiebt den größten Theil des Mastdarms, geht auf den Lendenwirbelbeinen vorwärts, macht viele Fallten für das Gekröße am Mast-darm, für das Gekröß am Grim-Darm, und für das eigentliche Gekröße, und stellt auf diese weise ein Art von Sack vor, der die meisten Eingeweide des Bauchs einschließt, überziehet, und sie in ihrer Lage fest hält; Bey Hengsten verlengert es sich in der Gegend der Bauchringe, und bildet eine Art von Scheide, die die Saamen-Gefäße samt Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 34 sammt den Hoden umfaßt, und die Scheidenhaut derselben aus macht, indem daß Bauchfell nach den Eingeweiden und Gedärme gehet, um ihnen die äußere Haut zu geben, bildet es verschiedene Verdoppellungen, in welche die Gefäße und Nerven der Eingeweide fortkriechen. Diese Verdoppellungen nennt man Theils Bänder, Theils Gekröße, und die Größten davon das Netz. Die vorzüglichsten dieser Bänder sind: die Bänder der Leber, der Miltz, der Nieren, der Gebähr-Mutter und der Eyerstöcker. Ihrer wird bey der Beschreibung der Eingeweide sellbst Erwähnung geschehen. Die Gekröße und das Netz verdienen eine eigene und besondere Betrachtung: Vom Gek Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 35 Vom Gekröße. Daß Gekröße ist eine unmittelbare Fortsetzunge des Bauchfells. Wenn nemlich daß Bauchfell an die seiten der Lendenwirbelbeine gekommen ist, so steigt es verdoppelt bis an die Gedärme herunter, überziehet den Darm-Kanal in seiner ganzen Länge, giebt ihn seine äußere Haut und seine Befestigung: Es bestehet aus 2 Blättern, die äußerst fein und zarth und so genau mit einander verbunden sind, daß sie nur eine einfache Haut ausmachen scheinen. Mann Theilt es in das Gekröße des Dünnen Darms, in das Gekröße des Dicken Darms, und in daß Mast-Darms-Gekröße. Jedes erhällt den Namen an dem Thei-le des Darms an
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Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 36 an welchem es hängt. Das Gekröße des dicken Darms wird gewöhnlich das Grimmdarm gekröße ge-nannt. Daß Zellengewebe welches die beiden Blättern mit einander verbindet, ist mit mehr oder weniger Fett angefüllt, je nach dem die Thiere Fetter oder Mager sind. In ihnen laufen die Stämme der Blutgefäße und der Nerven, die den Ge-därmen gehören, ferner die Saugadern nebst ihren Drüßen, welche von den Gedärmen kommen. Daß Gekröße hat 2 Schlagadern, die Vordere oder große, die hintere oder kleine. Die Vordere entspringt aus der untern Fläche der hintern a. Aorta, 3 bis 4 fin-gerbreit von der Bauch-Schlagader; sie verbreitet sich in unzähliche Aeste und Zweige, von welchen die kleinen nach den Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 37 den Dünnen; die großen aber nach dem dicken Darm gehen. Die hintere oder kleinere Gekröß-Pulß Ader entspringt gleich falls aus hintern a. Aorta, vor ihrer Zertheilung in die Becken-Pulßader. Die Aeste und Zweige die sie ausbreitet gehen alle nach dem dicken Darm. Der erste davon Anastomiesirt mit der vordern Gekröß-Schlagader. Die letzteren begleiten den Mastdarm bis an sein Ende. Die Blutadern folgen den Abzweigungen der Pulß Adern, durch ihre Vereinigungen entstehet vorzüglich die Pfortader, welche zwischen dem Magen und der Leber liegt. Eigene Nerven hat das Gekröße nicht, und deshalb ist es auch ohne Empfindung: Indeß lauffen die Nerven der Gedärme zwischen seinen 2 Blättern fort und bil-den 2 gesch: Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 38 2 geschlechte (!) ein vorderes und ein hinteres. Das Vordere umgiebt die vorde-re, und das hintere die hintere Gekröß-Pulß Ader. Daß erstere schicket seine Zweigen den dünnen, und daß andere den Dicken Gedärmen. Ihren Ursprunck nehmen beyde von den Inter Krostall Nerven. Die Drüßen werden allgemein Gekröß Drüßen genannt: Sie sind Saugader Drü-ßen, und liegen zwischen den Blättern des Gekrößes zerstreuet. Das Grimm darm-Gekröße enthällt die häufigsten, wenigere Trieft man im Ge-kröße des dünnen Darms, im Gekröße des Mastdarms aber gar keine an; Ihre Größe ist verschieden: einige kommen mit einer Linse, andere mit einer Erbse
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Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 39 Erbse, und noch andere mit einer Bohne überein. Einige haben eine blaßrothe andere eine braunrothe Farbe, und die meisten eine feste Härte. Ihre verrichtung ist den Nahrungs-saft mit ausarbeiten zu helfen. Milchgefäße giebt es 2erley Art: Einige kommen von den Gedärmen, und gehen in die Drüßen, andere kommen aus den Drüßen, und gehen in den Milchbrüst-gang Ductum Thoracicum. Jene werden Milchgefäße der Erstern, diese Milchgefäße der zweiten Klaße genannt. Die ersten sind überhaupt zahlreich, sehr fein und kurtz! die von der zweiten Klaße aber viel lenger, und breiter, aber auch viel geringer an der Zahl. Beide sind aus sehr zarten Häuten zusammengesetzt, und inwendig mit Klappen versehen, die ihrer Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre.22 S. 40 ihrer Richtung so wie die Gefäße selbst nach dem Behällter des Nahrungs-Safts nehmen; Theils um den Lauf dieses Saftes dahin zu unterstützen, Theils um den Rücklauf deßelben zu verhindern. Nach vollendeter Dauung enthallten die Ge-fäße nichts als Lympfa, und gehören in dem Zustande in die Klaße der Lympfatischen Gefäße. Vom Netze. Die Netz förmige sehr zarte Verdoppellung des Bauch-fells, die zwischen dem Magen, den dicken und dünnen Gedärmen ihre Lage hat. Daß Netz ist eine Verlengerung von der äußern Haut des Magens, die längst der großen Krümmung deßelben ihren Ursprung nimt, und sich gefalltet bis in der Gegend der Lenden aus breitet. Vermög Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 41 Vermöge dieser Lage kann daß Netz bey Pferden nicht eher gesehen werden, als bis die Dickesten Klumpen der Gedärme weggeschoben sind. Seine Befestigun-gen sind an dem großen Bogen des Magens, an einem Theil des zwölfinger-Darms, an der Milz, an der Bauch-Speichel Drüße, an der obern Krümmung des Grimdarms, und an die Hohl-Vene beym eintritt in die Leber, seine Gestallt ist
22 NB: diejenige Lymphe woraus die Eigentliche Milche praepariert, wird in den Drüßen des Euters abgesondert, u. in den Ductum Thoracicum /:Milch Brustgang:/ geführt. Die beyden große, unter dem Bauche liegende, fälschlich Milchadern genannt, Enthalten ge-reinigten Chylus oder Saft, und führen ihn nach der Lungen zu, u. wird als dann dem Blute bey gemischt.
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ungleich Viereckigt, und seine Gewebe äußerst Locker! 2 Zarte schmale Blätter durch feines Zellengewebe vereiniget, setzen es zusammen. In den Zwischenräumen dieser Blättern laufen die Rechte und Lincke Netz-Schlagadern, die Rechte und Lincke Netz-Blutader, Nerven des Magens und ei-ne Menge Saugadern mit ihren Drüßen. Bey Gesunden und gut genährten Pferden sammelt sich Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 42 sich oft etwas fett darin an, welches doch aber nie so viel wird wie bey dem Hornvieh und Schaafen. Der Nutzen des Netzes ist die Vertiefungen von den dicken Gedärmen Auszufül-len, denn dünnen Gedärmen eine bequemere Lage zu geben, ihre Bewegungen zu erleichtern, daß heftige reiben bey starcken Laufen, und daß Verwachsen der Gedärme untereinander zu Verhindern und auch Vielleicht dem Leber-Blute ei-nen Theil vom Fett zuzuführen, daß zur Bereitung der Galle nothwendig ist.— Die Blutgefäße stammen von den Gefäßen der Benachbarten Theile, an welchen es seine Lage hat, die Venen sammeln sich an den Arter: Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 43 Arterien zugleich machen den Stämme; und ergießen sich in den benachbarten größern Venen. Saugadern besitzt daß Bauchfell in so großer Menge, daß einige Zergliederer geglaubt haben, es sey ganz darauß zusammen gesetzt. Eigene Nerven besitzt daß Bauchfell nicht, obgleich auf der äußern Fläche deßelben viele zu den be-nachbarten Theilen hinlaufen. Daher zeigt es bey frisch verwundeten, und lebendigen Thieren nicht die geringste Empfindung. Der Nutzen des Bauchfells. bestehet in folgenden: 1. Es kleidet die Bauchhöhle in ihrem ganzen Umfange aus, und erhällt die darin liegenden Eingeweide nachdrücklich in ihre Lage. 2. Die fortsetzung deßelben; geben den einzeln Eingeweiden eine stete Lage, ohne dadurch ihre freye Bewegung im mindesten zu hemmen. 3. Sie Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 44 3. Sie geben den Eingeweiden ihren äußern Ueberzug, und leiten die Gefäße und Nerven in ihren Verdoppellungen dahin. 4. Indem sich das Netz zwischen die dicken und dünnen Gedärme legt, so ver-hindert es daß sich dieselben bey der Wurmförmigen Bewegung (mortum peristalticum) nicht aufeinander reiben.
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5. Der Saft des Bauchfells macht die Eingeweide schlüpfrig, vermehrt ihre Be-weglichkeit, und verhindert daß zusammen wachsen derselben aneinander. 6. Da sich im Gekröße und Netze des Ochsen und Schaafs, sehr vieles Fett an-legt, so glaubt man, daß diese Theile als Behälter, oder Vorraths-Kammer des Fetts angesehen werden müsten, in welchen es sich bey der Ruhe aus den Arte-rien absetzt. Und bey den Bewegungen des Körpers von den Saug- Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 45 Saugadern wieder aufgenommen und weggeführet wird. Vom Darm-Kanal oder Darm-Röhre. Unter dem Darm-Kanal verstehet man die zusammenhängende häutige Röhre, die mit dem Schlunde anfängt, und sich in verschiedene Weite mit dem After endigt. Man nennt gewöhnlich in der Medizinischen Sprache den Darm-Kanal die ersten wege, weil das Futter und der Tranck zuerst ihren Weg durch den Darm-Kanal nehmen. Der Darm-Kanal zerfällt in folgende 4 Stücken: In den Schlund, in den Magen, in den Dünnen Gedärmen und in den Dicken Gedärmen! Die ganze Länge des Darm-Kanals,23 in einem ausgewachsenen Pferde beträgt ohngefehr 40 Ellen: oder 90 Fuß, beym Rindvieh hingegen 150 Fuß: Indeß Von der Splanchonologia oder Eingeweide L:24 S. 46 Indes läst sich die wahre Länge deßelben nicht bestimmt angeben, weil die Kör-per-größe der Pferde, und Rindvieh im allgemeinen sehr verschieden ist. Vom Schlunde. Der Schlund, Speise-Röhre, Schlauch-Darm, oder Magen-Darm; ist derjenige Theil des Darm-Kanals, welcher zwischen dem Rachen und dem Magen liegt. Er hat seine Lage am Halse zwischen der Luftröhre und dem langen Hals-Beuge-Muskel: Zur Seite rechts und lincks, steigt die rechte und lincke Halß Arterie an ihn hinauf: er Tritt mit der Luftröhre zwischen den Beyden Ersten Rippen in die
23 NB: Bibliothek für Thierärzte 2ter Band. Pag: 361.& Pferde 28 Ellen Paris, Rindv: 42 El-len, Schaafe 34 Ellen. 24 NB: Alle Thiere mit Wirbelbeinen haben ein höhlen-förmiges Respirations Organ in der Brusthöhle, das sich mit einer engen Oeffnung in den Rachen endet. In dem Maaße, als deßen Bildung zurücktritt, Tretten die Kiemen hervor. Die Säugetiere haben die vollkommensten Lungen. In den Amphibien sind die Lungen weniger ausgebaut. Endlich haben auch die Fi-sche, die letzte Klaße der Thier mit Wirbelbeinen, Lungen, nemlich eine Schwimmblase.
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Brust-Höhle; gehet an der untern Fläche der Widerristwirbelbeine, im hintern Mittel-Felle durch die Brusthöhle, erweitern sich Trompeten förmig, und endet sich 2 quer fingerbreit Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 47 breit hinter den Spalt in den Magen: Der Schlund ist auf seinem wege durch ein lockeres Dehnbares Zellengewebe, an die benachbarten Theile befestiget: er wird dadurch in seinem leeren Zustan-de in eine bestimmte Lage erhalten, und kann bey der Anfüllung und den Bewegungen des Halßes, und des Rückens, dennoch leicht nachgeben und diese Bewegungen folgen. Die Gestallt des Schlundes ist im Leeren Zustande platt, im gefüllten aber Zel-lindrisch. Seine Lenge beträgt ohngefehr 3 1/2 Fuß. Der Schlund ist aus 3 Häuten zusammen gesetzt; wovon die äußere die Muskel-Haut, die Mittlere die Gefäß-Haut, und die Innere die Oberhaut des Schlundes genannt wird; 1. Die Muskelhaut ist aus einer doppelten Schicht von Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre: S. 48 von Faßern zusammengesetzt; die Faser der äußern Schichte laufen der Länge nach, und die Faßern der Innern Schichte in die Ründe, die länglichten Schichte sind viel dicker und stärcker, als die Innern quer liegende. Durch die Muskel-kraft, dieser ersten Haut werden die Bißen des Futters zum Magen befördert: den Futter und Geträncke kann nicht durch seine eigene schwere den Schlund paßie-ren, weil der Kopf beym Graßen, und Saufen, auf den boden herab hängt, und Futter und Tranck, folglich gegen seine eigene Schwere emporsteigen müßte. Die durch das Maul in den Schlund gepreßten Bißen, und das Geträncke dehnet ihn aus, und reitzet ihn dadurch zur Zusammenziehung. Indem sich nun eine Stelle des Schlundes von den her- Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 49 herankommenden Bißen erweitert, und den hinterher schnell zusammen ziehet, und dieses abwechselnd durch die ganze Länge des Schlundes vortgeht, so ent-stehet dadurch die sogenannte Wurmförmige Bewegung des Schlundes, durch welches das Futter und das Geträncke in den Magen hinabgepreßt wird. 2. Die Gefäßhaut des Schlundes, ist eine unmittelbare Fortsetzung der Haut, welche den Rachen und Kehlkopf überzieht; Sie ist durch ein lockeres Zellen-gewebe, mit der Muskel-Haut verbunden, hat eine Menge lenglichter Fallten, ein festes dichtes Gewebe, und eine weiße Farbe. Auf ihre Inneren Fläche hat sie
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eine Menge feiner Wärtzchen, zwischen welchen sich die Mündungen der Schleim-Drüßgen des Schlundes öfnen, die eine Flüßigkeit abson Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 50 absondern, wodurch der Kanal immer schlüpfrig erhalten wird. Einsprützungen haben jetz gelehret, daß die Gefäß-haut, fast ganz aus Gefäßen zusammen gesetzt ist, von welcher Einrichtung sie denn auch ihren Nahmen er-hallten hat. Daß Ende der Gefäßhaut, ist in der Mitte des Magens, wo sie mit einem Aufge-worffenen gezackten Rande aufhöret. 3. Die Oberhaut des Schlundes, bedecket die ganze Innere Fläche der Speise-Röhre, sie ist eine Fortsetzung der (Oberhaut) Innern Haut des Mauls, und der Nase, und folglich die Fortsetzung der der Oberhaut des Körpers, so wie die Ge-fäßhaut die Fortsetzung des Felles ist. Die Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 51 Die Arterien des Schlundes, entstehen aus den Arterien der benachbarten Theile, an welchen der Schlund Vorbey gehet: und die Vehnen nehmen ganz den Gang der Schlag-Adern. Saug-Adern und Saug-Adern-Drüßen, hat der Schlund in beträglicher Menge: Sie nehmen Indem die Speisen durch den Schlund gehen, die schon aufgelößten Theile in sich, und führen sie dem Blute zu. Die Empfindlichkeit des Schlundes ist sehr groß, weil er mit einem ansehnlichen Nerven Geflächte umschlungen ist, welches aus dem 8.ten paar entspringt. Vom Magen. Magen wird der häutige längligte runde Sack genannt, der Lincks in der vordern Bauchgegend zwischen der Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 52 der Leber, und der Miltz, gelagert und zur Aufnehmung des Futters und Trancks bestimmt ist. Er verbindet sich vorwärts mit dem Schlunde und rückwärts mit dem zwölffin-ger Darm; unten wird er von dem Weiten, oben von den Dünnen Gedärmen umgeben, unterstützt und in seine Lage befestiget. Seine Gestallt zeigt zwey Flächen, zwey Krümmungen oder Bogen, zwey Enden und zwey Mündungen. Von den Flächen ist eine die untere oder Vordere, eine die Obere oder hintere, beyde verändern ihre Richtung Theils nach der Fülle der der Gedärme, Theils
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nach der Maße des Futters, mit welcher er selbst angefüllet ist, im leeren Zu-stande liegt er fast wagrecht, so daß eine Fläche in die Höhe, die andere abwärts sieht. In Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 53 In dem Grade wie er angefüllet größer und schwerer wird, senckt er sich verhältnißmäßig herab, drückt die Gedärme nieder und richtet seine Flächen schief nach vor- und rück-wärts; ist er ganz voll gefüllt dann verdrehet er sich so, daß seine Flächen nach vor- und rück-wärts, und seine Bögen nach auf und abwärts zu stehen kommen. Wie hin gegen die Dauung vor sich gehet, und die Gedärme sich zu erweitern anfangen, treiben sie den gesenckten Magen wieder Langsam in die Höhe, und geben ihm wenn die Dauung vollendet ist, eben die Lage und Richtung wieder, in welcher er vor seine Anfüllung war. Krümmungen oder Bögen, sind eine die große und eine die Kleine. Der Große Bogen befindet sich zwischen den Enden, und der kleine zwischen den Mün-dung Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 54 Mündungen des Magens: der erste gewölbt der letzte ausgehollt. Die Enden des Magens unterscheiden sich in ein Linckeres, und in ein Rechte-res. Daß Linckere ist weiter als das Rechtere, es bildet einen blinden Sack, und ist nach dem Rückgrad gekehrt! Daß Rechte aber mehr abwärts gesenckt und geringer im Umfange als das Linckere. Von den Mündungen wird eine Vordere oder Schlund-Mündung, die andere die hintere oder Pförtner Mündung genannt. Die vordere gehet in das lincke Ende des Magens, die hintere aber in das rechte Ende und stößt in den Zwölffinger Darm. Die erste macht den Eingang die andere den Ausgang des Magens. Beyde sind mit vielen starcken fleisch-Bündeln umwunden, die sie genau verschließen, und sich Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 55 sich den zu freyen Durchgang des Futters in den Magen wiedersetzen. Die hintere Mündung wird gewöhnlich der Pförtner genant. Sie ist hart im an-fühlen, und viel geringer im Umfange als der Zwölf-finger Darm, mit welchem sie zusammen hängt, dadurch unterscheidet sich der Magen von dem Anfange der Gedärme; Der Magen bestehet aus 4 Häuten, die schicht weiß übereinander gelegt sind: sie heißen die Äußere, die Muskelhaut, die Zellhaut, und die Innerste Haut.
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1. Die äußere Haut. Die äußere Haut stammt vom Bauchfell, welches nach dem es die hintere Fläche des Zwergmuskels überzogen hat, und in die Gegend des Magen-Schlundes gekommen ist, sich umbieget und Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 56 und den ganzen Magen einschließt. Ihre äußere Fläche ist glat und glänzend, ih-re innere aber rauh und zellicht, sie hat eine weiße Farbe ein dichtes Gewebe und ist luftig. 2. Die Muskelhaut bestehet aus verschiedenen Lagen von fleisch Bündeln, durch welche der Magen in allen in allen Verrichtungen verengert werden kann; Zwey Schichten davon sind besonders merckbar: eine äußere und eine innere. Die Fa-ßern der Äußern Schichte laufen größtentheils Zirkelförmig, die von der innern hingegen größtentheils grade! Beyde entspringen von den Fleisch-Faßern der vordern Magen-Mündung, und verbreiten sich von da über den ganzen Magen. Auf dem lincken, blinden Ende sind sie grob und Schneken-förmig gewunden, wodurch dieses Ende stärcker wird als Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 57 als das Rechte. Um die Mündung häufen sie sich so an, daß sie gleichsam schließ Muskeln bilden: über die kleine Krümmunge machen sie einen Muskel-streiffe die von einer Mündung nach die andere geht. Durch die Fleisch Haut erhällt der Magen seine Meiste Stärke. 3. Die Zellhaut des Magens hat eine weiße Farbe, und ist aus festen Zellengewe-be zusammen gesetzt, in ihr laufen die Gefäße und Nerven fort, und ihre Bestimmung scheint zu seyn, um dieselben zu leiten und zu ordnen. 4. Die Innerste Haut zeigt eine unterschiedene Farbe und Beschaffenheit. Der vordere Theil davon der nicht ganz die Hälfte des Magens einnimmt, ist weiß, dicht zusammen gewebt, und im Leeren Magen durchaus Runzellicht. Der hinte-re aber ist braun wolligt anzufühlen und Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 58 und locker in ihrem Gewebe. Die Vordere Hälfte ist die Verlengerung des Schlundes, und die hintere eine Fortsetzung von der Innern Haut der Gedärme. Beyde stammen von der Äußern Haut des Körpers ab, und sind wie jene mit der Oberhaut des Körpers bedeckt, beyde vereinigen sich im Magen, durch eine u-nauflößliche etwas hervorstehende und gefranzte Zirckellienie, in deren nähe man bey den meisten Pferden Kleine schwüllige Narben oder Löcher, bey man-chen aber sehr beträgliche Zernägungen von wülstigen Rändern umgeben antrieft. Dieses sind wiedernatürliche Erscheinungen und entstehen von Kleinen
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röthlichen Insecten Österus Larven genannt, die sich mit ihren Rüßeln in diese Haut einnagen, und von diesen Saften sich ernäh- Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 59 ernähren. So Tief sie oft eindringen, so durchbohren sie doch nie alle Häute des Magens, sondern nur bloß die Innerste: Auch schaden sie nur bloß als den merckbar den Pferden, wenn sie in zu großer Menge zugegen sind. Und zwar des wegen weil sie sich auf Kosten des Thiers ernähren! Nicht Kolicken, son-dern Nerven Zufälle als: Nehmlich Klemme und die Auszehrungen sind es in welchen die Thiere verfallen, wenn diese fremden Gäste nicht fort geschaft wer-den. Die ganze innere Fläche des Magens ist mit einem dicken klebrigten Speichel ähnlichen Saft überzogen, der zur Verdauung unumgänglich nöthig ist. Er schützt auch die Wände des Magens gegen die Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 60 die schmertzhaften Eindrückungen, welche daß rauhe harte und stachlichte Fut-ter darauf machen könnte, die häutigen Fallten, in welchen die Innere Haut, in der vordern Magenmündung zusammen gerunzelt ist, sind nebst den starken häufigen Muskel Bündeln die diese Mündungen umwinden, nebst der Kleinhaut des Magens, dieses ueberhaupt verursacht daß sich Pferde nicht Erbrechen kön-nen: Denn die Mündungen sind im natürlichen Zustande so genau Verschloßen; daß nicht mal Luft viell weniger ein dichter Körper herdurch Retuor dringen könnte. Von den Schlag Adern des Magens ist die Kronen Schlag-Ader die Vorzüglich-ste. Sie ist ein Aß(t) von der Bauch Arterie, der in der kleinen Krümmung des Magens zwischen den beyden Oeff Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 61 Oeffnungen fort gehet, und sich über den größten Theil dieses Eingeweide ver-breitet; außer diesen bekömt er noch Zweige aus der Leber und Miltz Arterie. Die Blutadern folgen dem Gang und den Abzweigungen der Pulß-Adern und dergleichen Nahmen, diese alle leeren sich in der Pfort-ader aus. Die Limpfati-schen Gefäße die sich häufig auf der Oberfläche des Magens zeigen, ergießen sich nach einem Kurtzen gang in den Milch Brust-Kanal. Die Nerven sind Zweige des Simpatetischen und 8.ten Paares. Sie bilden ein Netz welches unter dem Nahmen des Magen Geflechts bekannt ist: dieses Geflechte Verursachet das scharfe Gefühl des Magens, und bringt die Einwürckung des Magens auf alle übrige des Körpers, wegen seiner
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Von der Splanachonologia oder Eingeweide Lehre. S. 62 seiner Verbindung mit der Simpatetischen Nerven hervor. Auch hängen von ihm die Eigenen Gefühle ab, welche man Hunger und Durst nennt. Der Nutzen des Magens ist vielfach. Seine vornehmste Bestimmung, ist die fe-sten und flüßigen Nahrungs-Mittel aufzunehmen, sie einige Zeit zu behallten, durch die Beymischung des Magen-Saftes aufzulösen, zu zerreiben, und wen sie genug verdünnet sind, durch die Pförtner Mündung in den engen Gedärmen zu treiben. Von den Gedärmen. 1. Enger Darm. Der enge Darm erstreckt sich von der Pförtner Mündung des Magens bis an den Blind-Darm. Der enge Darm liegt auf den Weiten, er ist viel Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 63 viel geringer im Umfange als der Weite, sein Durchmeßer ist fast durch gehend gleich, und seine Länge beträgt bey einem erwachsenen Pferde ohngefehr 24 bis 25 Ellen. Gewöhnlich Theilt man ihn in 3 Theile ab: In den Zwölffinger-Darm, in den leeren Darm, und in den Krummen-Darm! Der Zwölffinger-Darm fängt unmittelbar an der hintern Magenmündung an und erstreckt sich ohngefehr 6 bis 8 Zoll hinter denselben. Er nimmt den Gallen Kanal und den Panckreatischen Gang an, und ist einer weitern Ausdehnung fähig als die übrigen engen Därmen. Die Umziehung welche der enge Darm auf seine Wege macht, sind mannigfaltig und unregelmäßig als daß sie genau beschrieben werden können, den größ- Von der Splanchonologia od. Eingeweide L: S. 64 Größtentheils liegen sie schlangenförmig umeinander. Der weite Darm, deßen Länge ohngefehr 9 Ellen beträgt, wird in den Blind-Darm, in den Grimm-Darm, und in den Mast-Darm unterschieden. 1. Der Blind-Darm liegt zwischen den ersten beyden Umzügen des Grimm-Darms, etwas zur Rechten Seite in der hintern Bauchgegend und stellt gleichsam eine piramiedenförmige an der Spitze eine verschloßene Tasche vor. 2. Der Grim-Darm nimmt die seiten Theile von dem Boden des Bauches ein. Er fängt an den breiten Ende des Blind-Darms in der Gegend des rechten Darm-Beins an; gehet in Grader Linie auf der nehmlichen seite des Bauchs bis an den Zwerg-Muskel vorwärts, wo er sich nach der lincken seite krümmt und Von der Splanchonologia od. Eingeweide Lehre. S. 65 und längst dieser seite zurück nach dem Becken gehet: hier krümmt er sich zum 2ten Male, wird dünne und wandelt noch einmal gegen den Zwerg-Muskel vor-
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wärts, krümmt sich hier zum 3ten Male und wendet sich in wieder zunehmenden Umfange gegen die linke Niere, liegt unter dem engen Darm, macht noch einige Umzüge bis an die Lenden wirbelbeine, und gehet von da in grader Linie unter den Namen des Mast-Darms bis an den After fort. 3. Der Mast-Darm ist folglich nichts anders, als die fortsetzung des an die Len-den-Wirbel-Beine gekommenen Grimm-Darms. Die Binden welche der Blind- und Grimm-Darm auf ihre Oberfläche zeigen, und die man Darm-Gürtel oder Darm-Bänder nennt, entstehen von der Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 66 der stärckeren Vereinigung oder Verdoppellung der Häute, welche die Gedärme zusammensetzen. Solche Gürteln sind am blinden und an den dicksten Theilen des Grimm-Darms 4 angelegt, und in gleichen Zwischenräumen von einander abgetheilt, so daß einer oben einer unten und einer zu jeder Seite zu liegen kömmt. Am Ende des dicken Theils vom Grimm-Darm verliehren sich die beiden seiten Bänder, und es bleibt nur das obere und das untere Band zurück. Gegen das En-de des Grimm-Darms verschwinden auch diese zwey: deßwegen wird am Mast-Darm gar keines angetroffen. Der Enge so wohl als der weite Darm, ist aus 4 Häuten zusammengesetzt, von denen eine die Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 67 die äußere, daß die Muskellöse, die zelligte, und die innere genannt wird. Die äußere Haut entstehet vom Gekröße: da aber das Gekröße vom Bauchfell abstammt, so hängt auch folglich dem die äußere Haut des Darms vom Bauch-fell ab. Die Muskelhaut ist aus zweyerley Schichten von Faßern zusammen gesetzt, von denen die eine nach der Länge laufen: die andern aber kreißförmig, und rings den Darm-Kanal umwinden. Durch diese Einrichtung und durch die Würckung dieser zweyfachen Muskel-Schichte wird die Wurmförmige Bewegung der Gedärme hervorgebracht, die in einer die in einer abwechselnden Erweiterung und Verengerung des
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Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 68 des Kanals bestehet, in den engen Gedärmen aber stärcker und merckbarer ist als in den weiten: Sie (motus peristallticus) fängt vom Magen an und erstreckt sich bis an den After. Doch geschieht diese Erweiterung und Verengerung nicht in der ganzen Röhre auf einmahl, sondern stückweise, so: daß wenn ein Theil sich erweitert, der andere sich zusammenzieht. Durch diese Bewegung wird der Nah-rungssaft aus der Futtermaße gedrückt, und der Mist gegen den After fort gedrückt u. getrieben. Die dritte oder die Zelligte Haut der Gedärme, ist der im Magen ganz ähnlich. Sie hängt nur lockerer an der fleischigten, und fester an der innersten Haut. Die-ses feste ankleben hat Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 69 hat bey Wunden die in die Höhle des Darms eindringen, und durch die Vereini-gung geheilt werden müßen, den größten Nutzen. Die Innerste Haut hat ein zweyfaches Gewebe, daß sich deutlich Von einander unterscheidet. Daß aus der äußern Fläche ist glatt, dicht und weißlicher Farbe, daß an der Innern aber bräunliche Sammitartig: der mit dem Magen Safte über-einstimmt, und der Gedarm-Schleim genannt wird. Der Nutzen dieses Saftes besteht in dem, daß er den Darm-Kanal biegsam und seine Innere Haut schlüpfrig macht, daß die verdaueten Mittel beßer hindurch gleiten, und der Darm selbst gegen die Reitze der Scharfen Galle gesichert sey. Die Beyden Oeffungen, welche man ohngefehr 5 bis Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 70 5 bis 6 Querfingerbreit, hinter der Oeffnung des Magens in den Zwölffinger Darm antrieft, sind die Mündungen des Gallen und des Pankreatischen Kanals, die beyde ihre Säfte in den erweiterten Darm ergießen, und nur einen Zoll weit von einander entfernet sind. Der Bauch speichel kömmt durchaus mit dem Speichel überein: durch ihn wird der grober Futter Brey beßer aufgelößt, der Nahrungs-Saft dünner und flüßiger gemacht, und die Einsaugung deßelben erleichtert. Durch die Galle wird das unbrauchbare von dem guten Nahrungs-Safte abge-schieden: die Galle geht mit dem Unrathe in Verbindung, färbt ihn Gelb und wird mit demselben aus dem After aus dem Körper geworfen. Die Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 71 Die Fallten die sich inwendig in und durch den ganzen Darm Kanal vertheilen, kommen in den engen Gedärmen von dem Lockeren Anfange der Innersten
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Haut, und in den weiten aber von den Verdoppelungen her; welche durch die Darm-Gürtel gemacht werden. Sie sind besonders in den weiten Gedärmen in gleichen Zwischenräumen getheilt, die ordenliche Höhlen bilden, in welchen der Pferde Mist seine Aepfel runde Gestallt erhällt, welchen er zeigt, wenn er ausgeworfen wird. Die häufigen Runzeln welche am Ende des engen Darms bey seiner Einfügung in den Blind-Darms liegen, entstehen von der Innersten Haut. Sie vertreten Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 72 Treten die stelle einer Klappe, und sind bestimmt den Rückgang des Futters aus den weiten in den engen Gedärmen zu verhindern. Der Mastdarm hat im leeren Zustande einen sehr geringen Durchmeßer, welcher aber durch die Ansamlung des Mistes überaus erweitert werden kann. Diese ausdehnung hängt Von dem graden Lauf der Muskeln Fasern ab, die hier ungleich stärcker sind als im übrigen Gedärmen, wenn sie bis auf einen Gewißen Grad ausgedehnt sind, entstehet in ihnen ein dranck, welcher zum Misten ab-zweckt: Sie ziehen sich zusammen und Treiben mittelst der Mort: Peristalticum oder Wurmförmigen Bewegung der Gedärme, und der entgegenwürckenden Kraft des Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 73 des Zwergmuskels, und der Bauchmuskeln den Unrath durch den After. Er macht bey Pferden einen Eyrunden Vorsprunck, der durch zwey besondre Bän-der in seiner Lage festgehalten, und durch einen Kreiß-Muskel verschloßen wird, öfnet sich nur zur Zeit des Mistens, wo der starckere Gewalt der Bauch-Muskeln, und der Druck des Zwerg-Muskels nachgeben muß. Die häutigen Fallten, die nach dem Misten in Gestallt einer Rose vor den After entstehen, kommen von der Innersten Haut, die beym Absatz des Kothes mit heraus getrieben ist: sie ziehen sich von selbst zurück, so bald der Mastdarm ausgeleeret ist. Die Blutgefäße die sich in den Gedärmen verbreiten kommen alle vom Gekröße her, und werden an ihrem Orte gezeigt werden. Von der L: Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 74 Von der Leber. Leber heißt das dunkelbraune in der vordern Bauchgegend, größtentheils zur rechten seite gelagerte Eingeweide, in welchen die Galle abgesondert wird. Sie verbindet sich vorwärts mit dem Zwerg-Muskel, und rückwärts mit der Hohl-Ader.
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Ihr umfang beträgt bey einem Erwachsenen Pferde 4 Fuß und ihre Dicke am stärckesten Orte etwa 4 Zoll. Doch ganz genau läßts sich nicht angeben. Verhältnißmäßig ist die Leber bey ungebohrnen Füllen (Föetus) größer als bey Gebohrnen: Die Ursache davon ist, weil nach der Geburth die Nabel Vene zu-wächst! Die Leber folglich kein Blut mehr Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 75 mehr von ihr empfängt, und auf solche Weise an größe und schwere vermindert wird. Diese Veränderung betrieft aber vorzüglich den Lincken Leber Lappen, in wel-chen die Nabel Blutader eindringt. Man unterscheidet an der Leber zwey Flächen, zwey Ränder, und drey Lappen, die durch zwey Einschnitte von einander abgetheilt sind. Die Flächen heißen: eine die vordere, und eine die hintere. Die vordere Fläche ist gewöllbt, sehr glatt und stößt an den Zwergmuskel: Die hintere hingegen ist glatt, hin und wieder ausgehöllt, auch hin und wieder erhaben. Von den Rändern ist einer der obere, der andere der untere. Der obere ist stumpf, der hintere ist Von der Splanchonologia od. Eingeweide Lehre. S. 76 ist in seiner ganzen Ausbreitung scharf. Die Lappen werden in den großen, in den mittlern, und in den kleinen unter-schieden. Die Große Lappen der Leber nimmt die rechte seite der vordern Bauchgegend ein. An seiner hintern Rande hängt ein kleines piramiedenförmi-ges Läpchen, welches den vordern Theil der Rechten Nieren bedeckt, und durch ein besonders seiten Band befestiget ist. Der Vordere oder der Mittlere Lappen liegt mehr zur lincken Seite der vordern Bauchgegenden; und der kleine nimmt den Raum zwischen den großen und dem mittlern Lappen ein. Der kleine Lappen ist in drey, bißweilen auch in 4 kleine Läpchen abgetheilt, die durch zwey oder drey spallten von einander geschieden sind. In Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 77 In dem großen Sallt bemerckt man eine dreyeckigt Höhle, die beym Föetus die Nabel Vene aufnimmt, bebohrenen (!) aber Verwächst, und am Grunde eine bandartige Narbe zurückläßt. Mitten in den ausgehöhlten Theile der Leber ueber den Enden des großen Spallts ist eine ziemliche große Vertiefunge in welche die Pfortader eindringt! in diese Vertiefung befinden sich verschiedene beträgliche Löcher; die Theils den Aesten
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der Pfort-Ader, Theils den Zweigen der Leber-Pulsadern, und Theils den Gallen Kannal zum Durchgang dienen. Die beträgliche Rinne auf der nehmlichen seite nahe an den Wirbelbeinen, schließt die Hohl-Ader ein, und durch den runden Ausschnitt der etwa einen Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 78 einen Zoll breit von dieser Rinne entfernet ist, geht der Magen Schlund durch. Die Leber ist mit zwey Häuten umgeben: der äußere davon entspringt vom Bauchfell, und hängt mit der andern durch ein feines Zellengewebe zusammen; diese eigenthümliche Haut der Leber, Klebt fest an ihr, und dringt bis in die Substanz derselben hinein. Die Befestigung dieses Eingeweides an den Zwerg-muskel geschiehet: Theils durch bloses ankleben, Theils durch drey besondere Bänder, welche die Leber gleichsam schwebend in der Bauch Höhle erhallten. Daß eine Von diesen Bändern ist an den Großen, daß andere an den Mittlern Lappen, und das dritte in der Mitte angebracht: Daß letztere nennt man Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 79 man das Sichelförmige oder das aufhänge Band der Leber. Alle entspringen vom Bauchfell und endigen sich nach einem kurtzen Wege zwischen der Leber und dem Zwergmuskel. Der Nutzen dieser Bänder bestehet darin, daß sie die schwere Leber in einer si-chern bestimmte Lage erhallten, und verhindert werden, daß sie bey starcker Bewegungen des Thiers nicht auf die Gedärme fallen. Die Gefäße der Leber werden im Allgemeine und besondere eingetheilt: die er-sten sind Pulß-Adern, Blut-Adern, Limpfatische Gefäße und Nerven: besondere aber sind die Gallen Gefäße; Die Schlagader der Leber ist ein geringer Ast der von der Eingeweide Arterie abstammt: Die Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. S. 80 die Blutadern kommen Theils von der Pfortader, Theils von der Hohl-ader her, die sich beyde im Innern dieses Eingeweides verbreiten. Die Limpfahtischen Gefäße, die sehr zahlreich unter die äußere Haut umher kriechen, leeren sich in den Milchbrustgang Kanal aus. Von den Nerven der Leber entspringen einige Vom 8 t. paare, andere vom Inter-krostall Nerven. Alle Gefäße die in die Leber dringen, bekommen von der äußern Haut eine Scheide die man fast bis an ihre Endigen verfolgen kann.
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Die Ausführungs Gänge der Leber sind die Gallen Gänge, sie nehmen ihren Ursprunck von den Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 81 den feinen Höhlen, die sich zwischen den Spitzen der Gefäße bilden. Sie begleiten die Abzweigungen der Pfort-Ader auf allen wegen: Viele vereini-gen sich mit einander, und machen den Leber kanal auß, der den ganzen mittlern Theil der Leber, an der hintern Fläche, von dem Eingang der Pfortader an, bis an das Ende des Lincken Lappens einnimmt. Die kleinern Röhrchens die von dem großen Lappen kommen, stoßen mit dem Leber Kannal zusammen und bilden einen einzigen fast finger-dicken Kannal, welcher der allgemeine Gallen Gang genannt wird. Dieser Gang verlängert sich, Indem er aus der Leber gehet, nach ohngefehr 3 Zoll lang, und pflantz Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 82 pflantz sich ohngefehr endlich 5 finger breit hinter der hintern Magen Öffnung in den Zwölffinger-Darm ein: Er durch bohrt die Häute des Darms schief, und macht am Ende eine Wulst, welche die Endigung rings umher einfast, und ver-hindert das nichts in den Gallen Gang aus den Därmen zurück gehen kann. Da daß Pferdt keine Gallenblaße hat, so ist dieser Gang der einzige, der die Gal-le aus der Leber führt, und gleichsam die stelle einer Gallenblaße vertritt. Der Nutzen dieser Gefäße ist überhaupt genommen vielfach, jedes aber ist zu eigenen Verrichtungen bestimmt, als die Leber-Pulß Ader: und die Leber zu Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 83 zu ernähren, und wahrscheinlich einen Theil derjenigen Feuchtigkeit dahin zu bringen, aus welcher die Galle abgesondert wird. Die Pfort-Ader Vertritt die Stelle einer Pulß-Ader: sie führt eine Menge Blut in die Leber, aus welchen die Galle praeparirt wird. Die Hohl-Ader nimmt daß von der Pfort-Ader in die Leber gebrachte Blut, nach abgesonderter Galle wieder auf, und bringt es in den Kreißlauf wieder zurück. Die Limpfatischen Gefäße führen die in diesen Eingeweide aufgenommene Limpfe, nach dem Milch-Brustgang. die Nerven geben der Leber ihre Abson-dernde Kraft Kraft und Empfindung. Die
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Von der Splanchonologia od. Eingeweide Lehre. S. 84 Die Gallen-Kannäle leiten endlich die Abgesonderte Galle aus der Leber. Die Galle ist eine feuchtigkeit von ziemlich dicker Beschaffenheit, von einer Gelb-lich ins grüne spielende Farbe; und einen sehr bittern Geschmack. Sie ist zur Verdauung unumgänglich nothwendig, indem sie 1.lich, vermöge ih-rer Seifen artige Natur, die zähen Theile des Futters auflößen. 2.tens durch ihren Reitz die Innern Wände der Gedärme Irretiert, und sie dadurch zu vermehrter Thätigkeit schwingt. 3.tens, Sie leistet den den Großen Nutzen, daß sie die un-nützen Theile aus dem Speise-brey absondert, mit denselben in Verbindung geht, auf diese Weise den Mist bildet und mit denselben aus dem Körper gewor-fen wird. Von der Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 85 Von der Miltz. Die Miltz liegt hinter dem Magen, vom blinden Sack deßelben bis zum Pförtner Ende, und folgt der Richtung des großen Bogens. Sie hat eine schwache Befestigung, und hängt bloß durch eine Verdoppelung des Bauchfells, und mehrere kleine Gefäße mit dem Magen zusammen. Die äußere Haut der Miltz ist eine Fortsetzung des Bauchfells, sie ist einfach, zart und hängt durch kurtzen Zellstoff, mit der eigenthümliche Haut sehr dicht zusammen: Diese äußere Haut bestehet aus einem so dichten, feinen Geflächte von Limpfahtischen Gefäßen, daß es fast scheint als ob sie bloß darauß zusam-men gewebt sey. Die Eigene oder Zweyte Haut zeigt sich als ein weicher dichter Ueberzug, der so genau mit Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 86 mit der Substanz der Miltz zusammen hängt, daß sie kaum ohne Zerstöhrung derselben von ihr getrennt werden kann. Die Größe der Miltz darf man nur nach gantz gesunden, absichtlich getödteten Thieren beurtheilen: Denn kein Theil lei-det bey Kranckheiten eine solche Veränderunge in Absicht ihrer größe als die Miltz. Vorzüglich Dependirt die größe der Miltz von der Leere oder Fülle des Magens. Ist der Magen leer, so ist die Miltz größer: ist der Magen angefüllt, so ist sie klein. Denn während daß der Magen leer ist, fließt das Blut langsamer durch die Miltz, häufet sich an und dehnet sie aus! Ist der Magen aber voll, so wird dieser ueberschuß an Blute durch das preßen, welches die Miltz zwischen den
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Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 87 den Magen und den Rippen aus hallten muß, ausgedrückt und in die Pfort-Ader gebracht. Die äußere Farbe der Miltz Dependiert von dem Blute, welches sich in ihren Adern befindet: Gewöhnlich spielt sie zwischen grau und Blau und ist Marmo-riert. Die Innere Farbe der Miltz ist dunkel Kirschbraun roth: durchschneidet man sie, so gleichet das innere einem geronnenen Blutklumpen. Man Theilt die Miltz in zwey Flächen, drey Winckel und in drey Ränder: die eine Fläche ist schwach gewölbt, und siehet in die Bauchhöhle, die Andere ist in eben dem maaße ausgehöhlet, und nach dem Magen hingerichtet. Von Von der Slanchonologia od. Eingeweide Lehre. S. 88 Von den Winckeln ist einer der Lincke oder der lange, einer der Rechte, und ei-ner der untere: zwischen den Winckeln befinden sich die Ränder. Die Gefäße der Miltz sind 1.lich, die Miltz-Arterie, sie ist der Haupt-Ast der Eingeweide-Arterie, und durch ihr erhällt die Miltz ihr mehrstes Blut, einige Neben Arterien entspringen aus den Zwerg-Muskel Arterien, aus den Lenden und Saamen-Arterien. Die Miltz-Vehne bringt das sämmtliche Miltz-Blut in den Stamm der Pfort-Ader. Saugadern verbreiten sich in unzählicher Menge unter der Äußern Haut. Das Blut, welches man in der Miltz antrift, zeichnet sich von andern Theile da-durch aus, daß es flüß- Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 89 flüßig ist, wenn in den andern Venen des nemlichen Körpers sich geronnenes Blut findet: daß es mißfarbig oder dunkelroth und wäßerrigter ist. Daß es mehr flüchtiges Laugen Saltz, aber weniger oehl und weniger feste Bestandtheile enthällt: und daß es nicht leicht oder gar nicht gerinnt. Die Nerven der Miltz liegen so dicht um die Arterien, daß man offenbahr sieht, daß sie nur den Arterien angehören: Daher aber eine Miltz bey Verwundungen wenig oder gar nicht schmertzt. Höchst merckwürdig sind die Würckungen welches daß Eisen Innerlich ge-nommen auf die Miltz äußert. Giebt man nemlich von ein paar gleich beschaffenen Thieren, dem einen 4 bis 6 Wochen durch Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 90 durch die Eisen-feile, oder Stahl (Wasser). Nehmlich (Wasser) worin geglühetes Eisen abgelöscht ist! dem andern aber nicht: so findet man in dem Thiere, wel-chen man Eisen gab, die Miltz mercklich kleiner; als in den Andern welchen
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man kein Eisen gab. Untersucht man ferner das Blut dieser zwey Thiere, so zie-het man ungleich mehr Eisen aus dem Blute deßen dem man Eisen gab, als aus dem Blute des andern, welchen man kein Eisen Gab. Diese Versuche beweisen 1.lich, daß das Eisen würcklich in das Blut übergehet, weil man es im Blute wieder findet; 2.tens, daß das Eisen auf die Miltz würckt, und sie kleiner Erhällt oder gar verkleinert; 3.tens, das diese Verkleinerung der Miltz durch das Blut bewürcket wird. Daß Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 91 Das Pancrias oder Bauch Speichel Drüße. Das Pancrias oder die Bauch Speichel Drüße liegt hinter dem Magen, auf der Krümmung des Grimm-Darms, und erstreckt sich von der Miltz bis zum Zwölf-finger-Darm hin. Die Gestallt des Pankrias gleicht sehr einer langen Thier Zunge; seine Länge beträgt ohngefehr 10 Zoll, seine Dicke einen Zoll. Das Pankrias ist folglich die größte Speichel Drüße im ganzen Körper. Man be-trachtet daran 3 Winckel: der lincke ist gegen den obern Theil der Miltz gekehrt, der rechte stoßt an den den Zwölf-finger Darm, und der hintere grenzt an den vordern Theil der rechten Niere. Die Flächen des Pankrias sind eine Obere wel-che gegen die Hohl-Ader Von der Splanchonologia oder Eingeweide Lehre. S. 92 Ader gerichtet ist; und eine untere, mittelst welcher der Theil auf den Grimm-Darm klebt. Eine eigene Haut hat das Pankrias nicht: es wird bloß von dem Bauchfell über-zogen und eingeschloßen. Seine Farbe ist gewöhnlich gelblich röthlich oder Lichtbraun; die Consistenz des Pankrias ist der Consistenz der übrigen Speichel-Drüßen gleich, und fühlet sich folglich so an, wie die Parotis oder Kinnbacken Speichel Drüßen. Die Pulß-Ader des Pankrias entstehet aus den Asten der Miltz und Leber-Pulß-Ader. Ihre Venen ergießen sich in die Hohl Ader. Die Nerven entspringen aus den Simpatetischen Nerven, gehören aber wohl nur den Schlagadern des Von der Splanchonologia oder Eingeweide L: S. 93 des Pankrias an, den ihre Empfindung scheint im Gesunden und Krancken Zu-stande nur schwach zu seyn. Die Innere Substanz des Pankrias ist: wie alle Speichel Drüßen, aus kleinen Drüsen-Körnern zusammen gewebt, die durch
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Zellengewebe an einander hängen, und sich durch einen gemeinschaftlichen Ausführungs Gang ausleeren. Dieser gemeinschaftliche Ausführungs Kanal des Pankrias, läuft durch die ganze Länge deßelben fort, und wird gegen die rechte Seite hin ungefehr Von der Dik-ke einer Gänse-Feder. Er durch bohret gemeinschaftlich mit dem Gallen Gang der Leber den Zwölf-finger Darm, und gießt in denselben seinen Saft aus. Die Von der Splanchonologia od. Eingeweide L: S. 94 Die Bestimmung des Pankrias ist: einen Speichel abzusondern, den man bey ei-nem Lebendigen geöfneten Thiere, deutlich aus den Ausführungsgang rinnen sieht, und der im Zwölf-finger-Darm zur Zersetzung und Auflößung des Speise-breyes das seinige beyträgt. Wahrscheinlich wird daß Pankrias, von dem sich füllenden Magen, gedrückt und dadurch zur Absonderung seines Saftes gereitzet. – Von Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 95 Es giebt im Thierischen Körper zwey Hauptgattungen von Gefäßen: Blut Gefäße und Limpfatische Gefäße. Die Blut Gefäße sind entweder Arterien, oder solche, die das Blut Vom Hertzen nach den Theilen hinführen. oder Venen, die das Blut wieder Von den Theilen nach dem Hertzen hinbringen. Die Limpfatischen Gefäße enthallten kein Blut, sondern einen dünnen, gelblich weißen und klaren Saft, den man Limpfe nennt. Von der Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 96 Von der Arterie. Arterien, Schlagadern, oder Pulßadern sind diejenigen, die aus reitzbaren Häuten zusammengesetzten Kannäle, die mit einem gemeinschaftlichen Stamme aus dem Hertzen entspringen, sich mit unzahligen Aesten und Zweigen durch den ganzen Körper Vertheilen, und vom Hertzen auß das Blut nach allen Theilen hinführen.25 Bey nahe alle Theile des Körpers erhallten Pulß Adern, einige mehr andere we-nigere. Die Blutreichsten Organe sind die Lungen, und die Miltz. Dann folgt die Gefäßhaut des Auges, die Riechhaut, die Zungenhaut, die Gefäßhaut des Hirns und
25 NB: Siehe Hall: Phys: Pag: 46 § 61. Pag: 51 §. 72.
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Von der Angiologie oder Gefäß Lehre.26 S. 97 und die Innere Haut des Darm-Kanals. Auch die Muskeln erhalten viel Arterien: wenigere daß Gehirn und Rückenmark, noch weniger die Knorpel und Sehnen, am allerwenigsten die Knochen. Die Oberhaut mit ihren Fortsätzungen als die Hüfe, die Klauen, die Hörner, und die Haare, sind alle Theile in denen bis Ietz keine Arterien entdeckt sind. Die Arterien sind an den Theilen, an welchen sie vorbey laufen, und in welchen sie sich verbreiten überall von einem lockern Zellengewebe eingeschloßen, und Befestiget. An den Größern Stämmen verdickt sich dieser Zellstoff zu einer Art von Scheide oder Hülle: man nennt dieselbe die erste Von der Angiologie oder Gefäßlehre.27 S. 98 erste oder äußere Haut der Schlagader. Die zweyte eigenthümliche oder mittler Haut der Arterie, bestehen aus weiß-lichgelben Elastischen Faßern, die sehr Gefäß und Nerven reich sind. Von dieser Haut erhällt die Arterie ihre eigentliche Stärcke und Würchsamkeit: man nennt sie gewöhnlich die Muskellöße Haut, ihre Faßern unterscheiden sich indeß von eigentlichen Muskel Faßern dadurch, daß sie härter und Elastischer sind, und sich auf einen angebrachten Reitz nicht so schnell und so starck zusammenzieht. Inwendig sind die Arterien mit einer äußerst feine, glatte und schlüpfrige Haut ausgekleidet. in Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 99 in der man selbst bey Entzündungen keine Gefäße noch Nerven wahrnehmen kann. Durch fortgesetzte Einwäßerung lösen sich diese 3 Häute in Zellstoff auf. Auch sind die Häute der Arterien mit eigenen Schlagadern, Venen, Limpfatische Ge-fäße und Nerven versehen. Je feiner die Arterien werden, desto dichter werden die Netze der sie umgebenden Nerven.
26 NB: Die Insecten haben keine Blutgefäße, also auch keinen Kreislauf; das Blut wird vom Speise Kanal abgesondert und ergießt sich unmittelbar in die zwischen räume aller innern Theile. Es kann daher nicht, wie bey den übrigen Thieren, dem Respirations Organ zugeführet werden. Sondern dieß breitet sich überall zwischen daßelbe aus. Sonderbar ist es, daß die Würmer, wenige ausgenommen unter allen Thieren ohne Wirbelbeine alle rothes Blut haben, daß durch ein 27 NB: ein Vollkommenes Gefäß System, aber ohne Herz herein getrieben wird. Die Arterien gehen unmittelbar in die Venen, und die Venen in die Arterien über.
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Der Große Simpatetische Nerve ist fast allein für die Arterien des Halses der Brust und Bauch Eingeweide bestimmt. Eine der merckwürdigsten Eigenschaften der Arterien ist ihre Elastisitäet, wo-durch sie Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 100 sie imstande sind, sich zu verkürzen und zu verlengern, wenn sie durch irgend-eine Gewallt erweitert und verlengert waren. Daher ziehet sich eine leere Arterie zusammen, und ist im Tode enger als im Leben: Daher ziehen sich die Enden einer durchschnittenen Arterien so lange zurück und verengern sich so lange bis sie nicht mehr bluten, und deswegen ists oft zur Stillung der Bluttung eine halb durch schnittene Arterie hinreichend, wen man sie ganz durchschneidet: daher kann sich ein Thier an einer verletzten kleinen Arterie zu Tode bluten, wenn die-selbe so liegt, daß sie sich nicht zusammenziehen kann. Hieraus läßt sich auch erklähren, warum die Arterien nach dem Tode leer sind, denn sie preßen durch Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 101 durch ihre Schnellkraft alles Blut in die Venen hinüber, wenn das Hertz schon nicht mehr imstande ist, das Blut in die a. Orta zu Treiben. Außer dieser Schnellkraft, besitzen aber aber die Schlagadern noch eine ei-genthümliche Lebens Kraft oder Reitzbarkeit, durch welchen sie das Blut weiterschnellen: Dieses beweiset folgende Gründe. 1.lich, In lebenden Thieren ziehen sie sich, nemlich die Arterien an der der stelle zusammen, wo sie mit einem spitzigen Instrumente, oder einem Tropfen scharfer Flüßigkeit, oder den Elecktrischen Funck gereitz werden. 2.tens, An entblößten größern Arterien siehet man Deutlich eine Wurmförmige Bewegung. 3. tens, Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 102 3.tens, Eine durch geschnittene Arterie ziehet sich schneller zusammen, wenn man sie mit einer scharfen Feuchtigkeit berührt. 4 tens, Äußerlich aufgelegte Reitzmittel Entzünden die stelle, indem sie die Ar-terien reitzen. 5 tens, In kaltblütigen Thieren gehet der Kreißlauf noch einige Zeit fort, nach dem das Hertz ausgeschnitten wurde.28
28 NB: Von H. Hoffmed: Heyne. Bey kaltblütigen Thieren Reduciert die Natur einen Verloh-renen Theil eher wieder, u. verträgt daher auch mehr, als die welche von hitziger Natur und
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Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 103 Beweiß geben hier von die Wasser Pulipen. Indem man sie in Stücke hauet, so schafft die Natur aus einem jeden Stücke eine ganze Inseckte wieder hervor. -- Kleinere Arterien sind reitzbarer als große, weil sie mehrere Nerven besitzen als die großen: durch eben diese Nerven hängen sie aber auch mehr vom Gehirn ab als die großen. Die Endigung der Arterien ist viellfach. 1. In Blut Venen, indem nemlich das äußerste feinste Ende einer Arterie sich umbiegt, und so zum Zurückführenden Blutgefäße oder zur Vene wird.29 Diese Endigung beweißt das Ansehen durchs Vergrößerungs Glaß, wodurch man dieselbe deutl Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 104 deutlich wahrnimt: und auch der Umstand, daß man durch die Arterien gefärbtes Wachs in die Vene, und umgekehrt durch die Vene in die Arterie treiben kann. 2. In Blut Waßer Venen: indem sich nemlich die Arterie umbiegt, wird sie so fein, daß sie kein rothes Blut mehr durchlaßen kann, sondern nur daß dünnere Blut Waßer noch auf zu nehmen imstande ist. Dies ist zum Beyspiel am Auge der Fall, wo der durchsichtigkeit wegen bloß ungefärbte Flüßigkeit hingelangen. Bey Entzündungen werden diese Gefäße aber oft so sehr erweitert, daß sie selbst rothes Blut aufnehmen.30 3. In absondernde Gefäße: wo nemlich aus den Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 105 den Stamme der Arterie kleine seiten Aste herausgehen, die aber kein Blut, son-dern verschiedene Flüßigkeit absondern. Z.B. in der Niere der Urin, in den Hoden der Saame usw. 4. In Ausdünstende Gefäße. Solche Gefäße finden sich sehr häufig auf der Ober-fläche des Körpers, und laßen die Hautausdünstung und den Schweiß durch: ferner in den Verschiedenen Höhlen und setzen hier, den Hertzbeutel Saft, den Brustfell Saft, den Bauchfell Saft und s.w. ab. Der Lauf des Bluts in den Arterien ist so: daß daßelbe von dem Hertzen aus, nach den Theilen durch sie hingehe. Beweise hiervon sind folgende. 1.lich, Die Einrichtung der Klappen am Anfange der Aorta und der Lungen Ar-terie, welche so angebracht sind Geblüte sind. z. b. bey einem Krebs kann sie in kurtzer Zeit, eine abgegangene Schere ohne Nachtheil volständig wieder aufsetzten. Ein ähnliches und größern Beweiß. 29 NB: Hall: Physiol. Pag: 51 §. 71. 30 NB: Siehe Hallers Phys: Pag: 30. §. 44 Anmerkung 21.
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Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 106 sind, daß sie den Ausfluß des Bluts aus dem Hertzen leicht verstatten, sich aber dem Rückfluß deßelben ins Hertze völlig wiedersetzen.31 2. die Unterbindung: denn ein um die Arterie gelegtes Band, macht daß die Arte-rie vom Hertzen an bis zum Bande anschwillt, hingegen vom Bande an bis zum - Theile leer wird, den Pulß verliehrt; und durchschnitten kein Blut mehr ausflie-ßen läßt. 3. Das Ansehen der Arterien durchs Vergrößerungs Glaß. Denn an durchsichti-gen Theilen verschiedener Thiere, als am Gekröße des Frosches und den Floß Federn der Fische sieht man deutlich durchs Vergrößerungs Glaß: daß Blut durch die Arterien vom Hertzen nach den Theilen hinbewegt werden. Indem Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 107 Indem sich die Arterien abwechselnd erweitern und zusammen ziehen; kommt diejenige Bewegung heraus, welche man den Pulß nennt. Der Pulß wird als daß Maaß der Kräfte angesehen, welche das Hertz zum fort-treiben des Bluts anwendet. Es wäre deshalb am besten die Hand an die Brust zu legen, und die Bewegung des Hertzens selbst zu untersuchen, statt das man die größern Stämme der Arte-rien dazu wählet. Der Pulß schlägt bey den verschiedenen Thierarten auch verschieden: und ist nach dem Alter, der Größe, der Nahrung, und der Gesundheit des Thieres, auf eine mannigfaltige weise abgeändert. Bey
31 NB: Siehe Hall: Phys. Pag: 47 §. 63.
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Von der Angiologie oder Gefäß Lehre.32 S. 108 Bey einem gesunden ausgewachsenen Pferde Zählt man im ruhigen Zustande in einer Minute 34, bey Hunden unter denselben Umständen 78 Pulß Schläge.*) Ein Pulß, der in einem gewißen Zeitraume weniger erfolgt, und also folglich auch weniger Zusammenziehung des Hertzens anzeigt, heißt der selltene Pulß: Zum Unterschiede von dem häufigen Pulß, der in einer bestimmten Zeit öfters schlägt, und folglich auch öftere Zusammenziehung des Hertzen verräth. Der erste zeigt sich des Morgens, wenn die Thiere während der Nacht geruhet haben: der andere des Abends, wenn durch die Muskelbewegungen, durch die Sinne, durch Freßen und Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 109 und Saufen mehr venöses Blut nach dem Hertzen hingetrieben, und dadurch öf-tere Zusammenziehung deßelben veranlaßt wurde. Der seltene Puls ist überhaupt ein Zeichen der Gesundheit, weil er ein mildes Blut, und eine mäßige Bewegung deßelben anzeigt. Zu sellten ist der Pulß bey Dämpfigen Pferden, weil bey denselben das Blut nicht leicht und frey durch die Lungen strömen kann. Der häufige Pulß, welcher in einer gewißen Zeit zu oft schlägt, hat einen Reitz zum Grunde, welcher auf daß Hertz würckt. Mehrentheils ist es eine ins Blut gekommene Schärfe, Eyter, Jauche, Wurm Gift, Seuchen Gift, Druße Materie die Ursache des häufig Von der Angiologie oder Gefäß L: S. 110 häufigen oder Fieber Pulß. Starcke Bewegungen, Laufen, Springen, Gebähren, Purgieren bringen einen häufigen Pulß zu wege. In heißen gegenden und bey heißer Witterung ist der Pulß häufiger, als im Winter und in kalten Gegenden; weil daß wärmere Blut das Hertz stärker Reitzt. Daher schaden heiße dunstige Ställe und dicke Decken bey Fiebern. Ferner Schrecken, Furcht, Schmertz, Saamen Verlust, hitzige Artzeneyen vermehren den Pulß, weil hier die Arterien von Gehirn mittelst der Nerven von Gehirn ge-reitzt werden.
32 NB: Dr. H. D. Havemann zählt unter denselben umständen bey Pfd. 40. Und beim Rindvieh 60 Pulß-Schläge. P. Fehr in Münster: giebt bey Gesunden Ruhigen Pferden 40 bis 45 Pulß-Schläge an. Siehe Fehr Beschreibung der Brustseuche bey Pferdn. Pag: 98 &. (Vgl. Müller-Skuplik, Vera: Die Tierarzneischule in Münster von 1779 bis 1818. Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss. (in Vorbereitung))
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Der schnelle Pulß entstehet: Wenn die Zusammenziehung des Hertzens schneller vonstatten gehet Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 111 gehet als die Erweiterung deßelben; er verräth allemahl ein sehr gereitztes Hertz, oder eine beträgliche Schärfe im Geblüte. Der langsame Pulß entstehet von allen den Ursachen, welche den schnellen Pulß entgegen gesetzt sind. Ein Voller starcker Pulß zeigt: daß das Hertz mit Kraft Agiert und die Arterien eine große Blutmenge enthalten. Ein kleiner leerer Pulß verräth Mangel an Blut und Schwäche. Der harte Pulß verräth ein dickes Blut, vielen Reitz oder Hindernis in der Circulation. Ein weicher Pulß beweißt daß gegentheil. Der Nutzen der Arterien besteht in folgendem: 1.lich Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 112 1.lich, Sie Ernehren den Körper, weil sie die einzigen Kanäle sind, durch welche den Theilen Blut zugeführt wird, Ein Theil von deßen Arterien welche verschlo-ßen oder unterbunden werden, muß absterben. 2 tens, Sie verführen die Wärme durch den ganzen Körper, welche in den Lun-gen aus der Luft abgeschieden werden, den a. Ein Theil, deßen Arterien unterbunden welche unterbunden ist, verliehrt auf der Stelle alle Wärme, erhällt sie aber bald wieder wenn das Band von der Arte-rie entfernt ist. b. Je mehr Arterien ein Theil besitzt, je mehr Wärme hat er auch. c. Die Wärme des Körpers stehet mit der Beweg Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 113 Bewegung des Bluts im genauesten Verhälltniß: Je öfterer ein Theil in einer ge-wißen Zeit Blut erhällt, desto mehr wird er auch erwärmet, und alles was den Kreislauf stöhrt macht kallt. 3. Sie Verhindern die Fäullung, durch Wegschaffung der verdorbenen Blut
Theile; welche als Urin, und Haut Ausdünstung u. dgl. aus ihnen abgesondert werde.
4. Sie verrichten die Absonderung aller Säfte: und bringen dadurch zuwege daß das Blut dicker wird.33
33 N.B.: Siehe Hoffmanns Practische Roßheilkunde 2 ter Band. Pag: 63. §. 751. NB: Vom Kreislauf des Bluts, Die ganze Blutmaße gehet in einer Stunde wenigstens 18-20 mal durchs Herz u. macht seinen Kreißlauf.
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Von d Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 114 Von der Vene. Diejenigen Gefäße, durch welche das Blut von den Theilen nach dem Hertzen zurück fließt heißen Blutadern oder Venen;34 Sie sind dünn, häutiger, und viel ausdehnbarer als die Arterien. 2 Häute setzen sie zusammen, eine äußere und eine innere. Die äußere ist rauh, flokigt, und mit viellen Arterien und Venen ver-sehen. Nerven sind bis Ietzt noch nicht deutlich in ihr dargethan, und es scheint als ob die Venen keine Empfindung besäßen! die 2 ten oder Innere Haut hängt mit der äußern Haut zusammen, sie ist Von der Angiologie oder Gefäß L: S. 115 ist Inwendig glatt, schlüpfrig, und an Verschiedenen Stellen mit Klappen verse-hen. Diese aus einer Verdoppelung der Innern Haut Zusammen gesetzten Klappen, haben eine halbmondförmige gestallt, und sind so angebracht, daß sie den Rück-fluß des Bluts nach dem Hertzen nicht im nicht im Wege stehen; sich aber der Entgegengesetzten Bewegung deßelben wiedersetzen; Indem sie sich als dann gleich einem Segel ausspannen, und den Kanal der Vene verschließt. Daß aber das Blut in den Venen, von den Theilen nach dem Hertzen hinströme, beweiset: 1. die Einrichtung der Klappen. 2. die Unterbindung, denn eine unterbundene Vene schwillt zwischen dem Ban-de und den Theilen an Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 116 an, leert sich aber zwischen dem Bande und dem Hertzen aus. 3. das Einbringen von Medikamente in eine Vene z. b. Opium in eine Vene gesprützt, macht Schlaff: Abführungsmitteln offen Leib: Brechmitteln Erbre-chen; weil nemlich die Medicamente durch die Vene ins Hertz, und von hier aus durch die Arterien nach allen Theilen des Körpers kommen. Von den Limpfatischen Gefäße oder Saug-Adern.
34 NB: Siehe Hall: Phys: Pag: 59.§. 85.
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Die Saug-Adern sind feine, durchsichtige, Elastische, Reitzbare, mit Klappen versehene Gefäße, die venenartig von den Verschiedenen Theilen Säfte herfüh-ren, und sich durch einen Haupt Stamm Von der Angiologie oder Gefäß Lehre. S. 117 Stamm in die lincke Axel Vene endigen. Sie nehmen ihren Ursprunck mit äußerst feinen, dem Auge unsichtbaren Anfän-gen, Theils von der Oberflächen der Theile, Theils aus den Zellen derselben. Dem Ursprunck der Saug-Adern, von der Oberfläche des Körpers beweisen: 1. die Einsaugung, welche durch die Haut geschiehet. z.b. des Waßers der einge-riebenen Quecksilber Salbe. 2. die Einsaugung des Milch Saftes aus dem Darm-Kannal.35 -- Leere Seite S. 118 Inhalts-Verzeichniß. S. 119
pagn: Hipothomie, oder Zergliederungskunst 1. Von den Fasern 2. Von dem Zellengewebe 3. Von dem Nutzen deßelben 6. Von dem Nutzen des Fettes 9. Von dem Fett des Zellengewebes7. Von der Allgemeinen Bedeckung 10. Von den Eigenschaften der Haut 11. Von dem Bau der Haut 12. Von den Haaren 13. Von der Myologie oder Muskellehre 14. A. Von der Todte Muskel 14. B. Von der lebendige Muskel 18. Von der Splanchonologia oder Eingeweide L. 28. Inhalts-Verzeichniß. S. 120 pag: Von der Bauch höhle. 29. Vom Bauch-Fell 30. 35 N.B.: Siehe Hoffmanns Practische Roßheilkunde. 2 ter Band Pag 63. §. 751. NB: Die Lymphatischen Gefäße besitzen an u. für sich große Schnelligkeit zum Einsaugen. In einer Secunde hat man Feuchtigkeiten 4 Zoll weit fort bewegt gesehen.
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Vom Gekröße 35. Vom Netze 40. Von dem Nutzen des Bauchfells 43. Vom Darm-Kanal, oder Darm-Röhre 45. Vom Schlunde 46. Vom Magen 51. Von den Gedärmen. 62. Von der Leber. 74. Vom Gallen Gänge. 81. Von der Miltz. 85. Das Pancrias oder Bauch-Speicheldrüße 91. Inhalts-Verzeichniß. S. 121 pagn: Von der Angiologie, oder Gefäß L: 95. Von der Arterie 96. Von der Vene 114. Von den Limphatischen Gefäße- oder Saug-Adern. 116.
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5.3 Verwendete Nomenklatur
Bereits Bourgelat verwendete in seinen Vorlesungen in Lyon und Alfort aus der Humananatomie entlehnte Begriffe (um 1770). Eine einheitliche Nomenklatur gab es in der Tiermedizin, die sich erst zu einer eigenen Selbständigkeit entwik-keln mußte, noch nicht (Brumme 1992, 114). Zudem waren viele Schüler an den Tierarzneischulen nicht einmal des Lesens und Schreibens mächtig, so daß man-cher Lehrer die Ansicht vertrat, die Benutzung fremdsprachiger Fachtermini könne zu weiterer Verwirrung führen (Kell 1997, 23). Bock nahm in seine Vorlesungen lateinische Ausdrücke erst dann auf, wenn der Sachverhalt zuvor auf deutsch umschrieben worden war (Ahlzweig 2001, schriftl. Mitt.). In der Strohdt hat in seinem Manuskript diese Fachbegriffe und die Art ihrer Umschreibung übernommen (z. B. 39 u. 72). Man kann davon aus-gehen, daß er aufgrund seiner Schulbildung zumindest ansatzweise der lateinischen Sprache mächtig war (Kindling 1938, 47); dennoch schien er be-stimmte medizinische Vokabeln nicht zu kennen. So werden die „Intercostalnerven“ bei ihm zu „Inter Krostall Nerven“ (38 u. 80)36 und die „Contractilität“ zur „Contralitäet“ (19). Trotzdem sind die meisten lateinischen Begriffe von ihm zeitgemäß richtig geschrieben und benutzt worden, wie „membranöese Häute“ (18), „Respirations-Muskeln“ (21), „Elastisitaet“ (27), „Ductum Thoracicum“ (40) und „mortum peristalticum“ (44). Mit medizinischen Fachtermini altgriechischen Ursprungs tat sich In der Strohdt allerdings schwer. Weil das Pferd im Mittelpunkt tierärztlicher Bemühungen stand, war aus der anfänglichen „Anatomie“ (vgl. Manuskript von 1799) die „Hipothomie“ geworden, wie In der Strohdt sie bezeichnet. Man sprach also speziell von der Pferdeanatomie. Es gibt zahlreiche verschiedene Schreibweisen dieses zeitgenössischen Kunstbegriffes, allerdings läßt sich anhand der Ortho-graphie In der Strohdts vermuten, daß er der altgriechischen Sprache offenbar nicht mächtig war (Ahlzweig 2001, mündl. Mitt.). Auch mit dem Fachausdruck für Eingeweidelehre, der „Splanchnologie“, hatte der Student seine Schwierig-keiten. Er verwendet verschiedene Schreibweisen, die auch hier die Unkenntnis über den Ursprung des Wortes vermuten lassen. So heißt es im Titel „Splancho-nolgia“; am Beginn des Kapitels auf Seite 28 „Splanchnologia“, dann auf den folgenden Seiten wieder „Splanchonologia“.
36 Allerdings schreibt In der Strohdt in seinem Manuskript „Von den äußerlichen Krankheiten der Pferde“ vom September 1806 (Hofarchiv Fisse-Niewedde) „Intercostalnerven“.
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Die in der Handschrift verwendeten medizinischen Fachtermini wurden – wie in damaliger Zeit üblich – von der Humanmedizin übernommen und auf eigene Beobachtungen übertragen. Dabei wich die Schreibweise von unserer heutigen teilweise ab (vgl. „Simpatetischer Nerv“ (61)). Es wird an dieser Stelle auf entsprechende Publikationen über anatomische Fachbegriffe von Hering (Stuttgart 1871), Triepel (München 1946), Hyrtl (Mün-chen 1966) und Krüger (Darmstadt 1980) verwiesen.
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6 Historischer Kontext
Während Johann Friedrich Arnold In der Strohdt im Mai 1806 die hier vorlie-gende Handschrift verfaßt, muß der Schulbetrieb fast völlig eingestellt werden: Die preußische Besatzungsmacht hat das alte Schulgebäude „Vor dem Cleverto-re“ zur Feldapotheke erklärt. Lediglich drei Räume sind Herrn Direktor Havemann geblieben, um dort notdürftig anatomische Übungen abzuhalten. Au-ßerdem hält er vor einigen wenigen Zuhörern seine bisherigen Vorträge über das Exterieur des Pferdes und den Hufbeschlag sowie über die inneren und äußeren Krankheiten. Die praktische Übung an kranken Pferden erfolgt in den Ställen der Besitzer, oder die Patienten werden in der Schule vorgeführt. Die Kranken-ställe der Anstalt bleiben leer (Günther 1878, 38-39). Wenige Monate später wechselt die Besatzungsmacht: Hannover wird französisch. Auf Veranlassung des Kommandanten General von Mortier errichtet man nun im Gebäude der Pferdearzneischule ein Hospital zur Behandlung von Mädchen, die sich im Um-gang mit den fremden Soldaten Geschlechtskrankheiten zugezogen haben (Froehner 1941/42, 23; Brosius 1994, 279). Um die Bedeutung und den Inhalt der In der Strohdtschen Handschrift begreifen zu können, muß man die Entstehung des Manuskripts unter Berücksichtigung der politischen Ereignisse der damaligen Zeit, die sowohl direkt als auch indi-rekt auf die Pferdearzneischule Hannover einwirkten, verstehen.
6.1 Die Zeit der Koalitionskriege von 1792-1807
Die revolutionären Ereignisse in Frankreich im Jahr 1789 führen zu tiefgreifen-den Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die den endgültigen Sturz der absolutistischen Herrschaftsordnung in ganz Europa zur Folge haben (Dt. Bundestag 1991, 36). Korruption in der Verwaltung, die allgemeine Finanzkrise, außenpolitische Miß-erfolge, eine ausgehöhlte Gesellschaftsordnung und das Ideengut der Aufklärungsphilosophie führen zum Ausbruch der Französischen Revolution. Durch Aufstände gezwungen beruft Ludwig XVI. die Reichsstände (Klerus, Adel und der dritte Stand) ein, die seit 1614 nicht mehr getagt haben. Am 9. Juli 1789 erklären sich die Deputierten aller Stände zur Verfassunggebenden Natio-nalversammlung. Das „ancien régime“ des Königs fällt zugunsten der neuen Gewaltenteilung (Riemeck 1965, 118-119; Buchner 1996, 13), nachdem das
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Volk am 14. Juli das Staatsgefängnis in der Bastille in Paris, Symbol des Despo-tismus, gestürmt hat (Streisand 1977, 25). Die Verfassung von 1791 erklärt Frankreich zur konstitutionellen Monarchie. Fortan steht der König nicht mehr „über dem Gesetz“, sondern regiert „nur durch dieses“ (Buchner 1996, 30). Doch schon bald verlieren die Anhänger die-ser Staatsform an politischem Gewicht, während die Girondisten, die Partei des Großbürgertums, von dem Gedanken einer französischen Republik beseelt sind und die Macht übernehmen. Allerdings werden sie beim Nationalkonvent 1792 von den wesentlich radikaleren Jakobinern verdrängt, die durch das Pariser Pro-letariat gestützt werden. Die jakobinische Schreckensherrschaft läßt am 21. Januar 1793 Ludwig XVI. durch die Guillotine beseitigen (Riemeck 1965, 119-120). Durch die französischen Ereignisse aufgeschreckt überwinden Österreich und Preußen ihren Dualismus, der zuvor aufgrund der expansiven Außenpolitik im Osten geherrscht hatte, und verbünden sich. Als Frankreich von Österreich die Lösung des Bündnisses fordert, lehnt das Kaiserreich ab. Daraufhin erklärt Frankreich beiden Staaten am 20. April 1792 den Krieg (1. Koalitionskrieg 1792-1797). In der „Kanonade von Valmy“ treffen deutsche und französische Truppen erst-mals aufeinander; letztere sind schlecht ausgerüstet, und die Offiziere desertieren reihenweise (ebd., 120, 123-124; Buchner 1994, 38-39). Da ruft der französische Staat zur „levée en masse“ auf: Die Revolution scheint bedroht! Zahlreiche Franzosen melden sich freiwillig zur „Verteidigung der revolutionä-ren Idee“ und vertreiben die preußisch-österreichischen Truppen aus den Niederlanden. Mittlerweile ist England, das die Vorgänge in Frankreich scharf kritisiert und den Widerstand des französischen Bürger- und Bauerntums37 un-terstützt, dem Koalitionsbündnis 1793 beigetreten. Die Ursachen für die militärischen Mißerfolge Österreichs und Polens liegen in der starken Expansionspolitk im Osten. Während der kriegerischen Auseinan-dersetzungen im Westen stimmt Preußen der von Rußland vorgeschlagenen 2. Teilung Polens zu. Österreich ist nicht beteiligt und sieht darin eine Schwächung 37 Die wieder zur Macht kommenden Großbürger schlagen mit Hilfe des jungen Generals Napoleon Bonaparte 1794 einen Pariser Royalistenaufstand nieder und gewinnen durch eine neue Verfassung, die ein fünfköpfiges Direktorium und ein Parlament vorsieht, im Jahr 1795 die wirtschaftliche und politische Macht (Riemeck 1965, 120).
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seiner Position im Osten und vereinbart mit Rußland und Preußen 1795 eine 3. polnische Teilung, die Polen als selbständigen Staat beseitigt (Riemeck 1965, 124). Preußen entscheidet sich, den Krieg zu beenden, nachdem seine Forderungen im Osten erfüllt worden sind, und schließt am 5. April 1795 mit Frankreich den Frieden von Basel: Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich, dafür Ent-schädigung mit rechtsrheinischen Gebieten. Norddeutschland wird für neutral erklärt, außerdem erhält Preußen freie Hand in der Polenfrage (Oberschelp 1982a, 357; van den Heuvel, von Boetticher 1998, 338). In einem Geheimartikel stimmt Preußen zu, Hannover notfalls zu besetzen, wenn dieses dem Frieden nicht beiträte.38 Georg III. zögert, weil die antifranzösische Koalition damit end-gültig zerbricht und britische und hannoversche Interessen auseinanderdriften, muß aber Anfang August 1795 dennoch dem Frieden zustimmen (von Heine-mann 1892, 313; van den Heuvel, von Boetticher 1998, 339). Österreich führt den Krieg nun alleine fort, muß jedoch nach den Siegen Napo-leons in Italien am 17. Oktober 1797 dem Vorfrieden von Campo Formio zustimmen: Belgien, Luxemburg und Mailand werden an Frankreich abgetreten, dafür erhält Österreich die Republik Venedig. Vor allem aber muß Österreich die Bedingungen des Baseler Friedens anerkennen und in die mit Preußen ver-einbarte Abtretung der linksrheinischen Gebiete einwilligen (Riemeck 1965, 124-125). Bei den Friedensverhandlungen von Rastatt am 9. Dezember 1797 sollen die betroffenen Fürsten entschädigt werden39 (van den Heuvel, von Boet-ticher 1998, 341). Während noch verhandelt wird, kommt es zum 2. Koalitionskrieg (1798-1801). England befindet sich mit Frankreich immer noch im Krieg. Durch dessen He-gemonialbestrebungen auf dem Kontinent wird es zum Hauptgegner Frankreichs. Während beide Mächte gegenseitigen Invasionsversuchen trotzen, führt Napoleon 1798/99 den Ägyptenfeldzug.40 Nelson, dem Kommandanten der britischen Flotte, gelingt es bei Abukir, die französischen Schiffe zu zerstören und somit die Rückkehr der Soldaten zu vereiteln. Mittlerweile haben sich
38 Hannover befindet sich seit 1714 in Personalunion mit England (Tenbrock, Kluxen 1984, 186). 39 Zeitgenossen sprechen von einer „Leichenfeier des heiligen römischen Reiches“ (von Hei-nemann 1892, 312). 40 Nach seinem mißglückten Ägyptenfeldzug stürzt Napoleon die Direktorialregierung und ernennt sich selbst zum ersten Konsul Frankreichs (Oberschelp 1982b, 18).
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Österreich, Rußland sowie Portugal, Neapel und die Türken auf Englands Seite gestellt. Preußen verharrt zunächst in Neutralität (Riemeck 1965, 125). Nach anfänglichen militärischen Erfolgen verläßt Rußland die Koalition, wenig später muß Österreich am 9. Februar 1801 im Frieden von Lunéville die Vereinbarun-gen von Campo Formio bestätigen (von Heinemann 1892, 313). Während England sich weiterhin mit Frankreich im Krieg befindet, kommt es unter Ruß-lands Führung zum Bund der bewaffneten Neutralität in Nordeuropa: Schweden, Dänemark und Preußen schließen sich der gegen England gerichteten russischen Politik an41 (Oberschelp 1982b, 18; van den Heuvel, von Boetticher 1998, 343). Durch die Beschießung Kopenhagens zerschlagen die Engländer den Bund. Schließlich willigen sie am 27. März 1802 in den Frieden von Amiens ein, nachdem Ägypten von den Franzosen geräumt worden ist (Riemeck 1965, 127). Das in Lunéville für das Reich akzeptierte Entschädigungsprinzip bedarf verfas-sungsrechtlich eines Reichsgesetzes. Am 7. März 1801 stimmt der Reichstag in Regensburg dem Frieden zu und ermächtigt den Kaiser zu dessen Durchführung. Franz II. lehnt jedoch ab, so daß der Reichstag am 2. Oktober 1801 die Bildung einer Reichsdeputation zur Erarbeitung eines Entschädigungsplans empfiehlt (Möller 1994, 577). Durch den Reichsdeputationshauptschluß des Deutschen Reichstages am 25. Februar 1803 wird das Ende des alten Reiches besiegelt. Es erfolgt eine Umverteilung der deutschen Territorien (Riemeck 1965, 130). Am 18. Mai 1803 erklärt England - diesmal mit Neapel-Sizilien, Rußland und Österreich verbündet - Frankreich erneut den Krieg (3. Koalitionskrieg 1803-1805) (von Heinemann 1892, 317; Riemeck 1965, 129). Im Frühsommer wird Hannover von den französischen Truppen unter der Leitung von General Mor-tier besetzt (Brosius 1994, 277). Am 2. Dezember 1804 krönt sich Napoleon in Paris zum Kaiser der Franzosen (Riemeck 1965, 128; Brosius 1994, 278). Anschließend beginnt er mit der Un-terwerfung Österreichs, dessen Armee im Oktober 1805 bei Ulm kapituliert.42 Bevor sich die russisch-österreichische Hauptarmee mit den Truppen, die unter der Leitung von Erzherzog Karl in Oberitalien siegreich gewesen sind, vereini-gen kann, kommt es am 2. Dezember 1805 zur Dreikaiserschlacht bei Austerlitz
41 Um eine Eroberung Hannovers durch französische Truppen zu verhindern, besetzt die preu-ßische Armee im April 1801 die Stadt. Nach dem Vorfrieden zwischen England und Frankreich im Oktober 1801 wird Hannover wieder geräumt (Hauptmeyer 1992, 235). 42 Dabei marschiert Napoleon durch preußisches Gebiet und verletzt dessen Neutralität, um Preußen zu einer klaren Stellungnahme zu zwingen (Riemeck 1965, 130).
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(Rußland, Österreich und Frankreich).43 Rußland und Österreich werden ver-nichtend geschlagen (von Heinemann 1892, 329). Da die Russen abziehen, vereinbaren Napoleon und Franz II. am 26. Dezember 1805 den Frieden von Preßburg: Er bedeutet das Ende der habsburgischen Vormachtstellung in Deutschland44 (Riemeck 1965, 129). Inzwischen hat Admiral Nelson am 12. Ok-tober 1805 die gesamte französische Flotte beim Seekrieg von Trafalgar vernichtet (ebd., 128; Streisand 1977, 128). Bereits am 3. November 1805 hatte Preußens König Friedrich Wilhelm III. mit Rußland das Abkommen von Potsdam unterzeichnet, durch das sich Preußen zur Vermittlung eines Friedensschlusses zu Koalitionsbedingungen und im Falle einer französischen Ablehnung zum Kriegseintritt innerhalb von vier Wochen bereit erklärt (ebd., 126). Trotz des französischen Neutralitätsbruches und des russischen Bündnisses greift Preußen nicht in die Kriegsgeschehnisse ein, son-dern entsendet den Minister Haugwitz zu Napoleon, um Genugtuung zu verlangen. Dieser hält den preußischen Minister bis nach der Schlacht von Au-sterlitz hin und schließt mit ihm dann am 15. Dezember 1805 den Vertrag von Schönbrunn, in dem Preußen Hannover zugesprochen bekommt. Friedrich Wil-helm III. will es sich weder mit England noch mit Frankreich verderben und entschließt sich, Hannover bis zum endgültigen Frieden provisorisch in Verwah-rung zu nehmen (Riemeck 1965, 130-131). Nach Streisand (1977, 128) wird Preußen durch den Vertrag von Napoleon gezwungen, unverzüglich die deut-schen Besitzungen des englischen Königs zu besetzen. Preußische Truppen rücken am 14. Februar 1806 in Hannover ein (Oberschelp 1982b, 26). Damit geht Napoleons Rechnung auf: Preußen verletzt englische Interessen, zwischen die ehemaligen Koalitionspartner ist ein Keil getrieben. Daraufhin erklärt Eng-land Preußen den Krieg. Napoleon jedoch ist am Frieden mit England gelegen; er bietet daher die Rückgabe Hannovers an, wovon die preußische Regierung erfährt. Nun stellt Preußen ein Ultimatum an Frankreich: Räumung Süddeutschlands und Zulassung eines von Preußen geführten Norddeutschen Bundes. Es kommt daraufhin zum 4. Koalitionskrieg (1806-1807). Nachdem Österreich geschlagen
43 Weil Napoleon seine Truppen in Süddeutschland benötigt, beginnt bereits im September 1805 der Abzug französischer Truppen aus Hannover (Oberschelp 1982b, 24). 44 Unter dem Protektorat Napoleons kommt es am 12. Juli 1806 zur Bildung des Rheinbundes, dem 16 deutsche Fürsten nach dem Verlassen des Reichsbundes beitreten. Dadurch sieht sich Franz II. veranlaßt, am 6. August die Kaiserkrone niederzulegen. Damit ist das Deutsche Reich aufgelöst (Riemeck 1965, 130; Oberschelp 1982b, 27).
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ist, steht Preußen ohne wichtige Bundesgenossen im Kampf gegen Napoleon; lediglich Sachsen, die thüringischen Herzogtümer, Braunschweig und Mecklen-burg helfen ihm. Am 14. Oktober 1806 werden die preußischen Armeen in der Schlacht von Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen (Riemeck 1965, 131), wenige Tage später - am 20. Oktober - ziehen die preußischen Truppen aus Han-nover ab (Oberschelp 1982b, 28). Am 25. Oktober 1806 besetzen französische Truppen Berlin. Von dort aus erläßt Napoleon am 21. November 1806 das Dekret über die Kontinentalsperre, durch das England zum Sperrbezirk erklärt wird: Handel und Briefwechsel mit Eng-land sind verboten, und allen englischen Schiffen wird die Aufnahme in die Häfen des Kontinents verweigert (Streisand 1977, 136). Am 9. November 1806 rücken die Franzosen wieder in Hannover ein. Wie auch schon 1803 ergreift General Mortier von der Stadt Besitz (ebd., 29). Napoleon besiegt die russische Armee am 14. Juni 1807 bei Friedland und be-setzt ganz Preußen und Polen. An der russischen Grenze macht er halt und schließt wenige Tage später den Frieden von Tilsit (ebd., 140), in dem Rußland und Frankreich ihre Gebietsansprüche gegenseitig abgrenzen (Rußland bean-sprucht Nord- und Osteuropa; Frankreich fordert Süd-, West- und Mitteleuropa). Preußen verliert alle Gebiete westlich der Elbe und bleibt bis zur Erfüllung der Kontributionen besetzt. Der Rheinbund umfaßt nun außer Preußen und Öster-reich ganz Deutschland (Riemeck 1965, 131).
6.2 Hannover zur Zeit der Koalitionskriege
Nach dem mißlungenen Feldzug der österreichisch-preußischen Truppen bei Valmy steigt die Kritik an der deutschen Politik unter der hannoverschen Bevöl-kerung. Die Landesregierung befürchtet, daß sich unter den Emigranten Agenten der französischen Revolutionsregierung eingeschlichen haben, die aufkeimende Unruhen schüren könnten. Deshalb ergeht am 29. Oktober 1792 ein Aufent-haltsverbot an reisende Franzosen, welches sich einen Monat später auch an die in Hannover lebenden Emigranten wendet. Die örtlichen Beamten werden aufge-fordert, Meinungsäußerungen der Bevölkerung zu überwachen und das Tragen
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von Kokarden45 als Ausdruck der Sympathie mit der Revolution zu verfolgen. Wenig später werden alle im Sinne der Regierung anstößigen Zeitungen verbo-ten, außerdem belegt man alle auswärtigen Zeitschriften seit dem 19. Dezember 1792 mit einer Steuer. Später werden die Postämter aufgefordert, alle Bezieher von politischen Zeitungen zu registrieren. Den Offizieren der in Hannover sta-tionierten Truppen ist es verboten, über Politik zu reden (van den Heuvel, von Boetticher 1998, 335). Durch die politischen und militärischen Ereignisse sieht sich der Regensburger Reichstag gezwungen, am 22. März 1793 den Reichskrieg zu erklären. Damit ist auch Hannover als Mitglied des deutschen Reichsbundes verpflichtet, Truppen zu stellen und Kontributionen zu zahlen. Weil man seinerzeit jedoch bereits 13.000 Mann in die Niederlande geschickt hatte, verweigert die hannoversche Regierung jetzt die Hilfspflicht (ebd., 336). Mit dem Baseler Frieden von 1795 wird Hannover in das neutrale norddeutsche Gebiet eingegliedert; damit tritt eine auferzwungene Verselbständigung gegen-über England ein. Während des Sommers halten sich in der Stadt verschiedene ausländische Truppen auf, die für Hannover sehr kompromittierend wirken. Im September schließlich genehmigt Georg III. ihren Abzug (Oberschelp 1982b, 17). Weil man der Neutralität Norddeutschlands skeptisch gegenüber steht, blei-ben die hannoverschen Truppen im westlichen Westfalen und in Ostfriesland in Kampfbereitschaft (van den Heuvel, von Boetticher 1998, 339). Um das neutrale Gebiet wirksam zu schützen, stellen die betroffenen deutschen Staaten eine gemeinsame Observationsarmee auf (Oberschelp 1982b, 17). Des-halb wird für den 22. April 1796 der Niedersächsische Kreistag nach Hildesheim einberufen, der seit hundert Jahren nicht mehr getagt hat. Dort werden die Kon-tributionen für die Observationsarmee genehmigt. Sie soll an der mit Frankreich vereinbarten Demarkationslinie, die zunächst der holländischen Grenze, dann dem Rhein von Emmerich bis Duisburg folgt und schließlich in einer Linie bis Elberfeld über die Sieg und die Eder bis an die Fulda reicht, die norddeutsche Neutralität sichern (van den Heuvel, von Boetticher 1998, 340-341). Hannover zahlt einen bedeutenden Teil der Kosten, die die Besetzung der Demarkationsli-nie verursacht. Allein in den folgenden sechs Jahren entstehen Schulden in Höhe von acht Millionen Talern (von Heinemann 1892, 313-314). 45 Cocarde (franz.): Verzierung; Revolutionsanhänger tragen die blau-weiß-rote Kokarde. Die Farben entsprechen der Trikolore, sie ist zusammengesetzt aus den Farben der Stadt Paris (blau und rot) und der Monarchie (weiß) (Buchner 1996, 39).
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Ende 1800 schließen mehrere Staaten unter Rußlands Führung einen Bund zur Sicherung der Neutralität auf den Weltmeeren, der sich gegen die englische Ka-perpolitik wendet (van den Heuvel, von Boetticher 1998, 343). Damit gerät Hannover wegen seiner Bindung zur britischen Insel in eine schwierige Lage. Um zu verhindern, daß Frankreich Hannover - wie angedroht - besetzt, mar-schieren preußische Truppen unter der Führung von Graf von der Schulenburg-Kehnert am 2. April 1801 in die Stadt ein (Oberschelp 1982b, 18). Das hanno-versche Militär an der Demarkationslinie wird demobilisiert und die Verpflegung der fremden Truppen (24.000 Mann) den Hannoveranern aufge-bürdet. Preußen ist bemüht, der Okkupation den Anschein eines Aktes der Notwehr zu geben, der auf Zeit begrenzt ist. Nachdem in Rußland ein Zaren-wechsel stattgefunden hat, wird die Seeneutralität gegen England wieder aufgehoben und eine Versöhnung erreicht. Obwohl nun keinerlei Gründe mehr für eine fortdauernde Besetzung Hannovers vorliegen und Georg III. mehrfach fordert, selbige zu beenden, bleiben die preußischen Truppen in der Stadt. Erst die Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und England am 1. Oktober 1801 in London, die schließlich in den Frieden von Amiens im März 1802 mün-den, veranlassen den preußischen König, seine Truppen aus Hannover abzuziehen (von Heinemann 1892, 315; Oberschelp 1982b, 18). Obwohl sich die Preußen sehr diszipliniert und rücksichtsvoll in der Stadt verhalten haben, hinterläßt die Besatzungszeit eine tiefe Verstimmung bei den Einwohnern, die „Preußen als den begehrlichen, nach dem Besitze des Landes lüsternen Nach-bar“ betrachten (von Heinemann 1892, 316). Anfang Juni 1802 kehrt Herzog Adolf Friedrich von Cambridge in das welfische Kurfürstentum zurück46 (Brosius, 1994, 277). Die Freude des Volkes ist groß, und man hofft auf eine friedliche Zukunft. Beim Reichsdeputationshauptschluß im Februar 1803 bekommt Preußen das schon von ihm besetzte Hochstift Hil-desheim zugesprochen. Georg III. kann die älteren Rechte Hannovers an Hildesheim nicht geltend machen, stattdessen erhält er das Hochstift Osnabrück (von Heinemann 1892, 317; Oberschelp 1982b, 19). Der Frieden von Amiens erweist sich als brüchig. Während England wieder zum Krieg gegen Frankreich rüstet, ergeht am 8. April 1803 die königliche Order an den Feldmarschall Wallmoden-Gimborn, die eigenen Truppen unter dem Vor-wand eines Übungslagers unauffällig zusammenzuziehen. Auf der britischen 46 Kurz zuvor hatte ihn sein Vater, der englische König Georg III., zum Kommandanten der Garnison Hannover ernannt.
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Insel betrachtet man Hannover als Last, die sich - wie schon im Siebenjährigen Krieg - als „Englands Achillesferse“ erweist (ebd., 20; Brosius 1994, 277). Na-poleon sammelt inzwischen in den Niederlanden neue Truppen für eine Expedition nach Louisiana (USA), die jedoch den Namen „Armée d’Hanovre“ tragen und zur Eroberung des Kurfürstentums bestimmt sind. Ein verspäteter Aufruf zur Landesverteidigung zeigt die offensichtliche Wehrunwilligkeit des hannoverschen Volkes, dessen Land finanziell geschwächt und militärisch zer-rüttet ist. Man wendet sich an Preußen, um Hilfe gegen die anrückenden Franzosen zu erhalten, doch dort kann man sich nicht dazu entschließen, die Freundschaft Napoleons zu verscherzen (von Heinemann 1892, 318). Ende Mai setzt sich das französische Heer unter General Mortier in Richtung Hannover in Bewegung, und findet die Landesverteidigung in desolatem Zustand vor (Ober-schelp 1982b, 20-21). Aufgrund der vorherigen preußischen Besetzung ist die Staatskasse leer, und dem hannoverschen Heer - auf 9.000 Mann vermindert - fehlt es an den „nötigsten Ausrüstungsgegenständen und an brauchbarem Reit- und Bespannungsmaterial“ (von Heinemann 1892, 319). Sowohl der Bevölke-rung als auch den verbleibenden Truppenteilen wird seitens der eigenen Regierung strengstens untersagt, auf die französischen Truppen zu schießen oder sich ihnen zu widersetzen (Andreae 1859, 282-283). Am 3. Juni 1803 kommt es zur Konvention von Sulingen: Das Kurfürstentum Hannover wird von französischen Truppen besetzt. Die hannoverschen Truppen ziehen sich nach Lauenburg hinter die Elbe zurück und verpflichten sich, nicht gegen Frankreich zu kämpfen. Hannover hat für Sold, Bekleidung und Unterhalt der stationierten französischen Truppen zu sorgen (ebd., 284-285; von Heine-mann 1892, 321). Am 5. Juni 1803 marschieren die Franzosen in Hannover ein. Die Ratifizierung der Konvention scheitert an der Weigerung Georgs III., ihr zuzustimmen. Von dieser Zustimmung jedoch hatte Napoleon seine Genehmi-gung abhängig gemacht (ebd., 322). Inzwischen entschließt sich der Herzog von Cambridge, nach London zurückzukehren (Brosius 1994, 277). Ulrich Friedrich Hausmann, seit Oktober 1802 zweiter Lehrer an der Pferdearzneischule Hanno-ver, erhält den Auftrag, die königlichen Marstallpferde in Sicherheit zu bringen. Er begleitet den Herzog von Cambridge, der weitere königliche Besitztümer mit sich führt, und kommt am 24. Juli 1803 mit 85 Pferden in London an (Miersch-Berger 2000, 223). Am 1. Juli 1803 erscheint in den Hannoverschen Anzeigen eine Erklärung von General Mortier vom 22. Juni, daß er als „Général en Chef“ die höchste Macht im Land übernommen hat. Er verlangt den Abschluß eines neuen Abkommens: Am 5. Juli 1803 unterzeichnet Feldmarschall Wallmoden die Konvention von Artlenburg („Elbkonvention“), die nun die komplette Auf-
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lösung der hannoverschen Armee zur Folge hat (von Heinemann 1892, 323; Oberschelp 1982b, 22). Die hannoversche Bevölkerung muß Quartiere für die französischen Besatzer stellen. Die Kosten für die Verpflegung werden den Bürgern aus der Kämmerei-kasse ersetzt, die dazu Anleihen aufnehmen muß. Die Ausgaben von Juni 1803 bis Oktober 1805 werden mit 384.458 Talern beziffert. Anfang 1805 sind 2.289 Personen und 374 Pferde der französischen Armee in Hannover zu versorgen. Die Stadt wird bis weit in die fünfziger Jahre die dafür aufgenommenen Schul-den zurückzahlen müssen (Brosius 1994, 277). Ein kleiner Vorteil dieser Besatzungszeit zeigt sich darin, daß nun freie Meinungsäußerungen über das Regime nicht mehr unterdrückt werden. Eine Flut von Flugschriften ergießt sich über das Land. Im Sommer 1804 wird General Mortier nach Paris zurückberufen und durch Jean Baptiste Bernadotte, den späteren König von Schweden, abge-löst (Oberschelp 1982b, 24). Große Empörung unter der Bevölkerung ruft das Verbot des Freischießens hervor: Die hannoversche Schützenfesttradition wird aufgehoben (Brosius 1994, 278). Im selben Jahr leidet die Bevölkerung an der „allgemeinen Brotnot“; immer wieder kommt es zu Klagen wegen des allzu leichten Gewichtes der Brote. Außerdem wird die Stadt von den Blattern47 heimgesucht. Im ganzen Kurfürstentum werden acht französische Feldhospitäler eingerichtet (Andreae 1859, 295). In Hannover dient der verlassene königliche Marstall als Militärlazarett und das Gebäude des Lyzeums an der Marktkirche als Hospital (Brosius 1994, 278). Der Kriegseintritt Rußlands und Österreichs befreit Hannover von der französi-schen Besatzung. Napoleon benötigt seine Truppen in Süddeutschland und zieht sie bis zum 25. Oktober 1805 aus dem Kurfürstentum ab. Das Verhältnis zwi-schen Franzosen und Hannoveranern ist nicht immer feindselig geblieben: Viele Hannoveraner stehen in französischen Diensten und ziehen mit in den Süden (Oberschelp 1982b, 24). Die Königlich Deutsche Legion, die sich nach der Konvention von Artlenburg aus hannoverschen Freiwilligen in England gebildet hat, und das hannoversche Ministerium unter der Leitung von Graf Münster keh-ren bald zurück, um die Geschäfte wiederaufzunehmen (Brosius 1994, 278). Als Napoleon am 2. Dezember 1805 in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz siegt, kann Preußen seine Neutralität nicht mehr aufrechterhalten und entschließt sich zu einem Bündnis mit Frankreich. Im Vertrag von Schönbrunn am 15. De- 47 Blattern: Pocken. Die hochkontagiöse Krankheit wird durch das Variola-Virus verursacht und war 1804 weit verbreitet (Pschyrembel 1998, 1641-1642).
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zember 1805 drängt Napoleon dem preußischen König Hannover auf, um einen Keil zwischen die Koalitionspartner zu treiben. Die Berliner Regierung teilt dem hannoverschen Ministerium in einem Schreiben vom 27. Januar 1806 mit, daß sie „gemäß dem mit Frankreich geschlossenen Vertrag das Kurfürstentum in Verwahrung und Verwaltung nehmen werde“. Die preußischen Truppen rücken am 14. Februar 1806 in Hannover ein. Die Bevölkerung erfährt in den Hanno-verschen Anzeigen vom 14. April, daß Preußen am 1. April formell vom Kurfürstentum Hannover Besitz ergriffen hat (Oberschelp 1982b, 26; Brosius 1994, 278). Wenige Tage später wird das Staatsministerium aufgehoben, und alle hannoverschen Wappen werden durch preußische ersetzt (von Heinemann 1892, 331). Damit hat Napoleon sein Ziel erreicht: England ist über die preußi-schen Maßnahmen verärgert und erklärt Preußen am 11. Juni 1806 den Krieg. Gleichzeitig bietet Frankreich die Rückgabe Hannovers an England an. Die Stimmung in Hannover ist den Preußen gegenüber feindselig, obwohl sich der Kommandant Schulenburg-Kehnert bemüht, das Land finanziell zu entlasten (Oberschelp 1982b, 27; Brosius 1994, 278). Das Mißtrauen zwischen Preußen und Frankreich steigert sich durch militärisches Aufrüsten beider Länder; am 9. Oktober 1806 schließlich erfolgt die Kriegserklärung Preußens an Frankreich. Napoleon schlägt das preußische Heer in der Doppelschlacht von Jena und Au-erstedt am 14. Oktober vernichtend. Die Preußen verlassen Hannover am 20. Oktober 1806. Wenig später - am 9. November 1806 - erscheinen nun wieder die Franzosen in Hannover. Schon am 4. November hat General Mortier offiziell die Stadt in Be-sitz genommen (von Heinemann 1892, 335 u. 338; Oberschelp 1982b, 28 u. 29). Diesmal gestaltet sich die französische Besatzungszeit weniger erfreulich: Die Drangsalierungen und Einquartierungen nehmen zu. Die Franzosen verlangen hohe Kontributionen von den Einwohnern, die so mancher Hannoveraner nicht mehr aufbringen kann. Die Einwohnerzahl sinkt bis 1809 auf 12.054 – ein Vier-tel weniger als 1796. Für den allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang ist auch die von Napoleon im Dezember 1806 gegen England verhängte Kontinentalsper-re mitverantwortlich. Sie treibt die Preise in die Höhe und lähmt den Handel. In Hannover herrschen Resignation und Lethargie, das kulturelle Leben kommt weitgehend zum Erliegen. Die Rumfordsche Speiseanstalt, die bereits 1803 ge-gründet worden ist und preiswerte Suppen an Arme ausgibt, hat in diesen Tagen großen Zulauf. Das Bild der Stadt wird durch das Militär geprägt. In der Pferde-arzneischule wird ein Hospital zur Behandlung von Prostituierten, die sich bei französischen Soldaten mit Geschlechtskrankheiten angesteckt haben, eingerich-tet (Brosius 1994, 278-279).
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7 Die „Anatomie“ im Wandel der Zeit
7.1 Die Entwicklung der anatomischen Lehre vor der Gründung der europäischen Tierarzneischulen
In der sog. Stallmeisterzeit (1250 – 1750) gab es noch keine wissenschaftlich ausgebildeten Tierärzte. Aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen und mili-tärischen Bedeutung des Pferdes beschäftigten sich vorwiegend Schmiede und Stallmeister mit dessen medizinischer Betreuung, während andere Tierarten in dieser Hinsicht vernachlässigt wurden. Zahlreiche hippologische und hippiatri-sche Handbücher, deren Ursprung einerseits in den Übersetzungen antiker Texte der griechischen Hippiater und lateinischen Mulomedici, andererseits in den Schriften Meister Albrants zu Zeiten Friedrichs II. liegt, wurden von diesen Tierheilkundigen zu Rate gezogen (Schäffer 1996, 775-776). Wie auch in der Humanmedizin war die Humoraltheorie, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Gültigkeit besaß, das vorherrschende Medizinkonzept der Zeit. Sie wurde bereits im Corpus Hippokraticum erwähnt, später von Galen erweitert und im Mittelalter weiter ausgebaut. Nach dieser Lehre war Gesundheit als die richtige Mischung der vier Körpersäfte (Eukrasie) definiert, während Krankheit die Folge einer abnormen Mischung der Säfte darstellte (Dyskrasie) (Schäffer 1991a, 403). Neben ersten wissenschaftlichen Ansätzen in der Diagnostik, Semiologie und Therapie spielten aber auch Aberglauben und Magie eine wesentliche Rolle bei der Tierbehandlung im Mittelalter. Erst die „Anatomia del Cavallo“ von Carlo Ruini stellte die Veterinäranatomie auf eine fundierte wissenschaftliche Basis (Schäffer 1996, 776).48 48 Carlo Ruini (ca. 1530-1598) stammte aus einer adligen Familie in Bologna. Er hatte Jura studiert und war Senator in seiner Heimatstadt. Unter seinem Namen erschien 1598 in Vene-dig die „Dell‘Anotomia et dell‘Infirmita del Cavallo“ (sic!) (Cole 1949, 84). Der anatomische Teil der Originalausgabe besteht aus fünf Büchern mit insgesamt 136 Kapiteln. Das Manu-skript zeigt erstmals ein wissenschaftliches System der Einteilung, jedoch gibt es noch keine Nomenklatur (Six 1954, 30-31; Beichele 1979, 38). Zahlreiche Autoren zweifeln die Urhe-berschaft Ruinis an (Schrader 1855, 262; Eichbaum 1885, 57; Albrecht 1903, 479; Beichele 1979, 35); dennoch ist dieses Werk zweifelsohne seiner Zeit voraus gewesen (Cole 1949, 89) und bildete eine wesentliche Grundlage für die spätere Pferdeheilkunde (von den Driesch 1989, 75). Durch nicht autorisierte Übersetzungen (Plagiate) wurde Ruinis Buch überall in Europa bekannt und begründete damit den Beginn der modernen Veterinäranatomie (Eich-baum 1885, 54-58).
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Eine chronologische Gesamtdarstellung der Anatomie würde den hier gewählten Rahmen sprengen. Es wird an dieser Stelle auf weiterführende Literatur zur Spätantike und der Stallmeisterzeit verwiesen (vgl. u. a. Schäffer 1986, 1987, 1993, 1995 und 1998).
7.2 Das Unterrichtsfach „Anatomie“ an den verschiedenen Tier-arzneischulen in den ersten Jahren ihres Bestehens
Im 18. Jahrhundert nahm aufgrund des starken Bevölkerungswachstums die Be-deutung der Landwirtschaft zu. Infolgedessen steigerte sich auch die Bedeutung der landwirtschaftlichen Tierhaltung, denn zu dieser Zeit stellten die Viehbe-stände einerseits die einzige Düngerquelle für den Ackerbau dar, andererseits waren sie direkte Lieferanten tierischer Nahrungsmittel. Durch das Aufblühen der allgemeinen Wirtschaft nahm auch die Bedeutung des von Pferden abhängi-gen Transportwesens zu. Die wirtschaftliche Denkweise änderte sich vom Erhaltungsstreben zum unbegrenzten Erwerbsstreben, das dazu führte, daß der Tierhalter seine Tiere unter diesem Aspekt nun höher einzuschätzen begann. So stellte das Auftreten der Rinderpest in ganz Europa eine ernste volkswirtschaft-liche Bedrohung dar. Zu gleicher Zeit erfuhren die Naturwissenschaften aufgrund des Gedankenguts der Aufklärung einen starken Aufschwung, so daß allerorts der Wunsch nach gut geschulten Tierärzten entstand, die sowohl die Rinderpest eindämmen, als auch die Gesundheit der Pferde garantieren konnten (Leisering 1880, 1-2; Lochmann 1971, 197-198). Die Anatomie war von Anbeginn ein Grundlagenfach an allen Tierarzneischu-len. Wie es um sie bestellt war, beschreibt Johann Wolfgang von Goethe 1795 in Jena:
„Die Hindernisse, die der vergleichenden Anatomie bisher im Wege stan-den, sind mannigfaltig. Sie hat keine Grenzen, müht sich ab in dem weiten Umfang. Die Beobachtungen blieben einzeln, wie sie gemacht wurden, stehen. Man konnte sich über Terminologie nicht einigen. Gelehrte, Stall-meister, Jäger, Fleischer usw. hatten verschiedene Benennungen hervorgebracht. Niemand glaubte an einen Vereinigungspunkt, an dem man die Gegenstände hätte anschließen können, oder einen Gesichtspunkt, aus dem man sie anzusehen hätte. – Man wendete wie in anderen Wissen-schaften, so auch hier, nicht genügend geläuterte Vorstellungsarten an. Entweder man nahm die Sache zu trivial und haftete bloß an der Erschei-nung, oder man suchte sich durch Endursachen zu helfen, wodurch man
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sich dann nur immer weiter von der Lehre eines lebendigen Wesens ent-fernte. Ebensosehr und auf gleiche Weise hinderte die fromme Denkungsart, da man jedes Einzelne zur Ehre Gottes unmittelbar verbrau-chen wollte. Man verlor sich in Spekulationen, zum Beispiel über die Seele der Tiere usw. – Die Anatomie des Menschen bis in die feinsten Tei-le zu verfolgen, ward unendliche Arbeit gefordert. Ja sogar diese, der Medizin untergeordnet, konnte nur von wenigen als ein besonderes Studi-um betrieben werden. Noch einige hatten Neigung, Zeit, Vermögen und Gelegenheit, in der vergleichenden Anatomie etwas Bedeutendes und Zu-sammenhängendes zu leisten.“ (Goethe 1795, 832).
Im folgenden werden nun die verschiedenen Tierarzneischulen in den ersten Jahren ihres Bestehens unter besonderer Berücksichtigung der Anatomie und ihrer Lehrer betrachtet. Dabei wird auf die Verbindungen der Tierarzneischulen untereinander eingegangen, um den Werdegang des Faches „Anatomie“ nachzu-vollziehen. 7.2.1 Lyon und Alfort
Am 1. Januar 1762 eröffnete Claude Bourgelat in einem Vorort von Lyon die erste „école vétérinaire“ der Welt. Bourgelat (1713-1779) stammte aus einer an-gesehenen Familie, die seit vielen Generationen in der Stadtverwaltung tätig war. Er selbst studierte zunächst Jura und arbeitete anschließend auch kurze Zeit als Anwalt, bevor er sich dazu entschloß, sich ganz seiner Vorliebe für Pferde und Reiterei zu widmen. Schnell wurde er einer der besten Reitlehrer Europas und erhielt das Meisterdiplom der Lyoner Reitakademie. Außerdem vertiefte er sein Wissen in der Anatomie und Physiologie des Pferdes, indem er die alten Werke der Hippiatrik las; dabei beschäftigte er sich besonders mit Ruinis Schrift. Bourgelat führte neben dem Literaturstudium auch eigene Sektionen an Pferden durch. Die so gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse veröffentlich-te er in den Jahren 1740 und 1750 („Eléments de l’art vétérinaire“). Wenig später begann er, auch andere Tierarten zu sezieren und gab eine „Anatomie comparée“ heraus (Eichbaum 1885, 84; Schreiber 1962, 850). Obwohl Bourgelat sich stark an Ruinis Werk orientierte, übernahm er nicht alles kritiklos. Bei eigenen Präparationen bearbeitete er eingehend die Osteologie, die Myologie und die Splanchnologie, während das Gefäß- und Nervensystem nur sehr am Rande behandelt wurden (ebd., 851). Er versuchte als erster, eine wis-senschaftlich begründete Nomenklatur in der Veterinäranatomie einzuführen.
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Dabei orientierte er sich weitgehend an den gängigen Begriffen in der Human-anatomie (Brumme 1992, 114). Die Tierarzneischule in Lyon wurde bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens von zahlreichen Ausländern besucht, die von ihren eigenen Regierungen zur Ausbildung geschickt worden waren. Die meisten Schüler waren Schmiede, aber auch Apotheker und Ärzte fanden sich ein. Sehr bald wurden die herausragen-den Erfolge dieser Schule auf dem Gebiet der Tierseuchenbekämpfung überall bekannt.49 Daraufhin erhielt sie den Status einer „école royale vétérinaire“ durch Ludwig XV. (Eichbaum 1885, 84; Schreiber 1962, 853). Durch den Erfolg in Lyon bestärkt, konnte Bourgelat im Oktober 1766 eine wei-tere Tierarzneischule in Alfort eröffnen (Eichbaum 1885, 85; Nußhag 1958, 221). Aufgrund der günstigeren Lage und der besseren finanziellen Unterstüt-zung entwickelte sich die Alforter Schule sehr gut und überflügelte schon bald ihre ältere Schwester, die zu kümmern begann (Schmaltz 1934a, 380). Zu Be-ginn der Revolution blühte die Lyoner Schule jedoch durch den Bau eines anatomischen Museums, das zahlreiche Schüler anzog, wieder auf (Eichbaum 1885, 96; Weber 1941/42, 139). Jean Girard (1770-1852), gebürtig aus Paris, gehörte einer der ersten Schülerge-nerationen an der Tierarzneischule zu Alfort an. Aufgrund seiner schnellen Auffassungsgabe wurde er bald zum Gehilfen und später zum Professor der A-natomie und Physiologie bestellt. Er erkannte die Unvollkommenheit der Bourgelatschen Bücher und gab eine erweiterte Anatomie heraus, die lange Zeit als Leitfaden diente (Schrader, Hering 1863, 158). Bourgelat behielt über beide Schulen die Oberhand und hatte entscheidenden Einfluß auf die Lehrpläne. Er legte besonderen Wert auf die Anatomie und be-stand darauf, daß allein sein Werk in Lyon und Alfort gelesen wurde. Er vertrat die Ansicht, daß die Schüler durch verschiedene anatomische Lehren lediglich verwirrt würden, und konfiszierte alle Bücher anderer Autoren, die er bei den Studenten fand. Er ging sogar so weit, einen Professor der Anatomie zu entlas-sen, weil sich dieser mit anderen Werken beschäftigt hatte (Eichbaum 1889, 114). In seinem Bemühen, die Tiermedizin auf ein wissenschaftliches Niveau zu
49 Eichbaum (1889, 113) ist der Ansicht, daß Bourgelat sehr wohl wußte, daß „Klappern zum Handwerk gehört“. Er bezweifelt die Größe des Erfolgs von Bourgelat und seinen Schülern auf dem Gebiet der Viehseuchenbekämpfung und glaubt, daß er damit den Erfolg seiner Schule vorantreiben wollte.
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heben, verkannte Bourgelat die Bedürfnisse der tierärztlichen Praxis und gestal-tete den Unterricht zu theoretisch (von den Driesch 1989, 165). August Konrad Havemann, späterer Direktor der Hannoverschen Pferdearzneischule, studierte 1777 in Alfort. Er berichtete in seinem Rapport an das Oberhofmarstallamt, daß im ersten Winterhalbjahr des dreijährigen Kurses Osteologie und Myologie ge-lehrt wurden; im zweiten Winter beschäftigte man sich mit der Splanchnologie, und im letzten Jahr waren die Neurologie und Angiologie Gegenstand der Vor-lesungen (Günther 1878, 145). Als Wissenschaftler und Tierarzt wurde Bourgelat nicht besonders hoch ge-schätzt und von zahlreichen Zeitgenossen auf das Heftigste angegriffen (Schmaltz 1934a, 380; von den Driesch 1989, 165). Sein ärgster Gegner war Phillippe Etienne Lafosse (1739-1820).50 Als Sohn eines Pferdearztes erhielt er Lektionen im Hufbeschlag und in der Pflege sowie Heilung der Pferde. Außer-dem wurde er in der Humananatomie unterrichtet. Schon früh hielt er für die französische Kavallerie an Wochenenden Vorträge über die Anatomie des Pfer-des. Später nahm er als Pferdearzt in der französischen Armee an den Feldzügen gegen Preußen teil. In den Jahren 1767-70 las Lafosse im eigenen anatomischen Theater in Paris über Anatomie, bevor er sich davon zurückzog, um 1772 seinen „Cours d’hippiatrique“ und 1775 das „Dictionnaire d‘hippiatrique“ herauszuge-ben, die ihn in ganz Europa bekannt machten. Zahlreiche ausländische Tierärzte, die nach Frankreich gekommen waren, um sich an den Tierarzneischulen in Ly-on und Alfort weiterzubilden, besuchten auch seine Unterrichtsstätte. Lafosse war erklärter Gegner der Tierarzneischulen und hielt sie für unnütz. Seine Pläne im Jahr 1789, die Alforter Schule nach Paris unter seine Aufsicht verlegen zu lassen, scheiterten. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte man die Einseitigkeit einer nur auf Pferde ausgerichteten Anstalt erkannt und war nicht bereit, seinen Vor-schlag diesbezüglich zu unterstützen (Eichbaum 1885, 87). Bourgelat wird heute uneingeschränkt das Verdienst zugeschrieben, mit der Ein-richtung der beiden französischen Tierarzneischulen den Grundstein für eine wissenschaftliche Ausbildung der Tierärzte gelegt zu haben (Schmaltz 1934a, 381). Sein Werk war das anatomische Lehrbuch seiner Zeit (Brumme 1992, 113), während Lafosse zu Lebzeiten keine wissenschaftliche Anerkennung er-
50 Schrader (1858, 139) zitiert eine Äußerung aus dem „Cours d’hippiatrique“ von Lafosse, die einen Einblick in die Feindschaft gibt und frei übersetzt so lautet: „Herr Bourgelat drückt sich bei der Beschreibung der Schwanzwirbel des Pferdes so aus: es gäbe sieben bis acht. Das ist genau die Hälfte der Anzahl, die ich ständig sehe. Das reizt mich zu glauben, daß dieser ‚Hippotomist‘ immerzu das Unglück hat, Pferde zu sezieren, die man kupiert hat, um ihm einen Streich zu spielen.“ (Brumme 1992, 112).
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fahren hat. Dennoch gilt er heute als der Begründer der wissenschaftlichen Tier-anatomie (von den Driesch 1990, 11). 7.2.2 Wien
Die Nachricht über den Erfolg der neugegründeten Tierarzneischule in Lyon verbreitete sich schnell. Daher beschloß Maria Theresia von Österreich, drei Männer zur weiteren Ausbildung dorthin zu schicken. So machten sich die Tier-ärzte Ludwig Scotti und Joseph Heller sowie der Apotheker Eduard Mengmann 1763 auf den Weg nach Frankreich (Eichbaum 1885, 102; Schreiber 1968a, 3), um dort den zweijährigen Kurs an der Lyoner Schule bei Bourgelat zu absolvie-ren. Bourgelat urteilte über Scotti, daß er seine Landsleute von der Arbeit zurückhalte, um der allein Ausgebildete zu sein. Zwei Jahre später kehrten sie nach Wien zurück und legten der Regierung ein Konzept zur Errichtung einer Tierarzneischule vor (Lechner 1942, 291; Schreiber 1958a, 186; von Borcke 1964, 12-13). Am 12. Januar 1767 wurde die „k. k. Pferde-Curen- und Operationsschule“ in Wien eröffnet und Scotti zu ihrem Direktor ernannt. Er lehrte unter anderem die Anatomie während des zweijährigen Kurses. Im ersten Jahr fanden die Vorle-sungen der Osteologie (Herbst) und der Myologie (Winter) statt. Im zweiten Jahr wiederholte man den Stoff (Schreiber 1968a, 6 u. 74-75; Nohl 1998, 8). Scottis Vorlesungen waren einfach, systematisch und verständlich; er las erst-mals in deutscher Sprache (Lechner 1968a, 31) und verwies immer wieder auf die Bedeutung der Anatomie als Grundlage der wissenschaftlichen Tiermedizin (Nohl 1998, 19). In einem öffentlichen Examen wurden die Studenten am Ende des Kurses von Scotti geprüft (Schreiber 1958a, 187). Anschließend trug er die Noten in die Papiere der Militärangehörigen ein; den ausländischen Studenten stellte er kurze Bestätigungen in ihrer jeweiligen Landessprache aus (Lechner 1968b, 205). Ludwig Scotti (1728-1806) wurde als Sohn des Kurschmiedes Lorenz Scotti 1728 in Cremona geboren. Er lernte früh aus den beruflichen Erfahrungen seines Vaters, der ihn in mehreren Sprachen ausbilden ließ. Später wurde der junge Scotti zum Anatomiestudium nach Rom geschickt. Zurück in Cremona zog man ihn bald zur Behandlung der Armeepferde hinzu. Scotti verzeichnete gute Erfol-ge, so daß ihm sein Ruf bald vorauseilte. Als Feldmarschalleutnant Freiherr de la Reintrie von ihm erfuhr, holte er Scotti als tierärztlichen Berater in die öster-reichische Armee, wo er verblieb, bis man auf ihn aufmerksam wurde und ihn
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zur weiteren Ausbildung nach Lyon schickte (Lechner 1942, 289; von Borcke 1964, 10-11; Lechner 1968a, 31). Neben seiner Lehrtätigkeit mußte Scotti oft lange Reisen im Auftrag des Militärs machen, um im In- und Ausland Remontierungen51 vorzunehmen. Der Unter-richt an der Wiener Tierarzneischule litt, auch wenn andere Lehrer Scotti zeitweilig vertraten (Lechner 1942, 292-293; Schreiber 1968a, 6). Daher hatte man sich bereits 1769 entschlossen, den Chirurgen Johann Gottlieb Wolstein und den Fahnenschmied Franz Schmid nach Alfort zu schicken (Günther 1918, 16; Lechner 1942, 297). Bei Bourgelat absolvierten sie den zweijährigen Kurs, um anschließend in Paris bei Lafosse ihre Kenntnisse zu vertiefen. Wolstein be-legte darüber hinaus noch Kurse der Humanmedizin. Im August 1773 reisten sie weiter nach London, wo sie in verschiedenen Hospitälern als Gastärzte arbeite-ten. Im März 1775 verließen Wolstein und Schmid England, durchreisten Holland, Hannover und Holstein und begaben sich schließlich nach Jütland, um die dänische Pferdezucht zu begutachten. Im Sommer desselben Jahres gelang-ten sie über Berlin nach Jena, wo Wolstein zum Dr. med. et. chir. promoviert wurde (Lechner 1934, 386-388; Schreiber 1968a, 8). Zurück in Wien legte Wolstein auf Geheiß des Kaisers Pläne für eine neue Tier-arzneischule vor, die am 12. Dezember 1776 genehmigt wurden. Auf kaiserlichen Beschluß wurde die „k. k. Pferde-Curen- und Operationsschule“ am 6. April 1777 aufgelöst und Scotti zum „Ersten k. k Hoftierarzt“ ernannt. Die Ernennung Wolsteins zum Direktor des neuen „k. k. Thierspitals und Vieharz-neyschule“ erfolgte am 6. Mai 1777 (Lechner 1942, 297; Schreiber 1968a, 8-10). Johann Gottlieb Wolstein (1738-1820) erlernte bereits mit 15 Jahren die Kunst der praktischen Chirurgie. Während kriegerischer Auseinandersetzungen im Jahr 1760 behandelte er den schwer verletzten kaiserlichen Kapitän von Braael, der sich nach längerer Krankheit wieder erholte. Von Braael war von Wolsteins Können begeistert und nahm ihn mit nach Wien, wo er einige Jahre Medizin studierte. Als besonders talentiert und verläßlich von seinen Lehrern empfohlen, gelangte er in den Genuß, nach Alfort geschickt zu werden (Lechner 1934, 385-386).
51 Remontierung: Der militärische Pferdebestand wird durch Ankauf junger Pferde ergänzt (Nohl 1998, 19).
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Am 1. Januar 1778 begann der Unterricht an der neuen Tierarzneischule, der sich über drei Jahre erstreckte. Da die anatomischen Vorlesungen des Tierarztes Joseph Heller bereits zu Scottis Zeiten zu wünschen übrig gelassen hatten, wur-de nun Franz Schmid als 1. Adjunkt eingestellt, dem die Übungen und Vorlesungen für Anatomie oblagen. Die neue Tierarzneischule verfügte im Erd-geschoß des Hauptgebäudes über einen großen Anatomie-Saal mit vier Präpariertischen und einen Mazerationsraum, dem eine Küche angeschlossen war. Außerdem gab es ein Zimmer zur Aufbewahrung anatomischer Präparate und eine Materialkammer (Lechner 1933, 5; Nohl 1998, 25). Im Durchschnitt besuchten 33 Studenten, darunter ungefähr 10 Ausländer, jährlich die Tierarz-neischule (Schreiber 1968a, 10; Schreiber 1968b, 191). Nach erfolgreich bestandenem Kurs stellte Wolstein eine persönliche „Testimony“ aus (Lechner 1968b, 204-205). Bereits ein Jahr später übernahm Schmid die Stelle des Lehrers für Hufbeschlag, und Martin Albert Tögl (1753-1830) wurde neuer anatomischer Lehrer. Er war zunächst Wundarzt geworden und hatte anschließend den ersten Kurs unter Wolstein an der neuen Schule besucht (Lechner 1933, 5). Tögl las vormittags Anatomie und Physiologie und gab Anleitungen zum Präparieren;52 nachmittags hielt er zwischen 15 und 17 Uhr Repetitionen. Die restlichen Stunden des Tages waren im Winter den Pferdesektionen gewidmet (Rieck 1930, 18). Tögl wurde aufgrund seines guten Vortrages und seiner hervorragenden Anatomiekenntnisse von seinen Schülern sehr geschätzt. Sein Verhältnis zu Wolstein trübte sich zu-nehmend. Tögl war der Ansicht, daß die Studenten die Bibliothek fleißig nutzen sollten, wohingegen Wolstein meinte, daß dies nur zu Verwirrungen führe, und auf der ausschließlichen Benutzung seiner Werke bestand (Froehner 1942/43, 278-279). Im Jahr 1791 veröffentlichte Tögl sein Erstlingswerk „Anfangsgründe der Ana-tomie des Pferdes. 1. Teil. Vom Bau der Knochen“, das später noch weitere Auflagen erfahren sollte (Lechner 1933, 7). Durch die kaiserliche Anordnung, das Buch für die Armee anzukaufen, erlangte es einen großen Bekanntheitsgrad. Auf den Grundlagen Scottis aufgebaut, war das Werk für die kaum vorgebilde-ten Studenten an der Tierarzneischule gut verständlich (Lechner 1970, 166). Tögl war nicht nur mit der Anatomie beschäftigt, sondern widmete sich zuneh-mend auch der Behandlung kranker Pferde. Als Wolstein und Tögl von der 52 Wolstein hatte für die Anatomie und ihre praktische Anwendung nichts übrig; er lehnte sie ab (Bocks Rapport vom 1. April 1795, NHStA Hann. 146 B, Nr. 9; Lechner 1970, 165).
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Regierung zur Heilung einer rätselhaften Pferdeseuche herangezogen wurden, eskalierte die Feindschaft der beiden. Wolstein teilte die allgemein verbreitete Vorstellung, daß die Pferde vergiftet seien. Tögl jedoch trank vor aller Augen aus dem angeblich vergifteten Brunnen, sezierte ein verendetes Tier und diagno-stizierte Milzbrand. Wolstein war außer sich vor Wut und verfolgte Tögl fortan mit tödlichem Haß, wie F. A. D. Bock, der zu dieser Zeit in Wien weilte, in ei-nem Brief an das hannoversche Oberhofmarstall-Departement berichtete (Schrader, Hering 1863, 428-429). Wolstein wurde 1795 verdächtigt, einer jakobinischen Verschwörung nahezu-stehen (Schreiber 1968a, 10). Man entfernte ihn aus seinem Amt und setzte den Tierarzt Johann Knobloch53 als neuen Direktor ein. Im selben Jahr erhielt Tögl einen Ruf an die Universität von Prag, dem er umgehend folgte (ebd., 11). Der Prosektor Peter Maier, der bereits unter Tögl an der Tierarzneischule gearbeitet hatte, nahm vorübergehend seine Stelle ein, verließ aber schon bald das Institut, so daß Anton Pettenkofer, der zunächst als Student die Schule besucht und dann bei Tögl mitgewirkt hatte, Demonstrator und Schreibmeister wurde (Lechner 1933, 9). Bereits Ende 1795 wurde die Stelle endgültig an Dr. Ignaz Pessina ver-geben, der Pettenkofer vorerst als Mitarbeiter behielt (Nohl 1998, 37). Im Jahr 1798 erschien in Wien unter Tögls Namen - jedoch ohne sein Wissen - „Ein Anhang zur Pferdelehre. Enthaltend die Muskellehre“. Einer seiner Schüler hatte seine eigene fehlerhafte Vorlesungsmitschrift an den Buchhändler Joseph Gerold verkauft, der sie veröffentlichte (Lechner 1933, 8). Ignaz Josef Pessina von Czechorod (1766-1808) wurde als sechstes von acht Kindern in Ostböhmen geboren und besuchte dort das orthodoxe Gymnasium in Lytomysl. Er begann 1783 mit dem Studium der Philosophie und Logik in Prag, bevor er 1791 nach Wien ging und sich der Medizin zuwandte. Schließlich promovierte er 1795 zum Doktor der Medizin und war dann als Prosektor am Institut für Anatomie, Physiologie und Augenheilkunde der Universität Wien tätig. Nach längerem Kampf um die Bezüge gelang es Knobloch, ihn 1798 als anatomischen Demonstrator an die Tierarzneischule zu holen. Beide erhielten den Auftrag, ein geeignetes Anatomiebuch zu verfassen, das jedoch nie ge-schrieben wurde. Am 12. September 1801 erhielt Pessina den Titel eines zweiten Professors. Seitdem hatte die Anatomie an der Tierarzneischule Wien eine eige- 53 Knobloch bekleidete seit 1784 die Professur für Tierheilkunde an der Universität Prag. 1787 hatte er eine deutsche Übersetzung des Lafosse‘schen Buchs herausgegeben (Froehner 1930, 64).
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ne Professur. 1807 ernannte man Pessina zum ersten Professor, und am 26. Fe-bruar 1808 erhielt er (posthum) die Ernennung zum Direktor der Tierarzneischule (Lechner 1933, 10-12; Schaller 1968, 165; Schäffer 2001, 213). Am 13. November 1805 wurde Wien von französischen Truppen besetzt. Bereits 1797 war in einem geheimen Dekret das Verhalten bei Feindesgefahr festgelegt worden. So wurde in aller Eile das Klinikinventar auf Pferdewagen verladen, und Pessina machte sich mit den übrigen Lehrern und Studenten auf den Weg nach Budapest.54 Knobloch blieb auf Anordnung der Regierung mit 78 Pferde-patienten in Wien zurück. Ihm oblag die Behandlung der Pferde der stationierten Truppen. Außerdem hielt Knobloch noch einen Kurs für Ärzte und Wundärzte. Erst als die Franzosen am 12. Januar 1806 die Stadt wieder verließen, konnte der Unterricht an der Tierarzneischule erneut beginnen (Schreiber 1965, 40-41). Noch im selben Jahr beschäftigte man sich mit der Einführung eines neuen Lehrplans: Der Kurs dauerte nun zwei Jahre, und es sollten dabei alle Tierarten berücksichtigt werden. Die Unterweisungen in Anatomie und Physiologie fan-den im ersten Jahr statt (Nohl 1998, 39). Aus diesem Jahr ist eine Handschrift mit dem Titel „Des Herrn Professors von Pessinas Gefäß und Muskel Lehre wie auch das Exterieure der Pferde. Vorgetragen in der k. k. Thierarzney Schule und Militär Thier Spital“ erhalten geblieben (ebd., 49). Die Schule stand jetzt unter militärischer Aufsicht, und der Generalmajor Radetzky wurde militärischer Be-treuer (Schreiber 1958b, 191). Knobloch ging am 15. Januar 1807 in Pension, er verblieb aber als Hoftierarzt weiterhin in den Diensten der Regierung (Froehner 1930, 64-64; Schreiber 1965, 43). Pessina wurde zu seinem Nachfolger ernannt, starb jedoch – zwei Tage nach seiner Ernennung zum definitiven Direktor – am 24. Februar 1808 (Schreiber 1968a, 12). 1809 erfolgten weitere bedeutende Änderungen des Lehrplans, so daß nun vier Professoren berufen wurden. Zum Direktor wurde Johann Ubald Fechner be-stellt, der seinerzeit Knobloch bei der Übersetzung von Lafosses „Cours d’hippiatrique“ geholfen hatte. Die Professur für Anatomie wurde jedoch erst 1812 mit dem Repetitor Johann Nepomuk Brosche besetzt (ebd., 76).
54 1787 war ein tierärztlicher Lehrstuhl an der Pester Universität eingerichtet worden, dessen Leiter Alexander Tolnay war. Wenig später richtete Tolnay ein unabhängiges „Tierheilinsti-tut“ ein (Schöffmann 1974, 21-23).
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Johann Nepomuk Brosche, in Böhmen geboren, studierte zunächst Philosophie, dann begann er mit der praktischen Ausbildung der Chirurgie bei einem Leib-arzt. 1793 folgte er einem Aufruf der chirurgischen Akademie in Wien und vervollkommnete dort sein Wissen, bevor er in den Militärdienst eintrat. Später trieb er Studien verschiedenster Art und schrieb sich schließlich 1807 für den zweijährigen Kurs an der Tierarzneischule in Wien ein. Zur gleichen Zeit hörte er an der Wiener Universität Chemie, Naturgeschichte, Pathologie und „materia medica“. 1810 wurde er zum Repetitor für Anatomie und Physiologie an der Universität ernannt. Wenig später jedoch reiste er nach Budapest, um dort seine Promotion abzulegen. Zurück in Wien trat er am 8. September 1812 die Profes-sur für Zootomie, Physiologie und Exterieur an der Tierarzneischule an (Lechner 1933, 14-15; Schaller 1968, 165). Dr. Sydow, Prosektor der Berliner Tierarzneischule, besuchte 1812 die Wiener Tierarzneischule und berichtete nach seiner Rückkehr, daß der anatomische Un-terricht unter Brosche immer noch nach altbewährtem Muster vonstatten ginge. Der Lehrer las aus eigenen Notizen, die anschließend dem Repetitor übergeben wurden, damit er den Unterrichtsstoff mit den Studenten wiederholen konnte. Bei den Sektionen wurde nicht direkt an den präparierten Teilen gearbeitet, vielmehr zeigte der Professor während seines Vortrags auf die genannten Stel-len, ließ jedoch nichts anschneiden. Somit konnte der präparierte Tierkörper bis zuletzt auch für die Repetitorien verwendet werden. Sydow lobte das häufige Zergliedern, welches zwischen den Unterrichtsstunden stattfand (Rieck 1928, 37-38). Im August 1812 ordnete Franz I. an, daß die Tierarzneischule von nun an zur Universität gehöre (Schreiber 1968a, 13). 7.2.3 Göttingen
Als im Jahr 1732 die Universität in Göttingen gegründet wurde, richtete man außerdem eine Reitschule ein, zu deren Leiter Valentin Trichter bestimmt wur-de. Trichter hatte 1715 in Nürnberg sein Werk „Anatomia et Medicina equorum nova“ herausgegeben. Neben dem praktischen Reitunterricht hielt er hippologi-sche Vorlesungen, in denen die Pferdeanatomie und -heilkunde abgehandelt wurde. In den folgenden Jahren übernahmen die jeweiligen Stallmeister den pferdekundlichen Unterricht der Bereiter (Mattheis 1939, 7-8; Wens 1970, 249).
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Johann Christian Polycarp Erxleben (1744-1777), Arzt und Naturwissenschaft-ler, lehrte an der Göttinger Universität Naturgeschichte und interessierte sich zunehmend für die Tierheilkunde. Auf seine Bitte hin sandte man ihn 1769 zur Weiterbildung nach Lyon und Alfort. Er besuchte außerdem noch Holland und beendete seine Studienreise bei Stallmeister Oberst von Sind in Köln/Bonn, be-vor er nach Göttingen zurückkehrte und am 1. Juni 1770 zum Professor für Vieharzneikunst ernannt wurde (ebd., 250). Zum Wintersemester 1771/72 kündigte Erxleben erstmals einen Unterrichtskurs über Vieharzneikunst an, der zwei Jahre dauern sollte. Im Rahmen dieses Kurses hielt er dreimal wöchentlich zweistündige Vorlesungen über die Zergliede-rungskunde und ließ an denselben Tagen Präparierübungen durchführen (Gerlach 1868, 2; Eichbaum 1885, 142). Der anatomische Unterricht fand zu-nächst in einer alten Militärbäckerei statt, bevor er 1776 in ein ehemaliges Schlachthaus an der Leine verlegt wurde (Froehner 1939, 84). Erxleben orien-tierte sich an den Werken von Bourgelat, Trichter, Garsault, Lafosse und Vitet; außerdem stand er in regem Briefwechsel mit Kersting, dem Oberhofroßarzt in Kassel, und Oberst von Sind (Weber 1942, 111). Durch seinen plötzlichen Tod am 18. Oktober 1777 konnte Erxleben die von ihm begonnene Übersetzung von Vitets Werk nicht mehr beenden.55 Veterinärmedizinische Vorlesungen fanden in den folgenden Jahren nicht mehr statt, obwohl der Arzt Hennemann 1778 Vorträge ankündigte und 1786 eine Neuauflage der Schriften Erxlebens heraus-brachte (Wens 1970, 250). 1810 wandte sich der Tierarzt Friedrich Karl Lappe aus Kassel an die Universi-tät Göttingen mit der Absicht, tiermedizinische Vorlesungen zu halten. Lappe hatte vier Jahre an den Tierarzneischulen in Hannover und Berlin studiert. Die Universität sprach sich für sein Anliegen aus und genehmigte Räume, in denen Lappe seinen veterinärmedizinischen Unterricht abhalten konnte (Froehner 1939, 86). Offiziell wurde das Göttinger Veterinärinstitut jedoch erst 1816 wie-dereröffnet (Gerlach 1868, 3; Eichbaum 1885, 143). 7.2.4 Dresden/ Leipzig
Auch in Sachsen erfuhr man von der Gründung der französischen Tierarznei-schulen und ihren Erfolgen bei der Bekämpfung der Viehseuchen. So einigte
55 Wilhelm Joachim Konrad Hennemann schloß die Vitetsche Übersetzung ab (Eichbaum 1885, 142).
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man sich darauf, ein ähnliches Institut im Königreich zu errichten (Leisering 1880, 1-2). Allerdings tat man sich jedoch schwer mit der Suche nach einem ge-eigneten Lehrer und entschied schließlich, den Kompagniechirurgen Christoph Friedrich Weber und den Schmiedegesellen Johann Gottlob Hirsch im Juni 1768 zum dreijährigen Kurs nach Alfort zu schicken (ebd., 10; Röder 1930, 651). Obwohl bereits während Webers Auslandsaufenthalt zahlreiche Diskussionen über die Errichtung einer Tierarzneischule in Sachsen geführt worden waren, konnte man sich zu einer staatlichen Einrichtung nicht durchringen. Einer der Hauptstreitpunkte war dabei der Standort der künftigen Schule (Eichbaum 1885, 125). Weber und Hirsch absolvierten das Studium in Alfort mit Erfolg. Ersterer hatte mit besonderer Auszeichnung in der Anatomie bestanden (Leisering 1880, 15). Nach ihrer Rückkehr wurden sie zunächst im kurfürstlichen Stall in Dresden an-gestellt, weil die Standortfrage immer noch nicht geklärt war (Röder 1930, 651). Weber richtete jedoch bald darauf mit eigenen Mitteln eine Tierarzneischule ein. Ende 1774 nahm er seine Lehrtätigkeit auf. Für die Anatomie hatte er einen gro-ßen Präpariersaal vorgesehen, in dem sich zahlreiche Anschauungstafeln und Instrumente befanden. Außerdem gab es ein weiteres Zimmer mit Skeletten und anderen anatomischen Präparaten. Weber sah vor, alle Tierarten zu „anatomie-ren“. Der Kurs begann immer im August, wobei Weber zunächst über die Osteologie56 las, bevor von November bis Februar die restliche Anatomie und Physiologie vorgetragen wurde (Leisering 1880, 23-24). Röder (1930, 651) be-hauptet, Weber habe die Dauer des tiermedizinischen Studiums an seinem Institut auf sechs Semester festgelegt. Es ist jedoch wahrscheinlicher, daß dieser Kurs lediglich ein Jahr dauerte (Ministerium für Hochschulwesen 1980, 17). Obwohl zahlreiche Schüler aus dem In- und Ausland Webers Tierarzneischule besuchten und auch die Fahnenschmiede der sächsischen Armee dort ausgebil-det wurden, blieb sie bis zu seinem Tod am 2. November 1778 eine private Einrichtung (Leisering 1880, 24; Röder 1930, 651). Am 7. Oktober 1780 wurde Webers Institut vom Staat angekauft (Eichbaum 1885, 125). Zum Nachfolger wurde Georg Ludwig Rumpelt (1729-1785) er-nannt, der Oberchirurg am Dresdener Hauptlazarett war und sich durch 56 Vgl. Weber, Christoph Friedrich (1774): Kurzer Begriff von der Knochenlehre des Pferds: Zu seinen Vorlesungen in der Vieharzneischule zu Dreßden entworfen. J. N. Gerlach Wittbe & Sohn, Dreßden/Leipzig.
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zahlreiche Auslandsreisen fortgebildet hatte (Göhre 1942/43, 7). Er starb jedoch schon fünf Jahre später, so daß die Stelle des Leiters der Tierarzneischule erneut vakant wurde. Nach langem Zögern entschied man sich, den Oberroßarzt Johann Georg Reutter (1755-1824), der bereits mit Rumpelt zusammengearbeitet hatte, mit der provisorischen Leitung zu beauftragen (Eichbaum 1885, 125). Zur Un-terstützung zog er seinen jüngeren Bruder Gottlieb Sigismund Reutter (1761-1827) heran (Göhre 1942/43, 7), der Regimentschirurg gewesen war und nun an der Tierarzneischule studierte. Der ältere Reutter übertrug seinem Bruder bereits im zweiten Studienjahr die Stelle des Prosektors und ließ ihn aus eigenen Schrif-ten Anatomie und Physiologie vortragen. 1794 schickte der Kurfürst von Sachsen ihn zur weiteren Ausbildung nach Hannover zu Direktor Havemann. Nach seiner Rückkehr wurde er zum zweiten Lehrer ernannt (Eichbaum 1885, 125, Röder 1930, 653). Am 1. August 1795 erließ der Oberstallmeister neue Anweisungen, wie der Unterricht an der Tierarzneischule vonstatten gehen solle. Darin wurde unter anderem angeordnet, daß die Vorlesungen auf Erxlebens Werken basieren sollten (Leisering 1880, 64). Die Tierarzneischule in Dresden erfuhr unter den Gebrüdern Reutter, die sie als ihr Privatinstitut betrachteten, keinen Aufschwung. Um das Ansehen zu heben, entließ man beide 1817. Das Institut wurde der chirurgisch-medizinischen Aka-demie einverleibt. Direktor Seiler übernahm die Vorlesungen der Anatomie und Physiologie, während man den Wiener Professor Johann Nepomuk Brosche und dortigen Lehrer der Anatomie für den praktischen Unterricht an die Akademie holte. Er wurde 1820 aufgrund seiner Unzulänglichkeit entlassen (Eichbaum 1885, 126; Röder 1930, 654). An der Universität Leipzig waren schon lange vor der Zusammenlegung mit der Dresdener Tierarzneischule im Rahmen des Reitunterrichts tiermedizinische Vorlesungen gehalten worden (Froehner 1939/40, 318). Johann Friedrich Ro-senzweig (1718-1794), Universitätsstallmeister in Leipzig, hielt als einer der ersten Vorlesungen über Hippiatrik. Auf anatomischem Gebiet orientierte er sich an den Werken von Garsault und Saunier (Weber 1942/43, 206), die er aber oft falsch auslegte (Mattheis 1939, 19). Der ehemalige Dresdener Apothekergehilfe und Mediziner Johann Gottlieb Naumann hielt am 7. April 1784 erstmals ein Kolleg über den Nutzen des vete-rinärmedizinischen Studiums für Ärzte. Er wurde später Professor für Tiermedizin und Leiter der Tierarzneischule in Berlin (ebd., 18).
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Auch Johann Joseph Wilhelm Lux (1773-1849), gelernter Mediziner und prakti-scher Tierarzt, hielt veterinärmedizinische Vorlesungen an der Leipziger Universität in den Jahren 1805-06, nachdem er 1800 an der Berliner Tierarznei-schule studiert hatte. Er verfaßte eine Reihe von Schriften über den tierärztlichen Berufsstand und seine Ausbildungsstätten (Weber 1942/43, 206-212). Johann Christian Ribbe (1755-1828), seit 1784 Tierarzt in Leipzig, kannte Nau-mann aus seiner Studienzeit und arbeitete auch später eng mit ihm zusammen. Er hielt tierheilkundliche Vorträge an der Leipziger Universität und verfaßte zu-sammen mit Naumann zahlreiche tiermedizinische Schriften. Ribbe forderte die Erweiterung der Tiermedizin auf die Nutztiere. Die Pferdeanatomie genügte ihm nicht, so daß er bei Fleischern und Abdeckern die vergleichende Anatomie lern-te (ebd., 213-214). Insgesamt war die veterinäranatomische Ausbildung an der Universität Leipzig nicht herausragend. Lediglich im Rahmen der praktischen Vorträge wurde ver-einzelt auf anatomische Gegebenheiten eingegangen. 7.2.5 Hannover
Nachdem der tiermedizinische Unterricht in Göttingen mit dem Tod Erxlebens ein jähes Ende gefunden hatte, entschloß sich die hannoversche Regierung unter Georg III., eine Pferdearzneischule in Hannover zu errichten (Gerlach 1868, 5-6; Messow 1953, 406). Man wählte das Grundstück „Vor dem Clever Tore“, damit die Stadtbevölkerung durch den Schulbetrieb nicht gestört würde. Das Oberhofmarstallamt hatte von den erfolgreichen Behandlungen des Oberhofroß-arztes Johann Adam Kersting in Kassel gehört und bemühte sich darum, ihn als Leiter für die neue Schule zu gewinnen. Kersting war durchaus bereit, an die Pferdearzneischule in Hannover zu wechseln, der Landgraf von Hessen ließ ihn jedoch nicht freiwillig gehen, so daß er fliehen mußte (Lochmann 1978, 20). Johann Adam Kersting (1726-1784), Sohn eines Hufschmieds und Tierarztes, erlernte ebenfalls das Schmiedehandwerk und diente dann einige Jahre als Fah-nenschmied im hessischen Husaren-Regiment, bevor er 1756 Kurschmied beim Erbprinzen von Hessen wurde. Kersting bildete sich neben seiner Arbeit selb-ständig in der Pferdeheilkunde fort und unterrichtete bereits in dieser Zeit. Ab 1760 veröffentlichte er verschiedene tiermedizinische Schriften, die sein Anse-hen beträchtlich steigerten. Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges wurde Kersting als Oberhofroßarzt am landgräflichen Marstall in Kassel angestellt
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(Eichbaum 1885, 110; Ebhardt 1940, 60-61). Er befreite den Universitätsreitstall in Göttingen vom Rotz und wurde weit über die Landesgrenzen hinaus gerufen, um Seuchen zu bekämpfen. Kersting galt als einer der angesehensten Pferdeärz-te und Veterinäranatomen seiner Zeit und erhielt viele Angebote großer Marställe und Gestüte (Lochmann 1978, 20; Schöneich 1993, 211). Trotz seiner praktischen Erfahrung fehlten Kersting wesentliche Grundlagen der allgemeinen Wissenschaft, um die Tierheilkunde nicht nur empirisch zu lehren (Messow 1953, 406). Am 18. Juli 1778 wurde die Pferdearzneischule in Hannover mit 22 einheimi-schen und 4 ausländischen Schülern eröffnet. Zu ihrem Leiter war Johann Adam Kersting ernannt worden. August Konrad Havemann, der bereits in Kassel sein Gehilfe gewesen war, wurde zweiter Lehrer (Gerlach 1868, 6; Ebhardt 1940, 43 u. 45). Allerdings nahm er am Unterrichtsgeschehen nicht aktiv teil, da er zu-nächst als Pferdearzt am Hofmarstall in Hannover arbeitete und später Gestütsmeister in Neuhaus wurde (Froehner 1941/42, 1). Das Oberhofmarstallamt teilte Kersting im August 1778 schriftlich mit, wie der Unterricht an der Pferdearzneischule zu gestalten sei. Unter § 5 wurde Kersting aufgefordert, den Schwerpunkt auf häufige Sektionsübungen zu legen. Des weiteren sei er dafür verantwortlich, daß es nie an geeigneten Übungsobjekten fehle (Ebhardt 1940, 44). Der Lehrplan vom 14. Dezember 1778 sah vor, daß im Wintersemester täglich von 13 bis 14 Uhr und an vier Tagen in der Woche von 15 bis 16 Uhr praktische Sektionsübungen stattfinden sollten. Viermal wöchent-lich hielt Kersting anatomische Vorlesungen von 14 bis 15 Uhr. Im Sommersemester wurde nachmittags von 14 bis 15 Uhr die Osteologie vorge-tragen (Gerlach 1868, 7; Breickmann 1984, 31). In der Bibliothek der Pferdearzneischule befanden sich zu dieser Zeit u. a. die Bourgelatschen Bücher, an denen sich Kersting orientierte (Ebhardt 1940, 46). Er fertigte außerdem zahlreiche anatomische Präparate für die Sammlung der Tierarzneischule an, die damals zu einer der größten gehörte. Havemann hat diese Sammlung später um viele weitere Präparate erweitert (Rudolphi 1804, 74-80; Breickmann 1984, 27-30), mit denen er seinen Unterricht anschaulich gestaltete (vgl. „Von den äußerlichen Krankheiten der Pferde. Von Havemann“ (Hofarchiv Fisse-
iewedde, o. Sign.). N Die neugegründete Pferdearzneischule in Hannover blühte unter Kersting auf. Zahlreiche Schüler fanden sich zum Unterricht ein, und angesehene Männer ka-men zu Besuch, um bei Operationen anwesend zu sein. Das nahm ein jähes Ende, als Kersting bei der Untersuchung eines Pferdes getreten wurde und am 2.
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Mai 1784 an den Folgen starb, weil er sich einer lebensrettenden Beinamputati-on widersetzt hatte (Ebhardt 1940, 60-61). Der zweite Lehrer Havemann wurde vom Gestütsdienst zurückgerufen und als Interims-Leiter der Pferdearzneischule eingesetzt. Weil man im Oberhofmarstal-lamt jedoch nicht davon überzeugt war, daß er die Schule erfolgreich leiten könne, bemühte man sich um einen neuen Direktor. In den folgenden Jahren lehnten aber viele bekannte Tierärzte wie Prof. Wolstein in Wien und Prof. Abildgaard in Kopenhagen den Ruf nach Hannover ab (Günther 1878, 19). August Konrad Havemann (1755-1819), Sohn eines königlichen Gestütsmei-sters, erhielt in Lüneburg eine gute Schulbildung zur Vorbereitung auf das spätere Studium der Tierheilkunde. Der Obermarstallmeister von Mahrenholz interessierte sich für den Jungen und veranlaßte, daß er zur weiteren Ausbildung nach Kassel zu Kersting geschickt wurde. Von 1773 bis 1776 half Havemann dem Oberhofroßarzt bei der Pferdebehandlung, bis man sich dazu entschloß, ihn im Frühjahr 1777 zum Studium nach Alfort zu schicken.57 Bereits ein Jahr spä-ter, am 29. April 1778, wurde er nach Hannover beordert, um dort die Stelle des zweiten Lehrers einzunehmen (Froehner 1941/42, 5). Havemann hatte trotz al-lem nur einen sehr dürftigen Unterricht erhalten, wie er selbst sagte. In einem Schreiben an das Oberhofmarstallamt vom 19. April 1792 teilte er mit, daß er „in dem feineren Theile der Thier-Anatomie völlig fremd“ sei und nie Gelegen-heit gehabt hätte, sich ausreichende Kenntnisse darin zu verschaffen (Günther 1878, 144-146). Havemann hatte am Unterrichten wenig Freude und bat mehr-fach um Enthebung von seinem Posten, um in den Gestütsdienst zurückkehren zu können. Erst als er seitens der Regierung daran erinnert wurde, auf Kosten des Königs ausgebildet worden zu sein, fügte er sich in das Unvermeidliche und versicherte, fortan nach besten Kräften an der Schule zu wirken (Froehner 1953, 67). Am 22. April 1791 wurde Havemann definitiv zum Direktor und ersten Lehrer der Pferdearzneischule Hannover ernannt. Auf Kosten der Regierung unternahm er eine Reise nach Wien, um bei Professor Wolstein die Vorlesungen und den klinischen Unterricht zu besuchen (Schreiber 1968b, 191; Marx 1981, 7). Das Oberhofmarstallamt wollte die Pferdearzneischule unter Havemanns Lei-tung zu einer allgemeinen Tierarzneischule ausbauen. Außerdem sollte der Kurs 57 Havemann wird in Paris wohl auch die Bekanntschaft von Lafosse gemacht haben. Er brachte von seiner Reise dessen Bücher nach Hannover mit (Froehner 1941/42, 6).
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drei Jahre dauern. Aus dem regen Briefwechsel Havemanns mit dem Oberhof-marstallamt geht hervor, daß er sich diesen Plänen widersetzte und auch sonst keinerlei Reformvorschlägen zugänglich war (Gerlach 1868, 8). Er behielt im Wesentlichen den Kerstingschen Unterrichtsplan bei: Im Sommer las Havemann vormittags täglich eine Stunde Osteologie, während im Winter vormittags und nachmittags jeweils eine Stunde seziert wurde (Günther 1878, 20). Der Kurs be-gann im September und dauerte ein Jahr, aber viele Schüler blieben zur Wiederholung ein zweites und drittes Jahr (ebd., 31; Marx 1981, 7). Im Novem-ber 1791 wurde Havemann vom Oberhofmarstallamt erneut darauf hingewiesen, daß die Anatomie überaus wichtig für einen Pferdearzt sei und daß das Haupt-gewicht auf die praktischen Übungen gelegt werden solle. Darüber hinaus sollten die Physiologie und Osteologie ergänzend vorgetragen werden (Günther 1878, 26-27). Der Unterricht an der Pferdearzneischule fiel häufig tagelang aus, weil Havemann zu auswärtigen Remontierungen gerufen wurde. Daher verbot ihm das Oberhofmarstallamt am 12. Mai 1794, die Stadt ohne Wissen des Ober-stallmeisters zu verlassen (Froehner 1941/42, 16). Um den Fortbestand der Schule nicht nur in den Händen eines einzigen Mannes zu wissen, bemühte man sich um einen zweiten Lehrer (Froehner 1953, 74). Man fand ihn in dem Kompagniechirurgen Friedrich Andreas Daniel Bock, der 1794 zur weiteren Ausbildung nach Wien, Dresden und Berlin geschickt wurde. Am 1. Oktober 1796 trat Bock seine Stelle in Hannover an (Froehner 1941/42, 20). Ihm wurden die Anatomie, Physiologie und Botanik übertragen (Eichbaum 1885, 111). Bock orientierte sich in seinen Vorlesungen an Bourge-lats Buch. Er wollte selbst ein anatomisches Werk herausgeben. Auf Anfragen des Oberhofmarstallamts erläuterten sowohl Bock als auch Havemann 1798 ih-ren Unterricht schriftlich (Günther 1878, 34-38; Liewers 1940, 10-13). Am 12. Oktober 1801 starb Bock an den Folgen eines Schlaganfalls (Günther 1878, 157). Havemann übernahm zunächst wieder den gesamten Unterricht, bis man sich dazu entschloß, Ulrich Friedrich Hausmann als zweiten Lehrer einzustellen. Er übernahm im Herbst 1802 Bocks Unterrichtsfächer und arbeitete zugleich am königlichen Marstall (Liewers 1940, 16; Rieder 1995, 30).
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Abb. 9 Lageplan der neuerbauten Pferdearzneischule 1792-95 (Froehner 1941/42, 11).
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Ulrich Friedrich Hausmann (1776-1847), Sohn eines Landwirts, erhielt zunächst Privatunterricht und lernte das Schmiedehandwerk. Mit achtzehn Jahren begann er 1794 das Studium an der Pferdearzneischule Hannover (ebd., 97). Unter sei-nem Lehrer Bock entwickelte Hausmann eine besondere Vorliebe für die Anatomie und bewarb sich um die Stelle des Prosektors, was ihm jedoch vom Oberhofmarstallamt abschlägig beschieden wurde (Liewers 1940, 13). Er absol-vierte den Kurs mit Erfolg und erhielt am 17. April 1797 ein sehr gutes Zeugnis von Havemann. Hausmann begab sich daraufhin nach Berlin, um seine Kennt-nisse an der Pferdearzneischule zu vervollkommnen und Naturwissenschaften am ‚Collegium medico-chirurgicum‘ zu hören. Auch Sick, Professor für Anato-mie an der Berliner Pferdearzneischule, bescheinigte ihm sehr gute Kenntnisse. Hausmann wurde 1798 als Hoftierarzt in Weimar angestellt. Als ihn dort 1801 der Ruf nach Hannover erreichte, bat er zunächst um einen halbjährigen Urlaub, um in Göttingen Physiologie, Chemie, Physik und Botanik zu hören (Froehner 1941/42, 97-98; Rieder 1995, 30). Als im Frühjahr 1803 die Franzosen vor den Toren Hannovers standen, mußte Hausmann mit den Pferden des königlichen Marstalls nach England flüchten (Günther 1878, 38). Durch die wechselnden Besatzungen in Hannover und die Kriegswirren kam der Unterricht an der Pferdearzneischule fast zum Erliegen. Die Franzosen benutzten die Gebäude der Schule als Hospital für geschlechts-kranke Dirnen, während die Schule in preußischen Besatzungszeiten zur Feldapotheke umfunktioniert wurde (Froehner 1941/42, 23). Obwohl Havemann häufig zu Seuchenausbrüchen im umliegenden Land gerufen wurde (ebd., 17), gelang es ihm, den Unterricht notdürftig aufrechtzuerhalten (Günther 1878, 38). Im Jahr 1814 kehrte Hausmann aus England zurück, wo er sich weiteres tierme-dizinisches Fachwissen angeeignet hatte. Der Unterricht wurde an der Pferdearzneischule in Hannover wieder in vollem Umfang abgehalten, wobei Hausmann die Fächer Anatomie, Physiologie, Geburtshilfe, Botanik und Chemie übernahm (ebd., 39). 7.2.6 München
Auch im Königreich Bayern widmete man sich am Ende des 18. Jahrhunderts verstärkt der Tierheilkunde. So wurde 1781 ein Lehrstuhl für Veterinärkunde an der Universität Ingolstadt eingerichtet, den Anton Will übernahm (Eichbaum 1885, 128).
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Anton Will (1752-1821), gebürtig aus Amberg, hatte seit 1772 zunächst das Studium der Philosophie und Medizin in Ingolstadt (1777 Promotion zum Dr. phil.) absolviert, bevor er 1777 zum Prosektor an der dortigen Universität er-nannt wurde. Er hatte sich unter seinem Lehrer Leveling große praktische Fähigkeiten in der anatomischen Sektion erworben, die die Grundlage seines späteren Erfolges als Anatom bildeten (Schäffer, 1991b, 16; Schäffer 1998, 482). Zeitgleich mit der Ernennung zum Professor für Veterinärkunde (1781 Promotion zum Dr. med.) wurde Will 1782 auf Staatskosten zum weiteren Stu-dium nach Wien, Lyon und Alfort geschickt. Die Bourgelatschen Werke bildeten den Grundstein für sein veterinäranatomisches Wissen (Vollmerhaus 1990, 51). Nach seiner Rückkehr im November 1784 unterrichtete er in Ingol-stadt neben Medizinern auch Juristen. Im Jahr 1786 erhielt Will den Titel eines Medizinalrates und wurde nach München berufen, um das Ressort der Viehseu-chenbekämpfung zu übernehmen. Bald wurde ihm klar, daß es weiterer gut ausgebildeter Tierärzte bedurfte, um den grassierenden Seuchen Herr zu werden (Boessneck 1972, 282). Bereits ein Jahr zuvor hatte Kurfürst Karl Theodor, der sich mit dem Gedanken der Errichtung einer bayrischen Zentraltierarzneischule in München trug, Will damit beauftragt, Vorschläge zur Realisierung dieses Vorhabens vorzulegen. Da sich die praktische Umsetzung verzögerte, reichte dieser 1787 und 1788 weitere Petitionen an den Kurfürsten ein, ohne daß die Angelegenheit dadurch ins Rollen kam. Auch die vorläufige Entscheidung des kurfürstlichen Generalleibadjutanten Sir Benjamin Thompson (später Graf von Rumford), die Tierarzneischule auf dem Gelände der Jesuiterwasch zwischen München und Schwabing zu errichten, wurde nicht konkretisiert. Durch den Sturm auf die Bastille und die daraus resultierenden Folgen, die ganz Europa aufrüttelten, sah sich der Kurfürst genötigt, die Anlage des ursprünglich geplanten Militärgartens für die Öffentlichkeit freizugeben, so daß der Englische Garten in München zum ersten öffentlichen Volkspark Europas wurde. Auf-grund dieser politischen Ereignisse wurden nun auch endlich die im Vorfeld schon geplanten Renovierungsarbeiten auf dem nahegelegenen Gelände der Je-suiterwasch durchgeführt. Die Errichtung der Tierarzneischule befand sich nun in militärischer Hand; eine direkte Einflußnahme Wills, der eine Kopie der Al-forter Schule bevorzugte und grundlegende Vorarbeiten dazu geleistet hatte, fand nicht mehr statt. Letztendlich wurden seine Vorschläge nur ansatzweise in das kurfürstliche Dekret vom 10. März 1790 aufgenommen (Schäffer 1991b, 17-19).
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Am 1. Mai 1790 wurde die Tierarzneischule am Englischen Garten in München eröffnet.58 Anton Will ernannte man zum ersten Professor (Hahn, Viandt 1890, 6). Im darauffolgenden Jahr wurde ein zweiter Lehrer für Arzneimittellehre und Pharmazie sowie ein Schmiedelehrer eingestellt. Der Kurs dauerte drei Jahre (Eichbaum 1885, 128-129; Schäffer 1990, 117). Jeweils acht Militär- und Zivil-eleven durften auf Staatskosten studieren, während weitere 16 Schüler gegen Entgelt unterrichtet wurden (Hahn, Viandt 1890, 4-5). Erst 1792 konnte ein regelmäßiger Lehrplan aufgestellt werden, der im Winter-semester des ersten Jahres Vorlesungen über die vergleichende Anatomie des Pferdes, Hornviehes, Schafes und Schweines vorsah. Jeweils im Winter der bei-den folgenden Kursjahre sollte der Unterrichtsstoff wiederholt werden. Ein ehemaliger Wagenschuppen war zum Anatomiegebäude mit einem Saal und zwei Nebenzimmern umfunktioniert worden. Die erste Abschlußprüfung fand im April 1793 in Anwesenheit zahlreicher Fürsten statt (ebd., 6-8 u. 16). Konrad Ludwig Schwab wurde 1803 als Prosektor eingestellt. Schwab (1780-1859) hatte nach dem Besuch einer höheren Schule seit 1798 die Tierarzneischu-le in München besucht. Man schickte ihn zur weiteren Ausbildung für zwei Jahre nach Wien, Dresden, Berlin und Alfort. 1810 wurde Schwab zum dritten Professor der Tierarzneischule ernannt und unterrichtete unter anderem auch die Anatomie und Physiologie. Auch er vermißte ein deutschsprachiges Anatomie-buch und übersetzte 1810-12 die „Anatomie der Haustiere“ von Girard, Professor für Anatomie in Alfort, der er eine ausführliche Abhandlung über Wiederkäuer beifügte. Aber auch in seinem Unterricht stand das Pferd im Vor-dergrund. Teilweise erwähnte Schwab die besonderen Gegebenheiten bei Rind und Schwein, jedoch erschien es ihm unmöglich, in den fünfeinhalb Monaten des Wintersemesters auf alle Tierarten einzugehen (Vollmerhaus 1990, 52-54). Auch die Münchner Tierarzneischule hatte mit der oft monatelangen Abwesen-heit des Direktors und der französischen Besatzungszeit zu kämpfen (Boessneck 1972, 285). Will berichtete am 8. Juni 1801, daß die Schülerzahlen rückläufig waren und nur wenige von ihnen lesen konnten (Hahn, Viandt 1890, 7). Um der Tierarzneischule Auftrieb zu geben, wurden Land- und Wundärzte sowie Schmiede von der Regierung aufgefordert, sich der Tierheilkunde zuzuwenden.
58 Schäffer (1992, 181-230) vertritt die Ansicht, daß diese Aussage historisch durch verschie-dene Publikationen im Laufe der Jahre verfälscht wurde: „In Wirklichkeit war die Eröffnung am 1. Mai 1790 nur eine Schau“, weil verschiedene organisatorische Dinge den Beginn des Schulbetriebes bis zum 1. November verzögerten.
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Die bisherige militärische Verfassung der Schule wurde aufgehoben; dennoch erwiesen sich diese Reformbestrebungen als unzureichend. Durch das „Organische Edikt“ vom 1. Februar 1810 erfolgte eine grundlegende Neuorganisation der Tierarzneischule in München, die nun zur „Zentral-Veterinärschule für das ganze Königreich“ wurde. Künftig bildete man an der Schule neben den eigentlichen Tierärzten auch Schmiede und Ärzte, die sich für die Gerichtsmedizin qualifizieren wollten, aus. Die Tierärzte wurden in der Ana-tomie sämtlicher Haustiere nebst der dazugehörigen Physiologie unterrichtet (Eichbaum 1885, 129; Boessneck 1972, 288-289). 7.2.7 Berlin
Nach Ende des Siebenjährigen Krieges litt auch Preußen an den Folgen der ein-geschleppten Rinderpest. Friedrich II. suchte Fachleute, die sich des Problems annehmen sollten, und beauftragte den Dekan des ‚Collegium medico-chirurgicum‘, Prof. Dr. Christian Andreas Cothenius, einen Vorschlag zur Lö-sung auszuarbeiten. Cothenius teilte am 7. August 1767 mit, daß von nun Sektionen in Anwesenheit von Kreisärzten stattzufinden haben. Außerdem sei die Einrichtung einer Tierarzneischule mit drei Professuren für Anatomie, Pa-thologie und für die Klinik nötig. Der König ließ Cothenius einen Plan für eine Tierarzneischule erstellen und wandte sich zugleich an die Akademie der Wis-senschaften, die geeignete Lehrer ausfindig machen sollte. Cothenius legte seinen Plan am 7. Januar 1768 vor. Da er Friedrich II. jedoch zu kostspielig war, befahl er, das Vorhaben zurückzustellen, bis eine andere Finanzierung gefunden worden sei. Bis dahin sollten sich die Kreisärzte selbständig bei Schlachtungen und Tierzergliederungen fortbilden (Froehner 1950, 107-108). Zu Beginn der 80er Jahre hatte sich Preußen von den finanziellen Folgen des Krieges soweit erholt, daß Friedrich Wilhelm II. seinen Oberstallmeister Graf von Lindenau 1786 beauftragte, die Voraussetzungen für die Gründung einer Tierarzneischule zu schaffen (Lötsch, Struwe 1990, 24). Zunächst mußten ge-eignete Männer gefunden werden, die zur tierärztlichen Ausbildung ins Ausland geschickt werden konnten. Die Wahl fiel auf den Chirurgen Georg Friedrich Sick (ca. 1760-1823), der nach Wien zu Tögl und Wolstein ging. Der ehemalige Leipziger Apothekergehilfe und Arzt Johann Georg Naumann (1754-1836) rei-ste auf Staatskosten nach Alfort und später nach Paris zu Lafosse, während sich der Apotheker Christian Ratzeburg in Leipzig weiterbildete. Die drei Männer
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begannen ihre Bildungsreisen 1787 und kehrten dreieinhalb Jahre später nach Berlin zurück (Albers 1841, 2; Eichbaum 1885, 114). Am 1. Juni 1790 wurde die Tierarzneischule in Berlin eröffnet und dem Oberhofmarstallamt unterstellt. Das Studium dauerte drei Jahre und begann je-weils zum 1. November. Schon im ersten Jahr besuchten 46 Schüler die Anstalt - hauptsächlich Soldaten, die das Schmiedehandwerk erlernen wollten (ebd., 114; Schütz 1890, 5; Froehner 1950, 108). Die Ausstattung der Anstalt mit Lehrper-sonal war im Vergleich zu anderen Tierarzneischulen sehr großzügig (Schmaltz 1912, 438). Die Leitung des Instituts und der damit verbundene klinische Unter-richt wechselten jährlich zwischen den Professoren Sick und Naumann (Eichbaum 1885, 115); dieser Umstand brachte laut Rudolphi (1804, 3) große Nachteile, weil eine erfahrungsbedingte Spezialisierung der Lehrer nicht statt-fand. Sick unterrichtete u. a. die Zootomie und Physiologie. Er wurde durch die Prosektoren Johann Wilhelm Krumm und Johann Dietrich Reckleben sowie den Anatomiewärter Rost unterstützt. Ratzeburg unterrichtete die „Materia Medica“, die Rezeptierkunst sowie Botanik und Chemie (Albers 1841, 3; Graf 1952, 11). Johann Dietrich Reckleben (1766-1851) wurde in Tangermünde in der Altmark geboren. Nachdem er dort die höhere Schule besucht hatte, studierte er in Berlin am ‚Collegium medico-chirurgicum‘. Zwischen 1785 und 1790 diente er als Chirurg im 4. Preußischen Artillerieregiment, bevor er im April 1790 an der neugegründeten Tierarzneischule angestellt wurde (Schrader, Hering 1863, 340).59 Das anatomische Gebäude bestand aus einem großen Hörsaal, als dessen Vor-bild offensichtlich das „Theatrum anatomicum“ der Universität Bologna gedient hatte. Umgeben von vier Sitzreihen stand in der Mitte ein großer runder Tisch, der mit einer Hebeanlage versehen war. Weitere vier Zimmer und drei Säle be-fanden sich ebenfalls im Anatomie-Gebäude. In ihnen waren die Hufeisen-, Skelett- und Präparatesammlung, die anatomische Küche, mehrere Funktions-räume und die Bibliothek untergebracht (Schütz 1890, 4; Berg 1990, 79-80). Sick stellte zwischen 1790 und 1806 insgesamt 446 Präparate her, unter denen
59 Siehe auch Pongs, Peter (1978): Transkription und Besprechung einer Vorlesungsmitschrift aus dem Jahre 1836 nach einer Vorlesung von Prof. J. D. Reckleben über ‚Seuchenlehre der Thiere‘. München, Ludwig-Maximilians-Universität, Tierärztliche Fakultät, Diss.
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sich auch das letzte Reitpferd Friedrichs II. namens Condé befand.60 In den Jah-ren 1806 bis 1809 erweiterte Reckleben diese einzigartige Sammlung um weitere 115 Präparate (Rieck 1938, 20). Die Vorlesungen fanden nachmittags zwischen 14 und 15 Uhr statt. Jeder der drei Lehrer las wöchentlich zwei Stunden (Schütz 1890, 7). Dabei wurde der Vortrag in Ermanglung geeigneter deutscher Lehrbücher aus eigenen Heften diktiert (Graf 1952, 11). Als Beispiel sei hier die „Hipposteologie oder Pferde-knochenlehre vom 1. Januar 1788“ vom Prosektor Krumm genannt. Bei näherer Untersuchung des Manuskripts stellt man fast, daß Krumm Webers Werk teil-weise wörtlich abgeschrieben hat. Als weitere Quelle kommt Lafosse in Betracht, aus dessen deutschen Übersetzungen er größere Passagen entnommen hat. Aufgrund erheblicher orthographischer Abweichungen von den Original-werken ist anzunehmen, daß Krumm eine Tierarzneischule besucht hat, deren anatomischer Unterricht auf den Lafosse‘schen Werken basierte, und dort die Vorträge mitschrieb (Rieck 1931, 151-152). Auch Sick veröffentlichte seine persönlichen Notizen in Buchform (Rieck 1933, 16). Außer den Vorlesungen fanden täglich von 7 bis 10.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr praktische Übungen statt. Dazu wurden die Schüler in vier Klassen einge-teilt: Spital, Anatomie, Schmiede und Apotheke. Der Wechsel erfolgte monatlich. Ab 1794 wurden die Unterrichtsbedingungen verschärft, und die Klasseneinteilung war nun folgende: Schmiede, Apotheke, Spital und auswärti-ger Dienst. Die Anatomie wurde jetzt nur noch im Winter gelehrt, dadurch erhielt sie eine besondere Stellung gegenüber den anderen Lehrfächern (Schütz 1890, 8-10; Kell 1997, 17-19). Im Sommer 1793 bestanden die Schüler des er-sten Jahrgangs den Kurs (Froehner 1950, 108). Das Hauptgewicht der Prüfung, die mit einem Attest bescheinigt wurde, lag auf dem praktischen Teil. Die Schü-ler vom Militär hatten zudem noch einen sechsmonatigen Kurs in der Lehrschmiede abzuleisten, bevor sie in ihre Regimenter zurückkehren konnten (Münzer 1973, 2-3 u. 9). Weil die meisten Schüler des Lesens und Schreibens nicht mächtig waren, wur-de 1798 der Kopist Zinnert für diese Zwecke eingestellt. Allerdings war die Lernbereitschaft nicht allzu hoch; viele der Schüler waren eigentlich nur zum Erlernen des Schmiedehandwerks an die Tierarzneischule gekommen (Kell 60 Sick hatte einige Instrumente zum Präparieren aus Wien mitgebracht, die 1807 bei einem Einbruch in das Anatomie-Gebäude der Tierarzneischule entwendet wurden (Rieck 1934a, 77).
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1997, 23). Die Disziplin der Schüler ließ offenbar zu wünschen übrig: Sie schwänzten Vorlesungen und Übungen, stahlen Instrumente, um privat zu be-handeln, feierten viel und hatten gegenüber den Professoren keinerlei Respekt (Rieck 1941, 603). Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, stellte man zwei Wachtmeister ein, die für die ordnungsgemäße Durchführung der Hausordnung sorgten (Schütz 1890, 11). Neben den eigentlichen Schülern der Tierarzneischule bestand seit 1799 für Ka-vallerieoffiziere die Möglichkeit, an einem pferdewissenschaftlichen Kolleg teilzunehmen, das von Naumann abgehalten wurde. Seine schriftlichen Notizen wurden veröffentlicht und fanden große Nachfrage (Rieck 1939, 29). Ein Jahr später konnten Ärzte, die sich der Physikatsprüfung unterziehen wollten, Vorle-sungen über Tierseuchen an der Tierarzneischule hören, wie es bereits von Cothenius vorgesehen worden war (Froehner 1950, 108-109). Um den veränderten Bedürfnissen in der Ausbildung von Tierärzten Rechnung zu tragen, forderte Graf von Lindenau einen neuen Lehrplan, der am 1. Septem-ber 1805 eingeführt wurde (Albers 1841, 5). Der Unterricht, bis dahin unentgeltlich erteilt, wurde nun kostenpflichtig (Schütz 1890, 12). Die anatomi-schen Lektionen wurden jetzt von zwei Professoren vorgetragen. Sick, erster Professor der Zergliederungskunde, hielt unter anderem die Vorlesungen in Anatomie und Physiologie. Reckleben, der inzwischen 1803 mit einer physiolo-gischen Dissertation „De ruminatione animalium“ in Erfurt promoviert hatte (Froehner 1940, 597), übernahm diese Vorlesungen bei Sicks Abwesenheit und war als Prosektor für die Übungen und Präparateherstellung zuständig (Schütz 1890, 13). Die ständige Leitung der Tierarzneischule wurde Naumann übertra-gen, so daß Sick vollständig vom Patientenbetrieb ausgeschlossen war. Ihm oblag außerdem der Unterricht in der praktischen und theoretischen Lehre der Krankheiten (Kell 1997, 23). Sick war offenbar eine umstrittene Persönlichkeit: Seine Arbeit stand bei den Bauern in hohem Ansehen. Doch in Berlin traten Unregelmäßigkeiten auf, so daß Graf von Lindenau ihn am 18. November 1805 wegen Vernachlässigung seiner Unterrichtspflichten, Unterschlagung königlicher Kassengelder, Schwin-deleien, Verlegung von Akten und eigenmächtigen Verlassens der Schule anklagte. Sick wurde am 1. März 1806 ohne Pension entlassen (Rieck 1934b, 90). Dadurch wurde Reckleben erster Professor der Zergliederungskunde; die durch ihn freigewordene Prosektorenstelle erhielt der Militärarzt Sydow (Albers 1841, 6; Schütz 1890, 15).
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Auch die Berliner Tierarzneischule hatte unter den Koalitionskriegen zu leiden. Nach dem Zusammenbruch der preußischen Armee bei Jena und Auerstedt war das Weiterbestehen der Anstalt ernstlich gefährdet. Naumann konnte jedoch fi-nanzielle Hilfe vom Staat erwirken, um den Betrieb weiterzuführen. Im Jahr 1808 wurde er dennoch durch die Auswirkungen des Tilsiter Friedens gezwun-gen, die Tierarzneischule vorübergehend zu schließen. Aber schon ein Jahr später konnten die ersten Schüler wieder aufgenommen werden und der Unter-richt beginnen. Am 26. März 1810 legte Wilhelm von Humboldt,61 verantwortlich für den öffentlichen Unterricht, seine Pläne zur Reorganisation der Tierarzneischule vor; diese fanden jedoch beim Oberstallmeister von Jagow, der 1806 die Nachfolge von Lindenau angetreten hatte, keinerlei Zustimmung (Rieck 1934a, 77; Münzer 1973, 3). Auch die Pläne von Karl Asmus Rudolphi, die er am 28. November 1815 vorlegte, konnten von Jagow nicht zu Reformen bewegen (Graf 1952, 14; Lötsch, Struwe 1990, 30). Am 9. Juni 1817, nach dem Rücktritt des Oberstallmeisters von Jagow, wurde die Tierarzneischule zunächst dem Ministerium des Innern und des Krieges unterstellt, bevor das neugegründete Kultusministerium die Oberleitung übernahm und grundlegende Reformen durchführte (Schneidemühl 1890, 18; Münzer 1973, 4). Die Anatomie wurde in Berlin bis 1819 empirisch betrieben (Lötsch, Struwe 1990, 27). Reckleben richtete seinen Unterricht ausschließlich auf das Pferd aus. Erst unter Ernst Friedrich Gurlt, der 1819 zweiter Lehrer für Anatomie wurde und später die Leitung des anatomischen Instituts übernahm, begann die wissen-schaftliche Ausbildung in diesem Fach. Er führte als erster systematisch und vollständig eine vergleichende Anatomie in seinem 1822 erschienenen Werk „Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere“ durch, das zur Grundlage der anatomischen Forschung in den kommenden Jahrzehnten wurde (Schneidemühl 1890, 223; Schmaltz 1922, 176; Berg 1990, 81). Bereits 1805 war die Physiologie ein eigenständiges Unterrichtsfach geworden. Reckleben hielt im 2. Semester wöchentlich vier Stunden Vorlesungen über Physiologie (Wittke 1972, 302; Kell 1997, 36).
61 Älterer Bruder von Alexander von Humboldt (Gärtner 1964, 25).
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8 Quellenuntersuchung
8.1 Die Handschrift von 1806
Das Manuskript hat eindeutigen Buchcharakter: Die einzelnen Abschnitte sind durch laufende Überschriften gegliedert. Beginnt ein neues Thema im laufenden Text, so wird auch dies durch eine unterstrichene Überschrift angekündigt (z. B. 51 und 62). Das jeweils letzte Wort auf jeder Seite ist unterstrichen und wird auf der folgenden wiederholt. Bei diesen sog. Custoden handelt es sich um Buch-druckerzeichen, welche die richtige Faltung der einzelnen Bögen gewährleisten sollen (Ahlzweig 2001, schriftl. Mitt.). Die Schrift ist sehr sauber und ordent-lich, es sind keine Tintenkleckse und kaum durchgestrichene Wörter zu finden. Sehr selten wiederholt der Schreiber irrtümlich ein Wort (z. B. 21). Die Handschrift besteht aus den Kapiteln „Allgemeines“ (1-3), „Zellengewebe“ (3-7), „Fett“ (7-10), „Allgemeine Bedeckung“ (10-14), „Myologie“ (14-27), „Splanchnologie“ (28-95), „Angiologie“ (96-117) und „Inhaltsverzeichnis“ (119-121). Die Abschnitte „Myologie“, „Splanchnologie“ und „Angiologie“ be-stehen aus weiteren Unterkapiteln, die sich auf einzelne Organe beziehen. Mit dieser formalen und thematischen Neueinteilung, die für eine Handschrift recht ungewöhnlich ist, wird eine Didaktisierung des Lehrstoffes erreicht. Fakten sind übersichtlich dargestellt und somit leichter erlernbar. Dadurch wird das Nach-schlagen erleichtert und eine schnelle Orientierung möglich (Ahlzweig 2001, schriftl. Mitt.). Nachträglich sind vom Verfasser 23 Literaturhinweise eingefügt worden, die auffällig häufig im ersten und letzten Drittel des Manuskripts anzutreffen sind. Insgesamt zwölfmal werden Seitenzahlen mit den dazugehörigen Paragraphen aus Albrecht von Hallers „Grundriß der Physiologie für Vorlesungen“ zitiert; diese Hinweise stehen in den Kapiteln „Fasern“ (2x), „Zellengewebe“ (3x), „Fett“ (2x) und „Angiologie“ (5x). J. F. A. In der Strohdts Angaben beziehen sich auf die 4. Auflage des Hallerschen Werks aus dem Jahr 1788.62 Die Biblio-thek der Tierärztlichen Hochschule Hannover besitzt allerdings eine weitere
62 Haller, Albrecht von (1788): Grundriß der Physiologie für Vorlesungen. Hrsg. von G. Th. Sömmerring und P. F. Meckel. Haude und Spener, Berlin (TiHo Bibliothek, Sign. Mon 1844).
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Ausgabe desselben Buches aus dem Jahr 1795.63 Inhaltlich lassen sich auch hier die In der Strohdtschen Hinweise finden, allerdings stimmen Seiten- und Para-graphenangaben nicht mit ihnen überein. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß sich in beiden Bänden der 1795er Ausgabe im vorderen Buchdeckel die Eintra-gung „F. B. Berlin d. 28. Apr. 1796“ findet. Man kann davon ausgehen, daß die Initalien „Friedrich Bock“ bedeuten. Die Datumsangabe stimmt mit den übrigen Fakten überein, die belegen, daß Bock sich zu dieser Zeit an der Berliner Tier-arzneischule zum weiteren Studium aufhielt. Er wird die Hallerschen Bücher von seiner Reise mit nach Hannover gebracht haben. Albrecht von Haller (1708-1777) wuchs in Bern auf, bevor er 1725 zum Medizinstudium bei Prof. Boerhaave64 nach Leiden ging. Zwei Jahre später promovierte er dort und begab sich auf eine Studienreise quer durch Europa, um sich schließlich 1729 als Arzt in seiner Heimatstadt niederzulassen. Neben sei-ner praktischen Arbeit beschäftigte sich Haller mit der Überarbeitung und Weiterentwicklung der Boerhaaveschen Physiologie, die später in sieben Bän-den erschien (1739-1744). Im Jahr 1736 erhielt er einen Ruf an die neugegründete Universität Göttingen. Haller übernahm den Lehrstuhl für Ana-tomie, Chirurgie und Botanik. Mit dem Bau eines anatomischen Theaters und eines Botanischen Gartens schuf er Lehr- und Forschungseinrichtungen, die nach wenigen Jahren zu den führenden in Deutschland gehörten. 1747 erschien sein erster „Grundriß der Physiologie“, den er als Lehrbuch für die Studenten kurz und übersichtlich verfaßt hatte. Für Haller bildete die Anatomie die Grund-lage für das Verständnis aller Lebensvorgänge. In Göttingen konnte er durch ausgedehnte Tierexperimente seine Thesen über die reizbare Muskelfaser („Irri-tabilität“) und über die empfindsame Nervenfaser („Sensibilität“) verifizieren. Sein Werk „De partibus corporis humani sensibilibus et irritabilibus“ (Göttingen 1753) revolutionierte das bisher von Galen geprägte Denken in der Physiologie und bildete einen wesentlichen Grundstein für weitere zeitgenössische For-schungen. Zur gleichen Zeit kehrte er wieder nach Bern zurück. Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten war er in vielen akademischen Gremien tätig und pflegte einen ausgedehnten Briefwechsel mit zahlreichen Gelehrten (Schrader, 63 Haller, Albrecht von (1795): Grundriß der Physiologie für Vorlesungen. Theil 1 und 2. Hrsg. von H. M. von Leveling. Walthersche Buchhandlung, Erlangen (TiHo Bibliothek, Sign. 1843). 64 Herman Boerhaave (1668-1738) war Professor der Medizin und Botanik in Leiden. Auf der Grundlage des Hippokratismus versuchte er, die verschiedenen medizinischen Richtungen seiner Zeit zusammenzubringen („Institutiones medicae“, Leiden 1798). Ab 1713 unterrichte-te er Studenten am Krankenbett. Er gilt als Begründer des modernen „Bedside-Teaching“ (Schott 1996, 599).
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Hering 1863, 179; Schott 1996, 244 u. 614). Zeit seines Lebens plagten Haller zahlreiche Krankheiten; seine beiden letzten Lebensjahre waren aufgrund eines Blasenleidens von zunehmender Opium-Abhängigkeit geprägt (Hintzsche, Wolf 1962, 21-24). Zurück zu den Literaturhinweisen in der Handschrift. Im Kapitel „Myologie“ stößt man auf den Seiten 18 und 24 auf zwei Anmerkungen, die mit „Hoff: M: Heyne:...“ beginnen, eine weitere befindet sich im Abschnitt „Angiologie“ (102). Zunächst lag der Verdacht nahe, es könnte sich um Ausschnitte aus dem Briefwechsel von Albrecht von Haller mit dem Göttinger Juraprofessor Christi-an Gottlob Heyne handeln. Haller und Heyne sind sich persönlich nie begegnet. Als Heyne 1763 Professor für Eloquenz in Göttingen wurde, weilte Haller be-reits seit zehn Jahren wieder in Bern. 1770 übernahm Heyne die Direktion der „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“, die von den zahlreichen Beiträgen Hallers lebten. In dieser Zeit begann ein intensiver Briefwechsel zwischen den beiden Männern, der mit dem Tod Hallers 1777 endete. Sein Sohn Gottlieb Emanuel Haller führte die Korrespondenz fort (Dougherty 1997, 10-11). Trotz eingehen-der Textanalyse des Briefwechsels konnten die Hinweise aus der Handschrift nicht belegt werden. Haller und Heyne begegneten sich zwar auf wissenschaftli-cher Ebene, aber fachliche Erkenntnisse aus seinen physiologischen Forschungen teilte Haller dem Göttinger Juristen nicht mit. Die ersten Worte des Hinweises auf Seite 18 („Hoff: M: Heyne: Erklährten im Coll. das...“) und Seite 102 („Von H. Hoffmed. Heyne:...“) ließen nun vermuten, daß es sich bei diesen drei Randbemerkungen um persönliche Vorlesungsnotizen von J. F. A. In der Strohdt handelt, die er bei Sektionen im ‚Collegium anatomi-co-chirurgicum‘ in Hannover während der französischen Besatzungzeit (Oberschelp 1982b, 76) mitschrieb,65 während Direktor Havemann den Unter-richt an der Pferdearzneischule zeitweilig aufgrund der Fremdnutzung der Gebäude stark einschränken und teilweise ganz aufgeben mußte (Günther 1878, 38; Meyer 1950, 28).66
65 Meyer (1950, 22) dagegen ist der Ansicht, daß auch der Unterricht am ‚Collegium anato-mico-chirurgicum‘ aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten während der Besatzungszeit eingestellt wurde. 66 In der Strohdt berichtet in seinem Manuskript „Von den äußerlichen Krankheiten der Pfer-de“ (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.) über pathologische Sektionen an Pferden und Schweinen, die im Sommersemester 1806 stattfanden.
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Bereits 1711 hatten Wundärzte in Hannover eine „Anatomiekammer“ nach fran-zösischem Vorbild eingerichtet, die 1716 mit besonderen landesherrlichen Privilegien versehen wurde und ihre Ernennung zum ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ erhielt. Als Übungsmaterial für die Sektionen dienten Leichen von Hingerichteten, Selbstmördern und von Leuten, die in Armenhäusern und Hos-pitälern gestorben waren (Deichert 1908, 69). Der Unterricht in Anatomie, Chirurgie und Bandagenlehre war für Wundärzte und deren Assistenten unent-geltlich, die Vorlesungen wurden von den Zuhörern mitgeschrieben (ebd., 71). Aufgrund von Stadtbauplänen mußte das Collegium 1789 in einen Neubau am Steintor umziehen (ebd., 75; Meyer 1950, 20). Ernst Friedrich Wilhelm Heine (1770-1833), Sohn des hannoverschen Hofchir-urgen Christian Friedrich Heine, studierte in Celle und Göttingen Medizin und promovierte am 2. April 1792 mit der Arbeit „De vasorum absorbentium ad Ra-chitidem procreandam potentia“ (Rotermund 1823, 145; Meyer 1950, 31). Laut Deichert (1908, 77-78) war Heine seit Einrichtung der Celler Chirurgenschule (ab 1790 ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘) im Jahr 1784 Mitglied des Lehr-personals und bat 1800 um seine Entlassung. Allerdings nennt der Staatskalender des Jahres 1791 Dr. Johann Friedrich Ernst Heine (sic!) als Leh-rer des therapeutischen Faches an der Schule (Staatskalender 1791, 151), und im Staatskalender des Jahres 1803 werden zwei verschiedene Dres. Heine genannt: Ernst Friedrich Wilhelm Heine als Hofmedikus und Demonstrator „bey der Ana-tomie-Cammer“ und Johann Friedrich Ernst Heine als Landphysikus und Zuchthausmedikus, der zugleich am Celler Collegium lehrt (Staatskalender 1803, 37-38). Rotermund (1823, 145) unterstellt alle diese Tätigkeiten E. F. W. Heine, der auch „Hofaccoucheur“ war. Es ist also nicht ersichtlich, ob es nun wirklich zwei Dres. Heine in Hannover gab oder ob beim Druck des Staatska-lenders hinsichtlich der Vornamen Fehler gemacht wurden. Ernst Friedrich Wilhelm Heine quittierte 1800 endgültig den Dienst in Celle und wandte sich Hannover zu. Als Hofmedikus Heine hatte er bereits 1796 die Stelle des ersten Lehrers am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ angetreten und unter-richtete dort Anatomie und Chirurgie. Er erhielt 200 Taler Gehalt und setzte bei der Regierung durch, daß 1802 zwei weitere Ärzte für den Unterricht in Arz-neimittellehre und Krankheitslehre eingestellt wurden. Diese Regelung dauerte jedoch nicht lange an, da bereits im darauffolgenden Jahr der eine Lehrer starb, während der andere seine Tätigkeit aufgab. Heine war der Ansicht, daß die Mo-tivation der Schüler zunehme, wenn sie für den Unterricht bezahlen müßten, daher forderte er für die Bestreitung von Nebenausgaben von jedem Schüler 3
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Taler. 1811 wurde er gleichzeitig Leiter der zugehörigen Hebammenschule (ge-gründet 1782), die ein eigenes Hospital besaß. Heine erteilte in den Sommermonaten geburtshilfliche Kurse und legte diesem Unterricht ein selbst-verfaßtes Lehrbuch zugrunde, das jedoch nicht gedruckt wurde. Ab 1813 war er eines von drei Mitgliedern der Armeemedizinalbehörde, die – nach britischem Vorbild – für die zivile und militärische Oberaufsicht in medizinischen Angele-genheiten im Königreich Hannover zuständig war. Im Jahr 1825 wurde das Collegium in Celle mit dem hannoverschen vereinigt; Heine saß nun in der Auf-sichtsbehörde, die sich „Ephorat der königl. chirurgischen Schule“ nannte (Deichert 1908, 75-79, 103-105, 111 u. 315). Es wundert nicht, daß In der Strohdt neben seinen Vorlesungen an der Pferde-arzneischule, wenn diese denn stattfanden, die Sektionen im ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ besuchte, denn zur damaligen Zeit war die Tierheilkun-de noch kein selbständiges Fachgebiet. Viele Ärzte begannen sich der neuen Wissenschaft zu widmen. Schon F. A. D. Bock hatte erst am ‚Collegium anato-mico-chirurgicum‘ in Celle die Wundarzneikunst gelernt und später dort unterrichtet (Froehner 1941/42, 20), bevor er parallel zum Studium an der Berli-ner Tierarzneischule Vorlesungen am dortigen ‚Collegium medico-chirurgicum‘ hörte (Günther 1878, 155-156). Sowohl Bock als auch Heine waren demnach im selben Zeitraum als Lehrkäfte an der Chirurgenschule in Celle tätig (Staatska-lender 1791, 151); sie kannten sich also persönlich! In den Kapiteln „Splanchnologie“ (40 u. 46) und „Angiologie“ (97/98) finden sich im laufenden Text weitere Randbemerkungen, die allerdings keine Litera-turangaben enthalten. Es ist nicht ersichtlich, ob sie einem gedruckten Werk entnommen sind, oder ob es sich um persönliche Notizen aus einer Vorlesung handelt, die nachträglich vom Schreiber eingefügt wurden. Ebenfalls im angiologischen Kapitel (113 u. 117) verweist In der Strohdt zwei-mal auf „Hoffmanns Praktische Roßheilkunde 2ter Band...“.67 Lediglich der Band 1 dieses Buches ist in Deutschland noch in den Beständen der Universi-tätsbibliotheken in Leipzig und München vorhanden. Nach Aussage von Frau Künstling (2002, schriftl. Mitt.) von der Universitätsbibliothek Leipzig befindet sich der von In der Strohdt zitierte Paragraph 751 nicht in diesem Werk.
67 Hoffmann, Carl (1805): Praktische Roßheilkunde oder Anleitung zur Kenntniß und Heilung der örtlichen und allgemeinen Krankheiten. Bd. 1. Keyßer, Erfurt
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Auf Seite 108 des gleichen Kapitels ergänzt In der Strohdt den Inhalt des Textes durch Aussagen von Direktor Havemann, Leiter der Pferdearzneischule Hanno-ver, und Professor Fehr, Leiter der Tierarzneischule in Münster. Während er die Fakten von Havemann wahrscheinlich in dessen Vorlesung über die Krankheiten des Pferdes gehört hat (vgl. Marx 1981, 8), nennt er bei Fehr den Literaturnach-weis.68 Das Buch befindet sich heute noch in der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Hannover, und der Hinweis konnte auf Seite 98 nachgewiesen wer-den. Auch im Kapitel der Splanchnologie (45) versucht der Schreiber, die im Text dargelegten Fakten mit einem zusätzlichen Verweis zu untermauern. Er bedient sich dabei der „Bibliothek für Thierärzte 2ter Band...“. Die einzige Ausgabe dieses Werkes befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Augsburg.69 An-hand einer Kopie konnte diese Randbemerkung verifiziert werden. Neben den eigentlichen Literaturhinweisen befinden sich im Text weitere „indi-rekte“ Querverweise, die vermuten lassen, daß der Urheber des Textes die Lehrmeinungen führender Gelehrter dieser Zeit in sein Manuskript einfließen ließ, auf Seite 24: „Ein Gelehrter in Berlien hat neulich die Entdeckung ge-macht, daß...“. Ein Vergleich mit einer anonymen Handschrift aus dem Jahr 179970 fördert Erstaunliches zutage, denn dort steht auf Seite 42: „Humbold in Berlien hat, die Endekung gemacht, das...“. In beiden Manuskripten wird von der Tatsache berichtet, daß ein Froschherz, welches bereits seit längerer Zeit aus dem Körper entfernt wurde, noch 24 Stunden später zu Kontraktionen gebracht werden kann. Daraus schloß man, daß die Reizbarkeit eine Eigenschaft der Muskelfasern sei, die jedoch ohne den Einfluß der Nerven keine Wirkung habe. Alexander von Humboldt (1769-1859) war schon zu seinen Lebzeiten eine Be-rühmtheit und anerkannte wissenschaftliche Autorität. Eigentlich zum Staatsdienst bestimmt, studierte er ab 1787 zunächst Ökonomie in Frank-furt/Oder, bevor er 1788 nach Berlin zurückkehrte, um sich seinen
68 Fehr, Joseph (1806): Ausführliche Beschreibung der im Frühjahr 1805. herrschend gewese-nen sogenannten Brustseuche der Pferde, ihrer Ursachen, Kennzeichen und Heilmittel. J. F. Röwer, Göttingen (TiHo Bibliothek, Sign. Mon 6447). 69 Bibliothek für Thierärzte, Landwirthe und Liebhaber der Thierarzneikunde. Zweyter Band welcher den dritten Theil der Anatomie, nemlich die Lehre von den Drüsen und Eingeweiden enthält. Marburg 1795 (Sign. 02/X. 7. 8. 47-2). 70 Bock, Friedrich (1799): Anatomie oder die Zergliederungskunst todter Tiere von Herrn F. Bock. (TiHo Bibliothek, Sign. HS-A 31).
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naturwissenschaftlichen Interessen zu widmen: Er schrieb dort mit dem Botani-ker Willdenow eine Arbeit über blütenlose Pflanzen. Im Jahr 1790 reiste Humboldt nach Göttingen, wo er unter anderem an den Vorlesungen von Johann Friedrich Blumenbach und Christian Gottlob Heyne teilnahm (Gärtner 1964, 25). Seit 1792 führte er eigene Versuche über „die gereizte Muskel- und Nerven-faser“ durch (Zimmermann 1899, 13). Im selben Jahr machte Humboldt die Bekanntschaft von J. W. von Goethe. Von Professor Blumenbach mehrfach dazu aufgefordert, seine Ergebnisse doch zu veröffentlichen, bestand Humboldt zu-nächst auf einer eigenen eingehenden Überprüfung seiner Forschungsresultate (Gärtner 1964, 49 u. 50), bevor er diese 1797 in zwei Bänden selbst herausgab (Zimmermann 1899, 13).71 Zu diesem Zeitpunkt war er bereits im Dienst der preußischen Bergwerks- und Hüttenverwaltung. Während mehrerer Auslands-aufenthalte verfaßte er verschiedene naturwissenschaftliche Schriften. 1798 erhielt er vom spanischen König die Erlaubnis, die amerikanischen Kolonien zu bereisen und dort Forschungen anzustellen. So verbrachte Humboldt die Jahre 1799-1804 in Südamerika. Die zahlreich gesammelten Fakten wertete er an-schließend in seinen Pariser Jahren aus (1804-1827). Ab 1829 lebte er bis zu seinem Tod wieder in Berlin und stand in Kontakt mit zahlreichen großen Per-sönlichkeiten seiner Zeit (Gärtner 1964, 26-32). In Humboldts Buch „Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser“ kann man nachlesen, was in den beiden Handschriften von 1799 und 1806 über die Kontraktionen eines Froschherzens berichtet wird (Humboldt 1797, 343-346). Allerdings scheint der Humboldtsche Versuch auf früheren Forschungsergebnis-sen von Haller zu basieren. Die Beobachtung, daß das isolierte Froschherz noch Stunden, nachdem es aus dem Körper entfernt worden ist, schlägt, veranlaßte ihn zur Feststellung, daß das Herz nicht nur durch Gehirn und Arterien zu Kon-traktionen gereizt werde, sondern daß auch irgendeine Ursache, die in der Struktur des Herzens selbst liege, dazu beitrage (Boschung 1997, 245).72 Auf den Seiten 22-24 der Handschrift werden Versuche zur Reizung eines Mus-kels dargestellt. Dort bemerkt der Schreiber, daß es egal sei, ob man den Muskel selbst oder seinen Nerv reize, das Ergebnis bleibe dasselbe. Unterbinde man je-doch einen Nerv, der zum Muskel hinführe, so würde er gelähmt. Ein Reiz, der
71 Humboldt, Alexander von (1797): Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser nebst Vermuthungen über den chemischen Process des Lebens in der Thier- und Pflanzen-welt. Bd. 1 u. 2. Decker & Co., Posen und H. A. Rottmann, Berlin (TiHo Bibliothek, Sign. Mon 1862). 72 Vgl. auch von Haller 1788, 70 § 102.
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zwischen Band und Gehirn angebracht werde, könne den Muskel nicht zur Kon-traktion bringen. Brächte man ihn jedoch unter dem Bande an, „so folgt noch eine Zeitlang die Bewegung der Muskel“. Bei der Reizung des Rückenmarks kontrahierten sich diejenigen Muskeln, die unter der gereizten Stelle ihre Ner-venursprünge haben. Werde der Nerv durchschnitten, seien keine Kontraktionen mehr möglich; diese Lähmung verschwände allerdings bei erneuter Zusammen-fügung des zerschnittenen Nervs. Unterbinde man die Arterie eines Muskels, so werde dieser ebenfalls langsam gelähmt, „weil dem Muskel jetzt die Nahrung entzogen“ wird. Auch diese Versuchsreihe basiert auf Hallers Forschungen. In seinem Buch „De partibus corporis humani sensibilibus et irritabilibus“ berichtet er eingehend von diesen Experimenten, die der italienische Arzt Bellini73 bereits im 17. Jahrhun-dert durchgeführt hat. Er, Haller, habe diesen Versuch lediglich öfter wiederholt; auch die bereits oben erwähnte Beobachtung am isolierten Froschherzen sei von Baglivi, einem anderen italienischen Arzt, schon gesehen worden (Sudhoff 1922, 35-37). Aber auch Humboldt führte die Versuche mit dem unterbundenen Nerven auf verschiedenste Weise durch und kam zu ähnlichen Ergebnissen (vgl. von Humboldt 1797, 208-213).74 Des weiteren wird im Manuskript die Wirkung von Opium auf Muskeln und Nerven (19/20 u. 26) beschrieben: Es sei in der Lage, die Reizbarkeit vollstän-dig zu hemmen, jedoch würde die Schnellkraft (Contractilität), eine Eigenschaft der Zellfasern, erhalten bleiben. Und auch hier sei es egal, ob der Muskel oder sein Nerv mit dem Opium in Berührung komme, die Wirkung bleibe die Glei-che. Je weniger Nerven jedoch ein Muskel habe, um so weniger sei er durch Opium zu beeinflussen. Als Beispiel wird hier die Beobachtung angeführt, daß das Herz noch weiterschlage, auch wenn bereits alle anderen Muskeln „erschlaft seyn“. Dies führt zur Vermutung, daß eben dieses Organ die wenigsten Nerven von allen habe. Auch die Tatsache, daß venöse Opiuminjektionen schläfrig ma-chen, ist durchaus bekannt (116). Haller beschreibt in seinen „Abhandlungen über die Wirkung des Opiums auf den menschlichen Körper. Teil 1“ den Gelehrtenstreit darüber, welche Auswir-kungen das Opium nun wirklich auf den Organismus hat. Die 73 Laurentius Bellini (1662): Exercitatio anatomica de structura et usu renum. Florenz. 74 Humboldt stand in regem Briefwechsel mit Professor Abildgaard von der Kopenhagener Tierarzneischule, der ebenfalls umfassende Experimente zur Reizbarkeit von Nerven und Muskeln durchführte (von Humboldt 1797, 89 u. 427).
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Versuchsergebnisse der einzelnen Forscher sind zu unterschiedlich: Einige beo-bachteten eine Verminderung des Herzschlages, andere stellten keinerlei Veränderungen fest. Haller selbst war zu diesem Zeitpunkt schon sehr krank und behandelte sich selbst mit Opiumgaben. Er beschrieb Beobachtungen an sich selbst und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung dieses Wirk-stoffes. Diese erste Mitteilung seiner Abhandlungen beschreibt den Zeitraum 1773-76; sie wurde anläßlich der Jahresfeier am 16. November 1776 an der Uni-versität Göttingen verlesen (Hintzsche, Wolf 1962, 3-8). Auf den Seiten 105/106 des Manuskripts wird die Behauptung, daß die Arteri-en zunächst ins Herz und später in die verschiedenen Organe führen, wiederum durch Fakten aus Hallers Physiologie in Form eines weiterführenden Literaturhinweises untermauert. An der betreffenden Stelle in Hallers Buch be-richtet jener von der Entdeckung des großen Blutkreislaufs durch Harvey (Haller 1788, 47 § 63 u. 51 § 71/72) und beschreibt ausführlich dessen Theorie. William Harvey (1578-1657) absolvierte zunächst den Bachelor of Arts in Eng-land, bevor er 1599-1602 in Padua Medizin studierte. Ab 1604 ließ er sich als Arzt in London nieder und wurde später Leibarzt der englischen Könige. Als Royalist geriet er in die Auseinandersetzungen zwischen Parlament und Krone, so daß er London verließ und Rektor am Merton College in Oxford wurde. Im Jahr 1646 kehrte er nach London zurück und war weiterhin ärztlich tätig. Seine bahnbrechende Leistung war die experimentelle Entdeckung des großen Blut-kreislaufs, die er in seinem Werk „Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus“ (Frankfurt/Main 1628) der Fachwelt mitteilte (Schott 1966, 614). Mit seiner Beobachtung („Das Blut bewegt sich im Kreis“) widerlegte Harvey die an den medizinischen Schulen immer noch gültige Galenische Physiologie, die in der Naturphilosophie von Platon und Aristoteles wurzelte. Sie gliederte den Organismus in drei Lebenskreise, welche die vitalen Funktionen bedingen. Harvey bediente sich bei seinen Versuchen der empirischen Methode: Experi-mentelle Anatomie und Physiologie mit vergleichenden Sektionen, eigene kritische Beobachtung und schließlich die quantitative Betrachtung und Berech-nung. Damit überwand er bisherige Lehrmethoden, in denen die Erkenntnisse aus der Philosophie übertragen worden waren. Harvey gewann seine ersten Erkenntnisse durch die Beobachtung des Blutkreis-laufs von Fröschen und Fischen unter dem Vergrößerungsglas (Mani 1996, 207-
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208). Auch Haller wiederholte diesen Versuch häufig, um weitergehende Unter-suchungen anzustellen (Sudhoff 1922, 40-41). In der Handschrift wird ebenfalls auf dieses Experiment hingewiesen: “am Gekröße des Frosches und den Floß Federn der Fische sieht man deutlich durchs Vergrößerungs Glaß: daß Blut durch die Arterien vom Herzen nach den Theilen hinbewegt werden“ (106). Im Kapitel „Splanchnologie“ der Handschrift werden bei der Beschreibung des Magens „röthliche Insecten Österus Larven“ erwähnt (58). Direktor Have-mann pflegte in seiner „Vorlesung über die innerlichen Krankheiten der Pferde“ speziell auf die verschiedenen Endoparasiten und deren Auswirkungen auf den Wirtsorganismus einzugehen. In einer Vorlesungsmitschrift aus dem Jahr 1799 heißt es: „Die sogenannten Magenwürmer oder Oestruslarven ‚entspringen vom Oestrus‘ (unter Oestrus versteht man eine Fliege oder Bräme und unter Larve eine Puppe).“ Sie saugen sich mit dem Kopfende in die Magenhäute und sind je nach Jahreszeit verschieden gefärbt: „bald rot, bald blaß, bald weißlich“. Schon Havemann wußte, daß der Parasitenbefall durch orale Aufnahme der Eier erfolg-te, die zuvor von Fliegen auf das Gras abgelegt worden waren. Ein wirksames Medikament war nicht bekannt, und so sagte er: „Es ist ein Glück für Mensch und Vieh, daß die Würmer nicht schädlich sind.“ (Marx 1981, 147-149). Im März 1800 hielt Havemann vor der Naturhistorischen Gesellschaft in Han-nover einen Vortrag „Ueber die Oestrus-Larven bei den Pferden“, der später veröffentlicht wurde. Er erläuterte darin zunächst die Theorien der verschiede-nen Gelehrten (u. a. Kersting und Abildgaard), bevor er seine eigene These darlegte, die im Wesentlichen auch in zeitgenössischen Vorlesungsmitschriften wie der oben zitierten zu finden ist. 75 Der Leiter der Kopenhagener Tierarzneischule, Prof. Peter Christian Abildgaard (1740-1801), erhielt während seiner Ausbildung in Lyon Anregungen zu hel-minthologischen Untersuchungen, denen er sich später in Kopenhagen widmete. Er veröffentlichte mehrere Arbeiten auf diesem Gebiet, darunter auch eine Stu-die über die „Wurmkolik beim Pferde“ (1787). Er wies erstmalig auf die Kotuntersuchung als Diagnostikum hin, um abgehende Würmer zu untersuchen. Auch Abildgaard war der Meinung, daß der damals als einziger Palisadenwurm bekannte Strongylus equinus „wohl durch Eier in das Pferd“ käme. Im Jahr 1793 führte er den ersten positiv verlaufenden Tierversuch durch. Dennoch konnte er sich nicht gegen die damalige Lehrmeinung behaupten, die besagte: „Wenn die 75 Vgl. Neues Hannöverisches Magazin, 20tes und 21tes Stück (10 und 14. März 1806), 205-336.
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Gedärme zu träge werden, werden die Würmer von diesen erzeugt“ (Enigk 1986, 23-24). Abildgaard und Havemann standen im regen Briefwechsel, so daß man davon ausgehen kann, daß Havemann viele Fakten ungeprüft von jenem übernahm, denn er selbst hatte die Magenwürmer nie gesehen (Marx 1981, 147). Auch mag die Bekanntschaft mit Karl Asmus Rudolphi (1771-1832) zu weiteren wissen-schaftlichen Erkenntnissen bei Havemann geführt haben, die er in seine Vorlesungen einfließen ließ. Rudolphi widmete sich nach seinem medizinischen Studium eingehend den Helminthen. Auf seiner Reise durch verschiedene euro-päische Länder in den Jahren 1801-03 hatte er viele Gelegenheiten, Material zu sammeln und anschließend zu katalogisieren (Enigk 1986, 40-41).76 Bei den „Östrus-Larven“ im Manuskript aus dem Jahr 1806 handelt es sich nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand um die Helminthenspezies Tricho-strongylus axei, Habronema spp. und Draschia spp., die sich als Adulte in und auf der Magenschleimhaut im Bereich der Fundusdrüsenzone aufhalten. Sie ver-ursachen dort Nekrosen und Erosionen des Schleimhautepithels (Trichostrongylus axei), die zur Bildung von Knoten mit kraterförmiger Einzie-hung führen (Draschia megastoma). Wie schon Havemann erkannt hat, werden die Eier durch Fliegen an das Pferd gebracht und gelangen durch orale Aufnah-me in dessen Magen (Eckert 2000, 351-406). Abschließend soll noch der auf den Seiten 89/90 der Handschrift beschriebene Versuch Erwähnung finden: Es war damals durchaus bekannt, welche Auswir-kungen die orale Eisenzufuhr auf die Milz hatte. So wird hier der Unterschied zwischen zwei Pferden beschrieben, von denen eines Wasser erhält, in dem „ge-glühetes Eisen abgelöscht ist“, während das andere kein vorbehandeltes Wasser bekommt. Anschließend fand man heraus, daß das Blut des ersten Pferdes we-sentlich eisenhaltiger und die Milz deutlich kleiner als üblich war. Somit galt als erwiesen, daß das Eisen ins Blut übergeht und auf die Milz wirkt.77
76 Siehe auch Rudolphi, Karl Asmus (1804): Bemerkungen aus dem Gebiet der Naturge-schichte, Medizin und Thierarzneykunde. 1. Theil, Realschulbuchhandlung, Berlin. 77 Vgl. Ohlendorf, Marietta (1998): Ein Beitrag zur Ernährungsforschung beim Pferd im 19. und 20. Jahrhundert – Mineralstoffe und Vitamine. Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss. Steffens, Brigitte (1996): Ein Beitrag zur Fütterung und Haltung von Militärpferden im 18. und 19. Jahrhundert. Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss. Naber, Agneta (1990): Haltung und Fütterung der Pferde in den Gestüten des hannoverschen Königshauses. Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss.
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8.2 Literaturhinweise aus der Handschrift von 1806
Im folgenden sind die Randbemerkungen von In der Strohdt, die er nachträglich in die Handschrift eintrug, in voller Länge wiedergegeben. Die entsprechenden Textbelege aus zeitgenössischen gedruckten Werken wie beispielsweise Hallers „Physiologie“ („Siehe H. Phys.“ (3)) wurden - soweit es möglich war - mit den entsprechenden Büchern verglichen und vollständig aufgeführt.78 Die Hinweise sind gemäß ihrer Reihenfolge im Manuskript eingeordnet. Die fett gedruckten Zahlen verweisen auf die entsprechenden Seiten in der Handschrift. Fußnoten aus dem Hallerschen Originaltext sind mit Kleinbuchstaben gekennzeichnet und werden direkt im Anschluß an den jeweiligen Hinweis zitiert. - H. Physiol. Siehe § 6 &. Pag: 4: Aus Erdtheilchen, die der Länge nach zu-
sammenhängen, und mit einander durch den dazwischen befindlichen und bindenden Leim vereinigt sind, entsteht die erste einfache Faser, die man sich eher denken, als sinnlich vorstellen kann. § 7: Mit den Fibern aber, welche unser Auge als die ersten (als die Stammfasern) entdeckt, verhält es sich fol-gendermaßen. Die erste Art von Fibern ist linienartig; ihre Länge übersteigt bey weitem ihre Breite, und die Elementartheilchen befinden sich in grader Linie, gemeinhin, sogar mit den nächstliegenden parallel. Solche Fibern fin-den wir in den Knochen, auch im Kinde in Mutterleibe (a) sind sie leicht wahrzunehmen; ferner in den Sehnen, Bändern, Muskeln; daher ich bemer-ken muß, daß wir nicht die kleinsten Fibern mit unsern Augen erreichen, sondern nur größere, die aus den kleinsten bestehen, aber, wie sie, grade und dünne sind. Daß aber selbst diese kleinsten nicht anders gebildet werden, scheinen Muys und Leeuwenhocks Vergrößerungsgläser zu zeigen, wodurch die Muskelfiberchen bis auf die letzte äusserst feine, völlig wie die großen, und eben so linienartig erscheinen. § 8: Eine andere Art sind die Blättchen,
78 Vgl. Haller, Albrecht von (1788): Grundriß der Physiologie für Vorlesungen. Hrsg. von G. Th. Sömmerring und P. F. Meckel. Haude und Spener, Berlin. Hoffmann, Carl (1806): Praktische Roßheilkunde oder Anleitung zur Kenntniß und Heilung der örtlichen und allgemeinen Krankheiten. Bd. 1 und 2. Keyßer, Erfurt. Fehr, Joseph (1806): Ausführliche Beschreibung der im Frühjahr 1805. herrschend gewese-nen sogenannten Brustseuche der Pferde, ihrer Ursachen, Kennzeichen und Heilmittel. J. F. Röwer, Göttingen. Bibliothek für Thierärzte, Landwirthe und Liebhaber der Thierarzneikunde. Zweyter Band welcher den dritten Theil der Anatomie, nemlich die Lehre von den Drüsen und Eingeweiden enthält. Marburg, 1795.
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wo öfters eine größere Breite mit einer kleinern Länge verbunden wird. Das lockere Zwischengewebe derselben nennt man das Zellgewebe (tela cellulo-sa) (Zellstoff). (a) Man sieht das am besten bey dem Seiten- Stirn- und Schlafbeine, wenn ein Kind Wasser im Kopf gehabt hat, auch bey Zähnen größerer Thiere, die noch nicht aus ihren Hölen hervorgebrochen sind. (MS 1806, 2)
- Siehe H. Phys. § 3. Pagn 3: Die Fiber überhaupt stellt im ganzen meh-rentheils eine Linie von unbeträchtlicher Breite, oder vielmehr einen dünnen Cylinder vor. Daß ihre dauerhaftern Theile erdigt sind, lehrt das Verbrennen, und eine langanhaltende Fäulung. (3)
- Siehe Hall: Phys: Pag: 14. § 21 &: Die Blätter des Zellengewebes haben ü-
berall offene Zwischenräume, und bilden eine über den ganzen Körper (b) zusammenhängende Höle. Schlächter machen durch Einblasen an einer ein-zigen Stelle, daß die Haut über den ganzen Körper sich erhebt; die Wundärzte in Aethiopien thun dasselbe durch einen einzigen Einschnitt, den sie in dieser Absicht machen. In der Wundgeschwulst (emphysema) schwillt der ganze Körper an, weil zwischen die Haut Luft eingetreten, und daselbst verblieben ist. Man weiß Beyspiele, wo fremde Körper zwischen die Haut gedrungen, und an ganz entlegenen Stellen wieder zum Vorschein gekom-men sind (c). Eiter setzt sich zuweilen an ganz andern Theilen ab, als wo es erzeugt worden. Auch die Krankheiten, wo Wasser in alle Zellen des Körpers abgesetzt, und aus ihnen insgesammt, durch einen Schnitt, an einer einzigen Stelle abgelassen wird, beweisen dasselbe. Daß hievon keine Art des Zellge-webes ausgenommen sey, beweist der Fall einer Windgeschwulst, wo sogar die glasartige Feuchtigkeit des Auges Luft aufgenommen hatte, und in einer andern Krankheit, wo sich hydropische Gallert selbst in die schwammigten Körper der männlichen Ruthe ergoß. (b) Das Zellgewebe im ganzen thierischen Körper hat eben soviel Gemein-schaft in allen Hölen unter sich, als die schwammige (utricularis) Substanz bey den Gewächsen. (c) Schrotkörner, Kugeln, Nadeln, Nehnadeln vorzüglich. (5)
- Siehe H. Phys. Pag: 15. § 22. et Pag: 16. §. 24: Man muß diesem Zellgewebe
seinen ganzen Werth zugestehen, wenn man bedenkt, daß von ihm allein die nöthige Festigkeit und Stärke aller Schlagadern, Nerven, Muskelfasern, und folglich des daraus zusammengesetzten Fleisches und der Eingeweide selbst, abhängt. Aber es rühren auch die Gestalt der Theile, die erforderliche Kürze,
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die Beweglichkeit, die Zellen, die Krümmungen, blos und allein von diesem Gewebe, welches hier schlaffer, dort fester ist, her: schneidet man es durch, so wird alles länger und fällt schlaff zusammen. Es bildet mit Hülfe der Ge-fäße, Nerven, Muskel- und Sehnigten Fasern, (die es selbst größtentheils ohnehin ausmacht,) alle Eingeweide, alle Muskeln, Drüsen, Bänder und Kap-seln. Zuverlässig von ihm ganz allein und seiner verschiedenen Länge, Spannung, Menge und Verhältniß kömmt die Verschiedenheit der Drüsen und Eingeweide, kurz bey weitem der größte Theil des Körpers her; wenn auch nicht gerade der ganze Körper aus diesen zelligten Fäden gewebt ist. § 24: Das Fett ist von mannigfaltigem Nutzen. Es befördert überall die Mus-kelbewegung, mindert das Reiben, hindert die Steifigkeit, füllt die um die Muskeln und verschiedene Eingeweide liegende Lücken aus, um ihnen bey ihrer Bewegung nachgeben, und in der Ruhe als Küssen dienen zu können; es macht hauptsächlich die Schwere des Körpers aus; es leitet und deckt die Ge-fäße; dehnt die Haut in gleichem Verhältnisse aus; dient statt Polster, und macht schön; es mildert auch wol durch seine Zumischung die Schärfe eini-ger Säfte; es macht den Hauptbestandtheil der Galle aus; wenn es aus den Knochen durch die Knorpelrinden schwitzt, vermischt es sich mit dem Ge-lenksaft (d); nachdem es wieder eingesogen worden, öhlt es die Fasern der Knochen; indem es durch die Schweißlöcher ausdünstet, widersteht es der austrocknenden Rauhigkeit der Luft; aus dem großen und kleinen Gekröse, dem Netze und um die Nieren, schwitzt es beym lebenden Menschen in ei-nem zarten Dampf aus, und salbt die Oberfläche der Eingeweide; als Zwischenlage hindert es das Verwachsen der Theile untereinander. (d) Wenn ich auch alle Nutzen des Fettes zugeben müßte, so könnte ichs doch in diesem Betreff nicht, theils weil mir nichts unwahrscheinlicher ist, als daß das Mark durch den Knorpel schwitzen könnte, theils weil Fett genug außerdem in den Gelenken vorräthig ist. (6 und 9)
- Siehe H. Ph: 17. § 25: Das Fett wird in seine Zellen während des Schlafs, der
Ruhe des Geistes und Körpers, und verminderter Kraft des Blutes (e) abge-setzt; schadet aber, wenn es sich zu stark anhäufet, denn es drückt die Blutadern, widersteht der Kraft des Herzens, verursacht Keuchen, Schlagfluß und Wassersucht. Das Fett wird auch wieder in die Venen (f) schleunig auf-genommen, und wenn nun die Schlagadern es geschwind fort befördern, rinnt es vor den Ausführungsgängen vorbey, und verzehrt sich solchergestalt durch starke Leibesübungen, Wollust, anhaltendes Wachen, Gemüthsunruhe, Speichelfluß, Durchfälle, Fieber, Fasten, und durch Eiterungen. Kömmt es ins Blut zurück, so verstärkt es die hitzigen Krankheiten, färbt den Harn, und
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macht einen Theil seines Bodensatzes aus. In schwächlichen Körpern wird kein Fett, sondern bloße Gallerte in die Zellen abgesetzt. Daher entsteht die allgemeine Wassersucht (hydrops anasarca) und die Wassersucht des Hoden-sacks in seinen äussern Theilen. (e) Auch bey Fehlern in der Leber; denn Schläfrigkeit, Anhäufung des Fetts, Neigung zur Wassersucht, und Leberzufälle, pflegen sich wie im Zirkel un-tereinander zu drehen, und eins das andere zu erzeugen. (f) Nicht in die Blutvenen, sondern in die einsaugenden Gefäße. (7 und 8)
- Hoff: M: Heyne: Erklährten im Collg. das der Substanz der Dentus /: Seh-
nen:/ blos ein zusammen gedrängtes Zellengewebe sey! wie zum beyspl. alle Tentunöesen und membranöese Häute als: Bauchfell, Netz & daher deßen Trennung bey Menschen, durch eine sorgfältige u. beobachtende unbeweg-lichkeit u. Ruhe, u. in eine möchlichst angebrachte Berührung der Enden, selbst die Achjlles Sehne, sich bald wieder vereinigt! u. oft eine ganze zwi-schen Lücke, erst durch zellengewebe, demnächst zur Sehne sich vereiniget, u. wieder brauchbar wird. (18)
- Hoff: M: Heyne: Indem eine jede Nerve, ihre eigene Arterie u. Vene erhält. –
Und die Abzweigungen der Arterien verbinden sich an keinen bestimmten Ort, sondern machen Abweichungen. (24)
- diejenige Lymphe woraus die Eigentliche Milche praepariert, wird in den
Drüßen des Euters abgesondert, u. in den Ductum Thoracicum /: Milch Brustgang:/ geführt. Die beyden große, unter dem Bauche liegende, fälsch-lich Milchadern genannt, Enthalten gereinigten Chylus oder Saft, und führen ihn nach der Lungen zu, u. wird als dann dem Blute bey gemischt. (40)
- Bibliothek für Thierärzte 2ter Band. Pag: 361 &: Pferde 28 Ellen Paris,
Rindv: 42 Ellen, Schaafe 34 Ellen. Im Originaltext steht: 2) Ihre Länge, wel-che bei einem gewöhnlichen Pferde ohngefehr sieben und zwanzig oder acht und zwanzig Pariser Ellen, den Magen und Schlund mit darunter gerechnet, beträgt, also daß die dicken Därme ohngefehr fünf Ellen lang sind, und die dünnen ohngefehr achtzehn. Bei den wiederkäuenden Thieren ist die ge-sammt Länge sehr viel beträchtlicher: die von dem Rinde beträgt ohngefehr zween und vierzig Ellen, und die von dem Schaafe machet ohngefehr vier und dreißig. (45)
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- Alle Thiere mit Wirbelbeinen haben ein höhlenförmiges Respirations Organ in der Brusthöhle, das sich mit einer engen Oeffnung in den Rachen endet. In dem Maaße, als deßen Bildung zurücktritt, Tretten die Kiemen hervor. Die Säugetiere haben die vollkommensten Lungen. In den Amphibien sind die Lungen weniger ausgebaut. Endlich haben auch die Fische, die letzte Klaße der Thiere mit Wirbelbeinen, Lungen, nemlich eine Schwimmblase. (46)
- Siehe Hall: Phys: Pag: 46 § 61: Daß ferner das Blut in den Arterien vom
Herzen ab zu den äußersten Theilen fließe, beweiset das Vergrößerungsglas, und ein bey lebendigen Thieren um die Arterien gelegtes Band (g). Eine jede Arterie, welche man unterbunden hat, schwillt zwischen dem Herzen und dem unterbundenden Theile an, zwischen dem Bande und dem übrigen vom Herzen entfernten Theile aber wird sie leer, schlägt an dieser Stelle nicht, und giebt auch eben daselbst, wenn man sie öffnet, kein Blut. Eben das, was ein Band künstlich ausrichtet, thun Krankheiten, drückende Geschwülste, (Puls-adergeschwulst) ihre eigene kränkliche Ausdehnung, welche die Bewegung, die vom Herzen kömmt, unterbricht. Man hat an den mehresten Schlagadern diese Versuche gemacht, ich selbst habe sie auch angestellet. Eine doch nur scheinbare Ausnahme verursacht die Vereinigung einer Schlagader mit einer andern, oder auch das Blut, das in den dem Bande nächsten Zweig schlüpft, oder das Blut, das in einem sterbenden Thiere zurücktritt. Pag: 51 § 72: Es ist also der Kreislauf des Bluts von jedermann unter die Wahrheiten in der Heilungskunde aufgenommen worden. Alles Blut nemlich des menschlichen Körpers wird durch die Aorta vom linken Behälter des Herzens in die gegen die äußersten Theile gerichteten arteriösen Aeste geführt: Alles Blut geht in die kleinsten Venen über, von da in die größern, durch diese in die großen und die Hohl- oder Stammvene bringt es ins Herz zurück, und diesen Gang wiederholt es ohne Unterlaß. (g) Unter den Gründen, welche den wahren Gang des Bluts aus dem Herzen in die Arterie beweisen, sollte man die Bildung, den Mechanismus und das Verhältniß der halbmondförmigen Klappen, zwischen den beiden großen Arterien und den Kammern, die man in allen Säugethieren bemerket, nicht vergessen; denn diese verhindern durchaus den Rückgang des Blutes aus den Arterien ins Herz. (96)
- Die Insecten haben keine Blutgefäße, also auch keinen Kreislauf; das Blut
wird vom Speise Kanal abgesondert und ergießt sich unmittelbar in die zwi-schen räume aller innern Theile. Es kann daher nicht, wie bey den übrigen Thieren, dem Respirations Organ zugeführet werden. Sondern dieß breitet
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sich überall zwischen daßelbe aus. Sonderbar ist es, daß die Würmer, wenige ausgenommen unter allen Thieren ohne Wirbelbeine alle rothes Blut haben, daß durch ein (97)
- Ein Vollkommenes Gefäß System, aber ohne Herz herein getrieben wird. Die
Arterien gehen unmittelbar in die Venen, und die Venen in die Arterien über. (98)
- Von H. Hoffmed: Heyne: Bey kaltblütigen Thieren Reduciert die Natur einen
Verlohrenen Theil eher wieder, u. verträgt daher auch mehr, als die welche von hitziger Natur und Geblüte sind. z. b. bey einem Krebs kann sie in kurt-zer Zeit, eine abgegangene Schere ohne Nachtheil volständig wieder aufsetzten. Ein ähnliches und größern Beweiß. (102)
- Hall: Physiol. Pag: 51 (50) § 71: Endlich hebt das Vergrößerungsglas bey
dem Schwanz, dem Gekröse, den Füßen der durchsichtigen Thiere allen Zweifel, daß das Blut, wenn es durch die Arterien bis in die äußersten Theile gebracht worden, theils in die Venen, die unzertrennt aus den umgebogenen Arterien entstehen, theils durch die Zweige, die sich aus dem Stamme einer Arterie in eine parallel laufende Vene begeben, folglich durch Venen zu dem Herzen zurückkomme. Dieser Uebergang geschieht nicht nur in den Gefäßen, welche nur für ein Blutkügelchen Raum haben, sondern auch in den etwas größern, welche zwey durchlassen. Ein schwammigtes oder anderes Gewebe zwischen den Arterien und Venen findet sich durchaus nicht. Das lehret das Vergrößerungsglas und Einsprützen, weil die eingesprützte Materie sich zu unförmigen Massen bilden würde, wenn sich ein Zellgewebe zwischen einer Arterie und einer Vene befände. (103)
- Siehe Hallers Phys: Pag: 30. § 44, Anmerkung 21: Ich habe einen neuen Ur-
sprung von Blutgefäßen, wo vorher keine sichtbar waren, ohne allen Widerspruch, gesehen; in der Augenentzündung (chemosis) ist es eine bekannte Sache. Ich habe eine sehr schöne Betrachtung bey einer Frau über ein solches Netz von Gefäßen an der innern Oberfläche der harten Hirnhaut gemacht, wo die Schilddrüse, ihrer Größe wegen, die Kehlvenen gedrückt, und dadurch den Rückgang des Bluts aus dem Kopfe gehindert hatte. Eben das ereignet sich auf den Lungen, der Leber und andern Eingeweiden. (104)
- Siehe Hall: Phys. Pag: 47 § 63: Harvey war der erste, welcher den Gang des
venösen Bluts, das von allen Theilen zum Herzen zurückgeht, durch Versu-
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che so darthat, daß kein Zweifel mehr vorhanden ist. Zuerst führen die Klap-pen zur Wahrheit. Denn diese Klappen haben ein gemeinschaftliches Geschäft, einen jeden Druck, den die Venen leiden, gegen das Herz zu rich-ten, und dadurch dem venösen Blute, wenn es einmal in einen Stamm gelangt ist, den Zurücktritt in die Zweige gänzlich zu verwehren. Denn da die Hölen dieser Segel gegen das Herz zu offen stehen, so tritt das vom Herzen abwärts zurücktreten wollende Blut in sie hinein, und dehnet sie aus. Auf solche Wei-se nähert sich der Theil der Klappen, welcher frey in die Mündung der Blutader hervorhängt, der Are, bis er die Klappe von gegen über erreicht, und den Kanal verschließt. Man sieht dieses, wenn man die Venen aufbläst, un-terbindet, oder ausfüllet: denn nicht leicht wird man gegen die Richtung der Klappen eine Feuchtigkeit in die Venen bringen. Zwar nicht an allen Stellen verschließen sie die Mündung gänzlich, aber doch auch alsdann versperren sie selbe größtentheils. (106)
- Dr. H. D. Havemann zählt unter denselben umständen bey Pfd. 40. Und beim
Rindvieh 60 Pulß-Schläge. P(rofessor) Fehr in Münster: giebt bey Gesunden Ruhigen Pferden 40 bis 45 Pulß-Schläge an. Siehe Fehr Beschreibung der Brustseuche bey Pferdn. Pag: 98 &. (107)
- Siehe Hoffmanns Practische Roßheilkunde 2ter Band Pag: 63. § 751. NB:
Vom Kreislauf des Bluts, Die ganze Blutmaße gehet in einer Stunde wenig-stens 18-20 mal durchs Herz u. macht seinen Kreislauf. (113)
- Siehe Hall: Phys: Pag: 59. § 85: Der Venen, die vom ganzen Körper das
Blut nach dem Herzen zurückführen, sind zwei (h), wenn man die Lungen abrechnet. Die Zergliederer nennen sie die Hohlader, aber der Stamm ist nie ein einziger, er sey denn höchst kurz. Von diesen großen Venen steigt die un-tere, als die größere, im Menschen gleich über dem Zwergfelle mit ihrem rechten Theil rechts etwas vorspringend herauf, so, daß sie mit der obern Hohlader zusammenstößt, und hinterwärts eine Scheidewand zwischen dem ihr gehörigen rechten und dem linken Behälter bildet, mit dem linken Theil aber verliehrt sie sich ins rechte Herzohr, dessen Fibern mit den Fibern der Hohlader in eines fortgehen. Eben dieses gilt auch von der obern Hohlader. (h) Sehr selten scheinen drey dazuseyn, wo alle Venen der linken Seite des Kopfs, Halses, Arms und Brust in einen gemeinschaftlichen Stamm zusam-menfließen, der sich in den Behälter der Hohlvenen, oder den rechten, begiebt. (114)
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- Siehe Hoffmanns Practische Roßheilkunde 2ter Band Pag 63. § 751. NB: Die Lymphatischen Gefäße besitzen an u. für sich große Schnelligkeit zum Einsaugen. In einer Secunde hat man Feuchtigkeiten 4 Zoll weit fort bewegt gesehen. (117)
8.3 Vergleich der drei Handschriften
8.3.1 Das Manuskript aus dem Jahr 1799
In der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Hannover wird unter der Signa-tur HS-A 31 ein Manuskript mit dem Titel „Anatomie oder Zergliederungs-Kunst todter Thiere von Herrn Friedrich Bock. Prosektor und zweyter Lehrer der Königlich khurfürstlichen Thier Arzney Schule in Hannover.“ aus dem Jahr 1799 aufbewahrt.79 Es handelt sich um ein Büchlein im DIN A 5-Format, das 147 Seiten umfaßt. Die anonyme Handschrift wurde offenbar von drei verschiedenen Schreibern verfaßt. Alle Schriftbilder sind sauber und klar; nur selten sind Tintenflecke oder durchgestrichene Wörter zu finden. Im ersten Teil (1-78) ist der Text fortlaufend geschrieben worden. Unterstrichene Überschriften im Manuskript signalisieren Themenwechsel. Ab Seite 79 ändert sich das Schriftbild: Wie bei einem Buch befinden sich auf jeder Seite Überschriften des jeweiligen Themas. Der letzte Schreiber (122-147) führt dieses Prinzip fort. Die Schreiber haben offensichtlich nach Diktat geschrieben, wobei der Vortra-gende nicht in Sprecheinheiten, sondern in syntaktischen Einheiten diktiert hat. Um den Einsatz wiederherzustellen, hat er jeweils das letzte Wort wiederholt, welches von den Schreibern an einigen Stellen doppelt geschrieben wurde. Es scheint, als haben diese beim Schreiben den Satzzusammenhang nicht im Kopf gehabt. Dafür spricht auch die mangelnde orthographische Konstanz (vgl. 5, Häute – Heute). Laut Ahlzweig (2001, schriftl. Mitt.) ist der Vortragende und/oder der Verfasser des Manuskripts auf der Höhe der zeitgenössischen Popularphilosophie gewe-sen. Er hat versucht, seine Vorlesung systematisch so aufzubauen, daß die verwendeten Fachtermini erst eingeführt und dann definiert werden. Es ist auf-
79 Vgl. auch Bocks Mitteilung an das Oberhofmarstallamt über seinen Unterricht am 1. Januar 1798 (Günther 1878, 34-38).
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fällig, daß fremdsprachige Definitionen erst genannt werden, nachdem der Sachverhalt zunächst auf Deutsch erklärt wurde. Allgemein beginnend wird schrittweise zum konkreten Einzelnen geführt. Dazu formuliert der Vortragende den Lehrstoff zu dichotomischen Paaren und Antonymen (Gegensatzwörtern), um den Schülern somit ein besseres Lernen zu ermöglichen. Die Handschrift besteht inhaltlich aus einem allgemeinen Teil, der verschiedene Teilaspekte des Unterrichts erläutert, bevor das Zellengewebe, das Fett und die allgemeine Bedeckung besprochen werden (1-22). Es folgt ein Kapitel über Osteologie (23-34), in dem auf Seite 34 auf „Tögels Anatomi des Pfd.“80 ver-wiesen wird. Daran schließt sich zunächst ein allgemeines Kapitel über Muskeln an (34-43), dann beschreibt der Verfasser die einzelnen Muskeln. Dabei bedient er sich solcher Methoden, die durchaus heute noch üblich sind: Muskelname, Lage, Ursprung, Befestigung und Wirkung (43-78). Das Kapitel „Splanchnolo-gie“ beginnt auf Seite 79 mit der Beschreibung der Bauchhöhle, anschließend werden der Darmtrakt und die verschiedenen Darmanhangsdrüsen abgehandelt. Zum Schluß wird auf das Kreislaufsystem mit seinen Arterien, Venen und lymphatischen Gefäßen näher eingegangen (132-147). Ein Inhaltsverzeichnis fehlt. 8.3.2 Vergleich der Manuskripte von 1799 und 1806
Während die anonyme Handschrift von 1799 eine Mitschrift nach Diktat aus einer Vorlesung darstellt, scheint es sich bei dem Manuskript von In der Strohdt um eine Abschrift aus einer Vorlage zu handeln. Dafür sprechen die Überschrif-ten, die Custoden und das saubere Schriftbild mit seinen Ausschmückungen, die im Gegensatz zu dem älteren Manuskript stehen. Die Handschrift von 1806 stellt im Wesentlichen eine Überarbeitung der Aus-gangsvorlesung von 1799 dar, wobei sie jedoch in sprachlicher Hinsicht und in der Form der Darbietung erheblich davon abweicht. So wird schon im Titel die „Anatomie“ zur „Hipothomie“. 1799 werden deutsche Fachtermini eingeführt, die der Verfasser 1806 mit lateinischen Begriffen ergänzt. Aber auch in der älte-ren Ausgabe sind vereinzelt fremdsprachige Worte zu finden. Die ungebräuchlichen ad-hoc-Zusammensetzungen der älteren Mitschrift (z. B. weichfest, hartfest) wurden aufgegeben, und die Ausdrucksweisen, die der Po-pularphilosophie des 18. Jahrhunderts entstammen, sind verschwunden oder
80 Tögl, Martin Albert (1791): Anfangsgründe zur Anatomie der Pferde. Wien (TiHo Biblio-thek, Sign. Mon 1075).
143
neuartig in Satzzusammenhänge eingefügt. Bei der Überarbeitung hat die Syntax erheblich gelitten: Unvollständige Sätze, Satzbrüche und unpassende Substanti-vierungen sind bei In der Strohdt häufig. Dadurch wird eine Komprimierung des Inhalts erreicht, die aber gleichzeitig die Art des Vortrages verändert hat. Der Vortragende von 1799 argumentiert (Kunst ... zu zerlegen, um dadurch ... zu), während in der Fassung von 1806 definiert wird; weil der Wortlaut aber auf der älteren Mitschrift beruht, wird der Text ungrammatisch. In diesen Sätzen fehlt der Sinn, der erst durch den Vergleich mit der älteren Handschrift verständlich wird. Dennoch ist die Fassung von In der Strohdt seitenweise bis auf wenige Wortänderungen völlig identisch mit der Handschrift von 1799 (z. B. 96, 108, 122 u. 142). Lediglich einzelne Sätze variieren, und Wortgefüge sind leicht ver-ändert worden. Dann wieder gibt es Abschnitte, die inhaltlich übereinstimmen, jedoch von der Wortwahl her völlig unterschiedlich gestaltet sind. Aufgrund der Neueinteilung in durch Überschriften hervorgehobene Abschnitte wird 1806 ei-ne Didaktisierung des Lernstoffes erreicht. Wichtig sind nicht mehr Zusammenhänge, sondern Faktenwissen wird lernbar dargeboten (Ahlzweig 2001, schrift. Mitt.). Im Gegensatz zum Manuskript von 1806 ist die Einleitung der Vorlesung von 1799 erheblich weiter gefaßt: Auf den ersten zwölf Seiten werden die einzelnen Strukturen des Organismus eingehend beschrieben, während im späteren Manu-skript lediglich auf zwei Seiten in Form einer kurzen Aufzählung der Inhalt des Unterrichts erklärt wird. Das Kapitel über Knochen fehlt 1806, stattdessen besaß In der Strohdt ein eigenes „Osteologie“ - Manuskript, das er wenige Tage, nach-dem er die „Hipothomie“ beendet hatte, abschrieb.81 Hielt sich der Verfasser von 1799 in bezug auf Knochen und Muskeln noch stark an die Töglsche Vorlage (1791 und 179882), so fehlt 1806 das Kapitel über die einzelnen Muskeln. Lediglich der allgemeine Teil ist größtenteils identisch, allerdings schließt er - im Gegensatz zu 1806, wo noch auf die Opiumwirkung und die elastischen Eigenschaften eingegangen wird - 1799 beim Humboldt-schen Versuch, der namentlich erwähnt wird.
81 Havemann, August Konrad: Abhandlung Von der Osteologie oder beßer Hippostologie, Pferde Knochen-Lehre. Hannover, d. 30. ten May 1806 (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.). Gerlach (1868,20) ist der Ansicht, daß Havemann die osteologische Vorlesung lediglich über-nommen habe. Im Manuskript wird auf Prof. Martin Albert Tögl verwiesen (20). 82 Tögl, Martin Albert (1798): Anhang zur Pferdeknochenlehre. Enthaltend die Muskellehre. Joseph Gerold, Wien (TiHo Bibliothek, Sign. Mon 1075).
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Die Kapitel „Splanchnologie“ und „Angiologie“ stimmen inhaltlich völlig über-ein, 1806 sind lediglich kleine Wortänderungen vorgenommen worden. Immer wieder fehlen in der Handschrift von 1799 einzelne Sätze oder kleinere Ab-schnitte, die bei In der Strohdt zu finden sind (12, 16, 19, 34). Literaturhinweise gibt es in der Vorlage von 1799 nicht. 8.3.3 Das Manuskript aus dem Jahr 1820
In der Bibliothek des Fachgebiets Geschichte der Veterinärmedizin und der Haustiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover befindet sich mit dem Vermerk „Havemann, ca. 1820“ ein anonymes Kollegheft (o. Sign.), auf dessen erster Seite die „Hypotamie“ beginnt. Im Gegensatz zu den beiden anderen Handschriften hat diese kein Titelblatt, aus dem hervorgehen könnte, um welche Vorlesung und welchen Vortragenden es sich handelt. Auch im weiteren Text gibt es keinerlei Hinweise darauf, daß diese Vorlesung tatsächlich von Herrn Direktor August Konrad Havemann gehalten worden ist. Auch das angebliche Entstehungsjahr des Manuskripts, in dem keine Jahreszah-len angegeben sind, scheint unklar. Nachdem Direktor Havemann den Unterricht an der Pferdearzneischule in den Kriegsjahren mehr schlecht als recht hatte auf-rechterhalten können, ging es mit dem Schulbetrieb nach der Rückkehr Ulrich Friedrich Hausmanns, des zweiten Lehrers (seit 1802), wieder bergauf. Haus-mann unterrichtete ab 1814 unter anderem Anatomie und Physiologie, während Havemann Exterieur, Hufkunde und die Krankheiten des Pferdes las sowie den klinischen Betrieb leitete (Froehner 1941/42, 23). Laut Gerlach (1868, 9) wurde der Unterricht 1815 maßgeblich erweitert, so daß nun zum Beispiel auch die Krankheiten des Rindes gelesen wurden. Dadurch wurde aus der bisherigen Pferdearzneischule eine Tierarzneischule. Als Direktor Havemann am 26. Juli 1819 nach längerem Leiden verstarb, ernannte das Oberhofmarstallamt Haus-mann zu seinem Nachfolger. Alle Seiten des Manuskripts enthalten - wie in der Handschrift von 1806 - das-selbe zentral angeordnete Wasserzeichen mit dem entsprechenden Gegenzeichen „F. C. D“. Diese Hollandia-Darstellung befand sich zwischen 1798 und 1822 auf den Schöpfformen von Friedrich Christian Drewsen, dem Pächter der Lachen-dorfer Papiermühle bei Celle (Gerardy 1958, 3; Drewsen 2001, schriftl. Mitt.). Ein erster inhaltlicher Vergleich des Manuskripts mit der Handschrift von In der Strohdt zeigt eine in großen Teilen wortgetreue Übereinstimmung. Es ist mehr als unwahrscheinlich, daß dieses Kollegheft erst vierzehn Jahre später angefer-
145
tigt wurde, ohne daß gewisse Änderungen – bedingt durch neue wissenschaftli-che Erkenntnisse und Lehrerwechsel – vorgenommen wurden.83 Das gebundene Manuskript besteht aus 180 beschriebenen Seiten. Das Schrift-bild ist sauber und klar, gelegentlich erscheinen fremdsprachige Begriffe in lateinischer Schrift; durchgestrichene Wörter oder Tintenflecken gibt es nicht. Unterstrichene Überschriften sind logisch in den Text eingegliedert, der Schrei-ber bedient sich der sog. Custoden. Weiterführende Literaturhinweise sind hier nicht zu finden. Es scheint sich bei diesem Manuskript eher um eine Abschrift als um eine Vorlesungsmitschrift zu handeln. Der Inhalt der Handschrift beginnt mit einem kleinen allgemeinen Teil (1-3), dann folgen die Abschnitte über die „Fasern“ (4/5), das „Zellengewebe“ (6-12), das „Fett“ (13-18) und die „allgemeine Bedeckung“ (19-26). Das Kapitel über „Myologie“ besteht aus zwei Abschnitten (27-45). Im splanchnologischen Teil (46-137) werden die einzelnen Organe näher beschrieben. Die „Angiologie“ (138-167) beinhaltet die Beschreibung der Arterien, Venen und Lymphatischen Gefäße. Es schließt sich ein ausgedehntes Kapitel über den Wiederkäuer- Ma-gen-Darmtrakt an, in welchem die einzelnen Mägen näher beschrieben werden (168-179). Auf der letzten Seite ist ein „Register“ begonnen worden, das jedoch unvollständig blieb.
83 Im weiteren wird die Handschrift zum besseren Verständnis dennoch als „Manuskript von 1820“ bezeichnet werden.
146
Die Inhaltsverzeichnisse der drei Handschriften (Die Zahlen verweisen auf die entsprechenden Seiten) Manuskript 1799 Manuskript 1806 Manuskript 1820 „Anatomie“ 01-12 Allgemeines 12-16 Zellengewebe 16-18 Fett 18-22 Haut und Haare 23-34 allgemeine Kno-
chenlehre 34-43 Myologie 43-78 Beschreibung ein-
zelner Muskeln 79 Splanchnologie 79 Bauchhöhle 81 Bauchfell 85 Gekröse 89 Netz 93 Darmkanal 94 Schlund 99 Magen 107 Därme 116 Leber 124 Milz 129 Pankrias 132 Angiologie 132 Arterie 145 Vene 147 Lymphatische Gefäße
„Hipothomie et Splan-chonolgia“ 01-03 Allgemeines 03-07 Zellengewebe 07-10 Fett 10-14 Haut und Haare 14-27 Myologie 28 Splanchnologie 29 Bauchhöhle 30 Bauchfell 35 Gekröse 40 Netz 45 Darmkanal 46 Schlund 51 Magen 62 Därme 74 Leber 85 Milz 91 Pankrias 96 Angiologie 96 Arterie 114 Vene 116 Lymphatische Gefäße 119 Inhaltsverzeichnis
„Hypotamie“ 01-06 Allgemeines 06-13 Zellengewebe 13-19 Fett 19-27 Haut und Haare 27-46 Myologie 46 Splanchnologie 48 Bauchhöhle 51 Bauchfell 57 Gekröse 65 Netz 73 Darmkanal 75 Schlund 83 Magen 97 Därme 112 Leber 125 Milz 139 Pankrias 138 Angiologie 138 Arterie 163 Vene 166 Lymphatische Gefäße 168 Wiederkäuermägen 169 Pantzen 172 Haube 175 Psalter 178 Rohm 180 Register
147
8.3.4 Vergleich der Manuskripte von 1806 und 1820
Beide Handschriften liegen als gebundenes Kollegheft mit Buchcharakter vor. Auch wenn das Manuskript von 1820 im Gegensatz zu dem von 1806 keine lau-fenden Überschriften hat, so verfügt es jedoch ebenfalls über sog. Custoden, die das spätere Binden erleichtern. Beide Handschriften zeichnen sich durch ein kla-res, sauberes Schriftbild mit nur wenigen Schreibfehlern aus. Auch in der Ausgabe von 1820 verwendet der Schreiber für fremdsprachige Begriffe die lateinische Schrift; allerdings ist er darin nicht konsequent, des öfteren finden sich solche Wörter auch in altdeutscher Schrift im Text wieder (143). Im Ge-gensatz zum Manuskript von In der Strohdt werden hier in den Überschriften deutsche Fachtermini mit lateinischen Ausdrücken ergänzt (112, 125 u. 155). Andererseits fehlen an anderen Stellen die lateinischen Begriffe (63 u. 71). Dann wieder gibt es Differenzen in der Orthographie solcher Wörter, so daß teilweise der Sinn verzerrt wird (6, 34 u. 138). In Bezug auf die inhaltliche Reihenfolge der Kapitel stimmen beide Handschrif-ten miteinander überein, allerdings ist derjenigen von 1820 noch ein Abschnitt über den Magen-Darm Trakt der Wiederkäuer angefügt (168-179). Insgesamt kann man sagen, daß beide Manuskripte einander nahezu wörtlich gleichen; ab-gesehen von einzelnen Sätzen, in denen die Wortwahl geringfügig voneinander abweicht. Zum Teil haben beide Schreiber unabhängig voneinander sinnverzer-rende Satzbaufehler beim Abschreiben gemacht, dann wieder fehlen Satzteile, die jedoch für das Verständnis nicht unbedingt nötig sind. Im Kapitel „Fett“ hat der Verfasser des Manuskripts von 1820 einzelne Überschriften in Frageform eingefügt, auf die anschließend mit einem Aussagesatz geantwortet wird, wäh-rend In der Strohdt diese Fakten einfach nacheinander aufzählt. Manchmal wird das Unverständnis des Verfassers von 1820 durch unlogische Wörter deutlich, die nicht in den Satzzusammenhang passen oder den Sinn wesentlich verändern (z. B. 9 u. 14). Beim Vergleich aller drei Handschriften fällt auf, daß sich die beiden Manu-skripte von 1799 und 1820 an manchen Stellen übereinstimmend von demjenigen aus dem Jahr 1806 unterscheiden. Das bezieht sich nicht nur auf einzelne Aussagen in bestimmten Sätzen oder hinzugefügte Erklärungen (z. B. 27), sondern auch auf die Literaturhinweise, die lediglich bei In der Strohdt zu finden sind. Dennoch stimmen sein Manuskript und das von 1820 in Bezug auf den formalen und inhaltlichen Aufbau wesentlich mehr miteinander überein als die Mitschrift von 1799, die noch zu Lebzeiten Bocks verfaßt wurde. Man kann davon ausgehen, daß die Manuskripte von 1806 und 1820 - basierend auf der
148
älteren Vorlage - unabhängig voneinander innerhalb eines Zeitraumes von weni-gen Jahren geschrieben wurden.
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8.4 Vergleich zweier Handschriften von In der Strohdt
Im Hofarchiv Fisse-Niewedde befinden sich - wie bereits erwähnt - weitere Handschriften aus der Studienzeit Johann Friedrich Arnold In der Strohdts in Hannover, die er alle im Frühsommer 1806 schrieb. Von besonderem Interesse ist die „Abhandlung von der Osteologie oder beßer Hippostologie, Pferde Kno-chen Lehre. Von August Conrad Havemann“. Dieses Manuskript begann In der Strohdt am 30. Mai 1806 zu schreiben. Auch diese Handschrift ist ein gebundenes Kollegheft mit Lederecken und Goldverzierungen am Buchrücken. Es hat dasselbe Format wie die „Hipotho-mie“-Handschrift. Augenscheinlich sind alle Handschriften vom gleichen Buchbinder gebunden worden. Die „Osteologie“ muß irgendwann nach dem 20. August 1806 gebunden worden sein, denn zwischen den Seiten 77 und 78 befin-det sich eine achtseitige Anmerkung ohne Seitenangaben, in der In der Strohdt mit seinem Namen und diesem Datum zeichnet. Der Schreiber hat ebenfalls Zaanses Blaupapier mit dem „Pro Patria“-Wasserzeichen und dem Gegenzeichen „FCG“ benutzt, die Seitenränder sind rot eingefärbt. Zusätzlich hat der Buchbinder zwei Seiten mit Ecknelkenmotiv ein-gesetzt, deren Gegenzeichen „J. P. “ und „M“ sind (siehe auch Kapitel 3.1.4). Im Gegensatz zum Manuskript über die „Hipothomie“ steht der Name des Verfas-sers hier nicht im Buchinnendeckel. Die Handschrift umfaßt 164 Seiten. Das Schriftbild ist sauber und klar, nur sehr selten sind nachträgliche Verbesse-rungen zu sehen. Auch hier werden Custoden benutzt, die fortlaufenden Überschriften zu Beginn jeder Seite fehlen jedoch. Lediglich der Beginn neuer Themen wird durch Überschriften im Text hervorgehoben. Fremdsprachige Aus-drücke sind in lateinischer Schrift eingefügt worden. Von besonderem Interesse sind die zahlreichen zusätzlichen Bemerkungen un-terschiedlichen Ursprungs und die Literaturhinweise. Entsteht bei der „Hipothomie“-Handschrift der Eindruck, als seien sie nachträglich eingefügt worden, so kann man hier davon ausgehen, daß der Schreiber schon bei der Zu-sammenstellung seines Manuskripts auf eine logische Reihenfolge achtete. Diese Randbemerkungen sowie die Hinweise im Text auf bestimmte Gelehrte sollen nun im folgenden die in Kapitel 8.1 aufgestellten Thesen untermauern. In der Strohdt hat die ursprüngliche Vorlesungsvorlage von Havemann durch seine
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Vorlesungsmitschriften vom ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ bei Herrn Hofmedikus Heine84 ergänzt (z. B. 75, 90 u. 94). Insgesamt zehnmal bezieht er sich auf den anatomischen Demonstrator; zwischen den Seiten 77 und 78 hat er eine achtseitige Anmerkung eingesetzt, die aus Heines Vorlesungen stammt. Diese Hinweise beginnen häufig mit „H. Hoff. Medicus Heyne Erwähnten im Collegio daß...“ (Anmerkung) oder „der H. Hoff. Medicus Heyne, in der Ge-orgie hat vorgezeigt...“ (78). Mit der „Georgie“ ist die Georgstraße gemeint, an deren Ende - am Steintor - sich seit 1789 das Collegium befand (Deichert 1908, 75). Des weiteren erwähnt der Schreiber immer wieder mündliche Äußerungen von Direktor Havemann, die er im fortlaufenden Text unterbringt (110 u. 163). Sie scheinen nicht in seiner Vorlage enthalten gewesen zu sein. Havemann und Hei-ne standen wohl in engerem Kontakt, zumindest hatten sie von der gegenseitigen Lehre Kenntnis, denn In der Strohdt schreibt auf Seite 123: „wie der Herr Hoff. Medicus Heyne sagt! Und diesem geben der H. D. H:85 auch ganz ihren Bey-fall“. Außerdem hat der Student im Jahr 1806 sicherlich mehr Sektionen im Collegium als an der Pferdearzneischule gesehen, denn einige osteologische Be-trachtungen über das Pferd sind lediglich Analogieschlüsse aufgrund der Beobachtungen beim Menschen (84)! In der Strohdt stellt in seinem Skript die vergleichende Osteologie dar; immer wieder bezieht er sich auf humanmedizinische Erkenntnisse und nennt bekannte Ärzte, z. B. den Göttinger Professor Blumenbach (3, 20, 22, 77 u. Anmerkung). Schon Havemann hat in seinem Vortrag über verschiedene Kollegen (z. B. Rat-zeburg (19) und Wolstein (42)) und deren Ansichten referiert, dabei spricht er von den verschiedenen Meinungen und bewertet sie. So stellt er bei der „Eintei-lung des Kopfes“ (64-65) die Lehre Kerstings denjenigen von Tögl und Lafosse gegenüber und diskutiert beide eingehend. Auf den Seiten 105/106 wird der Ge-lehrtenstreit über die Anzahl der Schweifwirbel beschrieben, Havemann spricht von den Fehlern des Freiherrn von Sind86 und Bourgelats. Bereits Lafosse hatte sich über Bourgelat in dieser Hinsicht lustig gemacht,87 und auch Havemann be-
84 In der Strohdt schreibt „Hoff. Medicus Heyne“ (siehe Anmerkung zw. 77 u. 78). 85 Damit ist Herr Direktor Havemann gemeint. 86 Freiherr von Sind (1709-1776) (Schrader, Hering 1863, 399). Siehe auch v. Sind, Johann (1770): Vollständiger Unterricht in den Wissenschaften eines Stallmeisters mit einem Lehr-begriff der Pferdearzneykunst. 87 Vgl. Schrader 1858, 139.
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richtet davon, daß er bei diesen osteologischen Betrachtungen Bourgelats an ku-pierten Pferden in Alfort anwesend gewesen sei. Immer wieder findet sich im Text „Die fernere Beschreibung ... kann man im Tögl nachlesen“ (z. B. 88). In der Strohdt nennt das Töglsche Werk mehrfach am Ende von bestimmten Abschnitten. Auf der letzten Seite heißt es: „Die ferne-re Beschreibung der Knochen stücke des ganzen Scelets, kann man im Tögl weiter nach lesen, auch die dabey angegebenen Muskeln, welche mit dem Herrn Director Havemann ihrer Meinunge Völlig uebereinkommt.“88 Während die humanosteologischen Abschnitte des Manuskripts aus In der Strohdts persönlichen Vorlesungsskizzen und Erfahrungen stammen, scheinen die Kapitel über die Pferde-Knochenlehre auf einer älteren Vorlesungsvorlage von Havemann zu basieren, die der Schreiber durch dessen mündliche Aussagen ergänzt hat. Beide Handschriften von In der Strohdt sind formal beinahe völlig identisch. Sie sind innerhalb weniger Wochen nacheinander in Hannover verfaßt worden. Während es in der „Hipothomie“ lediglich drei Hinweise auf den Hofmedikus Heine gibt, wird in der „Osteologie“ anhand der Bemerkungen im Originaltext deutlich, daß In der Strohdt wirklich Vorlesungen am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ gehört hat. Aufgrund des inhaltlichen Aufbaus dieses Manuskripts kann man davon ausgehen, daß dessen Zusammenstellung durch den Verfasser erfolgt ist. Er hat ältere Vorlagen und persönliche Mitschriften miteinander in einem Buch vermischt. Betrachtet man die beinahe wortgetreue Übereinstim-mung seines Manuskripts über die „Hipothomie“ mit der Handschrift von 1799, so scheint sich In der Strohdt auch hier einer älteren Vorlage bedient zu haben.
88 Tögl, Martin Albert (1791): Anfangsgründe zur Anatomie der Pferde. Erster Theil. Von dem Bau der Knochen. Wien Tögl, Martin Albert (1798): Anhang zur Pferdeknochenlehre. Enthaltend die Muskellehre. Joseph Gerold, Wien.
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8.5 Vergleich mit gedruckten Werken dieser Zeit
„...Wegen des Mangels eines brauchbaren Handbuches der Anatomie dic-tire ich gleich zu Anfang die Hauptsätze der Wissenschaft in die Feder, diese kurzen Data nebst Bourgelat‘s Buch müssen zur Zeit das Handbuch ersetzen, dessen Erscheinen man möglichst bald zu realisiren sucht ...“ F. A. D. Bock, 1. Januar 1798 (Günther 1878, 34-38)
In den ersten Jahrzehnten nach Gründung der ersten deutschen Tierarzneischu-len (ab 1770) steckte die wissenschaftliche Anatomie noch in den Kinderschuhen. Es gab zunächst keine deutschsprachigen Bücher für die Stu-denten, so daß die vortragenden Lehrer eigene Vorlesungsmanuskripte auf der Basis ihres Wissens anhand ihrer Auslandsstudien verfassen mußten, die den Schülern diktiert und später abgeschrieben wurden. Bald gelangten die Werke der französischen Professoren aus Lyon und Alfort nach Deutschland. Sie bilde-ten eine wesentliche Grundlage für den Unterricht, waren den Schülern, die meist nur eine geringe Schulbildung besaßen, jedoch keine Hilfe für das Selbst-studium. Die Pferdearzneischule Hannover galt um die Wende des 18. zum 19. Jahrhun-dert als kleine, aber feine Lehranstalt, die sich im Wesentlichen immer noch nach Kerstings methodischen Unterrichtsstrategien richtete. Auch wenn man allerorts den Tierarzneischulen und den an ihnen ausgebildeten Tierärzten noch wenig Vertrauen schenkte, so stand die hannoversche Schule doch in höherem Ansehen als die meisten anderen (Bojanus 1805, 32-37). Joseph Friedrich Gott-hard, Lehrer der Humananatomie und Tierarzneikunde in Bamberg, stellte 1796 den „Versuch eines vollständigen systematischen Lehrplan‘s für Thierarznei-schulen“ auf, in dem er ausführlich über den ordnungsgemäßen Ablauf des Unterrichts für „Zootomie“ spricht. Neben den Vorlesungsinhalten beschreibt er auch die materiellen Voraussetzungen, die für einen solchen Unterricht notwen-dig seien (Gotthard 1796, 1-16). Diese waren in Hannover nahezu vollständig gegeben, wenn man den Inhalt der Handschriften sowie zeitgenössische Berichte damit vergleicht (Rudolphi 1804, 74-80). Das Buch des Begründers der ersten französischen Tierarzneischulen in Lyon und Alfort, Professor Claude Bourgelat, das Bock unter anderem seinen Vorle-sungen zugrunde legte, befindet sich heute noch in der Bibliothek der
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Tierärztlichen Hochschule.89 Der Lehrer in Hannover hielt sich an Bourgelats Einteilung des Lehrstoffes, die von vielen Autoren nachgeahmt wurde; dennoch sind andere Einflüsse unverkennbar. Das Kapitel der „Myologie“ (14-27) ist streckenweise fast wörtlich von Martin Albert Tögl übernommen worden.90 Heißt es auf Seite 5 bei Tögl: „Die Farbe und das Wesen der Muskeln sind nach dem Alter, nach dem Geschlechte, ... ver-schieden.“ so schreibt In der Strohdt (15): „Die Farbe und das Wesen der Muskeln sind nach dem Alter, der Lebenskraft, dem Geschlechte ... verschie-den.“ Oder bei Tögl (5/6): „Die Rasse der Thiere hat Einfluß auf die Farbe, und das Wesen der Muskel, bey edlen Pferden sind ihre Fasern mehr gespannt ... als bey gemeinen;“ daraus wird 1806: „Die Race der Thiere hat Einfluß auf das We-sen und Farbe der Muskeln, bey Edeln Pferden sind ihre Fasern mehr gespannt, ... bey gemeinen Pferden“. Lediglich die Reihenfolge der verschiedenen Unter-themen ist in der Handschrift verändert und durch Fakten aus Hallers Forschungen ergänzt worden. Auch der Abschnitt über die „Allgemeine Bedek-kung“ (11-14) ist dem Töglschen Werk entlehnt, auch hier hat Bock ganze Sätze in sein Vorlesungsmanuskript übernommen, bei Tögl findet man (11): „Die Haa-re ... sind nach Verschiedenheit der Oerter des Körpers länger oder kürzer, dicker oder dünner, in größerer oder geringerer Menge.“ und bei In der Strohdt (13): „Die Haare ... sind nach Verschiedenheit Örter des Körpers, länger oder kürtzer, dicker oder dünner, in größern oder geringern maaße.“ Wenn auch nicht wörtlich, so doch sinngemäß und stark vereinfacht sind we-sentliche Grundsätze auch von Phillippe Etienne Lafosse in den Vorlesungstext eingeflossen.91 Besonders deutlich kann man das bei der Beschreibung des Ma-gen-Darm-Traktes mit seinen Anhangsdrüsen nachvollziehen. Viele Details sind einfach übernommen worden, wie etwa der Hinweis auf die Magenwürmer des Pferdes auf Seite 202: „Diese kleinen, röthlichen, behaarten, eyförmigen Wür-mer, kommen aus den Eyern einer Fliege, die nach Linné, Oestrus ani Equorum
89 Bourgelat, Claude (1789): Anweisung zur Kenntniß und Behandlung der Pferde. Aus dem Französischen übersetzt von Johann Knobloch. Prag/Leipzig (Sign. Mon 8712). Eine frühere Übersetzung von Zimmermann aus dem Jahr 1773 ist dort ebenfalls vorhanden (Sign. Mon 6511). 90 Tögl, Martin, Albert (1798): Anhang zur Pferdeknochenlehre. Enthaltend die Muskellehre. Joseph Gerold, Wien (Sign. Mon 1075). 91 Lafosse, Phillippe Etienne (1787): Lehrbegriff der Pferdearzney. Aus dem Franz. ‚Cours d‘Hippiatrique‘ von Johann Knobloch übersetzt. Zweyter Band. Prag/Leipzig (TiHo Biblio-thek, Sign. Mon 3730).
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heißt“. Dieser Hinweis ist also sowohl von Bock, als auch von Havemann gege-ben worden, ohne eigene Erfahrungen gemacht zu haben. Aber nicht immer folgt man in Hannover der Lafosse‘schen Lehrmeinung. In der Strohdt beschreibt den Aufbau des Magens aus vier Häuten, die „schicht weiß übereinander gelegt sind“ und im weiteren näher betrachtet werden (55); in Paris ist man allerdings der Ansicht, daß der Magen aus fünf Häuten besteht, von denen „Die zweyte, oder die Fleischhaut ... aus einer siebenfachen Faser-schichte“ besteht (200). In den Abschnitten „Netz“ und „Milz“ ist das Wissen von 1787 erweitert worden, hier hatte Lafosse nur einige vage Andeutungen über die Funk-tion der Milz gemacht. Die Lehrmeinung des Professors Jean Girard aus Alfort scheint auf die Anato-mie in Hannover einen gewissen Einfluß gehabt zu haben, auch wenn die deutsche Übersetzung erst 1810-12 erschien.92 Sie stimmt im wesentlichen mit derjenigen Bourgelats überein, der an seinen Schulen keine anderen Lehrmei-nungen duldete (Eichbaum 1889, 114). Es fällt auf, daß hier die Wiederkäuermägen im Anhang ausführlich beschrieben werden, wie es auch - im Gegensatz zu den Manuskripten von 1799 und 1806 - in der Handschrift von 1820 geschehen ist. Inhaltlich geht Bock in vielen Einzelheiten mit Girard kon-form, beispielsweise erwähnt auch dieser die Magenwürmer (43): „Oft findet man Würmer ... die unter dem Namen der Pferdebremse (oestrus) bekannt sind.“ Dennoch gibt es auch hier Unterschiede: Girard ist der Meinung, daß der Magen aus drei Häuten aufgebaut ist (36)! Auch hier ist einiges, aber längst nicht alles an vorhandenem Wissen in das Manuskript des zweiten Lehrers in Hannover übernommen worden. Während man in Frankreich bereits zu dieser Zeit die Be-deutung einer vergleichenden Anatomie der Haustiere erkannte, bildete in Hannover das Pferd weiterhin den Hauptgegenstand wissenschaftlicher Bemü-hungen. Im gleichen Jahr, als der Schüler In der Strohdt in Hannover seine Handschrift verfaßte, erschien in Marburg ein tierheilkundliches Buch von Johann David Busch, Professor für „Menschen- und Thierheilkunde“ an der dortigen Universi-
92 Girard, Jean (1811): Anatomie der Hausthiere. Joseph Lindauer, München. (dt. Überset-zung von Prof. Schwab aus München, TiHo Bibliothek, Sign. Mon 1000).
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tät.93 Beinahe wörtlich übereinstimmend mit In der Strohdt heißt es bei Busch (57): „Die Zootomie ist die Wissenschaft, welche den thierischen Körper zer-gliedern und den Bau desselben kennen lehret .... Diese Wissenschaft zerfällt in folgende Abtheilungen. 1) Die Knochenlehre ... 2) Die Bänderlehre ... 3) Die Lehre von den Häuten oder Bedeckungen des Körpers ... 4) Die Eingeweideleh-re ... 5) die Gefäselehre ... 6) Die Nervenlehre ... 7) Die Drüsenlehre.“ Und bei In der Strohdt (1/2): „Hipothomie ist die Wißenschaft die dem Körper des Pfer-des zerlegen, und jeden seiner Theile kennen lernen; ... zerfällt die Zergliederungs-Kunst in folgende Lehre: 1. In Knochen Knorpel und Bänder Lehre. 2. In die Muskel Lehre. 3. In die Lehre von den Eingeweiden. 4. In die Gefäß Lehre, und endlich 5. In die Nerven Lehre“. Auch wenn das gedruckte Werk die Handschrift an inhaltlichem Umfang bei weitem übertrifft und nicht immer vergleichbar ist, so scheinen beide Lehrmeinungen einen gemeinsamen Ursprung zu haben. Abschließend soll noch kurz auf das „Handbuch der Zergliederungskunde“ von Johann Brosche eingegangen werden, dessen erster Band erst 1812 im Druck erschien.94 In der Einleitung beschreibt der Verfasser den immer noch vorhan-denen Mangel an hippotomischen Handbüchern. Seiner Ansicht nach haben sich durch den Analogieschluß der Human- auf die Veterinäranatomie große Fehler eingeschlichen, die von Bourgelat und Girard übernommen wurden. Basierend auf den anatomischen Forschungen von Tögl und Pessina sei es ihm in den letz-ten Jahren nun mehr gelungen, neue Resultate systematisch aufzustellen und darzulegen. Auch Brosche bedient sich der gängigen Themenreihenfolge in sei-nem Buch. Viele Grundsätze, wie beispielsweise die Einteilung der Stoffe in feste und flüssige, behält er bei und erweitert sie. Man kann davon ausgehen, daß sich Bock bei der Gestaltung seiner Vorlesun-gen an den gängigen Lehrmeinungen großer Gelehrter seiner Zeit orientierte. Dem damaligen Zeitgeist gemäß verquickte er die Unterrichtsfächer „Anatomie“ und „Physiologie“ miteinander, wobei er Lehrmeinungen führender Professoren miteinander in Einklang zu bringen versuchte. Anders als sein Vorgesetzter Ha-vemann, der verschiedene Ansichten in seinen Vorlesungen zu diskutieren
93 Busch, Johann David (1806): System der theoretischen und practischen Thierheilkunde. Erster Band: Zoologie und Zootomie. Neue akademische Buchhandlung, Marburg (TiHo Bi-bliothek, Sign. Mon 803). 94 Brosche, Johann (1812/13): Handbuch der Zergliederungskunde des Pferdes als Leitfaden zu Vorlesungen am kais. königl. Thierarzneyinstitute in Wien. Bd. 1 u. 2. (TiHo Bibliothek, Sign. Mon 965).
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pflegte (Marx 1981, 113), legte sich Bock schon vorher auf die - seiner Meinung nach - ‚richtige‘ Darstellung fest. Die Einflüsse aus der Humananatomie im Ma-nuskript von 1806 stammen von In der Strohdt selbst. Bock hatte zwar eine ausgeprägte humanmedizinische Ausbildung genossen und war als Wundarzt sowie Lehrer der Humananatomie tätig gewesen, dennoch basierte seine anato-mische Vorlesung auf der Grundlage des veterinäranatomischen Wissensstandes.
8.6 Darstellung der Ergebnisse
Aus einem Zeitraum von rund 20 Jahren (1799-1820) sind drei Handschriften erhalten geblieben, die über die Art und Weise sowie den Umfang des anatomi-schen Unterrichts an der Pferdearzneischule Hannover am Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts Auskunft geben können. Bei dem Manuskript von 1799 handelt es sich um eine Vorlesungsmitschrift. Die Handschriften von 1806 und 1820 sind Abschriften aus einer älteren Vorla-ge und stellen somit eine Überarbeitung der Ausgangsvorlesung dar. Ist 1799 die „Osteologie“ noch als Teilgebiet der „Anatomie“ in der Vorlesung behandelt worden, so besaß der Schüler In der Strohdt 1806 ein eigenes „Osteo-logie“-Manuskript. Auch in der Handschrift von 1820 ist keine Knochenlehre mehr enthalten, stattdessen befindet sich im Anhang ein Kapitel über die beson-deren anatomischen Gegebenheiten bei den Wiederkäuer-Mägen. Eine Besonderheit stellen die nachträglich hinzugefügten Literaturhinweise im Kollegheft von In der Strohdt aus dem Jahr 1806 dar, die aus aktuellen Büchern der Zeit und persönlichen Vorlesungsnotizen am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ in Hannover stammen. In allen drei Handschriften werden wichtige anatomische Thesen und physiolo-gische Experimente dokumentiert, die auf die Lehrmeinungen damaliger führender Gelehrter wie Claude Bourgelat, Phillippe Etienne Lafosse, Martin Albert Tögl, Albrecht von Haller und Alexander von Humboldt zurückgehen.
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Tabellarischer Vergleich der drei Handschriften
1. Titel 2. Typ der Hand-
schrift 3. Verfasser 4. Literaturhinweise 5. Verwendung der
Fachtermini 6. „Osteologie“ –
Kapitel 7. „spez. Myologie“ –
Kapitel 8. „Wiederkäuer“ -
Kapitel
Manuskript 1799 „Anatomie“ Vorlesungsmit- schrift Anonym (3 Schreiber) Keine Argumentation S. 23 – 34 S. 43 – 78 Keine
Manuskript 1806 „Hipothomie“ Abschrift (Buch-charakter) In der Strohdt (1 Schreiber) 23 Definition Keine Keine Keine
Manuskript 1820 „Hypotamie“ Abschrift (Buch-charakter) Anonym (1 Schreiber) Keine Definition Keine Keine S. 168-179
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9 Veterinärmedizinhistorische Gesamtbewertung
Der Student Johann Friedrich Arnold in der Strohdt (1782-1846) aus Eng-ter/Osnabrück kam 1805 nach Hannover, um in den darauffolgenden zwei Jahren bei Direktor August Konrad Havemann an der Pferdearzneischule Am Clever Tor Tierheilkunde zu erlernen (StA OS Rep. 350 Vörden, Nr. 131). Aufgrund der weitreichenden politischen Ereignisse, die in Gestalt der Koali-tionskriege ganz Europa beeinflußten, war auch das Königreich Hannover in Mitleidenschaft gezogen worden. Mehrfach wurde die Stadt Hannover in dieser Zeit von französischen und preußischen Truppen besetzt, die sich auch in der Pferdearzneischule einquartierten (Froehner 1941/42, 23). Direktor Havemann versuchte, den Unterricht für seine wenigen Schüler aufrechtzuerhalten, was ihm nur teilweise gelang. In den Ställen waren keine Patienten mehr eingestellt, und auch an Sektionsmaterial mangelte es (Günther 1878, 38). Die Studenten muß-ten sich autodidaktisch weiterbilden und orientierten sich an den Werken von Bourgelat, Lafosse, Tögl etc., die sich in der Bibliothek befanden, sowie an älte-ren Vorlesungsmanuskripten. In der Strohdt besuchte die Vorlesungen des Herrn Hofmedikus Ernst Friedrich Wilhelm Heine am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘, die - ungeachtet der in der Stadt herrschenden Umstände - weiter-hin stattfanden (Oberschelp 1982b, 76). Er hatte hier die Möglichkeit, Sektionen an menschlichen Leichen beizuwohnen. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden häufig auf die Anatomie des Pferdes übertragen, was nicht immer zu richtigen Schlußfolgerungen führte, aber Tradition hatte (vgl. Brosche 1812/13, Einlei-tung). Durch die Einschränkungen in seinem Schulbetrieb war Havemann nicht in der Lage, die Lehre an der Pferdearzneischule voranzutreiben, zumal sein Assistent Ulrich Friedrich Hausmann 1803 mit den königlichen Marstallpferden nach England hatte fliehen müssen (Günther 1878, 38). Havemanns anatomischer Un-terricht, wenn er denn stattfand, basierte auf älteren Vorlesungsmanuskripten des verstorbenen zweiten Lehrers, Friedrich Andreas Daniel Bock. Bock (1766-1801), ehemaliger Kompagniechirurg, hatte in den Jahren 1796-1801 die Stelle des zweiten Lehrers an der Pferdearzneischule innegehabt (ebd., 33). Auf einer Studienreise nach Wien, Berlin und Dresden war er mit führenden Tiermedizinern seiner Zeit zusammengekommen und hatte viel von ihnen ge-lernt (ebd., 155). So übernahm er wesentliche Leitsätze der Anatomie von den französischen Professoren Claude Bourgelat, Phillippe Etienne Lafosse und Jean
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Girard, dessen Werke über ganz Europa verbreitet waren und eine wichtige Grundlage für den Unterricht an den deutschsprachigen Tierarzneischulen bilde-ten. Durch die persönliche Bekanntschaft mit Professor Martin Albert Tögl in Wien, dem er später sogar nach Prag folgte, eignete sich Bock grundlegende Kenntnisse in der „Osteologie“ und „Myologie“ an, die er später in Hannover verwendete. Die Handschrift von 1799 beinhaltet Fakten, die Aufschlüsse über den Unter-richt Bocks geben können. Sie ist im Rahmen der anatomischen Vorlesung im Wintersemester angefertigt worden. Dem damaligen Unterrichtstil entsprechend und wegen des Mangels an deutschen Lehrbüchern diktierte Bock den meist nur sehr schlecht vorgebildeten Schülern seinen Vortrag. In einem Schreiben an das Oberhofmarstallamt vom 1. Januar 1798 teilte er mit, in welcher Form sein Un-terricht stattfände (siehe auch Kapitel 4.). Er gibt hier eine kurze Übersicht der Themen, die in den anatomischen Vorlesungen behandelt werden (NHStA Hann. 146 B, Nr. 9). Im großen und ganzen stimmen Reihenfolge und Inhalt der im Brief genannten Abschnitte mit der Vorlesungsmitschrift überein. Allerdings ist Bock im Wintersemester 1799 nicht auf die Respirations- und Sinnesorgane, das Herz und die allgemeine Drüsenlehre eingegangen. Auch das Kapitel über die anatomischen Besonderheiten bei Wiederkäuern, das in der Handschrift von 1820 zu finden ist, fehlt im Manuskript von 1799. Die bahnbrechenden Experimente von Albrecht von Haller und Alexander von Humboldt ließ Bock mit in seinen Unterricht fließen. Während seines Aufenthal-tes in Berlin hatte er deren Bücher erworben. Beide Wissenschaftler beschäftigten sich mit physiologischen Experimenten, die Eingang in die anato-mische Lehre sowohl der Medizin als auch der Tierheilkunde fanden. Zur Gründungszeit der ersten europäischen Tierarzneischulen mangelte es an fachlich ausgebildeten Tierärzten. Die Tierheilkunde begann sich erst allmählich als selbständige Wissenschaft zu etablieren. Die beiden französischen Tierarz-neischulen in Lyon (gegr. 1762) und Alfort (gegr. 1766) dienten als Vorbild für weitere Schulgründungen in ganz Europa. Um in der eigenen Heimat einen Unterricht dieser Art gewährleisten zu können, schickten die verschiedenen Regierungen besonders fähige Ärzte und Apotheker zur weiteren Ausbildung nach Frankreich. Als erste deutschsprachige Tierarzneischule öffnete 1767 die „k. k. Pferde-Curen- und Operationsschule“ in Wien ihre Pforten. In der Folge reisten lernwillige Ärzte und Schmiede nach Frankreich und Österreich, um sich für die eigene Tierarzneischule zu Hause ausbilden zu lassen (vgl. Kapitel 7.2).
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Auf diese Weise verbreiteten sich die Schriften von Bourgelat, Lafosse, Girard etc., aber auch die Bücher von Tögl und Wolstein, in ganz Europa. Direktor August Konrad Havemann hatte auf seiner Studienreise 1777 Bourgelat in Alfort und Lafosse in Paris kennengelernt (Froehner 1941/42, 6). Ihre Lehr-meinungen übernahm er in den folgenden Jahren nahezu vollständig in seinen Unterricht in Hannover. Obwohl Havemann – nach eigenen Aussagen – in der Anatomie nicht sonderlich bewandert war (Günther 1878, 114-116), bemühte Bock sich dennoch, seine Vorlesungen mit den Vorstellungen Havemanns in Einklang zu bringen (NHStA Hann. 146 B, Nr. 9). Friedrich Andreas Daniel Bock, zweiter Lehrer an der Pferdearzneischule Han-nover (1796-1801), hielt einen zeitgemäßen Unterricht im Fach „Anatomie“ ab. Er legte seinen Vorträgen zahlreiche, damals brandneue Erkenntnisse führender Wissenschaftler zugrunde, die er miteinander verknüpfte (z. B. von Haller und von Humboldt). Er war lehrtechnisch auf der Höhe seiner Zeit, indem er die Un-terrichtsinhalte seiner ehemaligen Ausbilder übernahm und weiterentwickelte, sich weiteres Wissen aus Büchern aneignete und dieses mit der Meinung des Direktors Havemann verglich. Sicherlich kam es ihm dabei sehr zugute, daß er bereits in jungen Jahren eine systematische Ausbildung als Wundarzt am ‚Col-legium anatomico-chirurgicum‘ in Celle erhalten hatte (Günther 1878, 155). Im Jahr 1806 war Bock bereits tot. Durch die politischen Schwierigkeiten, mit denen die Pferdearzneischule in dieser Zeit zu kämpfen hatte, geriet der Unter-richt ins Stocken. Wegen der Fremdbesetzung der schuleigenen Gebäude war zeitweilig an Vorlesungen nicht zu denken, geschweige denn an anatomische Forschungen. Direktor Havemann erteilte nur eingeschränkt Unterricht (ebd., 38). Man kann davon ausgehen, daß er die anatomischen Übungen und Vorle-sungen u. a. aus Mangel an Sektionsmaterial ausfallen ließ, andererseits wohnte In der Strohdt mehreren pathologisch-anatomischen Sektionen im Frühjahr 1806 an der Pferdearzneischule bei, wie er in seinem Manuskript „Von den äußerli-chen Krankheiten der Pferde. Von Havemann“ (Hofarchiv Fisse-Niewedde, o. Sign.) beschreibt. Die anwesenden Schüler, wie z. B. In der Strohdt, mußten sich dennoch selbst behelfen, indem sie ältere Vorlesungsmitschriften kopierten. Johann Friedrich Arnold In der Strohdts Manuskript stammt aus dem Frühjahr 1806. Es stellt im Wesentlichen eine durchgehende Überarbeitung der Aus-gangsvorlesung zu Bocks Lebzeiten dar. Es ist fraglich, ob diese Überarbeitung von In der Strohdt durchgeführt wurde, oder ob er lediglich eine bereits fertige
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Fassung abschrieb. Ahlzweig (2001, schriftl. Mitt.) ist der Meinung, daß diese Bearbeitung zu einer Didaktisierung des Originaltextes führte, die wohl eher von einem Kollegen, der diese Vorlesung übernommen hatte, für einen größeren Zu-hörerkreis, als von einem Studenten durchgeführt worden war. Bei der Bearbeitung der älteren Vorlage von 1799 wurde der Inhalt im Manu-skript von 1806 komprimiert. Zum einen kam es dadurch zu syntaktischen Brüchen und Inkompatibilitäten auf semantischer Ebene, die zu Sinnverzerrun-gen führten, zum anderen fehlen nun ganze Abschnitte wie z. B. das „Osteologie“- oder „spezielle Myologie“-Kapitel. Auch wenn die eigentliche Manuskriptvorlage nun nicht mehr dem neuesten Kenntnisstand entsprach, be-mühte sich der Student In der Strohdt, sie durch zusätzliche Querverweise zu erweitern. Zahlreiche Literaturhinweise sind von ihm nachträglich am Rand an-gebracht worden, die sich teils auf zeitgenössische gedruckte Werke, teils auf eigene Mitschriften aus den Vorlesungen des Hofmedikus Ernst Friedrich Wil-helm Heine am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ beziehen. Trotz der durch Kriegswirren bedingten Stagnation der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Tierheilkunde versuchte In der Strohdt sich „auf dem Laufenden“ zu halten und lerntechnische Alternativen zu suchen. Inwieweit er durch Havemann dazu ermutigt wurde, ist nicht zu klären. Allerdings zeigen andere Handschriften des Studenten aus dem gleichen Zeitraum (z. B. die „Osteologie“-Handschrift) eine ähnliche Arbeitsweise. Der Student In der Strohdt erhielt in den Jahren 1805/06 einen sehr dürftigen Unterricht an der Pferdearzneischule Hannover durch Direktor Havemann. Im Gegensatz zu anderen Tierarzneischulen (z. B. Lyon und Alfort) stand hier im-mer noch das Pferd im Mittelpunkt tierärztlicher Bemühungen, andere Tierarten wurden völlig vernachlässigt (Gerlach 1868, 9). Der anatomische Unterricht hat-te sich nach dem Ableben Bocks nicht wesentlich verändert, vermutlich war Havemann nicht in der Lage, diesbezüglich Vorträge zu halten, so daß die Stu-denten gezwungen waren, das Wissen aus älteren Mitschriften zu erwerben. Darüber hinaus ergriff In der Strohdt die Gelegenheit, humanmedizinische Vor-lesungen am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ zu besuchen, um sein Wissen durch Analogieschlüsse zu ergänzen, wie es zur damaligen Zeit durchaus üblich war. Soweit es ihm möglich war, las er zeitgenössische Neuerscheinungen (z. B. über die Brustseuche der Pferde von Direktor Joseph Fehr aus Münster), deren Fakten er in sein Manuskript integrierte. Auch In der Strohdt bemühte sich, durch systematischen Vergleich verschiedener Lehrmeinungen auf dem aktuel-len Wissensstand seiner Zeit zu sein.
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Die dritte Handschrift über „Hypotamie“, angeblich aus dem Jahr 1820, stellte sich als weitere nahezu vollständig übernommene Kopie der Ausgangsvorlesung aus Bocks Lebzeiten dar. Es ist unklar, in welchem Jahr und von wem sie ver-faßt wurde, aber es muß sich um den gleichen Zeitraum handeln, in dem In der Strohdt sein Manuskript schrieb. Auch hier ist der eindeutige Buchcharakter der Handschrift auffallend; wie schon im Manuskript von 1806 sind die Abschnitte über Knochen- und spezielle Muskellehre entfallen, stattdessen befindet sich am Ende ein Kapitel über die besondere Anatomie der Wiederkäuermägen, wie es bereits Bock in seinem Report vom 1. Januar 1798 mitgeteilt hatte. Die beiden Manuskripte von 1806 und 1820 scheinen unabhängig voneinander im gleichen Zeitraum entstanden zu sein. Von Ulrich Friedrich Hausmann, zwei-ter Lehrer seit 1802, der 1814 aus England nach Hannover zurückkehrte, ist bekannt, daß er sich stark an Havemanns Vorlesungstexte lehnte. Auch nach seiner Ernennung zum Direktor im Jahr 1819 strebte er nicht danach, Änderun-gen im Schulbetrieb zu entwickeln und durchzusetzen (Miersch-Berger 2000, 222). Es ist anzunehmen, daß sich auch Hausmann zunächst an die altherge-brachten Vorlesungsinhalte von Bock hielt, bevor er ab 1822 „Das Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere“ von Ernst Friedrich Gurlt aus Berlin seinem Unterricht zugrunde legte (vgl. Rieder 1995, 187-189). Mit die-sem Werk von Gurlt, das zahlreiche Neuauflagen erhielt, wurde die Veterinäranatomie auf eine neue systematische und wissenschaftliche Ebene ge-stellt (Schneidemühl 1890, 223). Anhand der drei vorliegenden Handschriften ist es möglich, die Entwicklung des anatomischen Unterrichts an der Pferdearzneischule Hannover durch zwei Jahr-zehnte (1799-1820) hindurch zu verfolgen. Mit dem Wissen, das Bock auf seiner Studienreise bei bekannten Professoren der Tierheilkunde gesammelt hat-te, gestaltete er seinen Unterricht, der auf dem Lehrstoff der damaligen französischen und österreichischen Professoren der Tierheilkunde basierte, aktu-ell und zeitgemäß. Durch seinen frühen unerwarteten Tod im Jahr 1801 (Günther 1878, 157) und die umwälzenden politischen Ereignisse in der Folge konnte Direktor Havemann, der sich selbst keine guten Kenntnisse in der Ana-tomie bescheinigte, die Entwicklung dieses Faches nicht positiv beeinflussen. Der anatomische Unterricht in Hannover verblieb über mehrere Jahre auf dem Wissensstand des ehemaligen Lehrers Bock, ohne daß er nennenswerte Ände-rungen erfuhr. Allerdings traf diese Entwicklung auf die anderen deutschen Tierarzneischulen ebenfalls zu. Immer noch war es nicht gelungen, ein deutsch-
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sprachiges Anatomiebuch herauszugeben; ein Anliegen, das schon Bock - wie viele andere - zu realisieren versucht hatte. Man mußte sich mit den Überset-zungen der französischen Lehrbücher zufrieden geben, die viele Fehler enthielten. In den Jahren nach Beendigung der Koalitionskriege veröffentlichten verschie-dene Professoren „Handbücher der Zergliederungskunde“, die sich jedoch immer an alten Vorlagen orientierten und nicht mehr zeitgemäß waren (vgl. Bro-sche (1812/13)). Erst unter Gurlt, der 1819 zweiter Lehrer für Anatomie an der Berliner Tierarzneischule und später Leiter des anatomischen Institutes wurde, begann die wissenschaftliche Ausbildung in diesem Fach, die von Hausmann in Hannover bald übernommen wurde (Rieder 1995, 187).
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10 Zusammenfassung
Stephanie Jette Petschat: Transkription und Besprechung einer Handschrift über ‚Hippotomie und Splanchnologie‘ nach Friedrich Bock (1806)
Grundlage der Arbeit bildet die buchstabengetreue Transkription und Edition einer 121 Seiten umfassenden Handschrift über ‚Hippotomie und Splanchnolo-gie nach Bock‘, die der aus dem Osnabrücker Raum stammende Student Johann Friedrich Arnold In der Strohdt (1782-1846) in seinem zweiten Studienjahr an der Pferdearzneischule Hannover im Mai 1806 anfertigte. Die politischen und militärischen Folgen der europäischen Koalitionskriege (1792-1807) beeinflußten in dieser Zeit das wissenschaftliche Leben in Hanno-ver nachhaltig. Ihre Ursachen und Auswirkungen wurden hier in der gebotenen Kürze betrachtet, denn die Pferdearzneischule diente den jeweiligen Besat-zungsmächten erst als Hospital, dann als Feldapotheke. Durch diese auferzwungenen räumlichen Einschränkungen konnte Direktor August Konrad Havemann den Unterricht kaum aufrecht erhalten, und die Studenten waren ge-zwungen, sich ihr Wissen größtenteils aus Büchern und älteren Vorlesungsmitschriften anzueignen. Unter diesem Einfluß auf den Schulbetrieb verfaßte In der Strohdt im Frühjahr 1806 mehrere Manuskripte, die zum Teil auf alten Vorlesungsunterlagen basier-ten. Darüber hinaus nahm er an Sektionen am ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ unter der Leitung von Hofmedikus Ernst Friedrich Wilhelm Heine teil. Seine Vorlesungsnotizen sowie wichtiges Faktenwissen aus populären Bü-chern ließ In der Strohdt in Form von Randbemerkungen in seine Handschriften einfließen. Er folgte damit dem zeitgemäßen Trend, Beobachtungen aus der Humanmedizin auf die Veterinärmedizin zu übertragen. In den Jahrzehnten nach Gründung der ersten europäischen Tierarzneischulen (ab 1762) war die Tierheilkunde noch keine eigenständige Wissenschaft. Häufig wurden ehemalige Ärzte zu Professoren der Veterinärmedizin ernannt und wandten ihr Wissen und ihre Erfahrungen – oft ungeprüft – auf die neue Diszi-plin an. Später schickte man geeignete Leute zur weiteren Ausbildung an die ersten Tierarzneischulen nach Frankreich und Österreich. Nach ihrer Rückkehr wurden sie meist zu Lehrern an den allerorts neu gegründeten Tierarzneischulen ernannt. Dennoch waren diese ersten Lehrkräfte nicht in der Lage, alle geforder-
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ten Unterrichtsfächer (wie z. B. Botanik und Chemie) abzudecken, so daß viele Studenten neben dem Studium an den Tierarzneischulen noch naturwissen-schaftliche Vorlesungen an den medizinischen Collegien hörten. Auch wenn der ehemalige zweite Lehrer Friedrich Andreas Daniel Bock (1766-1801) zu In der Strohdts Studienzeiten bereits mehrere Jahre tot war, basierte die anatomische Ausbildung an der Pferdearzneischule noch immer auf seinen Vor-lesungen. Um Bock als Lehrer und Wissenschaftler vor dem Hintergrund der Zeitereignisse einschätzen zu können, wurde eine Biographie von ihm erstellt. Die Tierärztliche Hochschule Hannover besitzt noch zwei weitere, jedoch an-onyme anatomische Handschriften aus den Jahren 1799 und 1820, die mit dem Manuskript von In der Strohdt nahezu identisch sind. Sie wurden ebenfalls transkribiert und sowohl formal als auch inhaltlich mit der Ausgabe von 1806 verglichen. Dabei stellte sich heraus, daß die beiden Manuskripte von 1806 und 1820 Überarbeitungen einer älteren Ausgangsvorlesung darstellen, die zu Leb-zeiten Bocks verfaßte Handschrift von 1799 jedoch nach Diktat des Vortragenden entstand. Bock übernahm seine Unterrichtsinhalte größtenteils von ehemaligen Lehrern (z. B. Martin Albert Tögl in Wien) und erweiterte sie mit aktuellen physiologischen Forschungsergebnissen z. B. von Albrecht von Haller und Alexander von Hum-boldt. Bocks Wissensstand auf dem Gebiet der Tieranatomie – damals auf der Höhe seiner Zeit – besaß auch in den Jahrzehnten nach seinem Tod an der Pfer-dearzneischule noch Gültigkeit. Bis zum Erscheinen der ersten Auflage des „Handbuchs der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere“ des Berliner Anatomen Ernst Friedrich Gurlt im Jahr 1822 orientierten sich August Konrad Havemann und später Ulrich Friedrich Hausmann an Bocks Vorlesungskonzept. Ein Vergleich mit den Lehrern der Anatomie und ihren Vorlesungen an den wichtigsten europäischen Tierarzneischulen am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigt, daß Bock sich die Lehrmeinungen führender Wissen-schaftler seiner Zeit aneignete und in den Unterricht integrierte. Dadurch gestaltete er den anatomischen Unterricht an der Pferdearzneischule Hannover fortschrittlich und aktuell.
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Summary Stephanie Jette Petschat: The transcription and interpretation of a handwriting
about „Hippotomy and Splanchnology“ by Friedrich Bock (1806).
This thesis has been based on the transcription and edition of a 121-paged origin handwriting about „Hippotomy and Splanchnology by Bock“ written up by the student named Johann Friedrich Arnold In der Strohdt (1782-1846), born in the surrounding of Osnabrück in Germany, during his second year of study at the veterinary school of horses in Hannover, Germany. Scientific life in Hannover was influenced by the political and military conse-quences of the european wars (1792-1807) in those days. Just as the occupying authorities kept changing the veterinary school of horses between being a hospi-tal and a military pharmacy. Due to that situation the director August Konrad Havemann was not able to continue teaching at school in the usual way, so the students had to get their knowledges mostly from books and previous handwrit-ten lectures. Under these circumstances Johann Friedrich Arnold In der Strohdt made several manuscripts based on previous files of lectures. Besides this he took part in dis-sections at the ‚Collegium anatomico-chirurgicum‘ led by the medicus of court Ernst Friedrich Wilhelm Heine, whose notices of lectures together with the im-portant real-learning from popular books were added to his manuscripts as marginal notes. Transfering observations from the humane medicine onto the veterinary medicine he has followed the modern trend. During the decades after the foundation of the first european veterinary schools (after 1762) the veterinary medicine was not yet an accepted science on its own. Frequently previous doctors became professors of veterinary science and thought their knowledges and experiences on this new discipline – often without any sort of degrees. Later selected people were sent to France and Austria to get further experiences and education. After returning they were allowed to teach at any veterinary school new founded all over the country. Nevertheless these first teachers were not able to teach all the subjects required (for example Botanic and Chemistry) so a lot of students had to attend the lectures of natural science at the Colleges of Medicine additionally to the study at the veterinary schools.
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Even though at the time Johann Friedrich Arnold In der Strohdt was studying the previous teacher Friedrich Andreas Daniel Bock (1766-1801) had already died several years ago the education of anatomy at the veterinary school of horses was still based on his lectures. A Bock-Biography was written in order to assess his being a teacher and a scientist at the time regarding the special events of time. Another two anonymic manuscripts of anatomy dated 1799 and 1820 being al-most identical to the In der Strohdt’s manuscripts are possessed by the School of Veterinary Science in Hannover. They were transcripted, too, and were com-pared as well formally as contently to the edition of 1806. The result was that both manuscripts dated 1806 and 1820 were revisions of a previous based lec-ture, the manuscript of 1799 in the lifetime of Bock though was written on dictation of the lecturing person. Mostly Bock took possession of previous teacher’s teaching contents (for in-stance Martin Albert Tögl in Vienna, Austria) and added topical physiological results of researching for instance of Albrecht von Haller and Alexander von Humboldt. During the decades after Bock’s death his knowledge of veterinarian anatomy was still considered being on a high level at the veterinary school of horses. Until the year of 1822 August Konrad Havemann and Ulrich Friedrich Hausmann relied on Bock’s rough draft of lectures, it was then when the first edition of „Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere“ by the teacher for anatomy at the veterinary school in Berlin, Ernst Friedrich Gurlt, was published. Compared the anatomic teaching and lectures with those of the most important European veterinary schools at the end of the eighteenth century and the begin-ning of the nineteenth century the result is that Bock took part in the leading scientists´ teaching-opinion. Integrating this into his teaching at the veterinary school in Hannover the teaching of anatomy increased to be topical and progres-sive.
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11 Zeittafel
1789 9. Juli Französische Revolution; Stände erklären sich zur Ver-
fassunggebenden Nationalversammlung 14. Juli Sturm auf die Bastille 1791 1. Oktober Frankreich wird eine konstitutionelle Monarchie 1792 20. April Frankreich erklärt Preußen und Österreich den Krieg
(1. Koalitionskrieg 1792-1797), F. A. D. Bock nimmt an der „Kanonade“ von Valmy teil
1793 21. Januar Der französische König Ludwig XVI. stirbt durch die
Guillotine 1795 5. April Frieden von Basel August Georg III., König von England und Hannover, muß
dem Frieden zustimmen Verkündung der Direktorialverfassung in Frankreich
1796 22. April Niedersächsischer Kreistag in Hildesheim 1. Oktober F. A. D. Bock wird zweiter Lehrer an der Pferde-
arzneischule Hannover 1797
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17. Oktober 1797 Frieden von Campo Formio 9. Dezember 1797 Friedenskongreß von Rastatt, wenig später beginnt der
2. Koalitionskrieg 1798-1801 1798/99 Napoleons Ägyptenfeldzug 1801 9. Februar Frieden von Lunéville 2. April Einmarsch preußischer Truppen in Hannover 12. Oktober F. A. D. Bock, zweiter Lehrer der Pferdearzneischu-
le Hannover, stirbt infolge eines Schlaganfalls; preußische Truppen verlassen Hannover wieder
1802 27. März Frieden zu Amiens 1. Oktober U. F. Hausmann wird zweiter Lehrer an der Pferdearz-
neischule Hannover 1803 25. Februar Reichsdeputationshauptschluß 8. April Hannovers Truppen ziehen sich auf Befehl Englands in
ein Übungslager zurück 18. Mai England erklärt Frankreich den Krieg
(3. Koalitionskrieg 1803-1805) 3. Juni Konvention von Sulingen; U. F. Hausmann bringt die
königlichen Marstallpferde nach London 5. Juni Einmarsch französischer Truppen in Hannover 5. Juli Konvention von Artlenburg („Elbkonvention“) 1804
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2. Dezember Napoleon wird Kaiser der Franzosen 1805 12. Oktober Seeschlacht bei Trafalgar 25. Oktober Die letzten französischen Truppen verlassen Hannover 3. November Abkommen von Potsdam zwischen Preußen und Ruß-
land 2. Dezember Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 15. Dezember Vertrag von Schönbrunn zwischen Preußen und Frank-
reich 26. Dezember Frieden von Preßburg 1806 14. Februar Einmarsch preußischer Truppen in Hannover, wenig
später kommt es zum 4. Koalitionskrieg 1806/1807 15. Mai J. F. A. In der Strohdt beginnt die Handschrift 12. Juli Bildung des Rheinbundes 6. August Franz II. legt die Kaiserkrone nieder 14. Oktober Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt 20. Oktober Preußische Truppen verlassen Hannover 21. November Einrichtung der Kontinentalsperre 9. November Einmarsch französischer Truppen in Hannover 1807 14. Juni Frieden von Tilsit
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12 Anhang
Sprachliche Expertise der beiden Manuskripte von 1799 und 1806 von Herrn Priv.-Doz. Dr. Claus Ahlzweig vom Seminar für deutsche Literatur und Sprache der Universität Hannover (2001). Zu den Vorlesungsnachschriften Die Handschrift von 1799 a) Zur Sprache des Vortragenden: Der Autor versucht, die Darstellungsmethode zu wählen, die seit den Werken Christian Wolffs (seit etwa 1720) für deutschsprachige Vorlesungsdrucke und Mitschriften gebräuchlich ist. D. h., er versucht seine Vorlesung systematisch so aufzubauen, daß die im weiteren Verlauf der Vorlesung benützten (deutschspra-chigen! wie bei Wolff) Fachtermini erst eingeführt und möglichst definiert werden und so vom allgemeinen zum konkreten Einzelnen fortzuschreiten. Wie Wolff versucht er dabei (der Methode des Petrus Ramus/Pierre Ramée folgend) möglichst in dichotomischen (Zweierschritten) Paaren zu formulieren, um den Stoff besser in die Köpfe der Studenten zu bringen. Um dies tun zu können, bil-det er Antonyme (Gegensatzwörter), die im Wörterbuch Adelungs (Adelung, Joh. Chr.: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart mit be-ständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. 4 Bde, 2. Aufl., Leipzig 1783-1801) so nicht belegt sind, die a-ber aus sich heraus verständlich sind. Der Verfasser ist so auf der Höhe der zeitgenössischen Popularphilosophie. Dies verdeutlicht auch sein Vorgehen, wenn er die Aufteilung der „Fasern“ bis zu einer Größe verfolgt, auf der sie empirisch – weil unsere Instrumente so grob sind – nicht mehr nachgewiesen werden können, sie also bloß noch gedacht werden können – in Analogie zum Gesetz der Induktion. Beispiele für diese Wortschöpfungen sind etwa „hartfest“ – „weichfest“ (S. 1), „feste und flüssige Theile“ (!) (ebd.) und andere Gefäße (S. 6). Zu den medizinischen Termini kann ich nicht viel sagen, doch ist auffällig, daß fremdsprachliche Termini erst dann eingeführt werden, wenn vorher der Sachverhalt auf deutsch umschrieben worden ist. Vom Titel der Vorlesung wür-de ich eine Vorbildfunktion der Humanmedizin vermuten.
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b) Zur Sprache des Schreibers: Der Schreiber hat nach Diktat geschrieben, wobei der Lehrer in Sprecheinheiten diktiert hat, nicht in syntaktischen Einheiten. Bei der Fortführung des Diktats hat er dann das letzte Wort wiederholt, um den Einsatz herzustellen. Der Schreiber hat jedenfalls nur die gerade gehörten Worte im Kopf gehabt, so daß er an einigen Stellen die wiederholten Einsatzwörter doppelt geschrieben hat. Dies spricht nicht für ein geübtes Kurzzeitgedächtnis, den Satzzusammenhang hatte der Schreiber wohl in keinem Fall im Kopf. Ob dies auch der Grund für die unterschiedliche Schreibung von „Häute – Heute“ (beide Wörter gibt es ja) ist, also der fehlende Zusammenhang die Bedeutung verstellte, ist unklar, doch sind Schreibungen wie „Heuten“ (S. 5) eher ein Zeichen für mangelnde Schreibkonstanz und damit für eine nicht feste orthographische Norm. Die übri-gen Schreibungen bewegen sich im Rahmen des im 18. Jh. Üblichen, obwohl Schreibungen wie „Uhrfaser“ auch 1799 nicht mehr die Regel sind, sie kommen aber durchaus noch vor. Andere Kennmerkmale, wie die Nichtunterscheidung von „vor“ und „für“ – ein wesentliches Anliegen der Grammatiker des 18. Jhs – sind modern geregelt. Die Vorlesungsnachschrift von 1806 Die Vorlage der Abschrift (oder stammen die Überarbeitungen vom Abschrei-ber?) stellt eine Überarbeitung der Vorlesung von 1799 dar, die zwar im wesentlichen der 1799er Ausgabe folgt, aber in sprachlicher Hinsicht und damit in der Form der Darbietung erheblich abweicht. Dies drückt sich einmal in der Terminologie aus: Nicht nur wird die „Anatomie“ zur „Hippotomie“, nicht nur werden die ungebräuchlichen ad-hoc-Zusammensetzungen der Vorlage („weich-fest“ und „hartfest“ etc.) aufgegeben, auch die Ausdrucksweisen, die der Popularphilosophie des 18. Jahrhunderts entstammen, sind verschwunden bzw. in Satzzusammenhänge eingefügt, die ihre Herkunft nicht mehr leicht erkennbar machen. Bei dieser Überarbeitung hat die Syntax der Vorlage erheblich gelitten. In der Fassung von 1806 sind unvollständige Sätze, Satzbrüche und unpassende Substantivierungen häufig. Dies kann man bereits am ersten Absatz deutlich machen: 1799 heißt es:
„Die Grundlage der Thier-Arzney ist die Zergliederung, oder die Kunst todte Körper zu zerlegen, um dadurch den Bau der Theile kennen zu ler-nen u(nd) ihre Natur zu studiren. Bey der Zerlegung die sich an Gestallt
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an Festigkeit, an Farbe an Schwere, und andern Eigenschaften sich von einander unterscheiden, doch aber alle entweder fest, oder flüßig sind.“
Daraus wird 1806: „Hipothomie ist die Wissenschaft die den Körper des Pferdes zerlegen und jeden seiner Theile kennen lernen; ihr Gegenstand ist der Todte Kör-per und die Kenntniß seines Baues, ihre Entzweck, alle Theile des Thierischen Körpers sind entweder flüßig oder fest.“
Hier ist zwar eine starke Komprimierung des Inhalts erreicht, aber gleichzeitig ist die Art des Vortrags entscheidend verändert worden. In der 1799er Fassung wird argumentiert, es werden Zweck-Mittel sprachlich explizit benannt („Kunst...zu zerlegen“, um dadurch...zu). In der 1806er Fassung wird definiert, Zweck-Mittel Relationen kommen nicht mehr vor. Da aber der Wortlaut auf der 1799er Fassung beruht, wird der 1806-Text ungrammatisch. Im ersten Relativ-satz fehlt das bestimmte Prädikat, im zweiten Teil des Satzes ist der Entzweck (!) entweder fest oder flüssig, der Gegenstand der Wissenschaft ist die Kenntniß! Dieses Verfahren der Definition tritt insgesamt an die Stelle der Argumentation. Auf S. 2 wird definiert: „Faßern sind kleine Fädchen,..., und bis ins unendliche Theilbar sind. Deshalb kann keine einzelne gesehen werden.“ – 1799 stand hier ein Hinweis auf das Denken und das Ungenügen der Instrumente! In der Fas-sung von 1806 ist der Zusammenhang mit der Naturphilosophie des 18. Jahrhunderts durchgängig zurückgedrängt, meist nicht mehr erkennbar und nur noch an Satzbrüchen festzustellen. Hier drückt sich eine gewisse Professionali-sierung genauso wie die Bornierung des Vortragenden aus. Die Didaktisierung des Stoffes ist ebenfalls an der Neueinteilung in durch Über-schriften hervorgehobene Abschnitte zu erkennen, wichtig sind nicht mehr Zusammenhänge, sondern Faktenwissen wird erlernbar dargeboten. Dies erleichtert aber wiederum das Nachschlagen, eine schnelle Orientierung wird möglich. (Vgl. zu diesen textorganisierenden Mitteln: Genette, Gerard: Paratex-te. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt am Main usw., Campus 1989). Bei dem Manuskript von 1806 muß es sich um eine Abschrift von einer Vorlage handeln. Bei einer Vorlesungsmitschrift wären laufende Überschriften, die den Inhalt kommentieren, nicht möglich. Außerdem sprechen die Custoden, d. h., die Wortteile, die den Beginn der nächsten Seite kennzeichnen, eindeutig für den Buchcharakter. Bei einer Mitschrift wären sie schon aus Zeitgründen nicht mög-lich. Sie sind auch hier ohne Funktion, es handelt sich ja um Buchdruckerzeichen, die sicherstellen sollen, daß nach der Faltung des Druck-
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bogens die Einzelseiten auch in der richtigen Reihenfolge liegen. Dies ist bei Handschriften, die ja im Seitenformat (wahrscheinlich als Heft) vorliegen und bei denen die Eintragungen ja kontinuierlich erfolgen, völlig funktionslos. Der-artige Verfahrensweisen kann ich aber auch bei anderen Manuskripten des 17. Und 18. Jahrhunderts aus Hannover nachweisen, wobei die Handschriften diese Custoden teilweise aus Druckvorlagen, die abgeschrieben wurden, übernommen haben. Offensichtlich hat der Schreiber von 1806 auch noch nachträglich Ver-weise auf andere Literatur eingefügt. Die Orthographie ist bemerkenswert konstant und auf der Höhe der Zeit. Die syntaktischen Brüche und Inkompatibilitäten auf der semantischen Ebene würde ich eher der Vorlage zuschreiben als dem Abschreiber, wenn es sich wirklich um eine Abschrift handelt und nicht um eine Bearbeitung einer Vorlage, so daß die Professionalisierung und die Bornierung diesem Schreiber zukämen. Dies halte ich aber aus mehreren Gründen für unwahrscheinlich: - Der Text stellt eine durchgehende Überarbeitung der Ausgangsvorlesung
dar. Dies würde ich eher einem Kollegen, der die Vorlesung übernommen hat, als einem Studenten zutrauen.
- Diese Überarbeitung stellt eine Didaktisierung (und damit auch eine Verfla-chung) des „Urtextes“ dar. Diese Arbeit leistet man normalerweise nur für einen größeren Zuhörerkreis und nicht ein Schreiber für sich selbst.
- Außerdem ist der Schriftfluß der Handschrift derart gleichmäßig, daß der Verfasser keine größeren Überlegungspausen gebraucht haben kann.
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13 Quellen und Literaturverzeichnis
Verwendete Abkürzungen von Zeitschriften BMTW = Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift BTW = Berliner Tierärztliche Wochenschrift DTW = Deutsche Tierärztliche Wochenschrift TU = Tierärztliche Umschau WTM = Wiener Tierärztliche Monatsschrift Vet. Hist. Mitt. = Veterinär-Historische Mitteilungen
A. Quellen aus Archiven Hauptstaatsarchiv Hannover: Hann. 146 B, Nr. 9 Stadtarchiv Celle: L 13/465 und 3 B 8 Staatsarchiv Osnabrück: Rep. 350 Vörden, Nr. 131 Hofarchiv Fisse-Niewedde Kalkriese/Engter: ohne Signaturen Ev.-luth. Stadtkirchenverband, Kirchenbuchamt Hannover:
- Buch der Stadtkirche Celle 1756-1779, Nr. 104 - Verzeichnis der Verstorbenen in der Hof-Gemeinde
zu Hannover mit Anfange des Jahrs (1798), Nr. 43 - Verzeichnis der Verstorbenen in der Schloßkirche
Hannover, Nr. 0408 - Verzeichnis über die Gestorbenen in dem ev. Kirch-
spiele Engter vom Jahre 1846, Nr. 17 - Taufregister im ev. Kirchspiel Engter 1724-1794,
Nr. 52 - Trauregister im ev. Kirchspiel Engter 1795-1821,
Nr. 14 Königl. Groß-Britannisch und Chur Fürstl. Braunschweig-Lüneburgscher Staatskalender auf das Jahr 1791. Königl. Privileg. Buchdrucker Johann Georg Berenberg, Lauenburg
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Königl. Groß-Britannisch und Chur Fürstl. Braunschweig-Lüneburgscher Staatskalender auf das Jahr 1803. Königl. Privileg. Buchdrucker Johann Georg Berenberg, Lauenburg
B. Schriftliche Mitteilungen Ahlzweig, Claus (2001): Sprachliche Expertise vom November 2001. Seminar für deutsche Literatur und Sprache der Universität Hannover Drewsen, Elgar (2001): Schriftliche Mitteilungen vom 27.01. und 5.03.2001. Lachendorf, Celle Künstling, Lore (2002): Schriftliche Mitteilung vom Januar 2002. Auskunft der Universitätsbibliothek Leipzig Lothe, Andrea (2001): Schriftliche Mitteilung vom 15.02.2001. Deutsches Brief- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei, Papierhistorische Samm-lung. Leipzig Niewedde, Jürgen Eberhard (2001): Schriftliche Mitteilung vom März 2001. Kalkriese, Osnabrück
C. Literatur Albers, Johann Christoph (1841): Geschichte der Königlichen Thierarzneischule zu Berlin nebst Vorstellung ihrer bisherigen Leistungen und gegenwärtigen Ver-fassung. Einladungsschrift zur Feier der Einweihung des neuerbauten Thierarzneischulgebäudes und des fünfzigjährigen Bestehens der Anstalt am 2. Februar 1841. A. W. Schade, Berlin Albrecht, Otto (1903): Die Begründung der modernen Anatomie durch Leonar-do da Vinci und die Wiederauffindung zweier Schriften desselben. In: BTW 19, Nr. 30, 479-480
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Alpers, Paul (1928): Geschichte des Celler Gymnasiums. Schweiger & Pick, Celle Andreae, Friedrich Wilhelm (1859): Chronik der Residenzstadt Hannover von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Finckesche Buchhandlung (G. F. Schmidt), Hildesheim Artelt, Walter (1949): Einführung in die Medizinhistorik. Enke Verlag, Stuttgart Barth, Elke (1996): Ein Buch Zer Rahren undt Bewerten Medicinen für Allen ungemach, Kranckheiten undt Schaden Der Pferden (Mitte 18. Jh.). Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss. Beichele, Gerhard (1979): Die Entwicklung der Osteologie des Pferdes in der Stallmeisterzeit. München, Ludwig-Maximilians-Universität, Tierärztliche Fa-kultät, Diss. Bellini, Laurentius (1662): Exercitatio anatomica de structura et usu renum. Flo-renz Berg, Rolf (1990): Zur Geschichte des Wissenschaftsbereiches Anatomie, Histologie und Embryologie. In Volker Deutrich (Hrsg.): Von der Königlichen Tierarzneischule zur Veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 1790-1990; 200 Jahre veterinärmedizinische Ausbildung und For-schung in Berlin. Quintessenz Verlags-GmbH, München, 79-89 Bibliothek für Thierärzte (1795), Landwirthe, und Liebhaber der Thierarznei-kunde. Zweiter Band, welcher den dritten Theil der Anatomie, nemlich die Lehre von den Drüsen und Eingeweiden enthält. Akademische Buchhandlung Boessneck, Joachim (1972): Chronik der Tierärztlichen Fakultät. In L. Boehm und J. Spörl (Hrsg.): Die LMU in ihren Fakultäten, Bd. 1. Verlag Duncker & Humblot, Berlin, 281-288 Bojanus, Ludwig (1805): Über den Zweck und die Organisation der Thierarz-neischulen. Andreäische Buchhandlung, Frankfurt am Main Borcke, Hagen von (1964): Leben und Vorlesungen des Wiener Tierarztes Ludwig Scotti (1728-1806). Hannover, Tierärztliche Hochschule, Diss.
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Tögl, Martin Albert (1791): Anfangsgründe zur Anatomie der Pferde. Erster Theil von dem Bau der Knochen. Georg Trummers Wittwe, Wien Tögl, Martin Albert (1798): Anhang zur Pferdeknochenlehre. Enthaltend die Muskellehre. Joseph Gerold, Wien Triepel, Hermann (1946): Die anatomischen Namen – ihre Ableitung und Aus-sprache. Verlag von J. F. Bergmann, München Troll-Obergfell, Oskar Ritter von (1941): Ergänzungen und Berichtigungen zum biographisch-literarischen Lexicon der Thierärzte aller Zeiten und Länder, von G. W. Schrader und E. Hering Vollmerhaus, Bernd (1990): Institut für Tieranatomie. In A. von den Driesch (Hrsg.): 200 Jahre tierärztliche Lehre und Forschung in München. Stuttgart, New York 1990, 51-64 Voorn, Henk (1960): De papiermolens in de provincie Noord-Holland. In: De geschiedenis der Nederlandse papierindustrie, 1. De Papierwereld, Haarlem Weber, Christoph Friedrich (1774): Kurzer Begriff von der Knochenlehre des Pferds, zu seinen Vorlesungen in der Vieharzneischule zu Dreßden entworfen. J. N. Wittbe und Sohn, Dreßden und Leipzig Weber, Ewald (1941/42): Die tierärztlichen Schulen im Jahre 1802 nach dem Urteil von Karl Asmund Rudolphi. In: Beiträge zur Geschichte der Veterinär-medizin 4, 137-140 Weber, Ewald (1942): Erxleben, der Leiter der 1. Deutschen tierärztlichen Schule. In: BMTW 13/14, 111-112 Weber, Ewald (1942/43): Die Lehrer der Tierheilkunde an der Universität Leip-zig vor Errichtung der veterinärmedizinischen Fakultät. In: Beiträge zur Geschichte der Veterinärmedizin 5, 206-219 Weiß, Karl Theodor (1962): Handbuch der Wasserzeichenkunde. VEB Fach-buchverlag, Leipzig
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14 Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Herrn Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Johann Schäffer für die Überlassung des Themas und seine jederzeit, in jeder Hinsicht und in groß-zügiger und freundlicher Weise gewährte Unterstützung. Ohne die Hilfe von Herrn Jürgen Eberhard und Frau Johanna Maria Fisse-Niewedde aus Kalkriese/Osnabrück wäre die Erstellung der Biographie des Stu-denten In der Strohdt nicht möglich gewesen. Sie öffneten für mich großzügig das Familienarchiv und erzählten viele interessante Details. Herr Elgar Drewsen aus Lachendorf/Celle und Frau Andrea Lothe vom Deutschen Buchmuseum in Leipzig halfen mir bei der Analyse der Wasserzeichen und ihrer Bedeutung. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, die sie meinen wiederholten Anfragen schenkten. Silke Parras übersetzte wichtige Passagen aus dem Holländischen, die die Herkunft des Wasserzeichens aufklärten. Sie hatte jederzeit ein offenes Ohr für Fragen, die während der Recherchen auftauchten, und gab mir viele hel-fende Denkanstöße. Ganz herzlich danke ich Herrn Priv.-Doz. Dr. Claus Ahlzweig vom Seminar für deutsche Literatur und Sprache der Universität Han-nover für die informativen Treffen, in denen er mir die Feinheiten der deutschen Sprache erläuterte. Seine sprachliche Expertise über das Manuskript von 1806 verschaffte mir wichtige Erkenntnisse. Herr Oberstudienrat a. D. Gerhard Brak-ke übernahm dankenswerterweise die wichtige Aufgabe, die von mir angefertigte Transkription der Handschrift zu überprüfen. Stellvertretend für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der benutzten Archive möchte ich Herrn Dr. Franke vom Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv meinen Dank aussprechen, der mir den Zugang zur Personalakte Friedrich Bocks ermöglichte. Meine Co-Doktorandin Daphne Papadopoulos stand mir helfend zur Seite, wenn es manchmal nicht weiterzugehen schien. Ich danke ihr für ihre tatkräftige Unter-stützung, die mir immer wieder neuen Ansporn gab. Mit Frau Dr. Adelheid Ehrlich und Frau Jorunn Wißmann führte ich konstruktive Gespräche, die mir beim Verfassen der Kapitel sehr weiterhalfen. Danken möchte ich auch Marcus Raykowski und Markus Burger-Scheidlin, ohne die das technische Layout der Arbeit nicht möglich gewesen wäre.
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