umsatzsteueränderungen jahreswechsel 2020/2021 · 2020. 11. 17. · schlussrechnung und in der...
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Stand 14. Juni 2021
Umsatzsteueränderungen Seite 1 von 17
Umsatzsteueränderungen
Jahreswechsel 2020/2021/2022
Änderungshistorie 2
I. Alle Steuersätze im Zeitraum Juli bis Dezember 2020 2
II. Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle im Zeitraum Juli 2020 bis Dezember 2022 2
A. Steuerermäßigung auf Speisen 2
B. Speise oder Getränk? 3
C. Aufteilung von Paketpreisen 3
III. Problemfelder 4
A. Kassen und Rechnungslegung 4
B. Eingangsrechnungen 4
C. Leistungszeitpunkt 5
1. Was ist der richtige Leistungszeitpunkt 5
2. Teilleistungen / Dauerleistungen 5
3. Beherbergungsleistungen 6
4. Risiko eines falschen Leistungszeitpunkts 6
D. Anzahlungen 6
E. Gutscheine 8
1. Einzweckgutschein oder Mehrzweckgutschein? 8
2. Einzweckgutschein 8
3. Mehrzweckgutschein 9
4. Gutscheine in der Gastronomie 10
IV. Diverse Einzelregelungen 11
A. Nichtbeanstandungsregelung im ganzen 2. Halbjahr 2020 für Abschlagsrechnungen
der Versorger 11
B. Erstattung von Pfandbeträgen 11
C. Jahresboni 11
D. selbstverbrauchter Strom 11
E. Jahresmarge Gebrauchtwarenhändler 12
F. Gesamtmarge Reiseleistungen 12
G. Leistungen Gerüstbauer 12
H. Wiederkehrende Leistungen 12
V. Anlage 1 Schlussrechnungen bei Steuersatzwechsel 13
1. Wie sieht die Schlussrechnung aus? 13
2. Verbuchung 17
Stand 14. Juni 2021
Umsatzsteueränderungen Seite 2 von 17
Änderungshistorie
Änderungs-datum
Kapitel Abschnitt Erläuterung
09.11.2020 neues Dokument mit Blick auf Rückkehr zu den allgemeinen Steuersätzen zum 01.01.2021
I. Alle Steuersätze im Zeitraum Juli bis Dezember 2020
Im zweiten Halbjahr 2020 wurden die Steuersätze vorübergehend reduziert
von 19% auf 16% und
von 7% auf 5%.
Aus der Änderung des Steuersatzes ergeben sich diverse Detailfragen, hierzu verweisen wir
auf den Teil III Problemfelder.
Das Dokument anlässlich des Übergangs zum 01.07.2020 finden Sie hier.
II. Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle im Zeitraum Juli 2020 bis
Dezember 2022
A. Steuerermäßigung auf Speisen
Rechtslage bis Juni 2020 und ab Januar 2023:
Abgabe von Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle
(Restaurations- oder Verpflegungsleistungen)
19%
Lieferung von Speisen
(zum Mitnehmen / to go / Lieferdienst etc.)
7%
Zeitraum 01.07.2020 bis 31.12.2022:
Abgabe von Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle
(Restaurations- oder Verpflegungsleistungen) 01.07.20 – 31.12.20
5%
01.01.21 – 31.12.22
7%
Lieferung von Speisen
(zum Mitnehmen / to go / Lieferdienst etc.)
Stand 14. Juni 2021
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Anwendungsbereiche (beispielhafte Aufzählung):
Gaststätten, Restaurants, Hotels
Catering
Imbiss, auch bei Bäcker, Fleischer, Einzelhandel, Tankstelle etc.
Kantinen
01.01.2021 neue Steuersätze, aber noch 1,5 Jahre
gilt der ermäßigte Steuersatz für alle Speisen
B. Speise oder Getränk?
Diese Änderung betrifft NUR Speisen nicht Getränke.
Getränke
- auch im Rahmen von Restaurationsleistungen –
einzige Ausnahme: „echter“ Cappuccino to go*
01.07.20 – 31.12.20
16%
01.01.21 – …
19%
*„echter“ Cappuccino to go geht zum ermäßigten Steuersatz an den Kunden, weil die reine Lieferung
von Milchmischgetränken mit einem Milchanteil von mindestens 75% (Masse nicht Volumen) begünstigt
ist. Nicht so der Cappuccino im Rahmen einer Restaurationsleistung, hier sind die weiteren
Dienstleistungselemente schädlich.
Grenzfälle sind beispielswiese Smoothies, Eiskaffee etc.
Smoothie: wenn reiner Saft, dann ermäßigter Steuersatz (BMF 05.08.2004 Tz. 113)
ansonsten voller Steuersatz
Eiskaffee: nicht geklärt, im Zweifel (Sicht des Verbrauchers – steht er unter den Getränken
auf der Karte?)
C. Aufteilung von Paketpreisen
Wenn eine Kombination von begünstigten Speisen und nicht begünstigten Getränken zu
einem Gesamtverkaufspreis abgegeben werden, muss dieser für die Steuer sachgerecht
aufgeteilt werden.
Aufzuteilende Gesamtverkaufspreise gibt es beispielsweise bei
Sparmenüs
Buffetpreise inkl. Getränken
Übernachtung mit Frühstück (beinhaltet Kaffee, Tee etc.)
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Für die Aufteilung des Gesamtverkaufspreises auf die Bestandteile mit unterschiedlichen
Steuersätzen gibt es Wahlrechte, die aber zu einem sachgerechten, marktüblichen Ergebnis
führen müssen, sonst kann das Finanzamt die Steuer abweichend im Schätzungswege
festsetzen.
Mögliche Aufteilung nach
dem Verhältnis der Einzelverkaufspreise (wenn vorhanden)
dem Verhältnis der Wareneinsatzkosten.
Die Verwaltung beanstandet die folgenden Aufteilungsquoten nicht (BMF 02.07.2020); weicht
der Unternehmer davon ab, muss er seine individuellen Ergebnisse rechtfertigen:
bei Kombiangeboten aus Speisen inklusive Getränken (z. B. Buffet, All- Inclusive) für
die Getränke 30 % des Pauschalpreises
bei Übernachtungen mit Frühstück: 15% statt bisher 20% des Pauschalpreises für alle
nicht vom ermäßigten Steuersatz begünstigte Leistungen (u.a. Getränke zum
Frühstück, Nutzung Telekommunikation, Transport, Parkplatz, Fitnessgeräte etc.).
III. Problemfelder
A. Kassen und Rechnungslegung
Wichtig ist die Vorbereitung der Kassen und Rechnungssysteme, damit beispielsweise ein
geringerer Umsatzsteuersatz nicht etwa durch einen zu hohen Ausweis auf den Belegen
zunichtegemacht wird.
B. Eingangsrechnungen
Auch bei den Eingangsrechnungen ist penibel darauf zu achten, dass der richtige
Umsatzsteuersatz angewendet wurde. Ein zu hoher Umsatzsteuerausweis darf bei dem
Finanzamt nicht als Vorsteuer geltend gemacht werden und wird somit zu zusätzlichen
Kosten.
Entscheidend ist nicht das Rechnungsdatum oder der Rechnungseingang sondern der
Leistungszeitpunkt. Zum Leistungszeitpunkt vgl. Abschnitt C.
Der Leistungszeitpunkt ist immer ein bestimmter Tag. Auf den Rechnungen darf
vereinfachungshalber der Monat stehen, in dem DER Tag lag. In der Praxis sieht man häufig
für eine Leistung einen Zeitraum über mehrere Monate als Leistungszeitraum, das ist nicht
korrekt.
Das kann auch länger zurückliegende Rechnungen oder Dauerrechnungen betreffen, die
(Teil)Leistungszeiträume im zweiten Halbjahr 2020 betreffen:
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Miet-/Pachtverträge mit Umsatzsteuer
Leasingverträge
Lizenzzahlungen
Franchisegebühren
Softwarelizensen
Werden hier die Zahlbeträge nicht entsprechend der Mehrwertsteuersenkung herabgesetzt,
werden die zu hoch ausgewiesenen Steuerbeträge in Höhe von 3% bzw. 2% zu zusätzlichen
Kosten.
C. Leistungszeitpunkt
1. Was ist der richtige Leistungszeitpunkt
Maßgeblich ist immer der Steuersatz zu dem Zeitpunkt, in dem der jeweilige Umsatz
ausgeführt wird.
Eine Lieferung ist ausgeführt, wenn ein Gegenstand vom Unternehmer auf den
Abnehmer wechselt und der Abnehmer den Gegenstand zu seiner freien Verfügung
verwenden kann (Verschaffung der Verfügungsmacht).
o Bei einer Warenbewegung erfolgt die Lieferung bereits mit Beginn der
Beförderung.
Eine sonstige Leistung ist ausgeführt, wenn sie vollendet oder beendet ist.
Unbeachtlich ist
Zeitpunkt der vertraglichen Vereinbarung
Entgeltsvereinnahmung (auch für sog. Ist-Versteuerer)
Zeitpunkt der Rechnungsstellung
Rhythmus für die Voranmeldungen.
2. Teilleistungen / Dauerleistungen
Bei Teilleistungen gilt der Zeitpunkt, an dem die Teilleistung erbracht wird. Nicht gemeint
sind Anzahlungen (sog. Teilentgelte).
Beispiele sind:
Mietvertrag mit monatlicher Mietzahlung – jeder Monat ist eine Teilleistung
Teilleistungen auf dem Bau liegen nur vor, wenn eine Teilabnahme (im Sinne von
Beginn der Gewährleistungsfrist) erfolgt
Teilleistungen müssen für die umsatzsteuerliche Wirkung auch VOR dem Stichtag
vereinbart gewesen sein (BMF 30.06.2020 Tz. 22 Nr. 3)
Dauerleistungen, dies sind Leistungen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, gilt:
bei wiederkehrenden Lieferungen, der Tag jeder einzelnen Lieferung
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im Fall einer sonstigen Leistung, der Tag, an dem der vereinbarte (Teil-)
Leistungszeitraum endet (Achtung: Wartungsverträge Abschnitt IV H)
3. Beherbergungsleistungen
Beherbergungsleistungen werden mit ihrer Beendigung ausgeführt. Für die Bestimmung des
Umsatzsteuersatzes kommt es allein auf das Ende der Beherbergungsleistung an, nicht jedoch
auf den Zeitpunkt der Buchung, Rechnungsausstellung oder Zahlung.
Verpflegungsleistungen wie bspw. Frühstück, Halb- oder Vollpension sind laut der BFH
Rechtsprechung eigenständige Leistungen und sind mit dem jeweiligen Abschluss der Mahlzeit
erbracht.
Beispiel:
Frühstück / Mahlzeit (ohne Getränke) bis zum 30.06.2020* 19%
Frühstück / Mahlzeit (ohne Getränke) nach dem 01.07.2020 00.00 Uhr 5%
Frühstück / Mahlzeit (ohne Getränke) ab dem 01.01.2021* 7%
Frühstück / Mahlzeit (ohne Getränke) nach dem 01.01.2023 00.00 Uhr 19%
* Billigkeitsregelung für Beherbergung und Bewirtungsleistung in der Nacht „zwischen den
Steuersätzen“: es gilt jeweils der günstigere Steuersatz (BMF 04.11.20 Tz. 22).
4. Risiko eines falschen Leistungszeitpunkts
Eingangsrechnung
Risiko: zu hoher Umsatzsteuersatz
WEIL kein Vorsteuerabzug in Höhe der Differenz zum gültigen Umsatzsteuersatz
Ausgangsrechnung
Risiko: zu niedriger Umsatzsteuersatz
WEIL Zahlung in Höhe der Differenz zum gültigen Umsatzsteuersatz
aus der eigenen Marge
D. Anzahlungen
Anzahlungen unterliegen mit Zahlungseingang dem zu diesem Zeitpunkt gültigen Steuersatz.
Anzahlungsrechnung noch in 2020 (mit niedrigerem Steuersatz) und
Zahlungseingang erst in 2021 (BMF 04.11.2020, Tz. 2):
Der Geldeingang unterliegt den Steuersätzen 19% bzw. 7%, auch wenn die
Anzahlungsrechnung einen geringeren Steuerbetrag ausweist.
Der Vorsteuerabzug ist auf den zu niedrigen, ausgewiesenen Betrag begrenzt.
Die Abrechnung der gesamten Leistung erfolgt davon unabhängig zu dem Steuersatz, der für
den Zeitpunkt der Leistungsausführung gilt.
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Dies führt dazu, dass bei der Endabrechnung der Steuerunterschied zwischen den
Anzahlungsrechnungen und der Schlussrechnung zu berichtigen ist.
Beispiel (übernommen vom ZDH):
Bauunternehmer B baut für den Kunden K ein Werkstattgebäude. Die Fertigstellung
(Leistungszeitpunkt) erfolgt im Januar 2021. Der Preis beträgt 150.000 Euro zuzgl.
Umsatzsteuer. B hat im Januar und im April 2020 sowie im Oktober 2020
Anzahlungen in Höhe von jeweils 30.000 Euro zuzgl. Umsatzsteuer von K
vereinnahmt.
Lösung:
Die Leistung (Bau des Werkstattgebäudes) und alle Anzahlungen unterliegt dem
19%igen Umsatzsteuersatz. Die Anzahlungen im Januar und April 2020 musste B
mit 19% versteuern. Die Anzahlung, die B im Oktober 2020 vereinnahmt, musste
er zunächst nur mit 16% versteuern.
Die Korrektur der im Oktober 2020 vereinnahmten Anzahlung – weil nunmehr auch
hierfür tatsächlich 19% Umsatzsteuer anfallen - erfolgt im Zuge der
Schlussrechnung und in der Umsatzsteuer-Voranmeldung für Januar 2021 beim
Bauunternehmer B und beim Kunden K.
Gesamtauftrag:
150.000 Euro netto + 19% USt (28.500 Euro) = 178.500 Euro brutto
abzgl. Anzahlungen (inkl. 19% USt 16.956,30 Euro) 106.200 Euro brutto
Restzahlung 72.300 Euro brutto
davon Entgelt 60.756,30 Euro
davon USt 19% 11.543,70 Euro Zum Aufbau der Schlussrechnung Anlage 1
Wir wissen, dass die Umsetzung in den einzelnen Rechnungsprogrammen sehr schwierig sein
kann. Vielleicht können Sie sich mit erläuternden Anlagen (aus Word etc.) behelfen. In der
Anlage 1 haben wir Ihnen die aus Sicht des Finanzamtes zulässigen Möglichkeiten
aufgearbeitet.
Die Finanzverwaltung beanstandet es nicht, wenn in Anzahlungsrechnungen bereits der
Steuersatz vorweggenommen wird, der dann auf die Gesamtleistung Anwendung finden wird
(BMF 30.06.2020 Tz. 9 sowie BMF 04.11.2020 Tz. 1).
Allerdings ist dies nur für die einzelne, d.h. nun zu stellende, Anzahlungsrechnung möglich.
Es ist nicht zulässig, vor dem tatsächlichen Leistungszeitpunkt (Fertigstellung) die vorherigen
Anzahlungsrechnungen auf den aktuell gültigen Steuersatz umzustellen. Dies gilt ausdrücklich
auch für den Fall sogenannter kumulierten Anzahlungsrechnungen (BMF 04.11.2020 Tz. 3).
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E. Gutscheine
1. Einzweckgutschein oder Mehrzweckgutschein?
Steht bei Ausgabe des Gutscheines der anzuwendende Steuersatz fest, weil er nicht für
verschiedene Leistungen zu unterschiedlichen Steuersätzen - damit sind nicht die zeitweisen
Steueränderungen infolge Corona gemeint (BMF 04.11.2020 Tz. 6) - eingelöst werden könnte,
dann ist es ein Einzweckgutschein.
Steht bei Ausgabe des Gutscheines der anzuwendende Steuersatz noch nicht fest, weil er für
verschiedene Leistungen zu unterschiedlichen Steuersätzen - damit sind nicht die zeitweisen
Steueränderungen infolge Corona gemeint (BMF 04.11.2020 Tz. 6) - eingelöst werden könnte,
dann ist es ein Mehrzweckgutschein.
Kein Gutschein in diesem Sinne und auch keine Lösung, um den niedrigeren Steuersatz in das
Jahr 2021 hinüber zu retten:
Der Kfz-Händler stellt für das verbindlich bestellte Fahrzeug, das erst in 2021 lieferbar
ist, noch in 2020 einen „Gutschein“ aus. Der Unterschied liegt darin, dass nicht lediglich
die Art der Leistung vereinbart ist, sondern die Leistung inhaltlich schon ganz konkret
bestimmt ist (BMF 04.11.2020 Tz. 5).
2. Einzweckgutschein
Überträgt ein Unternehmer einen Einzweck-Gutschein im eigenen Namen, gilt bereits die
Übertragung des Gutscheins als die Lieferung des Gegenstands oder die Erbringung der
sonstigen Leistung, auf die sich der Gutschein bezieht.
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Für den Steuersatz geht es demnach danach um den Zeitpunkt des Gutscheinkaufes und
dabei bleibt es auch, egal welcher Steuersatz es bei Einlösung gewesen wäre.
Ausweg: Rücknahme des Gutscheines, Erstattung des Betrages zum alten Steuersatz
3. Mehrzweckgutschein
Die Ausgabe von Mehrzweckgutscheinen ist ein reiner Tausch von Zahlungsmitteln.
Die Ausgabe stellt keine umsatzsteuerpflichtige Leistung dar; Achtung Umsatzsteuer darf auf
dem Beleg nicht ausgewiesen werden.
Bei Einlösung wird regulär die erbrachte Leistung zu dem dann gültigen Steuersatz besteuert.
Vorteil: Bei Nichteinlösung muss keine Mehrwertsteuer abgeführt werden.
TIPP: Wer nur Produkte oder Dienstleistungen zu einem einheitlichen Steuersatz anbietet,
kann oft einfach noch ein paar wenige Produkte zum anderen Steuersatz mit anbieten (Ideen:
ein paar Bücher / Reiseführer oder Packungen mit besonderem Tee / Kaffee, Schokolade für
ermäßigten Steuersatz auf dem Tresen bzw. besonderer Wein oder Bier für vollen Steuersatz).
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4. Gutscheine in der Gastronomie
Achtung, die Steuersatzänderung kann den Charakter von Gutscheinen in der Gastronomie
ändern, hier ein Beispiel:
Ein Restaurant bietet nur vor Ort Speisen und Getränke an. Die bis zum Juni 2020 verkauften
Gutscheine sind Einzweckgutscheine, denn sie können nur zum vollen Steuersatz eingelöst
werden. In der Zeit vom Juli 2020 bis Dezember 2022 verkaufte Gutscheine sind
Mehrzweckgutscheine, da die Einlösung zum Bezug von Leistung zum vollen (Getränke) oder
ermäßigten Steuersatz (Speisen) berechtigt.
Vorteil Mehrzweckgutschein: Bei Nichteinlösung wird keine Umsatzsteuer fällig.
Nachteil Mehrzweckgutschein: Bei Einlösung nach dem 31.12.2022, wird dann der nicht
mehr geminderte Umsatzsteuersatz fällig.
Die in der Zeit vom Juli 2020 bis Dezember 2022 verkauften Gutscheine können alternativ
auch als Einzweckgutschein gestaltet werden, wenn deren Einlösung entweder nur auf
Getränke oder nur auf Speisen beschränkt wird.
Vorteil Einzweckgutschein: Bei Einlösung bleibt es bei dem günstigeren Umsatzsteuersatz
vom Zeitpunkt des Gutscheinverkaufs.
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Nachteil Einzweckgutschein: Auch bei Nichteinlösung bleibt Umsatzsteuer bestehen.
IV. Diverse Einzelregelungen
A. Nichtbeanstandungsregelung im ganzen 2. Halbjahr 2020 für
Abschlagsrechnungen der Versorger
Für Strom, Gas, Wasser, Kälte, Wärme gibt es eine Nichtbeanstandungsregelung (BMF 30.06.
Tz. 37), um den Verwaltungsaufwand für Rechnungen über Abschlagszahlungen, die in der
Niedrigsteuerphase fällig werden, zu beschränken.
Diese Rechnungen müssen nicht berichtigt werden, sofern die darin ausgewiesene
Umsatzsteuer in Höhe von 19 % bzw. 7 % abgeführt wird und erst in der Endabrechnung
zutreffend abgerechnet wird. Aus Billigkeitsgründen wird es zudem nicht beanstandet, wenn
vorsteuerabzugsberechtigte Kunden aus den Abschlagsrechnungen einen Vorsteuerabzug in
Höhe von 19 % bzw. 7 % geltend machen und dieser erst auf der Grundlage der
Endabrechnung auf den richtigen Wert korrigiert wird.
B. Erstattung von Pfandbeträgen
Erstattungen von Pfandgeldern sind Korrekturen der Umsätze aus dem Verkauf. Zur
Berücksichtigung des Steuersatzwechsels gibt es eine pauschale Regelung,
Steuersatzwechsel bei der Erstattung von Pfandgeldern erst immer mit einem Zeitversatz von
drei Monaten angewendet werden (BMF 30.06.20 Tz 50).
Darauf kann aber auch verzichtet werden und alle Erstattungen von Pfandbeträgen im zweiten
Halbjahr mit 5 bzw. 16% abgerechnet werden (BMF 04.11.20 Tz. 7).
C. Jahresboni
Liegen dem Bonus Umsätze sowohl zum ermäßigten als zum vollen Steuersatz zugrunde,
dann wäre der Bonus entsprechend aufzuteilen und dann nochmal entsprechend der
unterjährig geänderten Steuersätze.
Zur Vereinfachung (BMF 04.11.20 Tz. 8) kann
der gesamte Bonus zum vollen Steuersatz abgerechnet werden und/oder
für das gesamte Kalenderjahr 2020 7 bzw. 19% zugrundegelegt werden.
Der Empfänger muss seinen Vorsteuerabzug entsprechend korrigieren.
D. selbstverbrauchter Strom
Auf die Entnahme von Strom im Jahr 2020 für außerunternehmerische Zwecke kann
ganzjährig der Steuersatz von 16% angewendet werden (BMF 04.11.20 Tz. 11).
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E. Jahresmarge Gebrauchtwarenhändler
Für An- und Verkaufartikel mit Einkaufspreisen bis zu 500 EUR kann die Jahresgesamtmarge
der Umsatzsteuer zu Grunde gelegt werden. Für diesen Fall kann in 2020 insgesamt der
Steuersatz von 16% angewendet werden (BMF 04.11.20 Tz. 17).
F. Gesamtmarge Reiseleistungen
Einschließlich 2021 ist es noch möglich die Gesamtmarge über Gruppen oder alle Reisen zu
ermitteln und zu versteuern. Für diesen Fall kann in 2020 insgesamt der Steuersatz von 16%
angewendet werden (BMF 04.11.20 Tz. 16).
G. Leistungen Gerüstbauer
Die Gesamtleistung „Gerüstbau“ wird mit Abschluss der Demontage ausgeführt, sodass der
dann gültige Steuersatz insgesamt anzusetzen ist.
Die Gesamtleistung kann mit den Bestandteilen Montage, Standzeit und Demontage nach
Nutzungszeiträumen aufgeteilt werden (BMF 04.11.20 Tz. 20). Voraussetzung hierfür ist,
dass die Leistungsbestandteile einzeln geschuldet werden. Dies richtet sich danach, ob
jeweils ein gesondertes Entgelt vereinbart ist. Laut der Verwaltungsanweisung werden
Vereinbarungen dieser Art im Allgemeinen anzunehmen sein, wenn für einzelne
Leistungsteile gesonderte Entgeltabrechnungen durchgeführt werden.
H. Wiederkehrende Leistungen
„Wiederkehrende Leistungen, die zeitpunktbezogen in regelmäßigen Abständen einmal oder
mehrmals jährlich erbracht werden, sind am Tag jeder einzelnen Leistungserbringung
ausgeführt“ (BMF 04.11.20 Tz 21).
Beispiel:
jährlicher Wartungsvertrag mit dem Vertragsinhalt, die Anlage einmal jährlich zu prüfen
Lösung:
Es liegt keine sogenannte Dauerleistung vor, da keine durchgehende Leistungsbereitschaft-
oder -erbringung vorliegt.
Der Steuersatz richtet sich nach dem Tag der Leistungserbringung (Jahreswartung).
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V. Anlage 1 Schlussrechnungen bei Steuersatzwechsel
1. Wie sieht die Schlussrechnung aus?
Die Endabrechnung inklusive einer eventuellen Anlage sollte einer der nachfolgenden
Alternativen aus der Richtlinie der Finanzverwaltung (UStAE 14.8) entsprechen.
zugrundeliegendes Beispiel:
Bauunternehmer B baut für den Kunden K ein Werkstattgebäude. Die Fertigstellung
(Leistungszeitpunkt) erfolgt im Januar 2021. Der Preis beträgt 150.000 Euro zuzgl.
Umsatzsteuer. B hat im Januar und im April 2020 sowie im Oktober 2020 Anzahlungen in
Höhe von jeweils 30.000 Euro zuzgl. Umsatzsteuer von K vereinnahmt
10.01.2020 netto 30.000 USt 19% 5.700 brutto 35.700
10.04.2020 netto 30.000 USt 19% 5.700 brutto 35.700
10.10.2020 netto 30.000 USt 16% 4.800 brutto 34.800
Summe netto 90.000 USt 16.200 brutto 106.200
Endabrechnung netto 150.000 USt 19% 28.500 brutto 178.500
Alternative 1
Absetzung der einzelnen im Voraus vereinnahmten Teilentgelte und der auf sie
entfallenden Steuerbeträge
Summe Preis Entgelt Umsatzsteuer
178.500 150.000 19% 28.500
./. Abschlagszahlungen
./.106.200 ./.90.000 ./.16.200
10.01.2020 35.700
30.000 5.700
10.04.2020 35.700
30.000 5.700
10.10.2020 34.800
30.000 4.800
Verbleibende
Restzahlung
73.200 60.000 12.300
Alternative 2:
Absetzung des Gesamtbetrags der vorausgezahlten Teilentgelte und der Summe der
darauf entfallenden Steuerbeträge
Preis Entgelt Umsatzsteuer
178.500 150.000 19% 28.500
./. Abschlagszahlungen am 10.01.,
10.04. und 10.10.2020
./.106.200 ./.90.000 ./.16.200
Verbleibende Restzahlung 72.300 60.000 12.300
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Alternative 3:
Absetzung des Gesamtbetrags der Abschlagszahlungen (Vorauszahlungen)
Entgelt insgesamt 150.000
+ Umsatzsteuer 19% 28.500
Gesamtpreis 178.500
./. Abschlagszahlungen am 10.01., 10.04. und
10.10.2020
./. 106.200
Verbleibende Restzahlung 72.300
Darin enthaltene Umsatzsteuer 12.300
In den Abschlagszahlungen enthaltene Umsatzsteuer 16.200
Alternative 4:
Verzicht auf die Angabe des auf das restliche Entgelt entfallenden Steuerbetrags
Entgelt 150.000
+ Umsatzsteuer 19% 28.500
Preis 178.500
./. Abschlagszahlungen am 10.01., 10.04. und 10.10.2020
Entgelt ./. 90.000
+ Umsatzsteuer ./. 16.200 ./. 106.200
Verbleibende Restzahlung
72.300
Alternative 5:
Die vor der Ausführung der Leistung vereinnahmten Teilentgelte und die darauf
entfallenden Steuerbeträge werden nicht vom Rechnungsbetrag abgesetzt, sondern
auf der Endrechnung zusätzlich angegeben. Auch hierbei können mehrere Voraus-
oder Anzahlungen zusammengefasst werden.
a) Angabe der einzelnen Anzahlungen Endrechnung
Entgelt 150.000
+ Umsatzsteuer 19% 28.500
Preis 178.500
Geleistete Anzahlungen:
Stand 14. Juni 2021
Umsatzsteueränderungen Seite 15 von 17
Gesamtbetrag Entgelt Umsatzsteuer
10.01.2020 35.700 30.000 5.700
10.04.2020 35.700 30.000 5.700
10.10.2020 34.800 30.000 4.800
106.200 90.000 12.300
Bitte überweisen Sie noch 72.300 EUR.
b) Angabe der Gesamt-Anzahlungen Endrechnung
Entgelt 150.000
+ Umsatzsteuer 19% 28.500
Preis 178.500
Geleistete Anzahlungen am 10.01., 10.04. und 10.10.2020:
Entgelt 90.000
+ Umsatzsteuer 16.200
Gesamtbetrag 106.200
Stand 14. Juni 2021
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Alternative 6:
Die vor der Ausführung der Leistung vereinnahmten Teilentgelte und die darauf
entfallenden Steuerbeträge werden in einem Anhang der Endrechnung aufgeführt.
Auf diesen Anhang ist in der Endrechnung ausdrücklich hinzuweisen.
Angabe der einzelnen Anzahlungen in einem Anhang zur Endrechnung
Endrechnung Nr. ........., Datum
Entgelt 150.000
+ Umsatzsteuer 19% 28.500
Preis 178.500
Die geleisteten Anzahlungen sind in der angefügten Zahlungsübersicht
zusammengestellt.
Bitte überweisen Sie noch 72.300 EUR.
Anhang der Rechnung Nr. .......vom …
Zahlungsübersicht
Gesamtbetrag Entgelt Umsatzsteuer
10.01.2020 35.700 30.000 5.700
10.04.2020 35.700 30.000 5.700
10.10.2020 34.800 30.000 4.800
106.200 90.000 16.200
Stand 14. Juni 2021
Umsatzsteueränderungen Seite 17 von 17
2. Verbuchung
Im Monat der Fertigstellung (Januar 2021) wird die gesamte Leistung zu dem Steuersatz 19%
als Umsatz eingebucht und die Versteuerung der Vorauszahlungen korrigiert.
Bilanzkonten BWA/GuV USt- Voranmeldung
Umsatz
Forderung
178.500
150.000 19% 28.500
Auflösung der erhaltenen
Anzahlungen brutto
davon
zu 19% 60.000 netto
Zu 16% 30.000 netto
./.106.200
19% ./. 11.400
16% ./. 4.800
Ggf. Minderung halb-
fertige Arbeiten bspw.
bspw../. 80.000
Restforderung
Gewinnauswirkung
Restzahlung USt
73.200
70.000
12.300
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